Zum Inhalt der Seite

SCHULDIG

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Weiß Kreuz und all die süßen -und auch nicht so süßen- Charaktere daraus gehören nicht mir, ich leihe sie mir nur aus, um hinterhältige Sachen mit ihnen zu machen. Ich mache damit kein Geld bla bla bla. Ich glaube, den Rest kann ich mir sparen, weil das ja eh schon jeder weiß, ne? ^^;

Also, der Titel passt vielleicht nicht ganz zur Fanfiction, aber mir fiel gerade kein besserer ein... Und wehe einer von euch schreibt mir hier kein Kommentar dazu!! Los, ihr Kritiker, ich weiß genau dass ihr da draußen sitzt!! Schreibt mir eure Meinungen, Verbesserungsvorschläge, Kritik etc.

OK, genug der Rede, hier ist das Fanfic! ^-^
 


 

SCHULDIG
 

Pang! Pang! Immer wieder viel der Golfschläger in Takatoris Hand auf mich herab. Abwechselnd bei mir und Farfarello. Aber dem Psychopathen machte das ja nichts aus. Im Gegensatz zu mir spürte dieser den Schmerz ja nicht!! Aber ich war einfach zu stolz um Schwäche zu zeigen. Niemals würde ich vor Takatori klein beigeben! Vor allem nicht, wenn Brad dabei stand. Vorher würde ich eher sterben!! -was wohl bald der Fall sein würde. Takatori hörte nicht auf, weiter auf mich einzuschlagen, als wäre ich ein Stück Dreck oder weniger... Gut, ich und Farf, wir hatten seine Tochter umgebracht. Mal ganz von der Tatsache abgesehen, dass ich dieses kleine Luder sowieso nicht hatte ausstehen könne, war das ganze doch ein Unfall gewesen. Sie war eben zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Wenn sie sich nicht in diesen kleinen Weiß-Kerl verliebt hätte...Tse! Wie hieß er noch gleich? Omi?! Naja, da das ja sowieso ein Verwandter von ihr war, war es doch für beide besser gewesen! Pah! Ich weiß nun wirklich nicht, was Alle haben. Und deshalb sollte ich jetzt hier zu Tode geprügelt werden?! Pang! Mein Gesicht war schon ganz angeschwollen und heiß. Es war bestimmt kein schöner Anblick.. Hssh! Es hatte gebrannt... Bestimmt waren einige Knochen angebrochen... Sheesh! Ein Wunder, wenn ich diesen Tag hier noch überleben würde. So wie es aussah, würde Takatori wohl in nächster Zeit noch nicht damit aufhören...

Ah... Mir wurde schon ganz schwarz vor Augen. Noch ein bißchen und ich würde meine Besinnung verlieren... Immer weiter schlug der Golfschläger auf mich ein... Pang! Pang! -und plötzlich hörte es auf. Ich war zu schwach, um meine Augen noch einmal zu öffnen, aber ich vernahm vom Weitem her noch Brads Stimme. Er sagte Takatori es sei nicht unsere sondern die Schuld der Weiß-Leute, dass seine Tochter nun Tod sei... Crawford log, und Takatori glaubte ihm... Er schien sich zu beruhigen und verließ schließlich den Raum. Erleichtert atmete ich auf. Ich konnte es bis jetzt zwar noch nicht fertigbringen mich zu rühren, oder mein Gesicht zu verziehen, aber ich war froh, dass die Schläge nun aufhörten...

Als die Schwärze allmählich wieder aus meinem Gesicht zu verschwinden schien und ich es irgendwie fertig brachte doch den Blick zu heben, blickte ich direkt in ein strenges Gesicht, dass von kurzen, gepflegten Haaren eingerahmt wurde -und in die kältesten Augen, die ich seit langem gesehen hatte. Brads Augen. "Steh auf, Schuldig. Nimm' das nicht zu persönlich. Ich habe dich nicht gerettet, weil ich etwa Mitleid mit dir habe, sondern weil ich deine Fähigkeiten schätze und es nicht riskieren möchte jemanden wie dich wegen einer Laune heraus zu verlieren." Und damit ging er. Farfarello warf mir noch einen kurzen mitleidigen Blick zu und wandte sich dann um, um hinter Crawford her zu trotten. Nagi wandte sich kurz vor der Tür noch einmal um und reichte mir aufhelfend die Hand hin. Wütend stieß ich sie zur Seite und stand wankend auf. Ich konnte mich kaum noch halten, aber ich war sauer. Sauer auf Reiji, weil er mich geschlagen hatte, sauer auf Crawford, weil er mich vor allen als einen Trottel dargestellt hatte, der sich nicht einmal selbst helfen konnte, sauer auf Farfarello, dass er nichts gesagt hatte und auch sauer auf Nagi, dass er -ein jüngeres Mitglied als ich- mir aufhelfen wollte. Niemand würde mich mehr ernst nehmen! Wütend stapfte ich auf die Tür zu und wäre fast in ihren Rahmen gelaufen. Keuchend hielt ich mich daran fest und schloss die Augen. "Ist alles in Ordnung? Soll ich einen Arzt rufen? Ich kann au- ""NAGI,HALT DEN MUND!! LASS MICH IN RUHE!!" Mit dem letzten bißchen Kraft, das ich noch hatte, stieß ich mich ab, warf Nagi noch einen letzten, bösen Blick zu und ging dann endgültig raus.

Ich ging nicht erst in mein Zimmer, wie ich vorgehabt hatte, sondern wandte mich direkt nach draußen. Ich musste mich jetzt abreagieren.

Es war noch dunkel draußen, mitten in der Nacht. Mit schlürfenden Schritten schritt ich durch die fast leeren Straßen. Nur hier und da waren noch Leute unterwegs. Ich sah' ihre neugierigen Blicke, wenn sie mich erblickten und ich hörte ihre Gedanken... //Komischer Punk. Was der wohl hier will...?// //Wow, ist das ein hübscher Bishonen! Vielleicht sollte ich ihm hinterher laufen. Da vorne, bei der nächsten Ecke dann...// Ich musste unwillkürlich lachen, als ich die Gedanken vernahm und feststellen musste, dass sie von einem Mann stammten. Kurz schaute ich mich um und erblickte auch gleich die gesuchte Person. Verschmitzt zwinkerte ich ihm zu und winkte kurz mit meiner Hand, bevor ich meinen Weg fortsetzte. Ich hatte schon vor einiger Zeit bemerkt, dass ich nicht nur anziehend auf Frauen wirkte. Und oft hatte ich es auch schon ausgenutzt. Die Männer waren dann meist zu betrunken um sich am nächsten Tag noch an mich zu erinnern, geschweige denn, wo das ganze Geld von ihnen geblieben war. Brad hatte nie gefragt, wo ich das ganze Geld immer her hatte. Natürlich musste ihm aufgefallen sein, dass ich oft mehr Geld ausgab, als ich eigentlich haben durfte. Aber er kümmerte sich nicht darum. Sowenig wie er sich überhaupt um irgend jemanden oder etwas kümmerte, was nicht mit seiner Arbeit zu tun hatte. Manchmal bezweifelte ich, dass er überhaupt irgend eine Art von Gefühlen besaß.

Ohne ein Zutun, hatten meine Beine mich weiter in die Stadt geführt, bis hin zu einer modernen Disko -einer meiner Stammplätze. Ich war gerne in Diskotheken. Da schrieb' mir niemand etwas vor, und ich konnte meinen ganzen Frust rauslassen und mich ablenken. Genau das, was ich jetzt gebrauchen konnte!

Ohne zu überlegen lenkte ich meine Schritte in Richtung Eingang. Der Portier war ein anderer als sonst. Aber bezahlen würde ich trotzdem nicht. Mit einem verschmitzten Lächeln schritt ich direkt auf ihn zu und drang in seine Gedanken ein, ohne mich großartig anzustrengen.

"Hi! Das Übliche, wie immer!" , sagte ich und wollte an ihm vorbei gehen, doch er hielt mich fest. "Hey! Mir ist ja egal, wie das hier sonst so bei dir läuft und was die anderen sagen, aber ich habe strickte Anweisungen von Oben niemanden ohne Bezahlung hier durchlaufen zu lassen!" Ich hatte meine Information. Es war ganz einfach. Ich würde ihn nicht einmal mental dazu zwingen müssen. "Nun, dass würde mir aber echt leid tun. Ich meine, was wird wohl Tomoyo dazu sagen, wenn sie erfährt, was du letzte Nacht mit Sayuki getrieben hast." "W-Woher... weißt du das?!" Schnapp. Der Köder hat angebissen. Verschmitzt schmunzelte ich in mich hinein. "Aber ganz im Ernst. Wie wird sie wohl reagieren, dass du sie betrogen hast. Dass du gar keinen Termin mit deinem Chef hattest. Und dieses Essen mit ihm, dass ja gar nicht statt gefunden hat. Stell dir nur vor, sie erfährt, dass du ihr das vorgetäuscht hast, nur um sie mit einer anderen Frau zu hintergehen... Tse, tse, tse! Arme, arme Tomoyo..." Ich legte das breiteste Grinsen auf, wozu ich imstande war, als der Portier wimmernd vor mir zusammenschrumpfte. Seine Augen waren ganz dunkel und er schwitze, doch ich ließ ihn erbarmungslos leiden! Ich ließ seinen Puls noch etwas heftiger schlagen und sein Gewissen schließlich den Rest erledigen. "Bitte!!! Ich bitte Sie!! Wer auch immer Sie sein mögen, er...erzählen Sie Tomoyo nichts davon! Ich tue auch Alles, was Sie wollen!!!"
 

