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Coming Closer

Wer sagt, dass Liebe einfach ist?
von

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Secret Garden

10 Sercet Garden
 

****Ich ziehe die Stecker, die durch meinen ganzen Körper laufen. Nur auf diesen Beinen, sah ich noch einmal die Realität.

Die Welt die sich in meinen Träumen entfaltet ist ///the last secret garden///.

In einer Lücke sich ewig drehender Zeit. Das Messer in meinem Rücken verleiht mir Flügel.

Die Welt in deinen Armen ist ///the last secret garden///. Und ich habe nur dich angesehen.

Nur dich.****
 

„Da hast du ja eine ganze Menge aufregendes Zeug in den letzten Tagen erlebt!“

Hyde, der sich mit beiden Armen auf den Tisch hinter sich abstützte und sein rechtes Bein lässig auf einem Stuhl abgestellt hatte, nickte grinsend.

„Ja, das habe ich. Stellt euch vor, ich habe anfangs tatsächlich an Gackts Zurechnungsfähigkeit gezweifelt und war sehr skeptisch diesen beiden Ausländerinnen gegenüber, aber sie haben das Eis bereits kurze Zeit nachdem ich sie kennenlernen durfte zum Schmelzen gebracht. Mit ihnen ist es nie langweilig! Aber das habt ihr ja eben schon zur Genüge von mir gehört.“, schwelgte er in Erinnerungen.

Hyde saß mit Tetsu, Ken und Yukihiro in der Maske in einem der höheren Stockwerke der Konzerthalle. Ausführlich war er bereits seit dem Zusammentreffen mit dem Rest der Gruppe damit beschäftigt gewesen, ihnen Anekdoten aus seiner Zeit mit Gackt und dessen außergewöhnlichen Besuch zu erzählen. An diesem Tag hatte L’Arc~en~Ciel also zweifelsohne einiges zu Lachen gehabt!

„Und du sagst, sie kommen heute zum Konzert? Diese Mädels musst du uns unbedingt einmal vorstellen, wir müssen schließlich wissen, ob Gackt sich da wenigstens etwas Ansehnliches an Land gezogen hat!“, scherzte Ken, der sich gerade eine Zigarette anmachte.

Hyde zeigte mit mahnendem Finger auf den Gitarristen und lächelte kopfschüttelnd vor sich hin, das war mal wieder typisch für Ken!

„Hey, lass die Scherze Ken. Wir wollen doch einen guten Eindruck auf diese beiden Fans machen, oder? Nicht, dass du sie mit deinen Späßchen verschreckst.“

Tetsu und Yukihiro stimmten in das Gelächter von Ken mit ein und auch Hyde schloss sich nach kurzem, böse gestelltem Blick der ausgelassenen Heiterkeit an.

„Aber jetzt mal Spaß beiseite Hyde, jetzt hast du uns neugierig gemacht – wie sehen sie denn aus? Du musst sie uns vorstellen, egal wie!“, knüpfte der Bandleader wieder an das ursprüngliche Gespräch an.

Der dunkelhaarig Sänger sah sich einen kurzen Moment lang in dem sterilen Raum um, wo es nur ein paar Schminktische mit Spiegeln an den Wänden gab, einen Tisch mit 4 Stühlen wo allerhand Kram wie Pläne Listen und auch ein paar Snacks drauf lagen und an dem sie saßen.

„Gleich gerne, aber vorher hätte ich bei der Wärme gerne mal wieder etwas getrunken…“

Sein suchender Blick wanderte in eine Ecke des Raumes, wo einige Kisten mit leeren Wasserflaschen aufgestapelt waren.

„Wenn du Wasser suchst, da besorgt gerade jemand vom Stuff. Die Getränke wurden falsch kalkuliert und nun ist jemand dabei in der Einkaufsmeile um die Ecke ein paar Sachen ranzuschaffen.“, beantwortete der ruhige Drummer Hydes stumme Frage.

Wie es der Zufall so wollte klopfte es ein Mal energisch an die Tür und dann trat ein junger Japaner ein, völlig verschwitzt, aber durch seinen Ausweis um den Hals eindeutig als Teammitglied zu identifizieren.

„Ich bringe hier ein paar Getränke, ich bitte um Verzeihung für die Verzögerung.“, ächzte er triefend und zog eine Sackkarre mit vier neuen Kästen Wasser hinter sich her.

Die Band winkte nur beschwichtigend ab und Hyde fischte sich im Vorbeigehen des Stuff-Members eine Flasche aus dem obersten Kasten heraus, die er mit einem Zischen öffnete. Noch während das Member die neuen Kisten mit den Alten tauschte, begann Hyde wieder zu erzählen, der erste Durst war gestillt.

„Also… Da wäre Nina, die eigentlich Annina heißt… sie ist auf den ersten Blick dunkelhaarig, das Haar trägt sie glatt bis ca. Brusthöhe. Sie ist etwas größer als ihre Freundin Enah, die eigentlich ganz anders heißt, aber deren Name sich einfach nur grausam anhört, wenn wir versuchen ihn auszusprechen…“, kurzes Gelächter unterbrach ihn, „…Sie hat hellblaue, offene Augen, die einen regelrecht durchbohren können, wenn sie nur wollen. Enah ist wie schon gesagt kleiner und auch zierlicher als Nina und ein eher blasser Typ. Ihre Haare sind rötlich blond und hängen ihr wellig über die Schultern…“

Ken lachte schon wieder.

„Interessant, dass du uns von Enah so viele Details nennen kannst und von Nina nicht.“

Hyde entging Kens stichelnder Unterton nicht, doch er lächelte nur keck zurück und fuhr dabei mit seiner Zungenspitze kurz über seine Oberlippe.

„Mein lieber Ken, ich muss dich enttäuschen… von Enah ist mir einfach deshalb mehr im Kopf geblieben, weil ich mit ihr bislang mehr zu tun hatte als mit Nina.“

Die gesamte Gruppe zog die Augenbrauen hoch, der schmale Sänger hob auf diese Geste hin abwehrend beide Hände und ergab sich den forschenden Blicken seiner Freunde.

„Ich seh schon, am besten, ich sage gar nichts mehr, ihr glaubt mir eh kein Wort.“

„Du hast es erkannt Hyde!“, bestätigte Ken, der so langsam am Ende seiner Kippe angelangt war.

„Sie beide sind kein Bild von Hässlichkeit. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Ihr könnt es ja selbst beurteilen, wenn sie später gemeinsam im Publikum stehen.“, fügte Hyde noch vergnügt resignierend hinzu und widmete sich dann wieder seinem Wasser.“

„Anou… Hyde-sama, sind sie sich sicher, dass das Mädchen mit den rotblonden Haaren in Begleitung ihrer Freundin hier erscheinen wird?“, drang auf einmal die Stimme des erschöpften Getränkepackers zu ihnen heran.

Fragend und überrascht drehten sich die Köpfe der vier Musiker in seine Richtung. Der schmächtige Japaner hatte beide Hände förmlich in seinen Schoß zusammengelegt und verneigte sich ein Stück weit verlegen.

„Davon gehe ich aus, die beiden werden sich so fremd wie sie hier in Japan sind wohl kaum voneinander trennen.“, gab Hyde nach kurzem Überlegen schließlich als Antwort zurück, wenn auch noch immer etwas irritiert.

„Bitte entschuldigen sie, wenn ich ihr Gespräch unterbrochen habe, aber ich kam ja nicht umhin einen Teil davon aufzufangen und da fiel mir dann auf, dass ich nicht weit von der Halle genau so eine junge Frau wie sie eben beschrieben haben, gesehen habe.“

Da horchte Hyde auf und die Blicke der anderen hingen nun an seinem Gesicht und suchten nach einer Regung darin.

„Und weiter? War sie nicht in Begleitung von einer anderen Frau?“

Das Member wurde noch verlegender und verneigte sich schon fast zu förmlich vor ihm, aber darauf nahm der Sänger gerade keine Rücksicht.

„Nein… ich sah sie an der Ampel direkt vor der Halle mit zwei Japanern reden. Es schien so… es war wohl ein sehr anregendes Gespräch. Es sah so aus, als würden die beiden Männer mit ihr flirten wollen.“, stotterte der junge Mann verunsichert vor sich her und wagte es nicht sein Gesicht vom Fußboden abzuwenden.

„Enah… mit zwei Männern allein auf der Straße beim Flirten?“

Hyde dachte an die letzten Tage zurück und versuchte sich jetzt bildlich vorzustellen, wie die kleine, zurückhaltende Frau, die ihr eigentlich gut bestelltes Mundwerk nur in Gegenwart von Nina zu nutzen wusste, mit zwei fremden Japanern kokettierte. Er hatte eigentlich einen guten und vernünftigen Eindruck von ihr gehabt und sie wirkte auf ihn eher schüchtern als extrovertiert genug, um sich jetzt freiwillig in so einer Situation zu befinden. Außerdem, wo bitte war Nina? Die Beiden trennten sich nie, also warum sollten sie es jetzt getan haben, so kurz vor dem Konzert? Nachdem eine für alle Beteiligten anstrengende Pause entstanden war, huschte jetzt ein Anflug von Erkenntnis über Hyde Gesicht. Er lächelte irgendwie erleichtert.

„Das muss eine Verwechslung sein, die Person die ich beschrieben habe, würde sich bestimmt nicht alleine mit zwei vermutlich Fremden auf der Straße rumtreiben.“

So wie er das sagte war er aus tiefstem Herzen davon überzeugt und geradezu amüsiert über die Vorstellung, dass die Enah, die er kannte, es faustdick hinter den Ohren hatte und sich als ein kleines Luder entpuppte. Hyde setzte sich in einer lockeren Bewegung wieder auf beide Füße, ging auf sein Stuff-Mitglied zu und klopfte ihm freundlich auf die Schulter.

„Trotzdem sehr nett von dir, dass du mir das sagen wolltest. Es wäre nett, wenn du trotzdem für dich behalten würdest, was du von dem Gespräch hier aufgenommen hast.“

Damit schloss er und der junge Mann verabschiedete sich förmlich, wenngleich auch etwas erleichtert, da die Anspannung von ihm abfiel. Als die Tür vor Hydes Nase ins Schloss gefallen war und er sich bereits wieder in Gedanken bei dem bevorstehenden Konzert zu seinen Kollegen umdrehte, sahen diese ihn etwas ungläubig an. Diese Blicke brachten ihn für einen kurzen Augenblick aus dem Konzept.

„Was ist?“, fragte er verdutzt.

„Warum bist du dir so sicher, dass es sich nicht um diese Enah gehandelt haben kann?“, fragte ihn Tetsu, der auf dem der vier Stühle saß, der ihm gerade am nahsten war.

„Ganz einfach, ich bin mir sicher, dass die beiden Freundinnen nichts ohne einander tun und sie machten auf mich auch nicht den Eindruck, als wären sie an zwielichtiger Gesellschaft interessiert.“, sein Ton klang etwas genervt.

Ken stand auf und lief zu einem der Fenster hinüber. Die gesamte Fensterfront des Raumes ging zu der Seite der Halle hinaus, die auf die Straßenseite zeigte, wo die Ampel war, die das Teammitglied gemeint haben musste. Er kniff die Augen zusammen und hielt seine schattenspendende Hand über sie.

„Ich kann leider nicht so viel erkennen…“

Yukihiro stand auf und ging an den einzigen Spint der im Raum stand und holte ein kleines Fernglas hervor, dass man üblicher Weise in der Oper, beim Ballet, im Theater oder auch bei Konzerten benutzt, wenn man einen Platz weit weg von der Bühne hat.

„Hier, vielleicht hilft dir das weiter.“, sagte er und reichte das Fernglas an Ken weiter, der sofort in die Ferne spähte.

Hyde wand sich ab, er fand es albern, dass sich seine Gruppe gerade mehr auf so eine fragwürdige Geschichte konzentrierte, als darauf sich für den Auftritt vorzubereiten. Er ging die Unterlagen auf dem Tisch durch, unter anderem die Reihenfolge der Songs, die sie heute spielen wollten.

„Na sieh mal einer an… da an der Ampel stehen zwischen den ganzen Leuten ja tatsächlich immer noch diese drei Leute, von denen der Typ eben gesprochen hat…“

In einer entrüsteten Bewegung fuhr der Frontman der Band herum. Die Papierbögen waren ihm direkt aus den Händen zurück auf den Tisch geglitten. Das er unangenehm überrascht war versuchte er sich nicht anmerken zu lassen und machte ein paar entschlossene, große Schritte auf Ken zu, der noch immer interessiert zur Ampel lugte.

„Zeig her, dann kann ich euch wenigsten gleich sagen, dass das die falsche Enah ist.“, fordere er freundlich und versuchte dabei ein amüsiertes Gesicht zu machen.

Ken reichte ihm das Fernglas mit einem “Wer weiß?“-Grinsen auf dem Gesicht. Zuversichtlich spähte Hyde nun durch das Glas und suchte in den Menschenansammlungen an der Ampel nach den Verdächtigen.

»Oh nein…«, tönte es in seinen Gedanken.

Sein Blick haftete auf einer jungen, zierlichen Rotblonden mit weißem Sonnenhut, die sich in einem Wortwechsel mit zwei eigenartig wirkenden Männern befand. Zu seinem Entsetzen handelte es natürlich um Enah… natürlich, wie viele rothaarige Frauen gab es schon auf der Welt? Wie viele waren davon wohl im richtigen Alter, jetzt gerade in Japan und dann auch noch vor dieser Halle? Eine. Nur diese Eine natürlich. Einen Augenblick lang ließ er das Fernglas sinken, atmete geschafft ein und aus und blickte dann wieder hinaus ins grelle Sonnenlicht. Er forschte in den Gesichtern der Beteiligten, wonach den beiden Männern der Sinn stand war nicht schwer zu erraten, sie trugen einen machohaften Ausdruck in ihren Gesichtern mit sich herum. Gepaart war dieser Ausdruck mit der Körperhaltung eines Zuhälters… zumindest stellte Hyde sich solche Leute vor. Leute mit dreckigen Gedanken. Von seinem Blickwinkel aus konnte er Enahs Miene leider nicht wirklich erkennen, er sah nur ihre Rückseite und einen geringen Teil ihres Seitenprofils. Ihre Gestikulierungen schienen jedoch keine Abwehrhaltung darzustellen, es sah viel eher danach aus als würde sie mit den Männern scherzen oder sie beschwichtigen… ihnen gut zureden.

„Und Hyde, ist sie es nun, oder nicht?“, fragte Tetsu, der inzwischen auch an dem Fenster stand und nach draußen blickte.

„Sie ist es nicht.“

Seine trockene Antwort löste Verblüffung bei den anderen aus, bei Ken sogar so etwas wie Enttäuschung. Hyde drehte sich um und war mit wenigen flotten Schritten bei der Tür.

„Konzentriert euch bitte auf unsere Show als solchem Unsinn nachzugehen, ich bin gleich wieder da… ich brauch kurz meine Ruhe.“

Damit war er aus dem Türrahmen getreten und lies Verwunderung in der Maske zurück. Kaum um die Ecke gebogen eilte Hyde so unauffällig es ging den langen Gang zu seiner Linken hinunter, dabei warf er einen Blick in alle offenen Räume auf der Fensterseite. Etwa fünf Räume später hatte er endlich Glück und war für einen Moment lang ungestört. Zwischen Regalen die bis unter die Decke voll mit technischen Gerätschaften waren, schob er sich durch bis zu dem einzigen, kleinen Fenster durch und zückte wieder das Fernglas. Er wollte einfach nicht glauben was er gehört und gesehen hatte! Sollte er sich so getäuscht haben? Oder steckte da mehr hinter? Wo war eigentlich Nina? Diesmal hatte er mehr Glück mit seinem Blickwinkel, immerhin konnte er jetzt einen großen Teil ihres Profils erkennen. Sie lächelte, ein Stich in seine Magengegend quälte ihn und er stöhnte bestürzt… aber was ging es ihn schon an, was diese Person in ihrer freien Zeit trieb? Dann war sie eben um einiges durchtriebener als er angenommen hatte… was gab ihm das Recht ihr hinterher zu spionieren? Mal abgesehen davon, dass diese Tatsache Gackt sicherlich auch interessieren würde… und da kam Hyde wieder zu der Frage zurück, warum Enah ohne Nina unterwegs war… und wie logisch war es, dass sie ihren Spaß mit zwei eigenartigen Gestalten so unmittelbar vor der Halle hatte, kurz bevor das Konzert begann, das sie unbedingt hatte sehen wollen? Zweifel und viele unsinnige Fragen beschäftigten ihn. Er wollte das Fernglas weglegen und einfach nicht mehr daran denken, als ihm ins Auge fiel, dass sich Enah die ganze Zeit über suchend über die Schulter blickte und dabei dann gar nicht mehr so fröhlich aussah. Jetzt bemerkte der spionierende Sänger auch, dass ihr Lächeln etwas angestrengt wirkte und ihre Gestiken viel hektischer waren als sonst. Während er diese Dinge in seinem Kopf wie ein Puzzle zusammenzusetzen versuchte, beschlich ihn das Gefühl, dass an dieser ganzen Sache etwas faul war! Er legte das Fernglas beiseite und zog aus seiner Hosentasche sein Handy hervor. Übereilt startete er einen Anruf an Gackt und hoffte inständig, dass dieser sein Handy nicht unbeantwortet klingeln lassen würde.

