Zum Inhalt der Seite

Die Bedrohung Midgards

ehemals CiCo
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

9. Kapitel

9. Kapitel: Die weiße Fahne? Ein gemeinsamer Feind. Versöhnung mit den Riesen.
 

„Die besondere Fähigkeit von Brisingamen: Unsichtbarkeit.“

Alle blickten für eine Sekunde zu Raijin, aber dann beobachteten sie den Acolyten erneut. Unsichtbarkeit...von seinen Feinden nicht gesehen zu werden...was hatte Rhaken vor?

Die Armee der Reiter hatte die kleine Person wirklich noch nicht bemerkt, aber als der Acolyte genau vor ihrer Nase angekommen war, hielten sie plötzlich an. Etwas flackerte als Rhaken einen Gegenstand unter seinem Mantel hervorzog, der einer weißen Fahne ähnelte und sehr wahrscheinlich auch eine darstellen sollte.

Ron schrie empört auf. „MEIN SIEG!“, ächzte er. „Mein Plan B!“, wimmerte Kaoru. „Das ist doch nicht euer Ernst?“, fragte Yume den Kopf schüttelnd.

Rhaken hob den Arm und wedelte verzweifelt mit der improvisierten weißen Fahne herum. Wieder flackerte die Luft um ihn etwas und die Reiter schienen den gewissen „Aha“-Effekt der Situation erkannt zu haben. Blieb nur die Frage, wie sie ihn interpretieren würden.

Fünf Pferde drängten sich aus der Masse und stellten sich in einer Reihe auf. Auf jedem Pferd saß ein Major mit dem typischen blauen Umhang und der Rüstung darunter. Vermutlich würden sie jeden Moment ihre Schwerter zücken und Rhaken zu Kleinholz verarbeiten...

Die Majoren nahmen ihre Helme ab. Der Mittlere von ihnen kam Yume irgendwoher bekannt vor. Es war ein blondhaariger, etwas älterer Mann. Während die anderen vier den Rebellen kalt entgegenblickten, war sein Blick freundlich und verständnisvoll. Er nickte Rhaken zu und der Acolyte ließ die weiße Fahne langsam sinken. Yume blinzelte. Akzeptierten die Reiter die weiße Fahne?

„Yume, Noony!“, rief Ron wütend und die beiden Assasine machten sich hastig auf den Weg vor die Mauer. Zusammen mit Raijin und Kaoru liefen sie Richtung Rhaken. Vier der Majoren betrachteten sie abschätzend von oben bis unten, als sie den Acolyten erreicht hatten. „Raijin, dieser...“, begann die Assasine, aber der Stadtverwalter schüttelte langsam den Kopf. „Nicht jetzt.“

Yume seufzte. Sie gab dem Jungen eine Kopfnuss und zog ihn zu sich heran. „Was hast du dir dabei gedacht?“, zischelte sie. „Wolltet ihr sterben? Ihr seid ja alle zu stolz, um aufzugeben!“, erwiderte Rhaken stur. Die Assasine schlug ihn noch einmal auf den Kopf und wandte sich dann ebenfalls den Majoren zu, um auch sie aus der Nähe zu betrachten. Ihr Eindruck am Anfang schien richtig gewesen zu sein, der mittlere Major hatte immer noch die freundlichste Ausstrahlung.

„Dieses Kind hat wohl vor euch kapiert, dass ihr resignieren müsst. Armseliger Haufen.“, sagte einer der „Bösen 4“, wie sie Yume gedanklich taufte. Ron schien kurz vorm Explodieren zu sein, aber die Priesterin legte ihm hastig die Hand auf die Schulter. „Wir haben aufgegeben und Ihr die weiße Fahne akzeptiert. Oder leben wir nur noch, weil Ihr noch weiter auf unserem Stolz herumtreten wollt?“, erwiderte Kaoru. Die „Bösen 4“ schienen sich einig zu sein mit „Ja“ zu antworten. „Beruhigt euch, alle.“, sagte der blonde Major, „Wir nehmen nur unter folgenden Bedingungen an. Ihr legt alle eure Waffen nieder. Morroc und dieses Gebäude gehen wieder zurück an unsere Verwaltung. Niemand von euch wird sich bei der Gefangennahme widersetzen. Leider können wir dies nicht ohne Strafe verweilen lassen, aber sie wird durch eure Resignation gemindert. Wir werden keine Hand an eure Frauen und Kinder legen. Sobald ihr die Strafe erhalten habt, könnt ihr wieder in Morroc leben, rechnet jedoch mit einer Beobachtung. Ich spreche im Namen unserer Regierung und Midgards Volkes. Wir sind nicht auf Blutvergießen aus und es freut mich, dass ihr den ernst der Situation erkannt habt.“

