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Harry Potter und die Unmöglichkeit von Zeitreisen

von

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Godrics Opfer

Kapitel 36: Godrics Opfer
 

„Harry, ist alles in Ordnung?“
 

Hermines besorgte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und Harry bemerkte plötzlich, dass er schon eine ganze Zeit lang die Eier auf seinem Teller angestarrt haben musste. Er sah auf und sah ihren besorgten Blick auf ihn gerichtet, aber es war nicht nur ihr Blick, auch Rons und sogar von ihren Plätzen in der Halle, die von seinen Eltern, die auf ihn gerichtet waren.
 

Er zwang sich zu lächeln, obwohl er wusste, dass es sie nicht überzeugen würde, und antwortete: „Es geht mir gut. Ich hab letzte Nacht nur nicht so viel geschlafen.“
 

Und in der Nacht davor und in der Nacht davor und auch in allen anderen Nächten der letzten paar Wochen. Aber seine Freunde wussten das nicht. Sie wussten nicht, dass er die meisten Nächte nicht schlafen konnte, wach gehalten von seinen Sorgen, warum Voldemort noch nichts getan hatte, und am wichtigsten, als er darauf wartete, dass Voldemort etwas tat. Sie wussten nicht, dass er seine Nächte damit verbrachte, zahllose Aufsätze und Tests zu korrigieren – dank seiner schlaflosen Nächte, waren alle Verteidigungsprüfungen der sieben Jahre bereits fertig korrigiert, nur zwei Tage nachdem sie geschrieben worden waren – und so viele Bücher wie möglich über Verteidigungszauber zu lesen, nur um vorbereitet zu sein. Er hatte sogar damit begonnen, nachts durch die Flure Hogwarts zu wandern, wobei er oft entweder in der Bibliothek oder im Raum der Wünsche, wo er bis in die frühen Morgenstunden trainierte, landete. Erst dann würde er wieder auf seine Zimmer zurückkehren, in der Hoffnung so erschöpft zu sein, dass er zumindest zwei bis drei Stunden Schlaf pro Nacht bekommen würde. Heimlich gebrauter Aufpäppeltrank und ungesunde Mengen an schwarzem Kaffee hatten ihn die Tage durchstehen lassen, nur um Nachts wieder von neuem zu beginnen.
 

Zuerst hatte Harry versucht, mehr durch seine Träume in Erfahrung zu bringen, in der Hoffnung wieder in Voldemorts Gedanken zu gelangen, aber nichts passierte. Gar nichts. Deshalb fingen seine Sorgen an zu wachsen und raubten ihm den Schlaf, der ihm bei einem Angriff eine Vorwarnung geben könnte, was ihn nur noch nervöser machte und ihn noch mehr wach hielt. Es war ein Teufelskreis und er wusste nicht, wie er ihn brechen konnte.
 

Wenn jemand Harry gefragt hätte, hätte er geantwortet dass die Tage und Wochen nach der Offenbarung, dass Voldemort wusste wo, oder besser, wann sie herkamen, die härteste Zeit für ihn und die anderen in der Vergangenheit gewesen war. Obwohl jeder, der sich in Gefahr befand, entweder sicher unter den dicken Schutzschaubern in Hogwarts war oder unter genauer Beobachtung des Ordens stand, war Harry die ganze Zeit sehr schreckhaft, seine Muskeln so angespannt, dass sie beinahe zerbarsten.
 

Jeden Tag, jede Stunde, nein, sogar jede Minute erwartete er Neuigkeiten eines Angriffs zu hören. Er erwartete, dass Voldemort endlich beschlossen hatte Hogwarts oder Hermines Eltern anzugreifen. Er war immer wachsam, trug immer seinen Zauberstab bei sich und wartete immer darauf, dass etwas passierte. So war es nur natürlich, dass er schon viele Schüler erschreckt hat, als sie von hinten auf ihn zugekommen waren, um ihn etwas zu fragen.
 

Auf der anderen Seite hatte ihm das viel geholfen, nur nicht wie er es erwartet hatte. Als James bemerkt hatte, wie angespannt Harry die ganze Zeit war, obwohl er versucht hatte, es zu verbergen, hielt er endlich sein Versprechen, was auch hieß, die Androhung einen Streichkrieg zu starten. Dieses Versprechen/diese Drohung hatte er abgegeben, als Harry ihn hatte glauben lassen, dass die Liebe seines Lebens eine Frau war, die mindestens zwanzig Jahre älter war.
 

Dieser Krieg war ziemlich harmlos angefangen, als Harrys Haare vor ein paar Wochen nach dem Frühstück anfing, in allen Regenbogenfarben zu leuchten. Harry war sich dessen die meiste Zeit des Tages nicht bewusst, da er mit seinen Gedanken die ganze Zeit so weit weg war und gleichzeitig so tief in Theorien über Voldemorts mögliche Vorhaben versunken war, dass er nicht einmal das Kichern der Schüler gemerkt hatte. Erst nach dem Unterricht, als er auf sein Zimmer gegangen war um sich frisch zu machen, hatte er in einen Spiegel geschaut und war erschrocken zurückgewichen. Dies bewies nur, wie angespannt er war, dass er zuerst nicht darüber lachen konnten, sondern stattdessen darüber grübelte, wie James das gemacht hatte. Sein Beschluss noch vorsichtiger zu sein wurde dort noch stärker – Feinde konnten schließlich überall sein – und gleichzeitig hatte Harry geschworen, seinem Vater das heimzuzahlen.
 