„Hallo? Hyde?“, antwortete am anderen Ende der Leitung Gackts Stimme, die deutlich überrascht klang.

„Gackt?! Na Gott sei Dank… entschuldige bitte, dass ich dich stören muss, aber es ist wichtig! Hast du die Handynummer von Nina?“, erzählte er sofort eilig, atmete aber vorerst erleichtert aus.

„Ähm… ja sicher, ich hab sie mir heute von beiden geben lassen, als ich sie in der Nähe der Halle abgesetzt habe… warum? Ist etwas passiert? Du klingst so gehetzt?“

Hyde stöhnte in den Hörer und rieb sich seine schweißnasse Stirn.

„Du hast sie also wirklich gemeinsam abgesetzt…! Wo steckt sie nur… bitte Gackt, gibt mir Ninas Nummer, es ist wichtig!“

„Was ist denn los? Was ist passiert?“

Gackt klang am anderen Ende inzwischen aufgewühlt.

„Ich hab keine Zeit für Erklärungen, schick mir einfach die Nummer, ich ruf dich zurück sobald ich Nina erreicht habe!“, entgegnete Hyde, der ungeduldig vor dem Fenster hin und her lief und immer wieder einen prüfenden Blick in Richtung Kreuzung warf.

„… Ich schicke sie dir per SMS, aber warum willst du nur Ninas Nummer haben? Ist was mit ihr?“

„Später Gackt, später – schick mir bitte umgehend einfach ihre Nummer!“

Damit beendete er abrupt das Gespräch und begann damit auf das Display seines Handys zu starren und auf die SMS von Gackt zu warten.
 

„Ach so war das mit den beiden Kerlen also genau! Klingt ja, als wäre das eine übliche Masche von denen… ihr seit bestimmt nicht die ersten Mädels, die von denen angemacht wurden.“

Nachdenklich fasste sich Itoe an ihr Kinn und vollzog die Geschehnisse nach, die Nina ihnen auf dem Weg zu Halle erklärt hatte. Die Tatsache, dass sie und ihre Freundin Chrissie vom ersten Tag an bei Gackt untergebracht waren und auch Hyde inzwischen kannten, hatte sie in ihrer Erzählung natürlich unterschlagen.

„Ja, aber wir hatten sie wie gesagt an einer U-Bahnstation abgehängt… wir konnten ja nicht ahnen, dass sie sich hier rumtreiben würden.“

„Wie schon gesagt, Annina-san, wir werden deine Freundin schon gemeinsam finden!“, beruhigte Mamoru, der ihr freundschaftlich die Hand auf die Schulter legte.

Yôki sprang ihnen die ganze Zeit über quirlig voraus und blickte wie ein Pirat über die vielen Menschen hinweg um nach einem Rotschopf Ausschau zu halten.

„Yôki-chan, bitte denk daran, dass Enah-sans Haare mehr blond als rot sind!“, hielt sie Itoe mahnend an, die sich bei Nina auf ihrer Suche immer wieder genau nach dem Äußeren der Verschwundenen erkundigt hatte.

„Mou~ ich wäre euch wirklich sehr verbunden, wenn ihr mich nicht mehr mit „-san“ ansprechen würdet, sagt einfach Nina zu mir.“

Ihr war es bereits von Anfang an unangenehm gewesen, dass ihr langer Vorname noch mit einem förmlichen Anhang versehen wurde. Sie fühlte sich so viel älter damit, dabei war sie etwa im selben Alter wie ihre freundlichen Helfer.

„Ist dir Nina-chan lieber?“, hinterfragte Mamoru ernsthaft.

Sie lächelte verschmitzt ein schiefes Lächeln.

„Ähh… nur Nina würde aber auch reichen.“

Düdelidüdel~düdelüü~

Die Dunkelhaarige zuckte erschrocken von ihrem eigenen Klingelton zusammen. Die Blicke der drei japanischen Freunde ruhten auf ihr, als sie stehen blieb und mit einem Mix aus Hoffnung und Verwirrung auf ihr Handy starrte, dass sie die ganze Zeit über vorsorglich in ihrer rechten Hand gehalten hatte.

»Eine unterdrückte Nummer? Etwa Gackt vielleicht?!«

Unschlüssig darüber, in welcher Sprache sie sich am Hörer melden sollte, entschied sich sie einfach für ein simples „Hallo“, das wohl jeder verstehen würde.

„Nina? Bist du das?!“

„HY… äh, Hi!“, sprudelte es beinahe verräterisch aus ihrem Mund, als sie Hydes aufgewühlte Stimme am anderen Ende erkannte.

Sechs verdutzte Augen ruhten auf ihr.

„Nina, wo bist du? Warum ist Enah nicht bei dir?“

Ihre Miene wurde ernst.

„Woher weißt du davon?“

„Weil ich sie sehen kann! Sie steht an der Ampel an der Straße direkt vor der Halle.“

Gerade als Nina sich dem Gefühl der Erleichterung hingeben wollte, sprach Hyde weiter.

„Sie steht da aber nicht alleine, sondern mit zwei zwielichtigen Männern, weißt du etwas davon?“

Der Sänger bekam keine Antwort, aber er bekam mit, das Ninas Atem aussetzte, im Hintergrund war nur noch das Gemurmel von Passanten zu hören. Der Deutschen wurde plötzlich speiübel und ihre Hände fingen an zu zittern, mit unsicherer Stimme und vielen tiefen Falten auf der Stirn versuchte sie Hyde zu antworten.

„Das sind… wir kennen diese zwei Männer… aber nicht so, wie du vielleicht denkst… das ist eine längere…“

„Schon gut, erklären kannst du mir das später! Wo bist du jetzt? Lass sie da nicht mehr länger alleine stehen! Ich kann dir vielleicht Leute vom Sicherheitsdienst schicken.“

Nina blickte auf und in die Augen von Mamoru und den beiden Mädchen, die mit entschlossenen Gesichtern nur auf ein Zeichen von ihr warteten.

„Das wird nicht nötig sein, keine Sorge. Wenn es nötig ist bin ich bereit und gewappnet den Typen die Hölle heiß zu machen.“

Mit einem Funkeln in den Augen nickte sie ihren drei neuen Bekanntschaften zu, die ihr mit ihren Fingern ein O.K. signalisierten.
 

Tut, tut, tut…

Hyde starrte auf seiner Seite des Telefons irritiert auf sein Display, auf dem “Teilnehmer hat aufgelegt“ stand. Jetzt verstand er gar nichts mehr… Warum waren die beiden Freundinnen denn nun getrennt unterwegs? Woher kannten sie die beiden Männer? Wie konnte Nina so entschlossen klingen und seine Hilfe ablehnen? Er konnte jetzt nur noch hilflos dastehen, wieder zum Fernglas greifen und abwarten, was geschah… im Notfall konnte er hoffentlich immer noch rechtzeitig eingreifen.
 

Chrissie stand an der Ampel in der schreienden Hitze mit Herzrasen. Sie stand den beiden widerlichen Kerlen gegenüber, von denen sie eben noch befürchtet hatte, dass sie Nina aufgespürt hatten.

„Äh… sorry guys, did we know each other?”

Natürlich taten sie das, wenn auch mehr unfreiwillig… aber ein Versuch auf dumm zu tun konnte ja nicht schaden, oder? Sie lachten schäbig, grinsten aber die ganze Zeit dabei gekünstelt freundlich und ihr selbst war ein aufgesetztes Lächeln ins Gesicht geschrieben.

„Oh babe… did you really forget about our last meeting? You and this other chick… how was her name? Oh yeah… we didn’t introduce each other yet, did we?”

Von seinem anspielerischen Unterton wurde Chrissie ganz anders, hilfesuchend sah sie sich immer wieder über ihre Schulter hinweg um.

„You two… you girls escaped from our car last Saturday, that wasn’t very nice by you. We felt totally alone without your nice escort.”, fügte der andere vergnüglich hinzu.

„That’s a tragedy… but it seems like you survived our absence very well! I’m sure, you two have found other people to play.”, entgegnete Chrissie so scherzhaft, wie es nur ging und lächelte fortlaufend ihr unsicheres, leicht verzerrtes Lächeln.

Sie war sich nicht ganz sicher, ob die zwei Gestalten alle Vokabeln verstanden hatten, die sie benutzt hatte, aber das konnte ja im Grunde nichts Schlechtes sein. Während die Beiden nämlich nachdachten und rätselten, konnte sie sich überlegen, ob sie nicht doch einfach über die Straße stürmte um ihr Heil in der Warteschlange vor der Halle zu finden. Aber was, wenn sie ihr doch folgten? Oder sie vorher gar in irgendeine Gasse – von denen es hier reichlich gab – zerrten, wenn sie zu flüchten versuchte? Wie hilfsbereit waren Japaner tatsächlich, wenn auf offener Straße jemand gezwungen wurde mitzukommen? Beziehungsweise, würde es denn jemand merken, bei den ganzen Leuten um sie herum? Sie war weder groß noch sonderlich kräftig um sich zu werden… sie hatte nur ihre langen Fingernägel mit denen man immerhin ziemlich heftige Schrammen hinterlassen konnte! Aber das konnte ja wohl schlecht ihr Notfallplan sein…

„Nice joke chick, but all jokes aside… We are very sad, that you girls have ruined our day and evening.”

»Oh, na toll… jetzt kommen sie mit diesem “schlechtes Gewissen machen”-Ding…«, dachte sie genervt und schickte ein weiteres Stoßgebet zum Himmel, auf das ihr doch bitte jemand aus der Patsche helfen möge!

Sie startete noch den ein oder anderen englischen Wortwechseln um mehr Zeit zu schinden, niemand sah zu ihnen, niemand war da, bei dem sie sich getraut hätte um Hilfe zu bitten, während diese Männer dabei waren. Ein flüchtiger Blick streifte die Konzerthalle und es zog sich ihr Magen zusammen, ihr wurde ganz anders… irgendwie weinerlich zu Mute.

„Come on girl, we have a nice idea to undo your mistake. Our car is nearby, We drive to a nice hotel together and then you can be a litte nice to us, what do you think?”

Ihr Lächeln wich einer beängstigenden Blässe, sie verkrampfte sich, alle Fluchtgedanken waren wie weggeblasen aus ihrem Kopf, sie konnte nur noch in die anzüglich verzogenen Gesichter ihrer Gesprächspartner starren.

»Hyde…! Hyde, Nina! Helft mir! HILFE!!!«

Der minimal kräftiger aussehende der beiden Japaner streckte siegessicher eine Hand nach ihr aus in der Absicht ihr seinen Arm um die Schultern zu legen, um sie dann fortzubegleiten. Chrissie umkrallte ihre Handtasche, bereit sie im Notfall einzusetzen.

„Hey ihr! Finger weg von meiner Freundin!“, rief Nina aus dem Hintergrund.

Da war sie plötzlich, tauchte aus einem Meer von Menschen einfach auf mit zornigem Gesicht und großen, entschlossenen Schritten. Ehe Chrissie ganz begriffen hatte, dass ihre Freundin endlich da war um sie zu erretten, stieß diese den Kerl heftig beiseite, der sie selbst gerade anfassen wollte. Während der Geschubste laut fluchte und versuchte einen Sturz zu verhindern, schnellte der andere Mann vor und baute sich als Mauer vor Chrissie auf, die er dabei hinter sich gedrückt hatte.

„Schau an, da ist deine Freundin ja… und wie ich sehe kann sie ja unsere Landessprache!“, raunte er gefährlich und beugte sich zu Nina vor, er war ja kaum größer als sie.

Chrissie schüttelte ihre Starre endlich ab, ihre beste Freundin war da, jetzt brauchte sie keine große Angst mehr zu haben!

„Wenn ihr so geistreich gewesen wärt mal zu fragen, als ihr uns am Flughafen angebaggert habt, dann hättet ihr uns die Quälerei durch eure schlechte Aussprache ersparen können… Wenn ihr nichts dagegen habt würde ich jetzt ganz gerne meine Freundin mitnehmen und gehen!“

Das größere Mädchen machte einen mutigen Eindruck auf die beiden Japaner, doch sie belächelten ihr großes Mundwerk nur verächtlich. Selbst Chrissie war ein wenig verblüfft über Ninas mutiges Auftreten, auch wenn sie wusste, dass sie richtig ausrasten konnte, wenn sie wollte… ob die Jüngere genau darauf baute?

„Deine Freundin geht nirgendwo hin, zumindest nicht ohne uns. Du kommst eigentlich gerade recht, zu viert wird es bestimmt interessanter…“, kicherte der von ihnen, der sich von Ninas Schubser erholt hatte.

Ohne ihn zu beachten griff sie an dem anderen vorbei nach Chrissies Handgelenk um sie zu sich auf ihre Seite zu holen, als sie ihr Gegenüber grob an der Schulter packte.

„ITAI!“, kreischte dieser plötzlich auf, sodass sogar Passanten einen interessierten Blick auf die vier Leute warfen.

Der Mann hielt sich seinen linken Unterarm, er war gezeichnet von vier langen und tiefen Schrammen, aus denen es zu bluten anfing. Die Blauäugige trat an ihm vorbei an Ninas rechte Seite und schüttelte ihre rechte Hand angewidert.

„Pfoten weg von meiner Freundin, sonst kratz ich dir mit den Nägeln meiner linken Hand die Augen aus!“

Zorn sprühte aus ihren Augen, doch auch die beiden Männer hatten ihr Grinsen hinter sich gelassen und schienen gerade auch zu vergessen, dass sie sich an einer öffentlichen Straße befanden.

„Ihr kleinen ausländischen Schlampen! Das wird euch noch leid tun, ab jetzt sind wir nicht mehr so nett zu euch!“, fuhr sie der Japaner mit den Schrammen an.

Der andere schnellte hervor und wollte sie beide packen, als ein großer Schatten ihn in Dunkelheit hüllte und mit tiefer, bedeutsamer Stimme zu sprechen begann.

„Das würde ich an deiner Stelle lieber lassen.“

Das rotblonde Mädchen sah auf die Seite von wo aus der Schatten geworfen wurde, dabei erkannte sie in Ninas Gesicht ein verheißungsvolles Grinsen. Auch der Japaner drehte sich um, noch immer die Arme bedrohlich vor den Mädchen ausgebreitet. Da stand Mamoru, der die zwei Kerle um mindestens einen Kopf überragte und sich wie ein Schrank mit verschränkten Armen vor ihm aufgestellt hatte. Er war so was wie die japanische Ausgabe von Mike!

„Was willst du, Dicker? Kümmere dich um deinen eigenen Kram und verzieh dich!“

Mamorus rechte Augenbraue zuckte verdächtig.

„Dicker? Was willst du Hämpfling, hä?“

Da hatte er den dürren Kerl auch schon fest am Kragen gepackt und zog ihn schleifend zu sich heran. Mit schreckgeweiteten Augen beobachtete das auch sein Kumpel. Vorbeilaufende Passanten beobachteten das Spektakel flüchtig. Da sprangen hinter Mamoru noch zusätzlich Itoe und Yôki hervor, die mit schrillen Kampfschreien und ihren schwingenden Handtaschen gezielte Hiebe auf den außenstehenden Kumpanen ausübten, der sich duckend und schreiend daran machte die Flucht zu ergreifen.

