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Bruderstreit

Harry x ?
von

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Trost und Gerüchte

Und mal ein Doppelkappi...nur für euch...*g*
 

@Real_Kralle: Das wird später erklärt...noch etwas Geduld!
 

VI. Trost
 

Irgendwann hatte sich Jeremy wieder etwas beruhigt und da Hagrid den bemitleidenswerten Vogel mit Rons Hilfe fortgebracht hatte, fand der junge Mann seine Fassung auch einiger Maßen wieder. Während Harry seinen Freund ins Schloss und in den Gryffindor-Turm schaffte, sahen ihre beiden Begleiter auch davon ab, irgendwelche Fragen zu stellen. Harry wusste, dass er so schnell wie möglich mit Dumbledore sprechen musste, um zu erklären, was das alles sollte - zumindest, soweit er es selbst wusste - zumal er und Ron ja auch gegen das Verbot den verwunschenen Wald betreffend verstoßen hatten, doch er wollte Jer jetzt nicht allein lassen. Ron würde das schon regeln und alles andere konnte warten.
 

Harry half dem noch immer etwas zitternde Jeremy aus den Wintersachen und zog sich ebenfalls Jacke und Umhang aus. Dann setzten sie sich in die weichen Sessel nahe des Feuers und Schweigen senkte sich über sie beide. Harry hätte Jer auch in dessen Zimmer bringen können, doch erstens war der Gemeinschaftsraum gemütlicher und da eigentlich noch Unterricht war, würden sie auch allein sein und zweitens wollte Harry nicht, dass sich Jer in seine Einsamkeit zurückzog. Der bebrillte Junge wusste, dass sie über das reden mussten, was heute und in Jers Vergangenheit geschehen war. Es war weniger Neugierde als echte Besorgnis. Wenn er nicht wusste, was seinen Freund so mit Furcht erfüllte, konnte er ihm auch nicht helfen.
 

Jeremy schaute traurig aber auch ruhiger in die Flammen. Er wusste, was Harry von ihm erwartete, aber er glaubte nicht, dass er das konnte. Diese Erinnerung war zu beängstigend und zu schmerzhaft und außerdem fürchtete er sich davor, das seinem Freund zu erzählen. Was, wenn Harry ihn dann wegen seiner Schwäche verachtete? Jeremy wusste, dass er es nicht ertragen könnte, Verachtung in Harrys Augen zu sehen, wenn er ihn ansah - oder Mitleid. Lieber schwieg er. Es war sowieso sein Kampf.
 

Doch Harry wollte Jer nicht mit Schweigen davon kommen lassen und da er merkte, dass der andere nicht von selbst beginnen würde, richtete er eine Frage an ihn:
 

"Das war ein Zeichen von Damian, nicht wahr?" Es war fast nur ein Flüstern, doch Jeremys Reaktion war wie bei einem Schrei. Sein Kopf fuhr herum und er blickte den jungen Mann mit der Narbe aus weit aufgerissenen Augen erschrocken und ängstlich an.
 

"Woher....?" Seine Lippen bewegten sich kaum, doch Harry verstand ihn. Beruhigend legte er eine Hand auf den Arm des Mannes neben sich und lächelte leicht und ein wenig gequält.
 

"Weißt du, immer wenn ich intensiv an dich denke, scheint es, als würdest du mich hören und zu mir kommen. Oder manchmal habe ich das Gefühl, dass du mich rufst und wenn ich dann zu dir komme, bist du nicht überrascht mich zu sehen..." Harry blickte Jer sanft in die dunklen Augen, in denen noch immer ein paar Tränen glitzerten.
 

"So geht es mir auch. Wie eine Verbindung..." Jers Stimme war noch immer nicht mehr als ein Flüstern, aber Harry glaubte auch wieder ein wenig mehr Wärme in ihr zu erkennen - nicht mehr nur Angst. Und es überraschte ihn nicht, dass Jer ähnlich empfand wie er.
 