Also im Namen der „Bösen 4“ hatte er sicher nicht gesprochen, aber er ignorierte die bissigen Blicke seiner Kollegen. Der Major ließ den Blick zwischen ihnen umherwandern und stoppte bei Raijin abrupt. Yume schnappte nach Luft, als sein Blick kühler wurde. „Hier bist du also.“, murmelte er kalt. Raijin sah angespannt zu Boden. „Ihr seid Major Tatsu oder irre ich mich?“, unterbrach Yume die düstere Atmosphäre. Er sah sie verwirrt an und schien zu überlegen. „Raijin ist aus freien Stücken hier und...!“, fuhr die Assasine fort, aber Tatsu unterbrach sie. „Ich mache ihm keinesfalls Vorwürfe. Aber dies gehört nicht auf ein Schlachtfeld. Wie sieht es aus?“

Ron und Kaoru aber schienen beschäftigen, sie warfen sich gegenseitig verhasste Blicke zu. Noony räusperte sich laut und die beiden stoppten. „Wir nehmen an. Unter der Bedingung, dass ihr noch alle unsere Fragen beantwortet.“, brummte der Priester. Tatsu lächelte knapp. „Ich werde euch antworten, so fern es mir erlaubt ist.“, entgegnete er. Der Major wandte sich an die „Bösen 4“. „Ihr kümmert euch um die friedliche Übernahme der Gilde. Niemand wird getötet. Ich reite mit ihnen voraus.“

Die „Bösen 4“ sahen nicht glücklich aus, aber sie nickten. Als sie die Helme wieder aufgesetzt hatten, ritten sie zurück zu der Armee. Tatsu sah ihnen nach. „Sie schauen immer so böse. Wirklich beängstigend, nicht?“
 

Als die kleine Gruppe mit dem Major wieder auf die Mauer zuhielt, sah Yume in den meisten Gesichtern Erleichterung. Die Menschen legten die Waffen aus den Händen und sammelten sich ruhig im Innenhof. Der Anführer der Rebellen führte sie nicht erneut zu der unendlichen Treppe, sondern ein Stückchen weiter nach rechts. Er betastete eine bestimmte Stelle in der Wand und ein Stück dieser verschwand mit einem Quietschen in einer Nische an der Seite. Raijin seufzte neben ihr tief und die Assasine nickte knapp. Dieser Weg ist garantiert kürzer als die Treppe, dachte Yume.
 

Taichi, Raijin, Noony, der Major und Yume hatten sich im Versammlungsraum neben dem großen Saal zusammengefunden und kaum, dass alle saßen, kehrte Stille ein. Ron und Kaoru waren noch einen Moment vor der Tür, um sich zu beraten.

„Letztendlich war mir die Treppe lieber.“, flüsterte ihr Raijin zu. Yume lächelte schief. „Schlaglöcher, Falltüren, riesige Kugeln, Wasserattacken, Schlangengruben...habe ich etwas vergessen? Ron hat wohl der gehofft der Major stirbt in einer der Fallen.“, erwiderte sie trocken. „Du hast die Mäusefallen vergessen in die Rhaken gelaufen ist.“, schmunzelte Taichi. Die drei lachten und Noony stimmte mit ein. Der Acolyte befand sich im Moment in ärztlicher Behandlung nach seinem kleinen Rendezvous mit den Mäusefallen.