„Ja, lauf nur du Schuft! Und pack ja nie wieder Mädchen an, die nicht deine Kragenweite sind!“, rief ihm Yôki hinterher.

„Das heißt, praktisch gar kein Mädchen!“, ergänzte Itoe und gab ihrer Freundin alle Fünfe.

Der riesige Mamoru zog den Typen in seiner Linken noch ein wenig höher zu seinem Gesicht, wo er den eingeschüchterten Landsmann durch schlitzartige, dunkle Augen ansah.

„Es wäre gesünder für dich, wenn du deinem feigen Freund und dem Rat meiner Begleiterinnen folgen würdest. Sehe ich dich noch ein Mal hier in der Gegend zwielichtig spazieren, dann zeig ich dich an, verlass dich drauf!“, raunte er ihm mit brummiger Stimme ins Ohr und lies ihn dann abrupt los. Der Japaner landete unsanft auf seinen Knien, wagte sich aber nicht noch etwas zu erwidern und floh die ersten Schritte im Vierfüßlergang. Wie Hampelmänner rannten sie davon, alle Gliedmaßen ruderten wild in der Luft, weil sie sich vor Tempo fast überschlugen. Chrissie sah noch ganz überrumpelt aus, doch als Nina und die drei Retter in der Not laut loslachten, konnte auch sie sich nicht mehr halten.
 

Hyde atmete laut und schwer aus und ließ das Fernglas auf das Fensterbrett sinken, auf dem er sich geschafft und mit hängendem Kopf abstützte.

»Mein Gott, das ging ja noch mal gut… nicht zu fassen, was da los gewesen sein muss… ein Glück, dass Nina rechtzeitig bei ihr war, nicht auszudenken, was Enah sonst zugestoßen wäre…!«

Er schüttelte den aufreibenden Gedanken ab und versuchte sich mit der Tatsache zu beruhigen, dass sie und Nina jetzt offensichtlich in Sicherheit waren und er sie später vielleicht von der Bühne aus sehen konnte. Natürlich schwirrten ihm jetzt wieder allerhand Fragen im Kopf herum, aber die mussten wohl oder übel auf nach dem Konzert verschoben werden…

»Oh nein, das Konzert!«

Er schwang seinen schmal gebauten Körper herum und joggte zur Maske zurück, wo nicht nur seine Bandkollegen ungeduldig auf ihn warteten, sondern auch die Make-up-Artisten, die sich noch dringend um ein gelungenes Auftreten auf der Bühne bemühen mussten. Vor allem nach diesem Stress, den Hyde in den letzten gut 15 Minuten hilflos durchmachen musste.
 

„Oh Süße ey, du machst Sachen… ich hab gedacht, jetzt bist du verloren!“, sagte die Größere in ihrer Muttersprache, fiel der Kleineren stürmisch um den Hals und drückte sie fest.

„Hey, wenn du mich jetzt zerdrückst hast du auch nichts mehr von mir!“, gab Chrissie erstickend zurück.

„Oh, ’tschuldige!“

„Schon gut…“, sagte sie und rieb sich ihren Hals, „…warum kommst du erst jetzt? Das war vielleicht Timing, die Typen wollten mich grad in ein Hotel abschleppen!“

„Was?! Ehrlich? Uff… na so ein Glück, dass wir noch rechtzeitig hier waren!“

Während sie den Satz beendete deutete sie mit einer Handbewegung auf die Gruppe von drei jungen Japanern, die nicht unwesentlich an Chrissies Rettung beteiligt gewesen waren. Ein fragender Blick huschte von Nina zu ihnen und wieder zurück.

„Das sind Mamoru, seine Freundin Itoe und Yôki. Ich hab sie getroffen als ich bei der Einkaufspassage nach dir gesucht habe und sie wollten mir direkt helfen dich zu finden.“, erklärte sie ihr jetzt wieder in Japanisch.

Die 3er-Clique lächelte breit und die Mädchen machten das typische Victory-Zeichen. Chrissie gab ein leicht schüchternes Lächeln zurück und machte eine kleine Verbeugung nach vorne, dabei fiel ihr Itoes mit Bildchen übersäte Handtasche auf. In gebeugter Haltung verharrte sie und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Tasche!

„Seit ihr auch Laruku-Fans?“, fragte sie freudig erregt.

„Natürlich!“, antwortete die quirlige Yôki übertrieben langgezogen.

„Nett dich kennenzulernen… Enah-san war dein Name, oder?“

Sie streckte ihr die Hand nach der Blauäugigen aus, die ihre Augen nur schwer von den L’Arc~en~Ciel Bildern auf der Handtasche nehmen konnte. Sie erwiderte die Geste und musterte die Japanerin eingehend.

„Enah reicht. Danke, dass ihr mir geholfen habt. Nina hätte mich bei ihrem schlechten Orientierungssinn bestimmt nicht alleine gefunden.“

„Mou~… Ach so ist das, kaum dass ich dir zur Hilfe geeilt bin, funktioniert dein Mundwerk wieder ja?“, maulte Nina gespielt beleidigt.

„Hör auf mich zu kritisieren, ich stehe noch unter Schock, ich darf das!“

Sie beide wurden von sechs verblüfften Augen mit zurückhaltender Neugier beobachtet, doch der Augenblick in dem Nina die beleidigte Leberwurst spielte war verflogen, als die offensichtlich schlagfertige Chrissie ihrer Rechtfertigung noch einen passenden, neckenden Gesichtsausdruck hinzufügte, der wie immer seine Wirkung nicht verfehlte und Nina dazu brachte aufzulachen.

„Hach ja~ du nun wieder… Jetzt aber mal im Ernst, es geht dir doch gut, oder?“

„Also mit fehlt jetzt körperlich nichts, bis auf das ich Ekeltypen-Hautfetzen unter meinen Fingernägeln habe…“, Nina verdrehte die Augen und brummte leise, „…geht es mir eigentlich ganz gut. Ich muss sagen, der Schreck sitzt schon noch, guck mal ich zittere sogar ein wenig…“

Chrissie hielt Nina ihre Hände ausgestreckt entgegen, ja sie zitterte und als ihre Freundin nach ihren Finger griff, hatte diese auch den Eindruck, dass sie sogar noch kühler waren als sonst immer. Das Herz der Hellhaarigen pumpte noch ordentlich und irgendwie wurden ihre Knie jetzt ganz weich und ihr wurde etwas schwindelig.

„Ok, vielleicht geht es mir doch nicht so gut… ich glaube, der eigentliche Schock überrollt mich grad…“

Ihre größere Freundin harkte sich sofort unter ihren einen Arm ein und ohne Aufforderung übernahm Mamoru die andere Seite. Itoe und Yôki wühlten aufgeregt in ihren Taschen herum.

„Gegen einen Schreck soll Schokolade gut helfen!“

Itoe hielt Chrissie eine angefangene Packung Mikado-Stäbchen hin, sie und ihre beiden lebenden Stützen hatten sich an die nahegelegene Hauswand in den Schatten zurückgezogen und saßen gerade auf dem Boden. Dankend nahm sie die auch bei ihr in Deutschland beliebte Süßigkeit entgegen und knabberte mit ermattetem Blick an dem ersten Stäbchen herum. Yôki reichte parallel dazu eine kleine PET-Flasche Mineralwasser. Besorgt musterte Nina ihre schmächtige Freundin immer wieder und rieb ihr den Rücken um den Kreislauf wieder in Gang zu bekommen. Sie alle sagten für eine Weile einfach nichts und Chrissie war dankbar dafür, es war gut sich für einen Moment einfach sammeln zu können und so atmete sie tief durch. Die Schokolade und das Sprudelwasser halfen recht schnell, aber noch traute sie ihren Beinen nicht so recht.

„Bist du eigentlich blind auf die Idee gekommen mich hier zu suchen?“, fragte sie irgendwann wesentlich munterer aussehend an Nina gewandt.

Diese hielt plötzlich unnatürlich inne, verdutzt erwiderte Chrissie ihren anklagenden, aber nicht vorwurfsvollen Blick.

„Nein, ist sie nicht.“, warf Yôki ein, machte aber gleichzeitig eine entschuldigende Verbeugung Nina gegenüber, als diese ihr den Kopf ruckartig zugewandt hatte.

Chrissie ahnte schon, dass sie wohl ein Thema angeschnitten haben musste, das Nina wohl gerade am wenigsten debattieren wollte. Doch rückgängig machen lies es sich jetzt nicht mehr, die flippige Japanerin erzählte direkt im selben Atemzug weiter.

„Sie hat direkt zu Beginn unserer Suche einen ominösen Anruf bekommen, bei dem ihr wohl ziemlich genau gesteckt wurde, wo sie dich finden kann.“

Rotblonden Wellen flogen herum, als sie ihren Kopf ihrer Reisebegleiterin zuwendete und sie mit einem Blick aus Erleuchtung und stummer Frage regelrecht anstarrte. In der Miene der Schwarzhaarigen erkannte sie nicht viel, außer dass sie schwer damit beschäftigt war nicht verräterisch zu grinsen. Das reichte als Antwort, nur ihre neuen Bekanntschaften waren noch völlig ahnungslos.

„Nina-sa… ich meine Nina, hat kaum ein Wort verloren, sie sagte uns nur, dass es jemanden gibt, der ihr ziemlich genau sagen konnte, wo und vor allem wie wir dich vorfinden würden.“

Jetzt ruhten alle Augen auf ihr und das war nicht gut, niemand rechnete jetzt mit einer Story á la “Ich hab japanische Spione/Ninja/Geheimagenten in meinem Bekanntenkreis“, aber damit wahrscheinlich noch eher, als wenn sie ihnen jetzt auftischen würde, dass die Info von Hyde gekommen war. Der Gedanke daran allein schon war irrelevant und stand nicht zur Auswahl!

„Wer hat dich denn angerufen? Ich dachte, ihr seid alleine nach Japan gekommen?“

Mamoru und auch die anderen prüften sie nicht auf aufdringliche oder gar skeptische Weise, es war mehr Neugier und noch lag ein nettes Lächeln auf allen Gesichtern. Eine Geschichte musste her und das schnell! Da überkam sie ein Déjà-vu – schon einmal an diesem Tag hatte sie sich auf die Schnelle eine Ausrede ausdenken müssen um eines ihrer Idole zu schützen. Nur für Chrissie war unübersehbar, dass in Ninas augenscheinlich gefasster und schweigsamer Miene die Anstrengung nach einer Lösung zu suchen geschrieben stand.

„War es vielleicht die Praktikantin aus unserem Hotel?“, leitete sie wie aus dem Nichts eine Antwort für ihre überforderte Freundin ein.

Es war nur ein Blitzgedanke, denn wenn Nina ihnen nichts von der Sache mit Gackt und Hyde erzählte hatte – und sie wusste, das hatte sie nicht – dann konnten sie auch nicht wissen, wie und wo sie untergebracht waren. Hoffentlich konnte die Jüngere etwas mit dieser Vorlage anfangen! Nina sah Chrissie tief und prüfend in die Augen, doch sie lächelte nur und nickte zustimmend, so als ob sie sie ermutigen wollte ruhig davon zu erzählen, was es mit der angeblichen Praktikantin aus dem nicht vorhandenem Hotel nun auf sich hatte.

„Äh… ja… die Praktikantin…“, ihn Ninas Kopf ratterte es, doch der Geistesblitz kam!

„Ach ja! Die Praktikantin!“, wiederholte sie übertrieben langgezogen, sodass Chrissie ihr imaginär auf den Hinterkopf einen Klaps gab.

Jetzt sah Nina mit strahlenden Augen in die Gesichter ihrer gespannten Zuhörer, räusperte sich bedeutend und straffte sich.

„Wir haben bei unserer Ankunft eine junge Frau kennengelernt, die ein Praktikum in der Kundenbetreuung in unserem Hotel macht. Sie hatte an der Uni wohl ein bisschen Deutsch, deswegen sind wir ins Gespräch gekommen… und sie steht auch total auf Laruku und wollte heute hier sein! Wir haben einfach die Nummern ausgetauscht, weil wir uns vielleicht auch mal privat treffen wollten um was zu unternehmen. Sie wollte uns Kyoto ein bisschen zeigen.“

„Ah! Dann muss sie mich hier gesehen haben!“, ergänzte Chrissie und lies es ganz selbstverständlich klingen.

„Ja, so war es auch… sie war sich erst nicht sicher, weil sie dich nur flüchtig gesehen hat, kam dann aber ins Grübeln und wunderte sich, warum du wenn dann ohne mich unterwegs bist und dann noch mit diesen Typen… da hat sie mich zur Sicherheit lieber angerufen.“

Die beiden Mädels grinsten sich selbstzufrieden zu, Chrissie nickte sogar ein wenig anerkennend.

„Und warum ist sie nicht stehengeblieben um dich anzusprechen oder dir sogar zu helfen, wenn es ihr komisch vorkam?“, fragte Itoe, nachdem außer ihr eigentlich alle zufrieden mit der Erzählung waren.

„Oh schaut nur wie spät es schon ist! Wir sollten uns aufraffen und endlich mit einreihen! Wird es denn gehen, Enah?“

Selten waren sie so froh darüber, dass jemand anders für sie ein Gespräch auf diese Weise beendete. Mamoru war definitiv eine angenehme Begleitung, nützlich war er allemal! Bevor Itoe Luft holen konnte um sich über die empörende Unterbrechung zu echauffieren, antworte Chrissie zufriedenstellend und ließ sich aufhelfen.

„Für L’Arc~en~Ciel würde ich auch mit einem gebrochenem Bein da reinspazieren!“

Allgemeines Gelächter erklang. Die Vorfreude auf das bevorstehende Konzert machte sich jetzt wieder breit und auch die Japaner ließen sich sofort davon mitreißen und so war das Gesprächsthema von eben schnell vergessen.
 

In der Schlange eingereiht gab es natürlich sogleich kein anderes Thema mehr als Laruku und seine Members an sich! Nina und Chrissie schauten sich neugierig in der Masse um, obwohl der Landessprache mächtig, war doch noch Vieles neu und aufregend für sie und Fans zu beobachten, die Cosplay machten, ausgefallene Klamotten trugen oder Songs trällerten, brachte ihnen dasselbe wahnsinnige Gefühl ein, dass sie schon hatten als sie für Gackt vor dieser Halle gestanden hatten. Nur waren sie diesmal erheblich schweigsamer als beim letzten Mal. Der Tag an dem alles angefangen hatte lag noch gar nicht lange zurück, aber trotzdem kam es ihnen vor wie aus einem anderen Leben. Würden sie da drin jetzt wirklich den Hyde sehen, den sie noch vor Stunden so persönlich erlebt hatten? Es fühlte sich abwegig und fremd an und obwohl sie erwartet hatten weniger nervös zu sein, waren sie es keineswegs! Yôki und Itoe, die die ganze Zeit wild rumfreakten, kreischten und kicherten führten ihnen vor Augen, wie sie gewesen waren, als es zu Gackt in die Halle ging. Sie ließen sich mitreißen, das Fangirl in ihnen war einfach zu übermächtig!

„Was ist das eigentlich für ein Konzert? Wir hatten in Deutschland gar nicht mitbekommen, dass es eine Tour geben würde.“, fachte Enah ein neues Gespräch an.

„Das ist keine richtige Tour, es sind ein paar kleinere Konzerte die aber erst ganz kurzfristig bekannt gegeben wurden. Viele Tracks von SMILE, aber auch ältere Sachen sind dabei. Wahrscheinlich kommerzielle Gründe.“, antwortete Itoe.

Ihre Freundin zog vor einem Taschenspiegel noch einmal Eyeliner und Co nach und hüpfte dann in gewohnter Manier wieder zwischen ihnen herum, immer auf der Suche nach etwas Spannendem, das man mit einer Digitalkamera fotografieren konnte. Das erinnerte Chrissie daran, dass sie ihre auch dabei hatte und so schoss sie direkt ein paar Bilder von diversen Plakaten, der Warteschlange und einigen Fans, von Nina und sich und zu guter Letzt forderte sie ihre ernannten “Drei Engel für Enah“ auf sich zu ihnen auf ein Gruppenbild zu gesellen. Nachdem einer der umstehenden Fans es nach mehreren Anläufen erfolgreich geschafft hatte ein Bild zu schießen, auf dem keiner von ihnen durch ungehaltenes Loslachen oder Grimassenschneiden aus der Reihe gefallen war und sogar Mamoru bis zur Haarspitze drauf zu sehen war, verloren sie sich wieder in die üblichen Gesprächsthemen über ihre gemeinsame Lieblingsgruppe. Es war durchaus eine Herausforderung nicht zu sehr im Verhalten aufzufallen, wenn jemand von ihnen auf Hyde zu sprechen kam. Chrissie driftete bei diesen Themen immer wieder ab, sie hatte Nina zwar noch nicht fragen können, doch sie war sich sicher, dass es nur Hyde gewesen sein konnte, der Nina geholfen hatte sie zu finden. Mit einem sehnsüchtigen Blick nach oben suchte sie die Fenster der Halle nach irgendeinem Anzeichen ab, das sie von dem Drang ablenken könnte, Nina sofort auszufragen wie genau alles abgelaufen war. Doch lange konnte sie ihren Gedanken nicht nachhängen, denn von den vorderen Bereichen wurde freudiges Gekreische laut und ein Ruck ging durch die Schlange – der Einlass hatte begonnen!

„Ninaaa~ Ninchen, Laruku… live!“, presste sie zwischen ihren vor Anspannung zusammengepressten Lippen hervor und krallte sich fest in den Arm ihrer Freundin.

„Ja~h! Hyde live!“, entgegnete diese nur und tätschelte die verkrallten Hände an ihrem rechten Arm liebevoll.

Dass sie von so einer starken Welle von vorfreudiger Erregung übermannt wurde, damit hatte die Rotblonde nicht gerechnet! Sie bewältigte so viel Bauchkribbeln, Gänsehaut und Herzflattern auf einmal, dass sie glaubte an diesem Glück zu platzen! Hatte sich Nina so auch gefühlt, als sie auf das Gackt-Konzert gegangen waren? Der Gedanke an Hyde, an dessen unwiderstehlichen Blick wenn er performte, an seine uneinstudierten, improvisierten Bewegungen und an seine natürliche Ausstrahlung bekam eine ganz neue Bedeutung, wenn sie an die letzten Tage dachte. Ihn in gewisser Weise persönlich zu kennen machte das alles hier irgendwie noch aufregender für sie und obwohl sie wusste, dass es Unsinn war, konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie Hyde mit denselben Augen sehen würde wie in all den Jahren zuvor, irgendetwas musste sich doch geändert haben!

Es ging trotz der strengen Kontrollen am Eingang zügig voran, doch als sie auf der Höhe der Theaterkasse waren, an der sich ein paar enttäuschte Fans tummelten, die vergebens gehofft hatten noch eine Karte vor Ort abzubekommen, fiel Chrissie wieder ein, dass sie selbst nur diesen Zettel von Hyde dabei hatten. Sie stupste Nina spürbar an, als diese zielstrebig weiter in Richtung Eingang steuerte.

„Komm mal bitte mit mir rüber an die Theaterkasse!“, übertönte Chrissie lautstark das aufgeregte Gemurmel um sie herum.

Ninas dunkle Augen waren erst verwirrt, doch sie verstand schnell um was es ging, als ihre zierliche Begleiterin stumm das Wort “Karten“ mit ihren Lippen formte. Sie warf einen Blick zu dem japanischen Trio, das sie zwar auch überrascht musterte, aber bereits ein Stück weiter voran war als sie beide.

„Wir müssen noch was klären, wir kommen nach!“, rief Nina ihnen zu und erkannte noch, wie Yôki mit den Finger das OK-Zeichen gab.

Schon zog Chrissie beharrlich an ihr und sie standen an der Kasse. Der Blick der Ticketverkäuferin war höflich wie genervt, hinter ihr in der Kabine war ein Plakat von Laruku auf dem unmissverständlich ein Banner aufgeklebt war, auf dem “Sold Out“ stand. Wahrscheinlich dachte sie, sie beide wären wieder zwei arme Schweine, die hier vergeblich ihr Glück versuchten und sie womöglich auf Knien und unter Tränen anbetteln würden doch noch ein Ticket aufzutreiben. Chrissie war etwas mulmig zumute, als sie die flüchtigen Blicke der anderen, deprimierten Fans auffing, doch sie holte Hydes Zettel hervor und überreichte ihn noch halb zusammengefaltet der Verkäuferin. Deren Augen wurden misstrauisch schmal als sie das weiße Papier entgegennahm, dafür weiteten sie sich wieder mit jedem Wort, dass sie zu lesen schien. Nach einer gefühlten Ewigkeit sah sie auf, starrte ihnen in die Gesichter, dann wieder auf das Papier. Nachdem sie das ungefähr fünf Mal wiederholt hatte, stellte sie endlich eine Frage.

„Wo habt ihr das her?“

Die beiden Freundinnen sahen sich unsicher an, bevor Chrissie eine Antwort gab.

„Ähm… das steht ja eigentlich drauf…“

Wieder starrte die Frau mittleren Alters auf den Zettel.

„Kann ich eure Ausweise haben?“

Sie nickten hektisch und schon wühlte die Kleinere in ihrer Tasche nach ihren Portmonees, in denen sie ihre deutschen Personalausweise hatten. Chrissie ging lieber auf Nummer sicher und gab auch gleich noch die Reisepässe mit heraus – die hatten sie immer dabei, sicher ist sicher. Der Verkäuferin blieb beim Anblick der Unterlagen nur die reinste Verwirrung, sie nickte ihnen kurz zu, zog dann die Rollladen herunter und war weg.

„Ähm… meinst du, die kommt wieder?“

„Ich hoffe doch mal, ohne unsere Ausweise und Pässe kommen wir ja schließlich nicht weit…“, antwortete Chrissie und warf hinter sich einen Blick auf die schwindende Schlange.

„Das war’s dann wohl mit weit vorne stehen, oder?“, nahm Nina ihr den Gedanken ab.

Sie zuckte nur mit den Schultern, ein wenig ernüchtert war sie gerade, aber nicht wegen des Platzes den sie abbekommen würden, sondern weil sie befürchtete, dass ihre generelle Teilnahme an diesem Konzert auf wackeligen Beinen stand. Zur ihrem gemeinsamen Glück jedoch erschein die Frau ziemlich schnell wieder in ihrer Kabine, ließ die Rollladen wieder hoch und lächelte sie überfreundlich an.

„Bitte entschuldigen Sie die Verzögerung, ich vertrete gerade meine Kollegin und diese hatte mir vergessen Bescheid darüber zu geben. Hier sind selbstverständlich Ihre hinterlegten Tickets und Ihre Ausweise.“

Nina fiel die Kinnlade runter, als sie auf den zugeschobenen Tickets die drei Buchstaben “VIP“ erkennen konnte, doch Chrissie steckte sie zügig weg noch ehe irgendwer in der Umgebung noch lange die Möglichkeit hatte seine Antennen zu weit auszufahren. Sie selbst jedoch war auch wie in Trance, als sie schnell die Bezahlung abwickelten und sich dann anschließend schon bald vor der Kontrolle wiederfanden. Dort gab es auch von den Kontrolleuren noch einen verblüfften Blick, aber sie kamen schlussendlich hinein. Das war die Hauptsache.

„Chrissie, hab ich das richtig gesehen? Sind das VIP-Tickets?! Hast du gesehen, wie neidisch und argwöhnisch uns die anderen Fans an der Kasse angesehen haben? Oder die Leute hier am Einlass? Was hat Hyde denn gemacht?“

Ihre Freundin sah sie nicht an, sie ging fließend zwischen den anderen Leuten voran, Nina an der Hand fest im Schlepptau und erkämpfte sich ihnen so einen gewissen Vorteil den anderen gegenüber, die parallel mit ihnen eingelassen wurden.

„Auf dem Zettel stand nicht viel, nur das auf unsere Namen über ihn Tickets für uns reserviert wären und seine Unterschrift eben.“

Das musste als Antwort reichen, in der Halle galt es unter den Umständen der freien Platzwahl Ausschau nach den wenigen zu halten, die noch frei und geeignet waren. Im vorderen Drittel eher links gehalten erkannte Nina eine große, kräftige Gestalt als Mamoru, er hatte Yôki auf seine Schultern gehoben und diese winkte mit beiden Armen in ihre Richtung.

„Schau mal da, da sind Yôki und die anderen!“

„Was? Wo?“

Chrissie reckte sich, doch die kleine Menschenpyramide war auch so mehr als gut zu erkennen. Ohne der offensichtlichen Einladung zu widersprechen huschten sie durch die Sitzreihen nach vorne durch bis zum fröhlichen Trio.

„Wir hatten gehofft, dass ihr uns hier wiederfindet! Wir haben unter Einsatz unseres Lebens extra zwei Plätze für euch freigehalten!“

Mamoru hob sie wieder herunter auf den Boden und Itoe lachte Yôkis nach Mafia klingende Geschichte aus.

„Eigentlich hat nur ein strenger Blick von meinem Freund gereicht um uns etwaige Anwärter vom Hals zu halten.“

Chrissie und Nina lachten, das konnten sie sich sehr gut vorstellen, nachdem sie Mamoru in Aktion mit den beiden Perverslingen gesehen hatten. Obwohl, so schlimm konnte es nicht gewesen sein, die Japaner waren alle sehr gesittet und verhielten sich im Vergleich zu deutschen Fans mehr als fair und zuvorkommend, hier hatte man wirklich das Gefühl mit allen in einem Boot zu sitzen.

Die Halle hatte sich seit dem Konzert am Samstag bis auf das Bühnenbild nicht verändert, warum nur war alles trotzdem so neu und fremd? Sie prüften ihre Lage, sie war nicht die Beste, aber immer noch besser als ganz hinten zu stehen, auch wenn die Ränge dort höher gelegen waren und man immer noch sehen konnte, was auf der Bühne passierte. Euphorisch erwarteten die Fünf den Beginn, die Leute hatten sich auf ihren Plätzen eingefunden und inzwischen war schon einiges an Zeit vergangen und sie hatten sie genutzt um noch einmal komplett auszurasten vor Freude – eine Reaktion, die bei den Japanern immer wieder für belustigte Gesichtsausdrücke sorgte. Dann war es soweit, ähnlich wie bei Gackt wurde die Halle erst dunkler, ein paar Scheinwerfer gingen an und setzten die Bühne richtig in Szene.

Als ein kurzes Intro gespielt wurde schrie und kreischte die gesamte Halle, die kleine Truppe eingeschlossen! Dann kamen sie alle nacheinander auf die Bühne, voran Testu, der fröhlich grinsend offen allen in der Halle zuwinkte und seinen Bass mit einer Schlaufe um den Hals vor sich hertrug. Ihm folgten Gitarist Ken und Schlagzeuger Yukihiro. Das Schlusslicht – und das war Hyde – ließ sich am längsten Zeit, doch bei ihm wurde auch am meisten gebrüllt! Er sah einfach wahnsinnig gut aus in seinen weiten, ausgefallenen Klamotten, dem flatternden Mantel und den offenen Haaren, die frech über seine verdeckten Schultern strichen. Als er zur Mitte der Bühne lief hielt er nur die linke Hand geformt zum Rock-Zeichen hoch und grinste keck über die Massen hinweg, in der rechten Hand hielt er ein Micro, dass er in der Mitte angekommen in seinen zugehörigen Ständer schob. Alles brüllte, die Hände flogen zum Zeichen des Rocks in die Höhe und man konnte spüren, wie die Halle zum Leben erwachte und einen Puls bekommen hatte. Da stand nun also L’Arc~en~Ciel und ein weiterer Traum der beiden Deutschen war im Begriff sich zu erfüllen!

Hyde begann zu sprechen, er rief die Frage hinaus, ob Kyoto bereit war an diesem Abend zu rocken und der Jubel war ohrenbetäubend! Die schokobraunen, von Eyeliner umrahmten Augen schwebten über die Fans hinweg, ob er vielleicht in diesen Augenblicken versuchte sie beide unter den anderen auszumachen? Chrissies Gedanke war sicherlich begründet, schließlich hatte er selbst ja dafür gesorgt, dass sie überhaupt am Konzert teilnehmen konnten, doch es war eher unwahrscheinlich, dass er sie hier an der Seite so schnell entdecken würde.

Das Anheizen der Menge dauerte nicht lange, die ersten Akkorde erklangen und sie erkannten die Melodie von READY, STEADY, GO! Wenn sie bis dahin geglaubt hatten, es war in der Halle laut gewesen, dann hatten sie sich getäuscht, dabei hätten sie es nach dem Konzert von Gackt besser wissen müssen. Hydes tiefe, rauchige Stimme flutete den Saal und die rockigen Beats bestimmten den Takt in denen alle miteinander auf und ab sprangen! Live war Hyde ein Gott, anders konnte die blasse Rothaarige es nicht ausdrücken. Immer wieder erzitterte ihr Körper unter dem Bass in seiner Stimme und unter dem Ausdruck in seinen Augen, den sie auch von dort aus gut ausmachen konnte. So weit hinten standen sie gar nicht, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte.

Der erste Song war schnell vorüber, doch Weitere ließen nicht auf sich warten. Der Schwerpunkt der Tracklist lag eindeutig auf den Songs aus dem SMILIE-Album, doch es waren auch ältere – von ihnen beiden innig geliebte – Songs dabei wie Neo Unsiverse, I Wish, Lies an Truth und Stay Away, bei dem speziell Nina besonders abging sowie noch ein paar andere, die noch folgen würden. Bei Liedern wie Loverboy machte der schlanke Frontman die Mädels in der Halle wahnsinnig, indem er sich seines Mantels mit einem schwungvollen Ruck entledigte und einen begehrten Ausblick auf die Spitzen seines Flügel-Tattoos preisgab, da sein eng anliegendes Shirt ärmellos war. Hysterie verbreitete jedoch mehr die Art wie er seine Hüften in Bewegung setzte, als sein ästhetischer Körperschmuck. Auch die anderen Bandmembers präsentierten sich von ihrer besten Seite, doch Chrissie hatte keine Augen für sie, das Herz schlug ihr bis zum Hals, ihr ganzer Körper prickelte vor Energie, sie sang, sprang und schrie und konnte nicht anders als den Anblick, der sich ihnen allen bot, in sich aufzusaugen. Die letzen Minuten waren dahingeflogen und in dieser Zeit hatte Hyde es geschafft sie auf eine ganz neue, unbekannte Weise zu fesseln. Ein Mensch mit so vielen Gesichtern, mit so vielen charismatischen Gesichtern… sie war gebannt von ihm und einmal mehr war sie sich im Klaren darüber, dass es für sie nur eine Nummer Eins geben konnte. Dort auf der Bühne sah sie nur ihn…

Es gab eine kurze Pause, alle tranken etwas, wischten sich den Schweiß aus Gesicht und Nacken und warfen Goodies in die Menge. Tetsu sprang und rannte auf der Bühne hin und her und warf mit Bananen und anderen Dingen um sich, seine Fans lachten vergnügt. Sein goldkehliger Kollege gab sich von der coolen, lasziven Seite, zeigte Zähne beim Lächeln und leckte sich das ein oder andere Mal über die Oberlippe und heizte mit seinen üblichen Sprüchen die Menge an. Wie er dort oben stand und sich präsentierte konnte man glatt vergessen, dass es sich um einen gestandenen Mann von 36 Jahren handelte. Er lief langsam von einer Seite zur anderen und als er näher zu ihnen herankam ergriff Nina die Gelegenheit und brüllte so laut sie konnte seinen Namen, doch das taten noch viele andere, die erheblich weiter vorne standen. Dennoch sah er zumindest schon mal in ihre Richtung. Sie winkten wie verrückt, doch wenn überhaupt würde nur Chirssie mit ihren Haaren aus der Masse herausstechen, wenn sie nur nicht so klein gewesen wäre… Nina tippte Mamoru, der das ganze Spektakel mit einer guten Portion Gelassenheit erlebte, auf die Schulter und deutete dann, als sie sich seiner Aufmerksamkeit sicher war, auf Chirssie, dann zur Bühne wo Hyde stand und sich vornüber zu den Fans beugte und machte eine hebende Bewegung mit beiden Händen.

„HEY! Was zum…?!“, brüllte die zierliche Blonde, als sie plötzlich mit einem kräftigem Ruck einen hohen Sprung in die Luft machte, bevor sie wieder von starken Armen aufgefangen wurde.

Perplex starrte sie Mamoru ins Gesicht, der sich von hinten über sie beugen konnte und zwinkernd grinste, dann zu Nina und den beiden anderen Mädchen, die begeistert jubelten und zu mehr anfeuerten. Noch ehe Chrissie Einspruch erheben konnte flog sie wieder in die Luft und auch noch ein drittes Mal, dann hatte sie begriffen worum es ging und nahm sogar noch mit Anlauf und riss ihre Arme beim Sprung hoch in die Luft. Längst hatte diese Aktion auf der Bühne Aufmerksamkeit erlangt, Ken nickte lächelnd zu ihnen und machte Hyde darauf aufmerksam. Seine Augen waren ganz kurz größer geworden als sonst, kurz genug das nur Chrissie und Nina wussten, warum. Jetzt sprangen alle vier Mädels winkend auf und ab und brüllten im Einklang Hydes Namen. Er hörte sie über die anderen direkt vor ihm nicht heraus, aber er hatte sie ausfindig gemacht. Er schenkte ihnen ein schiefes, süßes kleine-Jungen-Lächeln und winkte ein Mal mit seinem Mikro in ihre Richtung, bevor er sich wieder zu seiner Ausgangsposition zurückzog, noch ein paar Sprüche riss und dann den nächsten Song begann. Es wurde kurz dunkel, doch dann ging ein sanfteres Licht an und schon beim ersten Ton war Chrissie außer sich vor Freude! Blurry Eyes wurde gespielt! Die heiteren, mitreißenden Klänge machten ihr Hochgefühl perfekt und nicht nur ihres, man konnte die gesamte Halle mitsingen hören! War sich Hyde seiner Wirkung bewusst, die er auf die Menschen hier hatte? Seine Augen spielten mit ihnen, diese warmen, mandelförmigen Augen… und dieses Lächeln in seinem Gesicht! Er hatte seinen Spaß, man sah es an seinen schlaksigen Bewegungen, an den Grimassen die er schnitt, einfach an allem! Und Tetsus Einsatz nach fast drei Minuten des Songs war ebenfalls supersüß, Hyde hatte sich neben ihn gestellt und sie sangen gemeinsam in ein Mikro. Wie genial konnte dieses Konzert eigentlich noch werden?!
 

Es folgten noch ein paar wenige Songs und die bombastische Stimmung in der Halle riss einfach nicht ab, doch als der letzte Song verstummte und das Ending eingeleitet wurde, blieb bei Chrissie ein kleiner Wehrmutstropfen übrig. Sie hatte fest damit gerechnet, dass Laruku Coming Closer spielen würde, was sie auch vorher schon in der Warteschlange groß diskutiert hatten, dem war aber leider nicht so gewesen. Sie trauerte jedoch nicht, das Hochgefühl war noch viel zu übermächtig und wurde von dem Gedanken genährt, dass sie beide noch im Verlauf der nächsten Stunden die Gelegenheit bekommen würden Hyde persönlich vorzuschwärmen, wie fantastisch alles gewesen war!

„Es war so toll!“, schwärmten Itoe, Yôki und Nina im kleinen Chor und quietschten anschließend bekräftigend.

Viele Fans drängten sich zu den Ausgängen, andere standen einfach nur da und warfen sich weinend in die Arme einer Freundin und einige, so wie Chrissie, blickten auf die Bühne ohne sie jedoch wirklich anzusehnen. Vor ihren Augen stand die Band noch auf der Bühne und sie konnte Hyde strahlen sehen.

„Mensch Chrissie, sag doch auch mal was!“, riss sie Nina aus ihrer Trance.

Die größere Dunkelhaarige lachte von einem Ohr zum Anderen.

„Willst du hier noch stehen bleiben, oder gehen wir langsam? Wer weiß, vielleicht hat Hyde einen nahen Verwandten von Mike angeheuert…“

Ein gruseliger Schauer lief ihnen beiden den Rücken hinunter und Chrissie lachte kurz auf.

„Nee, darauf kann ich wirklich verzichten!“

Itoe trauerte ihrer Lieblingsgruppe noch hinterher, Mamoru musste wahre Überzeugungsarbeit leisten um sie zum Gehen zu bewegen, schlussendlich kuschelte sie sich dann an seinen Arm und ließ sich hinausbegleiten. Draußen dämmerte es, viele drängten sich an den Merchandise-Ständen und auch ihre Fünfergruppe warf einen neugierigen Blick hinüber auf die Traube von Menschen, die sich dort tummelten.

„Warum haben wir bei Gackt keinen Stand gesehen?!“, fragte sich Nina entsetzt, die auf einmal das Gefühl hatte, etwas Lebenswichtiges versäumt zu haben.

„Ähm… den gab es sogar ganz bestimmt, wir werden ihn vor lauter Aufregung übersehen haben… das war doch alles noch an unserem ersten Tag hier.“

Missmutig schob Nina ihre Unterlippe vor und zog ihre Augenbrauen herunter.

„Mou~ das ist doch doof… ich hätte gerne das ein oder andere Goodie zum Konzert gehabt…“

Beinahe wäre der Rotblonden ein flotter Spruch rausgerutscht, indem sie ihrer Freundin vermittelt hätte, dass sie das tollste “Goodie“ doch hautnah erleben durfte, doch in letzter Sekunde schluckte sie ihren Übereifer hinunter und blieb stumm.

„Wir würden uns dort schrecklich gerne etwas kaufen. Wollt ihr auch?“, fragte Yôki, die schon ganz kribbelig auf und ab hüpfte und nervös zum überquellenden Stand hinüber sah.

Chrissie schüttelte ihren lockigen Kopf.

„Nein, wir gehen schon mal raus, ok? Wir haben leider nicht das nötige Kleingeld für Merchandise.“

Die unruhige Japanerin nickte nur und packte dann hektisch nach ihren Freunden und drängte sich in die Menschenmenge. Nina schaute ihre Freundin ungläubig an.

„Bist du dir sicher? Ein bisschen Geld haben wir doch aber noch…“

„Nein, ist schon gut. Wir haben doch was viel Besseres!“

Sie zwinkerte verschwörerisch.

„Na los komm, wir gehen.“

Sie hakte sich unter und gemütlich verließen sie die Halle, kamen an der Garderobe vorbei und waren schließlich fast am Ausgang, als sie von der Seite von einem Suff-Member angesprochen wurden. Ein normal gebauter, junger Japaner mit buschigen Augenbrauen, schmalen Augen und einem kleinen Kinnbart.

„Verzeihen Sie, sind Sie die zwei Touristinnen aus Deutschland, die zwei VIP Tickets erstanden haben?“

So wie er die Frage gestellt hatte, schien er gezielt nach ihnen gesucht zu haben. Verwirrt nickten sie nur. Der Japaner blickte prüfend nach rechts und links, keiner der vorbeilaufenden Fans musterte sie neugierig, also winkte er sie beide näher heran an eine Absperrung, hinter der ein sehr schmaler, dunkler Seitengang lag.

„Darf ich einen kurzen Blick auf einen ihrer Ausweise werfen, bitte?“

Sie waren dermaßen irritiert, dass sie einfach nur mechanisch gehorchten ohne auch nur einen Mucks zu sagen oder sich sonst irgendwie groß zu regen. Chrissie zog ihren Ausweis hervor, das Member nickte nur schnell, prüfte dann noch mal die Lage, zog den Absperrzaun ein Stück zur Seite und winkte sie schnell durch. Nina gab ihrer kleinen Vorläuferin einen sanften Schubs, damit sie in die Gänge kam. Ohne Luft zu holen waren sie durchgehuscht und im Dunkel des schmalen Ganges verschwunden, der höfliche Mann zog hinter ihnen den Zaun wieder zu und folgte ihnen.

„Immer geradeaus.“, sagte er nur, als er fragende Blicke erntete.

Die beiden Freundinnen hatten jetzt zwei Ideen, was hier los war. Die eine – und die war ziemlich abwegig – drehte sich darum, dass sie beide jetzt zur Rechenschaft für irgendein illegales Verbrechen zur Verantwortung gezogen wurden. Waren die Tickets vielleicht gefälscht? Nein, das konnte nicht sein, schließlich hatten sie sie an der Theaterkasse gekauft und woher sollte der Japaner so genau gewusst haben, nach wem er suchen musste? Es konnte nur so sein, dass es was mit dem VIP auf den Tickets zu tun hatte… bzw. mit dem, der sie ihnen verschafft hatte…

„Hierher!“, rief eine andere fremde Stimme aus einem anderen Gang.

Chrissie hatte gar nicht bemerkt, wie weit oder lange sie gelaufen waren, hier war es hell und der Gang war breiter, um sie herum herrschte Betriebsamkeit von lauter Mitarbeitern in L’Arc~en~Ciel T-Shirts und irgendwann mussten sie auch eine Treppe benutzt haben, dieser Bereich hier konnte unmöglich auf derselben Ebene sein wie die Bühne! Die rufende Stimme kam diesmal von einer Frau, sie war unheimlich zierlich, sehr schlank und püppchenhaft, ihr Gesicht war oval und ihre glänzenden, schwarzen Haare waren zu einem kurzen Zopf am oberen Hinterkopf zusammengebunden. Nur ein modischer Pony fiel ihr kurz über die Augen. Ihre Miene strahlte Professionalität aus, sie lächelte ein dünnes Lächeln, winkte sie aber sehr freundlich heran und bat sie in den Raum hinein.

»Ist das die Maske?«, fragte sich Nina, die nur die Schminktische und das karge Mobiliar in ihre Vermutung einschloss.

Sie blieben in der Mitte des Raumes stehen und es wurde still, ob ihnen jetzt erklärt wurde, warum sie hier waren?

„Hyde-sama hat mir versichert, dass Sie beide höchst diskret mit dieser Angelegenheit verfahren würden,“, sie erntete eifriges Nicken, „deshalb wurden Sie auf seinen Wunsch hin hierher gebracht. Ich muss Ihnen das Versprechen abnehmen niemanden zu sagen, dass Sie hier waren, ohne Back Stage Pass ist das nämlich normaler Weise nicht möglich und selbst dann war noch nie jemand von Ihrer Position in diesen Räumlichkeiten.“

Sie trauten sich kaum zu atmen, aber nickten wieder. Die Frau sagte alles freundlich, aber mit einer gewissen Bestimmung im Ton, die deutlich machte, wie ernst sie das meinte, was sie sagte.

„Bitte warten Sie hier, bis Sie abgeholt werden. Ich wünsche Ihnen noch viel Spaß und bedanke mich dafür, dass Sie an unserer Veranstaltung teilgenommen haben.“

Mit diesem Satz verbeugte sie sich auf traditionelle Weise und verließ den Raum. Nina wand sich zu Chrissie, die ihr ebenfalls einen angespannten Blick schenkte.

„Ok, was war das jetzt?“

„Hast du doch gehört. Anscheinend hat Hyde irgendwas gedreht, damit wir hierher konnten. Vielleicht deswegen das VIP… ich meine, normalerweise bekommen nur Promis oder Journalisten solche Karten.“

Ninas dunkelgrüne Augen blitzen auf und einer ihrer Mundwinkel zog sich hoch zu einem anzüglichen Grinsen.

„Ich wette, er hat das wegen dir gemacht, dass wir ihn jetzt hier treffen können.“

Chrissies Wangen färbten sich rosa und mit großen Augen starrte sie ihrer Freundin ins Gesicht.

„Blödsinn! Warum das denn?!“, winkte sie abwehrend ab und rang um Fassung.

„Na weil er es doch war, der dich an der Straße gesehen hat und mich dann anrief, damit ich dir helfen konnte.“

Chrissie sah sie nicht noch mal an, ihr Herz klopfte eh schon ganz peinlich vor sich hin und machte einen Satz, wenn sie auch nur daran dachte, dass er ihr heimlicher Retter war. Als ihre größere Begleiterin ihre gleichgültige Haltung verstanden hatte, zog sie einen weiteren Trumpf aus ihrem Ärmel.

„Er wollte dir sogar Security zur Hilfe schicken!“

„Uff! Ist nicht wahr!“, stieß es aus ihr hervor.

„Doch, er war richtig aufgewühlt als ich ihm am Telefon hatte.“

Sie versuchte die Tatsachen nicht so zu verdrehen, dass es hochgepusht wirkte, aber so ganz war ihr das wohl nicht gelungen. Zwei blaue Augen musterten sie skeptisch.

„Du erzählst doch Mist! Das stimmt alles gar nicht, nicht wahr?“

„Doch, das mit der Security stimmt!“, verteidigte Nina sich entrüstet.

„Und der Rest?“

„Auch… mehr oder weniger… klar hat er sich einen Kopf gemacht, wer hätte das nicht?“

Chrissie verschränkte die Arme und gab sich pikiert, doch hinter ihrer coolen Fassade bröckelte es mächtig, die Aufregung gleich auf Hyde zu treffen war größer als gedacht, vor allem nachdem Nina ein paar Details ausgepackt hatte. Was würde Hyde wohl denken? Würde er viele Fragen stellen? Wäre er sehr erschrocken, wenn sie ihm ihre Geschichte von der ersten Begegnung mit den beiden Typen erzählen würden? Gebannt warteten sie auf eine Regung, sie überlegten, ob sie sich setzen sollten… sie bemerkten die Handtücher über den Stühlen, die Wasserflaschen auf dem Tisch, die vielen Unterlagen, die Schminkutensilien vor den Spiegeln… und es lagen auch ein paar Kleidungsstücke auf den Stühlen.

„Meinst du, wir treffen hier auch auf Tetsu, Ken und Yukihiro?“, nahm die Jüngere die im Raum stehende Frage vorweg.

Gerade als Chrissie zu einer Antwort ausholen wollte, hörten sie ein Rumpeln hinter einer Tür, die sie vorher gar nicht bemerkt hatten. Sie lag direkt links vom Eingang, wenn man rein kam, war aber weiß und eben wie die Wand weshalb sie bislang keine große Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Es rumpelte noch mal und jetzt hörten sie auch den dumpfen Hall von Gelächter, tiefem Gelächter… so als würden Männer lachen! Die beiden Freundinnen machten einen Satz aufeinander zu und nahmen sich in der Mitte bei der Hand, während sie gespannt auf diese Tür starrten.

Es gab einen Rumms und die Tür bebte gefährlich, das Lachen riss nicht ab und da sprang sie plötzlich mit einem lauten Knall auf und ein triefnasser Mann nur in einer dunklen Jeans stolperte lachend heraus.

STILLE

Während in der mutmaßlichen Dusche, die in dem Raum hinter den Spiegel liegen musste, das Gelächter über den Tropfenden Fremden noch anschwoll, starrte dieser den beiden Frauen in der Maske in die verblüfften Gesichter. Sein Lachen war verstummt und auch die Abwehrhaltung in Richtung Duschraum gab er auf. Er stand einfach nur da und starrte vor sich hin.

„Wer seid ihr? Seid ihr Groupies? Was macht ihr hier?“, fragte er verdattert und zeigte mit dem Finger auf sie beide.

Sie schüttelten nur heftig die Köpfe, unfähig sich zu bewegen oder zu atmen.

»TESTU?!«, schoss es ihnen durch ihre rauchenden Köpfe.

Konnte das der Leader sein? Diese Stimme… und das Gesicht… auch wenn die Haare glatt und angeklatscht vom Wasser herunterhingen, es gab fast keinen Zweifel. Im Raum hinter ihm blieb nicht verborgen, dass er sich unterhielt und der Nächste Trat heraus. Diesmal fast trocken und komplett angezogen, obgleich auch nur einfache Jeans und ein legeres Shirt mit dem Laruku-Schriftzug. Mit der rechten Hand wuschelte sich dieser noch in seinen Haaren herum, doch es gab keinen Zweifel daran, dass es Ken war. Dieser hielt verdutzt inne, als er sie sah, gesellte sich dann aber dreckig grinsend zu seinem Kollegen und klopfte ihm auf die Schulter.

„Das sind doch keine Groupies man, das Mädel da ist doch die, die mit den beiden Typen an der Ampel stand.“

Er machte eine kurze Pause als er das sagte und überdachte alles noch mal, inklusive Hydes Reaktion auf Enah während dieser Beobachtung am Fenster.

„Na obwohl, vielleicht doch?“

„Wir sind keine Groupies! Wir sind…“

„Freunde von mir.“, unterbrach Hyde die Debatte und bremste Nina damit aus.

Er trat gleichzeitig mit Yukihiro aus dem Bad, der gekleidet war wie alle anderen seiner Kollegen auch. Hydes Haar war feucht und straff nach hinten gekämmt, der Blick auf seine Gesichtszüge war vollkommen frei und er grinste überlegen. Chrissies Herz flatterte und emotional schwankte sie zwischen Verlegenheit und Nervosität. Die gesamte Aufmerksamkeit hing an seiner schlanken Gestalt, die lässig auf die beiden jungen Damen zulief und dann kurz vor ihnen stehen blieb.

„Gut gemacht, Nina.“, sagte er nur und zwinkerte sie freundschaftlich an, bevor er sich Chrissie zuwendete.

„Und? Alles ok bei dir?“

Sie wusste zuerst gar nicht, worauf er hinaus wollte, sie war viel zu sehr durch den Wind, also hauchte sie ein raues „Ja“ und verstummte dann wieder. Plötzlich lachte er leise los.

„Gott, seit doch nicht so schüchtern!“

Der Sänger drehte sich zu seinen Mitmusikern um und winkte sie zu sich heran.

„Ihr wolltet doch die beiden deutschen Fans kennenlernen, die sich bei Gackt einquartiert haben und verantwortlich für all die witzigen Geschichten sind, die ich euch erzählt habe. Nun, hier sind sie: Das sind Enah und Nina aus Deutschland.“

Oh ja… hier war doch Panik angebracht, oder? Auf jeden Fall ging ihr Puls wesentlich schneller als sonst, sie standen dem vereinigtem L’Arc~en~Ciel gegenüber – allein in einem Raum und Tetsu war nur halb bekleidet!

„Also mich jedenfalls freut es eure Bekanntschaft zu machen!“, schnellte Ken mit ausgestreckter Hand hervor, der schief lächelte und ganz cool erschien.

„Mich auch. Und sorry wegen der Sache von wegen Groupies und so…“, sprach Tetsu, der vergeblich versuchte seine Hände an seiner nassen Hose abzuwischen, bevor er sie ihnen zur Begrüßung reichte.

Der zurückhaltende Yukihiro begrüßte sie ebenfalls mit Händedruck und einem höflichen Nicken.

„Entschuldigt, wir haben nicht damit gerechnet euch hier zu treffen... wir waren ganz überrumpelt, als wir plötzlich beim Rausgehen abgefangen wurden… es ist einfach der Hammer euch persönlich zu treffen!“, versuchte Nina eine Antwort zu starten.

„Zum Glück warst du schon halbwegs angezogen, also du aus der Dusche geflüchtet bist…“, brachte Chrissie halbwegs selbstbewusst Tetsu gegenüber heraus und verursachte amüsiertes Gelächter mit ihrem Kommentar.

„Warum hast du uns denn nicht gesagt, dass du sie hier her bestellt hast, Hyde? Und wieso hast du gelogen, als wir dich nach dem Mädchen an der Ampel gefragt haben? Sie ist es doch, oder?“, fragte Tetsu neugierig, als er sich wieder beruhigt hatte.

„Surprise, surprise! Außerdem wäre uns dann doch dieser kurze Moment peinlicher Überraschtheit verloren gegangen.“

Während Chrissie und Nina darüber grinsten, wie süß es sich anhörte, wenn Hyde “surprise“ sagte, lies dieser seine Zungenspitze frech herausblitzen, als Testu ihm einen beleidigten Blick zuwarf, zeitgleich aber gegen ein Lächeln nicht ankam.

„Und warum ich euch nicht die ganze Wahrheit über Enah an der Straße erzählt habe… nun, ich wollte selber erstmal sichergehen, bevor ich euch von eurer Arbeit ablenke.“

„Du bist doch Enah, oder? Hab ich dich nicht im Publikum gesehen? Warst du nicht die, die immer hochgeworfen wurde?“

„Jap, die war ich.“

„Wer waren denn die anderen, die bei euch waren?“, fragte Hyde.

„Das waren drei japanische Fans von euch, die ich bei der Suche nach Enah getroffen habe… oh je… die haben gedacht, wir würden draußen auf sie warten, solange sie am Goodie-Stand sind…“

Nina warf einen betrübten Blick zu Enah, die aber nur mit den Schultern zucken konnte, sie hatten ja nicht voraussehen können, dass sie abgefangen würden.

„Oh, waren das gute Bekanntschaften?“, hinterfragte Tetsu.

„Nein, nicht direkt, aber sie waren sehr nett und wir hatten noch keine Gelegenheit gehabt E-Mail Adressen oder so was auszutauschen.“

Chrissie wirkte etwas betrübt, doch Hyde klopfte ihr sanft und aufbauend auf die rechte Schulter und lächelte sie an.

„Vielleicht trefft ihr sie ja noch einmal auf einem anderen Event, manchmal kann Japan ganz klein sein.“

„Eher unwahrscheinlich, da wir bis zum Ende unseres Urlaubes in Kyoto bleiben werden.“

Bevor Hyde diesbezüglich noch mehr Fragen stellen konnte, meldete sich Ken zu Wort.

„Wie fandet ihr es denn nun? Das Konzert?“

„GEIL!!!“, antworteten sie gleichzeitig.

„Es war richtig, richtig genial!“, beteuerte Chrissie mit strahlenden Augen.

„Ihr habt so abgerockt, es war einfach nur der Hammer!“, bekräftigte Nina.

Zufrieden über dieses Lob lächelte die Gruppe selig. Chrissie brannte es auf der Zunge mehr zu sagen als nur das, es war atemberaubend und er – Hyde - war umwerfend gewesen, diese Kraft in seiner Stimme, seine Ausstrahlung und wie er es in der Hand hatte, wie die Fans in der Halle reagierten… seiner Anziehungskraft konnte man sich einfach nicht entziehen! Und jetzt stand er hier vor ihnen, so normal wie jeder andere Mensch und in ihren Augen haftete an ihm ab sofort etwas Geheimnisvolles, etwas Magisches, dass ihn für sie ganz besonders machte. Mit diesem Konzert hatte er ihre Sichtweise auf vieles verändert. Sie lebte im Hier und Jetzt, ganz echt und intensiv und sie konnte noch immer spüren, wie die Energie des Lebens in ihren Adern pulsierte.

„Danke dafür, es war fantastisch.“, war alles, was sie noch sagte und unkontrolliert wurde sie rot um die Nasenspitze.

„Hattest du dich nicht auf ein Lied besonders gefreut? Eines, das gar nicht gespielt wurde?“, fragte ihre Freundin ohne bösen Hintergedanken, denn es fiel ihr gerade erst auf.

„Coming Closer.“, antworte die Blauäugige kleinlaut, sie wollte keine Kritik üben oder gar Ansprüche stellen.

Yukihiro, der sich sonst kaum am Gespräch beteiligte, meldete sich diesmal zu Wort.

„Ist das dein Lieblingssong?“, sprach der Drummer ruhig weiter.

„Ich hab viele Lieblingslieder. Ich mag es einfach und hab darauf gehofft, weil das SMILE Album ja noch nicht solange zurück liegt und ihr ja auch viele Songs davon gespielt habt. Ist aber vollkommen ok!“

Beschwichtigend hob sie die Hände und neigte den Kopf ein wenig zur Seite.

„Ich will unseren Smalltalk ja eigentlich nicht unterbrechen, aber ich denke es wird Zeit, dass wir uns alle fertig machen und dann langsam gehen. Es wird spät und hier gibt es noch ein paar Sachen zu klären.“, warf Leader-sama Tetsu ein und legte seine Arme um Yukihiro und seinen Gitaristen.

„Hyde, du fährst heute Nacht noch mal zu Gackt, nehme ich an?“

Er sagte zwar Gackt, nickte mit seinem Kopf aber zu den beiden Freundinnen hinüber.

„Ja, wir sehen uns dann erst wieder in Tokyo.“

„Schade, war nett euch kennenzulernen. Wäre sicherlich lustig mit uns geworden.“, sagte Ken, reichte beiden Mädchen die Hand und zwinkerte Chrissie zu, die nur verlegen zurückgrinsen konnte und den Kopf leicht schüttelte, Ken war unmöglich.

„Das glaub ich dir gerne, Ken. Sieh zu, dass du deine Sachen zusammensammelst und diese Nacht schläfst und nicht an der Hotelbar verbringst.“, entgegnete Hyde und drehte seinen Kollegen an den Schultern um in Richtung Tür.

„Keine Sorge, ich passe schon auf ihn auf und Yuki hilf mir dabei.“

Tetsu schlug mit Hyde ein, sie zogen sich Schulter an Schulter und Klopften sich dann auf den Rücken. Diese Geste hatten Chrissie und Nina schon oft bei Gackt und Hyde beobachten können, vor allem zu Moon Child Zeiten, doch auch sonst schien das eine verbreitete Form des Grüßens und Verabschiedens unter männlichen, japanischen Stars zu sein. Sie grinsten breit, weil ihre Gedanken schon wieder weite Kreise durch ihre blühende Fantasie zogen. Yukihiro klaubte einige Sachen von den Stühlen zusammen, winkte freundlich und verschwand dann hinter Ken aus der Tür.

„Vielleicht haben wir ja irgendwann mal das Glück und treffen uns noch mal! Bye!“, rief Tetsu winkend vom Türrahmen aus und war dann ebenfalls verschwunden.

„Aber abtrocknen und umziehen wird sich der Gute hoffentlich noch, oder?!“

Hyde lachte über Ninas Scharfsinn.

„Ich denke schon, allerdings wird er sich dafür jetzt wahrscheinlich nur noch Räume aussuchen, die man von innen abschließen kann.“

Jetzt lachten sie alle.
 

Nachdem Hyde sie noch mal für eine ganze Weile vertrösten musste, weil es noch ein paar Angelegenheiten zu klären gab, von denen er ihnen nicht wirklich etwas erzählte, kam er neu angezogen und halbwegs gestylt zurück. Seine feinen Haare waren jetzt trocken und fielen ihm ins Gesicht, mit einigen raschen Handbewegungen vor einem der Spiegel gab er vor, wohin welche Strähne zu fallen hatte und war anschließend zufrieden mit seinem Spiegelbild.

„So, ich denke, wir können jetzt gehen, ich muss nur noch meine Sachen holen.“

Hyde lief zum Spind und zog aus einem der Fächer eine größere Brieftasche, in der sicherlich mehr Ausweise und Karten drinnen waren als Bargeld, einen Schlüsselbund und ein Handy. Als er es aufschob um den Ton anzuschalten konnten die beiden Deutschen beobachten, wie sich seine Augen langsam weiteten und sich auch sein Mund langsam aber sicher schockgeweitet öffnete.

„Ist etwas passiert?“, fragte Nina ungeduldig.

Chrissie gab ihr einen Stoß zwischen die Rippen für ihre Plumpheit, Nina krümmte sich leicht und stöhnte unmerklich. Hyde sah auf und zwischen ihnen beiden hin und her, er sammelte sich wieder, befeuchtete seine Lippen und setzte zum Sprechen an.

„Es ist Gackt… er hat mein Handy praktisch bombardiert mit Anrufen und SMS … er hat über zwanzig Mal angerufen und mir unzählige Male geschrieben…“

Ungläubig stierte er auf das Display.

„Warum um Himmels Willen hat er so hartnäckig versucht dich zu erreichen?“, fragte Chrissie vorsichtig.

„Es ist mein Fehler… als ich dich an der Ampel mit den beiden Kerlen gesehen habe,“, er warf ihnen einen Blick zu, der unmissverständlich zu verstehen gab, dass er noch wissen wollte, was es mit ihnen auf sich hatte, „hab ich ihn angerufen, damit er mir Ninas Nummer gibt, damit ich ihr wiederum sagen konnte, wo du bist. Nachdem die Luft wieder rein war hab ich dann vergessen ihm Entwarnung zu geben und alles zu erklären. Eigentlich weiß er nicht mal genau, was passiert ist, ich hab ihn in der Eile nur um Ninas Nummer gebeten.“, erklärte er und rief seine Mailbox an um sich das Lesen der Kurzmitteilungen ggf. zu sparen.

„Erste neue Nachricht, empfangen um… Hallo Hyde, hier ist Gackt. Ich habe schon ein paar Mal angerufen und dir SMS geschickt, ich weiß, du musst bald auf die Bühne, aber bitte versuch mich schnellstmöglich zu erreichen. Ich möchte wissen was passiert ist, geht es Nina gut? Du klangst furchtbar am Telefon… Ruf bitte zurück, ich warte.“

Hyde sah wieder auf und stellte sein Handy auf Lautsprechfunktion um.

„Wie ich es mir gedacht habe, es geht um den Vorfall heute… Hört ruhig mit.“

Sie kamen ein paar Schritte näher heran und lauschten gespannt.

„Zweite neue Nachricht, empfangen um… Hyde, ich noch mal. Du hast noch nicht angerufen und wahrscheinlich hat das Konzert inzwischen angefangen. Ruf bitte zurück sobald du kannst! Dein Handy kann doch nicht so weit weg liegen…“

„Doch, kann es… und tut es immer, wenn wir ein Konzert haben…“, kommentierte Hyde leise.

„Dritte neue Nachricht… Hyde, geh endlich an dein Handy! Ich werde hier wahnsinnig vor Sorge! WAS IST PASSIERT?! Ruf an, ich kann hier nicht weg um euch aufzusuchen!“

„Klingt ein wenig gereizt, der Gute.“, flüsterte Chrissie ihrer Freundin zu, die sich bereits angespannt auf die Unterlippe biss.

„Vierte Nachricht… Oh Gott HYDE! Wie oft soll ich noch anrufen?! Das Konzert ist vorbei, RUF ZURÜCK!“

Sie drei hofften inständig, dass dies die letzte Nachricht war, doch die Mailboxfrau sprach weiter.

„Fünfte… Ich fahre jetzt nach hause, wenn du nicht UMGEHEND Meldung bei mir machst, dann kann ich für NICHTS garantieren!“

Sie legten sich stöhnend die Hände an die Stirn, konnte es noch schlimmer werden?

„Sechste… Hyde, DAS vergesse ich dir NIE! DAS IST DEINE LETZTE CHANCE MIR ZU SAGEN, WAS ZUR HÖLLE NOCH MAL PASSIERT IST!“

Sie schreckten vom Handy weg, Gackt hatte laut und energisch in sein Handy gebrüllt.

„Keine weiteren Nachrichten…“

Hyde schob mit schwitziger Hand sein Handy zu und sah in die verschreckten und gleichzeitig besorgten Mienen seiner beiden Fans.

„Ich schreib ihm eine SMS, das wir alle auf dem Weg zu ihm sind, ich glaube nicht, dass er gerade in einem emotionalen Zustand ist, wo es sich lohnt mit ihm zu telefonieren.“

Seine Finger flogen über die Tasten und schon bald erklang der Bestätigungston, dass die SMS verschickt worden war.

„Ist das meine Schuld?“, fragte die Rotblonde schuldbewusst.

„Oh nein, Gackt hat einfach einen Hang zu dramatisieren. Euer Wohl liegt praktisch in seiner Verantwortung, seit er euch zu sich genommen hat und dabei ist er jetzt ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Er sollte wissen, dass alles in Ordnung ist, sonst hätte ich mich ganz sicher noch mal bei ihm gemeldet. Er beruhigt sich wieder, er sitzt bestimmt bei sich daheim und wartet ganz ungeduldig darauf, dass wir kommen.“

Nina war nicht ganz so optimistisch gestimmt wie Hyde, der zudem gar nicht so locker und gelassen wirkte, wie er es eben mit seiner Äußerung rübergebracht hatte. Es bereitete ihr Unbehagen zu wissen, dass Gackt vielleicht glaubte, etwas sei mit ihr passiert und deshalb außer sich. Außerdem hatte sie bereits sein Temperament zu spüren bekommen, sie konnte sehr wohl einschätzen, wie dieser Mann wohl gerade drauf sein musste… Sie machten sich auf nach draußen, wo bereits dicht vor der Halle ein Taxi wartete, Hyde zog sich tief die Kapuze seiner unüblich weiten Sweatjacke ins Gesicht und dann huschten sie einer nach dem anderen zum Auto hinüber und stiegen ein.
 

