Zum Inhalt der Seite

Schwarze Wolken

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nachrichten

Du schwurst mir ja, mein Aug bezaubre dich;

Schaut ich dich an, so könntst du nimmer gehen!

Mein bist du ja! - Erst wenn mein Auge bricht,

Dann küß mich sanft und sprich: Auf Wiedersehen!

(Theodor Storm)

(Auf Wiedersehen)
 

Es klingelte.

Freddie, die sich grad erst bettfertig gemacht hatte ging zur Tür und öffnete.

"Ja Bitte...?"

"Fredrike Brown?"

"Ja das bin ich."

Der Anblick der beiden Cops, vor der Tür machte Freddie nervös, gleich von Anfang an. Irgendetwas war passiert, soviel stand fest. Ein älterer Mann und eine Frau, Asiatin, welche wesentlich Jünger war und anscheinend noch nicht lange im Dienst. "Mein Name ist Travers und meine Partnerin heisst Pang. Wir haben bereits bei Ihnen Zuhause angerufen. Der Anrufbeantworte sagte, dass man Sie hier bei Ihrern Eltern finden würde."

"Ja, meine Kinder und ich sind vorrübergehend vorbei gekommen. Stimmt irgendetwas nicht?"

"Dürfen wir reinkommen?" fragte Travers und sah Freddie mit einem festen Blick an.

"Natürlich." Freddie gab den Weg frei und die beiden Cops gingen an ihr vorbei. "Das Wohnzimmer ist am Gangende, auf der rechten Seite. Möchten Sie einen Kaffee, oder Tee...?"

Die Cops verneinten, dankend.

Als die drei dann im Wohnzimmer saßen, alleine, wünschte Freddie sich, sie wäre auf das Widerstreben von Bobby Zuhause eingegangen. Sie wünschte sich, sie wären nicht hierher, zu ihren Eltern gefahren.

Der Moment, bevor Travers anfing zu reden, zog sich in unendlich lange Sekunden. Man hörte in der Küche die Uhr ticken und im Bad das stehtige herabtropfen aus einem Wasserhahn.

"Miss Brown, es geht um ihren Mann..."
 

Für einen Moment hatten die Scheinwerfer Shay voll erfasst und blendeten ihn. Lediglich das anhaltende Dröhnen des Lasters, ließ Shay darauf schließen dass es nun vorbei war.

Das Scheinwerferlicht ließ ihn für den Bruchteil einer Sekunde aber auch den Blick auf die Bäume werfen, die den Straßenrand säumten. Wieder saßen die Raben da, sie hatten bereits die ganze Zeit dort gesessen und schienen das ganze Spektakel mit ihren schwarzen Augen zu fixieren. Noch immer kurbelte Shay das Lenkrad hart herum, hatte die Hoffnung dass der Wagen vielleicht noch im Graben landete, er aus der Sache einigermaßen ohne Schaden hervorging.

Aber dies war nun die Strafe dafür dass er erneut einer Frau nachgesehen hatte, obwohl er sich mit Freddie versöhnt hatte.

"Idiot, Idiot!" fauchte Shay, ehe der Wagen eine 360° Drehung vollführte, vom Laster hart frontal getroffen wurde und sich nach einer schier endlosen Zeit, in welcher der Laster den Wagen vor sich herschob, überschlug und anschließend im Graben liegen blieb.

Alles war wie in Zeitlupe abgelaufen und letztendlich, als der Laster sich quer auf die Straße gestellt hatte, fast ohne Schaden, erhoben sich die Raben von den Bäumen und stürzten sich auf den demolierten Wagen von Shay Brown.

Das meinte ich mit die Raben warnen nur einmal, Shay Brown. gab die Stimme von sich, bevor Shay das Bewusstsein verlor, das Auto mit einer unglaublichen Detonation in Einzelteile zerrissen wurde und die Raben mit einer heissen Druckwelle in den Tod riss.
 

"...wir schätzen dass es so abgelaufen ist..." schloss Pang ihre Erzählung; Freddie hatte mit schwacher Stimme gefragt was passiert war und Pang hatte angefangen zu erzählen da, zusammen mit der Aussage des Lastwagenfahrers, sich der Unfall leicht hatte rekonstruieren lassen.

Der Fahrer hatte immer noch unter Schock gestanden, als die Cops angekomen waren. Wie apatisch hatte der Mann, mitte fünfzig, auf der Ladefläche seines Transporter gesessen, wärend das Wrack des alten Nissan von Shay auf der Straße verteilt gelegen und an einigen Stellen noch qualmend vor sich hergeglühte hatte.

