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Traumhaftes Begehren

von

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Kapitel 1

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 1/ ?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Na ja wie oben schon erwähnt ist es eine Shonen ai Story die bis jetzt noch ziemlich jugendfrei ist. Was sich aber ändern wird. Zumindest ist es so vorgesehen.^^

Da ich keinen Betaleser habe ist es möglich das sich ab und zu kleine Fehler eingeschlichen haben, ich entschuldige mich schon jetzt dafür.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Hitze. Ihm war heiß, unglaublich heiß. Hände. Ja zwei Hände strichen liebkosend über seinen entblößten Oberkörper. Ein leises Stöhnen entrang sich seinen Lippen. Was war das? Es fühlte sich so falsch an und doch so vertraut. Seine Gedanken wurden unterbrochen als er spürte wie eine dieser sanften Hände über seinen Bauch und unter den Bund seiner Boxershort fuhr. Nein, das war ganz bestimmt falsch. Immerhin war das ein Mann. Das war an seinen Händen und den muskulösen Unterarmen leicht zu erkennen. Eigentlich störte ihn das nicht, doch er fühlte einfach, dass es falsch war. Es war falsch und dieser Gedanke brachte ihn dazu sich gegen die Umarmung und die Liebkosungen zu wehren. Doch zu seinem Entsetzten festigte sie sich nur noch und ein stetiges Atmen war neben seinem rechten Ohr zu spüren. Panisch versuchte er sich loszureißen, ohne Erfolg. Nun hörte er eine Stimme, die wie Donnergrollen klang, direkt neben seinem Ohr. „Dein Widerstand ist zwecklos mein Vögelchen. Denn du bist mein und bald werde ich dich das spüren lassen.“

Angsterfüllt schrie der Junge auf und ... öffnete die Augen.
 

„Morgen.“ Lächelnd betrat der blondhaarige Junge die Küche wo bereits ein ebenfalls blonder Junge am Tisch saß und in einem Buch las. Nun hob dieser leicht den Blick.

„Morgen David. War wohl wieder spät gestern was?“

„Klar doch. Obwohl es leider nicht spät genug war.“ Das Lächeln aus Davids Gesicht verschwand und auch die grauen Augen des Anderen nahmen einen traurigen Ausdruck an.

„Er hatte wohl wieder seinen Alptraum.“

David nickte stumm und nahm sich eine Kaffeetasse aus einem der Schränke, die an der Wand angebracht waren. Wie oft hatten sie dieses Gespräch am frühen Morgen eigentlich schon geführt? Er wusste es nicht mehr. Bei den zweistelligen Zahlen hatte er zu zählen aufgehört. Irgendwie tat Randy ihm leid. Das hatte er echt nicht verdient. Zuerst schoben ihn seine Eltern in dieses Internat ab und dann bekam er auch noch Alpträume, die seinen Aussagen zufolge erst hier angefangen hatten. Nachdenklich goss er sich Kaffe in die Tasse, als er leise Schritte hörte. Unauffällig gab er seinem Halbbruder ein Zeichen, worauf dieser sein Buch leicht anhob.

„Guten Morgen Randy.“

Der Junge, der gerade an der Tür angekommen war hob müde lächelnd eine Hand und betrat die Küche. Er ließ sich auf einen Sessel sinken und richtete seinen Blick auf das Fenster. Die Tasse, die David vor ihn stellte nahm er einfach nur stumm entgegen.

„Du hast wohl nicht gut geschlafen was?“

Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich David. Obwohl ihr das schon längst wisst.“ Er seufzte. „Ich würde liebend gerne mal wieder eine Nacht durchschlafen.“

„Wird schon wieder. Mach dir keinen Kopf deswegen. Dieser Schuppen regt eben nicht gerade zum Träumen an.“ Daniel grinste und legte das Buch nun zugeschlagen auf den Tisch.

„Hey Leute ich weiß was euch aufmuntert. Ihr wisst nicht, was euch gestern entgangen ist.“ David grinste und setzte sich ebenfalls an den Tisch um den anderen Beiden seine nächtlichen Abenteuer zu erzählen.
 

Randy hörte dem nur mit einem Ohr zu, da er sich nicht wirklich darauf konzentrieren konnte. Viel mehr interessierte ihn sein Traum von gestern. Er konnte sich nur noch schemenhaft daran erinnern so wie immer. Doch diesmal war etwas eigenartiges passiert. Die andere Person hatte mit ihm gesprochen. Das war noch nie der Fall gewesen und auch in seinen anderen Träumen fielen normalerweise keine Worte. Doch das war eigentlich alles unwichtig. Wenn diese Träume nicht bald aufhörten wurde er bestimmt noch wahnsinnig. Doch vielleicht war das ja auch der wahre Beweggrund warum seine Eltern ihn hierher geschickt hatten. Damit er verrückt wurde. Bei diesem Gedanken musste er lächeln. Ja gerade seine Eltern, die ihn doch so abgrundtief liebten. Er war wohl der einzige Sohn hier, dessen Eltern sich um ihr Kind kümmerten. Zumindest musste er sich keine Sorgen darüber machen, ob er an den freien Tagen und in den Ferien nach Hause kommen konnte oder nicht. Seinen Mitbewohnern ging es da nicht so gut.

Verstohlen musterte er seine Freunde. David und Daniel waren Halbbrüder, obwohl man das nie vermuten würde, wenn man sie zusammen sah. Zwar sahen sie sich äußerlich ziemlich ähnlich mit den blonden Haaren und den dunklen Augen, doch ihr Charakter war total unterschiedlich. Daniel war ruhig und es gab keinen der sich so ausgiebig mit seinem Computer beschäftigte wie er. Außerdem traf man Daniel so gut wie nie ohne ein Buch an. Sein jüngerer Bruder David hingegen machte sich nichts aus technischen Spielereien, solange sie nur fehlerfrei funktionierten. Ein Buch sah man bei ihm nur, wenn es darum ging für einen Test zu lernen und auch sonst war er ziemlich träge was die Schule anging. Eher verbrachte er den Tag mit seinen Freunden und überlegte sich wieder irgendeine Dummheit. Randy kannte die Beiden jetzt schon lange genug um sie einigermaßen einschätzen zu können.

„Hast du heute irgendwelche Kurse?“

Daniels Stimme riss ihn auch seinen Überlegungen. Verwirrt sah er den 20 jährigen an.

„Hast du heute Kurse?“

Randy nickte leicht. Der Unterricht hier lief nicht wie in den Schulen ab, da jeder eine andere Karriere vor sich hatte. Manche wie Daniel hatten vor die elterliche Firma zu übernehmen, andere wollten in die Politik gehen oder wie David in die Filmindustrie und für jeden Zweig gab es Kurse, die sich nur um dieses Gebiet drehten. Er selbst wollte Arzt werden und das Krankenhaus seines Vaters weiterführen.

„Also ich muss jetzt los. Mein Regiekurs beginnt in 5 Minuten.“ David stand auf und nahm sich ein Buch vom Regal neben der Tür, bevor er die Wohnung verlies.

Daniel schüttelte lächelnd den Kopf und begann den Tisch abzuräumen.

Randy konnte seine Gedanken leicht erraten. David würde nie rechtzeitig zu seinem Kurs kommen. Denn um die Kursräume zu erreichen, musste er auf die andere Seite des Gebäudes und das war eine ganz schöne Strecke. „Ich muss dann auch mal los.“ Er stand auf und ging zu dem Regal von dem auch David sein Buch genommen hatte. Hier lagen alle Schulsachen der drei in Stapeln aufgeteilt. Randy schnappte sich nur einen Block mit einigen losen Zetteln und verließ die gemeinsame Wohnung.

Wenigstens konnte er sich während des Unterrichtes von diesen bescheuerten Träumen ablenken. Auch wenn es zur Zeit nur die Grundlagen waren, die er schon auswendig kannte. Immerhin hatte sein Vater ihn oft genug zu seiner Arbeit mitgenommen und die Praxis war schon immer interessanter als die Theorie gewesen. Einen Blick auf die Uhr werfend beschleunigte er seine Schritte, nur um an der nächsten Ecke eine Person anzurempeln. Er landete unsanft auf den Boden und hörte einen lauten Fluch von der anderen Person. Als er die Stimme des Anderen erkannte zuckte Randy unwillkürlich zusammen. Langsam hob er den Blick um seinen Gegenüber anzublicken. Dieser stand gerade auf und warf Randy einen wütenden Blick zu. Als der Jüngere den Blick aus den hellgrünen Augen sah rappelte er sich hastig auf. Warum musste er gerade ihn treffen. „Entschuldige Ricky. Es war keine Absicht.“

„Kannst du nicht aufpassen? Schließlich gehört der Flur nicht dir.“

Wenigstens schrie er nicht, was Randy etwas beruhigte. Ricky war ein sehr temperamentvoller und vor allem gefährlicher Zeitgenosse. Man konnte ihn ohne weiteres den ungekrönten König des Internats nennen. Keiner legte sich ungestraft mit ihm an und niemand sprach mehr als nötig mit ihm, da Ricky ziemlich schnell wütend werden konnte. Nur einige konnten seine Gesellschaft ungezwungen genießen. Zu dieser Runde zählte auch David. „Tut mir leid.“ Randy senkte den Blick und wollte an ihm vorbeigehen, als er grob am Arm gepackt wurde.

„Ach und du glaubst damit hat sich die Sache einfach? Nur weil dein Vater ein bisschen Geld hat kannst du dir hier noch lange nicht alles erlauben.“

Bevor Randy noch etwas erwidern konnte, hörte man vom anderen Ende des Ganges eine Stimme die Rickys Namen rief. Randy atmete erleichtert auf, als er den blondhaarigen Jungen erkannte, der nun rasch auf sie zukam. Lance der Internatssprecher und Rickys bester Freund würde dessen Wut bestimmt dämpfen können.

Ohne sichtliche Eile kam der Italiener auf die beiden zu und lächelte dem Gleichaltrigen aufmunternd zu. Dann lenkte er seine Aufmerksamkeit auf den Amerikaner und legte ihm eine Hand beruhigend auf die Schulter. Leise flüsterte er Ricky etwas ins Ohr, das Randy zwar nicht verstand aber seine Wirkung nicht verfehlte. Einen Moment später war sein Arm frei und Ricky musterte ihn noch einen Moment bevor er sich umdrehte und seinen Weg fortsetzte.

Lance lächelte ihn noch immer an. „Du solltest das nächste Mal besser aufpassen bevor du um eine Ecke biegst.“ Mit diesen Worten wand sich der Blondhaarige um und folgte Ricky.

Verwirrt sah Randy den beiden nach. Was war denn das gerade gewesen? Normalerweise war es um einiges schwieriger Ricky zu beruhigen, das hatte er schon oft bemerkt. Was hatte Lance ihm bloß ins Ohr geflüstert? Seine Armbanduhr piepste und riss Randy aus seinen Überlegungen. Rasch wand er sich um und schaffte es gerade noch vor dem Lehrer ihren Kursraum zu erreichen.
 

Schweigend folgte Lance Ricky und wartete darauf, dass er das Wort ergriff. Er wusste aus Erfahrung, dass sein um ein Jahr älterer Freund etwas länger brauchte wenn seine Wut kein Ventil fand. Doch es war besser wenn er einige Zeit vor sich hin grummelte anstatt diesen Jungen zu verprügeln. Das hätte nur wieder Ärger gegeben, den Ricky sich nicht leisten konnte. Zur Zeit hatte er sowieso die Aufmerksamkeit des gesamten Lehrpersonals, nur weil er letzte Woche einen jüngeren Schüler verprügelt hatte, der zufällig in seiner Nähe über ihn gelästert hatte.

„Stimmt das wirklich?“ Ruckartig blieb Ricky stehen und wand sich zu seinem Zimmerkameraden um.

„Was denn?“ Gelassen ging Lance weiter und blieb erst neben Ricky stehen. Er wusste genau was sein Freund meinte, doch wollte er es ihm nicht ganz so leicht machen.

„Du weißt ganz genau was ich meine Lance.“

„Ach ja? Was meinst du denn?“ Lächelnd wand er den Kopf in Rickys Richtung. Amüsiert bemerkte er, dass dieser sein Temperament nur mühsam unter Kontrolle halten konnte. Er hasste solche Antworten, aber er musste lernen, dass er sich ab und zu gedulden musste.

„Was du mir über diesen Knilch gesagt hast.“ In Rickys Stimme schwang ein gefährlicher Unterton mit und jeder der bei halbwegs klaren Verstand war würde ihm jetzt alles sagen was er wusste.

Doch Lance hatte keine Angst vor ihm, da er genau wusste, dass er ihm nichts tun würde. Stattdessen blinzelte er nur gespielt verwirrt. „Knilch? Welchen meinst du? Ich habe nur einen Jungen gesehen, der aus Versehen einen Unfall hatte.“

„Lance.“ Die Art wie Ricky den Namen seines Freundes aussprach machte deutlich, dass seine Geduld bald am Ende war.

Seufzend schüttelte dieser den Kopf. „Oh man Ricky. Du solltest schön langsam lernen dein Temperament unter Kontrolle zu bringen. Was glaubst du?“

Nun war es an dem 19 jährigen seinen Freund verwirrt anzusehen.

„Glaubst du, dass es stimmt oder nicht?“

„Das frage ich ja dich.“

Lances Grinsen wurde breiter als er den verärgerten Unterton in der Stimme seines Freundes wahrnahm. „Es ist wahr oder würde ich dich jemals anlügen?“ Er tat es in gerade diesem Moment, doch es war besser für den Kleinen wenn Ricky das nie herausfand. So war er wenigstens vor seinem Zorn geschützt, egal was er noch anstellen würde.

Ricky verzog das Gesicht, so als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Er hat einen abscheulichen Geschmack.“

Lance machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das kann sein, doch er findet ihn nun mal niedlich und wenn du mich fragst, dann kann ich ihn verstehen. Ich würde ihn auch nicht links liegen lassen.“ Gerade als Ricky auffahren wollte schlang Lance die Arme um seinen Hals. „Du bleibst natürlich meine Nummer eins, das ist doch klar.“

Gereizt befreite sich der Ältere aus Lances Umarmung. „Ach lass mich doch in Ruhe.“

„Du verstehst auch wirklich gar keinen Spaß.“ Lance setzte eine gekränkte Miene auf, bei der jeder sofort sehen konnte, dass er nicht wirklich verletzt war.

„Hör auf mit deinen dummen Späßen, dann könnte ich vielleicht Humor entwickeln. Ich muss jetzt los.“ Damit wand sich Ricky um und bog in einen der verschiedenen Seitengänge ein.

Lance seufzte und schüttelte den Kopf, doch auch das konnte sein amüsiertes Lächeln nicht vertreiben. Ricky hatte wirklich keinen Funken Humor. Zumindest nicht wenn es um seinen Partner ging. Wenn er nicht so eifersüchtig wäre, dann würde es ihn wohl etwas stören. Immerhin wollte er das Gefühl haben, dass sein Partner Interesse an ihm fand.

Das Piepsen seines Pagers erinnerte ihn daran, dass er zu einer wichtigen Sitzung, des Schülerrats musste. Sein Stellvertreter sorgte jedes Mal dafür, dass er bloß kein Treffen versäumte und wenn er ihn dafür tausendmal anrufen musste.

Kapitel 2

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 2/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Wie gesagt es wird daran gearbeitet.^^
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Das war also das allseits angesehene Jungeninternat, das sein Vater so rühmte. Es unterschied sich in nichts von den anderen Schulen, die er in den letzten 13 Jahren besucht hatte. Aufmerksam musterten seine Augen die Mauern, die das Grundstück umgaben. Glaubten die Leute wirklich, dass man die schlecht getarnten Videokameras nicht bemerkte? Egal, das war ja nicht gerade ein Nachteil.

Lächelnd stieg er wieder in das Auto und gab dem Fahrer das Zeichen weiterzufahren. Das große schmiedeeiserne Tor, das die lächerliche Aufgabe hatte ihn hier festzuhalten schloss sich hinter der Limousine. Das Internat und die Schule waren zwei ältere Gebäude die durch eine modern angelegte Gartenanlage miteinander verbunden waren. Es sah alles so lächerlich aus.

Die Limousine hielt vor einer breiten Treppe, die man sonst eigentlich nur bei älteren Landhäusern in Europa fand. Etwas anderes war diese Schule ja nicht nur ein umgebauter Landsitz, eines nach Amerika ausgewanderten europäischen Adeligen, in der tiefsten Provinz. Er hatte sich über diese Schule informiert und wusste so gut wie alles über sie. Genauso wie er sich über alle anderen Internate und Schulen informiert hatte, auf die ihn sein Vater geschickt hatte. Seufzend stieg der Schwarzhaarige aus und sah dem älteren Mann entgegen, der lächelnd auf ihn zukam. Wenn er die Bilder noch richtig in Erinnerung hatte, war das der Schulleiter, der da so tat als würde er sich freuen ihn zu sehen. Interessiert musterte er den älteren Mann als dieser vor ihm stehen blieb und ihm die Hand reichte.

„Ich nehme an sie sind Mr. Vile? Mein Name ist Fenders ich bin hier der Schulleiter.“

Der 19 jährige ergriff die Hand des Schulleiters und nickte. „Sie nehmen richtig an. Ich bin Sean Vile.“ Sein Gegenüber tat so als würde er heute noch eine Menge anderer reicher Söhne erwarten.

„Ich hoffe sie hatten eine angenehme Reise. Die Straßen sind nicht ganz so gut wie man es erwarten könnte.“

Gelangweilt winkte Sean ab. „Ich bin schlimmere Straßen gewohnt. In Brasilien gibt es hauptsächlich nur Trampelpfade.“

Der älter Mann nickte verständnisvoll und führte den Jungen nun die Treppen hinauf in eine riesige Eingangshalle. Die Wände waren mit Ebenholz verkleidet und der Boden bestand aus schwarz-weißen Quadraten aus Marmor. Eine Treppe führte in ein höher gelegenes Stockwerk und Sean konnte zwei Türen an der linken Seite erkennen, Neben der Treppe stand ein blondhaariger Junge und schien auf sie zu warten. Sean schätzte, dass er ungefähr im gleichen Alter wie er selbst sein müsste. Seine Kleidung schien ihm wie angegossen zu passen und seine grauen Augen ließen eine gewisse Neugier erkennen.

Vor dem Jungen blieb Mr. Fenders stehen. „Das ist Mr. Caleres der Schulsprecher. Er wird ihnen alles erklären und sie auch herumführen, damit sie sich etwas einleben können. Wenn sie mich entschuldigen würden. Ich habe noch einiges zu erledigen.“ Damit wand sich der ältere Mann um und verlies die Halle durch eine der Türen.

Der Blondhaarige sah dem Schulleiter nach und lächelte als er den Raum verlies. Dann streckte er dem Neuankömmling freundlich die Hand entgegen. „Mein Name ist Daniel Caleres, aber Daniel reicht vollkommen.“

Lächelnd ergriff Sean die Hand und erwiderte seinen Gruß. Er mochte die Art des Jungen sofort. Dort wo er herkam war falsche Freundlichkeit an der Tagesordnung, so das er sich über jedes ehrlich gemeinte Wort freute. „Mein Name Sean Vile. Doch ziehe ich Sean vor.“

„Natürlich. Ich denke wir fangen mit dem Internatsteil an, dann kannst du auch gleich dein Zimmer begutachten. Die meisten Schüler leben in kleinen Wohnungen mit zwei weiteren Mitschülern. Allerdings kann man natürlich auch zu zweit oder alleine wohnen. Aber da du ja noch niemanden kennst glaube ich, dass ein Einzelzimmer besser ist.“

Sean nickte stumm. Er kannte die Anlage schon in und auswendig, doch das musste er ja nicht gleich jeden wissen lassen.

Daniel führte ihn die Treppe hinauf, an dessen oberen Ende sich ein langer Flur erstreckte. „Hier beginnt das Internat. In diesem Teil befinden sich die Einzelzimmer.“ Er führte den Brasilianer zu einer der vielen Türen und öffnete sie. „Tja und das hier ist deines. Später wird natürlich noch ein Schild mit deinem Namen angebracht, doch wir wussten nicht ob es deinen Geschmack trifft.“

Sean trat ein und musterte das Zimmer kritisch. Die Einrichtung bestand aus einem breiten Bett, einem Kasten und einem großen Schreibtisch, vor dem ein schon etwas abgenutzter Ledersessel stand. Durch ein Fenster neben dem Kasten fiel nur wenig Licht herein, da sein Zimmer an der Nordseite lag. Es gab noch eine Tür die in das Bad führte, in dem sich wie Sean nach einem kurzen Blick feststellte auch das WC befand. Nein, dieses Zimmer war eindeutig nicht sein Geschmack.

Der Junge neben ihm lächelte wissend, so als könne er Seans Gedanken lesen. „Es ist nicht gerade ein eindrucksvolles Zimmer nicht? Doch es ist eigentlich nur eine Übergangslösung, da die meisten Schüler wie gesagt bald mit anderen zusammenziehen.“

„Und wie viele Schüler gibt es, die wie ich ein Einzelzimmer belegen?“ Der Schwarzhaarige seufzte bei dieser Frage schwer. Er war eigentlich ein Einzelgänger und verstand sich nicht so gut mit anderen Menschen. Doch um aus diesem Zimmer zu kommen, das eher die Bezeichnung Gefängniszelle verdiente, würde er sogar mit anderen Jugendlichen auskommen.

„Tja du bist zur Zeit der Einzige.“ Der Jüngere verdrehte die Augen und Daniel legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Zum Glück gibt es eine Menge Schüler, denen noch ein Mitbewohner fehlt. Der Internatsleiter hat bestimmt eine Liste, auch kann er dir die genauen Regeln erklären, die im Internat gelten. Ich bin da nicht so bewandert.“

„Sollte man als Schülersprecher nicht eigentlich alle Regeln genau kennen und befolgen.“ Sean grinste und warf ihm einen kurzen Blick zu.

„Das stimmt, doch wenn ein Internat wie dieses hier nur aus Regeln besteht, fällt es schwer sich alle zu merken. Der Internatsleiter wird dir da sicher besser helfen können. Obwohl …“ Daniel legte nachdenklich den Kopf zur Seite und schüttelte ihn dann. „Nein, ich denke, das nicht einmal er alle Regeln auswendig kennt. Geschweige denn befolgt.“

„Wer tut das schon.“ Sean verließ das Zimmer und schlenderte den Gang entlang. Er wollte nicht mehr Zeit in diesem Zimmer verbringen als nötig.

Daniel folgte ihm schweigend nur ab und zu den Zweck eines Raumes erklärend, der für alle zugänglich war.

„Mit wem teilst du dir eigentlich die Wohnung?“

Erstaunt hob Daniel den Kopf und sah Sean an. „Ich? Ich teile mir die Wohnung mit meinem Bruder und einem Freund.“

„Oh, na dann bist du ja schon fest vergeben.“

Verdutzt sah Daniel den Jüngeren an und lachte dann. „Ja, so kann man das auch sagen.“ Er führten den Brasilianer durch den Garten zu dem Schulgebäude. Sobald sie es betreten hatten, war es auf einmal gar nicht mehr so ruhig wie im Internat. Sean sah sich verwundert um. Schüler liefen hier kreuz und quer durch die Gänge, in Gruppen wurde geredet und gelacht und in einer Ecke konnte er sogar zwei Jungs heftig diskutieren sehen.

„Wir haben hier gerade Rushhour wie mir scheint.“ Der Blondhaarige warf einen Blick auf die Uhr und nickte. „Mittagspause.“ Dann entdeckte er die beiden Jungs in der Ecke und wand den Kopf in die andere Richtung. Sean folgte seinem Blick und erkannte einen Lehrer, der die beiden aufmerksam musterte um im Falle einer Schlägerei sofort dazwischen zu gehen. Zumindest dachte er das.

„Oh nein.“ Er bemerkte, das Daniel die Augen verdrehte. „Warte hier bitte einen Moment.“ Rasch bahnte er sich einen Weg zu den beiden Jungs und begann ebenso heftig wie die Beiden vorhin auf diese einzureden.

Der andere blondhaarige Junge seufzte und sah wie hilfesuchend gen Himmel, während der Andere wirklich betreten wirkte.

Nach einigen Minuten wand sich Daniel um und kam wieder zu ihm zurück, der Blondhaarige folgte ihm. „Bitte entschuldige die Unterbrechung.“ Mit einer beiläufigen Handbewegung deutete er auf den Jungen, der ihm gefolgt war. „Wenn ich dir meinen Bruder David vorstellen darf.“ Dann wand er sich David zu. „Das ist Sean. Er ist heute angekommen.“

David hob grüßend die Hand. „Hi.“

Sean erwiderte den Gruß nicht und musterte den Jungen stattdessen. Er wirkte etwas jünger als Daniel und auch etwas temperamentvoller. In seinen rehbraunen Augen, die sich von Daniels grauen unterschieden, funkelte es fröhlich.

Das war also Daniels Bruder. Sie ähnelten sich anscheinend nur ihm Aussehen. Irgendwie hatte er das Gefühl dieser Junge könnte ihm viel Ärger machen wenn er sich mit ihm abgab. Er schenkte David ein freundliches aber ebenso nichts sagendes Lächeln. „So du bist also derjenige, der meine Flucht aus diesem Loch, das sie Zimmer nennen vereitelt.“

David warf ihm nur einen fragenden Blick zu und Daniel legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Das erkläre ich dir später mal.“

Der Blondhaarige nickte und warf einen Blick zur Tür durch die er und Daniel gerade die Halle betreten hatten.

„Wenn ihr mich entschuldigen würdet ich müsste da noch etwas klären.“ Er grinste seinen Bruder vergnügt an. „Und keine Sorge ich werde darauf achten das es keinen Ärger gibt.“ Mit diesem Worten wand er sich um und verließ das Gebäude.

Daniel seufzte und sah sich in der Halle um. „Er hätte mir wenigstens noch sagen können wo ich Lance finde.“

„Und wer ist Lance?“

„Derjenige, der dir eine Fluchtmöglichkeit aus deinem Loch vorschlagen könnte.“ In den Augen des Amerikaners blitzte es kurz auf als hätten sie etwas entdeckt. „Da ist er ja. Komm mit.“

Sean folgte Daniel als dieser ihn geschickt durch die immer dichter werdende Masse von Schülern lotste. Einen Schritt hinter einem blondhaarigen Jungen blieb er stehen und wartete. Sean sah ihn fragend an, doch Daniel deutete ihm mit der Hand abzuwarten.

Der Junge beendete seine Unterhaltung murmelte noch einige Worte auf Italienisch, wie Sean sofort erkannte und wand ihnen seine Aufmerksamkeit zu.

„Daniel wie schön dich zu sehen wir haben uns ja schon seit … oh einer Stunde nicht mehr gesehen.“ Die Stimme ihres Gegenübers war nicht spöttisch und doch merkte Sean sofort, dass es ihn keineswegs freute Daniel zu sehen.

„Okay was ist los?“ Der Blick des Jungen wurde ernst.

„Ich wollte dir nur einen neuen Schüler vorstellen. Du erinnerst dich doch noch oder? Wir haben heute darüber gesprochen.“

Der Blondhaarige musterte Sean, als hätte er ihn gerade erst bemerkt. „Ach ja. Entschuldige, aber du weißt, dass ich deinen Vorträgen meistens nur mit einem Ohr zuhöre.“ Er streckte Sean eine Hand hin und von einem Moment auf den anderen legte sich ein strahlendes Lächeln auf seine Lippen. „Willkommen. Mein Name ist Lance ich bin hier der Internatsleiter.“

Obwohl Sean sehr gut zwischen Falschheit und Wahrheit unterscheiden konnte, gelang es ihm nicht in Lances Lächeln auch nur einen Funken Falschheit zu finden. „Mein Name ist Sean.“ Er ergriff die angebotene Hand.

„Ein schöner Name.“ Lance musterte ihn kurz aber eingehend. „Lass mich raten Südamerikaner?“

„Richtig. Brasilianer um genau zu sein.“ Der Italiener war ihm zwar nicht auf Anhieb so sympathisch wie Daniel, doch er hatte auch nichts an sich das ihn abstieß.

„Also ich bin sicher Lance kann dir bei deinem Problem helfen. Ich muss leider in den Unterricht. Wenn du noch Fragen hast Lance weiß wo ich wohne.“ Damit klopfte er Sean noch einmal aufmunternd auf die Schulter und wand sich um. Fast augenblicklich war er in der Schülermenge verschwunden.

„Da geht er hin und die Arbeit bleibt bei mir.“ Seufzend wand sich der Blondhaarige wieder Sean zu. „Er sprach von einem Problem?“

Er nickte. „Mein Zimmer.“

„Ah ja. Aber das ist nur eine Notlösung bis du dich eingewöhnt und Freunde gefunden hast. Dann kannst du bei denen einziehen vorausgesetzt sie haben ein Zimmer frei und nichts dagegen.“

„Ich habe Daniel schon gefragt, aber er sagte seine Wohnung sei schon voll.“ Sean seufzte resigniert.

„Das stimmt und ich wüsste auch keinen bei dem ich einen Neuling so einfach unterbringen könnte.“ Er runzelte nachdenklich die Stirn und murmelte gedankenverloren einige Namen bevor er wieder den Kopf schüttelte. „Nein keiner dem ich weit genug trauen könnte. Nicht einmal bei mir.“

„Oh.“ Sean lächelte. „Heißt das du traust dir selbst nicht genug um mir Unterschlupf zu gewähren?“

„Mir schon. Allerdings bereitet mir mein Mitbewohner einige Sorgen.“ Lance seufzte genervt.

Sean hatte das Gefühl er hätte über dieses Thema schon genug geredet. Doch er hütete sich dem Italiener eine diesbezügliche Frage zu stellen.

Einige Sekunden später lächelte Lance wieder, so als wäre nichts gewesen. „Also dann mache ich dich einmal mit den Regeln bekannt. Ich hoffe du hast die nächsten fünf Stunden nichts vor.“

Sean verdrehte die Augen und hoffte das der Blondhaarige das nicht ernst meinte. Dann nickte er zaghaft.
 

Suchend ging Ricky durch die Gänge der Schule. Man hatte ihm gesagt, dass Lance hier irgendwo sein musste und er brauchte ihn jetzt wirklich. Nicht wegen schulischer oder das Internat betreffender Fragen sondern einfach um Druck abzulassen. Entweder das oder er musste etwas zusammenschlagen, am besten das Gesicht dieses aufgeblasenen, eingebildeten Vatersöhnchens. Hier schien sich jeder mit etwas Geld auf dem Konto seines Vaters für etwas besseres zu halten.

Schön er war auch nur wegen seines Vaters auf dieser Schule, aber bestimmt nicht freiwillig. Nein, seine Familie hatte nur einfach keine Zeit sich um ihren jüngsten Sprössling zu kümmern, aber alleine konnte man den jungen Sohn ja nicht in New York lassen. Komisch das sie darauf erst nach 14 Jahren, sieben polizeilichen Verhaftungen und zehn verzweifelten Psychiatern kamen. Konnte er etwas dafür, dass er nicht so ein Mustersöhnchen wie sein Bruder war? Ihm lag es einfach nicht tagelang daheim zu bleiben und trockene Informationen zu verschlingen. Er brauchte Abwechslung und Aufregung, sein Temperament ließ sich eben nicht so einfach zügeln.

Zwei Schüler kamen ihm in ein Gespräch vertieft entgegen, aber als sie sein Gesicht sahen verstummten sie und senkten ängstlich ihren Blick. Es war ihm egal. Jeder hier hatte Angst vor ihm und das berechtigt. Allein schon sein Familienname reichte um allen einen gehörigen Respekt einzuflössen. Die Shanes gehörten zu den reichsten Familien Amerikas. Ihr Einfluss erstreckte sich bis in die höchsten Kreise.

Doch das war nicht der Grund warum ihm hier jeder aus dem Weg ging. Sein Temperament war berüchtigt und es gab nur wenige, die von sich behaupten konnten eine Begegnung mit ihm ungeschoren überlebt zu haben. Einen davon suchte er jetzt.

Er bog um eine Ecke und sah ihn endlich. Lance war in ein Gespräch mit einem ihm unbekannten Jungen vertieft. „Lance verdammt was machst du? Ich hab dich schon überall gesucht.“

Der Italiener drehte sich erschrocken zu ihm um bevor er ihn beruhigend anlächelte. „Ricky.“ Er warf einen Blick auf die Uhr. „Solltest du nicht in deiner Vorlesung sein? Sogar schon seit zehn Minuten.“

Der Amerikaner machte eine wegwerfende Handbewegung. „Vergiss es. Das meiste ist mir sowieso schon bekannt.“ Er grinste breit.

Lance sah ihn streng an. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dir nicht noch mehr Schnitzer leisten kannst.“ Er trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Wange. „Ich will nicht, dass du von der Schule fliegst begreifst du das denn nicht?“

„Keine Angst. Sollte ich gefährdet sein zückt Daddy sein Scheckbuch und alles ist wieder beim Alten.“ Seine Stimme troff vor Sarkasmus. Klar seine Eltern würden alles wieder richten damit er nur hier bleiben konnte. Ansonsten müssten sie sich ja wieder um ihn kümmern und das würde ihren wohlgeordneten Terminplan durcheinander werfen.

„Hör auf damit.“ Lance sah ihn nun erbost an. „Du weißt genau, dass ich so etwas nicht hören will. Du kannst dich in Selbstmitleid wälzen wenn ich nicht dabei bin.“

„Na entschuldige, aber es kann eben nicht jeder aus so einer tollen Familie wie du kommen.“ Ricky spürte wie die Hand des Italieners, die noch immer an seiner Wange lag zu zittern begann. Sanft legte er seine eigene Hand darauf und führte Lances Hand zu seinem Mund. „Verzeih. Ich bin so ein Idiot.“ Er küsste die Hand des Italieners. Warum hatte er das nur gesagt? Wo er doch ganz genau wusste, dass auch in Lances Familie nicht alles so rosig war. Vielleicht sogar schlimmer als bei ihm. Immerhin war er nur abgeschoben worden. Lance war hier um ihn in Sicherheit zu wissen, mit fünf älteren Brüdern war die Erbfolge immer ein Problem. Noch dazu wo jeder einzelne von ihnen mehr Geld verbrauchte als sie einnahmen. Zumindest hatte Lance es so ähnlich geschildert.

„Das stimmt.“ Lance schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Aber da du dich so nett entschuldigst werde ich noch einmal darüber hinwegsehen.“

Ein leises Räuspern neben ihnen hielt Ricky von einer Erwiderung ab. Verwirrt warf er dem Jungen neben ihnen einen Blick zu. Er hatte ihn gar nicht bemerkt was eigentlich unmöglich war, da er sonst immer darauf achtete keinen in der Nähe zu haben wenn er Lance traf.

„Ach ja. Darf ich dir Sean vorstellen, er ist seit heute an unserer Schule. Ich bin gerade dabei ihm alles zu zeigen.“

Ricky lies Lances Hand los und musterte den fremden Jungen. Eines war sicher, er war weder ein Europäer noch ein Amerikaner. Er schätzte, dass er eher aus Südamerika stammt und ungefähr in seinem Alter war. Was ihn allerdings an diesem Jungen faszinierte waren seine eisblauen Augen, die einen Stolz erkennen ließen der seinem glich. Er streckte ihm die Hand hin. „Na dann Sean. Willkommen in der Hölle.“

Lance stieß ihm mit den Ellbogen in die Rippen, doch Sean ergriff seine Hand ohne zu zögern. „Diese Bezeichnung scheint mir für diesen Ort vielleicht etwas übertrieben, aber nahe daran.“ Er lächelte ihm freundlich zu.

Der Braunhaarige fand den Anderen auf Anhieb sympathisch, etwas das bei ihm nicht oft vorkam. „Hm. Du scheinst ganz okay zu sein.“ Er grinste und zog seine Hand wieder zurück.

Lance musterte ihn erstaunt lächelte dann aber, bis ihm etwas einzufallen schien. „Warum bist du eigentlich nicht in deiner Vorlesung und suchst mich stattdessen?“

Ach ja er hatte ihn ja gesucht. Ricky hatte über den Neuen beinahe den Grund seines Ärgers vergessen. „Leroy.“ Dieser Name sagte schon alles.

Leroy Kalres sein erklärter Erzfeind und Kapitän des Basketballteams der Schule. Sohn eines angesehen Politikers und aufgrund dieser Stellung ziemlich arrogant. Und wenn es etwas gab, dass Ricky nicht leiden konnte, dann war es Arroganz. Er selbst bediente sich nie dieser Eigenschaft, die allen hochgestellten Persönlichkeiten zu eigen war. Wenn er eine Person nicht mochte, dann sagte er es ihm ungeschminkt und gab es ihm nicht mit zuckersüßen Sticheleien oder hochmütigen Angebereien zu verstehen. Leroy hingegen schien diese Eigenschaft gepachtet zu haben und setzte sie bevorzugt gegen ihn ein. Weil er genau wusste wie nah Ricky einem Rausschmiss war. Der aufgrund seines Vaters allerdings nur kurz dauern würde.

Lance seufzte. „Lass ihn. Ich hab dir schon oft gesagt, das du dich von ihm fernhalten sollst. Hörst du eigentlich nie auf mich?“

„Kann ich etwas dafür, dass er mir auf dem Flur über den Weg rennt? Entschuldige aber es ist nicht meine Schuld, dass wir im selben Stockwerk wohnen.“ Erbost verschränkte er die die Arme vor der Brust.

„Schon gut.“ Lance hob abwehrend die Hände. „Gut was wars denn diesmal?“

„Nichts Neues nur wieder die üblichen hochmütigen Kommentare. Ich hätte ihm beinnahe eine verpasst.“

„Und wärst von der Schule geflogen.“ Kopfschüttelnd sah der Italiener wieder auf Sean. „Ach ja bevor ich es vergesse. Da ihr Beide euch so gut versteht, was hältst du davon wenn Sean zu uns zieht?“

„Zu uns?“ Ricky sah den Schwarzhaarigen zweifelnd an. Gut er mochte ihn, aber so sehr, dass er ihn bei sich aufnahm? Eigentlich war er ganz zufrieden alleine mit Lance zu leben.

„Ja genau er hat noch keine Freunde, will aber unbedingt aus diesem Loch raus. Ich kenne allerdings keinen dem ich so einfach einen Neuen ins Appartement stecken will.“

„Aber bei uns?“ Ihm gefiel der Gedanke nicht so recht. Allerdings konnte er Sean ziemlich gut verstehen. Das Loch wie sie die Erstunterkunft nannten war auch nicht so ganz komfortabel. Schlussendlich zuckte er nur mit den Schultern. „Macht was ihr wollt. Allerdings habe ich nicht vor mich irgendwie einzuschränken, sollte er zu uns ziehen. Ich muss dann mal los. Mein Filmkurs hat schon angefangen.“ Damit machte er sich auf den Weg zu seinem Vortragssaal. Lance würde das sicher regeln, dessen war er sich sicher. Seine Zustimmung hatte er gar nicht gebraucht, denn er machte immer nur das was ihm passte. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er schon um zwanzig Minuten zu spät war und das bei seinem Lieblingskurs. Denn das war der einzige Kurs den er seinen Neigungen entsprechend belegt hatte. Alle anderen Studienfächer waren ihm von seinen Eltern aufgedrängt worden. Management und Informationstechnik, als ob er jemals die elterliche Firma übernehmen würde. Wofür hatten sie denn ihren Vorzeigesohn? Der machte das schon.

Er öffnete die Tür des Saals und warf dem Lehrer einen warnenden Blick zu um jede Ermahnung schon im Keim zu ersticken. Noch ein Punkt bei dem ihm sein Name behilflich war. Keiner der Lehrer wagte es ihn zu maßregeln aus Ehrfurcht vor seiner Familie.

David ein kurzes Nicken zuwerfend setzte er sich auf seinen Platz und folgte dem Vortrag des Lehrers.
 

Gähnend verließ Randy den Vortragssaal. Nicht das der Unterricht langweilig gewesen war, nein der Vortragende versuchte wirklich den Stoff jedem verständlich zu machen, aber er war einfach zu fertig. Ab und an hatte mal kurze Wachphasen in denen er den Unterricht bewusst mitbekam, aber die meiste Zeit verbrachte er in einer Art Dämmerzustand. Diese Träume machten schön langsam nicht nur seiner Psyche zu schaffen. Wenn das so weiter ging würde er zum letzten Mittel greifen müssen. Obwohl er es verabscheute wegen jeder Kleinigkeit Tabletten einzunehmen, eigentlich eine ungewöhnliche Einstellung für den Sohn eines Arztes, diesmal würde er Schlaftabletten benutzen. Er wollte nur eine Nacht wieder durchschlafen ohne schweißgebadet aufzuwachen.

„Randy!“ David blieb keuchend neben ihm stehen. Anscheinend war er eine lange Strecke gelaufen was ihn allerdings nicht daran hinderte fröhlich zu grinsen. Er musterte ihn kurz bevor er seinen Blick wieder auf den Flur richtete. „Wenn du mir die Bemerkung erlaubst, du siehst Scheiße aus.“

„Das weiß ich selber.“ Randy seufzte und rieb sich die Augen. „Wenn ich könnte würde ich auf der Stelle einschlafen, aber ich habe Angst davor, denn dann träume ich bestimmt wieder.“

„Das ist schlimm. Ich verstehe nur nicht warum du dich dann so vehement gegen Schlafmittel wehrst. Das ist doch kein Zustand mehr.“

Randy lächelte leicht. „Weißt du ich sehe das nicht mehr so verbohrt. Ich wäre dir sehr dankbar wenn du mir heute etwas aus deinem Vorrat geben könntest.“ Er wusste genau, das David und Daniel für jede Art von Krankheit ein passendes Mittel dabei hatten und David hatte ihm schon vor Wochen ein Schlafmittel angeboten. Nun würde er es annehmen schon alleine weil er die Nachtruhe seiner Mitbewohner nicht länger stören wollte.

„Gerne. Daniel wird dir bestimmt eines geben. Hast du noch irgendwelche Kurse heute?“ „Nein. Obwohl ich eigentlich noch zu meinem Schwimmkurs müsste, aber ich bin einfach zu fertig dafür.“

Noch so eine Eigenart dieser Schule. Jeder Schüler musste zumindest einer sportlichen Betätigung nach gehen und ein Musikinstrument lernen. Um Körper und Geist in Übung zu halten wie ihr Direktor immer meinte.

„Okay. Ich denke mal dein Trainer wird’s verstehen, immerhin will ja keiner das du plötzlich ertrinkst.“ David kicherte bei dieser Vorstellung. „Also ich muss dann mal zum Baseballtraining. Wenn ich noch mal zu spät komme killt mich mein Trainer.“ Er verzog schmerzvoll das Gesicht lächelte aber gleich wieder und bog in einen anderen Flur ein.

Randy erwiderte sein Lächeln und setzte seinen Weg fort. Er konnte an nichts anderes mehr denken als an sein Bett und eine kleine runde Tablette die ihm hoffentlich eine ruhige Nacht bescheren würde. Bis er jedoch Daniel danach fragen konnte dauerte es noch, denn seinem Stundplan zufolge musste er heute Nachmittag zum Rudern und er wollte nicht ungefragt in den Sachen seines Mitbewohners herumkramen. Das gehörte sich einfach nicht.

Die Haustür ihres Appartements aufsperrend grübelte er darüber nach wie er sich die Zeit vertreiben konnte. Er legte seinen Block wieder auf das Regal und ging in sein Zimmer. Dort drehte er den Computer auf und öffnete das Internet. Seine Eltern hatten schon lange keine Antwort mehr von ihm bekommen.

Kapitel 3

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 3/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 


 

Gelangweilt sah der Schwarzhaarige den anderen Schülern auf dem Basketballplatz zu. Normalerweise amüsierten ihn ja deren Versuche so etwas wie Basketball zu spielen, aber heute konnte er dem einfach keinen Reiz abgewinnen. Gut, er konnte von ihnen nicht erwarten, das sie auch nur annähernd auf sein Level kamen, aber sie konnten es doch zumindest versuchen.

An solchen Tagen wie heute ließ er das Training normalerweise sein und ging in sein Zimmer zurück, doch sein verrückter Mitbewohner wurde in letzter Zeit immer bescheuerter. Egal was er machte, der Kerl nahm ihn einfach nicht ernst und das war etwas das Leroy mehr störte als alles andere. Was bildete der sich eigentlich ein? Immerhin war sein Vater ein angesehener Politiker und nicht irgend so ein dahergelaufener Neureicher wie dessen Vater. Zumindest den Informationen nach die er gesammelt hatte auch wenn diese nicht sehr aufschlussreich gewesen waren.

Er warf einen Blick zum Tenniscourt hinüber, der direkt neben ihrem Platz lag, doch heute war dort auch kein interessantes Spiel. Ein kurzer Blick zum Baseballplatz links von ihnen und zur Laufbahn direkt vor ihm brachte auch kein besseres Ergebnis. Die Sportplätze waren hier so eng aneinandergereiht, das man kaum Platz zum spielen hatte, aber das ging ja noch. Richtig schlimm wurde es ihm Winter wenn man sich um die Sporthallen regelrecht prügelte. Dafür das man an dieser Schule sehr viel Wert auf Sport legte war der Platz zur Ausübung sehr knapp bemessen.

Eine bekannte Person, die sich vom Schulgebäude her näherte, erregte plötzlich seine Aufmerksamkeit. Sofort stieg seine Laune wieder um einige Grade. Lance kam ihm gerade Recht um seine Langeweile zu vertreiben, selbst wenn er wieder nur sein Schoßhündchen verteidigte. „Sieh mal einer an was treibt denn unseren Internatsleiter hierher?“ Ein spöttisches Lächeln legte sich schon fast automatisch auf seine Lippen.

Lance erwiderte seinen Blick ruhig und ließ sich auch durch seine herablassende Art nicht verunsichern, dafür kannten sie sich schon zulange. „Ich erkläre Sean hier gerade wie das mit den Clubs aussieht. Sean, das ist Leroy der Kapitän des Basketballteams.“

Leroy maß den Schwarzhaarigen kurz und wand sich dann wieder dem Italiener zu. Was interessierte ihn irgend so ein Neuer? „Hör zu ich habe sowieso etwas mit dir zu klären Lance.“

„Und das wäre?“ Die Stimme des Blondhaarigen klang nun eher gelangweilt.

„Das weißt du genau. Ich rede von meinem Mitbewohner, ich will ihn loswerden.“

Lance seufzte. „Tja dann hättest du es dir eben nicht mit all deinen anderen Freunden verscherzen sollen. Es ist nicht meine Schuld, das keiner mehr mit dir zusammenleben will und ich werde dir aus diesem Grund kein Einzelzimmer geben. Obwohl …“ Er warf einen kurzen Blick auf Sean und lächelte. „… ich bin mir sicher Sean überlässt dir sicher gern das Loch und tauscht mit dir.“

Der Brasilianer lächelte leicht belustigt. „Natürlich mit Vergnügen.“

Leroy hatte schon nicht gefallen wie Lance das Wort Freunde betont hatte, doch sein Vorschlag war der Gipfel der Frechheit. Ihm anzubieten in das Loch zu ziehen. Ihm! Doch er wäre nicht der Sohn seines Vaters, wenn er nicht gelernt hätte seine Gefühle zu unterdrücken. So hob er nur zweifelnd eine Augenbraue. „So leid es mir tut ich muss deinen Vorschlag leider ablehnen. Allerdings werde ich dieses Thema bei der nächsten Schulversammlung zur Rede bringen.“

„Tu was du nicht lassen kannst. Ich hoffe du vergisst nicht einen entsprechenden Antrag auszufüllen.“ Der Italiener machte eine wegwerfende Handbewegung. „Egal. Ich werde Sean dann die etwas interessanteren Sportarten zeigen.“

Leroy gab ein abfälliges Geräusch von sich. „Ich weiß nicht was an einem Sport interessant sein soll bei dem zehn Jungs einem Ball nachrennen und es doch nicht schaffen ihn in einen viel zu großen Kasten zu schießen.“

Lance wand sich ihm noch einmal mit einem freundlichen Lächeln zu. „Es ist genauso interessant wie ein Spiel bei dem Jungs einem Ball nachrennen und versuchen ihn in ein kleines Loch zu schießen. Wenn ich mir die Jungs allerdings so ansehe…“ Er lies seinen Blick ausgiebig über Leroy und dann schneller über die anderen Jungs am Spielfeld und daneben gleiten. „… ist das wohl auch das einzige bei dem sie einlochen können.“ Noch immer lächelnd wand er sich um und ging. Gefolgt von dem Neuen, der amüsiert lächelte.

Leroy sah ihn einen Moment ungläubig nach, bevor seine antrainierte Gleichgültigkeit wieder die Oberhand bekam. Allerdings nur äußerlich, innerlich kochte er vor Wut anhand dieser Frechheit. Dieser kleine Möchtegernreiche glaubte wohl nur weil seine Familie etwas Geld hatte konnte er sich alles erlauben. Nicht nur das er ihn beleidigt hatte, nein er hatte seine ganze Mannschaft beleidigt was ihn als Kapitän natürlich noch einmal traf. Dieser kleinen Ratte würde er noch eine Lektion erteilen müssen, damit er merkte wo sein Platz war und davor würde ihn nicht einmal sein Schoßhündchen beschützen können. Er hatte zwar noch keine Ahnung wie er so etwas bewerkstelligen sollte, aber es würde sich schon eine Gelegenheit ergeben, da machte er sich keine Sorgen. Bis jetzt hatte er sich noch an jedem gerächt, der es gewagt hatte ihn zu beleidigen.

Er stieß einen kurzen Pfiff aus und einige Jungs auf dem Spielfeld zuckten zusammen, da sie wussten was das bedeutete. Das Spiel erlahmte und kam schließlich ganz zum stehen, als die Jungs ihn ansahen.

Fordernd streckte er die Hände nach dem Ball aus und fing ihn geschickt als einer der Jungs ihn ihm zuwarf. „Also machen wir ein kleines Spiel. Abzählen alle mit der Eins spielen in meiner Mannschaft die anderen in der gegnerischen.“ Er musste sich jetzt abreagieren und wo ging das besser als bei einem kleinen Spiel. Ein kaltes Lächeln legte sich auf seine Lippen als er daran dachte.
 

„Das war ja ein aufgeblasener Kerl.“ Sean warf noch einen Blick zurück zum Basketballplatz. Der Junge den Lance als Leroy vorgestellt hatte war gerade dabei seine Teamkameraden zusammenzurufen.

Lance machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach Leroy Kalres hält sich oft für bedeutender als er ist. Sein Vater ist ein sehr bekannter Politiker und auf Grund dieses Umstandes glaubt er sich alles erlauben zu können. Seine gesamte männliche Verwandtschaft war schon auf dieser Schule. Seine zwei älteren Brüder haben erst vor drei Jahren ihren Abschluss gemacht. Er setzt sozusagen eine Tradition fort.“

Sean schnaubte. Er kannte solche Leute zur genüge. Aufgeblasene Typen die glaubten sich auf ihr Vermögen etwas einbilden zu können, genau die Sorte Menschen die er verabscheute. Es war leicht anzugeben wenn man sich sein Geld nicht selbst verdienen musste. Er machte das nicht und zwar aus dem einfachen Grund weil er wusste wie hart sein Vater für seinen Reichtum gearbeitet hatte. Zur Zeit war er zwar noch auf sein Geld angewiesen, etwas das sich nicht umgehen ließ wenn man jung war, aber er wollte sobald es ging sein eigenes Geld verdienen. „Allerdings schien er nicht gerade der Typ Mensch zu sein der solche Beleidigungen hinnimmt.“

„Das stimmt leider.“ Der Italiener warf einen nachdenklichen Blick zurück. „Das war vielleicht nicht sehr klug von mir. Leroy ist nämlich ziemlich nachtragend. Was soll’s, jetzt kann man auch nichts mehr daran ändern.“

Der Brasilianer sah Lance fragend an, doch als dieser nicht antworten wollte wechselte er das Thema. „Also dieser Leroy sagte etwas von Fußball. Darf ich also davon ausgehen das es so ein Team hier gibt?“

Lances Gesicht erhellte sich sofort wieder und er lächelte fröhlich. „Ja es gibt hier ein Fußballteam. Wir sind sogar einigermaßen begabt, egal was Leroy gesagt hat. Letztes Jahr haben wir sogar einige andere Schulen besiegt. Wir sind vielleicht nicht so gut wie einige der anderen Clubs, aber ganz schlecht sind wir auch nicht.“

Sean lächelte als er sah wie der Italiener bei seinen Erzählungen richtig aufblühte. Da waren sie sich sehr ähnlich auch er konnte stundenlang über Fußball reden, nicht umsonst war er Brasilianer. „So wie du sich über dieses Thema ereiferst bist du wahrscheinlich im Team, wenn nicht sogar Kapitän.“

Der Blondhaarige sah ihn verdutzt an und schüttelte dann verneinend den Kopf. „Nein der Kapitän bin ich nicht. Es ist verboten einen Club zu führen wenn man im Schulrat ist, denn man könnte dann ja seinem Team einen Vorteil verschaffen. Aber es stimmt ich spiele im Team mit. Schließlich bin ich Italiener, Fußball ist unsere zweite Religion.“ Bei den letzten Worten grinste er breit.

„Das hätte ich mir denken können.“ Sean sah interessiert auf das Baseballfeld, wo er den Jungen erkannte den ihm Daniel heute vorgestellt hatte. Leider war ihm der Name entfallen ein kleines Problem vom ihm. Er konnte sich Gesichter merken nur bei Namen brauchte er etwas länger.

Lance folgte seinem Blick. „Was ist denn so interessant?“

„Dieser Junge da.“ Der Brasilianer deutete auf den blondhaarigen Jungen am Schlagmal. „Daniel hat ihn mir heute schon einmal kurz vorgestellt, aber ich habe seinen Namen leider vergessen.“

„Der Junge am Schlagmal?“ Der Italiener runzelte kurz die Stirn, dann lächelte er wieder. „Das ist David, Daniels Halbbruder. Er ist ganz okay wenn du ihn nicht zulange alleine lässt. Vor allem nicht mit Ricky.“

„Also nicht unbedingt der beste Umgang für mich oder?“ Nicht das es für Sean wichtig gewesen wäre wer gut und wer schlecht war, doch er hielt Ärger lieber von sich fern. Man musste ja nicht gleich in Schwierigkeiten geraten, dafür hatte er noch ein ganzes Jahr lang Zeit. Am Anfang war es immer besser bei den Lehrern auf lieb Kind zu machen, dann konnte er sich später einiges erlauben.

„Wie gesagt er ist ganz okay wenn er in der richtigen Gesellschaft ist. Da kommt seine amerikanische Seite anscheinend durch.“ Der Blondhaarige zuckte die Schultern. „Willst du die anderen Clubs noch sehen?“

Sean nickte. Zwar interessierte er vorwiegend für Fußball, doch vielleicht fand er doch noch eine andere Sportart die ihm Spaß machen könnte.

„Na gut. Wir haben in der Nähe einen See für die Wassersportarten. Rudern, Schwimmen, Segeln, Wasserski und noch einige. Unsere Segelmannschaft ist nicht allzu schlecht, haben auch schon einige Wettbewerbe gewonnen.“ Lance machte eine wegwerfende Bewegung. „Wie du gesehen hast sind die Sportplätze ziemlich eng aneinander gebaut um Platz zu sparen. Im Winter wenn es unmöglich ist draußen zu trainieren halten wir uns an die Sporthallen, doch davon gibt es nur wenige, dass gleicht dann immer einen Raubtierkampf wenn die Kapitäne sich darum streiten wessen Mannschaft zuerst trainieren darf und für wie lange. Die Schwimmer ziehen dann um ins Hallenbad, genauso wie die Turmspringer und die Surfer, alle anderen Wassersportarten machen entweder Trockentraining oder gehen in andere Clubs. Nur damit du weißt worauf du dich vorbereiten musst.“

Es gab eine Bemerkung von Lance die den Brasilianer stutzig machte. Zweifelnd hob er eine Augenbraue. „Die Surfer trainieren im Hallenbad? Ich bin mir da nicht so sicher aber braucht man dafür nicht auch Wellen?“

„Klar, aber dafür hat die Schule schon gesorgt. Das Hallenbad hat eine Funktion die Wellen erzeugt zwar keine großen aber es reicht um die Balance zu schulen. Im See können sie schon richtige erzeugen. Okay und hier haben wir den Stolz unserer Schule unser Footballteam. Ungeschlagen in den Schulmeisterschaften seit fünf Jahren und jetzt rate einmal wer der Quaterback ist.“

Sean zuckte die Schultern konzentrierte sich aber trotzdem auf den Jungen. Allerdings ohne nennenswerten Erfolg, da der Helm und die anderen Mitspieler in größtenteils verdeckten. Er konnte diesen Sport einfach nichts abgewinnen, eine Horde Männer die sich unter dem Deckmantel Sport miteinander prügelten. Lance neben ihm pfiff und der Quaterback sah kurz zu ihnen und warf einem anderen Mitspieler den Football zu. Dann kam er zu ihnen. Kurz bevor er den Helm abnahm erkannte Sean ihn. „Ricky.“ Eigentlich überraschte es ihn nicht wirklich den jungen Amerikaner als Kapitän des Footballteams zu sehen. Die Amerikaner waren ja bekanntlich verrückt nach diesem Sport und er bot genügend Möglichkeiten seinen Frust abzubauen.

„Was ist?“ Ricky sah Lance fragend an und nickte Sean kurz grüßend zu.

„Nichts besonderes. Ich zeige Sean nur gerade die verschiedenen Schulteams. Das Basketballteam haben wir schon inspiziert.“

„Und?“ Rickys Gesichtsausdruck wurde um eine Spur härter aber ansonsten merkte man nicht wirklich, das ihn die Erwähnung dieses Teams aufregte.

Sean schüttelte den Kopf. „Das ist nicht wirklich mein Sport, außerdem sagt mir der Kapitän nicht wirklich zu.“

Der Amerikaner nickte nur und griff nach Lances Handgelenk um einen Blick auf seine Armbanduhr zu werfen. „Mist schon so spät. Ich muss weiter.“ Er drehte sich mit einem suchenden Blick um und winkte dann einen rothaarigen Jungen zu sich. „Josh ich muss dann mal wieder. Nimm meinen Platz im Spiel ein und sorg dafür dass sie sich an die Anweisungen halten.“

Der Junge nickte knapp.

„Gut dann bye.“ Er winkte den anderen Jungs zu und lief Richtung Schulgebäude.

Sean sah ihm verwundert nach lies sich das aber nicht anmerken. „Ich dachte die Sportstunden dauern bis vier?“

„Das stimmt auch nur Ricky hat noch einen andere Verpflichtung. Er ist der Kapitän des Footballteams und auch der Kapitän des Karateteams.“ Der Italiener seufzte. „Immer im Stress. Ich könnte das nicht.“

„Zwei Sportarten geht das denn?“ Es interessierte ihn zwar nicht wirklich, da er kein allzu sportlicher Typ war, aber dafür war er umso neugieriger. Eine schlechte Angewohnheit die sein Vater oft an ihm kritisierte.

Lance nickte und ging weiter. „Es geht nur musst du eben eine Einigung mit den jeweiligen Kapitänen treffen. Manche wechseln an den Sporttagen ab mal gehen sie zu dem einen am nächsten zum anderen Team. Oder sie wechseln so wie Ricky in der Halbzeit die Teams. Allerdings kenne ich nur zwei Idioten die sich das antun. Einen hast du gerade gesehen, den Anderen lernst du jetzt kennen.“

Damit führte Lance ihn wieder Richtung Schulgebäude, aber anstatt den Eingang zu benutzen durch den sie zuvor das Gebäude verlassen hatten zeigte der Italiener auf eine kleine Tür, die neben dem Volleyballfeld lag. Sean folgte ihm. Ein langer Gang empfing ihn an jeder Seite waren in regelmäßigen Abständen Türen eingelassen.

„Hier befinden sich die Umkleidekabinen und auch die Sportsäle. Es gibt eine Menge Hallensportarten bei uns. Geräteturnen, diverse Kampfsportarten, wenn man will kann man auch einem Gymnastikteam beitreten oder unseren Ringern beziehungsweise unseren Boxern. Wenn du allerdings etwas außergewöhnliches machen willst, dann empfehle ich dir diesen Club.“ Lance öffnete die Tür und betrat eine Umkleidekabine.

Sean runzelte die Stirn bei Lances großartiger Ankündigung folgte ihm aber abwartend durch die Kabine zu einer weiteren Tür. Dahinter war wie sein Führer schon erwähnt hatte eine Sporthalle. Darin standen nur wenige Schüler, an der Wand waren Zielscheiben befestigt und ein blondhaariger Junge war gerade dabei einen Bogen zu spannen. Sein Gesicht zeigte höchste Konzentration als er das Ziel anvisierte und gleich darauf den Pfeil losließ. Er traf genau ins Schwarze. Die anderen Jungs um ihn klatschten begeistert. Auch Sean bewunderte die Zielgenauigkeit des Schusses, ihm würde so etwas nie gelingen.

„Keiji!“ Lance winkte dem Jungen kurz zu damit er zu ihnen kam.

Dieser sah überrascht auf und grinste als er den Italiener entdeckte. Er wechselte noch ein paar Worte mit einem Jungen neben ihm und kam dann zu ihnen. „Lance was führt dich denn zu uns? Hast du vielleicht endlich eingesehen, dass Fußball doch nicht so toll ist und willst nun umsteigen?“

Der Internatsleiter erwiderte sein Grinsen. „Hättest du wohl gerne. Nein, ich führe nur den Neuen herum. Sean, das ist Keiji der Leiter des Bogenschießclubs und ihm Schulrat zuständig für die Finanzen. Wenn du also irgendetwas in der Hinsicht brauchst musst du dich an ihn wenden.“

Der Brasilianer war nun wirklich verwirrt. „Hast du nicht gerade gesagt, wenn jemand im Schulrat sitzt darf er keinen Club leiten?“

„Ich bin da eine Ausnahme.“ Keiji richte ihm die Hand. „Schließlich habe ich diesen Club gegründet, da konnte man ihn mir ja schlecht einfach wegnehmen nicht? Freut mich dich kennen zu lernen. Außerdem Lance heißt das Kyudo und nicht Bogenschießen.“

Der Schwarzhaarige ergriff die Hand und lächelte ihn freundlich an. Keiji war ihm ebenso wie Daniel sofort sympathisch einfach aufgrund seiner Offenheit. So etwas gefiel ihm sofort. „Freut mich ebenfalls. Kyudo, das ist die japanische Beizeichnung für diesen Sport nicht?“

„So in der Art. Allerdings erspare ich dir jetzt längere Ausführungen darüber schließlich will ich ja keinen schlechten Eindruck hinterlassen.“

„Weil du es schon so ansprichst Keiji, ich habe heute schon wieder eine Beschwerde über dich bekommen.“ Lances Stimme klang ernst, aber in seinen blauen Augen funkelte es belustigt.

Der Angesprochene hob eine Hand. „Halt warte lass mich raten.“ Er seufzte theatralisch. „Leroy nicht? Wahrscheinlich wegen gestern.“

„Genaue Angaben hat er nicht gemacht, aber er war ziemlich aufgeregt. Was hast du angestellt?“

„Also das behalte ich lieber für mich wenn du gestattest.“

„Muss ich mir darüber Sorgen machen?“ Lance sah ihn musternd an

Keiji legte den Kopf schief. „Ich schätze mal nicht. Wenn Leroy es dir jetzt schon nicht gesagt hat, dann wird er es auch nicht mehr ausplaudern.

„Dann wäre ja jetzt alles geklärt.“ Der Italiener wand sich wieder Sean zu. „Gut ich schätze ich helfe dir jetzt einmal beim umziehen oder willst du eine Nacht im Loch verbringen?“

Sean schüttelte sich beim Gedanken an das Zimmer. „Bloß nicht.“ Da war ihm ja sogar ein Wochenende mit seinem Vater und dessen Anwälten lieber. Was nicht selten war. Anscheinend war das das Erste was ein erfolgreicher Geschäftsmann brauchte, eine Heerschar von Anwälten.

„Na dann lass uns gehen, schließlich muss ich dir noch die Regeln unserer kleinen WG erklären. Ricky ist da sehr eigen.“

Sean stöhnte. „Noch mehr Regeln?“ Diese ganze Einrichtung schien nur daraus zu bestehen. Doch für eine andere Unterkunft würde er die Regeln auswendig lernen wenn es sein müsste.
 

Es war schon später Nachtmittag als Keiji endlich die Wohnung betrat. An der Tasche die in einer Ecke lag erkannte er, das sein Mitbewohner auch schon daheim war. Seufzend stellte er seine Tasche neben die Tür und suchte seine Sportklamotten heraus. Es war ja nicht unbedingt nötig, dass sie die ganze Tasche mit ihrem Gestank versauten, es reichte wenn sie das mit dem Wäschekorb im Abstellraum machten. Aus dem Badezimmer hörte man Wasserrauschen was ihm zumindest über den Aufenthaltsort seines Mitbewohners Aufschluss gab.

Er selbst ging in sein Zimmer und startete seinen Laptop, er hatte noch einige Aufgaben zu erledigen. In letzter Zeit war er damit sehr nachlässig gewesen, aber da die Lehrer wussten, dass es bei ihm öfter solche Phasen gab ließen sie es ihm durchgehen, da er seine Aufgaben immer genau nachbrachte. Nebenbei schrieb er auch noch eine E-Mail an seine Mutter und eine an seinen Vater. Anders als die meisten hier verübelte Keiji ihnen nicht, das sie ihn hierher abgeschoben hatten. Wenigstens darin waren sie sich einig gewesen, es war einfach nicht tragbar wenn er wegen eines Gerichtsbeschlusses sechs Monate in Japan und sechs in England verbringen musste. Aus diesem Grund hatten sie sich darauf geeinigt ihn hierher zu schicken und nur die Ferien untereinander aufzuteilen.

Keiji seufzte und suchte in seinen Unterlagen nach etwas interessanten, dass er noch in seine Kunstaufgabe einbauen konnte um die gewünschte Seitenanzahl des Aufsatzes zu erreichen. Heute ging es einfach nicht, obwohl das eines seiner Lieblingsfächer war, das und Journalismus. Architektur hatte er eigentlich nur belegt um seinen Vater nicht zu enttäuschen und schaden konnte es auch nicht. Obwohl drei Sportarten hier eher unüblich waren, aber entgegen aller Kritik hatte er bis jetzt alles zeitlich und organisatorisch geschafft.

Es klopfte an seiner Tür und ohne auf eine Antwort zu warten trat, wie es seine Art war, Leroy ein. „Kann ich mir von dir die Aufzeichnungen der letzten Vorlesung in Architektur ausleihen?“

Ganz entgegen seiner sonstigen Art vermied Leroy es ihm in die Augen zu sehen was Keiji nach gestern sehr gut verstehen konnte. Das er mit ihm sprach grenzte schon an ein kleines Wunder, da dieser Vorfall gestern ziemlich an seinem Stolz gekratzt haben musste. Na ja, aber er hatte sich ja auch wie ein kleines verwöhntes Kind benommen und das konnte Keiji nicht ausstehen. Wenn er allerdings jetzt daran zurückdachte war er nur knapp an einer Anzeige wegen sexueller Belästigung vorbeigeschrammt. „Klar. Sie müssten irgendwo dort drüben liegen.“ Er deutete auf einen Heftstapel links von ihm. „Aber pass auf das du mir nichts durcheinander bringst.“

Leroy funkelte ihn wütend an sagte aber nichts sondern begann den Heftstapel zu durchsuchen.

Anscheinend brauchte er die Aufzeichnungen wirklich dringend, sonst würde er sich nicht so beherrschen. Keiji grinste leicht,

„Was ist so witzig?“ Die quecksilberfarbenen Augen seines Mitbewohners schienen Funken zu sprühen so wütend war er.

„Och nichts.“ Er wand sich wieder seinem Aufsatz zu und verkniff sich ein Lachen als Leroy ihm ein wirklich unfeines Schimpfwort an den Kopf warf. „Gehst du heute zum Abendessen?“ Es war üblich die Mahlzeiten zusammen im Speisesaal einzunehmen, trotzdem gab es einige die es vorzogen sich selbst etwas zu kochen und in ihren Appartement zu essen.

„Ja klar.“ Der Schwarzhaarige schien endlich gefunden zu haben was er suchte, denn er zog ein Heft hervor und verlies ohne ein weiteres Wort sein Zimmer.

„Danke und ja ich werde die Tür zu machen!“ Seufzend stand der Halbjapaner auf und schloss seine Zimmertür. Es war nicht leicht mit diesem Kleinkind zusammen zu leben. Ab und zu schien er sein spanisches Blut nicht wirklich unter Kontrolle zu haben und auch seine Arroganz war schwer zu ertragen. Normalerweise mied er solche Leute, aber Leroy war irgendwie anders, bei der diesjährigen Zimmereinteilung hatte er ihm leid getan weil er schon so gemieden wurde und das wo sich bei solchen Leuten sein Mitleid eher in Grenzen hielt.

Egal er musste diesen Aufsatz fertig kriegen ansonsten konnte sein Notendurchschnitt bedrohlich nach unten sacken. Und das wollte er seinen Eltern und auch sich selbst ersparen.
 

Hände die über seine Seiten strichen, eine Zunge die ihren Weg seinen Hals hinab suchte. All das trug dazu bei ihn zu erregen. Dabei wollte er das gar nicht, er wusste eigentlich gar nicht wie er hierher gekommen war, noch wer der Andere war. Ein Stöhnen kam über seine Lippen als eine Hand den Weg unter die Short fand und begann seine Männlichkeit zu streichen. Ein plötzliches Krachen lies ihn aufschrecken und … aufwachen.

Keuchend fuhr der 18jährige hoch und fuhr sich mit der Hand müde über die Augen. Vom Gang drangen laute Stimmen in sein Zimmer und das Krachen das ihn hatte aufwachen lassen wiederholte sich. Einige Minuten später klopfte es an seine Tür. „Herein.“

Daniel trat ein und lächelte ihn freundlich an. „Wie geht es dir?“

„Es geht. Anscheinend bin ich über meinen Aufgaben eingeschlafen. Davids Auftritt eben hat mich aufgeweckt wofür ich ihm eigentlich dankbar bin.“

Der Ältere nickte verständnisvoll und setzte sich auf die Bettkante. „Vielleicht solltest du einen Termin beim Schulpsychologen ausmachen. Schaden kann es nicht.“

„Auf die Idee bin ich schon vor einiger Zeit gekommen und heute hab ich auch schon einen Termin ausgemacht. Eigentlich hätte ich das schon vor Monaten machen sollen als das alles angefangen hat. Bis das gelöst ist wollte ich euch bitten, mir ein Schlafmittel aus eurem Vorrat zu borgen.“

„Klar, du weißt doch das das kein Problem ist. Ich bringe dir nachher eines.“

Randy nickte und er schwieg kurz, dann nickte er Richtung Gang. „Was war denn wieder los?“

„Mit David? Der Trainer war anscheinend nicht mit seinen Leistungen zufrieden was David natürlich ganz anders sieht. Du weißt doch er ist das große Sportass dieses Internats.“ Daniel verdrehte die Augen beim letzten Satz und grinste.

Randy kicherte leise. „Stimmt. Zumindest denkt er das. Geht ihr dann zum Abendessen?“

„Sicher oder willst du das David wieder kocht?“

„Bloß nicht“ Randy hob abwährend die Hände. Das letzte Mal als sie David kochen ließen durften sie danach die ganze Küche putzen, ganz davon zu schweigen das das Essen nicht genießbar war. Wovon David natürlich nicht überzeugt war und aus Trotz oder was auch immer alles aufgegessen hatte. Die nächste Woche verbrachte er mit Durchfall im Bett. Er lächelte als er daran zurückdachte.

„Ich hol dich dann wenn wir losgehen.“ Daniel stand auf und verlies das Zimmer.

Randy lehnte sich zurück und sah auf die geschlossene Tür. Es war schön wenn sich jemand um einen sorgte. Mit diesem Gedanken wand er sich wieder seiner vernachlässigten Aufgabe zu.

Kapitel 4

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 4/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Also ich habe in diesem Teil versucht etwas die Familienverhältnisse und Probleme der einzelnen Personen zu erklären.

Zum anderen Thema, es ist in Arbeit.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 


 

Genervt schlug Leroy das Heft zu. Er kam einfach nicht weiter. Zwar hatte er seine eigenen Aufzeichnung anhand von Keijis ergänzt, doch die Aufgabe blieb weiter unlösbar für ihn. Doch er würde den Teufel tun und seinen Mitbewohner um Hilfe bitten, obwohl dieser scheinbar keine Probleme mit dem Lernen hatte. Er hatte schon einen Großteil seines Stolzes unterdrücken müssen um ihn nach seinen Aufzeichnungen zu bitten. Bitten! Er war es gewohnt zu fordern und das auch zu bekommen, doch bei Keiji würde er damit nicht weit kommen. Das wusste er schon aus Erfahrung.

Dieses Schuljahr dauerte schon viel zu lange für seinen Geschmack, aber bis zu den Weihnachtsferien dauerte es noch einige Zeit und selbst wenn die kamen war es nicht sicher das er Heim konnte. Wenn sein Vater wieder auf einer seiner Reisen war und seine Mutter eine Modenschau plante konnten sie ihn nicht gebrauchen. Egal, diesmal würde er Nachhause fliegen entgegen aller Verbote die sein Vater manchmal aussprach. Selbst wenn seine Eltern keine Zeit für ihn hatten waren da noch immer seine Geschwister schließlich war ihre Familie nicht gerade klein. Eine Durchschnittsfamilie waren sie sicher nicht mehr. Alleine schon seine zwei älteren Brüder und seine zwei jüngeren Schwestern, sowie sein jüngerer Bruder waren schon mehr Kinder als eine normale amerikanische Familie an Kindern hatte. Dazu kamen noch seine zwei älteren Adoptivschwestern und sein älterer Adoptivbruder.

Seine Geschwister würden ihm schon reichen um schöne Ferien zu haben. Immerhin liebte er sie alle, auch wenn die Beziehung zu manchen nicht gerade so war wie er sie gerne hätte. Wer verstand schon Mädchen? Solange sie so jung waren wie seine leiblichen Schwestern war es ja okay, aber wenn sie in das Alter über 14 kamen drehte sich alles nur noch um so typischen Mädchenkram und das hörte anscheinend nie wieder auf wie er an seinen Adoptivschwestern sah.

Er lies sich in die gepolsterte Lehne seines Schreibtischsessels zurückfallen. Was machte er hier eigentlich? Anstatt über die noch einen Monat entfernten Ferien nachzudenken sollte er lieber diese Aufgabe lösen sonst war seine Note in Gefahr. Immerhin konnte er es sich nicht leisten mit einer schlechteren Note als einer eins heim zu kommen, wo doch seine beiden Brüder stets bei den Besten waren. Der Eine im Sport und der Andere beim lernen, da wollte er nicht hinten anstehen. Obwohl es die Zwei ja leichter gehabt hatten schließlich waren sie als Zwillinge zusammen gewesen und hatten sich helfen können. Er war hier alleine und das eigentlich nur weil sein Adoptivbruder sich strikt geweigert hatte dieses Internat zu besuchen. So sehr das sein Vater, der gewohnt war seine Vorhaben auch durchzuführen, schließlich nachgegeben hatte.

Egal, er war kein Schwächling der Andere brauchte um sich durchzuschlagen, das hatte er ja in den letzten fünf Jahren hier bewiesen. Es gab keinen, der sich traute sich gegen ihn zu stellen, zu groß war der Einfluss den seine Familie besaß. Und seit der Aufenthalt dieses Shanes auf der Kippe stand hielt auch dieser sich zurück. Obwohl er sich einen endgültigen Rausschmiss bei ihm nicht vorstellen konnte. Nicht bei dem Einfluss den seine Familie hatte. Anscheinend zahlte es sich aus wenn man eine Schauspielerin zur Mutter hatte.

Seufzend drehte er seinen Laptop ab und verstaute seine Unterlagen in einer Schreibtischschublade. Vielleicht ging es ja morgen etwas besser. Gott sei Dank hatte er morgen den ganzen Tag eine Vorlesung über Innenpolitik so konnte er sich auf andere Gedanken bringen.
 

Gedankenverloren sah Lance auf die Uhr. Es war schön langsam Zeit sich fürs Abendessen fertig zu machen. Ricky war schon vor einiger Zeit gekommen, gerade als sie fertig waren Seans Sachen einzuräumen. Zwar hatte er gemault weil er jetzt einen anderen Platz für seinen Sandsack finden musste, aber sonst hatte er Seans Einzug recht gut aufgenommen.

Er stand auf und ging zu seinem Kasten um sich fürs Abendessen anzuziehen. Nach Seans Umzug hatte er sich erst einmal duschen müssen, man ahnte gar nicht wie viel Sachen ein einzelner Mensch besitzen konnte. Seine Möbel hatten damals die Leute herein getragen die seine Eltern dafür eingestellt hatten.

Als er an seine Eltern dachte seufzte er kurz und in seine blauen Augen trat ein trauriger Ausdruck. Er würde sie gerne einmal wieder sehen. Seit vier Jahren war er nun schon nicht mehr in seiner Heimat gewesen und hatte seine Familie nicht mehr gesehen. Doch er wusste das seine Eltern nur vorsichtig waren. Seit dem Anschlag auf sein Leben bestanden sie darauf, dass er seine Ferien bei seiner Tante in Indien verbrachte. Schön und gut Indien war ja okay und seine Tante mochte er auch, aber ihm fehlte seine Heimat von seiner Familie ganz zu schweigen. Dabei wusste man nicht einmal wer für den Anschlag verantwortlich war. Die Polizei mutmaßte, dass es einer seiner Brüder war um unliebsame Miterben auszuschalten. Sein Vater beharrte darauf das es Leute waren die bei seiner Bank Schulden hatten und sich nun für etwaige Pfändungen rächen wollten. Doch manche in der Hauptfiliale seiner Bank tuschelten, dass es irgendetwas mit der Mafia zu tun hatte.

Lance schlüpfte in seine Hose und suchte nach einem dazu passenden Shirt. Er selbst glaubte ja nicht, dass es seine Brüder waren schließlich hätten sie gar keinen Grund ihn umzubringen. Als Jüngster von seinen Brüdern stand ihm nicht gerade viel zu und er hatte bis jetzt immer das Gefühl gehabt sich mit ihnen gut zu verstehen. Natürlich gab es hier und da mal eine kleine Auseinandersetzung, aber ob das reichte um einen Mordanschlag auf ihn finanzieren? Das bezweifelte Lance doch stark.

Die Sache mit der Rache oder der Mafia schien schon etwas wahrscheinlicher nur störte ihn daran die Tatsache warum er? Für die Erbfolge war er unerheblich, wenn man seinen Vater treffen wollte, dann wäre es doch einfacher seinen ältesten Sohn umzubringen. Nicht das er das seinem Bruder wünschte, aber logisch gesehen war das doch das vernünftigste. Er war der Schatz seiner Mutter, doch Lance konnte sich nicht vorstellen das jemand diesem schönen und sanften Wesen, als das er seine Mutter kannte, schaden wollte. Demnach musste jemand etwas gegen ihn persönlich haben, aber er konnte sich nicht vorstellen wer das sein sollte.

Egal in vier Jahren wenn er seinen Abschluss machte war das Ganze sowieso uninteressant. Dann würde er in seine Heimat zurückkehren und nichts konnte ihn davon abhalten. Na ja zumindest fast nichts. Seine Gedanken flogen kurz zu Ricky, doch dann schüttelte er den Kopf. Ricky traute sich nicht einmal ihre Beziehung offen zu zeigen, wahrscheinlich das klügste auf einem Jungeninternat, doch irgendwie störte es ihn. Er würde ihn bestimmt nicht davon abhalten nach Italien zurückzukehren. Auch wenn sie sich liebten konnten sie das nie wirklich ausleben. Dafür standen sie viel zu oft im Licht der Öffentlichkeit. Ricky wegen seines Vaters, aber am meisten wegen seiner Mutter und er ebenfalls wegen seiner Mutter. Außerdem hatte er große Pläne für seine Zukunft immerhin lernte er nicht Tanz um es dann zu verstecken. Er wollte in Musicals, Tanzshows und wenn es sich nicht vermeiden lies sogar in Opern auftreten. Eben berühmt werden solange er noch jung genug war. Später wenn er mit Anderen nicht mehr mithalten konnte oder eine Verletzung seinen Traum zunichte machte würde ihm sein Jurastudium noch genug Geld verschaffen um sorgenfrei Leben zu können.

Tanzen war sein Lebensinhalt auch wenn er klug genug war um zu wissen, dass man damit nicht unbedingt reich wurde. Einer seiner Brüder versuchte es immerhin schon seit Jahren ohne nennenswerten Erfolg, aber er liebte das Tanzen nicht so wie er. Der Unterschied zwischen ihnen war das er selbst das Tanzen liebte, sein Bruder tat es nur weil er es gut konnte und das merkte man.

Lance schloss die Kastentür und verlies sein Zimmer. Vor Seans neuem Zimmer stoppte er und klopfte an.

„Moment.“ Man hörte ein knarrendes Geräusch und Sean öffnete die Tür.

„Anscheinend bist du schon fleißig beim einrichten. Ist das Zimmer auch groß genug?“

„Ja es geht. Meine Möbel sind ja noch nicht alle da, aber ich schätze es wird sich ausgehen.“

Lance nickte mit dem Kopf zur Tür. „Kommst du mit? Wir gehen essen.“

„Klar.“ Sean schloss die Tür seines Zimmers hinter sich und schloss sich ihm an.

„Wir gehen!“ Lance wusste das er nicht mehr an Rickys Zimmertür anklopfen musste. Dieser wartete bestimmt nur noch auf seinen Ruf und genau in diesem Moment kam er aus seinem Zimmer.

Rasch gab er Lance einen Kuss auf die Wange nickte Sean zu und öffnete die Appartementtür.
 

Leroy verlies sein Appartement und schloss die Türe hinter sich. Sein Mitbewohner würde schon abschließen wenn er zum Abendessen ging. Vom anderen Ende des Flurs hörte er eine bekannte Stimme und seine Lippen verzogen sich zu einem arroganten Lächeln. Es war anscheinend wieder einmal Zeit jemanden auf seinem Platz zu verweisen.

Die Stimme verstummte und erst jetzt wand er sich gelassen um. „Na wen haben wir denn da? Wenn das nicht unser Unruhestifter ist.“

Ricky knurrte leise, doch Lances Hand die sich um sein Handgelenk legte verhinderte mehr.

Das passte Leroy gar nicht. Er wollte ihn provozieren, soweit treiben, dass er sich zu etwas hinreisen lies das seinen Rausschmiss beschleunigte. Er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Was denn Ricky, lässt du dich etwa von deinem Freund bevormunden? Wahrscheinlich ist er es auch der oben liegt.“

Der Amerikaner schoss nach vor und hätte Lance sich nicht vor ihn gestellt würde der Schwarzhaarige schon nicht mehr stehen und alle Zähne besitzen.

Der Italiener redete beruhigend auf ihn ein. „Lass es Ricky. Er ist es nicht wert. Vergiss es okay.“

Nur sehr langsam beruhigte sich Ricky wieder. Nach einigen Sekunden atmete er tief durch und entspannte sich wieder. „Du hast Recht Lance. Er ist es nicht wert.“

„Was für eine Überraschung.“ Leroy folgte seinen Bewegungen mit den Augen. „Weißt du was? Vielleicht stimmt es ja was in den Zeitungen über deine Mutter steht. Zumindest kann ich mir gut vorstellen, dass sie auf kleine Jungs steht, ihr Sohn hat ja anscheinend den gleichen Geschmack.“

Bevor irgendjemand auch nur regieren konnte fuhr Ricky herum und verpasste Leroy einen Kinnhacken, der ihn gegen die nächste Wand schleuderte. „Niemand, absolut niemand hat das Recht schlecht über meine Familie zu reden. Das solltest du dir merken.“

Lance fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und murmelte einen leisen Fluch in seiner Muttersprache. Dann sah er Ricky an und seine himmelblauen Augen sprühten vor Zorn. „Scheiße Ricky! Musste das sein? Ausgerechnet hier auf den Flur wo es von Kameras nur so wimmelt? Scheiße.“ Wütend schnappte er sich Rickys Arm und zog ihn den Flur entlang Richtung Speisesaal wo sie eigentlich von Anfang an hinwollten.

Sean der dem ganzen schweigend zugesehen hatte folgte ihnen.

Leroy sah ihnen nach und ein bösartiges Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Damit hatte sich dieser aufgeblasene New Yorker einen Rausschmiss eingehandelt. Wenn auch nur auf begrenzte Zeit oder auch gar nicht wenn seine Familie schnell genug handelte. Egal ihm war es nur darum gegangen ihm Probleme zu machen, seine Anwesenheit reizte ihn einfach.

Er griff an das schmerzende Kinn und zuckte leicht zusammen. Der Kerl hatte eine ganz gute Rechte, dass musste man ihm lassen. Mit einem kurzen Gedanken an die Kameras legte er wieder seine hochmütige Maske auf sein Gesicht. Es durfte auf keinen Fall so aussehen als wäre diese ganze Sache hier geplant gewesen. Obwohl es auch keinen Unterschied machen würde. Ricky hatte ihn geschlagen und daran führte kein Weg vorbei. Spätestens morgen wenn der Schuleiter sich die Bänder des vorherigen Tages ansehen würde, war er fällig.

Wenn er allerdings noch länger tatenlos hier herumstehen würde sah das komisch aus, also machte er sich auf den Weg in den Speisesaal. Dort holte er sich sein Essen und setzte sich an seinen Stammplatz. Ein Tisch für zwei Personen an dem er jeden Tag alleine saß und von dem aus man einen guten Blick über den ganzen Saal hatte.

Kapitel 5

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 5/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Es ist soweit die schicksalhafte Begegnung.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Randy blätterte in einer Zeitung, die er in ihrem Wohnzimmer gefunden hatte. Dem Cover nach, das einige neue Errungenschaften im Computerbereich anpriesen, gehörte es Daniel. Als er eine Tür zuschlagen hörte sah er auf. Einen Moment später kam David ins Zimmer und warf ihm ein paar Zeitschriften zu. „Post ist da.“ Dann sortierte er ein paar Briefe und Zeitungen aus und lies den Rest einfach auf den Tisch fallen.

„Danke.“ Randy sah den Stapel kurz durch und legte ihn dann auf ebenfalls auf den Tisch. Es waren nur die üblichen Fachzeitschriften die er abboniert hatte. Alles andere regelte er über E-Mail. „Können wir dann gehen? Ich habe Hunger.“

David sah kurz hoch und nickte. „Klar. Allerdings nur wenn du es schaffst Daniel von seinem Computer loszueisen.“

„Jetzt werd mal nicht frech.“ Daniel betrat hinter David den Raum und warf einen Blick auf den Stapel den sein Halbbruder so achtlos auf den Tisch hatte fallen lassen.

„Sieh mal Mum hat uns Fotos von Nikas Geburtstag geschickt. Das Mädchen ist 19 und feiert seinen Geburtstag noch immer mit der Familie.“ David schüttelte seufzend den Kopf.

„Lass sie doch, ihr macht das eben Spaß. Außerdem weißt du nicht was sie in der Nacht gemacht hat. Also gehen wir essen?“

Randy nickte und stand auf. Manchmal beneidete er die Beiden um ihre Geschwister, da er ein Einzelkind war und gerne welche hätte. Doch wenn seine Eltern jetzt noch Kinder bekommen würden, was in ihrem Alter eher unwahrscheinlich war, wäre der Altersunterschied viel zu groß um irgendwelche Bindungen zu ihnen aufzubauen. Bei fünf Jahren Unterschied war das schon schwer, aber er war achtzehn wenn das Kind dann in diesem Alter war wäre er schon sechsunddreißig. Nein, das war keine gute Idee, aber dazu würde es sowieso nicht kommen, da seine Eltern keine Pläne in diese Richtung hatten. Er war ihr ein und alles, das hatten sie ihm oft genug bewiesen.

David lies die Fotos noch immer kopfschüttelnd auf den Tisch fallen. „Also ich könnte das nicht.“

„Deswegen bist du auch hier und nicht bei ihnen.“ Daniel legte ihm grinsend eine Hand auf die Schulter.

„Ach ja und warum bist du dann hier, du Musterknabe?“

Randy ging schon einmal vor. Wenn David anfing mit seinem Bruder zu streiten und dieser so wie jetzt in Stimmung dafür war, sollte man weit weg sein.

„Reine Berechnung. Irgendwer muss ja auf das Nesthäkchen aufpassen.“ Daniel folgte Randy gelassen ohne auf seinen Bruder zu achten.

„Nesthäkchen! Das Nesthäkchen wird dir gleich zeigen wie seine Faust schmeckt.“ David ging aufgeregt neben seinem Bruder her.

Die Tür öffnend und für die Beiden aufhaltend wartete er bis sie an ihm vorbei waren. Dann schloss Randy die Tür und sperrte sie ab. Es war zwar noch nie vorgekommen, dass hier irgendetwas gestohlen wurde, aber Randy war da lieber vorsichtig. Besser vor als nachsorgen.

Schweigend folgte er den Beiden noch immer Streitenden in den Speisesaal. Kurz vor dem Eingang legte sich eine Hand auf seine Schulter und er drehte sich neugierig um.

„Hi.“ Keiji lächelte ihn fröhlich an. „Wie geht’s?“

„Geht so.“ Randy lächelte zurück. „Wie läuft es bei dir? Das Training mit Dark erfolgreich?“ Keiji hatte einen wunderschönen Araberhengst und da Randy sich für Tiere fast genauso interessierte wie für Menschen gefiel er ihm sehr gut. Dieses Jahr waren sie sogar sehr gut in den Schulmeisterschaften platziert, obwohl Keiji das laut seinen Aussagen nur zum Zeitvertreib betrieb.

„Letzten Sonntag wars ganz okay. Er ist ziemlich unruhig in letzter Zeit, aber das hängt wohl nur mit der mangelnden Bewegung zusammen. In den Ferien hab ich ihn jeden Tag geritten und nun muss er die meiste Zeit in der Box verbringen, das ist eine große Umstellung für ihn. Schließlich ist das Schuljahr noch nicht so alt, Dark braucht immer etwas länger.“

„Kann ich verstehen. Es gibt mehr denen die Umstellung schwer fällt.“ Er seufzte und sah zu seinen Mitbewohnern, die gerade ihr Essen holten.

„Wie geht’s dir? Du siehst nett gemeint einfach schlecht aus.“ Keiji ging zur Essensausgabe und sah Randy fragend an.

„Es könnte besser sein wirklich.“ Der Junge seufzte, folgte dem Halb Japaner aber langsam obwohl er so gut wie keinen Hunger hatte. „Wie geht es dir mit deinem Mitbewohner?“ Er wusste von Daniel, dass Keiji sich ein Zimmer mit Leroy teilte und es gab nicht einen unter seinen früheren Mitbewohner der eine gute Meinung von ihm hatte. Da er den Jungen aber noch nicht so gut kannte, konnte er sich noch keine Meinung von ihm machen.

„Ist ganz okay. Zumindest kann ich jetzt die ganzen Gerüchte widerlegen.“ Der Blondhaarige grinste schelmisch.

Randy runzelte die Stirn. „Welche Gerüchte denn?“ Er nahm sich ein Tablett und begann sich sein Essen darauf zuladen.

„Ich kann bezeugen, dass er ein lebendes Wesen ist und in seinen Adern Blut statt Eiswasser fließt.“ Keijis Grinsen wurde breiter. „Des Weiteren schlägt sein Herz also ist es nicht aus Stein, was auch die Gerüchte widerlegt er sei ein Zombie.“ Auch er begann sein Essen zusammenzusuchen.

„Du weißt das das nicht gerade freundlich ist.“ Doch auch er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Über wenn redet ihr?“ David sah die Beiden fragend an. Er und sein Bruder hatten ihren Streit inzwischen anscheinend wieder beigelegt und warteten auf die Zwei.

„Niemanden.“ Randys Antwort kam fast schon automatisch. Er mochte es nicht über andere Leute zu reden.

„Leroy.“ Sein Gesprächspartner nahm es damit anscheinend nicht so genau.

David schnaubte nur abfällig. „Ach der. Unterhaltet euch lieber über ein Thema, dass nicht so explosiv ist.“

„Explosiv?“ Der Halb Ire warf seinem Freund einen fragenden Blick zu.

„Ja. Ricky ist nicht gut auf ihn zu sprechen. Anscheinend hat er ihn so provoziert, dass Ricky ihm eine geknallt hat. Deswegen soll er von der Schule fliegen.“

„Als ob das wirklich passieren würde.“ Daniel sah sich suchend um, sein Stimme lies deutliches Desinteresse an diesem Thema durchklingen. „Ah da ist ja einer.“ Er deutete auf einen Tisch in der linken, hinteren Ecke.

Gemeinsam schlugen die vier Jungs den Weg dorthin ein. Randy warf einen Blick in den Raum. Es war so wie immer. Die Gruppen saßen in festen Sitzordnungen zusammen, streng eingeteilt durch die Rangordnung innerhalb der Gruppe. Hier war jeder nur soviel Wert wie der Ruf oder das Vermögen seiner Familie. Nur sehr wenige machten sich daraus nichts. Dazu gehörten seine Freunde, er und Lance. Vielleicht auch Ricky, aber um das herauszufinden hatte er viel zu viel Angst vor ihm.

Das Ergebnis sah man in den hinteren Reihen des Saals, dort gab es viele die alleine saßen einfach weil sie von keiner Gruppe aufgenommen wurden. Wegen was auch immer. Er bemerkte Leroy ebenfalls dort. Gut, bei ihm war es wahrscheinlich selbstgewählte Einsamkeit, denn mit seinem Rang und seinem Vermögen würden sich alle reißen seine Freunde zu sein. Problematisch war anscheinend nur sein Charakter.

„Oh, hi Sean. Wie läuft es, findest du dich inzwischen schon zurecht?“

Daniels freundliche Stimme holte ihn aus seinen Gedanken.

„Geht so“

„Darf ich dir meinen Mitbewohner Randy vorstellen ich glaube ihn kennst du noch nicht.“

Daniel berührte ihn kurz am Arm und lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Jungen der bei Ricky und Lance saß. Er drehte sich zu ihm um und sein Blick traf den der eisblauen Augen des Anderen.

„Hallo Randy.“

In diesem Moment passierten viele Dinge auf einmal. Der Blick des fremden Jungen schien ihn zu verschlingen, das Tablett entglitt seinen Fingern und fiel scheppernd zu Boden. Ein ungutes Gefühl stieg in ihm hoch, gepaart mit Übelkeit und er hatte Probleme zu atmen. Ihm wurde schwindlig und einen Moment später passierte ihm etwas das ihm noch nie passiert war, er fiel in Ohnmacht.
 

„Randy!“ Sein Aufschrei wurde begleitet von zwei Stimmen die exakt das gleiche schrieen wie er.

„Scheiße.“ Ricky stand auf und hob den ohnmächtigen Jungen hoch. „Ich bring ihn zum Schularzt.“

Lance nickte nur, während der neue Junge die ganze Szene nur verwundert beobachtete.

„Ich werde mitgehen.“ Kurzerhand stellte David sein Tablett auf den Tisch zu Lance.

„Okay.“ Daniel nickte nur zustimmend.

David nickte und folgte Ricky der schon Richtung Krankenzimmer unterwegs war. Was war da bloß los gewesen? Randy war total bleich geworden als hätte er einen Geist gesehen. So kannte er seinen Freund gar nicht. Obwohl so wirklich lange kannte er ihn ja auch noch nicht. Randy war gegen Ende des letzten Schuljahres zu ihnen gekommen und in den Ferien wieder heimgefahren, ein Umstand der ihm und seinem Bruder in diesem Sommer verwährt gewesen war.

„Weißt du was er haben könnte?“

Rickys Stimme holte ihn aus seinen Gedanken. „Vielleicht. Er hat in letzter Zeit ziemlich schlecht geschlafen, wenn nicht sogar überhaupt nicht. So gesehen war es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit bis er zusammenbrechen musste.“

Der Amerikaner nickte. „Das kann es natürlich sein.“

David lächelte trotz seiner Sorge. Nun hatte Randy sich doch an seinen Grundsatz gehalten anstatt Tabletten zu schlucken war er einfach zusammen geklappt.

„Klopf mal an. Ich hab grad keine Hand frei.“

Er nickte und klopfte an die Tür des Krankenzimmers.

Um diese Zeit war nur eine Schwester da, die auch nur wenige Sekunden nach dem Klopfen öffnete. „Ja?“

„Wir haben einen Patienten.“ Ricky drängte sich einfach an der überraschten Schwester in den Raum und legte Randy auf eines der Betten. „Rufen sie den Arzt.“

Die Schwester nickte und rief über interne Sprechanlage nach dem Arzt. „Er wird gleich kommen.“ Sie betrachtete Randy. „Was ist passiert?“

„Er ist im Speisesaal zusammengebrochen.“ David schüttelte ratlos den Kopf. „Ich weiß nicht was passiert ist, aber er schläft schon seit einiger Zeit nicht gut. Vielleicht hängt das damit zusammen.“

„Wahrscheinlich.“ Sie legte die Hand auf Randys Stirn. „Fieber hat er auf jeden Fall nicht.“

„Können sie nicht etwas machen?“ Er sah die Krankenschwester fragend an. Diese erwiderte den Blick ruhig und er wand den Blick ab. Er wusste genau, dass die Schwester so gut wie nichts ohne Anweisung des Arztes machen durfte. Es sei denn es war ein wirklicher Notfall. Doch ein Junge der ohnmächtig war fiel nicht unter die Definition Notfall.

Die Tür öffnete sich und der Arzt kam herein. „Gut was haben wir?“ Er warf einen kurzen Blick auf Randy bevor er wieder zu der Schwester sah.

„Einen ohnmächtigen Jungen. Es gibt keine Anzeichen einer Schlägerei oder anderer Gewalteinwirkung. Sein Freund sagt er leidet seit einiger Zeit unter Schlafproblemen.“

Der Arzt nickte und richtete seine Aufmerksamkeit auf Randy denn er nun fachgerecht untersuchte. „Und was hast du mit dem Ganzen zu schaffen Ricky?“

David sah überrascht zu Ricky der noch immer in einer Ecke des Krankenzimmers stand. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er noch immer da war. Irgendwie hatte er angenommen er wäre schon wieder in den Speisesaal zurück gegangen.

