Auf diesem Stern
Auf diesem Stern
Es knirschte unter seinen Schuhen, als er die Straße entlang lief. Wenn man bedachte, dass hier vor kurzem ein großes Gefecht stattfand, wirkte die Stille fast unheimlich. Seinen Helm hatte er leicht zurück gelehnt, während er sich in der Gegend umsah. Ein paar Schritte von sich weg entdeckte er eine am Boden liegende Person, die ebenso wie er gekleidet war. Seufzend begab er sich zu dieser toten Person. Er kniete sich zu dieser und sah, dass er an einem glatten Kopfschuss gestorben war.
„Gute Arbeit, Kleiner. Wie war es? Warst du sofort tot?“
Er wünschte es sich für ihn.
Er drehte die Person, die ja erste auf dem Rücken lag, um.
„Komm, ich nehme dir deine Sachen ab. Oh, dir fehlt ja ein Arm! Keine Armbanduhr… Wenigstens ein Notizbuch?“
Er kramte etwas in den noch vorhandenen Taschen herum, nebenbei mehr zu sich selbst sprechend. Er stoppte, als er ein Foto aus der Brusttasche zog.
Darauf war die Person mit einer Freundin zu sehen, oder er vermutete, dass es seine Freundin war.
Er betrachtete das Bild traurig.
„Deine Freundin? Du kommst aus Aomori, oder? Da ist es noch friedlich…“
Er steckte das Foto zurück.
„Hier… das Foto und den Brief nimmst du mit. Das du nicht alleine bist.“
Die ganze Zeit sprach er als ob er eine Antwort bekommen würde. Aber die Person unter ihm blieb still.
Er setzt sich auf und schulterte erneut sein Gewehr.
„So… Ich muss dann zu Horo. Tschüss.“
Erneut knirschte der Bode unter seinen Füßen. Keine zwei Schritte später war er bei seinem blauhaarigen Freund. Er lag auf dem Rücken, der Helm halb von seiner Stirn gepustet. Statt der Person zuvor atmete er noch rasselnd. Obwohl der Schwarzhaarige nur eine Schusswunde sah, die ihn zu einem Einäugigen machte.
„Horo…“
Er sah weiter wie er sich abmühte zu atmen, die Augen unfokusiert.
Ohne weiter sich Gedanken zu machen zückte er seine eigene Waffe und machte sie schussfertig.
Danach legte er sie an die Stirn des Blauhaarigen. Ohne das Stirnband verdeckten seine Haare mal wieder mehr als die Sicht.
„Hey…. Ren-…“
Die Stimme war mehr als ein Krätzchen. Aber so erlangte er die Aufmerksamkeit des Chinesen.
„Horo?“
„Ich will nicht sterben.“
„Idiot.“
So unpassend es auch klang, es lag Wahrheit dahinter.
Horo grinste etwas. Soweit es ihm möglich war.
„Mh… Bin ich… zu… egoistisch?“
Es fiel ihm weiter schwer zu sprechen.
„Na ja. Hoffentlich amüsiert sich Pilica gut mit ihrem Freund… als ich sie beim knutschen erwischt hatte hab ich ihm die Hölle heiß gemacht…“
Ren ließ ihn einfach weiter reden. Es war eigentlich ein Wunder, das er überhaupt noch Sätze zustande brachte.
„Mhh… und vielleicht hätte ich mir auch noch ein paar mal etwas gönnen sollen… du weist schon… hehehe…. Oder ich hätte mir eine Freundin oder irgendjemanden suchen sollen an den ich jetzt denken kann wenn ich sterbe…“
Er redete immer schneller, bis er anfing leicht Blut zu husten.
„Hätte ich nur…“
„Horo.“
„Es tut weh. Es tut weh. Es tut weh…“
Er hatte ihn selten jammern gehört. Bis jetzt zeichnete sich keine Gefühlsregung auf seinem Gesicht ab.
„Ren… holst du mir das Purikura?“
Ren nickte und sah sich nach dem Gewehr von dem Ainu um. Er wusste was er meinte. Sie hatten vor kürzerer Zeit kleine Fotos gemacht, wo ihre ganze Truppe
noch zusammen war. Er entdeckte es und fing an das Purikura von dem Gewehr zu frimmeln.
„Moment… und nicht sterben!“
„Sei vorsichtig, ja? Du bist immer so grob…“
„Ich hasse so ein Fisselkram.“
„Klappt es?“
„oha.“
„Mist.“
„War nur Spaß, hier.“
„Du bist ja…ein richtiger Scherzkeks. Ich lach morgen drüber…“
Er reicht ihm das kleine Bild. Horo nahm es mit blutverschmierten Händen.
„Und gib Pilica und so ja keine Nachricht das ich tot bin… sie freut sich gerade so des Lebens…Wenn sie durch mich unglücklich wird, komme ich bestimmt in die Höhle.“
„Die kommt doch auch in die Höhle. Ich auch.“
„Pilika-chan, hier sitzt ein ganz gemeiner Mensch…“
„haha, Nanu? Ich kann das Purikura vor lauter Blut nicht sehen… ich wische und wische… das Blut geht nicht ab… …“
„Wenn… wäre ich gerne woanders gestorben… oder du hättest mich umgebracht.“
„Dummkopf, willst du anderen den alles aufbürden?“
„Na ja… stimmt schon… aber bis jetzt hast du doch auch alles weggesteckt…“
„Du bist doch kein Baby…“
„Aber…“
„Du bist Soldat, du bist in der Armee um etwas zu beschützen, nicht?“
„Aber… aber…Ich kann diese Schmerzen nicht ertragen!“
Er röchelte nur noch, man sah ihm die Schmerzen an.
„ich halte das nicht aus! Es tut so weh! Warum müssen wir so enden? Ich habe unsere Feinde immer beneidet… … sofern alle auf diesem Stern geboren sind.. alle..“
„es tut so weh… Ich habe solche Schmerzen… Angst…“
Ren beobachtete weiter. Bis er erneut das Gewehr an seine Schläfe legte.
Da erstarb auch Horos Stimme. Er schloss die Augen und eine Träne kullerte ebenso hinab.
„Ich fühle mich irgendwie schuldig… zu niemand bestimmten… „
Er fing an die Hand nach oben zu strecken.
„Es tut mir leid“
„Es tut mir leid“
„Es tut mir leid“
„Es tut mir leid…“
„Warum habe ich jetzt dieses Gefühl…?“
„Obwohl es mit mir zu ende geht… habe ich etwas böses getan?“
„Leute, es tut mir leid…“
„Ich sterbe… Kaa-chan…“
Bang.
„Ich … will nicht …sterben!“
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