Und so war dieser kleine Streichkrieg in Hogwarts entstanden, zwischen einem ehemaligen Schüler und einem Professor. Dieser Krieg, der ziemlich klein angefangen hatte, wie mit buntem Haar, hatte sich schnell zu etwas entwickelt, wo noch nicht einmal Schüler vor sicher waren, da auch sie oft Opfer der Streiche wurden. Nach dem Haar-Vorfall schlug Harry zurück, indem er James Roben rosa zauberte, was wiederum eine dreißig Zentimeter lange Nase in Harrys Gesicht zur Folge hatte, der dann beschlossen hatte, dass es ziemlich lustig war, James Kleidung, bis auf seine Unterwäsche, in der Mitte der Großen Halle unsichtbar werden zu lassen. Das führte dazu, dass plötzlich nicht einmal mehr die Schüler sicher waren, da James vor dem Frühstück in die Küche geschlichen war und einen Zaubertrank in den Kaffee und Kürbistrank getan hatte, der jede männliche Stimme für vierundzwanzig Stunden in ein hauselfähnliches Quietschen verwandelte.
 

Glücklicherweise dachten die meisten Schüler, dass dieser Streichkrieg unglaublich komisch war, auch wenn sie von Zeit zu Zeit zum Opfer wurden, und es half auch ein wenig ihren Stress und ihre Angst vor dem, was außerhalb der Mauern passierte, zu mindern. Es half ihnen, sich wieder wie Kinder und Teenager zu fühlen. Sogar Hermine, die diesen Schlagabtausch zuerst mit einem missbilligenden Blick beobachtet hatte, aus Angst, dass die Leistung der Schüler im Unterricht und in den Tests leiden würde, hatte angefangen es zu genießen, nachdem Harry ihre und die Hilfe der anderen Zeitreisenden gebraucht hatte, um seinem Vater einen Streich zu spielen.
 

Doch obwohl dieser Streichkrieg etwas war, was Harry ab und zu dazu brachte über etwas nachzudenken, was nicht Voldemort oder Unterricht war, half es nicht seinen schlaflosen Nächten. Das war nur etwas, was ihn tagsüber beschäftigt hielt und es war nachts, wo die wirklichen Sorgen und die wirkliche Angst anfingen an ihm zu nagen.
 

Es war einfach zu lange ruhig gewesen, Voldemort hatte viel zu lange nichts getan. Mit jedem vergehenden Tag wurde Harrys Angst, dass er etwas großes plante, etwas, dass ihn überraschen würde, und Harry fühlte sich absolut hilflos.
 

„Du kriegst lieber etwas Schlaf heute Nacht, Kumpel“, riss Ron ihn plötzlich aus seinen Gedanken. Das Gesicht seines Freundes sah sehr besorgt aus. „Ich kann keinen Sucher haben, der morgen auf seinem Besen einschläft.“
 

Das Spiel. Richtig. Die Prüfungen, sogar die ZAGs und UTZe waren vor ein paar Tagen geschrieben worden und das bedeutete, dass es nun Zeit wurde für das Quidditchspiel, auf das alle in diesem Halbjahr gewartet hatten – das Spiel zwischen den Lehrern und den Schülern. „Keine Angst, Ron“, antwortete Harry, in der Hoffnung, dass das Lächlen auf seinem Gesicht ein echtes war. „Ich gehe heute Nachmittag zu Poppy und bitte sie um etwas Traumlosen Schlaf. Immerhin will ich auch, dass wir gewinnen.“
 

Ron sah bei dieser Antwort zufrieden aus und wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder seinem Frühstück zu. Harry seufzte jedoch fast unhörbar. Er zwang sich selbst noch ein paar Bissen seines Frühstücks zu essen, in der Hoffnung die Sorgen seiner Freunde zu mindern, und er wollte gerade einen Schluck von seinem Kaffee trinken, als er aus seinen Augenwinkeln heraus bemerkte, wie sein Vater ihn wieder anschaute, nur dass sein Blick dieses Mal nicht besorgt war, sondern schelmisch.
 

Mit einem leichten Grinsen tauschte Harry zauberstabslos den Kaffee in seiner Tasche mit dem Kaffee in der Tasse seines Vaters aus und trank einen vorsichten Schluck. Nichts schien zu passieren, wofür er dankbar war, doch plötzlich brach Gelächter aus. Erst am Gryffindortisch und dann an den anderen Tischen, als James Potter plötzlich silberne und grüne Federn wuchsen. Harry toastete seinem Vater zu und leerte seine Tasse, bevor er sich von seinem Stuhl erhob. Er nickte seinen Freunden zu und verließ die Große Halle unter lärmenden Applaus von den meisten Schülern, vor denen er sich verbog. Wieder einmal einen Streich verhindert.
 

~*~
 

Der Morgen verging wie im Flug, genauso wie der Nachmittag. In allen seinen Klassen hatte er Duelle organisiert, da weder er noch die Schüler sich auf theoretischen Unterricht konzentrieren konnten. Die meiste Zeit redeten die Schüler sowieso über das Quidditchspiel und deshalb sah Harry es ihnen nach, wenn die Duelle eher lustig als ernst wurden. Immerhin musste keiner der Duellierenden nach dem Unterricht den Krankenflügel besuchen, außer Harry, der dorthin musste, damit er die Nacht vor dem Spiel durchschlafen konnte. Es würde ihnen wirklich nicht helfen, wenn ihr Sucher auf dem Besen einschlief.
 

„Harry, du weißt, dass ich den Traumlosen Schlaf Zaubertrank nicht aushändigen würde, wenn es kein Notfall wäre. Die Gefahr, süchtig nach diesem Trank zu werden ist zu groß, wie du weißt.“
 

„Ja, Poppy“, stimmte Harry ihr schnell zu, und seine Hand griff schon nach der Phiole, die Poppy Pomfrey in ihrer rechten Hand hielt, doch sie zog ihre Hand schnell weg, bevor er sie zu fassen kriegte.
 