"Das merkwürdige an seiner Aussage war, dass er immer wieder Raben erwähnte. Es waren definitiv Vögel dort gewesen. Überall lagen verkohlte Körper, ob es nun ausschließlich Raben gewesen sind, steht noch nicht fest. Aber ich denke die Vögel dürften nicht weiter wichtig sein, für weitere Fragen. Wahrscheinlich hatten sie auf den Bäumen gesessen und wurden von dem Lärm aufgeschreckt." gab Travers von sich.

Freddie griff zu der Zigarrettenschachtel auf dem Wohnzimmertisch, die zwar ihrem Vater gehörten, aber das war ja nun auch egal. Genauso wie es egal war dass Freddie nicht rauchte. Sie hatte ihrem Vater sogar schon mehr als einmal versucht vom Rauchen weg zu bekommen, aber immer wenn sie gesagt hatte dass die Zigarretten ihn noch umbringen würden hatte ihr Vater gesagt, dass es doch egal wäre, denn schließlich sei er schon alt genug und so lange würde er auch nicht mehr die Welt mit seiner Anweseheit belästigen. Freddie hatte es immer unglaublich aufgeregt, wenn er soetwas sagte.

"Es... es stört Sie doch nicht...?" fragte Freddie und sah zu Travers und Pang, welche aber den Kopf schüttelten. Es war nicht das erste mal, dass sie solche Nachrichten überbringen mussten. Das war bei Gott nicht die schönste Aufgaben die sie in ihren Beruf erledigen musste. Aber sie mussten zugeben, dass Freddie bei weitem nicht so schlimm reagierte, wie es schon viele andere getan hatten, die ganze Situation war nicht so aus den Fugen geraten wie man es hätte annehmen können. Einmal, erinnerte sich Travers, da hatte er mit einem anderen Partner ebenfalls die Nachricht überbringen müssen, nur dass es damals ein Todesfall gewesen war. Die Sache war recht unschön gewesen; die junge Frau war einfach nur das Opfer unglücklicher Gegebenheiten geworden. Bandenkrieg in der Innenstadt, mit Waffen wurde nicht gegeizt. Die Anwohner hatten die Polizei gerufen, da sie hofften dass der lange Arm des Gesetzes dazwischen gehen konnte. Stattdessen war es aber die besagte Junge Frau gewesen, die dazwischengegangen war. Es war dunkle Nacht gewesen, die Straßenleuchten waren schon zu Bruch gegangen und anscheinend hatte die Frau nicht gewusst wo sie entlang gehen konnte und wo nicht. Es war zwar ein dummes Verhalten gewesen, aber dennoch nicht zu verübeln. Die Schüsse waren von überall gekommen, es war nur reine Glücksache dass nicht noch mehr passiert war. Wobei es schon schlimm genug gewesen war dass überhaupt jemand dabei umgekommen war. Zumindest hatte die Schießerei urplötzlich aufgehört als der gellende Schrei der Frau erklungen war, als sie zwei Kugeln zu Boden gerissen hatten.

Die beiden Banden hatten wohl selber nicht damit gerechnet dass irgendjemand getroffen werden konnte. Es waren keine Großstadtkriminellen gewesen, lediglich einige Rowdies die meinten sie würden cool sein. Sie waren schneller von der dunklen Bildfläche verschwunden gewesen, als sie aufgetaucht waren. Allerdings hatten sie in ihrer Hast auch genug Spuren hinterlassen, sodass Einige aus den beiden Gruppierungen gestellt werden konnten.

Auf jedenfall hatte Travers die Aufgabe gehabt die Nachricht an die Angehörigen weiter zu geben. Damals war er noch nicht lange im Dienst gewesen und hatte sich immer an seinen Partner Paul Shannon halten müssen. Das was danach kam hatte sich auf ewig in seinen Kopf gefressen: Sie waren zusammen in dieses herunter gekommene, mehrstöckige Haus gehen müssen, die Verhältnisse waren miserabel gewesen. Als sie die richtige Wohnungstür gefunden hatten, öffnete ihnen ein kleines Mädchen. Sie war noch keine acht Jahre alt gewesen. Auf die Frage hin, ob ihr Daddy zuhause war, kam keine Antwort, stattdessen ertönte aus einen der hinteren Räume die Frage einer alten und gebrechlichen Frau, wer denn an der Tür sei. Shannon war in die Wohnung hinein gegangen, Travers war gefolgt. Die Wohnung war fein säuberlich aufgeräumt gewesen. Hier und da lag vielleicht ein Spielzeug von dem Mädchen, welches die Tür hinter den beiden Männern vorsorglich wieder geschlossen hatte. Weiter hinten befand sich ein Schlafzimmer. Die alte Frau hatte sich mühsam aus dem Bett gequält. "Shirley, wer ist denn da...?" rief sie ächzend.

