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Der Fall Caitlin: Gefährliche Leidenschaften

Eine Navy CIS-FF [letztes Kap&Epilog lädt]
von

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Sympathy for the Devil

~ Mother nature, Sister fear.

A place called Hell is close to here.

Put my trust in God that day,

not the man that('s) taught his way.

I was alive, but now I'm singin'

Silent night for the rest of my life.~

(Billy Talent, “Devil in a midnight mass”)
 

Trotz der Dunkelheit im „Raum hinter dem Spiegel“, auf der anderen Seite des Verhörsals also, war Tonys Grinsen zuerkennen; es stach hervor wie das Licht eines Leuchtturms auf der pechschwarzen Meeresoberfläche. Allerdings war es in lästiges Leuchten, egal welchen Grund der Bundesagent dafür haben mochte: Die Anerkennung dafür, dass Fornell so eine attraktive Freundin hatte – wenn man den Begriff in seinem Alter überhaupt noch anwenden konnte – oder die Schadenfreude darüber, dass genau diese Freundin ihn so herunter geputzt hatte.

Das war unwichtig.

Und irritierend.

Erstaunlicherweise ritt DiNozzo entgegen seiner Art nicht großartig auf dem Inhalt des Verhörs herum, sondern ging gleich zum Kern der Sache über: „Sie hasst Sie doch nicht nur, weil Sie mit ihrer Mutter ins Bett gehen, oder? Das schiene mir nämlich etwas übertrieben.“

“Sie hasst mich, weil ich atme. Was geht das sie etwas an, Agent DiNozzo?“

„Na ja, abgesehen davon, dass all meine Überzeugungen bezüglich reifen Frauen und Männern in den Mitte-Zwanzigern jetzt den Bach runter gehen, bin ich stellvertretender Teamleiter, wenn es also Differenzen gibt, die die aufgezwungene Zusammenarbeit mit dem FBI erschweren, sollte ich das wissen. Und ich habe keine Lust, dass sie mich aus meiner Wohnung aussperrt, nur weil ich sie danach gefragt habe. Frauen haben so einen merkwürdigen Fimmel was ihre Privatsphäre betrifft, wissen Sie?“

„Bekomme ich dafür eine Fall-Zusammenfassung?“

„Wenn Sie es so aussehen lassen, als würden sie mir das aufgeschwatzt haben, ja. Hatte ich schon erwähnt, dass Luke einen Marder hat? Verdammt, kann das Vieh zubeißen!“
 

Tobias seufzte, als stünde eine große Anstrengung bevor. Er sah aus, wie ein Mann, den man zwang sich mit seinem Gewissen auseinander zu setzen. Ein Ausdruck, den man bei vielen älteren Agenten fand, das wissen, dass es etwas zu beichten gab, aber der richtige Priester war nie da.

Die Beichte sollte mit einer Frage beginnen.
 

„Was wissen Sie über Alecias Vater?“
 

~*+*~

Eine neue Wohnung, ein neues Leben. Eines ohne Freunde, die man verlieren konnte, so hatte es werden sollen. Die Wünsche einer Person waren verdrängt worden von dem einen Bedürfnis, das jede Tochter hat: der Gewissheit, dass ihr Vater stolz auf sie war.

Ziva hatte ihre Entscheidung diesbezüglich jahrelang nie angezweifelt.

Erst im Jahr 2004, als sie beim Koffer packen über alte Kisten mit Unterrichtsaufzeichnungen gestolpert war. In dem Wissen, dass ihre Familie solch überflüssigen Ballast nicht duldete, begann sie, die Hefter durchzublättern und weg zu schmeißen, was ihr nichts mehr brachte. Mitschriften auf den einen Stapel, Arbeiten, Tests und alles, was ihren Namen oder die Unterschriften ihres Vaters enthielt auf den anderen, damit sie geschreddert würden. Sie hatte die Blätter immer auf den Küchentisch hinterlassen und ein bis zwei Tage später war wie durch Magie der rote Schriftzug auf ihnen erschienen, der einzige Beweis, dass sie überhaupt einen Vater hatte, denn nichts im Haus kündete je von seiner Ankunft oder seinem Gehen.
 

„Ich dachte, du solltest dich ausruhen, Schwesterchen, du bist noch ganz lädiert von deinem letzten Einsatz.“

„Das ist halb so schlimm,“ erwiderte sie trotzig, fuhr mit dem Daumen über die blauen Flecke an ihrer Wange. So viel also zum Thema friedfertige Engländer, diese Inselmenschen konnten ganz schön austeilen. Ihr Rücken fing an zu Schmerzen dadurch, dass sie auf dem Boden saß und so streckte die Mossadoffizierin ihre Arme aus, während sie ihren großen Bruder von unter fixierte.“

„Du musst gerade reden, Arje, was willst du schon wieder in Washington D.C., du bist doch gerade erst hier angekommen?“

