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Brennendes Wasser

Engel der vergessenen Zeit
von

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Engel der vergessenen Zeit - 7

Es konnte nicht sein, was er sah machte keinen Sinn. Der Turm leuchtete durchdringend und spiegelte sich in seinen hasserfüllten Augen. Niemals zuvor hatte er so etwas gesehen. Ohne weiter Zeit zu verlieren, rannte er los, seine Untertanen vergessend. Diese standen nur eingeschüchtert du und sahen ihm nach. Der Kobold war es, der als erster die Fassung wiedererlangte. Er erhob sich und blickte wie gebannt auf den Turm.

„Ihr seid Turmwachen“, wandte er sich entschlossen den beiden noch immer am Boden liegenden Männern zu, „Was befindet sich in dem Turm?“ Der Kobold sah die beiden mit demselben durchdringenden Blick, den auch ihr Meister benutzt hatte, an, jedoch nicht angsteinflößend und herablassend, sondern mit aufrichtigem Interesse. Er wusste, das Wissen der Turmwachen könnte essentiell dafür sein, zu verstehen, was in dem Turm passiert war.

Niemals zuvor hatte ein solches Licht die Dunkelheit erhellt, niemals zuvor war von dem Turm eine solche Gefahr ausgegangen.

Er musste wissen, was vorgefallen war. Nur so konnte er seinen Fehler wiedergutmachen und dem Meister erneut in die Augen sehen. Er hatte ihn einmal enttäuscht, so etwas sollte nie wieder vorkommen.

Mühsam richteten die zwei Männer sich auf, sie sahen sich kurz an, ehe einer von ihnen zur Antwort ansetzte.

„Der Meister gebot uns niemals davon zu sprechen, vor langer Zeit. Nun jedoch“, und in diesem Augenblick zögerte er, „nun jedoch scheint es, als wäre die Macht, die er vor Jahren dort versiegelt hatte, befreit worden.“

Der Kobold hörte aufmerksam zu, merkte sich jedes Wort, das die Turmwache sagte. Vor seinem inneren Auge nahm etwas Gestalt an, das er selbst nicht kannte, ein Gefühl, das ihn förmlich zu überwältigen drohte.

Währenddessen sprach der Mann weiter. „Im Turm ist eine uralte Magie am Werk, eine Magie, die niemals hätte entfesselt werden dürfen. Der Meister hatte sie dort versiegelt, als sie einst gedroht hatte ihn zu überwältigen. Doch es war ihm gelungen, sie zu unterwerfen und in den Turm zu sperren, in dem sie seitdem schlief. Nun jedoch hat irgendwas die alte Magie von neuem erweckt“, der Mann seufzte schwer, „Der Meister ist in großer Gefahr.“

Mit jedem Wort der Turmwache schwoll ein tiefes Gefühl von Hass in dem Kobold an. Er hatte noch nie soviel Abscheu gefühlt. Abscheu gegenüber den beiden jämmerlichen Kreaturen, die hier vor ihm standen. Es war unverzeihlich, was sie getan hatten. Eine solche Unverfrorenheit hatte er nie gekannt. Er starrte die Beiden unverhohlen an, zitternd vor Wut.

„Wie könnt ihr es wagen?!“ Was fällt euch ein, einen direkten Befehl des Meisters so leichtfertig zu missachten?!“

Wie vom Donner getroffen, zuckten beide Männer heftig zusammen. Keiner von ihnen war sich einer Schuld bewusst, keiner von ihnen hatte den sonst so freundlichen Kobold jemals so außer sich erlebt. Er war stets an der Seite des Meisters und doch war er umgänglich und hilfsbereit. Nun aber war er anders, es war als stünde der Meister selbst vor ihnen und wollte sie bestrafen. Sofort fielen sie vor ihm auf die Knie.

Der Kobold ließ sich nicht erweichen. „Der Meister hat euch verboten, jemals darüber zu sprechen! Ihr habt euch ihm widersetzt! Ihr seid eine Schande!“

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und stapfte davon. Zwar brauchte er die Informationen, die die Beiden ihm gegeben hatten, doch nichts, absolut nichts rechtfertigte es, dem Meister nicht zu gehorchen.
 