"Es tut uns leid, Miss. Ich bin Officer Paul Shannon und das ist mein Partner Peter Travers. Wir..." hatte Shannon begonnen, wurde von der Frau aber unterbrochen. "Was ist mit Jennifer?!" kam es urplötzlich von ihr und die glasigen, alten Augen hatten entsetzt dreingeschaut.

"Sind Sie Jennifer Drews Mutter?"

"Ja, Officer. Und die Kleine ist Jennys Tochter. Shirley Drew."

"Ist Mister Drew auch anwesend?"

"Shirley´s Vater? Nein, Officer. Der Mann hat sich aus dem Staub gemacht. Seid Jahren gibt es kein Lebenszeichen von ihm. Noch nicht einmal den Unterhalt zahlt dieses Schwein!"

Shirley hatte sich an den beiden Männern vorbei gezwängt und saß nun bei ihrer Granma, sah die beiden Cops mit großen, fragenden Augen an. Travers hatte sich hingehockt und lächelte dem Mädchen freundlich zu, die aber schüchtern, oder auch ängstlich, den Kopf zur Seite gedreht hatte und dann zu Boden sah.

Travers hatte fragend zu der Alten aufgesehen und sie schüttelte dann langsam und bedauernd den Kopf. "Shirley ist stumm."

Daraufhin war Travers wieder aufgestanden. "Aber, hören kann sie uns?"

"Ja."

"Vielleicht wäre es dann besser wenn die Kleine ein wenig spielen geht...?" hatte Shannon daraufhin gesagt, aber die Alte erwiederte daraufhin nur dass Shirley es so oder so mitbekommen würde. Ob nun früher oder später, wäre in diesem Fall wohl egal.

Travers hatte zu diesem Zeitpunkt die Ahnung beschlichen dass die Alte so oder so schon wusste was für eine Nachricht sie ihr überbringen würden. Eigentlich war es ja auch nichts weiter als logisches Denken, was man brauchte um zu erraten was zwei Cops von einer alten Frau und deren Enkelin wollten: Eine Todesnachricht überbringen. Dieser Gedanke wurde ihm auch schon bestätigt, als Shannon den Mund aufmachte um der Alten das zu sagen, wofür sie gekommen waren.

"Wie ist sie gestorben?"

Beide, Shannon und auch Travers schwiegen eine Weile, ehe Travers das Wort übernahm. "Es war eine Schießerei, vier Straßen weiter. Ihre Tochter ist unglücklicherweise zwischen die Fronten geraten..."

Die Alte nickte, was irgendwie ungewöhnlich wirkte.

In diesem Moment hatte Travers noch gedacht dass sie Glück gehabt hatten. Menschen reagierten unterschiedlich auf Todesnachrichten. Mal ruhig und mal hysterisch, Travers hatte angenommen dass sie hier auf die zweite Variante getroffen waren und war erstaunt gewesen, dass die Alte noch so ruhig reagiert hatte. "Es tut uns aufrichtig Leid..."

Shirley hatte bereits stumm angefangen zu weinen. Die bitteren Tränen der Erkenntnis, dass ihre Ma nie wieder nach Hause kommen würde, liefen der Kleinen über die Wangen wärend sie sich fester am Arm ihrer Granma zu halten schien. Plötzlich aber ließ sie, den anscheinend einzigen Menschen den sie noch hatte, entsetzt los.

Der alte Körper fiel leblos zur Seite und in dem Moment wusste Travers, das dieses merkwürdige Nicken nichts weiter gewesen war als die letzten Atemzüge, welche die Alte von sich gegeben hatte, ehe sie ihre Enkelin alleine in dieser Welt zurück ließ. Shirley hatte sich fast sofort wieder gefasst, von dem Schreck, aber anscheinend ging es trotzdem nicht in ihren jungen, unwissenden, Kopf, dass sie soeben auch ihre Granma verloren hatte. Verzweifelt rüttelte sie an dem toten Körper, der nun neben ihr lag.

