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Unkaputtbar

Kapitel 23: Nachdenken
von

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Psychopath

Es war mal wieder einer dieser Abende die unter dem scheinbar unverdächtigen Namen ‚Bandbesprechung’ liefen, sich aber im Laufe des Abends zu ausschweifenden Saufabenden entwickelten.

Und zum großen Übel eines gewissen Bandmembers, wurde der heutige Abend in seiner Wohnung abgehalten.

Die scherzte gerade mit Kaoru, der ebenfalls nicht mehr ganz zurechnungsfähig zu sein schien, und Kyo hatte sich in den großen Ohrensessel gekuschelt und warf nur ab und zu einen flüchtigen Blick auf den Drummer, während er schon beinahe lustlos an seiner Bierflasche nippte.

Unruhig wanderte Shinya im Raum umher und versuchte sich so gut es ging von seinen düsteren Gedanken abzulenken.

Warum kam Toshiya nicht? Eigentlich wollte er schon seit einer halben Stunde bei ihnen sein.

Aber vielleicht machte er sich ja auch nur unnötig Sorgen und der andere hatte sich nur mit einer Tankstellentussi oder jemand anderem verquatscht.

Seufzend ging er in die Küche um sich einen Tee zu machen. Hatte er schon einmal erwähnt das er Tee hasste?

Nein? Gut, dann sollte dieser Umstand jetzt einmal erwähnt werden. Er HASSTE Tee!

Er war es an sich auch leid den totalen Öko zu mimen. Wie gerne würde er sich jetzt ein schön gekühltes Bier den Rachen herunterkippen. Oder noch besser: Einen ordentlichen Schluck Whiskey!

Aber nein, wir wollen ja den Schein wahren und diese Idioten glauben lassen, das sie es mit einem harmlosen, Flohschleuderverhätschelnden Salatfresser zu tun haben.

Ok, es waren doch sehr liebenswürdige Idioten, wie er sich eingestehen musste.

Trotz alledem brauchte er etwas um sich ab zu reagieren – und das geeignete Opfer bog soeben schwanzwedelnd um die Ecke!

Einfach nur ordentlich anpeilen...und schon ~
 

Aus der Küche drang ein dumpfes Jaulen und gleich darauf konnte man die honigsüße Stimme Shinyas vernehmen. „Nein meine Süße, jetzt gibt’s noch kein Happa Happa!“

Kyo runzelte die Stirn. Es klang nicht gerade danach als ob Miyu um etwas zu Essen bettelte.

Sollte der kleine Hund mit den großen runden Augen auch nur ein Opfer der perfekten Maskerade des Drummers sein?

Stumm schüttelte er den Kopf um diesen Gedanken zu vertreiben. Hunde sind nicht so treudoof und kehren immer wieder schwanzwedelnd zu einer Person zurück, die sie die ganze Zeit nur schikaniert!

Er nippte weiter an der noch halbvollen Flasche und grübelte.

Er hätte den anderen nie für so gefühlskalt gehalten. Oder waren das nur die kranken Gedanken eines gekränkten Liebenden, der von seiner Liebe vor den Kopf gestoßen wurde?

Wieso hatte es ausgerechnet ihn erwischt, und nicht zum Beispiel Toshiya. Die beiden schienen sich auch sehr gut zu verstehen. Außerdem kannten sie sich schon vor der Sache mit der Band, oder?

Shinya hatte doch Toshiyas kleine Schwester einmal aus dem Kindergarten abgeholt. Damals, als Toshiya so schwer verletzt wurde und dann von Kaoru abgehauen war. Damals, als Hanami noch gelebt hatte.

Er dachte wieder an das kleine süße Mädchen mit den großen Kulleraugen zurück. Eigentlich konnte er sich nicht richtig vorstellen das sie einfach so tot sein sollte. Die hatte es ihnen damals erzählt. Die Polizei hatte die Leiche wohl weggeräumt, allerdings auch keine weiteren Aktionen unternommen. Die wenigen Ermittlungen die angestellt wurden, verliefen sich anscheinend im Sand. Oder wollte jemand nicht, das weiter gesucht wurde?

Toshiya hatte, nachdem er seine Depri-Phase überwunden hatte, nie mehr von seiner kleinen Schwester gesprochen. Aber er wusste das es ihn noch sehr beschäftigte. Und das er oft weinte wenn er alleine war. Sie war sein ganzer Lebensinhalt. Das, was für ihn jetzt anscheinend die Band darstellte, an die er sich fast schon verzweifelt zu klammern schien.

Ja, Toshiya war so eine Sache...

Vorallem – wo wahr eigentlich Toshiya? Wollte er nicht schon längst bei ihnen sein?
 

Leise stellte Shinya die Tasse mit frisch aufgebrühten Tee auf den kleinen Holztisch.

