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Der Flug des Falkens - Teil 3 + 4

von

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Kapitel 3, 07.07.02
 

Überall herrschte absolute Stille. Kein Geräusch war zu hören außer Naudiz Schritte als sie über den dörren Boden lief. Die Welt hatte sich verändert, die Seen hatten kein Wasser mehr und die Bäume waren nur noch totes Gehölz. Sie ging weiter, vorbei an Toten und Verletzten und konnte einfach nicht fassen was sie hier sah. Hier und da versuchte Naudiz zu helfen, doch sobald sie jemandem anfaßte wurde er zu staub. Entsetzten ergriff sie und lief davon. Sie rannte einfach drauf los, immer gerade aus, vorbei an all dem Grauen, welches sie sah. Sie kam an den Feldern eines Dorfes vorbei, doch der Boden war sauer und nichts konnte mehr darauf wachsen. Naudiz lief immer schneller und bald kam es ihr so vor, als würde sie schon Jahre lang nichts anderes mehr tun.

Plötzlich fiel sie über einen Baumstumpf und landete auf dem Rücken. Völlig erschöpft blieb sie liegen und blickte in den Himmel. Nach einer Ewigkeit setzte sie sich auf und hielt mitten in ihrer Bewegung inne. Vor ihr auf einem Felsen saß ein rötlich schimmernder Falke. Er war fast einen Meter groß und von seinem Platz aus starte er das Mädchen aus feuerroten Augen die ganze Zeit an. Sein Kopf ruckte hin und her und mit einem ohrenbetäubendem Schrei stürzte er sich auf sie.
 

Mit einem Schrei fuhr Naudiz aus ihrem Traum hoch und setzte sich kerzengerade in ihrem Bett auf. Ihr Herz raste und ihr Atem ging stoßweise, so als wäre sie wirklich gerannt. Ihr Blick haftete an der gegenüber liegenden Wand und langsam fing sie sich auch wieder an zu beruhigen. Was hatte dieser Alptraum zu bedeuten und warum kam er gerade jetzt? Würde sie bei ihrer Mission etwa versagen?

Verärgert über diesen Gedanken warf sei die Decken zurück, stand auf und ging zum Fenster. Sie öffnete es und sah nach draußen. Die kühle Morgenluft wehte ihr ins Gesicht und vertrieb die letzten Spuren ihres Schlafes. Im Osten konnte man schon die ersten zarten Strahlen der aufgehenden Sonne sehen, der neue Tag hatte begonnen. Bald würde Naudiz aufbrechen müssen, sie durfte keine Zeit verlieren. Doch würde May so lange durch halten können?

Sie ging rüber zu ihrer Waschschüssel, goß Wasser hinein und fing an sich zu waschen. Danach zog sie ihr Nachthemd aus und zog die Kleider an, welche sie sich am Vortag bereit gelegt hatte. Am Ende nahm sei einen Beutel und packte alles hinein was sie für ihre Reise benötigen würde. Nach dem Naudiz mit allem fertig war nahm sie das Bündel und schritt langsam die Treppe zur Küche runter. Zu ihrem bedauern mußte sie aber feststellen, dass sie nicht alleine war. Eine andere Person hatte bereits am Tisch Platz genommen, es war Caswallon, ihr Vater. Anscheinend hatte er auch nicht mehr schlafen können. Trotz seiner 40 Jahren wirkte er immer noch sehr jung. Sein Haar war immer noch sehr kräftig und in seinem braunem Haar zeigten sich noch keine grauen Strähnen.

Naudiz setzte sich ihm gegenüber, nahm den Becher, welcher ihr gereicht wurde und goß sich warme Milch ein.

"Hattest wohl auch nicht mehr schlafen können. Hattest du einen Alptraum?"

"So könnte man das nennen." antwortete Naudiz und bekam eine Gänsehaut als sie daran dachte. Sie wendete sich wieder ihrer Milch zu und nippte bedächtig daran. Eine Zeitlang sagte keiner ein Wort und Caswallon sah seiner Tochter zu wie sie sich gerade ein Stück Brot nahm und lustlos darauf rum kaute.

"Ich weiß das du verunsichert bist und angst hast, aber ich glaube fest daran , dass du es schaffst wirst," Caswallon sah seine Tochter liebevoll an. Er wußte genau nach dieser Reise würde sie nie wieder so sein wie sie war. Sie würde sich verändern. Doch diesen Gedanken sprach sie nicht laut aus, statt dessen sagte er, "Ich habe dir ein Pferd besorgt, er heißt Storm und ist der schnellste im ganzen Dorf. Und das beste .. du darfst ihn behalten, du bekommst ihn quasi geschenkt."

Naudiz Augen fingen an zu leuchten als sie die Worte ihres Vaters hörte.

"Ein eigenes Pferd?" fragte sie voller überschäumender Freude.

"Ja, ganz für meine kleiner Tochter." antwortete er voller stolz, griff über den Tisch und wuschelte das rote Haar seiner Tochter durch. Lachend schlug diese sie wieder fort.

"Ich bin doch kein kleines Kind mehr." sagte Naudiz in gespielter Empörung.

"Nein aber du wirst immer meine Tochter bleiben."

Lächelnd stand Naudiz auf, ging um den Tisch herum und warf sich ihrem Vater in die Arme. Caswallon drückte sie fest an sich, so als hätte er angst seine Tochter für immer zu verlieren.

"Keine Sorge, Kleines. Tue einfach nur dein Bestes und komm gesund zu uns wieder zurück. Versprichst du mir das?"

"Ja, Vater, ich versprich es. Ich werde gesund zu euch zurück kommen, zusammen mit dem Falkenkraut."
 

Kapitel 4, 12.07.02
 

Es war noch früher morgen als Naudiz das Haus ihrer Eltern verließ und zum Reitstahl ging. Ihr rotes Haar hatte sie sich wieder im Nacken zu einem Zopf geflochten welcher ihr gerade hinten runter hing. Caswallon war bereits vor gegangen um Storm für sie zu satteln und da stand er nun in der Mitte des Hofes und die Morgensonne verleite seiner schwarzen Mähne einen silbernen Glanz.

Langsam schritt Naudiz auf den Henkst zu, faste nach den Zügeln und hielt ihm ihre Hand hin, damit er Naudiz Geruch aufnehmen konnte. Sachte strich sie ihm über die Nüstern und flüsterte ihm beruhigende Worte ins Ohr.

Caswallon stand während dessen im Türrahmen des Stahles und hatte die ganze Szenerie beobachtet. Als er den schwarzen Henkst von Ongist dem Pferdezüchter geholt hatte, hatte er sofort gewußt, dass es für seine Tochter liebe auf den er n Blick sein würde und er hatte recht behalten. Als Storm auf die Welt kam, war das Fohlen sehr kränklich und schwach gewesen. Niemand hatte wirklich geglaubt, das er die nächsten Monate überleben würde. Nur Naudiz hatte nie die Hoffnung aufgegeben, sich immer um den Kleinen gekümmert und es am Ende geschafft ihn wieder aufzupäppeln. Nun war der Henkst 2 Jahre alt und Ongist hatte sich entschlossen das Pferd Naudiz zu schenken, weil sie sich immer um es gekümmert hatte. Eigentlich sollte es ein Geschenk zu ihrem 16. Geburtstag sein aber nun hatten sich die Ereignisse überschlagen, aus diesem Grund hatte es sich Ongist es sich anders überlegt.

Caswallon trat aus dem Schatten und ging auf die Zwei zu.

"Ich habe ihn gestriegelt und gefüttert. Er ist bereit wenn du es bist."

Lächelnd griff Naudiz nach dem Steigbügel und saß auf. Ihr Vater reichte ihr das Gepäck nach oben welches Naudiz hinter sich am Sattel verstaute und danach ihre Waffen: Peil und Bogen. Nach dem sie Köcher und Bogen auf ihrem Rücken zurecht gerückt hatte sah sie wie um die Ecke ihre Mutter mit der Priesterin kam. Als die Zwei bei Naudiz angekommen waren reichte ihr Maeg ein frisch gefühltes Trinkhorn und den Proviant. Naudiz beugte sich aus dem Sattel und gab ihr einen Abschiedskuß.