„Nichts. Wie die Schwester schon sagte keine Anzeichen einer Schlägerei, also kann ich gar nicht daran beteiligt sein. Nicht wahr?“ Ricky verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte selbstgefällig.

„Das muss nichts heißen.“ Er drehte sich zu David um. „Deinem Freund fehlt nichts, er war einfach nur erschöpft. Heute Nacht wird er hier bleiben, aber morgen kann er schon wieder am Unterricht teilnehmen, allerdings werde ich ihm wegen seinen Schlafproblemen einen Termin beim Schulpsychologen verschreiben. So und nun raus hier.“ Er lächelte bei den letzten Worten.

Der Halb Franzose lächelte erleichtert und verlies den Raum dicht gefolgt von Ricky. „Was hat er denn gegen dich?“

Ricky zuckte die Schultern und machte sich auf den Rückweg zum Speisesaal. „Er hat wohl schon zu oft meine Zufallsbekanntschaften zusammengeflickt.“

Verstehend nickte der Achtzehnjährige. Er wusste was sein Freund mit Zufallsbekanntschaften meinte. Obwohl diese Leute eher Bekanntschaft mit seiner Faust gemacht hatten als mit ihm. „Darf man fragen was an diesen Gerüchten über dich und Leroy dran ist?“

„Klar darfst du. Solange du keine Antwort erwartest.“

Die Stimme des Amerikaners klang schlecht gelaunt, trotzdem wagte David einen weiteren Anlauf. Er wurde ihn nicht schlagen, da war er ebenso geschützt wie Lance. „Du hast ihn geschlagen.“

„Ja und? Da ist doch nichts dabei.“ Ricky blieb stehen und sah ihn gleichgültig an.

David seufzte, wieso war er so gleichgültig? „Da ist etwas dabei, du wirst von der Schule fliegen.“

Der ältere Junge lachte abfällig. „Was du nicht sagst. Da bin ich aber einmal gespannt was meine Eltern dazu sagen wenn ich wieder auf der Matte stehe. Nein, da brauchst du keine Angst haben David. Bevor sie mich wieder Heim lassen drücken sie lieber eine dicke Stange Geld ab damit ich ja hier bleiben darf.“

„Nicht wenn Leroys Familie da ein Wörtchen mitzureden hat.“

„Leroys Familie? Bevor der zugibt von mir geschlagen wurden zu sein schneidet er sich die Zunge ab. Ja, er wird es vor dem Schülerrat bestätigen und vielleicht auch vor der Lehrerkonferenz, aber damit hat es sich schon. Das ist ein Krieg zwischen mir und ihm und der wird erst mit dem Schulabschluss enden, wenn überhaupt.“

„Was meinst du damit?“ Der Blondhaarige war da nicht so zuversichtlich was Leroys Stillschweigen anging, aber Ricky würde es schon wissen immerhin war Leroy sein Rivale. Er war nur ein unbeteiligter Zuschauer und darüber war er erleichtert.

„Das bedeutet, dass wenn ich 21 bin und meinen Schulabschluss bekomme ich als erwachsen gelte und mich in der Welt dort draußen behaupten muss. Wenn dann Leroy glaubt das unser Streit nicht mit dem Schulabschluss endet wird er mir draußen auch noch Steine in den Weg legen. So ist das gemeint.“

„Ach so.“ David macht eine wegwerfende Handbewegung. „Ich glaube davor musst du keine Angst haben. Leroy ist doch viel zu viel auf sich selbst konzentriert um dann überhaupt noch an dich zu denken.“

Ricky sah ihn durchdringend an. „Glaubst du das wirklich David? Denn dann unterschätzt du Leroy gewaltig. Ich bin nicht sein Freund, nein das ganz sicher nicht, aber ich weiß zu was er fähig ist. Er ist nachtragend und wenn er der Meinung ist das du ihn so sehr beleidigt hast um auch weiter seine Aufmerksamkeit zu genießen, dann hast du sie.“

Bei den Worten seines Freundes fröstelte ihn. Der Gedanke Leroy auf ewig zum Feind zu haben war keine schöne Aussicht. Zwar hatte er nicht vor wie sein Vater oder sein älterer Bruder in die Politik zu gehen, aber nur ein Wort von Leroy und sie würden handeln. Da hielt diese Familie zusammen wie die italienische Mafia.

Das wusste er von seinem Vater, der aufgrund seines gesellschaftlichen Standes Kontakte in diesen Kreisen hatte und dort kursierten immer Gerüchte. Seine Schwestern wusste vielleicht immer über die neueste Mode Bescheid, aber wenn es um Gerüchte ging, dann konnten sie noch eine Menge von ihm lernen. Selbst hier im Exil war er noch immer auf dem Laufenden was die Geheimnisse der High Society anging.

„Allerdings habe ich nicht vor mich länger als nötig mit ihm abzugeben.“ Ricky drehte sich brüsk um und ging weiter. „Sag Lance das ich in der Wohnung bin. Ich hab keinen Hunger mehr.“

„Sicher.“ Wenn Ricky so anfing war es besser ihn alleine zu lassen, das wusste David. Aus diesem Grund behielt er seine restlichen Fragen für sich. Wenn er wollte würde Ricky ihm schon alles erzählen wenn nicht, nun dann würde er es von Lance erfahren. Als Ricky in einen Seitengang einbog ging er weiter in den Speisesaal und setzte sich zu seinen Freunden, die neben Lance und Sean Platz genommen hatten. Kurz richtete er Lance die Nachricht aus und begann dann zu essen.

Kapitel 6

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 7

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 7/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Der Tag danach ^^
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Sein Kopf schmerzte, aber das war kein innerlicher Schmerz sondern kam von außen, so als hätte ihn etwas geschlagen. Allerdings war das nicht so schlimm ihn verwunderte nur eine andere Tatsache. Zum ersten Mal seit Wochen, ja sogar seit einem Monat fühlte er sich wieder richtig munter. Kein Anzeichen mehr von Müdigkeit oder Erschöpfung wie sonst immer und auch seine Träume waren ausgeblieben.

Rasch richtete sich Randy auf und sah sich einmal um. In seinem Zimmer war er einmal nicht, aber die Geräte rund um ihn so wie die restliche Einrichtung ließen auf das Krankenzimmer der Schule schließen. Richtig er war ja gestern umgekippt gleich nachdem er … was hatte er eigentlich davor gemacht?

Er legte sich eine Hand an die Stirn. Die Erinnerung daran war irgendwie verschwommen, er wusste noch genau das er im Speisesaal gewesen war. Keiji hatte mit ihm geredet und dann hatte ihn Daniel auf etwas oder jemanden aufmerksam gemacht. Ab dann fehlte ihm jede Erinnerung bis jetzt.

„Ah sie sind aufgewacht das ist gut. Ausgeschlafen?“ Die Schwester lächelte und schloss die Tür hinter sich durch die sie gerade das Zimmer betreten hatte.

Randy nickte schwach. „Ja seit langen wieder einmal.“ Sein Blick wanderte suchend über die Wände des Zimmers. „Wie spät ist es eigentlich?“

Die Schwester warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Genau zwei Uhr nachmittags.“

„Mist. Ich muss ja zum Geigenunterricht.“ Mit einem Ruck zog er die Decke zur Seite, nur um zu bemerken, dass er bis auf die Unterhose nackt war. Eigentlich verständlich wenn man bedachte das er hier geschlafen hatte.

„Ihre Sachen sind im Kasten.“ Die Frau die den erstaunten Blick das Jungen bemerkt hatte deutete auf einen Kasten, der neben der Tür stand. „Allerdings würde der Arzt gerne noch einmal mit ihnen reden wenn sie wach bist. Er müsste gleich kommen.“

„Gerne, aber jetzt habe ich keine Zeit dafür.“ Sein Lehrer würde ihn köpfen wenn er noch einmal seinen Unterricht verpassen würde, das hatte er ihm das letzte Mal unmissverständlich klar gemacht. Es schien ihm sogar egal zu sein wenn Randy ihm dabei einschlief. Blöde Geige, er hätte vielleicht doch lieber Klavier lernen sollen wie seine Mutter es ihm geraten hatte.

Er ging zu dem Kasten und öffnete ihn. Seine Sachen lagen ordentlich zusammengelegt darin. Langsam begann er sich anzuziehen. „Wer hat mich gestern eigentlich hergebracht?“ Wahrscheinlich Daniel oder David, aber er wollte wissen bei wem er sich bedanken musste.

„Oh das waren Mister de Vou und Mister Shanes. Mister Shanes hat sie auch getragen.“

Erstaunt lies Randy die Hand mit dem Hemd sinken und sah die Schwester zweifelnd an. „Mister Shanes sind sie sicher? Ricky Shanes?“ Das war ziemlich unwahrscheinlich, obwohl wenn er es David zuliebe getan hätte … nein das war unmöglich.

Die Schwester nickte. „Doch es war Mister Shanes.“

„Oh.“ Das mit dem Bedanken würde er noch einmal überdenken. Es war nicht ratsam Ricky wegen Belanglosigkeiten anzureden. Einmal in der Woche im Krankenzimmer aufzuwachen reichte ihm.

Hastig zog er sich fertig an. „Ich werde dann einmal gehen. Sagen sie dem Arzt, dass ich morgen früh noch einmal kommen werde.“

„Natürlich.“

Ihr noch einmal zunickend verlies er den Raum und hastete zu seinem Unterricht.
 

Seine Noten ordnend ging Keiji zu seinem Unterrichtsraum. Gestern war er einfach nicht in der Stimmung dafür gewesen und heute morgen war die Zeit dafür zu knapp gewesen. Es hatte ja auch keiner ahnen können, das in der Nacht plötzlich die Batterie seines Weckers versagte. Wenn Leroy heute Morgen nicht wie ein wildgewordener Ochse durch die kleine Wohnung gewütet hätte, wäre er noch zu spät zu seiner Vorlesung gekommen.

„Tag. Wie geht’s?“ Daniel trat neben ihn und besah sich seine Unordnung. „Das ist aber sehr gefährlich. Solltest du das nicht besser im Stehen machen.“

„Nur halb so gefährlich als wenn ich ohne geordnete Noten in den Unterricht komme. Außerdem achtest ja du auf meinen Weg.“ Er grinste den Amerikaner frech an.

Daniel griff nach seinen Zetteln und drückte seine Hände nach unten. „Lass das, du kannst das dann im Raum anhand von meinen ordnen.“

„Aber Schulsprecher wäre das dann nicht so etwas wie abschreiben.“ Keijis Grinsen wurde breiter und seine Stimme hatte einen neckenden Klang. Nicht das er etwas gegen abschreiben hatte, eine Methode die er auch oft nutzte, aber Daniel war nicht gerade wegen seiner Toleranz gegenüber solchen Mitteln bekannt.

Daniel warf ihm einen giftigen Blick zu. „Lass den Blödsinn. Mal zu was anderem Schatzmeister wie sieht es mit den Finanzen aus? Nächsten Monat ist das Schulfest und da müssen wir uns wieder von unserer besten Seite präsentieren.“

Der Halbjapaner seufzte tief. Er hasste dieses Fest, dass einzig und allein nur dafür diente sie wie dressierte Hunde vorzuführen. Als ob es die meisten Eltern auch nur interessierte welche Fortschritte sie in den ersten Monaten seit Schulbeginn gemacht hatten. Seine Eltern taten sich das schon gar nicht mehr an. Erstens könnten sie sich ja über den Weg rennen und zweitens verachteten sie diese Show. Noch dazu wo es eigentlich nur ein Probefest war. Damit die reichen Eltern schon überlegen konnten, ob ihre Sprösslinge gut genug waren um sie etwaigen Geschäftspartnern vorzuführen. Denn das Schulfest am Ende des Jahres war ein einzigartiges Event zu dem man gerne Investoren oder Handelspartner mitnahm um sie zu beeindrucken. Wenn da der eigene Sprössling versagte war das natürlich mehr als nur peinlich. „Keine Sorge wir haben genug Etat um das Fest so pompös und protzig zu gestalten wie jedes Jahr. Kümmere du dich mit Lance nur um die Planung und überlass die Finanzen mir und meinen Mitarbeitern.“

Der Blondhaarige schnaubte nur abfällig. „Als ob man mit Lance irgendetwas planen könnte. Das wird mein vorletztes Probefest und ich will nicht das irgendetwas in die Hose geht.“

Ach ja, Daniel verlies ja bald die Schule. So schön es hier auch war, sobald man einundzwanzig war endete auch die Studienzeit hier. Dieses Internat war nur solange für die Schüler zuständig bis sie volljährig waren. Keiji kannte allerdings auch keinen der freiwillig länger hier bleiben wollte. Die meisten suchten sich dann angesehene Unis wenn sie unbedingt weiter studieren wollten. Er selbst plante auch schon seine weitere Zukunft auch wenn diese Pläne noch drei Jahre auf Eis lagen.

„Wirklich Daniel du musst dir keine Sorgen machen bis jetzt wurde jedes Fest ein Erfolg.“ An das was diese Feste gekostet hatten dachte er lieber nicht. Sein Blutdruck stieg schon bei den Schülerratssitzungen in ungeahnte Höhen, das musste er nicht auch noch in seiner Freizeit fortsetzen. Zeit um das Thema zu wechseln. „Wie geht es eigentlich Randy?“

Daniel zuckte mit den Schultern. „Seit gestern hab ich ihn nicht mehr gesehen. Laut David ist es aber nichts ernstes.“

„Dann ist ja gut.“ Keiji trat durch die Flügeltüren hinter der sich ein weitläufiger Saal erstreckte. Beim Original vielleicht als Ballsaal geplant, wurde er nun als Musikzimmer für Tasteninstrumente genutzt. Pianos, Klaviere, Keyboards, ja sogar zwei Orgeln und andere Instrumente von denen Keiji nicht einmal den Namen wusste reihten sich in diesem Raum aneinander. Klar diese Instrumente soviel es auch waren, reichten nie für die vielen Schüler die sie erlernen wollten, aber trotzdem reichte es um Fortschritte zu erzielen. Schließlich hatte man für jedes Instrument einen eigenen Lehrer der sich auf den Umgang mit diesem Instrument verstand.

Daniel ging zu einem Flügel und setzte sich davor bevor er seine Noten herausholte. Schweigend reichte er Keiji einen Stapel Blätter, die dieser im Vorbeigehen mitnahm.

Kurz die Unterlagen durchsehend nickte er und setzte sich an einen Flügel direkt neben ihm. Zum Glück waren sie noch recht früh dran, so das sie noch ein freies Klavier gefunden hatten. Konzentriert beugte er sich über seine Noten und ordnete sie nach Daniels Vorlage. Knapp bevor der Unterrichtende eintrat hatte er es fertig und reichte sie Daniel zurück.

Kapitel 8

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 8/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Der letzte Teil der Schulführung
 

Wenn ich irgendwelche Fehler bei der Einteilung der Instrumente gemacht habe, dann tut mir das leid. Ich bin auf diesem Gebiet nicht allzu bewandert, also sollte ich etwas falsch eingeteilt haben weist mich ruhig daraufhin. *gg*
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Na gut heute zeig ich dir dann unsere Musikräume. Das ist interessanter als wenn ich dir leere Räume mit ein paar Instrumenten zeigen würde.“ Lance grinste Sean fröhlich an, auch wenn es nicht wirklich seiner Stimmung entsprach. Er würde demnächst ein ernstes Wörtchen mit Daniel sprechen müssen. Es war seine Aufgabe neuen Schülern die Schule zu zeigen, er war für das Internat zuständig. Anscheinend war er einfach zu gutmütig für seine Position.

Was war das eigentlich für eine dämliche Rechtfertigung von Daniel gewesen? Er hatte Sean das Internat gezeigt nun müsste er Lance ihm den Rest erklären. Hatte er ihn darum gebeten? Soweit er wusste nicht. Schließlich wusste er genau, dass die Schule komplexer und weitreichender war als das Internat. Was glaubte der warum er Internatssprecher war und nicht Schulsprecher.

Lance schloss kurz die Augen. Es hatte keinen Sinn sich jetzt in Rage zu bringen. Nun war es eben passiert und nicht mehr zu ändern. In spätestens eineinhalb Jahren war er den Kerl sowieso los und würde ihn, wenn das Schicksal es gut mit ihm meinte, nie wieder sehen.

„Danke.“ Sean erwiderte sein Lächeln und warf einen raschen Blick in den Garten.

„Einer muss es doch machen nicht? Spielst du eigentlich ein Instrument, oder bist du noch total unvoreingenommen?“

„Na ja.“ Der Brasilianer runzelte kurz die Stirn, bevor er den Blick verlegen senkte. „Ich spiel schon ein Musikinstrument, nur ist das nicht so weit verbreitet.“

„Es kann nicht schlimmer sein als Mundharmonika, Tamburin oder Rasseln. Glaub mir selbst wenn du Urwaldtrommeln schlagen würdest hätten wir dafür einen Lehrer.“ Lance verdrehte die Augen gen Himmel. Wenn sie selbst für ihn einen Lehrer gefunden hatten, konnten sie für jeden einen finden.

Leise lachend schüttelte Sean den Kopf. „Nein. So etwas ist es nicht. Ich spiele Panflöte.“

Überrascht sah er den Älteren an. „Wow. Also das ist echt selten, aber ein wunderschönes Instrument. Willst du es weiterspielen oder lieber ein Neues lernen?“

„Also wenn es geht, dann würde ich es gerne weiterspielen. Es erinnert mich an meine Mutter.“ Er schwieg kurz bevor er wieder den Italiener ansah. „Was spielst du?“

Lance lächelte belustigt. „Harfe. Du siehst also dein Instrument ist gar nicht so außergewöhnlich.“

„Stimmt. Wie kommt man auf so eine Wahl?“

„Meine Tante hat es mir gelernt und als ich hierher kam, dachte ich mir warum nicht nutzen was ich schon kann. Allerdings kann ich noch einige andere spielen.“ Lance zuckte gelangweilt die Schultern. Es war nicht so das ihn die Musik nicht interessierte, das war unmöglich bei seinem Berufswunsch. Nur der Unterricht in dieser Schule war derart langweilig, dass ihm teilweise die Lust daran verging. „Da du also schon vorbelastet bist zeig ich dir wohl eher die Sektion der Blasinstrumente nicht?“ Danach würde er ihm die anderen zeigen, er würde sich doch nicht nachsagen lassen, dass er die ihm nahe gelegten Aufgaben nicht erfüllte. Bei diesem Gedanken lächelte er grimmig. Nein, Daniel würde er keinen Grund zur Klage geben.

Er führte Sean einen Gang entlang und blieb vor einer breiten Flügeltür stehen. „Bitte.“ Mit einer kraftvollen Bewegung stieß er sie auf und gab den Blick auf einen weiten Saal frei. Durch große Fenster fiel das Sonnenlicht herein und erhellte sogar den hintersten Winkel des Raumes. Überall standen oder saßen Schüler, die ihre Noten studierten oder den Ausführungen ihrer Lehrer zuhörten. Nur einige schienen das eintreten der zwei Neuen überhaupt zu registrieren. Im rechten hinteren Teil des Saals war eine kleine Blaskappelle angesiedelt die gerade ein Musikstück probten, das waren die Einzigen die zur Zeit spielten.

„Toll.“ Sean sah sich staunend um.

„Das trifft es wohl.“ Lance nickte und ging weiter in den Saal zu einem Tisch auf dem alle möglichen Instrumente aufgereiht waren die in diesen Sektor passten. „Das sind alle Instrumente die hier unterrichtet werden. Solltest du einen ausgefallenen Wunsch haben wird sich die Schule natürlich darum bemühen einen geeigneten Lehrer aufzutreiben.“ Das war gut gewesen. Genauso hatte Daniel es ihm damals erklärt. Er war eindeutig schon zu lange an dieser Schule.

Der Ältere nickte und besah sich die Musikinstrumente. Seine Augen leuchteten erfreut auf als er eine Panflöte erblickte.

Der Italiener bemerkte das natürlich. „Wie ich sehe hast du dich schon entschieden. Trotzdem werde ich dir noch die anderen Sektionen zeigen. Schließlich soll mir Daniel doch nichts nachsagen können.“ Er zwinkerte dem Schwarzhaarigen verschwörerisch zu und führte ihn wieder aus dem Raum. Als sie wieder auf dem Gang waren führte er ihn einige Meter zurück. „Der Unterricht beginnt um zwei. Danach prügeln wir uns um die Instrumente die da sind. Die Schule hat leider nicht genug Instrumente um alle Schüler gleichzeitig daran zu unterrichten. Also besteht der Hauptteil der Arbeit darin Noten und Musikstücke zu lernen. Wenn du ein eigenes Instrument hast, dann kannst du das natürlich mitnehmen, die Schule haftet allerdings nicht dafür wenn es beschädigt oder gestohlen wird. So hier sind die …“

Sean hob leicht die Hand. „Halt lass mich raten. Klaviere und andere Tasteninstrumente.“

„Genau.“ Das war nicht schwer zu erraten was in diesem Raum war, da die Klaviermelodie bis auf den Gang drang. Anscheinend spielte da mehr als nur ein Klavier.

Lance öffnete einen Flügel der Tür und lies den Brasilianer eintreten. Er hatte schon vor dem Eintreten gewusst wer gerade spielte. Keiji und Daniel versuchten gerade sich gegenseitig zu übertreffen und ergänzten sich in ihren Bemühungen perfekt. Keine Ahnung ob sie das beabsichtigten oder es einfach nur ein netter Nebeneffekt war, ihre kleinen Wettbewerbe waren eine Wohltat für alle Ohren. Er deutete Sean leise zu sein und schloss die Tür hinter sich geräuschlos. Mit einer knappen Handbewegung deutete er nach links.

Sean nickte stumm und ging einige Schritte in die angegebene Richtung bevor er wieder stehen blieb.

Lance sah sich neugierig im Raum um. Es ging wohl jeden hier so wie ihnen. Niemand sah mehr in seine Notenblätter oder konzentrierte sich auf sein Instrument. Lehrer sowie Schüler lauschten gebannt der Musik der Beiden. Sogar Ricky den er im hinteren Teil des Raumes sah war ruhig. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt die Arme vor der Brust verschränkt und geschlossenen Augen schien auch er es zu genießen.

Egal wie groß seine Abneigung gegen Daniel auch war, Klavier spielen konnte der Kerl. Liebend gern würde er einmal zu seiner und Keijis Musik tanzen. Selbst einer alleine würde ihm schon reichen. Vielleicht konnte er ja was beim Schulfest drehen um an sein Ziel zu kommen. Schon begann sich in seinem Kopf ein Plan zu formen.

Soeben beendeten die Beiden das Stück und sahen ihren Kontrahenten zufrieden an. Die Umstehenden ließen noch die letzten Töne ausklingen bevor auch nur irgendjemand ein Geräusch machte.

Lance hob die Hände und applaudierte leise. Sofort folgten Andere seinem Beispiel und kurz darauf war der ganze Raum vom Applaus erfüllt.

„Die Zwei sind toll.“ Sean beugte sich leicht zu Lance, applaudierte aber ebenfalls.

Dieser nickte nur stumm.

Der Applaus legte sich schnell wieder, als die ersten Lehrer wieder erkannten warum sie eigentlich hier waren und ihre Schüler zu mehr Fleiß antrieben.

Der Italiener beobachtete lächelnd wie Ricky sich gelassen von der Wand abstieß und zu einem Keyboard ging. Unbeeindruckt von den aufgebrachten Handbewegungen seines Lehrers öffnete er sein Notenheft und begann zu spielen. Er konnte es nur schwach hören durch die anderen Instrumente die nun auch spielten, doch anscheinend hatte er sich seit dem letztem Jahr verbessert. Zumindest seiner Einschätzung nach. „Willst du dich noch umsehen oder lieber in eine andere Sektion.“

Der Brasilianer musterte noch einmal die verschiedenen Instrumente und nickte dann. „Nehmen wir eine andere Sektion.“ Er folgte dem Jüngeren auf den Gang. „Sind hier mehr solcher Talente oder sind die Zwei da eine Ausnahme?“

„Na ja hier kommen immerhin einige der reichsten Söhne Europas und Amerikas her. Es ist klar, das die Meisten Unterricht bei den besten käuflichen Lehrern bekommen haben. Da gibt es schon einige Talente die es zur Perfektion gebracht haben. Klar Talent kann man nicht kaufen, aber diese Schule vertritt die Ansicht, dass es für jeden Menschen das geeignete Instrument gibt.“ Selbst für den unmusikalischsten von ihnen. Wenn er da an einige von seinen Mitschülern dachte, die ihre Musikinstrumente stundenlang quälten ohne auch nur einen richtigen Ton hervorzubringen stellte es ihm schon jetzt die Haare auf. Vor einer weiteren Tür blieb Lance stehen. „Hier sind die Streichinstrumente untergebracht wir haben sogar ein richtiges Orchester. Worauf ich aber nicht stolz bin.“ Mit einer Hand schob er die Tür auf.

Sean blieb in der Tür stehen trat nur einen Schritt zur Seite um Lance Platz zu machen. Auch dieser Raum glich den anderen die sie bis jetzt gesehen hatten. Große Fenster, viel Platz und eine gute Akustik. Hier saßen oder standen viele verschiedene Gruppen zusammen. Geigen, Cellos, Kontrabasse und noch so einige von denen Sean nicht einmal den Namen wusste. Alle bei der Gruppe zu der sie gehörten. Hier gab es nur wenige, die Noten lernten.

„Gibt es bei dieser Gruppe mehr Instrumente als bei den Anderen?“

Bei dieser Frage lächelte Lance sacht. „Nein. Nur haben hier die meisten Schüler ihre eigenen mit. Genau auf den jeweiligen Menschen abgestimmt und so nebenbei eine weitere Gelegenheit um zu zeigen wie vermögend man ist.“ Er drängte seinen neuen Mitbewohner aus dem Raum und einige Meter weiter. „Hier ist mein Territorium.“ Er gab der Tür einen leichten Stoß, so das gleich beide Flügel aufschwangen. „Saitenistrumente. Hier ist meine Abteilung.“ Lance ging zu einigen Harfen an denen wirklich ein paar Schüler saßen und eifrig probten.

Sean sah sich prüfend um. Gitarren, E- Gitarren, Banjos, hier schien alles zu sein was auch nur eine Saite besaß. Etwas weiter hinten glaubte er sogar eine Zitter zu erkennen.

„Auch schon da? Wurde ja auch Zeit. Obwohl dein Instrument geht auch nicht wirklich ab.“

Bei dieser in spöttischem Ton ausgesprochenen Bemerkung drehte sich Lance langsam um. Abschätzend musterte er den Sprecher, so als müsste er abwägen ob er eine Antwort wert wäre.

Leroy stand neben der Box eines Lautsprechers und war gerade dabei seine E- Gitarre zu stimmen. Mit einem abwertenden Gesichtsausdruck hielt er dem Blick des Italieners stand. Die anderen Harfespieler hinter Lance, die ihn böse anblickten ignorierte er.

„Vielleicht hast du recht Leroy. Ich werde daran denken wenn du mit deiner Band durch schmutzige Clubs und düstere Bars ziehst und ich mit meinem unnützen Instrument inmitten eines Orchesters sitze und ganze Opernhäuser fülle.“ Er nickte bestätigend. „Ja diese Aussicht ist wirklich furchterregend.“ Die anderen Harfespieler hinter ihm kicherten leise.

Leroy hingegen blickte ihn nur hasserfüllt an, sagte aber nichts mehr. Wütend spielte er ein paar Takte die aber grauenvoll klangen.

Lance hielt sich übertrieben die Ohren zu. „Leroy bitte wir wissen sowieso alle, dass du nicht spielen kannst. Du musst es nicht so eindrucksvoll beweisen. Die Fenster sind antik, denk doch auch einmal an sie.“ Grinsend wand er sich an Sean die mordenden Blicke von Leroy ignorierend. Es tat gut ihn in die Schranken zu weisen schließlich verdiente er nichts anderes. Irgendwann würde er sich für alles rächen, dass war ihm schon klar, aber bis zu diesem Zeitpunkt würde er ihn noch so oft bloßstellen wie es ging. Doch eigentlich verteidigte er sich nur, schließlich fing Leroy damit an nicht er. „Können wir wieder?“

Ebenfalls grinsend nickte der Schwarzhaarige und verließ den Raum. „Wofür lernen wir eigentlich diese ganzen Instrumente? Ich meine müssen wir irgendwann einmal unser Können beweisen?“

„Wir lernen es in erster Linie weil es unseren Geist in Übung halten und auch kultivieren soll. Zumindest laut unserem Direktor. Ich denke wir lernen es nur um später einmal ein Gesprächsthema zu haben. Denn worüber lässt es sich leichter sprechen als über Musik. Du klingst gebildet und kultiviert wenn du darüber redest und auch noch Ahnung davon hast. Diese Schule ist dafür da um uns auf das spätere Gesellschaftsleben vorzubereiten und natürlich um erste wichtige Kontakte zu knüpfen. Deine Künste zeigen kannst du mit etwas Glück bei einem unserer Schulfeste. Davon gibt es mehr als genug.“

Bei dem Teil mit dem Gesellschaftsleben hatte der Ältere nur genickt. Schließlich war das jedem klar, der hierher kam. Bei den Schulfesten mischte sich allerdings Neugier in seinen Blick. „Welche Schulfeste?“

Der Italiener wiegte leicht den Kopf. „Nun da gibt es die Abschlussfeier, die Eröffnungsfeier eine Woche nach Schulbeginn, die verschiedenen Feiern wenn unsere Clubs eine besondere Veranstaltung gewinnen oder Ehrung bekommen. Dann wären da noch das Probefest, das auch gleichzeitig das Weihnachtsfest ist, die Orientierungswoche wo wir anderen armen Affen das Leben hier so schmackhaft wie möglich machen, die Halloweenparty, die dieses Jahr Gott sei Dank schon vorbei ist, das Frühlingsfest und natürlich das Sommerfest für die armen Jungs die über die Ferien hier bleiben müssen.“

„Ziemlich viele Feste wenn du mich fragst. Wie laufen die ab?“

„Unterschiedlich.“ Der Blondhaarige machte ein wage Handbewegung. „Zum Probefest und zur Abschlussfeier kommen die Eltern und ihre Geschäftspartner, zur Orientierungswoche oder zu Ehrungen sowie Erfolgen kommen Reporter und fremde Personen. Die Halloweenparty, das Sommer- und Frühlingsfest, sowie die Eröffnungsfeier ist nur für uns Schüler und die Lehrer. Auch ja die dämlichste Feier hab ich vergessen. Wenn du eine Freundin oder Verlobte hast, kannst du sie zur Valentinstagsfeier einladen. Das ist der einzige Tag im Jahr wo Mädchen, die nicht mit dir verwandt sind hier geduldet werden. Die Feiern laufen eigentlich so ab. Entweder die Kurse in denen du bist machen etwas wofür du dich melden kannst, sowie zum Beispiel Workshops oder Vorführungen, oder du machst mit deinem Sportclub eine kleine Demonstration. Natürlich kannst du auch genötigt werden deine Musikkünste zum Besten zu geben, was bei dir und deinem ausgefallenen Instrument wahrscheinlich nicht der Fall sein wird. Was selten vorkommt aber doch ist, dass du mit einem außerschulischen Club etwas machst.“

Verwirrt sah Sean den Europäer an. Man merkte das er davon noch nichts gehört hatte.

„Was meinst du?“

Lance grinste und begann an seinen Fingern abzuzählen. „Nun da wäre zum Beispiel einmal der Schülerrat denn wir stehen nicht als Unterrichtsfach im Lehrplan uns gibt es aber trotzdem. Dann gibt es noch den Debatierclub, den Schachclub und noch ein paar. Meistens werden sie gegründet und ein paar Wochen später wieder geschlossen, weil die Mitglieder fehlen. Vor einiger Zeit wollte ein Neuer einmal eine Theatergruppe eröffnen. Unnötig, unsere Theatergruppe ist im Studienfach Film enthalten, der Schulchor gehört zum Fach Gesang, unsere Schülerzeitung wird vom Journalismuskurs gemacht, Computerbegeisterte haben entweder das Fach Informationstechnik, Elektronik oder Technik, Bücher werden im Fach Literatur besprochen und unser Kunstclub nimmt mit seinen Erzeugnissen an Wettbewerben teil. Du siehst außer dem Schülerrat gibt es keinen Club der nicht irgendwo abgedeckt wird. Einmal im Monat kannst du bei den anderen Fächern reinschnuppern und mitreden. Ansonsten schau einfach einmal am Sonntag zu den verschiedenen Clubs sie treffen sich im Südflügel der Schule. Teilnahme ist freiwillig.“ Sie hatten schon eine ganze Strecke durch verschiedene Gänge zurückgelegt bevor Lance endlich wieder stehen blieb. „So hier ist meine liebste Sektion, gleich nach meiner eigenen.“

Auch hier war eine Tür mit zwei Flügeln, aber der Raum dahinter war ganz anders als die anderen, wie Sean merkte als sein Führer die Tür öffnete. Zwar war er auch groß und hell beleuchtet doch alle Tische waren an die Seiten gestellt und Notenständer waren auch kaum zu erkennen. Wo die anderen Räume fast steril gewirkt hatten, waren hier kleine Palmen oder andere Topfpflanzen aufgestellt. Auch an den Wänden hingen verschiedene Poster von aktuellen oder schon längst vergessenen Bands. An der Decke hing eine Discokugel, die zur Zeit aber ausgeschaltet war, doch zumindest erklärte sie die, zu Zeit noch zurückgezogenen, Vorhänge vor den Fenstern.

In der Mitte des Raumes befand sich ein Sesselkreis in dem manche Schüler mit den verschiedensten Trommeln saßen. Andere saßen hinter ihrem Schlagzeug und probierten einige Takte. Bongos, Trommeln, Tamburine und sogar Glockenspiele konnte Sean erkennen. Zum ersten Mal nahm auch jemand von ihnen Notiz. In den anderen Sektionen

hatte sich kein einziger Lehrer auch nur für sie interessiert, doch hier kam eine junge Frau auf sie zu.

Freundlich streckte sie ihm die Hand entgegen. „Hallo mein Name ist Carla Dervon, aber du kannst mich Carla nennen. Bist du ein Neuzugang?“

Lance lachte als er den irritierten Gesichtsausdruck von Sean sah. Nach den ganzen sterilen Kursen war dieser hier auch eine angenehme Überraschung. Er grüßte kurz David, der hinter einem Schlagzeug saß und seine Sticks kreisen ließ. „Bitte überrenn ihn nicht so Carla wir kommen gerade von den anderen Kursen.“

„Oh.“ Die braunhaarige Frau lies die Hand wieder sinken. „Dann ist die Überraschung natürlich verständlich. Wir fallen auch ziemlich aus der Norm.“ Sie grinste etwas verlegen.

„Das Sean ist der lockerste Musikkurs den wir hier haben.“ Lance machte eine ausholende Handbewegung. „Und glaub mir wenn ich auch nur etwas Talent dafür hätte würde ich umsteigen.“

„Cool, aber ich schätze ich bleib bei meiner Panflöte aus sentimentalen Gründen.“ Er lächelte Carla verzeihend zu.

Diese winkte nur ab. „Das ist verständlich. Wir wollen auch keinem anderen Lehrer seine zukünftigen Schüler wegnehmen.“ Sie warf einen Blick über ihre Schulter. „Meine Schüler warten. Es war nett dich kennen zu lernen und ich bin sicher irgendwann verrätst du mir auch deinen Namen.“ Sie grinste Sean noch einmal zu und verschwand dann zwischen einigen Schlagzeugen.

Ebenfalls grinsend nickte Lance Sean zu ihm zu folgen. Als sie wieder aus dem Raum waren sprach er weiter. „Dieser Kurs ist ziemlich beliebt, denn anders als bei den meisten anderen Lehrern steht hier noch die Liebe zur Musik an erster Stelle. Willst du dir noch den letzten Kurs ansehen? Dort ist alles was nicht zu den anderen passt. Rasseln, Glocken, Becken und so. Wie gesagt hier finden wir für jeden ein passendes Instrument.“

„Nein danke.“ Sean hob abwehrend die Hände. „Muss nicht sein. Ich habe mich schon entschieden.“

„Gut dann führe ich dich zum Sekretariat. Dort kannst du dich für die verschiedenen Clubs, Kurse und Studienfächer einschreiben lassen. Dann bekommst du auch deinen Stundenplan und wenn du sagst das du bei uns wohnst auch einen Wohnungsschlüssel. Ich geh mit, dann brauchst du keinen unterschriebenen Nachweis dafür.“

„Danke.“ Etwas orientierungslos folgte Sean Lance durch die verschiedensten Gänge.

Kapitel 9

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 9/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Ein Streit und dessen Unterbindung.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Wütend warf Leroy hinter sich die Tür ins Schloss. Seinem Rucksack, den er heute Mittag in den Vorraum geworfen hatte, einen wütenden Tritt gebend, stürmte er in sein Zimmer. Ein blinkendes Licht auf dem Monitor seines Laptops zeigte ihm das er Post bekommen hatte. Er wollte jetzt nichts von seiner Familie wissen, Anfang November stand auch seines Wissens kein Geburtstag oder sonstiges Ereignis an. Also war es wahrscheinlich nur wieder der übliche Lagebericht von einem seiner zahlreichen Geschwister oder eine Ankündigung von seinen Eltern. Dafür hatte er gerade keine Zeit. Wenn er jetzt mit jemanden aus seiner Familie redete, würde er ihn wahrscheinlich unabsichtlich anschreien und das hatte keiner von ihnen verdient. Doch wenn er daran dachte, was heute im Musikunterricht gewesen war würde das passieren.

Brodelnde Wut stieg in ihm auf, wenn er an Lances unverschämte Worte dachte. Dieser verfluchte Europäer schaffte es jedes Mal ihn zu blamieren und er schaffte es nicht es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen. Schlimmer noch, er schaffte es nicht einmal es ihm irgendwie heimzuzahlen. Es war, als wäre da eine Barriere die ihn daran hinderte ihm Kontra zu geben. Wenn sein Vater das wüsste würde er sich bestimmt für ihn schämen.

Seine Faust krachte auf die Holzplatte seines Schreibtisches und lies alle Gegenstände darauf deutlich wackeln. Er würde es schaffen. Wenn keiner es erwartete würde er sich rächen, er wartete nur auf eine passende Gelegenheit.

Ein Klopfen lies ihn aufhorchen.

„Leroy?“ Keijis Stimme war fragend, doch seine Stimme machte klar das er etwas wollte. „Ist etwas passiert?“

„Nein.“ Konnte ihn dieser Mischling nicht einfach in Ruhe lassen? Er war genauso wie Lance. Gegen ihn hatte er einfach keinen Gegenangriff, es war unmöglich für ihn sich vor dem Halbasiaten zu schützen.

„Gut.“ Ohne eine weitere Aufforderung öffnete Keiji die Tür und trat ein. „Ich hätte nur gerne meine Aufzeichnungen für Architektur zurück. Ich muss bis morgen noch die Übung machen.“

Leroy hob zweifelnd eine Augenbraue. „Glaubst du wirklich, dass du sie bis morgen hinkriegst?“ Nicht einmal er hatte es fertig und er war einer der Besten in diesem Fach, vor allem weil es ihn wirklich interessierte. Das war der Zweig in dem er später einmal arbeiten wollte.

Keiji wiegte abschätzend den Kopf. „Och, ich denke schon das ich das hinkriege. Ist ja nicht so schwer.“

„Ach wirklich.“ Unwillkürlich ballten sich Leroys Hände zu Fäusten. Er würde es schon noch merken.

„Ich würde dir ja meine Hilfe anbieten, aber du brauchst sie sicher nicht.“ Mit einem unschuldigen Lächeln kam er zu Leroy.

„Genau ich brauche deine Hilfe nicht. Also wisch dir dieses selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht.“ Mit einer wütenden Bewegung zog er seine Schublade auf und holte Keijis Unterlagen heraus. Mit einer Heftigkeit, die ihn sogar selbst überraschte warf er sie auf den Tisch.

„Hey! Sonst geht’s dir aber noch gut was? So geht man nicht mit geborgten Unterlagen um.“ Keiji sah empört auf die Mappe, die nun auf dem Tisch lag.

„Dir geht’s wohl nicht mehr gut, dass du so mit mir redest. Du hast wohl vergessen wer ich bin.“ So einen Ton duldete er nicht egal von wem er kam. Nur seine Brüder durften ihn so anreden und das auch nur selten. Das machte ihn wütend.

„Vergessen?“ Der Blondhaarige schüttelte den Kopf. „Nein, wie könnte ich. Du erwähnst deine Herkunft ja jeden Tag mindestens fünfmal.“

Leroy holte empört Luft, bevor seine quecksilberfarbenen Augen seinen Mitbewohner wütend ansahen. Doch zu einer Erwiderung kam er gar nicht, da dieser einfach weitersprach.

„Tu nicht so beleidigt. Es stimmt doch, ohne den Rückhalt deiner Familie hätte dich bei deinem Verhalten schon jeder mindestens zehnmal verprügelt. Glück gehabt.“ Keiji grinste spöttisch.

„Hau ab! Verschwinde!“ Seine hart antrainierte Gleichgültigkeit bröckelte schon bedrohlich. Als allererstes musste er den Mischling nun aus seinem Zimmer bekommen. Ihm reichte noch immer, was das letzte Mal passiert war, als dieser in so einer Stimmung war.

Keiji zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „Pfh. Was immer du wünschst kleiner Prinz.“ Doch entgegen seiner Worte kam er immer näher zum Schreibtisch.

Leroy benutzte diesen jetzt schon direkt als Schutzschild. Eine Hand krallte sich unauffällig an die Schreibtischkante, während die andere nun auf die offene Tür zeigte. Egal was passieren würde, seine Angst wollte er ihm nicht offen zeigen. Als er sprach klang seine Stimme so kalt und befehlend wie immer. „Raus. Sofort!“

„Aber, aber. Hast du etwa Angst vor mir?“ Der Blondhaarige hob belustigt eine Augenbraue. Als er den Tisch erreichte zögerte er kurz, umrundete ihn dann aber rasch. Knapp vor Leroy blieb er stehen, sie trennten nur wenige Zentimeter. „Und was willst du jetzt machen?“

Alles in Leroy schrie danach zurückzuweichen, Abstand zwischen sie zu bringen. Doch sein Stolz, der auch in dieser Situation keine Schwäche zuließ, hinderte ihn daran. Was sollte er schon machen? Da hatte der Halbjapaner schon recht. Den Sicherheitsdienst rufen konnte er nicht, daran hinderte ihn Keijis Nähe. Selbst wenn er sie verständigen konnte, bevor sie ankamen konnte sein Mitbewohner schon wer weiß was mit ihm getan haben. Ihn mit Gewalt aus seinem Zimmer werfen konnte er auch nicht, da er aus Erfahrung wusste das sein Gegenüber nicht nur stärker sondern auch geschickter als er war. Da half ihm auch seine viel gerühmte Schnelligkeit nichts. Im Grunde konnte er nur darauf hoffen, dass der Andere sich durch seine Überheblichkeit beeindrucken lies. „Verschwinde aus meinem Zimmer. Auf der Stelle.“ Seine Stimme klang gefasster als er es eigentlich war.

Ein amüsiertes Lächeln legte sich auf Keijis Lippen. Er beugte den Kopf leicht vor, so das ihre Gesichter sich fast berührten. „Ich will aber nicht.“ Seine Augen blickten direkt in die des Schwarzhaarigen.

In Leroy stand alles auf Flucht, doch seine Beine bewegten sich keinen Millimeter. Innerlich verfluchte er seinen Stolz, der ihn nicht kneifen lies. Ricky, Lance, jeden anderen hätte er lieber so nah bei sich, aber nicht ihn. Nicht Keiji, bei dem alle Schutzfunktionen versagten. Er keuchte leise. „Geh endlich.“ Warum war er so nah? Keiner, der nicht zu seiner engsten Familie gehörte, war ihm je so nah gekommen.

Den Blick des Anderen trotzig erwidernd, blickte er in schwarze Augen. War dieser Glanz schon immer da? Unfähig den Blickkontakt zu unterbrechen stand er da.

„Nein.“ Noch immer lächelnd überwand Keiji die restliche Distanz zwischen ihnen und legte seine Lippen auf Leroys.

Geschockt weiteten sich dessen Augen, sein Körper rührte sich aber nicht. Warum lies er diese Berührung zu? Er wollte es doch nicht, warum also unterbrach er diesen Kuss nicht. Mit Entsetzen bemerkte Leroy, das ihm diese Berührung sogar gefiel. Keijis Zunge strich zärtlich über seine Lippen, eine stumme Aufforderung die um mehr bat. Und er gewährte ihm diese Bitte. Ohne sein Zutun öffnete sich sein Mund.

Keiji folgte dieser Einladung. Seine Zunge erforschte jeden Zentimeter genau. Sanft strich er über den Gaumen und die Innenseiten der Wangen, sogar über die Zähne. Erst dann berührte er Leroys Zunge forderte sie auf ihm entgegenzukommen.

Und das tat er. Schon längst hatte sein Körper die Kontrolle übernommen. Obwohl sein Verstand ihm sagte das alles hier total falsch war, holte sich sein Körper was er brauchte. Er spürte eine Hand an seiner Wange, die ihn zärtlich zu streicheln begann. Ein wohliger Laut entkam ihm.

Lächelnd löste Keiji den Kuss und trat einige Schritte zurück. Er nahm die Mappe die auf dem Schreibtisch lag in die Hand. „Tja, dann werde ich deinem Befehl wohl einmal befolgen und gehen.“ Ohne einen weiteren Blick auf Leroy wand er sich um und verlies das Zimmer, die Tür hinter sich schließend.

Als der Kuss gelöst wurde sah Leroy seinen Mitbewohner fragend an, sein Atem ging rasch. Verwirrt beobachtete er wie dieser seine Mappe aufnahm, doch seine Worte ließen ihn wieder wütend werden. Sobald Keiji aber das Zimmer verlassen hatte wandelte diese sich in Scham. Er schämte sich für das was gerade geschehen war. Ohne sich umzusehen lies Leroy sich in seinen Schreibtischsessel fallen, der zum Glück gerade richtig stand. Auf seinen Lippen spürte er noch immer die Berührung des Anderen.

Verflucht sollte er sein. Ihn so zu demütigen, er wusste nicht auf wenn er mehr wütend war. Auf Keiji oder auf sich selbst weil er nichts dagegen getan hatte. Er musste ihn loswerden, auf der Stelle. Entschlossen stand er auf und verlies wenige Minuten später die Wohnung.

Sein Weg führte ihn in ein anderes Stockwerk des Internats. Er konnte wegen dieser Sache nicht zu Lance gehen, der würde ihm nur ins Gesicht lachen. Keiji würde er erst recht nicht danach fragen nicht nach dem. Den Schulsprecher interessierten die Belange des Internats nicht, also musste er sich mit Lances Stellvertreter zufrieden geben. An einer Tür im dritten Stockwerk blieb er stehen und klopfte energisch.

Ein braunhaariger Junge öffnete verschlafen. Als er allerdings Leroy erkannte, war er schlagartig hellwach. „Mister Kalres. Was… was führt sie hierher.“

„Ich will sofort deinen Mitbewohner Greg sprechen.“ Seine Stimme hatte nun wieder den gewohnten Klang, obwohl niemanden entgehen konnte das er sauer war.

Der Junge schluckte kurz und verschwand dann in der Wohnung. Einige Minuten später stand Greg in der Tür. Er hatte hellbraune Haare und ebenso braune Augen. Seiner Kleidung nach war er gerade aus der Dusche gekommen. Er trug nur eine Boxershort und ein Shirt, um die Schultern hatte er ein Handtuch gelegt. „Hallo Leroy. Was kann ich für dich tun?“

Bei der Begrüßung nickte er nur. Es gab nur wenige, die ihn hier bei seinem Vornamen ansprachen. Eigentlich machten das nur seine Teamkameraden ebenso wie seine engeren Klassenkameraden und natürlich seine Feinde. Greg gehörte zu keiner dieser Gruppen, doch war er es immer, der ihm sagte, dass sein jeweiliger Mitbewohner genug von ihm hatte und die Wohngemeinschaft mit ihm kündigte. Das hatte ihm dieses Recht eingeräumt.

„Ich brauche etwas von dir und zwar ein Antragsformular.“

„Jetzt?“ Greg zog ungläubig die Augen zusammen. „Muss das sein? Morgen kannst du es dir doch auch beim Schülerrat besorgen.“

Wütend griff Leroy nach Gregs Shirt und zog ihn zu sich. Seine Augen brannten vor unterdrückter Wut. „Ja jetzt. Ich warne dich reiz mich heute nicht mehr, mein Tag war nicht gerade der Beste.“

„Okay. Ist ja schon gut.“ Vorsichtig löste er sein Shirt aus Leroys Griff. „Warte kurz.“ Er verschwand wieder in der Wohnung und kam nur wenige Augenblicke später mit zwei losen Zetteln zurück. „Du weißt ja wie das geht.“

„Ja, ja.“ Er nahm dem Braunhaarigen die Zettel ab und überflog kurz die erste Zeilen. „Bis morgen dann.“ Damit wand er sich ohne einen weiteren Blick zu Greg um und ging wieder zu seiner eigenen Wohnung zurück.

In seinem Zimmer sah er noch immer das Blinken einer eingegangenen E- Mail. Kurz klickte er sie an und überflog den Text. Es war nur eine kurze Nachricht vom Anschluss seines Vaters. Mit der Aufforderung sich zu melden.

Leroy seufzte und legte den Antrag zur Seite. Das konnte er wohl nicht hinausschieben. Kurz überprüfte er die Einstellungen seiner Webkamera und baute dann eine Verbindung mit seinem Vater auf. Allerdings war es nicht sein Vater der sich meldete.

Ein schwarzhaariger junger Mann sah ihm entgegen. Seine goldenen Augen, die er Kontaktlinsen zu verdanken hatte, weiteten sich erfreut. „Eisprinzessin, freut mich dich mal wieder zu sehen.“

„Ja mich auch.“ Leroy lächelte seinen älteren Bruder freundlich an. Die gewohnte Gleichgültigkeit und Kälte war verschwunden und zurück blieb nur ein normaler, glücklicher Teenager. „Vater wollte mit mir sprechen?“ Es war eine Frage, denn obwohl er vom Anschluss seines Vaters kontaktiert worden war konnte das jeder seiner Brüder oder Schwestern gewesen sein. Das Levi abgehoben hatte bewies es.

Levi blickte nach hinten kurz nickend bevor er sich wieder Leroy zuwand. „Ja, aber gerade hat er keine Zeit. Er muss mit Cyprill in eine wichtige Sitzung.

„Was wollte er?“

Sein Bruder richtete seine Aufmerksamkeit auf jemanden hinter sich. „Dad was wolltest du von Leroy?“ Er schien einige Momente zu zuzuhören, dann überbrachte er seinem Bruder die Nachricht. „Ist es dein ein Verbrechen seinen Sohn sehen zu wollen?“ Dabei versuchte er den Tonfall seines Vaters nachzuahmen.

Leroy kicherte und schüttelte den Kopf. Er liebte seinen Bruder über alles, wie jeden seiner Familie. Nur bei ihnen konnte er so sein wie er war. Sie mussten sich gegenseitig nichts vormachen, da jeder den Anderen in und auswendig kannte.

„Ne mal ehrlich. Dad lässt dich fragen ob du vielleicht Lust hättest in den Ferien Nachhause zu kommen. Er hat eine Berghütte in der Schweiz gebucht, dort kannst du uns ja zeigen was von deinem sündhaft teuren Skiunterricht hängen geblieben ist.“

Das Gesicht des Jüngern strahlte nur so vor Freude. „Ich kann heim?“ Das war das schönste Weihnachtsgeschenk, das er kriegen konnte.

„Klar doch. Wir machen doch nicht die Pisten unsicher ohne unsere Eisprinzessin. Das wäre doch irgendwie unnatürlich. Wir kommen zum Schulfest und fahren danach gleich los.“

„Das hört sich toll an.“ Die meisten Schüler machten es so. Schließlich war das am einfachsten. „Wenn du nicht tausende von Kilometern entfernt wärst, würde ich dich umarmen.“ Er meinte das ehrlich.

„Das kannst du dann ja nachholen. Ich muss dann aber mal los. Mein Training wartet.“ Levi hob seine Hand und tippte auf seine Sportwatch.

„Klar doch geh.“ Leroy winkte ihm noch einmal zu und unterbrach die Verbindung. Begeistert lehnte er sich in seinen Sessel. Das war toll. Er durfte heim und dann auch noch Ferien. Das bedeutete Zeit, die er mit seinen Eltern verbringen konnte.

Sein Blick fiel auf den Antrag und wurde wieder kalt. Bis dahin musste er allerdings noch diese Sache regeln.

Kapitel 10

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 10/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Problembeseitigung
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Lance ordnete gerade seine Unterlagen für den morgigen Unterricht in Jura. Es war nicht gerade sein Lieblingsfach, aber notwendig. Er wollte nicht irgendwann auf der Straße sitzen ohne eine Möglichkeit auf einen Verdienst. Selbst wenn seine Familie ihn dann unterstützen würde, das lag ihm nicht.

Ein Klopfen an seiner Tür lies ihn aufsehen. „Ja, bitte?“ Wie erwartet steckte Sean den Kopf herein, Ricky hätte nie angeklopft.

„Ein Greg ist am Telefon. Er will dich sprechen.“

Lance stöhnte. Musste das denn sein? Reichte es ihm nicht ihm den ganzen Schultag zu foltern, musste er ihm jetzt auch noch die Freizeit versauen. „Hat er gesagt was er wollte?“

Sean schüttelte den Kopf. „Nur das es wichtig ist.“

„Das ist alles bei ihm.“ Besiegt seufzte der Italiener. „Danke Sean.“

Sean nickte und schloss die Tür wieder hinter sich.

Ohne Hast ordnete er seine Unterlagen zu Ende. Greg war es gewohnt auf ihn zu warten. Nach drei Minuten verlies er sein Zimmer, auf dem Regal sah er schon den Hörer neben dem Telefon liegen. Zwar hatten hier alle Handys, Pager oder Internet, aber das interne Kommunikationsnetz war doch um einiges kostengünstiger als alles andere. „Was willst du?“ Er war nicht erfreut über die Unterbrechung und das lies er auch deutlich durchklingen. Als Greg ihm die angeblich so wichtige Nachricht überbrachte hörte er nur stumm zu. „Gut ich werde mich mal erkundigen.“ Damit legte er auf.

Leise auf italienisch fluchend zog er sch die Schuhe wieder an. „Ich bin weg.“ Mit diesen Worten verlies er die Wohnung. Nur zwei Türen von seiner entfernt klopfte er an. Einer der Gründe warum sie immer wieder Probleme mit Leroy hatten. Gleiche Etage, gleicher Flügel und beinnahe Nachbarn. Als keine Reaktion kam klopfte er abermals.

Einige Minuten später öffnete ihm ein schlecht gelaunter Leroy. „Was willst du?“

Lance lies sich von seiner Laune nicht abschrecken. „Ist Keiji da?“

„Zu seinem Glück nicht.“ Leroy schnaubte angewidert.

„Weißt du vielleicht wo er ist?“

„Hoffentlich auf geraden Weg in die Hölle, wo er hingehört!“ Mit dieser gebrüllten Antwort schlug er ihm die Tür vor der Nase zu.

„Danke für diese freundliche Information.“ Lance seufzte und überlegte kurz. Leroys Ausbruch nach zu urteilen war etwas zwischen ihnen vorgefallen. Etwas schwerwiegendes wenn Leroy sogar einen Antrag besorgte. Wo würde Keiji hingehen wenn er nachdenken, oder sich abreagieren musste. Na klar zu Dark.

Kurzerhand machte er sich auf den Weg zu den Ställen. Den Aufzug, der eigentlich nur während der Schulzeit in Betrieb war, nutzend. Es hatte schon so seine Vorteile wenn man Internatssprecher war, wie zum Beispiel einige Schlüssel die andere nicht besaßen. Grinsend stieg er im Erdgeschoss aus und ging zu einer Tür mit der Aufschrift ‚Privat’. Das war eine Abkürzung zu den Trainingsräumen, für die Lehrer. Wieder seinen kleinen Schlüsselbund benutzend öffnete er diese Tür und ging durch den langen, unterirdischen Gang, nur um nach einer weiteren Tür im Gang der Umkleidekabinen zu landen. Dem Gang anders als sonst nicht folgend, wand er sich nach links, der einzigen sonst verfügbaren Richtung. Diese Schule war ein einziger Irrgarten, kein Wunder das ein Neuling wie Sean sich hier leicht verlaufen konnte. Endlich kam er zu einer Tür die er rasch öffnete. Einem kuren Schotterweg folgend stand er plötzlich im Stall. Der typische Pferdegeruch stieg ihm in die Nase und einer Stallburschen kam diensteifrig in seine Richtung.

Lance wollte ihn schon wieder wegschicken, überlegte es sich aber im letzten Moment anders. „Ist Mister Winches hier?“

Der Junge überlegte kurz und nickte dann. „Er ist gerade dabei seinen Araber zu satteln.“

„Danke.“ Lance folgte den Gängen des Stalls, vorbei an den verschiedensten Pferden. Von Hengsten über Wallache bis hin zu Stuten alles war hier vertreten. Jede Rasse, jedes Geschlecht, jedes Temperament, von Anfänger bis Fortgeschrittene für jeden Reiter war hier etwas zu finden. Nur eines hatten alle Pferde gemeinsam, sie waren aus erstklassigen Zuchten. Egal, ob sie der Schule gehörten oder ein Schüler sein eigenes Pferd mitgebracht hatte, jedes von ihnen hatte das Blut von Champions in den Adern.

Die Box von Dark war leicht zu finden. Es war die einzige Box, aus der um die Zeit die Laute eines Menschen zu hören waren.

„Meinst du nicht es ist etwas zu spät für einen Ausritt?“ Lässig lehnte er sich gegen die leicht geöffnete Tür der Box.

„Das weiß ich auch.“ Keiji war gerade dabei Darks Fell zu striegeln. Nun hielt er kurz in seiner Tätigkeit inne um ihn anzusehen. „Warum bist du hier?“

„Ich bin hier weil Greg mich angerufen hat. Hast du vielleicht eine Ahnung warum?“ Er beobachtete Keiji genau. Sein Neugier wollte befriedigt werden. Vor allem aus dem Grund weil er sich keine weiteren Sorgen machen wollte.

„Ich ahne es.“ Der Dunkelblonde lies den Kopf sinken, er seufzte schwer. „Sag schon.“

„Leroy hat sich ein Antragsformular geholt und wir beiden wissen wofür er es wahrscheinlich verwenden wird.“ Die Haltung des Halbjapaners zeigte es nur allzu deutlich, das er etwas Schlimmes gemacht hatte. Doch er musste wissen was, um ihm helfen zu können.

„Ja, er wird beantragen mich aus der Wohnung zu werfen. Womit er nur Recht hat.“ Keiji lies den Kopf gegen den Hals des Hengstes sinken. Dieser rührte sich nicht.

Lance machte das Verhalten seines Gegenübers fast verrückt. Was konnte so schlimm gewesen sein, das er meinte Leroy sei im Recht? „Was hast du getan Keiji?“ Er wagte es fast nicht diese Frage zu stellen.

„Etwas das ich nicht hätte tun dürfen. Etwas, das Leroys Stolz erschüttert hat, weswegen er mich nun aus seiner Nähe verbannen will.“

„Was Keiji?“ Der Italiener war kurz davor Keiji zu packen und zu schütteln, bis dieser ihm die gewünschten Informationen gab. Dieses in Rätseln sprechen war nichts für ihn, nicht jetzt. „Was hast du mit Leroy gemacht, dass er hofft du wärst auf geradem Weg in die Hölle?“

„So hofft er das?“ Ein schmerzliches Lächeln breitete sich auf Keijis Lippen aus. „Bestimmt. Ich weiß es ja selbst nicht was passiert ist. Es kam einfach so über mich. Wir haben miteinander gestritten, dann im Eifer des Gefechts ist es dann passiert. Ich habe ihn geküsst.“

Lance wusste, das ihm gerade der Mund offen stand. Allerdings war diese Nachricht wirklich unglaublich. Seine Stimme klang schwach, als er sie endlich wieder fand. „Du hast ihn geküsst?“ Er hatte sich bestimmt verhört. Niemand küsste Leroy, zumindest niemand bei klarem Verstand. Dabei war Leroy nicht einmal unniedlich, ja er selbst hatte sich in den ersten Monaten als er hier ankam so einiges vorgestellt, was er gerne mit ihm anstellen würde, doch das setzte man doch nicht in die Tat um. Es gab eine Menge Jungs, die bereit waren über seinen Charakter hinwegzusehen und es bei ihm versuchten. Diejenigen die Glück hatten, kamen mit gebrochenen Fingern davon. Und Keiji hatte getan wovon viele träumten und lebte noch? Das war unvorstellbar, niemand würde es ihm glauben.

„Ja. Ich weiß selbst nicht wie das passiert ist. Gerade Leroy. Dabei kann ich ihn nicht einmal sonderlich leiden.“

Dark wurde langsam unruhig, sein Schweif peitschte nervös hin und her.

„Ist schon gut mein Großer.“ Keiji tätschelte beruhigend seinen Hals und fuhr fort ihn zu striegeln.

„Ich verstehe zwar nicht den Grund deiner Tat, aber ich glaube zu wissen, was in dir vorging.“ Lance konnte sich wieder zu einem Lächeln durchringen. „Auf jeden Fall bin ich nun beruhigt. Leroy lebt noch, es ist nichts wirklich schlimmes passiert und um den Antrag musst du dir auch keine Sorgen mehr machen.“

„Leroy wird das nicht gefallen.“

Lance lachte kurz hart auf. „Leroy wird noch so einiges in seinem Leben nicht gefallen. Daran muss er sich gewöhnen.“

„Danke Lance.“

„Du bist mein Freund Keiji und der Einzige, der es außer mir schafft Leroy in Schach zu halten. Das ich dir helfe ist Ehrensache. Bis morgen.“ Damit wand er sich um und zog die Tür der Box zu, um Keiji und Dark etwas Privatsphäre zu gönnen. Nachdenklich ging er zu seinem Zimmer zurück. Das war eine wirklich interessante Wendung, auf jeden Fall war diese Sache die Mühe wert, es ihm Auge zu behalten.

Kapitel 11

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 11/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Randy ist wieder daheim und Sean lebt sich langsam ein.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Randy. Du bist schon wieder da? Wie geht es dir?“ David fiel seinem Mitbewohner beinnahe um den Hals, so froh war er wieder ihn wohlauf zu sehen. Noch dazu sah er wesentlich besser aus, als in den letzten Wochen.

„Du siehst besser aus, wacher als sonst.“ Daniel stellte gerade seine Tasche im Vorraum ab und streckte sich ausgiebig.

„Ja das bin ich auch. Mir geht es wesentlich besser.“ Randy schenkte den beiden Brüdern ein fröhliches Lächeln.

„Vielleicht solltest du öfter in Ohnmacht fallen. Scheint eine wirksame Medizin zu sein.“ David grinste den Gleichaltrigen frech an.

„Oh.“ Randy verzog schmerzhaft das Gesicht. „So schlimm? War es sehr peinlich?“

„Oh ja.“ Daniel nickte grinsend. „Aber Dank Rickys schnellem Eingreifen redet fast niemand darüber.“

Randy wurde rot vor Verlegenheit. „Oh Mist.“ Dann schien ihm etwas einzufallen. „Stimmt es, dass Ricky mich ins Krankenzimmer getragen hat?“

David nickte und schlug den Weg ins Wohnzimmer ein, Randy im Vorbeigehen an der Hand nehmend. „Ja hat er. Da hatten wir Glück, von uns hätte das keiner geschafft.“ Es war klar gewesen, dass sich so etwas schnell herumsprach. Gerüchte Ricky oder Leroy betreffend verbreiteten sich immer schnell. Was die beiden Könige machten interessierte die Leute eben. Obwohl Leroy ja eigentlich wie eine Königin handelte, doch das würde ihm keiner sagen. Ricky festigte seine Macht mit roher Gewalt und Furcht, Leroy tat das mit Intrigen, List und Tücke. Zusammen wären die Beiden unschlagbar. Zum Glück konnten sie sich nicht riechen.

Randy folgte dem Blondhaarigen notgedrungen, durch den Griff des Anderen dazu gezwungen. „Oh nein.“ Sein Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an.

„Oh doch. Das war ein niedliches Bild wirklich.“ Daniel folgte ihnen.

„Ja das war es. Deswegen wird es sicher wieder einige Gerüchte geben.“ David lies Randys Hand los und setzte sich. Da stand Randy eine schwere Zeit bevor. Es gab nämlich nur wenige Leute, die wussten wer wirklich mit Ricky zusammen war. „Lass mich dir einen Rat geben. Alles abstreiten.“ Das war das Gesündeste was er machen konnte, vor allem wenn er Ricky traf. Er würde mit seinem Freund reden müssen um zu verhindern, das dieser seinen Frust vielleicht an Randy ausließ.

Randy nickte nur stumm. Man merkte, das ihm das Ganze ziemlich peinlich war.

„Was hat eigentlich der Arzt gesagt?“ Daniel lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen an den Türstock.

„Hm.“ Randy schreckte auf. „Oh. Eigentlich noch nichts. Ich habe der Schwester gesagt, das ich morgen noch einmal komme um mit ihm zu reden. Allerdings weiß ich nicht ob ich das noch brauche, schließlich geht’s mir doch schon gut.“

„Und ob du gehst, selbst wenn Daniel und ich dich hinzerren müssen.“ David warf einen raschen Blick zu seinem Bruder und erntete ein zustimmendes Nicken. Das war wichtig für seine Gesundheit, vielleicht fand er so auch etwas über seine Schlafstörungen heraus. Anscheinend stimmte es was seine ältere Halbschwester ihnen immer sagte. Leute, die sich in der Medizin auskennen sind die schlimmsten Patienten. Und sie musste es ja wissen immerhin war sie Krankenschwester und tagtäglich mit den verschiedensten Leuten zusammen.

„Noch bist du kein Arzt Randy, also solltest du die Diagnose den ausgelernten Ärzten überlassen. Versteh das nicht falsch, es ist nicht so das ich an deinem Wissen oder deiner Kompetenz zweifle, nur solltest du deiner Gesundheit zuliebe besser auf Nummer sicher gehen.“

Eins zu null für Daniel. Oft beneidete er seinen Halbbruder darum wie redegewandt er die verschiedensten Situationen meisterte. Ihm war diese Gabe nicht gegeben, den Gesprächspartner mit Worten zu lenken. Daniel konnte Menschen sogar beleidigen ohne das diese es sofort bemerkten, das hatte er als Halbbruder oft genug gemerkt. Trotzdem war ihm niemand auf längere Sicht wirklich böse.

„Gut.“ Randy senkte zustimmend den Kopf. Müde strich er sich durch die Haare. „Schön langsam werde ich doch müde. Es war wohl ein Irrglaube anzunehmen eine durchschlafene Nacht könnte fünfzig unterbrochene aufwiegen.“

„Das war anzunehmen.“ Daniel nickte zustimmend.

Der Braunhaarige sah zu dem Älteren. „Wäre es wohl möglich auf die gestern geschlossene Abmachung zurückzugreifen? Nur so zur Vorsicht?“

„Natürlich. Komm mit, ich gebe dir gleich Eine.“ Lässig stieß sich Daniel vom Türrahmen ab und verschwand im Gang.

„Gute Nacht Randy.“ David lächelte ihm aufmunternd zu. Hoffentlich half das Schlafmittel, es war nicht gut wie Randy in letzter Zeit aussah. Noch dazu, wo er auch immer aus dem Schlaf hochschreckte wenn Randy wieder einmal schreiend aufwachte. Nicht das er ihm daraus einen Vorwurf machte, nein das bestimmt nicht, doch es tat weh, ihm nicht helfen zu können.

„Danke.“ Leicht den Kopf neigend folgte der Halbire dem Älteren.

Nach ein paar Minuten kam Daniel wieder in den Raum und setzte sich in einen Sessel. Kurz den Tisch vor sich musternd nahm er sich eine der Zeitschriften die darauf lagen.

„Was hast du ihm gegeben?“ Leichtes Interesse schwang in der Stimme des Jüngeren mit, doch man merkte das er nur fragte um ein Gespräch aufzubauen.

Der Ältere sah nicht einmal von der Zeitschrift auf, in der er blätterte. „Ein Schlafmittel deiner Mutter.“

David nickte nur stumm. Da war sie wieder, die Mauer die sich manchmal zwischen ihnen errichtete. Immer wenn es um seine Mutter ging. Im Grunde hatten seine Halbgeschwister es ihm und seiner Mutter nie verziehen, das sie für die Scheidung ihrer Eltern Schuld waren. Dabei hatten sie gar nichts getan. Weder hatte seine Mutter seinen Vater zur Scheidung gedrängt, noch ihn irgendwie beeinflusst, nein das einzige Verbrechen das ihnen vorgeworfen wurde, war das sie existierten. Selbst nach zehn Jahren hatten sie ihn und seine Mutter noch nicht als Mitglieder ihrer Familie akzeptiert.

Wild schüttelte er den Kopf. Nein, daran durfte er nicht denken, dann wurde er nur niedergeschlagen. „Gehen wir heute essen?“

Daniel hob den Kopf, sein Blick traf den seines Halbbruders. „Warum? Willst du etwa kochen?“ Seine Stimme hatte einen amüsierten Unterton.

„Nein, davon nehme ich in nächster Zeit Anstand. Zumindest so lange bis mein Magen wieder vollständig in Ordnung ist.“ David grinste erleichtert. Die Mauer war wieder gefallen und nichts stand mehr zwischen ihnen.

„Dann werden wir wohl in den Speisesaal gehen müssen.“ Er warf die Zeitung wieder zurück auf den Tisch. „Komm sonst kriegen wir keinen guten Platz mehr.“

David stand auf, seinem Halbbruder einen belustigten Blick zuwerfend. „An mir soll es nicht liegen. Komm schon alter Mann.“

„Warte bloß, irgendwann werde ich dir meinen Stock und mein falsches Gebiss nachwerfen wenn du weiterhin so frech bist.“ Grinsend stand Daniel auf, seinem Bruder einen leichten Stoß Richtung Tür gebend. „Also gehen wir.“

Ja, so war es richtig. Keine Sorgen, keine Probleme einfach nur Spaß haben, so sollte das Leben sein. Lachend umarmte David seinen Bruder von hinten, nur um ihn im nächsten Moment auch schon wieder loszulassen und zum Speisesaal zu gehen.
 

Allgemeinbildung, so eine blöde Regelung. Sean warf einen Blick auf den Plan in seiner Hand. Er war auf diese Schule gekommen um eine Ausbildung, speziell auf seinen späteren Beruf zugeschnitten, zu absolvieren. Allerdings war es auch durchaus verständlich, das etwas Allgemeinbildung schon dazugehörte. In der höheren Gesellschaft würde er wohl nicht nur mit seinem Wissen über Technik bestehen. Nein, da galt es über alles ein wenig Bescheid zu wissen. Das wusste anscheinend auch die Leitung dieser Schule. Aus diesem Grund war wohl jeder Samstag, sowie jeder zweite Freitag der Allgemeinbildung vorbehalten. Als ob morgen alleine nicht reichen würde.

Er brachte seine Tasche in den Flur. Aus der Küche drang der Duft von frischem Kaffe zu ihm. Diesem Geruch folgend betrat er die Küche, wo Lance schon am Tisch saß und eine Tasse genoss. In seinen Händen hielt er eine italienische Tageszeitung.

„Morgen.“ Sich eine Tasse Kaffee nehmend setzte er sich zu Lance an den Tisch.

Dieser sah lächelnd auf. „Morgen.“

Es war erstaunlich wie frisch der Italiener war. Ihm machte die Zeitumstellung noch immer etwas zu schaffen, auch wenn es nur um einige Stunden war.

In diesem Moment betrat Ricky den Raum.

Schon fast automatisch hob Sean leicht grüßend die Hand. „Morgen.“

Dieser schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Wie ferngesteuert ging er zur Kaffeemaschine und füllte sich eine Tasse ein. Ohne Milch oder Zucker dazuzugeben fing er an zu trinken.

„Vergiss es.“ Lance schüttelte den Kopf. „Vor der zweiten Tasse Kaffee ist er nicht ansprechbar.“ Einen kurzen Blick auf Ricky werfend widmete er sich wieder seiner Zeitung.

Genau deswegen mochte er keine Wohngemeinschaften. Jedesmal wenn er in ein neues Internat kam musste er sich mit den verschiedenen Eigenheiten seiner Zimmergenossen auseinandersetzten. Da er immer der Neue war fiel ihm das immer Besonders schwer, da die Anderen sich ja schon kannten und eine gewisse Routine entwickelt hatten.

„Morgen.“

Anscheinend hatte Ricky gerade seine zweite Tasse geleert, denn er stellte diese in die Spüle.

„Ich hasse Freitage.“

„Du hasst jeden Tag.“ Lance machte sich nicht einmal die Mühe von seiner Zeitung aufzusehen. Seine Stimme war gleichgültig.

Anscheinend führten sie dieses Gespräch öfter. Sean beschloss einmal stumm zuzusehen.

„Was war eigentlich gestern los? Hat Greg schon wieder eine Unterschrift gebraucht?“ Ricky gähnte herzhaft.

„Nein. Es ging um Leroy.“ Der Blondhaarige blätterte eine Seite um.

„Ach. Was wichtiges?“ Man merkte an dem beiläufigen Ton, dass es den Amerikaner nicht wirklich interessierte.

Lance antwortete ihm im gleichen Tonfall. „Eigentlich nicht. Keiji hat Leroy nur geküsst.“

„Nein.“ Ricky sah seinen Mitbewohner ungläubig an. „Das glaub ich nicht.“

Der Italiener zuckte nur mit den Schultern. „Dann glaub es eben nicht. Ich sag nur was passiert ist.“

Schön langsam fing dieses morgendliche Gespräch an Sean zu gefallen. Es war ziemlich amüsant und sehr interessant. Die Personen um die es ging kannte er ja schon, zumindest vom sehen. Ein lauter Knall lies ihn zusammenzucken, Rickys Faust die auf die Arbeitsplatte des Küchenregals schlug.

„Das ist einfach wunderbar. Es wurde auch einmal Zeit.“ Ein fieses Grinsen legte sich auf Rickys Lippen. Plötzlich hielt er kurz inne und warf Lance einen fragenden Blick zu. „Keiji geht es aber gut oder?“

„Er ist etwas geschockt über seine Tat, aber ja körperlich geht es ihm gut.“ Lance nickte nachdenklich.

„Dann ist es ja okay.“

„Ja ist es. Du solltest dich aber schön langsam einmal anziehen, sonst kommst du zu spät.“ Lance deutete auf seine Kleidung, die bis jetzt nur aus einer Boxershort bestand.

„Klar.“ Ricky stieß sich von dem Regal ab, an dem er bis jetzt gelehnt hatte und verließ die Küche.

Lance seufzte und legte seine Zeitung zusammen. „Entschuldige. Die Morgen bei uns sind immer so chaotisch. Nicht einmal seinen Kaffee kann man in Ruhe trinken.“

Sean winkte ab. „Ist nicht so schlimm. Ich bin schon andere Sachen gewöhnt.“ Zum Beispiel einen überfüllten Frühstückstisch, an dem mit juristischen Formel nur so herumgeworfen wurden. Egal, er war ja nicht daheim. „Zumindest ist es unterhaltsam.“

„Ja, das ist es.“ Der Blondhaarige schmunzelte, stand auf und stellte seine leere Kaffeetasse in die Spüle.

Sean trank den Rest auch aus und verfuhr mit seiner Tasse ebenso.

„Und kommst du heute zur Fußballmannschaft?“ Lance warf ihm einen fragenden Blick zu, während er ein paar Bücher ordnete, die er sich dann unter den Arm klemmte. „Gehen wir.“

„Ja eigentlich schon zumindest einmal schnuppern.“ Er folgte Lance. „Warten wir nicht auf Ricky?“ Im Vorbeigehen nahm er seine Tasche mit.

„Klar, wenn du zu spät kommen willst. Er hat hier einige Privilegien, aber ich will mir meinen Ruf nicht versauen.“ Lance öffnete die Tür gerade rechtzeitig um ein paar gebrüllte Worte mitzubekommen. Abrupt verstummte das Gespräch.

„Verrecke!“ War das Letzte was zu hören war, bevor sich Schritte rasch entfernten.

Sean der hinter Lance die Wohnung verließ sah nur noch einen schwarzen Haarschopf, der die Stufen hinunterlief. Das schien ein ziemlich heftiger Streit gewesen zu sein.

„Arroganter Mistkerl.“ Keiji trat aus seinem Apartment und schloss die Tür hinter sich. Mit einer wütenden Bewegung drehte er den Schlüssel im Schloss.

„Morgen.“ Lance trat grinsend zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ein schöner Morgen nicht wahr?“

Sean zollte dem Italiener Respekt. Er tat so, als hätte er das Gespräch eben gar nicht bemerkt.

„Klar doch und ich wette er wird noch schöner. Stell dich schon mal auf eine Schülerratssitzung irgendwann heute Vormittag ein.“ Keiji schüttelte nur schwach den Kopf. „Wenn ich nicht wüsste das Mord auch in diesem Land strafbar ist, ich würde ernsthaft darüber nachdenken.“

„Ist es ja nicht.“ Der Italiener lächelte weiter, den gemütlichen Plauderton beibehaltend. „Du darfst dich nur nicht erwischen lassen.“

Sean folgte ihnen schweigend bei Lances Kommentar leicht lächelnd. Doch die Umgebung nahm bald seine ganze Aufmerksamkeit gefangen. So viele Gänge, Abzweigungen und Räume es war schwer sich hier zurecht zu finden, wenn man sich nicht jeden Weg genau einprägte. Leider war in den Unterlagen, die er sich vorab besorgt hatte kein Grundriss des Gebäudes enthalten. Das hätte einiges leichter gemacht.

Lance, der noch immer entspannt mit Keiji plauderte bog in einen Raum an der rechten Seite ein.

Sean folgte ihnen. Unauffällig unterwarf er den Raum einer kurzen Musterung. Hier schien eine gewisse Rangordnung zu herrschen. Den hinteren linken Teil des Raumes nahm eine Gruppe Jungs ein, die laut miteinander redeten. Alles an ihrer Art und Ausstattung zeigte nur deutlich, dass ihre Familien Geld hatte und nicht damit sparen mussten. Die hintere Mitte nahmen einige Jungs ein, die eindeutig ausländischer Abstammung so wie er waren. Neben der lauten Gruppe der Amerikaner stachen sie deutlich hervor. Doch außer der Hautfarbe unterschied sie nichts von ihren amerikanischen Kollegen. Den rechten hinteren Tisch hatte Leroy besetzt. Neben und vor ihm war ein leerer Platz. Ob das nun Zufall oder so von ihm gewollt war wusste Sean nicht. Wahrscheinlich Letzteres, doch herausfinden wollte er es nicht unbedingt.

Suchend glitt sein Blick über den restlichen Klassenraum auf der Suche nach weiteren bekannten Gesichtern. Er fand auch Zwei. Der Bruder von Daniel, David war sein Name wenn er sich richtig daran erinnerte, saß einige Reihen vor den Amerikanern in der Mitte des Klassenraum und unterhielt sich mit dem Jungen vor ihm. Das war der Junge der vorgestern umgekippt war als er ihn gesehen hatte. Daniel hatte auch seinen Namen erwähnt, doch bei der ganzen Aufregung hatte er ihn wieder vergessen. Es schien ihm wieder gut zu gehen.

Lance rief ihn zu sich und deutete auf einen Platz neben sich. Er saß an der rechten Seite, hinter ihm saß Keiji genau eine Reihe vor dem leeren Tisch, der Leroy von allen anderen abgrenzte. Neben ihm war ebenfalls noch ein Platz frei.

Sean setzte sich auf den Platz neben Lance den er ihm angeboten hatte. Gerade rechtzeitig als das melodische Läuten der Glocke ertönte.

Die Schüler, die bis jetzt auf dem Gang gestanden hatten kamen nun in Scharen herein und bald war der Raum bis auf einige Plätze besetzt.

Einige Minuten später betrat der Lehrer den Raum und auch die letzten Gespräche verstummten.

Sean merkte sofort, dass dieser Lehrer den Respekt der Schüler genoss. Auch sein Auftreten hatte nichts mit den anderen Lehrern gemein, die er bis jetzt gehabt hatte.

Lance steckte ihm unauffällig einen Zettel zu.

Rasch entfaltete er ihn. Es war der heutige Stundenplan. Neben den Fächern standen die Namen der jeweiligen Lehrer. In Lance Schrift waren bei jedem Lehrer noch einige Anmerkungen hinzugefügt. Bei diesem Lehrer war nur eine Anmerkung. Seit letztem Jahr bei uns, frisch von der Militärschule.

Seufzend faltete der Brasilianer den Zettel wieder zusammen. Das konnte ja was werden. Mit Lehrern solcher Institutionen hatte er noch nie gute Erfahrungen gemacht und er war schon ein halbes Jahr an einer solchen Schule gewesen.

„Gut, prüfen wir die Anwesenheit.“ Ein Buch aufschlagend warf der Lehrer einen Blick über den Raum. „So wie es aussieht fehlen nur die üblichen Verdächtigen.“ Er begann die Namen der einzelnen Schüler vorzulesen.

Sean folgte dem Ganzen sehr interessiert. So konnte er wenigstens einige Namen den entsprechenden Gesichtern zuordnen. Auch wenn man wusste welche bedeutenden Familien hier ihre Nachfolger herschickten, war es schwer Fotos von ihnen zu finden. Zumindest wenn man noch nicht die Zeit gefunden hatte sich in den Schulrechner zu hacken.

Als sein Name aufgerufen wurde meldete er sich knapp, wie er es von der Militärschule noch gewohnt war. Den musternden Blick des Lehrers nahm er amüsiert zur Kenntnis.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Ricky trat ein. Gelassen setzte er sich auf den leeren Platz neben Keiji.

„Ah Mister Shanes. Wie schön das sie uns auch mit ihrer Anwesenheit beehren.“

Ricky schien diese spöttische Bemerkung gelassen hinzunehmen. „Morgen Mister Gales. Schön das sie endlich merken was für eine Ehre meine Anwesenheit hier ist.“

Angesprochener schüttelte nur den Kopf und machte ein Zeichen in sein Buch. Rasch verlas er die restlichen Namen. „Nun da alle hier sind die hier sein sollten kommen wir einmal zu allgemeinen Informationen. Wie sie alle wissen ist schon Anfang November, also höchste Zeit die Vorschläge für das Schulfest einzureichen. Nächste Woche ist die letzte Möglichkeit dafür, ansonsten entscheidet ihr zuständiger Lehrer.“

Ein gequältes Stöhnen ging durch den Raum. Sean sah sich nur etwas irritiert um. Was für Vorschläge? Er warf Lance einen fragenden Blick zu.

Dieser schüttelte nur schweigend den Kopf.

„Wenn wir schon einmal dabei sind. Nächste Woche werden alle Sportarten wieder in den Hallen ausgeübt. Ich bitte die Kapitäne der verschiedenen Teams sich um die Organisation zu kümmern und vor allem alles ruhig und gesittet zu erledigen.“ Bei diesen Worten sah der Lehrer Ricky und Leroy streng an.

Sean spürte auf einmal eine gewisse Spannung in dem Raum. Lance hatte ihn zwar gewarnt, dass es beim Kampf um die Hallen oft heiß herging, aber das rechtfertigte nicht diese Spannung. Es war wie vor einer Schlacht, wenn die Generäle noch einmal ihre Taktiken durchgingen, die nur das Ziel hatten den Gegner zu zerstören.

Sofort wurde in den verschiedensten Ecken getuschelt und Köpfe zusammengesteckt. Das waren wohl die Kapitäne und ihre Stellvertreter, die das Glück hatten in der gleichen Klasse zu sein.

Die Einzigen die Sean kannte wirkten ziemlich gelassen.

Ricky hatte nur ein zufriedenes Lächeln aufgesetzt, so als freue er sich auf das was bevorstand. Er war noch immer so gelassen wie zuvor.

Keiji neben ihm hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf darauf gelegt. Sean fand das er eigentlich ziemlich gelangweilt wirkte.

Leroy hingegen konnte ihm Angst machen. Auch er saß relativ gelassen auf seinem Stuhl, sein Blick hingegen schweifte durch den Raum. Und genau dieser Blick ängstige ihn. Sein Vater hatte einmal einen Leoparden gehabt, ein Geschenk irgendeines reichen Scheichs. Sean hatte es geliebt ihm beim jagen zuzusehen wenn er lebende Beute bekam. Als dieser Tier auf der Lauer lag, hatte sein Blick etwas gefährliches, todbringendes gehabt, das ihm jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte.

Genau diesen Blick hatte Leroy gerade. Das würde kein leichter Kampf für die anderen Kapitäne werden.

„Ruhe bitte meine Herren.“ Der Lehrer klopfte einige Male auf den Tisch um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. „Also nachdem das geklärt wäre kommen wir wieder zum Unterrichtsstoff.“

Das Murmeln verstummte und alle Augen richteten sich wieder auf den Lehrer und die Tafel, die er nun begann mit mathematischen Formeln zu füllen. Auch Sean folgte diesen Ausführungen interessiert, um herauszufinden auf welchen Wissensstand sie hier waren.

Kapitel 12

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 12/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Dank, der allerdings nicht ganz positiv aufgefasst wird.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Randy hörte dem Unterricht nur mit halben Ohr zu. Mathematik war eines der Fächer, die ihm nur wenig Interesse abrangen. Viel eher erregte der neue Junge seine Aufmerksamkeit und umgekehrt war es wohl nicht anders. Wann immer er sich umdrehte begegnete er seinem Blick. Selbst wenn er sich auf die Tafel konzentrierte spürte er dessen Blicke in seinem Rücken. Was wollte der bloß von ihm? Er kannte ja noch nicht einmal seinen Namen. Doch alleine das er sich in Rickys näherer Umgebung aufhielt und anscheinend mit ihm befreundet war sorgte dafür das er sich von ihm fernhalten würde. Es sagte zwar nichts über seinen Charakter aus, das merkte man an David, Keiji und Lance, doch er wollte nichts riskieren.

„Mister Vanders langweile ich sie etwa?“

Erschrocken wand sich Randy wieder nach vorn und schüttelte automatisch den Kopf. „Nein. Natürlich nicht.“

Hinter ihm kicherten einige Schüler schadenfroh, verstummten, aber sofort wieder als Mister Gales sie streng ansah.

Erleichtert seufzte er, als der Lehrer sich wieder der Tafel zuwand. Mit ihm wollte er es sich lieber nicht verscherzen, das konnte schwere Folgen haben. Zwar wogen die Noten die sie in Allgemeinbildung bekamen nicht so viel wie die der spezifischen Kurse, doch auch sie wurden vermerkt. Seine Eltern würden das bestimmt verschmerzen, doch er selbst würde sich diese schlechte Note nicht so leicht vergeben.

Aufmerksam verfolgte er wieder den Unterricht, die kleinen Zettel die David versuchte ihm zuzuwerfen, ignorierend. Ebenso wie er es mit den Blicken versuchte, die er noch immer in seinem Rücken spürte. In der Pause würde er ihn darauf ansprechen. Er musste sowieso in die Ecke um sich bei Ricky für seine Hilfe zu bedanken. Das verlangte der Anstand von ihm, auch wenn das nicht etwas war um das er sich sonderlich riss. Aber David war ja bei ihm, also würde es nicht allzu schlimm werden.

Hoffentlich hatte Ricky noch keines dieser Gerüchte gehört, die zur Zeit in der Schule kursierten. Ihm selbst war erst heute morgen eines zu Ohren bekommen und es wäre ihm lieber gewesen er hätte es nicht gehört. Die Anderen dachten doch tatsächlich, das er und Ricky ein Paar wären. Das war doch bescheuert. Sie waren beide Jungs, es war zwar nicht ungewöhnlich an einem Jungeninternat das es einige Pärchen dieser Art gab, doch er gehörte bestimmt nicht dazu. Noch dazu hatte er viel zuviel Angst vor Ricky als das er ihm grundlos zu nahe kam. Dafür war ihm sein Körper viel zu schade.

Nervös wartete er auf das Ende des Unterrichts. Nun wo er endlich den Entschluss gefasst hatte, konnte es ihm gar nicht schnell genug gehen. Umso schneller hatte er es hinter sich.

Quälend langsam verstrichen die Minuten und als endlich das Läuten der Glocke zu hören war er schon ziemlich aufgeregt. Ein Gefühl das sich aber rasch wieder legte als er die vor ihm liegende Aufgabe noch einmal gedanklich durchging. Langsam stand er auf und warf einen bittenden Blick auf David.

Seufzend stand dieser auf. „Du musst das nicht machen. Er verlangt es nicht.“

„Meine Erziehung verlangt es aber.“ David versuchte schon die ganze Zeit ihn von seinem Entschluss abzubringen, zumindest seit er wusste was Randy vorhatte. Wahrscheinlich hatte David sogar Recht, doch ein schlechtes Gewissen konnte er jetzt nicht gebrauchen. Nicht so knapp vor den ersten Prüfungen, da musste er sich auf andere Dinge konzentrieren. „Ich zieh das jetzt durch.“ Entschlossen nickte er sich zu, eine Geste die nur dazu diente sich selbst Mut zu machen.

Als er auf die kleine Gruppe zuging entgingen ihm keineswegs die Blicke seiner Mitschüler, die ihm neugierig folgten. Randy hatte keine Ahnung was sie erwarteten. Ein Anderer allerdings schon.

Rickys Augen zogen sich wütend zusammen als er die Zwei entdeckte die auf ihn zukamen. Ein rascher Blick in die Runde sorgte dafür das die meisten Neugierigen rasch wegsahen, doch das war nur von kurzer Dauer.

Noch bevor Randy etwas sagen konnte, wurden er und David grob am Arm gepackt und von Ricky aus dem Raum gezerrt. Überrascht stolperte er dem Älteren nach, der sie in einen Raum brachte in dem heute kein Unterricht stattfand.

Erst dort lies er sie los. Übergangslos begann Ricky David anzuschreien. „Sag mal hast du sie noch alle? Wie kannst du ihn einfach in meine Nähe lassen, du weißt doch was los ist!“ Noch bevor der Blondhaarige auch nur ein Wort zu seiner Verteidigung hervorbringen konnte wand er sich auch schon an Randy. „Reichen dir die Gerüchte noch nicht? Musst du es auch noch schlimmer machen! Verflucht, denkt denn keiner von euch nach?“ Genervt fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht. „Das hat man davon wenn man anderen hilft. Das nächste Mal lass ich dich liegen.“

„Das würdest du sicher nicht machen. Dafür bist du viel zu verantwortungsbewusst.“ David trat zu ihm, nun wieder grinsend.

Skeptisch sah Ricky ihn an. „Du weißt aber schon mit wem du gerade sprichst oder?“

Randy hatte der Ausbruch des Amerikaners zwar eingeschüchtert, doch nun fand er langsam seine Stimme wieder. Hoffentlich zitterte sie nicht. „Entschuldige, ich wollte dir keine Probleme machen.“ Er hatte ja selbst gewusst, das zur Zeit die wildesten Gerüchte über sie kursierten. Rasch sprach er weiter, bevor er wieder den Mut verlor oder der Amerikaner ihn wieder anschrie. „Eigentlich wollte ich mich nur bedanken, das du mich zur Krankenstation gebracht hast, als ich ohnmächtig war.“

Ungläubig sah ihn Ricky an. „Und deswegen der Aufwand? Das hättest du mir nicht extra sagen müssen.“

„Doch das musste ich.“ Entschieden erwiderte er Rickys Blick, er wusste im Moment nicht einmal selbst woher er die Kraft dazu nahm.

Der Braunhaarige seufzte leicht genervt und ging zur Tür. „Von mir aus. Aber denk in Zukunft besser darüber nach was dein Handeln für Konsequenzen haben kann, bevor du etwas machst. Die Gerüchte über uns werden nun nicht so schnell verrauchen wie ich es gerne gehabt hätte.“

„Als ob du nicht alle Gerüchte im Keim ersticken könntest. Außerdem gibt es hier beileibe wichtigeres zu tuscheln als dein Liebesleben. Etwas das sowieso nicht vorhanden ist.“ David legte einen Arm um Randy und folgte Ricky lässig.

„Blödmann.“ Mit dieser Bemerkung öffnete Ricky die Tür und bahnte sich einen Weg durch die Schülermassen die auf dem Flur unterwegs waren.

„Was ist denn da los?“ Verwundert sah Randy auf die vielen Schüler die den Gang benutzten.

„Eine Sondersitzung des Schülerrates. Du hast doch Mr. Gales heute gehört, die Außenaktivitäten hören auf. Nun will sich jeder einen guten Platz reservieren.“

Randy nickte. „Stimmt ja. Diese Sondersitzung, bin ich froh das ich in der Schwimmgruppe bin.“

„Glücklicher. Dein Training ist gesichert, ich kann nur hoffen und beten, das sich unser Kapitän nicht wieder unterbuttern lässt. Er hat zwar einen Wurf drauf, bei dem du glaubst es reißt dir den Arm ab, aber was Durchsetzungsvermögen angeht ist er eine Null.“ Er seufzte tief. „Komm gehen wir zurück.“

Randy nickte nur stumm. Er hatte sowieso noch etwas im Klassenzimmer zu erledigen. Hoffentlich war der Neue da. Ihn in diesem Chaos suchen zu müssen war ein aussichtloses Unterfangen. Doch diese Blicke mussten aufhören. Sie waren ihm mehr als unangenehm. Seine Gebete wurden anscheinend überhört, oder jemand da oben hasste ihn. Der Neue war natürlich nicht da. Resigniert setzte er sich auf seinen Platz, nur mit einem Ohr Davids Worten zuhörend. Dann eben in der nächsten Pause.

Kapitel 13

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 13/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: 1. Teil der Schülerratssitzung
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Daniel besah sich die Menge vor dem Raum des Schülerrats. Jedes Jahr das gleiche Spiel. Hauptsache eine Halle für sein Team. Allerdings würde dafür der Kapitän oder sein Vizekapitän reichen, es mussten nicht unbedingt beide kommen. Dann hätten sie hier mehr Platz und der Lärmpegel wäre deutlich niedriger. Man verstand hier ja nicht einmal mehr sein eigenes Wort. Beschwichtigend hob er die Hände, vielleicht bemerkte ihn ja jemand, auch wenn alle Augen nur auf die Tür des Raumes oder einen etwaigen Gegner gerichtet waren. „Leute bitte.“ Schon nach den ersten zwei Worten gab er auf. Wenn nicht einmal er selbst seine Worte verstand, wie sollten es dann die Anderen. Doch er wollte nicht schreien, seine Stimme würde heute noch genug beansprucht werden.

„Ruhe! Der Boss hat etwas zu sagen!“

Überrascht sah Daniel neben sich, er hatte den Anderen gar nicht bemerkt. Blaue Augen, umrahmt von schwarzen Haaren funkelten ihn fröhlich an. Ryan, Mitglied des Schülerrates und zuständig für die Sicherheit.

„Bitte Chef, dir gehört die ganze Aufmerksamkeit.“

„Danke Ryan.“ Er nickte dem Anderen dankend zu. „Also um Platz zu sparen fordere ich alle Vizekapitäns, die nicht ihren Kapitän vertreten oder vorgeladen wurden, auf sich wieder zum Unterricht zu begeben. Ansonst sehe ich mich gezwungen Ryan damit zu beauftragen.“ Er deutete auf den Jungen neben sich.

„Also bleibt bitte hier.“ Ryan grinste und schlug sich demonstrativ mit einer Faust in die flache Hand.

Sofort verzogen sich die meisten Schüler. Ein klar nachvollziehbarer Grund, da Ryan und seine Leute nicht gerade für ihr Feingefühl bekannt waren.

„Na also geht doch.“ Sich spöttisch verbeugend breitete Ryan eine Hand Richtung Tür aus. „Also Chef, der Weg ist frei.“

Leicht lächelnd schüttelte Daniel den Kopf und ging in den Raum. Die Meisten waren schon anwesend. „Sven trag mich und Ryan in die Anwesenheitsliste ein.“

Ein blondhaariger Junge sah nur kurz auf und nickte dann bevor er sich einer Liste vor ihm auf dem Tisch zuwand.

„Wer fehlt noch?“ Daniel sah sich rasch um.

„Tim, Marcus und Jace.“

„Gerade Jace als mein Stellvertreter sollte pünktlich sein.“ Daniel warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Sie zeigte genau neun Uhr an.

„Bin ich ja auch. Die Uhr geht vor.“ Ein blondhaariger Junge schlüpfte durch die Tür. Seine grünen Augen warfen einen angewiderten Blick auf die Wartenden vor der Tür. „Müssen wir uns die wirklich antun?“

„Ja müssen wir Jace. Du willst doch auch das deine Mannschaft eine Halle bekommt oder?“

Jace zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „Weißt du Alec, anders als du, der sich den Sport sogar als Zuständigkeitsgebiet genommen hat sehe ich die Sache nicht so eng. Mir wäre es sogar ganz Recht, wenn meine Mannschaft keine Halle bekommt. Sport ist Mord und daran wird sich nie etwas ändern.“ Missmutig setzte er sich auf seinen Platz direkt neben Daniels Stuhl.

„Gut fangen wir an.“ Sie konnten nicht ewig warten. Wenn sich die Anderen verspäteten dann war das ihre Sache. Von Marcus war er sowieso nichts anderes gewöhnt, bei ihrem Verwalter war das schon Standart.

„Bin schon da!“ Keuchend schloss Tim die Tür hinter sich.

„Fehlt nur noch unser Verwalter.“ Sven hakte ruhig noch einen Namen auf der Liste ab.

„Wir können nicht ewig auf ihn warten und das hab ich ihm auch schon gesagt. Sven, Kim seid ihr bereit?“

Die beiden Schriftführer nickten nur einstimmig.

