Zum Inhalt der Seite

Der Adlige und das Biest

oder Allegro und Karen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein sonderbares Mädchen oder hier kommt Karen Blaufink

Kap. 1 Ein sonderbares Mädchen oder Hier kommt Karen Blaufink
 

*räusper* Also ganz kurz wollte ich nur sagen: vielen Dank dass ihr bishier schon gelesen habt, ist nicht selbst verständlich und nun ja für Kritik bin ich offen also los, oder was? ^^ Viel Spass
 

Allegro hasste Verzögerungen aller Art.

Ja, ihm war klar, dass alles seine Zeit brauchte, aber unnötig Zeit verstreichen lassen war nochmals was anderes. Aber was er am meisten hasste, wenn jemand seine Zeit vergeudete.
 

Und in diesem Wirtshaus tat man es eindeutig. Er sass bei einer Flasche Rotwein und wartete darauf, dass seine restliche Bestellung kam. Wenn das noch lange ging, würde sein engelsgleicher Geduldsfaden reissen und das war für niemanden gut. Allegro wusste, dass er geduldig sein musste, aber es gab Dinge, die hier einfach zu lange gingen.
 

Er nahm einen Schluck des Roten, der ihm gerade so halbwegs schmeckte. Allegro war ein Geniesser was Weine anging und er genehmigte sich auch öfters einen. Allerdings war er sehr wählerisch. Wenn man so oft auf Reisen war wie er, so durfte er sich ruhig mal was gönnen.
 

Was das Reisen betraf, Allegro reiste schon seit Jahren umher. Er war ein Söldner und nahm eigentlich so jeden Auftrag an, den er als lohnend und vor allem gut bezahlt empfand. Das war der Punkt. Allegro nahm nur an was ihm passte und er konnte es sich leisten.
 

Er war ein Meistermagier, er konnte seinen Lohn schon etwas höher setzen. Immerhin, so ein Magier musste seine Zauber vorbereiten, er war nicht so stark wenn er keine Rückendeckung bekam, die Allegro sowieso nicht angenommen hätte, denn er war ziemlich stolz und ein kleines bisschen Eitel. Das würde er allerdings nie zugeben, wenn man ihn darauf ansprechen würde.
 

Er hatte langes schwarzblaues Haar, auf dessen spezielle Farbe er sehr stolz war. Jenes band er immer zusammen, damit es ihm nicht in den Weg kam. Er achtete sehr darauf nicht wie dahergelaufen auszusehen, auch wenn das Reisen ihm nicht immer die Gelegenheit bot, sich gut genug herzurichten.

Endlich brachte ein Mädchen sein Essen. Allegro schätzte sie auf zwölf, wohl die Tochter des Wirts.

Die Kleine hatte ihre blonden Haare zu zwei Schwänzen gebunden, die links und rechts des Kopfes herunterbaumelten. Eben richtig kindlich.
 

Allegro nickte ihr zu, dass sie wieder gehen könne. Er war kein Freund von Unterhaltungen und sozialen Kontakten. Man hätte behaupten können, er sei scheu und zurückgezogen, aber das wäre falsch. Zurückgezogen vielleicht, aber scheu gewiss nicht. Sein Job war es nun mal zu kämpfen, ob jetzt mit Sprüchen oder mit dem Schwert, und nicht zu reden, auch wenn er wie er selbst meinte ein fantastischer Redner sei.
 

„Mein Herr?“

Allegro verdrehte genervt die braunen Augen, weil er aus seinen Gedanken gerissen worden war.

„Ja“, gab er kühl zur Antwort. Innerlich war er genervt, wollte es aber nach aussen nicht zeigen. Er war nicht an einer Unterhaltung interessiert. Was wollte dieses Kind jetzt noch von ihm?

„Ihr seid doch ein Zauberer oder?“

Die grossen blauen Augen strahlten ihn geradezu an, was Allegro anwiderte.

„Ja, das bin ich, aber ich wüsste nicht was dich Kind das anginge“, sagte er und setzte seine bewährte gelangweilte Maske. Einzig und allein das arrogante Funkeln in seinen dunkeln Augen zeigte, dass er nicht ganz so gelangweilt war.

Das Mädchen strahlte, zupfte an ihren roten Haarschleifen herum und lächelte Allegro freundlich an.

Sie musterte ihn genau und Allegro fand es schon etwas komisch von einem Kind so gemustert zu werden.

„Onkelchen“, sagte sie frech, „Ihr seid Allegro de Rhym von Alin, dieser Ausgestossene Adelige, liege ich richtig?“

Ihre Stimme hatte sich etwas verändert, statt kindlich und naiv, klang sie nun erwachsener und eine Spur spöttisch.

Was Allegro mehr erschreckte, war dass sie wusste wer er war. Allegro hasste seine Vergangenheit, sie war nervig und machte ihm alles schwer.

„Woher weisst du das, Kleines?“
 

Er klang nun etwas gereizt. Erst dieses lange Warten auf sein Essen, das mittlerweile kalt wurde, und nun diese Göre, die seinen Namen kannte.
 

Der Grund wieso es ihn erstaunte, ja sogar etwas verwirrte, war, dass er niemandem sagte wer er war, so hatte er den Titel der unbenannte Meister bekommen. Diese Anrede wirkte manchmal eher peinlich, aber er schmeichelte auch Allegros Ego. Anfangs waren die Leute sehr misstrauisch gewesen, weil er seinen Namen nicht verriet. Das hatte sich gelegt, nachdem er seine ersten Aufträge mit Bravur erledigt hatte. Wenn er nicht wollte, musste er doch nicht seinen Namen sagen. Erst hatte er überlegt sich einfach einen anderen Namen zu zulegen, doch dies war Allegro schlichtweg zu wenig theatralisch.

Soweit er wusste, hatte ausserdem seine eigene Familie keine Suchmeldung oder ähnliches herausgegeben. Für sie war wohl Allegro de Rhym tot. Also woher wusste sie das?
 

„Hm… woher bloss?“

Jetzt spielte sie wieder auf Kind, dachte Allegro und versuchte nicht daran zu denken, dass man das Mädchen einfach mit einem Feuerball umbringen konnte. Nein, er hatte sich im Griff, wäre noch schöner wenn er sich von so was banalen aus der Bahn werfen liess.
 

„Sei doch so lieb, Mädchen, und verrate es mir.“

Es kostete ihn einige Mühe, mit lieber und freundlicher Stimme zu sprechen, doch es gelang ihm.

Sie sah ihn an und legte eine Hand unters Kinn, so als müsse sie überlegen.

„Ich weiss nicht Onkelchen, wieso sollte ich es verraten?“

Sie lächelte und Allegro wurde fast schlecht. Jetzt fiel ihm wieder ein warum er keine Kinder wollte, selbst wenn eine Frau vorhanden wäre, die er liebte und die es mit ihm aushielt.

„Weil du ein liebes Mädchen bist und nicht willst, dass ich böse werde oder?“, gab er zur Antwort und lehnte sich zufrieden zurück.

Das musste reichen um ihr Angst einzujagen. Heute Abend war seine Geduld einfach genug strapaziert worden.

„Hm… ich bin ein liebes Mädchen? Bist du sicher Onkelchen?“

Das sie ihn jetzt einfach duzte war schon unhöflich, aber diese Anrede ging ihm noch viel mehr auf die Nerven. Was fiel diesem Kind eigentlich ein?

„Nenn mich nicht mehr Onkelchen, verstanden? Wenn du schon meinen Namen weisst, dann nenne mich auch bei ihm.“

„Aber mir gefällt Onkelchen besser. Allegro klingt doof“, meinte sie nur und lächelte.

Ruhig Allegro, ruhig, dachte er sich.
 