„Aber“, fügte sie hinzu, als ihr Blick sanfter wurde, „es ist ein Wunder, dass du noch nicht im Stehen eingeschlafen bist, Harry. Es ist schon eine Ewigkeit her, seit ich irgendwo solche dunklen Augenringe wie deine gesehen habe. Deine Augen selbst sind auch blutunterlaufen und dein Gesicht ist mir viel zu blass. Merlin weiß, dass du eine Nacht mit gutem Schlaf brauchst und deshalb habe ich den Bitten deiner Freunde nachgegeben, dir für heute Nacht diesen Trank zu geben.“
 

Harry war überrascht und musste ein Stöhnen unterdrücken. „Erzähl mir bitte nicht, dass Ron und Hermine hier waren?“
 

„Ja, aber nicht nur sie. Eirian, James und Lily waren auch hier. Sogar die liebe Clara war dabei. Sie haben Krawall gemacht, als sie für dich eingetreten sind, und du weißt, wie sehr ich Lärm in meinem Krankenflügel verabscheue. Sie sind wirklich um dich besorgt und nur deshalb und wegen dem, was ich jetzt vor mir sehe, gebe ich dir diesen Zaubertrank. Er ist nur für heute Nacht, da ich dich morgen nicht hier nach dem Spiel sehen will. Aber danach müssten wir herausfinden, wie du mehr Schlaf kriegen könntest.“
 

„Danke, Poppy“, sagte Harry zu ihr, als sie ihm endlich die Phiole mit dem wertvollen Trank gab. Zuerst war er ein wenig von ihr und seinen Freunden genervt gewesen, aber sie schienen sich wirklich Sorgen um ihn zu machen. Und sie schienen auch bemerkt zu haben, dass er schon seit einiger Zeit nicht mehr so viel geschlafen hatte. Er musste wirklich etwas unternehmen. „Ich verspreche, es ist wirklich nur für heute Nacht, und ich versuche danach mehr Schlaf zu bekommen.“
 

„Ich hoffe es, Harry. Und nun, geh essen und geh dann früh zu Bett. Denn auch wenn wir Angestellten gerne möchten, dass du gut schläfst, so wollen wir auch nicht, dass du verschläfst und das Spiel verpasst. Ich werde meine Daumen für das Lehrerteam drücken.“
 

„Danke, Poppy, für alles“, sagte Harry mit einem Lächeln zu ihr, bevor er sich umdrehte um sich auf den Weg zur Großen Halle zu machen. Jetzt etwas zu essen klang großartig, er war am verhungern.
 

~*~
 

Harrys Augen öffneten sich sofort, als er hörte, wie sein Wecker losging. Zum erstem Mal seit Wochen fühlte er sich nicht so, als würde er müde durch sein Zimmer stolpern und seine Kleidung zusammensuchen, in der Hoffnung dass eine heiße Dusche den meisten Schlaf fortwaschen würde. Zum ersten Mal in Wochen fühlte er sich hellwach und mit viel mehr Energie gefühlt, als er es gewohnt war. Dieser Traumlose Schlaf Zaubertrag hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Nur ein paar Sekunden nachdem er den Trank getrunken hatte und sein Kopf auf das Kopfkissen aufgekommen war, war er tief und fest am Schlafen, ohne Träume, Visionen und Sorgen, die ihn störten und ihm seiner wertvollen Ruhe raubten.
 

Poppy würde definitiv einen Blumenstrauß dafür kriegen.
 

Mit einem weiten Grinsen auf seinem Gesicht schwang Harry seine Beine über die Bettkante und ging ins Bad. Wenn der Tag nur halb so gut lief wie die letzte Nacht, würde ihr Team ganz bestimmt das Spiel gewinnen.
 

Laut. Das war nur eines der Wörter, die Harry benutzen würde, um die Große Halle an diesem Morgen zu beschreiben. Soweit er sehen konnte, war jeder einzelne Schüler in der Großen Halle (und nicht einmal an ihren Haustischen, sondern überall), und sie redeten mit Nachbarn, wünschten dem Schülerteam viel Glück und riefen sogar vor Aufregung über die Tische.
 

Die Spieler beider Teams hatten schon ihre Quidditchroben an und es war ziemlich lustig zu sehen, wie Albus Dumbledore und Minerva McGonagall, beide in ihren lilafarbenen Roben, nebeneinander am Lehrertisch saßen. Ihre Schläger lehnten hinter ihnen an der Wand. Doch eine andere Sache, die Harry bemerkte, war, dass vielleicht zum ersten Mal seine Kollegen wussten, wie die Hausteams sich immer direkt vor einem Spiel fühlten – denn ihr Frühstück war fast unangerührt. Die einzigen, die aßen, waren die Lehrer, die dem Spiel einfach nur zuschauten, wie Hermine. Das einzige Kennzeichen, dass sie aufgeregt und nervös war, war dass sie wie ein Wasserfall redete.
 

„Guten Morgen“, begrüßte er seine Kollegen fröhlich, als er sich auf seinen Stuhl setzte und anfing, sich Rührei auf seinen Teller füllte. Das war das erste Mal für ihn, dass er wirklich vor einem Spiel Appetit hatte. Diese gute und durgeschlafene Nacht hatte scheinbar nicht nur seiner Laune geholfen. Seine Mannschaftskameraden schauten ihn ein wenig ungläubig an und Harry verbrachte die ersten paar Minuten damit Fragen wie ‚Bist du aufgeregt‘ („Ja.“), ‚Bist du nervös?‘ („Ein wenig“) und ‚Bist du bereit dieses Spiel zu gewinnen?‘ – diese Frage kam von Ron, die Harry mit einem „Natürlich!“, beantwortete. Er war bereit, mehr als bereit. Sie hatten hart trainiert und sie hatten eine gute Chance.
 

Die Zeit verging wirklich anders, wenn man aufgeregt war – das bemerkte Harry wieder einmal. In einer Minute saß er in der Großen Halle, redete mit seinen Kollegen und antwortete auf ihre Fragen, während er aß, und dann lehnte er plötzlich an der Wand in der Umkleidekabine, während Ron ein paar aufmunternde und motivierende Worte sprach, und dann saß er plötzlich auf seinem Besen, hoch in der Luft, und unter ihnen blies der Schiedsrichter von diesem Spiel (Yannik irgendwas, der auch Schiedsrichter bei den Profis war) in seine Pfeife um das Spiel zu beginnen.
 

Den Bruchteil einer Sekunde lang bewegte sich kein Spieler in der Luft, aber dann flogen sie plötzlich alle herum – alle außer Charlie Weasley, der auf genau der gleichen Höhe wie Harry schwebte. Der Junge warf ihm ein selbstsicheres Grinsen zu, bevor auch er unterwegs war, auf der Suche nach dem Schnatz.
 

Ein Hochgefühl, eine reine und ungetrübte Freude wusch über ihn, als er durch die Luft sauste. Er war zurück. Das war nicht nur Training, das war nicht nur Fliegen aus Spaß an der Freude, das war echt! Der Rausch eines Spiels. Nicht mehr den Schnatz jagen und ihn dann wieder loslassen. Nein, dieses Mal musste er ihn so früh wie möglich fangen, kein Trödeln mehr in er Luft und kein Spielen mehr.
 

„Draconis hat den Quaffel, er spielt ihn zu Hayden, der ihn zu Flitwick wirft und TOOOR! Zehn zu null für die Lehrer! Wer hätte das gedacht! Nun wirft Winters den Quaffel weit über das Feld zu Emerson, die ihn fallen lässt, aber Denton ist da um ihn aufzufangen. Ein Pass zu Kane und TOOOR! Zehn zu zehn! Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, hätte ich es nie geglaubt, dass eine Schlange, ein Dachs und ein Löwe so gut zusammenspielen können! Samira Masen hat mit ihrem Team wirklich gute Arbeit geleistet! In der Zwischenzeit sind Potter und Weasley noch immer hoch in der Luft und umkreisen das Feld, während sie nach dem Goldenen Schnatz suchen.“
 

Harrys Kopf fuhr herum, als er die Stimme des Kommentatoren hörte, und seine Augen weiteten sich überrascht, als seine Vermutung bestätigt wurde. Dort, am Platz des Kommentators, konnte er Sirius sehen. Er hatte seinen Paten schon seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr gesehen, nicht mehr seit dem Halloween Ball, da er sich immer noch weigerte zu glauben, dass Harry und seine Freunde keine Bedrohung darstellten.
 

„Und wieder zehn Punkte für die Lehrer! Die Punktestand momentan ist vierzig-zwanzig. Aber die Schüler sind in Besitz des Quaffels… oh, netter Schlag Professor Dumbledore! Denton hat den Quaffel dank eines gutplatzierten Klatschers verloren. Und der Quaffel fällt und fällt. Draconis und Emerson schießen beide darauf zu, aber Draconis ist nur ein bisschen schneller, er greift den Quaffel und Tor! Fünfzig zu zwanzig! Kommt schon, Jungs und Mädchen! Ihr wollte doch eure Lehrer nicht gewinnen lassen, oder?”
 

Mit einem Kopfschütteln konzentrierte Harry sich wieder auf das jetzt und hier und fing wieder an nach dem Schnatz zu suchen. Es half nichts, wenn er jetzt über seine nicht-existierende Beziehung zu dem Sirius aus dieser Zeit nachgrübelte. Solange Dumbledore es ihnen nicht erlaubte, ihm die Wahrheit zu sagen, würde Sirius sich nie ändern.
 

Das Getöse in den Tribünen war fast ohrenbetäubend, da die Schüler eindeutig in der Überzahl waren, als ihre Mannschaft nicht einmal zehn Minuten später den Ausgleich erzielten. Die Zeit verging. Das Spiel war ein schnelles – weder die Schüler noch die Lehrer gaben nach. Während Harry und Charlie das Feld umkreisten, warfen sowohl Lehrer als auch Schüler weiter den Quaffel auf die Torringe, wo sie genauso oft von den Torhütern aufgehalten wie durchgelassen wurden.
 

Harry war überrascht, wie ausgeglichen die beiden Mannschaften wirklich waren. Sie arbeiteten alle zusammen, egal aus welchem Haus sie kamen. Slytherin und Hufflepuff, Gryffindor und Ravenclaw, sie alle spielten miteinander. Ohne Streit, nicht mal Geschrei. Wie eine gutgeölte Maschine ging der Quaffel zwischen den Jägern vor und zurück. Die Treiber waren gut genug um es mit Fred und George aufzunehmen, und die Hüterin hielt wacker stand, obwohl sie mehr Tore zuließ als ihrer Mannschaft wahrscheinlich lieb war. Aber auch Ron hatte genug Probleme den Quaffel aufzuhalten, egal wie gut er war.
 

Sogar Charlie, obwohl er nicht viel mehr getan hatte als hoch in der Luft um das Feld zu fliegen und nach dem Schnatz Ausschau zu halten, schien zu wissen was er tat. Anders als viele andere Sucher es in der Vergangenheit gemacht hatte, verfolgte Charlie Harry nicht. Harry bewunderte ihn dafür. Aber gleichzeitig machte es die Sache für Harry noch schwieriger, den Schnatz zu fangen, sollte er ihn erblicken. Denn wenn der Schnatz näher an Charlie dran war, war Harry sich sicher, dass der Junge ihn auch sehen würde, und dann hatte Harry fast keine Chance vor dem anderen Sucher den Schnatz zu erreichen.
 

