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Die letzte Schlacht von Avrynn Orloch

Denn nur Liebe hat Macht über den Tod...
von

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Das Wandern ist des Müllers Lust - Mitten im Regen

Der Weg nach Fort Harper führte über die staubige Landstraße den Hügel hinunter. Rechts erstreckte sich ein dunkler Wald, links öffnete sich eine leicht abfallende Wiese einer kleinen Stadt zu. Die Straße wand sich durch das kleine Tal, welches am Ende durch zwei mächtige Felsstürze begrenzt war. Dahinter ging gerade die Sonne unter.

„Ist es eigentlich noch weit?“ Mia taten langsam die Füße weh. Schon seit Stunden folgten sie dem klaren Flüsschen neben dem Weg. Okay, Stunden sind übertrieben. Vielleicht eine. Dreiviertel…

„Keine Ahnung wie weit genau.“ Gähnte Louis. „Wir müssten bald an eine Gabelung kommen. Von da aus ist es nicht mehr als 14 Meilen… etwa drei oder vier Stunden zu Fuß.“

„Was? Drei oder vier Stunden?“ fragte Mia ungläubig.

„Hast du gedacht, es wird ein Spaziergang?“ Stichelte Uriel.

„Nein, natürlich nicht! Wer wollte schon mit dir spazieren gehen!?“ Giftete sie zurück und legte einen Gang zu. „Aber gibt’s hier nicht so was wie Pferde?“

„Doch.“ Seufzte Uriel.

„Und wo?“ klang es bissig zurück. „Na, in Fort Harper.“ Antwortete der Engel.

„Ganz große Klasse.“ Maulte Mia, knüpfte ihren Umhang auf und legte ihn über den Arm.
 

Wie die restliche Reise verlief, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Kurz vor Fort Harper begann es mitten in der Nacht fürchterlich zu Regnen, was zur Folge hatte, dass die Stimmung auf den Gefrierpunkt rutschte und die Kleider klamm am Körper klebten (oh gott, ich liebe Alliterationen ^^). Wer schon einmal mit einem klatschnassen Wollumhang (seeehr angenehm) durch die Stockdunkelheit gewandert ist, ohne einen Schimmer, wann oder wo genau er ankommt (so was nennt sich auch Pfadfinden XD), der weiß, wovon ich spreche.

Mia maulte schon lange nicht mehr, sie war zu beschäftigt ihre Zähne vom Klappern abzuhalten.

Uriel schien der Regen nichts auszumachen, seine fast weißen Haare hatten nichts von ihrer Schönheit eingebüßt. Ab und zu blitzte das Schwert an seiner Seite im Mondlicht, das Mia ein seltsames Gefühl der Sicherheit und gleichzeitig höchster Gefahr gab.

Schließlich fühlte sie Louis Hände auf ihren Schultern.

„Komm, du bist müde – ich trag dich den Rest.“

„Nein… w-wirklich nicht n-n-nötig…“ Versuchte Mia abzuwimmeln, doch ihr Mentor hatte sie längst an Schultern und Kniekehlen gefasst und hochgehoben. Es schien ihm tatsächlich nichts auszumachen. Mia legte ihren Kopf an seine Schultern, Locken seiner rabenschwarzen Haare klebten an ihrer Stirn. Er redete Leise mit seinem Begleiter, während das Mädchen in seinen Armen in einen tiefen Schlaf hinüberglitt.
 

~*~
 

Mia erwachte, wie es ihr schien, nur Sekunden später durch laute Geräusche, die unangenehme Kopfschmerzen auslösten. Die Luft war stickig, das Licht zuerst zu schummrig, um die Umgebung zu erkennen. Ihre Kleider waren immer noch nass, eine feuchte Wärme klebte an ihren Haaren.

Sie saß auf einer robusten Holzbank mit dem Rücken an Louis gelehnt. Durch das gegenüberliegende Fenster sah sie hinaus in die Dunkelheit. Langsam setzte Emilia sich auf und streifte ihren Umhang ab. Sie waren in einer Gaststube eines rustikalen Wirtshauses und was ihr zuerst als Lärm vorgekommen war, entpuppte sich als Gespräch in mittlerer Lautstärke zwischen Louis, Uriel, dem Wirt und einem weiteren jungen Mann.

„Danke, wir werden das berücksichtigen. Hat man sonst noch was von ihm gehört?“ Uriels Tonfall war reserviert, er lehnte lässig auf seinem Stuhl, das Meer weißblonder Haare über die Schulter gestrichen. Der dicke Wirt schüttelte den Kopf während er den Tisch abwischte.

„Leider nein. Solange sie nicht auf die Idee kommen, in Calgar einzufallen, soll uns das recht sein.“ Seine raue Stimme klang heißer und erregt.