"Erinnerst du dich, wie ich dich am Anfang Jerry nannte, und du mir sagtest, dass dein Bruder dich immer so nannte?", Jers Zusammenzucken war Antwort genug, "Heut in Wahrsagen hab ich plötzlich ein Flüstern gehört und da derjenige dich Jerry nannte, konnte es nur Damian sein. Und dann war da diese Bedrohung, die ich gespürt habe...ich denke, da ich wegen Wahrsagen so konzentriert war, war die Verbindung noch deutlicher als sonst - he, Wahrsagen war auch mal zu was gut!"
 

Harrys versuchter Scherz lockte bei beiden nur ein müdes Grinsen hervor.
 

"Na jedenfalls wusste ich, dass irgendwas nicht stimmte und dass es mit deinem Bruder zu tun hat und da bin ich losgerannt und hab dich gefunden, weil ich irgendwie wusste, wo du warst. Und du warst so geschockt und verängstigt ... was hat der tote Vogel zu bedeuten, Jer? An was erinnert er dich?" Vorsichtig hatte Harry diese Fragen gestellt. Entweder würde Jer ihm jetzt antworten, oder er würde es nie erfahren. Der junge Mann wusste, dass er seinen Freund nicht zu einer Antwort zwingen konnte und wollte. Doch das Jer so lange schwieg, machte ihm ein wenig Hoffnung. Es war, als würde er den inneren Kampf des Mannes sehen.
 

"Harry, ich...." mit verkrampften Händen saß Jer da und starrte in die Flammen des Kaminfeuers. Er wollte es ihm so gern erzählen, sich ihm anvertrauen und Trost suchen. Harry war der einzige, der ihn verstehen und ihm Mut machen konnte, aber .....
 

"Harry, ich kann nicht.....ich würde ja ...aber ich kann es dir nicht sagen. Es ist einfach...es tut weh daran zu denken und das wusste Damian, als er mir dieses ... Zeichen schickte. Wie gern würde ich mit dir reden, vielleicht würdest du es verstehen, aber .... es tut mir leid .... es geht nicht...." Plötzlich legte sich eine warme Hand auf seine Schulter und als Jer unter unterdrückten Tränen aufblickte, sah er die Wärme in Harrys smaragdgrünen Augen, welcher vor ihm hockte und ihn sanft anschaute.
 

"Es ist in Ordnung. Du musst nicht reden, ok! Ich werde dich zu nichts zwingen und warten, bis du mit mir redest. Aber versprich mir eins. Zweifle nie an mir. Es kommt mir vor, als wärst du ein Teil von mir, als würde ich dich so gut kennen, wie mich selbst. Ich werde dir immer helfen und dich immer unterstützen, egal was passiert und egal was vorher in deinem Leben war. Erzähl es mir irgendwann, wenn du denkst, dass du es kannst, ja?"
 

Jeremy nickte erleichtert und doch traurig. Erleichtert, weil er es Harry nicht erzählen musste und sich damit in allen Einzelheiten daran erinnern musste und traurig, weil nun etwas zwischen ihnen stand, obwohl er die Möglichkeit hätte, es zu beseitigen - aber er hatte nicht den Mut dazu. Harry umarmte den jungen Mann auf dem Sessel sanft und setzte sich dann wieder. Er würde heute nicht mehr zum Unterricht gehen. Jer brauchte wenn schon nicht seine Hilfe, so doch seine Nähe. Er musste wissen, dass er nicht allein war und einen Freund hatte, der auch ohne Wissen zu ihm hielt.
 