Unsicher sah er sich im Raum um und riss mit seinem Seufzen sowohl Kyo aus seinen Gedanken als auch Die und Kaoru aus ihrem Gespräch.

„Was ist los?“

„Toshiya sollte schon längst hier sein.“, meinte er leise.

„Ach, der wurde sicher nur von irgend etwas aufgehalten.“, erwiderte Die munter.

Shinya stockte. „Oder von jemandem.“, flüsterte er auf einmal, aber mit schreck geweiteten Augen.

Schnell sprang er auf und missachtete einmal mehr den kleinen Hund, der sich gerade wieder schüchtern den Weg zu seinem Herrchen gebahnt hatte.

Stirnrunzelnd blickten die verbliebenen ihm nach, als er auch schon wieder mit einem Telephon in der Hand aus dem Schlafzimmer kam.

Hektisch nestelte er an der Tastatur herum und lauschte aufgeregt dem gleichmäßigen Tuten.

„TOSHIYA!“, rief er sogleich erleichtert in den Hörer, als der Anruf angenommen wurde.

„Spinner...“ KNACK

Ein langgezogener Ton zeigte an, das der Anruf soeben mehr oder weniger freiwillig beendet wurde.

Hastig sah sich Shinya zu den anderen um.

„Spinner?“, fragte Die mit hochgezogenen Augenbrauen. Doch der Drummer hörte schon nicht mehr auf ihn.

Mit einem Satz war er aufgesprungen und rannte wie von der Tarantel gestochen aus der Wohnung.
 

„Was sollte denn das jetzt?“, fragte Kaoru Stirnrunzelnd.

„Hm...es klang irgendwie komisch. Außerdem hat Toshi gar nicht zuende geredet...“, überlegte Kyo laut.

„NATÜRLICH!“, rief Die auf einmal und stand ebenfalls schnell auf.

„Spinner – Spinnerei – Seidenspinnerei! Die alte Seidenspinnerei, wo Hanami...“, er sprach nicht weiter, sondern starrte nur geschockt auf einen imaginären Punkt an der Wand.

Nun standen auch Kaoru und Kyo neben ihm.

„Du meinst...?“

„Wir müssen schnell hin!“, rief Die und war schon halb aus der Tür.

Die anderen beiden folgten ihm. Miyu stand verwirrt in der großen leeren Stube und winselte einmal leise, ehe sie sich in ihr Körbchen verzog.
 

Auf dem Weg zur Spinnerei stiegen wieder allerhand Bilder in Dies Kopf auf. Bilder, die er eigentlich verdrängen wollte. Er hatte schon ziemlich viel in seinem Leben gesehen. Was auch unter anderem mit seinem zweiten, nicht ganz so legalen Job zusammenhing. Allerdings war trotzdem nichts jemals so schrecklich gewesen, wie das Bild welches sich ihm geboten hatte, als er Toshiya vor diesem Mann gerettet hatte. ‚Und Hanami nicht retten konnte’, fügte er in Gedanken hinzu.

Er legte noch einmal an Tempo zu, in der Angst das sich diese Szene nun wiederholen könnte.
 

Sie rannten durch das bereits geöffnete Eisentor der Fabrik hindurch. Instinktiv steuerte er die selbe Richtung wie damals an. Als sie jedoch den Raum mit dem umgekippten Schrank betraten, war nichts zu sehen, außer einigen alten dunklen Flecken auf dem Boden.
 

Die spannte sich an.

Hier waren sie nicht. Allerdings war er sich trotzdem sicher, das Toshiya sich in diesem Gebäude befand.

Wie um seinen Verdacht zu bestätigen hörten sie bald ein leises Scheppern, nicht weit von ihnen entfernt.

„Da drüben muss die Werkhalle sein“, flüsterte Kaoru neben ihm, nicht minder angespannt.

Die nickte geräuschlos um ihm zu zeigen, das er verstanden hatte.

Zügig machten sie sich auf den Weg.

Die Tür zur Halle war einen ausreichenden Spalt geöffnet, so das eine etwas breitere Person ohne Problehme hindurchschreiten konnte.

Sie erstarrten als sie das Bild vor sich betrachteten.

An den verrosteten Rohren die sich in einem scheinbar willkürlichen Muster durch die gesamte Halle zogen hing eine Gestalt die über und über mit Blut besudelt war.

Mit einiger Erleichterung stellten sie fest, das es nicht Toshi war.

Trotzdem war es ein grausamer Anblick. Die Arme waren an ein paar dicke Rohre gekettet und die beiden Füße mit einem spitzen Stahlstab aufeinander Getackert, so dass die Siluette wie eine schlechte Jesus-Nachmache anmutete. Allerdings war das dicke Gesicht der Peron zerkratzt und entstellt, die Augen anscheinend ausgestochen. Die Bauchdecke war aufgeschnitten und hing wie ein übergroßer fleischiger Lappen herunter. Einige bläulich schimmernde Organe waren um den Hals gewickelt wurden, andere hingen ebenfalls hinunter.

Unter der Gestalt hatte sich eine große Blutlache gebildet.

Welcher psychopathische Mensch tat so etwas?

Eine weitere, etwas feinere rote Schleifspur führte vom Ort des Grauens weg.

Um nicht weiter auf diese groteske Gestalt sehen zu müssen folgten sie der Spur.

In Die’s Hals bildete sich ein Knoten. Er hatte den Mann, trotz aller Verunstaltungen, erkannt.

Ein leises Schluchzen und eine leise Stimme ließ sie ihre Schritte verschnellern.

Und als sie um eine weitere Ecke bogen sahen sie sie.

Toshiya zitterte am ganzen Körper und presste seinen kühlen, ebenfalls mit Blut überströmten Körper nah an Shinya heran. Er weinte. Shinya hingegen sah nicht viel anders aus. Nur das er keine Tränen vergoss und im Gegensatz zu Toshiya noch einiges an Klamotten an zu haben schien – außer seinen Pullover, den er vorsichtig über den wimmernden Körper vor sich gelegt hatte.
 

„Was?“ Doch Kyo hatte sich anscheinend am schnellsten wieder gefangen.

„Kaoru, du rufst die Polizei und einen Krankenwagen, Die, du hilfst den beiden und ich werde schauen ob hier noch irgendwo eine Tatwaffe herumliegt oder ich noch irgend welche Spuren des Täters finde!“

Erleichtert das einer einen kühlen Kopf behalten hatte nickten beide und machten sich daran die Anweisungen zu befolgen.

Die ging vorsichtig auf Shinya zu, der den immer noch verzweifelt weinenden und verletzten Toshiya fest an sich presste und ihm leise zuredete.

„Pscht, es ist vorbei, er kann dir nichts mehr tun, es wird alles gut, die anderen sind da, sie werden uns hier rausholen...“ diese Worte wiederholte er immer wieder leise wie ein Mantra.

Die setzte sich vorsichtig zu ihnen und zog ebenfalls seinen Pullover aus um ihn, dem zitternden Bündel namens Toshiya anzuziehen, nachdem er es endlich geschafft hatte ihn aus Shinyas Armen zu lösen.

Dieser hob jetzt langsam den Blick.

Doch anders als Die es erwartet hätte, lag nichts verstörtes oder verzweifeltes in ihm, sondern nur eine gewisse Kühle, die ihm einen kleinen Schauer über den Rücken schickte.

„Ich glaube das war heute einfach zu viel für ihn“, flüsterte er leise, während er Toshiya, der nun auch noch Dies Pullover trug wieder an sich drückte, und ihm beruhigend über den Rücken streichelte.

In der Ferne hörten sie schon das Heulen der Sirenen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Number42
2008-12-14T20:42:50+00:00 14.12.2008 21:42
oh gott, ich glaub nich das ich morgen in die schule kann, ich werd ja schon voll depri/psycho wenn ich nur daran denk was tochiya alles durchmacht, ach ja, verwirrt bin ich acuh ziemlich, obwohl sich das langsam gebessert hat, die hlft versteh ich jetz glaub ich^^

oh gott, schreib bitte ganz schnell weiter!!!
*kekse dalass*
Von: abgemeldet
2008-03-28T21:49:13+00:00 28.03.2008 22:49
Ich hab die gesamte FF in anderthalb Stunden gelesen.
WOW!!!
Hast du jemals darüber nachgedacht, das beruflich zu machen.
Mir gefällt der Stil, denn ich habe oft das Problem, dass mir die Spannung fehlt oder gewisse Dinge zu schnell gehen und ich dann Leseblockaden kriege.
Bei deiner FF war's überhaupt nicht so.
Ich freu mich auf's nächste Chap....
Schreib schnell weiter!

Sora-chan
Von: abgemeldet
2007-12-27T01:47:48+00:00 27.12.2007 02:47
endlich *freu* es geht weiter
ich habe ganz gespannt gelesen und ich denke so langsam müsste Toto in die Klapse. wenn ihm das in wirklichkeit alles passieren würde, dann währe er echt reif für den Psychater. nick

aber ich mag es, mir fehlt zwar ein bisschen der Zusammenhang, weil ich die Einzelheiten der Story schon wieder vergessen habe, aber es ist trotzdem toll.
wie lang soll die FF den werden? und wo findet sie ein ende?
menno, jetzt wo es ein neues Kapitel gibt bin ich wieder so hibbelig
tschöö
Von:  Lairchen
2007-12-26T21:38:10+00:00 26.12.2007 22:38
ein neues chap... *freu*


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