Zum Inhalt der Seite

Bonnie & Clyde

Die Story über Bonnie und Clyde
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tür zur Traumwelt

Tür zur Traumwelt
 

Bonnie konnte bis jetzt es noch nicht fassen. Der junge Mann, der gerade für sie das Juweliergeschäft ausraubt hatte, imponierte ihr immer mehr. Er verkörperte immer mehr für sie, die Freiheit und das Abenteuer, was sie sich immer vorgestellt hatte. Clyde und Bonnie fuhren gemeinsam den ganzen Tag durch irgendwelche Landstraßen. Die Fenster vom Auto waren offen und der Fahrtwind wehte durch Bonnies blonde Haare. Genüsslich schloss sie die Augen und ließ sich immer weiter von ihrem verhassten Alltagsleben entführen. Noch nie hatte sie sich so frei gefühlt. Eigentlich war nur das Summen des Motors vom Auto zu hören.

Bonnie war sich am Abend sicher, dass Clyde ihr Märchenprinz war. Er war ihr Fenster zu einer Welt, in der sie schon immer gehören wollte. Doch der Traum von einem Märchen wurde bald etwas getrübt. Clyde fuhr wieder zurück nach Dallas. Erschreckt sah sich Bonnie um. Er würde sie doch jetzt nicht verlassen und seines Weges gehen! Sie wollte bei ihm bleiben und jeden Tag mit ihm einfach auf den Horizont zufahren! Den Sonnenauf- und Sonnenuntergang im Auto betrachten. Sie wollte so viele Städte sehen. Aus dem Alltag ausbrechen. Jeden Tag etwas neues erleben und nicht wissen, was der Tag für einen parat hatte.

Doch Clyde fuhr nicht in ihr Viertel. Er fuhr Richtung Industriegebiet. Dort war eines der schlimmsten Wohnbezirke von Dallas. Irgendwann fuhr er an den Straßenrand und parkte dort. Bonnie blieb verwirrt sitzen. Erst, als ihr Clyde galant aus dem Auto half, fragte sie: "Wo sind wir? Was wollen wir hier? Und..."

Doch Clyde schüttelte den Kopf und führte Bonnie in ein kleines leerstehendes Haus. Es war ein Schild angebracht, dass das Haus zu Gunsten für die Industrie abgerissen wird. Aber auch der Zahn der Zeit schien an dem Gemäuer genagt zu haben. Man sah viele Risse in der Wand. Die Treppen waren total ausgebeult und knarrten lautstark.

Immer noch auf die Fragen von Bonnie nicht antwortend, ging Clyde weiter. Es schien, als ob er was suchte. Er ging jede Wohnungstür ab und versuchte sie aufzumachen. Erst im obersten Stockwerk war eine kleine Tür so morsch, dass man sie eintreten konnte.

In Bonnies Herz klopfte aufgeregt. Was hatte Clyde mit ihr vor? Er hatte den ganzen Tag nicht sehr viel über seine Pläne geredet. Was ist, wenn er sie jetzt in diesem Haus umbringen wollte?

"Hier... Setz dich... Ich schau mich in diesem - nun ja - Apartment um, was man hier finden kann!", sagte Clyde und wies auf einen kleinen Stuhl. Bonnie setzte sich unter den prüfenden Blick von Clyde auf den Stuhl. Er ging dann weiter um die heruntergekommene Wohnung zu untersuchen. Bonnie sah sich verwirrt um. Es war kalt und das Dach schien Löcher zu haben. Die Fenster waren verdreckt. Nur durch die kleinen Löcher konnte man auf die heruntergekommene Nachbarschaft sehen. Die Wände waren kahl und besaßen keine Tapete mehr. Man sah sogar nur noch die Steine, aus denen die Wände gemacht worden sind.

Auf den grauen Teppichboden waren mehrere Pfützen zu sehen. Viele schimmerten wegen des Öls bunt. Ab und zu sah Bonnie auch kleine Blutflecke auf den Boden, an den Wänden und sogar an der Decke waren Blutspritzer. Unwillkürlich kam Bonnie die Vorstellung, dass Clyde ein berechnender Massenmörder wäre und sie nun auch umbringen wolle. Sollte sie fliehen? Aber wo sollte sie hin? Bonnie wollte nicht mehr in ihren Alltag. Jetzt wo sie gesehen hat, was sie verpassen würde. Um jeden Preis wollte sie nicht zurück, also blieb sie sitzen. Solle sie doch ein Geisteskranker umbringen, aber davor wolle sie ihm danken, dass er ihr die Möglichkeit geben hatte, etwas mehr von der Welt zu sehen.