"Scheisse..." war das einzige was Shannon von sich geben konnte und Travers dann einen undefinierbaren Blick zuwarf. Anscheinend wusste er nun auch nicht wie er mit der Situation umgehen sollte. Travers brauchte ebenfalls einige Sekunden, bis er verstanden hatte was vor sich gegangen war. Er ging auf die Kleine zu, die immer noch verzweifelt, in der Hoffnung dass ihre Granma nur wieder eingeschlafen war, an ihr zerrte. Sanft nahm er sie bei den Schultern und zog sie von dem Bett weg.

Wie schmerzhaft musste die Erfahrung sein, die beide letzten Menschen im Leben verloren zu haben?

Und wie grausam konnte das Leben sein, dies auch noch möglich zu machen?

Shannon hatte die Notrufzentrale angerufen, wohlwissend dass es hier niemanden zu retten mehr gab, ausser dem kleinen Mädchen.

Wenig später wurde die Leiche aus der Wohnung transportiert.

Was mit Shirley passiert war wusste Travers nicht. Man hatte sie zwar mitgenommen aber wahrscheinlich war sie in ein Heim gekommen.

Dieser Moment, in dem Travers klar geworden war dass der Tod unberechenbar war, hatte sich in sein Hirn gefressen und er hoffte dass ihm soetwas nie wieder passieren würde. Es war nicht sonderlich ekelerregend gewesen, dafür aber grausam auf einer mentalen Weise.

Aber es waren weitere Jahre ins Land gezogen, weitere Male hatte er zusammen mit Shannon den Botschafter gespielt, bis Shannon ebenfalls von ihnen gegangen war. Aber Travers hatte bereits so häufig den Tod vor Augen gehabt, wenn es ihn auch bisweil nicht selbst betroffen hatte, dass er es nur natürlich fand. Ihm waren noch nicht einmal Tränen entkommen, bei der Beerdigung seines geschätzten Partners, auch wenn es ihm klar war dass diese regelrecht unbeschwerten Zeiten nun vorbei waren. Aber das Leben ging weiter.

Nun war er Officer und hatte einen Partner. Das Leben ging weiter...

"Ist... er tot...?"

Travers wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen als Freddie die Frage gestellt hatte.
 

Etwa eine Stunde später befand sich Freddie im Wartezimmer des nahegelegenem Krankenhauses.

Dort hatte man Shay hingebracht. Wie durch ein Wunder hatte er den Unfall fast unbeschadet überstanden. Einige Knochenbrüche waren bisher das einzige was man feststellen konnte. Das einzige Problem war seine Bewusstlosigkeit gewesen, die Ärzte meinten dass er unter einer Gehirnerschütterung leide und er wahrscheinlich bald wieder erwachen würde. Nun befand Shay sich in einem Operationsaal. Unter den Knochenbrüchen fielen auch die Rippenbrüche, welche zur Folge hatten dass sie einige Organe, wie die Lunge verletzt hatten. Shay hatte innere Blutungen... seine Lage war kritisch; soviel zum Thema unbeschadet.

Nach schier endlos langer Zeit kam eine Schwester aus dem OP. "Miss Brown, sie können nun zu ihrem Mann..."

Der Anblick von Shay ließ in Freddies Augen die Tränen aufsteigen. Als sie sich zu Shay herunter beugen wollte, nachdem sie all die Kabel begutachtet hatte, die an irgendwelchen Maschienen, die sie nicht kannte, endeten stand mit einem mal, unerwartet, ein Arzt hinter ihr.

Sie drehte sich um und sah den Mann, der nicht älter als Shay zu sein schien, an. Ihre Augen waren bereits rot, von den Tränen die sich weiterhin hervorkämpfen wollten, es aber nicht konnten. "Oh... entschuldigen Sie..." sagte Freddie ein wenig neben der Spur und nahm wieder abstand zu dem Bett, in dem ihr Mann lag. Im Hintergrund piepste leise das EKG, stetig und regelmäßig.

Der Arzt sah sie kurz an, war dann der festen Überzeugung dass er es hier mit der Ehefrau des Patienten zu tun hatte.

"Er... er regt sich rein gar nicht...?"

"Miss Brown, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie."

Als Freddie nichts weiter sagte, ihn lediglich schweigend und noch immer nicht verstehend was hier überhaupt passiert war, übernahm der Arzt wieder das Wort.

"Mein Name ist Jason Smith, ich habe die Operation geleitet die wir an Ihrem Mann durchgeführt haben..."

Noch immer schwieg Freddie, wartete auf die gute und auf die schlechte Nachricht.