********
 

Am späten Nachmittag kamen Ron und einige andere Gryffindors in den Raum und störten die Stille, die die beiden Männer bis dahin genossen hatten. Doch Jer hatte sich wieder einiger Maßen im Griff und da ihn niemand auf den Mittag ansprach - Ron hatte nichts über die Lichtung erzählt und die anderen wussten nur, dass Harry plötzlich von Wahrsagen weggerannt war und Jer im Wald gefunden hatte - konnte er auch einfach so in seinem Sessel sitzen bleiben und den anderen bei ihren Unterhaltungen zuhören. Jeremy wusste selbst, dass er noch nicht bereit war, in sein einsames Zimmer zurückzukehren, weil da die Erinnerungen zurück kommen würden. Deshalb blieb er, wo er war, auch als Harry ging.
 

Dieser sagte Hermine, die er vor der dicken Dame traf, nur, dass er zu Dumbledore müsse und eilte dann davon. Er musste wenigstens einiges erklären, wenn er auch noch immer nicht wusste, was Jer so viel Angst machte.
 

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und da das n bissl arg kurz war, geich noch das 7. hinterher, aber langsam komm ich auf die Spur des Fliehenden. *spurenles*
 

VII. Gerüchte
 

Jeremy und Harry waren beide noch etwas bedrückt, als es Zeit zum Abendessen war, doch am Ende schafften es Ron und Hermine doch, ihre Freunde wieder etwas aufzuheitern. Beide wussten nicht so recht, was hier eigentlich los war, aber sie sagten sich, dass das wahrscheinlich auch die beiden Jungs nicht wussten. Jer leistete den drein noch ein wenig Gesellschaft und half Ron bei seinen Hausaufgaben - Hermine weigerte sich noch immer, Ron abschreiben zu lassen - und Harry brachte den jungen Mann dann noch in sein Zimmer.
 

An der Tür verabschiedeten sie sich, wie schon so oft und Jer überraschte Harry mit einer warmen Umarmung. Dann schob er Harry etwas von sich und blickte ihm fest in die Augen.
 

"Danke! Irgendwann revanchiere ich mich für dein Vertrauen, versprochen. Ich weiß nicht, warum du nicht in mich dringst, wie es jeder andere tun würde, aber ich bin dir dankbar dafür. Ich komm auf dein Angebot zurück und erzähl dir alles - irgendwann."
 

Harry lächelte ihn verschmitzt an. "Das ist ein wirklich ernsthaftes Versprechen, denk dran. Du wirst das auch halten müssen, also kannst du dich nicht mehr rausreden." Dann umarmte er seinerseits Jer und blickte ihn an, als wolle er noch etwas hinzufügen. Doch er schien es sich anders zu überlegen, denn er wünschte Jer nur noch eine gute Nacht und ging dann zum Gryffindor-Turm zurück. Den Schatten, der sich davon schlich, bemerkte er nicht.
 

******
 

Als Harry in seinem Bett lag, überlegte er, warum es ihm so wichtig war, Jer zu verstehen und ihm zu helfen ... warum Jer ihm so wichtig war. Doch der junge Mann mit der Narbe auf der Stirn fand keine Antwort auf diese Frage. Er mochte Jer sehr und manchmal hatte er das Gefühl, dass da noch mehr war, doch er wusste nicht was und ob es richtig war. Sein letzter Gedanke galt Jer und dem angenehmen Gefühl, ihn im Arm zu halten, bevor er ins Land der Träume driftete.
 

Jer hatte keinen so guten Schlaf, das wusste Harry sofort, als er erwachte. Draußen war es noch dunkel und das Schloss lag still in der Nacht. Harry fand keinen Grund, warum er aufgewacht war, bis seine Gedanken zu Jer zurückkehrten. Plötzlich wusste er, was ihn aus seinen angenehmen Träumen gerissen hatte. Leise aber eilig setzte Harry sich auf und beugte sich unter sein Bett. Die Jahre hier auf der Magierschule hatten ihn gelehrt, dass er den magischen Umhang seines Vaters nicht weit wegräumen brauchte und so zog er ihn aus dem Koffer unter dem Bett hervor und warf ihn sich über. Harry wollte sich nicht von Mr. Filch oder seiner Katze Mrs. Norris erwischen lassen, schon gar nicht, wenn ihn nicht mehr als eine Ahnung auf den Gang trieb. Vorsichtig schlich sich Harry barfuss durch die Gänge und blieb lauschend vor Jers Zimmer auf den kalten Steinen stehen. Im Schloss regte sich noch nichts und auch aus dem Raum vor ihm drang kein Laut. Hatte er sich geirrt? Dann hörte er plötzlich ein leises Schluchzen und nun wusste er, dass er tatsächlich wieder Jers Gefühle über die seltsame Verbindung zwischen ihnen gespürt hatte. Lautlos öffnete Harry die Tür und schlüpfte in das Zimmer.
 

Sofort legte er den Mantel ab, um Jeremy mit seiner Unsichtbarkeit nicht zu erschrecken, doch die Vorsicht war unbegründet. Der schwarzhaarige war noch immer in seinen Alpträumen gefangen und warf sich wie damals im Krankentrakt unruhig auf seinem Bett hin und her. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, er war fast so blass wie die Laken und ab und zu stöhnte er leise und seine Lippen formten Worte, die nur als unverständliches Murmeln endeten. Mitleidig setzte Harry sich auf das Bett neben Jeremy und strich ihm mit der Rechten sanft über die kalte Stirn. Wenn er es nicht besser wüsste, würde Harry sagen, Jer hätte Fieber statt Alpträume. Der junge Mann konnte die Qual seines Freundes nicht mit ansehen, und da es heute keine Schlafmittel verhinderten, schüttelte er Jer vorsichtig aber entschlossen an der Schulter. Es dauerte auch nur wenige Sekunden, bis Jeremy mit einem erstickten Keuchen die Augen aufschlug und sich gehetzt im Zimmer nach einer Gefahr umblickte. Dann richteten sich seine Augen auf Harry und ein wenig Verwunderung machte sich in ihnen breit. Doch der 20- jährige fasste sich schnell wieder und lächelte Harry dankbar an, bevor er sich zurück in die nassen Kissen sinken ließ.
 

"Ich dachte mir, du hättest vielleicht gern ein bisschen Gesellschaft." stellte der bebrillte Junge fest und machte sich daran, einen Stuhl heranzuziehen. Doch Jer hielt ihn am Arm fest. Dann bemerkte er, was er gerade im Begriff war zu tun und schaute verlegen zu Boden, während sich seine Wangen leicht rot verfärbten. Trotzdem sagte er: "Du kannst auch ins Bett kommen."
 

Harry war etwas verblüfft, lächelte dann aber leicht und kroch dankbar unter die warme Decke. Selbst mit Magie war das Schulgebäude im Winter und besonders in den Nächten recht kühl und er war auch noch über die kalten Steine der Gänge geschlichen. Also machten sie es sich in dem Bett so bequem wie möglich ohne sich zu nahe zu kommen, doch da die Liegestatt nur für eine Person gedacht war, gestaltete sich das Unterfangen etwas schwierig. Verlegen blickten sich die beiden an, doch dann legte Jer entschlossen seinen Arm um Harry und zog den anderen an sich. Auch der Besucher verlor langsam seine Scheu, zumal es sich einfach gut anfühlte so nah bei Jer zu liegen. So kuschelten sich die beiden enger zusammen und blieben dann still in der Wärme der Decke und des anderen liegen. Harry wusste, dass es keinen Sinn hatte, Jer nach den Träumen zu fragen. Er würde ihm genauso wenig antworten, wie am Abend zuvor. Also genoss er einfach nur den Geruch von Jers Haar und hörte dessen beruhigendem Herzschlag zu, während sie sich gegenseitig hielten und Geborgenheit schenkten. Nach der anfänglichen Verlegenheit über das was sie da taten, fühlte es sich nun für beide richtig und selbstverständlich an. Sie genossen einfach ihre Nähe und Jer vergaß allmählich auch seine beängstigenden Träume. Irgendwann übermannte der Schlaf die beiden Schweigenden und es war ein ruhiger Schlaf, der sie ohne Sorgen am nächsten Morgen wieder verließ.
 

Jer spürte als erstes nachdem er die Augen aufgeschlagen hatte das warme Gewicht auf seiner Brust. Zuerst war er verwirt, doch dann erinnerte er sich, dass Harry in der Nacht gekommen war und ein sanftes Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus. Vorsichtig, um den anderen nicht zu wecken, hob er den Kopf und blickte an sich herunter. Der junge Mann mit der Narbe lag noch immer an ihn gekuschelt mit dem Kopf auf Jers Brust und mit einem Arm um die Taille des anderen geschlungen unter der warmen Decke. Sein Gesichtsausdruck war entspannt und absolut friedlich - wie ein Engel. Jeremy lehnte sich wieder zurück in die Kissen und genoss die Ruhe und Geborgenheit, die er empfand. Doch er wagte nicht, in sich hinein zu lauschen, weil er fürchtete, dort Dinge zu finden, die ihn an etwas erinnerten, an was er nicht erinnert werden wollte. Das hier hatte er schon einmal erlebt und weil er zu sehr auf seine Gefühle gehört hatte, war er so sehr verletzt worden. Er wusste nicht, ob er die Kraft hatte, es erneut zu versuchen und vielleicht erneut alles zu verlieren. Damian.... Entschlossen verdrängte er den Gedanken und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Harry zu. So leid es ihm tat, dessen friedlichen Schlummer zu stören, wusste Jer doch, dass es Zeit war, aufzustehen, wollten sie rechtzeitig zum zweiten Quidditch-Spiel der Saison kommen. Also strich er sanft über das schwarze Haar des jungen Mannes und beobachtete amüsiert, wie Harry erschrocken hochfuhr und ihn dann aus verschlafenen Augen anblinzelte.
 

"Morgen Schlafmütze. Zeit zum Aufstehen." Noch immer sah sich Jer mit einem verwirrten Harry konfrontiert, bis dieser endgültig und mit einem Schlag wach wurde - und die Situation erkannte, in der sie beide steckten. Hochrot fuhr der Junge mit der Narbe zurück und tastete auf dem Nachttisch nach seiner Brille.
 

"Ich .... entschuldige, ich muss eingeschlafen sein...ich, das wollte ich nicht.", stammelte Harry verlegen und verließ eilig das Bett.
 

Noch immer amüsiert schüttelte Jeremy den Kopf und setzte sich ebenfalls auf. "Das macht doch nichts. Aber ich denke, du solltest in den Turm zurück, bevor sich die anderen fragen können, wo du steckst."
 

Harry nickte zustimmend, und wollte sich schon den Mantel für die Unsichtbarkeit überwerfen, überlegte es sich dann aber anders. Sollte wirklich schon jemand im Gryffindor-Turm wach sein, konnte er schlecht erklären, warum sich das Bild der dicken Dame ohne Grund öffnete. Lieber ging er offiziell und sichtbar durch die Gegend und erzählte, dass er frische Luft schnappen war. Bevor er ging, drehte er sich jedoch noch einmal zu dem im Bett sitzenden Jeremy um und fragte unsicher: "Hat...hat es dich gestört, dass ich da war?"
 

Jer schüttelte halb belustigt, halb ernst den Kopf und meinte beruhigend: "Im Gegenteil, ich bin froh, dass du gekommen bist. Ohne dich hätte ich wohl keine Ruhe gefunden."
 