„Was treiben die beiden draußen?“, brummte Noony ungeduldig. „Vielleicht hat Ron die Hosen voll.“, vermutete Yume. Die Tür sprang auf und der Priester blickte sie keifend an. „Wenn man vom Teufel spricht.“, kommentierte die Assasine. Kaoru schloss die Tür wieder und die beiden setzten sich an den Tisch. „Nun?“, fragte Tatsu. „Die Zerstörer. Wann werden sie ankommen?“

Alle sahen entsetzt zu der Priesterin. Der Major wechselte einen kurzen Blick mit Raijin und wandte sich dann ihr zu. „Wir wissen es nicht genau, aber es wird noch diese Woche sein.“, antwortete er ruhig. „Diese Woche!“, ächzte Noony. Yume sah erschrocken zu Boden. Noch in dieser Woche sollte Midgard ausgelöscht werden...?

„Was habt Ihr mit dieser Welt vor? Werdet Ihr verschwinden, bevor sie da sind?“, hakte Ron nach. Der Major blickte einen Moment auf die Tischplatte und in Yumes Magen begann sich ein ungutes Gefühl zu verbreiten. Dann schüttelte er den Kopf plötzlich. „Wir können nicht noch einmal die Welt wechseln, aber selbst wenn wir könnten...Lange genug sind wir vor ihrer Zerstörungswut geflohen. Wir sahen ganze Völker binnen Minuten sterben. Diese Welt – nein, Midgard - wir haben nicht vor sie im Stich zu lassen. Auch wenn es nicht so auf euch wirkt.“, entgegnete Tatsu. Die Freunde warfen sich gegenseitig erleichtert Blicke zu. „Aber...es gibt keinen Weg sie zu besiegen, oder?“, fragte Yume ernst. Es war die Wahrheit. Eine Wahrheit, die niemand am Tisch auszusprechen gewagt hatte.

„Möglicherweise doch.“, erwiderte der Major. Selbst Raijin schien nun überrascht zu sein. „Es gibt einen Weg...?“, murmelte er verwundert. „Dann ist noch nicht alles verloren?“, fragte Taichi hoffnungsvoll. Tatsu hob langsam die Schultern. „In der letzten Welt schien es einen Anhaltspunkt zu geben. Wir sind der Spur so weit wie möglich gefolgt und sind auf einen alten Tempel auf dem Meeresgrund gestoßen. Das Material...die Zeichen an den Mauern. Alles schien ähnlich den Maschinen der Zerstörer. Die Zeit bis zum Angriff verbrachten wir damit, die Zeichnungen an den Wänden zu entschlüsseln.“

„Und Ihr habt es übersetzt?“, fragte Ron. Der Major zögerte kurz zu Nicken. „Durchaus. Aber der Verfasser schien sich einen Spaß daraus zu machen sinnlose Sätze zu formen. Beziehungsweise den gesamten Text durcheinander zu wirbeln. Wir haben einige Schlüsselwörter und so manchen sinnvollen Satz zusammen, aber den ganzen Text...“, antwortete er. „Schlüsselwörter. Wie zum Beispiel?“, unterbrach Yume den Major. Tatsu blinzelte kurz und sah sie verwundert an. „Du bist...“

Die Assasine erwiderte seinen Blick angespannt. Ihre Freunde sahen alle, bis auf Raijin, verwirrt zwischen den beiden hin und her. „Das Dorf bei Payon. Natürlich!“, sagte der Major verwundert. Bei dem Gedanken an ihr Dorf kamen all die schmerzhaften Erinnerungen wieder in ihr hoch. Yume versuchte die Tränen zu unterdrücken. „Ich bin froh dich noch am Leben zu sehen. Damals...“

„Worum geht es?“, fragte Noony neugierig dazwischen. Die Assasine wich ihrem Blick aus, aber sie spürte, wie sie alle ansahen. „Noony das...!“, begann Raijin. Yume sprang von ihrem Stuhl auf und rannte mit gesenktem Kopf aus dem Raum.

Tränen flossen ihr über die Wangen als die Assasine durch den leeren Saal stolperte. Sie drückte sich gegen eine der Wände zwischen den Fenster und sank schluchzend zu Boden.

Ich bin schwach, so schwach und eine Lügnerin.

Jemand legte ihr die Hand auf die Schulter und die Assasine zuckte erschrocken zusammen. Sie hob die Hände um sich hastig die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, aber die Person hielt ihre Arme schnell fest.