Gerade als Bonnie den Entschluss gefasst hatte, kam Clyde wieder ins das Zimmer, wo sie saß. Er hatte ein paar dünne, verdreckte Decken in einer und paar altaussehende Dosen in der anderen Hand. Er grinste Bonnie an und sagte belustigt: "Ihr seht aus, als wärt Ihr einem Massenmörder begegnet!"

"Bin ich das nicht?", fragte Bonnie leicht zögernd.

"Mh... Nein! Nur einem charmanten Entführer!", grinste Clyde.

"Ihr wollt von meiner Mutter Geld, damit sie mich wiederbekommt?", fragte Bonnie forschend, aber auch mit einem leichten Anflug von Panik nach.

Clyde stöhnte auf und wollte sich an die Stirn fassen, aber er hatte keine Hand frei. Wahrscheinlich war das nicht seine erste Entführung. Er ging sehr gelassen und geplant an die Sache. Man konnte ihm nichts anmerken, keine Emotionen, nichts. Das war, was Bonnie am meisten Angst machte. Dann aber lächelte Clyde: "Ja... So hab ich mir das eigentlich vorgestellt.. Natürlich bleibt die kleine Geschichte mit dem Juwelier unter uns."

"Wieso sollte ich einen Kleinkriminellen vor der Polizei schützen?", fragte Bonnie sofort.

"Weil der Kleinkriminelle Euch an Leben lässt?", lachte Clyde. "Und Euch mit allem versorgt, was Ihr braucht?"

"Dafür bekommt Ihr ja das Geld meiner Mutter!", konterte Bonnie sofort.

"Mh.. Da kommt aber kein Gewinn bei mir heraus! Das wäre ungünstig!", sagte Clyde fast nachdenklich.

"Man wird Euch eh wenig Geld geben! Weder meine Mutter, noch ich verfügen über ein Kapital!", sagte Bonnie leicht verbittert. Clyde schien die Bitternis aus Bonnies Stimme gehört zu haben. Sein Lächeln verschwand sofort von seinem Lippen. Seine Augen waren auf Bonnie fixiert.

Bonnie sah ihn stur an. Sie wollte nicht einfach so umgebracht werden. Sie wollte stolz von der Welt gehen. Niemals würde sie auf Knien für ihre Freiheit betteln. Vielleicht konnte sie ja den Entführer so lange nerven und entmutigen, bis er sie erschoss. Ihre Fantasien, über Abenteuer mit einem Unbekannten, waren nun endgültig verloren.

"Mh... Ihr habt Mut... Ich weiß immer noch nicht den Namen von meiner Geisel. Dürfte ich ihn erfahren?", forschte Clyde vorsichtig nach.

Bonnie zögerte kurz. Sollte sie ihm einen falschen Namen sagen, oder ehrlich bleiben?

"Mary Stuard!", antwortete Bonnie kurzatmig.

"Ich habe wohl schlechten Einfluss auf Euch, Mary. Aber wenn Ihr mir nicht euren wahren Namen sagen wollt, muss ich das wohl oder übel akzeptieren.", lächelte Clyde weiterhin. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich Bonnie gegenüber. Bonnie atmete tief durch. Woher schien Clyde so viel von ihr zu wissen? Verwirrt sah sie sich wieder um. Dann bemerkte sie, dass Clyde sie die ganze Zeit beobachtete. Es war ihr etwas unangenehm. Wollte er ihren Namen aus ihrem Kopf lesen? Konnte er überhaupt durch den Körper sehen.

"Mein Name ist Bonnie Parker!", sagte Bonnie. Sie wollte, dass er aufhörte sie anzustarren. Aber Clyde nickte abwesend. Aber dann zuckte er zusammen, als ob ihn irgendwas verschreckt hatte.