"Nun... die gute Nachricht ist, dass Ihr Mann die Operation soweit gut überstanden hat. Die inneren Blutungen konnten gestillt werden. Die schlechte Nachricht ist, dass Ihr Mann durch den Autounfall ein schweres SHT davon getragen hat."

Freddie legte den Kopf etwas schief und sah ihren Gegenüber fragend an. "SHT? Schädel Hirn Trauma?"

"Richtig. Ein Schädel Hirn Trauma dritten Grades. Compressio cerebri, auch genannt: Gehirnquetschung."

Oh wie Freddie das ankotzte. Die Ärzte mit ihrem verdammten Quaksalberlatain. Wen intressierte die latainische Bezeichnung einer Gehirnquetschung? Niemanden! Wollten sie einen gebildeten Eindruck machen, damit der Gedanke sie seien nicht qualifiziert genug somit im Keim erstickt wurde?

Freddie hasste es. Allein in den Tagesnachrichten, wenn Interviews geführt wurden hatte sie es schon mitbekommen: Andauernd dieses Latain, was die mindestens die Hälfte aller amerikanischen Mitbürger nicht verstand. Und anschlißend kam dann die klugscheisserische Erklärung zu diesen verdammten Worten in dieser verdammten Sprache die sowieso niemand brauchte.

Freddie ließ sich auf einen Stuhl sinken und verdeckte ihr Gesicht mit den Händen.

Es war normal dass sie so gereizt reagierte, auf das Reden eines Arztes, der lediglich seinen Job tat. Was sollte auch anderes passieren? Schließlich lag ihr Mann hier in einem Bett, anscheinend nur mit unendlich vielen Maschienen am Leben gehalten. "Und was heisst das für mich, wenn mein Mann eine Gehirnquetschung hat?"

"Anscheinend hat sich Ihr Mann bei dem Unfall eine schwere Gehirnverletzung zugezogen. In seinem Fall hat auch das Gehirn innere Blutungen aufzuweisen, welche das ganze erst so schlimm machen."

Freddie sah auf.

"Sie müssen es sich vorstellen, wie ein Luftballon der sich immer mehr mit Wasser füllt, aber sich nicht ausbreiten kann, weil er in einem zu kleinem Eimer steckt. Somit verklemmt sich der Luftballon an manchen Stellen. Miss Brown, Ihr Mann befindet sich im Koma und wie lange, dass kann niemand sagen. Die Möglichkeit, dass er gar nicht mehr erwacht ist ziemlich hoch..."
 

Es war bereits über eine halbe Stunde vergangen, in der Freddie einfach nur da gestanden hatte und auf das unnatürlich bleiche Gesicht ihres Mannes herab gesehen hatte. Dann schien die Kraft aus ihren Beinen zu weichen und sie ließ sich neben dem Bett auf die Knie sinken. Schon lange liefen ihr die Tränen über das Gesicht, schon sehr lange, aber sie hatte es noch nicht mitbekommen.

Das einzige was sie beschäftigte war die Frage: Warum?.

Warum sie?

Warum jetzt?

Warum Shay?

Jetzt, wo sie sich wieder zusammen gerafft hatten. Jetzt wo wieder alles so werden konnte wie vor einigen Monaten. Vielleicht hätte sich Bobbys Zustand nun ja auch gebessert?

Wie sollte sie das den Kindern erzählen? Schließlich gehörte sie nicht zu der Art von Frauen die ihren Kindern erzählten, dass ihr Daddy nur ein wenig schlafen würde.

Wahrscheinlich dachte sie aber auch nur so, weil sie bisher noch nie in so einer Situation gesteckt hatte?

Was solte sie denn jetzt tun?

"Du verdammter Mistkerl..." flüsterte sie leise und mit solche einer weinerlichen Stimme dass sie fast selber erschrocken gewesen war. "Du hast mir doch gesagt dass du mich nicht verlassen würdest... und jetzt hast du es schon wieder getan!"

Freddie blieb die gesamte restliche Nacht im Krankenhaus, am Bett ihres Mannes und lauschte den regelmäßigen Anschlägen des EKG.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Jitsch
2007-04-07T06:14:10+00:00 07.04.2007 08:14
Boah, heftig. Diese Geschichte ist echt psychisch total heftig irgendwo, erst Shays "Wahnvorstellungen" und dann dieser Unfall. Richtig gruselig. So thrillermaessig. Irgendwie koennte man daraus glatt einen verdammt gruseligen Film machen, glaube ich u.u

Jitsch*


Zurück