Zufrieden öffnete der bebrillte Mann die Tür und schlich leise, den Umhang in der Hand über die Gänge zum Turm. Wieder bemerkte er die Person nicht, die ihn - mehr durch Zufall - beobachtete, da er viel zu sehr auf die Geräusche aus dem Turm achtete. Doch im Gemeinschaftsraum war noch niemand und so zog er sich eilig an und ging dann in den großen Saal um auf die anderen aus seiner Mannschaft zu warten. Das leise Bedauern, was er empfand, seit er Jeremy verlassen hatte, ignorierte Harry geflissentlich.
 

*****
 

Das Quidditch-Spiel war dieses Mal nicht so gut gelaufen, wie das erste im Herbst. Slytherin war ein starker Gegner gewesen und der Schnee und die Kälte hatten ihr übriges getan. Gryffindor hatte zwar gewonnen, weil Harry den Schnatz vor Malfoy erwischt hatte, doch Slytherin war zuvor so gut - oder so unfair - gewesen, dass Gryffindor letztendlich nur mit 50 Punkten mehr gewonnen hatte. Eine Stunde Zaubertränke bei einem schlecht gelaunten Snape und diese Punkte waren auch weg.
 

Harry war vielleicht der einzige der Gryffindors der noch in halbwegs guter Stimmung war und das lag nicht an seinem Erfolg als Sucher, sondern an Jeremys Anwesenheit und seiner offensichtlich besseren Laune. Die gemeinsame Nacht hatte scheinbar ihnen beiden gut getan. Irgendwann gelang es ihm und Jer auch Ron und Hermine aus ihrer Trübsalstimmung zu reißen und die vier brachten einige der Gryffindors am Sonntag sogar zu einer Schneeballschlacht.
 

Doch ab Montag hatte Harry weniger zu lachen. Die Schule war eigentlich ganz normal und Jer war wieder mit Hagrid unterwegs, doch aus irgendeinem Grund herrschte eine seltsame Atmosphäre in Hogwarts. Und Harry kannte sie zur Genüge. Wie die Schüler ihn anschauten und hinter seinem Rücken tuschelten oder ihm schweigend aus dem Weg gingen, das erinnerte ihn an sein zweites Jahr. Damals beschuldigte man Harry, der Erbe Voldemorts zu sein, da er Parselmund beherrschte und alle gingen ihm aus dem Weg, weil sie ihn für die Angriffe auf die Schüler verantwortlich machten. Ab Montag nach dem Spiel gegen Slytherin herrschte um den berühmten Jungen wieder exakt die gleiche Stimmung. Harry wusste nicht, ob Ron und Hermine es auch bemerkt hatten, aber er nahm sich vor, zum Mittagessen mit ihnen darüber zu reden. Er fragte sich, wessen er nun schon wieder beschuldigt wurde, dass ihn alle mieden. Und er fragte sich, wer dieses Gerücht nun wieder in die Welt gesetzt hatte. Vielleicht wussten seine beiden Freunde, die er am Vormittag wegen des verschiedenen Unterrichts nur selten gesehen hatte, mehr darüber. Doch Harry kam nicht dazu, Fragen zu stellen und sich Gewissheit zu verschaffen. Wissen erlangte er auf ganz anderem Weg und durch die Person, von der er es am wenigsten erwartete.
 

"He, Potter! Suchst du deinen Geliebten?" Stille folgte auf Malfoys Ruf und die Schüler, die in ihrer Nähe auf dem Gang standen, hielten gespannt den Atem an und blickten zwischen dem Blonden und dem schwarzhaarigen hin und her. Harry spürte, wie sich Ron neben ihm anspannte, doch er drehte sich nicht um und lief einfach weiter, als hätte er es nicht gehört. Der junge Mann wusste noch nicht so recht, ob Draco wirklich das meinte, was er in den Satz hineininterpretierte, aber er wollte nur schnell weg und nicht herausfinden, welches Gerücht alle so feindselig hatte werden lassen.
 

Ron folgte ihm verwirrt in Richtung großen Saal, wo sie sich mit Hermine treffen wollten. Warum ignorierte Harry den Slytherin einfach?
 

