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Stätte des Grauens

von

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1.September 1939 ( Küche von Familie Salem)
 

Elvira Salem stand am Herd und schälte Kartoffeln. Am Tisch in der Küche saßen die Kinder über ihren Hausarbeiten. Leo, der Ältere der beiden war mittlerweile 11 Jahre alt. Maria die kleine 8. Elvira nannte sie immer noch die Kleine, obwohl sie ihren älteren Bruder fast von der Größe her eingeholt hatte. Das Radio spielte ein Lied von den Comedian Harmonists. Zu jeder vollen Stunde

wurden Nachrichten verlesen. Plötzlich verstummte die Musik unerwartet.

Ein Mann meldete sich zu Wort; er sprach; "Wir unterbrechen unser Programm für eine wichtige Meldung. Wie soeben von der Regierung bekannt gegeben wurde hatt Großdeutschland unter der Führung von Reichskanzler Adolf Hilter uns Polen den Krieg erklärt. Der Präsident hatt in einer Ansprache aber versichert das zur Zeit noch keinerlei Gefahr für die Zivilbevölkerung besteht.

Bleiben sie deshalb wenn es geht zu Hause und unternehmen sie keine größeren Reisen im Land. Wir werden sie bei gegebenem Anlass weiter informieren." Jäh setzte die Musik wieder ein.

Elvira Salem hatte die Hand mit dem Kartoffelmesser sinken lassen. Dann ging sie zum Radio und schaltete es mit betroffenem Gesicht aus.

Auch die Kinder hatten die Worte des Sprechers gehört. Stumm und verwundert schauten sich jetzt alle an, fragende Blicke gingen in der kleinen Küche hin und her.

"Mama, ist jetzt Krieg?" fragte Maria ihre Mutter. "Müssen wir jetzt alle sterben?"

Elvira lächelte ein gezwungenes lächeln. Sie legte das Kartoffelmesser zur seite und ging zu den Kindern an den Küchentisch. Sie legte ihre Hand auf den Kopf ihrer Tochter und sprach; "Nein mein Schatz, so wie es der Radiosprecher gesagt hatt ist jetzt Krieg hier bei uns,aber deshalb müßen wir doch nicht gleich alle sterben, hab mal keine Angst deshalb, ich denke das alles gut werden wird." "Aber wenn diese Deutschen hierher zu uns kommen?" fiel Leo seiner Mutter ins Wort."Sie werden schon nicht zu uns kommen,ich hoffe es zumindest Leo." Der Junge schaute seine Mutter mit großen Augen an.

"Der Lehrer hatt in der Schule gesagt das vielleicht der zweite Weltkrieg bevorsteht,was ist dann Mutti?" Elvira legte auch ihrem Sohn eine Hand auf den Kopf. "Wir werden am Sontag in die Synagoge gehen und Beten das es nicht soweit kommt, Gott wird uns beistehen, du mußt nur fest daran glauben Leo ,dann hilft er uns auch diese sache zu durchstehen."

Vorerst beruhigt vertiefte sich Leo wieder in seine Schreibarbeit.

Elvira horchte auf. Es hatte an der Korridortüre geklopft. Sie wischte sich noch einmal die feuchten Hände an der Schürze trocken, dann ging sie hinaus.

Sie öfnette die Türe. Es war Salomon. Mit betroffenem Blick kam er herein.

"Warum bist du schon da? fragte Elvira ihren Mann, es ist doch erst....kurz nach zwei!" Er folgte ihr in die Küche. "Wir wurden alle nach Hause geschickt,

hast du es gehört, der Krieg ist ausgebrochen, jetzt ist es offiziel!"

"Ja, gerade eben haben sie es im Radio gesagt, ich kann es aber immer noch nicht richtig glauben." "Doch doch," endgegnette Salomon, "der liebe Chef Herr Langbein war vollkommen konfus heute Mittag, er hatt alle heimgeschikt, der Schreck über das alles, weist du." Ungläubig schaute Elvira ihren Mann an. Er spürte ihren Blick, spürte ihren Unglauben über die Reaktion seines Chefs.

"Du mußt das verstehen Elvira, er hatt den ersten Weltkrieg mitgemacht, alls Soldat, die Nachricht von diesem Krieg ist sehr schwehr für Herrn Langbein zu verkraften. Es war wie ein Schock für ihn, eigentlich für uns alle." Sie setzten sich an den Tisch zu ihren Kindern. "Er hatt gesagt

das uns allen sehr schwehre Zeiten bevorstehen, uns Polen, vor allem aber uns in der Jüdischen Gemeinde." Elvira nickte. "Er wird wohl recht haben, der Herr Langbein, ein Krieg ist halt nie etwas leichtes, ich hab zwar auch noch keinen erlebt, aber es muß doch furchtbar sein." Salomon nickte. "Was auch kommen mag, wir werden zusammen halten, werden gegen diese Deutschen angehen bis zuletzt, und wenn ich selbst eine Waffe in die Hand nehmen muß, egal,ich werde uns verteidigen bis zum letzten Blutstropfen." Leo blickte aus seinem Buch auf, blickte seinen Vater an. "Was wollen die Deutschen überhaupt von uns?" Salomon zuckte seine Schultern in die Höhe. "Was werden sie wollen, Land wollen sie, Land das ihnen nicht gehört, sie sind Diebe, dieser Hitler ist ein Dieb, er ist nicht bei Trost sagen viele in der Firma, er sei verrückt."

"Ich habe Angst Papa," fiel Maria die Kleine ins Wort. "Was passiert wenn sie hier her kommen?" "Es wird schon nicht soweit kommen, mach dir da mal keine Sorgen Kind." Salomon schaute recht betroffen. Viele seiner Kollegen hatten die schlimmsten Befürchtungen ausgesprochen, hatten darüber geredet das die Deutschen nichts gutes im Schilde führten, Gerüchte über ein bevorstehendes Weltreich Deutschland hatten die Runde gemacht, dieser Reichskanzler hatte in einem Buch prophezeit das er der alleinige Herrscher über die Welt werden wollte, mit allen mitteln die ihm zur Verfügung standen. Salomon schauderte bei dem Gedanken daran unter einer Deutschen Herrschaft leben zu müßen. Er wußte, die Schmäh die man den Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg angetan hatte war ungesühnt geblieben bis jetzt,was wenn die Prophezeihungen dieses Hitlers keine leeren Phrasen blieben, wenn er es Ernst meinte mit seiner Weltherrschaft? In Gedanken versunken saß Salomon am Tisch. Er versuchte von diesen furchtbaren Gedanken weg zu kommen, an etwas anderes zu denken,aber es ließ ihn nicht los . Er dachte an die Zukunft, an seine und die seiner Familie. Innständig hoffte er das sich alles zum guten wendete. Leise betete er an Gott den Allmächtigen. Ein kurzer Vers fiel ihm ein. (Nichts tröstet mächtiger alls die Gewißheit ,mitten im Elend von der liebe Gottes umgeben zu werden.)Noch ging es Salomon und seiner Familie verhältnismäßig gut, was aber wenn die Deutschen einrückten? Wie gut, dachte sich Salomon, das man die Zukunft nicht vorhersehen kann, alles liegt in Gottes Händen, nur er weiß wie es weitergeht, und wir, wir leben danach.



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