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Beat me baby!

von

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Kapitel 28

Mit Lukas im Blick schaffte ich es die Verhandlung zu überstehen. Gideon erhielt am Ende wegen Vergewaltigung mit schwerer Körperverletzung eine Haftstrafe von 8 Jahren. Es war ein kleiner Gewinn für mich,als ich seine Gesichtszüge entgleisen sah. Er hatte nicht damit gerechnet, ernsthaft bestraft zu werden, zumal sein Anwalt ausgiebig unsere Vorgeschichte aufgerollt hatte, die viele schmutzige Details hervorbrachte, die auch Lukas nicht kannte. Dieser ertrug alles mit eiserner Miene und ich vermutete bereits, dass dies zu Hause noch Konsequenzen mit sich ziehen würde.
 

Für den Augenblik schwebte ich aber auf dem Hoch des erfolgreichen Prozesses. Unter Protest wurde Gideon abgeführt und mein Anwalt schüttelte mir die Hand, oder ich ihm, ich weiß es nicht mehr genau, denn ich war plötzlich wie in Watte gehüllt. Ich hatte Recht bekommen aber nun war ich auch offenkundig das Opfer. Ich schluckte leicht, denn diese Erkenntnis verursachte mir immernoch Übelkeit, auch wenn ich sie bereits öfter getroffen hatte.

Lukas hakte sich bei mir unter und wir verließen den Gerichtssaal. Ich bekam noch immer nicht viel mit, bis ich draußen stand und Lukas mich leicht in die Seite stupste.

„Erde an Alex, bist du da?“

Perplex blinzelte ich ihn an und lächelte dann schwach. „Ja, klar.“ Dabei tasteten meine Hände bereits über mein Jacket und suchten die Zigaretten. Kurz darauf hatte ich herfolg und sog gierig den beißenden Qualm ein.

„Lass uns zur Feier etwas essen gehen!“ Lukas Augen strahlten mich an. Machte ihn die schmutzige Vorgeschichte, die er zu Ohren bekommen hatte, nichts aus? Hatte ich mich so in ihm geirrt?

Ich bekam nur ein stummes Nicken zu stande und ehe ich mich versah, waren wir auf dem Weg zum Ku’damm. Ein nobles Restaurant, dass gerne Miniportionen in zig Gängen servierte, war Lukas Ziel.

„Ist das nicht etwas zu viel des guten?“ Ich kannte die Preise hier nicht genau, aber nach bezahlbar sah es weniger aus.

„Ach was! Wir haben was zu feiern, du Troll!“ Wieder in meinen Arm eingehakt lenkte er mich zielsicher in den Gastraum. Er machte keinen Hehl daraus, dass wir ein Paar waren. Ich dagegen taxierte sofort den Raum, ob hier jemand saß, den ich kennen könnte. Zu meinem Glück wurden wir in eine ruhige hintere Ecke gesetzt. Wir wählten das überraschend preiswerte Tagesmenü und alkoholfreien Sekt zum Anstoßen. Ich durfte aufgrund der Medikamente keinen Alkohol trinken und Lukas war als Fahrer auch sehr darauf bedacht, bei Null Promille zu bleiben.
 

Der Service war super, genauso wie das Essen. Jeder Gang wurde stilvoll präsentiert von einer freundlichen Kellnerin, die sich nicht darum scherte, ob wir Homos waren oder nicht. Auch ich kam langsam runter, nur Lukas blieb auf seiner gute Laune Welle. Obwohl ich nicht sonderlich redselig war, erzählte er munter und machte Pläne für unsere Zukunft. Beim vierten Gang hielt ich es nicht mehr aus. Ich hätte mich ebenso gut fühlen sollen wie er, doch die Geschichte mit Gideon hatte mir gezeigt, was für ein Arschloch ich eigentlich war und es wahrscheinlich auch noch bin. Irgendwo tief in mir schlummerte dieses Monster noch immer. Und je länger wir saßen, desto mehr wurde mir klar, dass auch Lukas eines Tages so unter mir leiden könnte. Das war es, wovor mich Joe immer warnen wollte.
 

„Warum sagst du eigentlich nichts zu meinen Untaten, von denen du heute gehört hast? Bist du neuerdings so naiv, soetwas einfach zu verdrängen?“ fuhr ich ihm einfach ins Wort. Lukas Mund blieb offen stehen und überrascht sah er mich an. Nur langsam schlossen sich seine Lippen wieder und sein Blick wurde ernst. Er schaffte es immer so schnell sich wieder zu fassen. Eine bemerkenswerte Eigenschaft.

Mein blonder Liebhaber räusperte sich kurz und begann den ersten Bissen des vierten Gangs in seinen Mund zu schieben. Büffelfleischsalat mit Safranfäden, eine ausgesprochene Delikatesse.

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich jemand bin, der sich so etwas gefallen lassen würde?“ Genüsslich folgte der nächste Happen in Lukas hübschen Mund.

„Und bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass du diese Form der Extras im Bett brauchen würdest.“ Ein süffisantes Grinsen begleitete seine Worte und beinahe herausfordernd funkelten seine Augen mich über den Brillenrand hinweg an.
 

Ich kniff die Lippen zusammen. Wie konnte er so gelassen darauf reagieren. Schmälerte dies nicht mein Ansehen bei ihm? Ich wollte gerade zu sprechen anfangen, als er seine Hand auf meine legte und mir fest in die Augen sah.

„Alex, jeder hat seine Leichen im Keller, auch ich bin kein unbeschriebenes Blatt mehr. Warum erwartest du also, dass ich dir eine Szene mache, für Dinge, die du früher einmal getan hast?“

Er lächelte sanft und drückte meine Hand kurz, ehe er seine von ihr zurück zog.

„Aber was passiert, wenn ich wieder in so eine kranke Phase gerate?“ Seine Lippen schürzten sich leicht und ein amüsiertes Funkeln trat in seine Augen.

„Dann wirst du mich richtig kennen lernen Herzchen. Was glaubst du, weshalb ich so gerne oben liege? Ich gebe einfach gern den Ton an, also glaube, bloß nicht, dass ich dann nach deiner Pfeife tanzen würde.“

Bei der Erwähnung unserer Bettgeschichten merkte ich, wie unweigerlich mir das Blut in die Lendengegend schoss. Verdammt, dieser schlanke Kerl wusste einfach zu gut, wo er mich packen musste. Zugleich stutzte ich etwas. Er gab gern den Ton an? Ich hatte nie darauf geachtet, grundsätzlich waren wir sehr partnerschaftlich miteinander umgegangen. Bedachte ich jedoch unsere sexuellen Abenteuer, musste ich leicht schlucken. In gewisser Form hatte Lukas recht und es war mir bisher nie aufgefallen.
 

Selbiger grinste nun wie ein Honigkuchenpferd, als ob er meine Gedankengänge erahnen könnte. Mein Gesicht wechselte von nachdenklich zu überrascht hin bis zu einem mit sicherer Wahrscheinlichkeit idiotisch aussehenden Grinsen.

„Du bist wirklich unmöglich.“ Kam es mir nur noch über die Lippen. Wieso war Joe nur immer so um Lukas Wohl bedacht? Ich hatte das Gefühl, dass dieser durch nichts zu erschüttern sei. Gerade jetzt, wo ich zu befürchten begann, Lukas könnte wirklich einmal an mir zerbrechen, zeigte dieser mir nur, wie stark er wirklich war.

Wir hatten so viel durchgestanden, die Attacke auf ihn damals, Gideons Angriff und jetzt auch diesen Prozess. Wie konnte ich nur glauben, dass meine Vergangenheit Lukas erschüttern würde oder uns in den Weg kommen könnte?
 

Ich griff seine Hand, hob sie über den Tisch an meine Lippen und küsste sie sanft. Diese Geste brachte eine leichte Röte in Lukas Gesicht und er lächelte verlegen.

„Dum vivo...“ sprach ich leise gegen seinen Handrücken und wusste einmal mehr, dass dies nicht nur leere Worte waren und auch Lukas wiederholte sie leise.

Wir ließen das Dessert aus und machten uns zügig auf den Heimweg, denn eins stand nun fest: Heute galt es uns zu feiern!



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