Mit einem zufriedenem Lächeln und einer deutlich schwereren Brieftasche als vorher schlenderte ich durch die Diskothek. Es waren viele Leute da. Verzweifelte Leute. Meine Schritte lenkten mich wie immer sofort zur Theke, wo ich auch erst einmal einen Tequilla bestellte. Ich drehte mich um und stellte mich dann schließlich so hin, dass man schon blind sein müsste um meine herausfordernde Art falsch zu deuten. Ich WOLLTE mich heute abend amüsieren. Alles raus lassen. Ich kippte mein Glas mit einem Zug hinunter und bekam sofort ein neues. "Die Rechnung geht an den jungen Mann da vorne, Sir", sagte der Kellner und deutete auf einen jungen Mann von etwa 20 Jahren an der gegenüberliegenden Seite der Theke. Ich zwinkerte ihm zu und setzte mein übliches, überhebliches Grinsen auf. Und sofort erhob sich mein Gegenüber und bahnte sich einen Weg zu mir hinüber. Das ging schnell, dachte ich. Kurze Zeit später stand er schließlich vor mir. Er hatte kurzgeschnittenes, braunes Haar und eine Brille. Er wirkte ein bißchen schüchtern und trug einen Anzug, der wohl ungefähr der Hälfte meines monatlichen Einkommens entsprechen dürfte -was nicht gerade wenig war. Auf eine schwer zu deutende Weise erinnerte mich dieser Kerl an Brad, meinen ach-so-tollen Anführer. Nur dass er nicht diesen eiskalten Blick trug und seine Haare etwas wüster aussahen, als die von Crawford. Die Sache fing an mir zu gefallen! Ich grinste noch breiter. "Yo! Danke, Kerl!!", sagte ich, einfach um ein Gespräch anzufangen. "Klar, immer doch." Gut, die erste Hürde war überwunden. Der Kerl wirkte auch schon etwas lockerer als am Anfang. Nicht mehr so verkrampft. "Wollen wir tanzen, -" "Schuldig, meine Freunde nennen mich Schuldig." "Gut, wollen wir also tanzen, Schuldig?" "Klar doch" Und schon zerrte ich ihn in das Chaos aus Menschenleibern, die sich vergeblich bemühten zu tanzen. Ich schob mich so nah an ihn heran, dass ich seinen Atem schon im Gesicht spürte und er zog hörbar die Luft ein. Ich konnte spüren, wie sein Puls schneller wurde. Perfekt! Mit meinen Armen und Händen glitt ich an seinem Rücken entlang und ließ sie schließlich auf seinem Hinterteil ruhen, wobei ich mich geschmeidig zu der Musik bewegte. Er war mir praktisch schon ausgeliefert! ^_______^ "Schu-Schuldig!", flüsterte Kensuke -dass entnahm ich seinen Gedanken- in mein Ohr. "Ja, Kensuke! Das gefällt dir, nicht war?!" "Woher weißt du....?" "Woher ich weiß wie du heißt? Spielt das denn noch eine Rolle?" , murmelte ich und hielt es schließlich für an der Zeit um weiter zu gehen. Kurz blickte ich ihm verschwörerisch in die Augen und presste dann meine Lippen auf die seinen. Zuerst war es ein gewaltsamer Kuss, weil er nicht darauf gefasst war, aber als er sich dann schließlich seiner Situation bewusst war begann er stürmisch zu erwidern. Seine Zunge explodierte förmlich in meinem Mund und untersuchte jeden Winkel. Lange küssten wir uns, und Kensuke wollte einfach nicht genug kriegen. Aber -dass musste ich doch zugeben- er war ein guter Küsser. Ich tastete mit meiner rechten Hand seinen Körper entlang und fand schließlich auch, wonach ich gesucht hatte. Mit einer gekonnten Bewegung verschwand sie unter seinem Gürtel, und Kensuke stieß ein überraschtes Keuchen aus. "JA!!", stöhnte er. Ich hielt es für angemessen, vorher noch etwas zu trinken. Ich hatte nicht gerne Sex mit fremden Leuten, wenn sie noch bei vollem Bewusstsein waren. Die stellten zu viele Fragen... "Das Stärkste, was ihr habt!", rief ich dem Kellner zu.
 

~*~
 

Als ich mir schließlich vollkommen sicher war, dass Kensuke wirklich sturzbetrunken war, fragte ich bei der Verwaltung um eines der Extrazimmer. Die Frau grinste nur, als sie mich mit Kensuke sah, und gab mir den Schlüssel für das vorletzte Zimmer im Flur! Mit einem breitem Lächeln überreichte sie mir dann noch ihre Visitenkarte und Telefonnummer und verschwand in Richtung Theke. Hm, sie war wohl auch neu hier.

Ich erinnerte mich schon öfters in diesem Zimmer gewesen zu sein und unwillkürlich kamen Gedanken und Erinnerungen an frühere Frauen und Männern hoch, mit denen ich schon hier geschlafen hatte. "He...Scchhu-Schu... Bissu berreid...?" Er kam mir jetzt schon immer mehr vor wie Crawford, weil seine Haare nun vom Schweiß ziemlich nass geworden waren und ihn streng am Kopf und im Gesicht lagen und viel dunkler wirkten. Ich hatte die lustige Impression einen jüngeren und sturzbetrunkenen Brad vor mir stehen zu haben. Ich fand den Gedanken lustig. Und er gefiel mir. Die Vorstellung den kaltherzigen Crawford, der keine Gefühle zu haben schien verführen zu können reizte mich und ich konnte es jetzt kaum noch aushalten. Ich wollte ihn ja warten lassen und ihn quälen indem ich vorher noch unter die Dusche ging, doch meine eigenen Gedanken erregten mich dermaßen, dass ich einfach nicht konnte und mich zu Kensuke umdrehte und ihn aufs Bett warf. Gierig machte ich mich an seinem Hemd zu schaffen und begann mit flatternden Fingern es aufzuknöpfen. Die letzten Knöpfe riss ich schließlich aus purer Ungeduldigkeit auseinander. Meine Augen flogen über den nackten Oberkörper und begutachteten sogar die hintersten stellen. Hm, ich fing schon jetzt an, ihn zu verschlingen. Mein Mund senkte sich auf seine Brust und ich fuhr mit meiner Zunge über seine salzige Haut, während sich meine Hände an seiner Hose zu schaffen machten.

Kensuke stöhnte laut auf als ich schließlich einen Nippel seiner Brust zwischen meine Zähne nahm.
 

~*~
 

Es dämmerte schon, als ich das Zimmer verließ und mich in Richtung Ausgang begab. Es war eine erfolgreiche Nacht gewesen. Ich hatte Alles aus Kensuke rausgeholt, was ich nur konnte und wir hatten es wirklich lange getrieben. Mein Hintern wird mir wohl die nächsten Tage zu schaffen machen, dachte ich, als ich die Treppe hinunterging. Dazu kam, dass ich nun die unzähligen blauen Flecke und Prellungen spürte, die mir Takatori zugesetzt hatte. Dieser Bastard! Soll bloß froh sein, dass ich mir nichts gebrochen habe!!

Unten angekommen warf ich noch einen kurzen Blick auf die Tanzfläche und zur Theke hin. Die meisten Gäste waren schon längst gegangen, oder hatten sich wie Kensuke und ich in eines der anderen Zimmer zurückgezogen. Nur ein paar wirklich hoffnungslose Draufgänger tanzten immer noch im Takt der Technomusik, aber auch ihre Bewegungen wirkten schon abgehackt. Wahrscheinlich, dachte ich, hält sie nur der Alkohol auf den Beinen. In den Gedanken einiger laß ich die Verzweiflung. Sie würden sich heute wohl umbringen. Tse! Wieder ein paar Säufer weniger. Wen stört's schon?! Ich musste plötzlich daran denken, dass es eine Zeit gegeben hatte, wo ich selbst noch zu dieser Art von Säufern und sexsüchtigen Leuten gehört hatte. Doch das war, bevor ich zu Schwarz gekommen war. Jetzt... Ein Grinsen spielte sich um meine Lippen als ich das pralle Bündel von Banknoten in meiner Tasche spürte. Armer Kensuke, wenn er später aufwachte, dass die eine Seite des Bettes genauso leer war, wie auch sein Portemonnaie... Er würde sich nicht an mich erinnern. Nicht wissen, mit wem er geschlafen hatte. Und das war auch gut so. Denn sonst, würde ich ihn töten...

Ich schlenderte durch die Straßen. Zurück zum Hauptquartier. Ich war müde, und wollte jetzt nur noch schlafen... Es war mir schon schwergefallen die Augen offen zu halten und zu warten, dass Kensuke in die Welt der Träume tauchte um mich dann auch davon zu vergewissern, dass er sobald nicht wieder aufstehen würde. Und jetzt brauchte ich meine Ruhe. Ich hatte mich soweit abreagiert, dass ich den nächsten Tag überstehen würde, ohne Takatori oder jemand anderem dass Gesicht einzuschlagen. Aber es würde nicht ewig andauern, das wusste ich...

Endlich erreichte ich schließlich das Hauptquartier und schob mich leise durch die Eingangstür. Gerade wollte ich nach oben zu meinem Zimmer laufen, als ich bemerkte, dass im Wohnzimmer noch Licht brannte. Wer ist um 5.00 Uhr morgens schon wach? -oder noch! Meine Neugier siegte über meine Müdigkeit und ich ging los ins Wohnzimmer um zu sehen, wer zu dieser frühen Stunde noch da war -und erlebte eine Überraschung! Auf dem Sofa im Schneidersitz saß Crawford. Er war eingeschlafen, aber wohl eher unfreiwillig. Es sah eher so aus, als hätte er auf jemanden gewartet. Auf mich?, überlegte ich. Nein, das konnte nicht sein. Warum hätte er schon auf mich warten sollen...?!

Langsam näherte ich mich dem Sofa. Crawfords Gesichtszüge hatten im Schlaf einen ruhigen und entspannten Ausdruck angenommen. Nicht mehr so ernst wie sonst, richtig niedlich. Ich musste stark an Kensuke denken. Jetzt sahen sie sich noch ähnlicher. Hsh! Warum dachte ich sowas?! Warum bezeichnete ich Crawford jetzt schon als, als...SÜSS?! Jeden, aber nicht Crawford!! Gut, Takatori natürlich auch nicht...^^' Und trotzdem verspürte ich ganz plötzlich das Bedürfnis mich vorzulehnen und seine Wange zu streicheln. Ihm seine Haarstränen, die ihm im Schlaf ins Gesicht gefallen waren zurückzulegen. Ihm seine Brille abzunehmen. Und seine Lippen, diese vollen geschmeidigen Lippen... Sie schienen nur darauf zu warten, von mir in Besitz genommen zu werden!

Langsam streckte ich meine Hand aus und näherte mich seinem Gesicht und dann -öffnete Brad plötzlich seine Augen! Sein Blick spiegelte erst Verwirrung und Unsicherheit wider, aber dann erschien wieder dieser kalte unberechenbare Ausdruck in ihnen, der mich immer so erschütterte. Mit einem kräftigen Ruck warf er meine Hand, die immer noch vor seinem Gesicht verharrte, zur Seite und stand auf. Er drehte sich zu mir um und musterte mich von oben bis unten und rümpfte schließlich seine Nase. "So, da bist du also. Wo warst du?! Nein, sag' nichts, ich kann es mir schon fast denken. Findest du dieses Verhalten richtig?!" Irrte ich mich, oder meinte ich in seiner Stimme Sorge zu vernehmen. Sorgen, um mich? Ich war nun völlig verwirrt. Aber natürlich wollte ich mir um keinen Preis etwas anmerken lassen. Ich setzte mein übliches, unwirkliches Lächeln auf und hakte meine Hände in meine Hüfte ein -eine provozierende Haltung, die zu mir passte. "Ah, muss ich dem Boss jetzt also schon immer Berichten., wo ich mich aufhalte? Wie war das mit der Privatsphäre? Du spielst jetzt neuerdings also einen auf Kindermädchen, ja? Tse!" "Es ist mir ganz egal, wie und wo du deine freie Zeit verbringst! Aber wenn sich das auf deine Arbeit auswirkt, dann kann ich das nicht dulden! So, wie du jetzt aussiehst, bist du morgen oder wohl eher schon heute nicht zu gebrauchen! Und wir müssen das dann ausbaden! Ich will in Zukunft wissen, wohin du gehst, und wie lange du vorhast wegzubleiben, damit ich beruh- ,damit ich weiß, wo du bist, um dich im Notfall zu kontaktieren." Crawford war jetzt knallrot. Er hatte sich verplappert. Eigentlich hatte er etwas ganz anderes sagen wollen. Ich versuchte in seine Gedanken zu dringen. Ich wollte wissen, was das ganze zu bedeuten hatte. Langsam streckte ich meine mentalen Fühler aus, um nach seinem Geist zu greifen, doch Brad blockte wie immer ab, ohne dass ich auch nur eine einzige Information erhalten hatte. Xo! "Und wage es nicht noch einmal meine Gedanken zu lesen, verstanden?! Du wirst morgen arbeiten und es ist mir ganz egal, ob du müde bist, oder nicht. Du stehst auf!! Gute Nacht!" Und damit wandte er sich um und verließ den Raum.
 

~*~
 

Pang! Pang! "SCHULDIG!!" Pang! Pang! "MACH' DIE VERDAMMTE TÜR AUF, SCHULDIG!!" Pang! Pang! Und wieder schlug er gegen die Tür. Auch das war normal. Ich hatte mich schon immer gewundert, wann meine Tür wohl aus den Angeln springen oder ganz einfach zerbrechen würde. Ich hatte es mir zu einer Gewohnheit gemacht, meine Tür nachts abzuschließen, seitdem ich eines Nachts aufgewacht bin und feststellen musste, dass Farf in meinem Bett lag und mir ein Messer an die Kehle hielt. Bei dem Psychopathen weiß man nie genau. Er musste wohl in der Nacht schlafwandeln, oder so und irgendein Idiot hatte wohl nicht richtig darauf geachtet, ihn in seiner Zelle anzubinden. Und ich hatte es wieder ausbaden müssen! Tse! Zu allem Überfluss hatte Crawford dann noch gemeint, es wäre meine Schuld gewesen... Immer beschuldigte er mich für alles! Nagi war zu klein um Verantwortung tragen zu können und Farf zu verrückt... Blöder Crawford! Sollte er doch jetzt so lange an der Tür klopfen, wie er will!

Ich wusste dass ich Crawford nur noch wütender machen würde, wenn ich nicht reagieren würde, aber das war mir jetzt egal. Ich war müde, basta! Außerdem hatte ich einen Kater...

PANG! Ein letztes Mal noch klopfte es hart gegen meine Tür, dann entfernten sich Brads Schritte. Er hatte schon aufgegeben? So schnell? Na, sollte mir nur Recht sein. Mit einem müden Schnaufen, haute ich meinen Kopf unter mein Kissen und verschränkte die Arme darüber. Schlafen...

"Nagi! Los!" Und plötzlich klickte es kurz und meine Tür sprang mit einem leichten Zittern auf. "...du kannst schon mal vorgehen, Nagi." Ich konnte durch den Stoff des Kissens hören, wie sich leichte Kinderfüße entfernten und schwere, harte Schritte sich ihren Weg in mein Zimmer bahnten "Steh jetzt auf der Stelle auf Schuldi-" und dann abrupt stehen blieben. Plötzlich war es so leise im Zimmer, dass ich meinte Crawfords Herzschlag hören zu müssen. Ich konnte die Spannung in der Luft plötzlich fühlen. Ich hörte, wie Crawford stark schluckte, dann nahm ich die Arme vom Kissen und richtete mich schließlich doch auf.

Brad war einige Schritte nachdem er mein Zimmer betreten hatte stehengeblieben und starrte mich an. Zumindest nahm ich an, dass es sich um ihn handelte! Die Person, die mich durch handtellergroße Augen anstarrte war knallrot und völlig aus der Fassung. Ich konnte schwören, ihn niemals vorher so gesehen zu haben. Doch als ich seinem Blick folgte, verstand ich auch sein Benehmen recht gut!

Da es mitten im Sommer war und damit die Luft auch ziemlich heiß war, hatte ich es vorgezogen mich nackt schlafen zu legen. Das konnte ich ja auch. Schließlich schloss ich mein Zimmer immer ab, und konnte bisher so immer vermeiden, von anderen angestarrt oder erwischt zu werden. Bisher! Zu allem Überfluss hatte ich mich in der Nacht wohl mehr bewegt, als ich dachte und so war mir meine Decke zu Boden gefallen. Oder anders ausgedrückt: Ich saß nackt meinem Chef gegenüber!! "ARGH!!" Ich riss die Decke vom Boden und riskierte damit mich halb aufzusetzen und vorzubeugen. Fehler! Aus Brads Nase schoss regelrecht eine Blutfontaine und er hatte es plötzlich ganz eilig aus meinem Zimmer zu komme. Beim Rausstolpern krächzte er noch etwas, was man mit gutem Willen als "Gomen nasai" einstufen konnte, bevor er schließlich ganz verschwand und meine Zimmertür ins Schloss schmiss. "FUUUCK!!!"
 

~*~
 

Nagi und Farfarello warteten schon im Wohnzimmer und blickten auf, als ich das Zimmer betrat. Crawford war auch da. Er schaute kurz auf und drehte sich dann wieder ganz schnell weg. Er wurde rot. Es sah süß aus, wie die Röte in sein Gesicht stieg und nicht einmal seine Ohren ausließ. Ich konnte seinen rasenden Puls förmlich spüren. Der Schweiß, der ihn plötzlich bedeckte. Das kräftige Schlucken. Er war nervös. Und es gefiel mir. Crawford zeigte für gewöhnlich keine Gefühlsregungen, darum sollte ich das jetzt auch ausnutzen...

Ich ging quer durch den Raum auf Brad zu, wobei ich mich noch ausgiebig streckte, wodurch 'zufälligerweise' mein Hemd etwas weiter nach oben rutschte. Ich hätte nicht gedacht, dass Crawford noch röter werden konnte! "Hey, Braddy-Chaaan!! *yawn* Du hättest heute morgen aber wirklich nicht sofort wieder gehen müssen, ne?" Ich setzte mich auf die Lehne von Crawfords Sessel und wand mein Arm um seine Schulter. Dann näherte ich mich mit meinem Gesicht langsam seinem Ohr. So nah, dass meine Lippen es berührten, wenn ich sprach. "Das hätte wir gut ausnutzen können. Nur du und ich... Es hätte dir gefallen..." ,säuselte ich in sein Ohr. Mit einem richtigen, kleinen Aufschrei, sprang Crawford von seinem Sessel auf und starrte mich mit ungläubigen Augen an. Verwirrung spiegelte sich in ihnen wider. Und dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Von einem Augenblick zum Anderen, war er wieder der Crawford, wie wir ihn Alle kannten. Streng, ernst, unberechenbar und eiskalt. "Schuldig, was du in deinem Privatleben machst, ist mir vollkommen egal, aber halte dich während der Arbeit zurück. Sonst- " "Ja? Was sonst?", konterte ich. Ich wusste, dass er nur wieder alles runterraterte, was er sich irgendwann schon einmal ausgedacht hatte... Seine Körper versteifte sich. "Sonst muss ich andere Maßnahmen ergreifen. Und ich kann dir jetzt schon voraussagen -und dazu muss ich noch nicht mal ein Pre-coq sein- dass du irgendwann einmal heftig auf die Nase fallen wirst!!" Ich lächelte nur spöttisch. Crawford redete manchmal einen Müll zusammen. Er redete viel, aber sagte damit eigentlich gar nichts... Typisch für ihn. Seine Leier um mit Takatori fertig zu werden, dem dieses Gefasel anscheinend einfach zu hoch war. Ich blickte wieder zu Crawford, der sich jetzt wieder komplett in der Gewalt hatte. "Wir haben eine Mission. Für Schuldig hier und Farfarello eine gute Chance euren Fehler wieder gut zu machen. Wir gehen vor wie immer. Schuldig, du wirst mit mentaler Kraft nachprüfen, wer alles da ist und wo. Nagi, du gehst mit Farfarello rein und ihr beseitigt dann alles und jeden, was euch in den Weg kommt. Dann besorgt ihr das "Target". Ich warte mit Schuldig draußen und checke die Lage, damit wir keine böse Überraschung erleben. Alles klar?! Dann los, an die Arbeit!" Das war wieder Typisch Crawford. Lässt keine Fragen stellen und plant alles durch -immer nach seiner Nase. Und trotzdem folgen wir ihm... Wieso eigentlich? Bradley Crawford war ein grausamer und herzloser Mensch. Er schreckt vor keinem Skrupel zurück. Er ist ausgeklügelt und macht nie Fehler... Ich glaube, er hat noch nie jemandem ein freundliches Lächeln geschenkt. Er ist grausam zu mir. Aber zu den anderen auch. Noch nicht einmal Naoe lässt er aus, obwohl er doch der kleinste von uns ist. Und trotzdem, vielleicht ist es gerade diese Überlegenheit, die ihn uns zum Anführer macht. Ich denke, insgeheim bewundere ich ihn aber auch. Seine Fassade aus stolz und Unantastbarkeit. Nur sehr selten hatte er sich aus der Fassung bringen lassen. Ich war dann immer sehr stolz... Ein kleiner Sieg für mich gegen den Eisblock. Und, warum ich ihn wohl besonders respektiere ist, dass ich seine Gedanken nicht lesen kann. Bradley Crawford war wohl einer der wenigsten Menschen, die eine mentale Barriere aufbauen konnten und mir den Zugang versperren konnten. Wie oft hatte ich schon versucht, zu erfahren, was hinter dieser Kälte von ihm steht, wie er über andere -über mich!- denkt! Aber bisher noch vergebens...

Crawford hatte wohl noch nie einen Fehler gemacht. Zumindest nicht, seit dem wir uns kannten -und das war immerhin schon eine ganze Zeit. Aber kein Mensch war Fehlerfrei. Auch Crawford würde irgendwann einmal einen Fehler machen. Und wenn diese Zeit kommen wird, dann werde ich da sein, um ihn aus seinen Fehlern lernen zu lassen, jawohl!!
 

~*~
 

Ich musste natürlich wieder hinten sitzen -und aufpassen, dass der Psycho neben mir keinen Unsinn machte. Manchmal beneidete ich Nagi darum der jüngste zu sein... Brad saß vor mir am Steuer. Hm, ich sah seinen Hinterkopf. Seine schönen, glattgekämmten Haare. Sie saßen immer richtig... Ich hatte plötzlich das Bedürfnis mit meiner Hand durch diese Haare zu wuscheln, sie zu berühren und zu streicheln... Aber natürlich tat ich das nicht, weil...weil...weil diese Gedanken ganz einfach absurd waren!! Wütend schüttelte ich den Kopf. Was war nur wieder in mich gefahren?! Warum entwickelte ich in letzter Zeit nur so viele Gefühle für Brad -nein, für Crawford! Und warum dachte ich dauernd an ihn! Es war zum Verzweifeln... Ich wollte es nicht. Nicht Crawford. Nicht diesen herzlosen Mann, der meine Liebe niemals erwidern würde. Meine WAS?! Liebe?! Nein, niemals!! Ich mochte diesen Kerl nicht. Der, der mir immer Probleme bereitete! Aber hieß es nicht auch, was sich neckt, das liebt sich? "NIEMALS!!!!!!!!!!!!!!!!!", schrie ich und hämmerte mit den Fäusten im Auto herum. Der Wagen geriet ins Schleudern, als Brad so plötzlich auf die Pedale trat und kam schließlich zum Stehen. Dann öffnete ein wütender Crawford die Wagentür, ging nach hinten zum Platz wo ich saß, riss die Tür auf und zerrte mich nach Draußen. Pang! Er schlug mich mitten ins Gesicht. "Verdammt noch mal, was, zum Teufel, ist los mit dir, Schuldig!!!!", schrie er mich an. Als ich nicht antwortete verpasste er mir noch einmal eine. Das Geräusch, als seine flache Hand meine Wange traf und meinen Kopf zur Seite schlug, klang hohl und tief in meinen Gedanken... Es tat weh. Nicht der Schmerz, weil er mich schlug, sondern vielmehr DASS er mich schlug. Er weckte einen bohrenden Schmerz ganz tief in meinem Herzen. Aber er weckte auch Trotz in mir. Als Crawford zum dritten Mal ausholte um mich zu schlagen, hielt ich seine Hand fest. Er hätte es voraussehen müssen, wissen müssen und ich sah in seinen Augen, dass er es auch gewusst hatte. Und trotzdem hatte er es zugelassen, dass ich ihn aufhielt. "Nicht mehr.....schlagen. Hör auf..." Das hörte sich lächerlich kindisch und erbärmlich an. Ich hatte was ganz anderes sagen wollen. Verdammt, warum hatte ich überhaupt was gesagt?! "Du bist jämmerlich! Und so willst du deine Arbeit machen?! So jemanden wie dich können wir hier nicht gebrauchen! Entweder du besserst dich oder du gehst! Denk' darüber nach! Du hast den Rest des Tages frei! Ich will dich hier nicht mehr dabei haben. Du vermasselst uns noch alles!" Und damit ging er zum Wagen zurück und ging los, ohne sich noch mal zu mir umzusehen...

"DU VERDAMMTER MISTKERL!!!!!!!!!!!!!!"
 

~*~
 

Ich hatte mich in den Keller verzogen. Nachdem ich eine Weile ziellos durch die Straßen geirrt bin und Alles und jeden angefahren habe, das mir in den Weg kam bin ich schließlich nach Hause gelaufen. Immer noch besser, als Nichts zu tun. So hatte ich wenigstens einmal Zeit für mich. Sonst war immer jemand da. Überrascht stellte ich fest, dass dies hier tatsächlich das erste Mal war, dass ich alleine hier in diesem Haus war. Plötzlich kam es mir so riesig und leer vor... Seltsam, solche Gedanken hatte ich sonst nicht. Naja, so konnte ich immerhin überall rumwühlen und nachschauen, wo ich sonst nicht hinkonnte. Der Keller gehörte zu einem solchen Bereich.

Als ich damals zu Schwarz gekommen bin und außer mir vorerst nur Crawford mit hier gewohnt hatte, hatten wir den Keller nicht genutzt. Ich wusste nicht einmal wie er aussah, vielleicht war ich ja auch nie drin gewesen, wer weiß. Damals hatten wir hier auch noch viel Platz gehabt. So ein großes Haus für nur zwei Leute. Das war hier eine Seltenheit in Japan. Ich weiß noch ganz genau, wie ich mich hier in der ersten Nacht verlaufen hatte, als ich ins Bad gehen wollte und mich schließlich in der Abstellkammer eingeschlossen hatte. Unwillkürlich musste ich grinsen. Ja, das waren noch Zeiten. Ich war klein, noch nicht einmal so alt wie Nagi jetzt. Ich hatte geweint, mich so alleine gefühlt. Das war das erste und einzige Mal gewesen, wo ich Crawford richtig warm habe lächeln gesehen. Zumindest glaube ich das. Es war schon so lange her. Hatte er wirklich gelächelt? Ich hatte geweint. Laut. Ich hatte nach meiner Mutter geschrien, aber natürlich war sie nicht gekommen... Wie auch. Und irgendwann hatte es dann an der Tür geklopft und jemand versuchte die Tür aufzubekommen. Ich hatte gehört, wie jemand meinen Namen gerufen hatte, war aber viel zu sehr in Panik um darauf zu reagieren. Irgendwann hörte das Hämmern und Zerren auf und ich dachte, man würde mich hier zurücklassen. Und dann -ganz plötzlich - brach die Tür in tausend Splittern auseinander. Ich hatte das Ganze wie in Zeitlupe erlebt. Jetzt, wo ich wieder daran dachte kamen mir die Gedanken daran vor, als wäre es erst gestern passiert. Die Tür zu der Abstellkammer zerbarst vor meinen Augen und Crawford, der sich dagegengeworfen hatte um sie aufzusprengen, kam hineingeflogen... Wie ein Engel... An den Rest konnte ich mich nicht mehr erinnern, aber ich weiß, dass dieser Abend einer der Schönsten -wenn nicht der Schönste!- Augenblicke meines Lebens in Schwarz gewesen war. Und ich würde ihn wohl niemals vergessen. Als dann erst Nagi und dann noch Farfarello dazukamen änderte sich schlagartig alles. Die Wohnung, die am Anfang noch so groß war, erwies sich nicht als ganz so gewaltig, wie ich angenommen hatte. Sie reichte, jeden von uns ein Zimmer zu bieten. Dazu zwei Badezimmer. Eins im zweiten Stock, wo Brad und ich wohnten und eine unten bei Nagi und Farf. Dann gab es noch eine Küche und ein viel zu großes Wohnzimmer -und den Keller. Nachdem wir hier so viele waren hatte Crawford beschlossen, den Keller für sich zu beanspruchen. Mit der Begründung, er hätte von uns Vieren das kleinste Zimmer genommen. Pah! Er hatte es sich damals selbst ausgesucht, schließlich war er der erste, der hier gewohnt hatte. Aber wir hatten seinen Willen trotzdem akzeptiert. Keiner von uns wusste, was sich dort unten befand, dass konnte ich in Nagis und Farfs Gedanken nachlesen, aber es musste etwas besonderes sein. Brad verbrachte immer viel Zeit alleine dort unten. Es hatte mich bis jetzt nicht bekümmert, aber nun war ich doch neugierig geworden... Ich schüttelte ärgerlich den Kopf. Ich machte mir viel zu viele Gedanken um den Kerl, der mich vor ein paar Stunden erst aus dem Wagen geworfen hatte. So ein Blödsinn!! Aber so richtig überzeugt war ich doch nicht...

Nun stand ich vor der Tür. Ich war gespannt, was sich dahinter verbergen würde. Ich drückte die Klinke nach unten. Natürlich war die Tür verschlossen. Klar. Was anderes hätte ich von einem Perfektionist wie Crawford ja auch nicht erwarten können. Aber nein, ich würde mich von einer verschlossenen Tür bestimmt nicht abhalten lassen! Da müsste schon was besseres kommen. Nicht um sonst gehöre ich zu Schwarz! Ich habe meine gesamte Kindheit auf der Straße verbracht. Da ist soetwas wie Türen aufschließen Grundwissen. Ich griff also in meine Hosentasche und förderte ein Stück Draht, das ich immer bei mir trug hervor. Perfekt! Dann öffnete ich die Tür. Mit einem hellen Klick sprang sie auf. Bevor sie sich ganz schloss, hielt ich sie noch einmal kurz auf. Türen wie solche, vor allem, wenn sie von Crawford sind, haben meistens das Fiese bei sich, dass sie sich automatisch abschließen, sobald man die Tür ganz schließt. Also vergewisserte ich mich, dass sie noch einen kleinen Spalt breit offen stand, bevor ich das Zimmer betrat.

Ich glaube, ich war auf vieles gefasst, aber nicht auf das, was sich mir eröffnete.

Der Raum war klein und besaß auch kein Fenster. Natürlich nicht, schließlich lag es im Keller. Ich schaltete das Licht ein. Es war überraschend gedämpft. Anders, als ich Brad zugedacht hätte... Ich sah' mir das Zimmer genauer an. An der einen Wand stand ein Regal, dass mit Büchern nur vollgestopft war. Aber richtige Bücher. Mit Geschichten. Keine Lehrbücher, wie sie oben in seinem eigentlichen Zimmer standen. Hauptsächlich Science-fiction. Das hätte ich nun von einem Typen wie Crawford wirklich nicht erwartet! Dann war da noch ein kleiner Holztisch. Er war bestimmt schon sehr alt, aber er trug einige sehr zarte Verzierungen und wirkte irgendwie... anziehend. Eine andere Bedeutung viel mir dafür eigentlich nicht ein. Ich fühlte mich wohl, wenn ich zu ihn hinsah. Ich stellte mir vor, wie Crawford da jetzt dransitzen würde... Auf dem Tüsch lagen einige Briefe. Hm, ich hatte bisher noch nicht einmal gewusst, dass Crawford überhaupt in der Lage war irgend etwas anderes als arbeiten zu können. Und diese Briefe waren eindeutig keine Geschäftsbriefe! Das Briefpapier, was sich auch auf dem Tisch befand, war Vanillegelb. Eine Cremefarbe, fast wie sein Anzug, den er so oft trug. Und Blumen waren darauf. Zart gezeichnete, blasse, verschnörkelte Blumen. Mit einem Mal wurde mir bewusst, wie wenig ich eigentlich über Brad wusste. Dabei lebten wir doch jetzt schon so lange hier zusammen. Ein leises Gefühl von Trauer schlich sich in meine Seele...

Aber mein eigentliches Interesse galt der dritten Sache, die den meisten Platz des Zimmers einnahm. Ein Ring; ein Kampfring! Wozu brauchte Brad Crawford einen Kampfring?! Von der Decke herab hing ein Punchingball, der schon reichlich abgenutzt aussah, und schließlich sah ich in der Ecke des Rings auch ein Paar Boxhandschuhe. Crawford... boxte? Nun war ich echt überrascht. Gut, ich hatte mich schon manchmal gefragt, wo Brad wohl seine Energie ausließ.. Aber wenn wir auf Mission waren hatte Brad bisher ja auch eigentlich nie kämpfen müssen, überlegte ich... Das machen immer die anderen für ihn. Er war eigentlich nur der Denker und Strategist, der hinter der ganzen Sache stand. Ich wusste wirklich wenig über Brad...

Als ich gerade den Ring betreten hatte und rüber zum Punchingball laufen wollte, nahm ich eine Bewegung hinter mir war. Instinktiv ließ ich mich zur Seite fallen und erging auch glatt einen Schlag in den Rücken. Überrascht und erschrocken drehte ich mich um und sah Crawford. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie er das Zimmer betreten hatte... "Ah, Crawford... Ihr seid schon zurück? So früh?" "Raus aus meinem Zimmer!! Was willst du hier?! Wieder rumschnüffeln? Oder suchst du absichtlich Ärger?! Den kannst du gerne haben!!!" Und damit griff er mich erneut an. Selbst, wenn ich gekonnt hätte, ich hätte das Zimmer gar nicht alleine verlassen können. Als ich das Zimmer betreten hatte, hatte ich extra dafür gesorgt, dass die Tür nur angelehnt war, jetzt war sie verschlossen. Und bis ich den Draht aus der Tasche geholt hatte, war Crawford schon längst wieder hinter mir, um mir eins überzubrettern. Meine einzige Chance war also entweder ihm so gut wie nur möglich auszuweichen -womit ich ihn wohl nur noch wütender machen würde- oder zu kontern! Ich entschied mich für letzteres und schlug zurück...
 

~*~
 

Wir hatten noch lange gekämpft -wirklich lange! Ich hatte mein Zeitgefühl schon lange verloren. Was ja auch ohne Fenster kein Wunder war! Aber ich hatte das sichere Gefühl, das sichere Gefühl, dass es schon spät in der Nacht sein musste. Crawford griff immer noch an. Nachdem ich ganz zu Anfang gekontert hatte, war sein Kampfgeist wohl ganz erwacht und er hatte erbarmungslos zugeschlagen. Und er war gut! Besser als ich von ihm erwartet hatte. Er musste wirklich schon lange boxen, das merkte man ihm an. Er hatte zwar von Anfang an mehr Vorteile, weil er ja in der Lage war in die Zukunft sehen zu können und damit von vornherein wusste, wann ich wie und wo zuschlagen würde, aber beim Kampf zählen schließlich die Schläge selber. Und die kamen echt hart... Schon nach den ersten Schlägen war ich fertig, aber Brad schlug erbarmungslos weiter und es sah auch nicht danach aus, als würde er so bald aufhören... Ich konnte nicht mehr. Ich hatte schon vor einer ganzen Weile aufgegeben anzugreifen, sondern mich ganz auf die Abwehr konzentriert. Aber die bröckelte nun auch bei jedem neuen Schlag zusammen. Bald würde ich nicht mehr alleine stehen können, aber würde Crawford dann aufhören?

Schützend hob ich meine arme. Ich wusste zwar, dass ich sowieso keine Chance gegen Brad hatte, aber es war einfach gewohnter Reflex. Ich hatte meine Hände vors Gesicht gehoben, um es zu schützen, und Crawfords Faust schlug kräftig in meinen Bauch. Kraftlos sank ich zusammen. Das war's jetzt. Mir war übel und ich hatte Schweiß in die Augen bekommen und konnte jetzt kaum noch sehen. Dazu schmerzte mir auch noch jeder Knochen im Leib. Der eigentliche Schmerz würde erst nachher, Stunden später kommen, aber es tat jetzt schon höllisch weh. Um den Schmerz wenigstens etwas zu lindern, blieb ich einfach so liegen und lies meine Augen geschlossen... das tat gut. So blieb ich einige Sekunden liegen, bis mir schließlich auffiel, dass von Crawford her keine Schläge mehr kamen... Vorsichtig öffnete ich ein Auge und blicke trübe nach oben. Da saß Crawford. Er hatte sich vor mir in die Hocke nieder gelassen und blickte mich nun mit Augen an, die eindeutig Sorge widerspiegelten. Aber das war eindeutig unmöglich! Bradley Crawford sorgte sich nicht um andere!! Wahrscheinlich hatte ich doch heftigere Schläge abbekommen, als mir bis jetzt bewusst war, und ich phantasierte nur... Was auch immer. Auf jeden Fall, hockte da vor mir jetzt ein besorgt dreinblickender Crawford. Ob nun Traum, Illusion oder Wirklichkeit, ich konnte nicht anders, als ihn anlächeln. "Du...bist wirklich gut." Dann brach ich endgültig zusammen. Alles um mich herum wurde schwarz und verschwamm, und ich sah' wie Crawfords Lippen Worte formten die ich nicht verstand, dann sprang er auf und der Boden kippte weg und dann nichts mehr...
 

~*~
 

Rauschen. Die Geräusche von Stimmen, die aufgeregt miteinander sprachen, ohne das ich verstand, worum es geht. Dann wurde eine Tür zugeschlagen. Ich hatte während der ganzen Zeit über meine Augen geschlossen gehalten. Ich hielt es für besser. Jetzt öffnete ich träge ein Auge, dann -als ich merkte, dass es ging- das nächste. Ich war in einem dunklen Raum und lag wohl in einem Bett, soviel konnte ich auf Anhieb feststellen. Ich versuchte meine Kopf zu drehen und stellte erleichtert fest, dass es ging. Neben meinem Kopf sah' ich das Ende des Bettes und einen Nachttisch. Meinen Nachttisch, Ich war in meinem Zimmer. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich bewusstlos gewesen war. Und dann kamen auch alle anderen Erinnerungen wieder. Der Keller, die Überraschung, Crawford, der Kampf. Und dann schlugen auch die schmerzen zu. Es war grauenhaft und tat höllisch weh und ich befürchtete einen Moment lang wirklich, ich würde noch einmal die Besinnung verlieren. Ich hielt den Atem an und wartete, dass der Schmerz nachließ. Es dauerte lange -zumindest kam es mir so vor- aber nach einer Weile ebbte der Schmerz langsam ab... Das war hart. Es würde lange dauern, bis die Schmerzen ganz weg sein würden. Aber ich konnte hier nicht die ganze Zeit über im Bett bleiben. Ich nahm all meine Kraft, die ich noch besaß zusammen und stemmte mich hoch. Zumindest wollte ich das. Ein plötzlicher Schmerz erwachte in mir und pochte bis zu meinem Kopf hoch. Meine Schultern und die Brust fühlten sich furchtbar schwer. An... selbst als der Schmerz schon wieder weg war, brauchte ich noch ein bißchen, um zu realisieren, dass meine Schultern einfach deshalb schwer waren, weil jemand sie -und somit mich- nach unten uns Bett drückten. Ich öffnete erneut die Augen und sah' nach oben. Hinter meinem Bett stand Crawford.

Eigentlich hätte ich nicht überrascht sein müssen, aber ich war es. Wahrscheinlich aber sah man mir das sowieso nicht an. Mein Körper war zu schwer um zu zucken und tat zu sehr weh. Und nach Brads Gesichtsausdruck nach zu schließen musste ich einen schrecklichen Anblick darstellen, so das ich weniger vermutete dass er irgendeine Reaktion aus meinem Gesicht her hätte wahrnehmen können... Ich versuchte zu lächeln. "Du kannst deine Hände wieder von mir runternehmen." Ich war selbst erschrocken, wie brüchig meine Stimme klang. Ich hoffte nur, dass meine Rippen nichts abbekommen hatten. Schuldbewusst und etwas hastig zog Brad seine Hände wieder zurück und kam um das Bett herum gelaufen. Er zog sich einen Stuhl her und setzte sich zu mir ans Bett. Ich schaute weg. Ich wollte nicht, dass mich jemand so sah. Dass ER mich so sah! Crawford deutete diese Geste wohl falsch, denn er seufzte tief, bevor er zweimal ansetzte um mit mir zu reden. "Schuldig...Mmh, es...tut mir leid Ich wollte dich nicht schlagen. Oder doch, ich wollte es, ja! Aber nicht SO! Ich wollte dich nicht zusammenschlagen. Ich habe nur einfach die Beherrschung verloren. Verdammt, was hast du denn auch da unten gesucht! Dieser Bereich da geht dich nichts an, ich- entschuldige. Ich wollte nicht wieder schreien. Aber du hast da unten echt nichts zu suchen gehabt..." Stille. Ich antwortete Crawford nicht. Was hätte ich auch schon sagen sollen? Dass ich das Haus besser kennenlernen wollte? Das war lächerlich... Außerdem war es nicht ganz die Wahrheit. Jetzt, wo ich darüber nachdachte wurde mir klar, dass mich meine Schritte nicht zufällig in den Keller -Crawfords Keller- gelenkt hatten. Ich wollte nicht das Haus kennen lernen, sondern Crawford...

Ich hörte ein leises Rascheln neben mir und erinnerte mich plötzlich, dass Crawford ja immer noch an meinem Bett stand. Wahrscheinlich nahm er mein Schweigen als eine Art von Vorwurf an. Also drehte ich mich wieder zu ihm um. In seinen Augen erblickte ich ein flehen um Verzeihung, dass ich dort noch nie gesehen hatte, und was nicht dort hin gehörte. "Hm, das war kein besonders guter Kampf gestern... Beim nächsten Mal übe ich mehr..." Warum sagte ich das? Das war absolut dämlich!! "Beim nächsten Mal... Heisst das, du verzeihst mir Schuldig?" "Hm, vielleicht...", und damit hob ich blitzschnell meine Arme, schlang sie um Crawfords Hals, und zog ihn zu mir herunter. Eigentlich war das unmöglich... Mit meinen ganzen Verletzungen wäre ich dazu eigentlich gar nicht in der Lage gewesen, aber mein Wille gab mir Kraft. Mein Wille... Ich sah das überraschte Blitzen in seinen Augen und ich wusste jetzt oder nie! Ich zog seinen Kopf näher an mich heran -und küsste ihn!

Der Kuss war rauh und ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Tausend Mal besser! Crawford hatte mein Angriff total aus der Fassung gebracht und e konnte nicht reagieren. Natürlich hatte er sich gewehrt. Aber nur am Anfang. Eine plötzliche Bewegung war durch seinen Körper gegangen und ich spürte, wie er mich zurück küsste. Mir antwortete... Ich konnte fühlen, wie er mit seinen Händen durch meine Haare fuhr und schließlich am Rücken entlang und weiter hinunter -und plötzlich stieß er sich von mir ab und beendete den Kuss mit einem leisen, überraschten Aufschrei! "W-Was hast du mit mir gemacht?!" Ich grinste und für mir mit der Zunge über die Lippen, auf denen noch immer Brads Geschmack lag... "Jetzt sind wir Quitt,...Brad!"
 

~*~
 

Nach diesem Vorfall hatte Brad sich nicht mehr blicken lassen. Aber das wunderte mich nicht. Er würde wohl erst einmal eine ganze Zeit brauchen, um es zu verdauen, dann noch ein bißchen, um zu realisieren, was wirklich passiert ist und was er getan hat und dann würde er sich furchtbar aufregen und mir aus dem Weg gehen und böse Blicke werfen. Vielleicht würde er sich auch noch eine Strafe ausdenken, aber niemals würde er erwähnen, was passiert war. Denn das hieß darüber zu reden. Darüber nachzudenken. Und das würde für ihn bedeuten, dass er sich eingestehen musste, dass er mich zurückgeküsst hatte, dass es ihm womöglich auch noch gefallen hat. Aber so weit würde er es nicht kommen lassen. Leider... Das war eben Crawford. Ob er sich wohl jemals ändern würde?

Im laufe des Tages waren Farf und Nagi öfters ins Zimmer gekommen um mich zu besuchen, zu fragen, wie es mir geht und ob ich noch etwas bräuchte. Mir war noch nie aufgefallen, wie nett die beiden sein konnten. Dabei waren wir alle Killer... Konnte ich jetzt schon keine Menschen mehr einschätzen?

Ich war allein. Aber das war gut. Ich brauchte meine Zeit, um nachzudenken. Über die letzten Tage, über Crawford, über mich... Es verwirrte mich alles. Seit der Nacht, als ich mit Kensuke geschlafen hatte, hatte sich mein Verhältnis zu Crawford um 180 Grad geändert. Aber ich wusste noch nicht, ob es mir gefiel... Diese Gefühle zu Crawford. All die Jahre, die ich nun schon mit ihm zusammen verbringe hatte ich sie nicht. Und wir kannten uns nun schon wirklich eine lange Zeit lang! Aber gut, warum nicht... Ich meine, ich hatte es schließlich schon oft mit anderen Kerlen getrieben. Mehr als mit Frauen! Warum also nicht mit Crawford? Weil er etwas Besonderes war, flüsterte eine leise Stimme in meine Gedanken. Weil er es war, der dich damals von der Straße gezogen hatte und zu Schwarz gebracht hatte. Weil er dich zu dem gemacht hat, was du heute bist. Weil er dich stets beschützt hat, auch wenn du es nicht richtig gemerkt hast. Ja, und das Wichtigste war: Diesmal würde ich jemandem hinterherlaufen. Normalerweise wurden die Leute auf mich aufmerksam und liefen hinter mir her, um mich zu bekommen. Ich hatte mich noch nie zu jemandem hingezogen gefühlt. Mein längste gemeinsame Zeit mit jemandem war, als ich noch in der "Bar" gearbeitet hatte, noch bevor Crawford mich gefunden hatte. Seit dem war ich nie länger als eine Nacht mit jemandem zusammen. Dass ich mich jetzt in Crawford verliebt hatte... Nein, das war mehr als ein One-Night-stand. Das war richtig. Nur würde Crawford mich wohl nicht respektieren. Ich konnte mir bei ihm einfach nicht vorstellen, dass er schwul oder bi sein könnte... Aber, wenn ich es recht bedachte, hatte ich Crawford auch noch nie mit einer Frau zusammen gesehen! Aber das hieß nichts. Crawford war immer ein Einzelgänger gewesen, solange ich ihn kannte. Noch nie, war er mit jemandem zusammen gewesen. Die einzigen Leute, mit denen er zu tun hatte waren Takatori, ß und wir von Schwarz - und die Leute, mit denen er Briefe schrieb! Natürlich! Die Briefe! Vielleicht hatte Crawford doch eine Beziehung...? Das musste ich jetzt wissen! Aber wie sollte ich daran kommen? Crawford würde mich sicher nicht verschonen, wenn noch noch mal sein Zimmer -sein Heiligtum- betreten würde. Ich musste warten, bis die anderen wieder eine Mission hatten. Es hatte doch einen Vorteil, dass ich jetzt verletzt war. So würde ich nicht mitkommen müssen. Die andere Frage war, ob ich es überhaupt bis dahin schaffen würde. Ich hatte noch nicht getestet, ob ich laufen konnte, und auf die Frage, was für Verletzungen ich habe, haben Nagi und Farf nur geschwiegen... Naja, ich würde es sehen, wenn es soweit war.

Ich schaute auf die kleine Uhr, die auf meinem Nachtisch stand. Diese Uhr war eine der wenigen Dinge, die ich noch von früher hatte. Es stimmte mich oft traurig, wenn ich mir die Dinge anschaute, und die Erinnerungen an mein früheres Leben wieder hochkamen. Ich verdrängte sie diesmal...

Schon 15. 30 Uhr. Gleich würden die anderen zu Takatori fahren... Dann konnte ich in den Keller. Warum konnte die Zeit nicht schneller vorbei gehen?!

Plötzlich kam Farf ins Zimmer. Hey, Schuldig! Wir gehen gleich zu Takatori. Du kannst wohl nicht mit. Ist auch besser für dich. Der Alte wäre bestimmt so drauf, dass er gleich wieder seinen Golfschläger zücken würde, um dich zu schlagen, weil du dich hast verprügeln lassen, wetten? Also bleib' mal lieber liegen. Gott leidet, wenn sich die Bösen, von ihren Schmerzen erholen! Und er wird noch viel mehr leiden, wenn wir nachher die nächsten Opfer killen! Oh ja, er wird bluten!! Vielleicht finde ich ja heute das Licht... Wünsch' mir Glück, ja Schu?" "Klar, immer doch, Farf!" "OK, komm' schnell wieder auf die Beine, damit ich bald wieder mit dir los kann, und Gottesabhängige quälen kann! Muahaha!!" Und damit verließ er das Zimmer. Ich musste grinsen. Farf war schon ein komischer Kerl. Sein Leben schien daraus zu bestehen, Gott leiden zu lassen, indem er Leute quälte und tötete, und das Licht zu finden. Am Anfang hatte es mich etwas verwirrt. Ich hatte Farfie dann eines Tages gefragt, was es mit diesem Licht auf sich hatte. Er meinte, er hätte in der Bibel gelesen, dass Gott in jedem Menschen sei, und ihnen sein Licht gebe. Seither sei er auf der Suche, um das Licht in jedem guten Menschen zu finden und zu zerstören. Aber bisher hatte er das Licht noch nicht gesehen... Farf nahm sowas immer zu ernst. Er war zwar verrückt, aber er glaubte tatsächlich alles, was man ihm sagte. Ich hätte gerne gewusst, was in seiner Vergangenheit passiert war. Aber über den Teil schwieg er meist nur, und auch Crawford rückte die Akte nicht raus. Ich bezweifelte, dass er sie selbst schon mal gesehen hatte!

Klack! Ich hörte, wie unten die Tür ins Schloss viel und kurze Zeit darauf ein Motor angelassen wurde. Perfekt!

Ich rückte die Decke zur Seite und setzte mich vorsichtig auf die Bettkante. Erst musste ich mich abstützen, als mir ganz plötzlich schwindelig wurde, ich schon Angst bekam, ich würde kopfüber aus dem Bett fallen und mir möglicherweise noch mehr brechen... Als der Schwindel aber langsam verschwand, machte ich den nächsten Schritt: Ich versuchte mich aufrecht hinzustellen. Nach mehreren Anläufen hatte ich dann auch das geschafft und stand jetzt wackelig und mehr an der Wand abgestützt, als aus eigener Kraft, vor meinem Bett. Gut, der erste Schritt war getan. Jetzt hieß es das Zimmer, den Flur -und die beiden Treppen bis in den Keller zu überwinden! Warum hatten wir auch keinen Fahrstuhl?! Naja, was nützte es schon, sich jetzt darüber aufzuregen... Mühsam lehnte ich mich an die Wand und durchquerte mein Zimmer. Das war leichter gesagt, als getan. Meinen rechten Arm konnte ich kaum benutzen und ich hatte das Gefühl, als müsste ich flüssige Lava atmen. Vielleicht hatte mir Crawford doch ein paar Rippen gebrochen...? Ich schaffte es -wie auch immer- den Raum zu durchqueren und öffnete die Tür. Der Flur stellte auch kein größeres Problem dar. Bis ich schließlich zur ersten Treppe gelang, die ins Erdgeschoss führte. Sie war sehr steil. Das würde schwierig werden. Ich überlegte... Unter der Treppe stand ein Sofa. So rein theoretisch müsste das doch kein Problem sein, darauf zu springen. Das Ding war schön weich und so hoch war die Treppe schließlich auch nicht... Also hing ich mich übers Geländer und ließ mich einfach fallen. Das Sofa raste furchtbar schnell auf mich zu und ich hatte gerade noch Zeit, mich so zu drehen, dass ich nicht mit dem Gesicht zuerst aufkam und somit meine Wirbelsäule durchbrechen würde, als ich auch schon auf das Sofa krachte. Ich hatte mit meiner Entfernung richtig gelegen. Womit ich nicht gerechnet hatte, war der Schmerz, der sich plötzlich durch meinen Körper zog und schließlich bis hin zu meinem Hinterkopf führte. Dann explodierte der Schmerz mit ungeheuerlicher Kraft und dann sah ich nur noch Schwarz...
 

~*~
 

Ich konnte noch nicht sehr lange bewusstlos gewesen sein, denn der Schmerz tobte und wühlte weiterhin in mir. Eine Zeit lang lag ich einfach nur da und wartete darauf, dass der Schmerz endlich nachließ. Der Schmerz, den mir Crawford zugefügt hatte... Der Gedanke an Crawford und daran, zu erfahren wem er wohl schrieb, erweckten neue Kraft in mir. Ich setzte mich mit einem Rück auf, der mir schon wieder vor Schmerz die Tränen in die Augen trieb. Aber ich biss tapfer die Zähne zusammen. Wenn ich so weitermachte wie bisher, dann würde ich noch bis morgen brauchen, eher ich auch nur in die Nähe des Kellers kam. Ich musste mich beeilen, oder die anderen würden mich auf halben Weg überraschen... Ich nahm also die letzte Treppe in Angriff. Da ja sowieso keiner da war, machte ich es auf die einfache Art, mit der jeder Säugling runter kam. Ich krabbelte die Treppe hinunter. Ein durch und durch peinlicher Anblick! Aber es war ja sowieso keiner da, der mich sehen konnte...

So erreichte ich schließlich das Ende der Treppe und stand nun vor der Tür zu Brads Zimmer. Ich hatte mehr Zeit gebraucht, als ich Anfangs gedacht hatte. Mir blieb trotzdem noch immer genug, bevor die anderen von ihrer Mission zurückkamen...

Ich holte meinen provisorischen Schlüssel und öffnete die Tür. Der Raum lag noch genauso dar wie am Tag zuvor. Nur, dass der Punchingball nun kaputt war. Seltsam, ich erinnerte mich nicht daran, dass wir gestern auch nur in die Nähe davon geraten waren. Aber er hatte nun ein Kopfgroßes Loch in der Mitte und der Sand war in breiten Strömen herausgequollen... Ich erinnerte mich daran, dass ich wegen etwas ganz anderem gekommen war und ging nun zum Tisch, an dem zuvor die Briefe gelegen hatten. Jetzt war der Tisch bis auf einen Laptop leer geräumt. Ich schaute in die Schubladen und entdeckte ein paar leere Papier, ein Lederetui, ein paar Füller und ein Adressbuch. Neugierig, wie ich war, öffnete ich es, und stellte überrascht fest, dass es nur eine einzige Adresse beinhaltete. Groß darüber stand "Family". Crawford hatte noch...lebende Verwandte. Und er schrieb ihnen... Nun war ich wirklich erstaunt. Brad redete nie darüber. Weder über sich selbst, noch über seine Vergangenheit. Ich hatte angenommen, dass Brad wie Nagi, Farf und auch ich aus einem Internat oder von der Straße oder schlimmstenfalls aus einer Anstalt kommen würde. Aber das er noch Familie besaß hieß wohl, dass er freiwillig hier war. Sonst würde er ihnen nicht schreiben... Crawford hatte...Gefühle?

Ich würde ihn die Tage darauf ansprechen. Das interessierte mich nun wirklich. Ich wühlte die Schublade noch einmal durch, fand aber außer leeren Briefumschlägen und noch ein paar Bögen Papier nichts Außergewöhnliches... Also wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Laptop zu. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte plötzlich das Bedürfnis ihn zu öffnen. Und da ich schon von klein auf gelernt hatte, auf mein Gefühl zu hören, tat ich das auch gleich! Der Bildschirm flimmerte und fuhr schließlich hoch. Ich rief im Programm die letzte Datei auf, die bearbeitet wurde, und schien auch gleich Erfolg zu haben. Die Datei hieß "Diary" und war manuell auf dem normalen Word Programm geschrieben. Crawfords Tagebuch. Was Besseres konnte ich ja gar nicht finden! OK, es war nicht richtig in das Tagebuch einer anderen Person zu schauen, aber wenn man diese Person besser kennenlernen -besser verstehen!!- wollte, musste das sein. So war das nach meiner Logik... Ich war schon ganz gespannt. Aber gerade, als sich die Datei öffnete, erschien plötzlich ein Kästchen: Das folgende Dokument "Diary" ist mit einem Passwort geschützt. Geben sie bitte das Passwort ein! So ein Mist! Wie sollte ich denn Crawfords Passwort herausbekommen? Ich war schließlich kein Hacker! Gut, ich hatte Nagi ein paar Mal über die Schulter geschaut, aber das war auch alles... Ich versuchte es trotzdem.

Sein Name, Nachname, Schwarz, den Namen seiner Familie... Es könne alles sein!!

Nach einer halben Stunde ohne Erfolg setzte ich eine Pause ein. Erschöpft legte ich den Kopf auf den Tisch. Plötzlich viel mir ein, dass ich mal ein Buch gelesen hatte. Von Tolkien oder so... Da musste eine Gruppe ein Rätsel lösen um zu passieren. "SPRICH FREUND UND TRITT EIN!" war alles, was ihnen gegeben war. Sie hatten lange gerätselt, bis schließlich einer die Lösung hatte. Er sagte "Freund" und durfte durch. Ja, so ähnlich war es gewesen... Was wenn das bei Crawford ach der Fall war? Na, einen Versuch war es immerhin wert. Ich tippte "PASSWORT" in das kleine Fenster ein und die Datei "Diary" öffnete sich. Wieder musste ich grinsen. Ich wusste gar nicht, dass Crawford Tolkien las... ^-^

Aber egal. Jetzt interessierte mich nur die Datei. Ich scrallte hoch und fand auch gleich eine Eintragung von gestern. Aufgeregt begann ich zu lesen...
 

Ich hatte einen schlechten Tag. Er war von Anfang an schlecht gewesen. Ich hatte in der Nacht schlecht geträumt. Ich glaube irgendwelche Visionen wieder. Vielleicht auch verdrängte Erinnerungen. Auf jeden Fall war ich oft schweißgebadet aufgewacht, mit klopfendem Herzen und einen Schrei auf den Lippen. Zum Glück war Schuldig wohl zu fest am schlafen, um von alledem etwas mitzubekommen. Es wäre mir sehr unangenehm mit ihm darüber reden zu müssen... Auf jeden Fall war ich heilfroh, als der Wecker schließlich klingelte und die grausame Nacht endlich vorbei war.

Ich musste nur Schuldig irgendwie aus den Federn kriegen. Er war in der letzten Nacht erst spät wieder nach Hause gekommen -oder soll ich eher sagen, früh am morgen? Wahrscheinlich hat er es wieder mit irgendeiner Frau getrieben, die er nicht kannte. Vielleicht auch mit einem Kerl. Auf jeden Fall roch er furchtbar nach Alkohol und Sex. Es war widerlich... Er hört nie auf mich. Ich will doch nur sein Bestes! Ich habe ihm prophezeit, ihn den nächsten Tag über nicht zu schonen. Natürlich wollte ich mein Wort einhalten. Also habe ich Nagi am morgen gebeten, die Tür für mich zu öffnen. Das hat er auch gemacht. Und dann sah ich Schuldig, wie er nackt auf seinem Bett saß, wie sich die Strahlen der Sonne, die durch sein großes Fenster vielen auf seiner Haut brachen. Er sah aus wie ein Engel. Seinen Haare glänzten wie Gold und die Strähnen hingen ihm im Gesicht. Es war ein traumhaft schöner Anblick, wie ich ihn selten zuvor gesehen habe... Ich hätte mich in diesem Moment am liebsten auf ihn gestürzt. Wahrscheinlich hätte ich es auch gemacht, wenn Schuldig in diesem Moment nicht aufgeschrien und mich zurück in die Realität gebracht hätte. Ich war so überrascht und es war mir so peinlich, dass ich es den morgen über nicht gewagt habe, ihn anzuschauen. Und dann macht mich Schuldig beim Frühstück auch noch an. Er sieht das alles als Scherz, aber er weiß nicht, wie sehr er mir weh tut. Wie sehr ich ihn jedesmal mehr begehre... Ich vergehe förmlich vor Lust nach ihm. Aber er würde es nicht verstehen... Ich verstehe mich ja nicht einmal selbst. Meine Gefühle zu ihm. Der Morgen hatte mich so sehr verwirrt. Und später im Wagen. Er hatte geschwiegen, die ganze Zeit über. Und er hatte mich angestarrt. Ich hatte seinen Blick deutlich in meinem Nacken gespürt. Und dann ist er irgendwie durchgedreht. Er fing an um sich zu schlagen und zu schreien. Da habe ich ihn aus dem Wagen geworfen. Ich denke, es war richtig. Für uns und für ihn. Er hätte uns auf der Mission doch nicht geholfen, außerdem wollte ich ihm Zeit zum Nachdenken geben. Etwas scheint ihn zu bedrücken. Vielleicht ist er ja auch krank, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall sollte er sich beruhigen...Durch Schuldigs Durchdrehen war Nagi ganz nervös geworden. Farfarello hatte die ganze Zeit nur abwesend gelächelt. Er schien etwas zu wissen, was mit Schuldig zu tun hatte. Oder er hatte einfach wieder eine Idee um Gott zu quälen... Der Junge war einfach nur verrückt. Ich würde ihn bei Gelegenheit trotzdem mal fragen, ob er nicht vielleicht weiß, was mit Schuldig los ist. Immerhin unternehmen die zwei immer viel miteinander.

Die Mission war trotz Schuldigs Fehlen gut verlaufen, wie auch nicht anders zu erwarten war. Ich war begierig darauf Schuldig zu sehen. Ich konnte es nicht haben, nicht zu wissen, wo er war und was er tat. Vielleicht hatte er auch gerade wieder "Spaß" mit jemandem. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen und habe mich beeilt nach Hause zu kommen. Schon als ich den Wagen in die Garage geparkt habe, hatte ich gewusst, das etwas nicht in Ordnung war. Der Keller hatte ein sehr schmales Fenster, was man von der Garage aus sehen konnte. Ich sah Licht, aber ich konnte mich nicht erinnern, es angelassen zu haben. Das konnte nur bedeuten, dass Schuldig -oder jemand anderes- da unten war. Sofort bin ich hinunter gelaufen. Die Tür war nur angelehnt und als ich sie ganz öffnete sah ich Schuldig. Erst war ich einfach nur erschrocken und überrascht. Dann hatte ich Panik, er könnte einen meiner Briefe gelesen haben. Und dann wurde ich sauer, dass er hier war. Dass er direkt vor mir stand und mich nicht einmal bemerkte. Mich nicht an ihn heranliess.. Mich quälte. Und jetzt auch noch in meinen Sachen durchwühlte. Ich habe in diesem Moment ganz einfach meine Beherrschung verloren. Ich habe ihn angegriffen. Ich wusste doch, dass ich stärker war, als er, dass es nicht richtig war. Aber meine Gefühle ihm gegenüber haben mich einfach übermannt. Ich habe wie ein Verrückter auf ihn eingeschlagen, bis er schließlich bewusstlos zusammengesunken ist. Da lag er. Mein schöner, goldener Engel. Gebrochen durch meine Hände. Mit blutigen Lippen lag er vor mir. Schwer atmend und den Mund halb geöffnet. Ich habe geweint. Bittere Tränen. In diesem Augenblick habe ich mich gehasst. Was habe ich nur getan, war alles was mir durch den Kopf ging. Ich habe dem, der mir so viel bedeutet, weh getan. Ich konnte in dem Moment nicht anders. Ich hoffe, Schuldig verzeiht es mir. Er wird es wohl sowieso nie erfahren... Meine Gefühle gingen einfach mit mir durch. Ich habe ihn geküsst. Ich hatte es mir so lange gewünscht. Seine Lippen mit den Meinen zu berühren. Sie hinterließen einen blutigen Geschmack...

Vorsichtig habe ich ihn auf den Arm genommen und zu seinem Zimmer getragen. Dort habe ich ihn ausgezogen. es ist mir so unendlich schwer gefallen. Seine wunderschöne zarte Haut. Die Haut eines Mörders und gleichzeitig eines Engels -meines Engels! Und ich hatte sie zerbrochen. Nun hielt ich den nackten, zerschundenen Körper von ihm in meinen Armen. Wie gerne hätte ich ihn gestreichelt. Wie gerne hätte ich mich zu ihm ins Bett gelegt. Aber das durfte ich nicht. Ich möchte nicht, dass er mich hasst. Vielleicht tut er es jetzt. Nach dem, was ich ihm angetan habe, würde ich es ihm nicht einmal übel nehmen. Ich werde trotzdem mein bestes dran setzten, um mich zu entschuldigen. Es wird nicht leicht. Immerhin bin ich der Anführer von Schwarz. Ich darf keine Schwäche zeigen. wenn ich mich entschuldige, dann gebe ich diese Schwäche frei. Aber das muss ich wohl in Kauf nehmen, um ihn nicht ganz zu verlieren.

Mein Leben hat wohl einen neuen Weg eingeschlagen. Die nächste Zeit wird hart für mich. Nachdem, was nun geschehen ist, weiß ich nicht, ob ich mich noch lange werde zurückhalten können...
 

Geschockt. Ich glaube, dass war der richtige Ausdruck, für das, was ich empfand. Ich hatte einiges von Crawford erwartet. Aber nicht, dass er meine Gefühle erwidern würde. Sogar schon länger als ich, wie es aussah. Ich-

Plötzlich hörte ich von draußen einen Motor und erschrak. Die anderen kamen wieder! Ich hatte so lange gelesen, dass die zeit wie im Flug vergangen war. Schnell fuhr ich den Bildschirm runter und schaltete das Licht aus. Ich humpelte die Treppe hoch und sah schon, wie sich im Eingang das Licht automatisch einschaltete. Ich nahm all meine Kraft zusammen und rannte die zweite Treppe hoch. Zumindest versuchte ich es. Ich hatte meine Kräfte wohl doch zu hoch eingeschätzt und meine Beine versagten mir schließlich den Dienst. Ich kippte hinten über und die Treppe hinunter. Zum zweiten Mal an diesem Tag verlor ich auf Grund meiner Dummheit die Besinnung...
 

~*~
 

Als ich dieses Mal erwachte, war es draußen dunkel. Ich war nicht in meinem Zimmer und ich war nicht allein, dass konnte ich deutlich fühlen. Jemand war hier. Eine vertraute Person. Crawford. Crawford war hier... und ich war in seinem Zimmer. In seinem Bett. In seiner Nähe.

Ich drehte mich zur Seite und blickte direkt in zwei wunderschöne, klare Augen. Crawfords Augen. Aber er zeigte keine Regung. Er saß einfach nur an und schaute mich an, aber auf eine sehr, sehr seltsame Weise. Nach einer Weile wurde mir sein Blick unangenehm und ich fühlte mich unwohl, sodas ich meinen Blick wieder von ihm wegwandte. Es war nicht meine Art. Ganz und gar nicht. Aber ich hatte das sichere Gefühl, dass das jetzt auch keine Rolle mehr spielte. Ich setzte mein übliches, unechtes Lächeln wieder auf, blickte ihm wieder in die Augen und wollte ihn gerade fragen, was das alles hier zu bedeuten hatte, als er mir auch schon ins Wort viel. "Nein. Sag' jetzt nicht, dass du nichts weißt. Du warst unten. Du hast gelesen. Lüg' jetzt nicht auch noch! ...Können wir reden?" Es war keine Frage sondern eine Bitte. Ein Flehen um Verständnis, das mich verwirrte.

Ich setzte mich auf und verließ das Bett. Ich hatte noch immer die gleichen Sachen an. es konnten also noch nicht sehr viel Zeit verstrichen sein.

Ich blickte ihm tief in die Augen. Mein Lächeln verschwand. Was immer er mir zu sagen hatte war ernst. Eigentlich wusste ich tief in mir schon, worum es ging... Aber er sollte von sich aus sprechen...

Crawford wirkte sehr nervös. Er setzte an, brach aber ab, bevor er auch nur den ersten Ton von sich gegeben hatte. Er konnte nicht anfangen...

Ich setzte mein Lächeln wieder auf. Das stärkte ihn, aber vor allem stärkte es mich. es lockerte die Situation für uns beide ein wenig. Ich übernahm also den ersten Schritt.

"Du liebst mich, nicht war? Du willst mich. Du wolltest mich schon immer..." Crawford starrte betreten zu Boden. Seine Hände spielten unbewusst mit den Knöpfen seiner Jacke. Er wollte etwas sagen, aber er konnte es nicht. Also versuchte ich, seine Gedanken zu lesen. Jetzt war er vielleicht soweit, dass er mich durchließ. Der Widerstand ließ nach und war schließlich fast ganz verschwunden -und tauchte plötzlich mit einer Intensität auf, die mich erschrocken aufblicken ließ.

"Was, was fällt dir eigentlich ein! Dich in meine Gedanken einschleichen wollen, meinen, ich würde dich lieben! So ein Blödsinn! Niemand liebt dich! wer will schon so eine kleine Hure wie dich haben! Du...Du widerst mich an! Mit deiner ganzen, bescheuerten Art!!! Ich...ich...." Er brach mit einem lauten Schlucken ab. Tränen liefen über seine Wangen, doch er schien sie nicht einmal zu realisieren. Das Bild erschreckte mich. Crawford sah aus, wie ein gebrochener Mann. Ich war erschüttert ihn so zu sehen. Das passte nicht. Es tat mir weh ihn so zu sehen. Mit langsamen Schritten ging ich auf ihn zu. "Nein! Bleib bloß weg von mir! Geh weg!!" Ich nahm ihn in meine Arme und hielt in einfach nur fest. Ich konnte spüren, wie er zitterte und ich hörte sein Schluchzen. Als ob große Steinbrocken auf Wasser trafen... Ich konnte fühlen, wie sich sein Kopf auf meine Schulter legte, und wie seine Tränen mein Hemd durchtränken, eher er mich mit seinen Armen umschlang und so fest an sich drückte, dass ich das Gefühl hatte, zu zerspringen. "Cr- Brad!! Brad, ich, bitte, ich fühle mich noch nicht so gut. Können wir uns nicht einfach hinlegen und reden? Zusammen...hinlegen?" er blinzelte kurz, nickte dann aber und wischte sich die Tränen aus den Augen.

Ich sah zu, wie sich Crawford aus seiner Kleidung schälte. Wie immer ein bißchen mehr von seinem Körper freigegeben wurde. Mein Verlangen nach ihm wuchs mit jedem Kleidungsstück, dass er von sich abwarf. Jetzt stand er vor mir. In Hemd und Boxers. Nicht mehr, als das, was ich auch trug. Wir legte uns zusammen, nebeneinander unter die Decke. Brad entfernte sich ein wenig. Es war ihm noch unmöglich in meiner Nähe zu sein und ich wusste, dass ich den ersten Schritt würde machen müssen. Ich nahm seinen Arm und schmiegte mich eng an seinem Körper, wobei ich wie zufällig mit meinen Lippen seine Brust streifte. Ein leises Zittern ging durch seinen Körper, aber ich tat so, als hätte ich es nicht bemerkt. Er nahm mich wieder in den Arm. Es war ein wunderschönes Gefühl einfach dazuliegen, in den Armen seines Geliebten... Den nächsten Schritt würde er machen müssen...

Ich wusste nicht genau, wie lange wir jetzt schon so dalagen, Arm in Arm, eng aneinander geschmiegt. Ich befürchtete schon, Crawford könnte eingeschlafen sein, als er endlich von sich aus sprach:

"Weißt du noch. Heute Morgen. Als ich in deinem Zimmer war. Und kurz bevor ich das Zimmer verlassen habe. Wo du mich........ ge-geküsst hast." Ich merkte, wie schwer es ihm viel zu sprechen. Ich wusste ganz genau, worauf er hinaus wollte. Aber ich würde ihm nicht den Gefallen tun, ihm das zu sagen. Er sollte selbst für sein Tun verantwortlich sein. Außerdem wollte ich es von IHM hören! Ich wollte hören, wie er es sagte... "Schuldig,... würdest du... mich noch einmal k-küssen?" Jetzt war es raus. Er hatte es gesagt. Aber ich wollte sicher gehen. "Ja. ...Was für eine Art von Kuss?" Ich gab' ihm keine Gelegenheit mehr noch zu antworten und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. Überraschte Augen schauten mich aus der Dunkelheit an. Aber auch etwas enttäuscht. "Schuldig, danke...! Um..." Nervös spielte er mit meinen Haarsträhnen herum. "Ja?" Man sah ihm an, wie schwer es ihm viel. "Ich kann mir schon vorstellen, was es ist. Sag' es doch einfach. Frag' mich!" Es war zu dunkel, um es deutlich erkennen zu können, aber ich war mir ganz sicher, dass Brads Gesicht feuerrot war. "Schuldig...länger?" "He he, du machst es dir aber echt einfach!" Und damit küsste ich ihn. Länger, lange, ausgiebig. Oft. "Su-sugoi, Schuldig! Arigatou!!" "Klar. Ich hab' dir doch gesagt, du musst nur fragen. Ich küsste ihn noch einmal, aber ich gab' ihn noch nicht mein Potential. Ich war mir noch nicht sicher, wie weit er gehen würde. "Um...Schuldig..." Sehr weit...^^; "...Ja?" "Um....Ach, du weißt doch sowieso schon, was ich meine!!", rief er und drehte sich auf den Rücken. "Ja...das weiß ich. Meinst du wirklich?" Ich ließ ihn absichtlich zappeln. Ich wollte diesen Moment genießen. Ich wollte, dass er mich begehrte! "Ja, verdammt!!" Mit einem Ruck legte ich mich auf seinen Bauch, nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn -richtig. Ich ließ meine Zunge in seinen Mund gleiten und erforschte jeden Winkel. Nichts ließ ich aus. Brad schien den Moment auch genießen zu wollen. Er ließ mich einfach machen und erwiderte erst ganz zum Schluss. Dann ließ er mich nicht mehr los. Es war ein tolles Gefühl. Wir verschmolzen förmlich. Ich hatte noch nie eine solche Intensität erlebt, obwohl ich schon oft geküsst hatte. Crawford war anders. Er begehrte mich -und ich begehrte ihn. Wir wurden Eins... Noch einmal plünderte ich seinen Mund, bevor ich schließlich von ihm abließ. Wir rangen beide erst einmal nach Luft und ich legte mich auf seine Brust. "...Alles in Ordnung, Brad?", fragte ich, als ich wieder zu Atem gekommen war. Brad hatte noch nichts gesagt, und ich war nicht ganz sicher, ob ich ihm gut genug war -und ob ich das Richtige getan hatte. "Hai, Schu...", flüsterte Brad. "Ai shiteru..."

Wir blieben in dieser Nacht noch lange auf. Zum Reden kamen wir nicht... Irgendwann sind wir dann Arm in Arm eingeschlafen. Ich glaube, ich war selten so glücklich gewesen wie in dieser Nacht...
 

Tbc
 

Okay, ich hoffe es gefällt euch..? Ich habe es ja schon auf noch zwei anderen Seiten gepostet (neeeein, ich mach doch keine Werbung..ICH doch nicht...^^; ). Aber mir gefällt es inzwischen nicht mehr so. Naja, ich komme mit dem letzten (Teil 5) zur Zeit nicht vorran... Und ich weiß nicht, ob ich es zuende schreiben soll... WEnn jemand es mag, dann poste ich hier auch die nächsten Teile. Ich hätte WIRKLICH gern' eure Meinung dazu...;_; *bettel*

~Houjun
 

P.S.: Das war die zweite Fanfic die ich JE geschrieben hatte..Also schon etwas älter...^^;



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Negan-
2002-12-14T21:24:49+00:00 14.12.2002 22:24
und noch ein HACH! von mir... bisher konnt ich Braddy ja nich so ab, aber die Story kommt grade zum richtigen Zeitpunkt... Schuschu ist eh mein persönliches Bishiemon und wenn er schön viel leiden muß... umso besser...
- echt gut geschrieben, gefällt mir sehr....
Von:  Houjun
2002-08-09T09:45:25+00:00 09.08.2002 11:45
...^^; Na gut, wenn ich heute abend nach Hause komme (als Azubi hat man's ECHT nicht einfach..;_;) lade ich den nächsten Teil hoch...*smile* Undganz lieben Dank für die Comments!!!!!!!*sniff* Das freut mich!!!^___^ *knuffel*
Von:  Rosiel
2002-08-08T19:09:28+00:00 08.08.2002 21:09
irre schön, ich würd mich total freun wenn du die anderen Teile auch posten würdest ^^
Von:  -franzi_kuhle-
2002-08-08T17:18:38+00:00 08.08.2002 19:18
Hach, is die schön. Einfach nur genial.
Bitte lad die anderen Teile auch noch hoch.*fleh*
Von: abgemeldet
2002-08-08T16:33:38+00:00 08.08.2002 18:33
Hach .. *dahinschmelz* .. Richtig schön .. ich finde deine geschichte einfach nur wunderschön .. das ende war sowieso am goldigsten ^^ ... bitte lade auch die anderen teile hoch ^^ ... ich würde mich sehr darüber freuen! ^^
BaiBai Meril
Von:  Anakin_Skywalker
2002-08-08T16:18:17+00:00 08.08.2002 18:18
Das ist doch gut^^ Ich würde gerne noch weiter lesen^^
KTF Ani
Von:  Burakki
2002-08-08T14:45:21+00:00 08.08.2002 16:45
*hach* endlich hast du sie auch bei animexx hochgeladen ^.^
aber hast ja noch weitere teile, ge? also: ALLÄS HOCHLADÄÄN!!!
finde es auch gut geschrieben und wenn du mittlerweile noch besser geworden bist, umso besser ^^ schreib doch einfach weiter wenn du lust hast!! ich finde es genial!
Von: abgemeldet
2002-08-08T09:58:39+00:00 08.08.2002 11:58
super schön geschrieben ^^
ich würd gern noch die anderen teile lesen *fleh*


Zurück