„Autsch! Das muss wehgetan haben!“ Erschrocken schaute Harry sich um und sah wie Flitwick seinen rechten Arm an seine Brust gedrückt hielt. Er zuckte mitfühlend zusammen. Das sah wirklich aus, als ob es wehtat. Leise fluchend bemerkte Harry, dass er den Schnatz schnell finden musste, bevor die andere Mannschaft zu viele Punkte machte. Sie hatten keinen Ersatzspieler, niemand, der Flitwicks Platz einnehmen könnte. Es waren nicht genug Lehrer da gewesen, die spielen wollten oder konnten, und sie waren schon überglücklich gewesen, als Draco sich gerade rechtzeitig erholt hatte, um Elizabeth Thatcher zu ersetzen, als sie die Neuigkeiten über ihre Schwangerschaft erhalten hatte. „Aber Respekt Jones, dass du dich getraut hast, einen Lehrer so anzugreifen, besonders deinen Hauslehrer. Ich würde sagen, mit einem verletzten Flitwick und keinem Ersatzspieler für diese Position haben die Schüler nun einen riesen Vorteil gegenüber den… Hey, was ist das?“
 

Harry, dessen Blick wieder auf der Suche nach dem kleinen goldenen Ball herumgewandert war, wirbelte herum um herauszufinden, was Sirius meinen könnte, als sein Blick auf der Bank für die Ersatzspieler fiel, wo eigentlich niemand sitzen sollte. Und doch breitete sich ein weites Grinsen auf seinem Gesicht aus, als er die dunklen, wirren Haare und lilafarbenen Roben dort unten sah. Eine große Freude stieg in ihm auf, denn einer seiner sehnlichsten Wünsche war dabei, wahr zu werden.
 

„Och, komm schon, James… du willst uns doch nur verarschen!“, beschwerte Sirius sich lauthals. „Willst du den Kindern wirklich den Sieg ruinieren? Und wer hat dir eigentlich erlaubt zu spielen? Du bist kein Lehrer.“
 

James Potter grinste seinem Freund jedoch nur zu und stieg auf seinen Besen. In dem Moment, als Flitwick neben ihm landete, wo Madam Pomfrey schon auf ihn wartete, schoss James in die Luft und kam zu einem plötzlichen Halt neben Harry. Ihm zuzwinkernd fragte er: „Überrascht mich zu sehen?“
 

„Ist das eine rhetorische Frage?“, schoss Harry zurück. „Nun, du weißt, Sirius hat Recht… Du bist kein Lehrer.“
 

„Ooh, aber da hast du Unrecht… Ron war besorgt gewesen, dass so etwas passieren könnte, und hat mit Dumbledore über mögliche Ersatzspieler gesprochen… Eigentlich war es Dumbledore, der beschlossen hatte, mich zu fragen. Und um mich in die Mannschaft zu kriegen, ernannte er mich zum Assistenzlehrer für Verwandlung vor ein paar Tagen, nachdem er mich schon vor ein paar Wochen vorgewarnt hatte. Wir haben nur niemanden außer den anderen Jägern davon erzählt.“
 

„Ach, deshalb hast du den meisten Trainingseinheiten in den letzten paar Wochen zugeschaut!“, bemerkte Harry mit einem Lachen.
 

„Jap… und nun entschuldige mich bitte… meine anderen Jäger erwarten mich.“ Mit einem kurzen Winken, erlaubte James seinem Besen nach unten zu stürzen bis er neben Draco und Christophe Hayden schwebte, die überhaupt nicht überrascht waren ihn zu sehen, während Harry seinen Kopf nur amüsiert schüttelte. Und doch konnte das fröhliche Grinsen nicht von seinem Gesicht kriegen. Er spielte wirklich in einem Quidditchteam mit seinem Vater!
 

„Ah, ich habe gerade die Nachricht bekommen, dass James Potter jetzt scheinbar Professor James Potter ist und dass er Professor Flitwick ersetzen wird, dessen gebrochener Ellenbogen ein oder zwei Stunden zum heilen braucht. Nun dann, Professor, zeig uns was du kannst!“
 

Der Schiedsrichter pfiff wieder und das Spiel wurde fortgesetzt, genauso hitzig wie vorher. Doch die Schüler hatten nun einen klaren Vorteil, obwohl James mit seinen anderen beiden Mannschaftskameraden gut zusammenspielte. Eine Sekunde lang überlegte Harry, ob er nicht heimlich mit den anderen beiden Jägern trainiert hatte, und beschloss dann, dass es gut möglich war, als er daran dachte, dass sie überhaupt nicht überrascht waren, dass James plötzlich mit ihnen spielen sollte.
 

Doch, leise fluchend, bemerkte Harry, dass die leichte Führung von fünfzig Punkten, den die Lehrer vor Flitwicks Verletzung herausholen konnten, trotz der besten Mühen seines Vaters schnell schrumpfte. Und dann passierte es…
 

„170 zu 170! Dieses Spiel trifft wirklich alle Erwartungen und übertrifft sie sogar. Es ist schon lange her, seit ich ein Spiel gesehen habe, das so aufregend war wie dieses hier!“
 

Ein goldenes Funkeln in der Mitte des Feldes fing seinen Blick. Sein Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen und jagte Adrenalin durch seinen Körper. Nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde später lag Harry flach auf seinem Besen und schoss nach vorne. Doch genau in diesem Moment bemerkte er aus seinen Augenwinkeln, dass Charlie, der gerade auf der anderen Seite des Feldes war, auch den Schnatz gesehen hatte.
 

Harry trieb seinen Besen an, so schnell zu fliegen wie er konnte, und streckte seine Hand aus, in der Hoffnung, dass der Schnatz, wenn er schon nicht in seine Richtung flog, immerhin dort blieb, wo er war. Er hätte es lieber, dass der Schnatz in eine Richtung flog, die nicht in die wartende Hand seines Gegners führte.
 

„Der Schnatz! Es sieht so aus, als ob beide Sucher den Schnatz gesehen haben. Ja, und da ist er!”
 

„Komm schon, komm schon…“, murmelte er, doch sein Flüstern wurde ohne Probleme von der rasenden Menge übertönt, als alles um ihn herum sich scheinbar in Zeitlupentempo bewegte. Der Schnatz bewegte sich überhaupt nicht, scheinbar zufrieden damit, auf der gleichen Stelle zu flattern und auf ihn zu warten.
 

Charlie kam auch näher und es würden nur wenige Zentimeter sein, die entschieden, wer von ihnen den Schnatz kriegte.
 