Beunruhigt betrat Lenya den Turm des Himmels. Sie atmete tief durch und doch fühlte sie sich so erfrischt wie schon lange nicht mehr. Das Fliegen hatte ihr gut getan, es war ein herrliches Gefühl gewesen wieder die uralte Macht durch ihre Adern fließen zu spüren. Doch die Anspannung blieb.

Lenya konnte förmlich spüren, dass Lydia große Qualen erlitt. Immer wieder schien es ihr, als würden kleine Blitze sie durchzucken. Die Kraft ihrer Schwester war bald erloschen, die Blitze bewiesen es. Es waren Schübe von Lydias Magie. Sie schickte sie zu Lenya, wenn auch unbeabsichtigt. Lenya wusste, dass Lydia noch kämpfte, sich weigerte aufzugeben. Doch dieses Wissen konnte sie nicht beruhigen.

Mit einem Stich im Herzen sah sie den Turm hinauf, dessen gespenstische Atmosphäre die Situation nur noch verschlimmerte.

Dort oben, hoch im Turm verborgen, befand sie sich. Die Heilige Flamme, die Quelle ihrer Kraft. Mit einem gewaltigen Schlag ihrer Flügel gelangte Lenya nach oben, dem Heiligtum entgegen.

Als sie sich der Flamme näherte, züngelte das Feuer an ihren Füßen hoch und verbrannte ihre Schuhe und Socken, sodass nichts als pure Haut zurückblieb. Lenya ging einfach weiter, das Feuer war ihr nicht fremd und sie liebte seine Nähe. An diesem Ort herrschten die Flammen, daher konnte ihn niemand unbeschadet betreten. Niemand außer den zwei Wächterinnen. Schwer atmend sah Lenya in das Feuer. Zu anderen Zeiten hatte es in ihr immer eine unglaubliche Ausgeglichenheit hervorgerufen, nun schien es, als würde der wilde Tanz der Flammen die Unruhe noch verstärken.

Hier nun hoffte sie, endlich eine Antwort zu finden. Eine Antwort, die sowohl für sie selbst als auch für Lydia entscheidend sein würde. Das Schicksal der zwei Wächterinnen. Es war in der Flamme zu lesen wie in einem Buch. Alles was war, alles was ist und alles was sein würde – die Flamme wusste es. Der Turm des Himmels beherbergte die Heilige Flamme und damit auch ihr Geheimnis. Sie allein erwählte die Wächterinnen. Jene, die allein würdig waren, das Feuer zu schützen.

Dem Gelübde folgend, war Lenya nun an diesen Ort zurückgekehrt. Zurückgekehrt um die Macht zu versiegeln, die sie schützte. Sie musste an zwei neue Wächter weitergegeben werden und damit von neuem untertauchen. Doch dazu mussten potentielle Wächter er erwählt werden.

Schwermütig blickte Lenya in die Flamme. Eine lange Zeit verharrte sie so, unentschlossen. Sie hatte niemals an diesen Ort zurückkehren wollen.

Doch sie war hier, allein. Lydias Schicksal war noch immer ungewiss, ihr blieb keine andere Wahl. Konzentriert hielt sie ihre Hände über die Flamme, die sofort übersprang. Lenya holte die Flamme, die nun in ihren Händen lag, zu sich und sah hinein.

Das Feuer schien überall zu sein, jede Faser ihres Körpers zu durchdringen. Und doch war es allein in ihrer Hand.

Lenya schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch. Sie wusste, was sie tun musste.

Sie konzentrierte sich. All ihre Kräfte sammelnd, richtete sie ihren Blick wieder in die Flamme, in der sie nun das Abbild des neuen Wächters erkennen konnte, und erschrak furchtbar.

Sie kannte die Person, die sie dort aus dem Feuer heraus ansah, und der sie ihre Kräfte würde übertragen müssen. In einem schwarzen, an den Spitzen versenktem Klein und mit leeren, traurigen Augen.

Es war Lydia.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-10-31T10:57:10+00:00 31.10.2007 11:57
Also das is echt traurig, also wie du das beschreibst am ende.. menno ^^° Aber alle räume, orte und gefühle stellst du wirklich in einem klaren zusammenhang das sich ein richtig schönes bild im kopf bilden kann, das finde ich toll!
Von:  Melodya
2007-05-16T19:48:51+00:00 16.05.2007 21:48
hey geil^^...
hoff es geht bald weiter..
schreib mir dann bitte ne ENS, ok?

grüssle
angel


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