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Brennendes Wasser

Engel der vergessenen Zeit
von

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Engel der vergessenen Zeit - 5

Ein lauter Knall riss ihn aus seinen triumphierenden Gedanken, im gleichen Moment flog die Tür auf, der Kobold und zwei weitere Männer stürzten herein.

„Was hat das zu bedeuten?!“, schrie er aufgebracht und mit einer Macht in der Stimme, die die drei sofort zu Boden gehen ließ.

„Verzeiht“, stammelte der Kobold unterwürfig, „Ich habe versucht, sie aufzuhalten, aber sie..“

„Schweig!“, befahl der Mann, „Du hast versagt! Wolltest du mich lächerlich machen? Dich wohlmöglich über mich erheben, du grässliche Kreatur?“ Sein Gesicht war weiß vor Zorn, die Züge hart.

„Meister, nein, niemals..“ Der Kobold versuchte sich zu erklären, brachte aber kaum ein Wort heraus. Zu groß war die Angst, zu groß der Respekt. Er hatte den Befehl nicht gewissenhaft ausgeführt, doch ihm war keine Wahl geblieben. Es war wichtig, der Meister musste es erfahren. Es war seine Aufgabe, ihm zu dienen – auch wenn die Erfüllung seiner Pflicht ihm das Leben kosten konnte. Es war eine große Ehre ihm dienen zu dürfen, er durfte sich keinen Fehler zu erlauben.

Ohne den Blick zu heben, deutete der Kobold auf das von einem schweren Vorhang verhangene Fenster gegenüber. „Seht selbst“, sprach er, all seine Würde aufbringend.

Der Mann sah auf den am Boden knienden Kobold herab, ein erbärmlicher Haufen Dreck, mehr war er nicht. Und doch besaß er eine unglaubliche Ausdruckskraft hinter seinen leeren Augen.

Die zwei anderen Männer kauerten eingeschüchtert und jämmerlich in einer Ecke. Er würdigte sie keines Blickes, erkannte sie nicht. Sie waren nichts als Abschaum für ihn, nicht würdig ihm gegenüberzutreten. Dass sie es dennoch wagten, würden sie bezahlen – später. Nun wandte sich sein Blick erst einmal dem Fenster entgegen.

Schon von weitem erkannte er, dass etwas nicht stimmte. Hinter dem von Motten schon halb zerfressenen Vorhang schimmerte ein blaues Licht, unscheinbar und doch so durchdringend, dass es nicht übersehen werden konnte. Hastig lief er auf das Fenster zu, riss den Vorhang beiseite und starrte nach draußen, dem blauen Licht entgegen.
 

Lydias Haut brannte. Immer weiter sank sie in die Tiefe und mit jedem Zentimeter wurde der Schmerz größer. Sie schrie und schrie, doch niemand hörte ihren Schrei, niemand war da um ihr zu helfen.

Noch immer schien sie zu fallen. Oder schwebte sie? Sie wusste es nicht. Um sie herum war nichts als Wasser, dort, wo die Wände der Amphore hätten sein müssen, war nichts zu sehen. Eine scheinbare endlose Weiter voller blau schimmerndem Wasser, das ihr mehr Schmerzen bereitet, als sie je zuvor gespürt hatte.

Sie wusste nicht, wie lang sie es noch würde aushalten können. Wenn sie nur gewusst hätte, was aus Lenya geworden war. Doch sie wusste nichts. Nicht einmal, ob diese überhaupt noch lebte, konnte sie mit Bestimmtheit sagen. Zwar hätte sie es spüren müssen, wäre die Kraft ihrer Schwester auf sie übergegangen, doch im Moment war sie sich da nicht so sicher. Sie war zu sehr geschwächt, als dass sie es hätte einschätzen können.

Für den Fall jedoch, dass Lenya nicht hatte entkommen können, musste Lydia weiterkämpfen, gegen den Schmerz, gegen die erneut aufsteigende Übelkeit und gegen die Angst, ihre Schwester niemals wiederzusehen.

Es war unerträglich. Als Wächterin des Feuers hatte sie das Wasser zwar nie gehasst, aber immer Abstand gehalten. Nun umgab es sie von allen Seiten.

Wo auch immer sie war, das Innere der Amphore hatte sie längst verlassen. Das Wasser war tiefblau und klar, Lydia konnte unendlich weit sehen, doch es half ihr nicht. Es gab einfach nichts, das sie hätte sehen können – weder einen Grund noch das Licht, das durch die Oberfläche drang. Alles sah absolut gleich aus und doch so geheimnisvoll, dass es Lydia schwindelte. Die Orientierung hatte sie bereits im Moment ihres Eintauchens verloren. Das blaue Licht, das das Wasser immer wieder unregelmäßig und aus allen Richtungen wie Strömungen durchzog, wurde stärker, heller und strahlender. Lydia war geblendet und kniff die Augen zu. Eine fremde Macht war hier am Werke, das spürte sie. Eine Macht, die ihr langsam die Schmerzen nahm. Oder hatte der Schmerz sie inzwischen so sehr betäubt, dass sie es einfach nicht mehr spürte?

Trotz allem nahm die völlig erschöpfte Frau die Linderung als Wohltat wahr und atmete auf. Erst jetzt bemerkte sie, dass dies eigentlich gar nicht hätte möglich sein dürfen, doch sie atmete in diesem Wasser ganz so als wäre sie an Land. Es war ein merkwürdiges Gefühl, doch Lydia dachte nicht weiter darüber nach. Zu sehr war sie damit beschäftigt, nicht in eine Traumwelt zu fallen; vor Erschöpfung nicht mehr in der Lage klar zu denken. Realität war etwas sehr abstraktes, doch galt es einen kühlen Kopf zu bewahren. Es war ihre Pflicht als Wächterin, sie durfte sich in keinster Weise von ihrer Aufgabe ablenken lassen – auch nicht von dem seltsamen Mädchen, das ganz plötzlich und wie aus dem Nichts vor ihr auftauchte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-06-18T11:05:27+00:00 18.06.2007 13:05
Alles super, alles toll, wir immer, klasse! (*keine Kritik äußer*)
Von:  Melodya
2007-04-07T08:33:56+00:00 07.04.2007 10:33
nanu...*umschau*...
bin ja die erste..*freu*...
war ein echt tolles kapitel und brenne darauf bald das nächste zu lesen...^^...

grüssle
angel


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