„Dann beginne ich jetzt. Hiermit eröffne ich die 34. Schülerratssitzung in diesem Schuljahr. Heute stehen einige wichtige Punkte zur Debatte. Kim bitte.“ Er winkte dem braunhaarigen Jungen, der den Rang des zweiten Schriftführers bekleidete aufmunternd zu und setzte sich.

„Also die heutigen Punkte sind, die Aufteilung der Turnhallen, einige Wettbewerbe der Musik- und Sportressorts und ein Antrag eines Schülers. Ich habe mir die Freiheit genommen und die Planung des Weihnachtsfestes auf Montag verlegt.“

Jace stöhnte. „Können wir das nicht alles heute erledigen? Ich hab in der fünften Stunde einen Test und null Ahnung vom Stoff.“ Er sah Kim hoffnungsvoll an.

Dieser schüttelte nur entschlossen den Kopf. „Keine Chance.“

Jace lies enttäuscht den Kopf hängen.

„Keine Sorge mit ein bisschen Pech zieht sich das sogar noch länger hin als bis zur fünften Stunde.“ Daniel klopfte seinem Stellvertreter aufmunternd auf die Schulter. „Beginnen wir mit den Wettbewerben, ich brauche etwas zum aufwärmen.“ Das war wenigstens etwas wichtiges für die Schule. Die ganze Aufteilung mit den Hallen war ein Witz.

„Hab ich was versäumt?“ Ein rothaariger Junge stand in der Tür, die braunen Augen erwartungsvoll über die Runde schweifend lassend.

„Nein, du bist gerade rechtzeitig um dich um unsere Wettbewerbe zu kümmern.“ Tim lächelte ihn freundlich an.

„Oh gut.“ Marcus setzte sich auf seinen Platz und holte einen Block mit dazugehörigen Stift heraus. „Dann fang an Tim.“

Daniel schmunzelte nur bei Marcus Auftritt. So war das immer bei ihm. Es hatte keinen Sinn ihn daran zu erinnern das die Sitzungen Punkt neun begannen, er würde immer zu spät kommen. Normalerweise müsste er ihn durch einen Anderen ersetzen, doch es gab keinen der die Verwaltung so gut im Griff hatte wie Marcus. Etwas das dieser auch ganz genau wusste.

Tim zählte währenddessen fünf Wettbewerbe auf die die Musikabteilung in der nächsten Zeit besuchen wollte.

Keiji runzelte nachdenklich die Stirn. Sein Blick ruhte auf einem Zettel der vor ihm lag, sein Stift klopfte unruhig auf den Tisch.

Daniel kannte diesen Ausdruck. Ihr Schatzmeister ging gerade die Kosten gedanklich durch. Denn bevor Marcus als Verwalter irgendetwas planen konnte, musste Keiji als Schatzmeister seinen Segen dazu geben. Denn ohne Geld konnte man nichts planen.

„Also der erste und zweite Wettbewerb geht in Ordnung, der Vierte und fünfte auch, aber der Dritte geht nicht. Das würde euer Budget für dieses Semester überschreiten und ich werde nicht schon wieder mit dem umschlichten anfangen, nur weil du dir etwas einbildest.“

„Du hast sein Budget aufgestockt? Das ist unfair!“ Alec war aufgesprungen und sah Keiji aufgebracht an.

„Ja das habe ich Alec.“ Keiji erwiderte den Blick des Jungen gelassen. Seine Empörung schien ihn nicht zu interessieren. „Es war nötig und hat sich auch gelohnt wie ihr Sieg und das Preisgeld bewiesen haben. Aber das war einmalig und wird sich nicht wiederholen. Verstanden?“ Er sah Tim bei diesen Worten streng an.

„Wenn es sein muss.“ Tim seufzte und zerknüllte ein Blatt Papier das vor ihm gelegen hatte. „Das wars mit dem Ausflug des Blasorchesters.“ Mit einem gezielten Wurf verschwand das Papier im Papierkorb.

„Ich bin dran.“ Alec war sichtlich noch immer schlecht gelaunt, doch er setzte sich wieder. „Wehe ich bekomme nicht auch eine Aufstockung dieses Jahr.“

Daniel sah schon, da musste er eingreifen sonst endete das in einem Desaster. Er konnte Alec ja verstehen, es war schon unfair wenn man erfuhr das eine andere Gruppe bevorzugt wurde. Doch damals hatte es sein müssen, da sie sich wirklich gute Chancen ausgerechnet hatten, was der Erfolg auch bewiesen hatte. Er würde ihm einen anderen Wunsch erfüllen, wie ein neues Sportgerät für eine Gruppe oder die Ausbesserung eines Sportplatzes.

Genauso wie Tim zuvor zählte Alec einige Wettbewerbe in Sport auf, die Keiji nach kurzen Nachdenken auch bewilligte.

„Gut, dann kommen wir zu nächsten Punkt. Die Hallen. Da ab nächster Woche wieder Ausnahmezustand herrscht müssen wir sie wieder einmal verteilen. Es gibt 18 Turnhallen für extrem viele Kurse.“ Rasch schüttelte er den Kopf als er sah das Alec den Mund öffnete um ihm die korrekte Zahl zu sagen. „Nein, Alec ich will gar nicht die genaue Anzahl wissen sonst vergeht mir gleich wieder die Lust. Also bevor wir einen der anderen Kapitäne reinlassen fangen wir in unseren Kreisen an. Keiji was willst du?“

Keiji sah gelangweilt von seinem Zettel auf und blickte Daniel an. „Was soll ich schon wollen? Ich will meine gewohnte Halle, mit den gewohnten Zeiten.“ Er hob beschwichtigend die Arme als Alec widersprechen wollte. „Allerdings bin ich gewillt die Trainingszeiten meiner Gruppe um eine halbe Stunde zu reduzieren. Und die Reithalle bleibt dieses Jahr gefälligst eine Reithalle. Ich hab es satt mir den Hintern abzufrieren nur weil ihr unbedingt eine weitere Turnhalle braucht.“

„Das geht nicht. Wir brauchen den Platz unbedingt, sonst klappt die Einteilung überhaupt nicht.“ Alec sah ihn entschlossen an.

„Aus diesem Grund machen wir doch die Einteilung, damit wir wissen ob es sich ausgeht.“ Jace schüttelte müde den Kopf. „Deswegen und weil diese Idioten da draußen unfähig sind es unter sich auszumachen.“

Daniel verstand Jaces Unmut und die draus folgende Resignation, weil sie ja doch nichts daran ändern konnten. Jedes Jahr hängten sie an die Türen der Hallen Zeitpläne auf, in denen sich jeder eintragen konnte, der die Halle nutzen wollte. Jede Halle wurde für mindestens eine Stunde vermietet. Leider verschwanden diese Listen jedes Jahr aufs neue, da irgendein Kapitän mit irgendeinem Eintrag nicht einverstanden war und deswegen die Liste einfach abnahm. Deswegen mussten sie diese Einteilung machen und hängten die fertigen Listen auf. Wenn dann noch etwas frei war konnten sie sich noch immer eintragen, doch auch diese Listen verschwanden regelmäßig. „Na gut, lasst den Ersten rein.“

Ryan stand auf und öffnete die Tür. „Der Erste bitte.“

Sofort drängten sich einige Schüler nach vorn, doch der Blick von Ryan lies sie schnell wieder inne halten.

„Nur einer.“ Er winkte einer Person zu die links neben der Tür stand. „Mach die Tür hinter dir zu.“ Damit ging er wieder zu seinem Platz zurück.

Ricky trat ein und schloss die Tür hinter sich, wie es Ryan verlangt hatte.

„Also Karate und Football.“ Sven notierte die Fächer auf einem Zettel.

„Genau und ich will die gleiche Turnhalle wie sonst auch immer beim Karate und zwar die erste Stunde und die zweite gleich für die Footballmannschaft. Ist das okay?“ Er warf einen fragenden Blick auf Sven.

Dieser nickte nur gelassen. „Klar, du bist ja der Erste also ist es kein Problem.“

„Gut. Das wars dann.“ Damit wand sich Ricky um und verlies den Raum.

Die Tür war noch nicht einmal ganz zu, da wurde sie schon wieder geöffnet. Deutlich wütend trat Leroy ein.

Daniel konnte gerade noch ein Seufzen unterdrücken. Wie gern wäre er jetzt woanders, aber das war ja leider nicht möglich. Grundsätzlich brauchten sie ihn ja sowieso nicht. Jeder hatte sein Gebiet, das er bravourös meisterte. Lance und Greg waren für das Internat und dessen Angelegenheiten zuständig, Keiji für die Finanzen der einzelnen Gruppen und der Schule allgemein. Alec kümmerte sich um die Sportkurse und deren Anliegen, sowie Tim es bei den Musikkursen erfüllte. Sven und Kim unterlag der ganze Papierkram, wie die Protokolle der Sitzungen, irgendwelche Listen oder Anträge. Ryan war für die Sicherheit und Ordnung in der Schule sowie auch im Internat zuständig. Tja und Jace und Marcus organisierten, besorgten und verwalteten alles was sie brauchten.

Er war eigentlich nur da um wichtige Entscheidungen zu treffen, wenn sich die Anderen uneinig waren oder um ihnen die Beschlüsse mancher Lehrer mitzuteilen. Ansonsten musste er nur die Schule nach außen hin vertreten und den Kopf hinhalten wenn etwas nicht so hinhaute wie es sollte. Das Einzige wo er wirklich mitreden konnte war wenn es um die Organisation und Planung der Feste ging. Wenn das eine Vorbereitung auf sein zukünftiges Leben war, sollte er schleunigst umdenken. Das gefiel ihm nämlich überhaupt nicht.

„Ich will die 2 Halle, die erste und zweite Stunde nach der Mittagspause für die Basketballmannschaft.“

„Du kannst gerne die erste Stunde haben. Die zweite ist nicht so sicher, da es noch andere Mannschaften gibt, aber wir werden deinen Wunsch natürlich vormerken.“ Sven schenkte ihm ein freundliches Lächeln. „Ansonsten kannst du mit deiner Mannschaft gerne nach vier in einer anderen freien Halle trainieren wenn es möglich ist und ihr unbedingt zwei Stunden Training braucht.“

Leroy knurrte nur leise und Daniel machte sich schon bereit um ihn notfalls mit einigen scharfen Worten zurückzurufen. Doch der Schwarzhaarige drehte sich nur um und wollte gehen.

Kurz bevor er die Türklinke berührte rief ihn Kim noch kurz zurück. „Könntest du bitte dann noch etwas warten. Dein Antrag wird nach der Hallenverteilung begutachtet.“

„Hoffentlich.“ Damit ging er aus dem Raum.

Nun gestattete sich Daniel doch ein Seufzen, das würde noch ein langer Tag werden.

Kapitel 14

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 14/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: 2. Teil der Schülerratssitzung
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Müde und eindeutig genervt lümmelte Keiji auf seinem Sessel. Einen Arm hatte er auf eine Armlehne gestützt und den Kopf draufgelegt. Warum musste er sich das antun? Das gehörte doch nicht zu den Finanzen, warum also war seine Anwesenheit erforderlich? Wahrscheinlich war das nur reine Boshaftigkeit der Schulleitung. Lances, Gregs, Tims, Ryans und seine Anwesenheit waren doch gar nicht erforderlich. Das Ganze hatte nichts mit ihren Gebieten zu tun.

„Endlich!“ Ryan seufzte erleichtert als der Kapitän des Golfclubs den Raum verlies. „Das war der Letzte.“

Keiji grinste amüsiert über die Reaktion des Schwarzhaarigen. Er selbst war genauso erleichtert, aber eindeutig zu faul um eine andere Position einzunehmen. „Du weißt aber das das noch nicht alles war.“

Ryan sah ihn kurz an, „Egal. Diese dämliche Aufteilung ist fertig und das ist alles was zählt.“

Jace sah zufrieden auf die Uhr. „Wenn wir jetzt eine Pause einlegen oder es langsam angehen kann mein Lehrer den Test vergessen.“ Sichtbar mit sich selbst zufrieden streckte er sich. „So ein Pech aber auch.“

Kim, der neben ihm saß, schlug ihm mit der flachen Hand auf den Bauch. „Tu nicht so selbstgefällig. Es ist nicht dein Verdienst das wir das jetzt schon fertig haben.“

Überrascht zusammenzuckend sah Jace den 2. Schriftführer an. „Hast du noch alle? Das tat weh.“

„Keine solchen Ausdrücke wenn ich im Raum bin. Immerhin haben wir alle schon ein gewisses Alter erreicht in dem Schimpfwörter oder Flüche nicht mehr notwendig sind.“ Daniel sah die Beiden streng an. „Haben wir uns verstanden?“

Kim nickte stumm und fand auf einmal den Zettel vor sich wieder extrem interessant.

„Klar doch.“ Sein Stellvertreter winkte beilläufig ab.

„Gut, Kim und ich machen über das Wochenende die fertige Einteilung und legen sie euch dann am Montag vor.“ Sven sammelte die Blätter die vor ihm und Kim lagen ein.

„Ist gut.“ Daniel nickte zustimmend.

„Pause!“ Marcus stützte seine Hände auf die Tischplatte und stand auf. „Wenn ich jetzt keinen Kaffe kriege dreh ich durch. Ich hab schon Entzugserscheinungen.“

„Wo wir von Entzugserscheinungen reden.“ Tim stand auf und öffnete ein Fenster. Aus seiner Hemdtasche holte er eine Packung Zigaretten. Fragend hielt er sie Ryan hin. „Auch eine?“

„Ne.“ Ablehnend hob Ryan eine Hand. „Ich will es mir gerade abgewöhnen.“

„Von mir aus.“ Schulter zuckend zündete sich Tim eine an.

Keiji grinste nur bei Ryans Kommentar. Das war jedes Mal das Gleiche. „Sag mal das wievielte Mal ist das schon?“ Nachdenklich legte er den Kopf schief.

„Och ich glaub das 15te Mal?“ Jace sah Ryan mit einem frechen Grinsen an.

„Wie daneben, das 20te Mal wenn ich mich nicht verrechnet habe.“ Der Schwarzhaarige erwiderte Jaces Grinsen ebenso frech.

„Entschuldigung ich könnte mich irren, aber hab ich irgendein Wort von Pause gesagt?“ Daniel sah sich sauer im Raum um.

„Nein, das war ich.“ Marcus schenkte sich gerade mit einem unschuldigen Grinsen einen Kaffe ein. „Aber deine Entschuldigung nehme ich an.“

Lance kicherte leise und auch Keiji konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Es gab wirklich nur wenige, die Daniel Paroli bieten konnten und die saßen hier im Schülerrat. Und Keiji hatte keinerlei Bedenken, dass sich daran etwas ändern würde solange Daniel Schülersprecher war. Denn wenn er mit irgendjemanden Probleme hatte konnte er ihn einfach austauschen. Schließlich wählte er sich seinen Stab selbst. Bis auf Lance und Greg konnte er jeden von ihnen gegen einen anderen ersetzten. Doch in den letzten fünf Jahren, die Daniel schon Schülersprecher war hatte sich die Besetzung nur einmal geändert und das nur weil die älteren Mitglieder die Schule verlassen hatten. Es gab ja auch keine die besser für diese Posten waren als die hier Anwesenden und das hatten sie schon tausendmal bewiesen.

„Wir müssen aber wirklich weitermachen, da draußen wartet ein sehr ungeduldiger Schüler.“ Eigentlich hatte Keiji gar keine Lust die Sache mit Leroy zu regeln, da er sich noch immer schlecht wegen gestern fühlte. Doch irgendwann würde er das machen müssen.

„Das ist sein Problem. Hätte er den Antrag nicht gestellt, dann müsste er nicht warten.“ Lance verschränkte gelangweilt die Arme vor der Brust.

„Weißt du eigentlich was er will?“ Alec versuchte über Svens Schulter zu kucken um den Grund des Antrages zu erkennen.

„Das wirst du noch früh genug erfahren.“ Sven schob Alec weg und drehte die Blätter vor sich um.

Keiji versuchte ein Grinsen, doch irgendwie gelang es ihm nicht richtig. Seine gute Laune war wie weggeblasen. „Er will mich rauswerfen.“ Warum sollte er es nicht sagen, in ein paar Minuten würden sie es sowieso erfahren.

Fünf Augenpaare sahen ihn überrascht an.

„Wirklich? Was hast du angestellt Keiji?“ Ryan hatte sich als Erster wieder gefangen und schlug Keiji belustigt auf den Rücken.

„Das soll er euch selbst sagen.“ Nein, das würde er ihnen nicht sagen. Wenn Leroy wollte, dann konnte er es ihnen selbst sagen. Er würde ihn nicht noch zusätzlich lächerlich machen. Denn das war dessen Sache, wenn Leroy es sagte, dann würde er seinen Ruf der Unantastbarkeit verlieren. Er wäre gedemütigt zumindest solange bis er durch einen gezielten Schlag seinen Ruf wieder herstellen konnte. Doch Keiji hatte nicht vor sich so leicht vertreiben zu lassen.

Lance seufzte. „Na gut fangen wir an. Je länger er wartet umso lauter wird er dann und meine Ohren sind empfindlich.“

„Von mir aus, aber lasst euch ruhig Zeit.“ Jace lehnte sich in seinen Stuhl zurück, nun war er nur mehr Zuschauer.

„Ja, ja.“ Greg schüttelte gelangweilt den Kopf.

Marcus setzte sich mit seinem Kaffe auf seinen Platz.

Genüsslich stieß Tim noch eine Wolke Rauch aus, bevor er seine Zigarette ausdrückte und das Fenster schloss. „Ich finde wir brauchen längere Pausen, die jetzigen reichen ja nicht einmal für eine Zigarette.“

„Ist sowieso ungesund.“ Alec warf ihm einen kurzen Blick zu, als er sich neben ihn setzte.

„Ich bin eher für eine Sprechanlage, das würde mir einige Arbeit ersparen.“ Ryan ging zur Tür.

Keiji schüttelte den Kopf. „Du weißt das ist nicht drin. Unser Budget ist sowieso schon knapp bemessen.“ Er streckte sich und nahm eine würdevollere Sitzposition ein.

„Lass ihn rein.“ Lance nickte Richtung Tür, die Ryan gleich darauf öffnete.

„Komm rein und schließ sie hinter dir.“ Damit ging er zu seinem Platz und setzte sich ebenfalls.

Die Wandlung, die mit ihnen vorging war erstaunlich. Gerade waren sie noch eine Bande herumtollender und spaßender Kinder gewesen und nun waren sie wieder die jungen Erwachsenen, die man bei ihrem Alter erwartete. Keiji sah in die Gesichter seiner Kollegen. Das hier konnte ebenso gut der Vorstand einer Firma sein, eine Zukunft die den Meisten von ihnen sowieso bevorstand.

Leroy trat ein und war die Tür hinter sich zu. Seine Laune hatte sich anscheinend seit dem Morgen nicht geändert. Na das konnte lustig werden.

Sven stand auf einen Zettel in der Hand. „Wir kommen nun zum Antrag von Leroy Kalres. Er verlangt den Auszug seinen Zimmerpartners Keiji Winches aus dem gemeinsamen Appartement.“ Damit setzte er sich wieder hin. Stirnrunzelnd den Antrag musternd.

Lance beugte sich leicht vor, sein Lächeln war freundlich, wenn auch ein Anflug von Spott zu erkennen war. „Also aus welchen Gründen verlangst du so etwas?“ Das Wort ‚verlangen’ betonte er besonders.

Leroy ballte ein Hand zur Faust, es war deutlich erkennbar, das ihm der spöttische Ton von Lance aufgefallen war. Die Tatsache das dieser auch noch die Entscheidung in diesem Fall traf tat wahrscheinlich noch ihr übriges um seine Wut zu schüren. „Ich verlange es weil er etwas unentschuldbares getan hat.“ Er betonte das Wort ‚verlange’ ebenso wie Lance zuvor.

Keiji grinste amüsiert. Es war einfach köstlich diesen kleinen Gefechten zwischen ihnen zuzusehen. Leroys wütenden Blick, den ihm dieser zuwarf gekonnt ignorierend. Gespannt wartete er darauf wie Leroy argumentieren würde um seinen Willen durchzusetzen ohne allzu viel zu verraten.

„Also wenn das alles ist was du zu sagen hast, dann reicht das noch lange nicht um deinen Wünschen nachzukommen.“

Lances Hinterhältigkeit bewundernd beobachtete Keiji seinen Zimmerpartner, der immer wütender wurde. Es würde nicht mehr lange dauern und er würde lauter werden. Nur weil er etwas wollte beherrschte er sich noch. Lance legte es wohl darauf an ihn bloßzustellen, er wusste ja genau was passiert war.

„Leroy du musst verstehen, dass wir deiner Bitte nicht nachkommen können wenn wir nicht die genauen Hintergründe wissen. Immerhin ist es ein ziemlich anmaßender Wunsch, da du auch ausziehen könntest.“

Leroy sah Greg herablassend an. „Wieso soll ich ausziehen? Er hat sich etwas zuschulden kommen lassen nicht ich.“ Sein ausgestreckter Finger deutete anklagend auf Keiji. Dann dachte er einen Moment lang nach. „Keiji hat mich angegriffen.“

Keiji starrte ihn einen Moment lang fassungslos an. Angegriffen? Das war ja wohl eine bodenlose Unterstellung. Was dachte Leroy eigentlich, was er sich erlauben konnte. Dieses verwöhnte kleine Balg glaubte wohl nicht, das er das auf sich sitzen lies. Alle Vorsätze Leroy nicht zusätzlich auch noch lächerlich zu machen lösten sich in Luft auf. „Angegriffen? Das trifft es wohl nicht ganz. Berührt haben sich doch nur unsere Lippen.“

Von einem der Anderen war ein überraschtes Keuchen zu hören, doch Keiji interessierte sich nicht für den Auslöser. In diesem Raum gab es nur noch ihn und Leroy, alle anderen traten in den Hintergrund. Das war eine Sache zwischen Leroy und ihm.

Dieser spießte Keiji regelrecht mit seinen Blicken auf. „Ja angegriffen, belästigt wo liegt da der Unterschied?“

„Der Unterschied Leroy liegt darin, dass ich dir Schaden zufügen müsste um dich anzugreifen. Belästigen kann ich dich auch ohne tätlich zu werden. Vorausgesetzt natürlich dir gefällt nicht was ich mache. Allerdings warst du deiner Reaktion nach nicht sehr abgeneigt von meinem Handeln.“

„Du verdammter Mistkerl! Glaub ja nicht, dass ich das auf mir sitzen lasse. Das wird dir noch leid tun.“ Damit wand er sich um und stürmte aus dem Raum.

„Scheint so als wäre die Sitzung damit beendet.“ Gelassen stand Keiji auf. „Wenn ihr mich entschuldigt, ich muss zum Unterricht. Im Gegensatz zu Jace hab ich morgen einen Test und ich will nicht das mir Stoff fehlt.“ Ohne auf die ungläubigen oder erstaunten Gesichter seiner Kollegen zu achten verlies er den Raum.

Kapitel 15

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 16

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 16/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Wochenendpläne
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Endlich war es geschafft. Eine Woche harter Arbeit lag endlich hinter ihnen und nun konnte er das Wochenende genießen. Wohlig streckte sich David und hielt nach seinen Freunden Ausschau. Keiji hatte sich scheinbar schon verkrümelt. Schade, er hätte gern mit ihm über das neueste Gerücht ihn betreffend unterhalten. Wenn das der Wahrheit entsprach, dann war das ein Hammer. Aber vielleicht … . Er sah sich nach der gesuchten Person um und fand Lance in dem Getümmel auf dem Gang. Rasch bahnte er sich einen Weg zu ihm und bemerkte auch Ricky neben ihm. Perfekt, genau die Zwei die er brauchte. „Hi Lance.“

„Hi.“ Lance warf ihm nur einen kurzen Blick zu und konzentrierte sich wieder auf den Weg vor sich.

Eine weise Entscheidung wie sich herausstellte, wenn man nicht niedergetrampelt werden wollte. David verschob seine Frage auf später, wenn sie nicht mehr wie Schafe zusammengedrängt wurden. Ricky übernahm ungefragt die Führung und so kamen sie um einiges schneller voran als normal. Tja, Ricky trat eben keiner in den Weg. Einige Minuten später lies sich David in einen Sessel, in einem der Aufenthaltsräume, fallen. „Also, was haben wir am Wochenende vor?“ Abwartend sah er die Anderen an.

Lance zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich dachte vielleicht zeige ich Sean die Stadt. Aber sonst?“

„Egal was es ist, ihr müsst ohne mich auskommen. Mein Dad lässt mich in zwei Stunden mit dem Helikopter abholen.“ Ricky schnaubte genervt.

„Man hast du es gut. Das heißt, das du das ganze Wochenende in New York verbringen kannst, während wir hier in Einzelhaft sitzen.“ Neid kam in David hoch. Er wollte auch heim nach Los Angeles zu den ganzen Clubs und Partys und nicht hier versauern. Das war ungerecht, warum schickte sein Vater nicht ihren Privatjet um ihn abzuholen? In der Nähe gab es zwar eine Stadt, aber los war da Abends nichts. Wie sollte man da gesellschaftsfähig werden, wenn man keine anderen Menschen traf? Manchmal konnte man in der Stadt übernachten, wenn zum Beispiel ein Elternteil kam oder Freunde einen besuchten. Da Außenstehende hier verboten waren, war das die einzig mögliche Option, doch wirklich verlockend war es nicht.

„Gut? Willst du nach New York zu meinem Vater fliegen? Ich überlasse dir gern meinen Platz. Dann hörst du dir den endloslangen Vortrag über Verantwortung und richtiges Benehmen an und ich versauere hier, wie du es so schön nennst.“ Ricky funkelte ihn wütend an.

„Nein.“ David senkte betreten den Blick. Da hatte er wohl einen Nerv getroffen, er wusste doch wie Ricky zu seiner Familie stand. Da war er ja noch gut bedient mit seiner Familie.

„Weißt du was David? Komm doch einfach mit, wenn ich Sean die Stadt zeige. Du kennst sicher einige Winkel, die mir entgangen sind. Nicht?“ Lance zwinkerte ihm verschwörerisch zu.

„Klar doch.“ Sofort war er wieder gut aufgelegt. In Gedanken überschlug er schon die Orte an die er Sean führen konnte. „Wann soll es losgehen?“

Lance warf einen musternden Blick auf Ricky, bevor er antwortete. „Warum nicht gleich?“ damit ergriff er Davids Hand und zog ihn mit sich.

„Warte mal. So schnell?“ David stolperte Lance beinahe nach als das er ging, bei dem schnellen Tempo das dieser vorlegte. „Ich sollte Daniel noch Bescheid sagen.“ Er wusste zwar, das Daniel sich am wenigsten um ihn sorgen würde, aber eine Nachricht hier und da wäre sicher nichts falsches.

„Wenn es sein muss. Ich werde dann inzwischen Sean über sein Glück aufklären.“ Lance lies seine Hand los und verschwand Richtung Internat. „In einer halben Stunde treffen wir uns dann vor dem Internat.“

„Okay. Lance, ich habe noch eine Frage!“

„Was denn?“ Lance blieb stehen und sah ihn abwartend an.

„Das Gerücht, Keiji und Leroy betreffend. Stimmt es?“

„Findest du nicht, dass dir das besser einer der Betroffenen beantworten sollte?“ In Lances himmelblaue Augen war jetzt ein etwas tadelnder Blick getreten.

Verlegen nickte David. „Ja, da hast du wahrscheinlich Recht. Also bis in einer halben Stunde vor dem Internat.

Lance nickte zustimmend und war schon aus seinem Blickfeld verschwunden.

Einen Moment später fiel David ein, dass es eigentlich besser wäre wenn sie sich bei den Autos treffen würden. Schulter zuckend ging er weiter. Jetzt war es auch schon zu spät.

Rasch lief er in sein Appartement und schrieb seinem Bruder eine kurze Nachricht. Nur ein Hinweis wo er war und das er ihn decken sollte. Ausgang war zwar erlaubt, aber nur mit Erlaubnis. Etwas das er nicht hatte. Lance hatte sicher für ihn und Sean darum angefragt oder sie gleich selbst angefertigt, immerhin war er Internatsvorstand, doch er wollte sich nicht darauf verlassen, das er auch an ihn dachte. In seinem Zimmer wechselte er noch schnell die Kleider und machte sich dann auf zum vereinbarten Treffpunkt.
 

Missmutig sah Ricky seinen Freunden nach. Davids unqualifizierte Bemerkungen hatten nicht wirklich dazu beigetragen seinen Unmut zu dämpfen. Seit er gestern Abend die E- Mail seines Vaters bekommen hatte, war er schon gereizt. Bis spät in die Nacht hatte er noch versucht das drohende Unheil abzuwenden, doch seine Mutter, die er in der Hoffnung auf Hilfe kontaktiert hatte, war ausnahmsweise einmal einer Meinung mit seinem Vater. War ja wieder einmal klar, die ganze Zeit waren sie grundsätzlich verschiedener Meinung, nur wenn es darum ging ihm die Hölle heiß zu machen, verbündeten sie sich auf einmal miteinander. Die Welt war ungerecht.

Nun gut, wenn er den Helikopter rechtzeitig erreichen wollte, musste er sich jetzt fertig machen. Eigentlich war es ihm egal, ob er rechtzeitig am Treffpunkt war oder nicht, aber sein Vater legte außerordentlichen Wert auf Pünktlichkeit und er wollte seine Tiraden nicht noch absichtlich in die Länge ziehen.

Zum ersten Mal in diesem Schuljahr war er nicht darüber glücklich, dass sie jeden zweiten Samstag am Nachmittag frei hatten. Von ihm aus könnten sie heute ruhig Musikunterricht haben, er brauchte sowieso noch etwas Übung.

Neidisch betrachtete er die anderen Jungs, die auf den Weg zu den Sporthallen oder Musiksälen waren. Am Wochenende konnte man die Räume frei benutzen, egal um sich nun selbst zu verbessern oder einfach aus Spaß. Es gab kein Training, kein Kapitän oder Trainer durfte so etwas anordnen und wenn sie es taten, war die Teilnahme freiwillig. Es konnte zwar niemand überprüfen, ob die Teammitglieder nun freiwillig da waren, oder aus Furcht vor einer schlechteren Behandlung bei den nächsten Trainings, doch soweit er informiert war, gab es keinen Kapitän oder Trainer, der seine Freizeit für so etwas opferte.

Ricky betrat den Gang zu seinem Appartement. Auf dem Gang stand Keiji, gegen die Wand gelehnt und schien auf etwas zu warten. Seine Aufmerksamkeit galt einem Buch in seinen Händen.

„Was hast du angestellt?“ Grinsend blieb er vor dem Halbjapaner stehen und nickte Richtung Tür.

Keiji hob träge den Blick von seinem Buch, in dem er bis eben gelesen hatte. „Noch nichts, aber was nicht ist kann ja noch werden. Vor allem, wenn unsere kleine Prinzessin nicht sofort das Möbelstück entfernt, dass den Eingang zu unserer Wohnung von innen blockiert!“ Die letzten Worte waren in einer Lautstärke geschrieen, die man locker im ganzen Stockwerk hören konnte.

Ricky lachte laut. „Man kann von Leroy behaupten was man will, aber einen gewissen Einfallsreichtum kann man ihm nicht absprechen. Willst du bei uns Zuflucht suchen?“ Er nickte mit dem Kopf auf seine Wohnungstür.

„Wenn ihr nichts dagegen habt? Anscheinend hab ich ja keine andere Wahl.“

Ricky schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Lance und Sean sind schätzungsweise bis morgen nicht da und ich muss zu meiner Familie fliegen. Also wenn es dir nichts ausmacht alleine zu sein … .“

Keiji schulterte seinen Rucksack. „Herzliches Beileid. Das Alleinsein ist kein Problem. Immerhin bin ich es ja gewohnt, sonst redet auch niemand mit mir. Und irgendwann muss er ja herauskommen, ich kenne den Inhalt unseres Kühlschranks.“ Noch einen unheilvollen Blick auf seine Wohnungstür werfend folgte er Ricky.

Bei Keijis Beileidsbezeugung verzog Ricky nur angewidert das Gesicht. „Danke. Ich kann’s ehrlich gebrauchen.“ Ohne aufzuschließen betrat er die Wohnung, ein deutliches Zeichen, dass Lance noch daheim war. „Du kannst die Couch im Wohnzimmer benutzen. Für eine Nacht dürfte es reichen. Der Kühlschrank ist reichlich gefüllt. Lance sorgt immer dafür.“ Er sah sich noch einmal in der Wohnung um. „Ich muss jetzt packen.“ Er ging zu seinem Schlafzimmer, überlegte es sich dann aber anders und ging zur Tür, die gegenüber seines Schlafzimmers lag. Nach einem kurzen Klopfen trat er einfach ein.

Lance war gerade dabei sich ein Shirt anzuziehen. „Was ist los?“

Ricky trat zu ihm und umarmte ihn von hinten. Seine Arme kamen um seine Hüfte zum liegen. „Ich wollte dir nur mitteilen, das ich Keiji erlaubt habe heute hier zu übernachten. Natürlich nur wenn du nichts dagegen hast.“

„Spinnt Leroy noch immer herum?“ Der Italiener seufzte gelangweilt. „Von mir aus kann er hier bleiben, ich hab nicht vor heute Abend heim zu kommen. Wenn ihn das nicht stört.“ Er zuckte mit den Schultern. „Gerne.“

„Das hab ich ihm schon gesagt und es macht ihm nichts aus.“ Rickys Stimme klang genießerisch, als er begann leicht an Lances Ohr zu knabbern.

„Lass das, ich muss in zehn Minuten vor dem Internat sein.“

„Dann hätten wir ja noch fünf Minuten zur freien Verfügung.“

„Nein haben wir nicht, ich muss mich noch fertig machen.“ Doch entgegen seiner Erwiderung legt er den Kopf leicht zur Seite.

Diese stumme Einladung lies Ricky nicht unerwidert. Langsam strich er mit der Zunge den Hals hinab, seine Hände fuhren unter das Shirt und streichelten über die Brust. „Schade das wir nur fünf Minuten haben.“ Seine Stimme war nur ein Murmeln, da er sich keinen Moment lang von seiner Tätigkeit trennte.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie jäh. „So wie es aussieht, haben wir nicht einmal die fünf Minuten.“ Lächelnd löste sich Lance aus Rickys Umarmung. „Was ist?“

„Wir müssen los.“ Seans Stimme klag gedämpft durch die Tür.

„Komme gleich.“ Lance schnappte seine Jacke, die auf dem Bett lag und wand sich noch einmal zu Ricky um. Er legte eine Hand auf seine Wange und küsste ihn verlangend. „Damit du mich nicht vergisst.“ Lächelnd winkte er ihm zu und verlies das Zimmer.

Ricky war einen Moment zu verblüfft um regieren zu können, doch dann ging er um einiges besser gelaunt in sein Zimmer, um zu packen. Er brauchte nicht viel, nur Sachen zum wechseln, alles andere hatte er zuhause sowieso und wenn nicht, konnte man es schnell besorgen. Sie waren ja nicht gerade arm.

Die Tasche vor seine Tür stellend, musterte er sein Zimmer noch einmal eingehend. Hoffentlich hatte er nichts vergessen, aber das würde sich schon früh genug zeigen. Schon aus reiner Gewohnheit schloss er sein Schlafzimmer ab und steckte den Schlüssel ein. Das tat er immer, reine Vorsichtsmaßnahme, das war in New York nicht anders. Genau, das war es. Rasch ging er in sein Arbeitszimmer und nahm aus einer Schublade eine kleine Schatulle. Daraus nahm er einen kleinen silbernen Schlüssel. Beinnahe hätte er seinen Zimmerschlüssel vergessen. Das wäre schlimm gewesen, immerhin war das seine einzige Zuflucht in New York.

Einen Blick auf die Uhr werfend, schaltete er seinen Laptop noch einmal ein, um seine Mails noch ein letztes Mal zu checken. Das konnte nie schaden, vielleicht war ja etwas interessantes dabei. Denn auch wenn er hier schon seit Jahren versauerte, gab es noch immer Leute, die sich an ihn erinnerten und ihn auf dem Laufenden hielten. Allerdings war die Ausbeute eher mager. Keine interessante Mail, nur irgendwelche Werbung, die er rasch wieder löschte. Mit einer routinierten Bewegung schaltete er ihn wieder aus und klappte ihn zu. Gut, er hatte noch locker eine halbe Stunde, bis der Helikopter kommen würde. Zeit genug, um in aller Ruhe zum Landeplatz zu gehen, der vier Stockwerke höher lag.

Seufzend nahm er seine Tasche wieder auf. Einen Blick ins Wohnzimmer werfend, wo Keiji es sich bereits vor dem Fernseher bequem gemacht hatte, verabschiedete er sich von ihm. „Wir sehen uns dann morgen. Mach bloß keinen Unsinn.“

„Ich doch nicht.“ Grinsend, winkte er ihm übertrieben mädchenhaft zu. „Bye, bye.“

Bei jedem Anderen hätte Ricky jetzt ein ungutes Gefühl, doch Keiji war einer seiner engsten Freunde hier und er vertraute ihm. Na ja, zumindest Lance vertraute ihm und Ricky verließ sich da ganz auf dessen Urteil.

Die Wohnungstür hinter sich schließend, machte er sich auf den Weg zum Dach. Dort hatte man die ursprüngliche Architektur einfach umgeändert, um einen Landeplatz für Helikopter zu schaffen. Zwar reisten die meisten mit ihren, oder den Wägen ihrer Väter an, doch es gab immer einige, die ihren Reichtum zur Schau stellen mussten. Für ihn reichte der Landeplatz des nächstgelegen Flughafens, doch sein Vater konnte es anscheinend gar nicht mehr erwarten, ihn wieder zu sehen.

Das Dach erreichend sah er sich um. In der Ferne konnte er einen näher kommenden Punkt ausmachen. Die Leute seines Vaters waren wieder einmal überpünktlich. Seufzend wartete er auf das eintreffen der Maschine, die wie die meisten Fahrzeuge das Firmenlogo trug.

Auffälliger geht’s ja nicht. Er hasste es, wenn jemand sich etwas auf seinen Reichtum einbildete. Vor allem, wenn er es sich nicht selbst erarbeitet hatte. Aus genau diesem Grund wollte er nicht bevorzugt werden, doch bei seinem Stammbaum war das eher unwahrscheinlich. Egal wie er sich benahm, seine Familie fand bestimmt wieder einen Anlass, um allen zu zeigen, dass er so reich war sich jegliches Benehmen leisten zu können.

Der Helikopter setzte vor ihm auf und noch bevor die Rotorblätter langsamer wurden, riss Ricky ungeachtet des starken Windes, schon die Tür auf. Dem verdutzten Mann, der im hinteren Teil saß, die Tasche in den Schoß werfend, zog er sich in den Innenraum. „Sie brauchen gar nicht richtig zu landen. Je schneller wir in New York sind, umso schneller komme ich wieder zurück, also Tempo.“ Dem Piloten ein entsprechendes Zeichen gebend, setzte er sich hin. Den Mann ihm gegenüber nicht beachtend, starrte er aus den Fenster. Nun, wo er wirklich auf den Weg zu seinen Eltern war, schweiften seine Gedanken automatisch zu den kommenden Gespräch ab. Das würde kein schönes Wochenende werden.

Kapitel 17

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 17/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Planung
 

An dieser Stelle möchte ich mich bei denen bedanken, die meine Geschichte lesen und so fleißig Kommis schreiben.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Es war kindisch und das wusste er. Genau aus diesem Grund, kam er sich so lächerlich vor. Jetzt musste er sich sogar schon in seiner Wohnung verbarrikadieren. Alles nur weil er Angst vor seinem Mitbewohner hatte. Ja, er hatte Angst vor ihm. Allen Anderen konnte er ja weismachen, das er das alles nur machte, um seinen Willen durchzusetzen, doch sich selbst konnte er nicht belügen. Gerade das, machte es doppelt so schlimm. Er wollte vor niemanden Angst haben, das war eine Schwäche und Schwächen durfte man sich in dieser Welt nicht erlauben. Nicht, solange die Starken noch immer die Schwachen fraßen. Seine Sparte war die der Starken.

Kritisch die Kommode betrachtend, die die Tür verstellte, dachte Leroy kurz nach. Das war eigentlich nur ein Behelf, der ihm ganz spontan eingefallen war, als er vom Unterricht gekommen war. Sein ursprünglicher Plan war es ja eigentlich gewesen sich in seinem Zimmer einzusperren, doch das war besser. Schließlich war das sein Appartement, schon immer gewesen, seit er hier angekommen war. Warum sollte sich jetzt etwas daran ändern?

Er sehnte die Ferien schon herbei. Dann musste er diesen Kerl zwei Wochen lang nicht ertragen. Was hatte er bloß gemacht, das der Mischling auf ihn aufmerksam geworden war? Bevor er mit ihm zusammengezogen war, hatte er ihn nicht einmal gekannt. Mehr noch, er war ihm nicht einmal aufgefallen, zumindest nicht bewusst. Er hatte zwar gewusst, dass er im Schülerrat war und wofür er zuständig war und das er manchmal mit Ricky und Lance zusammenhing, doch sonst nichts. Kein Wort hatte er mit ihm gewechselt, er war unter seiner Würde gewesen. Doch irgendetwas musste dessen Aufmerksamkeit erregt haben.

Genervt schüttelte Leroy den Kopf. Wenn er wüsste was es war, dann würde er es sofort beseitigen. Egal was, solange ihn der Halbjapaner dann nur in Ruhe lies. Vielleicht war das was er getan hatte, ja von Anfang an sein Plan gewesen? Er war nicht naiv. Ihm war nicht entgangen, das manche Jungs hier, abgeschottet von allen Mädchen, durchaus Gefallen am eigenen Geschlecht fanden. Auch das er ein durchaus lohnendes Opfer war, hatte er schon bemerkt. Doch er hatte gehofft der gebrochene Arm, dieses Typen wäre allen anderen Warnung genug.

Nachdenklich ging er ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Eines der Stücke, die er von Zuhause mitgenommen hatte. Wenn das aber wirklich der Grund war, dann blieb ihm nichts anderes übrig, als Keiji zu verletzen um seinen Standpunkt klar zu machen. Das allerdings, würde ihm wieder große Schwierigkeit bereiten und er wollte seinen Vater nicht mit hineinziehen. Noch dazu rechnete er sich keine großen Chancen gegen den Anderen aus. Keiji war stärker und trainierter als er selbst. Nur seine Schnelligkeit konnte er gegen ihn einsetzen, doch sein Körper funktionierte in seiner Nähe nicht so wie er es wollte. Nichts funktionierte in seiner Nähe so, wie er es wollte.

Frustriert barg Leroy sein Gesicht in den Händen. Dagegen musste er etwas machen. Grübelnd saß er so einige Minuten da. Dann nahm er seine Hände vom Gesicht und ein entschlossener Ausdruck trat in seine quecksilberfarbenen Augen. Okay, er musste etwas dagegen machen, also würde er auch etwas dagegen machen. Den wichtigsten Schritt hatte er ja schon hinter sich gebracht, er hatte sich eingestanden, dass er eine Schwäche hatte. Nun musste er sie nur noch ausmerzen.

Keiji war stärker als er, deswegen musste er auch stärker werden um ihm ebenbürtig zu sein. Der Asiate spielte mit ihm, also würde er mitspielen. Zumindest solange bis er dessen Beweggründe herausfand. Und dann, irgendwann würde es keine Schwäche mehr geben, die Keiji ausnutzen konnte.

Ein hinterhältiges Lächeln breitete sich auf Leroys Zügen aus. Dieses Wochenende würde er noch etwas entspannen und dann, am Montag konnte es los gehen.
 

Nachdenklich betrachtete Randy das Handy, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Sollte er es machen, oder lieber doch nicht? Der Termin beim Schulpsychologen, heute Nachmittag hatte nichts gebracht. Er hatte keine feuchten Träume, wie jeder normale Junge in seinem Alter auch. Das waren Alpträume und seine Pulver konnte er sich sonst wohin stecken. Ganz gegen seine Art, packte er das Döschen mit den Pillen, das vor ihm stand und warf es gegen die nächste Wand. Mit einem leisen Krachen sprang es auf und die Pulver verteilten sich klappernd über den Boden.

Seine Ellbogen auf der Tischplatte aufstützend, barg er sein Gesicht in den Händen. Seine Fingerspitzen drückten leicht auf seine Augenlieder. Was sollte er bloß machen? Er wollte seinen Eltern keine Probleme machen, doch so weitergehen konnte es auch nicht. Diese Träume griffen seine Psyche und Moral an. Sie waren falsch, das sagte ihm sein ganze Erziehung. Sex unter Männern war verboten, so besagte es der christliche Glaube. Er war streng gläubig erzogen worden, sein Vater war Ire, da ging es gar nicht anders. Wenn sein Vater von seinen Träumen wüsste, würde er ihn wahrscheinlich in eine Klosterschule schicken. Nun gut, wie er schon gemerkt hatte, ging es so bestimmt nicht weiter, also war es an der Zeit etwas dagegen zu machen.

Entschlossen griff er nach seinem Handy und wählte eine Nummer. Nach einigen Augenblicken hörte man am anderen Ende eine weibliche Stimme. „Randy, Liebling. Es freut mich, mal wieder etwas von dir zu hören.“

„Hi Mum. Wie geht’s dir?“ Randy wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen, aus diesem Grund verlegte er sich zur Zeit auf Smalltalk.

Seine Mutter seufzte geschafft. „Du weißt ja wie das ist. Immer im Stress, nie hat man Zeit zum ausspannen. Übrigens hab ich nicht lange Zeit. Gleich hab ich ein Shooting.“

„Okay. Ich hab eigentlich nur eine Frage. Ich komme ja in den Ferien heim und die würde ich gerne daheim verbringen, also ohne Urlaub im Ausland oder so.“

„Aber warum denn Schatz? Du weißt doch, dein Vater freut sich immer so auf unsere gemeinsamen Urlaube.“

Wie hätte er das vergessen können? Sein Vater freute sich nicht darauf, er liebte ihre gemeinsame Urlaube. Schon im Sommer, sobald ihr Badeurlaub vorbei war plante er schon den Winterurlaub. Das war anscheinend sein einziges Hobby. „Ja, ich weiß, doch diesmal geht es leider nicht.“ Er hielt kurz inne. Wenn er es jemanden erzählen konnte, dann seiner Mutter. Sie selbst war ja geübt in diesem Bereich, in ihrer Berufssparte war das keine Seltenheit. „Mum, kennst du einen guten Psychotherapeuten oder Psychiater?“ Randy hörte, wie sie einmal tief einatmete, bevor sie antwortete.

„Weiß dein Vater davon? Nein, natürlich weiß er nichts davon. Wir wissen, wie er zu diesem Thema steht. Brauchst du es wirklich?“

„Ja wirklich und bitte sag Dad nichts davon.“ Sein Vater mochte keine Psychiater, vor allem nicht wenn sie mit seiner Familie in Verbindung gebracht wurden. Es störte ihn schon genug, dass seine Frau regelmäßig einen Psychiater aufsuchte, wenn sein Sohn ihr jetzt noch nacheiferte würde er wahrscheinlich eine Krise kriegen.

„Da ich dich gut genug kenne Randy, weiß ich das du so einen Entschluss nicht voreilig treffen würdest. Also gut, ich werde einen Termin für dich ausmachen bei meinem Arzt. Wenn du willst, kann ich aber auch eine Sitzung bei einem anderen arrangieren. Und natürlich sage ich deinem Vater nichts davon, es wird aber schwer ihm zu erklären warum du nicht mit in den Urlaub fliegst“

„Danke Mum und dein Arzt ist schon okay.“ Dank der ärztlichen Schweigepflicht würde sie schon nichts von seinen Probleme erfahren. Selbst wenn, hätte sie noch am ehesten Verständnis dafür.

„Gerne Randy. Obwohl ich wegen deiner Bitte schon etwas besorgt bin. Aber du bist Achtzehn, in anderen Ländern wärst du nun schon volljährig, also frage ich nicht weiter nach. Ich bin sicher du wirst es mir erzählen, wenn du willst.“

„Ganz sicher, aber du musst dich nicht sorgen. Ich will einfach nur ein Gespräch mit einem Unbeteiligten.“ Genau das hatte er verhindern wollen. Er wollte nicht das sich seine Mutter um ihn sorgte.

„Es geht mich nichts an. Wie gesagt respektiere ich deine Entscheidung. Nun muss ich mich aber verabschieden. Claudio wird ungeduldig.“

„Dann bye Mum. Ich wäre untröstlich, wenn Claudio wegen mir warten müsste.“ Randy grinste breit. Er kannte diesen Photographen, seine Mutter arbeitete schon lange mit ihm zusammen. Vor allem war er für seine Ungeduld bekannt und berüchtigt. Seine Mutter klagte oft über seine Ausbrüche, wenn sich ein Shooting verzögerte.

„Bye mein Schatz, wir sehen uns ja bald wieder.“ Mit diesem Worten legte sie auf.

Randy legte das Handy wieder auf den Tisch zurück. Das war eine bessere Möglichkeit als seinen Vater zu bitten ihn von der Schule zu nehmen. Das konnte er noch immer als letzten Ausweg nehmen. Doch er wollte nicht weg von hier. Seine Freunde waren hier, auch wenn es nur wenige waren. Der Unterricht war genau auf seine Bedürfnisse ausgerichtet und eine Ausbildung hier, war ein Garant für eine spätere Karriere. Natürlich nur wenn er es ohne gröbere Schäden überstand.

Unschlüssig sah er auf sein Bett. Eigentlich war er schon müde, doch er wollte nicht schlafen. Zumindest nicht freiwillig. Irgendwann würde er sowieso einschlafen, das lies sich nicht verhindern, aber er würde sich bestimmt nicht kampflos ergeben.

Randy wusste, das David heute nicht daheim war und Daniel klebte wahrscheinlich vor seinem Computer. Von dieser Seite konnte er also auch keine Hilfe erwarten. Außerdem wollte er sie nicht ständig mit seinen Problemen belasten. Es war sowieso schon schlimm genug, das er sie fast jede Nacht unbeabsichtigt aufweckte.

Nachdenklich erhob er sich und verließ sein Zimmer. Dann musste er sich eben mit den gleichen Mitteln helfen, wie jeder andere Amerikaner auch. Das Wohnzimmer betretend schaltete er den Fernseher ein und setzte sich auf die Couch. Lustlos zappte er durch die Kanäle. Irgendwo würde sich schon etwas finden, das ihn interessierte.

Kapitel 18

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 18/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Besuch bei den Eltern
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Hier war er also. Ricky sah sich auf der Plattform des Landeplatzes um. Um ihn herum erstreckte sich die Skyline der Stadt. Der letzte Platz an den er zurückkehren hatte wollen. Er verabscheute diese Stadt, einzig und allein aus dem Grund, weil sein Vater und sein Bruder hier lebten.

Missmutig folgte er einem Angestellten die Treppe hinunter. Als ob er den Weg nicht selbst kennen würde. Schließlich hatte er hier vierzehn Jahre seines Lebens vergeudet. „Ich werde zuerst in meine Wohnung gehen. Sagen sie meinem Vater ich komme in einer Viertelstunde.“ Damit ging er an dem Angestellten vorbei, ein Stockwerk tiefer als dieser ihn geführt hätte. Mit einer Bewegung, die ihm schon in Fleisch und Blut übergegangen war schloss er die Tür auf und betrat einen schlichten Vorraum in dem nur eine Kommode und ein Kleiderständer standen. Eine schlichte braune Matte vor der Tür hieß Gäste willkommen. Neben der Tür war ebenso eine Klingel angebracht wie an der Außentür.

Bei der Einrichtung schnaubte Ricky angewidert. Sie hatten es schon wieder getan. Egal wie oft er es ihnen auch verbot, ständig versuchten sie in seine Wohnung zu kommen. Das die Einrichtung dieses Raumes wieder ausgewechselt war bewies es. Was glaubte seine Familie denn, warum er mit zehn auf eine eigene Wohnung bestanden hatte? Bestimmt nicht weil er wollte, das sie in seinem Privatleben herumschnüffelten.

Strategisch suchte er den Vorraum und die Möbel darin nach Kameras oder Wanzen ab. Er traute seiner Familie alles zu, außerdem kannte er seinen Bruder. Dylan würde alles tun, um ihrem Vater zu gefallen. Ausnahmsweise fand er einmal nichts, was ihn misstrauisch stimmte. Vorsichtshalber würde er die Möbel rauswerfen lassen und den Raum von Profis überprüfen lassen, bevor er vor seiner Abreise einen neuen Code eingab.

Ricky drückte auf die Klingel und ein Ton erklang. Der sowohl in der Wohnung als auch im Vorraum zu hören war. Geübt drückte er eine bestimmte Abfolge von kurzen und langen klingeln. Sofort öffnete sich neben der Klingel ein geheimes Fach, in dem eine Schlüsselkarte lag. Diese nahm Ricky heraus und schloss das Fach wieder, das sich durch nichts von der Wand unterschied. Die Karte zog er durch das Lesegerät und die Haustür vor sich öffnete sich.

Mit einem erleichterten Seufzen trat er ein. Endlich war er in seinen eigenen vier Wänden, die niemand ohne seine ausdrückliche Erlaubnis betreten durfte. Doch das beste daran war, es war ein Ort den seine Familie noch nie betreten hatte.

Seine Tasche in eine Ecke werfend betrat er sein Schlafzimmer. Das breite Doppelbett in der Mitte der hinteren Wand lachte ihn einladend an, doch es musste leider warten. Stattdessen ging er zu dem Wandschrank in dem noch einige seiner Klamotten untergebracht waren. Die meisten hatte er zwar mitgenommen, aber sein Kasten im Internat war viel zu klein, um all seine Sachen aufzunehmen. Dementsprechend leer sah sein Schrank auch aus. Achtlos ging er an einem Ständer mit Anzügen vorbei, die er auf Befehl seines Vaters, auf verschiedenen Anlässen hatte tragen müssen und danach nie mehr. Seine Mutter besaß da mehr Geschmack, wie der Ständer mit Kleidern bewies vor dem er jetzt stand. Er hatte sein eigenes System was seine Klamotten anging. Da gab es den Ständer mit Anzügen von seinem Vater und die zwei mit Kleidern seiner Mutter. Und dann gab es natürlich auch die fünf mit Kleidern von ihm. Doch bei seinem Vater kam sein Stil nicht ganz so an, weswegen er sich heute für etwas von seiner Mutter entschieden hatte. Die Sachen, die sie ihm geschenkt hatte, waren teuer, doch nicht so exquisit, das Ricky sich weigerte sie zu tragen.

Nach kurzem Zögern entschied er sich für ein schwarzes Seidenhemd und eine ebenso schwarze Hose. Schwarz passte zu seiner derzeitigen Stimmung. Rasch zog er sich um und fuhr sich noch ordnend durch die Haare.

Genau eine Viertelstunde später, stand er vor dem Arbeitzimmer seines Vaters. Kurz anklopfend, öffnete er die Tür und sah hinein. Sein Vater telefonierte gerade, doch er hatte ihn bemerkt. Mit einer Handbewegung deutete er ihm, draußen zu warten.

Genervt die Augen verdrehend schloss Ricky die Tür. Das war ja wieder einmal typisch. Da war er einmal pünktlich und dann das. Aber was hatte er erwartet? Sein Vater hatte nie Zeit für ihn, warum sollte es heute anders sein?

„Na wenn das nicht mein kleines Brüderchen ist. Ist jemand gestorben?“

Ricky schloss einmal tief durchatmend die Augen, als er die Stimme hörte. Er war nur für 12 Stunden in dieser Stadt und gerade eine Stunde in diesem Stockwerk, warum musste sein Bruder ihm über den Weg rennen? Mit einem eiskalten Lächeln drehte er sich zu Dylan um. „Leider nicht.“ Der Blick, mit dem er seinen Bruder maß zeigte deutlich, auf wen er diese Bemerkung bezog.

„Freundlich wie immer.“ Dylans Lächeln wurde noch um eine Spur falscher. Sein Blick glitt kurz zur Tür ihres Vaters und wieder zurück zu Ricky. „Du musst zu ihm?“

Ricky nickte. „Er hat mich holen lassen.“ Was sollte dieser Smalltalk? Sonst wechselte er doch auch keine zwei Worte mit ihm, außer er war dazu gezwungen.

Herausfordernd sah er ihm in die Augen, seine Arme vor der Brust verschränkend. „Was soll das hier Dylan? Wir wissen beide, dass wir uns nicht riechen können. Mehr noch, du verabscheust mich und ich hasse dich. Also, was soll diese Unterhaltung?“

„Ich wollte nur nett sein.“ Dylan zuckte mit den Schultern. „Da sieht an was man von Freundlichkeit hat. Ich wünsche dir noch viel Spaß bei deinem Aufenthalt in New York.“ Ein hinterhältiges Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sich umdrehte und ging.

Was war das jetzt? Ricky sah ihm verwirrt nach. Für Dylan war das mehr als nur ein seltsames Verhalten? Kein wirklich hinterhältiger Seitenhieb, kein gehässiges Kommentar. War er krank? Bevor er sich allerdings noch mehr Gedanken über das komische Verhalten seines Bruders machen konnte, öffnete sich die Tür und sein Vater deutete ihn hereinzukommen.

Laut und deutlich seufzend trat Ricky ein und setzte sich auf die Couch, die an einer Wand stand. Ganz bestimmt, würde er sich nicht in den Sessel vor dem Schreibtisch setzen, schließlich war er keiner der speichelleckenden Bittsteller, die sein Vater in Massen hatte.

Sein Vater blickte ihn kurz missbilligend an, setzte sich dann aber in einen Couchsessel gegenüber von ihm. „Nun mein Sohn, was hast du mir zu sagen?“

Ricky verzog angewidert das Gesicht. Mein Sohn? Was waren denn das für neue Töne? Sonst hieß es doch nur, was hast du nun schon wieder angestellt, oder was hast du dir dabei gedacht? War nicht nur Dylan, sondern seine ganze Familie krank? „Keine Ahnung Dad. Du hast mich herbeordert.“ Deutliche Gleichgültigkeit in seine Stimme legend. Er würde ihm keinen Millimeter entgegenkommen.

„Wie wäre es damit, dass du den Sohn eines angesehenen Politikers geschlagen hast? Eines Senators um genau zu sein.“

„Hab ich?“ Ricky runzelte nachdenklich die Stirn, bevor sich sein Gesicht erhellte. „Ach ja, hab ich.“

Sein Vater hingegen wurde merklich wütender. „Was hast du dir dabei gedacht? Nein warte, wahrscheinlich hast du dir gar nichts gedacht, wie sonst auch immer. Warum kannst du nicht ein bisschen so sein wie dein Bruder? Ein bisschen mehr Vernunft und Verantwortungsbewusstsein, ist das zuviel verlangt?“

Genervt verdrehte Ricky die Augen. Also doch wieder die alten Phrasen, die er schon auswendig kannte. Gedanklich sprach er schon mit, doch unterließ er es das laut zu machen. Das hätte seinen Erzeuger nur noch wütender gemacht. Nicht, das ihn das interessierte, aber er wollte nicht mehr Zeit hier verplempern als nötig. „Anscheinend ist es zuviel verlangt, es kann ja nicht jeder so ein Genie sein wie Dylan. Übrigens hab ich es ihm schon gesagt. Das nächste Mal passe ich auf wen ich schlage.“

„Du glaubst wohl es lässt sich alles mit Geld regeln. Weißt du wieviel wir für deinen weiteren Aufenthalt dort gespendet haben?“

„Nein, aber ich habe das Gefühl das du es mir gleich sagen wirst. Und auch wenn es dich jetzt schocken wird, ich glaube nicht, das sich alles mit Geld kaufen lässt. Das denken nur du und Dylan. Mum und ich glauben noch daran, das man mit harter und ehrlicher Arbeit auch viel schaffen kann. Sind wir fertig?“

„Bei dir scheint wirklich alles vergebens zu sein. Du kannst gehen, es bringt ja doch nichts.“ Den Kopf schüttelnd stand sein Vater auf und ging zu seinem Schreibtisch zurück.

Ricky erhob sich ebenfalls und verlies den Raum. Sollte sein Vater ruhig glauben, das er das schwarze Schaf der Familie war. Ihm war es gleich, vielleicht kam er so zu dem Schluss, das er doch nicht für die Firmennachfolge der Richtige war. Etwas das ihm mehr als nur Recht wäre.

Nun deutlich besser gelaunt ging er den Gang entlang. Dieser Besuch war doch nicht so schlecht gewesen, wie er gedacht hatte. Er hatte seine Familie mal wieder in dem Glauben bestätigt, das er ein Nichtsnutz war und die Begegnung mit seinem Bruder so kurz wie nur möglich gehalten. Jetzt musste er nur noch Niklas begrüßen und seinen Vorraum nach Wanzen absuchen lassen, bevor er einen neuen Code einstellte. Dann konnte er wieder ins Internat zurück.

Kapitel 19

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 19/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Stadtbummel
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Also das nannten sie Stadt. Zweifelnd sah sich Sean um, sein Blick glitt über die umliegenden Gebäude. Na ja, vielleicht verdiente es diesen Ausdruck im weitesten Sinne. Er hatte zwar keine Metropole wie Brasil, seine Heimatstadt, erwartet, aber doch kein Dorf. Gut, Dorf war auch falsch es war ein Mittelding zwischen Dorf und Stadt. Zu klein um eine Stadt zu sein, aber eindeutig zu viele Geschäfte für ein Dorf.

Lance hatte ihn und David mit seinem Auto hergefahren, genau in die, wie sie es nannten Innenstadt.

„Ich gebe zu, es sieht nicht sehr eindrucksvoll aus, aber wir sind auch viel zu früh hier.“ Lance lächelte ihn wissend an.

„Beruhigend.“ Sean sah ihn skeptisch an. Es war wirklich nicht eindrucksvoll. Er war sich nicht sicher, ob er sich das oft antun wollte. Da fuhr man eine Stunde her, nur für das?

Er betrachtete das Schaufenster neben sich. Anscheinend hatte man sich auf die reichen Besucher eingestellt. Neben einfachen, modischen Sachen hing doch tatsächlich ein Armani, allerdings schon hoffnungslos veraltet. So etwas würde nicht einmal sein Vater mit dem kleinen Finger anfassen und dieser war, was Mode betraf schon weit hinten. Erst vor einigen Monaten, hatte er ihm einen Modeberater zur Seite gestellt und es hatte sich sichtlich gelohnt.

Er selbst machte sich eigentlich nichts aus Mode, aber in der Welt in der sie lebten und arbeiteten war das ein wichtiger Faktor für Erfolg. Wenn man nicht immer modisch und korrekt gekleidet war, wurde man belächelt und im besten Fall geschnitten.

„Also, ich weiß gar nicht was an der Stadt so schlecht sein soll. Ich gebe zu in L.A. würde das nicht einmal als Vorort durchgehen, aber es ist alles da was man braucht.“ David grinste breit.

Wenn er jetzt so darüber nachdachte, grinste David schon seit sie das Tor des Schulgeländes passiert hatten. Und nicht nur das, als wäre mit dem verlassen der Schule ein Zauber von ihm gefallen, wurde er aufgeregt und regelrecht hyperaktiv. Fast so als wäre er auf irgendwelchen Drogen.

Er zuckte mit den Schultern. Vielleicht war er es ja auch. Was interessierte es ihn, er kannte den Blondschopf ja noch nicht einmal richtig und wenn er genauer darüber nachdachte, wollte er das auch nicht ändern. Er unterschied sich gewaltig von seinem älteren Halbbruder.

„Na ja, es fehlt schon einiges, aber das wichtigste ist vorhanden.“ Lance sah sich einmal prüfend um. „Da hätten wir ein Cafe, ein Restaurant, zwei Modegeschäfte, von deren Besuch ich allerdings abraten würde.“ Das Grinsen des Italieners wurde breiter. „Hm, eine Bank, drei Supermärkte, einen Buchladen, eine Werkstadt, die ich allerdings auch nicht aufsuchen würde, eine Apotheke, fünf verschiedene Ärzte und was das wichtigste ist, eine Eisdiele.“

„Nicht zu vergessen, die drei Diskotheken.“

Lance seufzte schon etwas genervt. „Ja, wie konnte ich die vergessen. Ach ich weiß, weil die erst um acht aufmachen.“ Er beugte sich näher zu Sean. „Du musst wissen, am Wochenende lebt David praktisch dort. Er kennt jeden, vom Aushilfskellner bis zum Lagerarbeiter, persönlich.“

David drehte sich unschuldig lächelnd zu ihnen um. „Und ist das etwas schlechtes? Du bist doch nur neidisch.“

„Ja, es ist wirklich eine Tragödie, das ich nicht jede freie Minute in diesen Etablissements zubringen kann. Doch einige Leute haben wichtigeres zu tun. Lernen zum Beispiel.“

Überrascht sah Sean, den Italiener an. So aggressiv kannte er ihn gar nicht, was nichts aussagte, da er ihn ja noch nicht lange kannte.

David machte eine abfällige Handbewegung. „Ich lerne unter der Woche schon genug, das muss reichen. Zumindest um durchzukommen.“ Damit dreht er sich um und schlenderte weiter.

Lance seufzte nur. „Manchmal ist er echt noch ein Kind.“

„Und was machen wir jetzt? Immerhin dauert es ja noch eine Weile, bis laut euch das Nachtleben beginnt.“ Sean sah seine Begleiter fragend an. Nicht, das er auf das so genannte Nachtleben dieses kleinen Nestes scharf gewesen wäre, aber öder konnte es ja nicht werden. Er rechnete es den Beiden zwar hoch an, das sie ihn herumführen wollten, aber wenn sie etwas später losgegangen wären, hätte es auch noch gereicht. Außerdem interessierte es ihn sowieso nicht, was hier nachts abging. Er mochte diese Discos nicht, sie waren ihm zu laut und vor allem zu überfüllt. In seiner Heimatstadt gab es gerade einen Club, in den er ging und das auch nur um seine Freundschaften zu pflegen. Viel eher sagten ihm gepflegte Dinnerpartys zu, auf denen im Hintergrund Intrigen gesponnen wurden, während man dem Gastgeber noch ins Gesicht lachte. Nur leider waren diese am aussterben, da die Nachfolger dieser Leute viel lieber in die angesagten Clubs der Stadt gingen. Wo man sich nicht einmal ordentlich unterhalten konnte.

„Tja, ich würde dann vorschlagen das David die Führung übernimmt. Er kennt diese Stadt wie seine Westentasche. Wenn irgendwo noch etwas interessantes los ist, weiß er wo.“ Lance sah den Halbfranzosen abwartend an.

David legte den Kopf schief. „Lass mich mal überlegen, da war doch noch was heute.“ Plötzlich erhellte sich sein Gesicht. „Na klar. Da wird euch sicher nicht langweilig.“

Ohne die Chance Prostest einlegen zu können, schnappte er sich einfach Seans und Lances Hand und zog sie mit sich.

Sean sah den Italiener zweifelnd an, doch dieser schien David in dieser Hinsicht ganz zu vertrauen. Also konnte er das auch. Wer weiß, vielleicht überraschte ihn Daniels Bruder doch noch.

Kapitel 20

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 20/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Aussprache oder doch nicht??
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Langsam die Klinke drückend, atmete Keiji erleichtert auf, als diese nachgab und die Tür sich öffnen lies. Also war er der Erste, der heute heimkam. Klar, Leroy hatte ja noch Training, da der Schülerrat beschlossen hatte, seiner Bitte um eine weitere Stunde Training nachzukommen. Er selbst hatte mit seiner Mannschaft um eine halbe Stunde früher Schluss gemacht, wie er es mit Alec vereinbart hatte. Nun konnte er sich wenigstens noch in Ruhe duschen, bevor die kleine Nervensäge heimkam. Er hatte ihm sein kindisches Verhalten noch nicht verziehen, keineswegs. Aber er war erwachsen genug, um das unter ihnen zu klären und nicht so, das alle Anderen es mitbekamen. Leroy sollte bloß nicht glauben, das nur weil er ihn heute in der Architekturvorlesung ignoriert hatte, alles vergessen und vergeben war. Die lange Wartezeit hatte eher noch dazu beigetragen, dass er noch wütender wurde.

Das Bad betretend stopfte er seine Kleider in seinen Wäschekorb. Er und Leroy teilten sich vielleicht ein Badezimmer, aber ihre Wäsche trennten sie streng voneinander. Es konnte ja immerhin sein, dass sich eines seiner normalen Shirts zwischen Leroys Designersachen verirrte. Das wäre eine Tragödie. Zumindest für Leroy.

Lächelnd trat er unter die Dusche und stellte sie sich richtig ein. Nicht einmal bei der Wassertemperatur waren sie sich einig. Sie waren sich wohl bei gar nichts einig. Zum Glück wollte er nichts von ihm, außer vielleicht ein bisschen Respekt, den seiner Meinung nach jeder Mensch verdiente. Doch Leroy machte es ihm mehr als nur schwer, nett zu ihm zu sein.

Sich rasch hinunter waschend erledigte er seine allabendliche Dusche. Er mochte sich nicht mit den Anderen duschen. Vor allem nicht jetzt, wo auch noch ein anderes Team mit ihnen die Umkleidekabine benutzte. Wozu hatten sie denn eine Dusche im Zimmer? Noch dazu, wo diese mehr heißes Wasser hatte, als die Gemeinschaftsdusche.

Das Wasser abstellend trat er aus der Dusche und ging, nur mit einem Handtuch um die Hüfte geschlungen, in sein Zimmer. Dort kramte er in seinem Kasten nach einem Shirt und einer bequemen Hose. Ersteres lies sich leichter finden als zweites. Er liebte lange und schlabberige Hosen, ein Grund warum sie immer als erstes in der Schmutzwäsche landeten, einfach weil er sie ständig in der Wohnung trug. Zum Glück hatte er eine Menge davon, so das er noch eine fand. Anscheinend musste er in nächster Zeit waschen. Eine Tatsache, die ihn sowieso amüsierte. Diese Schule gab Unmengen an Geld für Personal aus, das ihnen ein bequemes Leben ermöglich sollte, doch so banale Dinge wie Wäsche waschen, ihre Privaträume putzen und zusammenräumen blieb ihnen überlassen. Etwas, das eigentlich ein Widerspruch in sich war.

Keiji schlüpfte rasch in seinen Hose und setzte sich an seinen Schreibtisch. Heute in der Schülerversammlung war das Weihnachtsfest geplant worden. Nun lag es an ihm, bis zur nächsten Versammlung am Mittwoch das Budget aufzustellen. Außerdem hatte Daniel ihn gebeten, Alec irgendein Extra zu genehmigen um seinen Unmut zu dämpfen. Nun musste er bloß etwas billiges finden und sehen von wo er das Geld abzweigen konnte. Wie er dieses umschlichten hasste. Wenn das nun Mode wurde, bekam Ryan nächstes Jahr doch noch seine Sprechanlage.

Über seinen Zahlen brütend bemerkte Keiji die Ankunft seines Mitbewohners erst, als die Tür mit einem lauten krachen ins Schloss fiel. Das war sein Stichwort. Er musste den Anderen abfangen, bevor der sich in seinem Zimmer verbarrikadieren konnte. Ansonsten kam es nie zu einem Gespräch.

Rasch stand er auf und öffnete seine Zimmertür. „Leroy!“ Er sah gerade noch wie die Tür zum Badezimmer sich schloss und hörte das bekannte Geräusch eines zusperrenden Schlüssels. Chance verpasst. Doch das würde ihm kein zweites Mal passieren. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte er sich gegen die Wand, direkt gegenüber der Badezimmertür. Heute entkam er ihm nicht.

Eine Viertelstunde später öffnete sich die Tür und Leroy trat, nur mit einer Trainingshose bekleidet, heraus.

Als er den Mischling bemerkte, hob er spöttisch eine Augenbraue. „Was? Lauerst du mir jetzt schon auf?“ Nachdenklich legte er sich einen Finger auf die Lippen. „Soweit ich weiß, ist Stalking doch in den meisten Bundesstaaten verboten, nicht?“

„Ich muss mit dir reden.“ Wütend funkelte Keiji seinen Mitbewohner an.

„Wer muss das nicht? So wichtig wie ich bin.“ Lächelnd ging Leroy an ihm vorbei, direkt in sein Zimmer.

Verwirrt sah Keiji dem Schwarzhaarigen nach. Selbst wenn Leroy nun seine Tür zugesperrt hätte, er wäre zu verwundert gewesen, um etwas dagegen zu machen. Allerdings blieb die Tür offen, was noch mehr zu seiner Verwunderung beitrug. Er konnte sich dieses Verhalten nur durch ein Ereignis erklären. Entschlossen dem auf dem Grund zu gehen, folgte er Leroy in sein Zimmer. „Ich rate jetzt einfach mal. Deine Mannschaft hat das Trainingspiel gewonnen und Alec hat dir mitgeteilt, das die Landesmeisterschaft genehmigt wurde. Oder?“

„Bingo.“ Leroys Stimme klang nicht mehr so fröhlich wie zuvor, doch hatte sie noch nicht ihre gewohnte Kälte zurück gewonnen. Sich ein Shirt über den Kopf ziehend, sah er den Halbjapaner an. „Und was bringt dir diese Erkenntnis jetzt?“

Keiji seufzte. War ja klar, dass die Veränderung nicht von Dauer war. „Was sollte diese Aktion am Samstag?“

Musternd sah der Schwarzhaarige Keiji an, so als müsse er darüber nachdenken, ob dieser überhaupt eine Antwort wert war. „Ich wüsste nicht, warum ich dir meine Gründe darlegen sollte.“ Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Aber was soll’s. Mir war gerade danach.“

Auf eine Antwort wartend sah Keiji den Anderen an. Es dauerte einige Momente, bis er begriff das seine letzte Aussage schon die geforderte Antwort war. Fassungslos sah er Leroy an. „Dir war danach?“ Er musste sich beherrschen um nicht zu schreien.

„Ja.“ Gelassen erwiderte Leroy seinen Blick.

„Das ist auch meine Wohnung falls es dir entgangen ist. Ich wohne ebenfalls hier. Wegen deiner Laune hatte ich die größten Probleme beim Schülerrat und in Architektur.“ Keiji wusste nicht, wie lange er sich noch beherrschen konnte. Am liebsten würde er dieses Kind übers Knie legen, wie er es mit seinen jüngeren Halbbrüdern machte, wenn sie über die Stränge schlugen. Leider war Leroy dafür schon etwas zu groß.

Ein hinterhältiges Lächeln auf den Lippen, beobachtete Leroy ihn genau. „Du kannst ja ausziehen, wenn dir mein Verhalten nicht passt.“

Das reichte. Brodelnd vor Wut ging er auf den Älteren zu. Seine Hand schloss sich um sein Kinn und zwang Leroy so, ihm in die Augen zu sehen. „Jetzt hör mir mal zu du kleiner, verzogener Bengel. Das hier ist meine Wohnung, ebenso wie deine. Wenn dir meine Anwesenheit so ein Dorn im Auge ist, dann kannst du ja ausziehen. Es gibt nämlich nichts, absolut nichts, das mich aus dieser Wohnung vertreibt. Ich werde diesen Vorfall als Unfall verbuchen und nicht mehr darüber reden.“ Sein Griff um Leroys Kinn wurde fester. „Wenn das, oder etwas ähnliches allerdings noch einmal passiert, dann solltest du dir darüber im Klaren sein, dass es Konsequenzen gibt. Haben wir uns verstanden?“ Keijis Grinsen konnte man durchaus gefährlich nennen, doch das lag genau in seiner Absicht.

Leroy sah ihn todbringend an. Als er ihn antwortete war seine Stimme so kalt wie Eis. „Fass. Mich. Nicht. An.“

Gehässig grinste Keiji. „Wenn du nicht endlich lernst, wie man sich benimmt, werde ich noch ganz andere Sache machen, als dich nur anzufassen.“ Um seine Worte zu verdeutlichen, beugte er sich vor und verschloss Leroys Lippen mit einem verlangenden Kuss. Das war die anscheinend die einzige Möglichkeit um den Halbspanier, seine Worte zu verdeutlichen. Alles andere schien bei ihm nicht zu fruchten. Dieser Kuss war eine reine Erziehungsmaßnahme und hatte nichts mit Verlangen oder Lust zu tun. Obwohl sein Körper durchaus auf Leroy reagierte.

Dieser stemmte die Hände gegen Keijis Körper um ihn wegzudrücken, doch je länger der Kuss dauerte, umso schwächer wurde seine Gegenwehr. Letztendlich erstarb diese ganz und er erwiderte den Kuss.

Als er diese Erwiderung spürte, reagierte Keijis Körper ganz instinktiv. Nur kurz, um sie beide Luft holen zu lassen, löste er sich von Leroy, bevor er dessen Lippen wieder in Besitz nahm. Er drängte Leroy gegen die Wand und lies seine Hände unter dessen Shirt gleiten. Sein Verstand sagte ihm zwar, dass es an der Zeit war aufzuhören, doch sein Körper weigerte sich diesem Befehl nachzukommen. Enger drängte er sich an den Körper des Schwarzhaarigen, während sein Kuss immer leidenschaftlicher wurde.

Was sollte das? Er konnte Leroy doch nicht einmal leiden, ja er hasste Leute, die sich so wie er verhielten. Durch diese Erkenntnis ernüchtert, lies er von Leroy ab und zog sich zurück. Das durfte er nicht machen, sonst würde er sich nie wieder selbst in die Augen sehen können. Das Beste war, wenn er sich von ihm fernhalten würde.

Leroy sah ihn wütend an, sein Atem ging schwer. Scheinbar hatte er sich schneller gefangen als er. „Raus hier. Sofort!“ Sein ausgestreckter Arm deutete auf die Tür.

Trotzig erwiderte Keiji seinen Blick, ging aber. Auf sich selbst wütend schlug er die Tür hinter sich zu. Er würde sich einfach von ihm fernhalten, das war die einfachste Lösung. Zumindest solange bis er sich selbst wieder trauen konnte. Solange Leroy sich nicht aufführte wie eine größenwahnsinnige Königin, musste er sich ja nicht mit ihm abgeben.

Ausziehen würde er aber trotzdem nicht. Das fehlte ja noch, dass er wegen seiner mangelnden Selbstbeherrschung, Leroys Launen nachgab.

Kapitel 21

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 21/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Hier wollte ich die Beziehungen untereinander etwas mehr hervorheben.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Das kann doch nicht ihr Ernst sein!“ David ging aufgeregt durch einen der Gänge, zu ihrem nächsten Vortragsraum.

„Ist es aber.“ Ricky folgte ihm gelassen.

Aufgebracht wand sich David zu ihm um. „Sag mal, regt dich das nicht auf? Ich meine, wir reden hier über die Weihnachtsgeschichte.“

„Das ist mir bewusst, aber sie es doch mal so, endlich passt das Thema unserer Darbietung einmal zur Jahreszeit.“ Ricky konnte Davids Aufregung verstehen, immerhin war die Weihnachtsgeschichte nicht gerade ein Kassenschlager. Der Jüngere hatte Angst, sich vor seinen Eltern zu blamieren. Er musste sich diese Sorgen nicht machen, selbst wenn seine Eltern kamen, würde er nicht mitmachen. Als Kapitän des Football oder Karateteams hatte er genug Ausreden um ungeschoren davonzukommen. Er musste einfach nur mit einem der beiden Teams, eine kleine Vorstellung einstudieren. Das Karateteam bot sich dafür geradezu an. Das würde er nächsten Montag gleich dem Schülerrat mitteilen. Heute war es dafür schon zu spät. Obwohl es eigentlich reichen würde, es Keiji aufzutragen, immerhin war er auch in der Karatemannschaft.

„Du weißt bestimmt auch, das sie dich für die Rolle des Josefs vorgeschlagen haben.“ David lies nichts unversucht, um ihn zum Partner seiner Empörung zu machen.

Ricky winkte nur ruhig ab. „Das sollen sie einmal versuchen, ich werde ihnen schon sagen was ich machen werde. Nämlich gar nichts, ich werde mich ganz auf die Karatemannschaft und ihre Vorführung konzentrieren.“ Soweit kam es noch, dass er sich da auf der Bühne zum Affen machte, seine Mutter würde einen Nervenzusammenbruch erleiden, wenn sie das mitbekäme. Ganz zu schweigen von Dylan, der sich mit viel Glück totlachen würde.

David seufzte gequält. „Na vielleicht hab ich ja Glück und ich komm mit der Ausrede durch, dass ich soviel für die Kunstausstellung zu tun habe. Ich will kein Hirte sein!“ Den letzten Satz hatte er geschrieen, wie ein quengelndes Kleinkind.

Ricky grinste und zog ihn an sich. Sanft strich er ihm übers Haar. „Ist ja schon gut mein Kleiner, ich werde mal mit den Onkel und Tanten reden, damit sie eine andere Aufgabe für dich finden.“

David zuckte im ersten Moment überrascht zusammen, spielte dann aber mit. Schniefend sah er zu Ricky hoch. „Wirklich?“

„Wirklich. So und nachdem das geklärt ist, musst du dich nicht mehr wie ein kleines Kind benehmen.“ Damit lies er ihn wieder los. Diese Schule brauchte nicht noch mehr Gerüchte, als sie sowieso schon hatte.

Der Blondhaarige grinste, seine rehbraunen Augen funkelten vergnügt. „Macht aber Spaß. Kleine Kinder kriegen immer was sie wollen.“

„Kleine Kinder werfen sich auch schreiend auf den Boden. Allerdings schwöre ich dir, wenn du das machst, kenne ich dich nicht mehr.“ Ricky sah sich auf dem Gang um und schnappte David kurzerhand am Arm, da dieser schon wieder in die falsche Richtung gegangen wäre. „Wie kann man nur so wenig Orientierungssinn haben?“

„Wer sagt denn, dass ich nicht absichtlich in die falsche Richtung gehe?“ Er grinste schelmisch.

„Die Selbstverständlichkeit, mit der du deinem Weg gefolgt bist. So rein da.“ Er stieß den Blondhaarigen in den Raum. Suchend sah er sich um und bemerkte zufrieden, dass sich bis jetzt noch keiner auf seinen Platz gesetzt hatte. Anscheinend hatten alle von seiner letzten Prügelei gehört, das verschaffte ihm jetzt wieder für einige Zeit Ruhe. Er ging, von David gefolgt, in die letzte Reihe und setzte sich auf den Platz direkt neben dem Fenster. Zwar war er so eingekeilt und wenn er unter der Stunde wohin musste, dann musste die ganze Reihe aufstehen aber das war ihm egal. Konnte er was dafür, dass die Reihen mit Klappsesseln ausgestattet waren, die entweder an der Wand, oder der rückwärtigen Tischreihe befestigt waren. Mal davon abgesehen, dass man die Bretter vor ihnen nicht einmal Tische nennen konnte, so schmal wie die waren.

David setzte sich neben ihn und angelte sich seine Kopfhörer, mit dazugehörigen MP3 Player, aus der Hosentasche. „Deiner Laune nach, ist das Treffen mit deinen Eltern nicht allzu schlimm gewesen.“

Ricky hob nur Schulter zuckend die Arme. „Ich kam, sah, langweilte mich und verschwand.“ Was sollte er sonst noch groß zu seinem Wochenende sagen? Die Abtastung nach Wanzen oder Kameras verlief negativ und auch weitere Zusammentreffen mit seinem Bruder blieben ihm erspart. Dylan wurde anscheinend langsam nachlässig, oder er hatte seine Taktik geändert, was die schlechtere der beiden Möglichkeiten war.

„Dann wars ja nicht weiter tragisch.“

„Nicht wirklich. Mein Vater hält mich noch immer für einen Versager, aber das ist mir nur Recht.“ So kam er wenigstens nicht auf blöde Gedanken, wie zum Beispiel auf seine Schulfeste zu kommen. Doch dazu war er sowieso viel zu beschäftigt. Ihm reichte es, wenn seine Mutter kam, die wusste seine Anstrengungen wenigstens zu würdigen.

„Also alles beim Alten.“ David streckte sich und lehnte sich zurück. Einen Ohrstöpsel ins Ohr steckend, drückte er ein paar Mal eine Taste auf seinem MP3 Player, bis er endlich zufrieden war. Gähnend lehnte er seinen Kopf gegen die Wand und schloss die Augen. „Es lohnt sich einfach nicht, sich über Probleme den Kopf zu zerbrechen. Es ist so wie es ist und ändern kannst du nur selten etwas daran.“

„Ich hab nicht vor, etwas daran zu ändern. Zur Zeit entwickelt sich alles so, wie ich es will.“ Er lehnte sich ebenfalls entspannt zurück.

Träge öffnete David ein Auge. „Was haben wir jetzt überhaupt?“

Die Augen verdrehend, seufzte Ricky. „Filmgeschichte.“

„Ach so.“ Die Augen wieder schließend, steckte er sich auch seinen zweiten Stöpsel ins andere Ohr.

„Schlaf gut.“ Ricky murmelte die Worte eher zu sich selbst, bevor er eine Tageszeitung herausholte und zu lesen begann. Es war schon ein trockenes Fach, das merkte man schon an der Menge der Schüler, die statt ihrer Schulbücher eine andere Beschäftigung hatten.

David kurz anstoßend, als der Lehrer eintrat, widmete er sich danach ganz seiner Zeitung.
 

Genervt saß Daniel über den Aufzeichnungen des Schülerrats, bezüglich der Vorstellungen. Es war noch nicht einmal die Hälfte bekannt. Was war an einem Zeitplan so schwer verständlich? Es war doch wohl nicht so schwer sich auf etwas zu einigen. Der Schülerrat konnte das, doch auch und das grenzte an ein Wunder. Wie jedes Jahr, hatten sie sich dazu entschieden, die Information zu spielen und wenn gewünscht, Führungen zu veranstalten. Das war immer noch besser als das Cafe, dass sich der Managementkurs ausgesucht hatte. So war das eben, wenn man keine Präsentation, Aufführung oder Darbietung hatte, musste man eben etwas Alternatives wählen. Zum Glück war er im Schülerrat und musste so keine Tabletts balancieren.

Stöhnend lies er sich in das weiche Gras, des Gartens zurücksinken. Wenn mehr als die Hälfte fehlte, konnte er doch keine Planung machen. Dabei wollte er wenigstens das schon haben, um sich den wichtigeren Aufgaben zuwenden zu können. Finanzierung und Management zum Beispiel. Er wollte Keiji und Marcus nicht alles überlassen, das wäre nicht fair. Lance hatte sich bis jetzt auch noch nicht mit Vorschlägen für eine Dekoration gemeldet. Wenn er das nicht bald machte, dann bekam das Internat den Weihnachtschmuck der letzten Jahre, dabei hatte Daniel ihm damit nur einen Gefallen machen wollen. Es war doch bei weitem angenehmer, durch weihnachtlich dekorierte Gänge, als durch kahle Stiegenhäuser zu gehen.

„Hi Daniel. Ich hab mich schon gefragt, wer hier im Gras liegt.“ Sean setzte sich lächelnd neben ihm.

„Sean, freut mich. Ich lieg gern hier, das gaukelt einem die Anwesenheit von Natur vor.“ Wenn er sich aufsetzte, würde er sowieso nur den überfüllten Schulhof sehen. So lag er lieber hier und starrte in den Himmel. Er wand den Kopf leicht in Seans Richtung um ihn anzusehen. „Und hast du dich schon eingelebt?“

Sean wiegte den Kopf leicht hin und her. „So einigermaßen. Lance ist wirklich nett, er hilft mir immer, wenn ich Fragen habe.“

„Das ist gut.“ Er wusste doch, warum er Sean Lance anvertraut hatte. Es war wichtig, wenn man schon früh Kontakte knüpfte und mit Lance war das leichter für Sean, als mit ihm.

Lance war offener und fröhlicher als er und somit auch beliebter. Wenn man einen Neuling nun an die Seite eines beliebten Schülers stellte, war es für diesen leichter akzeptiert zu werden, als wenn man ihn von Anfang an einem Unbeliebten zuteilte. Nicht das er unbeliebt war, doch sein Freundeskreis war mit Sicherheit kleiner, als Lances. Außerdem kannte Lance die richtigen Leute. „Ich hab gehört du warst mit meinem kleinen Bruder aus?“

Sean nickte zustimmend. „Ja, er und Lance wollten mir die Stadt zeigen. Eigentlich hab ich mir nicht viel davon versprochen und als ich die Stadt gesehen habe, wurde auch der Rest meiner Befürchtungen bestätigt. Allerdings kennt David einige interessante Orte und ebenso interessante Leute. Zu meiner Überraschung wurde es doch ein toller Abend.“

„Und ziemlich feuchtfröhlich, wie ich gehört habe.“ Sein Bruder war auch nicht zu überhören gewesen, bei seiner Heimkehr. So oft wie er gegen die Wand, oder ein Möbelstück getaumelt war, hatte es ihn überrascht das nichts zu Bruch gegangen war.

Der Brasilianer grinste belustigt. „Ja, David verträgt ziemlich viel. Wenn auch nicht soviel,, wie er sich selbst zutraut.“

„Er leidet ständig an Selbstüberschätzung.“ Sich streckend, richtete Daniel sich wieder auf. Die Blätter auf seinem Schoß wieder zusammenschieben, sah er Sean an. „Bestimmt hast du Hunger. Schließlich ist jetzt ja Mittagspause, wenn du Lust hast können wir zusammen essen.“

„Wie könnte ich es wagen, die Einladung des Schülersprechers abzulehnen?“ Sean grinste frech. „Ich komme natürlich gern mit.“ Gemächlich stand er auf und reichte Daniel die Hand.

Dieser ergriff sie und stand ebenfalls auf. „Ich muss nur noch schnell diese Missachtung aller Anweisungen, in meine Wohnung bringen.“ Er wedelte demonstrierend mit den Zetteln in der Luft. Damit konnte er sich auch noch heute Abend auseinandersetzen, wenn überhaupt.

„Klar doch. Wir treffen uns dann im Speisesaal. Ich halte dir einen Platz frei.“ Sean winkte ihm zu und ging Richtung Speisesaal.

„Danke.“ Daniel lächelte leicht und machte sich rasch auf den Weg zu seiner Wohnung.

Kapitel 22

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 22/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Kurzschlussreaktion
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Wartend stand Leroy vor der Tür der Umkleide. Wann kam endlich der Trainer mit den verdammten Schlüsseln? Traute diese Schule ihren Schülern sowenig Fairness zu? Gut, wenn man die Schlüssel zu den Hallen, den Schülern gab bestand immer die Möglichkeit, dass sich diese dann in den Hallen einsperrten und den ganzen Nachmittag trainierte, wie es eigentlich richtig war. Es war auch schon einige Male vorgekommen, nur diese Idioten waren hart bestraft worden. Trotzdem gab es noch immer einige, die mit diesem Gedanken spielten. Er selbst war ja einer davon. Nur ihm war sein Team zu wichtig um eine Sperre zu riskieren, nicht so kurz vor den Landesmeisterschaften.

Leroy sah auf die Jungs seiner Mannschaft, die entweder neben ihm lehnten, oder sich mit den wartenden Mitgliedern anderer Mannschaften unterhielten. Irgendwie war er mit keinem von ihnen näher befreundet, oder bekannt. Ja, er kannte ihre Namen, ihre Herkunft und von manchen auch ihre Studienrichtung, doch da hörte es auch schon auf. Näher musste er keinem von ihnen kommen, alles was für ihn sonst noch zählte war, dass sie gut spielten und hinter der Mannschaft standen. Schließlich hatte er diese Mannschaft direkt von seinem Bruder übernommen, da wollte er keine Hobbysportler.

Genervt schnaubte Leroy. Wann kam endlich dieser Trainer? Es war ja nicht so, dass sie ihn brauchten, das Training der Mannschaften bestimmten hauptsächlich die Kapitäne. Die Trainer waren eigentlich nur für die organisatorischen Dinge, oder als Hilfe für die Kapitäne da.

Der Schwarzhaarige bemerkte eine Bewegung am Anfang des Ganges. War das vielleicht endlich der Kerl? Leider versperrten ihm einige andere Schüler die Sicht. Das war doch eine blöde Organisation. Da legte ihr Direktor so viel Wert auf Sport und dann mussten sie sich um die Hallen prügeln, in den Umkleiden fast aufeinander sitzen und von diesem engen Gang wollte er gar nicht reden.

Leroy verdrehte die Augen, als er sah wer da kam. Ausgerechnet die Kyudo Mannschaft, ihm blieb auch gar nichts erspart. Seinen Blick auf die Tür vor ihm richtend, ignorierte er die Neuankömmlinge. Allen voran ihren Kapitän.

Der Kerl wurde ihm immer unsympathischer und was das Schlimmste war er bekam immer mehr Angst vor ihm. Er war noch nie in so einer Lage gewesen, besser gesagt er war noch nie jemanden unterlegen gewesen. Meistens reichte der Ruf seiner Familie, oder seine kalte Maske um andere einzuschüchtern. Doch Keiji lies sich davon nicht beeindrucken, es schien ihm sogar ziemlich egal zu sein. Wenn sich herumsprach, dass er mit seiner Taktik Erfolg hatte, war sein Ruf und vor allem seine Position gefährdet. Das durfte er nicht zulassen, er hatte hier schon zu viele gegen sich um sich so etwas leisten zu können. In der Welt da draußen wäre das kein Problem, da schützte ihn seine Familie und selbst ohne sie, war die Welt groß. Doch hier auf engen Raum, wo er jeden Tag mit den gleichen Leuten zusammentraf, konnte ein Mangel an Respekt und Furcht schwerwiegende Folgen haben.

Nachdenklich runzelte Leroy die Stirn, nur um gleich darauf den Kopf zu schütteln. Nein, er konnte nicht einmal sagen wie viele er gegen sich hatte, da ihm die anderen Schüler egal waren. Sie mussten sich für ihn interessieren, um überleben zu können, nicht er sich für sie.

Als Keiji an ihm vorbeiging, erdolchte er ihn mit seinen Blicken. Das war die Quelle seines Problems, das Beste wäre, an ihm ein Exempel zu statuieren, aber dazu war er noch nicht in der Lage, Doch dieser Tag würde kommen, mit Sicherheit.

„Mensch Leute macht Platz, hier kommt man ja kaum durch.“

„Ruhe dahinten!“ Genervt schrie Leroy Ricky an, etwas das ganz gegen seine sonstige Art war.

Ricky kämpfte sich durch die Menge zu seiner Halle durch. Seine Mannschaft war direkt hinter ihm. Als er an Leroy vorbeikam knurrte er nur gefährlich.

„Was denn? Sind wir auf einmal nicht mehr der menschlichen Sprache fähig? Dabei dachte ich, wir hätten alle einen gewissen Stand der Entwicklung erreicht um zusammenhängende Laute zu erzeugen.“ Leroy musterte Ricky abfällig. „Na ja, oder auch nicht.“

Ricky blieb stehen und musterte ihn wütend.

Leroy lächelte nur überlegen. Noch war er nicht am Ende, zur Zeit hatte er noch alle Macht in seinen Händen.

Beide Teams musterten sich feindselig. Zwischen ihnen bestand schon immer eine gewisse Rivalität, doch durch die Feindschaft ihrer Kapitäne, wurde diese nur noch mehr angeheizt. Das Einzige, dass sie noch zurückhielt war, dass die zwei Kapitäne sich noch zurückhielten.

„Hör mal zu Leroy. Ich würde mir in der Lage in der du bist, nicht noch mehr Feinde machen.“

Leroy musterte ihn spöttisch, doch in seinem Inneren brodelte es. Er wusste es! Bestimmt hatte Lance es ihm erzählt, dass war klar. Seine Stimme war kaum mehr als ein Zischen, als er ihm antwortete. „Gott sei Dank, bist du nicht ich. Denn um mit mir auf einer Stufe zu stehen, müsstest du noch hundert Jahre Evolution hinter dich bringen.“

Ricky schüttelte nur belustigt den Kopf. „Weißt du Leroy, ich kann mir nicht helfen. Irgendwie klingen deine ganzen Beleidigungen, für mich nur mehr wie das Kläffen eines hilflosen Hündchens. Du bist kein Gegner mehr für mich.“

Für einen Moment meinte Leroy, sich verhört zu haben. Ja, er glaubte sogar, dass sein Herz einen Augenblick ausgesetzt hatte. Doch dann wurde er wütend, so wütend, dass er alles um sich herum vergaß. Mit einem Aufschrei stürzte er sich auf Ricky und verpasste ihm einen Fausthieb, der genau die Nase des Amerikaners traf. Mit Genugtuung, hörte Leroy das Knacken eines Knochens.

Ricky hingegen knurrte nur gefährlich. So etwas, lies er nicht auf sich sitzen. Weshalb er sich sofort auf den Schwarzhaarigen stürzte.

Nun, da sich die Kapitäne miteinander prügelten, hielt auch die Teammitglieder nichts mehr und so war in Kürze eine wilde Schlägerei im Gange.

Kapitel 23

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 23/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Konsequenzen
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 


 

Das konnte jetzt aber nicht wahr sein. Geschockt sah Daniel auf die miteinander Kämpfenden. Musste das jedes Jahr sein? Anscheinend konnte kein Winter vorbeigehen, ohne das die zwei Mannschaften sich in die Haare kriegten.

Den ersten Schock verdrängend, kämpfte er sich energisch nach vor, Richtung der Kämpfenden. Was gar nicht so leicht war, bei den ganzen Schaulustigen und dem sowieso schon engen Raum.

Eine Hand ergriff ihm am Unterarm und Daniel bemerkte Keiji, der ihn festhielt.

Stumm schüttelte er den Kopf.

„Was ist los? Irgendwas muss man doch machen.“ Daniel versuchte sich aus Keijis Griff zu befreien.

„Willst du wirklich dazwischen gehen? Glaub mir, wenn ich wüsste, dass ich es damit beenden könnte, wäre ich längst eingeschritten.“ Keiji schüttelte den Kopf. „Wir können da gar nichts machen. Vor allem nicht, wenn so viele Umstehenden den Platz blockieren.“

Daniel sah sich um. Keiji hatte Recht, sie standen hier eingekeilt wie Schafe. „Keiji bring deine Mannschaft und möglichst auch die Anderen hier raus. Nehmt den Ausgang zu den Sportplätzen.“

Daniel suchte auf der anderen Seite nach einem ihm bekannten Gesicht. Zum Glück oder eher leider, waren die Kämpfenden schon so weit, dass sie entweder am Boden miteinander rangen, oder an irgendeiner Seite der Wand. So hatte er wenigstens eine gute Sicht auf die andere Seite und er wurde auch fündig. „David!“

Seinen Halbbruder mit heftigen Winken und rufen auf sich aufmerksam machend, hoffte er das dieser ihn sah.