Dreißig Meter, zwanzig Meter, zehn Meter, fünf Meter, zwei Meter…
 

Harrys Finger wickelten sich um den goldenen Ball zur gleichen Zeit, als eine andere Hand ihn ergriff. Ihre Augen weiteten sich überrascht, aber weder Harry noch Charlie konnten den Aufprall verhindern, als sie miteinander kollidierten und beide die drei Meter zu Boden stürzten. Harry bereitete sich auf den Aufprall auf dem Boden vor, aber die Luft entwich trotzdem aus seiner Lunge, als er auf den Boden auftraf. Sterne tanzten vor seinen Augen und er bemerkte, dass alles um ihn herum ganz ruhig war.
 

Er atmete einmal tief durch und etwas bewegte sich in seiner rechten Hand. Als er seinen Kopf leicht anhob um zu sehen, wie es Charlie ging, sah er wie der Rotschopf mit einem überraschten Blick auf ihre Hände starrte. Harry konnte diesen Blick nur wiedergeben, als er sah, was Charlie anstarrte. Während des kurzen Falls hatte keiner von ihnen den Schatz losgelassen und wenn er sich ihre verwickelten Finger um den Ball genau anschaute, dann sah es wirklich so aus, als ob sie ihn gleichzeitig ergriffen hätten.
 

„Ich schätze, das ist ein unentschieden, was?“ murmelte Charlie atemlos.
 

Harry ließ seine Augen zu den Punkten wandern und als er sah, dass der Punktestand immer noch bei 170 zu 170 stand, antwortete er trocken: „Jaah, ich schätze schon.“ Er wunderte sich, wie sie das regeln würden. Zugegeben, Harry war nie so verrückt nach Quidditch gewesen wie Ron, aber er konnte sich an kein Spiel erinnern, in dem beide Sucher gleichzeitig den Schnatz gefangen haben.
 

Ein Schmunzeln erreichte seine Ohren und er drehte sich zu Charlie, der dann anfing laut loszulachen. Ein Grinsen breitete sich auf Harrys Gesicht aus, als er Charlies erstes wirkliches Lachen seit Monaten hörte, und er fing bei der Ironie ebenfalls an zu schmunzeln. Dieses großartig erwartete Spiel war entweder gerade zu einer großen Enttäuschung von beiden Teams geworden, da keiner gewonnen hatte, oder es würde als Sensation angesehen werden.
 

„Verdammte scheiße! Ich kann es nicht glauben! Ich habe es gerade noch einmal mit Professor Thatchers Omniglas angeschaut und unsere Augen haben uns nicht betrogen! Potter und Weasley haben den Schnatz gleichzeitig gefangen! Das bedeutet, das Spiel endet mit einem Gesamtpunktestand von 320 zu 320 für… nun… beide Teams. Wir haben weder einen Gewinner noch einen Verlierer! Nun, Glückwunsch an beide Mannschaften würde ich dann mal sagen…“
 

Ein Getöse ging durch die Menge, aber ob das ein Getöse von Unglauben, Empörung oder Überraschung, oder vielleicht sogar Freude war, konnte Harry nicht ausmachen. Er hatte nicht einmal die Zeit noch länger darüber nachzudenken, als beide Mannschaften auf sie zuflogen. Mit einer leichten schmerzvollen Grimasse setzte Harry sich auf, und ließ auch endlich den Schnatz los. Charlie folgte seinem Beispiel, aber gerade als er auch seinen Griff um den Schnatz lockern wollte, schloss Harry Charlies Finger wieder um den Ball. „Behalte ihn. Es ist deiner.“
 

„Danke, Professor“, grinste Charlie. „Es war ein gutes Spiel.“
 

„Das war es.“
 

„Harry, Kumpel! Charlie, geht es euch gut?”, fragte Ron atemlos.
 

„Uns geht’s gut“, antwortete Harry, während er Charlie einen kurzen Blick zuwarf, um zu fragen ob das wahr war. Charlie grinste nur als Antwort. „Nur ein paar blaue Flecken.“
 

„Oh Harry!“, rief eine weibliche Stimme und nicht einmal eine Sekunde später befand Harry sich in einer knochenbrechend starken Umarmung und er konnte nur rot sehen. „Mach so etwas nie wieder!“
 

Harry lachte. „Es geht mir gut, Lily. Es ist nichts passiert.” Immerhin wurde Charlie auch fast von seiner Mutter erstickt, konnte Harry sehen, als er seinen Kopf ein wenig drehte um seine Augen von den roten Haaren zu befreien. Während er Lily sanft von sich wegschob, stand Harry auf und stöhnte leicht. Ja, er würde definitiv ein paar dunkelblaue Flecken morgen, oder vielleicht sogar später heute haben, aber nichts Ernstes. „Nun, ich weiß nicht wie’s mit euch steht“, sagte er, nicht nur zu seiner Mannschaft, sondern auch zu der Mannschaft der Schüler, „aber ich will jetzt ein Butterbier, und wenn ich richtig informiert wurde, wurde alles, was man zu einer großen Party braucht, in der Großen Halle aufgebaut, während wir hier draußen waren.“
 

~*~
 

Harry und Charlie saßen an einem der langen Haustische nebeneinander – die momentan nicht einmal dazu benutzt wurden, um die Häuser zu trennen, da sich die Schüler unterschiedlicher Häuser wieder miteinander vermischten, und besonders da auch die Lehrer ihren Tisch verlassen hatten und sich für die Festlichkeiten unter die Schüler gemischt hatten – gegenüber von einem immer noch sehr erstaunt Ron.
 

„Ich sag euch, wirklich… niemals in der aufgezeichneten Geschichte von Quidditch haben zwei Sucher gleichzeitig den Schnatz gefangen!“
 

„Und wir glauben dir immer noch, Ron“, lachte Harry, „genauso wie wir dir die anderen – wie viele Male waren es noch?“, fragte er Charlie, der ebenfalls lachend seine Seiten hielt.
 