Die Fahrt dauerte nicht lange, aber niemand sprach ein Wort, Hyde hatte dem Fahrer einfach einen Zettel mit einer Adresse hingehalten und sich dann zum Fenster abgewandt, damit der Fahrer keine Gelegenheit bekam ihn näher zu mustern. Chrissie und Nina warfen sich bedeutende Blick auf dem Rücksitz zu, beide schienen gespannt auf Gackts Reaktion zu sein und die Ältere erkannte, dass Nina sich wie üblich mehr Sorgen machte, als es ihr zustand.

Das Taxi hielt mitten auf einer Straße unweit von Gackts Grundstück, doch sie stellten keine verwunderten Fragen, sondern taten es einfach dem Sänger nach, der bezahlte und ausstieg. Als das Auto außer Sichtweite war, kam er wieder näher und zog sich die Sonnenbrille von den Augen, die er zusätzlich aus Tarnungsgründen aufgesetzt hatte. Die Mädchen fanden zwar gerade das auffällig, aber es ging sie ja schließlich nichts an.

„Wir müssen jetzt nur noch ein kleines Stückchen laufen, ich wollte nicht direkt vor Gackts Haus parken, was ihr sicherlich versteht.“

„Klar, sonst könntest du dir auch gleich ein Schild mit deinem Namen drauf umhängen… und wir im Schlepptau sorgen dann für die Schlagzeile…“

„Hyde mit zwei Europäerinnen auf dem Weg zu Gackt, Wilde Orgien im Haus des japanischen Musik-Gottes?“, ergänzte Nina und verdrehte theatralisch die Augen.

Hyde rieb sich zweideutig grinsend unter der Nase entlang.

„Zu einer Orgie gehört aber mehr als zwei ausgeglichene Pärchen.“

„Könnt ihr eure Debatte über Orgien oder Vierer vielleicht fortsetzen, wenn das Donnerwetter, das noch über uns kommen wird, überstanden ist?“, fiel Chrissie peinlich berührt in das Gespräch ein. Hydes oder Gackts Sexualität war nicht unbedingt ein angebrachtes Thema, wenn man bedachte, dass sie Idol und Fan waren und Hyde bei sich daheim eine Frau und Kind hatte.

„Das Donnerwetter kommt wenn über mich allein, so wie es sich für ihn angehört haben muss, wird er gedacht haben, Nina sei etwas zugestoßen und nicht dir.“

»Na prima, genau wie ich vermutet habe…«, dachte Nina und rieb sich angestrengt nachdenkend die Stirn.

„Du ziehst auch immer die Aufmerksamkeit auf dich.“, schimpfte ihre Freundin gekünstelt und hielt schnippisch die Nase in die Luft.

„Glaub mir, solchen Spaß wie du heute hattest gönne ich dir auch von Herzen alleine.“, konterte die Dunkelhaarige und warf gespielt bockig ihre Haare zurück.

„Wo ihr gerade davon anfangt… was hatte es denn nun mit diesen beiden Gestalten auf sich?“

Die Beiden stöhnten auf und wurden mit einem Mal ganz kleinlaut.

„Das ist eine etwas komplizierte Geschichte… und wahrscheinlich ist es irgendwie meine Schuld.“, begann Nina stammelnd.

„Nicht nur irgendwie wahrscheinlich, es war deine Schuld!“, wurde sie von ihrer Freundin unterbrochen.

„Hey, ja… auch dazu gehören immer zwei… Na wie auch immer. Wir haben diese beiden Typen schon in unserem Flugzeug gehabt, sie haben uns angeflirtet… und als wir vor dem Flughaften standen und noch nicht genau wussten, wie wir weg kommen, haben sie uns angesprochen und angeboten uns mitzunehmen.“

„Und ihr habt angenommen?“, fragte der Sänger mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Tja… sieht ganz so aus… es war uns von Anfang an nicht geheuer, aber als wir dann drin saßen und wir gemerkt haben, dass sie uns gar nicht fragen, wohin wir müssen, wussten wir, dass wir in der Tinte saßen.“

Gespannt und mit einer gehörigen Portion Erstaunen hörte Hyde zu, während sie immer weiter die Straße hinunter liefen.

„Wie ging es dann weiter? Haben sie euch bedrängt oder euch irgendetwas anderes angetan?“

„Nein, einer von Ninas “Anfällen“ hat uns Gelegenheit verschafft zu fliehen.

„Ein Anfall?“, hinterfragte er irritiert.

„Gackts Vanilla lief im Radio und da hat sie laut losgekreischt, sodass es den Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes aus der Fassung gebracht hat.“

Auch Nina war gerade um Fassung bemüht, sie errötete bei der Erläuterung dieser erniedrigenden Geschichte aufs Äußerste.

„Wir sind rausgesprungen und losgerannt und dann in der U-Bahn entkommen.“

„Na ja, zumindest haben wir das gedacht… Bis wir ihnen heute beim Schaufensterbummel begegnet sind.“, fügte die Jüngere hinzu.

„Wir haben uns davongestohlen so gut es ging, aber als wir aus dem Kaufhaus raus waren haben wir uns aus den Augen verloren und ich hab beschlossen einfach vor zur Halle zu laufen.“

„Und ich hab versucht sie anzurufen, doch ihr Akku war leer… dann traf ich auf die drei Japaner, die mit bei Enahs Rettung geholfen haben und dann auch mit beim Konzert dabei gewesen waren.“

„Mamoru, Itoe und Yôki.“

Sie kehrten alle drei kurz in sich, Hyde sortierte in seinem Kopf, was er gehört hatte.

„Warum habt ihr uns das nicht erzählt, als wir uns am Sonntag darüber unterhalten haben, was euch hierher verschlagen hat und wie ihr bei Gackt gelandet seid?“

Sie erwiderten seine Frage mit einem entrüsteten Blick.

„Na weil ihr uns wahrscheinlich für die dümmsten Fangirls der ganzen Welt gehalten hättet! Und wer weiß, solche Naivchen hätte Gackt bestimmt nicht gerne in seinem Haus behalten…“, sagte Chrissie schließlich.

Hyde tänzelte erheitert von einem Fuß auf den anderen und lächelte dabei zuckersüß eines seiner vielen, schiefen Lächeln bei denen man ihn einfach nur knuddeln wollte. Sie mussten an sich halten nicht zu quietschen, ihre Mundwinkel zwickten schon vor Anstrengung.

„Schaut mal, wir sind da.“

Er zückte erneut sein Handy und wählte eine Nummer, die Mädels erkannten das schwere Tor und die hohen, undurchsichtigen Hecken, in denen sie erst vor Kurzem nach Hündin Belle gesucht hatten.

„Gackt? Ich bin es, wir stehen vor deinem Tor…“

Dann hatte er aufgelegt. Nur wenige Momente später schob sich das große Tor beiseite und sie konnten auf die Auffahrt laufen. Hinter ihnen schloss sich wieder alles. Im Dunkeln erinnerte das Panorama sie an ihre Nacht, in der sie das Haus zum ersten Mal gesehen hatten. Schnellen Schrittes liefen sie hinauf zum Haus, bogen um die Ecke und sahen wie Licht auf den Weg vor der Eingangstür geworfen wurde. Die Anspannung stieg wieder, auch Hyde sagte keinen Ton. In den Lichtschein schlich sich der Schatten einer schlanken, hohen Gestalt, als Nina aufsah, war es Gackts Silhouette, die sie ausmachte, bevor sie geblendet wurde. Sie erkannten beim Nähertreten, dass er mit verschränkten Armen, sein Handy in der rechten Hand, angelehnt im Türrahmen stand und einen bösen Blick auf seinen Freund warf. Dann standen sie direkt an der Tür und sahen ihn an, Hyde schuldbewusst mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen und die beiden jungen Frauen unsicher und verlegen. Gackts Blick glitt über sie hinweg, bei Nina blieb er kurz hängen, dann war er wieder bei Hyde angekommen, der noch an der untersten Stufe stand und wie die anderen zu ihm aufsehen musste.

„Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung dafür…“, zischelte der große Sänger ruhig, aber bedrohlich.

Er schwenkte dabei sein Handy vielsagend, Hyde kratzte sich am Hinterkopf und suchte nach einem Ansatz.

„Es tut mir leid, ich hab einfach vergessen dir Bescheid zu geben.“

„Vergessen?“

Die jungen Frauen wussten nicht, was sie schlimmer fanden… wenn Gackt ganz ruhig sprach, oder wenn er seinen Frust laut hinausschrie, so wie auf der Mailbox seines Kollegen.

„Es war stressig, du weißt, wie das ist. Du weißt auch, dass ich mich sofort gemeldet hätte, wenn etwas Schlimmeres passiert wäre, aber es ist alles ok und du hättest einfach nur warten müssen, bis ich mein Handy überprüfe.“

Gackts Blick huschte schon wieder rüber zu Nina, die diesmal seinen Blick auffing und ihn mit einem kaum merklichen Kopfschütteln erwiderte.

„Ich will sofort wissen, was losgewesen ist.“

Er bat sie herein und schon schwebte der Geruch von Essen ihnen entgegen.

„Ich habe uns zu dieser späten Stunde etwas kommen lassen, ich dachte, ihr beide habt bestimmt Hunger.“

Er meinte nur seine weiblichen Gäste, Hyde ignorierte er geflissentlich. Erst jetzt merkten die Freundinnen, wie hungrig sie eigentlich waren und schoben sich voran in die Küche um Hyde und Gackt Raum zur Aussprache zu geben.

„Du bekommst erst etwas, wenn ich alles weiß. Mensch Hyde, ich hab mir die schlimmsten Dinge ausgemalt!“

„Sei nicht albern, Ga-chan, ich hatte alles unter Kontrolle und du siehst doch, dass es ihnen gut geht.“

„Was war los?“, fragte der Größere noch einmal ganz eindringlich.

Hyde gab es auf zu lächeln und seufzte.

„Ich hab Enah heute zufällig alleine vor der Halle mit zwei zwielichtigen Männern gesehen und hab mir gedacht, dass da etwas faul sein muss. Deswegen brauchte ich Ninas Nummer so dringend und es hat sich herausgestellt, dass ich nicht hätte besser reagieren können. Es war eine etwas verzwickte Situation, so viel ich weiß, Genaueres erklären sie dir besser selber.“

Gackt blieb glatt die Sprache weg und seine Miene war wie eingefroren.

„Darf ich jetzt etwas essen? Ich sterbe vor Hunger.“

„Das ist so typisch für dich…“, flüsterte Gackt, der sich von dieser Art Nachricht noch gar nicht wirklich erholt hatte.

Sie bogen beide um die Ecke in die Küche ein, wo Nina und Chrissie bereits damit beschäftigt waren Teller und Schälchen auf dem Tisch zu verteilen und das Essen auszupacken. Es gab asiatisches Gemüse mit Glasnudeln, dunkler Soße und Hünchenfleisch. Dazu eine leichte Suppe vorne weg und Teigtaschen – Gackt hatte es wirklich gut gemeint mit seiner Bewirtung.

Während sie aßen schwiegen sie die meiste Zeit, May streunte schnurrend zwischen ihren Beinen herum und auch Belle kam mal vorbei und suchte nach etwas Fressbaren, das vielleicht für sie abfallen könnte, doch ihr Dackelblick wurde nicht erhört. Ganz zu Anfang hatte Gackt bei den Mädchen selber noch einmal nachgefragt, wie es zu dieser ungeliebten Begegnung gekommen war und was die Kerle genau wollte, das löste jedoch eine solche Empörung bei den beiden Sängern aus, dass sich keine von ihnen mehr traute überhaupt etwas zu erzählen. Die unbequeme Stille währte schon recht lange und so sah Hyde sich genötigt ein neues, friedlicheres Thema zu finden.

„Wie ist das eigentlich, was habt ihr noch so vor in eurem Urlaub?“

Außer den zwei Deutschen sah auch Gackt von seinem Teller auf.

„Ähm, eigentlich nichts Konkretes… wir sind ja eher etwas unvorteilhaft in diese ganz Situation gestolpert und bislang hat der Zufall unseren Tagesplan bestimmt.“

Chrissie, die gesprochen hatte, schaute zu Gackt herüber, der die Anspielung verstand und leicht nickte.

„Was Enah damit sagen will, hätte sie nicht vergessen sich um ein Hotel zu kümmern, hätten die letzten Tage garantiert anders ausgesehen vom Verlauf her. Und die nächste Woche hätten wir sicherlich auch schon verplant.“

Hyde sah seinen Freund an, der noch immer etwas verstimmt deswegen war, dass er ihn solange in unbegründeter Sorge gelassen und ihn dann jetzt des Essens wegen sporadisch abserviert hatte.

„Also bleibt ihr die nächste Woche auch noch hier?“, fragte er schließlich, nachdem Gackt keine Anstalten machte sich dazu zu äußern.

Chrissie schluckte schwer und auch Nina gab sich unsicher.

„Na ja… inzwischen sind wir auf seine Hilfe mehr oder weniger angewiesen, was unser Dach über dem Kopf angeht.“

Die Rotblonde hatte jetzt die ganze Aufmerksamkeit beider Sänger auf sich gezogen, Nina rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her.

„Wir haben uns das veranschlagte Geld für eine Unterkunft auszahlen lassen und haben es größtenteils für eine andere Sache verwendet, die uns sinnvoller vorkam, da wir ja bei dir, Gackt, Unterkunft gefunden hatten.“

Die Lider um die blauen Kontaktlinsen herum zogen sich zu einer schmalen Linie zusammen.

„Habt ihr euch etwas Teures gekauft?“, hinterfragte Hyde und erhoffte sich eine milde stimmende Antwort.

„Nein!“, rief Nina empört.

Chrissie war so zusammengezuckt, dass sie fast vom Stuhl gerutscht wäre. Große Augen ruhten auf der Dunkelhaarigen, die Hyde und Gackt mit sicherem Auftreten gegenüber trat.

„Wir haben das Geld benutzt um die Unkosten für die Feier in Yokohama begleichen zu können. So war es mit dem Hoteldirektor ausgemacht, sonst wäre das mit dem Essen und so nicht möglich gewesen.“

Alle Parteien schwiegen betreten, Gackt seufzte und strich sich mit den Händen über die Augen.

„Das hättet ihr doch nicht machen müssen! Warum habt ihr mir das nicht gesagt?“

„Weil es sonst keine schöne Überraschung mehr gewesen wäre, wir wollten es tun und es war ein gelungener Abend, oder nicht?“, antwortete ihm die Blauäugige.

„Wir haben doch sonst nichts um uns für deine unglaubliche Gastfreundschaft zu revanchieren…“, fügte Nina noch hinzu.

„Ich habe euch aber nicht mitgenommen weil ich in irgendeiner Art und Weise eine Gegenleistung erwartet habe. Eigentlich kann ich nicht mal sagen was um alles in der Welt mich dazu bewegt hat, so was Absurdes zu tun. Seht uns an, jetzt sitzen wir hier gemeinsam, essen und unterhalten uns.“

„Und du fährst aus der Haut, wenn du einen deiner Gäste in Gefahr glaubst.“, neckte ihn Hyde.

„Du wärst genauso in Sorge gewesen, mein lieber Hyde! Erinnere mich nicht daran, sonst verbanne ich dich heute Nacht auf die Terrasse.“

Nina und Chrissie kicherten leise hinter vorgehaltenen Händen, sie fühlten sich geehrt, dass Gackt sie nicht als Last empfand und sich sogar Sorgen um sie gemacht hatte.

„Keine Sorge, Ninas Attacken haben richtig Schmackes, der eine Kerl ist gut geflogen als sie mich gefunden hatte.“, klinkte sich Chrissie grinsend in das lustige Streitgespräch mit ein.

Nina verschluckte sich an einem Bissen und rang nach Luft, ihre Freundin ignorierte ihr Verhalten und sprach einfach weiter, Gackt hörte aufmerksam zu und Hyde grinste mit ihr mit, er hatte das Schauspiel schließlich über das Fernglas beobachten können.

„Sie tauchte wie aus dem Nichts auf und ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie sie ihn von mir weggeschubst hatte. Da ist der erstmal mächtig gestrauchelt und hat doof geguckt.“

„Sowas traust du dich?“, fragte Gackt erstaunt.

Scheu wie ein Reh lief sie rot an und nickte nur, am liebsten wollte sie unter den Tisch rutschen – was musste ihr Lieblingsmusiker von ihr halten, wenn er solche Geschichten hörte? Das sie ein weiblicher Rowdy war?

„Wenn es sein muss, traut sich Nina fast alles.“

Chrissie schlang ihre Arme um ihre verlegende Freundin und drückte sich dankbar an sie.

„Ach was, wenn ich nicht gewusst hätte, dass Mamoru dabei ist, dann wäre ich wahrscheinlich etwas weniger mutig gewesen.“

„Mamoru?“, fragte Gackt.

„Einer der drei japanischen Laruku-Fans, die Nina geholfen haben mich zu suchen und uns die zwei Typen vom Hals zu schaffen.“

„Aha, gut… ja solche verdorbenen Männer gibt es leider in Japan.“

„Nicht nur hier, die gibt es auch bei uns zur Genüge, das kannst du uns glauben! Wir haben schon einige Anbagger-Versuche auf unserem Konto.“, fuhr Chrissie unverblümt fort.

„Hör doch mal auf damit, das gehört gar nicht hierher!“, zischte Nina, der das alles schrecklich peinlich und unangenehm war.

Doch die beiden Stars lächelten nur belustigt.

„Ach schade… das wird mir fehlen. Es war wirklich eine abwechslungsreiche und lustige Zeit mit euch.“

Unverständnis schlug ihm entgegen, sie sahen ihn an, als hätte er davon gesprochen, dass er bald sterben müsste. Hyde selbst verschlug ihr Gesichtsausdruck für einen Moment lang die Sprache.

„Ich fahre morgen Abend zurück nach Tokyo, einen Tag früher als Tetsu und die anderen, weil ich gerne noch etwas Zeit mit meiner Familie verbringen würde.“

Die Freundinnen konnten ihre Enttäuschung über diese Nachricht nicht verbergen, sie hatten sich bislang keine Gedanken darüber gemacht ob und wann Hyde wohl wieder abreisen würde, doch dass es jetzt so plötzlich kam traf sie härter als erwartet. Gerade Chrissie ging es nahe, sie waren doch gerade erst warm miteinander geworden und jetzt war der Zauber dieser eigentlich unmöglichen Begegnung schon wieder vorbei?

„Jetzt schaut doch nicht so! Es war für uns alle eine schöne Zeit, aber es war doch klar, dass ich allein schon aus beruflichen Gründen nicht ewig hier sein werde.“

Betreten nickten und seufzten sie.

„Gackt wird euch die restliche Zeit schon versüßen, keine Sorge.“

Er zwinkerte ihnen zu, doch sein Freund warf ihm da einen Blick zu, der ihn irgendwie ermahnen wollte… doch warum?

„Bitte denkt nicht, dass wir undankbar wären, das Konzert und alles… allein die Tatsache dir auf diese Weise begegnet zu sein ist für uns einfach der Wahnsinn! Es fällt einfach schwer so plötzlich das alles vorbei sein zu lassen.“, versuchte Nina ihre Gefühle in Worte zu fassen.

Hyde sah auf die Uhr, es war fast Mitternacht.

„Es ist spät, wir sollten alle zu Bett gehen. Wir sehen uns morgen noch mal, ich bin ja nicht gleich verschwunden, wir haben noch genug Zeit uns zu verabschieden.“

„Wir räumen noch ab.“

Die Rotblonde stand auf und sammelte die leer gegessenen Teller ein, Nina half ihr beim Abräumen. Hyde nahm sich Gackt beiseite.

„Ich muss kurz zuhause anrufen, ich hatte Megumi versprochen mich noch nach dem Konzert zu melden, sie wundert sich bestimmt schon.“

„Natürlich, geh ins Schlafzimmer hoch, da hast du deine Ruhe. Ich helfe den beiden noch schnell und werde mich dann noch mal ins Arbeitszimmer setzen, ich hab noch viel zu tun.“

So verblieben sie miteinander, Hyde wünschte in die Küche hinein noch eine gute Nacht und stieg dann die Treppe hinauf. Im Schlafzimmer angekommen setzte er sich auf seine Bettseite und rief Megumi an.

„Ja hallo? Bei Takarai und Oishi?

„Hi Megumi, ich bin es.“

„Hyde! Weißt du, wie spät es ist?!“

„Entschuldige bitte, ich hatte viel um die Ohren nach dem Konzert… das ich dich anrufen sollte ist einfach untergegangen.“

„Oh, das tut mir leid, dass es so stressig für dich war… wie geht es dir denn?“

„Mir geht es gut… sehr gut, du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich die letzten Tage für verrückte Dinge erlebt habe. Aber wie geht es dir denn und unserem Sohn?“

„Ich kann nicht klagen, Hiroki ist ein Sonnenschein, er lacht genau wie du, aber das weißt du ja. Er fragt manchmal nach dir, es bleibt doch dabei, dass du morgen Abend nach hause kommst?“

„Ja, ja! Es bleibt dabei.“

„Das ist schön, wir freuen uns schon auf dich! Aber jetzt erzähl doch mal, was ist denn alles so passiert, dass du keine Zeit gefunden hast dich eher zu melden?“

Hyde überlegte kurz und grinste zurückblickend vor sich hin, bevor er sich durchrang doch zu erzählen, was los war.

„Na schön, hör zu, es ist eine längere Geschichte… ich bin bei Gackt.“

„Bei Gackt? Wolltest du nicht ins Hotel zu deinen Kollegen, wenn du ihm Belle und May vorbei gebracht hast?“

„Ja, schon… es hat sich anders ergeben, warte und hör zu…“
 

Hyde rollte alles was passiert war von vorne auf, ab dem Zeitpunkt wo er Gackt seine beiden Tiere zurückgebracht hatte bis zum heutigen Abend. Die fragwürdigen Augenblicke wie der Vorfall an diesem Tag mit Enah spielte er etwas herunter.

„Du meine Güte, das klingt wirklich nach viel Aufregendem, was ihr da erlebt habt. Und diese beiden Frauen… sind sie wirklich vertrauenswürdig?“

„Ich denke schon, du würdest verstehen was ich meine, wenn du sie selber kennen würdest. Sie sind wirklich sehr liebenswert und haben viel Schwung in Gackts sonst eher streng organisiertes Leben gebracht.“

„Wie kommt der Gute denn damit zurecht? Er ist doch sonst so extrem gewissenhaft und professionell.“

„Es ist ja nicht so, als würden sie ihn oder mich von unserer Arbeit abhalten, sie sind einfach da, stellen keine Ansprüche und erheitern die Zeit zwischen unserem Job. Ich glaube, Gackt hat sich selten so amüsiert und locker gemacht wie in den letzten Tagen und auch ich hatte meinen Spaß. Ich hab dir ja alles erzählt.“

„Hm… ach, ich würde meinem Alltag auch ganz gerne mal wieder entkommen. Ich glaube dir, dass es lustig mit ihnen war.“

„Das war es, ja.“

Megumi lachte ein liebes, kehliges Lachen am anderen Ende der Leitung.

„So was müsste mir mal passieren, ich hätte bestimmt auch meine helle Freude an solchen Menschen!“

„Ich glaube, ihr könntet gute Freundinnen sein und euch wunderbar unterhalten. Ihr würdet euch schön eure Münder über meinen Appetit zerreißen.“

Seine Frau lachte erneut.

„Du müsstest sie mir eigentlich mal vorstellen, ich bin jetzt richtig neugierig geworden.“

„Entschuldige, ich wollte dich nicht ärgern.“

„Schon gut. Rufst du mich morgen noch einmal an, bevor du kommst?“

„Ja, kann ich machen. Gehst du jetzt schlafen?“

„Ich bin nach diesem Gespräch wieder richtig wach, ich werde wohl noch etwas lesen und dann schlafen gehen. Gute Nacht, bis morgen.“

„Ja, schlaf gut. Ich freue mich auf euch.“

Tut, tut, tut, tut…

Der Sänger vermied es einen Blick auf die Uhrzeit zu werfen, er hatte ewig mit seiner Frau telefoniert, die Geschehnisse der letzten Tage aufzuzählen hatte viel Zeit gekostet. Im Haus war es gespenstig still, er stand auf und ging sich umziehen. Als er aus dem Bad kam sah er das Licht in Gackts Arbeitszimmer und klopfte leise an, bevor der die Tür öffnete und eintrat. Sein Freund schob sich auf seinem Drehstuhl von seinem PC weg und drehte sich zu ihm um.

„Hyde, ich dachte, du schläfst schon.“

„Nein, ich habe sehr lange mit Megumi gesprochen, sie lässt dich grüßen.“

„Danke, wie geht es ihr denn?“

„Es geht ihnen beiden gut, sie freuen sich auf meine Rückkehr.“

„Das ist schön. Wolltest du etwas Bestimmtes? Ich arbeite gerade… nach dem Tourfinal gibt es unheimlich viel zu tun…“

„Genau deswegen bin ich hier, du hast mich vorhin am Esstisch so seltsam angesehen, als ich Enah und Nina gesagt habe, du würdest ihnen die Zeit ohne mich schon angemessen vertreiben. Es hat mit deiner Arbeit zu tun, nicht wahr?“

Gackt lehnte sich zurück und bat Hyde mit einer Handbewegung einen Stuhl an.

„Ich muss zugeben, dass ich, als ich die Zwei zu mir geholt habe, nicht bedacht habe, wie beschäftigt ich jetzt sein würde. Ich werde die komplette nächste Woche fast nur unterwegs sein, sie wären die gesamte Zeit auf sich allein gestellt und ich müsste ihnen das Haus alleine überlassen. Ich fühle mich nicht gut bei dem Gedanken sie wie Fremde und Gefangene zu behandeln, aber was bleibt mir übrig?“

Hyde grübelte und Gackt tat es ihm nach.

„Und jetzt erfahre ich auch noch, dass sie ihr gesamtes Budget für dieses Urlaub für mich ausgegeben haben…“

„Sie haben es aber gerne und freiwillig getan.“

„Das ändert nichts daran, dass ihre zweite Urlaubswoche wahrscheinlich sehr eintönig und einsam wird. Ich habe auch Verpflichtungen in Tokyo nächste Woche. Wenn man im Ausland ist möchte man auch etwas davon sehen und erleben und aus Fanliebe zu uns haben sie das ganz hinten angestellt.“

„Sie sind schon erstaunlich, nicht wahr?“

Sie ließen die Stille in das Zimmer einkehren, nur das leise Surren des Computers war zu hören. Hyde schlug plötzlich seine rechte Faust in seine linke Handfläche und strahlte dabei wie ein Honigkuchenpferd.

„Du sagst, du hast Termine in Tokyo?“, fragte er auf einmal ganz euphorisch.

„Ehm, ja. Montag habe ich ein Interview und auch sonst wird doch in Tokyo der Schnitt für die Tour-DVD vorgenommen. Ich könnte sicherlich einige Termine umlegen oder hin und her reisen mit dem Shinkansen, aber…“

„Gackt, was wäre, wenn du deine Termine alle wahrnehmen könntest ohne dir Gedanken darum zu machen, wie es deinen beiden Gästen geht?“, unterbrach ihn der zierliche Sänger.

Sein Gegenüber fixierte ihn und versuchte herauszufinden, was er vorhatte.

„Worauf willst du hinaus? Was hast du ausgeheckt?“, fragte Gackt ohne auf Hydes Frage einzugehen.

„Als ich vorhin mit Megumi gesprochen habe klang sie ganz begeistert von den Beiden, sie sprach sogar davon, dass sie sie gerne kennenlernen würde. Wir haben eine kleine Einliegerwohnung, sie würden uns nicht stören und würden Megumi wahrscheinlich sogar eine angenehme Gesellschaft sein. Nina hat jüngere Geschwister, sie wird also wahrscheinlich auch mit Kindern umgehen können.“

„Das ist nicht dein Ernst.“, entgegnete der Größere trocken.

„Warum nicht? Warum sollst du den ganzen Spaß für dich alleine haben?“

Fast ein wenig fassungslos musterte Gackt seinen Kollegen, der ganz ruhig und ernsthaft vor ihm saß und ihn frech angrinste.

„Du hattest mich für verrückt erklärt, als du erfahren hast, dass ich Fans bei mir aufgenommen habe und jetzt willst du es mir nachmachen?“

„Der Unterschied ist, dass ich immerhin schon weiß, wen ich mir da ins Haus holen würde. Also, was sagst du? Vertraust du mir die beiden an?“

„Vorausgesetzt, sie wollen…“

Hyde lachte.

„Hey, glaubst du etwa, sie würden dich mir vorziehen, wenn sie wissen, du lässt sie die meiste Zeit allein im Haus zurück?“

Auch Gackt konnte sich das Lachen nicht verkneifen.

„Wir können sie ja abstimmen lassen.“, gab er scherzhaft zurück.

„Ok, also hab ich dein Einverständnis? Dann werde ich Megumi nämlich gleich noch mal anrufen, ich weiß das sie noch wach ist und ich sollte meine Frau zumindest mal um ihre Erlaubnis gefragt haben, bevor ich so etwas beschließe.“

Gackt winkte lächelnd ab.

„Mach doch, was du willst. Ich kann dich doch eh nicht davon abhalten.“

„Da könntest du Recht haben.“

Hyde stand auf, genauso wie Gackt, nahm ihn bei der Hand um ihm auf die Schulter zu klopfen und verließ dann das Arbeitszimmer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2010-10-13T18:32:19+00:00 13.10.2010 20:32
Ich hab deine Geschichte erst heute gefunden und die gesamten Kapitel an einem Stück durchgelesen (hab sogar meine Miso vorm Laptop gelöffelt und bei nem Lachanfall die ganze Tastatur vollgesaut ^^)!
Die Story ist zwar ein bisschen unrealistisch, aber man wird ja wohl noch träumen dürfen... *träum*träum*träum*
Meistens gefallen mir eigene Charaktere in Fanfics nicht so gut, aber ich muss sagen, dass mir deine beiden Mädels schon ein bisschen ans Herz gewachsen sind. Wie sie gleichzeitig versuchen, sich nicht wie aufdringliche Fangirls zu verhalten, aber trotzdem ihre Quietschanfälle kaum unterdrücken können ^^
Vielleicht sind sie für die kurze Zeit, die sie Gackt und Hyde erst kennen, ein wenig zu direkt, aber das macht die Sache auf jeden Fall interessanter...
Und ich liebe es wie du dich des gängigen Fangirlslangs bedienst: "Ich sterbe gerade!", der Satz könnte direkt aus meinem Mund stammen.
Es ist einfach Mal erfrischend etwas zu lesen, wo Gackt und Hyde nicht in jedem 2. Kapitel miteinander in die Kiste hüpfen (*räusper* naja, du weißt was ich meine).
Ich bin schon wirklich gespannt, was als nächstes passiert, vorallem wo du jetzt beschlossen hast Megumi und Hydes Sohn einzubauen!
Freu mich schon!
LG
Ama-chan
Von:  -Arisa-
2010-09-23T10:11:05+00:00 23.09.2010 12:11
Ach wie herrlich mal wieder ein Kapitel zu lesen ^^
Es war ricdhtig zum mitfiebern XD Feru mich schon auf das nächste Kapitel
Von:  ladyserena
2010-09-20T11:27:22+00:00 20.09.2010 13:27
ahhhh spannend!
danke für den ENS!
ich freuhe mich so wegen das neue kapitel.. eigentlich sollte ich ja lernen.. aber naja xd

wie immer ist das kapitel spannend und interessant! ich freuhe mich schon unglaublich zu sehen wie es weitergeht!
^___^!!!!
Von:  Gackto_Sama
2010-09-19T21:37:40+00:00 19.09.2010 23:37
*toll* *toll* Wurde ja auch Zeit, dass ich mal wieder richtig herzhaft lachen kann. Ich liebe deine Art zu schreiben. Ich freue mich tierisch auf die nächsten Kapitel. Vielleicht könnest du ja auch die andere FF von Comming closer weiter schreiben. Würde mich sehr freuen.
Weiter so und wir werden alle viel Spass am lesen haben.
°__^
Von: abgemeldet
2010-09-19T10:22:16+00:00 19.09.2010 12:22
*hüpf* Endlich ein neues Kapitel! <3 Ganz großes Kino. =D Freu mich auf das nächste. ^^
Von:  Asmodina
2010-09-19T08:46:34+00:00 19.09.2010 10:46
*applaudier*...das Kapitel ist klasse und tierisch spannend...ich hoffe, es geht bald weiter.


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