"Mir kam ein wirklich abstrakter Gedanke! Verzeiht... Auch ein Kleinkrimineller hat mal Tagträume!", entschuldigte sich Clyde sofort. Bonnie nickte nur.

"Was habt Ihr mit mir eigentlich geplant?", fragte Bonnie kurz darauf. Sie konnte die Stille nicht ertragen.

"Nun... Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich keine Ahnung. Es war nicht geplant, dass ich auch in Dallas ein Geschäft ausraube und eine Geisel nehme. Aber anscheinend kann ich es mal wieder nicht lassen!", grinste Clyde. Er überschlug seine Beine.

"Habt ihr Hunger, Ms Parker?", fragte Clyde. Bonnie sah ihn verwirrt auf.

"Wa.. Oh.. Nein... Ich bin nicht hungrig...", sagte Bonnie verwirrt.

"Mh.. dann nicht... Ich lass Euch was über, falls euch der Hunger über Nacht kommt.", sagte Clyde. Er stellte eine Dose Erbsen auf den Boden und erhob sich.

"Warte!", sagte Bonnie und stand auch auf. Clyde sah Bonnie fragend an. Sie fuhr zögernd fort: "Da wir nun wahrscheinlich eine Zeit lang aufeinander sitzen werden, sollten wir uns duzen!"

"Gerne, Bonnie!", nahm Clyde an und verbeugte sich.

"Ich habe dir meinen richtigen Namen gesagt, erfahre ich deinen?", fragte Bonnie.

"Nun... Ich fürchte, ich darf es dir nicht sagen...", sagte Clyde bedauernd.

"Warum nicht?", forschte Bonnie nach.

"Überleg doch unsere Lage, Bonnie. Wenn du wieder frei bist, dann könntest du zur nächsten Polizeistube und mich anzeigen! Das darf ich als Entführer nicht zulassen!", erklärte Clyde belustigend aber auch ernst.

"Warum bist du so sicher, dass ich über Nacht hier bleibe?", fragte Bonnie wieder.

"Mh... Vielleicht siehst du ein kleinen Hoffnungsschimmer, dass ich dich verschone und sogar dich auf meinen Reisen durch die Vereinigten Staaten mitnehme? Ich habe im Auto gesehen, wie sehr du es genossen hast!", sagte Clyde zögernd.

"Ach...", sagte Bonnie abweisend. Ihr viel nichts mehr ein, was sie dagegen sagen konnte. Woher wusste er so viel von ihr?

"Bonnie... Du bist wirklich erstaunlich! Du hast jetzt eine Entscheidung zu treffen, die dein ganzes Leben verändern könnte!", sagte Clyde nachdenklich. Dann sah er in Bonnies Augen. Bonnie sagte nichts. Sie wollte erst wissen, was Clyde ihr vorschlug.

"Also, du hast zwei Möglichkeiten! Entweder du willst in dein altes Leben zurück, dann bringe ich dich höchstpersönlich zurück zu deiner Mutter. Oder! Du gibst alles auf, woran du gearbeitet hast, geträumt hast und kommst mit mir mit! Erlebst eine neue aufregende Welt!", sagte Clyde.

Bonnie starrte Clyde fassungslos an. Sie konnte es nicht fassen. Clyde schuf nur für sie eine Tür in die Wunderwelt, von der sie schon immer geträumt hatte.

"Nun?", hakte Clyde nach. "Bedenke, diese Entscheidung ist einmalig!"

"Ich will!", sagte Bonnie sofort. "Ich will mit dir mit! Ich will raus aus den öden Alltag!"

Auf Clyde breitete sich ein Lächeln aus. Er reichte ihr die Hand. "Meinen richtigen Namen habe ich dir schon genannt. Clyde C. Barrow.", lächelte er.

Bonnie war erstaunt, dass Clyde ihr vertraute. Aber in ihr war gerade ein großes Feuerwerk gestartet. Sie ignorierte die Hand von Clyde. Bonnie sprang Clyde in die Arme und drückte sich an ihn.

Verwirrt, aber bestimmt erwiderte er die Umarmung. Es war die erste zärtliche Berührung seit langem von ihm. Diese Frau, Bonnie Parker, war für ihn etwas besonderes. Das wurde Clyde im Laufe der Nacht noch einmal mehr klar.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück