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Thirty Seconds

Geschichten um/zu 30 Seconds to Mars
von

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4. Alles was bleibt

Dinge gehen vorbei. Dinge kommen wieder und gehen auch. So ist nun einmal der Lauf der Dinge und man kann sich ihnen nicht in den Weg stellen. Es ist einfach so und wenn du irgendwann mal dieser Tatsache ins Gesicht siehst, kannst du mit gutem Gewissen weiterleben.
 

Deswegen mache ich mir auch keinen Kopf mehr. Deswegen kann ich mit einem Lächeln sagen, dass alles so gut gekommen ist, wie es hätte sein können.

Verrückt? Ja.

Unverständlich? Ja.

Möglich? Ja.
 

Menschen haben verschiedene Wege, sich mit etwas zu Recht zu finden. Menschen packen auch immer Koffer um etwas Neuem wieder entgegenzutreten.
 

So gehen die meisten Menschen, manche gehen in eine bessere Zukunft.
 

Unruhig wanderte er von der einen Ecke zu der anderen, schaute überall nach. Kontrollierte alles. Sie mussten nur noch ihre persönlichsten Sachen in die Kisten verstauen und dann würde es auch gleich losgehen. Im Grunde konnte er es gar nicht glauben. In dieser Wohnung hatte Matt so viel Zeit verbracht, eigentlich war das seine erste und einzige Wohnung gewesen, die er nach dem Auszug bei seinen Eltern hatte. Merkwürdig, das zurück zu lassen.

»Hab ich alles?« Er fragte das sicher zum hundertsten Mal, stellte sich vor der Person, die bei ihm auf dem Bett saß, auf.

»Matt, ja, du hast alles aber das habe ich dir auch schon vor einer Minute gesagt.«

Tief atmete er durch und versuchte sich wieder runterzuschrauben. Das war doch eigentlich gar nicht seine Art! Seufzend fuhr er sich durch die blonden Haare. Dann schaffte er es doch, wieder seine Ruhe zu finden. Lächelnd wandte er sich an seinen besten Freund.

»Du wirkst so niedergeschlagen.«

»Bin ich nicht, wie könnte ich den? Du hast eine tolle Frau, du bist ein toller Mann und du wirst ein toller Vater sein, von tollen Kindern.«

»Aber ich werde nicht mehr der tolle Bassist sein.«

»Bassisten gibt es wie Sand am Meer, da mache ich mir keine Sorgen.« Natürlich war das nur ein Scherz. »Matt, ich wünsche dir wirklich alles Glück der Welt, auch wenn es nicht in Kalifornien ist, sondern in Florida.«

»Aber…«

»Kein aber. Komm wir gehen. Deine Frau wartet schon im Auto.« Lächelnd stand der Schwarzhaarige auf und schob Matt mit seinen Kisten in Richtung der Haustür.

»Vielen Dank!« Der ehemalige Bassist drehte sich noch einmal und umarmte ihn, ehe er ihm die Schlüssel zu der Wohnung in die Hand drückte und verschwand.

Natürlich war er traurig, aber er hatte so im Gefühl, dass die Zukunft doppelt so gut wurde.
 

So taten es auch viele. Aber es gab auch welche, die sich lieber mit einer Situation abfanden und versuchten einen Alltag zu schaffen.
 

Skeptisch sah er auf die halb gepackten Koffer hinab, schüttelte dann allerdings nur den Kopf und ging auf den Balkon, zündete sich dort eine Zigarette an und inhalierte den Rauch lange und tief. Das Nikotin beruhigte ihn, doch wenn er noch ruhiger wurde, als er eh schon war, würde wohl bald sein Herz stehen bleiben oder jeder würde glauben, dass er stumm war.

»Irgendwann stirbst du deswegen.« Tomo warf einen kurzen Blick über die Schulter zu dem Menschen, der ihm das schon tausendmal gesagt hatte.

»So wirst du nie fertig, komm jetzt.« Sanft wurde er in die Wohnung gezogen, nachdem ihm einfach die Zigarette weggenommen wurde.

Halbherzig packte er weiter seine Sachen, bis er alles hatte, was wichtig war. Sein Zimmer wirkte unglaublich leer.

»Hat deine Mom eigentlich heute noch mal angerufen? Wie geht es deinem Vater?«

Wie es seinem Vater ging? Es sah schlecht aus, sehr schlecht. »Besser…«

»Dann kommst du sicherlich schnell nach Hause.« Wie konnte er sich da nur so sicher sein, fragte sich Tomo, trotzdem nickte der Kroate nur leicht.

Eine halbe Stunde später war er endlich komplett fertig und sie standen vor seiner Tür.

»Ruf mich an, sag Bescheid wie es deinem Vater geht und erfinde ein paar neue Gerichte. Erhol dich. Tu was du willst. Komm bald wieder!« Schon wurde Tomo einfach umarmt und erwischte sich dabei, wie er fast anfing zu weinen.

»Ruf Matt auch mal an…« wurde ihm leise ins Ohr geflüstert und er nickte einfach nur.

»Vielen Dank.«

»Nichts zu danken! Und verdammt, geh endlich!« Grinsend wurde er aus der Wohnung geschubst. »Ich kümmere mich hier um alles!«

Tomo nickte leicht und ging dann die Treppen runter. Eigentlich war er recht zuversichtlich, dass er mit sich wieder ins Reine kommen würde und alles regeln könnte.
 

Und schlussendlich gab es noch die, die alles einfach zurückließen und irgendwo sich selbst finden wollten. Schweigend gingen…einfach gingen…
 

Er starrte einfach nur auf seine Flugtickets hinab, sah die bunte Schrift, die eigentlich fröhlich zu einem schönen Urlaub einlud. Ja, ein schöner Urlaub. Ein langer Urlaub mit nicht geplantem Ende.

Die Passagiere wurden schon aufgerufen und im Grunde stand nur noch er da. Sein kleiner Rucksack neben ihm und die Kamera hatte er schon um den Hals.

Schließlich wurde dann endlich seine Sitzreihe aufgerufen. Mit einem leisen Seufzen stand er auf und trottete langsam zum Schalter.

»Shannon!!« Plötzlich hörte er hinter sich seinen Namen. Schnaufend stand er da. Die einzige Person, die ihn zurück halten könnte. Wieso musste er kommen? Wieso? Er stütze sich auf seine Knie, kam aber ohne Ticket nicht durch die Absperrung.

»Shannon! Komm bald wieder zurück? Ok? Komm bald wieder zurück! Ich kümmere mich um alles, du brauchst dir keine Sorgen zu machen! Komm nur bald wieder, ja?!«

Sah er wirklich Trauer in den wohl bekannten blauen Augen? Sie war so schnell verschwunden, wie das strahlende Lächeln auf den Zügen erschienen war. Grinsend winkte ihm sein Bruder nach und rief ihm noch ein »Bis bald, Shannon!« nach, bevor er schließlich im Flieger verschwand, durch seine Gedanken schwirrte ein leises >Danke. Vielen Dank.<.

Manchmal musste man eben Dinge zurück lassen, egal, wie sehr man sie liebte.
 

Und dann gab es noch die Menschen, die gar nichts davon taten. Sie kehrten nicht zu Alten Dingen zurück, starteten in eine neue Zukunft, versuchten sich einen Alltag zu schaffen und zu akzeptieren oder gar alles zurück zu lassen.

Das waren die Menschen, die immer alleine zurückblieben. Die alleine auf der Straße standen, in der Haustür oder an der Absperrung. Die winkten und würden auf alles, was zurückblieb aufpassten.

Was machten die aber?
 

Vielleicht saßen sie irgendwo in einem kleinen Café und tranken heiße Schokolade.

Gingen im Park spazieren.

Oder lagen irgendwo auf einen ausgetrockneten Feld, mit dem Rücken im Schlamm, ließen den Regen auf sich niederprasseln. Sie liegen dort mit ausgestreckten Armen, geschlossenen Augen und spüren wie der Regen sie rein wäscht, damit sie alles, was zurück geblieben ist noch ein wenig tragen können. Sie stellen sich eine erfolgreiche Band vor, viele kleine Kinder, die im Garten spielten, die beste Torte, die je gebacken wurde und unglaubliche Fotos, welche die ganze Schönheit der Welt festhielten.
 

Sie liegen, stehen oder sitzen im Regen und freuen sich ganz einfach darüber, dass man durch all die Regentropfen ihre Tränen nicht sehen kann.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  shiela_lawliet
2010-01-11T02:20:18+00:00 11.01.2010 03:20
Ich hab gerade dein letztes Kapitel gelesen und finde es großartig.
Zwei einzelnen Szenen und ein Ende, welches auf beide zurtifft.
Der letzte Abschnitt und besonders der Satz
"Sie liegen, stehen oder sitzen im Regen und freuen sich ganz einfach darüber, dass man durch all die Regentropfen ihre Tränen nicht sehen kann."
hat mich sehr berührt...
Du hast eine wirklich schöne Art zu schreiben, verlier sie bloß nicht und mach weiter so :).
Von: abgemeldet
2007-11-27T16:28:08+00:00 27.11.2007 17:28
oooouh!
das is sooo schön un traurig Q_________Q
deine texte sind der wahnsinn!
schade nur, das so selten welche kommen...
mach weiter so!!!


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