„Der Terror macht keine Teepause, Ziva,“ verteidigte sich des Mossads liebster Maulwurf und sein Gesicht verzog sich dabei zu einer säuerlichen Grimasse, was aber nicht an der Erwähnung seiner Arbeit lag, für die er viel zu oft viel zu viel Begeisterung zeigte, sondern weil sie ihn Arje genannt hatte. Es bedeutete „Löwe“ und Ari war eigentlich nur ein Spitzname, aber Haswari fasste das stets als eine Kränkung auf, so als hätte ihm sein Vater das Recht auf einen Namen mit Würde verwehrt. Dass die Namensgebung auf Liebe beruhte, war für ihn undenkbar. Aber seine Schwester durfte davon nichts mitbekommen, also besann er sich auf ein Thema, dass sie mehr reizte und griff sich den obersten Zettel des Mitschriftenstapels, las die klaren Schriftzüge halblaut vor: „’Gibbs, Josiah Willard, 11. 2. 1839 bis 28. 4.1903, arbeitete auf dem Gebiet der Thermodynamik und der statistischen Mechanik, gilt als einer der ersten amerikanischen Physikochemiker...’ Hast du das aus dem Lehrbuch abgeschrieben? Das war doch kein Lehrstoff.“

„Nicht jeder lernt nur das, was die Lehrer wissen wollen. Ich brauchte einfach ein Gesicht und einen Namen zu all den Gleichungen, der Atkins [1] ist förmlich voll davon. Die Gibbs-Helmholtz-Gleichung, Die Gibbs-Duhem-Gleichung, die freie Enthalpie alias Gibbs-Energie, die Gibbs’sche Phasengleichung, deren Herleitung ich verstand aber den Sinn bezweifelte und natürlich die Gibbs Isotherme. Gibbs, Gibbs, Gibbs, hatte dieser Mann denn nichts anderes zu tun, als mir auf die Nerven zu gehen?“ Sie wedelte aggressiv mit dem Blatt vor deiner Nase herum, aber wie Ari seine Schwester kannte, würde sie es sich doch noch anders überlegen und die Biographiedaten aufheben.

„Das mit dem Nerven scheint wohl in der Familie zu liegen.“

„Wie?“

„Ich hatte das Vergnügen, einem Nachfahren von ihm zu begegnen.“

„Woher willst du denn wissen, dass es sein Nachfahre war,“ fragte Ziva lächelnd, während sie das Blatt neben die beiden ersten Stapel legte, dorthin, wo sich bald ein dritter auftürmen würde, „Er hat sich dir ja wohl kaum mit Stammbaum vorgestellt, oder?“

„Nein, aber man sah es an seinen Augen. Wenn es etwas gibt, dass Forscher und Ermittler gemeinsam haben, dann ist es die Besessenheit in ihren Augen. Aber wenn du möchtest, kannst du selbst nachforschen. Ich brauche sein Profil, ebenso von seinem Team...er wird mir nicht zum letzten Mal begegnet sein.“

„Aber die Profilliste hat Schmuel dir doch schon beim letzten Auftrag zusammen gestellt,“ stellte Ziva erstaunt fest. Es war selten, dass Ari darauf bestand, sie in eine Mission einzubeziehen, am liebsten und besten arbeitete er alleine, die Bedingungen akzeptierend, die der Mossad ihm vorgab. Er nahm neben ihr Platz, richte ihr eine Liste mit Namen. Gibbs, L.J. stand ganz obenauf.

„Das war etwas anderes. Ich bin da kurz vor einem Durchbruch und kann mir keine Fehler oder Störungen durch amerikanische Behörden leisten. Die Profile waren nicht detailliert genug und deine Sicherheitsstufe ist eine der höchsten. Also, was sagst du, Schwesterchen: bist du dabei, oder bleibst du hier lieber auf dem Fußboden sitzen inmitten deines überflüssigen Schulkrams?“

„Soll das heißen, Vater hat zugestimmt, dass ich deine Führungsoffizierin bei diesem Auftrag bin? Mal wieder?“ Auf dem Gesicht der Jüngeren bildete sich das Grinsen kindlicher Verschwörer. Ziva wusste ebenso gut, dass ihr Vater es nicht gern sah, wenn sie zuviel Kontakt zu seinem unehelichen Sohn hatte, wie er wusste, dass sie und Ari einfach ein unschlagbares Team waren. Eine tödliche Mischung, so wie Aceton und Schwefelsäure. Nein, halt, zu instabil.

Acetylen und Silberionen. Ja, das traf es.
 

Nie hätte sie sich erträumt, dass er es war, der sich gegen ihre Familie verschwor und dass er sie auserwählt hatte, weil sie sich am leichtesten von ihm manipulieren ließ.
 

Sie hatte sich nicht mehr die Mühe gemacht, herauszufinden ob es eine Verbindung gab zwischen Gibbs dem Physikochemiker und Gibbs dem Bundesagenten, und jetzt war es dieser Gedanke, der sie zum letzten Mal aufwachen ließ.

Er war nicht da, warum war er nicht da? Wie könnte er ihr in so einer Situation die Antwort verwehren. Überhaupt, wieso war niemand hier, der Zeuge ihre Zustands war, es musste doch jemand geben, denn wenn niemand ihr Verschwinden sah, wie sollte man es dann bemerken?

Ihr Bewusstsein sackte wieder ab, rutschte ins dunkle Vergessen in dem kaum noch Worte bestand hatten, außer denen, die sie von kleinauf gelehrt bekam.

„Shm’a Jiß’rael, Elohejnu, Echad

Barukh schem kawod, malkhuto le’Olam va’Ed...“
 

~*+*~

„Und sie bekommt keine Probleme? ... Gut, dann lassen wir es vorläufig dabei. Ich melde mich wieder... Ja, ich passe auf sie auf, keine Sorge, Lea.“ Mit einem Seufzen, dass fast schon in ein Stöhnen überging, klappte Gibbs sein Handy zusammen und schaltete den Laptop aus. Er hatte nun schon so lange auf den Bildschirm gestarrt, dass seine Augen mit dem scharfen Schmerz der Übermüdung protestierten, da half auf die Brille nicht mehr. Er nahm die Sehhilfe ab und rieb sich die Augen. Wie lange hatte er jetzt schon vor dem Gerät gesessen und die Falldaten zusammengetragen? Natürlich ohne irgendein Indiz zu finden, dass sie etwas übersehen hätten.
 

Schon deutlich nach Vierzehn Uhr, also knapp zwei Stunden seit Ziva den Raum verlassen hatte. Und ca. zwanzig Minuten vor seiner Verabredung mit ihr und Kate und er musste noch heraus finden, wo die Bowlingbahn in diesem Komplex lag. Nicht auszumalen, was Ziva ihm antun würde, wenn er zu spät kam.

Kaum aus dem Sitz erhoben, klopfte es auch schon an der Tür.
 

Die kleine Caitlin sah noch verlorener aus als an dem Tag, als man sie neben dem Tatort fand, die Augen betrübt und die brauen Haare hingen schlaff herunter; sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie zu kämmen, nachdem sie sich abgeduscht und umgezogen hatte. Ihre Kinderhand zerknautschte krampfhaft den Schwimmrucksack, den sie die ganze Zeit hinter sich her geschleppt hatte.

„Sie hat mich vergessen!“

„Wieso?“, hakte Gibbs nach, denn nach dem wer musste er nicht fragen.

„Tante Ziva hat gesagt, sie will nur mit dir schimpfen und sich etwas trockenes anziehen, dann gehen wir den Kuchen wieder abholen, die Bewertung ist schon seit einer ganzen Stunde um und was ist wenn unser Kuchen trocken wird oder sie sich erkältet und ich hab’ erst mal Tante Sam gefragt, ob sie den Kuchen für uns holt, weil ich so etwas schweres noch nicht allein tragen kann, war das richtig?“

„Ganz ruhig, Tante Ziva hat sich bestimmt nur verlaufen oder ist zu beschäftigt gewesen, dass sie es einfach vergessen hat,“ versuchte der Agent die Kleine zu beschwichtigen wohl er keiner dieser Theorien Glauben schenkte. Sie hatte den Plan der Anlage im Kopf und wenn irgendetwas vorgefallen wäre, hätte sie ihn informiert. Aber eine Ziva David konnte auf sich selbst aufpassen und blieb sie fern hatte das sicher triftige Gründe. „Wer ist eigentlich Tante Sam?“

„Na, die andere Tante von den Photos, die Tante Ziva mir gezeigt hatte. Sie ist echt lieb und voll klug, du hättest ihre Torte sehen sollen, sie...“

Wenn Kate noch schneller sprach, würde sie an Sauerstoffmangel sterben, aber offenbar war das die Art des Kindes, ihre Nervosität zu verarbeiten und den Schock. Man sah ihr an, dass sie geweint hatte und trotzdem vergaß sie darüber ihre Aufgabe nicht: sie hatte mit Samantha O’Neill gesprochen, der einzig verbliebenen Verdächtigen, hatte einen Kontakt aufgebaut, dem er nur zu folgen brauchte und dabei konnte er mühelos Kates Schritte rekonstruieren und vielleicht gab das ja Aufschluss über Zivas Verbleib.
 

Sein Instinkt muckte nicht auf.

Dazu floss zu wenig Kaffee durch Gibbs’ Organismus.

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[1] Yeah, der Atkins. Das nette, „handtaschenfreundliche“ und kompakte Nachschlagewerk

für alle, dessen bester Witz ist: „Eine Phase ist ja letztlich auch nur ein Stück Volumen.“ Mindestens 2 Kilo geballtes Wissen... das einzige, was noch schwerer ist als ein Atkins, ist Don Murmel (die Katze von meinem Kommilitonen)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-03-01T16:14:53+00:00 01.03.2008 17:14
Kate is soooooooooooooo süß.
Und Gibbs soll Ziva endlich mal finden, erfrieren ist nämlich inakzeptabelxD
Von:  jozu
2008-02-08T23:03:06+00:00 09.02.2008 00:03
Huhu^^
Das war mal wieder ein super Kapitel...ich bin nur gespannt wie Gibbs herausfinden wo Ziva ist...und wer sie da eingesperrt hat?!
Los mach weiter, ich wills wissen! :)
Freu mich schon riesig aud das neue Kapitel <3
glg nuddelsuppenfreak^^v


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