"Paß auf dich auf, meine Tochter." Flüsterte Maeg ihr ins Ohr.

"Das werde ich."

Danach wendete sich Naudiz der Priesterin zu, welche etwas für sie bereit hielt.

"Hier, den wirst du noch brauchen," sagte Deva und reichte ihr einen kleinen silbernen Dolch auf dessen Griff ein im Sturzflug fliegender Falke eingraviert war. Naudiz nahm den Dolch entgegen, zog ihren alten aus der Halterung am Sattel, gab ihn der Priesterin und steckte den neuen hinein.

"Ich danke euch, Ehrwürdige. Doch eigentlich habe ich den Dolch nicht verdient." entgegnete sie.

"Ist schon gut, das wird sich noch weisen. Und nun beeile dich, damit du so schnell wie möglich wieder hier bist. Halte dich immer gegen Westen vor bei am Sternensee und dann Richtung Antariostrom. Von dort aus reitest du dann nach Norden immer Fluß aufwärts. Auf diesem Weg gelangst du direkt in die Falkenschlucht und dort wirst du finden was wir benötigen. Das Falkenkraut hat eine braune Farbe und oben geballt sich der Schaft in zwei Enden. Du kannst es gar nicht übersehen. Sammle so viel ein wie du nur kannst. Hast du alles verstanden?" fragte Deva noch einmal nach.

"Ja, ich habe verstanden, macht euch keine Sorgen." Antwortete Naudiz.

Am Schluß wendete sie sich noch mal ihrer Mutter zu.

Ich habe dir Proviant für acht Tage eingepackt und noch eine warme Decke. Ich hoffe es wird reichen!"

"Das muß es und nun reite ich los," bei diesen Worten traten alle etwas von Pferd und Reiterin zurück um ihr Platz zu machen, "In acht Tagen bringe ich euch die Fehlende Zutat für eure Medizin, Ehrwürdige... und nun lauf...," rief Naudiz Storm zu und dieser bretschte los in Richtung Westen, der Falkenschlucht entgegen.

"Pass auf dich auf." Flüsterte die Priesterin zum Abschluß und der Wind trug ihre Worte hinfort. Gemeinsam mit den anderen wendete sie sich wieder dem Haus zu. Nun lag alles in dem können eines Mädchens ob sie scheitern oder Erfolg haben würde.
 

Storm war ein wundervolles Pferd stellte Naudiz fest. Auf seinem Rücken hatte sie das Gefühl als würde sie fliegen. Ongist hatte hervorragende Arbeit geleistet bei der Ausbildung des Hengstes, denn bei jedem kleinen Befehl gehorchte Storm einwandfrei. Kaum zu glauben, dass aus dem kränklichem und ängstlichem Fohlen so ein stolzes Tier geworden war.

Kraftvoll schlugen die Hufen auf die Erde und trugen Naudiz immer weiter vom Dorf weg und bald hatten sie es ganz hinter sich gelassen. Vor sich sah sie den Wald und kurze Zeit später ritt sie mitten zwischen den Bäumen hindurch. Hin und wieder wurde sie von tief hängenden Ästen gestreift, aus diesem Grund beugte sie sich näher an den Hals ihres Pferdes heran. Bis zum Abend würde sie nun in diesem Tempo weiter reiten und hin und wieder würde sie kleine Pausen einlegen müssen zum ausruhen, denn Naudiz wollte unbedingt so viel Zeit gewinnen wie nur möglich und vor Einbruch der Dunkelheit das Ufer des Sternensees erreichen. Erst dort wollte sie ihr Nachtlager aufschlagen und gleich bei Morgengrauen weiter reiten. Jetzt hing alles von ihr und Storm ab, ob das Dorf überleben würde oder nicht und Naudiz hatte keine Lust zu versagen. So reitete sie dem Unbekannten entgegen. Die Reise hatte begonnen.



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