Ich will nicht, dass mich jemand so sieht! Ich will es nicht...verschwinde. Sieh mich nicht an...!

„Es ist keine Schande auch seine schwache Seite manchmal zu zeigen.“, sagte er. Yume hob überrascht den Kopf. Für einen Moment stoppten ihre Tränen. Raijin lächelte aufmunternd und beugte sich zu ihr herunter. Als sich ihre Lippen berührten, traten Yume Tränen in die Augen und sie schloss sie wieder.
 

Taichi trat leise wieder aus dem Türrahmen. Was war das für ein Schmerz in seiner Brust?

„Sie reden gerade. Nichts besonderes“, sagte er knapp. Alle sahen ihn beunruhigt an und der Knight bemerkte, dass sein Gesicht das ganze Gegenteil von seinen Wort gewesen war. Er lachte. „Lassen wir sie alleine.“

Die anderen schienen ein wenig erleichtert zu sein und nickten.
 

Yume drückte Raijin ein Stück von sich weg und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. „Alle machen sich Sorgen.“, sagte er. „Tut mir leid. Ich...“, murmelte die Assasine. Der Stadtverwalter schüttelte langsam den Kopf. „Ich kann dich verstehen und alle anderen würden es sicher auch, wenn sie wüssten, was geschehen ist. Nun wisch dir nicht die Augen rot. Das steht dir nämlich überhaupt nicht.“, erwiderte er. Sie lächelte leicht und schlang ihm die Arme um den Hals. Yume legte den Kopf an seine Brust. „Ich will nicht, dass sie es wissen.“

„Kein Wort geht über meine Lippen. Ich respektiere deine Entscheidung.“, entgegnete Raijin ruhig, „Meinst du, wir können zurück?“

„Tut mir leid wegen eben.“, sagte Tatsu plötzlich hinter ihnen. Die Assasine lief rot an und löste sich aus der Umarmung. „Ich wollte keinesfalls schlechte Erinnerungen hoch bringen.“, fuhr er fort und sie spürte die Aufrichtigkeit seiner Worte. „Schon in Ordnung. Ich hätte nicht gleich rausrennen sollen.“, erwiderte sie und lachte knapp. „Yume...“, begann Raijin und wollte ihr erneut den Arm um die Schultern legen, aber sie drehte sich abweisend um. „Wir lassen das Thema besser, aber ich wollte dir noch deine Frage beantworten.“, sagte der Major ernst. Sie spürte, wie ihr Herzschlag schneller wurde, als er das Thema anschnitt. „Es hatte noch einen weiteren Grund, warum wir damals so von euch beiden verwundert waren. Eines der Schlüsselwörter waren Zwillinge gewesen.“

Yume fuhr sich nervös mit der Hand durch das Haar. „Und Ihr dachtet, wir wären gemeint?“, fragte sie. Der Major hinter ihr hob langsam die Schultern. „Ich habe noch keine anderen wie euch in Midgard gefunden, aber du solltest dich nicht fürchten. Für die Echtheit dieser Aufzeichnungen besteht keine Garantie und es gibt jede Menge anderer Schlüsselwörter. Die letzte Welt hatte ihre Eigenartigkeiten. Aber ich glaube trotzdem, dass wir die Lösung für die Rettung aller Welten hier in Midgard finden. Zwillinge wie ihr. Riesen, denen ihr Namen wie Moonlight Flower und Eddga gabt. Mächtige Schätze, eure Godlike Items. Nur um drei Beispiele zu nennen.“, antwortete er ernst. Die Assasine stärkte ihren Blick und wandte sich um. „Die Godlike Items...fürchten sich die Reiter wirklich davor?“, fragte Yume. Tatsu lächelte matt. „Zu meinem Bedauern ja. Ich gedachte anfangs diese Gegenstände für einen Kampf gegen die Zerstörer zu nutzen, jedoch reagierten sie sowohl auf Reiter als auch auf uns nicht. Sie hatten eine Art ätzende Wirkung bei Berührung. Vielleicht sind nur Bewohner Midgards erlaubte Besitzer. Außerdem besteht keine Sicherheit, ob sie etwas gegen Zerstörer ausrichten.“, erklärte er. „Wer sind diese Zerstörer?“