Diesem gefiel das offenbar auch nicht, denn er rief den beiden Freunden laut hinterher: "Ich hab dich bei ihm gesehen, Potter! Hast dich heut früh aus seinem Zimmer geschlichen, nur im Schlafzeug. Und gestern Abend habt ihr euch umarmt. Denkst du, ich bin blind? Der große Harry Potter, der Gute, der nichts böses tut, liebt einen Kerl. Hat es Spaß gemacht mit ihm zu ...."
 

Jetzt wurde es Ron zuviel und da Harry ja offensichtlich nichts gegen diesen Kerl unternahm, beschloss der rothaarige Junge, seinen Freund zu verteidigen. Also fuhr er herum und wollte Malfoy anfahren, doch Harry hielt ihn zurück. Verneinend schüttelte sein Freund den Kopf und wandte sich mit einem letzten undefinierbaren Blick zu Draco wieder dem Saal zu.
 

Malfoy schwieg jetzt zwar, doch Ron war sich der hämischen Blicke hinter sich bewusst und er sträubte sich in Harrys Griff, der seinen Arm hielt und ihn so vorwärts zwang.
 

"Wieso lässt du ihm das durchgehen? Warum tust du nichts dagegen?" brauste er auf.
 

Doch Harry blieb ruhig: "Lass ihn. Er will doch nur, dass wir uns aufregen..."
 

"Ja und ich will auch, dass wir uns aufregen. Verdammt Harry, wenn Malfoy nicht mal ne kräftige Abreibung bekommt, denkt er noch, wir lassen uns das gefallen und er erzählt weiter solche Lügen."
 

Ungerührt meinte der bebrillte Junge nur: "Beim nächsten Mal, OK?"
 

Verblüfft ließ sich Ron ohne Gegenwehr weiterziehen. Das konnte sein Freund doch nicht ernst meinen. Der Slytherin hatte ihn gerade beschuldigt schwul zu sein und soweit Ron das an diesem Morgen gesehen hatte, glaubten ihm die anderen Schüler und begannen schon Harry zu meiden. Wenn sich sein berühmter Freund nicht wehrte, dachten die anderen doch, dass es stimmte. Wollte Harry das auf sich sitzen lassen? Was war eigentlich hier los? Klar verbrachten Jer und Harry auffallend viel Zeit miteinander und Ron und Hermine hatten sich gefreut, dass ihr bester Freund nun endlich jemanden hatte, damit er sich eben nicht mehr so überflüssig neben ihnen vorkam. Aber das war doch noch kein Grund, sich gegen so einen Vorwurf nicht zu wehren. Vor allem von Malfoy! Ron verstand seinen Freund nicht mehr.
 

Harry war ebenso verblüfft, wie Ron, doch er zeigte es nicht. Jetzt wusste er, was sie ihm alle vorwarfen, doch er verstand sie nicht. Warum waren sie wegen diesem Gerücht plötzlich so abweisend? Der junge Mann mit der Narbe hielt sich nicht lange mit Essen auf und antwortete Ron und Hermine nur selten auf ihre Fragen, so sehr war er in Gedanken versunken. Er ließ seine Freunde im Saal zurück und beachtete die Blicke der anderen Hogwarts-Schüler nicht, als er sich auf dem Weg zu seinem Lieblingsplatz machte. Wenn Ron und Hermine zu sehr miteinander beschäftigt waren, hatte er sich immer hier nach oben auf das Dach des Gryffindor-Turmes verzogen und er hatte auch Jer oft mit hier hinauf genommen. Von hier oben wurde man von keinem gesehen, konnte aber alles beobachten und hatte Gelegenheit zum Nachdenken.
 