„Zweihundertdreiundzwanzig Mal glaube ich.“
 

Ron funkelte die beiden Sucher finster an, aber Hermine klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. „Sei nicht böse, Ron… Es gibt immer ein erstes Mal.“
 

„Mein Mädchen hat Recht, wie immer“, sagte Draco süffisant grinsend, als er einen Arm um Hermines Schulter legte und sie näher an sich heranzog. „Und du kennst Potter… er schafft immer das Unmögliche.“
 

„Danke, Draco“, murmelte Harry trocken, noch immer mit einem Grinsen auf seinem Gesicht. „Aaah, und hier kommt unser großartige Treiber! Du hast wirklich gute Arbeit geleistet, Albus! Und du auch, James, in den paar Minuten, in denen du gespielt hast.“
 

Albus Dumbledore, der gerade zu ihrem Tisch gekommen war, zusammen mit Harrys und Rons Eltern, erlaubte ein leises Lächeln auf seinem Gesicht, bevor wieder ein ernster Ausdruck darauf erschien. Harrys Herz sank sofort. Das konnte nur eines bedeuten – schlechte Nachrichten.
 

„Danke für das Kompliment, Harry. Aber du hast ebenfalls sehr gute Arbeit geleistet. Du natürlich auch, Charlie“, antwortete Dumbledore freundlich. „Aber nun, Charlie, hoffe ich, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich deine Lehrer einen Moment lang entführe. Ich bin sicher, deine Mannschaftskameraden möchten deinen schon bald berühmt berüchtigten Fang etwas mehr mit dir feiern.“
 

„Natürlich, Sir“, antwortete Charlie sofort, und mit einem schnellen Wink zu seinen Lehrern ging er zu seinen anderen Mannschaftskameraden.
 

„Nun, würdet ihr bitte mit mir in mein Büro kommen?“
 

„Natürlich“, wiederholte Harry Charlies Worte und tauschte einen flüchtigen Blick mit seinen Eltern und seinen Freunden aus. Sie alle schienen die subtile Spannung, die von dem Schulleiter ausging, bemerkt zu haben, und das Grauen war auf ihren Gesichtern sichtbar.
 

Der Gang zum Büro des Schulleiters war kurz und still. Erst als alle auf gemütlichen Stühlen saßen, sprach Albus Dumbledore wieder. „Ich bin mir sicher, ihr könnt erahnen, dass die Neuigkeiten, die ich gleich mit euch teilen werde, nicht gut sind. In der Tat könnten die Worte ‚nicht gut‘ eine Untertreibung sein.“
 

„Was ist es, Albus?“, fragte Lily mit leiser Stimme.
 

„Vor erst wenigen Minuten erhielt ich eine Eule von einem guten Freund im Ministerium. Ich hatte ihn gebeten, eine bestimmte Person im Auge zu behalten, und nach Nachrichten über diese Person Ausschau zu halten. Nun, es war früher heute, dass Obliviatoren und Auroren zu einem Haus in einer kleinen Stadt gerufen wurden, wo Muggel ein komisches Feuerwerk über besagtem Haus gesehen hatten. Sie hatten die Polizei angerufen, und als die Beamten das Haus betraten – die Tür war nicht abgeschlossen – fanden sie einen alten Mann auf seinem Sofa sitzen, tot.“
 

„Wer?“, fragte Harry, seine Kehle wie zugeschnürt. Er wusste nur zu genau, was dieses Feuerwerk war.
 

Dumbledore senkte seinen Blick, als er den Namen sprach. „Norton Lewthwaite.“
 

~*~
 

Harry wischte etwas Schweiß von seiner Stirn, als er den Raum der Wünsche verließ, wo er die letzten paar Stunden damit verbracht hatte, gegen die Gegner zu kämpfen, die der Raum ihm zur Verfügung stellte – sie alle sahen vorzugsweise wie Voldemort oder seine Todesser aus. Keiner dieser Gegner hatte überlebt – aber sie waren ja nicht echt gewesen. Während er so einen Teil seiner Wut ablassen konnte, so war die wahre Bedrohung doch noch immer dort draußen und noch gefährlicher als zuvor.
 

Es gab immer noch die leiseste Chance, dass Voldemorts Besuch bei Norton Lewthwaite erfolglos gewesen war, dass er keine Informationen aus dem Mann herausbekommen hatte, aber wenn Harry sich gegenüber ehrlich war, dann wusste er, dass es fast unmöglich war, vor Voldemort ein Geheimnis zu bewahren. Lewthwaite hätte ein Experte in Okklumentik sein müssen, um Voldemort aus seinem Kopf rauszuhalten, aber soweit alle wussten, war er das nicht.
 

Und das konnte nur eines bedeuten.
 

Voldemort war sich nun sicher, dass sie aus der Zukunft kamen. Und er wusste jetzt auch, wie es geschehen war. Das einzige, was er wahrscheinlich noch nicht wusste, war warum und wer sie hergeschickt hatte, obwohl es kein Genie brauchte, um das herauszufinden. Also war es nur eine Frage der Zeit, bis Voldemort bemerkte, dass Harry und seine Freunde eine größere Bedrohung waren, als er gedacht hatte, wenn er derjenige war, der sie in die Vergangenheit geschickt hatte, um sie loszuwerden.
 

Harrys Füße trugen ihn an ihren Zimmern vorbei direkt zu seiner anderen Zuflucht für die Nacht – die Bibliothek. Die Nacht war schon lange über das Schloss gefallen und Harry konnte sich nur mit der leuchtenden Spitze seines Zauberstabs durch den Lumos Zauber durch die Dunkelheit bewegen. Harry wusste nicht, was er hier machte, nur, dass er noch nicht schlafen wollte. Er schlenderte an den Regalen vorbei, während seine Hand mehrere Bände berührte, fast bereit, sie herauszuziehen und zu lesen, aber er hielt immer im letzten Augenblick inne, als eine leise Stimme in seinem Kopf zu ihm sagte, dass das nicht das Buch war, was er lesen wollte.
 

Erst als er das siebente Buch wieder zurück ins Regal schob, nachdem er es schon halb herausgezogen hatte, fing ein anderes Buch, nur ein paar Bücher weiter, seinen Blick. Er wusste nicht, was seine Aufmerksamkeit auf dieses Buch gelenkt hatte. Es war unauffällig, mit einer roten Leinenbindung und nicht einmal einem Titel. Doch zögerte Harry nicht eine Sekunde, als er es herauszog und sich damit an den nächsten Tisch setzte.
 

In dem Licht seines Zauberstabs öffnete Harry den Einband um zu sehen, ob innen vielleicht ein Titel stand, aber dort war nichts. Kein Titel, kein Autor, nicht einmal ein Datum. Die zweite Seite war ebenfalls leer, aber auf der dritten Seite entdeckte er fast unleserliche Schrift in einer Sprache, die wie altes Englisch aussah, und sogar ein paar der Worte, die er lesen konnte, klangen, als ob sie schon lange Zeit aus der Mode waren, vielleicht sogar schon seit Jahrhunderten.
 

Plötzlich verschwamm die Schrift und von einer Sekunde zur nächsten konnte er alles lesen. Sowohl die Schrift wie auch die Schreibweise sah wie die aus, die er in einem seiner Schulbücher finden konnte – modernes Englisch, genauso wie er es kannte. Und trotzdem war noch etwas sehr merkwürdig, und Harry sah bald, was es war, als er das Datum am Kopf der Seite entdeckte.
 

Samhain 1001
 

Harry stieß einen überraschten Atem aus. Wenn das Datum echt war, dann würde der folgende Text fast tausend Jahre alt sein. Wenn das Datum echt war, dann wurde dieser Text zu der Zeit der vier Gründer Hogwarts geschrieben.
 

Seine Neugier nun geweckt, setzte Harry mit dem Text fort.
 

Es ist mit schwerem Herzen, dass ich diese Worte in Schrift fasse. Sie sollen Worte der Warnung und helfende Worte für die sein, die es gleichzeitig brauchen. Obwohl ich hoffe, dass niemand das gleiche Opfer bringen muss, wie ich.
 

Es war vor einem Jahr und drei Monaten, an dem ersten Tag von Lughnasadh, seit ich begonnen habe zu leiden. Leid über den Verlust eines teuren Freundes und Leid für die Bürde, die ich auf mich genommen habe. Doch, habe ich meinen Freund wirklich erst damals verloren? Hatte ich ihn nicht schon vor diesem Tag verloren?
 

Es ist mit schwerem Herzen, dass ich zugebe, dass, während ich ihn bereits vor diesem Tag verloren haben mag, ich niemals die Hoffnung aufgab, bis ich direkt vor ihm stand und sah, was aus ihm geworden war. Die Dunkelheit hatte meinen Freund verändert, ihn bis zu dem Punkt verdorben, an dem ich ihn kaum wiedererkannte.
 

An diesem schicksalshaften Tag in der Bergschlucht hatte er sich damit gebrüstet, dass die Dunkelheit ihm geholfen hatte, ewiges Leben zu erreichen, dass er kurz vor der Unsterblichkeit stand, und er bot mir an, das mit mir zu teilen. Ich war zutiefst betroffen, denn ich wusste, dass ich zu spät war um meinen Freund zu retten. Ich war darauf vorbereitet gewesen, mit meinem Schwert an meiner Seite und der richtigen Beschwörungsformel in meinem Kopf, aber doch war ich mir nicht sicher gewesen, ob ich bereit dafür war, das Leben meines Freundes zu nehmen.
 

Wir kämpften, das Licht gegen die Dunkelheit. Ich erinnere mich kaum an etwas aus dem Kampf, aber eine Sache war seit dem Tag in meine Erinnerung gebrannt. Meine Erinnerung zeigt mir klar, wie ich ihn auf meinem Schwert pfählte. Ich fühlte das Blut auf meinen Händen, als er lächelte. Mein Freund war sicher gewesen, dass er nicht sterben konnte, und doch zeigte sein Gesicht schrecklichen Schmerz, als ich die Formel sprach. Ich fühlte seinen Schmerz, als die Dunkelheit aus ihm herausgesogen wurde, mein Schwert diente als Leiter, und ich es alles in mich aufnahm.
 

Danach nur Dunkelheit, bis ich eines Tages erwachte und in die erschöpften Gesichter der zwei Weiber blickte, die an meiner Seite gelitten hatten, und die nach diesem Tag noch weiter leiden werden. Ich war dicht an der Tür des Todes gewesen, doch ich habe überlebt, während mein Freund den schweren Verletzungen, die ich ihm zugefügt hatte, erlegen war.
 

Von dem Moment an, als ich an diesem Tag erwacht war, fühlte ich seine Dunkelheit in meinem Körper. Sich windend, bereit zuzuschlagen. Von Anfang an hat das Licht gekämpft, um die Dunkelheit zu kontrollieren, aber die Dunkelheit wird mit jedem Tag stärker, mit jeder Minute. Es wird nicht lange dauern bis sie mich in das gleiche Monster verwandelt, zu dem mein Freund geworden war.
 

Um dieses aufzuhalten schwor ich, dass ich diese Nacht nicht überleben werde. Meine Freunde, die treue Rowena und die treue Helga, haben Tränen vergossen, als ich ihnen von meiner Entscheidung berichtete, und doch halfen sie mir den Trank zu brauen, der mir einen friedlichen Tod ermöglichen würde, um zu meinem Freund Salazar im Jenseits zu stoßen.
 

Das folgende soll eine Beschreibung des Rituals sein, das es mir erlaubte, meinen Freund vor der Dunkelheit zu retten, und gleichzeitig soll es auch eine Warnung an diejenigen sein, die vorhaben es durchzuführen, denn die Dunkelheit wird auch sie überwältigen.
 

Godric Gryffindor
 


 

Harry Hände zitterten, als er die letzte Passage beendete.
 

Er war sich nun bei zwei Dingen sicher.
 

Hier, in seinen Händen, hielt er den Schlüssel zu Voldemorts Untergang.
 

Und, indem er ihn tötete, würde Harry auch sein eigenes Leben aufgeben.



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