„Sie vollends zu erklären ist unmöglich. Ich schätze letztendlich sind es Menschen wie wir. Leider sind sie vom Willen der Macht und Zerstörung ergriffen. Andere Lebewesen halten sie für nicht würdig zu leben. Sollten sie doch einmal besondere Menschen finden, die ihren Anforderungen entsprechen, nehmen sie diese mit auf ihre Schiffe. Zumindest kam mir so ein Gerücht in die Ohren. Ich fürchte die Zerstörer stammen ursprünglich aus einer Welt, die allen anderen im Fortschritt weit voraus ist. Sie haben Schiffe, die am Himmel fliegen und Waffen mit großer Zerstörungskraft. Ihre fliegenden Maschinen sind wahrscheinlich ihr Weg durch die Dimensionen. Die Zerstörer kündigen sich mit blauem Staub in der Luft an, der von den Schiffen abgegeben wird. Der Staub taucht meistens einen Tag vor ihrer Ankunft auf. Vom Himmel aus feuern sie mit einigen ihrer Waffen, die bis auf die Erde reichen und alles in einem kleinen Umkreis verbrennen. Vermutlich wären sie auf dem Boden einfacher zu schlagen, aber in der Luft...! Sie kommen nur hinunter, um ihre Beute zu holen und sicher zu gehen, dass alle Menschen sterben.“, antwortete der Major leicht abwesend. Die Assasine warf einen kurzen Blick in Richtung des Nebenraumes, aber die Tür war verschlossen. „Wie konntet ihr die Welt wechseln?“, hakte sie neugierig nach. „Wie es genau funktioniert, weiß ich nicht. Ich bin eher ein Kämpfer, als Techniker, aber wir haben den blauen Staub damals aufgesammelt und bemerkt, dass er durchaus magische Eigenschaften hat. Unsere Forscher entdeckten unter ständigen Zeitdruck eine Reaktionsmöglichkeit des blauen Staubes mit verschiedenen Stoffen. Alchemistenkram. Jedenfalls kann man durch die Reaktion ein Loch zwischen den Dimensionen öffnen. Leider ist uns das Pulver ausgegangen, da wir immer weniger Zeit hatten etwas einzusammeln und jede Reise mehr und mehr Mengen brauchte.“

Das Echo von Schritten hallte an den Wänden wieder und das große Tor der Halle wurde aufgeschoben. Die „Bösen 4“ traten ein und durchbohrten sie prompt mit ihren hasserfüllten Blicken. Schnellen Schrittes traten sie an die drei heran. „Die Rebellen sind in Gewahrsam, es gab keinen Aufstand, aber...“, begann Böser Nr.1. „...wir mussten uns in die Gilde zurückziehen.“, fuhr der 2. Major fort. „Draußen vor dem Tor stehen einige dieser unheimlichen Riesen und...“, sagte der Dritte. „Sie reden...!“, knurrte der nächste Major. „Wenn Sie uns bitte folgen würden.“, erhob Böser Nr.1 die Stimme erneut und räusperte sich. Tatsu blickte sie etwas entgeistert an. „Die Riesen? Ihr wollt einen Narr aus mir machen!“, entgegnete er. Yume fand die Gesichtsausdrücke der Majoren sprachen Bände. Wenn dies ein Scherz war, war dieser ganze Kampf eine Komödie.
 

Der Weg nach draußen vor so spannend wie eh und je.

Die meisten der eingebauten Fallen waren inzwischen ausgelöst worden.

Der Platz vor der Mauer bot einen eher überraschenden Anblick. Die Rebellen saßen im Schatten der Mauer und plauderten ruhig vor sich hin, während die Reiter – ihre Waffen umklammernd – sie feindselig umkreisten, bereit jederzeit dem Feind eins auszuwischen. Tatsu kommentierte das Schauspiel mit einem tiefen Seufzer und Yume hätte ihm fast reflexartig auf die Schulter geklopft. Die Reiter schienen dem friedlichen Verhalten ihrer Feinde wohl nicht viel Vertrauen entgegen zu bringen.