Er knirschte fast unhörbar mit den Zähnen, ehe er erwiderte: „Das ist mir egal, ob dir mein Name gefällt oder nicht. Man kann sich seinen Namen nicht aussuchen, Kleine.“

„Kann man nicht? Ich hab gehört, dass sie dich unbenannter Meister nennen, was noch viel dümmer klingt. Das ist auch ein anderer Name, Onkelchen.“

„Ja, aber das ist eine Art Titel.“

„So wie dein Adelstitel?“

Sie kicherte.

„Lass mich raten, den findest du auch doof“, meinte er gelangweilt.

„Ja genau“, erwiderte sie grinsend.
 

Allegro ging dieses Grinsen ziemlich auf die Nerven und der Hunger war ihm auch vergangen. Langsam fragte er sich, wieso er nicht einfach aufstand und wegging. Einen Moment später kam ihm auch die simple und ihm zu widere Antwort. Er war schlicht und einfach neugierig, wie diese Göre an so eine Information gelangt war.
 

Sie musterte ihn nochmals mit ihren blauen Augen. Allegro war sich einfach nicht sicher ob er es wirklich mit einem gewöhnlichen Kind zu tun hatte. Er kannte kein Kind, das sich so benahm wie dieses Mädchen. Dieses kindliche Aussehen und ihre Art zu Reden passten nicht zusammen, auch wenn sie sich etwas unbeholfen ausdrückte.

„Willst du denn gar nicht wissen, wer ich bin, Onkelchen?“

Genussvoll betonte sie das Wort Onkelchen. Es schien ihr einen Riesenspass zu machen ihn zu reizen.

Ihm ging dieses Spielchen auf die Nerven.
 

Erst hatte er es mit einer Horde Orks zu tun bekommen, sie mit Müh und Not von der Burgmauer seines Auftraggebers ferngehalten und getötet. Dann hatte er eine Zulage gefordert, denn unter den Orks war auch ein Schamane gewesen, der es Allegro schwierig gemacht hatte. Total erschöpft hatte er sich dann auf den Weg zu einem Gasthaus gemacht. Er wollte sich nicht länger als nötig in der Gegenwart seines Auftragsgebers aufhalten. Vielleicht hätte er am Ende noch etwas verlangt wenn Allegro geblieben wäre.
 

Geiziger Kerl, hatte Allegro gedacht und sich davon gemacht, nachdem er sein Geld gehabt hatte.

Na ja den Rest der Geschichte kannte man ja.
 

Er seufzte resigniert als sie ihn nochmals angrinste.

„Also gut, wer bist du?“, fragte er, so als sei ihm das alles egal.

Selbstbeherrschung, Selbstbeherrschung, ermahnte er sich selbst.

Sie lächelte und wahrscheinlich hätte jeder andere hätte zurückgelächelt, weil sie wirklich sehr niedlich und lieb aussah. Allegro wollte hinter dieses freundliche und kindliche Aussehen schauen, erfahren was sich dahinter verbarg.

„Ich bin Karen Blaufink.“

Sie lächelte nochmals und streckte ihm die zierliche Hand entgegen.

„Deine zukünftige Partnerin.“

Zum ersten Mal in diesem Gespräch, und es würden noch weitere folgen, verlor Allegro die Kontrolle über sein Gesicht. Völlig überrascht starrte er das Mädchen an. Wie kam sie auf so eine dreiste Forderung? Glaubte sie wirklich, dass er, der unbenannte Meister, nach Jahren des Alleingangs, einfach eine Partnerin aufnehmen würde und noch dazu so ein kleines Mädchen?

„Wie kommst du auf Partnerin, Kleines?“, fragte er kalt und ignorierte die dargebotene Hand.

Das Mädchen liess die Hand sinken, lächelte freundlich, schaute nach links und rechts, ging dann auf ihn zu und flüsterte ihm ins Ohr: „Peng!“

„Was soll der Blödsinn?“, fragte er leicht zornig.

Für solche Spiele hatte er absolut nichts übrig.

„Dir sagt mein Name nichts oder?“, flüsterte sie weiter und ihre Stimme hatte sich wieder verändert.

Sie hatte die kindliche Stimme abgelegt, nun klang sie erwachsener.

„Nein, dieser Name sagt mir absolut nichts.“

Das Mädchen kam mit ihrem Gesicht so nah an das Gesicht Allegros, dass sich die Nasenspitzen fast berührten. Allegro blickte sie fast schon angewidert an, er hasste körperliche Kontakte.

„Karen Blaufink, Kopfgeldjägerin und Klingenflüsterin. Klingelt’s nun bei dir…? Ich werde auch Krähe genannt, aber das nur von Feinden.“

Wieder dieses mädchenhafte Lächeln.
 

Allegro musste nachdenken. Es arbeitete richtig hinter seiner Stirn. Er war wirklich froh, dass Karen das nicht hören konnte.

Kopfgeldjäger bedeuteten nie was Gutes und dass sie es so offen zugab machte es noch schlimmer. Er hatte sich einige Feinde gemacht, aber waren die mächtig und reich genug um einen Kopfgeldjäger ihres Ranges anzustellen? Kampflos würde er sich nicht ergeben, darauf konnte die Kleine Gift nehmen.

Was die Sache mit der Klingenflüsterin betraf, so machte es sie sehr gefährlich, sofern sie ihn nicht anlog.
 

Über die so genannten Klingenflüsterer war nicht viel bekannt, nur dass sie Meister mit ihren Waffen waren, ja sogar eins mit ihren Waffen waren. Es war ein schweres Verbrechen, die Waffe eines solchen ohne seine Erlaubnis anzufassen oder gar zu führen. Das unerlaubte Führen der Waffe wurde mit dem Tod des Frevlers bestraft.

Allegro selbst war nie einem solchen Meister begegnet, da sie sich normalerweise bedeckt hielten. Sie waren ein geheimer Bund, in den es unmöglich war hineinzukommen, wenn man nicht darum gebeten wurde. Teuer war es, wer ihre Dienste in Anspruch nahm, und folglich wusste, wo man einen der Klingenflüsterer fand. Die meisten des Bundes waren Söldner oder Kopfgeldjäger, die eine besondere Bindung zu ihrer Waffe hatten, was die wichtigste Voraussetzung für einen Klingenflüsterer war. In der Armee traf man selten auf Klingenflüsterer, da sie aufgrund ihrer Extravaganz schwierig zu halten waren und sich schlecht anpassten.
 

„Halte mich nicht zum Narren, Kleine! Klingenflüsterer sind keine kleinen Mädchen, sondern ausgewachsene Kämpfer.“

„Warum glaubst du das zu wissen, Onkelchen?“

„Weil… weil es komplett unlogisch ist, was willst du überhaupt von mir?“

Seine Stimme hörte sich langsam zornig an.

„Ich habe einen Auftrag dich zu einem gewissen Herrn zu bringen, aber wenn ich ehrlich bin, war ich auch neugierig auf dich.“
 

Sie klang vollkommen ruhig und ihre Stimme hatte sich abermals verändert, wie Allegro hoffte zum letzten Mal. Der Klang ihrer Stimme war nun der einer jungen Frau, auch wenn Allegro immer noch meinte es mit einem kleinen Mädchen zu tun zu haben. Momentan konnte er sich wohl auf gar nichts verlassen.

Missbilligend schaute er Karen an, dann meinte er: „Ich schätze du wirst mir nicht sagen wer dieser Herr ist und wieso du so neugierig auf mich bist.“

Karen zwinkerte, lächelte zuckersüss, wovon Allegro fast schlecht wurde, sagte aber erstmal nichts. Anscheinend war ihr das Antwort genug.
 

Allegro stand auf. Er hatte genug. Zwar war er ein neugieriger Mann, aber diese Nervensäge wollte ihm ja nichts verraten. Na gut, ihm war klar wieso, aber das machte es nicht besser.
 

„Kleines, lass mich in Ruhe. Du willst doch nicht meinen Zorn auf dich ziehen, oder?“

„Aber Onkelchen, das ist nicht sehr nett. Sei doch nicht so dumm und komm freiwillig mit mir mit, sonst müsste ich noch zu anderen Mitteln greifen, was ich sehr schade fände.“

Ein Unterton von Verzweiflung mischte sich in ihre Stimme, was Allegro besonders gut gefiel. Allerdings verstand er nicht was diese Worte mit dem Unterton zu tun hatten. Das Mädchen traute sich wohl doch nicht so viel zu.

„Dann tu es doch“, meinte er gleichgültig und wandte sich zur Treppe um.
 

Er machte nur ein paar Schritte, dann spürte kalten Stahl im Rücken. Sie stach nicht zu, aber eindeutig zielte sie mit einer Waffe auf ihn. Es piekte bis jetzt nur unangenehm, aber das konnte sich ja noch ändern. Welcher Idiot hatte diesem Mädchen eine Waffe gegeben? So was gehörte nicht in die Hand eines kleinen Mädchens!
 

„Ich habe dich gewarnt“, sagte sie leise und klang dabei fast mitleidig.

„Und was soll ich nun tun?“, fragte er bissig.

Er hatte jetzt eigentlich was wesentlich Angenehmeres vorgehabt, wie zum Beispiel ein Bad zu nehmen und dann eine Mütze Schlaf. Ja ein schönes Bad, damit er wieder sauber war. Er fühlte sich richtig schmutzig nach diesem Tag. Wahrscheinlich lag das auch mit seiner adeligen Herkunft zusammen.

Nur hatte sich gerade etwas zwischen, beziehungsweise hinter, sich und sein Bad gestellt. Das machte ihn doch etwas wütend.

„Ich möchte, dass du mit mir mitkommst. Ich schlage vor du kooperierst, sonst muss ich dir noch wehtun.“
 

Allegro verdrehte die Augen. Er wusste nicht, ob er wirklich kooperieren sollte oder nur so zu tun und auf einen günstigen Zeitpunkt warten um zu verschwinden. Na ja eingehen musste er darauf, schliesslich hing er doch an seinem Körper. Vielleicht wusste die Kleine ja doch eine Klinge zu führen. Zwar gehörte nicht viel Geschick dazu, eine Klinge in den Rücken eines vermeintlich Wehrlosen zu stechen, aber am besten ging er auf Nummer sicher.

Zum ersten Mal bereute er es fast, dass er sich in der abgelegensten Ecke des Wirtshauses niedergelassen hatte. Selbst Schuld, er wollte ja immer seine Ruhe haben.

„Also gut Kleines, du hast gewonnen. Jetzt steck dein Spielzeug weg“, sagte er mühsam beherrscht.
 

Die Klinge zog sich tatsächlich zurück, aber Allegro glaubte, dass Karen sie immer noch bereithielt. Er wandte sich um und blickte das Mädchen böse an. Er hasste es seine Hilflosigkeit so zeigen zu müssen. Um genau zu sein, hasste er allgemein Gefühlsausbrüche. Nur leider liess selbst er sich nicht immer unter Kontrolle halten.
 

„Komm, gehen wir rauf in dein Zimmer“, meinte sie, als sei nichts gewesen.

„Wie bitte? Du erwartest doch nicht, dass ich mit dir in einem Raum schlafe.“

„Doch das erwarte ich. Weisst du, ich mag ja gutgläubig aussehen, aber du wirst doch gleich abhauen, wenn ich dich alleine in ein Zimmer lasse.“

Sie verzog die Lippen zu einem Schmollmund.

Na toll, dachte Allegro, eine misstrauische, kleine Kopfgeldjägergöre.

Sie nahm Allegros Hand, wobei ihm auffiel, dass sie in der anderen Hand einen Dolch hielt. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und entriss ihr seine Hand.

„Fass mich nicht an Kleines, wenn du noch ein Weilchen leben willst“, zischte er sauer.

Karen sah ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Ärger an.

„Sei nicht so grob zu mir“, mahnte sie ihn.

Allegro hätte gelacht, wenn er nicht so gereizt und müde gewesen wäre. Dieses Mädchen war so was von nervend.

„Ich bin so grob wie ich will, kapiert?“

„Darfst du nicht“, erwiderte das Mädchen.
 

Abermals nahm sie ihn an der Hand und zog ihn die Treppe rauf. Missbilligend und protestierend liess er sich die Treppe rausziehen. Dies liess er nur zu, weil er so überrascht war, dass das Mädchen einen zweiten Versuch zu wagen.

Kurz schlich sich ein Ausdruck von Verwirrung auf Karens Gesicht, dann schleifte sie Allegro zielsicher auf eine der Türen, öffnete sie und zog Allegro hinein.
 

Nun endlich liess Karen Allegros Hand los, aber nur um die Tür zu schliessen. Neugierig sah sie sich um, dann meinte sie: „Du hast wirklich Geld wie Heu, wenn du dir das beste Zimmer leisten kannst.“

Allegro regte sich auf, diese Göre machte ihn schon jetzt wahnsinnig. Wie würde das werden, wenn er länger mit ihr zusammenbleiben musste.

Ohne jedes Anzeichen von Besorgnis setzte sich Karen auf das grosse Himmelbett. Sie schloss kurz die Augen und lächelte.

„Schön weich“, meinte sie.

Dass Allegro ihr nicht antwortete machte ihr nichts aus. Sie konnte auch gut alleine reden. Ausserdem mochte sie es wie er aussah wenn er wütend war. Ohne jede Scheu liess sie ihren Blick durchs Zimmer wandern.
 

Allegro hatte sich mittlerweile in einen grossen wuchtigen Sessel fallen lassen der mit rotem Samt verkleidet war. Ausser diesem Sessel gab es noch einen Zweiten dieser Art, ausserdem war ein massiver Tisch aus Schwarzholz da. Das Bett auf dem sie sass war mit weichen blauen Satinkissen bedeckt.

Wenn Allegro etwas mehr Humor gehabt hätte, hätte sie eines der Kissen nach ihm geworfen. Kissenschlachten waren so amüsant. Nur machte selten jemand mit ihr derartiges.

Eine weitere Tür war auch noch da, vermutlich führte sie ins Bad.
 

Sie gähnte herzhaft ohne sich die Hand vor den Mund zu halten, was Allegro mit einem missbilligend Stirnrunzeln quittierte.

„Und jetzt?“, fragte Allegro, seine Gereiztheit verbergend.

„Schlafen wir am besten“, antwortete sie leichthin darauf.

„Kleine Kinder gehören vielleicht um diese Zeit ins Bett ich hatte noch was anderes vor.“

„Ach und was?“, fragte Karen vorlaut.

„Ich werde ein Bad nehmen, wenn es die Herrin Kopfgeldjägerin gestattet“, meinte er mit vor Spott triefender Stimme.

Wenigstens sein Bad wollte er sich nicht von dieser Göre vermiesen lassen.

„Die Herrin Kopfgeldjägerin hat nichts dagegen einzuwenden, wenn ich dich bewache“, meinte sie und ein Lächeln zierte ihr junges Gesicht.

Allegro sah so aus, als hätte man ihm gerade angeboten ein paar Insekten zu essen. Bösartige Krabbeltiere, wie er meinte. Wenn er ehrlich war, hasste er diese Viecher nicht nur, er hatte richtige Angst davor. Gut, dass niemand von dieser Schwäche wusste.
 

Sag bitte, dass ich mich verhört habe, dachte er und stand auf.

Karen lächelte immer noch, was Allegro fast schon beängstigend fand. Er widmete der lächelnden Karen nur noch einen Blick ehe er zur Tür ging und diese öffnete. Hinter ihr befand sich das Badzimmer.
 

Er ging hinein und schaute sich erst mal um. Eine grosse Wanne war dort, sogar das Heisswasser war schon in die Wanne gebracht worden. Wenigstens etwas was dieser Wirt richtig gemacht hatte, als er daran dachte wen er da an seinen Tisch geschickt hatte. Allegro war der Ansicht, dass der Wirt und die kleine Kröte sich kannten. Anders konnte das gar nicht sein. Es sei den er litt nun unter Paranoia.
 

Unangenehme Vorstellung, dachte er und gab lieber dem Wirt die Schuld.

Karen trat hinter ihm ins Bad und war ganz verzückt von dem Mustern an der Wanne. Allegro liess das ziemlich kalt, so lange er sich nur endlich waschen konnte.
 

„Hättest du nun die Güte dieses Zimmer zu verlassen?“, fragte Allegro in seinem höflichsten Adelston. Am liebsten hätte er das anders formuliert, aber seine Erziehung hatte durchgeschlagen. Wer weiss, vielleicht nutzte es ja etwas freundlich zu diesem Mädchen zu sein.

Karen sah sich nun einmal um - wahrscheinlich suchte sie das Zimmer nach Fluchtwegen ab. Ihr Blick fiel auf ein kleines Fenster, durch das Allegro unmöglich durchgepasst hätte.
 

Allegro fiel ihr Blick auf und sein Mundwinkel zuckte. Ein Zeichen für seine Missbilligung. Sie vertraute ihm kein Stück. Selbst wenn er sich in ein kleines Tier verwandelt hätte um durch das Fenster zu kommen, ihm wäre das viel zu aufwendig gewesen, ganz zu schweigen davon, dass er diesen Zauber nicht gut beherrschte. Ausserdem hätte er sich am besten in eine Spinne verwandeln müssen um bequem durchzukommen und das war nicht mit Allegros Phobie vor Krabbelviechern zu vereinbaren.
 

Genervt schob Allegro das Mädchen aus dem Raum, was diese unter Protest sogar zuliess. Einen bösen Blick warf sie ihm noch zu, der ihn wohl warnen sollte nicht abzuhauen. Das hatte er ja ohnehin nicht vor, jedenfalls nicht ohne vorher endlich sein Bad gehabt zu haben.
 

Nachdem er Karen endlich aus dem Raum hatte, schloss er hinter sich die Tür. Endlich konnte er sein Bad geniessen, wenn es jetzt jemand wagen sollte ihn zu stören, dann würde derjenige die Begegnung wohl nicht überstehen.
 

Während Allegro sein Bad genoss, hatte es sich Karen auf dem Bett bequem gemacht. Sie versuchte dem Drang zu widerstehen darauf herumzuhüpfen. Schliesslich hatte sie einen Auftrag und den musste sie konsequent durchführen. Ihr Auftraggeber wollte es so, schliesslich bekam sie dafür auch was. Karen hatte ihre beiden Lieblinge, zwei Kurzschwerter mit den Namen Arafanielle und Simban, neben sich gelegt. Normalerweise trug sie sie überkreuz auf dem Rücken.
 

Wenn man Karen so ansah, glaubte man kaum, dass dieses Mädchen kämpfen konnte. Blitzschnell und völlig unerwartet konnte sie angreifen. Sie war noch jung, erst fünfzehn geworden. Es war nicht ihr erster Auftrag. Vor ihm hatte sie schon viele gehabt. Tatsächlich war sie die jüngste Klingenflüsterin, aber wenn man den Ruf vernahm, war das Alter egal. Das hat ihr alter Lehrmeister Fink gesagt.
 

Karen lächelte immer wenn sie an ihn dachte. Er hatte nicht wirklich Fink geheissen, sondern Arakris Wellin. Der Grund für diesen Spitznamen war, dass Karens Nachname Blaufink war. Ihr Lehrmeister hatte für Karen die Vaterstelle eingenommen und Karen fand, dass er so ihr Fink war. Karen kannte ihren richtigen Vater nicht und hatte bevor sie zu den Klingenflüsterern kam, bei ihrer Mutter und ihren drei Geschwistern gelebt. Karens Mutter war aus zwei Gründen froh, dass sie ihr ältestes Kind verliess. Erstens weil sie so nur noch vier hungrige Mäuler inklusive ihr eigenes stopfen musste. Zweitens und das war wohl der wichtigere Grund, dass Karen endlich eine richtige Zukunft hatte.
 

Das Mädchen gähnte und streichelte dabei über die Schwertscheide Arafanielle’s. Die Hand vor den Mund nahm sie übrigens nicht. Ihr war das sowieso herzlich egal. Von Höflichkeiten konnte man sich eh nichts kaufen. Ein abermaliges Gähnen. Sie war wirklich müde und draussen war es auch schon stockdunkel. Sie blickte nochmals zur Badezimmertür. Heute Nacht würde Allegro nicht fliehen. Sie hatte auch nachgeholfen. Die Türe war abgeschlossen und den Schlüssel hatte Karen versteckt. Was das Fenster betraf, so glaubte sie nicht, dass Allegro diesen Weg wählte, wobei sie immer noch bezweifelte, dass der eitle Söldner abhauen würde.
 

So streifte sie ruck zuck ihre Stiefel ab und kroch mit ihren beiden Schwertern unter die Bettdecke.

„Gute Nacht, meine Lieben“, sagte sie leise und schloss die Augen.
 

Allegro hatte sein Bad genossen. Jetzt fühlte er sich wieder frisch und auch keine misstrauische Klingenflüsterin konnte ihn ärgern. Er trocknete sich ab und zog sich an. Zeit hatte er ja, sollte sich Karen nur ein wenig darüber wundern und hoffentlich ein bisschen verunsichert sein. Er gähnte und hielt sich dabei die Hand vor den Mund, schliesslich wusste er was sich gehörte, auch wenn niemand da war. Er hatte sich während seinem Bad einige Gedanken gemacht und einige davon waren ziemlich unangenehmer Natur. Zum Beispiel der Gedanke was in den kommenden Tagen passieren würde. Er war es gewohnt allein umherzureisen und jetzt hatte er diese kleine Göre am Ar… na ja er hatte sie dabei. Oder so gesehen, sie hatte ihn. Das konnte man sehen wie man wollte. Er würde sie schon loswerden, sie konnte nicht immer mit einem Dolch hinter ihm stehen.
 

Ein wesentlich angenehmerer Gedanke war die Aussicht auf Schlaf.

„Durchaus verlockend“, murmelte er und trat durch die Badezimmertür.

Seine nackten Füsse reagierten angenehm auf den Holzboden. Im Badezimmer war es ein Steinboden, was auch besser zum putzen war als Holz. Nur leider war dieser ziemlich kalt gewesen, was etwas unangenehm für Allegros Füsse gewesen war. Der Holzboden war das schon besser.
 

Als er das Schlafzimmer betrat, war er überrascht Karen nicht zu sehen. Da es ohnehin schon zu dunkel war um genaueres zu erkennen und Allegro müde war, legte er sich ins Bett. Karen bemerkte er nicht. Und selbst wenn, momentan war es ihm herzlich egal wo seine ihm aufgezwungene Partnerin war. Ausserdem hatte er keine Lust sich mit unangenehmen Gedanken abzumühen. So verliess auch Allegro die Realität um im Reich der Träume Zuflucht zu finden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Schauku
2006-08-29T17:11:12+00:00 29.08.2006 19:11
So, haste also ma ne Fanfic angefangen.
Find ich gut, und sehr interessanter anfang, bin auf alle Fälle auf das nächste chap gespannt. Ich erlaube mir so früh am Anfang noch kein Urteil, aber vom Schreibstil ist es nicht schlecht, liest sich gut, finde ich =]
Weiter ^___^ freu mich auf mehr,
lg die Schauku *knuffl*
Von:  ROLE-MODEL
2006-08-26T20:04:17+00:00 26.08.2006 22:04
hört sich witzig an mit den beiden....gefällt mir...^_^
freu mich schon auf das näcshte kapitel...


Zurück