Kälte und Verzweiflung?
Talies lag in der Dunkelheit seines Zimmers auf dem Bett. Durch das angeklappte Fenster wehte die kalte Winterluft und spielt mit den schweren Vorhängen. Hin und wieder konnte er einen Stern durch die Lücken erkennen, welche der Wind öffnete.
Seufzend rollte Talies sich auf die Seite und blickte zur Tür. Unter dem Türspalt drang Licht aus dem Flur. >Die anderen sind wohl noch beim Essen. < Er schloss die Augen und drehte sich auf die andere Seite. Vom Fenster her wehte ein kühler Luftzug. Er streichelte über seinen nackten Oberkörper und erzeugte einen wohltuenden Schauer, der über seinen Rücken lief. Er seufzte erneut leise.
Das leise Klacken der Tür verriet ihm, dass wieder jemand sein Zimmer betrat. Er hörte Schritte auf sich zukommen, leise und zaghaft. Die Matratze verbog sich unter der Last des unerwünschten Besuchers. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, warm und sehr vorsichtig. >>Talies? Bist du wach? <<, flüsterte jemand leise. Talies öffnete die Augen und setzte sich auf.
>>Was ist? <<, fragte er.
>>Wir haben dir etwas vom Abendessen übergelassen. <<
Jetzt erkannte er den Besucher. Es war Merid, einer seiner Mitbewohner. Talies konnte ihn undeutlich im hereinfallenden Licht erkennen. Trotzdem leuchteten seine meerblauen Augen.
Sie sahen ihn durchdringend an. Als ob er direkt in seine Seele sehen könne.
Talies wendete den Blick ab. >>Ich habe keinen Hunger...<<
>>Das ist mir egal! Du wirst jetzt mitkommen und etwas essen oder ich schleife dich an den Haaren hier raus! <<
>>Ich habe aber keinen Hunger. <<, versuchte er schwach zu protestieren.
>>Du hockst hier jetzt schon seid Tagen drinnen... so kennen wir dich gar nicht... sonst hüpfst du doch immer herum. <<
Talies schwieg. Wenn er Merid sagen würde, wieso er so ist, würde er ihn, Talies, nie wieder ansehen.
Plötzlich umfasste Merid sein Gesicht mit beiden Händen und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. >>Was ist los mit dir? <<
Talies war den Tränen nahe. Wieso konnte er es ihm einfach nicht sagen? Er würde es bestimmt für eine kleine Spinnerei halten. Talies war immerhin erst sechzehn und Merid drei Jahre älter...
Talies wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihn eine wundervolle Wärme umfing. Merid hatte ihn in seine Arme geschlossen.
>>Komm schon... du brauchst es mir ja nicht zu sagen, aber ich möchte, dass du aufhörst dich in dein dunkles, kaltes Zimmer zurück zuziehen. <<
Schwach nickte Talies. Ohne ein weiteres Wort entzog Merid ihn der Wärme und ging zum Fenster. Er warf die Vorhänge zur Seite und schloss das Fenster. Dann ging er zur Tür und drehte sich noch einmal lächelnd zu ihm um. Dann schloss er auch diese hinter sich und hinterließ nur noch eine schwache Erinnerung in dem Zimmer.
Fünf Minuten später betrat Talies das Wohnzimmer. Er hatte sich ein weißes Shirt übergezogen, fröstelte jedoch trotzdem. Eilig ging er auf die Kochnische zu. Niemand war da. Er war alleine. Das passte ihm gerade recht. Er wollte jetzt nicht angestarrt werden und mit Fragen gelöchert werden. Gerade hatte er dies gedacht, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Erschrocken drehte er sich um.
Myrrima, seine ältere Schwester grinste ihn an.
>>Na? Hast du dich aus deinem Loch getraut? <<, fragte sie immer noch grinsend.
Murrend drehte Talies sich wieder um und machte sich über das Essen her, das für ihn übergelassen wurde. Kalte Spagetti schmeckten zwar nicht so berauschend, aber er hatte keine Lust sie warm zu machen. Myrrima setzte sich auf den Hocker neben ihn.
>>Was hat dich denn aus der Höhle getrieben? <<, fragte sie nun etwas ernster.
Er brummte etwas Unverständliches zur Antwort, aus dem man nur das Wort >getröstet< heraushören konnte.
>>Also doch! <<, rief sie triumphierend aus. >>Merid hat also doch etwas bewirken können. Ich wusste es. <<
Mit einem Blick der Sorte Was-geht-dich-das-an antwortete er ihr.
Talies schlang die restlichen Nudeln runter und stand dann auf. Er tappte in Richtung Bad. Myrrima folgte ihm ungebeten.
>>Falls du Merid suchst. Er ist nebenan bei Tony, Roran und Kym. Und so mal unter uns... Roran ist fast verrückt geworden vor Sorge. <<
>>Er ist doch schon verrückt. Da brauch er es nicht mehr zu werden. <<
>>Hey! Nur weil man bi ist ist man doch nicht verrückt! <<
Talies schwieg. Irgendwie war er erleichtert über diese Worte. Seine Gedanken schienen sich in seinem Gesicht gespiegelt zu haben, denn Myrrima sah ihn jetzt wissen an.
Murrend ging er ins Bad hinein und schlug ihr die Tür vor der Nase zu.
>>Ich bin dann drüben! Komm doch auch vorbei. <<, klang ihre Stimme durch die Tür zu ihn durch. Dann verklangen ihre Schritte und kurz darauf war die Wohnungstür zu hören.
Schweigend ging er zum Spiegel. Es überraschte ihn nicht was er sah. Seine Augen waren gerötet und verquollen. Kein Wunder, dachte er. Ich habe immerhin die ganze Zeit geheult... warum auch immer. Das rot jedoch hob nur noch die Farbe seiner Augen hervor. Es war, als würde man in einen Smaragd sehen.
Die Farbe seiner Haut hatte auch gelitten. Roran würde jetzt wohl sagen, dass er eine gesunde Kellerbräune angenommen habe. Talies lachte gezwungen.
Roran... nur wegen ihm machte er das alles durch. Er hatte ihn mit den ganzen Zweideutigkeiten verwirrt!
Seufzend riss er sich von seinem Spiegelbild los und zog sich das Shirt über dem Kopf.
Er schmiss es über den Rand des Waschbeckens und machte sich daran unter die Dusche zu steigen.
In der Nachbar-WG saßen alle anderen zusammen.
Alle verstummten, als Myrimma eintrat.Sie lächelte den anderen zu und setzte sich neben Roran, gegenüber von Merid. Dieser sah sie mit viel Sorge im Blick an. >>Wie geht es ihm? Ist er aus seinem Zimmer rausgekommen?<<
>>Ja<<, sagte sie. >>Und ich bin dem Grund ziemlich nah gekommen, warum er so ist... <<, sagte sie und sah dabei Merid vielsagend an.
Er runzelte nur die Stirn, sagte aber nichts darauf.
Schweigend saßen sie beisamen und warteten auf Talies.
So... das war mein erstes kapi von meiner ersten FF!!! ich bitte darum, mir verbesserungsvorschläge zu senden ^^°
chu chu da Lan-chan ^^