Er mochte Jer, kein Zweifel und ja, er hatte ihn umarmt und er hatte das Gefühl genossen. Konnte es das sein, was Draco andeutete, als er Jer seinen Geliebten nannte? Konnte es sein, dass der Slytherin recht hatte? Sie waren doch nur gute Freunde, oder? Andererseits war da diese Verbindung zwischen ihnen, die sie immer wissen ließ, wann der andere Hilfe brauchte oder in Gefahr war oder einfach nur an ihn dachte. War das zwischen normalen Freunden so? Oder war das ein Zeichen von starken Gefühlen? Liebe? Liebte er Jer? Verwirrt rutschte Harry an der kalten Mauer zu Boden, schlang die Arme um die Knie und ignorierte den Schnee. Stimmten die Gerüchte? Was sprach denn dagegen? Er hatte keine Freundin, verbrachte viel Zeit mit Jeremy und sah jeden Tag seine beiden anderen Freunde miteinander turteln. Sehnte er sich so sehr nach jemand anderem? Und die Wärme, die er in Jers Nähe empfand, war das Liebe?
 

Wieviel hätte Harry jetzt darum gegeben, seine Mutter um Rat zu bitten. Wäre sie hier, hätte sie ihm sicher helfen können. Was, wenn es stimmte? Was, wenn er tatsächlich in Jer verliebt war, wenn er einen Jungen liebte? Wenn er an die Gefühle dachte, die er empfunden hatte, als er mit Jer ein Bett geteilt hatte, war er sich fast sicher, ihn zu lieben. Doch die Schüler, selbst Ron und Hermine schienen das nicht besonders richtig zu finden. Ron hatte nicht nur so empört reagiert, weil die Anschuldigung von Malfoy kam, sondern auch wegen der Behauptung selbst. Wenn er wirklich einen Jungen liebte, wie konnten ihn seine Freunde dann noch akzeptieren, wo sie so etwas doch offensichtlich nicht gut hießen.
 

Die anderen Schüler waren ihm egal. Sie hatten ihn schon oft für etwas verurteilt, was er nicht getan hatte und noch öfter hatten sie ihm vergeben. Sie waren so wankelmütig wie ein Blatt im Wind. Was am günstigsten war, wurde ausgenutzt. Sollten sie von ihm doch denken, was sie wollten. Aber Ron und Hermine waren ihm nicht egal. Je länger Harry darüber nachdachte, desto sicherer war er, das Dracos Behauptung stimmte. Ja, er liebte Jer. Deshalb hatte er ihm von Anfang an vertraut und deshalb genoss er seine Gegenwart so. Jer schien es ähnlich zu gehen, doch was war, wenn er Harrys Gefühle trotzdem nicht erwiderte? Oder Harry war einfach zu verwirrt und er irrte sich selbst im Bezug auf seine eigenen Gefühle.
 

"Ach, verdammt....." Leise fluchend bettete der Junge den Kopf auf die Knie.
 

Das brachte alles nichts. Da waren so viele Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Aber wollte er sein Selbstvertrauen zurückgewinnen, musste er Gewissheit haben. Entschlossen erhob sich der junge Mann und stieg die Treppe herab. Er wusste, was zu tun war.
 

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OK irgendwie schnulzig oder zu tiefgründig, je nachdem wie man das sieht.....aber irgendwie ist das die Angewohnheit dieser Geschichte Abgänge von der Bühne zu finden, die ich im ersten Moment nur mit Wow bezeichnen kann, bis mir bewusst wird, dass die Story schon wieder die falsche Tür genommen hat. Ihr glaubt gar nicht wie schwer es ist, dann ständig Löcher in die Wand zu schlagen, um doch noch in den Raum zu kommen, in den ich anfangs mit der Story wollte. *seufz* Na ja, danke an alle, die noch nicht die Geduld verloren haben.
 

*knuddel* CU Fly



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kralle
2006-09-02T09:13:54+00:00 02.09.2006 11:13
hi!
irgendwie bin ich zwischendruch auf den gedanken gekommen, dass jer was mit damian hatte - ich bin wohl eindeutig noch nicht richtig wach^^

mfg

Kralle


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