David sah auch nach einigen Momenten auf, in seinen Augen konnte er den gleichen Schreck erkennen, den er auch im ersten Moment gefühlt hatte.

„David, schaff die Anderen raus, mach schon! Und dann hol Ryan! Los!“ Zu seiner Zufriedenheit, sah er das David seiner Aufforderung gleich Folge leistete. Langsam leerte sich das Gang auf beiden Seiten, in der Mitte noch immer die Gruppe der Kämpfenden.

Das würde wieder ärgere Verletzungen geben, wenn er nach dem Blut ging, das schon zu sehen war. Warum musste Ryan nur in der Surfgruppe sein? Wenn er sich, wie er selbst, für eine alternative Gruppe gemeldet hätte, dann wäre dieser Streit schon längst beendet. Das alles nur wegen diesen zwei Idioten.

„Reg dich nicht auf Boss. Ich werde das schon regeln.“ Mit einem hinterhältigen Grinsen sah Ryan auf die Kämpfenden, eine Hand hatte er beruhigend auf Daniels Schulter gelegt.

Überrascht sah Daniel auf den Schwarzhaarigen neben sich. Wie war er so schnell und vor allem so unbemerkt hierher gekommen? Er kannte seinen Bruder, aber so schnell war er nicht.

„Na, wer sind denn diesmal die zwei Unruhestifter?“ Fragend glitt sein Blick über die Menge. „Ah, ich kann es mir schon denken.“ Grinsend sah er zu einigen Jungs hinter ihm. „Was sagt ihr Jungs, fühlt ihr euch gerade in der Stimmung einige Köpfe einzuschlagen?“

Die Jungen hinter ihm nickten zustimmend.

„Ich bring dir die zwei Idioten. Keine Sorge.“

„Lass bitte die meisten von ihnen unverletzt.“

Das Grinsen von Ryan wurde breiter. „Nun, das hängt ganz von ihnen ab.“ Mit diesen Worten stürzten er und seine Gruppe sich ins Getümmel.

Daniel musste ihnen jedes Mal aufs Neue Respekt zollen. Man merkte, dass Ryans Vater eine Bodyguardfirma leitete. Wenn jeder von seinen Angestellten so effektiv wie Ryan war, dann würde er ihnen gerne sein Leben anvertrauen. Ohne viel Anstrengung oder Aufwand brachte er die meisten zu Boden, oder stellte sie ruhig. Genauso schnell, wie der Kampf angefangen hatte, war er wieder zu Ende.

Ryan kam wieder zu ihm, in der rechten Hand Leroy, in der linken Ricky haltend. Beide hatte er am Kragen gepackt und hielt die unerbittlich fest. „Was machen wir mit ihnen?“

„Ich schätze mal wir müssen mit den Beiden zum Direktor.“ Gerne tat er das nicht, aber für ihre Schlägerei gab es zu viele Zeugen. Nicht nur Schüler, während der Prügelei waren auch genug Trainer gekommen, zu viele um es noch zu vertuschen.

„Na dann mal auf zum Direktor.“ Er musterte die beiden Streithähne. „Benehmt ihr euch, oder soll ich euch in dieser Position durch das Schulgebäude schleifen?“

Schweigend machte sich Leroy mit einem Ruck los und richtete seine Kleidung. Ein deutliches Zeichen, für welche Möglichkeit er sich entschieden hatte.

Ricky nickte nur knapp und Ryan lies ihn langsam los, seine Hand verhaarte noch einige Sekunden in der Luft um im Notfall sofort wieder zupacken zu können, dann lies er sie sinken.

„Also ihr kennt den Weg.“ Ryan machte eine auffordernde Bewegung mit dem Kopf.

Daniel folgte den dreien durch die Gänge. In dieser Angelegenheit hatte er nur eine Vermittlerrolle, Leroy und Ricky waren die Hauptpersonen. Nur war er sicher, dass sie diesmal nicht so einfach davonkommen würden. Jedes Jahr das Gleiche, das konnte nicht einmal Mr. Fenders ungestraft durchgehen lassen. Noch dazu, wo Ricky sowieso schon mehr Verwarnungen hatte, als jeder andere Schüler.

An der Tür des Direktorats blieben die Drei stehen und sahen ihn auffordernd an. Daniel seufzte. Das war ja wieder einmal klar, sie brockten sich die Probleme ein und dann schickten sie in vor, um die Wogen zu glätten. Aber das war er ja schon gewöhnt, seine Geschwister machten ja nichts anderes. Kopfschüttelnd trat er vor und klopfte an die Tür.

Von drinnen war eine gedämpfte Stimme zu hören, das was sie sagte war nicht genau verständlich, doch Daniel fasste es als eine Aufforderung auf.

Mit einer Selbstsicherheit, die er eigentlich gar nicht verspürte, öffnete er die Tür und trat ein. Während er zu der Sekretärin ging die hinter ihrem Schreibtisch saß, beobachtete er aus den Augenwinkeln, dass Ryan, Leroy und Ricky auf die an der Wand aufgereihten Sessel setzte.

Kurz gab er der Sekretärin einen Überblick über die Lage und den Grund warum er mit dem Schulleiter sprechen musste.

Sie nickte nur knapp und deutete ihm zu warten, bevor sie die Sprechanlage betätigte, um sie anzukündigen. Gleich darauf kam eine Antwort. Lächelnd wand sie sich Daniel zu. „Sie können reingehen.“

Daniel nickte nur zustimmend und sah Ryan an. „Du kannst ruhig zu deinem Unterricht gehen. Ich glaube nicht, dass sie jetzt noch Ärger machen werden.“

Ryan winkte nur grinsend ab. „Ich werde hier auf dich warten, als seelische Unterstützung. Außerdem wer weiß was die Zwei mit dir anstellen, wenn ich euch alleine lasse.“

„Idiot.“ Daniel lächelte leicht und folgte den anderen Beiden, in das Zimmer des Direktors. Gewissenhaft schloss er die Tür hinter sich und setzte sich auf den letzten leeren Stuhl, direkt zwischen den Beiden. Wahrscheinlich, war das so das Beste.

„Okay, wie ich höre ist es wieder dasselbe wie jedes Jahr. Also werden die Konsequenzen auch dieselben sein.“ Mr. Fenders lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Muss das sein?“ Ricky sah ihn gelassen an. „Mein Vater wird bestimmt nicht erfreut sein, dass sie ihn mit unnötigen Details, seinen Sohn betreffend langweilen.“

„Trotzdem werde ich eure Eltern informieren. Ihr lasst mir keine andere Wahl.“

„Dann aber bitte meine Mutter, die könnte noch eine Reaktion zeigen.“ Ricky seufzte theatralisch.

„Wen ich erreiche. Habt ihr etwas zu eurer Verteidigung zu sagen?“ Keiner erwiderte etwas, weshalb er sich Daniel zuwand. „Nun, was haben sie zu ihrer Verteidigung zu sagen?“

Daniel schloss kurz die Augen. Was hatte er nur verbrochen, um so etwas ertragen zu müssen? „Es war nicht vorauszusehen und soweit ich die Beiden einschätzen kann, hätte es auch niemand verhindern können. Dank unserer Sicherheitsgruppe, schätze ich, konnte das Ärgste verhindert werden.“ Ryans Methoden um für Ruhe zu sorgen, verschwieg er lieber.

„Nun gut. Da weder Mr. Kalres, noch Mr. Shanes Reue zeigen, bleibt mir nichts anderes übrig, als sie zu bestrafen. Da es aber eine Angelegenheit unter Schülern war, sollte die Strafe auch von Schülern bestimmt werden. Aus diesem Grund, lege ich die Sache in ihre Hände Mr. Caleres.“

„Entschuldigen sie Mr. Fenders, aber das fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich.“ Empört sah er den Schulleiter an. Das war ja wohl die Höhe, nur weil er die Eltern der Zwei nicht verärgern wollte, sollte nun er sich eine Strafe ausdenken?

Der Ältere lächelte nachsichtig. „Oh doch Mr. Caleres, sehen sie es einfach als Test für die Zukunft an. Wie ich hörte, wollen sie einmal die Firma ihres Vaters übernehmen?“

Daniel nickte stumm. Was sollte das jetzt, wie passten seine Berufspläne in dieses Gespräch?“

„Ja und auch da müssen sie hart durchgreifen, ohne Rücksicht auf Andere zu nehmen. Niemand wird sie fragen, was in ihre Zuständigkeit fällt, wenn es darum geht Erfolge zu erzielen. Sie sind dann der Chef, der Leiter und müssen dafür sorgen, dass alle einwandfrei arbeiten. Wenn das nicht der Fall ist, müssen sie eben dafür sorgen, dass es so ist. Diese Schule ist nichts anderes, als eine große Firma und sie als Schulsprecher sind der Firmenchef.“

„Nun gut. Aber geben sie mir ihre Zustimmung, dass meine Entscheidung akzeptiert wird, egal wie sie ausfällt?“ Das war ausgesprochen wichtig. Warum sollte er sich sonst die Mühe machen? Ihm schwebte da sogar schon etwas vor.

Mr. Fenders nickte zustimmend. „Natürlich.“

„Nun gut, dann bestimme ich, dass beide Mannschaften für vier Wochen suspendiert werden. Ihre Mitglieder müssen für diese Zeitspanne andere Sportkurse aufsuchen. Des weiteren sind beide Mannschaften die nächsten drei Monate, für sämtliche Wettbewerbe gesperrt.“

„Wie gesagt, ich werde es zur Kenntnis nehmen und es auch den anderen Lehrern mitteilen. Das wars, sie können gehen.“

So entlassen, verlies er rasch das Zimmer, er schätzte, dass er nun Ryans Schutz gut gebrauchen konnte. „Gehen wir.“ Er trat neben ihn und verlies rasch das Direktorrat. Bloß weg von den Beiden.

„Daniel, dass wirst du mir büssen!“ Leroys Stimme war wutentbrannt.

Daniel bedeutete Ryan nicht darauf einzugehen. Sollte Leroy ruhig noch einige Zeit toben. Wenn er ruhiger war, konnte man wahrscheinlich besser mit ihm reden.

So lies er ihn und Ricky stehen. Immerhin hatte er noch eine Mannschaft, mit der er trainieren musste.

Kapitel 24

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 25

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 25/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Nervenzusammenbruch
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Wütend schlug Leroy die Wohnungstür ins Schloss. Das war frustrierend. Seine Faust donnerte gegen die Wand. Wie hatte das passieren können?

Kraftlos sank er gegen die Wand. Er hatte die Beherrschung verloren und alle hatten es mitbekommen. Die meisten hielten es wahrscheinlich für die übliche Schlägerei, so wie sie jedes Mal einmal im Winter passierte, aus den verschiedensten Gründen, doch Ricky und die, die nahe genug gestanden hatten, kannten den wahren Grund. Ricky sah ihn nicht mehr als potentielle Bedrohung an, dass hieß das er in der Hierarchie schon gesunken war. Wenn auch nur für Ricky. Mit der Schlägerei hatte er sich zwar einen Teil seines Stolzes bewahrt und etwas Zeit erkämpft, doch das war nur vorübergehend. Irgendwann würde Keijis Tat die Runde machen, dafür würden die Mitglieder des Schülerrats schon sorgen. Schließlich war das eine Neuigkeit, die viel wert war.

Erschrocken schnappte er nach Luft, als ihm etwas wichtiges einfiel. Marcus, der Verwalter des Schülerrates, war ein guter Freund, des Herausgebers der Schülerzeitung. Es ging gar nicht anders, spätestens in zwei Wochen, wusste es die ganze Schule.

Müde schloss er die Augen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wie hatte es nur soweit kommen können? Daran war nur Keiji Schuld. Doch auch er selbst trug auch einen Teil an der Schuld, immerhin hätte er ihn nicht provozieren müssen. Gott, das kam ja immer besser, jetzt gab er schon zu im Unrecht gewesen zu sein.

Gequält stöhnend, öffnete Leroy die Augen wieder. Es war zum verzweifeln. Wenn diese Geschichte sich herumsprach, war er erledigt. Zwar schützte ihn noch immer der Ruf seiner Familie und ihre Macht und Einfluss, doch er würde sich viel öfter behaupten müssen als jetzt. Erstens das und zweitens würde die Angst vor ihm, auf eine Minimum schrumpfen.

Normale Menschen würden weglaufen, wenn sie merkten, dass sie die Schlacht verloren. Doch er war ein Kalres, da lief man nicht davon. Ihr Stolz verhinderte das, entweder sie taten etwas dagegen, oder sie blieben bis zum Ende und nahmen das Unveränderbare hin. Wenn er untergehen würde, dann war es eben so, er würde nicht weglaufen. Mal davon abgesehen, dass er sein Gesicht verlieren würde, wenn er jetzt weglief, denn das würde nach Flucht aussehen.

Zum ersten Mal, seit er hier war, ja, zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er so etwas wie Heimweh. Er sehnte sich nach der Sicherheit und der Geborgenheit, die er innerhalb seiner Familie bekam. Warum war Noren, sein Adoptivbruder nicht hier? Wenn er ebenfalls hier zur Schule gehen würde, dann wäre das nicht passiert. Dann wäre vieles nicht passiert. Er müsste sich nicht mit anderen Schülern abgeben, seine ständig wechselnden Zimmerkameraden hätte er sich erspart und dieses Desaster heute wäre nie passiert. Da würde er sich noch etwas von seinem Vater anhören dürfen. Wahrscheinlich würde in den nächsten Minuten das Handy läuten, je nachdem wie schnell der Alte seine Eltern informierte.

Es lief zur Zeit nichts, so wie er es wollte. Er hatte Angst. Angst seine Macht zu verlieren, Angst seine Familie zu enttäuschen und am meisten fürchtete er sich davor sein Gesicht zu verlieren. Wenn er nicht so stolz wäre, wie er war, dann würde er jetzt bestimmt schon heulen. Stattdessen, bahnten sich nur einzelne Tränen den Weg über seine Wangen. Mit einer wütenden Bewegung, wischte er sie weg. Das war ja erbärmlich, er war ein neunzehnjähriger Junge, die weinten nicht mehr. Weinen war ein Zeichen von Schwäche. Doch es lies sich nicht verhindern.

Ein Laut neben ihm, lies ihn erschrocken auffahren. Er hatte ganz vergessen, dass er noch immer im Vorzimmer stand. Geschockt sah er in die schwarzen Augen des Neuankömmlings. War er wirklich solange in Gedanken versunken gewesen, das der Sportunterricht schon vorbei war? Das konnte doch nicht wahr sein, ausgerechnet Keiji musste ihn so sehen. Das war das Ende. Tiefer konnte man nicht sinken.

Rasch wand er sich von dem Halbjapaner ab und hastete in sein Zimmer zurück. Zumindest hatte er das vor. Auf halben Weg, wurde er von zwei starken Armen umarmt und an eine Brust gedrückt.

Leroy war im ersten Moment wie erstarrt. Unbewusst wartete er auf eine weitere Reaktion des Anderen, doch es kam nichts. Keiji hielt ihn einfach nur fest und gab ihm so den Halt, den er brauchte. Als Leroy das bewusst wurde, wand er sich um und lies seinen Tränen freien Lauf. Dann war er eben schwach, sollten Andere doch von ihm denken was sie wollten. Im Moment ersetzte diese Umarmung für ihn seine Familie, er benötigte sie so sehr, dass es ihm egal war wem diese Arme gehörten, solange sie ihn nur hielten.
 

Stumm sah Keiji auf den Jungen in seinen Armen. Eigentlich hatte er mit ihm über seinen Ausrutscher vor den Umkleidekabinen reden wollen. Innerlich hatte er sich sogar schon wieder auf einen Streit eingestellt. Auf das was ihn in ihrem Vorraum erwartet hatte, war er allerdings nicht gefasst gewesen. Nichts hätte ihn darauf vorbereiten können. Für einen Moment hatte er sogar geglaubt, sich in der Tür geirrt zu haben, doch das war nicht der Fall.

Auch wenn sich dieser Junge in seinen Armen nicht gerade wie Leroy benahm, war er es eindeutig. Am liebsten würde er ihn fragen, was passiert war, einfach um ihm helfen zu können. Doch Worte waren hier fehl am Platz. Seine Umarmung schien ihm mehr zu helfen, als jedes tröstende Wort. Es war eher ein Reflex, als eine wohl überlegte Aktion gewesen. Leroy hatte so traurig, ja beinnahe Mitleid erregend ausgesehen, dass er gar nicht anders handeln konnte. Dabei hatte er keine Ahnung gehabt, ob es funktionieren würde, ansonsten tröstete er so nur seine Halbgeschwister.

Mit hundertprozentiger Sicherheit, würde Leroy nie wieder ein Wort über diese Situation verlieren und er auch nicht. Das war ein Moment der Schwäche, wie er jedem passieren konnte, so etwas machte man nicht publik. Leroy müsste ihn schon sehr reizen, damit er so wütend wurde um das auszuplaudern, etwas das der Schwarzhaarige sicher vermeiden würde.

Sanft strich er ihm übers Haar, etwas, das auch bei seinen kleinen Geschwistern immer half um sie zu beruhigen. Zu gern wüsste er, was den Halbamerikaner so aus der Fassung gebracht hatte. Doch das würde er ihm bestimmt nicht sagen, dafür kannte ihn Keiji schon gut genug.

Plötzlich zerriss eine, ihm unbekannte, Melodie die Stille. Suchend sah er sich nach dem Auslöser für diese Störung um.

Auch Leroy sah sich einen Moment irritiert um, bevor er bemerkte in welcher Lage er sich befand. In seine quecksilberfarbenen Augen trat ein erschrockener Ausdruck und er löste sich hastig aus Keijis Umarmung. Mit einer raschen Bewegung wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ent… entschuldige.“

Verlegen trat er einige Schritte zurück und holte sein Handy aus der Hosentasche, die Ursache für die Musik. Rasch hob er ab. „Dad, ich ruf dich später an.“ Damit legte er auch schon wieder auf und steckte es ein. „Das eben war ein Ausrutscher, das ist dir doch klar, oder?“

Keiji nickte nur zustimmend. Er merkte deutlich, wie Leroy um Fassung rang, der Tonfall seiner Stimme zeigte es nur zu deutlich. „Natürlich. Ich werde auch kein Wort darüber verlieren.“

Das schien den Älteren zu überraschen. „Warum nicht? Damit hättest du die Gelegenheit, mich bloßzustellen.“ Seine Stimme klang erschöpft.

„Warum sollte ich? Einmal davon abgesehen, dass es mir niemand glauben würde, ich finde keinen Gefallen daran, Andere zu demütigen.“ So etwas war unter seiner Würde und er verachtete Menschen, die so etwas aus purer Boshaftigkeit machten. Eine Eigenschaft, die ihn auch bei Leroy störte, doch vielleicht machte er das nur, um Andere von sich fernzuhalten. Vielleicht wollte er, dass ihn jeder für einen Mistkerl hielt, um keinem nahezu kommen?

„So wie ich?“ Müde schüttelte Leroy den Kopf. „Nein, ich weiß es ja selbst. Ich bin ein egoistischer, arroganter Mistkerl. Das ist mir schon bewusst.“

Verwundert betrachtete Keiji seinen Zimmerkameraden. Selbsterkenntnis, bei Leroy? Er hatte sich wohl wirklich im Zimmer geirrt, oder jemand hatte Leroys Charakter umgepolt. So etwas passte nicht zu dem Leroy, den er kannte. Aber vielleicht kam er der Lösung näher wenn er ein anderes heikles Thema ansprach. „Was ist heute vor dem Sportunterricht zwischen dir und Ricky vorgefallen?“

Leroy musterte ihn einen Moment misstrauisch, bevor er gleichgültig die Schultern zuckte. „Warum nicht? Irgendwann wirst du es sowieso erfahren.“ Damit wand er sich um und ging in die Küche.

Unschlüssig, was er davon halten sollte, folgte Keiji dem Anderen einfach. In der Küche setzte er sich auf einen Stuhl und wartete geduldig darauf, dass der Schwarzhaarige wieder zu sprechen begann. Anscheinend ging es nicht um so ein banales Problem wie die letzten Jahre.

Eine Tasse mit Wasser in die Mikrowelle stellend, drehte Leroy sich zu ihm um. Seufzend lehnte er sich an das Küchenregal. „Wir hatten wieder eine Meinungsverschiedenheit, doch das war es nicht, weswegen wir uns geprügelt haben.“ Er schloss kurz die Augen. „Ricky sieht mich nicht mehr als Bedrohung an. Laut ihm, bin ich kein Gegner mehr für ihn.“

Keiji nickte verstehend, aber auch nur weil er zu überrascht war, um etwas anderes zu machen. Es war klar, dass so etwas früher oder später passieren musste, dafür war die Feindschaft zwischen den Beiden viel zu groß. Das Piepsen der Mikrowelle riss ihn aus seinen Gedanken.

Leroy nahm seine Tasse heraus und hängte einen Teebeutel in das heiße Wasser. „Tja, nun weißt du den Grund, nur ob er dir etwas bringt bezweifle ich. Wenn du mich nun entschuldigst, mein Vater wartet auf meinen Rückruf und ich lasse ihn ungern warten.“ Mit diesen Worten lies er Keiji allein und ging in sein Zimmer.

Keiji sah ihm nur nachdenklich nach. Das würde noch Probleme nach sich ziehen, dass sah er schon. Er hoffte nur, dass sein Zimmerkollege da heil herauskommen würde. Schließlich fing er gerade an, ihn ein wenig zu verstehen.

Kapitel 26

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 26/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Schicksalhaftes Zusammentreffen?
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Daniel, Mensch, warte doch!“ Um Luft ringend blieb David neben seinem Bruder stehen. „Hast du mich denn nicht gehört?“

„Doch schon bei deinem ersten Schrei. Du hast ein Organ, das es normalen Leuten unmöglich macht dich zu überhören.“

„Und warum hast du dann nicht reagiert?“ Langsam seine Atmung wieder kontrollierend, richtete sich David wieder auf.

„Weil ich, kleiner Bruder, kein normaler Mensch bin, das ist doch wohl klar.“ Daniel lächelte ihn frech an.

Der Jüngere stöhnte und verdrehte die Augen. „Ach ja, wie konnte ich das nur vergessen.“

„Also, weswegen rennst du mir durchs halbe Schulgebäude nach?“

„Weil du nicht stehen geblieben bist.“ David grinste unverschämt. Nun da er wieder normal atmen konnte, war er wieder ganz der Alte. Unversehens wurde er allerdings wieder ernst. „Sag mal, du bist doch in letzter Zeit ziemlich gestresst, was hältst du davon, wenn du Randy etwas mehr einspannst? Seit er ein paar seiner Prüfungen verhaut hat, ist er so niedergeschlagen.“

Daniel hob verwundert eine Augenbraue. „Was erwartest du denn? Diese Prüfungen sind extrem wichtig für seine Zukunft. Irgendwie kann ich verstehen das er nicht freudig herumhüpft.“

„Mann, so mein ich das auch nicht.“ David rümpfte beleidigt die Nase. Er wäre ja selbst ebenso deprimiert wie Randy. Doch die Prüfungen waren schon seit fast zwei Wochen vorüber und er nahm es sich noch immer so zu Herzen. Dabei war die ganze Schule schon in Weihnachtsstimmung, was nicht zuletzt daran lag, dass der Unterricht größtenteils ausfiel um die Dekorationen herzurichten. Die einzelnen Kurse probten ihre Vorführungen oder Präsentationen und die, die übrig blieben richteten alles her. Allerdings halfen dabei fast alle begeistert mit. Es machte einfach Spaß etwas zusammen zu erschaffen. „Er braucht einfach etwas, das ihn ablenkt und auf andere Gedanken bringt.“

Daniel seufzte und studierte etwas in seinen Unterlagen. „Gut, ich werde sehen, was sich machen lässt. Aber…“ Er hob mahnend den Zeigefinger als er das erfreute Gesicht seines Halbbruders sah. „… erwarte nicht zuviel von mir. Schließlich kann ich ihn zu nichts zwingen.“

David winkte beilläufig ab. „Tu einfach etwas hilflos, dann wird Randy dir schon helfen. Immerhin kann er niemanden seine Hilfe abschlagen. Danke Brüderchen.“ Erleichtert wand sich David von seinem Bruder ab. „Du machst das schon. Ich muss zu meiner Probe.“ Lächelnd winkte er seinem Bruder noch einmal und tauchte in der Menge der Schülern unter.
 

Sean wischte sich den Schweiß von der Stirn. Obwohl es draußen schon kalt war, herrschte hier im Unterrichtsraum der Tanz und Musicalgruppe eine ganz schöne Hitze. Wahrscheinlich lag das an den vielen Leuten, die hier waren. Dieser Saal hatte zwar enorme Ausmaße, doch es waren einfach zu viele Leute hier, um die Kulissen und Requisiten anzufertigen.

„Wow, das sieht ja richtig professionell aus.“

Sean drehte sich grinsend, zu der ihm schon bekannten Stimme, um. „Das Kompliment kann ich nur zurückgeben Ricky.“ Kurz musterte er den Amerikaner.

Dieser sah wirklich aus wie einer dieser Bauarbeiter, die man aus Filmen kannte. Er trug die obligatorischen Jeans, die natürlich nicht fehlen durften und ein ärmelloses, grünes Shirt. Seine Haare verdeckte ein Tuch, dessen Enden er am Hinterkopf zusammengebunden hatte. „Wie kommt es, das du hier mitarbeitest? Müsstest du nicht bei den Technikern sein?“

Sean zuckte ratlos die Schultern. „Eigentlich schon. Ich hab echt keine Ahnung wie ich hierher komme. Im einen Moment rede ich noch mit Lance über die Vorbereitungen und im nächsten, finde ich mich vor einem Stapel Holz wieder, mit einem Werkzeuggürtel um die Hüfte.“

„Ah.“ Ricky nickte und grinste wissend. „Lance hat dich eingefangen. Ja, das kann er gut. Du solltest ihm nie deine Hilfe anbieten, sonst wirst du ihn nie wieder los. Was glaubst du, warum ich hier bin?“

Sean würde da sofort ein Grund einfallen, schließlich lebte er schon einige Zeit bei ihnen. Und selbst wenn sie es verbergen würden, hätte er längst herausgefunden, was sie verband. Doch das würde er nicht ausplaudern, das verstand sich von selbst. „Tja, die Warnung kommt leider etwas zu spät. Das hättest du mir vor ein paar Tagen sagen sollen.“ Sich genüsslich streckend stand der Brasilianer auf. „Was ist deine Aufgabe?“

„Och ich bin der Mann fürs grobe. Holz schleppen, Nägel einschlagen und so. Du?“

„Ebenso. Ich frag mich nur, warum wir das alles selber machen müssen, wenn es Leute gibt, die das gegen Bezahlung machen.“

„Frag Keiji, allerdings wird er dir nur eine unbefriedigende Antwort geben.“

„Was verstehst du unter unbefriedigend? Das es den Zusammenhalt stärkt, oder das unser Budget nicht für so etwas, wie unnötige Dekoration reicht?“ Unbemerkt war Keiji hinter Ricky getreten und musterte ihn nun herausfordernd, mit vor der Brust verschränkten Armen.

Ricky wand sich um und erwiderte den Blick ebenso herausfordernd. „Beides. Egal für was, das Budget reicht nie, ich frage mich, was du mit dem Geld machst, das es sich so verflüchtigt.“

„Tja, wenn man etwas haben will, wie zum Beispiel einen gepflegten Sportplatz, dann braucht man dafür Geld. Aber wenn du es willst, dann können wir den Footballplatz ja verwildern lassen und kaufen stattdessen Requisiten und Kulissen. Wäre dir das Recht?“

„Natürlich nicht.“ Ricky sah den Blondhaarigen missmutig an.

„Dann lass solche Aussagen.“ Lächelnd wand er sich zu Sean. „Und wie gefällt dir unsere Unterrichts freie Zeit? Ich gebe zu, das Freizeitangebot muss noch etwas aufgebessert werden, aber wir arbeiten daran.“

Sean grinste breit bei Keijis Aussage. „Na ja, es geht. Wenn man bedenkt, das ich eigentlich woanders sein sollte, ist es ziemlich gut.“ Das war sogar die Wahrheit. Er scheute schwere, körperliche Arbeit nicht, so wie die meisten Jungs hier, die nur stöhnenden und murrend ihren Aufgaben nachgingen. Es machte ihm richtig Spaß, etwas mit seinen eigenen Händen zu schaffen, so konnte er danach wenigstens stolz darauf sein.

„Freut mich, wenn es dir wenigstens Spaß macht. Manche Leute wissen unsere Mühen einfach nicht zu schätzen.“ Keiji warf einen bedeutungsvollen Seitenblick zu Ricky.

Dieser machte nur eine wegwerfende Handbewegung. „Ja, ja. Ich bin mal wieder der Böse ist schon klar.“ Ein hinterhältiges Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Ach Keiji, wenn wir schon dabei sind, was ist denn dein Beitrag zum Schulfest?“

Keiji erwiderte sein Lächeln unschuldig. „Ich, mein lieber Ricky, sorge dafür, dass solche wie du keine Probleme machen, so das alles zum Schulfest fertig ist. Außerdem muss ich für deine Karatevorführung proben ebenso wie Klavierstück für das Musical, dass Lance sich unbedingt einbilden musste. Du siehst ich habe keine Zeit mehr für andere Sachen.“

Sean wand sich von den Beiden ab. Das konnte Stunden so weitergehen, diese Streitereien passierten öfter. Es waren zwar nicht immer die gleichen Protagonisten, aber der gleiche Ablauf. Irgendwie schien das hier so eine Art Sport zu sein, um zu sehen, wie geübt man mit Worten war. So etwas schien in jedem Internat beliebt zu sein, so war es auch in denen, die er vorher besucht hatte. Nur fand das dort stets zwischen Feinden statt, um den Anderen fertig zu machen, hier passierte es meistens unter Freunden und niemand wollte den Anderen ernsthaft verletzen oder beleidigen.

Hier war vieles anderes als auf den Schulen wo er vorher war. Sicher, es gab die ganzen Rivalitäten, wie es bei so vielen Angehörigen der Oberschicht nicht zu vermeiden war, doch alles lief ruhiger ab. Niemand giftete sich öffentlich und die ganze Zeit lang an. Nein, es gab hier nur manchmal Ausbrüche und dann war alles wieder ruhig. Ricky zum Beispiel hatte sich vor einigen Wochen mit Leroy und dem Basketballteam geprügelt, doch seitdem war es still und keiner provozierte den Anderen in irgendeiner Art. Klar, sie ignorierten sich, doch das war soweit er es einschätzen konnte, vorher nicht anders gewesen.

Die Lehrer waren keine Sadisten, die Regeln nicht allzu streng und die Schüler wurden größtenteils von Schülern verwaltet. Eigentlich wurde hier alles getan, um ihre Selbstständigkeit zu fördern, etwas das er gut fand. Auf den ganzen anderen Schulen, die er schon kennen gelernt hatte, wurde den reichen Sprösslingen alles nachgetragen und erledigt, kein Wunder, dass diese dann keine Ahnung vom Leben hatten.

Seufzend schob Sean diese Gedanken beiseite und betrachtete die Bretter, die vor ihm lagen und demnächst die Vorderfront eines Hauses darstellen sollten. „Sag mal Ricky, hast du ein Maßband?“

Der Amerikaner sah zu ihm, schüttelte aber gleich den Kopf. „Nein, leider nicht. Ist keines bei deiner Ausrüstung dabei?“

Nachdenklich schüttelte der Brasilianer den Kopf. „Leider nein.“ Suchend sah er sich im Raum um und wurde sogar fündig. „Bin gleich wieder da.“ Damit lies er Keiji und Ricky einfach stehen und ging zu dem Jungen, der das gewünschte Werkzeug in der Hand hatte. Hinter ihm blieb er stehen und tippte ihm kurz auf die Schulter. „Entschuldigung, Randy nicht? Ich wollte dich fragen, ob du mir dein Maßband leihen könntest? Du kriegst es auch gleich zurück.“

Randy schien bei seinen Worten zu erstarren, bevor er sich langsam zu ihm umdrehte. Als sich ihre Blicke trafen, sog Randy erschrocken die Luft ein. Hastig drückte er ihm das Maßband in die Hand, vermied aber jeglichen Körperkontakt. „Ich … ich brauch es nicht mehr.“

Rasch wand er sich um und stürmte aus dem Raum.

Sean sah ihm nur verwundert nach. Was war denn das jetzt gewesen? Gut, der Kleine war ihm schon bei ihrem ersten Treffen etwas komisch vorgekommen, schließlich war er da in Ohnmacht gefallen, doch das war jetzt mehr als nur seltsam gewesen.

Nachdenklich ging er zu seiner Arbeit zurück. Er hatte doch nichts getan, damit Randy Angst vor ihm hatte, bis jetzt hatte er ja nicht einmal einen ganzen Satz mit ihm gewechselt. Doch dieser schien eindeutig Angst vor ihm zu haben.

„Scheint als hättest du eines gefunden.“

Sean sah auf und warf Ricky einen fragenden Blick zu.

Dieser deutete auf das Maßband. „Na das.“

„Ja.“ Er warf noch einen Blick in die Richtung, in der Randy verschwunden war. Vielleicht sollte er diesem Vorfall nicht zuviel Bedeutung zumessen, doch es interessierte ihn schon warum der Andere so heftig reagiert hatte. Wahrscheinlich würde ihn das jetzt wieder tagelang beschäftigen, so gut kannte er sich schon. Außerdem wollte er selbst auch wissen, was den Grünäugigen so an ihm störte. Vielleicht ergab sich ja in den nächsten Tagen eine Möglichkeit mit ihm zu sprechen, ohne das dieser ihm gleich davonlief. „Ricky, ich bräuchte noch einen Balken, könntest du mir einen besorgen?“

„Klar doch. Bin gleich wieder da.“

Sean nickte und begann damit die Holzteile abzumessen, damit sie eine passable Kulisse abgaben.

Kapitel 27

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 27/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Entscheidungen und Überraschungen
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Das konnte doch nicht sein. So etwas war vollkommen unmöglich.

Mit beinnahe entsetzten Gesichtsausdruck lief Randy durch die Gänge, in die Richtung seiner Wohnung. Träume hatten nichts mit der Realität zu schaffen.

Keuchend kam er vor seiner Wohnungstür an und schloss rasch auf. Hastig betrat er die Wohnung und schob die Tür wieder hinter sich zu. Sich nur langsam beruhigend, lehnte er sich dagegen. Es war unmöglich und trotzdem war es passiert. Er hatte die Augen aus seinem Traum gesehen. Eigentlich unmöglich und doch, auch die Stimme war die gleiche gewesen. Ein Irrtum war ausgeschlossen, schließlich hörte er sie beinnahe jede Nacht. In den Nächten, in denen er sie nicht hörte, sah er diese Augen. Das war keine Verarbeitung von Erlebnissen des Tages mehr, schließlich sah er ihn nur jede Woche ein bis zweimal und dann redeten sie nicht miteinander. Es sollte ja vorkommen, dass man von Personen träumte, die man unter Tags traf. Leider war das hier nicht der Fall, da diese Träume schon angefangen hatten, bevor er ihn überhaupt getroffen hatte. Vielleicht waren es ja prophetische Träume, doch das wollte Randy nicht einmal in Betracht ziehen. Denn was in seinen Träumen passierte, durfte nie Wirklichkeit werden.

Randy stöhnte gequält, als er daran dachte, was in letzter Zeit in seinen Träumen passierte. Immer öfter musste er Nachts duschen gehen und seinen Zimmerkammeraden würde bald auffallen, das er seine Unterwäsche öfters wusch als gewöhnlich. So gesehen, lief es nicht sehr gut für ihn. Das alles hatte mit seinem Einzug ins Internat angefangen. Vielleicht war das ein traumatisches Erlebnis für ihn gewesen, ohne das er es gemerkt hatte und dadurch kamen nun diese Träume. Theoretisch müssten sie dann eigentlich aufhören, wenn er das Internat verlies. Doch das war für ihn keine Überlegung wert. Er wollte hierher, na ja, nicht von Anfang an, aber sobald er gehört hatte, das hier auf seinen persönlichen Berufswunsch Rücksicht genommen wurde. Das alles würde er nicht wegen ein paar unbedeutender Alpträume aufgeben.

Er schüttelte verzweifelt den Kopf. Wem wollte er hier etwas vormachen? Das waren schon lange keine unbedeutenden Alpträume mehr. Irgendetwas passierte hier und er wollte endlich wissen was. Schön langsam fing er an, die ganzen Märchen seiner Mutter über Hexen und Seherinnen zu glauben. Laut ihr waren viele ihrer Vorfahren magisch begabt gewesen. Aber so etwas wie Magie gab es nicht. Nicht in dieser Welt, die von der Technik und Wissenschaft beherrscht wurde. Verflucht, sie lebten doch nicht mehr im sechzehnten Jahrhundert, wo man an Hexerei und Vorhersehungen glaubte. Dieses Zeitalter waren schon lange vorbei, er musste es jetzt nicht unbedingt aufleben lassen. Doch was blieb ihm eigentlich noch übrig, um diesen Träumen zu entgehen? Die moderne Medizin machte alles nur noch schlimmer, die psychische Betreuung brachte auch keine Besserung, das Einzige was half, war wenn er in Ohnmacht fiel, eine Lösung, die er nicht unbedingt in Betracht zog.

Das Geräusch eines Schlüssels, der ins Schloss gesteckt wurde, lies ihn auffahren. Hastig ging er einige Schritte in den Vorraum hinein, um den Eingang nicht zu blockieren. Gerade rechtzeitig, da sich die Tür gerade öffnete und Daniel eintrat.

Überrascht sah er den Jüngeren an. „Randy? Was machst du denn hier? Solltest du nicht in der Theatergruppe helfen?“

„Ich hab mich nicht gut gefühlt und wollte etwas ausruhen.“ Verlegen sah Randy zu Boden. Es behagte ihm nicht, seinen Freund anzulügen, schließlich war dieser nur besorgt um ihn. Überrascht sah er auf, als er Daniels Hand an seiner Stirn fühlte.

„Also Fieber hast du einmal nicht. Allerdings solltest du dich wirklich hinlegen, da du ziemlich blass bist.“

Randy lächelte schwach. „Bin ich das nicht immer?“

„Mehr als sonst, also leg dich hin. Schlafen kannst du doch wieder ungestört, oder?“ Daniels Stimme lies keinen Widerspruch zu.

„Ja, kann ich.“ Randy wand sich rasch um und verschwand in seinem Zimmer. Schön langsam bekam er Übung darin, seine Freunde anzulügen. Natürlich konnte er nicht ungestört schlafen, das hatte sich in den letzten Wochen nicht geändert. Doch um seinen Zimmerkameraden keine Probleme zu bereiten, log er ihnen vor, das sich alles gelegt hätte. Warum sollten sie sich Sorgen um ihn machen, wenn sie ihm sowieso nicht helfen konnten. Es war unnötig Daniel und David mit seinen Problemen zu belasten, die Vorbereitungen für die Feier brauchten sowieso ihre ganze Energie.

Randy warf einen kurzen Blick zu seinem Bett, schob aber jeden Gedanken, an eine Benützung sofort zur Seite. Es war nicht ratsam jetzt zu schlafen, die Nacht kam schon noch früh genug. Außerdem hatte ihn dieses Treffen so aufgewühlt, das er bestimmt sofort träumen würde.

Entschlossen trat er zum Fester und riss es auf. Eiskalter Wind blies in das Zimmer und lies Randy augenblicklich frösteln. Das war gut so. Auf diese Weise bestand keine Sorge, das er einschlafen würde, schließlich kurbelte frische Luft ja den Kreislauf an.

Nachdenklich betrachtete er die kahle Landschaft. Die Sportplätze lagen unberührt da, die Bäume hatten ihre ganzen Blätter verloren und alles wirkte irgendwie unwirtlich. Nicht mehr lange und der erste Schnee würde fallen, etwas auf das sich Randy schon freute. Doch egal, womit er sich auch abzulenken versuchte, ständig drängte sich dieser Sean in seine Gedanken. Das alles nur, weil er so blaue Augen und eine einprägende Stimme hatte. Am Besten war, wenn er sich für den Rest des Jahres von ihm fernhalten würde. Wenigstens solange sie keinen Unterricht hatten, da würde es ihm bestimmt leicht fallen.

Dieser Entschluss beruhigte ihn wieder ein wenig. Damit tat er keinem weh und ihm war auch geholfen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen schloss Randy das Fenster wieder und machte sich auf die Suche nach Daniel. Vielleicht hatte er ja etwas, wobei er ihm helfen konnte.
 

Stöhnend hielt sich Leroy den schmerzenden Kopf. Dieses Kopfweh brachte ihn noch um. Das ihr Vortragender, seinen Stoff weiter so stoisch vortrug, half ihm dabei auch nicht gerade. Die letzte Politikvorlesung für dieses Jahr und er hatte diese verdammten Kopfschmerzen. Die Stimme des Vortragenden, drang nur mehr als unverständliches Gemurmel an sein Ohr, mehr störend als informativ. Das hielt er nicht mehr aus.

Genervt stand Leroy auf, packte seine Sachen und verlies den Saal.

Weder der Vortragende, noch einer der anderen Schüler schienen davon Notiz zu nehmen, noch versuchte einer ihn aufzuhalten. Was auch deutlich gesünder für sie war. Er hatte schlechte Laune und Schmerzen, keine sehr gute Kombination bei ihm.

Die Geräusche, die am Gang herrschten, waren allerdings auch nicht viel besser, als die Stimme des Vortragenden. Die verschiedenen Laute der ganzen Werkzeuge und Stimmen der arbeitenden Schüler, halfen seiner Genesung in keinster Weise. Was er brauchte war Ruhe und etwas gegen seine Kopfschmerzen.

Beinnahe schon gewaltsam bahnte, er sich einen Weg durch die Schüler, in Richtung des Internats, wo sich mit Sicherheit nicht so viele Leute aufhalten würden. Es waren doch alle mit den Vorbereitungen für dieses Fest beschäftigt. Er selbst musste nur einen Entwurf für die Architekturausstellung und einen für die Modenschau anfertigen. Das hieß wieder endlose Nächte an der Nähmaschine. Diese Vorstellung lies ihn jetzt schon gequält seufzen. Verflucht, wieso hatte er sich nur dafür breitschlagen lassen? Design lernte er doch nur seiner Mutter zuliebe und ehrlich gesagt, ihre Perfektion würde er niemals erreichen. Sogar Nobel, seine Adoptivschwester, hatte mehr Gespür für Mode als er. Solche Themen sollte man einfach den Frauen überlassen.

Ein stechender Schmerz lies Leroy zusammenfahren und erinnerte ihn wieder an den Grund seiner Eile. Endlich erreichte er den Internatsteil und wie er sich gedacht hatte, waren hier fast keine Schüler, so das seine Kopfschmerzen etwas abklangen.

Ungehindert erreichte er seine Wohnungstür und trat ein. An den Schuhen, bemerkte er, das sein Zimmerkamerad auch daheim war, doch das interessierte ihn gerade überhaupt nicht. Rasch ging er ins Bad und kramte in seiner Schublade nach einer Kopfwehtablette. Doch alles was er fand, war eine leere Schachtel.

Fluchend warf er diese in den Mistkübel. Wo bekam er jetzt nur eine Tablette her? Sein Blick fiel auf die Lade seines Mitbewohners, doch irgendwie wollte er nicht unerlaubt an dessen Sachen gehen. Gut, vor einem Monat hätte er dabei keinerlei Skrupel gehabt, doch in letzter Zeit benahm er sich fast vorbildlich. Jetzt unerlaubt an seine Sachen zu gehen, würde ihm wie Verrat vorkommen. Vor allem wo dieser sowieso daheim war und er ihn nur fragen müsste. Sein verbliebener Stolz rebellierte zwar dagegen, doch in letzter Zeit gewöhnte er sich einigermaßen an den Halbjapaner. Schließlich hatte dieser nichts mehr getan, was er nicht wollte. Keine Annäherungsversuche mehr, keine bissigen Bemerkungen und vor allem hatte er nichts, von dem was passiert war, ausgeplaudert.

Nun gut, dann würde er eben über seinen Schatten springen und ihn fragen. Schon allein der Schmerz in seinem Kopf lies ihn so handeln.

Leise klopfte er an Keijis Tür, doch auch wenn sich inzwischen gut mit ihm verstand, wartete er gar nicht auf eine Antwort, sondern trat einfach ein.

Keiji saß an seinem Schreibtisch, um ihn herum Berge von losen Zetteln. „Man klopft eigentlich, weil man eine Antwort will, nicht weil man gleich hereinstürmt.“

Leroy winkte nur gleichgültig ab. „Ich wollte dich nur fragen, ob du etwas gegen Kopfschmerzen hast und wenn ja, ob ich mir das leihen kann?“

„Klar kannst du. Ist in meiner Lade.“ Keiji wand sich schon wieder seiner Arbeit zu.

„Danke.“ Dieses Wort war kaum hörbar und kostete Leroy eine Menge an Überwindung, doch es war nötig. Er hasste es um etwas zu bitten, doch wenn er es musste, wusste er wenigstens was sich gehörte.

Die Tür hinter sich schließend, ging er wieder ins Bad zurück. Dort öffnete er die Lade des Mischlings und suchte sich die Medikamente heraus. Dabei öffnete er unbeabsichtigt eine unbeschriftete Schachtel und war im ersten Moment mehr als erstaunt, als er den Inhalt sah. Lauter kleine, unscheinbare Päckchen, mit doch eindeutigen Inhalt. Wofür brauchte der Kerl so viele Kondome? Vor allem hier, in diesem Internat? Alles was es hier gab waren Jungs, doch Keiji war doch nicht … . Er wollte diesen Gedanken nicht einmal zu Ende spinnen.

Entschlossen verschloss er die Schachtel wieder. Obwohl, er hatte ihn geküsst, bis jetzt hatte er gedacht, das wäre eine Kurzschlusshandlung gewesen, ausgelöst durch seinen Zorn. Aber was war, wenn das eine andere Bedeutung gehabt hatte? Außerdem hing er oft genug mit Lance und Ricky zusammen, die aus ihrer sexuellen Neigung wirklich kein allzu großes Geheimnis machten.

Wild schüttelte Leroy den Kopf, wohl wissend, welche Konsequenzen das haben würde. Doch der dadurch aufkommende Schmerz, richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf ein anderes Problem.

Rasch griff er nach einer Schachtel mit den gesuchten Tabletten und schluckte auch gleich eine. Ob es nun Einbildung, oder wirklich schon die Wirkung der Tablette war, nachdem Leroy ein Glas Wasser nach getrunken hatte, fühlte er sich schon etwas besser.

Leider richteten sich seine Gedanken nun wieder auf das andere Thema. Warum er darüber grübelte, wusste er selbst nicht. Er konnte mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass er nicht auf Jungs stand und es konnte ihm doch egal sein, worauf Keiji stand. Solange er ihn nur in Ruhe lies. Genau und aus diesem Grund würde er nicht weiter darüber nachgrübeln. Er hatte genug eigene Probleme, wie zum Beispiel sein Projekt in Design.

Seufzend verließ Leroy das Bad und ging in sein Arbeitszimmer. Aus einem Regal einen Skizzenblock nehmend, setzte er sich an seinen Zeichentisch. Er musste sich jetzt darauf konzentrieren, schließlich durfte er seine Mutter nicht enttäuschen.

Kapitel 28

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 28/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: So, als Erstes möchte ich mich bei allen Lesern und Komischreibern für die lange Wartezeit entschuldigen. Ich hatte ein ziemliches Kreativtief und brachte einfach nichts mehr zu Papier. Stellenweise musste ich mich sogar zum schreiben zwingen, wie man wahrscheinlich an manchen Stellen merkt. Trotzdem bin ich zuversichtlich das es nun wieder schneller mit den Kapitel vorangeht.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Sag mal, was weißt du über diesen Randy Vanders?“

Überrascht sah Lance zu seinen Zimmergenossen. Diese Frage war wirklich unerwartet gekommen. „Seit wann interessierst du dich für andere Schüler.“ Er meinte seine Frage nicht spöttisch, doch es war schon etwas ungewöhnlich, das Sean sich aus eigenem Antrieb über Andere erkundigte.

„Na ja.“ Sean kratzte sich am Kopf. „Ich finde er ist ein ziemlich komischer Junge. Allerdings macht ihn dieser Umstand auch wieder interessant.“

Lance musterte den Brasilianer skeptisch, dann schüttelte er nur leicht den Kopf. „Also wirklich viel, weiß ich auch nicht über ihn. Wenn du wirklich etwas über Randy wissen willst, musst du Daniel oder David fragen, die sind mit ihm befreundet.“

Nachdenklich nickte Sean. „Ich dachte nur, du als Internatsleiter wüsstest etwas über ihn.“

„Sag mal, warum interessierst du dich so für ihn?“ In Lance stieg eine Ahnung hoch, über die er gern Gewissheit hätte.

„Hm.“ Überlegend legte Sean den Kopf zur Seite, dann schien er Lances Blick zu bemerken. Abwehrend hob er die Hände. „Denk bloß nichts falsches, es ist nur wegen etwas, das in den letzten Tage passiert ist.“

Lance nickte verstehend. Also doch nicht. Er hatte von Ricky schon über den Vorfall in der Turnhalle gehört. Randy hatte sich wirklich ziemlich seltsam benommen, so etwas passte gar nicht zu dem Jungen. „Wie gesagt, wirklich viel kann ich dir nicht über ihn erzählen. Also die wichtigen Daten wirst du schon wohl wissen.“

Sean nickte zustimmend.

Er hatte nichts anderes erwartet, das herauszufinden, war nicht wirklich schwer. „Soweit ich ihn kenne, ist Randy ein zurückhaltender, schüchterner Junge. Etwas das man, aber nicht unbedingt mit Schwäche gleichsetzen sollte, da ich glaube, das er sehr willensstark sein kann. Er hängt sehr an Daniel und David, was wahrscheinlich daran liegt, das er sonst nicht so viele Freunde hat. Laut David hat er ihn letzter Zeit Schlafprobleme, was seinen Zusammenbruch, beim Abendessen erklärt. Aber wie gesagt, du müsstest Daniel oder David fragen, wenn du etwas genaueres wissen willst.“

„Es war zwar nicht sehr hilfreich, aber besser als nichts. Danke Lance.“ Sean schenkte ihm ein freundliches Lächeln.

„Gerne doch. Wofür ist man denn sonst mit dem Internatssprecher befreundet?“ Einen raschen Blick auf die Uhr werfend, schüttelte er bedauernd den Kopf. „Schon wieder so spät, ich muss zur Probe. Das hat man davon, wenn man unbedingt ein Solo haben will.“ Auf dem Weg zur Tür, nahm er sich noch einige Zettel von einem Beistelltisch. „Wir sehen uns dann am Abend.“ Nicht auf Seans Antwort wartend, war er schon aus der Tür.

Sich beeilend, rannte er beinnahe die Treppen hinunter. Zu guter Letzt hatte er doch sein Solo mit Daniel und Keiji bekommen. Diese waren zwar nicht so begeistert über die zusätzliche Arbeit, aber dem Lehrer gefiel die Idee so gut, dass sie gar keine andere Wahl mehr hatten als zuzusagen. Jetzt musste er nur noch seine Stimme mit ihrer Musik abstimmen, etwas das für ihn kein Problem darstellen sollte. Schließlich war er ein Profi, da hatte seine Mutter ihm gute Gene mitgegeben.

Mit einem breiten Grinsen den Raum der Theatergruppe betretend, sah er die Zwei schon auf der Bühne vor ihren Klavieren stehen. Noch war nicht sicher wo sie ihre Vorstellung hatten. Entweder hier, oder im Hauptsaal, wo alle größeren Projekte aufgeführt wurden. Lance wäre zwar der Hauptsaal lieber, doch er gab sich auch mit dem hier zufrieden. Auf jeden Fall, würden sie es sowohl hier, als auch im Hauptsaal proben um sich auf alles einstellen zu können. „Daniel, Keiji, ihr seid ja überpünktlich.“

„Im Gegensatz zu dir, du bist zu spät.“ Gelangweilt wand sich Daniel dem Klavier zu.

„Warum denn so schlecht gelaunt?“ Lance lächelte noch immer. Er wusste genau, was der Auslöser für Daniels schlechte Laune war. Er hatte gegen ihn verloren. Er und Daniel befanden sich in einem ständigen Wettstreit, zumindest im Schülerrat und jedes Mal wenn sie außerhalb anderer Meinung waren und diesmal hatte er den Sieg davongetragen.

„Lance, ich bin zwar nicht gerne der Spielerderber, aber auch muss noch einiges für das Schulfest erledigen. Deswegen wäre es mir auch Recht, wenn wir das schnell über die Bühne bringen konnten.“ Keiji setzte sich an das Klavier.

Daniel setzte sich ebenfalls und sah abwartend zu Keiji.

Dieser nickte und gemeinsam begannen sie zu spielen. Lance hörte ihnen einige Momente lang zu, bevor er die richtige Stimmlage gefunden hatte und mit seinem Gesang einsetzte. Ihm war es egal, wie sauer die beiden wegen der zusätzlichen Arbeit waren. Er hatte, was er wollte und nur das zählte für ihn.
 

Was sollte das? Hatte sich die ganze Welt gegen ihn verschworen?

Suchend sah sich Randy um, konnte aber den Auslöser für seine Verwünschungen nirgends entdecken. Beruhigt wurden seine Schritte wieder langsamer. Die letzten Meter hatte er beinnahe rennend zurückgelegt. Warum lief ihm der Kerl nach? Das es so war, lies sich nicht leugnen, da ihre Zusammentreffen schon mehr als nur Zufall waren. Dabei hatte er sich doch fest vorgenommen seine Nähe zu meiden. Doch seitdem lief er Sean bei jeder sich bietenden Gelegenheit über den Weg. Es war wie verhext.

Randy glaubte zu spüren, wie ihn jemand beobachtete und wand sich rasch um. Doch niemand interessierte sich für ihn. So, nun war es passiert, er war offiziell paranoid geworden. Was ja auch kein Wunder war, wenn man von jemanden verfolgt wurde. Seit er in der Turnhalle seinen kleinen Anfall, wie er es nannte, gehabt hatte, lief er dem Brasilianer ständig über dem Weg, oder besser gesagt dieser lief ihm nach. Wo immer er auch war, der Andere war schon dort oder kam kurz nach ihm dazu. Sean wechselte kein Wort mit ihm, warf ihm nur ab und zu musternde Blicke zu, die ihn frösteln ließen.

Da war es wieder, dieses Gefühl beobachtet zu werden. Randy wagte es nicht sich umzudrehen, denn wenn es wieder eine Einbildung war, dann litt er wirklich schon unter Verfolgungswahn. Langsam drehte er sich um und blickte direkt in zwei eisblaue Augen, die ihn aus einigen Metern Entfernung aufmerksam musterten. Rasch drehte er sich wieder um, seine Schritte wurden beinnahe schon automatisch schneller. Nein, so konnte das nicht weitergehen. Erst diese Träume und nun das, es war zum verrückt werden. Hatte sich denn alles gegen ihn verschworen?

Randy zwang sich dazu wieder langsamer zu gehen. Er würde sich davon bestimmt nicht einschüchtern lassen. Gegen seine Träume konnte er nichts tun, gut das sah er ein, aber gegen diesen Stalker schon.

Mit diesem Entschluss, schlug er den Weg zu einem eher wenig genutzten Teil des Internats ein. Schließlich musste nicht jeder mitbekommen, was er mit Sean zu bereden hatte. Sein Zimmer wäre dafür zwar der beste Platz gewesen, doch Randy bezweifelte, dass der Brasilianer ihn dorthin folgen würde.

Gelassen bog er um eine Ecke und versteckte sich rasch in einer Nische unter einer Treppe, die einige Meter von der Ecke entfernt war. Gerade als er dahinter verschwunden war, tauchte Sean in dem Gang auf.

Randy konnte hören, wie Sean kurz stehen blieb und dann wesentlich schneller weiterging. In dem Moment, in dem er die Nische passierte, griff er nach seinem Hemd und zog ihn zu sich. Ohne ihm auch nur die Gelegenheit zu einer Reaktion lassend, fuhr er ihn auch schon wütend an. „Warum verfolgst du mich?“

Sean war total überrumpelt und sah den anderen einen Moment lang perplex an. „Was ?“

„Ich will wissen, warum du mich verfolgst. Seit ein paar Tagen rennst du mir nach wie ein herrenloser Hund. Warum?“ Randy war fest entschlossen eine Antwort zu bekommen. So wie jetzt konnte, nein, durfte es nicht weitergehen. Er wollte weder von ihm verfolgt werden, noch jede Nacht diese Träume haben.

„Oh.“ Auf Seans Gesicht zeigte sich ein überraschter Ausdruck. „Tut mir leid. Ich wollte dir keine Unannehmlichkeiten bereiten. Eigentlich wollte ich dich nur besser kennen lernen.“

Das auch noch. Gerade das, wollte er doch verhindern. Jeglichen näheren Kontakt um jeden Preis vermeiden.

Randy stöhnte genervt. Soviel zu seinem tollen Plan. „Warum?“ Seine Stimme klang bei dieser Frage fast verzweifelt. Er wollte eigentlich gar keinen Grund für Seans Entschluss wissen, sondern eher, warum nie etwas so laufen konnte, wie er es wollte.

Verwundert musterte ihn Sean. Man merkte, das ihn der Tonfall in Randys Stimme verunsichert hatte. „So genau kann ich das eigentlich auch nicht sagen. Der Auslöser war wohl dein komisches Verhalten mir gegenüber. Gut, es war nicht gerade die beste Art um dich besser kennen zulernen, das gebe ich zu, aber mir ist nicht anderes eingefallen. Schließlich hast du nicht viel Kontakt zu anderen Schülern um Informationen über dich zu bekommen. Und ich mache mir gerne selbst ein Bild über die Leute.“

Es war frustrierend, scheinbar redeten sie die ganze Zeit aneinander vorbei. „Du verstehst mich nicht. Ich will nicht wissen warum du mir nachrennst, zumindest jetzt nicht mehr, ich will wissen, warum du mich kennen lernen willst?“ Randy zwang sich bei dieser Frage ruhig zu bleiben. Etwas das ihm in diesem Moment sehr schwer fiel. Dieser Junge verwirrte ihn, ja schon seine Nähe lies ihn total ungewohnt reagieren. Seine Träume kamen ihm wieder deutlich in Erinnerung. Nein, es gab keinen Zweifel mehr daran, das der Unbekannte in seinen Träumen Sean war. Ein weiterer Grund sich von ihm fern zu halten.

„Weil du anscheinend Angst vor mir hast. Ich wusste gern weswegen, da ich dir keinen Grund dafür gegeben habe.“ Nun wieder deutlich gefasster als vorhin, erwiderte Sean den Blick des Iren.

Randy hatte schon den Mund zu einer Erwiderung geöffnet, schloss ihn aber rasch wieder. Sean hatte Recht. Nicht er hatte ihm etwas getan, sondern sein eigenes Unterbewusstsein quälte ihn.

Resigniert schüttelte er den Kopf. „Nein, du hast mir keinen Grund dafür gegeben, das stimmt. Es liegt an mir, das ist mir schon klar.“

Er schenkte Sean ein schwaches Lächeln. „Hör zu, dein Interesse an meiner Person schmeichelt mir. Allerdings habe ich nicht den Wunsch dich näher kennen zu lernen. Tut mir leid.“

„Warum? Kannst du mir einen Grund dafür geben, oder willst du mich darüber im Ungewissen lassen?“ Den Kopf leicht schief legend, musterte ihn Sean fragend.

Randy seufzte traurig. „Ich kann dir einen Grund dafür geben, doch der ist so verrückt, das sogar ich ihn nicht glaube.“

Er merkte den verwirrten Blick des Anderen, denn er nur zu gut verstehen konnte. Doch er konnte dem Brasilianer doch nicht erzählen, dass er von ihm träumte. Zum Schluss würde dieser noch glauben, das er schwul war. In einem Jungeninternat, eines der größten Tabus. Einmal davon abgesehen, das er keinerlei Interesse am männlichem Geschlecht hatte. „Deswegen werde ich ihn dir nicht sagen.“

„Also gut.“ Der Ältere nickte verständnisvoll. „Was also willst du genau von mir? Es wird sich nur nicht vermeiden lassen, das wir uns sehen, schließlich gehen wir in dieselbe Klasse.“

„Das ist mir schon klar. Eigentlich will ich nur, das es so weitergeht wie zuvor. Renn mir einfach nicht mehr nach. Deine Antwort hast du nun ja oder nicht?“ Wenn nicht, würde er sich eine einfallen lassen, um ihn loszuwerden. Er verabscheute zwar Lügen, doch hier heiligte der Zweck die Mittel. Dieses verwirrende Gefühl, wenn er ihm nahe war, durfte einfach nicht sein.

Sean musterte Randy noch immer mit einem fragenden Blick. „Ja, ich denke, die habe ich.“ Er nickte. „Natürlich werde ich dich in Ruhe lassen, das versteht sich von selbst. Ich entschuldige mich noch einmal dafür, das ich dir Unannehmlichkeiten bereitet habe.“

Randy schluckte hart. Musste er ihn mit diesem Blick ansehen? Er fühlte sich bis ins Innerste durchleuchtet. „Danke.“ Jetzt konnte er eigentlich gehen, doch irgendetwas schien ihn zurückzuhalten. Nun, da sie eine Einigung erzielt hatten, sollte er doch zufrieden sein, doch dem war nicht so.

Ein Gedanke nahm in seinem Kopf Gestalt an. Sollte er es wagen? Das konnte alles wieder gefährden, doch wenn es ihm half, dann nahm er gern alles auf sich. Schließlich war dieser Junge, der Grund seiner Träume, oder zumindest ein fester Bestandteil dieser. So konnte er vielleicht diese Träume loswerden. Zumindest hoffte er das, wenn nicht, dann hatte er ein großes Problem.

Sean stand ihm abwartend gegenüber. Er wusste nicht, was er von dem plötzlichen Zögern des Jüngeren halten sollte. Vor einigen Sekunden, wollte er doch noch unbedingt aus seiner Nähe fliehen.

Jetzt oder nie. Randy fasste innerhalb eines Moments einen Entschluss und handelte auch, bevor er weiter darüber nachdenken konnte. Hastig, um dem Anderen keine Chance für Gegenwehr zu geben, beugte er sich vor und legte seine Lippen auf die des Brasilianers. Es war nur ein einfacher Kuss, so als würde man seine Eltern küssen, doch die Gefühle, die dieser Kuss in ihm auslöste, waren gänzlich anderer Art als bei seinen Eltern.

Entsetzt löste er sich wieder von den Lippen Seans und wich einige Schritte zurück. Das konnte doch nicht sein. Nein, das durfte nicht sein.

Brüsk wand sich Randy ab und rannte davon, die Richtung zu seiner Wohnung einschlagend. Die Schüler an denen er vorbei rannte ignorierend, wurde er erst wieder langsamer, als er vor seiner Wohnungstür ankam. Mit zitternden Fingern, holte er seinen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Tür auf. Auf verräterische Geräusche achtend, die auf die Anwesenheit seiner Mitbewohner schließen ließen, trat er ein und schloss die Tür hinter sich wieder. Doch es war alles ruhig.

Mit dem Rücken lies er sich gegen die Eingangtür sinken. Warum hatte er das nur getan? Er hatte ihn geküsst, etwas das total gegen seine Prinzipien verstieß. Nicht nur das, er hatte es sogar genossen. Etwas, das nicht sein durfte.

Unwillkürlich hob Randy die Hand und berührte mit den Fingern seine Lippen. Den Kopf schüttelnd, lies er sie wieder sinken. Es hatte jetzt keinen Sinn mehr darüber nachzudenken. Was passiert war, war passiert. Außerdem hatte er einen guten Grund dafür gehabt. Spätestens heute Abend würde er wissen, ob es umsonst gewesen war, oder nicht.

Genau, es war nur ein Kuss gewesen. Es hatte ihn nur so verwirrt, weil es sein erster gewesen war. Sean war ein Junge, schon allein aus diesem Grund konnte er ihn nicht anziehend finden.

Sich von der Tür abstoßend, ging Randy in sein Zimmer. Er musste sich noch um seinen Beitrag zum Medizinkurs kümmern.

Kapitel 29

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 29/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Sie tun es? Sie tun es nicht?
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Verstört sah Sean auf die Stelle, an der Randy vor ein paar Sekunden verschwunden war. Okay, er hatte ja mit vielem gerechnet, als er so unsanft in die Nische gezerrt worden war und ein Großteil war auch eingetroffen, doch das nicht. Warum hatte Randy ihn geküsst, wenn er ihn doch nicht mehr sehen wollte? Diese Tat widersprach doch allem, was er zuvor gesagt hatte. Andererseits schien der Jüngere danach ebenso erstaunt über seine Tat zu sein, wie er. Wahrscheinlich war es nur eine Kurzschlussreaktion gewesen, doch so schätzte er den Jüngeren nicht ein. Aber für eine gut durchdachte Aktion war er danach zu überrascht gewesen. Obwohl, überrascht war das falsche Wort, entsetzt traf es wohl besser.

Sean zuckte mit den Schultern. Bestimmt nur, weil er von seiner eigenen Handlung überrascht war. Es lag sicher nicht an ihm. Zumindest hatte sich noch keine seiner Bekanntschaften je über einen seiner Küsse beschwert. Noch dazu, wo er zu überrumpelt gewesen war um überhaupt zu reagieren.

Nachdenklich trat er aus der Nische heraus und ging wieder Richtung Schulgebäude. Sollte er diesem Vorfall nachgehen oder es lieber auf sich beruhen lassen? Er war sich dabei nicht ganz sicher. Eigentlich hatte er Randy versprochen, ihn nicht mehr zu belästigen und er war jemand, der seine Versprechen hielt. Seine ganze Familie hielt es so, denn wie sollte man einem Bankbesitzer vertrauen, wenn dieser seine Versprechen brach? Das war unmöglich.

Allerdings würde sich sicher eine Möglichkeit bieten, ihn danach zu fragen, da war er sich sicher. Immerhin waren sie hier ja noch einige Jahre zusammengepfercht. Irgendwann würde er ihn bestimmt wieder treffen. Dann konnte man diese Sache bestimmt aufklären.

Mit dieser Lösung zufrieden, ging er Richtung Musiksaal, wo er noch einige Arbeit vor sich hatte. Lance war wirklich ein gnadenloser Sklaventreiber, wenn man ihm freie Hand lies. Bevor er ihm das nächste Mal irgendetwas versprach, würde er Ricky zu Rate ziehen. Nicht, dass ihm so etwas noch einmal passierte.
 

Ein lautes Krachen und Poltern, gefolgt von einem wahren Schwall an Flüchen erklang.

Gelangweilt seufzend, sah Keiji auf einen Punkt an der Wand. Er wartete ja nur darauf, dass diese nachgab und irgendetwas hindurch flog. An Arbeit war schon seit einer Stunde nicht mehr zu denken, seitdem wütete nämlich sein Zimmerkamerad schon. Höchstwahrscheinlich war es sein Projekt in Design, dass ihn so aufregte. Warum machte er es dann überhaupt, wenn es ihm so zuwider war? Obwohl, die Antwort kannte er doch selbst, schließlich machte er das alles doch auch nur für seine Eltern. Architektur für seinen Vater und Journalismus für seine Mutter. Das Einzige, das er sich selbst zugestand war Kunst und seine sportlichen Ambitionen.

Abermals flog etwas mit einem lauten Krachen gegen die Wand. Irrte er sich, oder hatte die Wand plötzlich eine kleine Beule? So konnte das nicht weitergehen, unter diesen Umständen würde er nie mit seinen eigenen Aufgaben fertig werden.

Nicht wirklich von dem vor ihm liegenden begeistert, stand Keiji auf, verließ sein Zimmer und blieb vor der Tür seines Mitbewohners stehen. Die Geräusche waren hier noch lauter, als in seinem Zimmer. Energisch klopfte er an, hoffend, das sein Mitbewohner es trotz des Lärms, denn er veranstaltete hörte.

Das Reißen von Papier, dass gerade zu hören war verstummte. „Was ist?“ Leroys Stimme klang extrem gereizt.

Keiji öffnete die Tür und wollte eintreten, erstarrte aber in der Bewegung. Er hatte ja geahnt, dass es hier wie nach einen Bombenangriff aussehen musste, aber das glich ja eher einem Armageddon.

Das einzig heile in Leroys Zimmer war das Bett, sein Arbeitstisch, der Kasten und sein Schreibtischstuhl. Alles Andere lag in größeren oder kleineren Trümmern. Na ja, aber bei dem was seine Familie verdiente, konnte er sich dieses exzentrische Verhalten locker leisten. Jeder Künstler hatte ja angeblich seine Macken.

Leroy selbst stand in einem Papierhaufen, der ihm bis zu dem Knöcheln reichte. Wenn Keiji an die armen Bäume dachte, die dafür hatten sterben müssen hatte er irgendwie Mitleid mit ihnen. Obwohl es ihm ja sonst ziemlich egal war. „Ich wollte dich nur fragen was los ist? Ich hätte nämlich auch etwas zu arbeiten.“

Keiji hatte sich wieder gefangen und trat nun vollends ein, die Tür hinter sich schließend.

„Was los ist? Nichts ist los, ich komme nur mit diesem Mist nicht weiter!“ Leroy deutete aufgebracht auf den Papierberg zu seinen Füßen.

„Ist das ein Grund zu wüten, wie ein wilder Stier?“ Das konnte noch nicht alles sein, das ahnte Keiji. Irgendetwas war da noch, das ihn aufregte und er wollte wissen was, damit er es aus der Welt schaffen konnte um wieder Ruhe zu haben.

„Nein! Der Grund ist diese beschissene Einteilung!“ Aufgebracht deutete Leroy auf einen der noch heilen Zettel auf seinem Arbeitstisch. „Ich hätte zwar meine Wege, um ihn zu zwingen, aber leider sieht es nicht gut aus, wenn mein Model mit blauen Flecken über den Laufsteg geht. Außerdem würde er dann noch mehr herumzicken, als er es jetzt schon tut.“

Selbst ohne einen Blick auf den Zettel zu werfen, wusste Keiji bei Leroys Aussage um was es sich handelte. Die Aufteilung der Models. Diese bestanden aus einem kleinen Teil des Theaterkurses, nur das ihre Ausbildung eine gänzlich andere war als die der anderen Teilnehmer. Dabei gab es natürlich auch die üblichen Starallüren, denn auch wenn es nur Männer waren, sie benahmen sich nicht besser als weibliche Models, wenn nicht sogar schlimmer. Die größte Zicke unter ihnen war George Jalis. Er war sich seiner Schönheit mehr als nur bewusst und benutzte diese um an das zu kommen, was er wollte. Was man ihm auch gab, weil er sonst auf stur schaltete. Leider war das eine Taktik, die bei Leroy nicht zog. Kein Wunder, dass sie nicht miteinander klar kamen.

„Ich hab noch nicht einmal den Entwurf richtig fertig und er meckert und kritisiert schon herum! Er kritisiert mich! Das ist ja wohl die Höhe!“ Der Lautstärke dieser Sätze nach zu urteilen, wusste jetzt das ganze Stockwerk davon.

Wenigstens wusste Keiji jetzt wo das eigentliche Problem lag. Leroys Stolz war verletzt und das von jemanden, der für ihn derzeit unantastbar war. Das bedeutete, dass er sich nicht einmal dafür rächen konnte, egal ob durch Schläge oder Intrigen. Da gab es wohl nur eine Lösung. „Wenn es der Sache dienlich ist, werde ich dein Model sein.“ Wirklich Lust hatte er zwar nicht darauf, aber ansonsten würde dieser Lärm bestimmt bis Weihnachten anhalten, das machten seine Nerven nicht mit.

Leroy sah ihn überrascht an, winkte dann aber ab. „Mach dich nicht lächerlich, du bist kein Model. Die würden das nicht zulassen.“

„Die sind mir ziemlich egal. Immerhin bin ich ein Mitglied des Schülerrats, ich darf alles.“ Keiji hielt zwar nichts davon die Macht, die dieses Amt hatte zu missbrauchen, aber hier diente es einem höheren Zweck. „Also, was sagst du?“

„Wenn es geht, hab ich nichts dagegen.“ Nun wieder deutlich gelassener drehte sich Leroy zu seinem Arbeitstisch um und begann die Blätter zu ordnen, die seinem Wutausbruch entgangen waren.

„Dann ist es beschlossenen Sache.“ Dann gab es nur mehr eine Sache, die getan werden musste.

Keiji begann sein Hemd aufzuknöpfen, dass er anschließend auszog. Achtlos lies er es aufs Bett fallen. Als er die Hose öffnen wollte, wurde er von einem überraschten Laut aufgehalten. Fragend drehte er sich um.

„Was … tust du da?“ Leroy sah ihn überrascht, ja beinnahe entsetzt an.

Keiji grinste ihn amüsiert an. „Ich hab demnächst viel zu tun und keine Zeit für so was. Deswegen wollte ich das jetzt hinter mich bringen.“

„Und was meinst du mit das?“ Leroy errötete leicht.

Irgendwie war seine Hilflosigkeit in dieser Hinsicht ja niedlich. Obwohl kein anderer Schüler wohl auf die Idee kommen würde, Leroy mit den Worten niedlich oder hilflos in Verbindung zu bringen. Dafür kannten sie ihn nicht so gut wie er.

„Na du musst doch meine Maße nehmen und das geht nicht genau, wenn ich angezogen bin. Das müsstest du doch am besten wissen.“
 

Was dachte sich der Kerl nur dabei, sich in seinem Zimmer zu entkleiden? So etwas machte man doch nicht. Vor allem nicht, wenn der Andere erst kurz zuvor über die sexuelle Orientierung desjenigen nachgedacht hatte. Gut, davon konnte er ja nichts wissen aber trotzdem. Nicht einmal seine Maske konnte ihm helfen, da er sich angewöhnt hatte diese abzulegen, wenn sie beide alleine waren. Ein schlimmer Fehler wie sich nun zeigte.

Fassungslos sah er Keiji zu, wie dieser seine Jeans auszog. Warum konnte er seine Augen nicht von ihm abwenden? Die Jungs seines Teams zogen sich doch auch immer in seiner Gegenwart um und da interessierte es ihn überhaupt nicht. Warum also lies Keiji ihn nicht ebenso kalt? Allerdings hatten seine Teamkameraden ihn auch nicht geküsst, da sie wussten wie die Konsequenzen dafür waren, wenn sie überhaupt soweit kamen.

Doch auf Keiji regierte er anders, was er sich nicht erklären konnte. Er wusste ganz genau, dass er nicht schwul war, Okay, er war zwar schon seit seinem vierzehnten Lebensjahr hier, doch in den Ferien hatte er genügend Gelegenheiten sich mit Mädchen zu treffen. Mit ihnen intim geworden war er zwar nicht, aber immerhin hatte er einige geküsst. So etwas machte man doch nicht wenn man schwul war, oder?

„Also fangen wir an?“ Keiji sah ihn abwartend an, auf seinen Lippen lag noch immer dieses amüsierte Lächeln.

Dieser Mistkerl wusste genau wie er sich fühlte, das zeigte sein Lächeln.

Aus einer der Schubladen sein Maßband holend, wand er sich Keiji zu. Rasch richtete Leroy sich noch einen Zettel und ging dann zu ihm. Beunruhigt bemerkte er, dass seine Finger zitterten. Innerlich zwang Leroy sich zur Ruhe. Das war für ihn eine alltägliche Arbeit, schließlich hatte er das schon oft gemacht, bei den verschiedensten Leuten. Das hier war nichts anderes.

Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er abermals errötete, als er Keijis Körper umfasste um mit dem Maßband seinen Brustumfang zu messen. Stoisch betrachtete er das Maßband um sich nur ja nicht noch mehr zu blamieren. Das Maßband mit einer Hand loslassend, wand er sich um, um die Daten zu notieren. Genau, er war ein Profi, da interessierten ihn nur die Daten der vor ihm stehenden Personen. Leider war das bei Keiji nicht so leicht.

Tief einatmend wand er sich wieder dem Dunkelblonden zu und schlang das Maßband um seine Taille.

„Hm irgendwie könnte ich mich daran gewöhnen, dich so nah an mir zu spüren.“

Entsetzt sah Leroy zu ihm hoch, wohl wissend das er damit einen Fehler machte. Der Blick aus den schwarzen Augen nahm ihn sofort gefangen. Darin war nichts mehr von dem amüsierten Funkeln von eben zu sehen, nur ein Ausdruck, den Leroy nicht genau deuten konnte.

Bevor Leroy auch nur etwas an der Situation ändern konnte, beugte sich Keiji zu ihm hinunter und küsste ihn. Dieser Kuss hatte nichts mit den vorhergehenden zu tun. Er war viel sanfter, liebvoller als die Andern zuvor. Vielleicht kam es ihm auch nur so vor, da es diesmal nicht im Zorn geschah. Weder er noch Keiji waren wütend oder aufgebracht.

Das Maßband entglitt seinen Fingern und fiel zu Boden. Leroy legte seine Hände auf Keijis Rücken. Sanft spürte er dessen Zunge, die über seine Lippen strich und öffnete instinktiv den Mund. Leroy wusste ganz genau, dass das seine Beteuerungen, das er nicht schwul war zunichte machte, aber es fühlte sich so gut an, so richtig. Vielleicht traf das ja nur auf Keiji zu? Doch machte es diese Tatsache besser?

Keijis Zunge nahm seinen Mund in Besitz und verwickelte seine Zunge in einen leidenschaftlichen Kampf. Schon fast automatisch schloss Leroy die Augen, seine Hände führen liebkosend über den nackten Rücken des Anderen. Nur am Rande spürte er, Keijis Hände, die sich einen Weg unter sein Shirt suchten.

Den Kuss nur kurz unterbrechend um nach Luft zu schnappen, ergriff Leroy nun die Initiative und erforschte Keijis Mund mit seiner Zunge.

Keiji ging auf diese Herausforderung ein und verwickelte den Älteren so in ein verlockendes Spiel. Seine Hände strichen über den Bauch und die Brust des Schwarzhaarigen.

Leroy entkam ein wohliger Seufzer, als er Keijis Hände spürte. Jegliche Bedenken waren unter den kundigen Berührungen des Mischlings verschwunden. Als dieser mit dem Daumen über seine rechte Brustwarze strich stöhnte er leise.

Plötzlich unterbrach Keiji den Kuss und löste deine Hände von Leroy.

Dieser sah verwirrt zu ihm hoch. Hatte er etwas falsch gemacht? Doch in Keijis Augen konnte er keinen Vorwurf lesen, nur ein leichtes Bedauern.

„Wir sollten das nicht machen.“ Mit einer sanften, doch entschlossenen Bewegung löste er sich von Leroy.

Wahrscheinlich war es wirklich das Beste so. „Ja, das sollten wir nicht.“ Schließlich wollte er noch Kinder bekommen, das ging nicht, wenn er mit einem Mann zusammen war. Ganz zu schweigen was seine Eltern sagen würden, wenn er solche Neigungen entwickelte und sie davon erfuhren. Seine Mutter war das in ihrer Branche ja gewohnt, aber sein Vater. Das war etwas anderes.

Keiji hatte sich inzwischen wieder das Hemd angezogen. „Tut mir Leid Leroy. Es hat nichts mit dir zu tun.“

„Das weiß ich.“ Endlich hatte er wieder zu seiner überheblichen Art zurückgefunden, die er schon die ganze Zeit vermisst hatte. Nur leider war es etwas zu spät dafür.

Seine Hose über den Arm hängend, verließ Keiji fluchtartig das Zimmer.

Wütend knallte Leroys Hand auf die Platte seines Tisches, die daraufhin einen Riss bekam. Das war erbärmlich gewesen, seine mangelnde Selbstbeherrschung war einfach nur peinlich. Er hatte sich benommen wie ein liebestolles Schulmädchen, das durfte nicht noch einmal passieren, wie so vieles was Keiji betraf.

Er musste sich nun abregieren, sein Blick fiel auf einen Zettel, der durch die Wucht seines Schlages verrutscht war. Ein eisiges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Und er wusste auch genau bei wem er seine Wut ablassen konnte und auf welche Weise.

Mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen verließ er sein Zimmer und anschließend das Apartment.

Kapitel 30

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 30/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Probleme über Probleme
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Keiji“ Als er die Stimme hörte, beschleunigte der Halbjapaner seine Schritte. Er wollte jetzt mit niemanden reden, doch die Stille der Wohnung war auch zu bedrückend gewesen.

„Keiji! Bleib stehen!“ Die Stimme klang nun etwas sauer.

Die Augen verdrehend blieb Keiji stehen und sah seinem Freund entgegen. „Wenn es um die Aufführung geht Lance, dafür hab ich nun echt keinen Nerv.“

„Die Aufführung?“ Lance runzelte kurz die Stirn und schüttelte dann den Kopf. „Nein darum geht es nicht. Ich wollte nur wissen, wie die Chancen stehen, dass der dritte Stock des Südflügels endlich wieder eine funktionierende Gangbeleuchtung kriegt? Sie warten schon seit zwei Monaten darauf.“

Die Gangbeleuchtung, die hatte er total vergessen. Wahrscheinlich war der Antrag irgendwo untergegangen. „Ja, ich werde mich darum kümmern. Entschuldigung ich hab es vergessen.“

Lance musterte ihn kritisch. „Ist alles okay? Du wirkst irgendwie abwesend, nicht ganz bei der Sache.“

Nicht ganz bei der Sache? Das war noch milde ausgedrückt.

Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Nein es ist alles okay. Das Schulfest beansprucht nur sehr viel Aufmerksamkeit. Aber ich werde Marcus sofort wegen der Beleuchtung verständigen.“

Lance nickte nur. „Gut. Du weißt das du zu mir kommen kannst, wenn du Probleme hast. Wenn ich kann, werde ich dir helfen.“

„Ich habe keine Probleme danke Lance.“ Bei den Problemen die er hatte, konnte ihm Lance nicht helfen.

„Na gut.“ Ganz schien er ihm nicht zu glauben, aber nach einem prüfenden Blick drehte er sich um. „Ich muss noch etwas vorbereiten. Wir sehen uns.“

Keiji nickte nur und schlug den Weg zum Raum des Schülerrats ein. Dort war es am sichersten, alleine zu sein.

Er öffnete die Tür und erblickte Sven und Tim, der wie immer am Fenster stand und eine Zigarette rauchte. Da wars wohl mit seiner Einsamkeit.

„Tür zu es zieht.“ Tim warf ihm einen kurzen Blick zu.

Keiji schloss die Tür hinter sich und setzte sich an einen der Tische, „Was es nicht machen würde, wenn du nicht rauchen müsstest.“

Tim sah ihn nur missbilligend an. „Fang bloß nicht so an wie mein Mitbewohner.“

„Er ist vor seinem Zimmerkammeraden geflüchtet.“ Grinsend deutete Sven auf Tim.

„Du doch auch.“ Nun deutlich wütend funkelte Tim den blonden Schriftführer an.

„Ja, weil er im Chor ist und ununterbrochen dasselbe Lied singt. Als ob er das nicht schon bei den Proben ununterbrochen hört.“ Seufzend wand sich Sven wieder seinen Unterlagen zu. „Da kann man doch nicht arbeiten, geschweige denn seine Nerven schonen.“

„So jetzt kennst du unser Leid. Weswegen bist du hier?“ Seine Zigarette ausdrückend, wand sich Tim zu Keiji.

„Leroy.“ Keiji musste nicht mehr sagen, dieser Name sprach für sich.

Sven und Tim nickten auch verstehend.

Tim schloss das Fenster wieder. „Unsere Königin. Was hat er denn nun wieder angestellt?“

„Nicht so wichtig.“ Keiji schüttelte den Kopf und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Stapel an Aufzeichnungen, den er mitgebracht hatte. „Ich muss auch noch etwas arbeiten.“

„Nicht nur du.“ Sich ebenfalls auf einen Sessel setzend, öffnete Tim ein Buch und schien sich in den Inhalt zu vertiefen.

Keiji schüttelte nur den Kopf. Nein es war nicht wichtig was Leroy getan hatte, es war wichtig was er nicht getan hatte. Er hatte ihn nicht abgewiesen, wie er es sollte. Klar, er war froh, dass sie sich nicht mehr spinnefeind waren, doch was heute passiert war durfte sich nicht mehr wiederholen. Nicht, dass es ihm nicht gefallen hatte, nur es war falsch gewesen. Zumindest aus seiner Sicht, da er Leroy keine Liebe entgegenbrachte und Sex ohne Liebe war nicht richtig. Gut, es klappte, doch er wollte das nicht mit Leroy machen, dafür musste er noch zu lange mit ihm auskommen. Außerdem lies sein Verantwortungsgefühl das nicht zu. Den meisten Männern war zwar Sex ohne Gefühle lieber, aber ihm nicht.

Sich kurz über die Augen reibend, versuchte er sich wieder auf die Zahlenreihen zu konzentrieren. Er hatte Leroy mit seiner Zurückweisung verletzt, dass hatte man deutlich gesehen. Auch sein wütender Aufbruch hatte dafür gesprochen, doch was hätte er sonst machen sollen. Nur wegen einer kurzzeitigen Verwirrung konnte er den Älteren doch nicht benutzen. Auch wenn Leroy seinen Annäherungsversuchen nachgab, war das bei ihm keine Liebe, sondern allenfalls Neugier.

Verlieben durfte er sich aber auch nicht in den Halbspanier. Leroy war der Sohn eines Senators und so ständig der Öffentlichkeit ausgesetzt. Wenn sie sich nun so nahe kamen und sich liebten, ja sogar ein Liebepaar wurden, würde die Presse ihn im Nu zerreißen, dass wusste Keiji selbst nur zu gut. Seine Mutter würde über so eine Geschichte begeistert sein, wenn sie nicht gerade ihren Sohn betraf.

Nein. Keiji schüttelte den Kopf. Er würde sich von fernhalten zumindest bis seine Hormone sich wieder eingerenkt hatten. Sollte das nicht der Fall sein, würde er sich wohl einen Ersatz suchen müssen. So sehr ihm das auch widerstrebte. Sollte es wirklich soweit kommen, Konnte er nur hoffen, dass sein Mitbewohner nichts davon mitbekam. Ansonsten würde der Haussegen erst Recht schief hängen.
 

„Ich will nicht!“ Randys Stimme klang gedämpft durch die Tür seines Schlafzimmers.

„Komm schon. Du kannst dich nicht ewig da drinnen einschließen!“ David stand auf der anderen Seite und versuchte ihn mit Engelszungen dazu zu bringen sein Zimmer zu verlassen. Es war zum verrückt werden, seit einer Woche sperrte er sich nun schon in seinem Zimmer ein. Nur wenn er etwas zu essen brauchte und für den Toilettengang verlies er es. Das war sehr auffällig selbst für Randy, von dem er ja schon einiges gewohnt war. Nicht einmal auf Daniels Überredungskunst war er eingegangen. „Was ist denn bloß passiert? Irgendwann krieg ich es sowieso raus.“

Das war nicht einmal gelogen, David fand alles über kurz oder lang heraus, egal was es war.

„Das geht euch nichts an!“

Randy klang wütend, doch schön langsam wurde David das auch. Er machte sich doch nur Sorgen um seinen Freund. Warum machte er es sich nur so schwer? „Willst du ewig in deinem Zimmer bleiben?“

„Nein!“

Na wenigstens etwas. Das gab zumindest Anlass zu Hoffnung.

Leider kam noch ein Zusatz aus dem verschlossenen Zimmer. „Nur bis zu meinem Schulabschluss!“

David lies seinen Kopf nach hinten sinken und sah zur Decke. Das durfte doch nicht wahr sein. „Denn wirst du wohl kaum schaffen, ohne die dazugehörigen Prüfungen und dafür musst du dein Zimmer verlassen.“

„Lass ihn, er wird sich schon wieder beruhigen.“ Daniel ging an ihm vorbei und klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter.

David drehte sich zu einem Halbbruder um und folgte ihm schon automatisch. „Machst du dir etwa keine Sorgen um ihn?“

„Das hab ich nicht gesagt.“ Daniel ging in die Küche und nahm sich aus einem Schrank eine Tasse. „Doch ich hab wesentlich mehr Erfahrung im Umgang mit kleinen Kindern als du?“

Lächelnd goss er sich Kaffee in die Tasse, die er dann in die Mikrowelle stellte.

„Ja ja.“ David wusste sehr wohl worauf er anspielte. Klar, er und Nika waren auch nicht immer die einfachsten Geschwister gewesen. „Ich und Nika haben dir auch viele Probleme gemacht.“

Daniel hob fragend eine Augenbraue. „Habt? Ihr tut es noch immer. Alleine du und deine Ausflüge sorgen dafür, dass ich mehr Probleme habe als nötig.“ Die Mikrowelle begann auf einen Knopfdruck von Daniel hin leise zu surren.

Eigentlich müsste David beleidigt sein, doch Daniel hatte ja Recht. Also lächelte er nur amüsiert.

„Das habe ich jetzt eigentlich nicht erzählt, damit es dich amüsiert.“ Daniel verschränkte die Arme vor der Brust, doch auch er lächelte.

„Ich weiß. Trotzdem tut es das.“ Dann wurde er wieder ernst. „Hast du eine Ahnung weswegen er sich so einigelt?“ Mit einer Kopfbewegung deutete er Richtung Randys Zimmer.

Die Mikrowelle gab ein leises Piepsen von sich und Daniel nahm seine Tasse heraus. „Nein ich hab keine Ahnung. Gut, vor einer Woche war er etwas verstört, als ich heimkam, aber nichts bedenkliches. Er hat gesagt es geht ihm nicht gut, aber dann am Abend war wieder alles okay. Doch egal was es ist, mit deiner Methode wirst du es kaum herausfinden.“

„Was soll ich denn sonst machen? Die Tür verbarrikadieren, während er am Klo ist?“ David wusste bald nicht mehr weiter, er sorgte sich doch nur um Randy, warum verstand der das nicht.

Sein Bruder setzte sich an den Tisch und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Warte ab, es wird sich schon wieder von selbst regeln. Das macht es meistens.“

Also ihm gefiel seine Methode besser. Nur würde das Hämmern Randy wohl alarmieren.

Mit einem dramatischen Seufzen lies er sich auf einen Sessel sinken. Dabei wollte er ihm doch nur helfen. Zumindest mit ihm konnte er doch reden. Schließlich war er doch sein Freund.

„War ich auch so anstrengend?“ Mit einem zweifelnden Blick sah er zu seinem Bruder.

„Du warst, bist und wirst es immer sein. Aber das ist schon okay, schließlich wärst du sonst nicht mein Bruder. Scheinbar ist es meine Lebensaufgabe nie zur Ruhe zu kommen.“ Daniel lächelte leicht.

„Teenager sind echt anstrengend.“ David seufzte abermals.

„Nun Brüderchen.“ Daniel stand auf und klopfte ihm mit einer Hand aufmunternd auf die Schulter. „Willkommen in meiner Welt.“ Bei diesen Worten klang seine Stimme deutlich amüsiert.

Damit lies er ihn alleine und ging.

Wenige Momente später hörte er, wie sich die Tür zu Daniels Zimmer schloss. Er überlegte kurz, ob er seine Überredungskünste an Randys Tür wieder fortsetzen sollte, entschloss sich aber dagegen. Es war sinnlos, da war Randy so stur wie alle Iren.

Anscheinend musste er selbst darauf kommen, was dem Gleichaltrigen zu schaffen machte. Und wissen wollte er es, er war zu neugierig, um es auf sich beruhen zu lassen. Eine Eigenschaft, die er mit seiner Mutter teilte.

Nur wie? Er konnte schlecht alle Schritte des Iren zurückverfolgen, dass würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen. Mal davon abgesehen, dass er dafür nicht die nötige Geduld hatte. Außerdem war der Einzige, der wusste, was er in den letzten Tagen gemacht hatte Randy selbst. Verdammtes Schulfest, dass brachte alles durcheinander.

David stand auf und ging zur Tür. Grübelnd sah er auf Randys Zimmertür, dann schüttelte er den Kopf und versuchte noch einmal sein Glück. Probehalber klopfte er an.

„Verschwinde ich will meine Ruhe!“

Mit einer abwinkenden Handbewegung, gab David nun endgültig auf und verlies die Wohnung. Es würde sich schon jemand finden, der seine Hilfe mehr zu schätzen wusste.

Kapitel 31

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 31/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Spiele spielen
 

Fast ein halbes Jahr hat es gedauert bis ein neues Kapitel erschienen ist. Das tut mir wirklich leid, doch mir fehlte einfach die Lust und Inspiration hier weiter zu schreiben. Doch ab nun versuche ich mich zu bessern und wieder ernsthaft an dieser Geschichte zu arbeiten.
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Ein abermaliges Klopfen zehrte an seinen Nerven. „Verschwinde, ich will meine Ruhe!“

Das schien David endlich den Rest zu geben, denn von nun an blieb es still.

Randy atmete erleichtert auf. Er wusste, dass der Halbfranzose es nur gut meinte, doch er wollte jetzt alleine sein. Vor allem, weil er keinem von diesem Problem erzählen konnte. Er hatte einen Jungen geküsst, dass war so peinlich, vor allem weil es gar nichts gebracht hatte. Nein, die Träume waren nur intensiver geworden.

Am besten sperrte er sich wirklich hier ein, bis zu seinem Abschluss. Denn Sean konnte er jetzt sicher nie mehr unter die Augen treten. So ein Mist.

Zuerst hatte er diese Träume, dann gingen seine Prüfungen in die Hose und nun das. Mehr Fehlschläge hielt er dieses Schuljahr nicht mehr aus. Heim konnte er aber auch nicht dauerhaft, dass war wie ein Rückzug und so verlockend diese Aussicht auch war, sein Stolz würde es nicht verkraften. Er wollte einfach nicht weglaufen. Obwohl was machte er denn jetzt?

Seit dem Vorfall hatte er das Zimmer nicht mehr verlassen zumindest auf lange Zeit und einen Fuß vor die Wohnungstür gesetzt schon gar nicht. Wie sollte er das bloß richten?

Er konnte auch mit niemanden darüber reden. Der Schulpsychologe gab ihm nur wieder irgendwelche Pulver, mit denen alles schlimmer wurde, seine Freunde nervte er auch nur mehr damit und mit der Person die ebenfalls involviert war, konnte er nun nicht mehr reden. Anscheinend konnte wirklich nur mehr ein Profi helfen und wenn das nichts brachte, sollte er ernsthaft die Möglichkeit eines Exorzisten überdenken. Denn anders wusste er sich dann nicht mehr zu helfen.

Randy gähnte müde, hielt aber in der Bewegung inne. Er durfte jetzt nicht müde sein, denn dann würde er einschlafen und das wollte er nicht. Weder schlafen noch träumen und das gehörte leider unweigerlich zusammen. Davor hatte er inzwischen schon mehr Angst als vor allem Anderen. Eigentlich konnte er nur noch richtig schlafen, wenn er in Ohnmacht fiel, egal aus welchen Gründen. Also würde er einfach warten, bis die Natur ihren Lauf nahm und die Erschöpfung ihn traumlos schlafen lies. Da er sein Zimmer sowieso nicht mehr verlassen würde, musste er auch keine Angst haben sich wieder lächerlich zu machen.

Zugegeben, es war eine ziemlich kindische Lösung, doch etwas anderes fiel ihm nicht mehr ein. Der logische Menschenverstand konnte hier nicht mehr helfen, ebenso wenig wie die Medizin, was blieb denn dann noch übrig als eine scheinbar bescheuerte Lösung?

Außerdem hatte er genug zu erledigen, seine Nachprüfungen standen an. Zwar erst nach den Weihnachtsferien, doch er wollte nicht wieder so versagen wie bei der Prüfung. Es auf die Erschöpfung zu schieben war zwar einfach, doch diese Entschuldigung würde wohl kaum bei seinem Vater durchgehen.

Randy öffnete sein Medizinbuch, so konnte er die Wartezeit bis zu seinem Erschöpfungsschlaf wenigstens sinnvoll verbringen.
 

Das konnte doch nicht wahr sein. Wieder fand ein Zeichenblatt den Weg in den schon überquellenden Papierkorb.

Er konnte sich einfach nicht konzentrieren und der Grund war nur wenige Türen weiter. Wieso auch hatte er sich so gehen lassen?

Leroy schüttelte wütend den Kopf. Dieses grübeln brachte nichts. Es war passiert und er musste mit den Konsequenzen leben, was nicht hieß, dass er es auf sich beruhen lies. Er war noch nie dermaßen vorgeführt worden. Der Mischling wollte seinen Spaß und er hatte nichts besseres zu tun gehabt als mitzumachen, dass war so erbärmlich.

Obwohl es ihm auch gefallen hatte. Das was ihn so störte war, dass Keiji dabei geführt und die Kontrolle behalten hatte. Doch was seinem Stolz einen gewaltigen Dämpfer verpasst hatte war die ebenso die Tatsache, dass er ihn abgewiesen hatte. Das hatte sich bis jetzt noch niemand getraut, der nicht lebensmüde war. Dadurch hatte der Japaner sein Ego extrem angeknackst. Er war durchaus ansehnlich zumindest in einer Welt, die nur auf Oberflächlichkeiten fixiert war, hatte er noch nie Probleme gehabt.

Leroy gab einen abfälligen Laut von sich. Natürlich war er schön, dass war gar keine Frage. Immerhin war gutes Aussehen in seiner Familie Standard, dass bekam man mit dem Familiennamen gleich mitgeliefert.

Leroy stand auf und ging zu dem Spiegel, der an der Außentür seines Kastens angebracht war. Alles an ihm passte. Er war weder dick, noch klein. Seine Ohren standen nicht ab, seine Zähne waren nicht schief und Sommersprossen hatte er auch nicht. Also die größten Makel die es gab, besaß er nicht.

Nein, an seinem Aussehen lag es nicht, sonst wäre es gar nicht einmal soweit gekommen. Dann musste es mit seinem Charakter zu tun haben. Sie gerieten ja oft genug aneinander. Was den Japaner allerdings auch nie davon abgehalten hatte ihn zu küssen. Genau, er hatte ihn geküsst und nicht umgekehrt, also lag der Fehler nicht an ihm. Es konnte nicht an ihm liegen.

Leroy gab einen frustrierten Laut von sich. So kam er nicht weiter und er brauchte, besser wollte Klarheit. Warum er geküsst worden war und weshalb er aufgehört hatte. Eigentlich war die zweite Frage die, auf die er dringender eine Antwort wollte.

Der Schwarzhaarige verlies sein Zimmer und ging einige Türen weiter. Ohne anzuklopfen öffnete sie, nur um es im nächsten Moment gleich wieder zu bereuen.

Keiji stand, nur in Boxershorts, vor seinem Kasten und sah überrascht zur Tür. Erst nach einigen Schrecksekunden fand er seine Sprache wieder. „An das Ding, dessen Knauf du gerade in der Hand hältst, kann man auch klopfen.“

Klar konnte man das, doch Leroy würde jetzt nicht darüber diskutieren. Warum zum Teufel war der Kerl nicht angezogen? Es war mitten am Tag, da trug man Kleidung.

Leroy wollte eine entsprechende Frage stellen und hatte den Mund schon offen, schloss ihn aber wieder. Er wollte es gar nicht wissen, außerdem klang eine dementsprechende Frage auch blöd. Lieber sollte er auf den wirklichen Grund seines Besuchs zurückkommen. „Warum hast du mich geküsst?“

Der Halbjapaner sah ihn einen Moment verwundert an, ehe er wissend lächelte. „Ach das verschafft mir die Ehre deines Besuches. Du willst eine Antwort auf deine Frage.“

Er holte ein Shirt aus dem Schrank und zog es sich an.

Nein, eigentlich wollte er eine Antwort auf die Frage, wieso er aufgehört hatte, doch damit konnte er nicht so einfach herausplatzen. „Wisch dir dein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht, ich würde das nicht fragen, wenn ich keine Antwort wollte.“

Der Typ machte ihn manchmal wahnsinnig und das wo noch nicht einmal viele Worte gefallen waren. Seine Art reichte dafür schon.

„Nun…“ Keiji zuckte gelangweilt mit den Schultern. „Weil ich es eben wollte. Mir war gerade danach. Ist damit dein Wissensdurst gestillt?“

„Dir war danach?“ Gut, er hatte nicht gerade mit einem Liebesgeständnis gerechnet. Denn ehrlich gesagt hätte er ihn dann eiskalt ausgelacht, doch so etwas banales beleidigte ihn. Das hieß es hätte jeden treffen können, er war nur gerade zur Hand gewesen?

Leroy trat nun ganz ein und kam auf ihn zu. In einer, wie er es einschätzte, sicheren Entfernung blieb er stehen. „Und warum hast du dann aufgehört? Ist dir die Lust vergangen?“

Eigentlich sollte er ja froh darüber sein, wer wusste zu was es sonst noch gekommen wäre. So gesehen hatte er Glück wenn dem Anderen damals einfach die Lust vergangen war.

„Was willst du jetzt hören?“ Keiji legte den Kopf schief.

„Die Wahrheit.“

Der Blondhaarige lächelte amüsiert. „Es ist seltsam, dass es dich so interessiert. Du wirst doch nicht etwas dabei empfunden haben oder?“

„Antworte.“ Leroy ballte seine Hände zu Fäusten. Seine Geduld war nicht gerade unendlich.

„Ja, ich hatte keine Lust mehr. Du warst einfach nicht attraktiv genug.“

Das war der Gnadenstoß für sein sowieso schon angeschlagenes Ego. Er war nicht attraktiv genug? Das hieß, er war nicht schön genug? Das war eine Beleidigung, die er nicht auf sich sitzen lassen konnte.

Leroy wusste, dass das was er im Begriff war zu machen nicht intelligent war, doch es schien als hätte er keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Mit nur wenigen Schritten überwand er den Abstand zwischen ihnen und packte Keiji am Kragen seines Shirts. „Ich hasse dich.“

Mit diesen Worten küsste er den Jüngeren. Er wusste, dass seine Worte nicht gerade zu seinen Taten passten, aber seine Worte waren die Wahrheit und trotzdem mochte er ihn auch. Vielleicht weil er ihm ebenbürtig war, ja sogar überlegen auch wenn er das ungern zugab.

Er war etwas aufgeregt, denn wenn der Mischling diesen Kuss nicht erwiderte, dann machte er sich hier zu Affen. Doch zu seinem Glück spürte er eine leichte Erwiderung, die nur zu schnell inniger wurde. Ehe er es sich versah, spürte er eine Zunge die in seinen Mund wollte und öffnete seine Lippen.

Nein, so küsste man niemanden den man nicht attraktiv fand, dessen war sich Leroy sicher. Als dann noch zwei Hände dazu kamen, die sich auf seine Hüfte legten, war er überzeugt, dass zumindest der letzte Grund gelogen war.

Er unterbrach den Kuss und sah ihn triumphierend an. Vor allem, da er in Keijis Augen eher Unglauben erkennen konnte. Diese Runde hatte er gewonnen.

„Warum?“

Es war dieselbe Frage, die er zuvor gestellt hatte, wenn auch nur halb ausgesprochen. Doch Leroy wusste was gemeint war. „Mir war eben danach.“

Wie der Schwarzhaarige erwartet hatte, wurde der Halbjapaner daraufhin wütend.

Keiji packte seine Handgelenke und stieß ihn gegen die Schrankwand. Seine Handgelenke hielt er weiterhin fest und drückte sie gegen das Holz. „Du solltest kein Spiel spielen, dessen Regeln du nicht kennst, Leroy. Vor allem wenn du nicht bereit bist den vollen Preis zu zahlen.“

Was meinte er jetzt schon wieder damit? Von welchem Preis sprach er? Leroy konnte sich keinen Reim daraus machen, doch dann spürte er Keijis Lippen an seinem Hals. Aus einem Instinkt heraus legte er den Kopf leicht schief. War das der Preis von dem der Japaner gesprochen hatte? Und wie weit würde das gehen?

Allerdings musste er zugeben, dass Keiji durchaus wusste was er da tat. Etwas das ihm ein wenig Angst machte, doch er war nicht bereit das zuzugeben. Eher würde er sich die Zunge abbeißen.

Doch Keiji schien das zu merken und sah auf. Er lächelte leicht, während er seine Handgelenke losließ und einen Schritt zurücktrat. „Nein, du bist nicht bereit den Preis zu zahlen. Also solltest du das auch unterlassen. Es gibt Männer, denen es egal ist, ob du bereit bist oder nicht.“

Leroy hob die Hand und scheuerte Keiji eine. So eine Beleidigung, als ob er das mit jedem Anderen auch machen würde. „Ich hasse dich!“

Damit stürmte Leroy aus dem Raum.

Kapitel 32

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 33

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 33/?

Autor: Satnel

Email: Hanaru@sms.at

Genre: original, shonen ai, lemon

Kommentar: Neue Freunde, alte Feinde
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Das konnte doch nicht wahr sein, das durfte nicht wahr sein. Eine Hand stahl sich unter seine Short und berührte seine Männlichkeit. Erschrocken zuckte Randy zusammen und versuchte die Hand wegzudrücken. Doch der Erfolg blieb aus, stattdessen bekam er nur einige beruhigende Worte. Die funktionierten vielleicht bei Tieren aber nicht bei ihm.

Das Streicheln wurde intensiver und zeigte langsam aber sicher Erfolg.

Randy entkam ein Stöhnen und … wie so oft wachte er auf.

Hastig wischte er sich über die Augen. Er musste eingeschlafen sein, so ein Mist. Langsam aber sicher kam sein Traumpartner immer weiter in seinem Handeln. Randy hatte Angst davor, was passierte, wenn er es wirklich zu Ende brachte.

Erst jetzt bemerkte er das Klopfen, das ihn sicherlich aufgeweckt hatte. Er war dem Anderen dankbar, trotzdem wollte er niemanden sehen.

„Ich will nicht mit dir reden David!“ Warum verstand der Blondhaarige das nicht? Ein Nein, hieß nein.

„Randy? Ich bin es Sean. Ich würde gerne mit dir reden.“

Sean? Wie kam er in ihre Wohnung? Gerade ihn wollte er nicht sehen, deswegen hatte er sich hier doch eingesperrt. „Geh. Ich will nicht reden.“

„Wir müssen aber. Und das werden wir, wenn es sein muss eben durch die geschlossene Tür.“

Bloß nicht. Ihn hatte sicher jemand hereingelassen und dieser jemand war bestimmt noch da. Doch von dieser Sache sollte niemand etwas mitbekommen. Schon gar nicht David oder Daniel. Sie wussten von seinen Träumen, aber das war schon alles, diese Sache ging sie nichts an.

Randy hastete zur Tür, schloss sie auf und zog Sean ruckartig in den Raum. Hinter ihm verschloss er die Tür wieder. Er hatte keine Lust, das sich David vielleicht zu ihnen gesellte. Wenn sie schon darüber reden mussten, dann ging das nur sie Beide etwas an. Wobei er ehrlich gesagt nicht darüber reden wollte, so konnte nie Gras über die Sache wachsen. „Also was willst du?“

Ihm war bewusst das sein aggressiver Ton keineswegs dazu diente die Situation zu verbessern. Doch irgendwie hatte er sich gerade nicht unter Kontrolle.

„Mit dir über diesen Vorfall reden. Eigentlich will ich nur einen plausiblem Grund für den Kuss.“ Trotz des provozierenden Tons von Randy blieb Sean ruhig.

„Warum kannst du ihn nicht einfach vergessen?“ So wie er es auch halten würde. Es war ein Fehler gewesen und der gewünschte Effekt war ausgeblieben. Aus diesem Grund konnten sie es auch gleich wieder vergessen.

„Weil ich immer wieder daran denke, solange ich nicht weiß weshalb du das gemacht hast.“

„Das kann ich nicht. Aber ich kann dir sagen weswegen ich das nicht gemacht habe. Ich habe es nicht gemacht, weil ich dich liebe und ich habe es auch nicht gemacht weil ich etwas für dich empfinde.“ Nicht das der Brasilianer auf falsche Gedanken kam.

„Warum dann?“ Sean sah ihn verständnislos an.

Also hatte er wirklich an diese Gründe gedacht? Am liebsten würde er im Boden versinken. Was hatte er das letzte Mal als Ausrede gebraucht? Das musste er jetzt nur glaubhaft rüberbringen, dann würde er seine Ruhe haben.

Krampfhaft versuchte sich Randy daran zu erinnern, welchen Grund er ihm genannt hatte. Doch es fiel ihm nichts ein. Er hatte ihn geküsst und dann… Oh Gott, er war einfach weggelaufen, ohne eine Erklärung. Kein Wunder, das er auf einmal hier stand. Er wollte einer Erklärung. Die er ihm aber nicht geben konnte.

„Neugier. Es war einfach nur Neugier.“

„Neugier?“ Sean sah ihn einen Moment lang stirnrunzelnd an, bevor er anfing zu lächeln.

Randy ahnte nichts Gutes dabei und wich vorsichtshalber etwas vor ihm zurück. Er kannte seine Träume, der Abstand zwischen ihnen konnte gar nicht groß genug sein damit er sich sicher fühlen konnte.

Fragend beugte sich Sean etwas vor. „Geht deine Neugier nur bis zu einem Kuss oder willst du es vertiefen? Nicht das du mich plötzlich auf dem Schulflur anfällst. Nur so aus Neugier.“

Bei seinen ersten Worten erstarrte Randy, doch der letzte Satz zeigte ihm, das Sean ihn nur auf den Arm nahm.

Sauer verschränkte er die Arme vor der Brust. „Keine Sorge, das wird nicht passieren. Der Kuss war schon völlig unzureichend. Auf eine Fortsetzung bin ich nicht gespannt.“

„Ach wirklich? Nun aller guten Dinge sind drei, vielleicht sollte wir das wiederholen? Immerhin hab ich nicht damit gerechnet so einfach überfallen zu werden.“ Sean verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust.

„Selbst Schuld wenn man sich überfallen lässt.“ Langsam begann das hier Spaß zu machen. Vielleicht hatte er Sean falsch eingeschätzt. Sonst lies er sich doch auch nicht von äußeren Eindrücken beeinflussen. Schon gar nicht von Träumen, wie blöd war er gewesen? Träume waren nicht die Realität und das wusste er.

Sean sah ihn an und fing zu lachen an.

Randy stimmte, wenn auch nur zögernd mit ein.

„Gut, belassen wir es eben bei diesem Grund.“ Sean beruhigte sich wieder, grinste jedoch noch immer.

„Weißt du, du bist mir sympathisch. Zwar komisch, aber ich kann dich leiden.“

„Komisch? Warum bin ich komisch?“ Und worauf wollte Sean mit seinen Worten hinaus? Randy verstand den Sinn dahinter nicht ganz.

„Nun ja nicht jeden Tag fällt jemand in Ohnmacht wenn er mich sieht. Es ist zwar durchaus schmeichelhaft für mich, doch auch komisch.“ Der Brasilianer legte nachdenklich einen Finger an die Wange.

„Oh das.“ Ja, das war wirklich peinlich gewesen und Randy wäre es lieber wenn alle Anwesenden es bereits vergessen hätten. Doch das war wohl nur Wunschdenken, es sei denn die halbe Schule litt an Demenz. Und vom Alter der Anwesenden, der genetischen Wahrscheinlichkeit und der Statistik her war das eher unwahrscheinlich.

Also musste er wohl damit leben, genug Probleme hatte es deswegen sowieso schon gegeben. Auch wenn er zu gern wüsste, welches kranke Gehirn auf die Idee gekommen war, das er der Geliebte von Ricky sein könnte. Er hatte ja schon Angst davor, überhaupt mit ihm zu reden.

Sean zuckte beifällig mit den Schultern. „Na ist ja auch egal. Worauf ich hinaus will, vergessen wir den Kuss einfach. Ich würde gerne mit dir befreundet sein.“

Überrumpelt sah Randy ihn an. „Was?“

Das kam jetzt sehr überraschend. Doch das mit dem vergessen klang gut, sehr gut sogar. Es war eine Sache zwischen ihnen und das würde sich nicht wiederholen, also konnten sie es getrost vergessen. Und Freunde konnte man immer gebrauchen. Auch wenn es nicht so aussah, er fühlte sich hier noch immer etwas einsam. Keiji, Daniel und David waren ja auch nicht immer um ihn und alles konnte er ihnen auch nicht erzählen.

Randy nickte leicht. Man konnte es ja einmal versuchen. „Warum nicht?“

„Super. Du kannst mich auch jederzeit überfallen, wenn dir danach ist.“ Sean grinste frech.

Wollten sie das nicht eigentlich vergessen? Lange hatte dieser Vorsatz ja nicht gehalten.

Doch als Randy etwas sagen wollte, hob der Schwarzhaarige nur beschwichtigend die Hände.

„Sorry, das war das letzte Mal.“

„Hoffentlich.“ Randy wusste nämlich nicht ob eine Freundschaft möglich war, wenn das immer wieder aufgewärmt wurde. Das wäre schade, da der Brasilianer auf ihn einen sehr sympathischen Eindruck machte. Von seiner Angst war fast gar nichts mehr zu merken. Natürlich hielt er noch etwas Abstand von ihm, doch das war nur natürlich.

Sean deutete hinter sich auf die Tür. „So nebenbei solltest du dich wieder einmal bei deinen Freunden blicken lassen. Ich kann nicht für Daniel sprechen, aber David macht sich Sorgen um dich.“

Als ob er das nicht wüsste. David und natürlich auch Daniel hatte er ziemlich großes Kopfzerbrechen bereitet. Im Nachhinein tat ihm das auch leid, aber so kindisch sein Handeln auch war, in diesem Moment war es ihm einfach als einzige Lösung eingefallen.

Randy nickte. „Ich sollte mich wohl bei ihnen entschuldigen.“

Das war das mindeste was er nun machen konnte. Sobald sich eine Möglichkeit ergab würde er das aber wieder gut machen.

Mit diesen Entschluss ging er zur Tür und öffnete sie. David war bestimmt noch da, bei ihm konnte er anfangen.
 

Die Tür des Zimmers knallte gegen die Wand. Es war ein deutliches Krachen zu hören. „Leroy!“

Keiji stand wütend in der Tür und funkelte den Amerikaner an.

Dieser sah nur unbeeindruckt von seinen Skizzen auf. „Ja?“

Das war ja wohl der Gipfel der Unverschämtheit. Wie konnte er nach dem was er getan hatte nur so ruhig sein? „Wieso hast du das gemacht?“

„Was?“ Leroy lächelte ihn gelassen an.

Er wusste genau wovon er sprach, dieses Grinsen bewies es. Keiji konnte nicht leugnen, das er damit gerechnet hatte. Allerdings hatte er nie geglaubt das Leroy wirklich so blöd war. Er hatte seine Intelligenz wohl über- und seine Abgebrühtheit unterschätzt.

„Ich rede von George.“

„Ach das.“ Leroy lächelte wissend.

„Wie geht es ihm? Ich hoffe die Blutergüsse verheilen wieder. Es wäre zu schade, wenn er bleibende Schäden davontragen würde.“

Diese Frechheit raubte Keiji doch wirklich für einen Moment die Sprache. Er verprügelte das Top Model der Schule und erkundigte sich dann mit Unschuldsmine nach seinem Befinden, an dem er höchstpersönlich Schuld war. „Was hast du dir dabei gedacht? Falls du es nicht weißt, George hat Verträge die er einhalten muss. Was wenn er dich dafür verklagt und das kann er, wie du weißt.“

„Und?“ Leroy stand unbeeindruckt auf und begann ein paar Blätter zusammenzuschlichten.

„Was?“ Wieso lies ihn das so unbeeindruckt? Eine Anzeige war nichts, das man auf die leichte Schulter nahm.

„Es fällt nur auf meine Familie zurück. Wir haben ausgezeichnete Anwälte, da mach ich mir keine Sorgen. Doch warum interessiert es dich? Das ist doch alleine meine Angelegenheit.“ Leroy sah ihn nun an. Doch es lag kaum Interesse in seinen Blick.

„Du hast weder etwas mit mir zu schaffen, noch bist du mein Aufpasser, es sei denn du hast dich selbst dazu ernannt. In diesem Fall ist es dein, nicht mein Problem.“

Warum er sich darum kümmerte? Natürlich weil Leroy sein Mitbewohner war und er sich um ihn sorgte. Nein, bei dieser Überlegung war etwas falsch, er sorgte sich sicher nicht um diesen Kerl. Immerhin brockte er sich die meisten Probleme selbst ein. „Weil sich alle bei mir beschweren.“

„Tja.“ Leroy ging mit den Blättern zu einem Regal und legte diese hinein. „Wie ich sagte, das ist nicht mein Problem. Noch dazu will ich dich bitten, mich nicht immer mit deinen Problemen zu belästigen. Ich muss noch meine Präsentation für das Schulfest beenden.“

„Was glaubst du eigentlich wegen wem ich diese Probleme habe?“ Langsam riss Keiji der Geduldsfaden. Vor allem der gelangweilte, völlig unbeteiligte Ton von Leroy machte ihn wütend. Er war an allen Schuld, wie konnte er dann so tun, als ginge ihn das alles nichts an?

Leroy sah ihn musternd an. „Ziehst du dich bitte aus.“

Es war keine Frage, auch wenn ein Bitte dabei war.

Aus dem Konzept gebracht sah Keiji ihn verwirrt an. „Was?“ Wie kam Leroy jetzt darauf? Und vor allem was bezweckte er damit?

„Du sollst dich ausziehen. Ich brauche immerhin noch deine Maße und wenn du schon da bist, kannst du dich auch nützlich machen. Interessantes hast du ja ohnehin nicht zu sagen.“

„Wie kannst du jetzt daran denken?“ Diese Ruhe wollte er auch einmal haben. War seine Familie wirklich so einflussreich, das er sich so etwas einfach leisten konnte? Eigentlich hatte er sich nie wirklich darüber erkundigt.

Leroy holte ein Maßband aus einer Schublade. „Ich denke an meine Vorstellung und wie ich sie erfolgreich hinter mich bringen kann. Was aber nicht funktioniert, wenn mein Model herumzickt. Aber du hast ja gesehen was es dem Letzten eingebracht hat, deswegen hoffe ich, das du kooperativer bist.“

Also nur deswegen? Er hätte es ahnen müssen. Wer Leroys Stolz verletzte und nicht nach seiner Pfeife tanzte, lebte eben gefährlich. Außer ihm natürlich.

Keiji öffnete sein Hemd und zog es aus. Irgendwann mussten sie es ja machen und er hatte sich gut genug im Griff, um es nicht so wie das letzte Mal enden zu lassen. Obwohl er nicht glaubte, das Leroy wieder auf so etwas einsteigen würde.

Als er die Hose ausgezogen hatte drehte er sich zu Leroy um.

Dieser sah ihn nur abwartend an. „Na endlich.“

Wenn er so weitermachte, würde heute noch etwas passieren und das hatte eindeutig etwas mit Gewalt zu tun. Besser sie brachten das schnell hinter sich.

Diesmal lag keine Erotik oder was immer das letzte Maß nehmen sabotiert hatte, in der der Luft. Eher war es ein eisiger Hauch, aber so schafften sie es wenigstens das zu beenden.

Keiji zog sich wieder an, während Leroy sich noch einige Notizen machte. „Ich hoffe du kannst dich in Zukunft mehr beherrschen. Zumindest noch bis zum Schulfest.“

Mehr konnte er nicht verlangen, doch wenn sich Leroy daran hielt würde ihm das seine Arbeit erleichtern.

„Ich wüsste nicht warum ich mich nach dir richten sollte? Du bist weder mein Freund, noch mein Bruder oder Vater. Es gibt keinen Grund warum ich mich deinen Wünschen beugen sollte.“

Anscheinend hatte er beim letzten Mal sein Ego mehr als nur angekratzt, doch das war auch der Sinn gewesen. Wenn er jedoch geahnt hätte, was sich daraus entwickelte hätte er es anders gemacht. Doch nun lies es sich nicht mehr ändern. „Ist es wegen dem letzten Mal?“

Leroy sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Du überschätzt deinen Wert maßlos. Als ob ich Wert auf deine Anerkennung legen würde.“

Also war es wirklich deswegen. Nun gut, er hatte es ja herausgefordert.

Keiji wand sich seufzend um. „Glaubst du deine Eltern freut es, wenn du ihnen solche Probleme machst?“

Vielleicht legte er keinen Wert auf seine Meinung, doch seine Eltern waren ihm wichtig. Als keine Erwiderung kam, wusste Keiji das er einen Nerv getroffen hatte. Hoffentlich hielt es lange an, er wollte keine neuen Probleme. Die Dinge waren gut so wie sie waren, diesen Abstand wollte er doch zwischen ihnen. Warum es ihn dann störte wusste er selbst nicht.

Er verließ das Zimmer. Das war bestimmt nur eine Gefühlsverirrung weil es in letzter Zeit so gut zwischen ihnen gelaufen war, doch das war nicht gut wie die Erfahrung zeigte. Da war es besser wenn Leroy wieder so wurde wie früher, da konnte er ihn eher ablehnen.

Kapitel 34

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 34/?

Kommentar: Unerwartete Geschenke
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Ah, hier hast du dich also versteckt.“

Bei der bekannten Stimme sah Daniel auf, allerdings nur für einen Moment. Mehr Zeit konnte er gerade nicht entbehren, da er sonst vergas wie es weiterging. In seinem Kopf fügten sich die Zahlenkolonnen gerade so passend zusammen. „Einen Moment.“

Erst nachdem er die letzten Befehle eingegeben hatte, lehnte sich Daniel zufrieden zurück. Geschafft, damit war sein Beitrag für Informationstechnik auch erledigt. Das Computerprogramm konnte sich sehen lassen, den Rest mussten seine Studienkollegen machen. „Was ist?“

Ryan grinste leicht und wedelte mit der Hand, in der sich einige Blätter befanden. „Ich schätze, hier halte ich den heiligen Gral in meinen Händen.“

Nachdenklich runzelte Daniel die Stirn und musterte die Blätter, während Ryan zu ihm kam. Was sollte diese Anspielung? Schon weil er sich nicht vorstellen konnte, um welche Blätter es sich handelte.

Sein Sicherheitschef blieb vor ihm stehen und hielt die Blätter so, dass sie direkt zwischen Daniels Augen und dem Bildschirm hingen.

Als der Ältere sah um was es sich handelte, weiteten sich seine Augen überrascht. Hastig griff er nach den Zetteln und sah sie kurz durch. „Das sind die restlichen Vorstellungen. Alle.“ Sein Blick richtete sich wieder auf Ryan, bevor er wieder auf die Zettel fiel.

„Wie hast du das geschafft?“

Verlegen grinste Ryan. „Ach, mit den richtigen Argumenten… du ahnst nicht wie schnell man da Resultate bekommt.“

Daniel verkniff es sich weiter nachzufragen, vor allem weil er wusste was Ryan meinte. Auch wenn er diese Art nicht mochte, so musste man bei manchen Leuten wohl wirklich härter durchgreifen. Aus diesen Gründen verkniff er sich eine Rüge bezüglich Ryans Methoden.

Dieser setzte sich mit dem Rücken zu ihm auf den Tisch. Nur den Kopf wand er in Daniels Richtung. „Ohne das kommt keiner von uns weiter. Ich kann keine Sicherheitsvorkehrungen treffen, wenn ich nicht weiß was auf uns zukommt und weder du noch Keiji und schon gar nicht Marcus können irgendwelche Planungen machen. Das nervt mich und da dachte ich einfach, das ich der Sache selbst nachgehen kann.“

„Hat es Spaß gemacht?“ Ganz bestimmt hatte es das, ansonsten hätte Ryan nach dem Ersten aufgehört. In dieser Hinsicht war er seinem Halbbruder ziemlich ähnlich, wenn Ryan auch wusste was Verantwortungsbewussten bedeutete.

„Ja, eigentlich schon. Also du kannst mich das nächste Mal auch gerne als Eintreiber benutzen.“ Grinsend warf der Schwarzhaarige einen Blick auf den Computer.

„Und was machst du hier?“

„Ich fliehe vor dem Chaos.“ Traurig aber wahr, der Raum des Schülerrats war der einzig ruhige Raum im ganzen Schulgebäude. Überall sonst wurde für das Fest hergerichtet. Selbst in seiner eigenen Wohnung fand er keine Ruhe. Zwar kam Randy wieder aus seinem Zimmer heraus, doch David meckerte die ganze Zeit über das Stück seines Filmkurses und wenn er das nicht machte, dann trommelte er stets mit seinen Sticks auf irgendwelchen Sachen herum. Als Übung für seinen Auftritt mit der Schulband, wie er es nannte. So gern er seine Mitbewohner auch hatte, er wurde verrückt in seiner Wohnung.

„So wie die Meisten. Das Schulfest scheint viele verrückt zu machen. Meine Mitbewohner sind genauso.“ Ryan fuhr sich mit einer Hand genervt über das Gesicht.

„Die ganze Zeit höre ich nur Gegenfragen oder Ausflüchte wenn ich etwas wissen will. Das alles nur wegen einer Debatte, die zu ihrer Vorstellung gehört. Ohne Frage meine beiden Mitbewohner werden einmal ganz prächtige Politiker.“

Daniel lächelte nur mitfühlend. Er konnte das verstehen.

Die Tür des Raumes öffnete sich und ein italienischer Fluch erklang.

„Oh, ihr seid hier?“ Lance sah die Zwei ohne sonderliche Überraschung, oder gar Interesse an. Deutlich sauer ließ er sich auf seinen Sessel sinken.

„Und was treibt dich hierher?“

Daniel wand sich während dieser Frage wieder seinem Computer zu. Er kam nicht gut mit Lance zurecht, weswegen er die Konversation gerne Ryan überließ.

„Der Chorleiter. Ich soll mich unbedingt in den Chor einfügen, dabei habe ich dazu überhaupt keine Lust. Wenn ich im Chor singen wollte, dann würde ich in die Kirche gehen. “ Lance seufzte leise.

Was kein Problem darstellen würde. Ihre Schule war offen für alle Arten von Religion, außer denen die verboten waren, wie Satanisten und alle anderen die Opfer als Notwendigkeit ansahen. Daniel selbst hatte anfangs die christlichen Gottesdienste besucht, doch mit der Zeit war er da immer nachlässiger geworden.

„So wie es aussieht fallen unsere Proben die nächste Zeit flach. Wenn Keiji nicht auftaucht, ist es sowieso sinnlos.“ Lance hob einen Finger in Daniels Richtung.

„Was aber nicht heißt, das der Auftritt sich damit auch erledigt hat.“

„Meinetwegen.“ Ihm war dieser Auftritt ja völlig egal. Doch Lance schien er wichtig zu sein, weswegen Keiji und er ihm seinen Willen zugestanden.

Daniel klappte den Laptop zu und stand auf. „Ich muss nun meinen Beitrag abgeben.“

Die Zettel hochhebend, nickte er Ryan zu. „Noch einmal danke dafür. Ich werde euch noch mitteilen wann die nächste Versammlung stattfindet, wenn ich mit Marcus geredet habe.“ Nun konnte dieser ja eine Zeiteinteilung machen, so das sie ein Programm hatten. Das Restliche war reine Routine, an die sich dann alle zu halten hatten. Es war gut in dieser Sache nicht auf die Zustimmung Schüler angewiesen zu sein. Das machte sowieso nur alles komplizierter.
 

Die Augen schließend, seufzte Keiji als er die Schritte im Flur hörte. Sie kamen direkt auf sein Zimmer zu, was nur eines bedeuten konnte.

Einen Moment später, wurde auch schon die Tür aufgerissen und Leroy warf ihm ein Bündel Stoff entgegen. „Hier.“

„Was?“ Automatisch fing er die Kleider auf und legte sie ab. Im Gegensatz zu seinem Mitbewohner blieb er ganz ruhig. Er wusste warum Leroy sauer war. Schließlich war er der Auslöser dafür, das sich die Stimmung seines Mitbewohners schon seit Tagen nicht besserte.

„Zieh dich aus und das an. Ich habe mein Projekt fertig und ich muss wissen, ob es sitzt.“ Leroy deutete auf das Kleiderbündel, das Keiji auf den Tisch abgelegt hatte.

Keiji holte einmal kurz Luft, um Leroy klar zumachen das er nun wirklich keine Zeit hatte, überlegte es sich dann aber anders. Das hatte keinen Sinn, immerhin war sein Gegenüber Leroy. Je schneller er seinen Aufforderungen nachkam, umso schneller konnte er sich wieder seiner Arbeit zuwenden. Sein Architekturprojekt stand kurz vor dem Abschluss, weswegen er nun keine Verzögerungen mehr wollte. Je schneller es fertig war, umso früher musste er sich nicht mehr darum kümmern.

Die Arme vor der Brust verschränkt musterte ihn Leroy.

Gelassen begann Keiji sich auszuziehen. Er hatte kein Eile, vor allem weil er nicht wusste, aus was Leroys Kreation bestand. Es sah auf jeden Fall nicht wie ein Anzug aus.

Ungeduldig wippte Leroy mit seinem Fuß auf und ab.

Gerade diese Geste veranlasste Keiji dazu noch langsamer zu werden. Nur noch in Unterwäsche, hob er das Shirt hoch und zog es sich über. Es lag ziemlich eng an und hatte einen Aufdruck, den Keiji nicht entziffern konnte. Die dazugehörige Jeans machte da keinen Unterschied, wenn sie auch keinen Aufdruck hatte. Allerdings saß der Bund ziemlich tief, so das das Shirt nur sehr knapp seinen Bauch bedeckte. Er kam sich vor wie ein Mädchen. Ob das Leroys Rache war? Aber er würde sein eigenes Projekt doch nicht dazu verwenden sich an ihm zu rächen, oder?

Keiji warf einen Blick zu Leroy, der ihn mit einem undeutsamen Blick musterte.

Kurz schloss er die Augen und als er sie wieder öffnete waren sie wieder ernst. „Nun, es sieht ganz gut aus. Ich denke wenn es zum Schluss mit Emanuels Schmuckkreation abgestimmt und vervollständigt wird, kann man es vorzeigen.“

Er kam zu Keiji und prüfte den Sitz an Schultern und Hüfte. „Turnschuhe müssten dazu passen. Schließlich ist es als Alltagskleidung gedacht. Vielleicht noch etwas über das Shirt, aber das muss ich noch überdenken.“

Fasziniert beobachtete Keiji seinen Mitbewohner. So konzentriert hatte er den Älteren bis jetzt nur selten erlebt. Auch wenn er behauptete, das er das nur für seine Mutter machte, so war er doch mit Eifer dabei. Schon alleine wie er ihn nun musterte und sich nachdenklich auf die Unterlippe biss zeigte, das er ernsthaft über diese Sache nachdachte. „Und gefällt dir was du siehst?“

Unwillkürlich hatte er diese Frage gestellt. Leider hatte sie nicht so sarkastisch geklungen wie sie es sollte.

Überrascht sah Leroy auf. Nur langsam nickte er. „Natürlich gefällt es mir, ansonsten müsste ich starke Selbstkritik üben. Es ist immerhin meine Aufgabe, das meine Kreation und das Model zusammenpassen. Wenn mir das nicht gefallen würde, dann hätte ich einen Fehler gemacht.“

Natürlich, wie hatte Keiji auch etwas anderes denken können? Es war klar, das Leroy keinen Fehler sah, wenn er ihn auf seiner Seite suchen musste. Das eben war kein Lob an ihn, sondern pures Eigenlob. Eben typisch Leroy. Keiji seufzte und zog sich bereits wieder das Shirt aus und sein eigenes an. „Ich muss noch etwas erledigen. Hast du nun alles das du benötigst?“

Eine weitere Unterbrechung wollte er nun wirklich vermeiden.

„Ja.“ Leroy legte seine Kleider wieder zusammen. Sein Blick legte sich auf Keiji.

„Tu mir einen Gefallen und mach bis zur Vorstellung nichts unbedachtes. Ich benötige ein Modell, das wie eines aussieht.“

Der Japaner erwiderte dieses Kommentar gelassen. „Keine Sorge. Ich lebe mit dir zusammen und erfreue mich noch bester Gesundheit. Also gibt es nichts, was ich fürchten müsste.“

Genau, das größte Risiko stellte noch immer Leroy für ihn dar. Er wollte ihn auf Abstand halten und doch gab es Momente wie eben, wo er seine guten Vorsätze einfach vergas. Zum Glück hatte er den Amerikaner so sehr verärgert, das dieser selbst nichts mehr von ihm wollte.

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“ Mit diesen gemurmelten Worten verließ Leroy den Raum.

Verwirrt sah Keiji dem Anderen nach und schüttelte dann den Kopf. Egal, er musste nun sein Projekt beenden, alles andere konnte Warten.

Kapitel 35

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 35/?

Kommentar: Gefühlsverwirrung
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Leroy schloss die Tür seines Zimmers hinter sich und lehnte sich dagegen. Eine Hand legte sich unbewusst auf seine Brust. Verdammt, was war das eben nur? Für einen Moment hatte er vergessen was der Japaner ihm angetan hatte. In seinen Kleidern sah er einfach unglaublich gut aus, richtig sexy. Ein Ausdruck, denn Leroy sonst nur mit Mädchen in Verbindung brachte, nicht mit Jungs. Trotzdem, es gab keine andere Bezeichnung, die diesem Bild das sich ihm geboten hatte gerecht wurde. So konnte er ihn nicht auf den Laufsteg schicken. Er würde sich danach ja nicht mehr vor Angeboten retten können und das war eine Vorstellung, die Leroy missfiel.

Er starrte auf die Kleider in seinen Armen. Abändern konnte er sie auch nicht, er war ein Künstler und jede Nachbesserung würde sein Kunstwerk nur zerstören. Die einzige Möglichkeit wäre, eine gänzlich neue Kollektion zu machen und dafür reichte die Zeit nicht, außerdem gefiel ihm der jetzige Entwurf. Er sah einfach toll an dem Japaner aus, was dieses Problem ja überhaupt erst aufwarf. Als Designer war er stolz auf sein Projekt, doch er wollte nicht das Andere Keiji so sahen wie er eben. Normalerweise war das Model da um die Mode zu präsentieren und nicht umgekehrt, so wie es hier der Fall war.

Sich einen Weg durch das Chaos bahnend, das er bei seiner Projektarbeit produziert hatte, erreichte Leroy das Bett und legte die Kleidung darauf. Seine Hände daneben aufstützend, dachte er über sein Problem nach. Dabei sollte es gar kein Problem geben, er war ein Profi, oder wollte es werden, vielleicht. Auf jeden Fall gab er sich diesmal als Profi aus und als solcher musste er auch wie einer handeln. Keiji war sein Model und somit Mittel zum Zweck, das war er immer. Das waren alle nicht blutsverwandten Menschen für ihn.

Sich aufrichtend, betrachtete er das Bild der Vernichtung in seinem Zimmer. Ein Teil war nach Keijis letzten Besuch zur Bruch gegangen und der Rest in seiner kreativen Schaffensphase. Das stellte aber kein Problem dar, da er hier sowieso nichts besaß das ihm wichtig war. Viele Dinge im Leben ließen sich ersetzen, so sah die Realität aus.

Leroy ging zu seinem Schreibtisch und hob ein Photo auf. Das waren Emanuels Entwürfe, die Vorlage für sein Design. Es musste alles stimmig sein und nur dieses Mal hatte er sich dem Willen eines Anderen gebeugt. Wenn sich alles zusammenfügte, dann würde das Endergebnis atemberaubend aussehen. Das Ergebnis, das Keiji präsentieren würde, es lief doch immer wieder darauf hinaus.

Mit einem Fluchen setzte sich Leroy an seinen Tisch. Nein, es musste eine Lösung her und wenn es das Gesamtbild zerstörte war es ganz nach seinem Geschmack. Ein Oberteil, das man über das Shirt anziehen konnte, musste einfach reichen.

So konnte er sich wenigstens seine Ruhe sichern. Keiji war schließlich sein Mitbewohner. Wenn er zuviel Aufmerksamkeit auf sich zog, dann hätten sie hier bald keine Ruhe mehr. Das hier war ein Jungeninternat und Leroy war nicht so dumm nicht zu ahnen was passierte, wenn die Insassen einmal Blut geleckt hatten. Außerdem war es bewiesen, das Lust beizeiten schon einmal das Hirn lahm legte. Die seltenen Versuche ihm gegenüber bewiesen das.

Nein, solche Dinge wollte er sich hier ersparen. Also musste er etwas gegen sein eigenes Outfit machen, das tat ihm in der Seele weh, war aber notwendig.

Sein Stift fuhr über den Skizzenblock, dabei warf er immer wieder einen Blick auf das Photo neben ihm. Seine Entscheidung war gefallen, Keiji konnte nicht so auf den Laufsteg gehen und sei es nur, um seinen Seelenfrieden zu garantieren.

Er empfand nichts für den Japaner, er wollte nur seine Ruhe. Ein Ding der Unmöglichkeit, wenn die Schüler erst merkten wie toll dieser aussehen konnte. Das lag bestimmt auch in Keijis Interesse, da war sich Leroy ganz sicher. Wenn es ihn auch nicht sonderlich interessierte was dieser wollte. Schließlich war hier schon immer alles nach seinem Willen gegangen.
 

„Hunger?“

Bei dieser Frage sah Randy auf und strich sich über die Stirn. Sein Blick irrte durch den Raum, nur um festzustellen, das er und sein Gesprächspartner bereits alleine waren. Ein Blick auf die Uhr verriet auch den Grund. Es war bereits seit längerer Zeit Mittagspause. „Oh, ich muss die Zeit vergessen haben.“

„Dachte ich mir.“ Sean trat zu ihm und nahm Randy kurzerhand den Pinsel aus der Hand.

Erschrocken wich Randy zurück, bevor ihm überhaupt bewusst wurde was er tat. „Entschuldige.“

Egal was sie beschlossen hatten, der Fluchtreflex blieb. Seine Bemühungen der letzten Zeit zeigten durchaus Früchte, sein Ziel Sean aus dem Weg zu gehen hätte er sicher erreicht. Nur leider war das nun nicht mehr sein Ziel und auch Sean musste diese Reaktion von ihm ziemlich verletzen, wenn er es sich auch nicht anmerken ließ.

Skeptisch sah ihn der Brasilianer an. „Weißt du, dagegen sollten wir etwas machen. Ich komme mir sonst immer so vor, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Außerdem ruiniert das meinen Ruf.“

Als ob er solch eine Macht hätte. Er war nur ein ruhiger, seltsamer Junge, der nun doch kein Verhältnis mit Ricky hatte. Man kannte ihn nicht einmal und Randy war das nur Recht so. „Es tut mir leid.“

Randy wusste nicht was er sonst sagen sollte. Solche antrainierten Reaktionen ließen sich nur schwer loswerden, obwohl er hart daran arbeitete. „Ich arbeite daran.“

Sean streckte ihm die Hand entgegen.

Fragend sah Randy zuerst Seans Hand und dann sein Gesicht an. Was erwartete er nun von ihm?

„Na komm schon, ich verspreche dir ich beiße auch nicht.“ Bei diesen Worten machten seine Finger eine auffordernde Geste.

Zögernd streckte Randy die Hand aus, stoppte aber kurz bevor sich ihre Hände berührten. Es schien irgendeine Art von Barriere zu geben, die sie voneinander trennte. Was verrückt war, immerhin hatte er den Anderen schon geküsst und auch berührt. Das Einzige das ihn davon abhielt, war seine Einbildung.

Entschlossen überwand Randy die letzten Millimeter und berührte Seans Hand.

„Und? Ist es so schlimm?“ Sean zwinkerte ihm frech zu und führte ihn so zur Tür.

„Ähm?“ Wollte er ihn jetzt so durch die Flure führen? Das wäre vielleicht nicht so gut, wenn er sich seinen Ruf bewahren wollte.

Bei Randys unartikulierten Einwurf wand sich der Ältere um. Sein Blick folgte dem Randys und er grinste. „Oh, das.“

Damit ließ er die Hand los. „Wenn wir noch etwas zu essen wollen, sollten wir uns beeilen.“

Das war natürlich Unsinn, es gab hier genug für jeden von ihnen. Ihre Eltern zahlten schließlich dafür, das es ihren Lieblingen an nichts fehlte. Schweigend gingen sie nebeneinander her. Auch wenn sie beschlossen hatten Freunde zu werden ging das nicht so einfach. Alleine es zu beschließen reichte nicht, um es Realität werden zu lassen. Doch Randy lag wirklich viel daran.

„Was machst du eigentlich beim Schulfest?“

Die plötzlich gestellte Frage, riss Randy aus seinen Gedanken. „Wie?“

Sean deutete in die Richtung aus der sie gerade kamen. „Du hilfst die ganze Zeit bei den Requisiten, aber im Grunde hast du doch nichts damit zu schaffen. Also musst du mit deinem Beitrag schon fertig sein. Jetzt interessiert es mich natürlich aus was der besteht.“

„Oh, das.“ Randy lächelte leicht. Nein, sein Beitrag für das Fest war noch lange nicht fertig. Im Grunde konnte er seinen Beitrag erst leisten, wenn das Fest stattfand.

„Ich spiele Krankenpfleger.“ Bei Seans fragenden Blick, merkte er das er diese Sache weiter ausführen musste.

„Beim Fest bin ich mit einigen anderen meines Medizinkurses als Erste Hilfe Team eingeteilt. Wir kümmern uns um die ganzen kleinen Dinge, die bei solchen Festen auftauchen. Kleine Verletzungen, Kreislaufschwächen, Hitzschläge.“ Er warf einen Blick aus dem Fester, wo der Himmel trotz der frühen Tageszeit schon ziemlich dunkel war.

„Obwohl es jetzt wohl eher Erfrierungen sein könnten.“ Nicht, das so etwas wirklich passieren würde. Selbst wenn, war das nicht ihre Aufgabe. Alles was sie hatten war ein umdekoriertes Klassenzimmer. Wenn es wirkliche Notfälle gab, wurden diese in den Sanitätsraum gebracht. Schließlich waren sie alle noch in der Ausbildung, solche Dinge wären unverantwortlich.

„Also kann ich das nächste Mal, wenn ich mir mit dem Hammer auf den Daumen schlage, zu dir kommen?“ Sean grinste frech bei dieser Bemerkung.

Randy erwiderte das Lächeln leicht. „Wenn es während des Schulfestes ist, sicher. Aber ich glaube nicht, das ich dir dann helfen kann. Gegen so etwas hilft nur sofortiges kühlen.“

„Schade und dabei dachte ich unsere Schule hätte gegen alles ein Wundermittel. Bei den ganzen Genies hier.“

„Wir sind auch nur Menschen, keine Magier. Der menschliche Körper ist ein ziemlich komplexes System das wir niemals ganz verstehen werden. Wir müssen ihn erst erforschen und da sind wir gerade erst am Anfang.“ Als er Seans Gesicht sah, wand er verlegen den Blick ab.

„Entschuldige.“ Gerade waren wohl wieder die Pferde mit ihm durchgegangen. Es war nur so, das sich Randy eben für Medizin begeisterte. Das hing nicht nur damit zusammen, das sein Vater ein Krankenhaus führte, der menschliche Körper faszinierte ihn einfach. Natürlich aus rein wissenschaftlichen Gründen.

Der Südamerikaner zuckte nur mit den Schultern. „Du musst dich nicht entschuldigen. Ich finde es toll, wenn man sich so für etwas begeistern kann. Im Gegensatz zu dir weiß ich noch nicht so genau wo meine Interessen liegen. Ich mache einfach nur das, was mein Vater von mir erwartet.“

Das war wohl das Problem der meisten Schüler hier. Randy wusste, das viele hier sich nur den Wünschen ihrer Eltern beugten. Sie studierten was ihnen vorgegeben wurde und erfüllten ihr Soll. Wenn ihre Ausbildung dann abgeschlossen war, übernahmen sie den elterlichen Betrieb, oder ergriffen die Berufe die sie gelernt hatten. Hier wurden keine jungen Erwachsenen ausgebildet, sondern die zukünftige Führungsriege der Welt. Oder auch nur Amerikas, was im Endeffekt das Gleiche bedeutete. Randy beneidete keinen von ihnen.

Sean öffnete die Tür zum Speisesaal und sofort wurden sie von hektischen Treiben eingehüllt.

Auf dem Gang war es ja größtenteils ruhig gewesen, aber hier war es wie an jeder Schule. Die Schüler unterhielten sich in den verschiedensten Lautstärken an den Tischen, während an anderen gelernt wurde, oder man einfach seine Späße miteinander trieb. Nun vielleicht war das einmal die Führungsriege der Welt, doch hier waren sie nur normale Jugendliche.

Randy folgte Sean, der ihn zur Essensausgabe führte. „Also dann, auf ins Getümmel.“

Kapitel 36

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 36/?

Kommentar: Revierverhalten
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Das ist ein Scherz, oder?“ Ungläubig sah Ricky Alec an, neben dem er nun schon einige Momente lang einherging.

Alec blieb stehen und sah Ricky ernst an. Mit seinem Zeigefinger deutete er auf seine Brust. „Sehe ich so aus, als würde ich scherzen? Sehe ich so aus, Keiji?“

Keiji grinste nur und hob abwehrend die Hände. „Hey, haltet mich da raus, ich bin bloß Mitläufer.“

„Ich kann dir die Frage beantworten Ricky, nein ich scherze nicht. Alles was ich bin ist extrem genervt und daran trägt jeder von euch die Schuld.“

Ricky knirschte mit den Zähnen. Er mochte es nicht, wenn ihn jemand so anfuhr. Leider respektierte er Alec und im Moment, was noch schwerer wog, wollte er etwas von ihm. Sein Vorschlag war aber absolut inakzeptabel. „Ich benötige die Turnhalle um meine Vorführung zu proben. Für das Fest.“

Das musste doch Priorität haben, vor so einer Clubaktivität. Außerdem glaubte Ricky nicht, das er sich mit ihm einigen konnte.

Alec griff sich an die Stirn. „Du und der Rest der Welt. Nein, es gibt keine andere Halle und ich werde mich nicht mit ihm streiten. Also müsst ihr euch die Halle teilen. Du in der einen Hälfte, er in der Anderen. Es geht nicht anders, wenn ihr beide euren Willen zur gleichen Zeit haben wollt.“

Ricky ballte die Hände zu Fäusten. War die Logik in seinen Worten so schwer zu verstehen? Immerhin leuchtete das selbst Uneingeweihten ein. „Ich kann mir keine Halle mit Leroy teilen.“

„Dann kannst du auch nicht trainieren. Die anderen Hallen sind alle in Benutzung, oder im Umbau. Es gibt keinen freien Platz mehr. Dann müsst ihr eben lernen zu teilen, in eurem Alter sollte man das schon können.“ Alec warf einen Blick hinter sich.

„Ich muss weg.“ Er drehte sich um und fing einen Jungen ab, der in seine Richtung lief.

Keiji lächelte und schüttelte mitfühlend den Kopf. „Er hat es auch nicht leicht.“

„Ich auch nicht, ich soll mich nun mit Leroy einigen.“ Bei diesen Worten war seine Stimme nicht mehr als ein Knurren. Das war ein Ding der Unmöglichkeit, schon alleine weil Leroy wohl der Wahnvorstellung erlag, er wäre in der überlegenen Position. Das war aber eine Fehleinschätzung und das musste er ihm gleich zu Anfang an klarmachen.

Mit einem unwilligen Laut wand er sich um und ging in Richtung der Sporthallen. Der kleine Teil der Karategruppe folgte ihm. Da es nur um eine Vorführung ging, war es nicht die ganze Gruppe. Eigentlich benötigten sie nicht unbedingt eine Halle, doch er würde den Teufel tun und bei Leroy klein beigeben. „Sag mal, wie läuft das denn bei euch so?“

Die Frage war an Keiji, der neben ihm ging, gerichtet. In letzter Zeit hörte er ja gar nichts mehr von ihnen. Nun man hörte genug, immerhin war das eine Schule, doch Ricky gab nichts auf die alltäglichen Gerüchte.

Keiji zuckte nur mit den Schultern. „Was soll groß sein? Wir leben zusammen mit allem was dazugehört. Es ist genauso wie, wenn ich dich nun fragen würde, wie deine Beziehung mit Lance läuft. Wie immer, das Gleiche.“

Mit dem Unterschied, das er und Lance eine Beziehung führten, Leroy und Keiji aber nicht. Oder doch? Da war sich die Gerüchteküche nicht mehr so einig. Immerhin hatte es bis jetzt keine Bestätigung von der Schulzeitung gegeben und auch hier galt: nur was in der Zeitung stand entsprach der Wahrheit. In dieser Hinsicht waren die meisten Menschen simpel und ließen sich gerne eine fremde Meinung diktieren.

„Stellt die Sachen einfach ab.“ Ricky ließ seine Tasche in einer Ecke der Umkleide fallen, die eindeutig benutzt wurde. Er atmete einmal tief durch, bevor er zur Verbindungstür ging, die zu den Hallen führte. Diese öffnete er und trat in die Halle ein, gefolgt von seinen Leuten.

In der Halle war die Basketballmannschaft gerade dabei einige Wurfübungen durchzuführen. Auch hier waren es lange nicht alle Mitglieder, was Ricky nicht wunderte. Nur Masochisten gaben sich mit Leroy ab, wenn sie es nicht mussten.

Dieser hatte sie bereits bemerkt und seine Augen verengten sich zu wütenden Schlitzen. „Was macht ihr hier!“

„Tja, wir trainieren hier.“ Gelassen sah Ricky seinem Widersacher entgegen. Heute würde es wohl keine Schlägerei geben. Nur wenige vom Footballteam waren auch im Karateclub und die Feindschaft hier war eher niedrig. Eigentlich betraf das hier eher die beiden Kapitäne. Keiji war auch noch mit dabei, was die Chancen eines offenen Kampfes ebenfalls dämpften.

Wenn Ricky auch nichts gegen eine Schlägerei hätte. Wenn Leroy ihm blöd kam, dann scheute er sich sicher nicht von seiner Kraft Gebrauch zu machen. Im Moment hielt er sich nur zurück, weil er nicht noch mehr Probleme wollte. Es fehlte gerade, das auch noch die Karatemannschaft von allen Wettbewerben ausgeschlossen wurde. Außerdem waren an der letzten Schlägerei nicht nur er und Leroy beteiligt gewesen. Da hatten alle Mitglieder eine gewisse Mitschuld getragen.

„Sicher nicht. Das ist meine Halle!“ Leroy war inzwischen näher gekommen.

Theatralisch griff sich Ricky ans Ohr. „Au, da kann man ja taub werden. Und solange du mir kein Dokument vorlegst, das dich zum alleinigen Besitzer dieser Halle macht, haben wir ebenso ein Recht hier zu sein.“

„Es ist meine Zeit und meine Halle.“ Wütend funkelte Leroy den Amerikaner an.

Ricky wollte gerade etwas erwidern, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Neben ihm trat Keiji in den Vordergrund.

„Bitte Leroy, mach es uns doch nicht unnötig schwer. Aufgrund des Schulfestes gibt es nicht viele freie Hallen. Alec meinte, das wir uns diese Halle teilen müssen. Ihr macht einfach weiter eure Wurfübungen, während wir hier unsere Schläge und Tritte üben. Ihr habt doch sowieso keine Turniere für die sich so ein Training auszahlen würde.“

Oh, das war ein wunder Punkt und das sollte der Japaner eigentlich wissen. Ricky sah deutlich wie die Wut in Leroys Augen noch heftiger wurde. Versprach sich Keiji etwas davon.

„Du!“ So wie Leroy das Wort aussprach glich es eher einer Verwünschung.

„Warum mischt du dich hier eigentlich ein? Außerdem was machst du hier? Hattest du nicht so unendlich viel zu erledigen?“

Auf so eine Frage hätte Ricky nicht geantwortet, schon alleine weil es niemanden etwas anging was jemand mit seiner Freizeit machte. Keiji hingegen schien das nicht so zu sehen.

Geduldig zählte er seine Pflichten an den Fingern ab. „Ich habe mein Architekturprojekt erledigt, die Finanzierung für das Schulfest ist auch unter Dach und Fach, die Proben mit Lance liegen erst einmal auf Eis und die Vorführung des Kyudo Clubs ist auch in Vorbereitung. Daneben noch das Modeln für dich, ich glaube das kriege ich alles hin.“

Bei dem letzten Punkt hob Ricky eine Augenbraue. Keiji modelte? Für Leroy? Hatte er irgendetwas verpasst? Nun vielleicht wusste Lance ja etwas mehr, bei Gelegenheit würde er ihn fragen.

Aufmerksam beobachtete er Leroy, dieser war noch immer wütend, Keijis Worte schienen aber irgendetwas in ihm ausgelöst haben.

Mit einem Schnauben wand er sich um. „Ach, macht doch was ihr wollt.“

Mit diesen Worten ging Leroy zu seiner Mannschaft zurück.

Das war nun wirklich etwas zu leicht. Überrascht sah er Keiji an.

Dieser zuckte nur mit den Schultern und lächelte unschuldig. „Wahrscheinlich der Stress.“

Damit ging er an ihm vorbei und begann sich aufzuwärmen.

Das glaubte Ricky zwar nicht so Recht, aber er würde sich da auch nicht einmischen. Was immer Leroy pflegeleichter machte, war ein Geschenk des Himmels, das er nicht hinterfragen würde.
 

Die Tür der Wohnung hinter sich schließend, lehnte sich Leroy dagegen. Was für ein Horrortraining. Ständig war er mit Ricky aneinander geraten, so das an ein Training am Ende nicht mehr zu denken war. Wie sollte das auch gehen, wenn man seine Anweisungen nicht mehr verstand, nur weil dieser Affe seine Anweisungen nicht leiser geben konnte. Soweit er wusste gab es keine Regel die besagte, das Karatekapitäne ihre Anweisungen brüllen mussten.

Und wenn er nicht mit Ricky stritt, dann glitt sein Blick immer wieder auf Keiji. Bis jetzt war es ihm noch nie aufgefallen, wie geschmeidig sich der Japaner bewegte. Ehrlich gesagt war das eine Erkenntnis auf die Leroy gerne verzichtet hätte. Noch dazu wo er wusste wie der Körper aussah, der solche Bewegungen zustande brachte.

Seine Sporttasche neben die Tür stellend, ging er ins Bad. Während er wartete, das die Dusche die richtige Temperatur fand, holte er ein neues Handtuch aus seinem Zimmer.

Er war kein Freund von Gemeinschaftsduschen, schon gar nicht heute, wo Keiji auch dabei war. Darauf ihn vollkommen nackt zu sehen konnte er verzichten, wer wusste schon was dann passierte.

Unter das warme Wasser der Dusche tretend, schloss Leroy kurz die Augen. Natürlich, nun ging ihm dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf. Er musste sich jetzt ja unbedingt vorstellen wie Keiji vollkommen nackt aussah.

Seine Stirn legte sich an die kalten Fliesen der Dusche. Das wollte er gar nicht. Er legte keinen Wert darauf zu wissen wie er nackt aussah. Das wollte er von gar keinem Mann wissen. Schon gar nicht wenn der Gedanke an diesen Mann ein seltsames Gefühl in seiner unteren Region auslöste. Nein, das durfte nicht sein.

Seine Hand griff nach der Temperaturregelung. Für einen Moment setzte sein Herz aus, als statt eines warmen plötzlich ein eiskalter Wasserstrahl auf ihn einprasselte. Allerdings hatte es den gewünschten Effekt. Seine Gedanken wurden wieder klarer und in seinem Unterleib regte sich nichts mehr. Solche Dinge konnte er sich nicht leisten. Weder konnte er schwul sein, noch durfte er etwas für Keiji empfinden. Gerade nicht für den Japaner, der ihn doch von Grund auf verachtete. Oft genug hatte er ihm das gesagt, doch Leroy war nicht bereit sich zu ändern. Alles was er machte hatte seine Berechtigung und damit mussten seine Partner leben.

Leroy stieg aus der Dusche, auf seiner Haut hatte sich eine leichte Gänsehaut gebildet. Die Müdigkeit, die er nach dem Training verspürt hatte, war wie weggeblasen.

Der Schwarzhaarige trocknete sich nur kurz ab, bevor er sich das Handtuch um die Hüfte schlang. So verließ er das Bad, bis zu seinem Zimmer waren es sowieso nur einige Schritte. Als er den Gang betrat, hörte er die Haustür.

„Hallo.“ Keiji trat ein und warf seine Sporttasche neben Leroys. Seine blonden Haare waren noch etwas nass, was auf eine Dusche schließen ließ.

„Hallo.“ Leroy sah ihn kurz an, bevor er sich wieder umwand.

„Mann, das war was. Weißt du in Zukunft wäre ich dir sehr verbunden, wenn du Ricky nicht so reizen würdest. Seine Wut auf dich fällt nur auf uns zurück.“ Der Japaner streckte sich genüsslich.

„Wie schön. Dann hatten unsere Streitereien wenigstens etwas Gutes.“ Nicht, das dies überraschend wäre. Sie konnten nicht aufeinander losgehen, also ließen Ricky und er ihren Frust an ihren Clubmitgliedern aus. In ihrem Alter war das noch gestattet. „Bei dem was ich gesehen habe, kann es euch sowieso nicht schaden.“

Leroy war erleichtert, das seine Maske wieder einwandfrei funktionierte. Die kalte Dusche hatte Wunder gewirkt. Außerdem was ging es ihn an, was Keiji wegen ihm zu durchleiden hatte? Ihn fragte ja auch keiner was er wegen des Japaners durchmachte. „Wenn du mich fragst, dann musst du sowieso ziemlich bescheuert sein, dir soviel aufzuhalsen.“

Dabei setzte er seinen Weg zu seinem Zimmer fort.

„Wie gut, das ich nicht dich frage.“ Auch Keiji folgte ihm, auf dem Weg zu seinem eigenen Zimmer.

Die Vorstellung, das sich der Blonde so oft auf der Bühne zeigte gefiel ihm nicht. Das war alles nur ungewollte Aufmerksamkeit. Wenn er soviel machte, dann musste ein enormer Druck auf ihm liegen, das er sich das antat. Was waren das nur für Eltern, die das von ihrem Kind verlangten?

Unbekümmert sprach Keiji weiter. „Aber wenn du dich so um meine Gesundheit sorgst, können wir ja das modeln lassen.“

Das war nun kein Scherz mehr, nicht für Leroy. Der Jüngere hatte sein Einverständnis gegeben und nun musste er das auch durchziehen. Da kannte Leroy kein Erbarmen. Mit einem Ruck fuhr er herum und sah sich plötzlich mit zwei schwarzen Augen konfrontiert. Überrascht wich er einen Schritt zurück. Wann war er ihm so nah gekommen? Egal. „Wag es bloß nicht. Wenn du jetzt noch zurücktrittst, wird dein restliches Schuljahr hier zur Hölle.“

Leroys Stimme hatte dabei einen drohenden Unterton. Das war auch eine Drohung, eine Drohung, die er bestimmt wahr machen würde, wenn ihn der Andere hängen ließ.

Lässig grinsend hob Keiji die Hände. „Schon gut, das war nur ein Scherz. Keine Sorge, ich stehe zu meinem Wort. Immerhin weiß ich was für dich auf dem Spiel steht.“

Von wegen, das wusste niemand. Keiner seiner Mitschüler konnte nachvollziehen unter welchen Druck er stand. Dabei ging dieser Druck nicht von seinen Eltern aus, sondern von sich selbst. Er tat alles, damit seine Eltern stolz auf ihn waren, nur dann konnte er zufrieden mit sich sein. „Du hast keine Ahnung.“

„Das stimmt, da hast du wohl Recht. Von jedem von uns wird etwas anderes verlangt.“ Das Lächeln des Blondhaarigen wurde nur noch gelassener.

Leroy sah ihn an. Was wohl seine Eltern von ihm verlangten? Zwar lebte er mit ihm zusammen, doch er musste zugeben, das er nichts über seinen Mitbewohner wusste. Nicht mehr, als der Rest der Öffentlichkeit nicht ebenfalls mit Geld herausfinden konnte. Diesen Umstand bedauerte er fast.

Unbewusst betrachtete Leroy den Jüngeren genauer. Man sah ihm seine Abstammung wirklich an. In seinem Gesicht vereinte er europäische mit asiatischen Zügen, was ihn richtig exotisch aussehen ließ. Kein Wunder, das er ihn schön fand. Ja, schön war er wirklich.

Ohne sich dessen richtig bewusst zu werden streckte er die Hand nach Keijis Gesicht aus. Seine Finger legten sich auf dessen Wange. Die Haut war wirklich so sanft wie er sie in Erinnerung hatte. Ebenso wie diese Lippen, die er bis jetzt nur wütend oder wild erlebt hatte. Wie mussten sie sich dann erst anfühlen, wenn nicht Wut der Auslöser für einen Kuss war?

Leroy wollte es wissen. An Keijis, teils irritierten, teils gespannten Blick, sah er, das auch dieser ihn nicht daran hindern würde. Sich noch immer nicht ganz seines Handelns bewusst, näherte er sich Keijis Gesicht. Bis jetzt hatte er ihn erst einmal aus eigenen Antrieb geküsst und das war der falsche Anreiz gewesen.

Als sich ihre Lippen endlich trafen, war Leroy überrascht. Es war so ganz anders, als die bisher meist leidenschaftlichen Küsse, aber nicht minder aufregend. Keiji, der seinen Kuss erwiderte trug natürlich auch seinen Teil dazu bei.

Plötzlich schaltete sich Leroys, bis dahin unbenutztes Gehirn wieder ein. Er riss sich erschrocken los und starrte Keiji fassungslos an. „Es…“

Hastig schluckte Leroy den Rest seiner Entschuldigung hinunter und stürmte an Keiji vorbei. Wieder im Bad zurück schloss er die Tür hinter sich ab. Wie dumm konnte ein Mensch sein? Im Moment sah sich Leroy selbst als bestes Beispiel dafür. Dabei war er sich doch zuvor erst darüber klar geworden, das er nichts von dem Japaner wollte, ja wollen durfte. Und dann beging er so eine Dummheit.

Es war eindeutig Zeit für eine weitere kalte Dusche. Denn der Effekt der Ersten war schon wieder deutlich vergangen.

Kapitel 37

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 37/?

Kommentar: Ferienplanung
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Ich streike.“ Mit einem genervten Stöhnen schob David das Textbuch von sich fort. Stattdessen nahm er sich die Fernbedienung und zappte durch die Kanäle. In Ermangelung eines interessanten Films, blieb er bei einer dieser täglichen Talkshows hängen. Sie waren zwar langweilig, doch nirgendwo anders fand man ein so ein Kaleidoskop an Gefühlen gedrängt in 30 Minuten Nonsens. Eine ihrer Lehrerinnen hatte den Mitglieder des Filmkurses sogar die Auflage erteilt, sich mindestens eine in der Woche anzusehen.

Daniel, der mit ihm das Wohnzimmer nutzte, sah von seiner Zeitung auf. „Soll ich fragen was los ist?“

David winkte nur mit einer Hand ab. „Nur das Übliche.“

Dann hörte er den Ausführungen der Moderatorin zu, die erklärte worum es in dieser Sendung ging. Da es nur wieder um das Übliche ging, sprach er weiter. „Ich hasse Ricky. Nur weil er sich aus dem Staub macht, darf ich nun den Josef mimen. Das ist doch langweilig.“

Sein Bruder ließ die Zeitung sinken, es hatte sowieso keinen Sinn weiter zu lesen. Das hatten alle in diesem Haushalt schon gemerkt. Wenn David reden wollte, dann mussten die Anderen zuhören. Ob sie wollten, oder nicht. „Ja und? Du bist nun mal im Filmkurs und ihr macht zum Schulfest das, was ihr am Besten könnt.“

„Was ein Film wäre und kein Theater, dafür gibt es eine andere Abteilung. Außerdem, wer will schon die Weihnachtsgeschichte sehen? Das kennt doch schon jedes Kind. Religiös ist es auch noch, was sollen nur unsere andersgläubigen Gäste denken?“ Das alles waren Dinge, die David im Grunde egal waren. Doch er war in letzter Zeit ziemlich kreativ darin sich Ausflüchte auszudenken, warum diese Aufführung nicht stattfinden sollte.

„Du hast doch mehr Text, oder? Hast du dich nicht letztens darüber beschwert, das du als Hirte zuwenig Text hast? Freu dich. Durch Rickys Ausstieg hast du die Hauptrolle bekommen.“

„Erinnere mich bloß nicht daran.“ Ja Ricky, der ihm versprochen hatte ihm zu helfen. Im Endeffekt hatte er nur feige Fahnenflucht begangen und ihn mit den Konsequenzen zurückgelassen. Einen tollen Freund hatte er da.

Daniel seufzte noch einmal tief und nahm sich seine Kaffeetasse vom Tisch. „Ich denke, ich werde euch Schauspieler nie verstehen. Das, oder ich verstehe dich nicht. Also kannst du genau definieren was dich an der Rolle stört?“

David hatte da einige Gründe. „Dieser Josef ist doch einfach nur ein langweiliger Typ. Ich meine ja, er rettet seinen Sohn vor dem Tod, doch ehrlich gesagt ist er nur ein Trottel, der sich von seiner Frau ein Kind aufschwatzen lässt, das nicht von ihm ist. Seine einzige Aufgabe ist es da zu sein und den Jungen großzuziehen. Ich meine, hört man in der restlichen Bibelgeschichte noch etwas von ihm? Nein. Er dient einfach nur dazu Jesus das Bild einer heilen Familie zu geben.“

Das waren alles einleuchtende Argumente. Daniel war nicht so gläubig, um das jetzt auszudiskutieren. Aber hier ging es auch nicht um eine philosophische Diskussion. „Sagtest du nicht erst vor einiger Zeit, du kannst jede Person spielen? Nein, genauer gesagt hattest du gemeint, du kannst jede Figur in deinem persönlichen Stil spielen?“

David wand den Blick kurz ab. Ja, das hatte er gesagt, doch bei dieser Sache ging das nicht. Jeder hatte einen Vorstellung von dieser Figur und Dank der weit verbreiteten Geschichte hatte jeder Mensch dieselbe. „Wenn ich das mache, dann bringt mich meine Lehrerin um.“

„Nun, dann musst du dich da wohl durchbeißen.“ Daniel nahm einen Schluck von seinem Kaffee und stellte die Tasse wieder auf den Tisch zurück. Seine Zeitung wieder aufschlagend, hob er sie hoch und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dieser.

David war aber noch nicht fertig mit seinen Neuigkeiten. Es gab da noch eine Sache, die er ansprechen musste, da er nicht wusste ob Daniel schon mit ihrem Vater gesprochen hatte. „Ich habe mit Mutter gesprochen.“

Bewusst lies er Bezeichnungen wie meiner oder unserer weg. Das Erste würde sie wieder spalten und das Zweite war einfach falsch. Es war seine Mutter und nicht ihre, aber trotzdem lebten sie als Familie zusammen. Außerdem hörten seine Geschwister es nicht gerne, wenn er seine Mutter auch als ihre bezeichnete.

„Hm.“ Daniel senkte die Zeitung nicht. Allgemein schien es so, als brachte er diesem Thema nicht sehr viel Aufmerksamkeit entgegen.

„Vater und unsere Schwestern kommen zum Schulfest. Wir werden dann mit ihnen heimfahren.“

„Ich weiß. Vater hat mich schon darüber informiert. Auch darüber wie es weitergeht.“

„Und?“ Die Antwort auf diese Frage interessiert David wirklich. Dann wusste er schon worauf er sich einstellen konnte.

Abermals senkte Daniel die Zeitung. „Taren kannst du sicher schon einmal vergessen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich in Los Angeles bleibe, oder mit nach Peru fahre. Nika, nun keine Ahnung was sie denkt.“

David nickte nur. Als ob Nika mitfahren würde, wenn sie keine Aussicht auf einige Kaufhäuser angesagter Modelabels hatte. Selbst Daniel würde im letzten Moment eine Ausrede finden und mit Taren hatte er sowieso nicht gerechnet. So gesehen würde es wieder ein Weihnachten mit seinem Vater und seiner Mutter sein und das nur, weil sie nicht von ihren Ausgrabungen weg konnte, oder wollte. Denn so traurig es auch war, nicht nur er spürte die Ablehnung die ihnen gedämpft entgegenschlug. Wenn er sich von seinen Geschwistern auch akzeptiert fühlte. Doch für ihn und seine Mutter galten einfach andere Maßstäbe.

Daniel sah nachdenklich auf den Bildschirm. „Kann ich dich etwas fragen, David?“

„Ja?“ Überrascht sah David seinen Bruder an. Es war selten das er ihn mit so ernsten Gesicht etwas fragte. Schon gar nicht, nachdem er dieses Thema angeschnitten hatte.

„Warum studierst du nicht Archäologie, so wie deine Mutter? Immerhin kann man von der Schauspielerei nicht leben. Nicht jeder. Was ist dein Ersatzplan?“

David lächelte leicht. Als ob er daran nicht jede Minute dachte. Natürlich wollte er Schauspieler werden, doch ihm war auch bewusst das nicht jeder dazu geboren war. Deswegen studierte er auch Kunst, das ihm persönlich zusagte, doch das schien jeder zu vergessen. „Du meinst was ich machen will, wenn du die Firma in den Sand setzt und mich nicht mehr finanziell aushalten kannst?“

Daniel erwiderte das Lächeln. „Genau das.“

„Dann werde ich eben Kritiker.“ David nahm die Sache eher locker. Wenn er kein Schauspieler werden konnte, dann kritisierte er sie eben.

Daniel nickte verstehend. „Sind das nicht diejenigen, die Morddrohungen erhalten?“

„Genau. Ich bin sowieso der Meinung, das der Kritiker, der in seinem Leben keine einzige Morddrohung erhält seinen Job nicht richtig macht.“

„Blödmann.“ Kopfschüttelnd, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, widmete sich Daniel wieder seiner Zeitung.

Lächelnd drehte David seinen Kopf wieder zu dem Fernseher. Seine Stimme war bei den letzten Worten kaum hörbar. „Immer zu deinen Diensten, Bruder.“
 

„Wie ist das hier eigentlich in den Ferien?“

Bei Seans Frage sah Lance auf. Das war eine unerwartete Frage, aber für einen Neuling wie Sean nur verständlich. „Also du kannst zu deinen Eltern fahren, oder hier bleiben. Es gibt keine Regel, die das verbietet.“

„Die Meisten werden aber von ihren Eltern gleich nach dem Schulfest mitgenommen. Kommt bei dir jemand?“ Ricky, der bis jetzt auf dem Sofa gelümmelt hatte, nahm das aufgeschlagene Buch von seinem Gesicht. Bis jetzt hatte er darunter geschlafen.

Lance schüttelte nur nachsichtig den Kopf. Eigentlich hatte er angenommen das sein Freund schlief. Er schaffte es immer wieder ihn zu überraschen.

Sean nickte. „Ja mein Vater. Deswegen frage ich ja.“

„Er wird sich freuen dich wieder zu sehen.“ Lance lächelte leicht. So empfanden Eltern meistens wenn sie ihre Kinder wieder sahen. Ob das bei seinen Eltern wohl auch so war? Es war schon eine ganze Weile her, seit er mit ihnen gesprochen hatte. Das letzte Treffen war sogar schon Jahre her.

„Vielleicht. Eher wird er wohl versuchen abzuschätzen, wie lange es noch bis zu meinem nächsten Schulwechsel dauern wird.“ Der Brasilianer zuckte mit den Schultern und ging dann wieder in sein Zimmer.

„Und? Kommt jemand von deiner Familie?“ Rickys aufmerksamer Blick lag nun auf ihm.

„Bestimmt nicht. Wahrscheinlich wird wieder irgendein Informant kommen, den ich nicht kenne und auch nicht bemerke, der dann meinen Eltern Bericht erstattet.“ Die gleiche Routine wie jedes Jahr. Was nur wieder bedeutete, das er die Ferien hier verbringen würde.

„Was ist bei dir?“ Diese Frage stellte er eigentlich nur aus reiner Höflichkeit.

„Meine Mutter.“ Ricky richtete sich etwas auf und legte das Buch neben sich auf den Tisch. „Aber ich denke, das ich die Ferien hier verbringen werde.“

Das überraschte Lance nun doch etwas. Ansonsten nutzte Ricky doch jede Möglichkeit die sich bot, um von hier wegzukommen.

„Ja, ich habe meinen Vater in diesem Semester schon einmal getroffen, das reicht. Außerdem habe ich keine Lust zu Weihnachten heile Familie zu spielen. Dieses heuchlerische Getue liegt mir einfach nicht.“

Das konnte Lance gut verstehen, doch das war sicher nicht das Einzige das ihn hier hielt. Immerhin hatten sich die Umstände nicht geändert seit er hier war. Trotzdem war er in den Ferien immer heimgekehrt. Etwas das Lance verstehen konnte. New York ließ sich einfach nicht mit diesem Kaff vergleichen. „Ist es wegen deiner Mutter?“

Betreten sah Ricky zu Boden. „Auch.“

Also war das der wahre Grund. Ricky mochte zwar seinen Vater und Bruder nicht, dafür aber seine Mutter. Als ihr Sohn wollte er einfach nicht von den Reportern befragt werden und ihr vielleicht noch mehr Schwierigkeiten bereiten. Lance wusste zwar nicht worum es bei diesem angeblichen Skandal eigentlich ging, es interessierte ihn aber auch nicht. Es war nur zu hoffen, das die Gerüchte bald verstummten, schließlich hatte auch Ricky sichtlich mit den Auswirkungen zu kämpfen.

„Aber nicht nur. Ich sehe einfach keinen Sinn darin heimzukehren. Nur damit mir mein Vater den Schlüssel zu einem neuen Auto übergibt, weil er sich so dafür entschuldigen will das er mich hierher abgeschoben hat.“ Ricky machte eine wegwerfende Handbewegung und setzte sich nun ganz auf.

Wahrscheinlich war das nicht ganz der Grund, warum Ricky jedes Jahr einen neuen fahrbaren Untersatz bekam. Zumindest passten Schuldgefühle nicht so ganz zu dem Mann, als den Ricky seinen Vater immer beschrieb. Allerdings hatte Ricky im Laufe der Jahre schon einen beachtlichen Fuhrpark zusammen. Einige Autos und Motorräder und sogar eine kleine Yacht hatte ihm sein Vater bereits geschenkt. Lance wunderte sich nur wofür, immerhin hatte sein Freund die Hälfte davon noch nie benutzt.

„Stattdessen machen wir uns hier ein kuscheliges Weihnachtsfest. Nur wir beide.“ Grinsend sah der Amerikaner seinen Freund an.

„Das hört sich gut an.“ Zumindest war es besser als die Alternative. Zusammen mit allen anderen armen Seelen hier gemeinsam Weihnachten zu feiern. Das war immer eine so deprimierende Angelegenheit. Schließlich wollte jeder an Weihnachten bei seiner Familie sein. Selbst die Schüler, die Weihnachten nicht feierten wollten, angesteckt von der Vorfreude der anderen Schüler, zu ihren Familien. Nur wenige hatten das Unglück, das ihre Familien nichts mit ihnen anzufangen wussten.

Ricky stand auf und kam zu ihm. Er ging vor ihm in die Hocke und legte seine Hände auf Lances Knie. „Keine Sorge, ich lasse mir etwas interessantes einfallen.“

Grinsend sah ihn Lance an. „Na dann streng dich einmal an. Jetzt setze ich nämlich Erwartungen in dich.“

„Oh, da hab ich mir ja etwas eingebrockt.“ Ricky verzog lächelnd das Gesicht.

„Genau. Und jetzt steh auf, ich muss zum Tanztraining für das Fest.“ Vielleicht fand er auch Daniel und Keiji und konnte sie irgendwie festhalten um zu proben.

Ricky seufzte, stand aber auf. „Ungern.“

Der Italiener schnappte Ricky am Kragen und zog ihn zu sich. Ein einziger intensiver Kuss war aber alles zu dem er sich hinreißen ließ. „Alles weitere gibt es später. Vielleicht.“

Das kam auf das Benehmen des Amerikaners an, aber das war diesem wohl bewusst. Noch immer lächelnd verließ Lance ihre Wohnung. Nun sahen die Winterferien ja direkt sonnig aus.

Kapitel 38

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 38/?

Kommentar: Familienbesuch 1
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Ein wenig nach rechts. Ja, genauso.“ Keiji war zufrieden, als die Mitglieder seiner Mannschaft die letzte Zielscheibe nach seinen Wünschen ausgerichtet hatten. Jetzt war es endlich soweit. Morgen ging endlich das zweitägige Schulfest über die Bühne. Wie immer hatten sie es nicht geschafft, das Programm auf einen Tag zu kürzen. Da half es nicht einmal, das mehrere Aktivitäten gleichzeitig veranstaltet wurden. Wäre es anders, dann würden sie für alles wohl eine Woche benötigen.

Heute kamen bereits die ersten Eltern an, um ihre Kinder zu sehen. Natürlich war das ein willkommener Anlass für die gesamte Lehrerschaft, um sich vor Höflichkeit zu überschlagen. Mit ihrer Hilfe konnte man also kaum noch rechnen. Aber das reduzierte etwaige Wiedersehensszenen wenigstens auf den heutigen Tag. Die Schüler konnten ihren Eltern erzählen, was bis jetzt passiert war und die Eltern konnten ihre Erwartungen für morgen schildern. Je nachdem, wie es in der jeweiligen Familie aussah.

Keiji verließ die Turnhalle, seinen Bogen in der Hand. Ehrlich gesagt, wusste er nicht einmal wann sein Vater ankommen würde. Das sein Vater kommen würde, das war sicher. Seine Mutter hatte laut richterlichen Urteil noch kein Anrecht auf ihn. Erst am ersten Jänner würde er zu ihr fliegen. So hatte jedes Elternteil in den Ferien etwas von ihm.

Sein Blick glitt über die Menge in den Gängen. Reporter wären begeistert über diesen Auflauf von bedeutenden Persönlichkeiten. Allerdings war Diskretion ein wichtiger Punkt an dieser Schule, weswegen kein Reporter hier Zugang hatte. Er war froh, das seine Eltern nicht berühmt genug waren, um ins Blickfeld der Medien zu geraten. Obwohl man durchaus sagen konnte, das seine Mutter selbst die Medien repräsentierte.

„Mister Winches?“

Bei der Stimme blieb Keiji stehen und lächelte. Es war lange her, seit er diese Stimme das letzte Mal gehört hatte. „Ja, der bin ich.“

„Nun, dann habe ich ihnen vorzuwerfen, das sie schuldig sind sich lange nicht mehr bei ihrer Familie gemeldet zu haben.“

Noch immer lächelnd wand sich Keiji zu dem Sprecher um. „Leider irren sie sich. Ich habe erst vorgestern mit Mum telefoniert, Dad.“

Keiji musterte den Mann ihm gegenüber. Schon vor einem Jahr hatte er die Größe erreicht, um ihm in die Augen zu sehen, ohne aufsehen zu müssen. Augen, die genauso schwarz waren wie die seinen.

Zwar hatte Keiji die Haare eindeutig von seiner Mutter, doch der Rest war von seinem Vater. Auch seine Mutter betonte das stets mit einem tiefen Seufzen. Was nur zeigte, das sie seine Fotos nicht hätte wegwerfen sollen, denn da war Keiji ganz und gar nicht mit ihr einer Meinung. Seine Nase und Ohren hatte er eindeutig von ihr, aber diese kleinen Fehler vergab er ihr gerne.

„Na?“ Sein Vater sah ihn fragend an.

Keiji lächelte und umarmte seinen Vater. „Du bist alt geworden, Dad.“

Anders als viele andere Jugendlichen war Keiji nie zu alt, um seiner Familie auch in der Öffentlichkeit zu zeigen was er für sie empfand. Auch wenn seine Eltern nicht mehr miteinander sprachen ohne einen Anwalt an ihrer Seite, so liebte er jeden der Beiden.

„Frechdachs. Pass bloß auf, sonst wird das ein armseliges Weihnachten für dich.“

„Willst du dir wirklich die Blöße geben und schlecht vor Mum dastehen?“ Es war ein gemeiner Seitenhieb das wusste Keiji, aber manchmal musste es sein. Er sah zu den beiden Kindern die geduldig hinter seinem Vater warteten. Anders als er selbst, waren diese perfekte Kopien seines Vaters.

„Was ist? Kennt ihr mich nicht mehr?“

Der Ältere verschränkte die Arme vor der Brust. „Klar, du bist doch der Typ, der das halbe Jahr bei uns schmarotzt.“

Bei der Bemerkung seines kleinen Bruders grinste Keiji nur. Er wusste das Hayato das nicht ernst meinte, das war eben die Art seines Halbbruders. Frech bis zum geht nicht mehr.

„Wie geht es Sharon?“ Der Jüngere sah ihn fragend an.

„Also im Sommer ging es ihr noch blendend, Toki.“ Er strich dem Kleinen durch die Haare. Es war selten, das er sich nach dem Befinden von Keijis Halbschwester erkundigte. Schon alleine deswegen, weil er sie noch nie gesehen hatte. Aber seit er Toki einmal von ihr erzählt hatte, dachte dieser, das sei auch seine Schwester. Keiji hatte beschlossen ihn darüber aufzuklären, wenn er älter war und die Situation besser verstand. Vielleicht begriff er es dann aber auch von selbst.

„Yuki?“ Bei dieser Frage sah er seinen Vater fragend an. Keiji hegte keinen Groll gegen seine Stiefmutter, ansonsten müsste er Tom, seinen Stiefvater ebenso hassen. Seine Eltern waren erwachsene Menschen und waren nach ihrer Scheidung eben wieder Beziehungen eingegangen. Das war der Lauf der Dinge und Keiji hatte bei keiner Familie das Gefühl nicht dazuzugehören.

„Es geht ihr gut. Sie freut sich auf dich.“ Sein Vater lächelte. Dann deutete er mit dem Kopf auf den Bogen in Keijis Hand.

„Es freut mich, das du die Familientradition fortführst.“

„Wie ich es versprochen habe. Von meinen Fortschritten kannst du dich morgen ja selbst überzeugen.“ Ja, und so wie er die Dinge sah, würde er selbst nicht wirklich zum verschnaufen kommen. Seine Familie konnte sich im großen Festsaal ja fast schon wohnlich niederlassen, wenn sie jeden seiner Auftritte sehen wollten.

„Das habe ich mitbekommen.“ Sein Vater hielt ein Programmheft hoch. Er seufzte und sah auf die Uhr.

„Es scheint als müssten wir los. Dein Direktor hat die Eltern zu einem Nachmittagstee eingeladen. Diese Sitte mochte ich schon bei deiner Mutter nicht.“

„Na dann. Wir sehen uns morgen.“ Ehrlich gesagt hatte er selbst noch einige Sachen zu erledigen. Doch es gab keine Pflicht der Welt, die Keijis Zeit mit seiner Familie beschneiden konnte. Diese stand bei ihm immer an erster Stelle, egal ob es nun die englische oder die japanische war.

Er winkte seinem Vater und seinen Halbgeschwistern, während er ihnen nachsah. Nach einigen Sekunden aber wand er sich um und machte sich auf den Weg zum Raum der Schülerversammlung.
 

„Ricky?“

Bei seinem Namen blieb Ricky stehen und fuhr herum. „Mum.“

Er konnte nicht leugnen das es ihn überraschte sie hier zu sehen. Eigentlich hatte er angenommen, das sie aufgrund der Ereignisse erst morgen knapp vor Beginn ankommen würde. „Was machst du schon hier?“

„Ich komme zu deinem Schulfest. Was für eine Frage.“

Aufmerksam musterte Ricky seine Mutter. Er hatte sie schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Nicht persönlich, nur in den Klatschspalten. Sie wirkte etwas müde. Einem Fremden fiel das vielleicht nicht auf, aber der Glanz in ihren grünen Augen war matt. Ricky empfand Mitgefühl für seine Mutter. „Natürlich. Bist du alleine?“

„Ja, dein Vater lässt sich entschuldigen und Dylan…“

Ricky winkte nur unwirsch ab. „Dylan ist mir egal.“

Seine Mutter seufzte leise.

Es tat ihm zwar leid, doch er konnte den Wunsch seiner Mutter nicht erfüllen, soviel er auch für sie empfand. Er konnte mit Dylan einfach keine brüderliche Beziehung aufbauen, egal wie sehr er es wollte. Da lag wahrscheinlich auch der Fehler, er wollte es gar nicht. „Komm, ich denke wir haben sogar noch Kaffee.“

Ricky ging es vor allem darum einen Ort zu haben, an dem er mit seiner Mutter reden konnte. Ungestört, ihm waren die Blicke von manchen Leuten hier nicht entgangen. Seit einigen Wochen war seine Mutter berühmter, als bei ihren größten Filmerfolgen.

Er führte sie zu seiner Wohnung und schloss die Tür hinter sich.

„Bist du das Ricky?“ Lance sah aus dem Wohnzimmer.

„Oh, Mrs. Shanes.“ Lächelnd sah er Rickys Mutter an.

„Ah.“ Sie hob nur mahnend einen Zeigefinger.

Das Lächeln von Lance vertiefte sich. „Beatrice.“

Auch seine Mutter lächelte nun. Ricky wusste, das es nur wenige Menschen gab, die seine Mutter beim Vornamen nennen durften. Es freute ihn, das sein Freund dazugehörte, wenn sie auch nicht wusste was für eine Art Freund Lance war. Bei ihrer Einstellung hätte sie aber bestimmt nichts dagegen.

„Schon besser, Lance. Übrigens habe ich deine Mutter getroffen.“

Das Lächeln verschwand aus Lances Gesicht und er sah sie erstaunt an. „Oh… und? Wie… wie geht es ihr?“

Ricky merkte, wieviel Überwindung es Lance kostete nach seiner Mutter zu fragen.

Beatrice lächelte sanft. „Es geht ihr gut. Sie bat mich dich zu grüßen, sie hofft, das es dir gut geht.“

„Ich kann nicht klagen.“ Lance wand kurz den Blick ab. Dann schien er sich einen Ruck zu geben.

„Ich muss los. Ricky, die Wäsche muss noch gemacht werden, ich bin bei der Schülerversammlung. Beatrice, ich bin sicher wir sehen uns noch.“ Damit drängte er sich beinnahe an ihnen vorbei.

„Lance.“ Rickys Mutter hielt ihn noch einmal an der Hand zurück. Dabei drückte sie dem verblüfften Jungen ein verpacktes Kästchen in die Hand.

„Mein Geschenk bekommst du erst morgen. Aber ich soll dir von deiner Mutter alles Gute zu Weihnachten wünschen.

Sie wartet auf deinen Anruf.“

Der Ausdruck auf Lances Gesicht war nun wirklich nicht mehr verblüfft zu nennen, doch auch die Bezeichnung erstaunt traf es nicht einmal annähernd. „Danke.“

Dabei starrte er das Kästchen mit großen Augen an. Trotzdem schaffte er es sich soweit zu fangen, um die Wohnung zu verlassen.

Ricky musterte seine Mutter misstrauisch, während er in die Küche ging. „War das wirklich ein Weihnachtsgeschenk von seiner Mutter?“

Diese winkte nur ab. „Wo denkst du hin? Allerdings ist es tatsächlich von seiner Mutter, nur habe ich es bereits Ende Oktober bekommen. Nur in dieser Jahreszeit passt das wohl besser.“

Dann war es wohl eher ein verspätetes Geburtstagsgeschenk. Ricky nahm eine Tasse und füllte diese mit Kaffee. Das war das Einzige, das man in dieser Wohnung mit Sicherheit fand.

Selbst nahm er sich ein Glas Cola und setzte sich zu seiner Mutter an den Tisch. Ihr die Tasse zuschiebend, seufzte er kurz. „Mum, es kommt vielleicht überraschend, aber ich werde die Ferien hier verbringen.“

Seine Mutter sah ihn kurz erstaunt an, nickte dann aber. „Damit habe ich gerechnet. Aber du musst das nicht wegen mir machen, Ricky. Was derzeit los ist, betrifft mich und nicht dich.“

Sie griff nach seinem Arm und strich ihm sanft darüber.

„Es ist nicht wegen dir. Nicht nur wegen dir.“ So ehrlich musste er zu seiner Mutter schon sein. Schon alleine, weil er nicht wollte das sie wegen ihm Schuldgefühle hatte.

„Ich habe es einfach satt Dad und Dylan zu begegnen.“ Mit der freien Hand fuhr sich Ricky hilflos durch die Haare. Er hatte kein Lust mehr sich mit ihnen zu streiten und das passierte immer, wenn sie aufeinander trafen. Dylan war ihm ja egal, aber nicht sein Vater, er war einfach müde was diese Sache anging. Nur, wie sollte er das seiner Mutter erklären?

Sie seufzte nur und schüttelte den Kopf. „Verstehe. Nein, ich kann dich wirklich verstehen. Die Beiden sind manchmal wirklich solche Dummköpfe.“

Ihr Blick fiel auf Ricky. „Du aber auch. Es wird wohl nicht schaden, wenn du die Ferien hier verbringst. Hoffentlich kriege ich bis morgen deine Geschenke hierher.“

Ricky grinste nur. Wie immer nahm es seine Mutter mit ihrem ganz speziellen Humor. Auf ihn wirkte sie manchmal wie ein Kind, diese hielten sich auch nie lange mit ihren Sorgen auf. Genau das war es aber, das für ihn ihren Reiz ausübte.

„So und nun kreuze mir die Auftritte an, bei denen meine Anwesenheit verlangt wird. Also Lances und deine.“ Damit hielt sie ein Programmheft hoch.

„Gerne.“ Ricky lächelte und nahm einen Stift zur Hand. Das war eben typisch seine Mutter und dafür liebte er sie.

Kapitel 39

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 39/?

Kommentar: Zwei Welten
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Randy nickte dem Jungen freundlich zu, der ihm gerade eine weitere Rolle Verbandszeug reichte. Wenn das in diesem Tempo weiterging, dann war das Zimmer bis morgen wirklich einsatzbereit. Ihr Lehrer wäre zufrieden damit, wenn Randy auch auffiel, das er ihn seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatte.

„Fleißig, wie immer.“

„Das hat er eindeutig nicht von dir, Schatz.“

Bei den beiden vertrauten Stimmen fuhr Randy lächelnd herum. „Dad, Mum. Ihr seid schon hier.“

Der letzte Zusatz war überflüssig, immerhin sah er es ja. Im Moment dachte Randy aber nicht an solche grammatikalischen Patzer.

„Wie du siehst.“ Sein Vater schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Dann war er mit einem Schritt bei ihm und umarmte ihn.

„Dad.“ Randy versuchte sich aus der Umarmung zu befreien. Er galt hier sowieso schon als Weichei, oder Schwächling, da wollte er diesen Eindruck nicht auch noch bestärken.

„Liebling, was haben wir letztens über junge Erwachsene diskutiert?“ Randys Mutter warf ihrem Mann einen tadelnden Blick zu.

„Natürlich.“ Augenblicklich ließ ihn sein Vater los. Stattdessen sah er sich im Zimmer um.

„Es freut mich, das es dir gut geht.“ Lächelnd nahm seine Mutter seine Hände in die ihren und drückte sie kurz.

Randy erwiderte dieses Lächeln schwach. Was sollte er schon groß sagen? Das erste Schuljahr war mehr als nur aufregend gewesen. Und anstrengend, sehr anstrengend, doch in letzter Zeit war es etwas besser geworden. Doch die Sorge seiner Mutter konnte er nur zu gut verstehen. Er war ihr einziges Kind, natürlich war er ihnen wichtig.

Seine Mutter ließ seine Hände wieder los und zwinkerte ihm verschwörerisch zu.

Dankbar neigte Randy den Kopf und steckte den Zettel, den ihm seine Mutter eben zugesteckt hatte, in seine Hosentasche. Er wusste auch so, was darauf stand. Nur die Daten wo und wann er seinen Termin bei dem Psychiater hatte, um den er seine Mutter gebeten hatte. Bei der Einstellung seines Vaters war es auch klar, das dieser es nicht mitbekommen sollte.

„Wie sieht es aus? Hast du kurz Zeit? Ansonsten befürchte ich, wird dir dein Vater dieses Zimmer umräumen.“ Mit einem bedeutungsschweren Blick sah seine Mutter zu dem Betreffenden.

„Ja, ich habe Zeit. Gehen wir einen Kaffe trinken?“ Neben der Schulkantine gab es auch einen kleinen Raum, der als Cafe diente. Aufgrund des geringen Bedarfs wurde es aber während der Schulzeit nicht genützt. Bei so großen Events, wie zum Beispiel das Schulfest, fand es aber durchaus Verwendung. Genau dorthin führte Randy seine Eltern.

Als sie Platz genommen und ihre Bestellung abgegeben hatten, sah ihn sein Vater ernst an.

Randy seufzte und ließ seinen Blick über den Raum gleiten. Jede Tätigkeit war ihm Recht um etwas Aufschub zu bekommen. Obwohl, es hier nicht sehr viel interessantes zu sehen gab. Nur einige Schüler mit ihren Eltern, von denen Randy die Meisten nicht einmal kannte. Das galt für seine Mitschüler ebenso, wie für deren Eltern.

„Randy.“

Das war es wohl mit seinem Aufschub. „Ja, Dad?“

Er versuchte die Situation mit einem Lächeln zu retten, eine Taktik die bei seinem Vater nicht fruchtete. Aus diesem Grund gab er es schon nach einigen Minuten auf.

„Deine Mutter hat mir da etwas interessantes erzählt.“

„Ach, wirklich?“ Nun von seinem Arzttermin hatte sie ihm sicherlich nichts gesagt. Selbst wenn es nur ein Termin war, so fiel das in ihrem Haushalt unter die ärztliche Schweigepflicht. Etwas das bei ihnen sehr ernst genommen wurde.

Also blieb nur noch eine Sache.

„Ja, sie hat mir erzählt, das du diesen Winter lieber in San Francisco bleiben würdest.“ Sein Vater unterbrach sich nur kurz, als die Bestellung gebracht wurde. Um ihren Mann nicht von seinem Vortag abzuhalten, übernahm es seine Mutter zu zahlen.

„Wäre das so schlimm?“ Unschuldig sah Randy seinen Vater an. Natürlich war es schlimm und in den Augen seines Vaters wohl eine mittelschwere Katastrophe.

Rat suchend sah Randy zu seiner Mutter.

Diese sah ihn jedoch nur an. Ihr Blick hatte eine deutliche Botschaft, die lautete: Ich habs dir ja gesagt.

Sein Vater nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Wir haben unseren Urlaub bis jetzt immer zusammen verbracht.“

Seine Frau legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. „Ich sagte dir bereits, denk an unsere Diskussion, Schatz.“

Er seufzte nur tief. „Ich weiß es ja, du bist kein Kind mehr. Wahrscheinlich hast du bessere Pläne als mit deinen Eltern in Urlaub zu fahren.“

Randy wollte diesen Vorwurf gerade abstreiten, doch da bemerkte er den Blick seiner Mutter. Das war ein Rettungsanker, den sie ihm zuwarf. „Es tut mir leid, Dad. Im Sommer fahre ich bestimmt wieder mit.“

„Musst du auch. Mutter feiert ihren Achtziger.“ Seine Mutter lächelte ihn freundlich an, doch gleichzeitig war dieses Lächeln eine Warnung ja nicht zu widersprechen.

„Oh, Gott. Ist es schon wieder soweit?“ Was Randy nicht aussprechen durfte, brachte sein Vater sehr gut zum Ausdruck.

Nicht das Randy seine Großmutter nicht mochte, doch auch er hatte bessere Pläne in seinen Ferien. Auf jeden Fall war seine Idealvorstellung von Urlaub nicht irgendwo in Irland in der Wildnis zu sitzen und mit einer alten Frau zu feiern. Vor allem nicht, wenn man gezwungen war, sich mit fünf anderen Familienmitgliedern das Schlafzimmer zu teilen. Aber das Wort seiner Mutter war in ihrer Familie Gesetz. Hoffentlich fing er sich eine schlimme Krankheit bis dahin ein.

„Auf jeden Fall sollten wir die Zeit nutzen, die wir nun zusammen verbringen. Wie war dein Schuljahr so?“

Jetzt war es also Zeit für seine Lügen, oder besser eine abgeschwächte Version der Wahrheit. Alles andere würde seine Eltern nur beunruhigen. Das war das Letzte das Randy wollte. Mit seinen Problemen wurde er schon selbst fertig.
 

Leroy war gerade dabei die letzten Nadeln aus seinem Entwurf für morgen zu entfernen. Obwohl er schon mit dem Gedanken spielte, ob er nicht einige davon belassen sollte. Solche Unfälle konnten doch immer passieren. Allerdings könnte ihm dieser kurzer Moment der Schadenfreude teuer zu stehen kommen. Wer wusste schon was sich Keiji als Rache ausdachte? So kurz vor den Ferien benötigte er keine Probleme mehr.

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Überlegungen. Wer wollte denn etwas von ihm? Ein Schüler würde doch zuerst in dem Durcheinander unten nach ihnen suchen.

Leroy öffnete die Tür neugierig. Sofort schlangen sich vier Arme um seine Hüfte und zwei Körper drückten sich an ihn.

„Leroy.“ Zwei identische Gesichter sahen zu ihm hoch.

Überrascht musterte Leroy seine beiden jüngsten Geschwister.

„Ach Gott, ihr tut ja so, als hättet ihr ihn ewig nicht mehr gesehen.“ Bei der ebenfalls bekannten Stimme sah er hoch und sah sich abermals zwei identischen Gesichtern gegenüber. Zwischen ihnen stand ein jugendliches Mädchen, das unsicher zu ihm hochsah.

„Okay, wie viele von euch sind hier?“ Leroy sah seine ältesten Brüder fragend an.

Levi legte den Kopf schief und sah seinen Zwillingsbruder an. „Mum und Dad sind beim Nachmittagstee, ebenso wie Nara und Nobel haben wir im Bereich der Designermode verloren ich schätze, da hat sie auch Noren als Geisel genommen.“

Cyprill nickte zustimmend. „Er war ein Bauernopfer.“

Also waren alle hier um ihn abzuholen. Nichts anderes hatte er erwartet. Leroy bemerkte, wie seine beiden jüngsten Geschwister an ihm vorbei in die Wohnung spähten. Ihr Interesse an ihm, hatte nicht sehr lange angedauert. Aber das nahm er den Zwillingen nicht übel, immerhin waren sie erst dreizehn. „Wollt ihr reinkommen?“

Mit einem Kichern, drängten sich die beiden Zwillinge an ihm vorbei.

„Jeremy! Risa! Nichts als Ärger mit den Beiden.“ Mit einem genervten Laut drängte sich Cyprill an ihm vorbei.

Leroy deutete auf Cyprill, stellte seine Frage aber an Levi. „Er hat die Aufsicht?“

Sein älterer Bruder lachte. „Glaubst du wirklich Dad wäre so verantwortungslos sie mir anzuvertrauen?“

„Nein.“ Das auf keinen Fall. Wenn man die Wahl zwischen Levi und Cyprill hatte, fiel die Wahl immer wieder auf Cyprill. Zwar war er der Ältere der Zwillinge, doch er sah auch um einiges verantwortungsbewusster aus als sein Zwilling. So musste Cyprill ständig auf das Zwillingspärchen aufpassen.

Das war auch so eine Eigenheit ihrer Familie. Seine ältesten und seine jüngsten Geschwister waren Zwillinge. Als wäre ihre Familie nicht schon seltsam genug.

Leroy wand sich dem letzten und bisher schweigsamten Familienmitglied zu. „Lia. Wie geht es dir?“

„Gut.“ Mit dieser knappen Antwort folgte sie ihren Geschwistern ins Innere der Wohnung.

Fragend sah Leroy seinen Bruder an.

Dieser machte nur eine wegwerfende Bewegung. „Sie hat mal wieder eine ihrer Phasen. Ich hoffe nur das sie die Pubertät schell hinter sich bringt.“

Dann lächelte Levi wieder und legte einen Arm um Leroys Schulter. „Und wie geht es unserer Eisprinzessin?“

Leroy lächelte bei dieser Bezeichnung. Es waren wirklich nur seine Geschwister die ihn so nannten und das auch nur, wenn sie unter sich waren. Nach außen hin war jeder von ihnen der perfekte Sohn, oder die perfekte Tochter, deswegen genossen sie es auch umso mehr, wenn sie unter sich waren. „Es geht eigentlich ganz gut. Aber ich freue mich schon auf die Ferien.“

Das würde ihm nämlich endlich die Zeit geben seine Gedanken zu ordnen. So konnte diese Sache mit Keiji einfach nicht mehr weitergehen.

„Welcher Schüler macht das nicht? Ich kann mich noch gut an meine Zeit hier erinnern.“ Levi seufzte.

„Fang jetzt bloß nicht damit. Wenn du die Kleinen damit einschläferst, trägst du sie.“ Cyprill hatte schon auf dem Sofa im Wohnzimmer Platz genommen. Einen Arm hatte er um Risas Oberarm gelegt, mit dem Anderen hielt er Jeremy im Würgegriff fest. Fragend blickte er sie an.

„Kann ich euch loslassen? Benehmt ihr euch?“

Die beiden Zwillinge nickten zögernd.

Cyprill ließ sie los, beäugte sie aber noch immer misstrauisch.

Jeremy setzte sich nun richtig hin. „Du bist so blöd Cyprill. Warte nur, irgendwann bin ich groß genug um dir in den A…“ Ein drohender Blick von seinem ältesten Bruder brachte ihn zum verstummen. Zögernd wagte er einen neuen Ansatz.

„Hintern? Ja, irgendwann bin ich groß genug, um dir in den Hintern zu treten.“

„Ja, dann bin ich aber alt genug, um über die Höhe deines Taschengeldes zu bestimmen. Diese Diskussion ist beendet.“ Warnend hob er einen Zeigefinger in Jeremys Richtung.

Leroy hatte sich bis jetzt zurückgehalten, aber nun begann er schallend zu lachen. Es war befreiend nach so langer Zeit wieder er selbst zu sein. Das schaffte er wirklich nur, wenn seine Geschwister um ihn waren.

Als er sich wieder beruhigt hatte, lächelte er seine Geschwister an. „Kaffee?“

„Cola!“ Das kam von seinen drei jüngeren Geschwistern.

Zum Glück war das ein Grundnahrungsmittel in ihrem Haus, weswegen Leroy auch hier immer eine Flasche hatte.

Seine beiden älteren Brüder nickten zustimmend.

„Ich helfe dir.“ Lia rutschte von ihrem Sessel und ging an Leroy vorbei in die Küche.

„Okay.“ Überrascht sah er ihr nach. Doch ein fragender Blick zu Levi brachte auch keine Antwort, nur ein ratloses Schulterzucken.

In der Küche reichte Leroy seiner Schwester drei Gläser und die Colaflasche.

„Mum meinte, das du diesmal etwas für die Modenschau gemacht hast?“

„Da hat sie Recht.“ Wenn Lia eine ihrer Phasen hatte, dann kam er nicht mit ihr zurecht. Doch das schaffte keiner. Sie war meistens genauso wie sie alle, doch wenn sie ihre Phase hatte, dann war sie eher schweigsam und verschlossen. Levi hatte Unrecht, wenn er dachte das hinge mit der Pubertät zusammen, das hatte sie zuvor auch schon gehabt.

„Also ist dieses Jahr Mum dran.“ Sie nickte verstehend.

„Genau.“ Leroy wusste was sie meinte. Ja, dieses Jahr wollte er es seiner Mutter Recht machen, deswegen sein Projekt in Design.

„Das wird sie freuen.“ Mit diesen Worten ging Lia zur Küchentür.

„Und wenn wir im Urlaub sind, verrätst du mir vielleicht was dich wirklich beschäftigt, Leroy.“ Damit verließ sie den Raum endgültig.

Leroy sah ihr verwundert nach. Sah man es ihm an, das ihn etwas beschäftigte? Oder war das nur Lia, die um einiges sensibler war als der Rest seiner Familie?

Automatisch führten seine Hände die Bewegungen aus, um den Kaffee zu machen. Ob er seine Schwester vielleicht wirklich zu Rate ziehen sollte? Obwohl was konnte eine Fünfzehnjährige ihm schon bei seinen Problemen helfen? Na ja, für den Fall das er es sich anders überlegte hatte er ja noch zwei ältere Schwestern. An Ratgebern herrschte in seiner Familie ja kein Mangel.

Kapitel 40

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 40/?

Kommentar: Klare Fronten
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Langsam schmerzte seine Hand, er war es einfach nicht gewohnt so viele Dinge auf einmal zu unterschreiben. Zu Lesen was er gerade unterschrieb, hatte er schon lange aufgegeben. „Wars das dann endlich? Oder hast du mir noch etwas vorenthalten, Jace?“

Nicht das es Daniel nicht komisch vorgekommen war, das die Schreibarbeit in letzter Zeit drastisch zurückgegangen war. Allerdings hatte er da andere Probleme gehabt. Das sein Stellvertreter ihm diese nur vorenthielt, darauf wäre er nie gekommen.

„Nein, das war jetzt wirklich alles.“ Jace nahm das letzte Papier vor ihm auf und legte es auf einen ansehnlichen Stapel.

„Damit ist das Schulfest von unserer Seite hin abgesegnet.“

„Das es das schon seit Wochen sein sollte, interessiert dich dabei nicht, oder?“ Daniel sah den Jüngeren dabei fragend an.

Nachdenklich legte der Blondhaarige den Kopf schief, bevor er diesen schüttelte. „Wenn du so fragst… nein eigentlich nicht. Ich finde wir liegen sogar gut in der Zeit.“

Daniel ersparte sich die Frage, wann es nach Jaces Zeitempfinden dann eigentlich zu spät wäre.

Die Tür öffnete sich und schloss sich gleich darauf wieder. Ryan sah sich im Zimmer um, als er den Gesuchten sah, streckte er fordernd eine Hand aus. „Tim!“

Der Angesprochene schlug erfreut die Hände zusammen. „Halleluja, er ist wieder vernünftig geworden.“

Im nächsten Moment, holte er das Zigarettenpäckchen hervor, von denen er Ryan eine gab.

Grinsend sah Jace Ryan an, als sich dieser die Zigarette anzündete. „Wie war das mit dem abgewöhnen?“

„Bei den Verrückten da draußen? Da komm ich ja nie davon los.“ Ryan gab einen abschätzigen Laut von sich.

Daniel seufzte. Es war klar, das nun alles stressiger wurde, ebenso wie Ryans Rückfall nur eine Frage der Zeit gewesen war. Manche Dinge änderten sich nie.

Er stand auf. „Jace, das nächste Mal will ich diese Dinge früher erledigt haben. Denk daran. Braucht ihr mich noch?“

Jace nickte nur gelassen. „Ist gut.“

Tim schüttelte nur den Kopf. „Ne, ich denke nicht das du heute noch gebraucht wirst. Wir halten hier die Stellung, außerdem müsste Lance bald kommen.“

„Wir?“ Entsetzt sah Jace Kim an.

Dieser erwiderte den Blick nur ernst. „Ja, wir. Du, ich und…“

Er warf einen Blick auf Ryan, traf dabei aber nur den warnenden Blick von diesem. „Ich denke du nicht. Ja, du und ich, Jace.“

Um einem Quengeln von Jace zu entgehen, zog es Daniel vor das Zimmer zu verlassen. Manchmal fühlte er sich wirklich wie in einem Kindergarten, dafür sah es vor der Tür aus wie auf einem Jahrmarkt. Es war noch nicht alles ganz fertig, doch das war auch kein muss. Solange morgen alles vorzeigbar war. Selbst der Schülerrat war noch nicht ganz für morgen gerüstet. Allerdings war das nicht sein Problem, er hatte seine Pflichten erfüllt, alles Andere lag an den restlichen Mitgliedern. Jetzt hatte er eine wichtigere Aufgabe.

Schon aus einiger Entfernung sah er die Gruppe, bestehend aus drei Leuten. Pünktlich am ausgemachten Treffpunkt, nichts anderes hatte er von seiner Familie erwartet. Oder eher von seinem Vater, der aber seine Töchter mitgenommen hatte. Als Daniel bemerkte, das ihn seine älteste Schwester sah, hob er grüßend die Hand, was diese erwiderte.

Daraufhin sahen auch die restlichen Mitglieder der Gruppe in seine Richtung.

„Daniel.“ Nika, seine jüngere Schwester, lächelte erfreut.

„Nika, es ist schön das du da bist.“ Bei seiner jüngeren Schwester war das ja gar nicht so sicher. Es gab auf dieser Welt noch genug interessante Dinge, die sie ablenken konnten. Ein so ödes Schulfest wie dieses, lag bestimmt nicht auf ihrer To Do List.

Sie seufzte nur. „Ja, so wie jedes Jahr.“

„Tu nicht so. Du redest doch schon seit Tagen von nichts anderem mehr.“ Taren lächelte ihn ebenfalls freundlich an.

Das konnte sich Daniel gut vorstellen. Nika hing sehr an ihm, mehr als an Taren, oder gar David. Nun bei David konnte man froh sein, wenn sie ihn mochte.

„Dad.“ Daniel wand sich zu dem letzten Familienmitglied, das er noch nicht begrüßt hatte.

„Daniel. Wie ich sehe hast du dich gut gemacht. Was macht die Schule?“

„Seit unserem letzten Gespräch hat sich nichts geändert.“ Daniel schlug genau den gleichen scherzhaften Ton an, den auch sein Vater hatte. Als sich die Miene seines Vaters allerdings verhärtete, ahnte er Schlimmes.

„Wo du es schon ansprichst. Hast du schon eine Antwort?“

Entschlossen verschränkte der Blondhaarige die Arme vor der Brust. „Ich will das nur ungern hier diskutieren. Wenn du dich jedoch an unsere Vereinbarung erinnerst, dann hast du meine Antwort.“

Sein Vater nickte nur unzufrieden. „Das dachte ich mir.“

Ja, die Vereinbarung, die er mit seinem Vater getroffen hatte, war ein Segen für ihn. Er passte während der Schulzeit auf David auf, dafür musste er nicht allzu viel Zeit mit seiner Stiefmutter verbringen. Er mochte David und akzeptierte ihn als Bruder, doch dasselbe galt nicht automatisch für dessen Mutter. Daniel wusste, das seine Schwestern da genauso dachten. Sie hatten eine Mutter, ein Ersatz für diese wurde nicht benötigt.

„Und wo ist David?“ Suchend sah sich ihr Vater um.

Daniel winkte nur mit einer Hand ab. „Du kennst ihn doch.“

„Ja, Pünktlichkeit liegt ihm eben nicht im Blut.“

„Nika!“

Die Jüngste sah sich eingeschüchtert um, als diese scharfe Ermahnung von zwei Seiten gleichzeitig kam. Dann jedoch wurde ihr Blick trotzig, als sie zuerst ihre Schwester und dann ihren Bruder ansah. „Mann, das war doch nur so dahergesagt.“

„Unterlass das in Zukunft, bitte.“ Daniel schüttelte den Kopf. Weder Taren noch Daniel glaubten ihrer kleinen Schwester. Das war ein eindeutiger und unnötiger Seitenhieb in Davids Richtung gewesen. Denn anders als ihre zwei älteren Geschwister akzeptierte Nika David nicht als ihren Bruder. Klar, immerhin rivalisierten sie beide um den gleichen Platz. Nika duldete es nicht, das ihr David den Rang als Nesthäkchen streitig machte und das wo der die Hälfte des Jahres nicht einmal daheim war.

„Ich denke, er ist bei seiner Probe. Da hat sich kurzfristig eine Änderung ergeben.“ Daniel erinnerte sich zumindest, das David etwas in diese Richtung erwähnt hatte.

„Na, dann sollten wir ihn einmal aufsuchen. Was meint ihr?“ Auffordernd sah ihr Vater sie an.

Nika zuckte nur mit den Schultern. „Meinetwegen.“

„Gerne.“ Taren stieß ihre jüngere Schwester kurz an, woraufhin diese ein gezwungenes Lächeln zustande brachte.

„Kennst du noch den Weg?“ Nun wieder den scherzhaften Ton anschlagend, sah Daniel seinen Vater an.

Dieser zwinkerte ihm lächelnd zu. „Ich denke, das krieg ich noch hin.“

„Na dann.“ Lächelnd gab Daniel Taren mit einem Blick zu verstehen auf Nika zu achten. So konnte wenigstens nichts schlimmes mehr passieren. Gott, er war froh wenn er wieder daheim war.
 

Sich noch einmal straffend, sah Sean der Limousine entgegen, deren Tür sich gerade öffnete. Er hätte sie unter tausenden erkannt, wenn sie sich auch von den Anderen nicht unterschied. Allerdings wusste er immer genau in welcher sein Vater ankam. Da machte sich immer so ein flaues Gefühl in ihm breit.

Wirklich stieg sein Vater aus der anvisierten Limousine aus. Als er seinen Sohn sah, hob er misstrauisch eine Augenbraue.

Als er die Stufen zu ihm hinaufkam, salutierte Sean scherzhaft. Es war hier zwar keine Militärschule, doch die nahm ihm Sean noch immer übel.

Suchend sah sich sein Vater um. „Also, was hast du angestellt?“

„Noch nichts.“ Sean betonte dabei das Wort ‚noch’ besonders. Sein Vater dachte immer das Schlimmste von ihm, allerdings hatte er sein Bild von ihm bis jetzt immer bestätigt.

Das Gesicht verziehend, rollte sein Vater mit den Augen.

Mitfühlend klopfte ihm Sean auf die Schulter, während er ihn ins Innere des Gebäudes führte. „Keine Sorge. Noch musst du keine weiteren Schulprospekte wälzen.“

Ihm war durchaus bewusst das er das Wort ‚noch’ wieder extra betonte. Immerhin musste er den Erwartungen seines Vaters ja gerecht werden.

Zwar musste sein Vater im Moment keine Sorgen haben, doch dafür gefiel Sean das Spiel viel zu gut. Seltsamerweise gefiel es ihm hier ausgesprochen gut. Seine Zimmerkameraden, seine Schulkameraden, ja, sogar der unterrichtete Stoff in den Fächern sagte ihm zu. Das war schon seltsam, bis jetzt hatte ein Teil davon nie gepasst. Aber was nicht war, konnte ja noch kommen und dann würde er einen Grund für die Schule finden um ihm Hausverbot zu erteilen. Bis jetzt konnte er ja einige Schulverweise sein Eigen nennen.

„Na gut, ich werde mich wohl damit abfinden müssen.“ Sein Vater schüttelte nur den Kopf.

„Womit muss ich heute rechnen?“

„Nichts besonderes eigentlich. Nur ein kleiner Empfang mit der Lehrerschaft, allerdings wirst du da wohl in der Menge der Eltern sowieso nicht auffallen.“ Sean tat das ziemlich leichtfertig ab, auch wenn er wusste das sein Vater sicher nicht übersehen wurde. Er hatte so etwas an sich, eine Art besondere Aura. Wenn er einen Raum betrat, dann merkten es die anderen Anwesenden einfach. Ebenso könnte über seinem Kopf ein blinkendes Schild angebracht sein, der Effekt wäre derselbe. Angeblich lag das in der Familie, Sean merkte aber nichts davon. Einerseits war das ziemlich hilfreich unsichtbar zu sein, andererseits hätte es sicher seine Vorteile.

„Morgen dann, kannst du den verschiedenen Vorstellungen zusehen, bei denen ich aber nicht dabei bin.“ Sein Beitrag begrenzte sich auf den Technikbeitrag, wo er etwas mitgebastelt hatte. Für einen eigenen Beitrag war er einfach zu faul gewesen, also hatte er seine Mitarbeit angeboten.

„Warum?“

Kurz und präzise, so war sein Vater eben. Sean lächelte sanft, bevor er zu einer Erklärung ansetzte. Dabei hatte seine Stimme den Klang, den Eltern anschlugen, wenn sie ihrem Kind etwas erklären mussten. „Weil du mich erst vor einiger Zeit hierher versetzt hast. So konnte ich mich weder richtig einfügen, noch etwas proben, deswegen.“

Und weil seine Sport, Musik und Unterrichtsfächer einfach keinen Beitrag lieferten. Aber das musste sein Vater ja nicht wissen. Am Ende verlangte er dann vielleicht noch mehr Einsatz von ihm. Solche Konsequenzen wollte er sich ersparen.

„Welche Fächer belegst du?“

Oh, wieder das Thema. Abermals seufzte Sean, diesmal aber genervt. „Alles was mir wichtig genug erschien, um die Firma weiterzuführen. Aber nicht Jura.“

Davon hatte er genug, er war wahrscheinlich schon besser in dem als ein normaler Jurastudent in seinem Alter. Sean hatte keine Ahnung warum sich sein Vater andauernd mit diesen Leuten umgab. Mit ein wenig Geld an der richtigen Stelle wurde alles legal.

„Dann bin ich zufrieden.“ Nickend folgte sein Vater ihm.

Diesmal gar keine Widerworte? Das war ungewöhnlich. Vor einer Tür blieb Sean stehen. „Bitte. Ich wünsche dir noch viel Spaß. Wir sehen uns morgen.“

Damit sah er seinen Vater noch kurz nach, als er den Raum betrat und ging dann in die Richtung seiner Wohnung. Er musste noch seine Koffer packen, immerhin lagen vor ihm drei Wochen Heimurlaub. Mann, ihm ging die südamerikanische Sonne schon ab.

Kapitel 41

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 41/?

Kommentar: Erster Abschied
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Das war wirklich anstrengend. Eigentlich hatte es ziemlich einfach geklungen, doch das war es nicht. Erschöpft öffnete Keiji die Tür zu seiner Wohnung. Gerade hatte er seine Karatevorstellung hinter sich gebracht, nun sehnte er sich nach einer Dusche. Alleine schon, weil er nicht so verschwitzt in den Anzug steigen wollte, den Lance von seinen Klavierspielern erwartete.

Danach folgte noch die Modenschau für Leroy und dann hatte er für heute frei. Sein Architekturprojekt würde er erst morgen vorstellen und da war dann auch die Kyudovorführung.

Er war gerade auf dem Weg zu seinem Zimmer, da hörte er aus Leroys Zimmer Stimmen. Verwundert zog er die Brauen zusammen. Hatte sein Mitbewohner etwa Besuch? Das sähe ihm gar nicht ähnlich.

Neugierig geworden, trat er etwas näher an die Tür, die einen Spaltbreit offen stand. Dadurch hatte er nur einen begrenzten Blickwinkel, doch er sah zumindest Leroy, sowie zwei ältere Jungen und ein Mädchen, obwohl alle schon so wirkten als seien sie locker über zwanzig.

Einer der Älteren begann zu sprechen. „Ihr könntet euch wirklich zurückhalten. Es ist schlimm mit euch. Schon über zwanzig Jahre verheiratet und ihr benehmt euch noch immer wie in den Flitterwochen. Als ob unsere Familie nicht schon groß genug wäre.“

Eine männliche Stimme, die außerhalb von Keijis Blickfeld lag, antwortete darauf. „Keine Sorge, Levi ihr werdet schon keine weiteren Geschwister bekommen.“

Levi warf dem Jungen neben sich einen vielsagenden Blick zu.

Allerdings war es Leroy, der antwortete. „Das habt ihr vor dreizehn Jahren auch gesagt.“

Der Junge mit dem Namen Levi führte dieses Argument gleich fort. „Ebenso wie vor fünfzehn.“

Leroy und der Andere nickten zustimmend, bevor dieser weitersprach. „Und vor neunzehn Jahren.“

Sofort stoppte das Nicken von Leroy und er sah den Anderen empört an. „Hey!“

Ein weibliches Lachen, dessen Erzeugerin Keiji ebenfalls nicht sehen konnte, unterbrach sie. „Wisst ihr, das habe ich eurem Vater auch schon vor 25 Jahren erzählt.“

„Mum.“ Böse den Kopf schüttelnd sah jetzt auch der Ältere in deren Richtung.

Also war das Leroys Familie, die Menschen für die er soviel machte. Trotzdem erstaunte es Keiji welche Verwandlung in ihrer Gegenwart mit Leroy vorging. Er wirkte total entspannt und frei. Von seiner sonstigen Arroganz und Aggressivität war nichts zu merken. Im Moment fehlten ihm genau die Attribute, die Keiji so an ihm abstießen. Zu gerne hätte er Leroy länger in dieser Form beobachtet, doch das gehörte sich nicht.

Er klopfte kurz an und betrat dann den Raum. „Leroy.“

Sofort ging eine Wandlung mit dem Jungen vor. Er versteifte sich, bevor er sich zu ihm umdrehte. Allerdings war er nicht der Einzige, der sich mit seinem Eintreten veränderte. Wenn es beim Rest seiner Familie auch nicht so deutlich war. Allerdings lag eine gewisse Spannung in der Luft. Obwohl es war keine Spannung, eher Interesse. Kurz gesagt, Keiji fühlte sich wie eine seltene Tierart vor einer Gruppe von Forschern.

„Was willst du?“

Nur Leroy war wie immer kalt und abweisend, was ihm ehrlich gesagt lieber war. Damit konnte Keiji besser umgehen, als mit diesem Interesse. „Ich werde mich jetzt duschen und dann zu meiner Klaviervorstellung gehen. Brauchst du mich vor deiner Vorstellung noch?“

„Oh, ist er dein Modell?“ Das Mädchen, das bis jetzt geschwiegen hatte, musterte ihn nun unverhohlen.

Auch Keijis Blick glitt zu ihr. Sie passte mit ihren blonden Haaren, irgendwie nicht in diese Familie von Dunkelhaarigen. Auch die Gesichtszüge ähnelten den der Anderen kaum. Das musste wohl eines von Leroys Adoptivgeschwistern sein.

Leroy seufzte leise. „Ja genau, Nobel. Vater, Mutter, darf ich euch meinen Mitbewohner vorstellen. Keiji Winches.“

Nun sah Keiji auch diejenigen, die er zuvor nur gehört hatte. Leroys Vater kannte er ja schon, wenn auch nur aus der Zeitung. Doch jetzt war klar, von wem Leroys sein Auftreten hatte. Diesen Mann konnte man keinesfalls ignorieren, nicht einmal wenn man es verzweifelt versuchte, trotzdem war er ihm auf Anhieb sympathisch. Wenn Keiji auch ahnte, das man lieber dessen Freund als Feind war.

Leroys Mutter war auch ein nicht oft gesehenes Exemplar ihres Geschlechts. Lächelnd saß sie auf einem Stuhl, hinter dem ihr Mann stand. Sie war vom Aussehen her, exakt Leroys Ebenbild. Wenn man in ihren Augen auch deutlich ein Feuer erkennen konnte, das ihrem Sohn oft fehlte. Sie hatte eindeutig Temperament und hielt es bestimmt nicht zurück. Keiji beschloss sich von ihr fernzuhalten, da er das Gefühl hatte das sie niemand war, dem man etwas vormachen konnte.

Sie legte den Kopf leicht schief. „Winches? Der Name kommt mir bekannt vor.“

Keiji lächelte schwach. „Es ist der Name meiner Mutter. Sie leitet einen Medienkonzern in England.“

Leroys Mutter nickte. „Genau. In der letzten Ausgabe ihres Modemagazins, hat sie meine neusten Kreationen verrissen.“

Automatisch sah sich Keiji nach etwas um, hinter dem er Deckung suchen konnte. Denn die Blicke, die ihn nun trafen waren nicht sehr freundlich. Dabei hatte es sicher nicht seine Mutter, sondern einer ihrer Angestellten geschrieben. Seine Mutter schrieb schon lange nicht mehr selbst.

Seine Gesprächspartnerin winkte jedoch nur lässig ab. Dabei fuhr sie sich mit der anderen Hand durch die Haare. „Sie hatten Recht, es war Mist. Die neue Kollektion ist um einiges besser.“

Keiji war beinnahe froh, als Nobel die Stille durchbrach.

Sie ging zu Leroys Kreation und musterte zuerst diese und dann Keiji. „Glaubst du wirklich, das es zusammenpasst? Ich meine deine Kleidung und das Model.“

„Nein, das machen sie nicht. Aber was soll ich machen? Eine andere Wahl habe ich ja nicht.“ Dabei richtete sich Leroys Blick auf Keiji.

Bei dieser Antwort presste Keiji nur kurz die Lippen zusammen. Das meinte er ernst, jedes Wort. Da wollte er ihm einen Gefallen erweisen und so dankte er es ihm. Verzogener Mistkerl.

Trotzdem ließ er sich bei seiner Antwort nichts davon anmerken. „Ich werte das als ein ‚Nein’ auf meine Frage.“

Damit wand er sich um und verließ das Zimmer. Sollte Leroy doch bleiben wo der Pfeffer wuchs. Er war so froh, wenn er ihn nun drei Wochen lang nicht mehr sehen musste.
 

„Das war großartig.“

Ricky winkte bei dem Kommentar seiner Mutter nur ab. „Es war Kinderkram. Nur drei Kata. Jeder mit ein wenig Konzentration kann das nachmachen.“

Seine Mutter verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach lass mich doch auf dich stolz sein, Ricky. Denn das bin ich wirklich.“

Da war sie aber die Einzige in seiner Familie. Anscheinend sah man ihm seinen Gedanken auch an, da seine Mutter leise seufzte.

„Glaub mir, dein Vater ist auch stolz auf dich. Er kann es nur nicht so zeigen, wie er es gerne würde.“

Ricky sah seine Mutter ernst an. „Mum, bitte hör auf damit.“

Er mochte es nicht, wenn sie seinen Vater verteidigte. Dadurch änderte sich nichts zwischen ihnen und seine Mutter machte sich nur Hoffnungen, das ihre Worte etwas änderten. Doch alle Worte der Welt reichten nicht dafür aus, etwas zwischen seinem Vater und ihm zu ändern. Deswegen sollte sie ihren Atem nicht vergeuden.

„Du machst es ihm aber auch nicht leicht, Ricky. Willst du wirklich Dylans Vorwürfe dir gegenüber bestätigen?“

„Mutter, wenn du nun auch noch Dylan ins Spiel bringst, ist diese Unterhaltung beendet. Dann kann ich nur noch sagen, es war schön, wir sehen uns im Frühjahr wieder.“ Das meinte Ricky ernst, bei seinem Bruder verstand er überhaupt keinen Spaß mehr. Vielleicht gab es Hoffnung für seinen Vater und ihn, doch bei Dylan gab es nur mehr seine saubere Trennung. Sie hassten sich gegenseitig und dabei war Hass noch eine harmlose Beschreibung für das, was sie sich entgegenbrachten. Ricky verachtete seinen Bruder und dieser wahrscheinlich ihn. Doch er wollte sich nicht auf Dylans Niveau hinab begeben nur um seine Psyche ergründen zu können. Für sie gab es keine Rettung.

„Na gut.“ Begeistert wirkte seine Mutter nicht, doch sie lenkte ein.

Lance bog um die Ecke und sah sich suchend um. Erst nach wenigen Augenblicken entdeckte er ihn, was bei den Menschen um sie herum nicht einfach war. „Dich habe ich gesucht.“

Erst jetzt schien er auch dessen Mutter zu bemerken. „Oh, entschuldigt. Störe ich?“

Ricky sah zu seiner Mutter und schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind soeben fertig. Was ist?“

Wenn es nicht wichtig wäre, dann hätte Lance nicht die Mühe auf sich genommen, ihn zu suchen. Nicht bei all den Menschen hier.

„In unserer Wohnung, da muss ich dir etwas zeigen.“ Lance schien nicht wirklich zu wissen, was er sagen sollte.

Alleine das alarmierte Ricky schon. „Mum, entschuldige mich. Ich komme gleich wieder.“

„Ist schon gut. Ich werde mir inzwischen einen Platz für Lances Auftritt suchen.“ Dabei lächelte sie Lance freundlich zu.

„Was ist jetzt?“ Ricky versuchte mehr herauszufinden, als er Lance zu ihrer Wohnung folgte.

Dieser lächelte nur beruhigend. „Es ist nicht Schlimmes. Nur dachte ich, das du das sicher nicht versäumen willst.“

Vor ihrer Wohnung ließ er sich etwas mehr Zeit als sonst mit dem aufsperren.

Schon am Gang bemerkte er eine Veränderung. Vier Koffer standen darin und Sean war gerade dabei, einen Fünften aus seinem Zimmer zu tragen.

„Beim Einzug waren die bestimmt nicht so schwer.“

„Als ob du sie da getragen hast.“ Lance stemmte die Arme in die Hüften.

Sean lächelte frech. „Das stimmt. Aber alles was ich mitnehme, muss ich nicht selbst waschen und bügeln.“

„Faulpelz.“ Nun lachte auch Ricky. Jetzt wusste er was los war. Anscheinend reiste Sean heute schon ab. Etwas früh, aber nicht unerwartet.

Lance lachte nur trocken auf. „Da redet der Richtige. Wenn du heimfahren würdest, dann wäre die Sache doch genauso.“

„Aber nur, weil ich den Duft von Niklas Waschmittel so mag.“ Dabei zwinkerte er Sean

verschwörerisch zu.

„Ja, klar.“ Kopfschüttelnd ging Lance zu Sean und nahm ihm den Koffer ab.

„Also verlässt du uns heute schon?“

Sean nickte zustimmend. „Ja, ich will heim. Außerdem sieht mein Vater keinen Sinn darin länger hier zu bleiben. Nicht, wenn sein Sohn keinen Beitrag geleistet hat.“

Er lächelte zufrieden. „Was mir eigentlich ganz Recht ist.“

Es klopfte an die Tür und Ricky, der ihr am Nächsten war, öffnete. Zwei Männer kamen herein, von denen jeder einen Koffer in eine Hand nahm.

Verdrießlich sah Sean auf den Koffer, den Lance noch immer in der Hand hielt. „Der Letzte bleibt mir wohl doch selbst.“

„Sieht so aus.“ Auffordernd hielt Lance ihm diesen wieder entgegen.

Sean lächelte ihn an und nahm den Koffer wieder an sich. „Also dann, ich wünsche euch schöne Ferien.“

„Dir auch.“ Lance erwiderte das Lächeln.

Als er an ihm vorbeiging, klopfte ihm Ricky auf die Schulter. „Mach nichts, das ich nicht auch machen würde.“

„Dann habe ich ja alle Freiheiten.“ Bei diesen Worten grinste der Brasilianer breit.

Mit dem Finger deutete Ricky Richtung Tür. „Pass bloß auf. Los, verschwinde.“

Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, blieb es kurz still. Erst dann durchbrach Lances Stimme die Stille. „Weißt du was das heißt?“

Und ob er das wusste. „Ja, die Wohnung gehört wieder ganz alleine uns.“

Erfreut nickte Lance.

So mussten sich wohl Eltern fühlen, wenn ihre Kinder auf Ausflügen, oder in der Schule waren. Es war ein Gefühl der Erleichterung, wenn er Sean auch mochte. Wenn man alleine war wusste man das gar nicht zu schätzen. Erst wenn man seine Einsamkeit für einige Zeit aufgeben musste, wusste man was man daran hatte. Allerdings würde Ricky schon dafür sorgen, das Lance und er keinen dieser kostbaren Momente vergeudeten.

Kapitel 42

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 42/?

Kommentar: Glückwünsche und Erkenntnisse
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Denkst du nicht, das das etwas zu hart war?“

Leroy sah nur kurz zu Nobel hoch. „Es war die Wahrheit.“

„Das mag sein, aber…“ Sie brach ab und sah sich hilflos um.

Es war nicht das erste Mal das ihr die Worte fehlten, das passierte oft bei ihr. Eigentlich hatte seine Adoptivschwester Recht. Er hätte es ja nicht so hart ausdrücken müssen, doch das kam ihm erst danach in den Sinn. Eine Entschuldigung kam allerdings nicht in Frage, immerhin hatte er einen Ruf zu verteidigen. Bei Keiji sogar noch mehr, als vor den Anderen. Im Grunde hatte sich der Japaner das selbst zuzuschreiben.

Die Tür der Umkleide öffnete sich und ein blondhaariger Junge betrat den kleinen Raum. Anders als bei normalen Modeschauen waren sie nicht alle zusammen in einem großen Raum untergebracht, sondern in kleineren Räumen. Schließlich waren sie alle noch Teenager und manche davon waren schüchtern. Wahrscheinlich war das aber hauptsächlich so, um Sabotage vorzubeugen. Als ob er so etwas nötig hatte. Ihm war das aber nur Recht, immerhin legte er keinen Wert auf die Gesellschaft seiner Mitschüler.

„Warum musste ich die ganze Puppe mitschleppen? Die ist schwer.“ Der Junge stellte die Puppe, die Leroys Sachen trug, auf dem Boden ab.

„Danke, Noren.“ Leroy schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Doch so sehr es auch jeden seiner Mitschüler verblüfft hätte, seinen Adoptivbruder ließ es kalt. Dafür kannte er es schon zu gut.

Er stemmte einen Arm in die Hüfte. „Also?“

„Nun, weil die Puppe nicht mir gehört sondern dem Designkurs. Und wie du gesagt hast, sie ist schwer.“ Warum sollte er die Kräfte seines Bruder nicht nutzen, wenn er sie ihm schon einmal zur Verfügung stellte?

Noren stöhnte nur.

„Da hat er dich mal wieder schön reingelegt was, Noren?“ Eine Hand legte sich von hinten auf Norens Schulter.

Überrascht fuhr der Junge herum. „Nara, willst du das ich einen Herzinfarkt bekomme?“

Die Braunhaarige schien zu überlegen. „Du bringst mich da auf eine interessante Idee. Was sagt ihr?“

Dabei glitt ihr Blick zu Nobel und Leroy.

„Lass ihn leben, Schwester.“ Nobel lächelte bei diesen Worten.

Leroy nickte zustimmend und sein Lächeln wurde beinnahe fies. „Ja, man kann ihn so gut benutzen.“

„Wirklich nett. Manchmal denke ich nur, das man mich in diese Familie adoptiert hat, damit ihr einen Packesel habt.“ Noren grummelte noch etwas vor sich hin, verließ aber das Zimmer.

„Da ich zu diesem Zeitpunkt noch zu jung war, werden wir es wohl nie erfahren.“ Nobel lächelte und lief ihrem Bruder nach.

Leroy blickte zu seiner ältesten Adoptivschwester. „Nara?“

Diese sah nur auf seine Kollektion und schüttelte dann den Kopf. Lächelnd richtete sich ihr Blick auf Leroy. „Ich soll dir von unserer Familie etwas ausrichten. Hals und Beinbruch.“

„Danke. Ich werde euch nicht enttäuschen.“

„Das wissen wir. Selbst wenn, würde es dir niemand übel nehmen.“ Ihm noch einmal zuwinkend, verließ auch sie den Raum.

Leroy seufzte und machte sich daran noch einmal die Kleidung zu überprüfen. Nachdem er das erledigt hatte, begann er noch einmal von vorne. Er war nicht nervös, nein. Mit seinen Kleidern stimmte alles. Jede Naht saß und war perfekt, er benötigte nur etwas um die Wartezeit zu überbrücken. Auf keinen Fall wollte er nachdenken, egal über welches Thema.

Abermals öffnete sich die Tür zu dem Raum. „Gut, bringen wir es hinter uns.“

Leroy wand sich zur Tür um und seine Augen weiteten sich überrascht. Es war Keiji wie er schon an der Stimme erkannt hatte, doch diese Kleidung an ihm war ungewohnt. In diesem Moment bedauerte er es, das er keinen Smoking für ihn geschneidert hatte. So ein Kleidungsstück ließ ihn unglaublich gut aussehen.

Leroy schüttelte kurz den Kopf. Unsinn, ein Smoking hatte nur den Zweck seinen Träger gut aussehen zu lassen. Dieses Kleidungsstück erfüllte diesen Zweck perfekt. „Ja, bringen wir es hinter uns. Zieh dich um.“

Während Keiji dabei war sich umzuziehen, ordnete Leroy einige der Kosmetika auf dem Tisch. Als Mitglied des Designkurses lernte man einiges über diese Dinge, vor allem was sie in Kombinationen mit manchen Kleidungsstücken bewirkten. Nun, wenn er es nicht schaffte Keiji zu schminken konnte er sich noch immer jemanden aus einem der Filmkurse greifen. Die liefen hier ja zuhauf herum und diese lernten das in ihrer Ausbildung.

„Was ist damit?“ Keiji hielt ihm das Hemd hin, das er als Letztes hinzugefügt hatte.

„Anziehen, es gehört dazu. Aber lass es offen.“ Wie der Rest war es im Streetstyle gehalten. Es passte zwar dazu, wirkte aber trotzdem irgendwie falsch. Aber das war sicher nur Leroys Einbildung, weil er wusste wie es ohne aussah.

„Setz dich.“ Er deutete auf den Stuhl vor dem Tisch.

Keiji setzte sich, hob aber eine Augenbraue. „Was? Bist du nun mein Make-up Artist?“

„Was dagegen?“ Leroy legte ein Tuch um Keijis Hals und Schultern, um die Kleidung nicht zu beschmutzen. Dann nahm er einen Kamm in die Hand und überlegte kurz. Im Grunde passte alles, doch Leroy würde das nie zugeben, also musste er wenigstens Alibi halber etwas machen.

Mit dem Kamm fuhr er ihm durch die Haare und festigte das alles danach mit etwas Haarspray. Dann ging er zu dem Tisch und setzte sich, direkt vor Keiji darauf. Den überraschten Blick des Japaners ignorierte er, so konnte er einfach besser arbeiten. Er hob den Kopf des Anderen leicht an. „Bleib so.“

Resigniert schloss er kurz die Augen. Keiji machte es einem Stylisten wirklich schwer, ihn zu verschönern. Nun, vielleicht etwas Abdecken.

Leroy öffnete den Deckel der dazugehörigen Creme. „Ich werde heute nach der Show abreisen.“

„Hm.“ Mehr konnte der Japaner im Moment wohl auch nicht sagen.

„Ich dachte nur, das solltest du vielleicht wissen.“ Was machte er hier nur? Smalltalk war überhaupt nicht sein Stil. Er verstand sich nicht einmal darauf. In seiner Familie redete man nicht nur um des Reden willens. Das machte nur sein Vater bei seiner Arbeit, doch dafür wurde er immerhin bezahlt.

„Der Zeitpunkt war nicht sicher, doch es sind Ferien. Es war klar, das wir beide zu unseren Familien fahren.“ Keiji schloss die Augen, als Leroy mit dem Puder kam.

„Es ist vielleicht auch ganz gut so. Ein paar Kontinente zwischen uns zu bringen.“

Schaden konnte es sicher nicht. Leroy wusste zwar nicht wo Keiji seine Ferien verbrachte, doch die Schweiz war ganz sicher auf einem anderen Kontinent als Keijis Möglichkeiten. „Bestimmt.“

Leroy legte seine Sachen zur Seite. „Fertig.“

Der Jüngere öffnete seine Augen und sein Blick begegnete dem Leroys. Langsam stand er auf. „Weißt du seit heute Vormittag wünsche ich mir fast zu deiner Familie zu gehören. Dann wärst du mir gegenüber vielleicht auch offener.“

Überrascht sah Leroy den Anderen an. Da Keiji nun vor ihm stand, war es ihm unmöglich wieder aufzustehen, doch das war im Moment nicht seine größte Sorge. Er hatte ihn und seine Familie belauscht. Entweder das, oder Leroy hatte sich selbst irgendwie verraten. Jetzt lag es an ihm das wieder zu richten. „Nun, es hat sicher einige Vorteile ein Kalres zu sein.“

„Aber eben nur fast.“ Keijis Finger legten sich unter Leroys Kinn und hoben es hoch.

„Denn wenn ich mit dir verwandt wäre, dürfte ich das hier nicht machen.“

Auch wenn Leroy wusste was nun kam, wehrte er sich nicht dagegen. Ja, es war nicht richtig und im neuen Jahr würde er sich auch wieder dagegen zur Wehr setzen, doch diese Verfehlung ließ er noch durchgehen. Es war ein Fehler, den er in diesem Jahr zurücklassen würde.

Als sich ihre Lippen trafen, hatte Leroy das Gefühl das sich etwas geändert hätte. Doch den Finger darauf legen konnte er nicht und das wollte er auch nicht. Automatisch öffnete er die Lippen, einfach weil er das Gefühl hatte, das es richtig war.

Sofort kam Keiji dieser Aufforderung nach und nahm wie schon so oft seinen Mund in Besitz.

Leroy konnte einfach nur reagieren, doch eine Verteidigung dagegen hatte er nicht. Seine Hand hob sich und krallte sich in das Tuch, das noch um Keijis Hals lag. Im Moment interessierte ihn nichts um sie herum, Hauptsache dieser Kuss endete nicht.

Trotzdem beendete Keiji den Kuss und trat einige Schritte zurück, dabei glitt das Tuch von seinen Schultern. „Ich denke damit sollten wir uns verabschieden. Frohe Weihnachten und schöne Ferien, Leroy.“

Diese Worte waren die einzige Verabschiedung als Keiji den Raum verließ.

Leroy sah ihm verwirrt nach. Langsam glitt sein Blick auf das Tuch, das eben noch auf dem Oberkörper des Japaners gelegen hatte und um das sich nun seine Finger krallten. Hastig ließ er es fallen, so als hätte er sich daran verbrannt. So konnte das nicht weitergehen, ein weiteres Halbjahr wollte er nicht so verbringen. Er musste eine Entscheidung treffen. Entweder er war dafür oder dagegen, doch nicht immer so halbe Sachen, das zermürbte ihn langsam. Nein, in diesen Ferien musste er etwas für sich entscheiden und das dann auch durchziehen.

Kapitel 43

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 43/?

Kommentar: Harte Enttäuschungen
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Endlich geschafft. David warf den Stab zur Seite und streifte sich die Kapuze vom Kopf.

Als Hirte wäre er wahrscheinlich besser dran gewesen. Nicht soviel Auftritte. Aber nun war endlich die Vorstellung geschafft und zu seinem Glück schon die meisten Schüler auf dem Heimweg. Schließlich ging es hier darum mit seinen eigenen Kindern zu protzen und nicht die Kinder der Anderen zu bewundern. Für viele Schüler war das sowieso die beste Lösung, wer wusste welche Erwartungen ihre Familien ihnen sonst auch noch auferlegen würden? Die Meisten hatten ja schon Probleme damit, mit den jetzigen fertig zu werden. Das Leben als ein Mitglied der oberen Zehntausend konnte schon hart sein und wenn man nicht dazugehörte noch härter. Geld machte das Leben nicht leichter, es öffnete nur eine Tür, um mitspielen zu können.

Die Glückwünsche eines Klassenkameraden mit einem Nicken entgegennehmend, streifte er sich die Kutte vom Körper. Diese ließ er über einen Sessel fallen, er hatte keine Verwendung mehr dafür und er war auch nicht für die Kostüme zuständig. Ehrlich gesagt, taten ihm die armen Teufel leid, die bis zum Ende hier bleiben mussten um aufzuräumen.

Zwar saß er auch bis zum Ende hier fest, doch das war ganz alleine Daniels Schuld. Es war Segen und Fluch zugleich einen Bruder zu haben, der Schülersprecher war. Im Moment wollte er eigentlich nur so schnell wie möglich zu seiner Mutter. Er war kein Muttersöhnchen, doch fünf Monate waren eine lange Zeit. Immerhin war sie schon im Sommer zu ihren Ausgrabungen gereist. Wann immer sie ihn wegen so etwas verließ, fühlte sich David alleine gelassen. Alleine bei einer Familie, zu der er doch nicht wirklich gehörte, auch wenn man ihn das nicht fühlen ließ. Nur das Wissen darum, machte es schon schwer.

Als er die Umkleide verließ und auf den Gang trat, sah er seinen Vater. Dieser schien schon auf ihn zu warten. Bereits gestern hatte er ihn begrüßt. Sein Vater war der Einzige den David wirklich als Familienmitglied bezeichnen konnte. Denn das war sein Vater, da kam kein Halb- oder Stiefbruder davor. Auch wenn er Daniel ebensogroße Gefühle entgegenbrachte, außer ihrem Vater verband sie doch kaum etwas.

„Es war eine schöne Vorstellung.“

David verzog das Gesicht. „Sie war stinklangweilig.“

Sein Vater erwiderte das Lächeln. „Nun, wo du es sagst…“

„Wo sind die Mädchen?“ Nicht, das es David wirklich interessierte. Taren konnte er ja noch leiden, doch Nika war eine wahre Pest. Wenn es jemanden gab, der ihn andauernd an seinen Stand erinnerte, dann war es sie.

Sein Vater deutete hinter sich. „Sie vertreiben sich noch etwas die Zeit.“

„Wann können wir eigentlich los?“ Daniel hatte ihm keine Zeit genannt, doch er hatte ehrlich gesagt auch nicht danach gefragt. Der Schülerrat war Daniels Ding, da mischte er sich nicht ein.

„Wenn du willst, dann können wir sofort los.“

„Wirklich?“ David sah seinen Vater erfreut an, doch nur einen Moment. Solange benötigte er, um die Ausmaße dieser Antwort zu erkennen.

„Oh.“

Sein Vater nickte nur ernst. „Ja. Deine Geschwister reisen in eine andere Richtung als wir.“

Was hatte er erwartet? Das Ergebnis stand schon von Anfang an fest, daran konnte nichts etwas ändern. David rang sich zu einem Lächeln durch. „Ist nicht so schlimm. Sie wissen einfach nicht was ihnen entgeht. Selbst Schuld.“

Auch sein Vater machte gute Mine zum bösen Spiel. „Also, wie lange wirst du noch benötigen?“

„Ich will mich nur schnell verabschieden. Gepackt habe ich ja schon. Wenn du vor dem Ausgang auf mich wartest, kann eigentlich gar nichts schief gehen.“ Damit wand er sich schon in Richtung der Krankenstation.

„Ist gut.“ Lächelnd wand sich auch sein Vater um, um das Auto zu holen.

Als David die provisorische Krankenstation betrat, sah er sich suchend um. Im Grunde musste man auch suchen, um eine bestimmte Person hinter aufgeschlagenen Büchern, oder Zeitungen zu erkennen. „Herrscht ja reger Betrieb hier.“

Einige der Schüler sahen von ihren Lektüren auf, doch nur ein Buch schloss sich. „David. Was machst du hier?“

Der Angesprochene wand sich zu der gesuchten Person um. „Ich wollte mich nur verabschieden.“

Randy sah ihn verwundert an. „Oh, ihr fahrt schon?“

Lächelnd schüttelte David den Kopf. „Nein, ich fahre. Daniel wird seinen Zeitplan einhalten, wie auch immer der aussehen wird.“

„Aha.“ Noch immer irritiert, musterte ihn der Gleichaltrige.

„Aber zwischen euch ist doch alles okay, oder?“

Aus seiner Sicht im Grunde schon, wenn er sich auch etwas mehr Ehrlichkeit gewünscht hätte. „Ja, es ist alles in Ordnung. Wir haben nur andere Reiseziele.“

Nun lächelte Randy erleichtert. „Dann ist es ja gut. Ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest.“

David beugte sich zu Randy und berührte mit seinen Lippen flüchtig seine Wange. „Ich dir auch, Randy.“

Mit diesen Worten wand er sich um und verließ, winkend, den Raum. Sein nächstes Ziel war sein Zimmer. Vielleicht traf er dort Daniel an, vielleicht auch nicht. Seinen Koffer musste er von dort auf jeden Fall holen. Als er die Wohnung betrat war sie leer, weswegen er seinen Koffer aus dem Zimmer holte. Er hatte nicht viel das er mitnehmen musste. Nur einige persönliche Dinge, nicht mehr. Immerhin kam er ja wieder zurück.

David zog sich gerade die Schuhe an, die er die Ferien über tragen wollte, als sich die Tür öffnete.

Daniel kam, einen Stapel Blätter unter den Arm, in die Wohnung. Sein Blick fiel zuerst auf David und dann auf seinen Koffer. „Oh.“

Zugegeben es war immer wieder erfrischend seinen Bruder so zu sehen. David konnte das nicht leugnen, immerhin ertappte man Daniel nur selten bei etwas. Er legte einen Finger unschuldig an sein Kinn. „Oh? Ja, ich glaube so kann man die Sache ziemlich gut beschreiben. Ich hätte es zwar lieber von dir gehört, doch wenn es mir Dad sagt, sparst du wenigstens Worte.“

Er lächelte nun wieder, wie immer wenn ihm seine Gefühle zu negativ wurden. „Als ich dich vor einigen Tagen gefragt habe, hättest du mir nur antworten müssen. Ich bin nicht so sensibel, das ich die Wahrheit nicht ertrage.“

„David, ich…“

David bemerkte durchaus den erklärenden und auch bittenden Tonfall seines Halbbruders. Im Moment war ihm allerdings nicht nach Erklärungen und vergeben wollte er auch nicht.

Seinen Koffer aufnehmend, trat er auf seinen Bruder zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Hoffen wir, das das neue Jahr in dieser Hinsicht besser wird. Ich wünsche dir frohe Weihnachten, Bruder. Grüße deine Mutter von mir, ich werde meiner auf jeden Fall Grüße von dir ausrichten.“

So ließ er seinen Bruder stehen, doch Daniel machte auch nichts, um ihn zurückzuhalten. Dann eben Weihnachten wie immer. Es war ja nichts, das er nicht schon gewöhnt war.
 

Daniel war noch einen Moment wie erstarrt, dann ging er in sein Arbeitszimmer. Dort ließ er die Blätter einfach achtlos auf den Schreibtisch fallen.

Verflucht, eigentlich hätte das nicht so laufen sollen. Warum musste sein Vater auch nur immer alles übereilen? Hätte er genug Zeit gehabt, dann hätte er es David schon selbst beigebracht. Schonender zumindest. Seine Entscheidung stand schon fest, seit diese Frage aufgekommen war, da hatte er schon Recht. Allerdings konnte er das David doch nicht so ins Gesicht schleudern. Er war sein Bruder, da sollte er sich nicht ungeliebt fühlen. Das sollte sich kein Kind.

Daniel schnaubte leise. Da erklärte er ihm, das er nicht sensibel war. Als ob Daniel das nicht selbst wusste. Sein Halbbruder war nicht sensibel, doch mit seinen Gefühlen umgehen konnte er auch nicht. Alles was ihm nicht gefiel verdrängte er und das war nicht gut. Eben war ihm nach Schreien, oder zumindest zum Weinen zumute gewesen, das hatte Daniel in seinen Augen gesehen. Aber was hatte er gemacht, er hatte ihn angelächelt.

An Davids Stelle wäre er enttäuscht, wütend und verletzt. Gefühle, die man eben lautstark ausdrückte. Das war es auch sicher gewesen, was David empfunden hatte, nur hatte er es nicht gezeigt. Kein Mensch war so leichtlebig, das einfach hinzunehmen und zu ignorieren. Eigentlich müsste Daniel über die letzte Spitze seinen Bruders erfreut sein. Wenigstens so hatte er seiner Enttäuschung Ausdruck verliehen.

Seufzend sah Daniel aus dem Fenster, ohne wirklich etwas zu sehen. Auf jeden Fall musste er sich bei seinem Halbbruder entschuldigen. Am Besten zu Weihnachten, da waren die Menschen allgemein etwas freundlicher gestimmt. Wenn es der Sache diente, würde er auch ein paar nette Worte mit seiner Mutter wechseln. Das sollte zumindest David von seinen guten Absichten überzeugen. Schließlich waren sie Brüder und als solche, sollten sie sich nicht zerstreiten. Er hatte nur den Einen und deswegen war er ihm sehr wichtig, egal ob er nun halb oder ganz war.

Heute Abend würde er sich noch von Randy verabschieden und dann mit seinen Schwestern abreisen. Wenn ihm die Götter gnädig waren, konnte er die Sache mit David wirklich in den Ferien regeln. Das war ihm sehr wichtig.

Kapitel 44

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 44/?

Kommentar: Verfrühter Frühjahrsputz
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Lance, hast du alles sauber gemacht?“ Rickys Stimme war gedämpft aus der Küche zu hören.

„Du meinst, den Dreck, denn du gemacht hast? Ja, ich glaube schon.“ Lance wischte sich über die Stirn und besah sich das Wohnzimmer, das wieder einigermaßen präsentabel aussah. Also er würde sicher nie, unter gar keinen Umständen, mit Ricky zusammenleben. In den drei Wochen ohne Aufsicht war ihre Wohnung zu einem Schweinestall mutiert. Obwohl, ohne Aufsicht ja nicht so richtig war. Es gab zwar zwei Lehrer, die sich um die Schüler kümmerten, doch diese belästigte man nur in Notfällen. Wie es eben in den Ferien war.

Und den Begriff Ferien nahm Ricky sehr streng, auch was Hausarbeit anging, wie Lance zu seinem Leidwesen feststellen musste. So wie ihre Wohnung noch gestern ausgesehen hatte, wollte er sie nicht Sean präsentierten. Weswegen Ricky und er heute Rickys Saustall beseitigen mussten. Er machte eigentlich nur mit, weil sonst gar nichts passieren würde.

Über die Ferien konnte er sich im Grunde ja nicht beschweren. Wie er erwartet hatte, waren sie die ersten Tage kaum aus dem Bett gekommen. Zu Weihnachten hatte Ricky sogar für ihn gekocht. Zwar mit katastrophalen Folgen für die Küche, doch es war ja der Gedanke, der zählte.

Den Rest der Ferien hatten sie so wie immer verbracht. Es war einfach ein tolles Gefühl, wenn man sich nicht um einen Dritten sorgen musste. Allerdings freute sich Lance auch schon wieder darauf, das Sean zurückkam. Denn ohne den Brasilianer war es irgendwie einsam in der Wohnung, es fehlte etwas. Es war erschreckend wie schnell man sich an jemanden gewöhnte.

Lance ging zu Ricky in die Küche, in der sich, wie er geahnt hatte, noch nicht viel geändert hatte. Aber das Chaos war etwas kleiner geworden, was man zumindest als Besserung werten konnte. „Du hast noch viel Arbeit vor dir, mein Lieber.“

„Eigentlich könntest du mir ja helfen. Das Essen kam auch dir zugute.“

„Es war dein Geschenk an mich und ich habe mich doch auch ausreichend dafür revanchiert.“ Bei diesen Worten schenkte er Ricky ein freches Lächeln. Oh ja, er hatte sich sehr ausgiebig dafür revanchiert.

„Sean wird heute oder morgen ankommen, also würde ich mich etwas beeilen. Außerdem könnte es bald wieder eine Zimmerkontrolle geben, die Schule beginnt wieder.“ Hoffentlich blieb Ricky nicht auch noch über die Sommerferien. Zwei Monate alleine mit ihm, das wäre eine Katastrophe. Allerdings würde Ricky wohl kaum auf seine alljährlichen Ausflüge mit seinen Freunden verzichten. So wenig man es auch glaubte, Ricky hatte wirklich Freunde außerhalb der Schule, mit denen er Spaß haben konnte, ohne ihnen zu drohen. Lance konnte das gut verstehen, immerhin war er ihm hier so ein Freund und noch mehr.

Der Amerikaner schnaubte nur genervt, machte sich aber wieder ans putzen.

Lance ging inzwischen wieder ins Wohnzimmer, das man ja wieder benutzen konnte. Er nahm ein Heft zur Hand und blätterte darin. Dabei erfreute er sich immer wieder an den einzelnen Flüchen, die aus der Küche kamen. Ja, nach nur drei Stunden mit Ricky konnte man vielleicht nicht englisch sprechen, aber ganz sicher fluchen.

Eine halbe Stunde später, hörte Lance wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Auch Ricky musste es gehört haben, denn aus der Küche war ein lautes Klappern zu hören. Wahrscheinlich versuchte er gerade die Putzsachen zu verstecken. Ein sinnloses Unterfangen, da er es in wenigen Momenten sowieso wieder hervorholen musste, dafür würde er schon sorgen.

Die Tür öffnete sich und Sean trat ein. „Ich bin wieder da.“

Lance sah kurz auf den Gang hinaus. „Hallo.“

Dann stand er auf, als er Seans Gepäck sah. Wie konnte man nur mit so vielen Koffern reisen? Er war hier der Italiener, er war genetisch auf Mode programmiert und nicht einmal er hatte soviel Gepäck. „Wie waren deine Ferien?“

Damit nahm er schon einen der vier Koffer in die Hand.

Sean lächelte dankbar. „Danke. Hallo, Ricky.“

„Na warst du auch brav?“ Bei dieser Frage grinste der Amerikaner frech.

Dieses Grinsen wurde ebenso frech erwidert. „Ich habe nichts getan, wessen ich mich schämen müsste.“

„Was braver ist als alles, was Ricky je zustande bringt.“

„Hey.“

Lance blieb vor dem protestierenden Amerikaner stehen. „Hast du nicht noch etwas zu erledigen?“

„Ist erledigt.“ Mit einem unschuldigen Lächeln sah ihn Ricky an.

Lance versuchte einen Blick an ihm vorbei in die Küche zu werden. Ein Unterfangen das gar nicht so leicht war, da sich der Amerikaner immer wieder mit seinem Oberkörper in sein Blickfeld drängte. Mit einem tadelnden Blick sah Lance ihn an. „Lass das, irgendwann muss ich sowieso in die Küche. Das was du machst ist nur kindisch. Also mach es fertig.“

„Manchmal nervst du wirklich.“ Damit wand sich Ricky um und warf die Tür der Küche hinter sich ins Schloss.

Lance hingegen konnte sich ein schadenfrohes Kommentar nicht verkneifen. „Ja, ich liebe dich auch.“

Er bemerkte Seans fragendes Gesicht und zuckte mit den Schultern. „Glaub mir, du willst es gar nicht wissen.“

„Okay.“ Noch immer verwundert, aber zumindest im Moment zufrieden gestellt, ging Sean in sein Zimmer.

Lance folgte ihm und stellte den Koffer neben die Tür.

Sean war schon wieder auf den Weg in den Flur, um die restlichen Koffer zu holen. „Irgendwie bin ich froh wieder hier zu sein.“

Na und er erst. Wenn Sean nicht hier wohnen würde, wer wusste schon wann und ob Ricky sauber gemacht hätte? „Meine Frage ist aber noch immer offen. Wie waren deine Ferien?“

„Fast zu lang.“ Sean lächelte und sah auf seine Koffer. Mit einer wegwerfenden Bewegung in deren Richtung, ließ er sie einfach stehen.

„Komm, ich erzähl es dir im Wohnzimmer. Ob wir eine Tasse Kaffe aus der Küche kriegen könnten?“

Lance warf einen Blick auf die geschlossene Küchentür und grinste. „Nun er hat Messer da drin. Ich glaube wir sollten es später einmal versuchen.“

„Na dann eben später.“ Sean ging ins Wohnzimmer und setzte sich auf einen Sessel.

Ricky würde sicher noch einige Stunden brauchen, also konnte er sich die Zeit ebenso gut auch damit vertreiben. Wobei es ihn ja auch wirklich interessierte was Sean so in Brasilien getrieben hatte.
 

Eine Tür wurde geöffnet und wieder zugeschlagen, bevor sie jedoch wieder ins Schloss fiel wurde sie aufgefangen. „Sag mal, bist du noch immer sauer auf mich?“

„Nein, wie kommst du darauf?“ Mit einem unschuldigen Lächeln wand sich David zu seinem Bruder um.

„Ich bin verletzt, ja sogar enttäuscht, doch nicht sauer. Denn dafür müsstest du ja etwas getan haben, doch das hast du nicht.“

Nun war es an Daniel die Haustür ins Schloss zu werfen. „Verflucht, ich habe dich angerufen. Was kann ich dafür das du dort kein Netz hast? Und wenn ich das Glück hatte dich zu erreichen, hast du dich von deiner Mutter verleugnen lassen. Was so nebenbei bemerkt von ziemlich großer geistiger Reife zeugt.“

„Ich war wirklich nicht da. Schließlich waren meine Ferien auch so aufregend genug.“ David ging in sein Zimmer.

Daniel selbst suchte sein eigenes auf und warf den Koffer auf das Bett. Ja, klar. So aufregend, das sein Vater nach nur einer Woche schon wieder zurückgekommen war, weil er genug von der Natur hatte. Natürlich ohne David, diesen verdammten Sturkopf. Diesen hatte er erst heute beim Abflug getroffen. Auch den Flug hierher hatte er kein Wort mit ihm gewechselt. Erst hier hatte er wieder seine Sprache gefunden. Aber solche Vorwürfe ließ Daniel sicher nicht auf sich sitzen.

Entschlossen ging er in Davids Zimmer, wo dieser gerade dabei war seine Tasche auszuräumen. „Du hättest zurückrufen können. Es ist klar, das ich nach dem fünften Mal denke, dass du nicht mit mir reden willst.“

„Ich wollte auch nicht mit dir reden. Aber vielleicht hätte das beim sechsten Mal ja ganz anders ausgesehen. Doch du probierst es ja nicht einmal.“ David ließ die Hände sinken, in denen er gerade ein Shirt hielt. Leise seufzte er.

„Lassen wir das. Du hast Scheiße gebaut, vielleicht sogar auch ich, aber die Hauptschuld liegt bei dir. Egal, es ist passiert und ich werde es einfach vergessen. Ich kann deine Einstellung nachvollziehen, das schon und ich akzeptiere sie auch. Dafür muss sie mir nicht unbedingt gefallen, aber es ist ja nichts Neues.“ Er warf einen kurzen Blick zu Daniel.

„Ich werde es einfach vergessen, was du machst ist mir egal. Aber vor den Ferien habe ich Randy gesagt das bei uns alles okay ist. Dabei würde ich es gerne belassen. Schauspielerei ist vielleicht nicht so ganz dein Fach, aber für Randy kriegst du es sicher hin.“

„Ich will es aber nicht vergessen. Ja, es war mein Fehler, aber es war nur zu deinem Besten.“ Zumindest in dem Moment in dem er gelogen hatte. Wer hatte auch ahnen können, das ihr Vater alles zunichte machte?

„Zu meinem Besten?“ Jetzt wurde auch David lauter.

„Natürlich ist es zu meinem Besten, wenn ich alles von Vater erfahre? Du hättest wenigstens den Mut aufbringen können es mir selbst zu sagen.“

Daniel sah seinen Bruder aufgebracht an. „Dabei ging es doch nicht um Mut. Wenn Vater nicht so voreilig gewesen wäre, dann hätte ich es dir selbst gesagt. Nur…“

Der Ältere verstummte. Was sollte er sagen? Ich hätte es dir gesagt, nur anders? Ja, wahrscheinlich hätte er ihn belogen. Nein, ganz sicher hätte er ihn belogen, sich selbst konnte er nichts vormachen.

David sah ihn traurig an. „Was Daniel? Wie hättest du es mir gesagt? Anders? Du hättest mich belogen, um meine Gefühle zu schonen? Du hast keine Ahnung wie sich das anfühlt, jedes Mal eine Ausrede von dir zu hören. Ich bin kein Traumtänzer, ich weiß doch wie du, Nika und Taren zu meiner Mutter stehen. Mich akzeptiert ihr, aber nicht sie. Damit kann ich leben, aber deine falsche Rücksichtnahme auf mich stört mich.

Ich kenne die Wahrheit und verstehe sie. Allerdings will ich das du zu mir ehrlich bist. Was fange ich mit einer Ausrede an, bei der ich schon weiß das sie gelogen ist? Das hilft mir kein bisschen.“

Es war erstaunlich wie tiefgründig sein Bruder war, wenn er sich nur einmal anstrengte. Vielleicht hatte Daniel es bis jetzt aber nur vermieden, bei David tiefer zu graben. Doch mit seinen Worten lag er auf jeden Fall richtig. „Du hast Recht. Ich werde es in Zukunft berücksichtigen.“

Der Jüngere nickte und sah ihn dann lächelnd an. „Ein seltsames Gefühl nicht? Das ich Recht habe.“

Daniel hob den Kopf und begegnete seinem Blick. „Ja wirklich.“

„Wir sollten fertig auspacken. Morgen geht der Unterricht wieder los.“

„Leider.“ Doch Daniel ging schon wieder in sein Zimmer zurück. Die Schule begann wieder und damit der ganz normale Wahnsinn. Wenigstens stand nicht gleich eine Schülerratssitzung an, das war auf jeden Fall positiv. So konnte er sich in Ruhe wieder einarbeiten. Und das Problem mit David war zwar nicht aus der Welt, aber zumindest einmal geklärt. So konnte es ein ganz guter Start ins neue Jahr werden.

Kapitel 45

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 45/?

Kommentar: Überraschende Wiedersehen
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Erleichtert ließ Randy seine Tasche zu Boden gleiten. „Ich bin wieder da.“

Das seine Zimmerkammeraden schon anwesend waren, sah er an ihren Jacken und Schuhen. Alles Sachen, die vor den Ferien nicht dort hingen oder standen.

Er ging in die Küche und stellte die mitgebrachte Tüte auf dem Tisch ab.

Schon hörte er die ersten Schritte im Gang. Ein Kopf erschien im Eingang zur Küche. „Randy.“

Erfreut sah ihn David an.

Hinter ihm kam Daniel, blieb aber nicht wie sein Bruder im Türrahmen stehen. „Du bist schon da?“

Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „So spät ist es schon?“

„Ich bin sogar zu spät, weil ich einen anderen Flieger nehmen musste.“ Randy lächelte. Wenn er geahnt hätte, was das für Probleme mit sich bringen würde, hätte er es gelassen. Wer nahm den auch schon an, das sich die ganzen Geschäftsleute Nachtflüge buchen ließen? In seinem Flieger war er sich richtig fehl am Platz vorgekommen.

„Aber so hatte ich auch Zeit einzukaufen.“ Damit deutete er auf die Tüte.

„Genau das, was wir auch hätten tun sollen.“ David sah seinen Bruder vorwurfsvoll an.

„Am Flughafen hatte ich wahrhaft andere Sorgen.“ Daniel ging zu der Tüte und begann sie auszuräumen. Dabei schenkte er Randy ein freundliches Lächeln.

„Danke. Schön das du wieder da bist.“

„Hey, ich bin genauso froh darüber, das er wieder da ist.“ David kam nun auch in die Küche und sah seinem Bruder über die Schulter.

Anscheinend waren seine Sorgen unbegründet gewesen. Auch wenn David ihm noch vor den Ferien versichert hatte, das alles in Ordnung war, so hatte er den Worten nicht sehr viel Glauben geschenkt. Nicht bei Daniels Gesichtsausdruck bei ihrer Verabschiedung. Das hatte nicht nach Normalität ausgesehen. Allerdings schien er sich geirrt zu haben, oder sie hatten es unter sich geregelt. „Wenn ihr euch darum kümmert, werde ich meine Sachen auspacken.“

„Ja, mach.“ Davids lauernder Blick lag auf den Sachen die Daniel zu Tage beförderte.

„Ich hoffe doch dir ist klar, das auf dieser Schokolade mein Name draufsteht.“

„Sicher, in deinen Träumen.“ Daniel lachte leise.

Randy warf noch einen Blick zu ihnen zurück und verließ dann die Küche. Auf dem Gang schnappte er sich seine Tasche und ging mit dieser in sein Zimmer. Dort begann er sie auszuräumen. Nach einigen Kleidungsstücken ertasteten seine Finger eine kleine Dose. Randy zog die Dose hervor, beinnahe schon automatisch setzte er sich aufs Bett.

Im Grunde hatte ihm sein Besuch beim Psychiater nichts gebracht. Außer das er eine Menge Geld bei ihm gelassen hatte. Denn das solche Träume wie er sie hatte, für sein Alter völlig normal waren wusste er auch so. Es war keine Einbildung das diese sich anders anfühlten, doch wer sollte ihm das schon glauben? Nicht einmal der Psychiater hatte es, zumindest hatte er Randy dieses Gefühl übermittelt. Alles was er bekommen hatte, waren diese Pillen. Extra starke Schlafmittel, mit denen er nicht einmal träumen sollte. Er konnte nur hoffen, das sie halfen.

Randy legte die Dose in die erste Lade seines Nachttisches. Gerade rechtzeitig, bevor ein Klopfen ertönte. „Ja?“

Daniel trat ein und schloss die Tür hinter sich. „Ich wollte mich nur erkundigen wie es dir geht? Hat sich daheim etwas geändert?“

„David?“ Randy fragte vorsichtshalber nach. Schließlich gehörten die beiden Brüder ja praktisch zusammen.

Der Ältere machte eine wegwerfende Handbewegung. „Vergiss ihn. Er hat sich die Tafel Schokolade gekrallt und faucht jeden an, der ihm zu nahe kommt.“

Randy grinste. „Ja, bei Schokolade kennt er keine Gnade.“

Natürlich hatte er beim Kauf schon an den Franzosen gedacht. Er selbst stand nicht so auf Süßkram, eher auf salzige Knabbereien und Daniels Vorliebe hatte er noch immer nicht herausbekommen. „Nun eigentlich war es ganz normal. Vom Empfinden her auf jeden Fall. Ich hatte nur ein oder zweimal dieses Traum, das war schon seltsam.“

Obwohl, wenn er darüber nachdachte, dann hatten sich diese Träume schon hier im Internat etwas reduziert. Zumindest kurz vor dem Schulfest, damals hatte er das dem Stress zugeschoben, doch nun… Das war eigentlich alles erst nach seinem Gespräch mit Sean passiert. Ob das zusammenhing?

„Randy?“ Daniel runzelte die Stirn.

Kopfschüttelnd lächelte Randy. „Es ist nichts. Nur eine dumme Idee.“

„Glaubst du es wird besser?“

„Ob es weggeht, meinst du?“

Daniel nickte zustimmend.

„Das bleibt abzuwarten. Ich hoffe es auf jeden Fall. Allerdings habe ich jetzt etwas das mir hilft.“ Aufmunternd lächelte Randy. Die Sorge seiner Freunde rührte ihn, doch war es ihm auch peinlich. Immerhin wollte er nicht als so schwach erscheinen. Er war durchaus in der Lage seine Probleme selbst zu lösen.

Randy nickte zur Tür. „Sollen wir David davon abhalten seine Figur zu ruinieren?“

Der Ältere machte nur eine undefinierbare Kopfbewegung. „Also ich weiß nicht. Wieviel Tafeln hast du besorgt?“

„Fünf.“ Bei seiner Antwort hielt Randy die entsprechende Anzahl von Fingern hoch.

„Dann wäre es vielleicht von Vorteil ihn davon abzuhalten. Sonst heult er uns die nächsten Tage wegen seiner Figur die Ohren voll.“

Randy stand bei dem scherzhaften Kommentar auf und ging schon Richtung Tür. Ja, es war zu Hause schön gewesen, doch auch hier fühlte er sich schon irgendwie daheim.
 

Erschöpft ließ Keiji die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Erst einen Moment zu spät erinnerte er sich welche Uhrzeit hier bereits war und bereute seine Faulheit. Allerdings rührte sich nichts in der Wohnung, anscheinend schlief Leroy schon.

Warum musste sein Flieger auch zwei Stunden Verspätung haben? Das war ja schon nicht mehr zulässig, vor allem wenn die Fluggäste schon im Flieger saßen. Wenn er das seiner Mutter erzählte, an der Fluglinie würde sie kein gutes Haar lassen. Aber die Ferien waren alle Unannehmlichkeiten wert gewesen. Neujahr in Japan war schon einiges Wert, ebenso wie das verspätete Wehnachtsfest mit seiner Mutter und Sharon. Das war das praktische an den Sommer und Winterferien in der Mitte durfte er wechseln. Allerdings war es schon seltsam in England schon volljährig zu sein und in Japan und hier noch als Kind zu gelten. Obwohl das nur bedeutete, das er hier den Sake von seinem Vater verstecken musste.

Keiji ging zu seinem Zimmer, als er bemerkte das im Wohnzimmer noch der Fernseher lief. Hatte Leroy vergessen ihn abzudrehen, oder war er wach und ignorierte ihn einfach wieder?

Eigentlich hatte er keine Lust auf eine Auseinandersetzung mit dem Älteren. Trotzdem ließ er seinen Koffer sinken und betrat das Wohnzimmer. Fakt war, das der Fernseher lief und auch Leroy war anwesend. Dieser lag auf der Couch und hatte seinen Kopf auf die Armlehne gebettet. Allerdings schien er tief und fest zu schlafen.

Dieser Anblick war nach drei Wochen Abstinenz ja beinnahe grausam. Keiji sah sich um und fand die gesuchte Decke zusammengelegt auf einem Couchsessel. Er nahm sie in die Hand und sah noch einmal auf die schlafende Person. Mit einem Kopfschütteln legte er sie wieder zurück. Es war besser, wenn er ihn aufweckte. In dieser Schlafhaltung konnte er morgen nur Schmerzen haben. Die Laune, die er dabei haben würde, wollte Keiji sich und seinen Mitschülern ersparen. Noch dazu wo es sicher nicht so lustig war die Rede des Rektors mit Schmerzen über sich ergehen zu lassen. Immerhin war sie auch so schmerzhaft genug. Als ob nicht jeder von ihnen sowieso sein Bestes gab, wenn man es nicht machte, half da die Rede eines alten Mannes auch nichts.

Keiji legte seine Hand auf Leroys Schulter. „Leroy. Hey, wach auf.“

Als keine Reaktion kam, hob Keiji überrascht eine Augenbraue. Das Leroy ein Langschläfer war, wusste er, doch nicht das er so schwer wach zubekommen war. Allerdings fand er nun eine Erklärung für die drei Wecker auf Leroys Nachttisch.

Er schüttelte ihn stärker an der Schulter. „Leroy!“

Nun bewegte sich Leroy schläfrig. Müde richtete er sich auf und rieb sich mit einer Hand über die Augen. „Was ist denn?“

Leroy war ganz eindeutig verschlafen, außerdem wusste er nicht mit wem er sprach, dessen war sich Keiji sicher. Ansonsten würde er niemals so reagieren. „Du solltest in dein Bett gehen.“

Als er seine Stimme hörte, versteifte sich Leroy.

Hastig zog Keiji seine Hand zurück. Die Geschichten, was Leuten passierte die ihn einfach so angriffen, waren an der ganzen Schule bekannt. Zwar hatte er keine Angst, doch er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich. Ärger war das Letzte, das er nun benötigte, wenn er dafür wohl eher Leroy nicht hätte wecken sollen.

Leroys Blick flog zu der Uhr an der Wand. „Du bist spät.“

„Mein Flieger hatte Verspätung.“ Hatte der Ältere etwa auf ihn gewartet? Das war ein ziemlich abwegiger Gedanke, das war Keiji sofort klar. Doch wie sollte er diese Bemerkung sonst werten?

Leroy schien noch immer nicht ganz wach zu sein.

„War etwas interessantes im Fernsehen?“ Mit dem Kopf deutete der Japaner auf den Bildschirm.

„Nein, nicht wirklich.“ Leroy gähnte leise.

„Du solltest in dein Bett gehen.“ Es war wohl nicht nur sein Tag anstrengend gewesen. Aber Keiji konnte nicht abstreiten das es ihm gefiel Leroy so zu sehen. War das nicht genau das, was er sich vor den Ferien gewünscht hatte? Das sich Leroy bei ihm so offen benahm wie bei seiner Familie. Zumindest in diesem Moment hatte sich sein Wunsch erfüllt.

„Es ist wirklich schon zu spät zum Reden. Aber das müssen wir, es kann nicht so weitergehen.“ Damit stand der Ältere auf und griff nach der Fernbedienung.

Keiji griff nach Leroys Handgelenk und hielt ihn so fest. „Sei ehrlich. Hast du heute auf mich gewartet?“

Sein Blick erwidernd, zögerte Leroy kurz. „Ja, das habe ich.“

Mit dieser Antwort machte er sich los und ging in sein Zimmer.

Erst als sich die Tür geschlossen hatte, bewegte sich Keiji wieder. Er griff seinerseits nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ab. Dann ging er in den Gang und nahm seine Tasche wieder auf. Damit ging er in sein Zimmer, wo er sie achtlos neben der Tür abstellte. Mein Gott was für ein verrückter Tag. Da war er beinnahe froh, das morgen wieder der Schulalltag begann, da wusste man was auf einen zukam. Auch wenn es ihn nun neugierig gemacht hatte, worüber Leroy mit ihm reden wollte. Die ganzen Ferien hatte er nicht an diese Thema denken wollen. Es gab da nur eine Möglichkeit, aber er war zu schwach diese durchzuziehen.

Auf jeden Fall würde er auf keine seiner Fragen heute noch eine Antwort finden. Da musste er einfach abwarten und hoffen das die Zeit die Lösung brachte. Mit dieser Hoffnung machte sich Keiji bettfertig.
 

So nun habe ich etwas Arbeit für meine Leser. Vielleicht ist es schon bekannt, aber ich bin immer sehr an den Vorlieben meiner Leser interessiert. Deswegen würde ich gerne wissen, welches der Pärchen euer Favorit ist.

Außerdem würde mich auch eure Meinung zu einem anderen Thema interessieren. Daniel und David. Sollen auch sie Partner bekommen und wenn ja, wenn würdet ihr euch da vorstellen.

Kapitel 46

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 46/?

Kommentar: Jedes Jahr das gleiche Spiel
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Hinter vorgehaltener Hand gähnte Ricky ausgiebig. Lance, der neben ihm stand, gab ihm einen Stoß mit dem Ellbogen in die Rippen.

Unschuldig sah ihn Ricky kurz an. Was denn? Er hielt sich die Hand vor und außerdem war es sowieso immer das Gleiche wie immer.

Allerdings beendete ihr Rektor gerade seine Rede. „Also hoffe ich, das auch im neuen Jahre alle wieder ihr Bestes geben.“

So als wäre das ein Startsignal, begannen einige Schüler fluchtartig den Raum zu verlassen. Da Ricky mit Lance eher in der Mitte des Raumes stand, dauerte es einige Zeit, bis auch sie wieder auf den Gängen waren. „Was hast du jetzt?“

„Tanz, den ganzen Tag. Du?“

Ricky dachte kurz nach. „Ich glaube Film. Könnte aber auch Management sein.“

Das war ihm eigentlich egal, wenn er bei einem Kurs falsch war, dann ging er eben in den Anderen. Es gab ja insgesamt nur drei Auswahlmöglichkeiten. Die Kurse waren so zugeschnitten, das man möglichst viele gleichaltrige Jungs zusammen unterrichten konnte, ohne das sie einen anderen Kurs besuchten. Bei der Masse an Schülern ein fast unmögliches Unterfangen.

„Also dann, das ist meine Abzweigung.“ Lance grinste und deutete in den Gang.

Ricky nickte und sah sich unauffällig um. Es waren eine Menge Schüler um sie herum, weswegen er seine Absichten allerdings aufgab. Dann musste er sich eben später einen Kuss stehlen. „Viel Spaß. Man sieht sich beim Mittagessen.“

Lance nickte zustimmend, wobei er schon den Weg einschlug, der zu seinen Kursen führte.

Auch Ricky machte sich auf den Weg zu seinem Kurs, wenn er auch keine Eile dabei an den Tag legte. Es machte zwar keinen guten Eindruck wenn man gleich am ersten Tag schon zu spät kam, doch wenn es passierte, war es ja nicht sein Problem.

Einige Schritte vor sich bemerkte er David. „Hey, David!“

David wand sich zu ihm um und blickte ihn abwartend an.

Ricky schloss zu ihn auf und lächelte unbekümmert. „Wie waren deine Ferien?“

„Schön, danke der Nachfrage, Verräter.“

Einen Moment blinzelte Ricky verwirrt, doch dann grinste er nur unverschämt. „Mensch David, trägst du mir noch immer die Sache mit der Vorstellung nach? Das war vor drei Wochen.“

„Möglich.“ David hatte seinen Blick stur auf den Weg vor sich gerichtet.

Ricky sah ihn von der Seite an, doch er konnte nicht erkennen, ob es David ernst meinte, oder kurz davor war zu lachen.

„Aber Gerüchte halten sich über Monate und solche Peinlichkeiten sogar noch länger.“

Lächelnd schüttelte Ricky den Kopf. „Ja und? In ein paar Jahren wenn du berühmt bist, wirst du darüber in einer Talkshow erzählen und darüber lachen. Jugendsünden braucht jeder.“

Seine Mutter erfand sogar Geschichten um interessant zu bleiben. Das war eben das Showbusiness. Damit sollte sich David abfinden und eigentlich war das nichts das man einem Wochenlang nachtrug.

„Ich war in Peru.“

Er benötigte einen Moment um das Gesagte zu verarbeiten und zu bemerken von wem es kam. Na also, er redete ja doch mit ihm. Allerdings wusste er nicht wie der diese Information zu werten hatte. Für ihn wäre das ja kein Ferienziel, deswegen war eine vorsichtige Frage wohl angebracht. „Freiwillig?“

David nickte. „Meine Mutter war dort.“

„Das ist immerhin mal was Neues. Ich bin sicher ….“ Ricky verstummte, sein Blick war geradeaus gerichtet. Davids Blick zu ihm ignorierte er geflissentlich. Vor ihm war eben sein natürlicher Feind aufgetaucht, mit geraden Weg auf ihn zu. Das Leroy etwas von ihm wollte war unwahrscheinlich, doch ausweichen würde er vor ihm sicher nicht. Sein Gegner allerdings auch nicht, was dazu führte, das sie sich plötzlich gegenüberstanden.

Leroy sah gelassen zu ihm. „Du stehst mir im Weg.“

„Komisch, das sind genau meine Worte.“ Ricky merkte, wie es um sie herum plötzlich totenstill wurde. Diese Reaktion hatte eine Konfrontation von ihnen meistens zur Folge. Was auch der Grund war, das keiner von ihnen einen Schritt zurückweichen würde. Keiner von ihnen wollte verlieren und das auch noch in der Öffentlichkeit war undenkbar. Nur war die Öffentlichkeit immer der Ort, an dem sie zusammenprallten.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf Leroys Lippen, was Ricky schon einmal als schlechtes Zeichen wertete.

„Wie waren deine Ferien, Ricky? Ich habe gehört, du hast das Internat nicht verlassen.“

Okay, das hier könnte beinnahe eine normale Unterhaltung werden. Das war eine Tatsache die Ricky besonders vorsichtig werden ließ. Irgendwo hier war eine Falle versteckt und er musste aufpassen nicht hineinzutappen. „Ja, das war ich.“

Das Lächeln wurde noch eine Spur freundlicher, bevor Leroy sprach. „Also haben deine Eltern endlich bemerkt, das sie ohne eine Nichtsnutz wie dich besser dran sind? Ich bin beeindruckt.“

Da war die Falle und sie war soeben zugeschnappt. Dafür gab es eine einfache Erklärung, doch Ricky würde den Teufel tun und sich vor Leroy rechtfertigen. Das würde ihm nur Recht geben. Auch er rang sich zu einem hämischen Lächeln durch. „Tja, es kann ja nicht jeder so am Rockzipfel seines Vater hängen wie du, Leroy. Oh, das ist ja deine Mami, dein Vater trägt ja keinen Rock.“

Für einen Moment sah es so aus als würde das Publikum seine Prügelei bekommen, dann fing sich Leroy allerdings wieder. „Ja, das ist meine Mutter. Ich weiß ja nicht wie es bei deiner Familie ist, das du solche Schlüsse ziehst.“

Bei anderen Leuten würde Ricky darüber lachen und vielleicht sogar noch einiges beitragen. Doch sein Gegenüber war weder sein Freund noch ein Bekannter, sondern Leroy. Und egal was Ricky von seinem Vater, seinem Bruder oder seiner Mutter hielt, es war seine Familie und Leroy hatte kein Recht sie in den Dreck zu ziehen. Er hatte nicht einmal das Recht sie zu erwähnen.

David neben ihm trat einen Schritt zurück, hob aber seine Hand etwas. „Ricky, wir müssen zu unseren Kurs. Es ist doch erst der erste Schultag.“

„Halt die Klappe, David!“ Es war ungerecht seinen Freund anzufahren, doch das war Ricky im Moment egal. Schon vor einigen Minuten hatten sich die Jungs von Leroys und seiner Mannschaft hinter ihnen zusammengezogen, er musste nur noch zuschlagen. Doch noch besaß Ricky ein Mindestmaß an Selbstbeherrschung. „Ich glaube ich habe dich nicht ganz verstanden. Könntest du das wiederholen?“

Leroys Lächeln wurde nun gehässig. „Aber gerne doch. Ich habe gesagt…“

Weiter kam er nicht, da plötzlich ein lautes Klatschen zu hören war. Aus der Menge der Schüler löste sich Mister Gales. „Darf ich erfahren was hier los ist?“

Als er Leroy und Ricky sah wirkte er leicht genervt. „Gibt es ein Problem? Mister Shanes? Mister Kalres?“

Dabei sah er jeden von ihnen musternd an. Vorsichtshalber sah er auch David an, der näher bei ihnen stand als alle Anderen. „Mister de Vou?“

David hob abwehrend die Hände. „Also nein, ich bin hier wirklich nur Zaungast.“

Es war klar, das sie diese Sache nun nicht klären konnten, doch das hieß nicht, das sie vergessen war.

„Wir sprechen uns noch.“ Rickys Stimme war bei diesen Worten nur ein gefährliches Flüstern.

„Darauf kannst du Gift nehmen.“ Leroys Antwort war ebenso leise wie bedrohlich. Dieser ging an ihm vorbei, jedoch nicht ohne ihn, natürlich völlig unabsichtlich, anzurempeln.

Ricky knurrte nur als Antwort, neben dem Lehrer konnte er nicht mehr machen. Aber diese Sache würde ein Nachspiel haben, das war sicher.

Mit David, der sich an seiner Seite ziemlich still verhielt, ging er weiter zu seinem Kurs. David war zwar sein Freund, doch im Moment machte er das einzig Richtige. Er schwieg. Zwar würde er niemals einen Freund schlagen, doch David wusste das er nun einige Zeit benötigte um sich wieder zu beruhigen. Hoffentlich war das Thema des heutigen Kurses nichts, das ihn interessierte.
 

Zufrieden ging Leroy zu seinem Kurs. Schade eigentlich das sie unterbrochen worden waren, so hatte er allerdings den Sieg davon getragen. Nicht das es bei einer Schlägerei anders ausgegangen wäre. Aber so eine Machtdemonstration im neuen Jahr war ein guter Beginn. Dabei hätte sich Ricky diese Niederlage ersparen können. Ein Schritt zur Seite und aus seinem Weg, alles wäre in Ordnung gewesen. Natürlich war diese Sache nicht aus der Welt, aber er hatte keine Angst vor diesem Urzeitmenschen.

Obwohl, er hatte es wirklich kurz geschafft ihn zu provozieren. Doch damit er sich auf Rickys Niveau hinab ließ musste dieser schon mehr bringen. Er war zu intelligent, um auf solche Provokationen einzusteigen.

Am Eingang zu seinem Kursraum standen zwei Schüler und unterhielten sich. Natürlich nicht, ohne dabei die gesamte Tür zu blockieren. Als sie ihn sahen traten sie jedoch sofort zu Seite und verstummten. Na also, es ging doch. Das zeigte doch deutlich wer hier das Sagen hatte und das würde sich nicht ändern solange er hier war.

Leroy steuerte seinen Zeichentisch an. Als erstes in diesem Jahr stand Architektur auf dem Plan. Wenigstens fing dieses Jahr mit etwas an, der er für sich selbst machte und seinem späteren Berufswunsch entsprach. In ihrer Familie war alles genau geplant, wenn man auch auf die Wünsche der Kinder einging. Levi leitete die Firma, die ihrer Familie Geld in Massen verschaffte, während Cyprill seinem Vater in der Öffentlichkeit zur Seite stand um selbst einmal an seinem Platz zu stehen. Nara half ihrer Mutter und lernte so die Feinheiten des Modegeschäfts. Nobel und Noren studierten noch, soweit er wusste war es bei Nobel Archäologie und Kunstgeschichte und Noren hatte sich auf Jura spezialisiert. Wenn Lia und die Zwillinge am Zug waren, würden sie ihre Familie sicher auch nicht enttäuschen. Seine Familie würde also auch in Zukunft genug Geld und Macht haben, sie mussten nur zusammenhalten, doch das war bei ihnen ja kein Problem.

Ein amüsiertes Lachen am Eingang zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Blockierten diese Affen noch immer die Tür? Allerdings hatte sich inzwischen ein Dritter dazugesellt, der nun eintrat. Dabei schlug Keiji einem der Jungs freundschaftlich auf die Schulter.

Leroy seufzte nur unmerklich. Nun vielleicht hatte er heute seine Position klargemacht, doch etwas stand noch aus. Sein Gespräch mit Keiji, der eben seine Sachen auspackte und auf den Tisch stellte.

Als er Leroy erblickte, runzelte er nur unmerklich die Stirn. Dann jedoch kam er kurzerhand auf ihn zu.

Leroy verspürte das Gefühl zurückweichen zu wollen. Ein natürlicher Fluchtinstinkt und meistens sehr hilfreich, allerdings rührte sich sein Körper keinen Zentimeter. Da überwog bei weitem noch sein Stolz.

Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust. Hoffentlich wollte er nicht jetzt mit ihm sprechen, das kam ihm gar nicht gelegen.

Keiji blieb vor seinem Tisch stehen und legte einen Arm darauf. „Wann hast du heute Zeit?“

Oh Gott, er wollte mit ihm reden. Hier in diesem überfüllten Raum, wo ihn alle sahen. Allerdings hatte er seinen Status nicht eben gefestigt, damit er nun gleich wieder Risse bekam. Deswegen legte er seine Stirn in Falten und musterte ihn mit einem Blick, den man sonst geistig verwirrten Menschen schenkte.

Natürlich entging das dem Japaner nicht. „Du wolltest mit mir reden.“

Leroy legte eine Hand an seine Brust und musterte den Jüngeren mit einem überheblichen Blick. „Ich? Ich wüsste nicht was wir zu besprechen hätten. Du musst dich irren.“

Ob er die Gründe verstand, oder nicht? Leroy setzte auf Letzteres, wenn er Keijis Blick nun deuten müsste. Aber er musste doch verstehen, das er vor all den anderen Schülern sicher nicht reden würde. Das hier war sein Schlachtfeld und seine Arroganz seine Waffe, die würde er nicht kampflos aus der Hand geben.

„Weißt du was, Leroy? Vergiss es, mit dir reden zu wollen ist vergebene Liebesmüh.“ Damit wand sich Keiji wieder ab und ging zu seinem Platz.

Wie leicht wäre es jetzt ihn zurückzuhalten, doch Leroy tat nichts dergleichen. Er durfte es nicht, es gab hier genug Schüler die auf einen Fehler seinerseits warteten. Alleine in diesem Kurs waren fünf Spieler aus Rickys Footballteam. Nein, ganz sicher würde er hier weich werden. Die Sache mit Keiji musste eben bis zum Abend warten.

Kapitel 47

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 47/?

Kommentar: Zukunftsgedanken
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Er war vielleicht froh, das diese Rede vorbei war. Egal in welche Schule man ging, es war jedes Mal das Gleiche. Sean seufzte, während er sich auf den Weg zu seinem Technikkurs machte. Da es ein eher praktisches Fach war und nicht viel theoretisch zu erklären war, waren die Unterrichtsräume eher außerhalb. Das war den meisten Fächern so, die nicht nur theoretisch waren. Auch wenn es Ausnahmen gab.

Vor sich in dem Gedränge bemerkte er ein ihm bekanntes Gesicht. Er nickte Lance kurz zu, als er an dessen Raum vorbeiging. Anscheinend hatte er nun Tanz oder Gesang, zwei Dinge, die er sich bei Lance noch immer schwer vorstellen konnte. Vielleicht hätte er sich am Schulfest doch die Zeit nehmen sollen, um sich eine Vorführung seiner Freunde anzusehen.

Eine Hand berührte ihn plötzlich an der Schulter. Überrascht drehte er sich um und war etwas erstaunt Randy zu sehen. „Hallo.“

Der Amerikaner lächelte freundlich. „Hallo. Wie waren deine Ferien?“

„Zu kurz.“ Diese Antwort ebenso wie das Grinsen das dazugehörte war schon Standart. Eigentlich waren sie beinnahe zu lang gewesen. Ob man es glaubte oder nicht, es hatte ihm ein wenig gefehlt. Natürlich nicht der Unterricht doch das drum herum. Die Leute, die Atmosphäre, das alles.

„Dachte ich mir.“ Randy nickte zustimmend.

„Was hast du jetzt?“ Dabei sah er dem Brasilianer auf die Schulter, um einen Blick auf seinen Zettel zu erhaschen.

„Technik. Du bist auf dem Weg zum Medizinkurs?“ Das war zumindest das Studienfach, das er von Randy wusste. Mehr war ihm nicht bekannt, doch Medizin alleine war bestimmt schon ziemlich umfangreich. Wenn er es nicht benötigen würde, dann würde er sich auch nur auf die Technik konzentrieren und das Management anderen überlassen. Leider wurde man da aber nur allzu oft betrogen.

Randy schüttelte den Kopf. „Nein. Mein Schuljahr fängt mit Pädagogik an.“

Sean sah ihn überrascht an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet, vor allem weil er nicht wusste wie das zusammenpasste. Sein Vater leitete doch ein Krankenhaus und keine Schule. „Willst du Lehrer werden?“

Nun war es an Randy ihn verwundert anzusehen, erst nach einem Moment lächelte er wieder. „Das nicht. Aber auch als Arzt…“

Er stockte kurz, bevor er den Kopf schüttelte. „Nein, gerade als Arzt ist man verpflichtet sein Wissen weiterzugeben. Sei das nun in einer Universität, oder bei seinen Assistenzärzten. Oft gibt es auch Situationen, in denen man seinen Patienten manche Dinge erklären muss. Darauf bereite ich mich jetzt schon vor.“

„Das ist dann wohl ein Plan, der schon dreißig Jahre in die Zukunft reicht.“ Für Sean war es undenkbar schon soweit in die Zukunft zu planen. Er war ein Mensch, für den eher der Augenblick zählte. Ein halbes Jahr, ein Jahr, soweit reichte sein Vorstellungsvermögen, doch alles weitere würde sich mit der Zeit ergeben. Doch Randy schien nichts von Überraschungen zu halten, er bereitete sich hier schon auf möglichen Eventualitäten vor. Sean musste zugeben, das ihn das beeindruckte.

„Er ist schon etwas zukunftsorientiert, das gebe ich zu. Allerdings bin ich praktisch in einem Krankenhaus aufgewachsen. Ich weiß, wie überfordert sich manche Ärzte oft fühlen, ob es damit zusammenhängt das weiß ich nicht, aber ich will mich zumindest darauf vorbereiten. Außerdem will ich mein Wissen weitergeben, sozusagen an die nächste Generation.“ Randy grinste belustigt.

„Da diese mich einmal pflegen werden, wenn ich alt und krank bin, kommt es auch mir zugute.“

„Das ist wohl wahr.“ Auch Sean grinste, wenn ihn Randys Einstellung nun doch etwas nachdenklich stimmte. Was wollte er der denen die nach ihm kamen hinterlassen? Eigentlich hatte er noch nie darüber nachgedacht. Als Leiter des Konzerns war er auch nicht mehr wirklich an der Entwicklung beteiligt, so das er nicht einmal etwas Bahnbrechendes erfinden konnte. Anscheinend war es seine einzige Aufgabe, den Konzern zu erhalten und den an die nächste Generation weiterzugeben. Doch hatte er dann etwas davon? Wohl eher nicht.

„Ich muss dann.“ Randy deutete auf einen Raum, vor dem er bereits stehen geblieben war.

„Sehen wir uns zum Mittagessen?“

Sean nickte, noch immer nachdenklich. „Wahrscheinlich schon, wir können uns ja dann im Speisesaal treffen.“

Randy nickte zustimmend, bevor er den Raum betrat.

Sean sah ihm noch einige Sekunden nach, dann ging auch er zu seinem Saal. Eigentlich gab es keinen Grund sich nun Gedanken darüber zu machen. Bist jetzt hatte seine Art doch auch ganz gut funktioniert. Er war ein Jugendlicher und als solcher verplante man noch nicht seine gesamte Zukunft. Die einzige Entscheidung, die seine Zukunft betraf, war die Wahl der Studienfächer und das hatte er schon erledigt. Der Rest würde sich mit der Zeit zeigen.
 

Keiji seufzte und rieb sich über die Augen. Heute beim Kyudotraining hatte er kein einziges Mal die Mitte getroffen. So schlecht war er schon seit Jahren nicht mehr gewesen. Na ja, wenigstens war alles andere ohne Zwischenfälle über die Bühne gegangen, ein gelungener erster Tag.

„Ich fasse es nicht und das am ersten Tag. Konnten die damit nicht wenigstens bis zur zweiten Wochen warten?“

„Wenn du mich fragst, dann haben wir Glück, das sie bis nach dem Training gewartet haben. Ohne Gales, wäre das schon am Morgen passiert.“

Keiji blieb stehen, als er die bekannten Stimmen hörte. Daniel und David kamen gerade die Treppen herauf. Anscheinend war doch etwas passiert, alleine das David den Namen eines Lehrers erwähnte ließ darauf schließen. „Hallo.“

David nickte ihm nur zu, während Daniel den Gruß leise erwiderte.

„Ist etwas passiert?“

Daniel schnaubte genervt. „Nichts Neues wenn du mich fragst.“

David schulterte seine Sporttasche. „Da hat er Recht. Ricky und Leroy haben sich nur nach dem Training geprügelt.“

Keiji schloss die Augen, das war es wohl mit einem gelungenen ersten Tag. Warum musste es nur immer so enden? Heute war er einmal in einem anderen Trakt der Sporthallen untergebracht und dann so etwas. Obwohl, verhindern hätte er es sowieso nicht können. „Ich denke wir können das nur unterbinden, wenn wir sie nächsten Winter in anderen Trakten unterbringen.“

Dabei sah er Daniel an, der die Augen verdrehte. „Noch mehr Arbeit. Toll, genau das was ich brauche.“

Keiji wusste selbst das es nur mehr Umstände machte, immerhin war er bei der Einteilung ja involviert. Doch entweder das, oder ständige Schlägereien. „Gab es diesmal wenigstens einen Grund?“

„Es sind Leroy und Ricky, benötigt man da wirklich mehr Gründe?“ David musterte ihn mit einem vielsagenden Blick.

„Wo sind sie jetzt?“

David sah zu seinem Bruder, der nur die Schultern zuckte. „Ryan hat die beiden Mannschaften getrennt. Ich wollte nicht schon wieder Ärger, deswegen habe ich sie laufen lassen. Jetzt lecken sie wahrscheinlich ihre Wunden.“

„Also wirklich, ich bin zwar Rickys Freund, doch bei so etwas darfst du nicht so nachlässig sein.“

„Das ändert nichts.“ Keiji schüttelte den Kopf, auch wenn die Ermahnung Daniel galt. Er war ja Davids Meinung, doch es änderte sich nichts daran. Sie wurden wütend, doch schlauer wurden sie dadurch nicht. Nach heute war ihm Leroy ja ziemlich egal, doch diese Sache konnte er nicht auf sich beruhen lassen.

„Ich werde mit ihm reden.“

„Wieso?“ Daniel sah ihn fragend an.

Keiji seufzte resigniert. „Weil ich mich als sein Mitbewohner dazu verpflichtet fühle.“

Er drehte sich um und setzte den Weg zu seinem Zimmer fort. Die Wahrheit war, weil er die Hoffung nicht aufgab, das Leroy doch irgendwann zur Vernunft kam. Es konnte doch nicht sein, das es immer wieder das Gleiche war.

Als er die Tür zu seinem Zimmer öffnete, hörte er schon Wasser rauschen. Er trat ein und zog sich die Schuhe aus. Die Tasche landete neben Leroys auf dem Boden.

Die Tür zum Badezimmer öffnete sich und Leroy kam heraus. Er hielt sich ein nasses Handtuch auf das linke Auge.

Keiji legte den Kopf leicht schief. „Anscheinend hat Ricky getroffen.“

„Ja, hat er.“ Leroys Stimme klang nicht sehr erfreut.

„Allerdings hat er dafür bezahlt.“

Der Stolz, der bei diesen Worten in Leroys Stimme mitschwang, kam Keiji ziemlich unangebracht vor. Er folgte Leroy ins Wohnzimmer, wo sich dieser auf das Sofa setzte. „Gab es diesmal einen Grund dafür?“

„Ricky und ich kennen den Grund und das reicht.“

Was nur eine nette Umschreibung dafür war, das es keinen Grund gab. Wahrscheinlich nur die üblichen Stänkereien und da er mit Leroy sprach, musste er auch nicht die Frage stellen wer angefangen hatte. Auch deshalb nicht weil es nebensächlich war, sie waren schließlich nicht mehr im Kindergarten. Sie waren erwachsen, oder auf dem Weg dorthin, da war jeder selbst für seine Taten verantwortlich.

Leroy sah ihn verlegen an. „Es ist vielleicht kein guter Zeitpunkt, doch ich wollte ja noch etwas mit dir besprechen.“

Es überraschte Keiji immer wieder wie dreist Leroy manchmal sein konnte. Er saß hier und hatte gerade wieder eine Prügelei hinter sich und wollte nun mit ihm an das Gespräch von gestern anknüpfen. So als hätte er nichts Schlimmes getan und so als hätte er ihn heute Morgen nicht so brüsk abgewiesen. Es überraschte Keiji deswegen auch nicht, das er schärfer als sonst reagierte, das war durchaus Absicht. „Es ist wirklich kein guter Zeitpunkt dafür, Leroy. Denn über dieses Thema werde ich nicht mit dir diskutieren. Deine Abweisung heute Morgen war deutlich. Eigentlich rede ich im Moment sowieso nur mit dir, weil du dich wieder einmal prügeln musstest. Das ist der einzige Grund, weshalb ich mich mit dir in einem Zimmer aufhalte. Allerdings scheint es völlig sinnlos zu sein mit dir darüber zu diskutieren.“

Leroy sah ihn gelassen an. „Also willst du nicht mit mir reden?“

„Nein. Egal worüber du mit mir reden wolltest, diese Chance hast du heute Morgen vertan. Ich bin nicht dein persönliches Spielzeug, mit dem du dich beschäftigen kannst, wann immer du willst.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ das Wohnzimmer. Dieses Gespräch war beendet, schon alleine weil auch diesmal keine Einsicht zu erwarten war. Verflucht, er war nicht Leroys Babysitter, sollte er doch in Zukunft machen was er wollte. Mit diesem Entschluss warf er die Türe zu seinem Zimmer hinter sich zu. Er war es leid, das Leroy ständig seine Launen an ihm ausließ.

Kapitel 48

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 48/?

Kommentar: Krisensitzung
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Als er die Tür hörte, stand Lance auf und verließ die Küche. Da Sean bereits in seinem Zimmer war, konnte es nur Einer sein. Er sah auf den Flur und bemerkte das Ricky ein Handtuch an seine Stirn presste. Anscheinend hatte man ihm nicht alles erzählt, von dem Zusammenstoß am Morgen hatte er schon gehört, doch das war neu.

Mit verschränkten Armen lehnte sich Lance gegen die Wand. „Soll ich fragen?“

Ricky sah auf und grinste frech. „Nicht, wenn du die Antwort schon kennst.“

„Ich kann es mir denken, doch weiß ich es nicht.“ Das stimmte, durch die verschiedenen Trainingszeiten der Teams kamen nicht mehr alle zusammen, so das er nach dem Training gleich in diese Wohnung gekommen war. Außerdem hatten sie ihr Training in der Reithalle, was ziemlich weit ab vom Schuss war.

Ricky winkte nur ab. „Ich denke das deine Intuition ziemlich gut ist, weshalb sich eine Antwort erübrigt. Aber es ist geregelt, du musst keine Angst haben.“

„Die habe ich auch nicht. Weder vor Leroy noch vor dir, mein Lieber.“ Lance wand sich ab und ging ins Badezimmer. Dort suchte er bereits die Verbandssachen zusammen. Zu seinem Leidwesen musste er sich eingestehen, das die in dieser Hinsicht bereits ziemlich gut ausgestattet waren. „Setz dich.“

Diese Anweisung ging an Ricky, der ihm gefolgt war. Dabei deutete seine Hand auf den Badewannenrand. Da er noch nicht wusste wie schlimm die Wunde war, räumte er noch rasch den Badewannenvorleger weg. Er hatte keine Lust, das ihm Ricky alles voll blutete, wenn er überhaupt blutete. Allerdings ließen einige rote Flecke auf dem Handtuch darauf schließen.

Als Ricky sich hingesetzt hatte, legte Lance seine Hand auf dessen und zog das Handtuch weg. Das war kein Fall für ihn, sondern für den Arzt. Das sollte genäht werden, nur würde Ricky niemals zum Arzt gehen. Es sei denn man trug ihn bewegungsunfähig auf einer Bahre dorthin und selbst dann würde er sich noch wehren. „Das ist eine böse Platzwunde. Es sollte genäht werden.“

Ricky grinste nur noch breiter. „Ich bin sicher, das du das ebenso gut hinbekommst.“

Lance stöhnte leise, als hätte er es geahnt. „Weißt du, wenn das so weitergeht, solltest du gute Beziehungen zum Medizinkurs aufbauen.“

„Stimmt. Das Leichteste wäre ja wenn ich mir einen von dort anlache. Allerdings hast du dann eher schlechte Karten.“ Nun konnte man das Lächeln des Amerikaners durchaus wieder frech nennen. Es wirkte so, als erwartete er nun eine bestimmte Reaktion.

Diesen Gefallen würde ihm Lance allerdings nicht machen. Stattdessen tränkte er ein Tuch mit einem Desinfektionsmittel, das er Ricky ohne Vorwarnung auf die Wunde drückte. „Tu dir da nur keinen Zwang an. Vielleicht habe ich es demnächst ja satt dich ständig zu bemuttern.“

Oh ja, es bereitete dem Italiener eine gewisse Genugtuung zu sehen wie Ricky die Augen und Lippen zusammenkniff. Desinfektionsmittel auf einer offenen Wunde, eine durchaus effektive Strafe.

Trotzdem zog er das Tuch zurück und reinigte nur noch den Rand der Wunde. „War das eigentlich ein normales Zusammentreffen, oder gab es diesmal einen Grund?“

„Er und ich kennen den Grund.“ Die Antwort kam eher geknurrt, als gesprochen.

Also ein normales Zusammentreffen. Man merkte wirklich das die Schulzeit wieder angefangen hatte, dabei waren die Ferien so schön ruhig gewesen. „Ich bin sicher das einige Leute nicht darüber erfreut sind. Allerdings würde ich es begrüßen wenn du in Zukunft etwas umsichtiger wärst.“

Ricky war zwar seit der letzten Intervention seiner Familie wieder vollständig rehabilitiert, doch man musste ja nicht gleich wieder alles aufs Spiel setzen. Lance war es leid, ständig auf ihn aufpassen zu müssen. Nur bei Leroy war er einer Meinung mit Ricky, aber Leroy war ja nicht der Einzige mit dem sein Freund Streit anfing.

„Ich habe mich nur gewehrt. Das ist nicht verboten, außerdem kann der Typ nicht alles machen was ihm gefällt.“ Eine Hand von Ricky ballte sich zur Faust.

Lance nahm ein Pflaster mit der richtigen Größe zur Hand und klebte es über die Wunde. „Nein, das kann er nicht. Trotzdem gibt das nur wieder Probleme.“ Lance hob mahnend einen Finger.

„Und du weißt…“

„Ja, ja.“ Ricky nickte etwas genervt und seufzte.

„Nicht im Internat.“

„Genau.“ Jetzt gestattete sich auch Lance ein Lächeln. Was die Zwei in der Schule trieben war ihm egal, das ging ihn nichts an. Sobald es aber im Internat passierte, war es seine Aufgabe sich darum zu kümmern und darauf war er nicht scharf. Es gab jetzt schon genug Dinge, um die er sich kümmern musste.

Ricky legte einen Arm um Lances Hüfte und zog ihn etwas zu sich. „Weißt du, wenn du mich jedes Mal so versorgst, sollte ich mich vielleicht öfters verletzen.“

Das sollte er einmal probieren. Lance hob eine Hand und schnipste ihm mit seinen Fingern gegen die Wunde.

„Au.“ Er legte eine Hand auf die Wunde und sah Lance beleidigt an.

„Das tat weh.“

„Gut, dann war es richtig.“ Da hielt man ihm eine Strafpredigt und nur wenige Momente später kam so ein Kommentar. Irgendwie hatte ihr Gespräch dann wohl seinen Zweck verfehlt. Wie immer.

Lance wand sich von seinem Freund ab. „Ich bin dann beim Abendessen, wenn du mich noch benötigst.“

Es war durchaus Zeit dafür, das bewies auch Seans Tür, die sich gerade öffnete. Der Brasilianer kam heraus und sah Lance überrascht an. „Oh, gehst du auch Abendessen?“

Lance nickte zustimmend. „Ja. Kommst du?“

Mit einem Nicken schloss Sean seine Zimmertür hinter sich.

Als Lance die Haustür hinter sich schloss, hörte er gerade noch wie Ricky aus dem Badezimmer kam. Anscheinend hatte er doch beschlossen nicht alleine zu bleiben. Dann sollte er sie einmal einholen.
 

„Haben wir dann alles?“ Daniel sah seinen Stellvertreter fragend an.

Jace zählte die Dinge an seinen Fingern ab. „Wir haben alle Sachen weggeräumt, das Schriftliche ist geregelt und der Schulbetrieb läuft wieder normal. Ja, es ist alles erledigt.“

„Nein nicht ganz.“ Keiji wand sich an Sven, Alec und Tim.

„Egal wer es macht, ich will die Aufzeichnungen aller Kurse was die Einnahmen während des Schulfestes angeht.“ Er würde keinem der Kurse auch nur einen Cent überlassen. Zwar wurde vermerkt von wem das Geld kam, doch verwaltet wurde es von ihm. Schließlich war das seine Aufgabe. Natürlich kam es auch den Kursen zugute, die es eingenommen hatten… vielleicht. Je nachdem wie das Budget dieses Jahr aussah.

Alec stöhnte genervt. „Ich hasse das echt. Du weißt das die Sportkurse jeden Cent selbst benötigen.“

„Ja, das ist mir bewusst und glaub mir es kommt euch zugute. Allerdings bin ich nicht gewillt euch das Geld verwalten zu lassen. Es ist meine Aufgabe und der komme ich nach.“ Warum musste er das eigentlich nach jedem Fest aufs Neue durchkauen. Die Einnahmen des Schulfestes kamen der ganzen Schule zugute. Wie glaubten sie sonst das sie zu ihren Veranstaltungen, oder Wettbewerben kamen?

„Das wäre dann alles.“ Keiji lächelte zufrieden.

„Es gibt da noch etwas das wir besprechen müssen. Allerdings ist es eher von privater Natur, wenn es auch alle angeht.“ Ryan sah dabei zu Sven und Kim.

Diese nickten und legten ihren Stifte zur Seite.

Keiji wusste nicht ganz wie er das zu deuten hatte. Sven und Kim wusste scheinbar schon worum es sich handelte, das zeigte ihre Reaktion. Lance hingegen richtete seinen Blick auf ihn und Daniel seufzte tief. Greg versuchte krampfhaft etwas an seinen Unterlagen interessant zu finden.

Nur Marcus, Jace, Alec und Tim wirkten genauso unwissend wie er.

Keiji schloss kurz die Augen. Er ahnte worum es ging, immerhin drangen die Gerüchte auch an seine Ohren.

„Wir haben ein Problem.“ Ryan richtete seinen Blick nun ebenfalls auf Keiji.

Dieser lächelte nur schwach. „Soll ich raten? Leroy.“

Ryan nickte nur zustimmend.

„Hast du mit ihm gesprochen?“ Diese Frage kam von Daniel.

„Am ersten Schultag nach der Schlägerei, ja.“ Keiji nickte bei seinen Worten bestätigend. Seitdem war eine Woche vergangen in der er nichts mit ihm gesprochen hatte. Warum auch? Sie hatten sich nichts zu sagen.

„Scheinbar war es sinnlos.“ Daniels Gesichtsausdruck sprach Bände.

„So wie es aussieht schon.“ Keiji zuckte mit den Schultern. Was sollte er machen, er war nicht für die Taten des jungen Halbspaniers verantwortlich.

Ryan schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Irgendetwas müssen wir machen. Es nervt mich, wenn ich ihn jeden Tag von einem anderen Schüler trennen muss. Vier Tage hintereinander hatten wir nun schon Schlägereien und jedes Mal war Leroy der Auslöser. Wenn das so weitergeht, verletze ich ihn noch einmal unabsichtlich im Eifer des Gefechts.“

„Oh, tu dir da bloß keinen Zwang an. Denn eines sag ich euch, wenn er das noch einmal im Internat macht, breche ich ihm das erstbeste Körperteil das mir in die Finger kommt.“ Lance Stimme war zwar ruhig, doch der Blick mit dem er Keiji musterte machte klar, das er das ernst meinte.

„Warum sagt ihr das eigentlich mir? Ich bin nicht sein Babysitter und auf mich hört er auch nicht.“ Es störte ihn, das es alle hier für seine Aufgabe hielten sich um Leroy zu kümmern. Der Junge war erwachsen, wenn er sich auch nicht so benahm.

Daniel klopfte mit der Hand auf den Tisch. „Keiji hat Recht. Für Leroy ist ganz alleine Leroy zuständig. Gibt es irgendwelche Vorschläge?“

Die gab es nicht, das wusste Keiji jetzt schon. Ein Schulverweis war sinnlos, ebenso wie Drohungen. Nachsitzen war lächerlich, weil unmöglich. Kein Lehrer würde sich am Abend noch in ein Klassenzimmer stellen, der Zeitplan der Schule ließ aber nichts anderes zu. Strafarbeiten würde Leroy einfach nicht machen. Die Wettbewerbe konnten sie ihm auch nicht sperren, da sie das schon gemacht hatten. Ihr Pensum an Möglichkeiten war entweder stark eingeschränkt, oder schon ausgeschöpft. Dort wo es ihm am Stärksten traf hatten sie schon zugeschlagen.

Keiji seufzte tief und schloss abermals die Augen. Seine Finger legten sich an seine Schläfen und massierten sie. Anscheinend hatte er keine andere Wahl. Er musste mit Leroy reden und wenn nötig wieder zu unfairen Mitteln greifen. Dabei hasste er es wenn er jemanden einschüchtern musste, zum Glück war es aber Leroy, da war es ihm egal. Auf jeden Fall musste er ihm klarmachen, das so ein Verhalten hier nicht weiter geduldet wurde. Hoffentlich kam er von selbst zur Vernunft.

Unvermittelt stand er auf, was ihm die Aufmerksamkeit der Anwesenden einbrachte. Er begann seine Unterlagen einzusammeln. „Ich werde mit ihm sprechen. Vielleicht kann ich es ihm diesmal nachdrücklicher erklären. Das hier ist eine Schule, auch er hat sich den Regeln hier zu beugen.

Bis Mittwoch also.“

Ohne ein weiteres Wort der Erklärung verließ er den Raum und ging zu seinem Kurs zurück. Er war es leid ständig für Leroys Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Nächstes Jahr würde er sich auf jeden Fall einen umgänglicheren Zimmerpartner suchen. Denn was der Ältere zur Zeit veranstaltete, war ja nicht mehr auszuhalten.

Kapitel 49

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 49/?

Kommentar: Offenbarte Gefühle
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Es war nicht richtig das alles auf Keiji zu laden.“ Daniel seufzte und sah auf die geschlossene Tür.

„Wenn er es nicht macht, wer dann?“ Tim sah ihn fragend an. Währenddessen holte er bereits ein Zigarettenpäckchen hervor und zündete sich Eine davon an.

Ryan stand auf und öffnete das Fenster. Auch er hatte sich inzwischen wieder seine eigenen Zigaretten besorgt. Er lehnte sich beim Rauchen gegen den Fensterrahmen. „Es kann mit Leroy nicht so weitergehen. Ich will ihn nicht zufällig verletzen, nur weil er sich nicht zurückhalten kann.“

Daniel nickte resigniert. Sie hatten ja Recht, außer Keiji gab es niemanden der Einfluss auf den Schwarzhaarigen ausüben konnte. Es war klar, das Lance verärgert war das es eine Prügelei im Internat gegeben hatte, ihn hingegen störte es das es auch in der Schule passierte.

Auch Ryan konnte er gut verstehen. Selbst wenn er ständig so tat, als würde es ihm Spaß machen Gewalt anzuwenden, so stimmte es nicht. Sie waren alle Mitschüler, da schlug man nicht gerne zu, es sei denn man musste. Aber im Grunde hatten sie alle dieselben Probleme, denselben Hintergrund, dasselbe Schicksal. Keiner konnte oder durfte hier weg, deswegen mussten sie miteinander auskommen.

„Allerdings müssen wir uns eine Alternative überlegen, falls das Gespräch keine Früchte trägt.“ Marcus sah von seinem Block auf, in den er bis eben geschrieben hatte.

Kim, ihr zweiter Schriftführer, schnaubte nur genervt. „Es gefällt mir nicht, das wir die Probleme eines einzelnen Schülers zu unserer Angelegenheit machen müssen. Wir sind der Schülerrat und nicht die Telefonseelsorge.“

Greg sah ihn nach diesen Worten ernst an. „Vielleicht gefällt es dir nicht, aber nicht jeder hat so wenig mit ihm zu tun wie du. Das letzte Mal als ich ihm über den Weg lief, dachte ich er springt mich gleich an.“

Diese Diskussionen führten zu nichts und Daniel wusste das. Wenn, dann mussten sie Leroy dort treffen wo es ihn am Meisten schmerzte und was in ihrer Macht lag. Nachdenklich sah er seine Mitschüler an. „Was ist Leroy am Wichtigsten?“

Der ratlose Gesichtsausdruck in den Gesichtern der Anwesenden sprach Bände.

Nur Lance schien wirklich nachzudenken, bevor er lächelte. „Seine Mannschaft.“

„Damit muss man arbeiten. Kann man ihn seines Amtes als Kapitän entheben?“ Diese Frage stellte Daniel an Alec. Als Zuständiger für den Bereich Sport kannte er sich damit am Besten aus.

Dieser schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Der Kapitän wird von der Mannschaft gewählt und vom Trainer abgesegnet. Es gibt keine Möglichkeit wie wir darin eingreifen können.“

„Gerade da ist es ein Fluch, das dieses Schule den Schülern soviel Freiräume lässt.“ Tim seufzte und schnipste seine Zigarette aus dem Fenster.

Daniel stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab und legte den Kopf darauf. Es musste doch eine Möglichkeit geben. Erst jetzt bemerkte er den nachdenklichen Blick von Sven. „Woran denkst du, Sven?“

„Ich überlege nur gerade etwas. Marcus, könntest du mir einmal die Schulregeln geben?“ Dabei sah er ihren Verwalter an.

„Wenn du willst.“ Mit diesen Worten stand Marcus auf und holte einen Schlüssel aus seiner Tasche. Damit ging er zu einem der Aktenschränke und holte ein Buch aus einer der abgesperrten Laden.

Das war Marcus Aufgabe, alle anfälligen Dinge zu verwalten. Dazu gehörte es auch das Buch mit den originalen Schulregeln aufzubewahren. Nur der Schülerrat bekam alle Regeln zu sehen, die meisten Schüler wussten nur die, die sie betrafen und selbst die schienen manchmal zuviel zu sein.

Sven stand auf und ging zu Marcus, dem er das Buch aus der Hand nahm. Aufmerksam blätterte er einige Seiten durch, bis er die gesuchte Seite fand. Eine Zeit lang las er interessiert, blätterte einige Seiten weiter und legte dann einen Finger auf eine Stelle in dem Buch. „Ich habs. Wir lösen die Mannschaft auf.“

„Das ist unmöglich.“ Alec sah den Blondhaarigen fassungslos an.

Daniel hingegen nahm diese Bemerkung ruhig hin. Für Alec war alles das gegen seinen Bereich ging ein Sakrileg. „Ist es möglich?“

Sven lächelte zufrieden. „Nicht für immer. Schließlich ist unsere Basketballmannschaft eine der Besten und ihr Amerikaner scheint darauf ziemlich versessen zu sein. Aber wenn eine Mannschaft bei keinen Wettbewerben mitmacht und keinen wirklichen Zweck erfüllt, dann ist es durchaus gestattet.“

Daniel verstand worauf Sven hinauswollte. Ihre Basketballmannschaft machte durchaus bei Meisterschaften und Wettbewerben mit. Dieses Jahr lag die Sache jedoch etwas anders, Dank einer seiner Entscheidungen. „Und ich habe seine und Rickys Mannschaft die Teilnahme an solchen Dingen für die nächsten drei Monate untersagt.“

Lance seufzte genervt, seine Fingerspitzen klopften auf die Tischplatte. „Das wird nicht klappen. Wir hatten dieses Spiel doch schon. Du hast den Team schon einmal eine Sperre aufgebrummt. Ebenso wie Rickys. Ricky hat es eingehalten weil es im egal ist ob das Footballteam etwas gewinnt oder nicht. Aber Leroy nicht, die vier Wochen Suspendierung haben ihn nicht wirklich vom Training abgehalten.“

Das stimmte. Immerhin konnten sie es nicht verhindern wenn sich einige Schüler nach dem offiziellen Training trafen um noch einige Körbe zu werfen, egal wie es aussah. Außerdem war keiner der Mitglieder unter Zwang dort, oder behauptete dies in Leroys Gegenwart. Kopfschüttelnd sah Daniel die Anderen an. „Was sollen wir dann machen?“

Abermals herrschte Stille in dem Raum.

Erst ein unwilliges Geräusch aus Alecs Richtung unterbrach die diese. „Es gefällt mir zwar nicht, doch wir erlegen ihnen Sanktionen auf. Die Hallen werden früher als sonst abgesperrt, die Basketbälle eingesperrt. Die Strafe wird für jeweils eine Woche verlängert, wenn wir die Mannschaft dabei antreffen zu trainieren, oder wie sie es nennen freundschaftlich ein paar Körbe werfen. Wir werden es als Verstoß werten, wenn sich ausschließlich die Mannschaft trifft, oder die größten Teile einer Mannschaft aus dem Basketballteam bestehen. Dieses Sache sollten wir aber verschweigen.“

„Ja, denn sonst holt sich Leroy aus den normalen Schülern ein paar arme Schweine.“ Ryan schloss das Fenster und setzte sich wieder auf seinen Platz.

Lance nickte zustimmend. „Das könnte funktionieren.“

„Sind also alle damit einverstanden?“ Daniel musste eigentlich gar nicht auf die Zustimmung der Mitglieder warten. Eine andere Wahl hatten sie nicht. Deswegen war er auch nicht sonderlich darüber überrascht, das seine Kollegen alle nickten.

„Dann ist es beschlossen.“

„Wirst du es Mr. Fenders dann vorlegen? Soll ich eine Zusammenfassung schreiben?“ Sven sah ihn fragend an, den Stift bereits in der Hand.

Daniel dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. „Diese Maßnahme wird ihm nicht gefallen, da bin ich sicher. Allerdings hat er die Bestrafung der Schüler mir zugeteilt und ich werde meiner Pflicht nachkommen. Schüler kümmern sich um Schüler. Wir werden hier zu eigenständigen Menschen erzogen und später müssen wir auch hart durchgreifen können. Es ist eine gute Möglichkeit dies zu erproben.“

So ähnlich hatte es Mr. Fenders das letzte Mal doch ausgedrückt und Daniel war bestrebt seinen Pflichten nachzukommen. Natürlich nicht ohne eine gewisse Schadenfreude wenn er an den Direktor dachte. Nein, es würde ihm bestimmt nicht gefallen.

Erst würde er aber abwarten was Keijis Gespräch brachte.
 

Leroy stand vor dem Spiegel in seinem Zimmer und betrachtete sein Gesicht. Vorsichtig berührte er mit den Fingern den Bereich um sein Auge. Allerdings nur eine Sekunde, dann spürte er schon den Schmerz. Das er es gleich gekühlt hatte, war auch nicht hilfreich gewesen. Dieser verdammte Ricky.

Allerdings würde seine Wunde wesentlich schneller verheilen als dessen. Er hatte das Pflaster an seinem kopf durchaus bemerkt. Man konnte es ja auch kaum übersehen, ebenso wenig wie man bemerken musste, das er seit Tagen nur mehr mit Sonnenbrille herumlief. Natürlich wussten alle was er darunter verbarg, doch das hieß nicht das sie es auch sehen sollten.

Ein Klopfen an seiner Tür ließ ihn aufsehen. Automatisch griff er nach seiner Sonnenbrille und setzt diese auf. Selbst wenn es nur eine Person war, die in sein Zimmer kommen würde. „Ja.“

Keiji öffnete die Tür und trat ein. „Leroy, wir müssen reden.“

„Ach, auf einmal?“ Er war noch immer sauer darüber das ihn der Andere die letzten Tage nicht beachtet hatte. Deswegen verschränkte er die Arme vor der Brust.

„Ich dachte, wir hätten nichts zu besprechen.“

„Wenn du wüsstest, wie die Schulregeln lauten hätten wir das auch nicht.“ Keiji sah ihn an.

„Könntest du bitte die Sonnenbrille abnehmen? Ich sehe meinem Gesprächspartner gerne in die Augen.“

Leroy zögerte kurz, nahm die Brille dann aber ab. Warum sollte er darum kämpfen? Der Japaner wusste doch sowieso schon wie es aussah. Außerdem zerrissen sich die anderen Schüler auch so schon das Maul darüber, es gab nichts das er noch dazu beisteuern konnte, wenn er ihn nun das Auge sehen ließ. „Also, was willst du?“

„Es geht um deine letzten Ausbrüche. Du kannst nicht jeden Tag eine neue Prügelei vom Zaun brechen.“

Leroy lächelte nur bei dieser Formulierung. „Tja, wie man sieht kann ich das doch. Die letzten Tage hat es wunderbar funktioniert.“

Keiji atmete einmal tief durch, bevor er antwortete. „Das ist kein Spiel mehr, Leroy und es ist auch nicht lustig. Du machst dir damit nur selbst Probleme. Dir und mir, weil alle denken ich wäre dein Babysitter.“

„Nun im Moment machst du diesem Berufsstand alle Ehre.“ Leroy hob eine Hand, als Keiji etwas erwidern wollte.

„Allerdings überseht ihr alle dabei eine Kleinigkeit. Es ist nicht meine Schuld, das es immer zu diesen Auseinandersetzungen kommt.“

„Ach.“ Man sah Keiji an, das er ihm das nicht glaubte.

„Willst du mir nun erzählen, das du nur die Faust gehoben hast und alle Anderen sind dir aus Zufall rein gelaufen? Bitte, es wissen alle wer diese Streits beginnt.“

Leroy schüttelte nur den Kopf. Er war nicht so dumm es abzustreiten. Natürlich hatte er alle Prügeleien angefangen, doch er hatte einen guten Grund dafür gehabt. Zwar hatte es nie etwas mit seinen Gegenüber zu tun gehabt, doch die Gründe dafür waren verständlich. „Nein. Ich habe meine Gegner mit voller Absicht geschlagen. Trotzdem ist es nicht meine Schuld das diese Schlägereien zustande kamen.“

„Hättest du dann die Güte mich aufzuklären? Wer ist daran Schuld?“

Er mochte den spöttischen Ton des Anderen nicht. Trotzdem antwortete er ihm, wenn auch nicht mit Worten. Still sah er ihn an, er war gespannt wie lange Keiji benötigen würde, um die Antwort zu erkennen.

Tatsächlich dauerte es einige Minuten bis man in Keijis Augen einen Anflug von Verständnis erkennen konnte. „Du willst doch wohl nicht andeuten, das ich daran Schuld bin. Sag mal spinnst du?“

„Natürlich ist es deine Schuld!“ Auch Leroy war aufgebracht. Er war ganz bestimmt nicht Schuld an den Raufereien gewesen. Schließlich wollte er es nicht. Ja, er hatte es in aller Absicht provoziert, doch gewollt hatte er sie nicht. Es war der Japaner der ihn zu solchen Maßnahmen zwang.

„Du hast doch kein Wort mit mir gesprochen und mir zuhören willst du auch nicht. Es sind deine Worte, das du damals nur mit mir gesprochen hast weil ich mich mit Ricky geschlagen habe. Leider ist dieser Affe nicht jeden Tag verfügbar.“

Keiji kam zu ihm und packte ihn mit beiden Händen am Kragen. Seine Wut konnte man kaum noch übersehen. „Du spinnst ja wirklich! Du ziehst Unbeteiligte in unseren Streit mit hinein? Bist du noch bei Sinnen?“

Er wiederholte sich, bei einem Menschen wie Keiji war das ungewöhnlich. Ebenso wie die Handgreiflichkeiten, gerade das ließ Leroy vorsichtig werden. Allerdings war das wohl eine der seltenen Chancen. Wenn er Keiji nun nicht klarmachte was er wollte, würde dieser wohl nie wieder mit ihm reden. Nur wie sollte er anfangen? Das jeder der Beteiligten es verdient hatte, war wohl keine gute Antwort. Mein Gott, er studierte Politik und nun fehlten ihm die Worte? Das war nicht gut. „Wie hätte ich sonst mit dir reden sollen? Du ignorierst mich ständig. Wie soll ich dir sonst klar machen….“

Leroy unterbrach sich. Worte schienen ihm in diesem Fall so unzureichend, einmal abgesehen davon das Keiji ihm niemals glauben würde. Hier waren Taten wohl eher angebracht, hoffentlich verstand der Jüngere diese nicht falsch.

Er legte seine Hände seitlich auf Keijis Kopf und beugte sich vor. Als ihre Lippen sich trafen übernahm Leroy die Führung und verwickelte den Japaner in einen leidenschaftlichen Kuss.

Freudig registrierte Leroy wie Keiji den Kuss erwiderte. Allerdings dauerte das nur einen Moment, dann schien der Blondhaarige sich daran zu erinnern, das er eigentlich noch sauer auf ihn war. Leroy verzog die Lippen, als er sich hastig von ihm löste und beinnahe entsetzt ansah.

„Was soll das?“

Leroy stemmte einen Arm in seine Hüfte. „Das war ein Kuss, gerade du solltest das wissen. Außerdem haben wir uns so ein langwieriges und peinliches Gespräch erspart. Nur falls du mir wieder einen Vortrag halten willst. Ja, ich kenne die Regeln dieses Spiels nicht, aber ich bin bereit diese zu lernen. Und ja, ich bin nun bereit den vollen Preis zu zahlen.“

Dabei behielt Leroy den Blickkontakt mit dem Anderen bei, das war das Wichtigste um ihm klar zu machen das er seine Worte ernst meinte. Denn auch wenn er die Worte benutzte, mit denen sein Gegenüber ihn das letzte Mal verhöhnt hatte war es nicht sicher das seine Botschaft ankam. Jetzt konnte er nur hoffen das Keiji es auch so verstand.

In Keijis Augen blitzte es kurz erschrocken auf, ein Zeichen das er verstanden hatte. Dann drehte er sich um und verließ den Raum.

Leroy sah ihm verwundert nach. Das war nicht so ganz die Reaktion die er erwartet hatte, aber auch gut. Eigentlich hatte er mit Freude oder Ablehnung gerechnet, alles war besser als der derzeitige Zustand. Egal, er hatte seinen Standpunkt nun endlich klargemacht und der Japaner wusste wo er stand. Wenn Keiji nun mit ihm reden wollte, wusste wo er ihn fand. Im Grunde hatte Keiji erreicht was er wollte, denn nun wo er mit ihm hatte sprechen können, gab es keinen Grund mehr ihn zu provozieren.

Leroy sah auf die Tür, durch die der Japaner verschwunden war. Nur eines war seltsam. Auch wenn er heute seinen ersten Sieg über Keiji errungen hatte, fühlte er sich gar nicht als Gewinner.

Kapitel 50

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 50/?

Kommentar: Ich will hundert Prozent!
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Keiji stützte sich mit beiden Händen auf die Kommode in seinem Zimmer. Was sollte das nun schon wieder? Er war gerade dabei ihm eine Standpauke zu halten und dann kam Leroy mit so etwas? Dabei hatte er sich doch dafür entschieden, diese Sache zu unterlassen. Zugegeben es hatte nicht so funktioniert wie es sollte, doch er war jung da hatte man seine Hormone noch nicht ganz unter Kontrolle. Zumindest nicht so wie er es wollte.

Eigentlich hatte er auch gedacht, das Leroy diese Sache ad acta gelegt hatte. Immerhin hatte er ihm doch klipp und klar erklärt, was das für Folgen haben konnte. Und jetzt kam er mit so einer Kampfansage? Einer sehr ernst gemeinten Kampfansage, das hatte er an seinem Blick gemerkt. Wenn er ihn nicht aufhielt, dann würde er die Sache durchziehen. Keiji war sich jedoch selbst nicht einmal sicher, ob er ihn aufhalten wollte. Schließlich war er dieser Sache auch nicht ganz abgeneigt.

Der Japaner seufzte. Warum machte Leroy die Dinge nur wieder so kompliziert? Konnte er sich nicht einfach damit abfinden, das die Sache erledigt war? Doch auch das entsprach nicht ganz dem was Keiji wollte. Was er wollte lag klar auf der Hand, aber das war auch das, das er nicht zulassen durfte.

Er musste mit Leroy sprechen. Gerade eben war er kopflos aus dem Raum gestürzt, doch er benötigte Antworten. Zum Glück gehörte er nicht zu der Art Männer, die zu stolz waren um einen Fehler einzugestehen. Aus diesem Grund konnte er ohne Scham noch einmal an Leroys Zimmertür klopfen. Weswegen er es auch gerade in diesem Augenblick machte, ohne wirklich bemerkt zu haben das er den Weg dorthin überhaupt zurückgelegt hatte.

Aus dem Inneren kam ein gedämpfter Laut, denn Keiji einfach als Zustimmung wertete. „Ich schätze wir müssen einige Dinge klären.“

Leroy hob eine Augenbraue. „Schon?“

Keiji nickte, wenn er auch den sarkastischen Unterton in der Stimme des Älteren gehört hatte. „Ja. Du willst also etwas von mir? Egal was die Konsequenzen sind? Bist du wirklich bereit diese zu tragen?“

„Ja.“ Es war eine einfache und klare Antwort. Doch die Selbstsicherheit und Selbstverständlichkeit mit der Leroy dieses Wort aussprach, zeigten deutlich das es sein Ernst war.

Eigentlich müsste er darüber erleichtert sein, doch das Gegenteil war der Fall. Keiji war von Leroy etwas enttäuscht. Kopfschüttelnd sah er auf den Boden. „Du weißt nicht worauf du dich einlässt.“

Gelangweilt sah ihn Leroy an. „Auf ein Leben als selbstgewählter Außenseiter der Gesellschaft? Ja, wirklich das ist eine ganz neue Erfahrung für mich.“

Diese Bemerkung ließ Keiji unwillkürlich Lächeln. Das stimmte, Leroy kam es wirklich nicht darauf an der Gesellschaft anzugehören.

„Ich lege keinen Wert auf die Meinung der anderen Menschen. Nur eine Handvoll davon respektiere ich und diese würden es akzeptieren. Für meine Mutter ist das Alltag und mein Vater ist in solchen Dingen ziemlich tolerant.“ Leroy zuckte mit den Schultern.

Keiji war ein ziemlich geradlinig denkender Mensch. Auch wenn man es ihm nicht ansah, so hatten Fakten für ihn etwas ungemein beruhigendes. Auf der Grundlage von Fakten konnte man planen und dafür benötigte man Informationen. Deswegen beging Keiji auch einen fatalen Fehler, er versuchte das ganze logisch anzugehen.

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Anscheinend hast du das alles ziemlich gut durchdacht. Nur wundere ich mich über deinen plötzlichen Wandel. Deswegen habe ich nur eine Frage. Auf was muss ich mich einstellen?“

Fragend blickte ihn der Ältere an und legte den Kopf leicht schief. „Wie meinst du das?“

„Ich frage dich was du willst? Willst du nur etwas experimentieren, oder dir etwas beweisen? Ich denke nämlich kaum, das dir in den Ferien plötzlich die Erkenntnis kam das du Gefühle für mich hegst. Deswegen meine Frage, wieviel Einsatz soll ich in deinen kleinen Ausflug auf die andere Seite investieren?“ Es klang vielleicht hart, doch Keiji wollte wissen, auf was er sich einlassen sollte. Denn warum sollte er in eine kleine Verwirrung allzu viel Gefühl investieren? Das brachte nur unnötige Probleme, da wollte Keiji lieber gleich wissen worauf er sich einstellen musste. Denn das er darauf eingehen würde, daran bestand kein Zweifel. Das schien nämlich eine gute Möglichkeit zu sein Leroy ruhig zu halten.

„Wieviel Einsatz du zeigen sollst?“ Leroy sah ihn unheilvoll an. Jeder der ihm gegenüber stand, begriff genau in diesem Moment das er etwas Falsches gemacht hatte.

„Du…“ Der Schwarzhaarige hob einen Zeigefinger, schüttelte dann aber den Kopf und ließ die Hand wieder sinken.

„Und da sagt man mir nach ich wäre gefühlskalt. Gut, dann sag mir einmal, Keiji wieviel würdest du in ein Experiment verschwenden? Zwanzig Prozent? Dreißig Prozent? Und eine Gefühlsverwirrung? Wäre dir diese nur zehn Prozent wert?“ Mit einigen Schritten überwand Leroy die Distanz zwischen ihnen. Sein Finger legte sich anklagend auf die Brust seines Gegenübers, während sein Blick sich in den des Japaners bohrte.

„Ich bin bereit hundert Prozent zu geben und das verlange ich auch von meinem Gegenüber. Allerdings werde ich keine Almosen von dir annehmen, das verbietet mir mein Stolz. Da ich deine Einstellung aber nun kenne, kannst du meine Worte als Null und Nichtig ansehen. Bei jemanden der die Sache nämlich so abgeklärt sieht, kann ich mir nie sicher sein. Und genau diese Unsicherheit wollte ich mir mit meiner Entscheidung ersparen. So wie es allerdings aussieht habe ich die falsche getroffen. Doch der Mensch zeichnet sich ja dadurch aus, das er aus seinen Fehlern lernt.“

Er hatte Scheiße gebaut. Das merkte Keiji in dem Moment in dem Leroy auf ihn zukam. Sein Blick ließ nichts Gutes vermuten und das bestätigten seine Worte nur. Anscheinend waren seine Worte wohl doch härter rüber gekommen, als er es beabsichtigt hatte. In seiner Absicht die Fronten zu klären hatte er alles wieder zunichte gemacht. Aber wenigstens würde er sie nun nicht beide ins Unglück zerren. Er stand auf Männer, das gab er ehrlich und offen zu, wenn auch nur sich selbst gegenüber. Leroy hingegen war sich noch unsicher, besser gesagt er war es nicht. Er war normal und ein solches Leben sollte er auch führen, ein Leben mit Frau und Kinder weitab von allen Skandalen die ein Leben mit einem Mann bringen würde. So würde er auch nie das Gefühl haben, seine Familie wegen ihm beschämt zu haben.

Leroy sah ihn an und der Ausdruck in seinen Augen wurde nun eindeutig hochmütig. „Sprachlos? So kenne ich dich ja gar nicht.“

Lächelnd wand er sich ab und brachte wieder einige Distanz zwischen sich. Erst dann drehte er den Kopf wieder in seine Richtung. „Weißt du, bis jetzt hätte ich es nie für möglich gehalten, aber du bist genauso ein Arschloch wie ich. Du kannst es nur besser verbergen. Willkommen im Club, Keiji.“

Eigentlich sollte er nun widersprechen, doch Keiji dachte wirklich über Leroys Worte nach. Natürlich hatte er nicht Recht, das auf keinen Fall, aber ….

Ein Seufzen lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf Leroy, der mit den Schultern zuckte.

„Na ja, ich denke ich werde den Verlust verkraften. Es gibt genug Möglichkeiten sich hier abzulenken, vielleicht sollte ich einige davon einmal ernsthaft in Betracht ziehen.“

Diese Äußerung konnte viel bedeuten, doch Keiji war eindeutig klar, was Leroy damit meinte. Bis jetzt hatte Leroy noch jeden anderen Jungen ein Körperteil gebrochen wenn dieser ihn falsch angefasst hatte. Immerhin befand er alle Anderen als unter seiner Würde, nie würde er sich mit einen von ihnen einlassen. All das wusste Keiji und doch spielte das für ihn keine Rolle, nicht in diesem Moment. Das Einzige das er wusste war, das er das nicht wollte. Wenn Leroy schon Erfahrungen sammeln wollte, dann mit ihm.

Mit einem raschen Schritt trat er an Leroy heran und umfasste seinen Oberarm, um ihn zu sich zu drehen. Ohne ein weiteres Wort zuzulassen, verschloss er die Lippen des Älteren mit einem besitzergreifenden Kuss. Wenn Leroy schon Einem gehörte, dann ja wohl ihm.

Auch wenn Leroy diesem Kuss nachgab und seine Lippen sich für den Jüngeren öffneten, so galt das nicht für seinen Körper. Er war nicht beschwichtigt, das merkte auch Keiji, als er den Kuss wieder löste. „Wenn du hundert Prozent willst, dann sollst du sie bekommen.“

Leicht lächelnd schüttelte Leroy den Kopf, bevor er Keijis Blick wieder erwiderte. „Worte sind schnell gesagt und Papier ist geduldig. Egal wie du mir dieses Versprechen gibst, ob mündlich oder geschrieben, es ist wertlos. Das Einzige das zählt sind Taten und solange ich nicht merke das du es ernst meinst, kann ich dir nicht trauen.“

Damit wand er sich um und schnappte sich seine Tasche, die neben der Tür stand. „Ich gehe dann zum Sport, etwas das du auch machen solltest.“

Verwirrt sah Keiji dem Amerikaner nach. Taten? Wie sollte er ihm das durch Taten zeigen? Vor allem durch Taten, die Leroy nicht dazu veranlassten ihn zu hassen? Tief in ihm stieg die Erkenntnis hoch, das ihn der Ältere überlistet hatte. Er tanzte genau nach seiner Pfeife. Allerdings sollte er verdammt sein, wenn er nun darüber nachdachte.

Kurz die Augen schließend, ging er auf den Flur und nahm ebenfalls seine Tasche auf. Es stimmte, heute müsste auch er sich beeilen wenn er rechtzeitig zum Nachmittagsunterricht kommen wollte.

Kapitel 51

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 51/?

Kommentar: Tischgespräche
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Wieder ein Wochenanfang geschafft. Gelangweilt machte sich David auf den Weg zum Abendessen. Warum erschienen ihm die Montage nur immer um so vieles länger, als die anderen Wochentage? Das war pure Einbildung.

Suchend sah er sich nach einem Partner um. Er hasste es alleine zu essen und das würde der Fall sein, wenn er Daniel, oder kein anderes Opfer fand. Zu seinem Glück fand er aber rasch ein williges Opfer.

Er blieb Stehen und hob grüßend die Hand in Randys Richtung.

Dieser erwiderte die Geste nur knapp. „Schon fertig mit dem Training?“

David nickte nur. Er war immer einer der Ersten, die in der Umkleide und wieder daraus verschwanden. Sport war einfach nicht seine Bestimmung. „Wie sieht es bei dir aus?“

Randy zuckte nur mit den Schultern. „Volleyball ist ein annehmbarer Ersatz für meine Gruppe, wenn ich auch miserabel darin bin.“

Volleyball? Erst dann kam David die Erleuchtung. Randy war ein Schwimmer und als solcher im Winter so gut wie auf dem Trockenen. Mit einer Schwimmhalle war man in dieser Schule wirklich arm dran. Auch Daniel als Ruderer musste sich auf Trockenübungen verlegen. Aber im Winter musste jeder Entbehrungen hinnehmen, ein Umstand den David nicht gerade negativ bewertete. Verkürzte Trainingszeiten waren kein Grund, sich zu beschweren.

Randy kam näher und roch an seinem Shirt. „Du warst auch noch nicht duschen, wie ich merke.“

Grinsend sah David seinen Freund an. „Oh, du weißt doch ich mag dieses Rudelverhalten nicht. Wer weiß schon, was man einem süßen Jungen wie mir in der Dusche antun würde?“

„Wenn du mir einen süßen Jungen zeigst, dann kann ich es dir vielleicht sagen.“

Bei der neuen Stimme fuhr David noch breiter grinsend herum. „Es ist klar, das du Schönheit nicht einmal erkennst wenn sie dir ins Gesicht springt, Ricky.“

Dieser sah ihn nur zweifelnd an. Eine Hand streckte sich nach dessen Gesicht aus und hob sein Kinn an. „Also ich weiß nicht.“

Anders als viele anderen Schüler hier hatte David keine Angst davor von Ricky berührt zu werden. Immerhin zählte er zu seinen Freunden. Doch er konnte auch Randys Reaktion verstehen, der vorsichtshalber einen Schritt zurückwich.

Ricky wand sich zu Lance, an seiner Seite, um. „Siehst du hier so etwas wie Schönheit?“

Lance seufzte, so als wäre er dieses Spieles überdrüssig. „Wenn ich ja sage, gehen wir dann essen?“

„Nein, denn dann muss ich dieser Aussage nachgehen.“

Nun lächelte auch Lance. „Ich habe Hunger, deswegen nein. Sorry, David.“

David nahm Lance seine Bemerkung nicht übel. „Ich vergebe dir, da ich weiß das aus euch nur der Neid spricht.“

„Natürlich.“ Ricky zog seine Hand zurück und ging an David und Randy vorbei zum Speisesaal. Lance folgte ihm, ebenso wie Sean, der Randy kurz grüßte.

Randy erwiderte den Gruß und sah ihnen kurz nach.

Stirnrunzelnd sah David auf seinen Freund. Das schien ihm eine gute Möglichkeit zu sein, ein Thema anzusprechen, das ihn schon seit Dezember interessierte. „Sag mal, Randy. Was läuft da zwischen dir und diesem Sean?“

„Was?“ Überrascht wand sich Randy ihm zu.

„Was soll da laufen?“

David zuckte mit den Schultern. „Genau das frage ich ja dich. Schließlich hat er es geschafft dich aus deinem Zimmer zu locken. Es ist klar, das sich Daniel und ich da Gedanken machen.“

Nun das war gelogen. Daniel machte sich darüber keine Gedanken, oder er redete nicht mit ihm darüber. Aber er machte sich darüber Gedanken, warum wusste er selbst nicht. Vielleicht nur um diese Methode das nächste Mal selbst anwenden zu können, allerdings war das nur ein Vorwand. Fakt war, das David einfach von Natur aus neugierig war.

„Ihr beide?“ Unwohl blickte Randy zu ihm.

„Eigentlich läuft da nichts, wir haben nur beschlossen uns anzufreunden.“

„Oh.“ David nickte leicht. Irgendwie war er nun enttäuscht. Gut, er hatte nicht erwartet nun einen neuen Skandal aufzudecken, oder die neusten Insiderinformation zu bekommen, doch das war nun wirklich etwas unspektakulär.

Randy blickte ihn verwundert an. „Was ist? Du wirkst enttäuscht?“

„Ach nein.“ David ging zur Warteschlange, die sich bereits vor der Essensausgabe gebildet hatte und nahm sich ein Tablett.

Randy folgte ihm still. „Willst du mir dann vielleicht verraten was zwischen Daniel und dir vorgefallen ist?“

David sah auf und in Randys Richtung. Einen Moment lang dachte er daran den Unwissenden zu spielen, doch das würde nichts nützen, nicht bei Randy. So seufzte er nur besiegt. „Es ist nichts, nur eine kleine Familienangelegenheit. Doch du musst dir keine Sorgen machen, es ist geregelt.“

„Ich verstehe.“ Randy schwieg nach diesen Worten und auch an seinem Blick merkte man, das er diese Antwort akzeptierte.

David hatte auch ganz bewusst diese Worte gewählt. Für Randy war eine Familienangelegenheit eine Privatsache und nichts in das man sich einmischte. Doch das Randy etwas merkte, war vorauszusehen gewesen. Der Braunhaarige war ziemlich empfindlich was solche Dinge anging und für Daniel und ihn war es unmöglich wieder zum Normalzustand zurückzukehren. Nicht nachdem sie diese Probleme angesprochen und aufgedeckt hatten. Um das zu verdauen dauerte es wieder einige Zeit.

Als David sein Essen hatte, sah er sich um. Ricky, Lance, Sean und Keiji saßen zusammen an einem Tisch. Das war keine Gruppe zu der er sich im Moment setzen wollte. Auch Daniel entdeckte er in einer Gruppe, die aus Mitgliedern des Schülerrats bestand. David kannte sie alle beim Namen, da sich jeder Einzelne bei ihm schon einmal nach Daniels Verbleib erkundigt hatte. Kim zählte zu dieser Gruppe, ebenso wie Ryan, Alec, Tim und Sven. Nun, die Entscheidung zwischen zwei Unbekannten.

David dachte nur einen Moment nach und deutete dann Randy ihm zu folgen. Ungefragt nahm er an Daniels Tisch Platz. Die Anwesenden hoben nur grüßend die Köpfe, bevor sich wieder ein Tischgespräch bildete. Genau das liebte David so an gemeinsamen Essen, man erfuhr immer etwas Neues, selbst wenn es völlig nutzlos war.
 

Lance blickte zu Keiji, der lustlos in seinem Nachtisch herumstocherte. Schon das ganze Essen über, war er nicht richtig bei der Sache. Etwas, das auch Ricky auffiel.

Er legte eine Hand auf Keijis Schulter. „Also was ist los?“

„Hm?“ Keiji sah so aus, als hätte man ihn aus seinen Überlegungen gerissen.

„Ich frage nur was los ist? Probleme im Schülerrat?“

Also das konnte Lance abstreiten und auch Ricky wusste das es dort keine Probleme gab. Es war wohl nur das Erste das ihm einfiel.

Keiji warf einen Blick zu ihm und schüttelte dann den Kopf. „Nein, es betrifft nicht meine Arbeit.“

Das brachte jedoch Lance auf eine andere Sache. Wenn man es bedachte, konnte diese sogar der Grund für Keijis Laune sein. Nein, Lance war sich dieser Sache sogar sehr sicher. „Hast du mit Leroy gesprochen?“

Der Japaner seufzte tief. „Ja.“

Also hatte er Recht gehabt. Auch Lance seufzte. Mit diesem Jungen hatte man es wirklich nicht leicht.

Ricky grummelte leise, verkniff sich aber jedes weitere Kommentar.

Lance ließ seinen Blick durch den Raum gleiten, bis er Leroy an einem Tisch entdeckte, wie immer war um ihn herum ein größerer Sicherheitsabstand als bei anderen Schülern. Der Spanier sah jedoch nicht so aus, als wäre er wütend. Ob das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen war, wusste Lance nicht zu deuten. „Und?“

Die Augen verdrehend antwortete Keiji. „Ja, er wird es nicht wieder machen. Denke ich mal.“

„Du denkst?“ Lance hob die Augenbrauen bei dieser vagen Aussage.

„Wir sind vom Thema abgekommen, aber ich kenne den Grund und kann es von nun an verhindern.“

„Ach der macht doch immer wieder Probleme. Denn kann man getrost links liegen lassen.“ Ricky machte eine abfällige Handbewegung in Leroys Richtung.

Lance bemerkte, das Keiji bei dieser Bemerkung unglücklich lächelte. Da war etwas anderes vorgefallen. Etwas, das vielleicht gar nichts mehr mit dem ursprünglichen Thema zu tun hatte.

Lance war nicht unbedingt ein Freund von Keiji, nicht so eng wie Ricky zumindest, doch er konnte ihn gut leiden. Außerdem war er ein Kollege im Schülerrat, schon alleine deswegen fühlte er sich verpflichtet diese Frage zu stellen. „Benötigst du Hilfe?“

Verwundert sah ihn Keiji an, bevor er lächelte. „Das ist nett gemeint, Lance. Doch Hilfe von deiner Seite, oder auch deiner…“

Dabei drehte er sich kurz zu Ricky. „… würde die Sache wohl nur verschlimmern. Das ist etwas das Leroy und ich unter uns klären müssen. Aber danke, vielleicht werde ich einmal einen Rat von euch einholen.“

„Klar sag es mir, dann werde ich ihm etwas Verstand in den Schädel einprügeln.“ Dabei hob Ricky lächelnd eine Faust.

„Als ob das bis jetzt etwas gebracht hätte.“ Lance lächelte nur sarkastisch.

„Immerhin versucht ihr das immer und bis jetzt seid ihr kein bisschen klüger geworden. Oder warum prügelt ihr euch jetzt noch immer?“

Ricky warf ihm nur einen todbringenden Blick zu, bevor er sich wieder seinen Nachtisch zuwand.

Lance schüttelte nur den Kopf. Sollte er ihn nur anstarren, er hatte Recht und das wusste der Amerikaner. Irgendwo, tief in sich drinnen. „Du kannst uns natürlich gerne um Rat fragen. Wenn ich auch nicht unbedingt glaube das wir die Experten in Sachen Leroy sind. Es sei denn, es geht um seine Bekämpfung, doch das glaube ich ist nicht das Problem.“

Dabei wanderte sein Blick von Leroy zu Keiji. Nein, dafür war Leroy viel zu gelassen, wäre er wütend, würde man das merken. „Übrigens haben wir ein Mittel gegen Leroy gefunden. Was es ist, kannst du in den Protokollen der Sitzung nachlesen.“

Nun glimmte leichtes Interesse in den Augen des Japaners auf. „Wirklich?“

Lance neigte den Kopf. „Ich denke es wird sich als ziemlich effektive Drohung erweisen.“

„Hoffentlich. Denn ich weiß nicht, ob ich ihn mit meinen Bemühungen lange ruhig halten kann.“ Dabei warf auch Keiji einen Blick zu Leroy zurück.

Solange es nur lange genug war, war es Lance gleich. Er und auch die anderen Schüler benötigten nun nur eine gewisse Zeit der Ruhe. Einfach um sich wieder einzufinden und um die hektische Zeit zu vergessen. Es konnte doch nicht sein, das es in den ersten Wochen schon wieder so viele Probleme gab. Ja, ein wenig Ruhe würde keinem der Schüler schaden, da war sich Lance sicher.

Kapitel 52

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 52/?

Kommentar: Erste Hürden
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Ich werde das nie verstehen.“ Randy legte eine Hand auf seinen Kopf.

„Da geht es dir besser als Ricky, der hat es schon aufgegeben.“ Sean grinste und blätterte eine Seite weiter.

„Warum muss ich das eigentlich lernen? Immerhin habe ich nicht vor jemals nach Frankreich zu fahren.“

Sean hob belehrend einen Finger. „Dabei geht es um die allgemeine Bildung. Außerdem was sollen die Franzosen machen, wenn sie zu dir kommen?“

„Englisch sprechen, so wie jeder normale Mensch?“ Randy schüttelte den Kopf. Bis zur morgigen Überprüfung bekam er das sicher nie in den Kopf. Es konnte auch nur Mr. Gales einfallen, in der zweiten Woche gleich einen Test in Französisch anzusetzen. Das war eine Sprache in der er total Talentfrei war. Schreiben ging ja noch so einigermaßen, aber das half nichts, wenn er kein Wort fehlerfrei aussprechen konnte.

Neben ihm lachte Sean leise. „Wie ungerecht das ist. Du verlangst das sie deine Sprache lernen, weigerst dich aber die ihre zu erlernen.“

„Weil unsere Sprache um einiges leichter ist als die ihre. Außerdem hat David damit auch keine Probleme.“ Nein, in dieser Sache beharrte er auf seinem Standpunkt.

„Warum lässt du dir eigentlich nicht von David helfen? Seine Mutter ist doch Französin, dementsprechend könnte er dir viel besser helfen.“ Nachdenklich runzelte Sean die Stirn.

Randy seufzte tief. Eigentlich könnte er das, da hatte Sean Recht, nur gab es da ein Problem. „Ja, es ist Davids Muttersprache, das stimmt. Nur ist er kein guter Lehrer. Wenn er etwas erklärt, dann verstehe ich danach noch viel weniger als zuvor.“

David ließ nämlich gerne Dinge weg, die für ihn selbstverständlich, für einen Anfänger aber absolut überlebensnotwendig waren. Außerdem wurde er schnell ungeduldig und dann war das Lernen damit gelaufen.

„Also dachtest du dir, du holst dir einen anderen Lehrer. Allerdings muss ich dir sagen, das ich auch nur mittelmäßig bin. Es gehört nicht gerade zu meinen Muttersprachen.“

Randy schüttelte den Kopf. „Ich weiß. Es ging mir eigentlich auch nur darum mit jemanden zu lernen, der auf meinem Level ist. So komme ich mir nicht allzu dumm vor.“

Bei den letzten Worte grinste er vergnügt. Er wusste, das man in Brasilien nicht französisch sprach. Dafür hätte er sich einen Kanadier suchen müssen. „Was kannst du eigentlich für Sprachen?“

Sean dachte kurz nach, dann hob er eine Hand und zählte es an den Fingern ab. „Also portugiesisch ist meine Muttersprache, dann kann ich noch deutsch und einige Brocken spanisch. Und wie man in den letzten Monaten gemerkt hat, auch englisch.“

„Wow, das nennt man wohl ein Sprachtalent.“ Randy selbst beherrschte nur englisch als seine Muttersprache und gälisch das ihm seine Mutter beigebracht hatte. Das waren sozusagen die Sprachen, mit denen er aufgewachsen war.

Der Ältere winkte nur beiläufig ab. „Es ist nicht so, das ich sie gelernt hätte. Es gibt viele Brasilianer, die deutsch sprechen und spanisch wird bei uns einfach in der Schule gelehrt. Da mein Vater überall auf der Welt Geschäfte macht, ist es auch nur natürlich, das ich englisch kann. Immerhin ist das die Amtssprache. Mehr steckt da nicht dahinter.“

Nun, das klang einleuchtend. Er kam eben aus Amerika und konnte nur Dank der Abstammung seiner Mutter eine zweite Sprache. Bis jetzt hatte er auch nie mehr gebraucht. Erst hier in dieser Schule erhielten sie Sprachunterricht in französisch, italienisch und Latein. Die beiden ersten Sprachen konnte er ja noch verstehen, doch Latein war völlig überflüssig. Diese Sprache war schon längst tot. Für ihn reichte es völlig, die lateinischen Ausdrücke zu lernen, die er in der Medizin benötigte. Das waren sowieso schon eine Menge.

Randy blickte auf sein Buch. „So wie du es sagst, hört es sich ziemlich einfach an.“

„Es ist eben Alltag.“ Sean hob nur leicht eine Schulter, die Andeutung eines Schulterzuckens.

„Und wie sieht es bei dir aus? Bist du ein waschechter Amerikaner, oder steckt da auch noch etwas mehr dahinter?“

Randy lächelte amüsiert. „Was, reicht es denn nicht, wenn man nur Amerikaner ist? Nein, meine Mutter ist aus Irland. Allerdings bringt mir das keine sprachlichen Vorteile so wie dir.“

Es macht ihm unerwartet viel Spaß so mit Sean zu sprechen. Er wollte noch viel mehr über ihn erfahren, immerhin bildete ein gewisses Vertrauen die Grundlage für eine gute Freundschaft. Über Daniel und David wusste er ja auch eine Menge. Außerdem war es eine gute Ablenkung vom Lernen, vor allem da Sean so bereitwillig darauf einstieg.

„Aber sicher gibt es andere Vorteile, sowie nette Reisen um die Familie zu besuchen. Oder hat deine Mutter keine Kontakte mehr zu ihrem Heimatland?“

Randy verdrehte die Augen, wie schön es wäre, wenn das der Fall wäre. „Nein, sie hat sogar noch sehr gute Kontakte dorthin. Ihre Familie lebt dort, im tiefsten Hinterland.“

Nun zumindest ein Teil. Der Teil von dem seine Mutter abstammte, lebte in Dublin.

„Oh, das ist nicht gut. Dort findet man sicher nicht leicht eine Freundin. Ansonsten könntest du in jedem Land Eine haben.“ Sean grinste bei diesen Worten frech.

Bei dieser Bemerkung schüttelte Randy heftig den Kopf. Für ihn wäre es absolut undenkbar seine Freundin zu betrügen. Nun, nicht das er eine hätte, doch wenn es so wäre, würde er sie sicher nicht betrügen. Schon alleine weil ihm seine Familie den Kopf abreißen würde, wenn sie es herausbekamen. Es waren Iren, die waren treu gottesfürchtig, nun auf jeden Fall der Teil, vor dem er Angst hatte. „Ich habe zwar keine Freundin, doch wenn würde ich sie nicht betrügen.“

Es warf einen kurzen Seitenblick zu Sean. „Wie ist das bei dir?“

Sean sah ihn verwundert an. „Ob ich meine Freundin betrügen würde? Ich denke das kommt auf die Situation an. Es gibt da ein Mädchen, das mein Vater gerne als Schwiegertochter sähe. Sie sich wohl auch, weswegen sie immer an meiner Seite ist wenn sie kann. Aber wenn ich jemanden finde, den ich liebe, dann würde ich sie jederzeit betrügen. Obwohl ich nicht weiß ob man das so nennen kann, da ich aus meiner Sicht nicht mit ihr zusammen bin, alle Anderen es aber denken.“

Verwirrt runzelte Randy die Stirn. Das hörte sich ganz nach Zwangsheirat an, aber einmal im umgekehrten Stil. Doch es war eine interessante Frage. War es Betrug, wenn man aus seiner Sicht keine Beziehung hatte, aber alle Anderen es glaubten? Vor allem wie konnte es eine Beziehung sein, wenn man selbst es nicht wollte? Dazu gehörten doch immer Zwei. „Das hört sich wirklich kompliziert an.“

Der Brasilianer lächelte nachsichtig. „Drücken wir es so aus. Wenn ich jemanden liebe, dann würde ich denjenigen sicher nicht betrügen.“

Randy nickte zufrieden. Damit konnte er weit mehr anfangen. Es gab noch eine Menge, die er über den Anderen erfahren wollte, doch dafür würde die Zeit heute wohl nicht mehr reichen.

„So und nachdem ich deiner Ablenkung nachgegeben habe, sollten wir noch etwas lernen. Der Test ist schließlich schon morgen.“ Dabei deutete Sean bereits wieder auf das Buch vor sich.

Randy stöhnte leise, auch wenn er wusste das der Ältere Recht hatte. Er konnte es sich nicht leisten eine schlechte Note zu schreiben. Nicht einmal in Allgemeinbildung, schließlich wurde das auch im Zeugnis angezeigt.
 

Was für eine Aufregung wegen eines einzigen Tests. Leroy verstand den Trubel nicht wirklich, obwohl Angst bei manchen hier wirklich angesagt war. So viel schlechtes französisch hatte Leroy das letzte Mal vor Jahren auf einer Party seiner Mutter gehört.

Sein Blick glitt über die hier Anwesenden. Es gab hier zwar viele ausländische Schüler, doch ein gebürtiger Franzose war nicht in ihrer Klasse. Außer David, Rickys persönlicher Hofnarr. Dieser wirkte auch ziemlich gelassen und versuchte seinem Freund klar zu machen, das Lernen nun auch nichts mehr brachte. Ausnahmsweise teilte Leroy diese Ansicht mit ihm.

Er selbst hatte keine Probleme mit der französischen Sprache. Ihre Familie wuchs multikulturell auf. Die wichtigsten Sprachen gehörten da praktisch zur Grundausrüstung. Französisch, russisch, italienisch, deutsch, chinesisch, englisch mehr benötigte man nicht um sich in dieser Welt zu verständigen. Auch wenn Leroy zugab, das er sich in chinesisch ziemlich schwer tat, aber die Grundformen beherrschte er auf jeden Fall.

Sein Blick glitt weiter über den Raum. Der neuste Anhänger von Ricky unterhielt sich ziemlich gelassen mit Lance neben ihm, der auch keine Anzeichen von Nervosität zeigte. Nun zumindest Lance konnte er zugestehen, das er sich bestimmt auf diesen Test vorbereitet hatte. Das er ihn nicht leiden konnte, tat da nichts zu Sache.

Ricky lümmelte wie immer über den Pult und hielt seinen zehn Minuten Schlaf. Eben die Dauer, die die Pause betrug. Als ob der Affe in der Nacht nicht genug Schlaf bekam. Allerdings war es bei der Größe seines Hirns kein Wunder, das ihn jede Stunde erschöpfte. Immerhin musste eine große Menge auf kleinem Raum gespeichert werden.

Leroys Blick fiel auf Keiji, direkt vor ihm, nur durch einen leeren Tisch getrennt. Er wusste, das der Japaner bis spät in die Nacht gearbeitet hatte, oder gelernt je nachdem. Auf jeden Fall hatte sich alles in seinem Arbeitszimmer abgespielt, das er erst kurz nach elf Uhr verlassen hatte. Es war purer Zufall, das Leroy die Zeit wusste, da er zufällig auf die Uhr gesehen hatte.

Seit ihrem klärenden Gespräch hatten sie schon wieder kein Wort gewechselt, außer wenn es nötig war. Allerdings war Leroy bereit, Keiji noch etwas Zeit zu geben. Immerhin hatte er ihm keine leichte Aufgabe gestellt. Sein Vertrauen war nicht leicht zu gewinnen, da er fremden Leuten immer mit Vorsicht begegnete. Wenn Keiji ihm diese Aufgabe gestellt hätte, wüsste er nicht wie er es anfangen sollte. Es war befriedigend zu sehen, das es Keiji da anscheinend nicht besser ging.

Es war ja auch fies, denn wenn seine Einschätzung von Keiji richtig war und sie sich auch nur etwas ähnelten, dann stand auch Keiji vor einer unlösbaren Aufgabe. Und der Japaner war ihm ähnlich. Im Gegensatz zu ihm hatte dieser zwar eine Menge Freunde, doch wen von ihnen konnte er sich anvertrauen?

Ein blondhaariger Junge stand plötzlich in der Tür und seine Augen glitten suchend über den Raum. In der Ecke von Keiji blieb sein Blick hängen. „Keiji!“

Der Japaner sah auf und nickte. „Alec.“

Leroy kannte den Jungen, der gerade auf den Japaner zuging und einen Arm um dessen Schulter legte. Er war wie Keiji Mitglied im Schülerrat. Moment…, wieso legte er den Arm um die Schulter des Japaners? Das war ja wohl eine ziemlich zutrauliche Berührung.

Alec legte einige Zettel auf Keijis Tisch. Mit einem Finger deutete er auf einige Stellen.

Keiji nickte darauf nur, oder schüttelte den Kopf.

Worüber redeten die da so vertraulich? Er hörte von seiner Position aus nicht, worüber sie sprachen. Leroy brodelte innerlich vor Wut, doch dann befreite sich Keiji plötzlich aus dem Griff des Anderen.

„Ich werde sehen, was sich machen lässt. Aber du solltest nicht zuviel erwarten. Wie gesagt, das Geld ist für alle da.“

Alec verzog das Gesicht. „Schon klar, aber da will ich schon einiges davon sehen. Nicht, das du wieder alles Tim in den Rachen wirfst.“

Keiji seufzte. „Das war einmal und das kannst du mir nicht ewig nachtragen.“

„Hast du eine Ahnung.“ Lance grinste und sah Alec dabei an.

„Wir kennen doch Alec. Aber wir haben gleich einen Test, wenn du uns also noch ein paar Momente Entspannung gönnst wäre das sehr nett. Vor allem wäre das wohl sehr in Leroys Sinne.“

Bei seinem Namen horchte Leroy zwar auf, wand seinen Blick aber nicht an. Gerade weil ihn nun Keiji und Alec überrascht ansahen. Wenn er den Blick nun abwand, hieß das er wollte etwas verbergen, stattdessen starrte er einfach nur weiter wütend in ihre Richtung. So konnte er sich wenigstens damit rechtfertigen, das er einfach so in die Gegend gestarrt hatte. Wenn er sich überhaupt rechtfertigen würde, er hatte das nicht nötig.

„Na dann.“ Alec hob noch grüßend die Hand und verließ den Raum.

Gerade noch rechtzeitig, da gleich hinter ihm Mr. Gales den Raum betrat. Lance stieß Ricky an, der leicht orientierungslos den Kopf hob und David nahm statt auf seinem Tisch auf seinem Sessel Platz.

Auch Leroy straffte sich leicht. Nun musste er wieder etwas für seine Familie machen und versagen würde er dabei sicher nicht.

Kapitel 53

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 53/?

Kommentar: Die Suche einer gemeinsamen Basis
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Bildete er sich das nur ein, oder war die Temperatur im Raum wirklich abgefallen? Das war bestimmt nur Einbildung und doch hatte er ein unangenehmes Gefühl im Rücken. Da er wusste wer hinter ihm saß, war das kein gutes Zeichen.

Keiji warf einen Blick über seine Schulter und bemerkte Leroys Blick. Mit dem konnte man ja morden. Er war sauer, allerdings wusste Keiji keinen Grund dafür. Außer natürlich er hatte den Test versaut, doch das traute er ihm nicht zu. Leroy würde sich nie eine schlechtere Note als eine Drei erlauben.

Als er den Blick wieder abwand, sah er das Ricky neben ihm grinste und die Augen verdrehte. Es war anscheinend nicht nur ihm aufgefallen, das sein Mitbewohner schlechte Laune hatte. Doch bei Ricky war das gefährlich, hoffentlich legte er es nicht darauf an Leroy zu provozieren. Heute könnte das ins Auge gehen.

Zum Glück war aber der Schultag gleich beendet. Keiji warf einen Blick auf seine Armbanduhr, ja es dauerte wirklich nur mehr ein paar Minuten. Pünktlich mit dem Läuten zur Pause, hörte Keiji hinter sich das Geräusch eines Sessels. Keine Sekunde später marschierte auch schon Leroy an ihm vorbei. Neben sich hörte er ein genervtes Seufzen von Ricky, der auch schon dabei war seine Sachen zusammenzupacken.

Lance wand sich kurz zu ihm um. „Keiji, hast du Lust auf einen Film? Wir sehen uns heute Abend einige DVDs an.“

„Vielleicht.“ Keiji war bereits dabei seine Sachen einzupacken, vielleicht konnte er Leroy ja noch abfangen. Wobei es wohl wirklich besser wäre ihn darauf erst in ihrer Wohnung anzusprechen. Leroy benahm sich dort einfach anders und Keiji glaubte zumindest den Grund dafür zu kennen.

„Ich werde dir noch Bescheid geben.“ Damit eilte er schon aus dem Raum, in Richtung ihres Zimmers. Er kam gerade rechtzeitig an, um die Tür vor der Nase zugeschlagen zu bekommen. Mit einem tiefen Seufzen griff er nach dem Türknauf und öffnete die Tür. Wieder gerade rechtzeitig, um eine weitere Tür beim Schließen zu bemerken, diesmal die des Wohnzimmers.

Langsam zog sich Keiji die Schuhe aus und stellte seine Tasche in sein Zimmer. Dort tauschte er auch seine Kleider gegen ein Shirt und eine Jogginghose ein. Eigentlich zog er eine Dusche vor einem Kleiderwechsel vor, doch er wollte Leroy nur einige Momente geben um sich abzuregen. Eine Dusche würde aber etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Erst dann machte er sich auf den Weg zum Wohnzimmer und öffnete die Tür.

Das Leroy einen gemeinsamen Raum und nicht seinen eigenen gewählt hatte, signalisierte zumindest eine gewisse Gesprächsbereitschaft. Entweder das, oder er hatte in den Ferien eine Vorliebe für Sitcoms entwickelt, was Keiji aber nicht annahm.

Leroy saß im Schneidersitz auf der Couch und zappte gelangweilt durch die Kanäle. Derzeit zog er es noch vor seinen Mitbewohner zu ignorieren.

Keiji setzte sich ebenfalls auf die Couch, ließ aber genügen Abstand zwischen ihnen. Erst nachdem Leroy wieder einige Kanäle weiter war, ergriff er das Wort. „Pech beim Test gehabt?“

Noch immer sah ihn der Ältere nicht an. „Nein, wie kommst du darauf?“

„Weil deine Laune danach immer schlechter wurde.“ Er hatte gewusst, das es nichts mit dem Test zu tun hatte. Allerdings würde er sonst niemals herausbekommen, was ihn wirklich störte.

„Es hing nicht mit dem Test zusammen.“

Natürlich, so konnte man ein Gespräch auch abwürgen. Keiji ließ sich zurücksinken und schloss kurz die Augen. So würde er wahrscheinlich nichts aus dem Spanier herausbekommen. Auch wenn es ihn interessierte, was ihn wiederum verwunderte.

Leroy schien sich endlich für einen Kanal entschieden zu haben, da er die Fernbedienung aus der Hand legte.

Auch ohne die Augen zu öffnen, hörte Keiji das es sich um ein Basketballspiel handelte. Natürlich, was auch sonst?

„Bist du schon weitergekommen?“

Bei Leroys Frage, öffnete Keiji die Augen und sah zu ihm. „Was meinst du?“

„Bei dieser Sache. Du hattest doch mehr als genug Bedenkzeit, allerdings scheint dir nicht zuviel daran zu liegen. Auch das ist eine Antwort.“ Selbst bei diesen Worten mied Leroy seinen Blick.

„Natürlich liegt mir etwas daran und das weißt du genau.“ Die Antwort war um einiges heftiger ausgefallen, als Keiji es beabsichtigt hatte. Und es konnte natürlich nur Wunschdenken sein, doch bei seiner Reaktion schien Leroy für einen Moment erleichtert zu sein.

Nun sah er ihn auch endlich an. „Woher soll ich das wissen, Keiji? Deine Worte dienten nicht gerade dazu mein Vertrauen zu wecken. Du hältst mich für intrigant, hinterhältig und berechnend. Das mag stimmen, doch du vergisst das ich auch weiß was ich will und alles daran setze es zu bekommen. Hundert Prozent, das ist das was ich gebe und zurückbekommen will.“

Keiji wusste das er das nicht gesagt hatte, doch auch das man seine Worte damals durchaus so auslegen konnte. „Leroy, ich habe damals Worte gesagt, die ich nicht so gemeint habe.“

„Es mag sein, dass sie dir nun leid tun. Aber mir haben sie deutlich gezeigt was du von mir hältst. Das ist die Meinung die Andere gerne von mir haben können, doch du solltest mich besser kennen.“ Leroy schüttelte den Kopf.

„Du hast mit alldem angefangen, deswegen liegt es auch an dir es zu Ende zu bringen.“

„Es wäre einfacher, wenn du keinen Beweis von mir verlangen würdest. Wenn wir es einfach versuchen würden.“ So setzte Leroy ihn nur unter Druck und darunter arbeitete er nicht sehr gut. Ja, er arbeitete so effektiv wie immer, doch die Ergebnisse stellten ihn nicht zufrieden.

Der Ältere lächelte nur schwach, es wirkte irgendwie traurig. „Auf welcher Basis soll diese Beziehung denn aufbauen? Wenn nicht Vertrauen, was soll es dann sein? Wir haben keine Basis.“

Das sah Keiji aber anders und wenn es sein musste, dann würde er es Leroy sogar beweisen. Er selbst hatte es bei ihrem letzten Gespräch doch bewiesen. Sie hatten eine Basis, die viele Beziehungen hatten.

Keiji streckte eine Hand aus und hob Leroys Kinn hoch. An dessen Blick merkte er, das Leroy wusste was er vorhatte und er auch nichts dagegen hatte. Nur aufgrund dieser stillen Einladung wagte sich Keiji weiter vor und legte seine Lippen auf die des Schwarzhaarigen.

Willig kam Leroy ihm entgegen und öffnete die Lippen, abermals eine stumme Einladung. Seine Hände legten sich auf Keijis Seiten.

Keiji kam der Einladung nach und erforschte Leroys Mund mit seiner Zunge. Es war nicht das erste Mal, doch wie immer kam es Keiji so vor. Jeder Kuss mit Leroy löste die gleichen Gefühle in ihm aus, so war es für ihn immer wie das erste Mal.

Ihre Zungen fanden sich und gingen ein wildes Spiel miteinander ein. Auch Keijis Hände entwickelten ein Eigenleben und legten sich auf Leroys Rücken. Allerdings blieben sie nicht ruhig, sondern streichelten über das Shirt. Doch hielt Keiji sich nicht lange damit auf, sondern suchte sich einen Weg darunter.

Er wusste nicht ob es von Leroy ausging oder von ihm, plötzlich bewegten sie sich in eine waagrechte Position. Keiji fand sich über Leroy wieder, doch das hielt ihn nicht weiter auf. Auch wenn er nun nicht mehr an dessen Rücken herankam, er gab sich auch mit dem Bauch des Älteren zufrieden. Keiji war bewusst, das er nun nicht einmal mehr aufhören konnte, selbst wenn er wollte. Doch er wollte es auch gar nicht.

Während sich ihre Lippen immer wieder trennten, um nach Luft zu schnappen und wieder trafen, suchten sich auch Leroys Hände ihren Weg. Eine Hand fuhr über Keijis Schulter und legte sich auf die Brust des Japaners, seine andere hingegen fuhr dessen Wirbelsäule nach, doch blieb er dabei über dem Stoff.

Auch wenn es als Demonstration begonnen hatte, so war es beiden bewusst, das daraus mehr geworden war. Eine Demonstration wäre bereits längst beendet, da es klar war was Keiji gemeint hatte. Keiji war sich dessen auch bewusst, doch verdrängte er es gekonnt. Heute würde er soweit gehen, wie es ihm Leroy gestattete. Es lag an ihm eine Entscheidung zu fällen.

Deswegen überraschte es ihn auch nicht, als der Druck gegen seine Brust stärker wurde und der Ältere den Kopf abwand.

Keiji ließ von ihm ab. Zwar war er enttäuscht, doch war er Leroy auch dankbar. Aus eigener Kraft hätte er nicht den Willen aufgebracht das alles abzubrechen, aber es war nicht der richtige Moment dafür. Zufrieden nahm er es allerdings zur Kenntnis das es auch den Spanier nicht so kalt gelassen hatte.

Leroy atmete deutlich schneller, etwas das er nun wieder versuchte unter Kontrolle zu bekommen. „Das war eindrucksvoll, aber es ist nicht das was ich will. Ich will keine Beziehung, die nur auf Lust aufbaut. Was ich will ist Liebe, das mag aus meinem Mund komisch klingen, aber ich weiß das dieses Gefühl existiert. Meine Eltern teilen es und das will ich auch.“

Was dachte Leroy denn, wie die Liebe seiner Eltern begonnen hatte? Am Anfang stand immer Lust, die Liebe kam erst danach. Keiji beschloss allerdings Leroy seinen Willen zu lassen. Mit Zwang kam man bei ihm nicht weit und das war auch nicht das, was Keiji wollte. Er richtete sich wieder auf. „Lust kann aber ein Anfang sein.“

Der Ältere zuckte bei diesem Kommentar nur mit den Schultern. „Das mag sein.“

Der Blondhaarige seufzte und lächelte wieder. „Was hältst du davon, wenn wir den Nachmittag zusammen verbringen? Meinetwegen sehe ich mir auch mit dir dieses Spiel an.“

Leroy runzelte die Stirn. „Du magst Basketball?“

„Nein.“ Keiji grinste und schüttelte den Kopf. Er hegte nicht sehr viel Sympathie für dieses Spiel, aber Leroy mochte es. Manchmal musste man eben Kompromisse eingehen.

Den Kopf leicht schief legend, lächelte nun auch Leroy. „Hol Verpflegung, ich suche eine DVD aus.“

„Natürlich.“ Er stand auf und verließ noch immer lächelnd das Zimmer. Das hier war vielleicht nicht viel, aber es war auf jeden Fall einmal ein Anfang.

Kapitel 54

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 54/?

Kommentar: Schon wieder?
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„David hast du vielleicht …“ Als Daniel sah was sein Bruder in seinem Zimmer machte, wollte er die Tür schon wieder hinter sich schließen.

„Oh, entschuldige.“

David seufzte und wischte sich die Hände ab. „Schon gut, worum geht’s?“

Daniel kam nun doch herein und schloss die Tür hinter sich. „Ich suche meine Klassik CD. Da ist ein Lied darauf, das ich beim nächsten Unterricht vorspielen soll.“

„Ja, die hab ich. Ich benutze sie immer zum einschlafen.“ David ging zu seiner Stereoanlage.

Daniel verdrehte nur die Augen. Das war ja wieder einmal klar, das sein Bruder kein Gespür für wahre Kunst hatte. Nicht was die Musik anging, was die Malerei anging, nun da sprach das halbfertige Gemälde vor ihm Bände.

Der Jüngere lächelte, als er die CD in die Hülle gab und seinem Bruder reichte. „Weißt du wenn du immer nur nachspielst was dir die Großen vorgeben, wirst du sie nie übertreffen. Da kannst du soviel Talent haben wie du willst.“

Als ob er das nicht selbst wüsste. Allerdings war es sicherer wenn man erst einmal die Großen nachahmte, bevor man selbst etwas wagte. Sein Ziel war es aber auch nicht ein großer Pianist zu werden, er wollte ein guter Firmenchef werden. Eben das, was seine Familie von Anfang an von ihm erwartet hatte. Und es war ja auch nicht so, das er dieser Zukunft ablehnend gegenüberstand.

Er nahm seinem Bruder die CD ab. Dann deutete er auf das Bild, an dem sein Bruder bis eben gemalt hatte. „Willst du das? Die Großen übertreffen?“

David lächelte als er ebenfalls das Bild betrachtete. „Noch nicht, aber wer weiß was die Zukunft bringt? Man wird zu leicht übersehen wenn man immer nur im Schatten steht. Wie kannst du selbst etwas hinterlassen, wenn du immer nur in den Fußstapfen der Anderen trittst?“

Für Davids Verhältnisse war das ziemlich philosophisch. Aber es zeigte, das er sich langsam Gedanken um seine Zukunft machte und das war gut so. In seinem Alter sollte man das. Anscheinend wollte David hoch hinaus und das war auch richtig so. Er war niemand, der in einem Büro einer monotonen Arbeit nachging. David war jemand der sich entfalten sollte, während die ganze Welt ihm dabei zusah.

Er selbst war da ganz anders. Für ihn reichte es eine Zukunftsperspektive zu haben, mit der er sich anfreunden konnte. Der Weg des geringsten Widerstandes, das war sein Weg, aber auch nur weil man es ihm nahe gelegt hatte. Es gab nur eine wichtige Entscheidung in seiner näheren Zukunft und das war nächstes Jahr. Dann musste er sich entscheiden, ob er sein Studium hier ausdehnen wollte, oder ob er diese Mauern verlassen wollte um in der Welt außerhalb Fuß zu fassen. Für David war das keine Überlegung wert, doch er war nicht sein Halbbruder.

Daniel grinste leicht. „Es stimmt, du bist kein Mensch für den Schatten. Du warst schon immer ein Sunnyboy.“

David sah ihn einen Moment misstrauisch an, so dachte er darüber nach ob es eine Beleidigung war. Dann jedoch grinste auch er. „Ja, nicht?“

Allerdings wurde er rasch wieder ernst. „Randy hat es bemerkt.“

„Was?“

Der Jüngere deutete zuerst auf seine und dann auf Daniels Brust. „Das zwischen uns etwas anders ist.“

Daniel seufzte resignierend. Was hatte David erwartet? Das Randy nichts bemerkte? Wohl kaum, der Jüngere war sensibel was diese Dinge anging. Außerdem hatte sich zwischen ihnen ja etwas verändert, nur das man es nicht in Worte fassen konnte. Es war eher unterschwellig. „Ist es doch, oder? Es wäre unfair ihm etwas vorzuspielen. Er bemerkt es doch sowieso.“

David nickte langsam. „Ja, du hast Recht. Wie immer, Brüderchen.“

„Nenn mich nicht so.“ Diese Antwort kam schon fast automatisch. Er mochte es nicht wenn David ihn so nannte, das gestattete er nur seinen Schwestern. Dabei ging es nicht wieder um die Ausgrenzung von David, sondern eher darum das er dieses Kosewort eher für Mädchen passend fand. Dieses Thema hatten sie aber schon seit Jahren geklärt und seitdem benutzte es David nur mehr, um ihn zu ärgern.

„Ist klar.“ Damit wand sich David wieder seiner Leinwand zu und nahm einen Pinsel in die Hand.

Für Daniel war das ein klares Zeichen das Feld zu räumen. David zeichnete sowieso nur selten, dabei wollte er dann aber auch seine Ruhe haben. Es war Daniel schleierhaft wie das sein Bruder dann ihm Unterricht machte, doch das war ja nicht sein Problem. Er musste sich nun daran sein Musikstück vorbereiten.
 

Lance war gerade mit Sean auf dem Weg zu seinem Sportkurs, als er laute Anfeuerungsrufe hörte. Stöhnend blieb er stehen. Warum nur konnte es keinen Tag ohne eine weitere Streiterei geben? Seit das neue Jahr angebrochen war, legten sie es scheinbar darauf an einen Rekord zu brechen. Denn er kannte die beiden Namen die gerufen wurden nur zu gut.

Sean einen Blick zuwerfend, änderte er seine Richtung. Was er sah überraschte ihn nicht sonderlich. Wieder lagen zwei Teams im Clinch und wie immer waren es die üblichen Verdächtigen.

Mit einem neuerlichen Seufzen lehnte sich Lance gegen die Wand. Die Zwei voneinander trennen zu wollen war sinnlos. Das schaffte nur einer und dieser kam auch schon mit einigen anderen Schülern angelaufen. Mit Ryans Engreifen wurden die zwei Parteien rasch getrennt. Allerdings auch nur unter Problemen, da sie sogar dann noch aufeinander losgehen wollten. Diesmal war es also etwas schwerwiegendes, zumindest in ihren Augen. Na er war auf die Antwort gespannt.

Er sah in der Menge der Schaulustigen Daniel, der ihm ein eindeutiges Zeichen gab. Dabei konnte Lance nur die Augen verdrehen. Musste das nun sein?

„Es scheint so als könnte ich heute nicht zum Training kommen. Entschuldigst du mich beim Trainer?“

Sean der neben ihm stand, nickte nur zustimmend. „Ist schon klar. Ricky?“

Lance machte nur eine wegwerfende Handbewegung. „Ignoriere ihn. Er war klug genug sich zu prügeln, nun ist er auch klug genug die Konsequenzen zu tragen. Konsequenzen die sie allerdings nun erst bestimmen mussten.

Nur wenige Momente später war er bereits im Raum der Schülervertretung, wo Daniel schon auf ihn wartete. „Und jetzt?“

„Warten wir.“ Daniel hatte die Finger vor sich gefaltet und sah auf die Tür.

Nur wenige Augenblicke später öffnete sie sich und Sven kam dicht gefolgt von Alec in den Raum. Dieser legte einen Tennisschläger vor sich auf den Tisch. „Ich war bereits beim Aufwärmen, ich hoffe es ist wichtig.“

„Vielleicht.“ Auch jetzt war Daniel noch immer kurz angebunden.

„Soviel Aufwand wegen nur zwei Schülern. Das ist lächerlich.“ Kim kam in den Raum und stellte eine Golftasche neben der Tür ab.

Jace der hinter ihm stand klopfte auf seine Schulter. „Sieh es positiv, so fällt heute Sport aus. Etwas weniger Anstrengung in dieser Woche.“

Alec schnaubte nur abfällig. „Du spielst Tischtennis, Jace. Was ist daran bitte anstrengend?“

Dieser sah ihn unschuldig lächelnd an. „Was ist an Tennis anstrengend? Das ist das Gleiche nur ohne Tisch.“

„Ja.“ Alec sagte das mit einer Selbstverständlichkeit als würde er eine Tatsache bestätigen.

„Verstopf hier nicht die Tür.“ Tim gab dem Blondhaarigen einen kurzen Schubs.

„Schaut wenn ich gefunden habe.“ Damit zog er Marcus hinter sich in den Raum.

„Was für eine nette Überraschung.“ Lance gähnte und setzte sich auf seinen Sessel. Wenn er sah was die meisten Sportarten für Equipment benötigten war er richtiggehend froh, einem so unkomplizierten Sport nachzugehen. Jetzt fehlten eigentlich nur mehr drei Leute. Warum sie das nun machen mussten war ihm sowieso ein Rätsel. Hatte das nicht Zeit bis Mittwoch? Allerdings teilte er da Jaces Einstellung, Sport war ein passables Opfer dafür.

„Ist es wegen dem, was eben passiert ist?“ Keiji trat ebenfalls ein und lehnte seinen Bogen an die Wand.

Also fehlte nur mehr Ryan und sein Stellvertreter. In dem Moment, in dem er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, kam auch schon Greg durch die Tür. Von einem Mitglied der Leichtathletikgruppe hätte er allerdings ein schnelleres Auftauchen erwartet.

„Was ich schon immer fragen wollte, Keiji. Trägst du unter dem Kleid eigentlich noch was?“ Kim sah ihn mit einem frechen Grinsen an.

„Das ist kein Kleid sondern ein Hakama. Zu deiner anderen Frage, du kannst ja nachsehen wenn du dich traust.“ Dabei machte er mit einem Finger eine auffordernde Geste.

Lance grinste. Das würde er sich zweimal überlegen, er wusste wie Ricky seine Karategruppe ausbildete.

Zum Glück enthob die schließende Tür Kim von einer Antwort. Auch Ryan war nun endlich gekommen. „Ich hab die beiden laufen gelassen ist das okay?“

Daniel nickte nur und schien nun endlich aus seiner Starre zu erwachen. „So meine Herren, diese Störung der Sportkurse habt ihr unserem Schulleiter zu verdanken, der die Zwistigkeiten der Schüler zu unserem Aufgabegebiet erklärt hat.“

Oh Gott, er fing formal an das hieß nur das Daniel selbst sauer war. Das konnte eine schöne Sitzung werden, das sah Lance bereits jetzt. „Wir haben doch schon eine Strafe für Leroy. Wenden wir sie doch an.“

„Ja und Ricky? Gleiche Tat, gleiche Strafe?“ Alec sah ihn abwartend an.

Das wäre nicht so gut, denn dann hinge der Haussegen bei ihnen mehr als nur schief. Leroy seine Mannschaft wegzunehmen war eine Sache, bei Ricky war das eine Andere. Schließlich lebte er mit ihm zusammen, wer wusste schon wie lange er ihm diese Sache nachtrug? Ein Blick zu Keiji zeigte ihm das dieser damit auch nicht so zufrieden war.

„Was ist, wenn wir sie verwarnen und sagen was sie das nächste Mal erwartet?“

„Also ich stimme Keiji zu. Das sollte sie zumindest im Zaum halten.“ Jace nickte zustimmend.

„Die Frage ist doch…“ Greg sah auf und jeden der Reihe nach an.

„… ob wir diese Strafe anwenden sollen? Das war doch nur für Prügeleien mit anderen Schülern gedacht. Aber die Streits zwischen Ricky und Leroy sind doch schon normal. Wie Naturgewalten und die bekommt man auch nicht unter Kontrolle.“

„Hast du eine bessere Idee?“ Ryan sah den Braunhaarigen fragend an.

Den Kopf senkend schüttelte Greg den Kopf.

„Also eine Verwarnung?“ Daniel sah die Anwesenden fragend an.

Zögernd nickten die Mitglieder der Versammlung. Lance konnte das Zögern verstehen, denn nun kam unwillkürlich eine weitere Frage auf. Er scheute sich auch nicht diese zu stellen. „Und wer sagt es ihnen?“

Allgemeines Schweigen breitete sich im Raum aus. Niemand wollte den Zorn von nur einem der Beiden auf sich ziehen. Von beiden zusammen wollte keiner reden.

Lance spürte einige Blicke auf sich ruhen und sah auf. „Vergesst es. Ich weiß ja nicht zu welcher Wahl ich mich gestellt habe, doch ich bin sicher das es dabei um das Internat ging.“

Ganz bestimmt würde er nicht mit Ricky darüber sprechen. Doch nicht alle sahen ihn an, einige blickten auch auf Keiji.

Dieser schüttelte entschlossen den Kopf. „Finanzen. Gebt mir Rechnungen und Tabellen, das mache ich gerne. Aber ich werde Leroy diese Entscheidung nicht mitteilen, ich muss sowieso mit den Konsequenzen leben.“

Tja, dann blieben nur mehr neun Personen, die zur Auswahl standen. Eigentlich war es Daniels Aufgabe, doch Lance verstand das er sich um diese Aufgabe drückte. Doch wie Keiji musste auch er danach mit den Konsequenzen leben. Das war schon Aufgabe genug.

Seufzend schüttelte Daniel den Kopf. „Gut ich mache es. Aber Ryan und Sven werden mich begleiten.“

„Was?“ Sven sah überrascht auf.

Lance konnte ein schadenfrohes Grinsen nicht unterdrücken. Ryan war klar gewesen, doch Sven war wirklich eine Überraschung.

Daniel lächelte gelassen. „Nun ich benötige einen Zeugen, der das dokumentiert. Du bist doch unser oberster Schriftführer, oder?“

„Ja schon, aber…“

Diese Versammlung war damit wohl nun beendet. Vielleicht kam er noch rechtzeitig zu seinem Training, um ein paar Schüsse zu machen. Wenn er es auch nicht wirklich darauf anlegte. „Ich gehe dann mal.“

Die erfolglosen Versuche von Sven musste er sich nun nicht unbedingt anhören, das Ergebnis stand sowieso schon fest.

Alec folgte seinem Beispiel und nahm seinen Schläger wieder in die Hand. „Ich komme mit.“

Zusammen mit dem Blondhaarigen verließ er den Raum.

Kapitel 55

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 55/?

Kommentar: Eine Entscheidung, zwei Reaktionen
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Eine Tür fiel krachend ins Schloss. Keiji hörte die Schritte, die direkt in seine Richtung führten. Daniel lies wirklich keine Zeit verstreichen, wenn es darum ging ihm das Leben zu erschweren.

Die Schritte stoppten kurz und öffneten eine Tür, die einen Moment später ebenso geräuschvoll wieder geschlossen wurde wie die Letzte. Dann kamen die Schritte aber endgültig in seine Richtung.

Er legte das Buch zur Seite und nahm die Fernbedienung seiner Stereoanlage in die Hand. Es war sicher kontraproduktiv, wenn Leroy auch noch die Musik übertönen musste. Sein Finger legte sich gerade auf den Knopf, als die Tür aufgerissen wurde.

„Was soll das?“ Leroy stand wütend im Türrahmen und musterte ihn feindselig.

„Was soll was?“ Keiji konnte sich denken um was es ging, doch wenn es nicht so war wollte er den Ereignissen nicht vorgreifen.

„Du und dein Schülerrat, wer glaubt ihr eigentlich wer ihr seid?“ Nun kam Leroy doch zu ihm und stützte sich auf die Armlehnen des Sessels auf dem Keiji saß. Ihre Gesichter trennten nur wenige Zentimeter.

Eigentlich war das eine ziemlich interessante Position, doch Keiji war klug genug, um das nun nicht zu nützen. Das würde die Situation nur zur Eskalation bringen.

„Mein Schülerrat? Soweit ich weiß gehört der Schülerrat niemanden, außer vielleicht Daniel und diesen haben die Schüler gewählt.“ Das war wieder einmal so logisch und sachlich, das es bei Leroy nicht fruchtete. Nicht in einem solchen Moment.

„Wenn das eine Demonstration deiner Gefühle ist, dann ist es nach hinten losgegangen, es sei denn du hasst mich. Dann ist es dir gut gelungen.“ Noch immer blitzte es in Leroys Augen wütend.

Eine Demonstration seiner Gefühle? Daran hatte Keiji nun wirklich nicht gedacht. Das hatte doch nichts miteinander zu tun. Leroy und er das war privat und die Schule, nun das konnte man als Beruf ansehen. Im Moment nur war es schwer seinem Mitbewohner das klar zu machen. Kurzerhand packte er Leroy am Kragen und zog ihn noch näher zu sich.

Erst einmal musste sich sein Gegenüber wieder beruhigen und dafür gab es nur eine Möglichkeit. Keiji legte seine Lippen auf Leroys und bahnte sich einen Weg in dessen Mund, was bei dessen Gegenwehr beinnahe gewaltsam war. Dann allerdings kam ihm der Ältere nur allzu bereitwillig entgegen.

Keiji löste diesen Kuss erst wieder, als er keine Luft mehr bekam. „Das war eine Demonstration meiner Gefühle, das solltest du nicht vergessen. Verwechsle nicht mein Privatleben mit dem in der Schule. Das mache ich auch nicht.“

Auch wenn sich die Dinge zwischen ihnen verbessert hatten, so sprach er Leroy in der Schule nicht an. Der Spanier hatte ein Image zu wahren, das respektierte er und richtete sich danach. Solange er sich ihm gegenüber nicht so benahm, konnte er gerne weiterhin ein Arschloch sein.

Leroy starrte ihn noch immer an und bewegte sich keinen Zentimeter. Die Wut in seinem Blick war allerdings verschwunden. „Warum?“

Keiji wusste nicht genau auf was sich diese Frage nun bezog, doch er schätzte das Leroy damit wieder das Hauptthema meinte. Er seufzte bedauernd. „Weil das eben nicht geht. Ihr könnt nicht jedes Mal wenn ihr aufeinander trefft einen Streit vom Zaun brechen. Das bringt niemanden etwas. Ihr müsst euch nicht mögen, aber dulden wie erwachsene Menschen.“

Abermals blitzte es in Leroys Augen auf. „Er ist es doch, der anfängt.“

Komisch, Keiji könnte schwören es anders in Erinnerung zu haben. Allerdings beging er nicht den Fehler den Älteren zu korrigieren. „Hör zu Leroy, halte dich einfach einige Zeit zurück. Diese Maßnahmen wurden nur angesprochen, weil alle im Schülerrat von eurem Verhalten genervt sind. Sobald sich alles wieder etwas beruhigt hat, könnt ihr wieder zu Tagesordnung übergehen. Wenn es denn sein muss.“

Leroy schien über diese Idee nachzudenken. Widerwillig nickte er. „Gut, aber nur wenn Ricky sich auch zurückhält.“

„Bestimmt. Er hat die gleichen Auflagen wie du bekommen.“ Und für Ricky war das Footballteam ebenso wichtig, wie es das Basketballteam für Leroy war. Das waren ihre Statussymbole und diese schützten sie.

„Na wenigstens etwas Gerechtigkeit.“ Diese Worte murmelnd richtete sich Leroy auf.

Keiji schüttelte nur den Kopf. Es war klar, das Leroy das nicht einfach akzeptieren konnte. Wenn es um seine Teams ging, könnte er das auch nicht. Aber sie waren nicht gegen ihn und das musste er auch verstehen.

Leroy wand sich wortlos um und ging aus dem Zimmer.

Nun es war besser gelaufen als er gedacht hatte. Wenn Keiji ehrlich war, dann hätte er etwas weniger Einsicht von Leroy erwartet. Doch so war es wohl die beste Lösung.

Lächelnd nahm er sein Buch in die Hand und widmete sich wieder der Lektüre.
 

„Lance!“ Ricky stürmte in das Zimmer seine Freundes, wo dieser gerade mit Kopfhören in den Ohren, bäuchlings auf dem Bett lag.

Gelangweilt sah dieser auf und zog sich die Stöpsel aus den Ohren. Das Magazin vor sich ließ er einfach offen liegen. „Sie waren schneller als ich dachte.“

Dieses Kommentar führte nicht gerade dazu seine Laune zu bessern. Eher das Gegenteil, er hatte sich schon beherrschen müssen nicht Daniel eine zu verpassen. Was ihn zurückgehalten hatte war nicht etwa Ryan gewesen, sondern die Tatsache das er Davids Bruder war. Doch wenn sie ihre Drohung wahr machten, würde ihn wohl auch seine Stellung nicht mehr schützen. „Du hast davon gewusst!“

Lance sah ihn ruhig an. „Ja.“

Diese Ruhe brachte ihn zur Weißglut. Er warf die Tür hinter sich lautstark ins Schloss. Sean musste nicht alles mitbekommen, aber vor allem diente es dazu etwas von seiner Wut abzureagieren. „Warum hast du das zugelassen?“

Nun setzte sich Lance doch auf. Im Schneidersitz auf seinem Bett sitzend, erwiderte er seinen Blick furchtlos. „Weil ich wohl der Einzige war, der dagegen war und das aus den falschen Gründen. Du bist ein Hitzkopf, Ricky. Das habe ich dir nicht nur einmal gesagt und nur weil du mein Freund bist, heißt das nicht das ich all deine Aktionen decke. Was sowieso nicht möglich ist.“

Gut, Lance war also auch wütend, doch das war nichts gegen ihn. „Du hättest mich warnen können.“

Nicht das es etwas genützt hätte. Aber er wäre vielleicht diskreter vorgegangen, wenn das auch nicht sehr wahrscheinlich war. Aber dann würde ihn das nun nicht so aufregen.

„Wieso? Das hätte nichts an deiner Reaktion geändert. Ich warne dich schon seit Jahren, aber du beachtest es nicht. So hat es wesentlich mehr Effekt.“

„Du hast mich ins offene Messer laufen lassen!“ Als sein Freund wäre es Lances Aufgabe gewesen ihn zu warnen. Egal ob er darauf gehört hätte, oder nicht. Das war ein schlimmer Vertrauensbruch von Lance Seite her.

„Das hast du schon alleine geschafft. Du wusstest das es nicht ewig so weitergehen würde. Das Messer war die ganze Zeit da und du hast die Gefahr in Kauf genommen, jetzt lebe mit den Konsequenzen.“

Lance hatte Recht, doch das wollte Ricky nicht zugeben. Nicht einmal sich selbst gegenüber. Er wusste das er den Bogen überspannte, doch da war es nur um ihn gegangen, nicht um sein Team. Er war ihr Kapitän und so für sie verantwortlich und auch wenn er Leroy nicht mochte, so wusste er das dieser genauso dachte. Das Team war wichtiger als sie selbst. „Du weißt genau, das ich nicht damit anfange.“

Diesmal lächelte Lance leicht. „Ich weiß, aber das ändert nichts am Ergebnis. Leroy mag anfangen, doch du steigst darauf ein. Das musst du, um deinen Ruf zu wahren. Du bist, ebenso wie Leroy, ein Gefangener deines Rufes. Keiner kann den Anderen gewinnen lassen, aber so geht das nicht weiter.“

So hatte Ricky das noch nie gesehen und er wusste auch das Lance sich in diesem Punkt irrte. Er legte keinen Wert auf seinen Ruf. Wenn jemand ihm dumm kam, ließ er einfach Fäuste sprechen und die Sache war gegessen. Das stützte seinen Ruf. Mit Leroy legte er sich einfach nur an, weil er ihn nicht mochte. Seine ganze Art störte und ärgerte ihn und das nicht, weil er ihm seinen Rang als Herrscher an dieser Schule streitig machte. Dieser Rang war ihm nämlich egal. Ihm ging nur Leroys Gehabe gegen den Strich. „Du hast gesagt wir müssen ihn dulden. Aber diese Schule ist nicht groß genug für uns beide.“

Eine Hand an den Kopf legend, schüttelte Lance den Kopf. „Diese Schule ist groß genug für euch beide. Euer Problem ist nur, das ihr nicht im selben Raum sein könnt, ohne einander sofort anzusteuern.“

Zweifelnd sah Ricky den Italiener an. War es wirklich so? Wenn, dann ging das von Leroy aus, er suchte sicher nicht dessen Nähe. So gesehen war es wirklich immer der Andere, der die Konfrontation suchte. Ricky ließ sich eben nur nicht auf der Nase herumtanzen. Er kuschte nicht wenn Leroy etwas sagte und das war ihr Problem, denn Leroy machte das auch nicht. „Vielleicht…“

Ricky hob mahnend einen Finger. „Ich sage nur vielleicht, hast du Recht. Aber wenn es so ist, was kann ich dann dagegen machen?“

„Zur Seite gehen, Ricky. Auch wenn es dir schwer fällt, lass dich nicht provozieren. Leroy hat zwar die gleichen Auflagen wie du bekommen, doch wir wissen nicht wie er sich daran hält.“

„Die Königin, wie?“ Eigentlich hasste Ricky diese Bezeichnung. Nicht das es ihn störte das Leroy mit einem Frauentitel bedacht wurde, doch er galt hier als König. Diese beiden Titel gehörten zusammen und so verbanden sie einander, ohne das sie es wollten.

Nun lächelte der Italiener. „Ja. Der König und die Königin, ich schätze in eurem Fall wäre eine Scheidung nur ratenswert.“

Ricky setzte sich neben Lance auf das Bett. Seufzend hob er die Hand und rieb sich den Nacken. „Wenn das nur so einfach ginge. Ich kann nur hoffen, das dieses Jahr bald endet.“

Wenn das auch nichts ändern würde. Immerhin stand ihnen noch mindestens ein Jahr zusammen bevor. Auch wenn Ricky noch nicht wusste, ob er seine Abschiebung hierher nicht doch freiwillig verlängerte.

Lance richtete sich auf und kniete sich hinter Ricky. Gekonnt begann er dessen Nacken zu massieren. „Das ändert an der derzeitigen Situation auch nichts. Du musst einfach nur abwarten und dich beherrschen. Dann regelt sich alles von alleine.“

Das hörte sich fast zu einfach an. Aber das war nichts, was alleine von ihm abhing. Für einen Streit benötigte es immer zwei, ebenso wie für einen Waffenstillstand. In dieser Hinsicht würde er sich ganz nach Leroy richten. Wenn er einen Bogen um ihn machte, dann konnte Ricky das akzeptieren.

Jedoch trat das unter Lances geschickten Fingern in den Hintergrund. Jetzt würde er erst einmal dessen Massage genießen.

Kapitel 56

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 56/?

Kommentar: Vereinigung des Königspaars
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

„Wenn ich könnte, dann würde ich ihn verklagen.“ David knallte einige Zettel auf den Tisch beim Mittagessen.

Lance warf nur einen kurzen Blick darauf. „Oh, du hast ihn auch schon zurückbekommen. Was ist es denn geworden?“

Nicht das es ihn interessierte, schließlich konnte man bei einem gebürtigen Franzosen nichts wirklich schlechtes erwarten.

„Eine Zwei minus. Verdammt, das ist meine Muttersprache, ich müsste mindestens eine Eins haben. Meine Mutter wird begeistert sein.“ Seufzend ließ er sich neben den Italiener sinken.

„Du weißt aber schon, das es nicht unbedingt zwingend ist in seiner Muttersprache gute Noten zu haben, oder?“ Selbst er als Italiener war nicht perfekt, wenn es darum ging in dieser Sprache zu schreiben. Aber er benutzte sie auch schon seit einigen Jahren nur mehr selten.

„Wäre dieser Test mündlich gewesen, sähe die Sache ganz anders aus.“ David schien in dieser Sache nicht locker zu lassen. Um Dampf abzulassen war ihm wohl jeder Gesprächspartner Recht.

Allerdings musste ihm Lance zustimmen, wäre der Test mündlich gewesen, sähe die Sache anders aus. Vor allem wäre seine Note um einige Grade negativer. Deswegen war er froh, das der Test schriftlich war. „Er war aber nicht mündlich. Außerdem wären einige Leute über deine Note überglücklich.“

Lance verstand nicht, wie man sich über eine Zwei so aufregen konnte? Das war sinnlos und übertrieben. Doch das war eben David. Er machte gerne aus einer Mücke einen Elefanten.

David sah ihn nur verärgert an. Auch wenn sein Ärger eher dem Testergebnis galt. „Sogar Ricky hat eine Eins.“

Lance schüttelte nur leicht den Kopf. „Glaub mir, das erstaunt nicht nur dich.“

Sogar für ihn war das eine Überraschung, vor allem weil er ihn nicht hatte lernen sehen. Ja, er hatte ihn daran erinnert, doch keinerlei Anstrengung in diese Richtung bemerkt.

„Wenn man vom Teufel spricht.“

Bei Davids Kommentar hob er den Kopf und sah Ricky, der gerade den Speisesaal betrat. Er nickte ihnen kurz zu, bevor er sich bei der Schlange anstellte. Einige Minuten später kam er mit einem Tablett in der Hand zu ihnen.

Lance bemerkte es schon, bevor überhaupt etwas passierte. Auf einmal kühlte die Stimmung im Saal ab. Hinter ihnen tuschelten einige Schüler aufgeregt, nur um dann abrupt zu verstummen.

Rickys Blick richtete sich ebenfalls auf etwas weiter hinten im Saal. Langsam stellte er das Tablett auf den Tisch, neben dem er gerade stand.

„Das gibt Ärger.“ Davids Worte waren nur ein Flüstern, doch es reichte um ihn zu verstehen.

Auch ohne sich umzudrehen, ahnte Lance was sich hier gerade anbahnte. Doch so dämlich konnte nicht einmal Leroy sein. Obwohl, er redete hier von Leroy.

Der Italiener wand den Kopf, wenn auch nur um seine Gedanken bestätigt zu sehen. Und wirklich, Leroy war aufgestanden und kam langsam auf Ricky zu.

Dabei fixierte er den Amerikaner, nur ab und zu warf er den tuschelnden Schülern einen bösen Blick zu. Vor Ricky stoppte er und musterte ihn.

Rickys Haltung veränderte sich unmerklich. Er war auf einen Angriff gefasst, schaffte es aber trotzdem noch locker zu wirken. „Was?“

Leroy sah ihn nur abschätzend an. „Wir müssen reden.“

Sein Gegenüber musterte ihn einen Moment misstrauisch, ehe er nickte. „Ja, das müssen wir.“

Damit schien das Gespräch beendet zu sein, da Leroy an Ricky vorbeiging, Richtung Ausgang.

Lance betrachtete das alles mit nicht weniger Verwunderung als alle anderen Schüler. Nach den Maßstäben der Beiden konnte man das als normale Unterhaltung werten. Es war niemand beleidigt, oder geschlagen worden.

Ricky nahm sich eine Wasserflasche von seinem Tablett und folgte Leroy.

Erst als die Zwei den Raum verlassen hatten, trauten sich die Anwesenden wieder zu sprechen.

Fassungslos sah David auf den Ausgang. „Was war das?“

Lance schüttelte nur verwundert den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht, David.“
 

Leroy ließ die Tür des Klassenzimmers hinter sich offen. Hier würde sie keiner stören, da diese Räume unter der Woche nicht benutzt wurden. Schon gar nicht in der Mittagspause. Er war sich durchaus bewusst welches Aufsehen seine Aktion hervorgerufen hatte. Nun es ging aber nicht anders, nicht wenn er von Ricky die richtige Reaktion wollte. Und die hatte er bekommen.

Der Braunhaarige schloss die Türe hinter sich und setzte sich auf die Tischplatte des Lehrertisches. Dabei öffnete er die Flasche in seiner Hand. „Du wolltest reden? Dann rede.“

Leroy schnaubte nur leise und sah kurz zur Seite. Es war klar, das er von ihm nichts erwarten konnte. Allerdings gab es wirklich einiges das es zu bereden gab. „Ich schätze, du hast ebenfalls bereits von der Entscheidung des Schülerrats gehört.“

Rickys Hand, die gerade die Flasche zum Mund führen wollte, stockte. Unberührt lies er sie wieder sinken. Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich. „Ja, das habe ich.“

Wie gut das Ricky so leicht zu lesen war. Das vereinfachte ihm die Sache erheblich, wenn er es sonst auch eher belächelte wenn jemand seine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte. „Wirst du dich daran halten?“

„Muss ich ja, nicht? Allerdings hängt das größtenteils von dir ab. Ich werde sicher nicht kuschen.“ Auch wenn er am Anfang nur ratlos mit den Schultern gezuckt hatte, waren seine Worte am Ende ziemlich entschlossen.

„Ich sehe wir verstehen uns.“ Leroy lächelte grimmig.

„Waffenstillstand?“

Ricky zögerte einen Moment. Man sah deutlich, das ihm diese Entscheidung nicht gefiel. „Waffenstillstand.“

Jetzt hatten sie eine Basis auf die Leroy aufbauen konnte. Er betrachtete die Plakate an der Wand. „Sag, wirst du dir das einfach so gefallen lassen?“

„Hm?“ Verwundert sah Ricky auf. Bis jetzt hatte er noch immer keine Möglichkeit gefunden einen Schluck zu trinken.

„Ich will wissen, ob du etwas planst um dich für diese Unverschämtheit zu rächen?“ Bei diesen Worten wand sich Leroy wieder dem Braunhaarigen zu.

„Wieso sollte ich etwas machen? Das gibt nur Ärger.“ Endlich trank Ricky einen Schluck von seinem Wasser. Wahrscheinlich aber nur, um einer weiteren Antwort zu entgehen.

Leroy hatte nicht vor die Sache auf sich beruhen zu lassen. Keiji hin oder her, er würde sich von niemanden Vorschriften machen lassen. Schon gar nicht von anderen Schülern, das war ein Angriff auf seine Position. „Wenn du deinen Platz so leicht aufgibst, hättest du ihn auch mir überlassen können.“

„Nur damit das klar ist. Ich gebe gar nichts auf, ich lege nur keinen Wert auf meinen Ruf, so wie du.“ Ricky lächelte nur abfällig.

Dieses Lächeln erwiderte Leroy wenn auch deutlich gefährlicher. Es war klar, das sich Ricky keine Gedanken über die Konsequenzen gemacht hatte. Hier ging es nicht nur um diese eine Entscheidung, das würde immer so weitergehen. „Du bist wirklich nicht sehr kreativ, was? Es geht hier nicht nur um diese Entscheidung.

Wenn wir uns dem einfach beugen, dann haben sie etwas in der Hand, das sie gegen uns benutzen können. Immer und immer wieder. Jeder Schwächling, der sich dann von uns ungerecht behandelt fühlt muss einfach nur zu ihnen rennen und sich beschweren.“

Der Amerikaner schüttelte den Kopf. „Das würde Lance nie zulassen.“

„Und doch hat er es diesmal gemacht.“ Leroy schüttelte den Kopf, als Ricky etwas sagen wollte.

„Natürlich hat er dir gute Gründe genannt, da bin ich sicher. Auch ich habe sie mir anhören müssen. Doch das ändert nichts an den Konsequenzen die es nach sich ziehen wird. Dem müssen wir einen Riegel vorschieben, oder wir verlieren unsere Machtpositionen an irgendwelche Emporkömmlinge.“

Ricky schüttelte den Kopf und stand auf. „Du bist verrückt.“

Damit verschloss er die Flasche wieder und ging zur Tür. Die Klinke in der Hand verharrte er allerdings. „Einmal angenommen du hast Recht. Was schlägst du vor?“

Leroy lächelte wissend. Er hatte nicht wirklich angenommen das Ricky wirklich ging. Selbst ihm musste die Lage bewusst sein. Sie Beide hatten hier Freiheiten und die wollte keiner von ihnen aufgeben. „Wir statuieren ein Exempel. An demjenigen der die Idee hatte, ebenso wie an denen die uns verraten haben. Bei dir ist es Lance und auch ich wurde von jemanden hintergangen.“

„Ich schätze du meinst Keiji.“

Damit hatte Ricky ins Schwarze getroffen, doch das ließ sich Leroy nicht anmerken. Später konnte er sich noch immer darüber Gedanken machen wie der Andere auf diese Annahme kam. „Zuerst ist es einmal wichtig herauszufinden, wem wir das zu verdanken haben.“

Ricky wand sich um, noch immer wirkte er nicht ganz überzeugt. Das änderte sich aber innerhalb von Sekunden, denn als er Leroys Blick begegnete war sein Blick entschlossen. „Gut, ich werde mich in dieser Sache mit dir verbünden. Es liegt mir zwar nichts daran mich an Lance und Keiji zu rächen, doch für die anderen empfinde ich keine Gnade.“

Zufrieden sah Leroy seinen Gegenüber an. „König und Königin müssen doch zusammenhalten, wenn das Volk aufbegehrt.“

Auch wenn er sich mit dieser Assoziation nicht so anfreunden konnte, für diese Situation passte sie.

Diese Bemerkung quittierte Ricky nur mit einem Schnauben. „Wenn du wirklich meine Königin wärst, hätte ich dich in der Hochzeitsnacht erstochen.“

Das ließ Leroy nun doch grinsen. „Das glaube ich nicht. Denn ich hätte dich bereits beim Hochzeitsmahl vergiften lassen.“

Er streckte Ricky die Hand hin, es lag an ihm, ob er sie nun ergriff oder nicht.

Missmutig betrachtete dieser die Hand, ergriff sie aber schlussendlich doch.

Leroy schloss den Griff und zog Ricky zu sich, wobei auch er einen Schritt auf ihn zuging. „Nur damit wir uns verstehen. Das ist nur vorübergehend. Nachdem der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, herrscht wieder Krieg.“

„Ganz mein Gedanke. Keine Gnade.“

„Keine Gnade.“ Leroy bestätigte diese Worte ebenso entschieden. Schon gar nicht Thronräubern gegenüber. Das hier war ihr Reich und das würden sie schon allen klar machen. Er würde schon dafür sorgen, das schwor er sich.
 

Ich wünsche an dieser Stelle all meinen Lesern frohe Weihnachten und schöne Feiertage.

Kapitel 57

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 57/?

Kommentar: Überraschungen
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Keuchend und schweißgebadet saß Randy aufrecht in seinem Bett. In seinen Ohren hallte der Schrei, der ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, noch immer nach. Sein Schrei, er hatte schon wieder einen Alptraum gehabt. Dabei hatte er doch geglaubt seine Alpträume endlich los zu sein. Nach einigen Wochen konnte man das doch durchaus erwarten, deswegen hatte er auch das Schlafmittel nicht mehr genommen. Doch wie sich zeigte war es dafür wohl noch etwas zu früh gewesen, auch als angehender Arzt sollte man sich nicht selbst therapieren, das sorgte nur für Probleme.

Er spürte eine unangenehme Nässe in seinem Schritt. Mit einem Seufzen schlug Randy die Decke zurück und stand auf. Es war nicht nötig nachzuprüfen was passiert war, das kannte wohl jeder Teenager, wenn es bei denen auch nicht bei einem Alptraum passierte. Eigentlich war es auch kein Alptraum im klassischen Sinne. Ein jeder Teenager wäre über solche Träume froh, wenn man den Mann gegen eine Frau austauschen würde. Doch nicht jede Nacht, das machte ihn fertig.

Es klopfte an der Tür und Daniels Stimme war von der anderen Seite zu hören. „Randy? Ist etwas passiert?“

Schon wieder, er hatte seine Freunde abermals geweckt. Das war einer der Punkte weswegen er sich ständig schuldig fühlte. Auch wenn sie nichts sagten, so bemerkte er doch ihre Blicke beim Frühstück. „Nein. Ich habe nur schlecht geträumt.“

In diesem Zustand konnte er Daniel unmöglich in sein Zimmer lassen. Doch Daniel war nicht jemand, der es Einem leicht machte.

„War es einer dieser Träume?“

Sollte er nun lügen, oder die Wahrheit sagen? Randy überlegte kurz, bevor er sich für die erste Variante entschied. „Nein, es waren diesmal eher blutige Körperteile und ein Verrückter mit Kettensäge.“

Der Jüngere versuchte bei diesen Worten fröhlich zu klingen, was ihm seiner Meinung nach misslang. Daniel jedoch schien das zu beruhigen.

„Okay, dann versuch noch etwas zu schlafen. Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“ Randy warf einen Blick zur Uhr während er sich endlich von seiner Hose befreite. Die Digitalanzeige seines Weckers zeigte ihm, dass es erst drei Uhr nachts war. Das hieß er musste noch vier Stunden bis zum Frühstück überbrücken. Für eine seiner Tabletten war es aber schon zu spät, die wirkten sechs Stunden.

Eine neue Hose anziehend, legte sich Randy wieder ins Bett. Es war nicht so, dass er schlafen wollte, doch was sollte er sonst machen? Sein Zimmer hatte nicht viele Möglichkeiten sich zu beschäftigen, nicht wenn man kein Licht hatte. Ihre Lehrer hatten zwar nichts dagegen, sie bekamen genug Geld um bei allem was ihre Schützlinge machten, wegzusehen trotzdem könnte das zu unangenehmen Fragen führen. Dafür war er am Morgen aber bestimmt zu müde. Am Besten versuchte er es doch noch einmal mit etwas Schlaf, vielleicht hatte er ja Glück und er hatte gar nicht genug Zeit um zu träumen.
 

„Hey Lance, weißt du wo Ricky ist?“

Der Angesprochene sah auf und hob eine Augenbraue. „Ich? Wie kommst du denn darauf? Seit dein Bruder seinen Geistesblitz hatte, redet er ja kaum mit mir.“

Und genau das störte ihn gewaltig, denn seit diesem Vorfall hatte Ricky einen neuen besten Freund. Einen mit dem niemand, niemals, zu keiner Zeit gerechnet hätte.

David runzelte die Stirn, als er sich neben ihm auf die Bank sinken ließ. „Streit?“

Lance seufzte tief rollte mit den Augen. „Eher eine Meinungsverschiedenheit.“

„Das ist selten.“ Der Franzose legte sein Buch auf den Tisch und ließ seinen Blick durch den Speisesaal gleiten.

Lance war klar, dass er etwas sagen sollte, wenn das Schweigen zwischen ihnen nicht unangenehm werden sollte. Nur er und David hatten nicht sehr viele Berührungspunkte, eigentlich nur einen. Anscheinend hatte er bei dieser Familie kein gutes Händchen, trotzdem mochte er David um einiges lieber als Daniel. David und er waren immerhin im gleichen Alter und alleine das verband sie schon.

Er richtete seinen Blick wieder auf das Tablett vor sich. Deswegen verstand er den Sinn hinter Davids gemurmelter Bemerkung auch nicht gleich.

„Das ist gruselig.“

„Hm?“ Fragend hob Lance den Blick und sah, dass David ungläubig an eine Stelle starrte. Dem Eingang des Speisesaals. Er wusste schon was ihn erwartete, noch bevor er überhaupt hinsah.

Ricky und Leroy hatten zusammen den Raum betreten und unterhielten sich einträchtig. Richtig sie unterhielten sich ganz friedlich und wirkten dabei sogar entspannt. Keine Beleidigungen wechselten den Besitzer und sie prügelten sich auch nicht. Hätte das jemand vor einer Woche vorhergesagt, man hätte ihn ausgelacht und als Träumer bezeichnet. Doch anscheinend war es doch möglich und das störte Lance.

Ja, er war etwas eifersüchtig und das gab er offen zu. Wobei es lächerlich war auf Leroy eifersüchtig zu sein. Es war immerhin Leroy und das war keine Konkurrenz für ihn. Außerdem hatte ein Anderer Ansprüche auf den Schwarzhaarigen gestellt und diese würde er sich sicher nicht streitig machen lassen.

Lance musterte kurz die Anwesenden im Raum, doch der Gesuchte war nicht darunter. Wahrscheinlich vertrieb er sich gerade die Zeit mit einem Ausritt, oder mit Hausaufgaben, bei Keiji war alles möglich. Wenn dieser wohl auch kaum seine Bedenken teilen würde. Immerhin Ricky und Leroy zusammen? Das war utopisches Wunschdenken und doch flogen noch immer nicht die Fäuste zwischen ihnen.

„Ach wusstest du das noch nicht? Das ist Rickys neuer Zeitvertreib.“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war kaum zu überhören, als er auf Davids Bemerkung antwortete.

Dieser schüttelte nur ungläubig den Kopf. Dieser Anblick hatte ihn scheinbar vollkommen in seinen Bann gezogen. „König und Königin friedlich vereint, den Tag muss man sich ja im Kalender markieren.“

Nun dann müsste er sich eine Menge Tage markieren, denn so ging das nun schon seit einigen Tagen. Mit Erfolg, da sie sich noch immer unterhielten ohne Todesopfer zu verzeichnen.

„Was bringt sie wohl dazu? Immerhin sprechen wir hier von unserem Königspaar.“ Davids Finger trommelten auf sein Buch.

Lance zuckte die Schultern und legte seine Gabel auf das Tablett zurück. Allerdings musste er sich eingestehen das, er wirklich nicht wusste weshalb Ricky das machte. Er war sicher nicht so naiv zu denken, dass die Drohung des Schülerrates Wirkung zeigte. Selbst wenn, dann würden sie sich eher ignorieren, als miteinander reden. Es bestand keine Notwendigkeit sich anzufreunden, vor allem bei ihnen, die nichts gemeinsam hatten. Leroy wusste ja nicht einmal wie man das Wort Freundschaft buchstabierte.

Bis jetzt hatten ihn die Gründe nicht interessiert, weil er wie alle Anderen zu fasziniert von diesem Schauspiel gewesen war. Im Gegensatz zu allen Anderen konnte er sich die Informationen allerdings direkt an der Quelle holen.

Lance stand auf und ließ David ohne ein weiteres Wort sitzen, das würde dieser schon vertragen. Seine Schritte führten ihn direkt auf den Eingang des Saals und die beiden Personen zu.

Leroy sah zu ihm und warf ihm einen wütenden Blick zu. Dann wand er sich von Ricky ab und ging zur Essensausgabe.

Irgendwie konnte der Italiener den Blick nicht richtig zuordnen. War Leroy nun wütend weil er zum Schülerrat gehörte und dieser sein neues Feindbild war, oder weil er sein Gespräch unterbrochen hatte? Denn genau das hatte er vor und das schien man ihm anzumerken. Lance musste zugeben, dass ihm die erste Möglichkeit besser gefiel.

Als er an Ricky vorbeiging, sah er ihn nicht einmal an. „Wir müssen reden.“

Er hörte ein Seufzen von dem Älteren, doch zweifelte er keine Minute daran das Ricky ihm folgen würde. Das machte er immer, eben weil er ihn liebte und wusste, dass Lance das nicht aus Spaß sagte.

Lance schwieg bis sie den Internatsteil und ihre Wohnung erreicht hatten. Wortlos trat er ein und ging in die Küche, dort füllte er die Kaffeemaschine und stellte sie an.

Ricky hatte inzwischen am Tisch Platz genommen und beobachtete ihn. Auch er sagte kein Wort, doch man merkte, dass er ungeduldig wurde.

„Also was soll das?“ Lance drehte sich und blickte seinen Freund ernst an. Er hielt sich nicht mit ein paar einleitenden Bemerkungen auf, sondern kam gleich zum Punkt. Das war Ricky sowieso lieber und auch er hielt heute nicht viel von Smalltalk.

Der Amerikaner musterte ihn nur amüsiert. „Das wolltest du mit mir bereden? Weißt du ich hätte mit etwas Lob gerechnet.“

„Lob? Weswegen?“ Es gab nichts weswegen er Ricky loben sollte. Das er sich an die Anweisungen des Schülerrats hielt war ja wohl selbstverständlich, noch dazu wo er ihn darum gebeten hatte.

„Weil ich mich an deinen Rat halte. Ich beherrsche mich und warte ab, das waren doch deine Worte.“

Ricky musste ihm gar nicht mit diesem unschuldigen Blick kommen. Das waren zwar seine Worte gewesen und er hatte auch gehofft, dass dieser sich daran hielt, aber dabei hatte er mit keinem Wort erwähnt, das er mit Leroy gleich auf besten Freund machen musste. Dafür gab es bestimmt Gründe.

„Erpresst er dich?“ Bei diesen Worten wand sich Lance wieder dem Kasten hinter sich zu und suchte zwei Tassen heraus. Deswegen entging ihm Rickys Gesichtsausdruck, doch er konnte ihn sich gut ausmalen.

„Was?“ Rickys ungläubiger Tonfall passte zu dem Gesichtsausdruck, den Lance vermutet hatte.

„Na ja, wir reden hier von Leroy. Er ist immerhin die Königin, dein Erzfeind. Mit ihm würdest du nicht einfach so einen Pakt eingehen.“ Seine These war verrückt, man konnte Ricky nicht erpressen. Dafür war er ein zu ehrlicher Mensch, der zu seinen Fehlern stand und kein Geheimnis darum machte, auf eine Erpressung würde er nicht einsteigen.

„Du glaubst doch nicht. das er mich erpressen könnte? Ich würde ihn verprügeln wenn er das versuchen würde. Sagen wir einfach, das sich unsere derzeitigen Ziele decken.“

„Ziele?“ Lance hob nun interessiert eine Augenbraue.

„Welche Ziele?“

„Unsere Ziele.“ Der Tonfall des Älteren machte klar, dass dieses Thema für ihn damit beendet war.

Überrascht griff Lance nach der Kaffeekanne und füllte die beiden Becher. Ricky hatte Geheimnisse vor ihm, das war ja etwas ganz neues. Sonst teilte er ihm doch immer alles mit, vor allem weil er Wert auf seine Meinung legte. Doch sobald er etwas mit Leroy machte war seine Meinung nicht mehr wichtig? Das störte ihn ungemein, vor allem weil sein Gegner Leroy war.

Er nahm beide Becher in die Hand und stellte einen vor Ricky auf den Tisch. Diese Bewegung fiel so heftig aus, dass ein Großteil des Inhalts überschwappte und sich auf der Tischplatte verteilte. „Weißt du was? Dann verfolg deine Ziele doch mit Leroy, aber komm danach bloß nicht zu mir wenn er dich übers Ohr gehauen hat. Du kannst ihm nicht vertrauen und das weiß jeder Schüler hier und du auch.“

Nun wurde auch Ricky langsam wütend, wie man an dem Funkeln in seinen Augen erkennen konnte. „Was soll das? Hast du deine Tage, oder was?“

Wenn Lance nicht gelernt hätte sein südländisches Temperament zu zügeln, dann würde der Inhalt seiner Kaffeetasse nun sicher schon Rickys Gesicht bedecken. Allerdings würde hier dann wirklich der dritte Weltkrieg ausbrechen und zwar zwischen Ricky und ihm. Das wollte er Sean und auch sich selbst ersparen.

Stattdessen wandte er sich um und verließ mit einem italienischen Fluch, von dem er genau wusste das Ricky ihn verstand, den Raum. Sollte er doch machen was er wollte und die Schlange in seine Nähe lassen, er war nicht sein Kindermädchen. Sollte Leroy Ricky aber ernsthaft schaden wollen, dann musste er sich danach vor ihm fürchten.

Kapitel 58

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 58/?

Kommentar: Ruhe vor dem Sturm
 


 

Der Geruch von Schweiß, Schuhsohlen die auf dem Boden quietschten wenn ihr Träger plötzlich abbremste und das Geräusch eines Balles, der in regelmäßigen Abständen vom Boden abprallte, dazu noch die Rufe seiner Mitspieler, die gebrüllten Anweisungen des Trainers und die Anfeuerungen der Zuschauer, das war eine Welt in der er sich wohlfühlte. Leroy fixierte den Spieler vor sich, dessen Aufgabe es wäre ihn zu decken und täuschte an sich links an ihm vorbei zuschieben, nur um dann rechts herumzugehen. Die Zeit auf der, an der Wand angebrachten, Anzeigentafel lief unaufhaltsam rückwärts, nur mehr eine Minute und zwei Punkte trennten sie sie von einer Niederlage.

Leroy wusste, das er noch zu weit entfernt war, nur ein Narr versuchte einen Korb von der Mittellinie aus, auch wenn es drei Punkte brachte, doch diese benötigten sie nicht. Den Ball neben sich her drippelnd und mit seinem Körper vor den Angreifern schützend, arbeitete er sich in Richtung Korb vor. Er war kein Einzelkämpfer, das konnte man sich bei dieser Sportart nicht leisten, doch keiner seiner Mitspieler war frei. Sich um seine eigene Achse drehend, wandte er sich dem Korb zu, nahm sich die eine Sekunde um zu zielen und warf den Ball. Dieser traf die anvisierte Ecke, prallte ab, kam auf dem eisernen Ring des Korbes auf und fiel durch das Netz.

Erleichtert drehte sich Leroy um und sah auf die Anzeigentafel. Noch waren fünf Sekunden zu spielen, das hieß dass er nicht nachlassen durfte. Er war bereits wieder auf dem Weg in die andere Hälfte des Spielfeldes, als der Schiedsrichter endlich abpfiff. Um ihn herum war lautes Jubeln zu hören, so war es immer wenn sie bei einem Heimspiel gewannen. Seine Mitspieler klopften ihm auf die Schultern und er erwiderte diese Geste. In der Schule dürfte sich keiner von ihnen das erlauben, doch hier waren sie seine Teamkameraden und er sorgte für sie. Deswegen standen sie ihm auch zur Seite wenn er sich mit Ricky anlegte, doch das machte sie nicht gleich zu Freunden, nur zu Verbündeten mit gemeinsamen Vorlieben und dem gleichen Gegner. Auf dieser Schule stand ihm kaum jemand näher.

Er nahm sein Handtuch von der Ersatzbank und hängte es sich um den Hals, während er seine Sporttasche schulterte. Rasch wechselte er noch einige Worte mit dem Trainer, um die nächsten Trainingseinheiten festzulegen. Dieses Freundschaftsspiel zählte zwar nicht in der Wertung, hatte ihnen aber gezeigt woran ihr Team noch arbeiten musste. Schwächen gab es viele, wenn sie zum Glück auch genug Stärken hatten.

Als er durch die Umkleidekabine seiner Mannschaft ging nahm er noch einige Glückwünsche entgegen und gestattete sich sogar ein Lächeln zu den Sprechern. Erst als er die Tür hinter sich schloss und wieder auf dem Gang stand, änderte sich seine Mine. Das Lächeln verschwand und sein Blick wirkte wieder so abweisend wie immer. Ein leises Klatschen ertönte rechts von ihm und er wand den Kopf in die Richtung.

Keiji stand im Gang und klatschte leise, wobei er die Hände schon wieder senkte. „Ich gratuliere dir zu deinem erfolgreichen Spiel.“

„Ein Spiel das nichts weiter als ein Training war. Erfolge in dieser Hinsicht habt ihr erfolgreich sabotiert.“

Keiji schüttelte nur den Kopf und kam auf ihn zu. „Nicht wir. Es war Daniel, der euch ein Verbot auferlegt hat und auch das nur, weil ihr euch wieder einmal prügeln musstet. Das war es auch das es uns erlaubt hat euch zu drohen. Du siehst also wo die Schuld liegt.“

„Bei euch.“ Das war ein Punkt bei dem Leroy nicht mit sich diskutieren ließ. Ricky und er waren einfach nicht kompatibel, jeder der ihnen dabei in den Weg kam war selbst Schuld, man konnte es einfach Kollateralschaden nennen. Nach den Jahren die sie schon an dieser Schule waren, sollten diese Leute es besser wissen.

„Du willst es nicht begreifen, oder? Glaubst du es macht uns Spaß euch immer auf die Finger zu hauen wenn ihr zu weit geht? Wir sind nur die Buhmänner, die das machen müssen was die Lehrer und der Direktor nicht machen können.“ Der Japaner seufzte tief.

„Weil sie einfach feige sind.“ Das war nicht der Grund und das wussten sie beide. Die Gründe warum die Lehrer nicht eingriffen waren viel banaler.

„Das stimmt nicht. Sie wollen nur nicht die Spendengelder unserer Eltern verlieren und das weißt du.“

Natürlich wusste Leroy das. Diese Schule war wie eine große Firma, die sich selbst finanzierte. Oben wurde geschmiert, damit unten alles glatt lief. Ihre Eltern zahlten Unsummen damit ihre Kinder eine gute Ausbildung bekamen und man sich nicht mit ihnen beschäftigen musste. Wenn das Kind dumm oder, wie in Rickys Fall schwer erziehbar war, dann musste man eben noch etwas mehr ‚spenden’ um diese Mankos auszugleichen. So bekam jeder was er wollte, in dieser Welt hatte alles seinen Preis.

Leroy entfernte sich von der Tür, vor der er noch immer stand. Nicht mehr lange und seine Teamkollegen wären mit dem Umziehen fertig, dann wollte er nicht vor der Tür stehend erwischt werden. „Es bringt dir nichts euch als Opfer darzustellen. Denn es gibt nur ein Opfer und das bin ich, ihr untergrabt meine Macht. Glaubst du wirklich das lasse ich zu?“

Keiji lächelte und schüttelte den Kopf. Kaum merklich beschleunigten sich seine Schritte damit er zu Leroy aufschließen konnte. „Nein, das wirst du nicht. Wir wollen dich auch nicht von deiner Macht trennen, wir schränken nur deine Mittel ein diese auszuüben.“

Das war ja auch das Schlimme, da konnten sie ihm doch gleich seine Gliedmaßen amputieren, das lief auf das Gleiche hinaus. So musste sich das zumindest anfühlen, nur hatten sie einen Fehler gemacht. Sie unterschätzten ihn. Der Rat dachte wohl das sie ihn nun an der kurzen Leine halten konnten, doch er war bereits dabei diese durchzukauen.

Dadurch dass er sich stur auf seinen Weg konzentrierte, bemerkte er nicht Keijis Bewegungen. Deswegen war er überrascht, als er plötzlich zur Seite in einen Nebengang gezogen wurde. Sie befanden sich im Schulgebäude und es war ein Samstag Nachmittag, es war klar das sie hier so gut wie alleine war. Noch dazu weil dieser Seitengang zu den Toiletten führte, die kaum jemand benutzte, wenn es nicht dringend war. Denn wer ging schon auf eine öffentliche Toilette, wenn man eine eigene hatte die man benutzen konnte?

Keiji drängte ihn gegen die Wand und sah ihn erbost an. Es war deutlich zu erkennen das ihn die Sturheit seines Mitbewohners nervte. „Was wirfst du mir eigentlich vor? Das ich dich verraten habe und meiner Pflicht nachgehe, oder das es mir egal ist wie du darauf reagierst.“

Leroy erwiderte diesen Blick nicht minder erbost. Ja, er warf ihm seinen Verrat vor, da musste man nicht nachfragen, doch es störte ihn auch das es Keiji kalt ließ das er wütend auf ihn war. Niemand, nicht einmal seine Familie nahm seine Wut einfach so in Kauf. Er war die Königin, die Eisprinzessin man verärgerte ihn nicht, denn das hatte Konsequenzen. Leider wusste Keiji nur zu gut, das er diese nicht fürchten musste, es war falsch gewesen das er ihm seine Gefühle offenbart hatte. „Das du mich verraten hast, reicht ja wohl schon. Das ist auch das Einzige das du getan hast.“

„Das glaube ich dir nicht. Es stört dich, das es mich nicht interessiert, ob du schmollst oder nicht.“

„Warum sollte mich das stören? Du hast mich verraten es interessiert mich nicht was du machst.“ Leroy versuchte so kalt wie immer zu klingen, was ihm nicht leicht fiel wenn der Japaner so knapp vor ihm stand. Bei ihm schien alles, sein ganzer Selbstschutz zu versagen. Seine Maske, seine Selbstsicherheit, ja sogar sein Bereitschaft zur Gewalt, das alles setzte wie automatisch aus. Das frustrierte ihn jedes Mal aufs neue und doch ließ er es immer wieder zu.

„Lügner.“ Keiji umfasste mit einer Hand Leroys Kinn und hielt es so fest. Langsam senkten sich seine Lippen auf Leroys.

Leroy leistete nicht wirklich Widerstand, da dieser Ausgang von Anfang an klar gewesen war. Wenn er ehrlich war, dann hatte er sogar darauf gehofft, seit dem letzten Mal war für seinen Geschmack auch schon zuviel Zeit vergangen. Aber auch wenn er darauf einging und Keijis Mund eingehend erforschte, so war er es, der heute die Oberhand behielt. Schon nach einigen Moment unterbrach er den Kuss und schob Keiji von sich. „Du kannst sagen was du willst, aber es ist so. Mit deinem Verrat hast du mir sogar einen Gefallen getan.“

Belustigt hob der Jüngere eine Augenbraue. Wenn ihn das abrupte Ende des Kusses irritiert oder gestört hatte, so ließ er sich das nicht anmerken. „Ach ja? Willst du mich aufklären?“

Nun war es an Leroy zu Lächeln, doch erinnerte es eher an das Lächeln eines Raubtieres. Genau so fühlte er sich im Moment auch, seinem Gegenüber überlegen. „Dank euch weiß ich das ich viel mehr mit Ricky gemeinsam habe, als ich dachte. Ich denke sogar das eure Königin sich endlich mit dem König einigen könnte. Das wollt ihr doch alle, oder?“

Jeder Andere wäre bei dieser Drohung zumindest etwas bleicher geworden, doch Leroy wusste das Keiji nicht jeder Andere war. Wäre es so, dann würde er sich nicht für den Japaner interessieren.

Anstatt also auf eine Reaktion zu warten, die er niemals bekommen würde, wandte sich Leroy von seinem Gegenüber ab und setzte seinen Weg fort. Er musste sich duschen um den Schweiß des Spieles loszuwerden. Wahrscheinlich würde genug Zeit haben, bevor Keiji ihm folgte. Denn trotz allem war das eine Drohung die er ernst nehmen musste.
 

Gähnend betrat David das gemeinsame Wohnzimmer. Heute war zum Glück der Nachmittagsunterricht ausgefallen, damit das Basketballteam genug Fans hatte, die es anfeuerte. Dabei war das so sinnlos, immerhin ging es dabei ja um nichts.

Er ließ sich auf die Couch sinken und streckte seinen Körper darauf aus. Müde schloss er die Augen, immerhin musste er sich auf seine nächtlichen Ausflüge vorbereiten. Allerdings schien ihm das nicht vergönnt zu sein, da er durch die offene Wohnzimmertür hörte wie die Wohnungstür ins Schloss fiel und den Schritten nach zu urteilen war es nicht Randy.

Daniel betrat das Wohnzimmer und stockte kurz im Schritt. „Schläfst du?“

„Eine selten dämliche Frage, findest du nicht?“ David machte sich nicht einmal die Mühe seine Augen zu öffnen. Es gab nur eine Antwort auf diese Frage und die war „Nein“. Wäre es anders könnte man sowieso nicht antworten.

Er hörte wie sich Daniel in einen Sessel setzte, die einzige Sitzgelegenheit die noch frei war, nachdem er die Couch besetzte. Das Rascheln von Papier verriet ihm das sich Daniel nun mit einer Zeitung beschäftigte. Wahrscheinlich eine der vielen Tageszeitungen, die er sich bestellte und doch kaum las. Dafür fehlte hier einfach die Zeit, ein Phänomen das auch ihm bekannt war. „Was war heute Nacht?“

Auch ihm war der Schrei seines Zimmerkammeraden nicht entgangen, doch da sich Daniel darum gekümmert hatte, hatte keine Notwendigkeit bestanden das Ganze noch durch seine Anwesenheit zu verschlimmern. Er wusste das sich Randy deswegen schon genug schuldig fühlte, wenn auch aus völlig falschen Gründen. Denn ob sie sich um ihn sorgten war ihre eigene Entscheidung und das machten sie, weil er ihnen wichtig war.

„Ein Albtraum. Aber nicht der, denn er sonst immer hat.“

Als ob das etwas aussagte, schließlich wusste keiner von ihnen worum es in dem Traum ging. Alles was sie wussten war, das es ein Alptraum war und ziemlich heftig, nur wollte keiner von ihnen tiefer darin eindringen. Randy würde es ihnen schon erzählen, wenn er dazu bereit war, darauf mussten sie einfach vertrauen.

David öffnete die Augen und drehte den Kopf etwas, so das er zu seinem Bruder blickte. „Aber hast du überhaupt Zeit dich um Randy zu kümmern? Immerhin hast du dir gefährliche Feinde geschaffen.“

„Hast du deswegen Probleme?“ Daniel senkte die Zeitung und erwiderte seinen Blick. Er wirkte nicht sonderlich interessiert was die Antwort anging.

„Du meinst weil ich dein Bruder bin? Ich denke das Ricky über diesen Umstand hinwegsieht, um unsere Freundschaft zu wahren.“ Worüber David ziemlich glücklich war, denn diese Freundschaft hatte ihm schon einiges erspart. Ricky war zwar ein guter Freund, doch auch ein schwieriger Charakter. Da er nicht Lance war, war der Kontakt mit ihm immer eine Gratwanderung, die David aber gerne auf sich nahm. Ricky war okay, wenn man nicht gerade Streit mit ihm anfing, oder ihn von einem solchen abhalten wollte.

„Ich denke da aber nicht an mich, sondern an deine Sicherheit.“

„Vertauscht du da nicht irgendwie die Rollen, David? Immerhin bin ich der ältere Bruder. Aber du musst dir keine Sorgen machen, ich habe keine Angst vor Leroys oder Rickys Rache.“ Daniel senkte nun die Zeitung vollständig und faltete sie wieder zusammen.

Es gab zwei Möglichkeiten um diese Selbstsicherheit zu haben, die sein Bruder gerade zur Schau trug und David konnte Dummheit schon einmal ausschließen. Also musste er einen Plan haben, da konnte man aber nur hoffen, das er sicher war. „Sie haben sich zusammengeschlossen.“

Anders konnte man das nicht nennen. Leroy und Ricky würden niemals Freundschaft schließen, ein Waffenstillstand auf Zeit war allerdings durchaus möglich. Der Zweck heiligte die Mittel, das war Leroys Leitsatz und das sollte man nicht vergessen. Daniel wusste anscheinend nicht worauf er sich einließ und das beunruhigte David nun schon etwas. Trotz allem was zwischen ihnen stand war er noch immer sein Bruder und er sorgte sich um ihn.

Daniel stand auf und lächelte zufrieden, die Zeitung landete wieder unbeachtet auf dem Tisch. „Dann habe ich mein Ziel ja erreicht. Wenn sie reden, anstatt sich zu prügeln bin ich zufrieden.“

Ungläubig richtete sich David nun doch auf. Das war doch nicht sein Ernst! Wenn sich die beiden zusammenschlossen war das ziemlich beunruhigend und kein Grund zufrieden zu sein. Nicht wenn man sich ihren Zorn zugezogen hatte. Jeder Mann mit etwas Verstand würde die Beine in die Hand nehmen und schleunigst Land gewinnen.

Noch immer lächelnd kam Daniel zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter. „Vertraue mir. Ich habe alles unter Kontrolle, sie werden sich schon nicht an mir vergreifen.“

„Weil du der Schulsprecher bist? Da wäre ich mir nicht so sicher.“ Was sollte sie davon abhalten? Es würde keine Konsequenzen für Leroy oder Ricky geben, dafür hatten ihre Eltern zuviel Geld und Einfluss. Ein Politiker und ein Großindustrieller als Vater, dem hatten sie nicht sehr viel entgegenzusetzen. Schon alleine weil Rickys Vater sehr viel daran lag, das sein Sohn hier blieb, denn dann war er nicht sein Problem.

„Weil ich mir sehr sicher bin das sie sich nicht an meiner Person vergreifen können. Ich habe den effektiven Schutz.“ Damit verließ Daniel den Raum.

Noch immer nicht sonderlich davon überzeugt sah ihm David nach. Ach verdammt, sollte er doch machen was er wollte. Er würde schon früh genug sehen ob sein Schutz wirklich so effektiv war. Hoffentlich kam Daniel nur mit einem blauen Auge davon.

Kapitel 59

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 59/?

Kommentar: Wer war es?
 

Gähnend folgte Daniel dem Weg, der zum Zimmer des Schülerrats führte. Wie er diese Montage manchmal hasste, ebenso wie die Mittwoche an denen die Sitzungen stattfanden. Mit halbem Ohr hörte er Tims Lobpreisungen über einen der Musikkurse zu. Toll, sie hatten einen Wettbewerb gewonnen, nun würde er sicher wieder mehr Geld fordern. Alec würde das Gleiche machen wenn die Sportkurse Erfolge zu melden hätten.

„Du weißt, dass ich die falsche Adresse bin um zu verhandeln. Wenn du mehr Geld willst wende dich an Keiji, Tim.“

„Der ist doch nur auf Alecs Seite.“ Trotzdem verstummte Tim grummelnd.

Ja klar, Keiji war immer auf der Seite des anderen Kurses, so war das immer. Was beide aber übersahen war, das Keiji nur auf seiner Seite stand und diese bestand aus Zahlen. Seinen Job wollte Daniel wirklich nicht haben, wenn sich das auch nicht vermeiden ließ sollte er die Firma seines Vaters übernehmen. Wobei das ja schon beschlossene Sache war, ihm blieb lediglich die Wahl wie er die Zeit bis dahin überbrücken wollte.

Endlich bogen sie in den Gang ein, der zu ihrem Zimmer führte, nur war es kein beruhigendes Bild das sich dort bot. Vor der Tür standen bereits Greg und Sven, doch hatten sie noch nicht die Tür aufgeschlossen und das aus guten Grund.

Ihnen gegenüber stand Leroy eindeutig wütend. Seine rechte Faust, hatte sich neben Svens Gesicht gegen die Wand gepresst. Anscheinend, hatte er gerade dagegen geschlagen.

Greg duckte sich ängstlich halb hinter, halb neben Sven, der Leroy nur gelassen ansah. „Nein. Ich kann dir es gerne buchstabieren, aber die Antwort bleibt die Gleiche.“

Daniel warf Tim einen Blick zu, der ihn ebenso ratlos erwiderte. Gleichzeitig erhöhten sie ihr Tempo um ihren Kollegen notfalls helfen zu können. „Was ist hier los?“

Daniel ließ sicher nicht zu, dass Leroy hier seine Freunde bedrohte nur weil er sich ungerecht behandelt fühlte. Schon gar nicht wenn er eigentlich auf ihn wütend war. „Ich dachte wir haben uns klar ausgedrückt was das Thema Gewaltausübung angeht.“

Langsam fast gemächlich drehte sich Leroy um, dabei zog er seine Hand beinnahe widerwillig zurück. Auf seinen Lippen lag ein spöttisches Lächeln. „Das war keine Gewaltausübung. Das war eine Drohung.“

Das konnte man auch anders auslegen, doch Daniel würde sich nun nicht auf eine Diskussion über dieses Thema einlassen. Nicht mit Leroy. „Was willst du?“

„Er will Einsicht in die Akten.“ Nun, da sie sich deutlich in der Überzahl waren, fand auch Greg seinen Mut wieder.

Mit einem leisen Knurren fuhr Leroy zu dem Braunhaarigen herum. „Halt den Mund, Feigling.“

Dann drehte er sich wieder zu Daniel herum. Noch immer wankte sein Lächeln nicht nur das es nun um eine Spur ernster geworden war. „Genau und es ist mein gutes Recht darin Einsicht zu nehmen.“

Stirnrunzelnd betrachtete Daniel den Jüngeren. Da stimmte etwas nicht, Leroy interessierte sich doch nicht wirklich für die Aufzeichnungen ihrer Sitzungen. Kein einziger Schüler an dieser Schule interessierte sich dafür. Dass der Schwarzhaarige es nun machte, bedeutete nur, dass er dort etwas herausfinden wollte und Daniel konnte sich ausmalen was das war.

Bedächtig nickte er zustimmend. „Ja, es ist dein gutes Recht. Aber du weißt wie es abläuft. Stell einen Antrag, reich ihn bei Jace oder Greg ein und warte. Wir werden bei Gelegenheit eine Entscheidung diesbezüglich treffen.“

Das war eine Antwort, die Leroy nicht gefiel, das merkte man an dem wütenden Aufblitzen in seinen Augen. „Es ist mein Recht, diese Aufzeichnungen zu sehen.“

Daniel trat entschieden einen Schritt vor und somit auf Leroy zu. Angst, oder Unsicherheit war etwas das man bei dem Spanier auf keinen Fall zeigen durfte, denn dann hatte man schon verloren. „Es ist dein Recht, das zu fordern und es ist unser Recht darüber zu bestimmen wann du es darfst. Stell einen Antrag.“

Nun verschwand Leroys Lächeln vollständig. Verächtlich schnaubte er, bevor auch er einen Schritt vortrat, so dass sie nur mehr wenige Zentimeter voneinander trennten. Leicht beugte er sich vor, seine Stimme klang ebenso verächtlich wie sein Schnauben zuvor. „Du fühlst dich wohl sehr stark mit deinen Hündchen im Rücken. Doch wenn du glaubst ich werde eines davon, dann irrst du dich.“

Ihm fielen sofort einige schlagfertige Antworten auf diese Aussage ein, aber jede von ihnen würde diese Situation zur Eskalation bringen. Das Letzte das er wollte, war Leroy zu provozieren. Stattdessen blieb Daniel gelassen und sah seine Kollegen einen nach den Anderen an, bevor er sich wieder Leroy zuwand. Selbstsicher lächelnd sah er ihn an. „Ich denke nicht, dass ich sie benötige um mit dir fertig zu werden.“

„Ach ja?“ Leroy hob seine Hand zum Schlag und dieser wäre auch erfolgt, wenn sie nicht jemand unterbrochen hätte.

„Was soll das?“

Hinter sich hörte Daniel wie Tim erleichtert aufatmete und auch ihm fiel ein Stein vom Herzen, wenn er sich das auch nicht anmerken ließ.

Leroy hingegen funkelte den Neuankömmling an und ließ die Faust wieder sinken. „Glück gehabt, hoffen wir dass er nicht mehr von deiner Seite weicht.“

Daniel noch einmal unsanft anrempelnd ging er an ihm vorbei.

Sobald er um die Ecke gebogen war, drehte sich Greg um und sperrte hastig den Raum auf.

„Ich hoffe du weißt, dass das eine verdammt lausige Vorstellung war.“ Mit diesem spöttischen Kommentar drängte sich Tim an Greg vorbei in den Raum.

„Es war Leroy!“

„Das ist keine Entschuldigung, Greg.“ Sven nahm ihm den Laptop ab und betrat nun auch den Raum.

Daniel spürte eine Hand, die sich auf seine Schulter legte. „Das war klasse, Chef.“

Dieser hob den Kopf und sah Ryan an. „Danke.“

Wenn er ehrlich war, dann hatte er Angst gehabt, nur als Ältester durfte er sich das nicht anmerken lassen. Mit zwanzig konnte er doch nicht vor einem Neunzehnjährigen kuschen, das wäre keine gute Vorbereitung für sein weiteres Berufsleben.

„Aber auch verdammt dämlich.“ Ryan sah ihn tadelnd an und der Griff um seine Schulter wurde fester. So drängte er ihn beinnahe in den Raum und warf die Tür hinter sich zu.

„Ich habe dir gesagt, du sollst auf mich warten.“

Sanft lächelnd, löste Daniel den Griff des Jüngeren von seiner Schulter. „Und ich habe dir gesagt, das ist nicht nötig. Du kannst nicht immer an meiner Seite sein.“

Da hatte Leroy leider Recht. Ryan war nicht immer an seiner Seite und weder David noch Randy konnten ihn in seiner Freizeit schützen. Das verlangte er auch gar nicht, weder von seinem Bruder und schon gar nicht von seinem Freund.

„Was wollte er eigentlich?“ Bei dieser Frage wand sich der Sicherheitsbeauftragte Greg und Sven zu.

„Die Aufzeichnungen.“ Dabei klopfte Sven auf den metallenen Aktenschrank hinter sich.

„Aber warum?“ Stirnrunzelnd sah Tim zu ihrem Schriftführer. Er hatte bereits wieder seinen Stammplatz am offenen Fester bezogen und rauchte eine seiner Zigaretten.

Auch Ryan holte sein Päckchen hervor und stellte sich zu ihm. „Wer weiß schon was der denkt?“

„Er will einen Verantwortlichen.“ Daniel ging zu seinem Sessel und nahm darauf Platz. Konzentriert ordnete er die Blätter vor sich, das half ihm wieder etwas seiner gewohnten Ruhe zu finden.

„Bestimmt will er so erfahren, wer auf diese Idee mit der Sperrung kam.“

„Aber das ist ja…“ Tim beendete den Satz nie. Sein und die Blicke aller Anwesenden richteten sich auf eine Person.

Sven seufzte tief und nickte. „Ja, die Idee ist auf meinem Mist gewachsen.“

Die Tür öffnete sich und Jace betrat fröhlich das Zimmer. „Morgen. Ich hoffe das wird heute eine lange, sehr lange Sitzung.“

„Darauf kannst du Gift nehmen.“ Ryan drückte seine Zigarette am Fensterbrett aus. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.

Sofort erstarb der fröhliche Ausdruck auf Jaces Gesicht. „Scheiße.“

Daniel nickte zustimmend bei diesem Kommentar. Passender hätte es sein Stellvertreter gar nicht ausdrücken können und dabei wusste er noch nicht einmal worum es ging. Jetzt ging es nicht nur um seine sondern auch um Svens Sicherheit. Natürlich nur wenn sie sich auf keine Lösung einigen konnten. Doch da es um die Sicherheit eines der Ihren ging würden sie sich da sicher einig werden. Sie konnten den Bericht immer noch fälschen, nur wer von ihnen würde die Schuld auf sich nehmen? Keiner von ihnen konnte es mit Leroy oder Ricky aufnehmen. Keiner bis auf Einen und diesem traute man so einen Vorschlag nicht zu. Nun, er war bereit sich zur Verfügung zu stellen, immerhin war er der Schülersprecher und für seine Untergebenen zuständig. Außerdem konnte es kaum schlimmer kommen, Leroy war sowieso schon sauer auf ihn.
 

„Nein. Vater, du verstehst es nicht…“ Sean hob in einer hilflosen Geste die Hände.

„Lass mich doch einmal erklären. Ich…“ Wie er es hasste von ihm unterbrochen zu werden. Ungeduldig die Augen verdrehend, ließ er sich auf die Matratze zurücksinken. Sollte es in Brasilien jetzt nicht eigentlich Nacht sein?

Als er wieder eine Chance witterte, setzte Sean erneut an. „Vater, ich liebe sie nicht. Warum soll ich mir die Mühe machen sie einzuladen?“

Er klemmte das Handy zwischen Schulter und Ohr und nahm eine Zeitschrift in die Hand. Interessiert blätterte er diese durch, während er mit halbem Ohr dem Vortrag seines Vaters lauschte. An den richtigen Stellen setzte er ein ‚Hm’ und ‚Ja’ ein, während er sich einen Artikel durchlas. Es war doch immer wieder das Gleiche, Verpflichtungen, Verantwortung was sollte er damit? Er war noch jung und wollte das Leben genießen, Geld genug hatte er ja. Okay sein Vater, aber das kam aufs Gleiche heraus.

Schon gar nicht wollte er sich an eine Frau binden, die seinem Vater gefiel er aber nicht leiden konnte. Wenn sie ihm so gut gefiel, dann sollte er sie doch heiraten. In diesem Fall würde es Sean nicht einmal etwas ausmachen das seine neue Mutter in seinem Alter wäre. Nur er konnte sie nicht leiden, obwohl nicht einmal dafür kannte er sie gut genug. So selten wie sie sich gesehen hatten, da konnte weder Sympathie noch das Gegenteil entstehen. Nur dass sie naiv war, das hatte er gemerkt und er wollte keine dumme Frau an seiner Seite. Im Moment wollte er gar keine Frau an seiner Seite, da schon lieber einen Mann. Die Auswahl hier wäre ja gar nicht einmal so schlecht und Probleme damit beim eigenen Geschlecht zu suchen hatte er auch keine.

Er ließ die Zeitung sinken, als er merkte dass sein Vater langsam zum Schluss kam. Ergeben seufzte er und nahm das Handy wieder in die Hand. „Gut, wenn es dir soviel bedeutet schick sie zum Valentinstag her. Nur erwarte kein Entgegenkommen von mir.“

Damit unterbrach Sean die Verbindung. Einen Moment lang starrte er das Telefon an, bevor er es mit einem Fluch auf die Matratze warf. Soviel zu dem Durchsetzungsvermögen das er hatte zeigen wollen. Warum musste diese Schule auch solche blöden Veranstaltungen haben? Valentinstag, wer benötigte das? Das war doch sowieso nur eine Erfindung der Blumenindustrie und das sagte er nicht weil er keine Freundin hatte. Die hatte er ja zu seinem Leidwesen. Nur ein weiterer Tag für die Frauen ihre Geliebten zur Schnecke zu machen, weil sie diesen vergessen hatten. Wie sollte man sich das auch alles merken, es gab genug wichtigere Dinge als so ein Datum.

Sean stand auf und schnappte sich seine Sporttasche, er kam noch zu spät zum Training. Lance würde sauer sein wenn das der Fall war. Italiener nahmen Fußball aber auch einfach zu ernst und nur weil er Brasilianer war lag ihm das nicht automatisch im Blut.

Er verließ die Wohnung und kam gerade rechtzeitig um Leroy zu sehen, der die Wohnungstür hinter sich zuwarf und die Treppe hinunterlief. Kopfschüttelnd machte er sich auch auf den Weg nach unten. Auch wenn er nicht viel mit dem Spanier zu tun hatte, so fand er dessen Gefühlsausbrüche in letzter Zeit ziemlich überzogen. Nur traute er ihm sogar zu das absichtlich so zu inszenieren, aber um dabei sicher zu sein kannte er ihn noch zu wenig.

„Sean!“

Bei der vertrauten Stimme blieb er stehen und drehte sich um, nur um Randy zu sehen, der vom oberen Stockwerk zu ihm kam. Er sah wirklich fertig aus, war wohl ein anstrengender Tag gewesen. Als er neben ihm stehen blieb musterte er ihn kurz. „Du siehst fertig aus.“

Randy hob den Kopf und erwiderte seinen Blick leicht lächelnd. „Charmant wirklich. Ich bin sicher die Frauen reißen sich nur so um dich.“

Er gähnte ausgiebig. „Aber ich hatte wirklich etwas zuwenig Schlaf. Zum Glück steht heute nur Trockentraining auf dem Programm.“

Sean nickte nur beiläufig, es war ja nicht so das es ihn wirklich interessierte. Randy interessierte ihn ja, doch diese alltäglichen Sachen waren einfach langweilig. Sein Vater nannte das Smalltalk, er Zeitverschwendung, aber in dieser Welt eine Notwendigkeit. „Schwimmen, oder?“

Randy nickte nur zustimmend, mehr gab es dazu nicht zu sagen. Erst nach einigen Minuten, die sie schweigend nebeneinander hergingen, ergriff der Jüngere wieder das Wort. „Ich habe nächste Woche eine wichtige Prüfung und dafür muss ich noch einige praktische Dinge lernen. Könntest du dich dafür vielleicht zur Verfügung stellen? Nach dem letzten Mal vertraut mir David nicht mehr.“

„Klar, worum geht’s?“ Was konnte Randy schon groß praktisch zu lernen haben? Er studierte Medizin und mit Medikamenten durfte er noch nicht herumhantieren.

„Oh nur einige Verbandstechniken die ich üben muss. Du hast Glück bei David ging es ums Blut abnehmen.“ Randy lächelte etwas verunglückt.

„Lass mich raten, ein blauer Fleck?“ Auch Sean grinste verschmitzt, das war die häufigste Verletzung bei Blutabnahmen.

Seufzend nickte der Braunhaarige. „Mehrere.“

„Sag mir einfach nur wo und wann.“ Sean sah vor sich schon die Umkleidekabinen, vor denen sich wie immer die Schüler drängten. Wann durften sie eigentlich wieder die Sportplätze im Freien nutzen, das waren ja unzumutbare Zustände.

„Ich muss dann abbiegen.“ Randy wies mit dem Finger auf einen Gang, der vor den Umkleidekabinen abzweigte und zur Schwimmhalle, sowie den Kraftkammern führte.

„Ja, bis dann.“ Sean hob kurz die Hand, als Randy abbog. Es war nicht gerade ein besonderes Gespräch gewesen, doch dafür hatte er nun auch wirklich keine Ruhe. Ihn störte immer noch die totale Missachtung seiner Wünsche durch seinen Vater. In solchen Momenten war es vielleicht doch gar nicht so schlecht eine Mutter zu haben, die sich für ihn einsetzte. Nur wer garantierte ihm, dass sie das auch machen würde? Nur weil Ricky so ein Glück hatte musste das nicht auch bei ihm der Fall sein.

Er bahnte sich einen Weg durch die wartenden Schüler zur Umkleidekabine seiner Mannschaft. Darin waren gerade die Anderen dabei sich umzuziehen, anscheinend war er einer der Letzten. Er stellte seine Sachen neben Lance auf die Bank, der gerade seine Handschuhe aus der Tasche holte.

„Fertig?“

Sean wusste zwar nicht auf was sich diese Frage bezog, doch er nickte. Ja, er war fertig mit allem, dieser Tag sollte nur noch zu Ende gehen, vielleicht wurde morgen ja alles besser.

Kapitel 60

Titel: Traumhaftes Begehren

Teil: 60/?

Kommentar: Kriminelle Gedanken
 

„Du willst was?“ Ricky war sich nicht sicher, ob er sich eben nicht verhört hatte. Er hatte immer gewusst, dass Leroy verrückt war, aber doch nicht in solchen Ausmaß.

„Sei leise.“ Leroy bedeutete ihm mit einer Hand ruhig zu sein und sah zur Tür des Studierzimmers. Sie benutzten ein Studierzimmer im Internatstrakt um sich zu treffen, diese wurden kaum genutzt, denn wenn man schon einmal im Internat war, konnte man ebenso gut in seiner Wohnung lernen.

Ricky achtete nicht auf Leroys Reaktion und stellte seine Füße wieder auf den Boden, die bis jetzt auf der Tischplatte geruht hatten. „Du bist übergeschnappt, ich hoffe du hast dafür einen guten Therapeuten.“

Obwohl er sich nicht einmal sicher war, ob das in Leroys Fall noch etwas bringen würde.

Leroy funkelte ihn nur zornig an, in letzter Zeit ein viel zu häufiger Gemütszustand bei ihm. Doch dann schien er sich daran zu erinnern wer sein Gegenüber war und schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, war sein Blick wieder gelassen. „Es ist die einzige Möglichkeit etwas zu erfahren. Du warst doch damit einverstanden dich zu rächen.“

Ricky hob abwehrend die Hand. „Du hast da was falsch verstanden, Leroy. Ich war damit einverstanden die alten Machtverhältnisse wieder herzustellen. Die Macht an dieser Schule zwischen uns aufgeteilt.“

Alleine das zuzugeben, stieß ihm sauer auf. Nein, in der Öffentlichkeit würde er das nie zugeben, nicht einmal unter Folter, doch Leroy gegenüber musste er leider Zugeständnisse machen. „Damit ich wieder machen kann was ich will und du machen kannst…, was du eben machst.“

Ehrlich gesagt hatte er keine Ahnung warum Leroy so an seinem Einfluss hing, das machte ihn nur einsam. Wahrscheinlich war es genau das was er schätzte.

Bei diesen Gedanken schüttelte Ricky entschieden den Kopf. Nein, er sollte aufhören Leroys Psyche analysieren zu wollen, das brachte nichts. Außerdem wollte er den Spanier gar nicht verstehen. „Aber du redest hier von einem Einbruch.“

Leroy nickte nur gelassen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Von einem Einbruch in das Zimmer des Schülerrats, ja.“

„Was auch ein Einbruch ist.“ Ricky hatte schon viel hinter sich, auch einige Dinge auf die er nicht stolz war. Vandalismus, Raufereien den üblichen Kleinkram eben, den seine Eltern gerichtet hatten, aber nichts das wirklich der Rede Wert war. Noch dazu wenn ihm Lance auf die Schliche kam, war er tot.

Der Schwarzhaarige verdrehte nur die Augen und sah ihn verächtlich an. „Als ob das in deine Strafakte kommt. Wir dürfen uns nur nicht erwischen lassen.“

„Wir sind voll strafmündig, Leroy. Und ich setze nicht meine Zukunft aufs Spiel, nur weil du gerade spinnst.“ Diese Schule mochte zwar wie eine isolierte Welt sein, doch noch immer galten hier die amerikanischen Gesetze. Gesetze in denen Einbruch noch immer eine Straftat war.

„Vielleicht kann dein Vater das noch richten, bei meinem will ich es nicht darauf ankommen lassen.“ Das würde das Fass wohl endgültig zum Überlaufen bringen und sein Vater war nicht gerade mit einer unendlichen Geduld gesegnet. Deacon hingegen würde sich darüber köstlich amüsieren und genau diese Genugtuung wollte er seinem Bruder nicht geben.

„Was willst du dort eigentlich?“ Fragend richtete sich sein Blick auf den Anderen. Das wusste Ricky bis jetzt eigentlich noch gar nicht. Nach seinem Vorschlag hatte er gleich auf Abwehr geschalten, so dass er noch gar nicht wusste was sich Leroy davon erhoffte. Vielleicht ein Fehler, denn das war ein ziemlich drastischer Schritt selbst für jemanden wie Leroy.

„Ich will nur Einsicht in die Akten.“ Ein zufriedenes Lächeln lag auf den Lippen des Neunzehnjährigen.

„Dafür kann man einen Antrag stellen.“ Zweifelnd sah Ricky Leroy an. Ja, langsam zweifelte er wirklich am Verstand des Anderen. Das setzte ihm wohl wirklich zu.

Leroys flache Hand krachte auf die Tischplatte. „Ja, in ein paar Monaten und bis dahin müssen wir stillhalten. Dann sind Ferien und dann interessiert es keinen mehr, bis irgendwann wieder das gleiche Spiel beginnt.“

Nachdenklich strich sich Ricky mit einer Hand über das Kinn. Das stimmte, bis jetzt hatte er gar nicht bedacht, wie lange sich das hinziehen konnte. Das würde ihn ziemlich einschränken, solange konnte er sein Temperament kaum zügeln. Außerdem gab es noch etwas anderes, das er auf Dauer nicht aushalten würde.

Sein Blick glitt unmerklich zu Leroy.

„Noch dazu will ich nicht länger mit dir zu tun haben als notwendig. Ich verabscheue dich und du mich und dabei sollten wir es belassen.“ Dabei sah Leroy dem Amerikaner fest in die Augen.

Ricky stand auf und nickte zustimmend. „Da gebe ich dir ausnahmsweise Recht. Ich werde sehen was sich tun lässt, aber einen Einbruch werde ich nicht verüben. Wie wäre es, wenn du es über deinen Mitbewohner versuchst, wäre vielleicht einfacher.“

Auch er würde diesen Weg nehmen, wenn er bei Lance da wohl auf Stein beißen würde. Denn er mochten die Arbeit die sein Posten mit sich brachte zwar nicht, dafür aber das geringe bisschen Ansehen das es mit sich brachte. Er war dem Schülerrat deswegen auch treu ergeben, was den Zusammenhalt anging.

Leroy gab nur einen verächtlichen Laut von sich.

Kopfschüttelnd ging Ricky zur Tür. Komisch er hatte eigentlich angenommen, die Situation zwischen den Beiden hätte sich etwas entspannt. Allerdings war er da eher auf Augenzeugenberichte und Lances Annahmen angewiesen. Was das anging kannte er sich nicht aus und es interessierte ihn auch nicht.

Er öffnete die Tür und verließ das Zimmer. Sich nach rechts zu seinem Zimmer wendend, sah er sich plötzlich einem Jungen gegenüber. Wenn man vom Teufel sprach.

„Tag.“ Die Hand knapp hebend grüßte er Keiji. Schließlich hatte er nichts gegen ihn, sie waren ja Teamkameraden.

Keiji nickte nur, über der Schulter hängend trug er eine Umhängetasche. Er deutete auf die Tür, die Ricky offen gelassen hatte. „Ist da…“

Ricky nickte nur und grinste amüsiert als er Keijis Seufzen hörte und dessen Mine sah. Ihm aufmunternd auf die Schulter klopfend, ging er an ihm vorbei. „Das ist deine Baustelle, Keiji.“

Er hatte seine eigene und zu dieser musste er sich nun begeben. Hoffentlich war Sean daheim, vielleicht bekam er dann etwas mehr als nur kühle Ignoranz von seinem Freund. Denn vor dem Brasilianer tat Lance meistens so, als wäre nichts und in solchen Momenten dankte er Sean für seine Anwesenheit.
 

„Verdammt, ich hab es dir schon vor Wochen gesagt!“ Keiji stützte seine Hände auf den Tisch vor sich ab und beugte sich zu Alec, der ihm ebenso zornig gegenüberstand.

„Und ich hab es weitergegeben, was soll ich den sonst noch machen?“

„Dich darum kümmern.“ War das denn so schwer zu verstehen? Alles was er wollte waren genaue Angaben, die ihm auch zustanden. Leider war Alec immer einer der Letzten die ihm diese gaben, aber einer der Ersten der schrie wenn er etwas wollte.

Alecs Blick glitt über den Raum der Schülerversammlung, bevor er sich wieder auf Keiji richtete. „Ich bin es leid dir immer Rechenschaft zu schulden. Warum können wir uns nicht einfach selbst verwalten?“

„Du willst deine Kurse selbst verwalten? Gerne, ich bin gespannt wie lange ihr damit durchkommt.“ Damit warf ihm Keiji einen Berg Blätter entgegen.

Tim öffnete staunend den Mund, bevor er sich Daniel zuwand. „Darf er das?“

Jace sah ebenfalls zu Daniel, grinste aber. „Kann ich das auch?“

Daniel hob nur träge den Kopf und sah seinen Stellvertreter an. „Wenn du deinen Posten verlieren willst, ja.“

Bevor eine Forderung von Tim kam, dass er das dann auch für dich beanspruchte, griff Keiji nach seiner Tasche und verließ den Raum. Selbst wenn keine Schülerversammlung war hatte man keine Ruhe, das war wie ein Fluch.

Auf dem Gang kam ihm Marcus gutgelaunt entgegen. Als er ihn sah streckte der Verwalter einen Finger in Richtung des Versammlungsraums. „Ist dort wer?“

Keiji ließ nur einen japanischen Fluch, statt einer Antwort los.

Marcus blieb stehen und sah ihn zweifelnd an. „Oh, so schlimm also?“

Keiji enthielt sich einer Antwort und ging ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei. Erst als er einige Gänge hinter sich gebracht hatte, wurden seine Schritte langsamer. Nun wurde er auch wieder ruhiger und sah die ganze Sache rationaler. Es war nicht nötig gewesen sich so aufzuregen, aber entschuldigen würde er sich auch nicht dafür. Mit Sicherheit würde Alec in einer Woche reumütig vor ihm stehen und ihm die Arbeit abnehmen. Alec war einfach der Typ dafür, er brauste schnell auf, aber er war auch ehrlich und sah einen einmal gemachten Fehler auch ein.

Nur musste er sich bis dahin wieder unter Kontrolle haben. Warum er so oft gereizt war lag auf der Hand, es war der ständige Druck, der auf ihn einherrschte. Alle verlangten das er die Sache mit Leroy regelte, doch da gab es nichts das er regeln konnte. Der Spanier war die ganze Zeit ebenso gereizt wie er nur aus anderen Gründen, lange würde das nicht mehr gut gehen.

Den Schulterriemen seiner Tasche hochziehend erreichte er endlich den Internatsteil der Schule. Einige Schüler kamen ihm entgegen, doch die Meisten hielten sich bereits in ihren Wohnungen auf. Außer zu den Kursen oder den Mahlzeiten sah man sich kaum und auch die meisten Freundschaften entstanden entweder durch Wohngemeinschaften, oder aufgrund der gleichen Fächer. Ihre Schule nannte das Interessengemeinschaften, das sich Leute mit den gleichen Berufswünschen leichter fanden, so schmiedete man gleich Beziehungen. Einer der Punkte weswegen sie alle hier waren, um Beziehungen aufzubauen, die ihnen später einmal nützlich waren.

Plötzlich öffnete sich eine Tür zu einem der Studierzimmer und Keiji blieb überrascht stehen. Es war selten genug, dass diese Räume benutzt wurden, doch der Besucher war noch viel seltener.

Ricky drehte sich zu ihm um und stockte einen Moment, dann hob er grüßend die Hand. „Tag.“

Keiji nickte nur, mehr erwartete Ricky auch nicht. Doch dass er dieses Zimmer frequentierte konnte eigentlich nur eines bedeuten. Mit der Hand deutete er auf das Zimmer. „Ist da…“

Ricky nickte nur, was ihm ein Seufzen und dem Ältern ein Grinsen abrang. Eigentlich hatte er ein weiteres Gespräch gerne in privateren Rahmen geführt, doch Leroy ließ ihm ja keine Gelegenheit dazu.

Mit einem Schulter klopfen, das ihn wohl aufmuntern sollte ging Ricky an ihm vorbei. „Das ist deine Baustelle, Keiji.“

Er wusste nicht ob Ricky es noch sah, doch er nickte stumm. Noch ein letztes Mal tief durchatmend, trat er an den Türrahmen und klopfte daran.

„Was?“ Genervt fuhr Leroy herum, seine Stimme klang schneidend.

Das war ja schon einmal ein viel versprechender Anfang, Leroy Laune konnte kaum schlechter sein.

Als er ihn erkannte blitzte es in Leroys Augen kurz kämpferisch auf. „Ach du, was willst du?“

Keiji trat nun vollends in das Zimmer und schloss dir Tür hinter sich, seine Tasche ließ er neben der Tür auf den Boden gleiten. „Die Frage ist wohl eher was du mit Ricky willst?“

„Eifersüchtig?“

Bei Leroys spöttischem Blick schüttelte Keiji nur gelassen den Kopf. „Wegen einer Zweckgemeinschaft? Sicher nicht.“

Das es eine Zweckgemeinschaft war, das war wohl jedem klar. Er wusste nicht warum sich Ricky darauf einließ, doch es war klar was Leroy damit bezweckte. Wenn er ihn auch dafür bewunderte, dass er es so konsequent durchzog, schließlich arbeitete er mit seinem Feind zusammen.

Als Leroy etwas antworten wollte, schüttelte er nur den Kopf. „Aber ich bin nicht hier um das mit dir zu besprechen. Ich will über uns sprechen, so wie es ist kann es nicht bleiben.“

Das schadete nur ihnen und ihrer Umwelt. Keiji konnte das zwar nur von sich sagen, doch er war ständig gereizt und wenn sich das auf seine Arbeit und sein Studium übertrug war es genug, doch Leroy ging es kaum anders. „Das ist unprofessionell.“

Das saß. Leroy hielt kurz inne und senkte nachdenklich den Blick. Erst nach einigen Minuten hob er ihn wieder und blickte Keiji an. „Du weißt was ich will.“

Der Japaner seufzte tief und ging zu Leroy. Knapp vor ihm blieb er stehen, die ganze Zeit unterbrach er den Blickkontakt keine Sekunde. Ja, das wusste er, immerhin hatte Leroy selbst es ihm gesagt. „Hundert Prozent, ich weiß. Aber Leroy ich bin nicht so kreativ in diesen Dingen. Ich weiß nicht wie ich dir zeigen kann das ich es ernst meine, es sei denn ich schlafe mit dir.“

Das war zwar unromantisch, doch wenigstens ehrlich. Außerdem benötigte Leroy keine Romantik, dafür aber eine klare Aussage. Er hatte die Bedingung gestellt und Keiji hatte ihm gerade gesagt wie er sie zu erfüllen gedachte.

„Ähm. Gut.“ Leroy sah ihn skeptisch an, ihm schienen die Worte zu fehlen.

„Warum hast du das dann noch nicht?“

„Weil ich nicht wusste wie du das auffasst.“ Keiji grinste belustigt bei dem Anblick der sich ihm bot. Das er das noch einmal erlebte, ein sprachloser Leroy dessen konnte sich wohl noch niemand rühmen.

„Das weiß man nie, bis man es ausprobiert.“ In der Stimme des Älteren lag ein tadelnder Unterton.

Keiji grinste noch immer amüsiert. „Leroy, der Letzte der das probiert hat, hatte eine gebrochene Hand.“

Die Hand hebend und die nächsten Punkte an den Finger abzählend, ergänzte ihn Leroy. „Nicht zu vergessen die gebrochene Nase und die geprellten Rippen. Sexuelle Belästigung zahlt sich eben nicht aus, das kann er sich fürs Leben merken.“

Wie hatte er das nur vergessen können? Ach ja weil es wie viele andere Vergehen nicht geahndet wurde. Wer Leroy zu nahe kam, wusste worauf er sich einließ oder war einfach überheblich, in beiden Fällen verdiente er was er bekam.

Keiji hob eine Hand und legte einen Finger auf Leroys Wange, so dass er ihn ansehen musste. „Und wäre es das in meinem Fall? Sexuelle Belästigung?“

Lächelnd hob Leroy eine Hand und umschloss damit Keijis die an seiner Wange lag. „Liegst du auf dem Boden?“

Mit einem genießenden Laut hob Keiji kurz die Augenbrauen, ein genießendes Lächeln umspielte seinen Mund. „Eine verlockende Vorstellung. Aber leider nicht.“

„Tja, Pech.“ Leroy schob die Hand von sich und trat einen Schritt zurück.

„Diese Chance hast du dann wohl verpasst, vielleicht bekommst du ja eine Andere.“ Er ging an dem Japaner vorbei und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sich nah an sein Ohr beugend bekam Keiji endlich eine eindeutige Antwort.

„Ich nehme deinen Beweis an, wenn du es schaffst ihn auszuführen.“ Im nächsten Moment löste er sich schon wieder und ging zur Tür. „Wir sehen uns später.“

Als sich die Tür abermals schloss, hob Keiji eine Hand und legte sie an sein Ohr. Zu sagen dass ihn das überrascht hatte, wäre untertrieben. Er hatte doch wirklich die Erlaubnis sich Leroy zu nähern. Nicht das ihn davon je etwas abgehalten hätte, doch das war wirklich als echter Fortschritt zu sehen.

Keiji konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken, als er zur Tür ging und seine Tasche aufhob. Dann würde er in nächster Zeit wohl einmal die Augen offen halten, nach geeigneten Gelegenheiten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (77)
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Von:  Wernes23
2014-08-13T21:56:35+00:00 13.08.2014 23:56
Eine super Geschichte
Schade ist nur, dass es auch hier nicht weiter geht...
Von: abgemeldet
2011-08-21T23:11:46+00:00 22.08.2011 01:11
Hallo

Als erstes muss ich sagen, dass ich es schade finde, dass im Moment nichts neues hier an Kapiteln erscheint, aber dafür gibt es ja deine anderen GEschichten die auch einfach nur klasse sind. :)

Mein absolutes Lieblingspairing ist irgendwie Leroy/Keiji, da man bei ihnen nie genau weiß, was als nächstes passiert.

Zu deiner zweiten Frage: Also Daniel könnte ich mir irgendwie gut in einer Beziehung mit Ryan vorstellen. Die beiden harmonieren irgendwie ganz gut, da Ryan Daniel ja in fast jeder Situation hilft.
Aber wie die anderen Kommentare schon sagen, würde auch David/Daniel ganz gut passen. Die Brüder ergänzen sich charakterlich einfach ganz gut, auch wenn es eigentlich Inzest wäre.

Hoffe es gibt bald mal wieder neue Kapitel.

Liebe Grüße
Mimiko
Von:  Schlomo-chan
2011-04-13T11:19:58+00:00 13.04.2011 13:19
Omg, was für ein Ziel verfolgt Leroy eigentlich gerade?
Es wäre zwar echt angenehm, wenn er wirklich einfach nur Interesse an Kejis Annäherung hätte, aber im Hinblick auf die Position, die Keji inne hat, kommen mir Zweifel, ob Leroy nicht doch noch andere Ziele als die niedere Triebbefriedigung verfolgt.
Irgendwie macht mich das dann auch schon wieder fuchsig, weil ich Keji wirklich mag. Er hat eine tolle Art an sich und ach keine Ahnung, ich find ihn toll. xD Vielleicht erkennt Leroy das auf seine Art ja auch irgendwann noch einmal richtig.

Dass Ricky sich doch noch darauf besinnt, was ihm wichtiger ist, finde ich gut, schließlich hatte er nie vor, seine Königin zu heiraten. ;)
Einbruch ist halt doch noch ein ganz anderes Thema, als ihre Prügeleien und könnte ihm später wirklich Schaden zufügen. Von daher ist es vielleicht ganz gut, dass Ricky nicht aus so guten Verhältnissen kommt, wie Leroy, immerhin scheint der ja wirklich 'alles zu dürfen', denkt er zumindest.
Ich bin gespannt, wer in diesem Spiel als Erstes auf die Nase fällt.

Bis zum nächsten Kommi
die Schlomo =)
Von:  Schlomo-chan
2011-03-23T20:01:22+00:00 23.03.2011 21:01
So endlich hatte ich Zeit zum Weiterlesen. =)

Auch wenn Randys Träume in den Hintergrund gerückt sind, finde ich den Verlauf der Geschichte sehr amüsant.
Gerade das Bündnis von Ricky und Leroy lässt noch auf sehr viel Unterhaltung hoffen. Ich bin gespannt was die Zwei aushecken werden. Was Gutes kann jedenfalls nicht dabei rauskommen.
Ich frage mich allerdings, warum Daniel so selbstsicher ist und was sein ultimativer Schutz ist. Da stehe ich gerade auf dem Schlauch, was die ganze Sache aber nur noch interessanter gestaltet.

Leroy und Keji sind ein Pärchen bei dem ich immer wieder vergnügt glucksen muss. xD Keji ist absolut cool. Ist er dann der Joker, wenn Leroy die Dame ist? Oder ist er das Ass im Ärmel?
Das die Beiden zueinander gefunden haben, grenzt ja fast schon an ein Wunder, aber ich finde es äußerst amüsant und hoffe, dass sie die Beziehung nicht gleich zum Scheitern bringen. Für Leroy gibt es wohl nicht viele potentielle Partner, die seine Allüren so kalt lassen.

Hach ja, ich bin gespannt und freu mich schon aufs nächste Kapitel!
Die Schlomo
Von:  Fye-chan
2010-11-19T19:14:01+00:00 19.11.2010 20:14
Hach ja. Ich mag die zwei^^ Das wird doch noch was :) ♥
Von:  Fortuna_Dragon
2010-11-18T22:05:39+00:00 18.11.2010 23:05
Hallo!!

Keiji hat eine schwere Aufgabe bekommen hat und an der er sehr zu knabbern hat. Er weiss das er es sich selbst verbaut hat mit Leroy was sie ganze Sache für ihn nicht leichter macht. Aber er macht nicht den Eindruck als ob er nicht gewillt ist um Leroy zu kämpfen er weiß bloss nicht so richtig wie, aber das Ricky und Lance dafür die falschen Ratgeber wären.
Aber auch Leroy ist da nicht so cool wie er tut. Er weiss welches Mammut er Keiji da vorgesetzt hat und gibt vor sich selbst zu das er nicht wüsste wie er diese Aufgabe meistern erfüllen sollte. Aber ist nicht so unberührt von der Sache wie er es sich einreden will. Denn irgendwie stört es ihn doch wenn jemand Keiji zu sehr auf die Pelle rückt.
Irgendwie glaube ich das diese Aufgabe nur erfülltwerden kann wenn Keiji Leroy vor jemanden oder irgendwas verteidigt und ihm damit sein Vertrauen beweist. So in etwa wie "Warum glaubst du ihm?" "Weil ich ihm vertraue!".
Sean und Randy scheinen einen richtig guten Draht zueinander gefunden zu haben und ihr Schwierigkeiten endgültig überwunden zu haben. Ihr Verhältnis scheint locker und doch ehrlich zu sein, nichts mehr übrig von der Spannung am Anfang.
Aber den guten Draht den die beiden zueinander gefunden haben scheinen Daniel und David verloren zu haben. Oder eher ist bei ihnen gerade zu viel Spannung drauf. Die Sache mit ihrer Familie ist zwar geklärt und aber so einfach lässt sich manchmal etwas nicht verzeihen und zu den Akten legen. Beide glaube ich brauchen noch ein bisschen Zeit um wieder vollständig herunterfahren und wieder normal miteinander umzugehen.


Liebe Grüße Fortuna
Von:  Fortuna_Dragon
2010-11-13T22:45:11+00:00 13.11.2010 23:45
Hallo!

Beide stecken in einer schwierigen Situation. Keiji hat Leroy mit seinen Worten verletzt und deutlich gemacht das er ihm nicht genug vertraut um all seine Gefühle in diese Beziehung zu werfen. Wer kanns ihm verübel, denn nach Leroys verhalten nach wurde das wahrscheinlich keiner tun. Aber ich glaube das es ein anderer Leroy ist der mit Keiji gerne eine `Beziehung eingehen möchte, als der der kein Problem hat sich gleich in der ersten Schulwoche zu prügeln. Aber es verletzt auch ihn das Keiji ihm nicht vertraut, was Keijis komische Wortwahl nicht gerade einfacher macht. Er gibt ihm danach eine Aufgabe, die lautet: Zeig mir das ich deinen Worten vertrauen kann. Es ist in diesem Kapitel der große Knackpunkt und ein starkes Defizite auf beiden Seiten.
Ich bin gespannt welche Taten Keiji folgen lassen wird.

Liebe Grüße Fortuna
Von:  Laniechan
2010-11-10T21:09:46+00:00 10.11.2010 22:09
endlich durch *uff* das war ein marathon. alles nochmal gelesen und dann weiterlesen. aber jetzt hab ich wieder anschluss. yeah, da passiert endlich mal was. leroy ist mittlerweile mein liebling. kleine eisprinzessin xD. ich bin zu müde, um mehr zu schreiben aber dann beim nächsten kapi.
Von:  Fortuna_Dragon
2010-11-08T22:21:20+00:00 08.11.2010 23:21
Hallo ! ^^

Es ist ganz schön hart zu welchen Maßnahmen der Schülerrat greifen will, aber auch verständlich. Schließlich kann er nicht jeder angreifen bloss weil er mit Keiji reden will. Und irgendwie müssen sie ihn für sein Kindergarten verhalten bestrafen auch wenn sie nicht wissen was dahinter steckt.
Keiji fühlt sich als Leroys für ihn verantwortlich, weswegen er sich nochmal nachdem er ihm eine Abfuhr erteilt hat auf ihn zugeht. Er scheint auch der einzige zu sein der überhaupt Einfluss im Internatsleben auf ihn hat. Der Kuss hat ihn ziemlich überrumpelt und überrascht. Allein das er danach aus der Situation flüchte zeigt das deutlich. Ich bin sehr gespannt darauf was er aus diesem Geständnis und dem damit verbunden Angebot macht.

Liebe Grüße Fortuna
Von:  Fortuna_Dragon
2010-11-06T19:24:24+00:00 06.11.2010 20:24
Hallo !^^

Es ist schön zu sehen, dass Sean und Randy sich doch verstehen. Ihr zugegebenermaßen komischer Start hat das ja nicht gerade vereinfacht. Aber wenn Randy sogar von sich aus Kontakt mit ihm sucht ist das denke ich ein gutes Zeichen.
Irgendwie scheinen sie sich wirklich vermisst zu haben, wenn sie sich sogar trotz Ermahnung prügeln, aber das hat die Beiden ja noch nie gestört. Daniel ist auch verständlcher weise total genervt, aber wer wäre das in seiner Position nicht.
Ich finde es bewundernswert das Keiji die Hoffunug noch nicht aufgegeben hat und trotzdem mit seinem Mitbewohner über seine Prügeleien diskutiert und ihn immer wieder ermahnt.
Zur anderen Sache kan ich nur sagen; GOOOO Keiji, gibs ihm!!
Wenn Leroy meint wegen seines Ansehens so reagieren zu müssen muss er die Konzequenzen aus seinem Handeln ziehen. Das die Beiden trotzdem reden müssen ist klar und darauf bin ich schon sehr gespannt. Sowohl das Gespräch als auch dessen Ausgang.

Liebe Grüße Fortuna


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