„Calgar ist sicher.“ Versuchte Louis zu beruhigen.

„Man sagte auch, dass Rohenna sicher sei. Bis… ihr wisst schon…“ verlegen räusperte sich der Wirt und sah den jungen Mann an seiner Seite an.

„Louis hat Recht. Hier kann uns am allerwenigsten geschehen. Der Grüne Graf wird sich nicht bis hierher wagen – nicht mit den versammelten Streitkräften Calgars in Alarmbereitschaft.“ Der junge Mann lächelte verschmitzt.

„Deine Worte in Gottes Ohr, Kilian.“ Der Wirt verschwand hinter seiner Theke und Mia sah ihn auch nicht wieder auftauchen.

Kilian zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, Vater sieht hinter jeder Ecke den Grünen Grafen lauern. Dabei weiß er so gut wie jeder andere, dass die Mauern Fort Harpers noch nie bezwungen wurden, seit Erik der Starke sie erbauen ließ.“ Er strich sich seine roten Haare aus dem Gesicht und richtete sich auf.

„Naja, ihr seid sicher müde. Wo euer Zimmer ist, wisst ihr ja.“ Louis und Uriel standen fast gleichzeitig geschmeidig wie Katzen auf. Mia brauchte etwas länger, die Müdigkeit steckte ihr tief in den Knochen.

„Mach dir keine Sorgen, Kilian. Solange König Balthasar lebt, wird Calgar leben und mit ihm Fort Harper… solange der König lebt.“ Louis hatte den letzten Teil nur geflüstert, aber sie alle hatten es gehört. Kilians grüne Augen versteinerten sofort.

„Solange der König lebt…“ wiederholte er kaum hörbar. Louis legte ihm die Hand auf die Schulter und durchquerte die Gaststube. Durch einen rückwärtigen Korridor gelangte man zu einer engen Stiege, die in einem schrägen Gang endete, von dem zwei Türen abgingen.

„Machen wir etwa den Eindruck, als könnten wir nicht zahlen?“ knurrte Uriel ungehalten. „Anscheinend schon.“ Bemerkte Louis trocken und öffnete die linke Tür.

Dahinter befand sich ein wider erwarten geräumiges Zimmer mit drei soliden Betten, einem Tisch, und einer schiefen Kommode, über der ein kreuzförmiger Fleck prangte. Beim näheren Hinsehen wurde Mia klar, dass hier jemand das Kruzifix abgenommen hatte.

„Man hat uns also bemerkt… sie wissen, was wir sind, Louis.“ Gähnte sie.

„Was? Oh, ja. Das hat mich nicht gewundert. Vampire sind hier zwar ungewöhnlich, aber nicht exotisch. Die Menschen hier in der Gegend spüren es, wenn wir unter ihnen sind. Manchmal sind sie nicht sehr nett, aber die meisten wissen, dass sie uns nicht zu fürchten brauchen. Wir dürfen unseren Durst hier mit normalen Speisen löschen, etwa ein Löffel Blut die Woche reicht völlig aus.“

„Hä?“ Mia verstand nicht ganz.

„Erklär ich dir morgen, Kleines. Schlaf jetzt lieber. Morgen fängt der ganze Trubel erst richtig an.“

Uriel schien keine Anstalten zu machen, sich umzuziehen. Er saß auf seinem Bett, die stechend blauen Augen starrten Mia an. Ein Schauer der Angst lief ihr den Rücken hinunter. Was war das für ein Gefühl? In seiner Nähe fühlte sie sich sicher und geborgen, hatte sogar Angst, dass er weggehen könnte, wie Eltern nachts ein Kind wieder alleine lassen, wenn es schlecht geträumt hat. Und doch ging eine prickelnde, fast erotische Gefahr von ihm aus, die Mia wahnsinnig machte. Bald schon sollte sich zeigen, dass ihr Intuition keineswegs falsch war.
 

~*~
 

Während die Turmuhr von Fort Harper drei Uhr schlug, ritt draußen ein Bote des Königs im gestreckten Galopp über die Wiesen vor der Festungsstadt. Er hörte nicht das Knacken im Gehölz, noch das leise Surren, bevor die Pfeile seinen Körper durchbohrten. Lautlos fiel er vom Pferd, das schließlich alleine bei der Stadtwache ankam. Ein grüner Pfeil steckte im Sattel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-04-13T22:10:10+00:00 14.04.2007 00:10
wow *___*
hast du wieder klasse geschrieben >_<
da freu ich mich schon wieder riesig aufs 12 kapitel °.°
*es kaum noch erwarten kann*
°_° was wird wohl jetzt passiern aber das werd ich wohl dann im 12 kapi erfahren ^-^ *sich gedulden muss* °°
LG dad Mausi10


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