Auf der anderen Seite der Mauer erklang das Geräusch eines in den Sand aufschlagenden, riesigen Körpers. Zumindest definierte die Assasine diesen dumpfen Knall mit kurzem Erdbeben als Folge. Eine weitere Folge war eine riesige Welle aus Sand, die über den Schutzwall reichte und alle Anwesenden im Hof in sekundenschnelle unter sich begraben hatte. Aus allen Ecken des Platzes hörte man die Menschen husten. Yume spuckte den Sand aus, der ihr in den Mund geraten war und schüttelte ihr Haar kräftig durch. Die Luft war immer noch voll aufgewirbeltem Staub und Sand, sodass man nur schwerlich atmen und sehen konnte. Sie wedelte hustend mit der Hand vor ihrem Gesicht, um etwas saubere Luft abzukriegen. Der Schleier aus Schmutz löste sich langsam von ihren Augen.

Jemand ergriff von hinten ihre Hand und Yume drehte sich hastig um. „Was ist passiert?“, fragte Rhaken geschockt. „Woher soll ich das wissen? Es klang wie der Aufprall etwas ziemlich großem.“, antwortete sie verärgert. Die feinen Sandkörner brannten in ihren Augen. Die „Bösen 4“ hatten sich inzwischen in Bewegung gesetzt zum Tor. Yume nickte in ihre Richtung und auch sie liefen los.

Diese dumme „Rettet die Welt“ Ansprache hätte Yume dem Riesen ja noch verziehen, aber das Sandbad war jawohl völlig unnötig gewesen...

Eddga hatte sich inzwischen wieder aus dem Sand gewühlt und betrachtete die gemischte Gruppe fasziniert. Hinter ihm standen in geringem Abstand Drake, Doppelgänger und Garm. Wahrscheinlich hätten sie sich tagsüber nicht auf den Weg gemacht. Der Hauptteil mochte schließlich Licht oder Wärme nicht.

„Seid ihr nun endlich fertig mit dem Rumgewusel, Menschen?“, fragte Eddga hörbar gelangweilt. Yume fragte sich, wie lange die „Bösen 4“ gebraucht hatten bis sie auf die Idee mit Tatsu gekommen waren. Ihr Lieblingsquartett schien jedenfalls doch ein wenig kleinlaut geworden zu sein im Angesicht der Riesen. „Mir ist der Grund dieses Besuches unbekannt. Vielleicht würdest du ihn noch entsprechend erwähnen.“, sagte Tatsu kühl. Die Assasine betrachtete ihn bewundernd von der Seite. Sprach er doch mit diesen großen Wesen furchtlos und wie mit einem unbedeutendem Bürger. Eddga rührte seine Tonlage überhaupt nicht, jedoch seine drei Anhängsel. „Mir scheint du vergreifst dich im Ton, Mensch!“, keifte Garm und trat vor den Tiger, „Wäre nicht der Tod einiger unserer Freunde Grund genug euch hier und jetzt zu töten? Schutzlos wie ihr seid!“

Er fletschte die Zähne um seine Drohung zu verstärken. Wahrscheinlich wäre Garm auf die wahrhaftig schutzlosen Menschen losgegangen, aber Eddga packte ihn am Genick und zerrte ihn zurück. Der Wolf ließ sich auf seinen alten Platz drängen und nahm dort knurrend Platz. „Der Besuch stellt sich als Fehler heraus, Eddga. Die langen Rennen in der Sonne scheinen dir doch den Kopf verdreht zu haben.“, sagte Doppelgänger argwöhnisch. „Dein Kopf ist gleich verdreht!“, fauchte die gigantische Katze. Die kleinen Menschengruppe amüsierte sich köstlich, zumindest wenn man die „Bösen 4“ nicht mitzählte. Der Tiger richtete sich vollkommen auf und stierte über die Mauer. „Ist das euer letztes Versteck? Es wird nicht lange halten, fürchte ich. Wenn wir vier hier und jetzt alles in Schutt und Asche verwandeln würden...“

„Ihr würdet die Rebellen verletzen!“, rief Raijin dazwischen. Eddga nickte nachdenklich. „Nun gut, das ist ein Problem. Ich dachte, ihr hättet sie schon alle getötet.“, erwiderte er. „Wir sind keine Mörder! Vielleicht solltet ihr alle den Stand eures Wissens aktualisieren. Die Rebellen gaben schon vor einiger Zeit auf und ließen sich widerstandslos verhaften. Wir waren gerade um eine friedliche Lösung dieses Problems bestrebt, als ihr unüberhörbar laut angeklopft habt.“, sagte Tatsu ernst. Yumes Vorurteile gegenüber den Majoren und ihrem Gefolge schwanden ein wenig bei seinen aufrichtigen Worten. „Aufgegeben. Sie sind eben doch schwache Menschen.“, entgegnete Drake voller Spot auf die Gilde herabblickend. „Es scheint, sie besäßen mehr Verstand als ein jeder der euren.“, konterte Tatsu. Der Major hatte es geschafft, nun waren alle vier in ihrem Stolz verletzt. „Es war der freie Wille der Menschen hier und eine kluge Entscheidung. Dieser Kampf wäre unnötiges Blutgemetzel gewesen. Keiner der Rebellen wird verletzt oder sogar getötet. Es sei denn, ihr wünscht die Gilde hier und jetzt in Schutt und Asche zu zerlegen natürlich. Die Frauen und Kinder interessieren euch sicher nicht? Und denkt bitte nicht, wir lassen sie am Leben, um uns feige hinter ihnen zu verstecken. Wenn euer einziges Anliegen das Anstiften eines Streites und die Zerstörung dieses Ortes ist, muss ich euch bitten zu gehen.“

Der Major setzte sein gewohntes Lächeln auf und wandte den Kopf zu Yume. Sie nickte erleichtert. Ohne Tatsu wäre die Situation zweifelsohne eskaliert.

„Du gefällst mir, zumindest für einen Menschen in deiner Situationen. Wären wir uns unter anderen Umständen begegnet, hätte ich dich für dein loses Mundwerk schon grün und blau geschlagen, aber lassen wir dies. Wir sind nicht gekommen, um die Gilde zu zerstören. Selbst wenn ihr die letzten hier anwesenden Lebewesen wäret. Eines der Godlike Items befindet sich unter euch?“, erhob Eddga erneut das Wort. Tatsu blickte noch einmal zu Yume. „Ah...ja. Es befindet sich noch in Besitz von Rhaken. Dem kleinen Acolyte, falls Ihr euch noch erinnert.“, antwortete die Assasine. Der übergroße Katze setzte ein Grinsen auf. „Natürlich. Um auf den Punkt zu kommen. Wir spüren das eine große Katastrophe bevorsteht, die ganze Midgard verschlingen wird. So weit mein ‚Stand des Wissens’ reicht, kennt ihr diese Macht die uns bedroht?“, fuhr er fort. Einheitliches Nicken folgte. „Wir nennen sie selbst Zerstörer, aber...“

„Genaue Details wollte ich nicht wissen. Moonlight Flower hatte mich einige Tage vor ihrem Tod gebeten die Godlike Items erneut sammeln zu lassen, weil sie eine Vision hatte. Sie meinte nur durch die vereinte Kraft aller Gegenstände sei der Untergang Midgards noch zu verhindern. Das Schicksal habe jedoch die Welt nicht in die Hände der Unseren, sondern in die von neun Menschen gelegen. Ein Blacksmith geboren den kraftvollen Hammer Mjölnir zu schwingen, eine Dancer den Willen Gleipnirs zu vollstrecken, ein Acolyte die heilige Kette zu schützen, ein Knight die Bürde des Megingjard zu tragen und eine Assasine Bote Sleipnirs zu sein. Ihnen zur Seite stehen fünf weitere Helden. Darunter zwei Menschen, die nicht aus Midgard stammen.“

Nipha und Mjölnir. Rhaken und Brisingamen.

Yume stockte ihr Herz einen Moment als sie an seine Worte dachte. Eine Assasine die Botin Sleipnirs? Der Knight...konnte Taichi gemeint sein?

Wie hatte Eddga damals gemeint?

Sie hätten eine Aufgabe zu erfüllen...?

„Darunter zwei Menschen, die nicht aus Midgard stammen.“
 

Die Assasine umschloss Raijins Hand noch ein wenig fester und sie tauschten besorgt Blicke.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück