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Erik und Amy

Fortsetzung von Diego und Charlie
von

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Schwangerschaft

41. Schwangerschaft

Zwei Monate nachdem Diego und Charlotte wieder zuhause waren, nahm sie wieder ein vertrautes Gefühl in ihrem Körper wahr:

„Josi,“ sagte sie zu ihr als sie in der Küche standen: „Ich glaube, ich bin wieder Schwanger.“

„Gratuliere, weiß es Diego schon?“

„Nein, ich muss mir noch überlegen, wie ich es ihm beibringe.“

„Mama! Mama! Hast du was zu trinken für mich?!“, rief Erik durch die Kantina.

„Natürlich.“ Sie presste ihrem Sohn eine Orange aus und gab ihm den Saft.

„Charlie, kommst du mir mal bitte helfen?“, rief Bertuccio. Als sie in den Raum kam, stapelten sich die Soldaten:

„Hoffentlich reicht der Wein.“, meinte Charlie.

„Hast du nichts bestellt?“, fragte Bertuccio verwundert.

„Schon, aber gekommen ist nichts, siehst du ja.“

„Wenn unserer nicht reicht, müssen wir den Weinkeller deines Gatten plündern.“, er grinste. Charlie schüttelte mit dem Kopf:

„Josi, bringe Bertuccio mal ein wenig Feinfühligkeit bei.“

„Meine liebe Freundin das wäre ein hoffnungsloses unterfangen.“, meinte sie lachend. Auch Señora De la Vega grinste.

Plötzlich wurde ihr äußerst übel. Sie verließ rennend die Kantina und musste sich übergeben:

„Was hat sie?“, fragte er.

„Das kann nur ein Mann fragen.“, sagte Josi und ging ihr hinterher.

„Geht´ s wieder fragte sie und reichte Charlie Wasser.

„Als ich mit Erik schwanger war, ging es mir nicht so.“, keuchte sie.

„Ist halt immer unterschiedlich, also mir ging es sehr schlecht.“ Sie gingen wieder zurück in die Kantina, als sie dort ankamen, war Bertuccio gerade dabei einen besoffenen Soldaten rauszuschmeißen. Er kam wieder rein und fragte:

„Alles in Ordnung?“, diese nickte.

„Mama, geht´ s dir nicht gut?“, fragte Erik.

„Geht schon mein Kleiner, aber sag Papa nichts. Er macht sich sonst nur Sorgen.“
 

Am Abend als es ihr wieder besser ging, kam Josi zu ihr:

„Charlie, ich habe einen kleinen Überfall auf dich vor.“, sagte sie nervös.

„Na was denn?“

„Ich, dass heißt Bertuccio und ich würden gerne in dem Haus gegenüber der Kantina ein Hotel eröffnen.“ Das überraschte Señora De la Vega doch sehr: „Und was meinst du? Könnte das klappen?“, fragte Josi weiter.

„Ich finde die Idee nicht schlecht, aber an dem Haus muss viel gemacht werden.“

„Bertuccio und ich haben daran gearbeitet.“, sie übergab ihr ein Buch, wo drauf stand :

„Hotel Fuchs“

„Würdest du es Diego oder Señor Vega zum Durchsehen geben?“

„Natürlich…“
 

Plötzlich verstummten die Gäste. Josi und Charlie gingen in die Kantina. Dort stand Sanchés Rodrigo, ein berüchtigter Bandit mit seinen zwanzig Caballeros. Zorro hatte schon einige Z´ s auf ihren Kleidern hinterlassen. Für Geld waren diese Typen jedoch zu allem fähig:

„Meine Herren, sie wünschen?“, fragte Charlie freundlich, um nicht zu provozieren.

„Ich will für alle meine Männer rum!“, brüllte er und seine Männer brachen in Jubel aus.

„Bertuccio machst du es fertig?“, bat sie ihn. Charlie und Josi servierten dann. Zu deren Verwunderung machte keiner von ihnen Anstalten sich daneben zu benehmen. Sie waren zwar laut, aber das war es auch.

Nach etwa zehn Minuten kam Zorro angeritten. Seine Frau rannte nach draußen:

„Zorro, mach keinen Ärger, die sind ganz ruhig.“

„Das ist Sanchés Rodrigo, ein brutaler Mörder.“, zischte er.

„Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber solange sie ruhig sind, brauchst du kein Blut vergießen.“, sagte sie und sah ihm in die Augen:

„Ich bleibe in der Nähe. Sollte einer schief gucken…“

„Ich liebe dich.“, sagte sie leise und ging zurück in die Kantina. Einer der Männer hatte sie wohl beobachtet und erzählte es seinem Chef. Er baute sich nun vor ihr auf und fragte:

„Señora, was haben sie Zorro gesagt?“

Sie schaute ihm ohne Angst ins Gesicht:

„Ich habe ihm gesagt er soll keinen Streit anfangen. Die Señores wollen nur etwas trinken und sie sind ruhig.“ Ihre Worte beeindruckten ihn sehr: „Männer, in dieser Kantina wird gezahlt. Die Señora weiß, wie man Gäste behandelt!“, raunzte er seinen Caballeros zu.
 

Sie blieben bis morgens, zahlten wie es sich gehörte und gingen. Als sie weg waren, atmeten alle tief durch:

„Leute, wir haben ein Wunder vollbracht.“, sagte Charlie. Bertuccio und Josi sanken auf die Stühle.

Dann kam Diego reingestürmt, alle erschraken:

„Ist alles in Ordnung?“, blickte er sich hektisch um.

„Diego, sei froh das ich so müde bin. Ich hatte die Pistole schon in der Hand.“, sagte Bertuccio. Doch dieser achtete kaum auf ihn:

„Gott sei Dank ist euch nichts passiert, außer der Getränkeschaden.“

„Du wirst es nicht glauben, aber sie haben alle bezahlt.“ Diego sah Josephine überrascht an.

„Charlie hat ihn total beeindruckt, als sie dich davon abhielt einzugreifen.“, meinte ihr Bruder. Doch Diego guckte recht finster:

„Was ist?“, fragte Bertuccio nach. Er antwortete nicht.

„Machen wir dicht.“, sagte die Wirtin und sie räumten alles auf.
 

Eine halbe Stunde später ritten die De la Vegas nach Hause:

„Du bist so still.“, stellte Charlie fest: „Bist du wegen irgendwas sauer?“

„Ich verstehe nicht, dass du Rodrigo in deine Kantina lässt.“, meinte er.

„Glaubst du ich habe ein Schild aufgestellt: Heute für Banditen geöffnet?“

„Aber du hast verhindert, dass ich sie rauswerfe.“

„Mein Gott Diego, ich wollte meine Kantina nicht schon wieder renovieren lassen.“

„Aber es hätte euch sonst was passieren können.“

„Dann sollten wir morgens nicht aufstehen.“, meinte Charlie.

„Aber...“

„Diego, es ging doch alles gut.“ Er jedoch hörte nicht auf ihr Vorwürfe zu machen, was alles hätte passieren können. Es fielen Worte wie:

„Unvorsichtig... Riskant... dumm.“ In dem Moment riss ihr der Geduldsfaden:

„Wenn du glaubst, ich kann die Gefahr nicht einschätzen, dann reit allein nach Hause! Ich übernachte bei Josi!“, giftete Señora De la Vega. Sie wendete ihr Pferd und ritt zurück in die Stadt.
 

In den kommenden Wochen blieb sie nachts im Haus ihres Vaters. Jeden Morgen musste sie sich übergeben und ihre Stimmungsschwankungen machten ihren Mitmenschen manchmal das Leben zur Hölle. Das Kurioseste war jedoch, dass Josi ebenfalls schwanger war, doch sie war im Gegensatz zu ihrer Freundin die Ausgeglichenheit in Person. Doch an diesem Nachmittag wurde es auch ihr zu viel:

„CHARLIE! Reiß dich zusammen!“, sagte Josi wütend: „Ich weiß du hast dich mit Diego gestritten! Ich weiß auch du bist schwanger, aber deshalb musst du uns nicht anpfeifen! Wir haben dir nichts getan! Ach, weiß er eigentlich das du ein Kind bekommst?!“

„Nein!“, sagte sie zickig.

„Charlie, du reitest jetzt gleich auf die Hazienda und wirst dich bei ihm entschuldigen!“

„Ich denke nicht daran!“

„SOFORT!“, brüllte sie. Widerwillig ging sie raus und stieg auf ihr Pferd. Auf der Hazienda kam ihr Erik entgegen:

„Mama! Mama!“

„Hey mein Kleiner, wo ist denn der Papa?“

„Hinten, hackt Holz.“, sagte ihr Sohn.

- Wenn Diego hinten Holz hackt, stimmt was nicht. -, wusste sie. Als sie hinter dem Haus nachsah, sah sie die ganze Hauswand zwei Meter hoch mit Holzscheiten gestapelt war. Da wurde ihr schlagartig klar, dass ihr Mann unter der Momentanen Situation litt und bekam ein schlechtes Gewissen. Sie liebte diesen Mann und wollte ihm auf keinen Fall wehtun:

„Diego?“, fragte sie vorsichtig.

„Charlie, was tust du hier?“

„Ich habe hier mal gewohnt. Weißt du noch?“ Sie sah ihn an: „Ich will mich bei dir entschuldigen... Ich habe mich in den letzten Wochen wie ein Giftfrosch benommen...“, sie wusste nicht was sie weiter sagen wollte und deshalb drehte sie sich zum Holz:

„...Es ist gut, dass du so viel Holz gehackt hast, aber haben wir jetzt noch genug übrig für ein zweites Kinderbett?“, fragte sie. Charlie spürte den verwunderten Blick auf ihrem Rücken:

„Soll das heißen, wir bekommen noch ein Kind?“ Sie drehte sich zu ihm um:

„Ja.“, meinte sie schüchtern. Er nahm seine Frau in die Arme und küsste sie:

„Entschuldigung angenommen.“, sagte Diego, er freute sich sehr auf ein zweites Kind.

„Wollen wir es deinem Vater sagen?“

„Der ist erst zum Abendessen wieder da.“ Sie umarmten sich noch einmal und gingen dann ins Haus.
 

Am Abend fassten sie Alejandro im Salon ab:

„Vater, du wirst noch mal Opa.“, sagte Diego direkt.

„Mit noch so einem Wirbelwind im Haus komme ich ja gar nicht mehr zur Ruhe.“, meinte er lächelnd.

Als Charlie und Diego im Bett waren:

„Charlotte, ist dir an meinem Vater was aufgefallen?“

„Eh, nein.“ Sie musste zugeben, dass sie in letzter Zeit nicht auf ihn geachtet hatte: „Was ist denn mit ihm?“

„Ich weiß nicht, ich habe so ein komisches Gefühl.“, sagte sein Sohn.

Der Lauf des Lebens

42. Der Lauf des Lebens

Inzwischen war es Mitte Juli. Charlie war hochschwanger und Alejandro hatte enorm abgebaut. Am 15. 7. 1841 brachte Diego seine Frau zum Arzt:

„Was sagst du Diego: Junge oder Mädchen?“, fragte sie keuchend.

„Unsere Tochter wird Amy heißen.“, sagte er sicher.

„Wie kommst du auf Amy?“

„In Spanien hatte ich eine clevere Freundin aus England.“

„Du hattest dort eine Freundin?“, japste Charlie eifersüchtig. Diego begann zu lachen: „Warte bis ich ... au ... wieder auf den Beinen bin.“

„Señora! Pressen sie!“, rief der Arzt. Die Geburt dauerte fast drei Stunden. Sie quälte sich sehr, dann:

„Don Diego, es ist ein Mädchen.“, sagte der Mediziner. Diego sah seine Tochter und verliebte sich sofort. Er nahm sie in den Arm, umwickelte sie mit einem Handtuch und zeigte sie seiner Frau:

„Charlie, es ist ein Mädchen.“ Diese öffnete die Augen und sah ihre wunderschöne Tochter:

„Amy.“, sagte sie dann, nahm sie in die Arme und schlief fast sofort ein.

Am nächsten Tag brachten sie, sie nach Hause. Erik fragte:

„Woher habt ihr sie?“ Die Eltern sahen sich kurz an.

„Amy kam, genau wie du aus meinem Bauch. Guck mal, mein Bauch war ganz dick und jetzt?“ Ihr Sohn betastete ihn:

„Dünn.“, sagte er. Charlie gab ihre Tochter Alejandro:

„Freust du dich?“, wollte sie wissen.

„Schon, aber...“

„Schwiegerpapa, was ist los?“ Auch Diego sah jetzt zu ihm.

„Ich werde nicht mehr lange bei euch sein.“, sagte er.

„Wo willst du hin Opa?“, fragte Erik.

„Bernah, bringst du Erik bitte nach oben.“, bat Diego. Als ihr Sohn oben war und sich alle wieder in der Küche versammelt hatten:

„Vater, was hast du?“ Alejandro sah seinem Sohn in die Augen:

„Ich habe Knoten im ganzen Körper. Der Arzt sagt, dass es nicht gut aussieht.“ Er sah wieder auf Amy. Weder Charlie, Diego oder Bernah wussten was sie sagen sollten.
 

Eine Woche später am 22. 7. wurde Josi´s und Bertuccios Sohn geboren. Sie nannten ihn Stephan.
 

Alejandro war die folgenden Tage viel mit Erik unterwegs. Er sagte das lenke ihn für ein paar Stunden vom unausweichlichen ab. Dann fragte ihn Charlie:

„Alejandro, hast du Angst?“

„Vor dem Tod? Nein. Ich habe in meinem Leben viel gesehen. Ich hatte eine großartige Frau, die ich wieder sehen werde. Ich habe einen Sohn und eine Schwiegertochter auf die ich sehr stolz bin und zwei niedliche Enkelkinder, die schöner nicht sein könnten. Nein, ich kann in Frieden gehen.“, sagte er. Sie hatte Tränen in den Augen: „Charlie, für jeden von uns kommt die Zeit. Niemand auf dieser Erde wird nur geboren.“

In diesem Moment trat Diego durch die Tür:

„Was denn hier los?“, fragte er als er die Tränen seiner Frau sah.

„Nichts, dein Vater und ich haben uns nur unterhalten.“ Er sah sie weiter an.

„Ich habe ihr nur gesagt, dass ich keine Angst habe zu gehen. Ich weiß, dass ihr beide alles regeln könnt und wenn nicht ihr, dann Zorro und Felidae.“

Plötzlich erschütterte ein Knall, gefolgt von einem kleinen Beben das Haus. Amy begann zu schreien und Diego sah seine Frau an:

„Vergiss es! Ich komme mit!“, sagte sie, bevor er irgendwelche Einwände äußern konnte. Bald darauf standen sie vor gut einem Dutzend Männern, die die Häuser plünderten.

Während Zorro und Felidae die Räuber aufhielten, lief Erik zu seinen weinenden Schwester:

„Schhhh Amy. Ist ja gut. Es passiert dir ja nichts.“ Er streichelte sie und sie beruhigte sich:

„Das machst du gut.“, sagte Alejandro leise als auch er das Zimmer betrat. Amy sah beide mit großen braunen Augen an:

„Komm, wir hauen uns alle zusammen in den großen Sessel im Salon und machen es uns bequem.“, schlug der Großvater vor.

Als die beiden Enkel auf seinem Schoß eingeschlafen waren, spürte auch er den ewigen Schlaf kommen. Er sagte noch:

„Ich liebe euch.“, und schlief dann für immer ein.

In diesem Moment spürte Diego, das etwas passiert war, aber darauf konnte er sich jetzt nicht konzentrieren.

Eine halbe Stunde später als sie wieder im Haus eintrafen, sahen sie Alejandro mit ihren Kindern auf dem Schoß:

„Nein.“, sagte Diego fast ohne Stimme. Er wusste, dass sein Vater tot war. Charlie sah wie friedlich ihr Schwiegerpapa aussah und ihr rollten Tränen über die Wangen. Sie umarmte ihren Mann, konnte aber nichts sagen. Etwas später brachten sie Erik und Amy in ihre Zimmer und Don Vega auf sein Totenbett. Diego setzte sich kurz daneben und sprach leise ein Gebet. Auch Charlie betete für eine sichere Heimkehr Alejandros zu seiner Frau.
 

Zu seiner Beerdigung zwei Tage später kamen viele. Alejandro war bei den meisten Menschen in der Umgebung sehr angesehen gewesen.

Charlie konnte den Worten des Pfarrers kaum folgen, Erik weinte zu sehr:

„Ich… Ich will nicht… will nicht… das Opa… Opa weg ist. Gott soll… soll ihn wieder bringen!“, rief er verzweifelt. Charlie nahm ihren Sohn auf den Arm, auch ihr liefen Tränen übers Gesicht:

„Höre mir zu Erik, dein Großvater ist nicht weg. Er ist immer in deiner Nähe. Du spürst doch wie sehr er dich geliebt hat. Natürlich ist es schwer, weil du ihn nicht siehst oder hörst, aber er ist immer da in deinen Gedanken und deinen Gefühlen.“ Sie drückte ihn an sich. Dann sah sie Diego an, der gedanklich nicht anwesend schien. Amy, die auf seinen Armen lag, spielte mit seiner Weste.

Schließlich wurde der Sarg auf die Hazienda Vega getragen und dort neben Elena Vega beerdigt. Diego blickte auf die beiden Gräber und blieb dort stehen. Nach und nach verabschiedeten sich die Trauergäste.

Es war inzwischen Abend geworden und er stand noch immer am Grab:

- Vater, warum lässt du mich allein? Ich wollte dir noch so viel sagen. Dich noch ein paar Dinge fragen. Wie soll ich das ohne dich nur schaffen? – Charlie ging jetzt zu ihrem Mann:

„Komm rein, es wird kühl und deine Kinder wollen dir gute Nacht sagen.“ Diego schloss die Augen und drehte sich dann zu ihr um:

„Du hast recht.“, sagte er und ging rein. In dieser Nacht schlief Diego äußerst unruhig. Charlie konnte gar nicht schlafen. Sie stand auf und setzte sich ins Zimmer ihrer Kinder. Dort im Vorlesesessel schlief sie ein.
 

Am frühen morgen wurde sie von Erik geweckt:

„Mama, wo ist Papa?“ Charlie schlug die Augen auf:

„Ist er denn nicht im Bett?“

„Nein.“

„Dann komm, gehen wir ihn suchen.“, sie nahm ihren Sohn an die Hand, Amy auf den Arm und sie gingen Vater De la Vega suchen. Charlie hatte eine leise Ahnung wo Diego war. Sie machte in der Küche die Hintertür auf und sah ihrem Mann am Grab seines Vaters.

- Ach Diego. – „Erik kannst du mir einen Gefallen tun und deinen Vater etwas aufheitern. Ich machen Derzeit Frühstück.“ Ihr Sohn lief los. Charlie wusste wie es Diego ging und konnte ihn verstehen:

„Erik sagte es gibt Frühstück.“, sagte De la Vega als er rein kam.

„Wie geht es dir?“, fragte seine Frau.

„Ich weiß nicht.“ Dann kam Bernah in die Küche:

„Guten Morgen.“, sagte der.

„Morgen, du Bernah kannst du bitte Padre Michelangelo fragen, was Erik für die Schule braucht.

Ein Deal mit Sánches

43. Ein Deal mit Sanchés

„Diego, soll ich die Kinder mitnehmen?“, fragte Charlie.

„Nein, ich bin hier noch mit einigem Papierkram beschäftigt. Kannst sie hier lassen.“

„Na gut, dann bis später.“ Charlie ließ ihren Mann ungern alleine, ging dann aber doch.

„Charlie! Charlie! Die Weinlieferung ist nicht gekommen und wir haben nur noch ein halbes Fass.“, kam ihr Josi brüllend entgegen.

„So ein verdammter Mist.“, fluchte Charlie.

„Gerüchten zu Folge war es Rodrigo.“, berichtete ihre Freundin. Señora Vega ging ins Hinterzimmer und holte 100 Pezos. Dann rief sie ihr zu:

„Ich fahre jetzt zur „Winzerei Espania“ und hole Wein.“

„Willst du etwa alleine fahren?“

„Natürlich, ihr bleibt hier und passt auf die Kantina auf. Ich bin heute Abend wieder da.“
 

Als Charlie bereits eine Stunde gefahren war, kam sie in einen Wald:

„LOS GELD HER!!!“, schrie ein finster aussehender Mann.

„Gehörst du zu Sanchés Caballeros?“, fragte sie. Der Typ war völlig perplex. Er hatte Schreien und Flehen erwartet aber nicht das:

„Ja.“, sagte er verunsichert.

„Sehr gut, ich will ihn sprechen.“, sagte sie. Er führte sie zum Lager und zu Sanchés Rodrigo:

„Señora, was machen sie denn hier?“, fragte er überrascht.

„Señor Rodrigo, ich habe ein kleines Problem.“, sagte sie höflich, doch gerade heraus.

- Wow, die Frau hat Stolz und Feuer. – „Ja, wobei könnte ich ihnen behilflich sein?“, dachte und fragte er.

„Es ist folgender Maßen. Dadurch dass sie und ihre Männer die Weinlieferungen überfallen, habe ich keinen Wein mehr für meine Kantina.“

„Das ist ein Problem, das ist wahr.“, grübelte er.

„Und wenn dann Señores wie sie kommen und kein Wein da ist, mag ich mir gar nicht ausmalen.“, sagte Señora Vega.

„Mmh, ich sage ihnen was. Für ihren unglaublichen Mut, werde ich die nächsten drei Ladungen nicht überfallen. Bis dahin lasse ich mir was einfallen was sie tun können damit es so bleibt.“

„Danke Señor, ich komme in etwa zwei Stunden wieder die Straße entlang.“ Sie fuhr dann weiter zum Winzer. Den konnte sie nach einer langen Diskussion überzeugen, wieder Wein an sie zu liefern. Am späten Nachmittag kam sie wieder in San Tasco an. Josi kam mit ihrem Sohn auf dem Arm zu ihr gelaufen:

„Charlie, ist dir etwas passiert? Bist du verletzt? Kannst…“

„Josi, würdest du dich bitte beruhigen. Du machst Stephan ganz wuschig J .“, unterbrach sie sie:

„Ich habe Wein und um die nächsten beiden Lieferungen müssen wir uns auch keine Sorgen machen. Kommt nachher beide ins Hinterzimmer, ich muss dann was mit euch besprechen.“, sagte Charlie geheimnisvoll.

„Hört zu, ich habe mit Sanchés Rodrigo für die nächsten beiden Lieferungen die Bestätigung, dass er sie durchlässt. Danach muss ich wohl extra Löhnen, damit es so bleibt.“ Josi und Bertuccio sahen sich an, als sie das hörten: „Ich möchte erstmal nicht, dass Diego davon erfährt. Der hat im Moment noch mit dem Tod seines Vaters zu tun.“, erklärte Charlie.

„Versprochen, aber nur wenn du es ihm demnächst erzählst.“, meinte Bertuccio.

„Das wäre besser, vor allem weil das Buschgeflüster in dieser Stadt sehr laut ist.“, meinte Josi immer noch mit Stephan auf dem Arm.

Emilio Amalia

Emilio Amalia

Als Erik im September in die Schule kam, war es sehr warm. So dass, die Schüler nur vormittags bis 10.30 Uhr Unterricht hatten. Erik fand in der Schule schnell Freunde. Mit Martin verstand er sich am besten. Nachmittags spielten sie zusammen, machten Hausaufgaben und übten fechten bzw. Erik brachte es Martin bei. Ein paar Wochen später kam ein neues Kind in die Schule. Schwester Anne stellte ihn vor:

„Kinder, das ist Emilio Amalia. Er ist 9 Jahre alt und wird bei der dritten Klasse sitzen (zu jener Zeit haben alle Klassen in einem Raum zusammen gelernt).

Der bullige Junge setzte sich direkt neben Erik:

„Mach Platz!“, schnauzte Emilio ihn an. De la Vega rückte.

„So Kinder, heute wollen wir über Recht und Unrecht sprechen. Weiß jemand schon was Unrecht ist?“

„Es ist Unrecht wie Räuber zu stehlen.“, sagte ein Junge.

„Mein Papa sagt, es ist Unrecht das die Südindische Handelsgesellschaft Geld dafür verlangt, dass sie seinen Stand heil lassen.“

„Ja, das sind gute Beispiele. Habt ihr auch welche für Recht?“, fragte die Nonne.

„Das jemand den Schwachen hilft wie Zorro.“

„Das Felidae für die Armen kämpft.“

„Uns Kinder beschützt.“

„Sehr gut, dann wollen wir mal sehen, ob ihr es wirklich verstanden habt. Also ein Dieb stiehlt, was ist das?“

„Unrecht!“, rief die Klasse im Chor.

„Ein Arzt hilft einem Kranken…“

„Recht!!!“ Erik sah jetzt zum ersten Mal auf Emilio. Der starrte nur gelangweilt in die Gegend. Der Junge wurde ihm immer unsympathischer. Dann brach die erste Pause an. Emilio fing mit Martin Streit an und der große Junge schubste Eriks Freund. Dann trat De la Vega dazwischen:

„Lass ihn in Ruhe.“

„Hast du ein Problem?“

„Ja.“, sagte Erik. Emilio trat auf ihn zu. Erik blieb stur stehen und sah ihm in die Augen. Amalia wollte ihn am Schlafittchen packen, aber Diegos Sohn trat einfach einen Schritt zur Seite und der andere griff daneben. Alle lachten, jetzt stürzte sich Emilio auf Erik und da er ihm vom Gewicht her nichts entgegenzusetzen hatte, wurde er einfach umgerissen. Der bullige Junge schlug ihm ins Gesicht. Dann kam Padre Michelangelo und zog die Zwei auseinander:

„Was geht hier vor?!“ Beide weigerten sich zu sprechen: „Wie ihr wollt. Ich werde mit euren Eltern reden und jetzt geht zurück in den Unterricht.“, sagte er böse.

Etwa eine halbe Stunde später stand er bei Señorina Vega in der Kantina:

„Padre Michelangelo, welch seltener Besuch.“, begrüßte sie ihn freundlich.

„Señora, können wir unter vier Augen reden?“

„Natürlich, kommen sie mit ins Hinterzimmer.“ Dort angekommen:

„Was gibt es denn?“, fragte Charlie.

„Ihr Junge hat sich vorhin mit einem anderen geprügelt.“

„Erik? Mein Sohn?“, fragte sie erstaunt: „Er kommt doch eigentlich immer mit allen aus? Wie kam es dazu?“

„Das weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht wer angefangen hat, aber vielleicht könnten sie noch mal mit ihm sprechen.“, schlug er vor.

„Ja, mein Mann und ich werden auf jeden Fall mit ihm reden. Ach ja, mit wem hat er sich eigentlich geprügelt?“

„Mit einem neuen Mitschüler, Emilio Amalia.“
 

Abends bei den bei den De la Vegas. Erik mistete gerade den Stall seines Pferdes aus, während Charlie Diego im Büro aufsuchte:

„Diego?“

„Was ist?“, fragte er, wobei er etwas durchlas.

„Erik hatte heute eine Prügelei in der Schule.“, sagte sie.

„Wer hat angefangen?“, er richtete seinen Blick auf seine Gattin.

„Keine Ahnung, Michelangelo wusste es auch nicht…“ In dem Moment fing Amy an zu weinen:

„Du zu deiner Tochter, ich zu Erik.“, sagte Diego, stand auf und ging in den Stall:
 

„Erik?!“

„Ja.“ Er drehte sich zu seinem Vater:

„Oh, Oh (A.n. Teletubbis), da hat dich einer voll erwischt. Wie ist das passiert?“ Erik erzählte Diego alles, dass Emilio Martin bedroht hat und er ihn nur beschützen wollte.

„Das war richtig von dir. Hat er auch was abgekriegt?“

„Ich glaube schon.“ Er starrte auf den Boden.

„Soll ich dir helfen, mein Sohn?“ Erik lächelte ihn an und nickte. Sie musste eigentlich nur noch Stroh in den Stall tun, doch stattdessen bewarfen sie sich damit. Nach zwanzig Minuten kam Charlie mit Amy auf dem Arm rein:

„Könnt ihr zwei mir mal erklären, was ihr hier macht?“

„Wir beschmeißen uns mit Stroh.“, sagte Erik fröhlich. Auch Diego grinste und ihm hing der Streu aus den Haaren:

„Ihr seit zwei Kaputte. Es gibt Abendbrot. Maria hat einen Auflauf gemacht.“, sagte Señora Vega lächelnd.

„Ja!!!“ Der Kleine lief begeistert vor.

„Du bleibst erst einmal hier Señor. Nennst du das eine ernsthafte Unterhaltung mit unserem Sohn?“, fragte sie, musste sich allerdings ein Grinsen verkneifen.

„Wir haben uns ernsthaft unterhalten. Er hat nur Martin geschützt.“, verteidigte sich Diego.

„Wieso muss Erik Martin beschützen? Martin ist doch der Größere… Erik ist genau wie du, wenn du damals jemanden gesehen hast, der bedroht wurde: Du hast dich dazwischen gestellt und den kommenden Schlag mit deinem Gesicht abgefangen.“, schwelgte sie in Erinnerungen.

„Ist halt mein Sohn. Du darfst dich nicht wundern, wenn er öfters so nach Hause kommt.“ Sie gab ihm einen Kuss und sah ihm in die Augen:

„Komm jetzt essen. Maria wartet sicher schon.“ Beim reingehen meinte er noch zu ihr:

„Diese Idee von Josi und Bertuccio ist gar nicht schlecht. Wir laden sie morgen zu einem Geschäftsessen ein.“

Eriks Enttäuschung

5. Eriks Enttäuschung

Am nächsten Abend saßen alle vier im Salon:

„Erzählt uns was ihr konkret vorhabt.“, bat Diego.

„Wir würden gerne im Eingangsbereich des Hauses eine Rezeption bauen. Dann brauchen wir Mobiliar für acht Zimmer. Wie aus dem Konzept ersichtlich kriegen wir 80% des Grundkapitals zusammen.“, erklärte Bertuccio, dann ergriff Josi das Wort:

„Wir wollten euch bitten uns die restlichen 20% zu borgen?“

„Wisst ihr, Diego und ich haben uns darüber unterhalten…“, sagte Charlie: „… und ehrlich gesagt, würden wir lieber Teilhaber werden. Das ist für uns zwar mehr Risiko, aber für euch wesentlich günstiger.“

„Und zu wie viel Prozent?“, fragte Josi leicht misstrauisch.

„Sagen wir die 20% die euch fehlen.“, meinte Diego. Bertuccio und Josi sahen sich an:

„Können wir eine Nacht darüber schlafen?“, fragten sie.

„Natürlich, lasst euch Zeit.“
 

Inzwischen waren vier Monate vergangen. Das Hotel war fertig und „Klein Vega“ kam mindestens dreimal die Woche mit einer neuen Blessur:

„Jetzt reicht es aber, ich gehe jetzt zu den Eltern.“, sagte Charlie aufgebracht als sie Eriks aufgerissene Hose sah.

„Nein, Mama, du machst es nur schlimmer.“

„Dein Sohn könnte Recht haben. Einige Eltern finden es gut, wenn ihre Kinder sich „durchsetzen“ können.“, meinte Diego.

„Dann sei doch bitte so freundlich und zeige deinem Sohn wie er sich verteidigen kann.“, fauchte sie.

Plötzlich waren vom Marktplatz Schüsse und Geschrei zu hören:

„Erik bleib hier drin!“, sagte seine Mutter. Diego lief um sich umzuziehen.

„Ich will aber auch gucken.“, quengelte der Junge.

„Nein, du passt auf Amy auf!!!“, sagte sie streng und ging nach draußen. Doch sie wurde gleich wieder rein geschoben von Sanchés Rodrigo:

„Was wollen sie?“, fragte sie. Er setzte sich neben Amy auf den Stuhl:

„Ein süßes Baby.“, sagte er. Charlie ging hin, nahm sie und gab sie Erik:

„Geh ins Hinterzimmer. Was wollen sie Rodrigo?“, fragte sie noch mal, weniger freundlich.

„Nun Seniora Vega, so wie das in den letzten Monaten gelaufen ist gefällt es mir nicht mehr. Es ist geradezu langweilig. Meinen Männern und mir fehlt die Gefahr.“ Dann hörten sie Degen klirren:

„Ah, da kommt ja unsere Abwechslung.“, sagte Sanchés: „Ich habe meine kleinen Auseinandersetzungen mit Zorro schon vermisst.“ Charlie sah ihn böse an. Er erhob sich und ging raus. Zorro schwang gerade seinen Degen gegen einen von Rodrigos Männern. Diego setzte ihn außer Gefecht. Dann fechtet er gegen den Chef der Bande.

„Stark, wer ist das?“

„Erik! Was machst du hier? Du sollst doch auf Amy aufpassen!“

„Das ist doof. Wo ist Papa? Wieso lief er weg als die Banditen kamen?“, fragte er.

„Er ist nicht weggelaufen. Er ist… ist…“, Charlie kam ins stocken. Sie konnte doch nicht die sonstige Ausrede bei ihrem Sohn benutzen. Sie konnte nicht sagen: Dein Vater hat Angst. Aber was soll sie ihm sagen? Die Wahrheit? Zu riskant:

„Einer aus meiner Klasse hat mal gesagt, dass Papa feige sei, stimmt das?“

„Nein, er kann nur nicht hier sein, weil… weil er…“ Erik sah in die Augen seiner Mutter, die nach Worten suchte:

„Ich kann dir das jetzt nicht erklären, aber er ist nicht weg, weil er Angst hat. Im Gegenteil, jetzt gehe zu Amy.“, sagte sie.

Sie warf einen Blick nach draußen und sah Tornado an der Kantina vorbei galoppieren. Zorro war am Arm verletzt.

Eine Stunde später kam er in die Kantina:

„Charlie, wir müssen reden.“, sagte Don Vega in einem ungewöhnlich hartem Ton. Die beiden gingen ins Hinterzimmer:

„Was ist los? Wie geht es deinem Arm?“, fragte sie ihn, als er die Tür geschlossen hatte.

„Du fragst mich was los ist!!! Warum hast du mir nicht gesagt, dass du mit Sanchés eine Art Vertrag hattest?“, schnauzte er sie an. Sie verschränkte die Arme:

„Die Kantina ist mein Geschäft. Du musst hier nicht jede Verbindung wissen. Ich weiß es ja auch nicht bei deinen und zum zweiten haben wir ein viel größeres Problem.“

„Und das ist?“, fragte er. Charlie erzählte ihrem Mann von Eriks Äußerungen. Sofort hatte er Sanchés vergessen und überlegte ebenfalls, was er Erik sagen könnte.
 

In den kommenden Jahren wurde die Lage wieder angespannter. Die Armee begann die Leute auszunehmen und die Südindische Handelsgesellschaft zwang immer mehr Bauern, trotz Zorros und Felidaes Einsatz für sie zu arbeiten und Erik verlor mehr und mehr die Achtung vor seinem Vater.

Ohrfeige

6. Ohrfeige

An diesem Tag war Amys sechster Geburtstag. Sie hatte sich zu einer kleinen Persönlichkeit entwickelt und stellte mit ihrem Bruder, der inzwischen dreizehn war allerlei Blödsinn an.

Für Amy war der Papa immer noch der Held, während sich Erik eher an seine Mutter hielt, wenn er ein Problem hatte.

Doch oft konnte er sie nicht verstehen. Er fragte sich, wie sie zu seinem Vater stehen konnte, wo er doch so oft abgehauen war, wenn irgendwo eine Gefahr lauerte.

Wer seine totale Bewunderung hatte, war Zorro. Er war sein persönlicher Held.
 

Gerade schnitt Charlie Amys Kuchen an, als Erik völlig frustriert nach hause kam. Er schmiss seine Sachen in die Ecke:

„Was ist denn mit dir los?!“, fragte seine Mutter.

„Nichts!“

„Wegen nichts schmeißt man nicht die Tasche in den Ofen.“

„Ich habe es so satt! Das Emilio immer sagt, ich wäre wie mein Vater!“, fluchte er.

„Wäre das denn so schlecht?“

„Natürlich, ich drücke mich nicht vor Schwierigkeiten. Er ist feig …“

„KLATSCH“

Charlie hatte bis da hin ihre Kinder nie geschlagen, aber in diesem Moment war es einfach zu viel. Es war ihr egal was die Leute in der Stadt redeten, aber sie hatte gedacht, dass Erik seinen Vater besser kennen würde.

Er sah seine Mutter total überrascht an. Diese jedoch packte ihn am Arm und zerrte ihn in den Salon:

„Mama, du…“ Er verstummte als er die Geheimtür hinter dem Kamin aufgehen sah:

„Gehe hindurch und sieh wie feige dein Vater ist!“, sagte sie böse. Vorsichtig ging er die Treppe runter. Charlie folgte ihm.

Seine Augen wurden immer größer, als er in der Höhle ankam. Er sah einen Fechtkreis, die Box von Tornado und viele andere Dinge die Zorro gehörten:

„Dein Vater ist nur immer so schnell verschwunden, weil er den Menschen möglichst schnell helfen will.“ Erik war geschockt. Was hatte er alles schlechtes über ihn Gedacht. In dem Moment kam Zorro auf Tornado in die Höhle. Er sah seine Frau und seinen Sohn:

„Was tust du denn hier?“, fragte er Erik.

„Papa? Ich…“, fragte der Kleine. Diego nahm die Maske ab. Sein Sohn starrte ihn an und ergriff dann die Flucht nach oben:

„Was hatte er hier unten zu suchen?“ Charlie sah ihn an und erklärte ihm alles.

„Ich muss mit ihm sprechen, damit er es versteht.“, meinte er, zog sich um und ging nach oben. Erik hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen, Diego klopfte an:

„Können wir beide uns unterhalten?“, fragte er.

„Ich bin durcheinander… Ich will nicht.“

„Erik, ich möchte dich zu einem Fechtkampf herausfordern.“, sagte sein Vater. Die Tür öffnete sich und Don Vega ging mit seinem Sohn in die Höhle. Sie stellten sich in den Übungskreis und gingen wenig später auf einander los. Charlie beobachtete ihre Männer:

- Was bezweckt Diego damit? -, fragte sie sich. In dem Moment kam Amy ebenfalls in die Höhle:

„Mama, was machen Papa und Erik da?“

„Nichts Süße, die üben nur. Komm gehen wir. Du kannst mir oben noch etwas helfen.“

„Aber Mama, ich will das sehen.“, diskutierte sie.

„Nein, das müssen die Beiden unter sich ausmachen. Da haben wir zwei hier nichts zu suchen, komm.“ Sie nahm ihre Tochter mit hoch.
 

Die Degen von Diego und Erik schlugen hart aufeinander ein. Keiner wollte sich geschlagen geben. Sie attackierten sich hart.

„Jungs, wollt ihr nicht langsam Schluss machen? Ihr seit jetzt schon zweieinhalb Stunden hier unten. Außerdem seit ihr beide verletzt.“, meinte Charlie. Diego hatte einen Schnitt am Unterarm und Erik am Bein.

„Kommt jetzt hoch.“, sprach sie ein Machtwort und verschwand wieder in der Küche:

„Sollen wir aufhören?“

„Ich würde sagen, denn schlimmer als jeder Feind ist deine Mutter, wenn sie wütend ist.“, sagte Diego: „Du bist richtig gut geworden.“, lobte er noch, dann gingen sie in den Salon:

„So ihr zwei Dickschädel, habt ihr eure Differenzen besprochen?“, fragte Charlie während sie Eriks Bein verband:

„Geredet haben wir eigentlich nicht.“, sagte er.

„Leute macht euren Mist alleine.“, fluchte sie und ging. Diego und Erik lachten.

„Mama, was haben Papa und Erik gemacht?“

„Männer, Amy sei so lieb und werde wenigstens du vernünftig.“, sagte Madre de la Vega. Als Vater und Sohn kamen aus dem Salon:

„Was gibt’s zu essen?“, fragte Junior.

„Chili.“, sagte Donja* Vega.

* Frau vom Don

Schutz

7. Schutz

Als Erik am nächsten Tag in die Schule kam, machte Amalia gerade ein Mädchen an:

„Emilio, bist du so schwach, dass du dich jetzt schon an Mädchen vergreifen musst?“, fragte Erik cool.

„De la Vega, willst du dich nicht verziehen wie dein Vater?“

„Ehm, nein.“ Der Typ kam auf ihn zu. Erik sah ihm fest in die Augen.

„Du willst es wissen oder?“, fragte der brutale Junge.

„Komm heute Nachmittag an die Lichtung und bring einen Degen mit.“, sagte De la Vega und ging:

„Geht es dir gut?“, fragte er das Mädchen.

„Ja, danke.“, sagte sie.

„du bist neu hier, oder?“ Sie nickte:

„Ja, mein Name ist Viktoria Pueblo und du?“

„Erik de la Vega.“ Sie gaben sich die Hand:

„Wirst du da heute Nachmittag hingehen?“, fragte sie ängstlich.

„Klar, diesem Kerl gehören die Leviten gelesen. Der denkt nämlich der darf alles.“

„Kinder, es wird Zeit!“, rief Schwester Anne.
 

Nach der Schule lief Erik nach hause und holte seinen Degen. Maria fragte besorgt:

„Wo willst du damit hin.“

„Mach dir keine Sorgen Maria, wird schon nichts passieren.“, sagte er und verschwand. Maria schickte einen Bediensteten zu Charlie, diese kam sofort:

„Maria, was ist?“, fragte sie.

„Erik ist mit dem Degen irgendwo hin.“
 

Er war inzwischen auf der Lichtung angekommen, wo sich fast alle Schüler versammelt hatten:

„Dachte schon du kneifst.“, meinte Emilio großspurig.

„Du kannst denken?“

Amalia zog seinen Degen, Erik tat es ihm gleich und sie begannen sich zu umkreisen. Dann griff Emilio an, doch seinen plumpen versuchen konnte Erik leicht ausweichen:

„Mehr hast du nicht zu bieten? Da hat ja meine kleine Schwester mehr drauf.“, reizte er. Sein Gegner fuchtelte jetzt wild drauf los.

Was keiner bemerkte war, dass Felidae oben im Baum saß und die Szene beobachtete:

- Du hast viel mein Sohn.-, dachte sie.

„Wehr dich!!!“, schrie Emilio.

„Na gut, ich will hier ja nicht ewig rum stehen.“, gähnte er. Erik machte zwei Attacken und schon hatte er seinen Gegner entwaffnet. Alle machten große Augen und er ging mit erhobener Waffe auf ihn zu:

„Tu mir nichts.“, bettelte Emilio furchtsam.

„Du lässt die anderen in Zukunft in Ruhe, sonst…“ Er ritzte ihm ein E in die Weste:

- Genau so hätte es dein Vater gemacht. Nur ein wenig am Stolz gekratzt, aber ihn nicht verletzt. Du bist wirklich wie er.-, sagte sie stolz zu sich.
 

Der nächste Morgen in der Schule war komisch für Erik. Er wurde von seinen Mitschülern empfangen wie ein Held. Emilio saß zurückgezogen in der Ecke:

„Endlich lässt der uns in Ruhe. Das war aber auch nötig.“, sagte Martin.

„Erik, du hast ihm ein schönes Feilchen verpasst.“, meinte ein anderer.

„Eh, ich habe ihn nicht geschlagen, nur entwaffnet.“, sagte Erik.

„Na irgendwer hat ihm eins „geschenkt“.“, sagte Martin. De la Vega ging zu Emilio:

„Was ist passiert?“, fragte er.

„Geht dich nichts an!“, schnauzte Amalia.

„Wer hat dich so zugerichtet?“

„Verschwinde! Das verstehst du sowieso nicht!!!“

„Wenn ich kann, helfe ich dir?“, bot Erik an.

„Ich habe gesagt verpiss dich!“

„Der Unterricht beginnt!“, rief Pfarrer Michelangelo. Alle schwiegen und setzten sich auf ihren Platz: „Hört zu, ab nächste Woche kommt wieder eine erste Klasse hinzu. Ich erwarte, dass ihr sie gut hier aufnehmt.“, kündigte der Pfarrer an.

Doch Erik hörte in dem Moment gar nicht zu. Er sah zu Emilio:

- Er hat nicht nur ein Feilchen, sondern auch am Hals Schorf. -, stellte er fest.
 

In der Pause:

„Emilio was ist mit dir passiert? Du siehst schlimm aus.“

„Verschwinde! Es geht dich verdammt noch mal nichts an!“, raunzte der nur.

„Ich wollte dir nur helfen.“, sagte Erik.

„Auf deine Hilfe kann ich verzichten!“ Er ging wieder ins Klassenzimmer:

„Erik, was wolltest du von dem?“, fragte Martin.

„Fragen wer ihn so zugerichtet hat.“, sagte er.

„Typisch De la Vega, macht sich nicht nur Sorgen um seine Freunde, sondern auch um seine Feinde.“, lachte Martin:

„Kaum hat einer eine Blessur: „Kann ich dir helfen.“, meinte ein anderer Mitschüler:

„Ihr seid doof.“, sagte Erik grinsend.
 

Nach der Schule folgte er Emilio unauffällig. Er musste sehr weit laufen, dann sah er Emilio in einem heruntergekommenen Haus verschwinden:

„Wo kommst du jetzt her?“, wurde der sofort angeschnauzt.

„Aus der Schul.“, sagte er mit gesenktem Haupt.

„Du Faulpelz gehst jetzt Wasser für das Korn schöpfen!“, brüllte der Vater und ging zurück ins Haus. Emilio nahm einen Wassereimer und ging aufs Feld.

Erik beobachtete den Vater. Er stellte fest, dass Senior Amalia nur am Brüllen war. Sein Sohn arbeitete den ganzen Tag hart, aber ihn schien das nicht zu interessieren. Dann schlug er seinen Sohn.

Erik ging völlig deprimiert nach hause. Auf der Hazienda kam ihm seine Schwester entgegen gelaufen:

„Erik! Erik! Spielst du mit mir!“, rief sie.

„Ich muss Hausaufgaben machen. Ich habe jetzt keine Zeit.“, ließ er seine Amy abblitzen. Sie wurde bockig und ging ihm hinterher. Erik suchte seinen Vater auf, der gerade dabei war sein Pferd zu satteln:

„Wo willst du hin?“, fragte Erik.

„Zu Don Hekto, der hat mit mir was zu besprechen.“, sagte Diego.

„Kann ich mitkommen? Ich habe ein Problem.“

„Ich will auch mit! Ich will auch mit!“, rief Amy.

„Nein Amy, du kannst nicht mitkommen!“, sagte Erik. Beide Kinder sahen sich streitlustig an.

„Amy, willst du nicht Maria ein wenig bei der Hausarbeit helfen?“, fragte Vater Vega diplomatisch.

„Nein, ich will mit!“, blieb sie stur. (Von wem sie das wohl hat?)

„Papa und ich haben was zu besprechen, da kannst du nicht mitkommen.“, meinte ihr Bruder. Sie lief zu Diego und hatte schon Tränen in den Augen (Geheimwaffe):

- Toll, hat sie ihn wieder eingewickelt. -, dachte Erik.

„Pass auf Amy, wenn ich wieder da bin, werden wir noch fechten, in Ordnung?“

Sie nickte und wenig später ritten die „Männer“ los:

„So, was ist das für ein Problem?“, fragte Don Vega.

„Es geht um Emilio. Ich hatte gestern im Wald mit ihm eine Auseinandersetzung mit Degen. Ich habe zwar gewonnen, aber heute Morgen als er in die Schule kam, hatte er ein blaues Auge. Als ich ihn danach fragte, schnauzte er mich nur an. Ich folgte ihm dann nach hause. Er muss arbeiten wie ein Sklave und wird geschlagen.“, erzählte Erik: „Kannst du was dagegen tun?“

„Dagegen kann man leider nichts machen, Erik.“, erklärte sein Padre traurig.

„Warum nicht? Der kann ihn doch nicht einfach so behandeln!“, protestierte er.

„Tut mir leid.“, sagte Diego.

„Mir auch.“, sagte De la Vega jr., wendete sein Pferd und galoppierte davon. Er ritt an Amalias Haus vorbei.

Plötzlich hörte er Schreie:

- Vielleicht kann Padre nichts tun, aber ich kann. – Er schnappte sich seinen Degen und lief ins Haus:

„Lassen sie ihn in Ruhe!“, schrie Erik und hielt Senior Amalia die Waffe vor die Brust:

„Verschwinde Knirps, das geht dich nichts an.“, raunzte der.

„Emilio,“ Erik sah zu ihm, er war total blutverschmiert: „Was haben sie mit ihm gemacht? Ich werde ihn jetzt mitnehmen.“

„Das wirst du nicht, du kleiner Bastard.“ Senior Amalia nahm sich seinen Degen, aber kaum hatte er ihn in der Hand schlug ihm Erik ihn wieder aus der Hand. Der war total verdutzt, dass ihm ein Zwölfjähriger Paroli bot. Erik hob Emilio auf, setzte ihn aufs Pferd und ritt mit ihm zur Hazienda Vega:

„Maria! Maria! Schnell, hilf mir.“, rief Erik. Maria kam aus dem Haus gelaufen:

„Erik, was ist passiert?“

„Er wurde verprügelt. Hilf mir ihn ins Haus zu bringen!“ Sie brachten ihn ins ehemalige Zimmer von Alejandro:

„Hole den Doktor her, Erik.“, schickte ihn Maria los. Zwanzig Minuten später war er mit dem Arzt zurück:

„Würden sie bitte draußen warten.“, meinte Timitheo (inzwischen der Junior)

Er ging im Flur auf und ab, bis seine Schwester kam:

„Erik, spielst du mit mir?“, fragte sie. Beide gingen in den Garten und fechteten bis Maria sie schließlich wieder rein holte:

„Wie geht es ihm?“, fragte Erik.

„Nicht so gut.“, meinte Timitheo: „Er braucht viel Kraft und Beistand.“

Diego und Charlie kamen zusammen nach hause. Sie küssten sich in dem Moment, als Amalia auf sie zugeschritten kam:

„De la Vega! Los rücken sie meinen Sohn wieder raus!“, schrie er.

„Bitte? Ich habe ihren Sohn nicht.“, sagte Diego ruhig.

„´Türlich, ihr Bengel kam vorhin bei mir ins Haus und hat ihn gezwungen mit ihm zu gehen!“

„Wir klären das.“, sagte sie und sie gingen zur Hazienda. Erik hörte sie und öffnete die Tür. Neben seinen Eltern sah er Amalia stehen:

„Madre, er hat ihn fast tot geprügelt.“, sagte er aufgebracht.

„Wir werden das drinnen besprechen.“, versuchte Charlie zu beruhigen.

„Hier wird nichts besprochen, geben sie mir mein Kind.“, fauchte der Senior. Erik nahm die Hand seiner Mutter und lief mit ihr in Alejandros Zimmer. Timitheo war noch dort und im Bett lag der zugerichtete Emilio:

„Ich musste ihn mitnehmen.“, sagte ihr Sohn.

„Das war richtig.“ Charlie ging zum Salon und hörte Amalia gerade brüllen:

„… werde meinen Sohn wieder mitnehmen!!!“

„Emilio bleibt hier.“, kam Charlotte herein.

„Charlie?“

„Sieh dir den Jungen an, Diego. Ihm ist fast die Haut vom Leib geprügelt worden.“ Sie wandte sich zu Amalia: „Haben sie ihn mit Peitsche und Stock geschlagen?“, fragte sie aggressiv.

„Ich erziehe mein Kind wie es mir passt.“, sagte er.

„Dann passt es ihnen, dass er stirbt?!“, rief sie aufgebracht.

„Ich werde ihn mitnehmen.“, zischte er und ging auf Donja Vega zu.

„Senior! Sie werden jetzt gehen!“, sagte Diego plötzlich kräftig.

„Nicht ohne Emilio!“

„Nein, sie haben meine Frau gehört. Ihr Sohn bleibt erstmal hier.“

Nach einigem Gerangel hatte Bernah ihn nach draußen gesetzt.
 

Amy war inzwischen in das Zimmer von Emilio geschlüpft und war an sein Bett gegangen. Sie nahm seine Hand und er öffnete die Augen:

„Geht es dir… gut?“, fragte sie.

„Wer bist du?“, fragte Emilio leise.

„Amy.“, sagte sie und zog den Stuhl dichter ran, um sich darauf zu setzen. Er sah ihr noch einen Moment zu und schlief wieder ein.

Er hatte einen Alptraum und während sein Vater, der ein Monster geworden war immer heftiger auf ihn einschlug, hörte er Eriks Stimme:

„Kann ich dir helfen? Kann ich dir ….“ Emilio schrie und wachte auf. Auf dem Stuhl saß nicht mehr Amy:

„Ganz ruhig. Es wird dir nichts geschehen.“, sagte Charlie beruhigend.

„Wo bin ich?“, fragte er.

„Auf der Hazienda Vega. Erik hat dich hergebracht.“

„Dann habe ich das nicht geträumt.“ Charlie lächelte:

„Nein, du bist hier jetzt sicher. Schlaf dich aus, ich sehe morgen früh wieder nach dir. Wenn du uns brauchst, kannst du rufen.“, sagte sie, stand auf und ging zur Tür. Diese öffnete sich: „Erik, es ist schon spät.“, meinte seine Mutter. Emilio reckte den Hals:

„Darf ich noch ein paar Minuten zu ihm?“, fragte Erik.

„Muss denn das heute Nacht noch sein?“

„Es dauert auch nicht lange.“

„Na gut, aber danach gehst du sofort ins Bett.“, sagte Charlie unmissverständlich, gab ihrem Sohn einen Kuss und ging. Erik trat an Emilios Bett:

„Wie geht es dir?“, fragte er.

„Ging mir schon mal besser.“, sagte Amalia: „Warum hast du das gemacht? Ich dachte du kannst mich nicht leiden?“

„Ich kann dich nicht leiden.“, grinste Erik: „Aber ich wollte nicht, dass er dich umbringt, mit wem soll ich mich streiten, mhh?“

„Das hättest du nicht tun müssen.“

„Weißt du von wem ich diesen Mut gehabt habe?“ Emilio sah ihn fragend an: „Von meinem Vater.“, sagte Erik überzeugt: „Ich werde jetzt ins Bett gehen, meine Mutter macht aus mir sonst Fischfutter.“ Er ging aus dem Zimmer. Im Flur wartete Diego auf ihn:

„Padre?“

„Was du heute gemacht hast, war mutig und richtig.“ Erik wurde ein wenig verlegen: „Sag mal, wie hast du Amalia besiegt, der ist doch viel kräftiger?“

„Das schon, aber technisch hatte der weniger drauf als Amy und außerdem hatte ich den besten Lehrer.“, lächelte er. Jetzt wurde Diego etwas verlegen, das aus seinem Mund zu hören tat unheimlich gut.

„Ich bin stolz auf dich mein Sohn.“, meinte Diego und ging ins Schlafzimmer. Hinter der Tür stand Charlie schon in ihrem Nachtgewand:

„Du platzt vor Stolz, nicht wahr?“

„Ja, aber dieser Amalia wird nicht Ruhe geben bis er seinen Sohn zurück hat.“, sagte Diego düster.

„Lass uns morgen darüber nachdenken. Wir hatten beide einen anstrengenden Tag.“

Als Emilio am nächsten Morgen erwachte, saß Amy wieder neben ihm:

„Was machst du denn hier?“, fragte er sie.

„Erik hat erzählt, dass dein Papa dich haut. Darf er denn das? Mutti sagt immer, dass man Kinder nicht schlagen darf.“, sagte sie. In dem Augenblick öffnete Erik die Tür:

„Amy, du bist ja schon wieder hier drin. Entschuldige Emilio, hat sie dich geweckt?“, fragte er ihn.

„Nein, hat sie nicht.“

„Hast du Hunger?“

„Ja.“ Er stand auf bevor Erik was sagen konnte:

„Bleib liegen, der Arzt meinte du bist ziemlich schwer verletzt.“

„Ich hatte schon schlimmeres.“

„Du bist ziemlich hart im Nehmen, was?“, stellte Erik fest: „Na gut, dann gehen wir ins Esszimmer.“ Amy folgte den beiden Jungen. Maria deckte gerade den Tisch. Sie blickte auf:

„Du bist also der, den Erik mitgebracht hat.“, sagte sie freundlich.

„Emilio, das ist Maria.“

„Guten Tag, Seniorina.“, sagte er schüchtern, dann kam Charlie ins Zimmer:

„Erik, was macht Emilio denn hier?“, sie wandte sich an ihn: „Geht es dir schon wieder so gut?“, fragte sie besorgt.

„Danke Seniorina Vega, aber ich kann schon wieder stehen. Es tut nur noch ein wenig weh.“ Sie sah ihn an. Dieses zerschundene Kind tat ihr in der Seele weh.

„Mama, wo ist Papa?“, fragte Amy und lief auf ihre Mutter zu.

„Der arbeitet oben schon und kommt gleich runter.“, sagte Charlie. Ein paar Minuten später saßen alle am Tisch und die De la Vegas unterhielten sich über Pferde.

„Emilio, welches Pferd findest du denn am schönsten?“, fragte Diego. Er senkte den Blick und sagte fast lautlos:

„Das von Zorro.“

„Da hat er Recht.“, sagte Erik und grinste Emilio an. Der jetzt ebenfalls Lächelte:

„Jungs, ich sage Schwester Anne bescheid, dass sie nach dem Unterricht herkommt und euch Aufgaben bringt. Maria, achtest du ein wenig auf die Wirbelwinde, besonders auf den Kleinsten.“, sagte Charlie.

„Natürlich.“

„Emilio, würdest du gerne Fechten lernen?“, fragte Erik, nachdem seine Eltern außer Sicht- und Hörweite waren.

„Du würdest es mir richtig zeigen?“, fragte er völlig erstaunt.

„Ja, aber nur unter einer Bedingung.“

„Die wäre?“, fragte Amalia, jetzt wieder misstrauisch.

„Du setzt das Gelernte nur für das Gute ein.“

„In Ordnung.“, sagte er. Sie stibitzten sich zwei Übungsdegen und gingen in den Wald, damit Vater De la Vega nichts mitbekam. Was sie nicht merkten war, dass Amy ihnen folgte.
 

Erik zeigte Emilio die Grundstellungen, als sie etwas im Gebüsch rascheln hörten. De la Vega ging darauf zu und mit einem Mal kam Amy aus ihrer Deckung geschossen. Die beiden Jungs erschreckten sich:

„Amy, Sóra Shiri to Noi- ito (Spruch von Josi*), seit wann bist du schon hier. Wieso bist du nicht bei Maria?“, nörgelte ihr Bruder.

„Ich möchte mitmachen. Was tut ihr?“ Er sah seine Schwester an mit dem Du- Gehst- Mir- Auf- den- Keks- Blick. Doch dann kam ihm eine Idee:

„Amy, du wirst Emilio helfen fechten zu lernen.“

„Moment, wie soll sie mir helfen? Sie ist doch nur ein kleines Mädchen.“, fragte Amalia.

„Du wirst dich wundern. Mein Schwesterchen ist richtig gut. Also Amy zeig ihm die Bewegungsabläufe, aber langsam.“ Erik korrigierte die Beiden.

Nach etwa einer Stunde gingen sie zurück zur Hazienda. Maria wirkte noch grauer als sonst:

„Kinder, wo wart ihr? Könnt ihr nicht Bescheid sagen? (Oder wenigstens das Handy anmachen) Und Emilio, nach so schweren Verletzungen solltest du dich wieder hinlegen und nicht in der Gegend rumspazieren!“, meckerte sie.

„Ja, Seniorina.“, sagte er mit gesenktem Kopf und ging ins Bett. Erik bekam zur Strafe Hausarbeiten auf. Er schlich sich noch mal in Emilios Zimmer und sagte:

„Nimm das Gemecker von Maria nicht ganz so ernst. Sie macht immer viel Wind um nichts. Sagt manchmal auch Vater, aber verrate ihr das bloß nicht…“, er wurde unterbrochen:

„Erik, wo bist du?“, rief Maria.

„Ich bin gerade etwas genervt.“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen und ging.

„Drei Minuten später kam er mit Schwester Anne und Amy an den Hacken zurück:

„Guten Tag Emilio.“, sagte die Nonne: „Ich habe euch Aufgaben mitgebracht. Die werde ich kontrollieren, wenn ihr wieder in der Schule seit.“

„Danke.“, sagten die beiden.

Charlie hatte inzwischen die Schwester von Emilios Mutter gefunden und suchte sie auf:

„Seniora Barbera, Guten Tag, ich bin Charlotte de la Vega.“

„Ja?“, fragte sie.

„Es geht um ihren Neffen Emilio.“ Der Blick der Frau verfinsterte sich:

„Lebt der arme Junge noch?“, fragte sie bitter.

„Ja, er wohnt im Augenblick bei mir und meiner Familie, aber ich glaube dass er sich bei einem Familienmitglied wohler fühlen würde.“, sagte Charlie: „Und zu seinem Vater kann und will ich ihn nicht zurück schicken.“

„Ja, da kann ich sie verstehen, aber wie wollen sie verhindern, dass Amalia hier vorbei kommt und ihn zu sich zurückholt.“

„Das wird nicht geschehen. Vertrauen sie mir.“
 

Als Charlie zur Kantina zurückkam waren Erik und Emilio da. Sie musste kurz in den Keller, hörte dann aber von oben Geschrei. Senior Amalia war rein gekommen und hatte sich seinen Sohn geschnappt. Erik war dazwischen gegangen, wurde aber von Amalia gegen einen Tisch geworfen. Kaum war er raus, kam Charlie nach oben.

Ihr Sohn lag mit einer Platzwunde am Kopf auf dem Boden:

„Was ist geschehen?“, fragte sie die Gäste. Einer von ihnen erklärte es ihr:

„Und keiner von euch hat geholfen?“, fragte sie barsch. Charlie hob Erik vom Boden auf und brachte ihn ins Hinterzimmer. Er erwachte kurz:

„Madre, du musst Emilio helfen, bitte.“

„Bleib ganz ruhig. Ich kenne jemanden, der ihm helfen wird.“ Nachdem sie Bertuccio ein Signal gegeben hatte, zog sie sich um und ritt los.

Aus dem Haus von Amalia waren Schmerzensschreie zu hören und das Wutgebrüll eines Mannes. Felidae hielt nichts mehr, sie stürmte rein:

„HÖREN SIE SOFORT AUF!!!“, verlangte sie mit vorgehaltener Waffe. Er zog auch seinen Degen und griff sie an:

- Oh man, Erik hatte Recht, der fechtet total schlecht. – Binnen weniger Sekunden hatte sie ihn entwaffnet, ging an ihn heran und hielt ihm die Waffe an den Hals:

„Bringen sie ihn um, bitte.“, bettelte Emilio, der blutend auf dem Boden saß.

„Nein, wenn ich ihn töte sind wir nicht besser als er.“

„Aber er wird nicht aufhören, bis er mich wieder hat, bitte!“, flehte er.

„Nein, die Familie Vega wird es dir erklären und AMALIA, kriege ich noch ein einziges Mal mit, dass sie ihrem Sohn was antun, überlege ich mir meine Prinzipien noch einmal! Emilio, komm ich nehme dich mit.“ Felidae half ihm hoch und brachte ihn zu Maria und ritt dann zurück in die Stadt. In der Kantina:

„Erik was tust du hier vorne, du solltest doch im Bett sein und dich ausruhen.“, sagte seine Mutter.

„Ist Emilio gesund? Wo ist er?“

„Keine Sorge, Felidae hat ihn gerettet, als ich bei uns ankam, ritt sie gerade mit ihm auf den Hof.“, sie wendete sich an Bertuccio: „Was würde ich nur ohne dich machen?“

„Wahrscheinlich pleite gehen.“, meinte er und grinste.

„Und wie schaut es im Hotel aus?“

„Na ja, Josi und ich sind bemüht das kein Bordell daraus wird.“

„So schlimm?“

„Ja, mindestens zweimal am Tag kommen Pärchen, die nur für eine Stunde ein Zimmer wollen, sonst läuft es gut.“, meinte er.

„Als Charlie mit Erik nach hause kam, stand Diego mit einer Frau auf dem Vorhof der Hazienda:

„Charlie, das ist Seniora Ernesta. Sie ist Emilios Tante.“ Charlotte sah eine ältere Frau mit einem weichen, Falten durchzogenen Gesicht:

„Guten Tag.“, sagte Donja Vega freundlich.

„Wie ich hörte haben ihr Sohn und sie meinen Neffen gerettet. Dafür möchte ich ihnen danken. Kann ich ihn gleich mitnehmen.“, fragte sie.

„Gehen wir erst einmal zu ihm und sehen wie es ihm geht. Sein Vater stattete ihm heute nämlich einen Besuch ab.“

„Sie meinen er schlug ihn?“, fragte Seniora Ernesta, allerdings nicht überrascht.“

„Ja, er konnte gerettet werden...“, sagte Erik.

Noch bevor sie die Tür vom Zimmer erreicht hatten, wurde diese von Emilio geöffnet. Er sah seine Tante und war für einen Augenblick geschockt. Dann rannte er auf sie zu und vergrub sein Gesicht in ihrem Schoß:

„Tante...“, weinte er: „Ich bin froh das du da bist...“
 

Eine Stunde später:

„Erik, ich möchte dir danken, dass du mich von meinem Vater befreit hast.“, sagte Emilio: „Ich werde unsere Streitereien vermissen.“, grinste er noch.

„Pass du auf dich auf dich auf und hau keine Kleineren mehr.“, meinte Erik.

„Don Vega, ich möchte auch ihnen und ihrer Frau danken. Außer meiner Mutter und Tante hat nie jemand so viel für mich getan.“

„Von mir auch ein großes Dankeschön. Wir werden nach San Francisco gehen. Außer Reichweite von Amalia.“, sagte Seniora Ernesta. Dann machten sie sich auf den Heimweg.
 

„Diego, woher wußtest du, wo seine Tante zu finden ist?“, fragte Charlie.

„Ach, das war gar nicht so schwer. Ich war bei Michelangelo und habe mir die Trauungsunterlagen angesehen. Damit hatte ich den Mädchennamen der Mutter und *tada* auch die ehemalige Adresse.“, sagte er stolz.

„Ich liebe dich.“, meinte sie nicht weniger beeindruckt.
 

Am nächsten Tag fechtete Amy gegen Stephan im Wald. Erik kontrollierte Bewegungsabläufe und Technik der beiden.

Plötzlich hörten sie jemanden:

„Wer gibt denn da fein Fechtunterricht?“ Hinter ihnen war ein etwa vierzehn jähriger Junge aufgetaucht. Er war mindestens zwei Köpfe größer als De la Vega und hatte einen Degen am Gürtel hängen.

„Verstehen die Kleinen überhaupt schon was du ihnen erzählst?“

„Ja, tun wir.“, sagte Stephan ärgerlich.

„Ich glaube wir gehen jetzt besser.“, meinte Erik und drehte sich um.

„Wer bist du, dass du glaubst mich hier stehen lassen zu können?“, fragte der Typ jetzt wütend.

„Habe ich mich gar nicht vorgestellt? Ich bin Erik de la Vega.“

„De la Vega? Hat dein Vater nicht die größten Ländereien in der Gegend? Ups, ich meine hatte?“

„Wieso hatte?“, fragte Diegos Sohn.

„Hast du es noch nicht gehört? Mein Vater Don Lamas besitzt mehr Land als deiner.“, meinte Domenik Lamas großspurig.

„Ach wirklich.“, sagte De la Vega nur kurz. Sein Desinteresse regte den Großkotz innerlich auf.

„Würdest du uns jetzt entschuldigen, wir möchten weiter trainieren.“, sagte Erik. Domenik verzog sich und die Drei übten noch ein wenig.

Erinnerung

8. Erinnerung

Einen Tag später nach der Schule suchten sie Charlies Kantina auf:

„Na Jungs und Amy, wollt ihr was essen?“, fragte Seniora Vega.

„Jaaaaaaa!“, brüllten sie im Chor. Dann hörten sie von draußen einen enormen Krach. Sämtliche Gäste strömten an Fenster und Türen, um Zorro dabei zu beobachten, wie er die Südindische Handelsgesellschaft in die Schranken wies.

Dann kam der Fuchs in eine Bedruille. Während er mit einem Mann kämpfte, zielte ein anderer mit einer Pistole auf ihn. Erik rannte los. Er tat so als würde er nicht sehen wohin er läuft und rempelte den Schützen voll an. Dieser verfehlte Zorro:

„Verzeihen sie Senior, ich habe nicht aufgepasst.“

„DU BLÖDER BENGEL!!!“, schrie der Mann und wollte auf ihn losgehen:

„Rühr den Jungen nicht an.“, sagte Diego, hielt ihm den Degen an die Brust und ritzte ein „Z“ in seine Sachen. Erik sah voller Bewunderung seinen Vater an.
 

Am Abend erwartete Erik Diego in der Höhle, während Amy und Stephan mit einander übten. Als Zorro in das Versteck kam:

„Padre, Padre, ich habe eine ganz tolle Idee.“, kam ihm sein Sohn entgegen. Er nahm die Maske ab und stieg aus dem Sattel:

„Na was denn?“, fragte Don Vega.

„Ich will dir helfen.“

„Wobei denn?“

„Na wenn du als Zorro für Gerechtigkeit kämpfst.“, sagte Junior.

„Oh nein, kommt nicht in Frage.“

„Wieso denn nicht? Heute hat das auch geklappt.“

„Darüber will deine Mutter bestimmt noch reden.“

„Aber ich will auch so tolle Abenteuer erleben wie du.“, bettelte Erik.

„Jungs, kommt Abendbrot essen!“, rief Charlie in dem Moment.

„Wir reden nachher darüber, versprochen.“, sagte sein Vater und sie gingen nach oben.

Während der ganzen Mahlzeit sah Erik immer wieder verstohlen zu Diego rüber. Dieser erwiderte den Blick und überlegte:

- Ich kann ihn ja verstehen. Als ich in seinem Alter war, wurde die Idee von Zorro geboren. Ich würde ihn schon mitmachen lassen, aber Charlie bringt mich um. -

- Ich frage mich, ob er mich mitmachen läßt und was Mutter dazu sagen wird? -

„Warum seid ihr so ruhig?“, fragte Donja Vega.

„Nichts.“, sagten beide die sich ertappt fühlten. Sie sah beide forschend an:

„Wirklich nichts, Madre.“ Charlotte traute dem Braten (Erik) nicht. Ließ es sich aber auf sich beruhen.

Diego betrat, als Erik schon im Bett war, sein Zimmer:

„Bist du noch wach mein Sohn.“, fragte er.

„Ja, hast du es dir überlegt?“

„Na ja, weißt du, als ich so alt war wie du, mochte ich das Unrecht nicht mehr sehen. Ich bemerkte, dass sich die meisten Dons an den Armen bereicherten. Sobald sich irgendwer dagegen stellten, wurden sie sofort verhaftet oder sogar getötet. Zu der Zeit zog auch deine Mutter nach San Tasco.“

„Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?“, fragte Erik.

„Oh, wir waren uns anfangs Spinne- Feind.“

„Warum?“

„Sie bot mir Paroli. Sie sammelte in kurzer Zeit alle Mädchen um sich und wir machten uns gegenseitig die Hölle heiß. Es ging Jungs gegen Mädchen und umgekehrt. Als wir dann so fünfzehn/ sechzehn waren, schlug der Pfarrer, der nach einem weiteren Streich die Nase voll davon hatte vor, dass die Anführer der Fronten sich in einer Disziplin messen sollten. Deine Mutter schlug Degen vor, was mir damals sehr gut erschien. Wir trafen uns heimlich im Wald und begannen zu fechten. Ich hatte sie gnadenlos unterschätzt, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit.

Wir hauten mit den Waffen aufeinander ein und wurden und wurden nicht fertig. Spät abends fanden uns unsere Väter. Wow, das gab Ärger.“ (Kopfnuss für beide Gören)

„Und dann?“, fragte Erik neugierig.

„Mein Vater brachte mich wutschnaubend nach Hause und belud mich mit Arbeit. Ich wäre deiner Mutter am liebsten an den Hals gesprungen, als sie die nächsten Tage in die Schule kam. Wir gifteten uns an, bis sie eines Tages zu mir kam:

„De la Vega!“, sagte sie. Ich fragte was sie wolle: „De la Vega, ich habe die Schnauze voll, dass wir uns ständig angaken. Wir sollten das klären.“ Sie machte den Vorschlag, dass wir uns bei mir treffen und unseren Vätern sagen, dass wir trainieren.“, erklärte Diego seinem Sohn: „Wir trafen uns also an diesem Nachmittag hier im Garten und haben uns duelliert. Über eine Stunde fechteten wir. Nach einer Stunde mussten wir aufhören, weil die Blumen der damaligen Haushälterin extrem darunter litten. Elisabeth bot uns dann noch etwas zu trinken an, aber die ersten Male lehnte sie freundlich ab und verschwand. Hinterher fragte mich dein Opa:

„War dass das Mädchen mit dem du neulich im Wald gefechtet hast?“

„Ja, wie trainieren miteinander.“, sagte ich und wurde rot.

„Aha“, meinte er, ich denke nicht, dass er mir geglaubt hat. Es dauerte jedenfalls zwei Wochen bis sie sich zu einer Limonade überreden ließ. Wir wurden anschließend sehr gute Freunde und stellten allerlei Blödsinn an.“ Erik grinste:

„Habt ihr viel Ärger bekommen?“

„Selten ein Tag wo es keinen gab.“

„Was erzählst du unserem Sohn da? Ist doch totaler Quatsch.“

„Charlie, wie lange stehst du schon in der Tür?“, fragte Diego.

„Lange genug. Erik höre nicht auf das was dein Vater sagt. Es gab nie einen Tag wo wir keinen Ärger bekommen haben. Immer wen ich mit ihm unterwegs war, wurden wir erwischt.“ De la Vega Jr. lachte bei den Blick, den sein Vater seiner Mutter zuwarf, dann erhob sie fest die Stimme:

„Also! Was habt ihr beiden vor?!“

„Wieso? Was sollten wir vorhaben?“, fragte Diego zurück.

„Ich weiß nicht. Ihr beiden kommt mir so komisch vor.“

„Das ist was zwischen Vater und Sohn, mach dir keine Sorgen.“ Charlie sah sie skeptisch an, sagte dann aber:

„Na gut, dann gute Nacht.“ Und ging ins Bett.
 

„Papa, darf ich dir nun helfen?“, fragte Erik als seine Mutter aus Sicht- und Hörweite war.

„Gut, aber deiner Mutter und Amy sagen wir vorerst nichts.“, meinte Diego schließlich erschöpft.

Rufmord

9. Rufmord

Erik freute sich wie ein Schneekönig, schon bald würde er mit seinem Vater gemeinsam das Böse bekämpfen. Am nächsten morgen suchte er sein Zorrokostüm vom letzten Fasching raus und ging damit in die Höhle. Diego striegelte gerade Tornado:

„Da bist du ja Padre, übst du ein wenig mit mir?“, fragte Erik. Diego atmete tief durch und sagte dann:

„O.K. zieh dein Kostüm an.“ Nun standen sich Vater- und Sohn- Zorro gegenüber. Beide fechteten mit ganzen Einsatz, doch plötzlich packte Diego Eriks Umhang, brachte ihn zu Fall und hielt ihm die Klinge vor die Nase:

„Was soll das?!“, protestierte der Junge.

„Auch daran musst du dich gewöhnen, an die unfairen Mittel der anderen.“ Wütend stand Erik auf und ging auf Zorro Senior los. Doch der blockte nun leicht ab und stieß seinen Sohn zur Seite.

Diego machte das nicht gerne, aber trotzdem musste er dabei lächeln, um ihn weiter zu reizen. Der kleine Vega wurde, wenn sein Vater ihm in zivil gegenüber stand niemals wütend. Allerdings hatte der auch nie so unfair gekämpft. Er war „fuchs“- teufelswild als Diego sagte:

„Zieh dich um und geh nach oben, so hat das keinen Sinn.“ Zorro ging nachdem Junior weg war zu seinem schwarzen Andalusier:

„Ach Tornado, tue ich das Richtige?“ („Wat fragst mich? Ich bin bloß ein Gaul.“)
 

Erik ging in sein Zimmer und schmiss die Tür zu. Amy hörte das und ging ihm hinterher:

„Was machst du?“, fragte sie.

„Lass mich in Ruhe! Verschwinde!“

„Nein, ich will wissen was du machst.“, beharrte sie. Erik war noch so wütend, dass er Amy packte und unsanft aus dem Zimmer beförderte. Danach machte er die Tür wieder mit einem lauten Knall zu.

Die kleine De la Vega weinte los. So hatte sie der Bruder nie behandelt. Sie brüllte das ganze Haus zusammen. Daraufhin kam Charlie hoch:

„Amy, was ist denn los?“, fragte sie. Amy lief in die Arme ihrer Mutter.

„Erik *schluchz, schluchz* ... hat mich aus dem Zimmer geschmissen *schluchz*.“

„He beruhige dich. Das ist doch nicht so schlimm.“ Nach 10 Minuten und einem Glas Milch kam Seniora Vega in Eriks Zimmer:

„Was war eben hier los?!“, fragte sie sehr streng.

„Sie ging mir auf den Keks!“, sagte er laut und immer noch wütend zurück.

„Ist irgendwas?

„Nein! Lass mich in Ruhe!“

„Überlege dir, wie du mit mir sprichst! Du hast Hausarrest!“, sagte die Mutter unmissverständlich und verließ das Zimmer.

- Was hat er bloß? So ist er nie mit Amy umgegangen. -, machte sich Charlie Gedanken.

Zorro ritt in dem Moment mit Tornado in der Gegend umher:

- Bin ich vorhin über´s Ziel hinaus- geschossen? Hach, ich bin ein lausiger Lehrer. Vielleicht sollte ich doch meine Frau bitten das zu übernehmen, auch wenn ich dann wochenlang in Deckung gehen muss. -, dachte Diego.

Plötzlich hallte ein Schuss durch die Ebene. Zorro sah sich um und entdeckte am Wald, wo ein Haus stand, die Bande von Sanchés Rodrigo. Er wendete Tornado und galoppierte darauf zu:

„Zorro!!!“, schrie einer der Banditen. Tornado sprang über ihn und versetzte dem dann noch einen Tritt.

Diego rutschte aus dem Sattel und begann zu kämpfen. Als er bei dem Chef war:

„Ah, Zorro mein alter Freund, immer noch für Gerechtigkeit unterwegs.“, fragte der.

„Solange es Leute wie dich gibt!“ Sie fechteten hart miteinander, doch dann fiel Sanchés genau in das gezückte Messer seines Kumpanen. Im selben Moment war ein anderer gerade dabei auf Zorro mit einer Pistole zu zielen. Diego schlug ihm die Waffe aus der Hand und hielt ihm dann den Degen an die Brust:

„Bringt Sanchés zu einem Arzt und lasst euch nie wieder hier sehen!“ Diego schwang sich auf Tornado und galoppierte davon.
 

Sanchés Rodrigo starb noch in der gleichen Nacht. Seine Leute sinnten auf Rache.

Am nächsten Morgen erwachte Charlie neben ihrem Geliebten (Diego):

„Wie geht es dir?“, fragte sie.

„Ach na ja.“

„Dir geht Sanchés nicht aus dem Kopf, oder?“

„Warum fragst du überhaupt? Lies doch gleich meine Gedanken.“, sagte er und stieg aus dem Bett:

„Diego?“, sie sah ihrem Gatten verwirrt hinterher. Später am Tag in Charlies Kantina:

„… losgegangen wie ein wilder. Hat Sanchés und die Familie umgebracht.“, berichtete ein Mann. Seniora de la Vega wurde aufmerksam:

„… was ehrlich? Das hätte ich nie von ihm gedacht, vielleicht ist er verrückt geworden…“

Die Wirtin wollte noch weiter zuhören, doch ein Gast lenkte sie ab.

Es war schon weit fortgeschrittener Abend als Josi reingestürmt kam:

„Charlie, ich muss unbedingt sofort mit dir reden!“, forderte sie.

„Geht das nicht nachher? Ich habe gerade viel zu tun.“ Josephine packte ihre Freundin am Arm und zog sie in die Küche:

„Hast du die Gerüchte gehört?“ Charlotte schüttelte verwirrt den Kopf:

„Zorro, soll am Waldrand eine Familie und Rodrigo ermordet haben.“, flüsterte sie.

„Das ist Blödsinn, das mit Sanchés Rodrigo war ein Unfall und eine Familie hat er gar nicht gesehen.“, verteidigte Seniora Vega.

„Die ganze Stadt redet bereits darüber. Du solltest ihn warnen, der Bruder des Getöteten Familienvaters will Rache.“, redete Josephine auf sie ein.

„Kannst du den Laden heute Abend den Laden dicht machen?“, sagte Charlie, warf ihr den Schlüssel hin und verließ die Kantina.
 

Auf der Hazienda angekommen:

„Maria, wo ist Diego?“, fragte sie.

„Im Arbeitszimmer. Ist was passiert?“

„Ja.“, sie ging nach oben.

„Diego, wir müssen reden!“, meinte Seniora de la Vega streng.

„Das kannst du nicht verlangen!“, diskutierte er.

„Diego, jedes mal wenn jemand getötet oder verletzt wird, fühlst du dich verantwortlich und jedes mal versucht dich so ein Degen- fuchtelnder Idiot umzubringen. Ich habe es satt immer zu warten, dass du lebendig nach hause kommst, verstehst du das?“ Charlie sah ihn an:

„Soll ich mich einfach so aus dem Staub machen?“, fragte er. Sie ging auf ihn zu:

„Du warst für die Menschen ein Hoffnungsträger, aber jetzt wird es Zeit, dass sie sich selbst helfen.“ Sie umarmte ihren Mann. Er wusste, dass sie Recht hatte, aber Zorro wollte sich das nicht eingestehen. Er löste sich aus ihrer Umarmung und verließ das Büro.

Wenig später betätigte er den Mechanismus zum Geheimgang.

„Padre, wo willst du hin?“, fragte Erik.

„Tornado auf die Weide bringen.“, sagte sein Vater kurz.

„Aber wenn du ihn schnell brauchst?“

„Ich werde ihn wohl zukünftig nicht mehr brauchen.“

„Warum?“

„Hast du die Gerüchte in der Stadt gehört?“, fragte Diego, sich auf die Couch setzend.

„Nein.“, sagte Erik forschend.

„Sanchés Rodrigo und eine Familie sind ums Leben gekommen und ich werde dafür, wie so oft verantwortlich gemacht. Der Bruder der Familie und Rodrigos Männer wollen Rache und ich bin es leid immer wieder meine Unschuld zu beweisen und ich habe auch Angst um unsere Familie. Sollte ich eines Tages entdeckt werden, werdet ihr alles verlieren…“

„Du willst einfach aufhören?! Die Menschen im Stich lassen!“, brüllte Erik und lief raus:

„Erik! Erik!“, rief Diego hinterher, aber sein Sohn war schon weg: - Verdammt! Ich wollte ihn doch nie wieder so enttäuschen. -, ärgerte er sich.

Ein neuer Zorro oder der Alte

10. Ein neuer Zorro oder der Alte?

In den nächsten paar Wochen und Monaten ging es drunter und drüber bis eines Tages etwas an Charlies Ohren drang. Es kam jemand in die Kantina gestürmt:

„Leute! Ich habe Zorro wieder gesehen!“, rief Franko. Sie blickte auf: „Ja, er hat mir und meiner Frau geholfen!“ Hinter Seniora De la Vegas Augen ging ein Vulkan hoch. Wilde Verfluchungen gingen durch ihren Kopf:

- Wen ich dich in die Finger kriege! -, war ihre letzte bevor sie ein Gast ablenkte.

Abends auf der Hazienda:

„DIEGO! D I E G O!!!“, rannte Charlie wie ein Feuersturm durchs Haus.

„Was brüllst du denn so?“, fragte er aus dem Büro kommend.

„Das sage ich dir im Salon!!!“ Er ging ihr verwundert hinterher.

„Wie kommt es, dass jemand der nicht mehr auftauchen wollte, vorhin einem Ehepaar geholfen hat!“, fauchte sie.

„Hä?!“

„Du weißt das sich hier Nachrichten sehr schnell verbreiten und eben kam Franko rein und erzählte wie ein gewisser Senior Zorro ihn gerettet hat!“

„Das war ich nicht.“, verteidigte sich ihr Mann.

„Ach ja, ich kenne sonst keinen der so drauf ist wie du!“, meinte sie erbost.

„Ich bin wirklich nicht da gewesen!“, meinte jetzt auch er nicht mehr freundlich: „Wenn du mir nicht glaubst, frag Don Hekto. Wir haben vor zwei Stunden miteinander gesprochen auf seiner Hazienda.“ Charlie sah ihn überrascht an:

„Du warst das nicht?“

„Nein.“

„Ja, aber wer war das dann?“, grübelte sie und kam auf jemanden, wo sie den Gedanken jedoch sofort wieder verwarf. Diego, auf die gleiche Person gekommen, tat das nicht und suchte ihn:

„Erik, bist du hier unten?“, er ging in die Höhle und vernahm das Klirren zweier Degen. Dann sah er seine Kinder miteinander fechten:

„Wir haben uns schon gewundert, wo ihr steckt. Wie lange seit ihr schon hier unten?“

„Den ganzen Nachmittag. Nicht wahr, Amy?“, fragte Erik seine Schwester.

„Ja.“, meinte sie.

Von Diegos Herz fiel ein tonnenschwerer Stein und er ging wieder nach oben:

„Danke Amy, du hast mir den Hals gerettet.“

„Dafür bekomme ich doch was?“

„Na klar.“, antwortete er und sie gingen ebenfalls nach oben.
 

In den nächsten Tagen kreuzte der „neue“ Zorro immer wieder auf und die altbekannten Gerüchte flatterten in die Kantina:

- Reit mich der Teufel, das hört sich nach Diego an, aber der ist mit Don Luca unterwegs und der weiß auch was ihm blüht, wenn ich rauskriege, dass er das doch ist. –

„Charlie, bist du anwesend?“, fragte Bertuccio.

„He, was, nein…“

„Was schwirrt dir im Kopf rum?“

„Ehh, du sagtest eben… . Was sagtest du noch mal?“

„Ich habe gefragt, ob du für unsere Gäste Frühstück anbieten möchtest?“

In dem Moment drang von draußen das klirrende Geräusch zweier Degen herein. Charlie verließ ihren Laden:

„Diego.“, meinte sie baff. Nachdem er den Typ der Südindischen Handelsgesellschaft ausgeschaltet hatte, sah Zorro jr. seine Mutter:

- Mist!“ -, er schwang sich auf Tornado und ritt davon. Charlie kam wieder in die Kantina:

„Der kann was erleben, wenn ich den in die Finger kriege!“, fluchte sie. Bertuccio sah sie fragend an: „Dieser verlogene Mistkerl…“

In dem Moment kam Diego rein:

„Ich habe gehört…“, er verstummte bei dem Gesichtsausdruck seiner Frau:

„Geht ins Hinterzimmer, ich kümmere mich um die Gäste.“, sagte Senior Murietta. Charlie ging mit einem Blick vor, der die Antarktis warm aussehen ließ. Als Diego die Tür schloss:

„DU HÄLTST MICH FÜR TOTAL BESCHEUERT, ODER! DENKST DU ICH WÜRDE DICH NICHT ERKENNEN, WENN ICH DICH SEHE!“, fuhr sie ihn an.

„Charlie, ich bin das nicht gewesen.“, sagte er ruhig. Sie verließ fluchtartig den Raum:

- Ich bringe ihn irgendwann noch mal um. -, dachte sie. Natürlich meinte sie das nicht so, aber sie war wirklich wütend.

Diego, der Arme, musste diese Nacht im Salon schlafen. Charlie hatte ihn aus dem Bett geworfen. Während dessen kam Amy zu Erik:

„Erik, Mama und Papa streiten wegen dir. Willst du es ihnen nicht sagen?“

„Nein, weißt du was für einen Ärger wir bekommen.“, machte er ihr Angst.

„Aber…“

„Nichts aber, die kommen schon wieder miteinander klar.“, blockte er die Fragen seiner Schwester ab:

„Geh jetzt schlafen.“ Amy ging maulig zurück in ihr Bett. Erik lag dagegen noch lange wach:

- Was wenn sie sich nicht vertragen? Es würde gefährlich sein, wenn Vater und Mutter mich zusammen sehen. Allerdings würden sie sich dann wieder vertragen… -, er kam zu keinem Ergebnis und schlief erst Stunden später ein.

- Diese Liege ist wirklich unbequem.-, dachte Diego und wälzte sich hin und her: - Wer ist nur dieser Zorro? Von der Beschreibung meiner Frau her würde ich sagen, es war Erik, aber der war hier mit Amy und die lügt nicht. -, hatte er keine Zweifel.
 

Als Diego am nächsten Morgen erwachte, tat ihm alles weh:

„Mmh, verdammter Zorro!“, sagte er halblaut. Erik hörte das und huschte schnell an der Tür vorbei. Das Frühstück war trotz Bernahs Anwesenheit eine ruhige Sache.

Danach:

„Onkel Bernah, muss ich mir Sorgen machen um Mama und Papa?“

„Wieso willst du dir Sorgen machen?“

„Ich weiß nicht. Ich meine Madre hat Padre noch nie aus dem Bett geworfen.“, sagte Erik verunsichert. Bernah lachte nur:

„Oh doch hat sie. Du musst dir keine Sorgen machen. Die brauchen das manchmal.“

„Wirklich, ich weiß nicht.“, sagte De la Vega jr. .

„Als deine Eltern jünger waren, da haben sie sich oft gestritten, aber sie lieben sich sehr.“, meinte sein Onkel.

„Diego musste fast eine Woche lang die Nächte im Salon verbringen. Laut Charlie wollte sie nicht mit einem Lügner das Bett teilen und Eriks Gewissen wurde immer schwerer. Bis zum 30. Januar 1849.

Charlotte arbeitete gerade vor dem Haus als Diego auf sie zugeschritten kam. Er wollte das jetzt endlich klären. Doch bevor er irgendwas sagen konnte, hörten sie auf dem Marktplatz etwas zu Bruch gehen.

Sie starrten auf den Markt, wo Zorro jr. grad ein paar Rabauken zurecht wies. Charlie schaute immer wieder zwischen ihrem Gatten und Zorro hin und her. Auch Diego sah zum ersten Mal sein ebenbild:

- Ist das Erik? Der kann sich auf Ärger gefasst machen. –

Als Vater De la Vega nach hause kam:

„Erik!“, rief er streng, dann hörte er von oben Stimmen. Er ging rauf in Amys Zimmer, dort saßen seine beiden Kinder und spielten:

„Was macht ihr hier?“

„Amy wollte dass ich ihr was baue.“, sagte Erik.

„Und wie lange seit ihr schon hier?“, fragte Vater Vega.

„Etwa zwei Stunden.“, sagte Erik mit einem unguten Gefühl im Magen.

Probleme mit Lamas

11. Probleme mit Lamas

Als Erik am nächsten Tag in die Schule kam, war dort eine eigenartige Atmosphäre:

„Martin, was ist hier los?“, fragte er seinen Freund.

„Domenique Lamas will dich zu einem Fechtkampf herausfordern.“

„Wieso das denn?“

„Na ja,“ Martin wurde ziemlich verlegen: „Er hat wieder angegeben wie toll er fechten kann und da habe ich gesagt, dass er gegen dich keine Chance hat.“

„Was! Wieso?“

„Das war ja nicht alles. Er sagte du bist ein Feigling, wie dein Padre.“, sagte Martin.

„Du weißt doch, dass mir das egal ist…“ Dann kam Lamas auf sie zu:

„Dein Kumpel behauptet du fechtest besser als ich.“

„Hast du ein Problem damit?“

„Ja, weil ich es nicht glaube.“, sagte Lamas.

„Das ist nicht meine Sorge.“, sagte Erik und wollte gehen. Doch er hielt ihn fest:

„Bleib gefälligst stehen wenn ich mit dir rede!“, schimpfte er.

„Hör zu, ich habe keine Lust dir irgendetwas zu beweisen.“, sagte De la Vega und starrte ihn böse aus den Augenwinkeln an. Lamas nahm die Hand weg und Erik ging ins Klassenzimmer.

„Warum weist du den nicht in die Schranken? Das wäre doch kein Ding für dich.“, fragte Martin.

„Schon, aber ich muss ihn nicht demütigen.“

„Wieso nicht? Der braucht das.“

„Das braucht keiner.“, flüsterte Erik, weil der Unterricht bereits begonnen hatte. In der Hofpause standen viele um De la Vega:

„Warum lässt du dir das gefallen…“

„Ganz einfach, weil er schiss hat, wie sein Vater!“, brüllte Lamas.

„Dann komm mit auf meine Hazienda und sage meinem Padre und mir das ins Gesicht.“, sagte er kühl und ließ ihn stehen.

Als Erik am darauf folgenden Tag mit seiner Schwester im Wald fechten übte:

„Oh, wie süß, De la Vega spielt mit einem kleinen Mädchen.“, sagte Lamas und kam auf sie zu. Amy schaute ihn böse an, weil sie es gar nicht mochte kleines Mädchen genannt zu werden:

„Verschwinde Lamas!“, sagte Erik nur. Der Typ ging an ihnen vorbei.

Plötzlich schubste er Amy. Diese fiel so unglücklich, dass sie mit der rechten Hand auf spitzes Metall fiel. Es bohrte sich tief ins Fleisch. Ihr Schmerzensschrei durchtönte den Wald. Erik rannte zu ihr und beugte sich runter:

„Amy.“, keuchte er tonlos, nahm sie auf den Arm und schaute wütend zu Domenique. Dieser grinste:

„Das wirst du büßen!“, brüllte De la Vega jr. . Er trug seine Schwester nach hause:

„Vater! Vater! Komm schnell!“, rief er panisch. Diego kam aus dem Haus gestürmt und sah seine Tochter:

„Oh Gott Amy! Was ist geschehen?“, er schnappte sie sich, stieg auf ein gerade zur Verfügung stehendes Pferd und galoppierte davon. Er zügelte El und ritt hinterher. An der Praxis angekommen, schlich er fast in den Warteraum, der gähnend leer war. Er setzte sich:

- Ich kann nicht mal auf meine Schwester aufpassen. Hätte ich die Herausforderung doch nur angenommen, wäre das nicht passiert. -, warf er sich vor. Er vergrub sein Gesicht in den Händen und fühlte sich so machtlos. Dann kam seine Mutter rein:

„Erik, was ist geschehen?“, fragte sie aufgebracht. Er erzählte es ihr:

„Hätte ich mich auf die Herausforderung nur eingelassen, dann wäre das nicht passiert.“, meinte er verzweifelt. Dann kam Diego aus dem Behandlungszimmer. Er sah erschöpft aus:

„Amy schläft.“, sagte er und blickte auf Erik. Dieser jedoch schaute auf den Boden:

„Ich gehe zu ihr.“, sagte Charlie, die das Gefühl hatte ihre beiden „Männer“ müssen miteinander reden. Als sie aus dem Raum war:

„Padre, es tut mir leid. Ich bin schuld, dass Amy verletzt ist. Hätte ich mich Lamas gestellt, dann hätte er Amy nicht geschubst…“ Wie ein Häufchen Elend sank er zurück auf die Bank.

„Was hat Lamas Sohn damit zu tun?“

„Er hat mich herausgefordert, aber ich habe ihn auflaufen lassen und vorhin hat er Amy im Wald geschubst…“

„Wie der Vater so der Sohn.“, sagte Diego: „Du musst dir keine Vorwürfe machen. Du weißt, dass ich immer versuche kämpfe zu vermeiden. Man muss nicht immer Blut vergießen.“

Erik verstand das nicht. Er hätte erwartet, dass sein Vater sauer ist und ihn anschreit, aber sein Verständnis tat fast noch mehr weh. Er konnte nicht bleiben, lief aus der Klinik, stieg auf sein Pferd und ritt zur Hazienda Lamas:

„Domenique! Komm raus!!!“, brüllte er auf dem Hof. Ein Bediensteter kam hinaus:

„Was wünschen sie?“, fragte der.

„Domenique will eine Herausforderung. Er soll sie kriegen!“, sagte Erik böse.

Lamas jr. kam raus:

„De la Vega, willst du jetzt meine Herausforderung annehmen. Dann komm, wir werden es im Trainingsraum machen.“

„Vergiss es nicht auf deinem Grund und Boden. Im Wald und nirgendwo anders.“, sagte Erik.

„Mir ist egal, wo ich dir die Abreibung deines Lebens verpasse.“, sagte der großspurig.

„Wir treffen uns dort.“ De la Vega wendete sein Pferd und galoppierte los.

Er wartete fast anderthalb Stunden, bevor er kam. Sie wechselten kein Wort, sondern stellten sich gleich mit gezückten Degen gegenüber. Das Klirren des Fechtkampfes hallte durch den Wald. Erik konnte Lamas immer weiter zurückdrängen. Er schlug ihm den Degen aus der Hand und hielt ihm seinen vor die Nase. Er wusste nicht was er jetzt tun sollte. Erik sah seine kleine Schwester vor sich und bekam eine verdammte Wut.

Doch bevor er irgendwas Unüberlegtes tun konnte, sprang Zorro vor Lamas. Erik sah in die Augen seines Vaters:

„Geht nach hause, beide!“, sagte er streng und die Jungen schlichen davon.

Eine Stunde später im Hause De la Vega:

„Was glaubst du eigentlich was du da tun wolltest?“, fragte Diego.

„Er hat meine Schwester verletzt, einfach weil ihm so war!“, rief Erik ihm entgegen.

„Das ist kein Grund Rache zu nehmen! Konzentriere dich lieber auf Amy. Sie wird in Zukunft deine Hilfe brauchen.“ Sein Padre verließ das Zimmer und knallte die Tür. Diego war von ihm enttäuscht und ritt wieder in die Praxis.

Als er das Krankenzimmer betrat, saß Charlie mit dem Rücken zu ihm. Er begann ihre Schultern zu massieren:

„Wie geht es ihr?“, fragte er seine Frau.

„Sie schläft, der Arzt meint, sie wird ihre Hand lange nicht benutzen können.“ Er hörte, dass Charlie den Tränen nahe war.

„Sie wird es schon schaffen.“, sagte Diego und umarmte sie von hinten.

„Was ist los, Diego?“, fragte sie.

„Ich mache mir Sorgen um Erik.“

„Wieso?“

„Als er vorhin das Haus verließ, ist er zu Lamas geritten und hat sich im Wald mit ihm duelliert.“ Charlie drehte den Kopf zu ihm:

„Er hat was getan?“

„Du hast schon richtig gehört.“

„Der kann was erleben.“, zischte sie.

„Der hat schon was erlebt. Zorro ist dazwischen gegangen.“ Donja Vega sah ihn überrascht an:

„Als Vater hätte ich nicht zwischen gehen können, das wäre demütigend für ihn gewesen.“, verteidigte sich Diego schnell.

In dem Moment regte sich Amy und öffnete halb die Augen:

„Erik?“, fragte sie schwach.

„Bleib ganz ruhig, der ist zu hause.“, sagte Charlie.

„Erik...“, schluchzte sie immer wieder. Charlie stand auf, nickte zu Diego und ging. Der Vater setzte sich neben das Bett:

„Deine Mutter holt ihn. Es ist alles in Ordnung.“ Er streichelte ihr über den Kopf und schaffte es sie so zu beruhigen, dass sie wieder einschlief.

Kurz darauf betrat Erik das Zimmer:

„Wie geht es ihr?“, fragte er vorsichtig.

„Sie hat Angst wenn sie wach ist und hat nach dir gerufen.“, sagte De la Vega sr. Ohne ihn anzusehen.

„Padre... es tut mir leid.“

„Was?“, fragte Diego streng.

„Das mit Amy und...“

„UND?“

„... das ich mich Rächen wollte, aber ich war einfach so wütend...“ Er wollte vor Scham den Raum verlassen, doch in dem Moment:

„Erik.“, sagte die kleine Stimme seiner Schwester. Er ging an ihr Bett und nahm die gesunde Hand:

„Amy, geht es dir gut?“, fragte er leise.

„Meine Hand tut weh.“

„Ist ja gut. Wir kümmern uns um dich.“ Er verbrachte die ganze Nacht bei ihr, denn Amy verhinderte, dass die Eltern ihn nach hause schickten. Morgens mussten sie sich dann doch trennen, denn Erik sollte in die Schule.

Als Erik dort ankam, grinste ihm Lamas breit ins Gesicht:

„Wie geht es deiner Schwester?“, fragte er leise.

„Wenn du sie noch einmal erwähnst oder sie jemals anfässt, wirst du deines Lebens nicht mehr froh.“, drohte Erik und sah ihm tödlich in die Augen. Domenique wich vor diesem Blick zurück und De la Vega ging an ihm vorbei zu Martin:

„Chef im böse Gucken geworden, was?“, fragte der.

„Nein, der Typ weiß schon was ich meine.“

„Ist was passiert?“, fragte sein Kumpel.

„Erzähle ich dir nachher.“, sagte Erik.
 

Sein Vater dagegen war auf dem Weg zur Hazienda Lamas. Dort angekommen, bat der Großgrundbesitzer Diego herein:

„Ah, Senior Don Vega, sie kommen sicher wegen des gestrigen Zwischenfalls.“ Im Büro von Lamas nahmen beide Platz:

„Don Lamas, wie ihnen vielleicht bekannt ist, hat ihr Sohn gestern meine Tochter Amy an der Hand verletzt.“

„Was habe ich damit zu tun? Laut meines Sohnes war es ein Unfall.“

„Sicher, wenn absichtliches schubsen bei ihm ein Unfall ist...“

„Augenblick Don Vega, ihr Sohn hat doch meinen herausgefordert!“

„Aber erst nachdem Domenique meine Tochter verletzt hat. Die Verletzung an ihrer Hand ist erheblich und sie wird ihre Hand lange nicht benutzen können.“

„Geht es wirklich darum?“, fragte Lamas in einem überheblich ruhigen Ton: „Oder darum, dass ihr Sohn nicht in der Lage ist auf ihre Tochter aufzupassen.“ Diego verspürte eine starke Wut im Bauch, ließ sich aber nichts anmerken:

„Ich sehe das wir zu keinem Ergebnis kommen. Leben sie wohl Senior Lamas.“, sagte Diego und ging.

- Wie die Leute in der Stadt sagten. De la Vega ist ein Feigling. -, dachte Lamas.
 

Als Erik aus der Schule kam, war sein Vater schon da:

„Erik! Erik! Ich will aufstehen, aber Padre lässt mich nicht!“, rief ihm Amy gleich entgegen.

„Mein Sohn, achtest du darauf, dass dieser Floh im Bett bleibt, während ich kurz zu eurer Mutter gehe.“ Diego streichelte seine Tochter, nickte Amy zu und verließ das Zimmer.

„Erik, ich will ein bisschen gehen. Bitte, bitte.“ Sie sah ihn mit großen Augen an. Er könnte schon früh seiner Schwester wenig abschlagen:

„Na gut, aber nur hier im Raum.“ Er nahm ihre linke Hand und half ihr aufzustehen.
 

In den folgenden Monaten übte Erik mit seiner Schwester das fechten mit der linken Hand. Sie wurde sehr gut und als ihre rechte wieder einigermaßen fit war, fechtete sie trotzdem weiter mit links.

Anderthalb Jahre waren inzwischen vergangen und die Situation in Kalifornien hatte sich sehr verschlechtert. Erik hatte enorme Schwierigkeiten das alles auf die Reihe zu bekommen. Seine Zensuren sackten ab und es kam zu hitzigen Auseinandersetzungen.

Den Verdacht, dass er Zorro sei, hatten sie allerdings abgelegt.
 

Am 27. Januar 1849 war Charlie morgens in ihrer Kantina. Das Wetter an diesem Tag war sehr, sehr schlecht, denn ein für diese Jahreszeit untypischer Orkan bahnte sich seinen Weg durch das Land.

Es grollte und regnete:

„Meist du, dass heute irgendwer kommt?“, fragte Diego, der mitgekommen war.

Mit einem mal erleuchtete ein greller Blitz die Fenster und in der Tür stand ein bedrohlich großer Mann. Er betrat die Kantina:

„Guten Tag Senior, was kann ich für sie tun?“, fragte Charlie freundlich, obwohl ihr der Typ unbehaglich war.

„Ich will Zorro!“, polterte er.

„Was? Ich verstehe nicht?“, wich Charlie vor ihm zurück. Diego war aufgestanden und stellte sich schützend vor sie:

„Was willst du von dem?“, fragte Senior De la Vega.

„Du hältst dich gefälligst raus!“, brüllte er und schlug Diego nieder.

„Was willst du von mir?“, fragte eine junge Stimme von hinten. Der Mann verzog sein ungepflegtes Gesicht zu einem Lächeln und drehte sich zu ihm. Als er Zorro jr. Sah, begann er zu lachen:

„Du dünner Hänfling bist Zorro? Ha, ha, ha!”, seine Stimme brachte das gesamte Lokal zu wackeln.

„Was willst du von mir?“, fragte er noch einmal. Der Riese zog seinen Degen und sie gingen aufeinander los. Sie kreuzten die Waffen, sprangen über Tische, Bänke und entwaffneten sich gegenseitig. Dem Typen gelang es Erik in den Schwitzkasten zu nehmen und riss ihm die Maske vom Gesicht. Diego und Charlie stockte der Atem, dann nahmen beide einen Degen zur Hand:

„Lass ihn los!“, sagten sie, doch er tat es nicht. Diego ging auf ihn los, wich seinem Schlag aus und traf ihn am Arm:

„Das machst du nicht zwei mal!“, dröhnte der Mann.

„Wenn ich für jedes mal, wenn ich das gehört habe einen Pesos bekommen hätte, wäre mein Vermögen doppelt so hoch.“, sagte Diego.

Der Attentäter schnappte sich die auf dem Boden liegende Waffe und sie begannen zu kämpfen. Natürlich übertraf Zorro sr. Den Junior an Kraft um einiges. Aus reiner Notwehr musste Diego den Mann töten. Dann drehte er sich zu seinem Sohn um. Erik wich vor ihm zurück. Die Enttäuschung und der Zorn in den Augen seines Vaters war furchtbar. Diego ging zu ihm und verpasste ihm eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte:

„Du hast absolut nichts begriffen! Gar nichts!“, sagte Senior De la Vega und verschwand aus der Kantina.

„Hilf mir den Typen raus zu bringen.“, sagte Charlie nüchtern. Ihr Sohn setzte die Maske wieder auf und half ihr. Danach verschwand auch er:

- Das wird heut zu hause sehr heiter. -, dachte sie sarkastisch: - Ich werde mir Amy vorknöpfen. Das kleine Luder hat uns doch eiskalt angelogen. -, meinte sie weiter zu sich.

Diego ritt langsam durch den strömenden Regen:

- Was hat er sich nur dabei gedacht? Ich habe es ihm doch erklärt. Die Gefahr für die Familie, für sich selbst, das nächtelange unterwegs sein... deshalb sind seine Noten so schlecht... – Er war völlig durchnässt, als er auf der Hazienda ankam. Amy öffnete ihm die Tür:

„Padre! Padre! Übst du mit mir lesen?“

„Amy?!“, fragte er in einem forschen Ton: „Willst du mir nicht was erzählen?“ Seine Tochter sah ihn überrascht an, dann nahm sie vor ihm reiß aus:

- Ich muss mit Charlie reden, die ist bei so was immer ruhiger. -, dachte er und machte sich wieder auf den Weg in die Kantina.

Erik unterdessen versuchte in der Höhle seine Schwester zu trösten, diese hatte einen regelrechten Heulkrampf:

„Amy, Amy, ist doch gut. Wenn Madre und Padre fragen, sag ich habe dich gezwungen.“

„Aber... hast du... doch gar nicht.“, schluchzte sie.

„Weiß ich doch, aber dann kriegst du nicht so viel ärger.“

„Ich habe doch aber Mitschuld... Ich will nicht, dass du allein bestraft wirst...“, weinte sie und vergrub sich in Eriks Hemd. Er streichelte über ihr Haar.

Etwas später im Salon:

„Also Charlie, was machen wir jetzt?“, fragte ihr Mann. Sie stöhnte:

„Ach, ich weiß auch nicht. Eigentlich haben wir es ihnen ja vorgelebt.“, sagte sie.

„Wir haben ihnen nicht beigebracht zu lügen!“, meinte er aufgebracht.

„Diego, würdest du dich bitte beruhigen! Wegen der Lügerei werden wir noch was unternehmen, aber das er zu Zorro jr. wird, war nur eine Frage der Zeit.“, sagte Donja Vega.

„Das klingt als hättest du das schon lange erwartet.“, sagte er.

„Ja.“ Sie ging auf ihn zu: „Diego, du weißt vor einiger Zeit habe ich dich gebeten Zorro in der Höhle zu lassen. Doch unseren Sohn werde ich nicht überzeugen/ überreden können das auch zu tun...“ Sie sah ihn mit wässrigen Augen an:

„Du bittest mich jetzt ernsthaft als Zorro zurückzukehren?“, fragte er. Charlie legte den Kopf auf seine Brust:

„Ja, ich bitte dich auf unseren Sohn aufzupassen.“, sagte sie.
 

„Schön und gut, aber was machen wir jetzt mit unseren Kindern?“

„Ich denke, wir müssen die Beiden getrennt von einander zur Verantwortung ziehen. Die decken sich sonst nur gegenseitig. Wen willst du?“, fragte sie:

„Amy.“, sagte er gleich.

„Feigling.“, meinte Charlie darauf. In dem Moment öffnete sich der Kamin und die beiden Kinder betraten den Salon. Nachdem sie ihre Eltern erkannten, senkten sie sofort den Blick:

„Erik komm mit. Wir gehen wieder nach unten, dein Padre bleibt mit Amy hier.“, sagte Donja de la Vega. Den Kindern war das unheimlich, wenn sie mal Ärger bekamen, dann immer zusammen. Doch was nun geschah, konnten sie gar nicht einordnen.
 

Charlie ging mit Erik in die Höhle. Sie setzte sich auf einen Stuhl und bat Erik sich gegenüber zu setzen:

„Wie hast du dir das vorgestellt?“, fragte sie jetzt und sah ihn an.

„Was vorgestellt?“

„Na das mit dir, Zorro, Schule…“

„Ich weiß nicht was du meinst.“, sagte er.

„Wie hast du dir vorgestellt, dass alles unter einen Sombrero zu kriegen?“, fragte seine Mutter.

„Ich weiß nicht?“

„Das dachte ich mir. Weißt du, als Diego mit Zorro anfing, hatte er große Schwierigkeiten alles zu organisieren. Auch er vernachlässigte vieles.“

„Wie hat er es dann geschafft?“, fragte Erik.

„Mit der Hilfe seiner Familie. Als wir es wussten, konnten wir es so deichseln, das er nicht immer wie ein Trottel dastand.“, schwelgte Charlie in Erinnerung. Dann sah sie ihn an: „Weißt du eigentlich wie ähnlich du deinem Vater bist?“ Sie strich ihm übers Haar und gab ihm einen Kuss. Also, dein Vater und ich möchten nie wieder von euch angelogen werden, dann können wir die Sache vergessen.“

„Wirklich? Danke, Madre.“
 

„Amy…“, sagte Diego streng. Die Kleine erschrak und schon rollte die erste Träne:

„Ich habe doch noch gar nichts gesagt.“ Sie begann fürchterlich zu schluchzen:

„Padre, *Schluchz*, es tut mir leid…“, heulte Amy und saß ganz klein auf ihrem Stuhl.

„Warum hast du uns belogen?“, fragte er jetzt etwas sanfter.

„Ich wollte Erik helfen… *schluchz*.“

„Hat er dich gezwungen?“

„Nein… *schnief*.“

„Müssen wir jetzt alles bezweifeln was du uns erzählst?“

„Nein, Padre.“, sagte sie.

„Ich möchte nie wieder von dir oder deinem Bruder angelogen werden.“ Sie hatte wieder Tränen in den Augen. Diego ging hin und tröstete sie.
 

Als Charlie und ihr Mann im Bett lagen:

„Hast du dir das mit Kindern so vorgestellt?“, fragte er.

„Wieso?“

„Na ja, unsere beiden haben es ganz schön hinter den Ohren.“

„Wir waren doch genau so.“, sagte sie: „Wer weiß wie unsere Eltern das auf die Reihe gekriegt haben.“

„Mit einer Engelsgeduld und viel Verständnis.“, meinte Diego und gab seiner geliebten Frau einen Kuss.
 

Am Frühstückstisch:

„Also Erik, du gehst heute zur Schule. Danach müssen wir ein Pferd für dich finden.“, sagte Donja De la Vega.

„Kann ich nicht Tornado nehmen?“

„Ich glaube zwei Zorros sind für das arme Pferd zu schwer.“

„Zwei?“ In dem Moment kam Padre de la Vega rein:

„Allerdings, denkst du wir lassen dich allein?“

„Du machst mit?“, fragte Erik, Diego nickte.

Ein Pferd für Fox

12. Ein Pferd für Fox

Am Nachmittag ritten Vater und Sohn zu ´Alten Eule´ ein Indianerhäuptling der Zorro wohl gesonnen war, weil dieser seiner Familie schon oft geholfen hatte.

Sie kamen fünf Stunden später in dem Dorf an. Erik und Diego stiegen von den Pferden. Die Krieger des Stammes beäugten sie misstrauisch. Erik wurde nervös:

„Warum gucken die so böse?“, fragte er.

„Die meisten Weißen wollen sich auf ihre Kosten bereichern. Ich würde auch so gucken, hätte ich das durch, was mit ihnen gemacht wurde.“ Diego ging auf den prachtvollsten Tippi zu:

„Häuptling ´Alte Eule´ ?“, rief Diego vor dem Zelt stehend in der Sprache der Ureinwohner. Der mit Federschmuck- gekrönte Indianer kam heraus:

„Don Vega, ich freue mich sie wieder zu sehen.“, sagte er. Diego machte respektvoll eine Verbeugung und sie wurden ins Zelt gebeten:

„ ´Alte Eule´, ich komme zu euch mit einer großen Bitte. Der Fuchs bekommt Hilfe und er benötigt ein Pferd.“

Der Häuptling sah auf Erik, der sich grad gebannt im Zelt umschaute:

„Du bist stark im Geist, doch du musst noch viel lernen.“, sagte ´Alte Eule´. Diegos Sohn blickte dem alten Indianer in die Augen. Erik fand er strahlte Ruhe und eine gewisse Macht aus, die ihn tief beeindruckte.

Der alte Mann erhob sich und verließ mit seinen Besuchern den Tippi. Ein paar Krieger kamen auf sie zu. ´Alte Eule´ stoppte sie mit einem Blick. Die De la Vegas folgten ihm bis zu der Pferdeherde. Erik war erstaunt, die Tiere hatten weder Weidezaun, noch Halfter. Sie grasten friedlich neben und zwischen den Zelten:

„Bleiben die Pferde freiwillig?“, fragte Erik.

„Ja, Pferde sind einfühlsame Lebewesen und wenn du auch so mit ihnen umgehst, erhältst du ihren Respekt.“, sagte der Häuptling.

Doch plötzlich war Aufregung zwischen den Tieren. Ein Rappe verursachte diese:

„Was ist das für einer?“, fragte Erik und ging auf ihn zu. Er stand nun etwa anderthalb Meter vor dem Hengst. Beide sahen sich in die Augen. Dann richtete das Pferd sich auf seine Hinterbeine. De la Vega sr. Wollte hinlaufen, doch ´Alte Eule´ hielt ihn zurück.

Erik sah dem Pferd weiter in die Augen und blieb felsenfest stehen. Hurrican beruhigte sich wieder und schnupperte jetzt vorsichtig an dem Jungen vor ihm. Dieser rührte sich nicht.

„Was passiert da?“, fragte Diego, er war völlig fasziniert von diesem magischen Moment. Erik hob langsam die Hand und hielt sie vor seine Nüstern und wenig später berührten sie sich. Die weiche Nase des Pferdes schmiegte sich an seine Hand:

„Ihr Sohn sollte für einen Mond hier bleiben.“, sagte ´Alte Eule´.

„Ich danke euch für eure Großzügigkeit.“

„Meine Enkelin wird ihm zeigen wie wir mit unseren Pferden umgehen.“

„Gut, ich muss dann auch wieder zurück. Wenn sie etwas brauchen, sagen sie bescheid. Meine Familie wird ihnen helfen, wo sie kann.“, sagte Diego. Erik kam von der Herde zurück:

„Der Rappe dort ist toll.“, sagte er begeistert. Sein Herz pochte immer noch bis zum Hals:

„Erik, du wirst für einen Monat hier bleiben. Dein zweites ich ist in der Satteltasche.“ Diego zwinkerte mit dem Auge. Etwas später ritt er wieder nach hause. ´Alte Eule´ sagte zu Erik:

„Versorge erst dein Pferd und komm dann in mein Zelt.“ Erik tat wie ihm geheißen und dreißig Minuten später betrat er wieder den Tippi. Neben dem Häuptling saß eine junge Indianerin, die gerade heftig diskutierte:

„Ich werde ihm das nicht beibringen!“, brüllte sie in ihrer Sprache.

„Du wirst es ihm zeigen! Wir schulden seinem Vater Dank für unser Leben!“, sagte ´Alte Eule´. Das Mädchen erhob sich und verließ reichlich angesäuert den Tippi. De la Vega sah ihr fragend hinterher:

„Das ist meine Enkelin. Sie wird dir zeigen, wie du mit dem Pferd umgehen musst.“

„Wie ist ihr Name?“

„´Stern der Pferde´ “, sagte ´Alte Eule´.

- Na das kann ja heiter werden. -, dachte Erik.
 

Am nächsten Morgen erwachte er in dem Tippi, das er für seinen Aufenthalt bekommen hatte.

- Ich bin gespannt, ob das was wird. -, machte er sich Gedanken. Erik stand auf, zog sich an und verließ das Zelt. Er sah das friedliche Dorf vor sich liegen. Die ausgegangen Feuer qualmten noch und hier und da waren Indianer zu sehen. Er ging, wie bestellt, zum Zelt des Häuptlings. Davor wartete ´Stern der Pferde´. Ohne ihn anzusehen, ging sie zu den Pferden. Erik folgte ihr:

„Guten morgen.“, sagte er als er sie endlich eingeholt hatte.

„Bist du immer so langsam?“ Er sah sie verwundert an: „Jetzt hol dir Hurrican und bringe ihn zum Corral rüber. Ich warte da.“ Mit einem Grinsen wendete sie sich ab und ging. Erik ging auf Hurrican zu. Plötzlich hörte er einen Pfiff und die Herde wurde aufmerksam. Besonders der schwarze Hengst wurde nervös. Er tänzelte hin und her und als Erik dichter an ihn trat, stieg dieser und lief davon. Jedes mal wenn De la Vega ihm zu nahe kam, galoppierte er weg. ´Stern der Pferde´ lachte sich kaputt:

- Wenn alle Weißen solche Trottel wären, hätten wir nichts mehr zu befürchten. -, dachte sie sich. In dem Moment sah Erik zu ihr und sah wie sie lachte:

- Die soll mich kennen lernen. Mit der Methode gelingt es mir nicht ihn zu bekommen, vielleicht sollte ich die passive Variante probieren. – Er setzte sich mit dem Rücken zur Herde und blieb sitzen. Hurrican wurde aufmerksam:

- Wieso läuft der mir nicht mehr hinterher? -, fragte er sich wohl.

Nachdem jedes der Pferde schon mal an Erik geschnüffelt hatte, kam nun auch Hurrican:

„Na du, bist du neugierig geworden?“ De la Vega drehte den Kopf, pustete vorsichtig in seine Nüstern und sah ihm ins Auge.

Den Mustang durchfuhr kurz etwas Angst, doch da Erik sich nicht weiter bewegte, beruhigte er sich gleich wieder. Über eine Stunde stand Hurrican jetzt bei ihm ohne einen Versuch zu machen, sich gegenseitig zu berühren. ´Stern der Pferde´ wurde langsam wütend. Es war inzwischen später Nachmittag und De la Vega saß da einfach rum. Sie schritt auf ihn zu. Hurrican stieg und lief weg:

„Was zum Geier machst du hier?“, schimpfte sie. Erik blieb ruhig:

„Ich baue Vertrauen auf. Du weißt doch sicher, wie wichtig das bei Pferden ist?“ Sie sah ihn hasserfüllt an und ging. Auch Erik stand auf, würdigte Hurrican noch eines Blickes und ging dann ebenfalls.

Am nächsten Tag lief es ähnlich. Erik setzte sich hin und Hurrican ließ es sich nicht nehmen, neben ihm zu fressen, aber nicht ohne einen argwöhnischen Blick.

Genau diesen Blick nur nicht mit Neugier sonders mit Hass warf ihm ´Stern der Pferde´zu:

„Warum so wütend?“, fragte sie ein Junge 14 Jahren.

„Du bist das ´Rasender Büffel´. Ich kann diesen arroganten Fatzke nicht ausstehen.“, murrte sie böse.

„Sollen wir ihn mal spüren lassen, wie hart das Leben hier ist?“, fragte er.

„Das wird er schon merken.“, zischte ´Stern der Pferde´.

Später am Tagstand Erik auf. Sofort war Hurrican zur Flucht bereit, aber Diegos Sohn drehte sich wieder von ihm weg und seine Neugier wurde mit einem Stückchen trockenen Brot geweckt, das er am Rücken hielt. Die anderen Pferde wollten gleich ran, aber Hurrican verscheuchte sie.

Er richtete seine Aufmerksamkeit auf das Brot in seiner Hand. Sehr, sehr langsam schritt der Rappe auf Erik zu. Auch ´Stern der Pferde´ war beeindruckt.

Hurrican nahm das Brot und suchte das Weite. Sie kam auf De la Vega zu:

„Wieso holst du ihn jetzt nicht?“, fragte sie überrascht.

„Nein, ich will ihn nicht überfordern.“ Sie sah ihn überrascht und kritisch hinterher:

- Der Typ ist eigenartig. -

Etwa eine Stunde später ritt Erik mit seinem Pferd in die Prärie. Er wollte ein wenig fechten üben. Als er trainierte, fühlte er sich beobachtet. Er schloss die Augen und hörte angestrengt. Es waren drei Personen, die sich durch das Unterholz anschlichen.

Absichtlich drehte De la Vega ihm den Rücken zu, er wollte doch wissen, wer das ist. Er steckte den Degen in den Boden und lächelte:

„Wer da jetzt wohl aus dem Gras kommt?“, sagte er laut.

So gleich standen drei Indianerjungen um ihn, unter ihnen ´Rasender Büffel´:

„Du gehst uns auf die Nerven.“, sagte dieser. Erik wunderte sich:

„Ich bin nur ein paar Mal an euch vorbei gegangen?“

„Das reichte, um festzustellen, dass du ein Arsch bist.“

„Und was wollt ihr tun, mir in denselbigen treten? Das sehe ich noch nicht.“, reizte De la Vega lächelnd.

´Rasender Büffel´ schickte seinen ersten Handlanger. Der rannte auf Erik zu und versuchte ihn zu schlagen. Doch Charlies Sohn wich aus und stellte ihm einen Beinhacker. Der Junge fiel darüber, nun kam der zweite, der mit seinen Fäusten fuchtelte. Unter Zuhilfenahme von Karate (beigebracht von Josi), blockte er die Schläge ab. Letztendlich hatte auch dieser Junge einen Fuß im Bauch. Dann zog ´Rasender Büffel´ sein Messer und ging auf ihn los. Erik zog seinen Degen und wehrte die Attacken des Gegners ab:

„Was ist hier los?!“, fragte plötzlich ´Stern der Pferde´. Die Jungen nahmen ihre Waffen runter:

„De la Vega, komm mit!“, rief sie bestimmt. ´Rasender Büffel zwinkerte dem Besucher grinsend zu. Erik ließ das äußerlich kalt, aber es ärgerte ihn doch ein wenig. ´Stern der Pferde´ warf ihm immer wieder verstohlene Blicke zu:

„Was ist?“, fauchte er schließlich.

„Nichts.“, zog sie sich sofort zurück. Er ging zu den Pferden.
 

Die nächste Woche baute Erik das Vertrauen zwischen ihm und Hurrican weiter auf. Er konnte ihn jetzt einen Halfter anlegen und ihn zum Corral führen. Doch nun was er an einem Punkt, wo seine Kenntnisse zu Ende gingen. Er hatte zu einigen Pferden vertrauen aufgebaut, aber er hatte nie eins eingeritten. Jetzt musste er, ob er wollte oder nicht ´Stern der Pferde´ fragen. Seit der Sache in der Prärie hatte er sie nur von weitem gesehen. Er rappelte sich auf und ging zu ihrem Zelt:

„´Stern der Pferde´!“, rief er. Sie trat aus dem Tippi.

„Ich… Ich brauche deine… deine Hilfe.“, sagte er leise.

„Du? … Hilfe? … Meine?“, fragte sie überrascht: „Was ist denn? Ist er dir wieder ausgebüxt?“

„Nein, nein, sein Vertrauen hab ich, aber…“

„Aber?“

„Ich habe noch nie ein Pferd eingeritten und ich habe und werde nie ein Pferd brechen.“ Sie sah ihn überrascht an:

„Du willst einen partnerschaftlichen Umgang mit dem Pferd?“

„Ja, dazu bin ich hier.“, sagte er überzeugt.

„Also gut, bring Hurrican schon mal zum Corral. Ich komme gleich nach.“

Fünf Minuten später kam sie:

„Ich bin ein leeres Buch.“, sagte er zu ihr.

„Was bist du?“, fragte sie.

„Das ist nur so ein Spruch, der sagen soll, dass ich bereit bin was von dir zu lernen.“ Erik sah sie freundlich an.

„Du möchtest also wirklich wissen, wie wir mit den Pferden umgehen.“ Er nickte: „Also gut. Es gibt ein paar grundsätzliche Regeln. Nummer eins: Respekt. Die zweite ist dir auch geläufig, nämlich Geduld. Die dritte kennst du noch nicht und das ist die Sprache der Pferde.“ Sie machte eine Pause: „Also bring Hurrican in den Corral.“ Er tat es.

(Ich beschreibe die Join- up- Methode nach Monty Roberts. Wer genauer bescheid wissen will, holt sich das Buch Monty Roberts „Der mit den Pferden spricht“)

„Ich werde dir die Sprache einzeln erklären:

„Nimm dir ein Seil und gehe in Richtung seiner Hinterhand, achte aber darauf, dass du vor seinen Hinterbeinen in Sicherheit bist.“ Erik tat es. Hurrican begann zu tänzeln: „Jetzt wirf das Seil über sein Hinterteil, aber schlag das Pferd nicht!“ Der Rappe floh und lief im Corral Kreise:

„Halte ihn in der Fluchtbewegung. Wirf das Seil nach ihm. Sieh ihm in die Augen und richte die Schultern quer zu seinem Kopf aus. Geh auf ihn zu, aber achte darauf, dass du seinen Hufen nicht zu nahe kommst.“

Hurrican lief fünf oder sechs Runden im leichten Galopp in beide Richtungen.

„Sieh auf sein Ohr, es ist auf dich gerichtet.“ In dem Moment ging sein Kopf runter, die Ohren gingen nach hinten und er begann eine Kaubewegung:

„Roll das Seil auf und sieh auf den Boden. Deine Schultern jetzt seitlich zum Pferd.“ Hurrican blieb stehen und sah Erik an:

„Geh auf ihn zu, aber nicht direkt.“ Das Pferd wendete und lief davon: „Lass ihn noch ein paar runden laufen und dann noch mal das Ganze.“ Nach zweimaligem Wiederholen der Prozedur klappte es. Der Rappe kam von sich aus auf Erik zu:

„Reibe ihm die Stirn … und jetzt entfernst du dich von ihm. Er soll dir folgen, oder zumindest hinterher sehen.“, sagte ´Stern der Pferde´. Es funktionierte: „Jetzt berühre seine empfindlichen Körperstellen.“ Erik tat auch dies: „Jetzt hole das Zaumzeug und lege es vorsichtig, ganz in ruhe an. Streichle und beruhige ihn und jetzt setz dich drauf.“ Mit einem gezielten Sprung saß er auf ihm. Es war ein herrliches Gefühl ohne Sattel auf diesem wundervollen Tier. Doch bevor er irgendwas machen konnte hob es ihn plötzlich vom Rücken. Hurrican hatte gebuckelt und der Reiter landete unsanft auf dem Boden:

„Das ganze noch mal von vorne.“, sagte ´Stern der Pferde´.

Bis spät in die Nacht wiederholten sie wegtreiben, ranlassen, folgen und runter geschmissen werden:

- So was Hartnäckiges ist mir noch nicht unter gekommen.“, dachten Erik, ´Stern der Pferde´ und Hurrican.

„Geht’s dir gut?“, half sie ihm hoch.

„Ja, aber weh tut es schon.“ Er rieb sich den Arm.

„Du siehst auch reichlich staubig aus.“ Sie klopfte seinen Rücken ab:

„Au, hör auf. Ist lieb gemeint, aber das tut weh.“, biss er die Zähne zusammen. Er trieb den Rappen noch einmal weg, ließ ihn an sich rankommen, stieg aber nicht auf und sie machten Schluss.

Der nächste Morgen war angebrochen und so fühlte sich auch Erik. Er sah recht zerschunden aus:

„De la Vega!“, schallte die Stimme von ´Stern der Pferde´ in sein Zelt. Er trat nach draußen:

„Lass uns heute mit Hurrican in die Prärie gehen.“ Gesagt, getan. Sie liefen über weites Grasland, das wegen der Trockenheit schon eine goldbraune Färbung hatte. Der Rappe schnüffelte aufgeregt an Gras und Erde. Nachdem sie etwa eine Stunde unterwegs waren:

„So jetzt werden wir sehen ob er bereit ist eine Partnerschaft mit dir einzugehen. Nimm ihm den Halfter ab.“ Mit einem unguten Gefühl tat er es und für einen kurzen Moment war Hurrican nicht zu halten. Erik wollte hinterher, aber sie hielt ihn zurück:

„Wenn er sich jetzt nicht für dich entscheidet, hast du keine Chance ihn jemals zu reiten und sein Partner zu werden…“ Sie brach ab, denn aus der Richtung in die Hurrican gerade galoppierte kam eine Staubwolke. Das Pferd machte kehrt und lief auf `Stern der Pferde´ und Erik zu. Er hatte sich entschieden, Erik zu vertrauen. Er hielt neben den Beiden so an, dass sie aufsitzen konnten, dann preschten sie los. Schnell waren sie aus der Gefahrenzone:

„Ich gratuliere De la Vega. Du hast es geschafft.“

„Ohne dich wäre mir das nicht gelungen und dafür danke ich dir.“
 

In den folgenden Tagen ritten Erik und ´Stern der Pferde´ viel aus. Hurrican reagierte immer besser auf die Hilfen von Erik. So auch Diegos Sohn, er hörte mehr auf das was der schwarze Hengst ihm „sagen“ wollte.

Eine Clique mochte seinen Erfolg und ihn allerdings gar nicht und das war das Rudel Jugendliche um ´Rasender Büffel´:

„Diese weiße Schlange klaut uns nicht nur ein Pferd, das ich für mich ausgesucht hatte. ´Alte Eule´ lässt auch noch zu, dass ´Stern der Pferde´ ihm alles zeigt.“

„Du wärst nie in der Lage Hurrican zu reiten.“, sagte ´Stern der Pferde´ plötzlich hinter ihm, die alles mit angehört hatte: „Und wenn hier einer eine Schlange ist, dann du, weil du hinter seinem Rücken Intrigen spinnst.“ Sie ging zu den Pferden. Der Schwarze kam auf sie zu und ließ sich berühren. Er spielte mit seinen Ohren, denn wenn Erik nicht da war, war er doch nervöser. Dann hob er den Kopf und starrte ´Rasenden Büffel an, der nun hinter ´Stern der Pferde´ stand:

„Du glaubst, ich kann diesen Hengst nicht reiten?“ Bevor sie antworten konnte, stand Erik neben ihnen:

„Ist irgendwas?“, fragte der.

„Nein, lass uns gehen.“, meinte die junge Indianerin und sie ritten ohne Sattel und Zaum in die Prärie:

„Was ist mit diesem Typen? Der kann mich auf den Tod nicht leiden, wieso?“

„Genau deshalb, warum ich dich auch nicht leiden kann…“ Sie sah ihn grinsend an: „Du bist weiß und kannst mit Pferden umgehen…“

„Du kannst mich nicht leiden?“, fragte er verwundert.

„Nein.“, meinte sie weiter mit einem Lachen in der Stimme.

„Na das baut auf.“, sagte er beleidigt. Plötzlich merkte er wie Hurrican nervös wurde. Erik sah sich um. ´Stern der Pferde´ tat das auch:

„Irgendwas ist hier faul. Siehst du was?“, fragte er.

„Ja, ´Rasender Büffel´ und seine Freunde liegen ein paar Meter vor uns im Gras. Reiten wir drum herum?“ Erik nickte. Ein paar Minuten später:

„Du hast ein gutes Gefühl für das Pferd bekommen.“, sagte ´Stern der Pferde´. Erik hörte das Lob gar nicht und grübelte:

„Was kann im schlimmsten Fall geschehen, wenn ´Rasender Büffel´ mir das Leben schwer machen will?“, fragte er jetzt ernst.

„Na ja, er könnte dich zu einem …“, sie wendete ihr Pferd: „… lass uns schnell nach hause reiten. Ich habe so ein komisches Gefühl.“ Mit vollem Galopp stürmten sie in Richtung Dorf. Dort kam auch gleich der Häuptling auf sie zugeschritten:

„Erik, ´Rasender Büffel´ besteht darauf, dass Hurrican ihm gehört.“

„Wollen wir das nicht im Tippi besprechen.“, meinte ´Stern der Pferde´ als sie ´Rasenden Büffel´ schon auf sich zukommen sah.

„Nein, ich berufe den Stammesrat ein.“, sagte ´Alte Eule´.
 

Etwa eine Stunde später hatten sich alle Krieger versammelt. Als erstes trat ´Rasender Büffel´ vor:

„Hoher Rat, ich bin ein Mitglied dieses Stammes und bei uns ist es Sitte, dass sich ein jeder junger Krieger ein Pferd aussuchen kann. Ich hatte mir schon lange Hurrican gewählt.“, behauptete der. Die Krieger murmelten zustimmend. Erik verstand, trotz seiner bisherigen gewonnenen Kenntnisse in der Indianersprache, sehr wenig.

´Stern der Pferde´ stand hinter Erik auf:

„Noch vor einem Mond wollte niemand dieses Pferd haben!“, sagte sie laut: „Jetzt, nachdem De la Vega endlich zu dem Herzen des Pferdes durchgedrungen ist, will ´Rasender Büffel´ den Erfolg ernten.“, ergänzte sie. Auch hier nickten die Männer.

„Ich als zukünftiger Krieger habe ein Recht auf dieses Pferd. Dann stand Erik auf, denn diesen Satz hatte er verstanden:

„Ich bitte um das Wort.“, sagte er: „Ihr wisst, meine Familie und ich haben großen Respekt vor euch. Wir achten eure Sitten und Gebräuche. Allerdings verstehe ich nicht was ´Rasender Büffel´ verlangt. Er hätte vorher etwas sagen können, denn ich arbeite nicht erst seit gestern mit Hurrican.“

Darauf diskutierten die Krieger heftig bis ´Alte Eule´ Ruhe gebot:

„Der ´Große Geist´ soll entscheiden, wem das Pferd gehört.“, sagte er streng. Erik schaute ´Stern der Pferde´ an:

„Was bedeutet das?“, fragte er.

„Das heißt ´Rasender Büffel´ wird morgen gegen dich kämpfen und zwar morgen, wenn die Sonne am höchsten steht.“

„Und wie läuft das ab?“

„Ihr beide seid mit zwei etwa 20 Meter langen Seilen an den Materpfahl gebunden und habt jeweils ein Messer.“, sagte sie mit deutlicher Sorge in der Stimme. Erik verließ den Tippi und ging zu der Herde. Hurrican kam auf ihn zu und schnüffelte an seinem Hemd. Er berührte ihn vorsichtig am Kopf.

„Was meinst du Schwarzer, habe ich eine Chance?“, fragte er den Hengst diesmal unsicher.

„Wenn du Angst hast, hast du gegen ´Rasenden Büffel´ keine Möglichkeit zu siegen.“, sagte ´Stern der Pferde´.

„Ich habe nur Angst Hurrican zu verlieren, sonst nichts.“, sagte er ohne sie anzusehen. Er schwang sich auf das Pferd und ritt los.

Ein Kampf unter Kämpfen

13. Ein Kampf unter Kämpfen

Am Morgen erwachte Erik früh. Hauptsächlich dadurch, dass Hurrican seinen Kopf ins Zelt gesteckt hatte und an seinen Füßen sabberte:

„Mmh, ihh! Hurrican was tust du da?“, fragte er ihn. Erik zog seine Füße ein, doch davon ließ sich das Pferd nicht stören. Es betrat das Zelt einfach. Nun muss man sagen, dass die Tippis ziemlich groß sind, aber mit einem Pferd innen wird es doch ziemlich eng:

„Hurrican, was soll das? Willst du mich aus meinem Zelt haben?“ Das Pferd rieb seinen Kopf an Eriks Bauch.

„Na komm lass uns rausgehen.“ Als Erik mit dem Rappen aus dem Tippi kam, guckten ihn alle an. Er lachte verlegen: ^^°

„Fühlte sich einsam.“, sagte er und brachte ihn zum Corral, wo auch schon ´Stern der Pferde´ war:

„Was machst du hier?“, fragte er.

„Der ´Große Geist´ ist unruhig…“, sie sah ihn an: „… und wo hast du Hurrican hergeholt?“

Er lachte:

„Er hat mich in meinem Zelt besucht. Sabberte erst an meine Füße, dann kam er ganz rein. Zum Glück hat er nicht geäpfelt.“ Beide lachten.
 

Mittags um zwölf (high noon) waren ´Rasender Büffel´ und Erik an den Marterpfahl gebunden und mit Messern bewaffnet.

Sie schlichen um einander wie zwei Tiger, die jeweils auf den Angriff des Anderen warteten.

Der Indianer ging auf ihn los und versuchte zu zustechen. Erik konnte ausweichen und lief um ihn herum.

De la Vega grinste ´Rasender Büffel´ an, der dadurch wütender wurde. Erik schaffte es ihn noch zweimal um ihn und den Pfahl zu laufen. Dann zog er das Seil fest und fesselte so den Indianer an den Marterpfahl. De la Vega nahm sein Messer und steckte es neben den Kopf von seinem Rivalen:

„Ich werde kein Blut vergießen!“, rief er ´Alte Eule´ zu: „Gute und rechtschaffene Menschen haben genügend Feinde, da müssen wir uns nicht noch gegenseitig bekriegen!“, sagte er dann noch wütend zu ´Rasendem Büffel!“

Der Häuptling erhob sich. Der Stamm sah gebannt auf ihn:

„Der Sohn des Fuchses spricht wahre Worte und der ´Große Geist´ hat ihm den Sieg geschenkt, darum soll Hurrican ihm gehören.“

Erik lockerte das Seil und ließ den Jungen frei. Dieser stapfte sauer davon.
 

Abends saß Erik bei seinem Zelt, Hurrican bei ihm. Er dachte über einiges nach, als er plötzlich Hufgetrappel hörte. Er sah seinen verkleideten Vater, wie er jetzt mit dem Häuptling sprach. De la Vega jr. lief auf sie zu:

„Ist was passiert?“, fragte er.

„Erik! Zieh dich um. Es kommen Soldaten. Sie wollen das Dorf überfallen.“, sagte Diego.

Erik rannte zurück ins Zelt, zog sich um, pfiff Hurrican herbei. Auch die Krieger bewaffneten sich, als sich schon eine Staubwolke am Horizont zeigte:

„Fox, du begleitest die Frauen und Kinder in die Berge. Bringe sie in Sicherheit.“, sagte Zorro sr. . Der wäre lieber bei seinem Vater geblieben, aber er hatte ihm ein Versprechen gegeben. Er setzte sich auf Hurrican und galoppierte mit den Frauen und Kindern in die Berge:

„Erik, ich weiß, wo wir hin können.“, sagte ´Stern der Pferde´ .

„Dann übernimm die Führung.“, sagte er ernst. De la Vega jr. wendete sein Pferd und sah aufs Dorf.

Die Staubwolke der Soldaten hatte sich in zwei Teile aufgesplittert. Der kleinere Teil ritt ihnen hinterher:

„Beeilt euch!“, rief er: „ ´Rasender Büffel´ , ich brauche deine Hilfe!“, sagte Erik. Dieser blickte ihn erstaunt an:

„Wir müssen die Soldaten aufhalten, hast du eine Idee?“ Der Indianerjunge schwieg: „Verdammt! Es geht um deine Familie!“, fauchte Erik böse. ´Rasender Büffel´ sah ihm in die Augen:

„Also gut, wir brauchen ein Seil…“ Während ´Stern der Pferde´ mit den Frauen und Kindern weiter ritt, bauten die beiden Jungen zwischen einer Felsspalte eine Falle. Sie legten falsche Spuren und versteckten sich zu beiden Seiten hinter der Spalte.

Als die Soldaten versuchten hindurch zu kommen, zogen Fox und ´Rasender Büffel´ das Seil hoch. Die Männer, es waren etwa 10, wurden von den Pferden gerissen. Dann gingen die beiden Jungen auf sie los. Sie kämpften hart, schlugen den Soldaten Degen und Waffen aus den Händen:

„Hast du dir das so gedacht?“, fragte ´Rasender Büffel´ kämpfend.

„Ja, so in der Art. Danke für den guten Einfall.“, meinte Erik ehrlich: „Du bist gar nicht so ein Idiot, wie ich dachte.“

„Nein, nein, ich bin genau so ein Idiot wie du.“, sagte der Indianer. Erik entwaffnete den letzten Soldaten:

„Wer hat euch geschickt?“, fragte Fox.

„Du warst doch eben noch beim Dorf, wie kommst du hier her?“, fragte dieser völlig verwirrt.

„Ich nehme an, ich bin geflogen. Also wer hat euch den Befehl für den Angriff gegeben?“ Der Mann schaute Erik total geschockt an: „WER?!“, fragte De la Vega jetzt mit Nachdruck und hielt bedrohlich den Degen an seine Kehle:

„Lamas! Senior Lamas war es… Er will das Land und dazu sollen wir die Indianer vertreiben…“, stotterte der Soldat.

„Dann sag Lamas, dass die Indianer sich nicht vertreiben lassen und falls ihnen jemand ein Haar krümmen sollte, komme ich persönlich bei ihm vorbei und lasse ihn seine eigene Politik spüren!“ Erik ließ den Mann laufen.

„Gehen wir zu den Frauen?“, fragte ´Rasender Büffel´.

„Ja, wir werden erst morgen zurück ins Dorf gehen. Die Nacht verbrachten sie in einer Höhle. ´Rasender Büffel, ´Stern der Pferde´ und Erik hielten Wache:

„Was wollten die Soldaten?“, fragte ´Stern der Pferde´.

„Was fast alle Weißen von euch wollen… Land und Macht. Ich hoffe Padre und die Krieger konnten sie aufhalten… Hört ihr das?“, fragte Erik.

„Nein.“, sagten beide Indianer.

„Bleibt hier. Ich werde nachsehen.“ De la Vega kletterte über Steine und sah sich um.

Plötzlich hörte er wieder kleinere Steine den Hügel hinabfallen. Er blickte nach oben und sah eine Wölfin. Diese war verletzt und fiel genau vor Eriks Füße. Sie richtete sich wieder auf. Da stellt er fest, dass sie ein Junges bei sich hatte.

Fox wusste, dass verletzte und Junge- habende Tiere sehr aggressiv sein können, aber er ging ihr trotzdem nach. Schließlich bemerkte die Wölfin ihn. Sie setzte ihren Welpen ab und drehte sich um. Sie sah Erik in die Augen, fiel um und starb.

Vorsichtig näherte er sich dem grauen Wollknäuel, welches auf seine Mutter zugetapst kam. Er nahm den Welpen auf den Arm und ging wieder in die Höhle:

„Was hast du da?“, fragte ´Stern der Pferde´.

„Einen Wolfswelpen, seine Mutter starb eben.“ Er streichelte das weiche Fell:

„Irgendwie bist du ganz anders, als die Weißen immer beschrieben werden.“, sagte sie. Erik ließ ein wissendes Lachen hören:

„Ich weiß. Wir sind Länderraubende, Tiere- und Menschenverachtende Lebewesen ohne Respekt vor irgendwas.“

„So in etwa.“, bestätigte ´Rasender Büffel´ Erik.

„Wir sehen ein, dass wir etwas voreilig waren. Wir haben gesehen, nicht alle sind so.“, sagten ´Stern der Pferde´.

Die ganze Nacht hatte Erik den kleinen Wolf auf dem Arm, beobachtete die Umgebung und überlegte sich einen Namen:

„Lupo.“, sollte er zukünftig heißen. Am Morgen weckte er ´Rasenden Büffel´:

„Pass auf, ich werde zum Dorf reiten und nachsehen. Ich bin in zirka zwei Stunden wieder da.“ Erik legte Maske und Umhang um, steckte Lupo in eine Tasche und hängte sie, nach einiger Überredungskunst, Hurrican um und ritt los.
 

Als sie sich dem Dorf näherten, wurde das Pferd nervös:

„Ganz ruhig mein Junge, keine Angst.“, beruhigte er. Er war jetzt dicht vor dem Dorf und sah, dass es einige Zelte ziemlich erwischt hatte, aber vor dem Zelt des Häuptlings stand Tornado. Er stieg von seinem Pferd und in dem Moment öffnete sich der Eingang und sein Vater kam mit dem Degen bewaffnet heraus:

„Zorro?“, fragte Fox. Diego ließ die Waffe sinken:

„Erik, bin ich froh. Ist alles in Ordnung bei euch?“

„Ja, wir sind in den Bergen. Was ist hier passiert?“

„Ein paar Krieger sind verletzt, Gott sei Dank, ist niemand tot…“

´Alte Eule´ trat aus dem Zelt:

„Häuptling, eure Familie ist in Sicherheit, in den Bergen. Soll ich sie holen?“, fragte De la Vega jr. .

„Nein, nicht so lange wir nicht wissen, wer uns angegriffen hat.“, sagte dieser.

„Ich kann euch sagen, wer das war.“, sagte Erik. Alle sahen ihn erstaunt an: „Es war dieser Mistkerl von Lamas. Er will sich euer Land unter den Nagel reißen.“

„Woher weißt du das?“, fragte sein Vater.

„Uns ritten doch auch ein paar Soldaten hinterher und als ´Rasender Büffel´ und ich sie stoppten, habe ich mal gefragt… Ach ja, die waren völlig verwirrt, dass du an zwei Orten gleichzeitig bist.“, grinste er noch.

Plötzlich kam Hurrican von hinten an ihn heran und klaute ihm den Hut:

„Hey! Entschuldigt mich kurz. Fühlt sich vernachlässigt.“ Er lief seinem Pferd hinterher.

„Er versteht sich gut mit seinem neuen Pferd.“, stellte Diego fest.

„Ja, der ´Große Geist´ hat sie zusammen geführt.“, sagte ´Alte Eule´.

„Wir holen jetzt die Frauen und Kinder.“ Nachdem Erik wie der Wind hinter Hurrican hergelaufen war und er ihm mit einem Trick wieder eingefangen hatte, ritten sie zur Höhle.

Als Erik und Diego auf dem Rückweg waren:

„Was war bei euch los?“

Diego erzählte was geschehen war.“

Mutprobe

Während Erik bei den Indianern war, verlief es in San Tasco nicht gerade ruhig. Amy kam am Morgen in die Schule, da kam Lisa auf sie zu gelaufen:

„Amy, hast du schon gehört, dass es im Wald spukt?“

„Wirklich?“, fragte Amy.

„Ja, Kontance hat erzählt, dass dort der Geist eines berüchtigten Banditen sein Unwesen treibt. Jeden Abend soll man Schreie dort hören.“, erzählte Lisa. Die ganze erste und zweite Klasse unterhielt sich vor, während und nach dem Unterricht über den spuk im Gespensterwald. Alle Kinder waren aufgewühlt als sie nach hause kamen. Amy de la Vega machte da keine Ausnahme.

Einerseits fand sie es unheimlich spannend, doch andererseits hatte ihr die Geschichte auch etwas Angst gemacht.

Abends wollte und wollte sie nicht schlafen gehen:

„Mama, ich habe durst.“, war ihr fünfunddreißigster Grund nicht ins Bett gehen zu müssen und nach unten in den Salon zu kommen. Charlie atmete tief durch:

„Amy, warum willst du nicht schlafen?“, fragte sie. Die Kleine trat an sie ran:

„Ich fürchte mich vor dem Gespenst.“, sagte sie.

„Welches Gespenst meinst du?“

„Na dass das im dunklen Wald lebt und so schrecklich brüllt.“ Charlie nahm ihr Tochter auf den Arm und drückte sie:

„Amy, es gibt keine Geister.“ Sie setzte sie aufs Bett und sich daneben: „Wer hat denn das erzählt?“

„Konstance.“

„Weißt du, diese Art von Gerücht geht schon lange um. Sogar schon als Erik in die Schule kam, aber weißt du was da so einen Krach macht?“ Amy schüttelte den Kopf: „Es ist der Wind und vor ein bisschen Wind braucht sich keiner zu fürchten.“, erklärte ihre Mutter.

„Erzählst du mir noch ein Märchen?“, fragte Amy. Charlotte begann.
 

Als Donja de la Vega am nächsten Morgen in die Kantina kam, war sie müde. Weil nachdem sie ihre Tochter endlich um ein Uhr früh zum Schlafen gekriegt hatte, hörte sie ein seltsames Geräusch aus dem Wald. Es klang wie ein Stöhnen und Schreien.

Diego war auch erst spät vom Indianerdorf. Doch ihm machten die Geräusche nichts aus. Er schlief wie ein Stein.

Um acht Uhr betrat Josi das Lokal. Sie war wie jeden Morgen zum Frühstücks- Snack gekommen:

„So wie du aussiehst, hat dein Kind auch nicht geschlafen.“, sagte Charlie: „Das Monster im Wald?“

„Das Monster im Wald.“, bestätigte Seniora von Voß.
 

Die Kinder in der Schule waren aufgeregt:

„Habt ihr es heute Nacht gehört?“, fragte eine Zweitklässlerin:

„Ja, es war unheimlich…“

„Meine Madre sagt aber, dass es keine Geister gibt.“, sagte Amy plötzlich.

„Und wer macht dann diese Geräusche.“, fragte Konstance.

„Ich weiß es nicht, aber Mama sagt es gibt keine.“

„Na wenn du keine Angst hast, kannst du ja hingehen.“, reizte ein Junge: „Aber du traust dich nicht, stimmst?“

„Ich trau mich wohl.“, sagte Amy stur.

„Gut, dann treffen wir uns heute abend vor dem Gespensterwald.“, sagte Roakin.

„Ich komme.“, sagte sie.

Abends um acht Uhr schlich sie sich aus Bett, Haus und machte sich auf den Weg zum Gespensterwald, aus dem wieder merkwürdige Geräusche heraus kamen.

Als Amy den Anfang des Waldes erreichte, war dort niemand:

„Hallo?“, sagte sie leise. Sie würde es nie zugeben, aber mulmig war ihr schon.

Plötzlich hörte sie hinter sich die Büsche rascheln. Sie zog blitzschnell den Degen:

„Wer ist da?“ Da kam Stephan von Voß hervor:

„Was machst du denn hier?“, fragte sie.

„Ich will nicht, dass du da ganz alleine hin gehst.“ In dem Moment begann erneut das Heulen und Stampfen. Beide Kinder gingen in Deckung:

„Was ist das?“, fragte Amy zitternd.

„Ich weiß nicht.“, sagte Stephan nicht weniger besorgt. Sie hörten den Geräuschen zu:

„Das hört sich komisch an.“, meinte Amy: „Was das wohl ist?“ Sie verließen ihr Versteck und folgten den Geräuschen:

„Amy! Warte!“, rief Stephan leise.

„Komm schon.“, meinte sie nur. Sie gingen immer tiefer in den Wald. Das Stampfen und Heulen wurde immer lauter und in der Nähe waren zwei leuchtende Punkte zu sehen, die aussahen wie glühende Augen:

„Könnte das der Geist sein.“, fragte Stephan.

„Nein, es gibt keine Geister.“ Amy hatte zwar Angst, aber ihre Neugier wurde geweckt, die erst einmal erwacht viel stärker war als die Angst.“

Sie gingen näher ran und erkannten die hellen Punkte als zwei Feuerstellen.

„Schau dir das an. Da sind Menschen.“, sagte Stephan.

„Was machen die da?“ Sie sahen wie die Leute Metall schmolzen und in Formen gossen. Als das heiße das kalte Metall berührte, dehnte es sich unter lautem Geheule aus.

„Jetzt wissen wir wer…“

„Was macht ihr Gören hier!“, hielt ihnen plötzlich eine Waffe vor die Nase.

„Na, na, na. Wer wird denn so unfreundlich sein und zwei Kinder bedrohen?“, fragte plötzlich Felidae. Eine zweite maskierte Person hielt ihm ein japanisches Schwert an den Hals, als er sich umdrehen wollte:

„Nicht doch.“, sagte der ´Schwarze Schatten´ alias Josi. Charlie schlug ihn nieder und beide Mütter schnappten sich ihre Kinder und ritten wortlos in die Höhle, dort angekommen:

„Ihr beide spinnt wohl total!“, meinte Charlotte böse.

„Was glaubt ihr eigentlich, was ihr da gemacht habt. Mitten in der Nacht raus zu schleichen. Wisst ihr nicht, wie gefährlich es im Wald ist!“, sagte auch Josi wütend.

„Ihr geht jetzt nach oben. Stephan, du kannst in Eriks Zimmer schlafen. Wir reden morgen über eure Bestrafung. Geht jetzt!“ Beide schlichen nach oben.

„Was haben die sich nur dabei gedacht?“, meinte De la Vega.

„Die haben sich gar nichts dabei gedacht. Was machen wir jetzt mit ihnen?“

„Was wohl Hausarbeit bis die Schwarte kracht in Hotel und Kantina.“ Beide schüttelten den Kopf und fingen dann an zu grinsen:

„Waren wir genauso schlimm?“

„Ja.“, sagte Seniora von Voß: „Schickst du die Beiden morgen früh zur Schule?“

„Natürlich, ich könnte sie immer noch durch den Fleischwolf drehen. Gute Nacht Josi, grüße Bertuccio.“ Charlottes Freundin machte sich auf den Weg nach hause.
 

Am nächsten morgen in der Schule:

„Die Geräusche im Wald machen Menschen.“, sagte Stephan: „Amy und ich haben sie gesehen?“, meinte er weiter zu Roakin.

„Ach ja und wo habt ihr sie gesehen?“

„Tief im Wald, als ihr nicht gekommen seid. Wir sind beide hingegangen.“

„Wirklich, wie viele waren es denn?“ … Im nu hatte sich eine Traube um sie gebildet und sie erzählten, was sie gestern erlebt hatten.

Als Amy nach hause kam, wartete Maria schon:

„Amy, du sollst gleich zum Hotel Fuchs gehen und dort deine Strafe antreten. Danach gehst du zu deiner Mutter in die Kantina und machst dort deine Hausaufgaben.“, sagte sie.

„Aber, aber…“

„Kein aber. Los du kommst zu spät.“

„Den ganzen Nachmittag musste Amy im Hotel arbeiten. Natürlich war es zu schaffen, aber ein ganzer Nachmittag ging drauf. Aber was sie wesentlich mehr störte war, dass sie die ganze nächste Woche dort arbeiten musste:

- Ich rede kein Wort mehr mit Madre! -, beschloss sie wütend.

Der Jahrmarkt

15. Der Jahrmarkt

Diego kam an diesem Abend erst spät nach hause und war auf hundertachtzig:

„Was ist los?“

„Ich war heute auf der Konferenz über die erneute Landverteilung zwischen Weißen und Indianern. Lamas will das Gebiet der Ureinwohner haben. Er meinte, da wir dieses Land entdeckt haben, stehe es uns frei es uns zu nehmen und zu kaufen. Die Indianer können ja mit bieten, sagte er. Ich sage dir, so viel Arroganz muss ein Mensch erst einmal haben!“, regte er sich auf.

„Hast du ihm gesagt, was du denkst?“

„Natürlich, wenn ich Erik in drei Wochen abhole, muss ich auch mit ´Alte Eule´ reden. So lange sie auf ihrem Gebiet bleiben, kann es ihnen keiner streitig machen und was war hier los?“

„Ich habe etwas über das Gespenst im Wald herausgefunden. Ich denke es sind Geldfälscher. Wollen wir guten Abend sagen? Dann kannst du dich auch abreagieren.“, sagte Charlie.

„Na, meinet wegen.“

Eine Stunde später waren beide im Wald. Wieder war das Pochen und Stöhnen zu hören und in der Ferne die zwei Lichtpunkte.

Zorro und Felidae stiegen von ihren Pferden und schlichen sich an:

„Diego, siehst du wen ich sehe?“

„Lamas, dieser Aasgeier. Na warte, den werde ich zur Rechenschaft ziehen.“

„Angriff?“

„Angriff!“ Beide stürmten los:

„Geldfälschen ist aber nicht die feine englische Art.“, sagte Felidae laut. Die Männer sahen auf sie und ergriffen teilweise die Flucht. Die, die flohen liefen direkt in Zorros Arme:

„Was wollt ihr hier?“, fragte Lamas.

„Nur euch das Handwerk legen und dich ins Gefängnis bringen Lamas.“

„Mich ins Gefängnis… ha. Dazu habe ich zu viel Einfluss und Macht.“, sagte der.

„Wir werden sehen.“
 

Lamas hatte nicht Unrecht mit viel Bestechungsgeld wurde er frei gesprochen, während seine Kumpanen, die die Drecksarbeit erledigt haben, ins Gefängnis gingen oder sogar die Todesstrafe erhielten.

Aber Lamas hatte noch mehr zu bieten. Diego fand heraus, dass er die Armee benutzen wollte, um an das Indianerland zu kommen. Er ritt Tage später los, um die Ureinwohner zu warnen und um Erik abzuholen.

Er feuerte seinen Tornado an. Er wusste nicht, wie viel Zeit er noch vor den Soldaten hatte. Nach etlichen Stunden, kam er an seinem Ziel an:

„´Alte Eule´!“, rief er. Der Häuptling trat aus dem Zelt:

„Zorro, was ist?“, fragte der.

„Es kommen Soldaten!“, sagte Diego. ´Alte Eule benachrichtigte die Krieger, während De la Vega mit Erik sprach.

Als dieser im Kostüm mit den Frauen und Kindern unterwegs war, fielen die Soldaten über das Dorf her. Zorro sah Erik kurz mit Sorge hinter her, ging dann aber zur ´Alten Eule´:

„Wie viele werden es sein?“, fragte der Häuptling.

„Ich hoffe nur so viele, dass wir mit ihnen fertig werden.“, sagte Diego und sah die riesige Staubwolke, die sich nun in zwei Teile aufspaltete.

Dann kamen die Soldaten auf sie zu.

Die Krieger begannen mit ihrem Kampfgeschrei und gingen auf die Männer der Armee los. Die Indianer und auch Zorro kämpften verbissen. Einige Zelte wurden zerstört und auch die Krieger gingen nicht ohne Blessuren aus.

Es war schon spät abends als der letzte Soldat rennend das Dorf verließ:

„Wir werden erst im Morgengrauen unsere Frauen und Kinder holen.“, sagte ´Alte Eule´, der auch von den weißen Männern reichlich blutverschmiert war.

Als Erik die Frauen und Kinder zurück gebracht hatte, verabschiedete er sich von ´Stern der Pferde´, ´Rasender Büffel´ und allen anderen:

„Dafür, dass du weiß bist, kannst du verdammt gut kämpfen.“, sagte ´Rasender Büffel´. Erik grinste:

„Danke.“, sagte De la Vega und gab ihm die Hand.

„´Stern der Pferde´, ich möchte dir für das Wissen, das du mir gegeben hast danken.“

„Nicht nötig, du hast mir auch etwas beigebracht.“, sagte sie mit einem Lächeln.

„´Alte Eule´, ich bin euch sehr zu Dank verpflichtet für Hurrican. Wenn ich jemals etwas für sie tun …“ Der Indianer nickte:

Der ´Große Geist´ ist dir wohl gesonnen. Du hast in unserer Mitte gleich zwei Brüder gefunden, die dir helfen werden.“, sagte der Häuptling und verschwand in sein Zelt. Erik wunderte sich. Kein Wort des Abschiedes, keines des Dankes. So was hatte er noch nicht erlebt.

Vater und Sohn stiegen auf ihre „Pferde des Windes“ (Tornado und Hurrican) und ritten los.

„Erik, was ist das da eigentlich für ein Wollknäuel in der Satteltasche?“, fragte Diego.

„Dasssss, eh, ja…“

„Das?!“, fragte Padre Vega streng.

„Das ist Lupo. Ich habe ihn in den Bergen gefunden, bei seiner toten Mutter.

„Du weißt ein Wolf bleibt ein Raubtier und sollte er jemals grundlos…“

„Ich weiß Padre.“ Erik sah auf Lupo und krauelte ihn hinterm Ohr.
 

Sie kamen in der Höhle an und sattelten ab. Amy hatte sie gehört und stürmte nach unten:

„Erik! Erik!“, rief sie aufgeregt und lief in seine Arme.

„Hallo Schwesterlein, hast du mich vermisst?“, fragte er. Dann sah sie Pferd und Wolf:

„Ist der süß.“, sagte sie und ging ohne Scheu auf den Hengst zu. Hurrican drehte sich zu ihr, mit ihren Händen berührte sie den schwarzen Kopf, dann den Hals bis sie am Welpen war. Erik hob ihn ihr raus und setzte Lupo auf den Boden. Der Wolf tapste auf Amy zu und sie nahm ihn auf den Arm:

„Darf ich den haben?“, fragte sie.

„Nein!“, sagten Erik und Diego. Amy sah die zwei verwundert an, kuschelte aber weiter mit dem Tier.

Erik putzte Hurrican. Dann kam Charlie herunter:

„Erik, schön dass du wieder da bist. Na zeig mal dein neues Pferd. Ein wunderschönes Tier.“ Seine Mutter wollte Hurrican anfassen, doch der zog den Kopf weg und legte die Ohren an:

„Oh ein wenig giftig.“, sagte sie und nahm sofort die Hand weg: „Und wer ist das?“, fragte Charlie.

„Das ist Lupo.“

„Lupo? Ist er etwa ein…“

„Ich habe ihn bei seiner toten Mutter gefunden…“

„Erik ein Wolf bleibt ein Wolf und…“

„Aber du sagst doch immer, wir sollen nicht nachdem entscheiden was jemand ist, sondern wie jemand ist.“

„Schon, aber…“, sie wusste nicht was sie darauf antworten sollte. Doch einen Wolf im Haus zu haben fand sie nicht besonders prickelnd.

Es wurde Abend und die Familie Vega saß am Abendbrottisch. Lupo saß die ganze Zeit neben Amys Stuhl, auch in der Nacht wich er nicht von ihrer Seite.

Als Erik und Amy am nächsten Tag aus der Schule kamen, wartete ihre Mutter mit einer Überraschung. Charlotte hatte für sich und die Kinder Karten für den Jahrmarkt und den Zirkus besorgt. Sie trafen sich mit Josi und Stephan in der Kantina:

„So kenne ich euch. Ihr geht euch amüsieren und ich hänge hier rum und arbeite.“, maulte Bertuccio. Die beiden Frauen lächelten ihn an und gingen.

Sie betraten den großen Jahrmarkt. Überall gab es was zusehen. Sie gingen an Verkaufsständen vorbei, an Spielbuden, wo sie auch ein paar Spielchen wagten.

Am Ende des Marktes stand das Zirkuszelt, das sie nun betraten:

„Ist das groß.“, staunte Amy.

„Kommt suchen wir uns Sitzplätze.“, sagte Josi. Sie setzten sich vorne an die Manege und schon kurz darauf begann die Show. Sie sahen Seiltänzer, Domteure und Clowns. Der Magier vollführte die tollsten Zauberstücke:

„Für meinen nächsten Trick brauche ich eine Freiwillige!“ Er sah auf Charlie: „Wie wäre es mit ihnen?“

„Oh, ich?“

„Ja, Mama.“, freute sich Amy. Charlotte stand auf und ging in die Manege:

„Ich lasse diese Seniora …“

„De la Vega.“

„Also, ich lasse Seniora De la Vega jetzt verschwinden.“ Er führte sie in einen Aufrecht stehenden Koffer. Der Magier schloss die Tür:

- Puh, ist das dunkel und stickig hier. -, gruselte sie sich: „Was ist das?“

Minuten später hörte sie tosenden Applaus. Sie fühlte sich komisch, als sie aus dem Koffer kam. Charlie setzte sich wieder auf den Stuhl und wurde sofort von ihren Kindern mit Fragen bestürmt:

„Geht’s dir gut? Du bist so blass.“, stellte Seniora von Voß fest.

„Mir ist ein wenig schwindelig.“, sagte Charlie.. Sie schauten sich den Rest der Vorstellung an.

Es war bereits Abend, als Familie De la Vega nach hause kam:

„Da seit ihr ja endlich. Maria hat schon Abendbrot gemacht.“, sagte Diego.

„Ich werde mich gleich hinlegen. Mir geht es nicht so gut.“, sagte Donja Vega und ging nach oben. Ihr Mann sah ihr nach.

Als er zweiundzwanzig Uhr das Schlafzimmer betrat:

„Charlie, bist du noch wach?“, fragte er und sah aufs Bett. Doch dieses war leer:

„Charlie! Charlie!“, rief er durchs Haus laufend. Erik kam aus seinem Zimmer:

„Padre, ist was passiert?“

„Ja, deine Mutter ist weg! Hilf mir sie zu suchen!“ Sie suchten überall nach, im Stall, in der Höhle und im Garten:

„Hast du sie gefunden?“, fragte Diego seinen Sohn.

„Nein.“

„Wo ist sie nur?“, fragte De la Vega sich: „Du bleibst hier. Vielleicht kommt sie ja.“ Diego sattelte sein Pferd und ritt in die Stadt. Er fand seine Frau nicht.

Auf der Hazienda hörte Erik plötzlich etwas an der Tür.

Er öffnete sie und hörte nur noch jemanden weggaloppieren. Dann wollte er wieder reingehen und sah, als er sich umdrehte einen Brief, der mit einem außergewöhnlichen Messer an der Tür befestigt war.
 

„Für die Rückgabe von Donja De la Vega verlange ich 10.000 Pesos. Noch geht es ihr gut, aber je länger sie brauchen, desto schmerzhafter wird es für sie.“

War die Forderung. Er nahm den Dolch und das Papier mit in den Salon:

- Was mache ich jetzt?“ -, fragte er sich panisch.

Zwanzig Minuten später kam Diego rein:

„Padre! Padre! Sie haben Mutter! Sie haben sie entführt und sie wollen 10.000 Pesos!“, rief er und zeigte seinem Vater den Brief und das Messer:

„Das ist Handwerkskunst der Cinti und Roma. Erik was ist passiert als ihr auf dem Jahrmarkt wart?“, fragte de la Vega sr.

Erik erzählte von dem Besuch:

„Und ist während der Zeit irgendwas merkwürdiges pas…“

Plötzlich klopfte es an der Tür. Davor stand Bertuccio mit einem leeren Blick:

„Bertuccio, was machst du hier?“

„Ich soll das Geld holen.“, sagte er völlig in Trance.

„Bertuccio, wo ist Charlie?“ Er reichte Diego ein Stück von Diegos Rock, stieg auf sein Pferd und galoppierte davon.

De la Vega lief hinter her, holte ihn aber nicht ein. Er sah auf den Stofffetzen:

„Padre, was machen wir jetzt?“, fragte Erik.

„Ich werde das Geld zusammen suchen.“

„Du willst bezahlen?! Wir können Onkel Bertuccio einfach hinterher reiten und so raus finden wer Madre entführt hat!“, brüllte Erik fast.

„Ich möchte deine Mutter genauso zurück wie du, aber ich will nichts überstürzen, dass kann ihre Lage noch verschlechtern und es für uns noch gefährlicher machen!“, sagte Diego seinem Sohn sehr deutlich. Der funkelte seinen Vater jedoch böse an und rannte auf sein Zimmer.

Er verstand nicht, wie sein Vater so ruhig bleiben konnte. Dann fasste er sich ein „ungeduldiges“ Herz und schlich sich unbemerkt in die Höhle.

Er galoppierte in die Stadt und suchte das Hotel auf. Er hämmerte an die Tür:

„Seniora von Voß! Seniora von Voß!!! Sie öffnete die Tür:

„Fox was ist passiert?“, fragte Josi.

„Ist Bertuccio hier?!“

„Nein, der ist schon zuhause. Sagte ihm geht’s nicht gut. Was ist denn los?“ Doch er antwortete nicht und lief zum Haus von Großvater Luis. Erik klopfte auch hier stark an die Tür:

„Jetzt sag mir endlich, was los ist!“

„Sie haben Madre entführt und Bertuccio kam vorhin und wollte das Lösegeld abholen.“

„Komm rein.“, sagte Josi nur. Sie ging ins Schlafzimmer, wo kein Senior von Voß war:

„Er ist wirklich weg, warte einen Moment.“, sie zog sich ebenfalls um und bewaffnete sich mit dem Samureischwert ihres Meisters.

„Wo wollen wir anfangen zu suchen?“, fragte Fox.

„Wir waren heute auf dem Jahrmarkt und Bertuccio hatte hier auch noch Besuch von den Zigeunern (Cinti und Roma). Also beginnen wir auf dem Jahrmarkt.“

Die beiden schlichen sich durch die Wagen und Stände, fanden jedoch nichts. Es blieb noch das Zirkuszelt übrig.

Als sie es vorsichtig betraten, saßen Bertuccio und Charlie ungefesselt auf zwei Stühlen:

„Was macht ihr beiden hier?“, fragte der ´Schwarze Schatten´. Beide blickten mit leeren, klaren Augen auf, nahmen Degen zur Hand und gingen drohend auf sie zu:

„Zieh deine Waffe Fox! Sie werden angreifen.“, sagte Shadow.

„Wieso? Das sind doch…“

„Sie stehen unter Hypnose…“ In dem Moment griffen sie an.

Erik hatte ganz schön zu tun, den Angriffen seiner Mutter stand zu halten. Er hatte oft mit ihr gefechtet, aber nie hatte er ihre ganze Kraft und Technik zu spüren bekommen.

Jo lockte Bertuccio aus dem Zelt und kämpfte draußen mit ihm. Sie wollte ein übergreifen verhindern.
 

Im Zirkus:

„Madre, hör auf.“, sagte Erik und sah in ihre kalten Augen. Sie drängte ihn immer weiter zurück bis er fiel:

„TÖTE IHN!“, rief eine Stimme aus dem Hintergrund. Doch Charlie zögerte:

„T Ö T E I H N ! ! !“ Sie erhob den Degen, setzte zum Schlag an und ließ die Klinge niederfahren. Kurz bevor sie traf, wurde der Degen von Zorro gestoppt:

„Fox, such den Typen da hinten!“, hörte er seinen Vater recht wütend sagen.

Charlie erhob die Waffe jetzt gegen Zorro, während er den Hypnotiseur suchte. Er fand ihn auch gleich. Es war ein kleiner, alter Mann mit einem Turban, persischer Tracht und unangenehmen Augen.
 

Donja De la Vega fechtete hart gegen ihren Mann. Diego wehrte die Schläge ab, was äußerst schwierig war ohne sie zu sehr zu verletzen.
 

Der Perser stand Erik gegenüber und benutzte seine Technik. Er sah Fox in die Augen und sagte:

„Dein Degen ist schwer. Du kannst ihn kaum halten.“ Und wirklich, De la Vega kam es so vor als würde seine Waffe plötzlich eine Tonne wiegen.

„Du kannst sie nicht länger halten und lässt sie fallen.“

Es wurde unglaublich schwer für ihn, aber er ließ seinen Degen nicht los.

„Nein, ich werde dich aufhalten…“, keuchte Erik.

„Du kannst dich nicht mehr bewegen.“, sagte der Mann und holte seinerseits einen Dolch raus. Er ging zum unbeweglichen Fox und stach zu, doch Erik schaffte es die Waffe mit einem gezielten Schlag abzuwehren.

Der Schutz des eigenen Lebens

Der Mann total perplex:

„Wieso kannst du dich noch bewegen?!“ Erik antwortete nicht. Er merkte nur je mehr er seinen Körper bewegte, umso leichter fiel es ihm:

„ICH WERDE DICH TÖTEN!“, kreischte der Mann und versuchte ihn immer wieder zu erdolchen. Er raste wie wahnsinnig. Erik verletzte ihn zwar an Armen und Beinen, doch das schien ihn noch mehr anzuheizen. Der Perser drängte ihn weiter zurück, dann sah Erik seine Chance. Er schlug ihm den Dolch aus der Hand und erstach ihn.

Nun stand er vor der Leiche. Unfähig irgendwas zu empfinden. Er hatte nie einen Menschen töten müssen.

Fox hörte im Zelt immer noch seine Eltern miteinander kämpfen. Beide sahen schon mächtig ramponiert aus:

- Was soll ich machen? -, fragte er sich. In dem Moment kam Shadow rein:

„Zorro! Schlag sie k. o.!“

„Vielen Dank für den Hinweis! Eventuell könntest du mir zur Hand gehen!“, sagte er barsch.

Der Schatten glitt um Charlies Attacken herum, stand nun hinter ihr und beförderte sie mit einem Griff (like Spock) ins Land der Träume:

„Danke, ich hätte das keine Minute länger durchgehalten.“, stöhnte Zorro, neben seiner Frau kniend.

„Ja, unter Hypnose können sie eine enorme Kraft entwickeln. Bringen wir sie zu Timitheo?

Oder Warte lieber zu dir, da könnte ich sie gleich mit meinen Arzneien versorgen und versuchen die Hypnose zu lösen.“, sagte Josi, die mit solchen Sachen einige Erfahrung hatte:

„Fox, hilfst du mir, sie aufs Pferd zu bringen?“, fragte Diego

Auf der Hazienda angekommen, verflüchtigte sich Erik gleich auf sein Zimmer. Diego brachte Charlie in Alejandros Zimmer, während Bertuccio ins Gästebett gebracht wurde.

Senorina von Voß hatte neben ihren Kräutern auch Stephan mitgebracht, der bei Amy schlief, dann machten Don Vega und sie sich an die Arbeit:

„Diego, nimmst du bitte ein paar Seile und fixierst Charlie am Bett.“

„Wieso das denn?

„Weil sie dir sonst sofort wieder an den Hals springt, wenn sie aufwacht. Es ist für unsere Sicherheit und dann komm in die Küche, deine Schnittwunden sehen hässlich aus.“, meinte Jo.

Gesagt, getan und zehn Minuten später hockte er in der Küche:

„Meine Güte, hat Charlie dich zugerichtet…“

„Aua!“

„Entschuldige. Du kennst doch aber ihre Technik, wie kommt es, dass du so verletzt bist?“, fragte sie.

„Sie hat nie ernsthaft mit mir gefochten. Ich habe sie unterschätzt.“

„Und die Hypnose tat ihr übriges. Wenn du hier fertig bist solltest du bei Erik vorbei schauen.“

„Ist dir auch aufgefallen, stimmt´s.“ Jo nickte.

Nach fünf Meter Verbandszeug und einem Liter antiseptischer Paste erklom Diego die Treppe und klopfte an die Tür seines Sohnes:

„Erik, bist du noch wach?“

„Ja…“, sagte er tonlos.

„Was ist hinten im Zelt geschehen?“

„Ich… Ich habe einen Mann getötet!“, rief er verzweifelt.

„Erzähle es mir.“

Die ganze Nacht redete Diego mit seinem Sohn, dass es Notwehr war und er sich keine Vorwürfe machen soll:

„Ich weiß das ist schwer zu verarbeiten und das wird es auch bleiben, doch schlimm wird es dann, wenn du irgendwann gar nichts mehr dabei empfindest… Oh, es ist schon halb sieben durch. Ihr müsst zur Schule.“

Die Macht der Liebe

18. Die Macht der Liebe

Diego ging nachdem er seine Kinder plus Ersatzkind in die Schule geschickt hatte zu Jo, die bei ihrem Mann saß:

„Wie geht es ihm?“

„Von den Verletzungen her besser als Charlie. Sie muss ganz schön unter dem Einfluss des Hypnotiseurs gestanden haben.“

„Du hättest ihren Blick sehen müssen, als sie gekämpft hat.“, sagte er schaudernd.

„Du solltest dich hinlegen. Du siehst ganz schön müde aus.“, meinte sie. Diego ging aus dem Gästezimmer, aber nicht in seinen Schlafraum, sondern zu Charlie, die immer noch fixiert auf dem Bett lag. Er setzte sich auf einen Stuhl und schlief dort ein.

Ein unzufriedenes Knurren weckte ihn. Charlie war aufgewacht und wehrte sich verzweifelt gegen die Fesseln:

„Charlie, beruhige dich. Ich hole Josi.“, versuchte er ruhig zu klingen. Als er die Klinke in die Hand nehmen wollte, öffnete sich schon die Tür:

„Jo, Cha…“

„Ich weiß. Ich weiß, habe sie schon an der Treppe gehört. Gehe am besten raus. Ich brauche einige Zeit.“, befahl sie.
 

Diego ging in die Küche. Erst jetzt merkte er wieder, wie weh ihm sein Körper tat. Wieder setzte er sich.

Plötzlich tauchte seine Frau auf mit leeren unbeteiligten Augen und ausdruckslosen Gesicht in der Küche auf:

„Charlie, geht es dir wieder besser?“ Sie sprach nicht, nahm ein Messer zur Hand:

„Nein, ich bin es, Diego! Erkennst du mich denn nicht?“, fragte er. Er wollte sich bewegen, konnte aber nicht und die erhobene Waffe kam immer näher. Sie war dicht vor seinem Hals:

„DIEGO! DIEGO! Wach auf!“, rüttelte ihn Josephine wach.

„Wa… Was ist?“, fragte er nass geschwitzt.

„Ich brauche deine Hilfe. Ich kriege sie nicht ruhig.“

„Ich komme.“ Schwer erhob sich Diego aus dem Stuhl und ging ins Zimmer. Sie wehrte sich noch immer verbissen gegen die Fesseln:

„Charlie, Charlie.“, sagte er. Sie sah ihn wütend an. Er setzte sich neben ihr Bett und legte seine Hand auf ihre Stirn und streichelte über ihren Kopf. Sie versuchte das abzuschütteln, doch er blieb hartnäckig. Nach einigen Minuten begann sie ruhiger zu werden.

Josi verließ den Raum. Seniora Vega kämpfte weiter gegen die Fesseln:

Charlotte beruhige dich.", sprach Diego. „Charlie… Ich liebe dich noch so wie am ersten Tag.“, gestand er ihr: Ich liebe dich mehr als am ersten Tag.“ Er ging mit seinen Fingern zwischen ihre an der linken Hand, stand auf und küsste sie.

Er sah, dass mehr Leben in ihre Augen kam.

„Diego.“, erklang es ganz leise aus ihrem Mund. Don Vega streichelte seiner Frau über die Wange und küsste sie erneut. Josi sah das durch einen kleinen Spalt der geöffneten Tür:

- Ich fass das nicht und ich quäle mich mit Pendeln und Ähnlichem ab. -, grinste sie in sich rein und schloss die Tür.

Seniora Vega erwiderte inzwischen die Küsse. Diego merkte wie ihr Atem und Puls schneller wurden. Er streichelte mit seinen Fingern über Stirn, Schläfe, Wange, Hals und schließlich die Brüste:

„Diego?“, fragte sie jetzt klarer in Stimme und Geist.

„Bist du wieder wach?“, fragte er.

„Wieso bin ich an Alejandros Bett gefesselt?“

„Du wurdest hypnotisiert. Erinnerst du dich?“

„Nein. Habe ich was getan, was ich…“

„Nein keine Angst, du hast mir nur deine wahre Stärke gezeigt.“

„Küss mich wie eben.!“, bat Charlie plötzlich. Diego kam mit seinen Lippen, seiner Zunge an ihre. Er öffnete dabei die Knoten der Handfixierungen. Die Arme schlangen sich sofort lustvoll um den Körper ihres Mannes.

Sie fühlte wieder das tiefe Vertrauen in Diego.

Doch plötzlich diese Stimme in ihrem Kopf:

„Töte ihn.“, sagte sie leise. Aber Charlie konnte und wollte nicht reagieren.

- Nein, diesem Mann gehört meine Liebe, mein Vertrauen, mein Leben. – Sie küsste Diego und öffnete sein Hemd. Sie berührte seinen Oberkörper und zog ihn an sich. Wieder hörte sie die Stimme, diesmal energischer.

„Töte ihn!“

- Nein. Ich liebe ihn. -, sagte Charlie sich und spürte wie ihr Mann jetzt ihr Oberteil abstreifte. Er liebkoste ihre Brüste:

„TÖTE IHN!“, schrie jetzt die Stimme in ihrem Kopf.

„NEIN!!!“, rief Charlie.

„Was nein?“, fragte Diego verwundert.

„Nichts, ist schon gut.“, sagte sie und küsste Diego. Er begann jetzt ihre „Weiblichkeit“ zu massieren. Das erregte sie sehr:

„Bitte, hör nicht auf.“, sagte sie: „Oh bitte hör nicht auf.“ So wie sie konnte, öffnete sie seine Hose und versuchte sie herunter zu ziehen. Das gelang erst als er ihr half.

Nun lagen beide völlig hüllenlos, nur mit ein paar Verbänden umwickelt vor einander:

„Wir sehen aus wie zwei halbfertige Mumien.“, sagte Diego grinsend. Charlie dagegen berührte seine Eichel, die schon weit vom Körper abstand, mit ihren Lippen. Sie nahm sie in den Mund. Er stöhnte halblaut auf. Gegenseitig küssend legten sie sich neben einander, bereit für das worauf sie „hingearbeitet“ hatten. Sie sahen sich an:

„Ich will dich, immer wieder.“, sagte sie. Langsam drang er in sie ein. Charlie hatte das Gefühl abzuheben, als er die ersten Stöße tat. Er fühlte die Wärme die von ihrem Körper ausging.

Beide konnten sich wieder aufeinander einlassen. Ihre Rhythmen passten sich einander an. Nicht nur körperlich sondern auch geistig fanden sie wieder zu sich. Beide Körper verschmolzen förmlich, was sich in einem gemeinsamen Höhepunkt auslebte. Diego und Charlie würden wieder eins sein, eins werden, so wie sie es gewesen sind. Er sah ihr in die Augen:

"Ich liebe dich."

Eine Stunde später verließ er das Zimmer. Seine Frau schlief:

„Josi. Ich glaube Charlie hat es geschafft. Sie ist wieder klar.“, sagte er.

„Kannst du die Technik bei Bertuccio wiederholen?“

„Eh, ich glaube nicht. Lass ihn einfach deine Liebe spüren.“, sagte er.

Lamas jr.

19. Lamas Junior

Die Einsätze von Zorro und Fox häuften sich. Irgendwer versuchte Land, Geld und Macht an sich zu bringen, indem er die Leute terrorisierte.

Charlie und Bertuccio waren halbwegs wieder auf der Höhe, als Vater und Sohn spät abends nach hause kamen, sahen beide etwas angekratzt aus. Schlitze hier und da und vereinzelt lange Striemen:

„Peitsche?“, fragte Charlie.

„Ja.“, meinte Diego und zog sich vorsichtig das Hemd aus. Nicht ohne sich dabei auf die Zähne zu beißen. Neben ihm das gleiche Bild nur etwas jünger:

„Jungs, ihr beide bleibt morgen zu haus.“, sagte Senõra de la Vega.

„Aber…“, wollten beide widersprechen.

„Nichts aber! Ihr bleibt!“, sagte die Mutter/ Frau und half ihnen.

„Jetzt sagt mir wenigstens was los war.“, forderte sie.

„Sie haben das Kloster überfallen.“, sagte Erik.

„Was? Wie geht es Padre Michelangelo?!“

„Mach dir keine Sorgen, er ist nur leicht verletzt. Aber was mir viel mehr Sorgen macht, ist der Grund. Im Kloster ist nicht viel zu holen und verteidigt wird es auch nicht. Warum schickt jemand Männer die bis an die Zähne bewaffnet sind und auch noch kämpfen können in ein Gotteshaus?“

„Wahrscheinlich das Übliche. Vertreiben wir die Bewohner und holen uns das Land.“, sagte Charlie und tupfte die Wunden ihrer Männer mit einem indianischen Sud ab.

Zorro und Fox mussten sich ganz schön zusammen nehmen, um nicht loszubrüllen:

„Legt euch hin, ich wecke euch dann zum Frühstück.“
 

Morgens:

„Madre, Erik will nicht aufstehen.“, beschwerte sich Amy.

„Ist schon in Ordnung. Er bleibt heut zu hause.“

„Wieso, ich will auch zu hause bleiben.“, sagte Amy.

„Du bist gesund und kannst zur Schule gehen.“, sagte Charlie.

„Nein, ich…“

„Amy! Ich werde jetzt nicht mit dir streiten. Du gehst!“, pflaumte sie ihre Tochter an. Die wurde wütend, schnappte sich ihre Sachen und verließ ohne Frühstück das Haus.

Als sie an ihrem Vater vorbei lief, grüßte der, doch sie verschwand ohne Antwort durch die Tür. Diego wunderte sich und ging in die Küche:

„Was ist denn mit Amy los?“, fragte er.

„Die ist sauer, weil Erik zu hause bleibt und sie in die Schule muss.“

Diego schüttelte grinsend den Kopf:

„Was?“, fauchte seine Frau. Er ging auf sie zu:

„Sie wird dir immer ähnlicher.“, sagte Don Vega und küsste sie.
 

In der Schule kam Stephan auf sie zu:

„Buenos Diaz, Amy.“

„Hallo.“, sagte sie wütend.

„Warum so sauer?“

„Erik darf einfach so zuhause bleiben und das finde ich unfair.“, maulte sie.

Nach dem Unterricht:

„Amy! Wo willst du hin?“, fragte Stephan als er sah, dass sie in Richtung Wald ging.

„Ich gehe spazieren, ich will nicht nach hause.“

„Wir sollen doch nicht in den Wald!“, rief Amys bessere Hälfte.

„Dann bleib hier!“, fauchte die kleine Ziege. Das tat Stephan natürlich nicht, auch wenn ihn Amy schon oft in Schwierigkeiten gebracht hatte, ließ er sie trotzdem bei drohendem Unheil nie allein.

Um acht Uhr abends war Amy immer noch nicht da. Erik machte sich Sorgen. Er schrieb einen Zettel an seine Eltern, die beide nicht zuhause waren und begann sie als Fox zu suchen.

Er ritt zur Schule, klapperte verschiedene Orte ab:

- Wo steckt sie bloß. -, fragte er sich. Unter Schmerzen ritt er in den Wald und fand ihre Spuren. Erik folgte ihnen:

- Da sind weitere Abdrücke, sie liegen über denen von Amy und Stephan. Dieser kleine Dickschädel, hoffentlich ist ihnen nichts passiert.-, dachte der Bruder.

Es ging tiefer und tiefer in den Wald. Mit einem Mal hörte er Schreie. Erik galoppierte dort hin. Hinter einem Baum sah er wie Domenique Amy gerade zu Boden stieß. Ein anderer Mann hielt Stephan fest, der sich verzweifelt wehrte.

Fox hielt nichts mehr. Er zog seinen Degen und preschte auf sie los.

Lamas jr. sah ihn kommen und zog ebenfalls seinen Degen:

„Halte die beiden Kinder unter Kontrolle!“, schnauzte er seinen Handlanger an.

„Zorro oder Fox, welcher von beiden bist du?“, grinste er De la Vega an:

„Ich weiß, dass ihr gestern ziemlich was abbekommen habt, also …“

„Also werde ich immer noch kein Problem haben mit dir fertig zu werden.“, sagte Erik. Sie begannen zu fechten. Die Degen hallten durch den Wald, dann drängte Domenique Fox zurück. Dadurch, dass Erik sich so viel bewegte, rissen die verschorften Wunden auf. Das verursachte höllische Schmerzen. Doch er erblickte seine Schwester und erinnerte sich daran, was sie für Schmerzen erleiden musste als sie auf das Metallstück stürzte:

- Reiß dich zusammen. -, sprach er sich selbst Mut zu. Er kämpfte und brachte Lamas zu Fall. Fox schlug ihm den Degen aus der Hand:

„Lass die Kinder gehen!“, sagte Erik.

„Wenn du mir was tust, wird das den Kindern nicht besonders gut tun.“, lächelte Lamas überheblich: „Lass mich gehen oder du hast ihr Blut an den Händen.“ Der Hass gegenüber diesem überheblichen Fatzke wurde immer größer. Er sah ihm mit einem wütenden Blick an, dann gab er zwei laute Pfiffe von sich. Hurrikan tauchte plötzlich hinter dem Handlanger auf und stieg. Dieser, total perplex, duckte sich weg und ließ den Degen fallen. Amy schnappte ihn sich und hielt ihm dem Typen an die Kehle:

„So und was jetzt, Lamas?“, fragte Erik grinsend. Er winkte Amy und Stephan ran:

„Los! Rauf aufs Pferd! Ich bringe euch nach hause!“, raunzte er: „… und bevor ich es vergesse.“ Fox ritzte noch ein „F“ in Domeniques Klamotten:

„Irgendwann kriege ich dich.“, drohte Lamas als er ihnen hinterher sah.

Auf halben Weg kamen ihnen Felidae und Zorro entgegen. Erik erzählte wo er sie gefunden und wen er dort getroffen hatte.

„Fox, deine Sachen sind blutig. Hast du was abbekommen?“, fragte die Mutter besorgt.

„Nein, nur die Wunden von gestern tun ziemlich weh.“ Dabei sah er strafend seine Schwester an, die schon kleiner war als sowieso schon.

Zu hause, als Erik erneut voll Salbe und Verbänden war, ging er zu Amy ins Zimmer. Wie ein Häufchen Elend saß sie auf dem Bett:

„Maria sagte du hättest kaum was gegessen.“, meinte er und setzte sich zu ihr:

„Hab keinen Hunger.“, nuschelte sie kaum verständlich und sah auf ihre Füße.

„Warum bist du heute in den Wald gegangen?“, fragte er.

„Ich weiß… *schnief* … es nicht.“

„Du warst böse, dass ich heute nicht in der Schule war, oder?“ Sie nickte.

„Wieso?“

„Du kommst immer mit in die Schule, aber heute wolltest du nicht und hast mir nicht gesagt warum.“, meinte sie.

„Pass auf, ich werde dir ab jetzt immer sagen wo ich hingehe oder was passiert ist, in Ordnung?“ Er ging auf sie zu und umarmte sie.

„Ich hab dich lieb.“
 

Im folgenden Monat wurde die Abneigung zwischen Erik und Domenique auf die Spitze getrieben.

Lamas hatte ein neues „Spielzeug“. Er brachte ab diesem Tag immer einen bediensteten Indianer mit, der ihm die Schulsachen trug, das Essen brachte und, und, und. Dabei beleidigte und verhöhnte er ihn.

Diegos Sohn kam wutentbrannt nach hause, nachdem er wieder tatenlos mit ansehen musste, wie Lamas den armen Menschen quälte.

Er ging ins Arbeitszimmer seines Vaters:

„Padre, was soll ich machen?“, fragte er verzweifelt.

„Tja, du könntest ihm als Fox auf die Füße treten.“, sagte Diego.

„Ich will ihm aber selbst sagen, was für ein Schwein er ist.“ Sein Vater atmete tief durch:

„Weißt du, dass ist das schwierige an einer Doppelidentität. Als Fox kannst du reden, wie dir der Schnabel gewachsen ist, aber als ein Vega hat man Rechte und Pflichten und muss bei vielen Dingen aufpassen was man sagt.“

„Aber kann ich denn wirklich nichts machen?“, fragte Erik frustriert.

„Ich weiß nicht, aber du musst wissen, dass es lange dauert bis man in solchen Fällen ein dickes Fell entwickelt hat. Vielleicht fällt dir doch noch was ein.“

Erik begab sich in sein Zimmer. Er war wütend, nicht auf seinen Vater, aber darauf, dass es zugelassen wird, dass ein Mensch einen anderen so behandeln darf.

Am nächsten Morgen in der Schule tyrannisierte Domenique den armen Indianer wieder. Erik ballte in der Tasche die Fäuste.

Plötzlich stieß Lamas Antonio und der ließ das Essen fallen:

„BIST DU DENN ZU NICHTS ZU GEBRAUCHEN!!!“, schrie er den Indianer an und erhob den Arm. Er schlug zu, doch bevor er ihn traf, wehrte de la Vega die Faust ab:

„Du bist selbst schuld, wenn dein Fraß im Dreck liegt. Lass den Indianer in Ruhe!“, sagte Erik deutlich.

„Du hast hier gar nichts zu melden! Das ist mein Diener.“

„Er arbeitet vielleicht für dich, aber er ist kein Sklave.“

„Das geht dich nichts an, also halte dich raus!“, schrie Domenique

„Ich habe mich lange genug raus gehalten!“ Um die Jungen hatte sich inzwischen ein Kreis gebildet:

„Du willst dich unbedingt mit mir anlegen?“, fragte Lamas.

„Ich will, dass du den Indianer in Ruhe lässt!“

„Was bist du dafür bereit zu tun?“ Erik sah ihn böse an. Domenique grinste:

„Du hast schon einmal gegen mich verloren, kannst du noch eine Niederlage verkraften?“

„Ich habe nicht verloren, du hattest Glück, dass ich gestolpert bin!“, schrie Lamas.

„Also schön, in zwei Monaten ist das Volksfest. Du weißt vielleicht, dass da immer ein Fechtturnier stattfindet?“, sagte Erik.

„Und was habe ich davon?“

„Was willst du denn?“, fragte er zähneknirschend.

„Wenn ich gewinne, wirst du für zwei Monate seinen Platz einnehmen.“

„Sollte ich siegen, darf Antonio in meine Dienste übertreten und du wirst dich auf dem Volksfest bei ihm entschuldigen.“, verlangte De la Vega: „Ach bevor ich es vergesse, bis zum Turnier lässt du ihn Ruhe!“, meinte er noch.

Ein paar Stunden später zu Hause angekommen:

„Padre, du musst mir helfen.“, sagte Erik.

„Ist was passiert?“, fragte Diego. Sein Sohn erzählte ihm von seinem Vorhaben:

„… Ich brauche Training, um richtig fit zu sein.“ Der Vater lächelte:

„Ich bin stolz auf dich. Du gebrauchst deinen Kopf. So ist er gezwungen sein Versprechen zu halten.“

„Ja, aber wirst du mit mir trainieren?“

„Mit miesen Tricks oder ohne?“, fragte Diego.

„Mit, bei Lamas muss man auf alles vorbereitet sein.“

„Gut, beginnen wir.“

„Padre, Erik, wo wollt ihr hin?“, fragte Amy als sie die beiden in den Salon gehen sah.

„Wir wollen fechten üben, willst du mitkommen?“, fragte Erik.

Wenig später standen sich Vater und Sohn Vega in schwarzen Dress ohne Maske und Cape gegenüber:

„Amy, zählst du die Punkte.“, bat Erik seine kleine Schwester. Sie stellte sich an die Seite und die Zwei begannen. Sie schlichen umeinander.

Dann startete Diego einen Angriff. Erik wehrte ab.

Nach zwanzig Minuten hatte immer noch keiner einen Punkt. Amy wurde es langweilig, setzte sich zu Lupo und kuschelte mit ihm.

Als Charlie abends nach hause kam, war kein anderes Familienmitglied zu finden:

- Wo die wohl stecken? -, fragte sie sich. Sie öffnete den Kamin und fand Mann und Sohn heftig miteinander kämpfen, während Amy es sich auf Hurrikan gemütlich gemacht hatte:

„Charlie, was machst du schon hier?“, fragte er mächtig außer Atem.

„Hab meine Familie vermisst, was macht ihr da?“

„Padre hilft mir beim Training für das Fechtturnier in zwei Monaten.“, sagte Erik nicht weniger aus der Puste.

„Aha und warum willst du teilnehmen?“, fragte Madre Vega.

„Um Lamas daran zu hindern weiter Antonio weiter zu quälen…“, er erklärte ihr alles. Sie allerdings hatte kein gutes Gefühl dabei.

In dem Moment überrumpelte Vega- junior seinen Padre und ritzte ihm symbolisch ein „F“ ins Hemd. Charlie half ihm aufzustehen:

„Entweder dein Sohn wird besser oder du wirst älter.“, grinste sie.

„Dann kannst du mich ja ablösen.“, sagte Diego und reichte ihr den Übungsdegen.

Sie begannen, doch Erik konnte die Schläge leicht parieren:

„Madre, damals im Zirkuszelt hatte ich kaum eine Chance gegen dich. Ich würde gerne gegen diese Kraft kämpfen.“, sagte er.

„Du willst wirklich, dass ich das aufbiete?“

„Ja, bitte.“, bettelte er.

„Erik, ich weiß nicht.“

„Komm schon, es ist auch ein Training für Fox, damit ich besser überleben kann.“

„Du willst mein volles Potential.“ Er nickte: „Wenn es zuviel wird, sag bescheid.“ Sie stellten sich hin. Charlie schloss die Augen, um sich an die Hypnose zu erinnern und da war es wieder, das Gefühl der Kälte, aber diesmal hatte sie es unter Kontrolle. Sie öffnete die Augen und Erik erschrak im Innersten:

-Oh.-, dachte er nur und hatte Schwierigkeiten den Degen in der Hand zu behalten.

- Wieso nutzt sie das nicht, wenn sie gegen mich kämpft. -, fragte sich Diego.

Eriks Degen flog klimpernd auf den Boden.

„Wow.“, sagte der nur.

„Geh mit deiner Schwester hoch.“, sagte die Mutter als sie sah, dass ihr Mann mit einem Degen in den Fechtkreis kam:

„Wie es aussieht, kann ich bei dir noch Unterricht nehmen.“, sagte er.

„Bist du sauer?“, fragte sie. Diego lächelte:

„Nein, ich wusste dass du besser bist, allerdings nicht, dass du so gut bist. Du darfst uns beide trainieren.“, ging auf seine Frau zu und küsste sie.

„Ich muss doch aber arbeiten…“

„Charlie, wir haben dutzende Angestellte. Wie wäre es, wenn du die mal die Arbeit machen lässt. Wir brauchen dich.“

„Also gut.“

Das Training der De la Vega- Männer begann am nächsten Tag und sie nahm sie härter dran als jeder General. Beide, Mann und Sohn übten verbissen. Diego vormittags, Erik nachmittags und abends beide zusammen. Im Traum sahen alle drei nur noch Degen vor ihrer Nase tanzen.

„Madre, in drei Tagen ist das Fechtturnier. Ich habe mich heute eingetragen…“

„Aber?“, fragte seine Mutter

„Aber ich weiß nicht, ob sich Lamas an die Vereinbarung hält. Wie kann ich ihn dazu bringen, dass er es tut?“

„Nun, vertraue einfach darauf, dass er es tut.“

„VERTRAUEN?! LAMAS?! Machst du Witze?“, lachte er düster.

„Du hast Recht. Ich weiß auch nicht, wie man ihn dazu bringen kann.“, sagte sie.
 

Das Turnier startete drei Tage später. Lamas sr. Hatte es so gedreht, dass sein Sohn nur leichte Gegner bekam, während Erik sich mit den ganzen Profis herumschlagen musste.

Im Halbfinale wurde es ziemlich knapp, als Erik einmal die Haltung verlor, aber er fing sich ab und berührte mit der stumpfen Spitze die Brust seines Gegners. Das Signal für den entscheidenden Punkt erklang und er stand im Finale, genau wie Lamas.

„Die Finalisten der beiden Kategorien (sr. und jr.) werden in drei Stunden die Kämpfe bestreiten!“, rief der Veranstalter.

Erik ging in die Kantina:

„Herzlichen Glückwunsch mein Sohn.“, gratulierte Charlie schon.

„Madre, ich habe noch nicht gewonnen.“

„Ich weiß, aber ich bin trotzdem stolz auf dich.“, meinte sie. Junior lächelte:

„Wo ist Amy?“, fragte er.

„Draußen, ich habe ihr gesagt, sie soll in der Nähe bleiben.“ Erik ging raus, sah aber nichts das einen Meter zwanzig groß war und lange schwarze Haare hatte. Er machte sich auf die Suche nach ihr:

„De la Vega!“, rief plötzlich jemand. Es war Lamas, der an einem Baum stand.

„Was willst du?“

„Ich wollte dir nur einen schönen Gruß bestellen…“ Er hielt eine Haarsträhne mit der Spange von Amy hoch: „Sollte ich nicht gewinnen, kriegst du deine Schwester in so kleinen Stücken wieder, aber auch wenn du jemanden was sagst.“

„Du tust alles um zu gewinnen. Sollte sie auch nur einen kleinen Kratzer haben…“

„Solange du verlierst, brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“, grinste Domenique und ging. Erik sah ihm nach, dann hörte er hinter sich etwas rascheln. Im Gebüsch entdeckte er Zorro:

„Ich gehe Amy suchen.“, sagte der.

„Ich komme mit!“

„Nein, du erteilst diesem Fatzke eine Lehre.“

„Wie soll ich das machen? Amy ist …“

„Du versuchst bei einem unentschieden zu bleiben, solange bis ich Entwarnung gebe.“, sagte sein Padre und verschwand.

-Der hat leicht reden.-, dachte Erik.

Als er sich auf den Weg zum Finale machte, war von seinem Vater noch keine Spur.

„Erik, alle warten auf dich, komm!“, rief Martin.

„Ich komme ja schon.“, sagte er wenig motiviert.

„Hey, wir alle wollen sehen, wie du ihn fertig machst.“, sagte sein Amigo begeistert.
 

Die beiden Kontrahenten stellten sich auf. Lamas grinste Erik an, der im Moment nur eins im Kopf hatte, nämlich ein unentschieden zu halten, solange bis seine Schwester in Sicherheit war. Lamas griff aggressiv an, aber Erik konnte seine Schläge parrieren.
 

Während dessen war Zorro dabei seine Tochter aus der Miesere von drei Handlangern zu befreien. Es war nicht das Problem, doch er kassierte einen ziemlich schmerzhaften Streifschuss in Höhe der Hüfte:

„Amy, geht’s dir gut?“, fragte er mit zusammen gebissenen Zähnen.

„Padre, was ist?“, fragte sie besorgt.

„Schon gut, lass uns schnell zu Eriks Finale reiten.

Inzwischen waren zwanzig Minuten vergangen und Lamas schwitzte wie sonst was:

„Lass dich endlich besiegen, sonst wird deine Schwester es bereuen.“, zischte er.

Da entdeckte Erik seinen Vater im Publikum, dieser nickte:

„Na gut, Domenique. Es wird Zeit, dass du Respekt lernst!“ Erik machte einen schnellen Vorstoß und schlug ihm den Degen aus der Hand. Alles jubelte.

„Jetzt entschuldige dich, wie es abgesprochen war!“, rief De la Vega laut.

„Vergiss es.“, schnauzte Lamas, während er sich die Hand hielt.

„Also schön, dann wird ein jeder wissen, dass sich ein Lamas nicht an Vereinbarungen hält!“, rief Diego plötzlich. Domeniques Vater sah ihn durchdringend an und zischte:

„Mach schon.“

„Aber Padre…“

„Antonio, es tut mir leid.“, meinte Lamas herablassend.

„UND!“

„Und er darf in De la Vegas Dienste übertreten!“, fluchte er weiter: „Das wirst du bereuen, deine Schwester ist so gut wie tot.“, flüsterte der Besiegte.

„Das glaube ich weniger. Siehst du, wer da auf dem Arm meiner Mutter sitzt?“ Lamas starrte überrascht auf Señora De la Vega: „Sollte ich auch nur mitkriegen, dass du sie noch einmal berührst oder sie auch nur anguckst, werde ich keine Hemmungen haben, dich zur Rechenschaft zu ziehen.“, sagte Erik, steckte seinen Degen ein und ging.

Eine Frau aus Deutschland

. Eine Frau aus Deutschland
 

Anfang Juli 1849 traf ein Schiff aus Europa eine und ältere Frau von etwa 60 Jahren ging von Bord:

- Ob ich sie hier wohl finde? -, und ging in Richtung Marktplatz. Sie entdeckte die Kantina und betrat sie:

„Buenos diaz, was kann ich für sie tun?“, begrüßte Charlie sie.

„Kann man bei ihnen auch was essen?“, fragte sie in gebrochenem Spanisch.

„Natürlich…“ Señora de la Vega bot ihr mehreres an, in dem Moment stürmten Amy und Stephan rein. Die Frau sah die beiden Kinder:

„Ihre?“

„Nur eine. Haben sie sich schon entschieden oder brauchen sie noch Zeit?“

„Ich nehme das Rührei mit Speck.“, sagte sie.

Während sie Essen machte, tobten die beiden Kleinen in der Kantina bis Charlie die Hutschnur platzte.

„Amy de la Vega, Stephan von Voß! Geht jetzt draußen spielen!“, fauchte sie.

Bei den Namen der Kinder bekam die Frau einen Schreck.

Als die Wirtin das Essen servierte, fragte sie:

„Wie haben sie den Jungen eben genannt?“

„Stephan von Voß. Er ist der Sohn meiner Freundin.

„Sie sind Charlotte Luis.“, stellte sie fest.

„Ja, war ich.“ Wie von Bienen gestochen, sprang sie auf und rennend verließ sie die Kantina.

- Was denn mit der?-, Sie schrieb einen Zettel und schickte Amy rüber zum Hotel. Etwa eine Stunde später kam Josi:

„Ist was passiert?“, fragte sie. Señora de la Vega überließ Antonio die Kantina und ging mit ihrer Freundin ins Hinterzimmer.

Sie berichtete Josi von der merkwürdigen Frau und ihr Verhalten aufgrund des Namens ihres Sohnes:

„Es kann nicht sein, dass sie es ist. Es darf einfach nicht sein.“, flüsterte Señora Voß.

„Wer ist sie?“, fragte Charlie, doch diese stürmte raus ohne ihr eine Antwort zu geben.

„Josi! Warte!“ Aber sie war schon weg: - Wie sehr ich manchmal dieses plötzliche Verschwinden von ihr hasse. –

Die Frau war inzwischen dabei einen Platz für die Nacht zu suchen. Sie entdeckte das Hotel und ging hinein. An der Rezeption stand ein gut aussehender Herr mit langen Haaren.

„Guten Tag Señora, was kann ich für sie tun?“ Sie sah Bertuccio an wie einen Aussätzigen.

„Ich hätte gern ein Zimmer.“, meinte sie.

„Schreiben sie bitte ihren Namen in das Buch.“, bat er.

- Josephine soll nicht wissen, dass ich in der Stadt bin, also werde ich einen falschen Namen benutzen. -, dachte sie sich und schrieb einen anderen Namen ins Gästebuch.

„Seniora Haas, Zimmer 6 ist ihres.“, sagte Bertuccio.

Wenige Minuten später kam Charlie rein:

„Ist Josi hier?“

„Nein.“, sagte er.

„So ein Mist.“, meinte sie und ging wieder raus.

„Was ist denn passiert?“, rief er hinterher.

„Ich weiß es nicht.“
 

Josephine war unterdessen auf einer Lichtung im Wald. Sie saß auf einem Baumstamm und fror:

„Was will sie überhaupt hier. Niemand hat sie gebeten zu kommen…“, sprach sie wütend vor sich hin.

Stunden später ging sie heimwärts, als ihr die Alte entgegen kam. Beide musterten sich gegenseitig:

„Josephine?“

„Mutter!“, sagte Senora Voß geschockt: „Was willst du hier?“

„Josephine, ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe.“, sagte ihre Mutter: „Ich will dich nach hause holen.“

„Ich bin zuhause!“, schrie sie.

„Aber du hast hier nichts.“

„Wie immer hast du keine Ahnung! Ich bin glücklich, habe Freunde, einen Mann und einen Sohn, die mich lieben und achten!“

„Doch an Geld fehlt es dir sicher.“, meinte Frau von Voß überzeugt.

„Du hast dich gar nicht verändert, alles muss bei dir mit Geld aufgemessen werden.“, fluchte die Tochter.

„Also bist du Arm.“

„Nein, bin ich nicht. Meinem Mann und mir gehört das Hotel in der Stadt.“

„Und wieso lässt du einen Indianer für dich arbeiten?“ Josi sah sie böse an:

„Dieser Indianer heißt Bertuccio und er läßt mir in jeder Minute mehr Liebe und Verständnis zukommen als du in deinem ganzen Leben.“, sagte sie überzeugt.

„Heißt das, dieser Wilde ist dein Mann?“, schrie Anna von Voß: „Wärst du doch bei dem Von Hagen geblieben, das war so eine praktische Beziehung.“, meinte sie noch.

„Ja, praktisch für dich. Er hat Vater wegbringen lassen, so dass du über das Erbe verfügen konntest. Ich wette das Geld ist inzwischen alle und deshalb bist du hier!“

„Das ist nicht fair.“

„FAIR?!“

Bertuccio war inzwischen auch im Wald, um seine Frau zu suchen. Er hörte die aufgebrachte Stimme von Jo und folgte ihr:

„... Bis du kamst, war ich glücklich.“, hörte er sie sagen.

„Josi?“, fragte er.

„Bertuccio, was ...“ sie ging mit Tränen in den Augen auf ihn zu. Er schloss sie in die Arme und sah dann ihre Mutter an. Diese wendete sich mit einem verächtlichen Blick ab.

„Lass uns nach hause gehen.“, sagte Señor von Voß. Stumm gingen sie nebeneinander her. Bertuccio war schon neugierig wer die Frau war und was für eine Rolle sie im Leben seiner Frau spielte, aber er drängte sie nicht zum Reden, das hatte er nie getan.

Nach einer Weile:

„Sie ist meine Stiefmutter.“, sagte sie plötzlich: „Sie will mich mit nach Deutschland nehmen, aber ich werde hier bleiben. Niemand wird mich je wieder von meiner Familie trennen.“ Sie sah ihn an:

„Ich weiß.“, lächelte er: „Holen wir gleich Stephan ab? Er und Amy stiften gerade Ärger in der Kantina.“ Sie nickte.

„Josi, geht es dir gut?“, rief Charlie als sie und ihr Mann die Türen öffneten.

„Mach dir keine Sorgen, Charlie. Wo ist Stephan?“

„Hinterm Haus.“

„Ich hole ihn.“, sagte Josefine und ging. Señora De la Vega sah Bertuccio an:

„Ihre Stiefmutter.“, sagte er bloß.

„Die?!“, kochte es in Charlie auf.
 

Am nächsten Morgen stand Bertuccio wieder an der Rezeption:

„Ich will mit dir reden.“, sagte Anna Voß.

„Was kann ich für sie tun?“, fragte er freundlich einem Gast gegenüber.

„Ich weiß worauf du es abgesehen hast. Du wolltest den Adelstitel, um weiter nach oben zu kommen. Du hast es nur auf unseren Namen und unser Geld abgesehen! Du bist ein hinterhältiger Wilder!“

Er hatte nur ein müdes Lächeln auf den Lippen:

„Wissen sie wie oft ich das schon gehört habe und wie egal mir das ist. Josi weiß, dass es nicht so ist und nur das zählt. Wir drei sind glücklich und wir haben Freunde auf die man sich verlassen kann.“, sagte er.

„Du weißt auch, dass sie in Japan einen Geliebten hatte und in Deutschland noch einen Mann?“, fragte sie spitz.

„Wenn sie Jokijoshi Makoto meinen, weiß ich das und dieser ´von Hagen` war kein Mann, sondern ein Tyrann. Er hat Christin umgebracht!“, sagte er.

„Er hatte das Recht dazu.“ Bertuccio schüttelte den Kopf:

„Und wenn das ein Indianer machen würde, heißt es: „dieser Wilde“.“

In dem Moment kam Charlie rein:

„Buenos Diaz Bertuccio, hast du Vorbestellungen für das Frühstück?“

„Ja drei, oder möchten sie auch?“, wandte er sich an Frau Voß. Sie sah Charlie an:

„Nein, von dieser Person will ich kein Frühstück.“, ging sie an ihr vorbei.

„Was wollte sie von dir?“

„Nur das Übliche. Das ich Josi wegen ihres Namens geheiratet habe, dass ich scharf auf das Geld bin und, und, und. Seine ´Schwester´ schüttelte den Kopf:

„Es tut mir leid, dass dich meine Mutter so schlecht behandelt.“, sagte Josi plötzlich hinter ihm.

„Wieso? Wenn es doch wahr ist?“, scherzte er.
 

Das Wetter verschlechterte sich sehr, weil sich ein Hurrikan näherte. Señora Anna war den ganzen Tag auf der Suche nach ihrem Enkel. Sie fand ihm im Hotel, als die Eltern außer Sicht- und Hörweite waren:

„Stephan.“ Er drehte sich um: „Du solltest deine Sachen packen.“

„Wieso?“, fragte er.

„Du wirst mit mir nach Deutschland kommen. Deine Eltern haben gesagt ich soll dich mitnehmen. Komm jetzt. Wir müssen unser Schiff kriegen!“, wurde sie immer barscher. Sie packte ihn am Arm:

„Komm!“

„Nein, lassen sie mich los!“, rief Stephan, wand sich aus ihrem Griff und lief weg. Señora von Voß ging in ihr Zimmer.

Der Wind wurde immer stärker und blies ihm Sand und kleine Steinchen entgegen. Er fürchtete sich, aber regelrechte Panik hatte er, dass er mit dieser Frau mit müsste. Er lief zur Steilküste und wollte in die Höhle die Amy und er dort entdeckt hatten.

Der Weg war auch ohne Sturm und die aufpeitschende Gischt gefährlich, aber jetzt riskierte er sein Leben. Doch das war ihm in dem Moment egal. Er konnte die Worte seiner Großmutter nicht begreifen.

Zum selben Zeitpunkt im Hotel „Fuchs“:

„Bertuccio, hast du unseren Sohnemann gesehen?“, fragte Josi.

„Zuletzt vor etwa einer Stunde. Er sollte den Flur oben Fegen.“

„Ich komme gerade von oben, da ist er nicht.“

„Vielleicht ist Stephan schon nach Hause gegangen?“, sagte er.

„Er sollte sich doch abmelden...“, meinte Josi bereits mit Sorge in der Stimme.

„Ich sehe zu hause nach.“, sagte ihr Mann und kämpfte sich auf die andere Seite des Marktplatzes.

Beide suchten über eine halbe Stunde lang:

„Jetzt reicht es, ich reite zu den Vegas. Eventuell ist er da!“, sagte Señora von Voß und lief los.

„Josi! Warte!“, rief Bertuccio, doch seine Frau war schon weg: -Sie ist so ein Dickkopf. -, fluchte er innerlich und begab sich ins Hotel, um dort auf beide zu warten.

Der Wind hatte weiter an Geschwindigkeit zugelegt.

Eine Stunde später kam sie bei den Vegas an und hämmerte an die Tür:

„Gott, Josi was ist passiert?!“, fragte Charlie als sie ihre durchnässte Freundin sah:

„Ist Stephan bei euch?“, fragte sie zitternd.

„Nein.“

„Ist Amy denn hier?“

„Warte einen Moment.“ Mit ihrer Tochter an der einen und einem Handtuch in der anderen Hand kam sie wieder runter:

„Amy, weißt du wo Stephan ist?“ Diese schüttelte den Kopf: „Ist heute irgendwas passiert?“

„Nein.“, sagte die Kleine.

„Ich muss ihn unbedingt finden.“, sagte Jo.

„Warte einen Augenblick. Ich helfe dir.“

„Nein! Ich kann nicht warten. Der Sturm wird immer schlimmer.“, sagte die besorgte Mutter, schmiss ihr das Handtuch entgegen und rannte wieder raus:

„Amy, weißt du wirklich nicht wo er ist?“, fragte Charlie noch mal nach.

„Nein.“, sagte sie.

Charlie ging zu ihrem Mann und Sohn in die Höhle und berichtete.

Die kleine Vega hingegen zog sich etwas über und wollte raus. Als sie die Tür öffnen wollte, hielt sie jemand fest. Es war Lupo, der inzwischen ein ausgewachsener Wolf war:

„Lass mich gehen. Ich muss Stephan finden.“, sagte sie und streichelte ihn. Er ging mit dem Kopf zwischen Arm und Körper als wollte er sagen:

„Ich lasse dich nicht allein.“

Zusammen zogen die beiden in den Sturm. Gewaltige Böen fegten ihnen entgegen und hätte sie nicht den Wolf dabei gehabt, wäre sie von jeder einzelnen umgerissen worden:

„Such Stephan.“, sagte sie immer wieder. Doch Regen und Wind machten es ihnen schwer. Schließlich kamen sie zur Steilküste. Die Gischt kam immer höher.

„Furchtlos betrat Amy den Klippenweg und erklomm die Höhle:

„Stephan?!“, rief sie hinein.

„Amy?!, schallte es hinaus. Sie lief in die Höhle:

„Stephan, da bist du ja. Deine Mutti sucht dich.“, sagte Amy zähneklappernd.

„Madre und Padre wollen mich ganz weit wegschicken mit dieser alten Frau.“

„Was? Die darf dich nicht mitnehmen. Das lasse ich nicht zu!“, brüllte sie, weil es draußen immer lauter wurde.

„Komm ich habe hinten ein Feuer gemacht.“ Sie gingen tiefer in die Höhle, die schon gut von ihnen ausgekundschaftet und ausgebaut war.

Lupo stand am Eingang. Mit einem mal gab er ein markerschütterndes Heulen von sich und verließ rennend die Höhle:

„LUPO!!!“ Die Kinder sahen das die Wellen immer höher schlugen und auch ihr Weg immer wieder überflutet wurde. Das Wasser kam immer näher.

Der Wolf war auf den Weg nach hause, als er plötzlich eine Witterung aufnahm. Er folgte ihr und bellte als er die Person sah:

„Lupo, was machst du hier? Hast du ihn etwa gefunden?“, fragte Josi. Das Tier rannte vor und sie folgte.

Sie kamen an die Klippen und Lupo fing an zu heulen. Es war so dunkel dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte:

„Du willst mit mir da runter?“ Sie wich zurück, aber Lupo betrat den Weg.

Sie kämpften sich durch Wasser, Wind und gegen den Druck der Wellen, der sie immer wieder gegen die Felsen zu drücken versuchte.

In der Höhle:

„Stephan?!“, rief Jo.

”Madre?”

”Tante Jo?”

”Kinder, was zum Hagetaka macht ihr hier.“

„Warum willst du Stephan wegschicken?“, stellte sich Amy vor ihn.

„Ich will ihn doch nicht wegschicken.“

„Und wieso hat das diese alte Frau gesagt?!“, schimpfte Klein- Vega.

Ein Winseln war zu vernehmen. Das Meer hatte den Höhleneingang erreicht:

„Wir müssen hier raus!“

Die beiden Kleinen klammerten sich an Mutter und Wolf und kamen gerade so an Land, das durch den Wind nicht weniger gefährlich war.

Sie schleppten sich zum Hotel, Bertuccio öffnete:

„Stephan, Jo, Amy...“ Er war völlig geschockt: „Setzt euch vor den Kamin. Ich hole euch Decken.“, sagte Padre Voß sorgenvoll.

„Wer hat nun gesagt, dass Padre und ich dich wegschicken wollen?“, fragte Josefine ihren Sohn.

„Die Frau, die in Zimmer 6 wohnt.“

„Jetzt höre mir mal zu mein Kleiner. Dein Vater und ich werden dich nie irgendwo hinschicken, wo du nicht hin willst. Dafür lieben wir dich viel zu sehr. Komm her Kurzer.“ Sie nahm ihn in ihre Arme:

„Versprichst du´s?“

„Ja und ihr könnt euch jetzt in Zimmer 2 schlafen legen. Na los.“ Jo stand auf, brachte die Kinder ins Bett und ging dann zu Zimmer 6. Sie riss die Tür auf:

„WAS HAST DU VOR!!!“, fragte Señora J. von Voß aufgebracht.

„Ich werde deinen Sohn mit nach Rostock nehmen, um ihn einer aristokratischen Erziehung zu unterziehen.“

„WAS WEIßT DU SCHON ÜBER DIE ERZIEHUNG EINES KINDES!!!“

„Mehr als du! Wie konntest du einen Mischling, einen Bastard in die Welt setzen? Damit hast du ihm jede Chance genommen.“

„Stephan hat jede Chance die er will, wenn er weiterhin mit Liebe und Verständnis erzogen wird.“, sagte Bertuccio plötzlich. Seine Schwiegermutter sah ihn böse an.

„Komm Jo, du musst dich ausruhen und sie werden, sobald der Sturm vorüber ist unser Hotel verlassen.“, sagte er tot ernst. Er begleitete seine Frau aus dem Zimmer:

„Sie ist ...“ Josefine war total fertig.

„Lege dich erst mal hin. Du hast viel durchgemacht.“ Er brachte sie ins Bett und streichelte sie in den Schlaf.

Morgens um halb vier, der Hurrikan hatte seine Spitze schon erreicht und flaute nun ab. Bertuccio kam an das Bett und sah wie sich die Kerze in Josi´s verschwitzten Gesicht reflektierte. Er legte eine Hand auf ihre Stirn, diese war glühend heiß. Er versuchte alles, um das Fieber runter zu kriegen, aber es gelang ihm kaum. Er schrieb schließlich Charlie einen Zettel und schickte Lupo damit los.

In der Zwischenzeit betrat Stephan das Zimmer seiner Eltern:

„Padre, es tut mir leid, dass ich weggelaufen bin.“, schluchzte er: „Deshalb ist Madre jetzt krank...“

Bertuccio drückte ihn an sich:

„Es ist nicht deine Schuld. Du hattest Angst, wegen dieser Frau.“ Der Sohn heulte in die Schulter seines Vaters:

„Wer weint denn da?“, fragte eine schwache Stimme vom Bett:

„Jo?“

„Madre?“ Er rannte zu ihr.

„Wie geht es dir?“

„Nicht so gut.“ Aber ihr Blick verriet ihm wie schlecht es ihr wirklich ging. Er streichelte ihre verschwitzte Wange und eine gewaltige Angst machte sich in ihr breit:

„Mach dir und Amy was zum Frühstück und lass (dt.)Mami schlafen.“, sagte Señor von Voß.

„Bertuccio.“, sie griff nach seiner Hand.

„Mach dir keine Sorgen. Ich habe Charlie schon herbestellt.“, versuchte er sie und sich zu beruhigen. Um 6.45 Uhr klopfte Charlie an die Tür des Hotels. Der Hausherr öffnete die Tür:

„Wo ist sie.“ Er führte sie wortlos zu ihr. Señora de la Vega sah sich ihre Freundin an:

„Wir müssen uns Hilfe holen, mit meinem Können kann ich hier nicht helfen.“

„Ich hole Doktor Timitheo.“

„Nein, ich meine Hilfe von den Chumasch. Sorge dafür dass sie genug Flüssigkeit zu sich nimmt. Amy hole ich später.“, sagte Charlie und verließ fluchtartig das Haus. Sie preschte im Jagdgalopp nach hause:

„Erik, ich brauche deine Hilfe. Du musst zu den Chumasch reiten und Medizin für Josefine holen oder besser noch einen Medizinmann.“

„Wie soll ich das anstellen?“

„Ich weiß es nicht, aber Josi könnte sonst sterben, bitte.“, flehte sie ihren Sohn fast an.

„Ich gehe mich umziehen.“, meinte er und lief in die Höhle.
 

Erst spät am Nachmittag kam Fox im Dorf an, das vom Sturm ziemlich mitgenommen aussah:

„Was machst du hier?“, wurde er von ´Rasendem Büffel´ gefragt.

„Ich brauche eure Hilfe! Kann ich zu ´Alte Eule´ gehen?“ Der junge Indianer schickte ihn mit einer Kopfbewegung hin.

„ `Alte Eule´!“, rief er in ihrer Sprache. Erik wurde in das Zelt gebeten:

„Dein Geist ist unruhig.“, sagte der Häuptling.

„ `Alte Eule´ ich muss euch noch mal um etwas bitten…“, sie sahen sich an: „Meine Tante ist schwer krank geworden, weil sie im Sturm ihren Sohn und meine Schwester gerettet hat …“ In dem Moment kam `Stern der Pferde´ rein:

„Du bist ein guter Mensch De la Vega, aber ich kann und will jetzt niemand entbehren.“

„Dann berauben ihr zwei dieser Leute eine Mutter und Frau!“, rief Erik fast panisch.

„Sie ist Indianerin?“, fragte er.

„Nein, aber ihr Mann und der Sohn.“

„Tut mir leid, Fox.“

„Haben sie dann vielleicht eine Medizin?“

„Wenn wir nicht wissen wie die Krankheit aussieht könnte die falsche Medizin tödlich sein. `Alte Eule´ ich könnte …“ Mit einem Blick brachte er sie zum Schweigen.

„Ich kann leider nichts für dich tun.“, sagte er, stand auf und verließ das Zelt. Lupo lag an der Seite zum Eingang und begann zu knurren:

„Es tut mir leid, Erik.“, sagte die Indianerin, legte ihm die Hand auf die Schulter und ging ebenfalls am Wolf vorbei, doch dieses Mal wedelte er mit dem Schwanz. Enttäuscht ritt Erik heim.

Zuhause angekommen, suchte er seine Mutter auf:

„Madre, … es tut mir leid.“

„Was hast du niemanden mitgebracht? … Hast du wenigstens eine Medizin? … Wieso nicht?“ Er erklärte es ihr: „Ich muss zu Bertuccio.“, sagte sie und lief los.

Im Haus ´Von Voß` angekommen:

„Bertuccio.“, fragte sie. Er öffnete die Zimmertür:

„Komm rein.“ Charlie sah, dass ihre Freundin noch schlechter aussah als am Morgen:

„Wie geht es ihr?“

„Nicht besser. Ihr Fieber geht nicht runter.“

„Die Chumasch können nicht kommen. Der Arzt ist unterwegs.“

„Weil Josi eine Weiße ist?!“, fragte er enttäuscht aber barsch.

„Ich weiß es nicht…“, sie sah auf ihren „kleinen“ Bruder an: „Hey sie wird es schaffen. In meinem ganzen Leben habe ich nie eine belastbarere Person getroffen als Josefine von Voß.“

„Was soll ich nur machen wenn …“

„Daran sollst du nicht mal denken!“

„Aber, ohne sie schaffe ich das nie.“, sagte er verzweifelt.
 

Im selben Moment klopfte es an der Hazienda Vega. Erik öffnete:

„´Stern der Pferde´, was machst du hier?“

„Ich bin nicht der Meinung meines Großvaters. Ich möchte deiner Tante helfen.“, sagte sie.

Sie machten sich auf den Weg in die Stadt.

„Was hast du ´Alte Eule´ gesagt, dass du jetzt doch durftest?“

„Ich sagte ich reite los.“

„Kannst du ihr helfen?“ Sie sah ihn an:

„Ja, ich habe einiges bei unserem Medizinmann gelernt.“ Sie erreichten das Hotel, sprangen von den Pferden und liefen rein.

„Madre, `Stern der Pferde´ ist hier.“ Diese ging sofort zum Bett und fasste die Patientin an:

„Können sie mir heißes Wasser machen.“, bat die Indianerin: „Erik hole mir bitte einen Teller.“ Während die De la Vega die Sachen besorgten, dunkelte ´Stern der Pferde`das Zimmer ab. Sie machte ein paar getrocknete Blätter auf den geholten Teller und zündete diese an:

„Gehen sie bitte raus.“, sagte sie.

„Wieso?“, fragte Bertuccio.

„Sie sind die Kräuter nicht gewöhnt. Es wäre riskant für sie, wenn sie den Rauch zu lange einatmen…“

Während `Stern der Pferde´ alles tat was in ihrer Macht stand, ging Charlie in Zimmer 6:

„Was denken sie sich eigentlich?“

„Das hat sie gar nichts anzugehen. Nur ihretwegen ist Josefine hier, mit diesem Wilden als Mann und dem Bastard als Sohn!“

„Und deshalb müssen sie das Leben ihrer Tochter zerstören?!“, schrie die Freundin.

„Charlie?“, es war Bertuccio. Sie sah ihn kurz an und ging dann raus.

„Frau von Voß wurden sie bitte ihre Sachen nehmen und gehen.“

„Aber wo soll ich denn hin?“

„Das ist mir ziemlich egal, aber verschwinden sie von hier.“, sagte er.

„Ich kann doch aber nirgendwohin. Ich habe kein Geld.“

„Und mit dieser Vorraussetzung wollten SIE meinem Sohn mit nach Deutschland nehmen? … Wie viel brauchen sie, um aus unserem Leben zu verschwinden?“ Sie nannte eine horrende Summe:

„Vergessen sie´s, sie kriegen von mir 200 Pesos, um ein Schiff nach Deutschland nehmen zu können.“

„Geizhals.“, meinte sie undankbar und herablassend.

„Sie glauben doch nicht, dass ich ihnen, nachdem was sie getan haben, 4000 Pesos in den Rachen schmeiße. Selbst 200 sind noch zu viel.“, begann er nun lauter zu werden, drehte sich um und verließ das Zimmer.
 

Am nächsten Morgen klopfte Erik leise an die Tür von Josis Krankenzimmer. `Stern der Pferde´ öffnete:

„Wie geht es ihr?“, fragte er.

„Ach nicht so gut. Ich hatte gehofft, dass die Kräuter besser anschlagen würden.“, sie machte eine Pause: „Deine Tante kämpft ums überleben.“

„Stern, du siehst erschöpft aus. Kann ich etwas für dich tun?“

„Wenn du mir was zu essen und zu trinken machen würdest, wäre das fantastisch.“

„Natürlich, ich mache es fertig.“, sagte er und zehn Minuten später saßen sie im Flur und aßen:

„Wie geht es dir sonst?“, fragte Erik.

„Im Tippi meines Großvaters herrscht dicke Luft, weil ich mich noch nicht für einen Mann entschieden habe. Dieses ständige fordern von ihm kann ich einfach nicht ertragen.“

„Vielleicht will er nur einen Nachfolger.“

„Nein,“, lachte sie: „Bei uns werden Häuptlinge auf Grund einer Prüfung auserwählt, jeder kann teilnehmen.“

„Ich weiß wirklich nichts über euch und eure Lebensart.“, sagte er.

„Schon gut. Erik, wenn sich der Zustand deiner Tante nicht in der nächsten Stunde bessert, muss ich dich in die Wüste schicken.“

„Was?“

„Ich brauche dann einen bestimmten … ach wie heißt das Ding in eurer Sprache?“

„Was?“

„Ist grün, hat Stacheln.“

„Einen Kaktus?“

„Ja, genau und zwar einen mit blauen Blüten. Wenn du ihn holen musst, sage ich dir wo du ihn findest.“, sie ging wieder ins Zimmer nachdem sie ausgetrunken hatte.

Nach einer Stunde:

„Erik! Du musst los. Wenn deine Tante noch so viel Kraft hat, hält sie durch bis du wieder da bist…“ ´Stern der Pferde´ erklärte ihm, wo er die Kakteen finden würde und er ritt los.“

Während dessen hatte sie die Fenster geöffnet und Bertuccio zu seiner Frau gelassen:

„Wieso hast du mich nicht geschickt?“, fragte er.

„Nein, ich möchte dass du bei ihr bist und ihr Kraft gibst. Du vertraust Erik doch?“

„Nun ja, aber…“

„Bleib bei ihr und hab keinen Zweifel, dass sie überleben wird.“, ermutigte ´Stern der Pferde´.
 

Auf Hurrikan jagte Erik nun durch die Prärie und hielt sich genau an die Wegbeschreibung, die sie ihm gegeben hatte. Es dauerte lange bis er den Kaktus fand und war erst spät Abends wieder am Hotel. ´Stern der Pferde` erwartete ihn ungeduldig:

„Manitu sei dank, da bist du endlich. Hast du den Kaktus?“

„Bitte sag, dass das der richtige ist.“, flehte er, der völlig erledigt war.

Die Indianerin riss ihm das Gewächs aus den Fingern und stürmte in die Küche. Den Rest der Nacht verbrachte sie damit einen Tee und eine Salbe zu machen.

„Señor von Voß helfen sie mir ihrer Frau den Tee zu gehen. Sie muss in kurzer Zeit diese Menge trinken (etwa 2 Liter).“, sagte sie. Inzwischen trug `Stern der Pferde´ die Salbe auf:

„Und jetzt warten und hoffen wir, dass es noch rechtzeitig war.“, sagte sie.

Zwei Tage später:

„Bertuccio?“, vernahm er eine schwache Stimme.

„Josi, wie geht es dir?“

„Ich fühle mich schwach. Was war mit mir?“

„Das kann dir ´Stern der Pferde´ besser erklären.“ Die junge Indianerin trat neben das Bett:

„Ihr Geist war verwirrt und große Angst hatte sich in ihnen breit gemacht. Sie hatten viel Glück. Der Tod hatte bereits die Schwingen über sie gelegt, doch die vielen guten Geister haben ihn vertrieben.“

Diegos alte Freundin

Diegos alte Freundin

Josie lächelte ihren Mann an:

„Wo ist Stephan?“, fragte sie.

„Im Moment in der Schule. Er hatte ein unheimlich schlechtes Gewissen.“ Es war doch nicht seine Schuld.“, meinte Jo.

„Beruhige dich, das habe ich ihm auch gesagt.“

„Wo ist meine Mutter?“

„Keine Ahnung. Nach dem Sturm haben Charlie und ich sie zum Teufel gejagt. Die kommt gewiss nicht wieder.“ Er streichelte ihr Gesicht und fühlte sich sehr erleichtert.

Als Stephan wieder nach hause kam, wurde er zu seiner Mutter geschickt:

„Madre?“, trat er an ihr Bett.

„Hey Kurzer.“, sagte sie und richtete sich auf.

„Madre, es tut mir Leid.“, kam er tränenüberströmt auf sie zu. Sie nahm ihn in den Arm und tröstete ihn.
 

„Charlie, Josi ist wach. Wenn du willst, kannst du zu ihr.“, kam Bertuccio in die Kantina.

„Wirklich?“ Er nickte.

„Könntest du …?“

„Geh schon, ich mache das hier.“, sagte er und übernahm.

Während Charlie bei ihrer Freundin war, kam in der Stadt die Postkutsche an. Aus dieser stieg eine edle englische Dame mit blonden Haaren aus. Sie war vierzig Jahre alt, wirkte aber dennoch jünger als dreißig.

Die Köpfe aller männlichen Personen auf dem Marktplatz drehten sich nach ihr um. Sie hatte nur einen kleinen Koffer bei sich und machte sich auf den Weg ins Postamt:

„Buenos diaz“, sagte sie, „können sie mir sagen, wie ich auf dem schnellsten Weg zur Hazienda Vega komme?“ Sie erhielt die Information und ging. Eine halbe Stunde später kam sie an:

- So groß hatte Diego es nicht beschrieben. Na ja, er neigte bei sich selbst immer zu Untertreibungen. -, ging ihr durch den Kopf.

Das Pochen an der Tür schreckte Antonio auf, der gerade die Blumen goss. Er öffnete:

„Sie wünschen, Señora?“

„Ich würde gerne Diego de la Vega sprechen.“

„Wen darf ich melden?“

„Amy of Hill.“, sagte sie und wurde so gleich in den Salon geführt.

„Amy?“, fragte Diego völlig verwirrt den Indianer.

„Das sagte sie. Sie wartet im Salon.“ Der Hausherr ging runter und öffnete die Tür:

„Amy?“

„Diego, bin ich froh dich wieder zusehen.“, sagte sie und umarmte ihn mit Tränen in den Augen: „Wie geht es dir?“

„Gut und dir?“, fragte er. Sie stöhnte leicht: „Was ist los?“, fragte er sofort besorgt.

„Diego, John ist tot.“, sagte sie.

„Was?“ Er erinnerte sich an den fröhlichen jungen Mann mit dem er in Spanien studiert und einigen ärger angezettelt hatte: „Wie ist das passiert?“

„Ein Duell, er hat sich zu einem Pistolenduell herausfordern lassen.“

„Aber niemand konnte ihm beim schießen das Wasser reichen..“

„Ja, aber…“ Plötzlich wurden sie unterbrochen:

„Padre?“, fragte seine Tochter.

„Komm rein meine Kleine. Ich möchte dir jemanden vorstellen… Also das ist meine alte Freundin aus England, Amy of Hill.“, er sah sie an: „Und das ist meine Tochter Amy de la Vega.“ Die zwei gaben sich die Hand.

„Ist die Frau, wegen der du mich damals hast abblitzen lassen, die Mutter?“, fragte Miss Hill.

„Ja, wir haben auch noch einen Sohn, Erik heißt er.“

„Warum ist Señora Vega nicht hier? Ich dachte eine Doñja ist im Haus und kümmert sich um die Kinder und den Haushalt.

„Normalerweise schon, aber Charlie ließ sich damals nicht überreden ihre Kantina den Angestellten zu überlassen. In dieser Frage ist sie eigensinnig, aber sie wäre sonst nicht ausgelastet.“, lachte er.

- … Diego, macht dich die Frau wirklich glücklich. Hat sie überhaupt Zeit für dich und die Kinder? -, machte Amy sich Gedanken.

Erneut wurden sie unterbrochen, denn Charlie kam rein:

„Buenos diaz.“, sagte sie verwirrt.

„Charlie, darf ich dir meine Studienfreundin aus England vorstellen. Amy of Hill.“

„Schön dass ich sie mal kennen lerne.“, freute sich Doñja Vega aufrichtig. Sie reichten sich die Hand.

Den ganzen Abend unterhielten sie sich und lachten viel, doch die Zweifel gegenüber Diegos Frau legten sich bei Amy nicht.
 

Am Frühstückstisch:

„Diego, es könnte heute etwas später werden. Wir machen heute eine Grundreinigung und Inventur in der Kantina.“, sagte Charlie.

„Wird auch wieder Zeit.“, grinste er. Sie lächelte und schüttelte leicht mit dem Kopf.

„Bis heute Abend Miss Hill.“ Amy kam das komisch vor. Die meisten verheirateten Frauen ließen ihre Ehemänner nicht mal fünf Minuten mit ihr alleine und sie kommt später.

„Amy, ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie das mit John passiert ist?“

„Nun… kurz nachdem du nach Kalifornien zurück gefahren bist, gingen auch wir wieder nach England. Er geriet unter den Einfluss des Lord of Wales, durch den er sich sehr veränderte. Er wurde hochmütig.“

„Reden wir von John of Hill?“, fragte De la Vega.

“Ja, er duellierte sich häufig. Doch seine Augen wurden mit den Jahren schlechter und er geriet immer mehr in Schulden…“ Amy weinte: „Er forderte schließlich Wales heraus und wurde hinterhältig erschossen…“ Sie stand auf und rannte weinend in den Flur.

Diego war geschockt. So weit er sich erinnerte, war John ein lebenslustiger, freundlicher junger Mann gewesen. Wie konnte ihn jemand so verändern?

Zehn Minuten später folgte er ihr und fand sie auf einer Lichtung umgeben von mannshohen Gebüschen:

„Amy?!“

„Diego!“ Sie lief auf ihn zu und umarmte ihn, aber nicht wie eine alte Freundin, sondern wie Charlie es tun würde. Sie schluchzte in seine Brust und sah kurze Zeit später zu ihm auf. Amy legte ihre Hände an seinen Kopf und führte seine Lippen an ihre. Diego, völlig perplex, konnte gar nicht reagieren. Doch dann erwiderte er den Kuss, kurzzeitig. Danach wendete er sich sofort ab:

„Ich wusste es. Deine Frau macht dich nicht glücklich.“

„Wie kommst du darauf?“, fragte er erbost.

„Du hast meinen Kuss genossen.“

„Nein, ich war nur überrascht…“, sagte er, sah sie kurz an und ging.

Als seine Frau völlig erledigt nach hause kam, hatte er Abendessen vorbereiten lassen:

„Du bist ein Engel.“, sagte sie und küsste ihn.

- Was hat er? Es ist so als würde ich eine schüchterne Wand mit Lippen küssen. Er ist bestimmt k.o. vom Tag. -, dachte sie.

Nach dem Essen gingen sie ins Bett:

- Charlie, wie soll ich dir je wieder in die Augen sehen.-, fragte er sich die ganze Zeit.

Am nächsten Morgen war Doñja de la Vega schon aus dem Haus als Miss Hill an die Tür klopfte. Lupo stand auf der anderen Seite und knurrte:

„Lupo, ist gut! Geh in die Höhle!“, sagte Erik und öffnete: „Buenos Diaz Miss Hill, mein Padre isst gerade Frühstück.“

„Grazias.“, sagte sie und ging ins Esszimmer: „Wie ich sehe magst du immer noch Honig mit Marmelade.“, grinste sie.

„Ja, das habe ich mir nicht übergegessen. Findest du es noch ekelig?“

„Bäh, und wie… Wegen gestern, es tut mir leid. Er antwortete nur mit einem:

„Maha.“

„Ziehen wir heute um die Häuser, um der alten Zeiten willen. Du kannst mir San Tasco aus der Sicht eines Einheimischen zeigen…“

Fast eine Woche war er ständig mit Amy of Hill unterwegs. Wenn Charlie nach hause kam, war Diego meist noch nicht da und in der Stadt machte sich das Gerücht breit, dass Charlie Hörner aufgesetzt wurden.

Eines Abends unterhielten sich einige Angetrunkene lauthals in der Kantina:

„… nein, ich würde meine Frau nie arbeiten schicken…“, hörte Charlie in der Küche und verdrehte die Augen:

„… kann ja nicht jeder so machen wie De la Vega. Die Frau schickt er arbeiten und selbst vergnügt er sich mit dieser Blondine.“ Da platzte Charlie der Kragen und riss den Vorhang auf:

„Diego schickt mich nicht arbeiten, das ist und war immer meine Entscheidung! Und hintergehen tut er mich auch nicht! Ich vertraue meinem Mann.“

„Sie sind zu gutgläubig.“, sagte einer der Männer.

„Und sie zu betrunken.“, meinte sie. In den nächsten Tagen musste sie sich immer wieder ähnliche Kommentare anhören. Doch sie hielt ihre Eifersucht unter Kontrolle, denn sie wusste wie tödlich Eifersucht für eine Liebe sein konnte.

Auch Erik und Amy spürten durch Hänseleien das Verhalten ihres Vaters und De la Vega junior nahm sich vor mit seiner Mutter zu sprechen. Er kam nach hause, nahm Antonio mit und sie ritten in die Kantina:

„Madre, können wir zwei miteinander reden? Antonio kann dich an der Bar ablösen.“, bat er.

„Was ist denn?“

„Lass uns ins Hinterzimmer gehen.“

Dort angekommen:

„Madre, wie kannst du das zulassen?“, fragte er nun aufgebracht.

„Was zulassen?“

„Dass diese Misses uns den Vater bzw. den Mann stielt. Die ganze Stadt weiß bescheid und macht sich lustig über dich.“

„Vertraust du deinem Padre?“

„Bevor Miss Amy aufgetaucht ist, habe ich ihm vertraut. Du solltest nein musst mit ihm reden und ihm deinen Standpunkt klar machen.“

„Und was ist mein Standpunkt, der einer eifersüchtigen Ehefrau… Nein, ich liebe und vertraue deinem Vater wie eh und je. Miss Amy ist doch nur eine alte Freundin.“ Sie lächelte, aber Erik sah den Schmerz deutlich in ihren Augen.

„Ich lasse dich jetzt alleine.“, sagte er und ging raus: „Antonio, bleibst du bitte die meiner Mutter.“

„Natürlich.“, meinte der Indianer.

„Danke.“ Antonio lächelte und Erik machte sich auf die Suche nach seinem Vater.
 

Amy lachte gerade herzlich über einen von Diegos Scherzen:

„Ach Diego, du bist noch so witzig wie früher.“

„Du lachst aber auch noch immer über jeden blöden Witz von mir.“ Er machte jetzt einen äußerst ernsten Gesichtsausdruck: „Amy, was willst du eigentlich hier?“ Sie sah ihn überrascht an und senkte den Kopf.

In dem Moment sahen Charlie und auch Erik die beiden:

„Ich dachte es würde dich freuen mich zu sehen.“, sagte Amy.

„Es freut mich ja auch…“ Sie kam auf ihn zugestürmt und überhäufte ihn mit küssen. Charlie trieb ihr Pferd an und auch Erik ging ohne noch mal zurück zu sehen.

Diego hatte arg zu kämpfen, um sie davon abzuhalten:

„Hör auf!“, sagte er barsch und blickte sie an:

„Deine Frau braucht es doch nicht zu erfahren. Sie kümmert sich überhaupt nicht um dich.“, sagte Amy.

„Du hast keine Ahnung von dem Band, welches Charlie und mich verbindet. Wir vertrauen uns. Allein deshalb hat sie dich noch nicht rausgeschmissen.“

„Wohl eher wegen der Kinder.“, meinte sie leicht verächtlich.

„Nein, wegen mir. Ich dachte du wärst die Amy von früher, nach der ich auch meine Tochter benannt habe, aber dem ist nicht so. Ich bitte dich, geh in eine andere Stadt.“, sagte er traurig.

„Aber ich würde dich nie alleine lassen…“

„Ich bin nicht alleine.“, sagte Diego und ging Richtung Hazienda.

Dort angekommen erwartete ihn Erik mit einem wütenden Blick:

„Was ist?“, fragte Padre de la Vega.

„Ich habe dich und Miss Amy im Wald gesehen!“ Diego wich seinem Blick aus:

„Ich habe sie gebeten woanders hinzugehen.“

„Und du glaubst das reicht! Weißt du überhaupt wie Mutter leidet, während du dich mit deiner Freundin amüsierst!!!“, schrie er verletzt.

„Ich habe deine Madre nicht hintergangen!“, sagte Diego deutlich.

„Sie hat dich geküsst und du hast es zugelassen!“

„Ja, aber…“, versuchte er zu erklären.

„DU BIST EIN BETRÜGER!!!“, rief der Sohn und lief los.

„ERIK! ERIK! Bleib gefälligst stehen!“
 

Etwa eine halbe Stunde später kam Charlie nach hause. Die Situation zwischen Vater und Sohn war eskaliert. Jetzt tobten beide mit dem Degen durch den Garten:

- Das sieht nicht nach Training aus.-, dachte sie. Die Zwei schlugen mit den Waffen härter und härter aufeinander ein. Es wurde für beide immer gefährlicher:

„WAS ZUM TEUFEL MACHT IHR HIER?!“, ging sie dazwischen. Beide Männer schwiegen und sahen zu Boden. Charlie war wütend und machte sich auf den Weg zu ihrer Freundin:

„Geht’s uns mal wieder abwechselnd beschissen?“, fragte Josi als sie die Tür öffnete und ihre Freundin sah: „Möchtest du hier übernachten?“, bat sie, sie rein. Beide setzten sich in die Küche:

„Pass auf, ich mach dir den Spezialkaffee à la Luis.“

„Ihh, dieses Mörderrezept von meinem Vater? Das lässt mich entweder nicht einschlafen oder nie wieder aufwachen.“

„Also genau das Richtige.“ Mit einer dampfenden Tasse vor der Nase: „Wer ist diese Amy nun?“

„Ein Freundin von Diego. Sie kennen sich aus Spanien.“, sagte Charlie niedergeschlagen.

„Und was will sie hier?“, fragte Jo.

„Ich weiß es nicht. Sie hat kürzlich ihren Mann verloren… Ich habe Angst meinen zu verlieren…“, weinte sie nun hemmungslos. Josefine ging zu ihr:

„Beruhige dich. Hey, hey…“, fast eine halbe Stunde brauchte sie, um ihre Freundin zu trösten: „Du hast doch gesagt du vertraust Diego.“

„Ich habe Angst, so schreckliche Angst.“, schluchzte Señora de la Vega.

Bertuccio hatte die Unterhaltung mit angehört:

- Der kriegt von mir einen gewaltigen Tritt.-, entschied er sich.
 

„Diego, kann ich mit dir reden?“, fragte Bertuccio äußerst düster, als er in seinem Büro stand.

„Natürlich.“, sie setzten sich.

„Diego, als ich dir Charlie an eurem Hochzeitstag übergeben habe, sagte ich du sollst auf sie achten. Wie kommt es, dass sie jetzt bei Josi sitzt und sich die Seele aus dem Leib heult!“, fragte er deutlich.

„Ist sie wütend?“

„Nein, nicht mal eifersüchtig, aber es bricht ihr das Herz! Sage ihr endlich woran sie ist.“, meinte sein Schwager ernst.

„Warum ist sie nicht zu mir gekommen?“

„Charlie wollte nicht als eifersüchtiges Weib dastehen. Sie erträgt den Spott der Leute, dass sie gehörnt wird. Doch sie sagt sie vertraut dir, doch dieses Vertrauen hast du nicht verdient, wenn du ihr so wehtust.“, brüllte er und ging.

Diego folgte ihm, aber in gehörigem Abstand.

Am Hause Von Voß:

Er klopfte an die Tür und Josi öffnete wenig später:

„Was willst du hier?“, fragte sie böse.

„Lässt du mich rein? Ich muss mit Charlotte reden.“ Sie ließ ihn in den Vorflur:

„Sie schläft im Moment.“, meinte sie düster.

„Hör zu Josefine. Ich habe sie nicht betrogen…“

„Aber du hast ihr das Gefühl gegeben und das ist mindestens genauso schlimm.“, fauchte sie.

„Josi, ist schon gut.“, sagte Charlotte plötzlich hinter ihr. Mit einem wütenden Blick an Diego verließ sie das Haus.

„Charlie, ich will mich entschuldigen.“ Sie sah ihm traurig in die Augen: „Es ist nichts zwischen Amy und mir gelaufen…“

„Ich habe euch heute gesehen, wie ihr euch geküsst habt.“

„Du bist mir nachspioniert?“

„Nein, es war Zufall, ich wollte etwas besorgen…“, sie begann zu weinen und sank auf den Boden.

„Charlie…“, er wollte zu ihr gehen, doch mit einer Handbewegung brachte sie ihn zum Stoppen:

„Lass mich allein, bitte.“

„Du sollst wissen, ich liebe …“, wollte er anfangen.

„Diego, geh einfach, tu mir nicht noch mehr weh.“

Gesenkten Hauptes verließ er das Haus:

- Wie soll ich das je wieder gut machen?-, fragte er sich verzweifelt.

„Hast du mit ihr geredet?“, fragte Erik als sein Vater nach hause kam.

„Ich habe es versucht, aber sie hat gesagt, ich soll sie allein lassen.“ Sein Sohn ging ohne ihn weiter anzusehen in die Höhle.

Charlie hatte im Hause ihrer Freundin einen regelrechten Heulkrampf. Sie konnte sich nicht beruhigen, so sehr war sie verletzt.

Entschuldigung

22. Entschuldigung

Eine Woche war inzwischen vergangen, alle De la Vega litten unter der Situation, aber besonders die beiden Eltern. Señora de la Vega fühlte sich als wäre sie in einer Glaskugel. Der Schmerz und die Enttäuschung verhinderten jedes durchdringen eines positiven Gefühles.

Diego, geplagt von seinen schlechten Gewissen, hatte die ganze Woche über kaum was gegessen. Er überlegte und grübelte wie er das wieder in Ordnung bringen könnte.

An diesem Abend war reger Betrieb in der Kantina. Die Männer verlangten mehr Wein und Rum und einige wurden immer ausfallender:

„De la Vega, du bist doch jetzt deinen Mann los, wie wäre es mit einem von uns!“, grinste ein Typ lüstern. Sie antwortete darauf nicht und verzog sich in die Küche.

Etwa um zwei Uhr morgens brach plötzlich Tumult los. Viele zogen ihre Waffen:

„Señores, bitte nicht.“, versuchte sie zu schlichten, aber die Kerle gingen aufeinander los.

Mit einem mal war von draußen ein Schuss zu hören. Alle starrten aus Fentser und Tür:

„Mi Señores, würden sie bitte die Kantina verlassen, bevor die Einrichtung oder sie Schaden nehmen!“, sagte Zorro auf Tornado sitzend.

Charlie sah ihn nicht an. Er bemerkte das und fühlte sich schlechter denn je:

- Früher hat sie mir immer ein Augenzwinkern zugeworfen.-. dachte er verzweifelt, wendete den Andalusier und galoppierte davon.

Erik sah seinen Vater völlig geknickt in den Salon kommen:

- Jetzt reicht es. Die machen sich das Leben unnütz schwer.-

„Padre, gehe zu Madre und entschuldige dich noch mal.“

„Das hat doch keinen Sinn. Ich glaube sie wird mir das nie verzeihen.“, wimmelte er Erik ab.

„Du darfst nicht aufgeben. Du willst sie doch zurück.“, versuchte Erik zu überzeugen. Sein Vater verließ den Raum:

„Padre warte! Wie wäre es, wenn du Madre überraschst?“ Diego sah zurück:

„Wie meinst du das?“, fragte er.
 

Zwei Tage später war alles organisiert. Josi ritt mit Charlie aus. So dass Familie De la Vega und Von Voß alles vorbereiten konnten.

Die Frauen führten lange Gespräche, doch als Jo Diego erwähnte, machte Doñja de la Vega sofort dicht:

„Lass uns von was anderem reden.“

- Ob das heute Abend was wird?-

Josefine wollte zu den Indianern, um sich zu bedanken. Doch als sie den Platz, wo einst das Dorf stand, erreichten, war er leer:

„Wahrscheinlich sind sie weiter gezogen.“, vermutete Charlie.

Als sie spät abends in die Stadt kamen, war es in der Kantina halbdunkel:

„Was ist da los?“, fragte die Besitzerin.

„Sehen wir nach.“, sagte Josi. Mit einem komischen Gefühl ging Doña Vega zur Tür und öffnete diese. Im Innenraum waren hunderte Kerzen aufgestellt:

„Was soll das?“, fragte Charlie, aber Josefine war nicht mehr an ihrer Seite. Sie ging weiter. Dann erklang von draußen her eine Geige mit einer romantischen, aber traurigen Melodie:

„Was…“ Diego trat aus der Küche:

„Charlie, seit du nicht mehr bei mir bist, ist mein Leben leer…“ Ihr stiegen Tränen in die Augen:

„Ich habe das hier organisiert, um mich bei dir zu entschuldigen und dich zu bitten zu mir zurück zu kommen. Ich weiß, dass das was ich getan habe ein schwerer, nein mein schwerster Fehler war und ich bereue es zutiefst. Verzeihe mir, bitte.“ Sie schüttelte leicht den Kopf:

„Diego, du hast mich so sehr verletzt. Wie willst du diesen Vertrauensbruch…“

„Jeder macht einmal Fehler, bitte.“ Señora Vega sank auf den Boden und weinte. Er setzte sich zu ihr und hatte ebenfalls mit den Tränen zu kämpfen:

„Es tut mir leid, Charlie, so leid.

Etwa zwanzig Minuten saßen sie dort:

„Ich werde mich nie wieder so dumm verhalten und bin froh, dass sich alles geklärt hat.“, sagte er.

„Du glaubst doch nicht, dass ich dich mit so einer jämmerlichen Entschuldigung davon komme lasse.“ Er sah sie überrascht an.

„Komm in einer Stunde in die Höhle.“, sagte sie und stand auf. Sie verließ die Kantina, während Diego die Kerzen löschte.
 

Nachts um 11.38 Uhr

Diego kam in sein Versteck und im Fechtkreis stand Felidae:

„Was hast du vor?“, fragte er nervös.

„Nimm dir einen Degen.“, sagte sie. Er tat wie ihm geheißen und trat in den Kreis. Sie grüßten sich und schlichen um einander. Jeder wartete auf den Angriff des anderen.

Plötzlich legte Felidae los.
 

Ihre Stöße kamen überraschend und präzise. Er musste auf jede Bewegung achten.

Sie fechteten jetzt schon anderthalb Stunden, keiner mit einem Vorteil. Die beiden Degen wurden aufeinander gepresst und die Ehepartner hielten jeweils gegen:

- Hätte sie mich nicht unterrichtet, würde ich ganz schön alt aussehen. -

„Charlie... was bezweckst du damit?“, fragte er außer Atem.

„Was glaubst... du denn?“

„Nun... wir beide wissen wer der Stärkere ist.“

„Ach und wer?“, fragte sie.

„Du und ich weiß, dass ich in diesem Fall auf deine Vergebung angewiesen bin.“

„Heißt das, du willst aufgeben?“, fragte sie Diego.

„Nur wenn du es willst.“ Sie überlegte, während sie weiter fechteten.

„Nein, möchte ich nicht. Ich will wissen wer nun besser ist.“
 

Weitere zweieinhalb Stunden später. Beide konnten kaum noch die Degen hoch- und die Augen aufhalten:

„Unentschieden?“, fragte Charlie erschöpft.

„Ja.“, lächelte er müde.

Beide ließen die Degen lallen und fielen sich in die Arme. Sie kuschelte sich eng an Diego.
 

Die beiden Kinder hatten, obwohl es spät abends war, die meiste Zeit zugesehen. Donja de la Vega hatte sie bemerkt:

„Erik!“, rief sie.

„Was ist?“, fragte er aus dem Versteck hervorkommend.

„Wir haben die Chumasch nicht gefunden, der Lagerplatz war leer. Es schien als hätten sie ziemlich überstürzt den Platz verlassen.“

„Machst du mir Proviant fertig. Ich gehe sie suchen.“, sagte Erik.

„Darf ich mitkommen. Darf ich mitkommen?“, bettelte Amy.

„Nein!“, sagten Erik, Charlie und Diego.

„Das ist gemein, Erik darf überall hin und alles machen.“, beschwerte sich die Kleinste.

Bei den Chumasch

23. Bei den Chumasch

Um drei Uhr morgens ritt Fox mit Lupo an der Seite los, aber Amy wäre nicht Charlottes Tochter, würde sie einfach so aufgeben.

Sie wartete eine Stunde, stibitzte während dessen etwas zu essen, machte mucksmäuschenstill ihr Pferd fertig und ritt ihm nach.

Als der Morgen anbrach erreichte er den ehemaligen Dorfplatz:

- Madre hatte recht, es sieht wirklich nach einer hastigen Abreise aus. Er suchte nach weiteren Spuren und folgte ihnen schließlich.

Auf der Hazienda:

„Charlie! Amy ist Erik nach!!!“

„Was?!“

„Sie schreibt, sie will ihm helfen. Wollen wir hinterher?“

„Nein, die knöpfen wir uns vor, wenn sie wieder da ist.“
 

Bis zum Abend ritt er noch und entschied dann ein Lager aufzuschlagen.

Einige Zeit später hörte er Hufen von einem Pferd. Lupo begann plötzlich zu fiepen und freute sich wie wahnsinnig:

„Es kann nicht sein. Es kann nicht sein!“, schimpfte er. Amy saß schüchtern auf ihrem Pferd: „Was zum Henker machst du hier?“

„Ich will dir helfen. Außerdem möchte ich die Indianer kennen lernen...“

„Amy, mit deinem verdammten Dickkopf bringst du dich, mich, Madre und Padre in Schwierigkeiten.“, fluchte er, aber in Wahrheit liebte er diese Eigenschaft besonders an ihr. „Was soll ich jetzt mit dir machen?“, fragte Erik sie und sich.

„Schick mich bitte nicht zurück.“, bat, flehte sie fast.

„Wieso nicht!“, fragte er nun böse.

„Ich habe... Angst alleine.“, sprach sie ganz leise.

„Ach, aber warst mutig genug mir zu folgen.“ Er schüttelte den Kopf: „Steig erst mal vom Pferd.“, sagte er.

Sie setzten sich ans Feuer und Lupo kuschelte sich gleich an sie:

„Einer freut sich auf jeden Fall dich zu sehen.“, lächelte er: „Hast du wenigstens bescheid gesagt wo du bist?“

„Ja, ich habe Madre und Padre einen Zettel geschrieben.“
 

Gleich nach Sonnenaufgang ritten die De la Vega- Geschwister los:

„Erik, was willst du bei den Indianern?“

„Ich will nur sehen, ob es ihnen gut geht.“

Plötzlich begann Hurrican stark mit den Ohren zu spielen. Fox sah sich um, konnte aber niemanden ausmachen:

„Ich grüße euch.“, rief er in der Sprache der Chumasch. Es traten mehr und mehr Indianer mit Kriegsbemalung und Tomahawks hervor:

„Erik?“

„Pst.“, sagte er zu seiner Schwester: „Ich würde gerne ´Alte Eule` sprechen.“

„`Alte Eule´ ist tot und damit auch die Freundschaft zu den Bleichgesichtern!“, schrie ein grimmig aussehender Indianer.

„Wer bist du?“

„Ich bin Häuptling ´Stolzer Grizzly`.“, sagte er. Erik stieg vom Pferd, um zu zeigen, dass von ihm keine aggressiven Handlungen zu erwarten waren:

„Ich bin nur hier, weil ich sehen wollte ob es euch gut geht.“, sagte er.

„Nehmt sie gefangen!“, brüllte ´Stolzer Grizzly“.

„Amy, reite los!“, rief er und gab einen Pfiff von sich. Hurrican stieg und galoppierte, gefolgt von Amy mit ihrem Pferd und Lupo davon.

Er blieb. Die Chumasch nahmen ihn gefangen, brachten ihn ins Dorf, schlugen und traten ihn. Sie banden ihn an den Materpfahl. Er entdeckte ´Stern der Pferde.´ Sie blickte traurig auf Erik und dann zu Boden:

- Was ist hier los?“, fragte er sich.

Am Abend

„Erik.“, hörte er leise jemanden flüstern.

„´Stern der Pferde´, zeig dich.“ Sie trat vor mit einer Schüssel Wasser: „Erkläre mir bitte was hier vor sich geht?“, bat er.

„Der Hass hat über die Weisheit gesiegt. Der Stammesrat meint wir hätten uns viel zu lange auf das Wort des weißen Mannes verlassen. Es wäre Zeit sich zu wehren.“, sagte sie.

„Dafür bin ich ja auch. Nur warum will der Häuptling mir ans Leder? Ich bin doch auf eurer Seite.“

„Er traut keinem Weißen... Erik, ich lasse dich frei.“

„Nein, finde meine Schwester und schicke sie nach hause.“, sagte er.

„Ich dachte da wäre sie schon.“

„Oh nein, dafür kenne ich sie zu gut. Die wird sich irgendwo in der Nähe aufhalten.“

„Sie ist mutig, deine Schwester.“

„Tollkühn passt eher.“, lachte der Bruder.

„WAS MACHST DU DA?!!!“, brüllte plötzlich ´Stolzer Grizzly´

„Ich gebe ihm Wasser. Er hat immer hin unsere Familien gerettet und dafür sind wir ihm was schuldig.“, sagte ´Stern der Pferde´.

„Wir schulden den weißen Schlangen gar nichts!“, schrie er und schlug ihr die Schale aus der Hand. Das Wasser versickerte im trockenen Boden.

„Was willst du von mir?“, fragte Fox nun.

„Du wirst bezahlen!“

„Du sprichst mit dem Hass und mit der Gleichgültigkeit eines Weißen. Es ist genau das, was euer Volk von außen und innen bedroht. ´Alte Eule` hat das gewusst.“, sagte Erik.

*Wumms * Hatte er eine Faust im Bauch. Es schmerzte gewaltig:

„Wenn das alles ist, was du zu „sagen“ hast, bist du wirklich nicht besser als ein Wei...“ Diesmal schlug ´Stolzer Grizzly´ ihm ins Gesicht.

„Erik, hör auf!“, rief ´Stern der Pferde´.

„Nein, er soll nur sagen was er denkt. Solange er noch kann.“, grinste der Indianer.

„Mir tut dein Volk, dein Dorf leid mit so einem unbesonnen Häuptling...“

*Wumms * Erik verstummte:

„NEIN!!!“, schrie sie und stellte sich vor ihn.

„Geh mir aus dem Weg!“, brüllte er.

„Nein, er hat vielen aus unserem Dorf das Leben gerettet!“ Immer mehr Bewohner traten auf Grund des Lärms aus ihren Zelten. Sie sah ihre Chance:

„Ich möchte den Stammesrat bitten über Fox´ Schicksal zu entscheiden.“

„Ich werde das Urteil annehmen, egal was es auch ist.“, sagte Erik.

Später in der Nacht, es war bereits dunkel und die meisten im Dorf schliefen. Er spürte wie sich jemand an seinen Seilen zu schaffen machte. Er hatte sofort einen Verdacht:

„´Stern der Pferde´ bist du das?“

„Nein.“, erklang eine dennoch bekannte helle Stimme.

„Amy, um Gottes Willen. Verschwinde!“

„Nicht ohne dich. Ich hole dich hier raus. Ich ...“, verstummte sie plötzlich.

„Amy. Amy!“, fragte er von Panik ergriffen.

„Erik, sei verdammt noch mal leise.“, sagte ´Rasender Büffel´.

„Du?“

„Ja, wir müssen dich hier weg bringen. ´Stolzer Grizzly´ wird dich nicht lebend aus dem Dorf lassen.“, sagte er.

„Ich...“

„Ruhe, das können wir später diskutieren.“, sagte ´Stern der Pferde´ , die schmiere stand.

Sie setzten sich auf die Pferde und ritten im Schritt leise davon.

Als sie etwa zwei Meilen entfernt waren, pfiff Fox Hurrican und Lupo ran:

„Was ist mit euch, werden sie nicht Verdacht schöpfen?“

„Nein, wir sind oft zusammen unterwegs.“, sagte sie schüchtern.

„Ach, ihr beide seit ein Paar? Ich gratuliere.“ Doch plötzlich verdunkelte sich seine Miene:

„Dieser Häuptling kann euer Ende sein.“

„Aber auch eine Chance. Manitu hat ihn erwählt.“, sagte ´Rasender Büffel´.

„Ich hoffe es für euch. Auf wiedersehen.“, sagte er.

„Sag lieber Leb wohl.“, meinte ´Stern der Pferde´.

„Dann... Lebt wohl und... danke.“, stotterte Erik. Im Galopp durchquerten er und seine Schwester die Prärie.

Einen Tag später kamen sie zu hause an, wo sie die Eltern schon erwarteten:

„Und?“, fragte Diego, der sofort die traurige Miene seines Sohnes sah. Der stieg vom Pferd und berichtete das ´Alte Eule´ tot sei und dass der neue Häuptling sein Dorf geradewegs in den kriegerischen Abgrund führt.

Eine viertel Stunde später kam Charlie runter:

„Amy, du gehst sofort nach oben und wirst in den nächsten zwei Wochen, außer zur Schule, das Haus nicht verlassen!“, fauchte sie. Die Tochter lief nach oben:

„Erik, wie siehst du denn aus?“, fragte sie mit einem mal sorgenvoll.

„Es ist nichts. Habe nur drei gefangen.“, sagte er.

„Gehe dich ausruhen.“, meinte sie.

„Gib dein Pferd her, ich mache ihn trocken.“, sagte sein Padre. Als Erik hoch ging, hörte er seine Mutter unten weinen:

„Ich... bin so froh... das sie... gesund ist.“, heulte sie. Diego nahm sie in den Arm.

- Sie ist also nur so streng zu ihr, weil sie sich Sorgen macht. -, dachte Fox und machte sich auf den Weg zu seiner Schwester.

„Ich werde ihr deinen Standpunkt erklären.“, meinte Diego zu seiner Frau.

„Nein, wenn du jetzt zu ihr gehst, stehe ich wieder als die Böse da.“

Erik ging nach oben. Als er am Zimmer seiner Schwester vorbeikam, hörte er sie schluchzen. Er klopfte an:

„Amy?“

„Erik.“, sie lief zu ihm und heulte in seinen Bauch: „Madre ist so gemein. Sie mag mich gar nicht.“, sagte sie.

„Wenn sie dich nicht mögen würde, dann wäre es ihr egal wo du stecken würdest. Sie macht sich Sorgen um dich.“

„Das glaube ich nicht.“, blieb die Kleine stur.

„Hättest du sie unten weinen gesehen, würdest du das nicht sagen.“, sagte er.

„Das glaube ich nicht.“ Er nickte.

In dem Moment kam Charlie ebenfalls an Amys Zimmer vorbei:

„Sie hat dich wirklich lieb, wie wir alle und wir wollen nicht dass dir was passiert.“, er drückte sie an sich:

„Geh jetzt ins Bett.“, sagte Erik und verließ den Raum.

„Ich danke dir, Erik.“, sagte seine Mutter leise und schloss ihn in die Arme.

Begegnung

. Begegnung

Trotz Eriks Zuspruch für seine Mutter war zwischen Amy und ihr die nächsten zwei Wochen die Stimmung eingefroren. Die Kleine wollte Nachmittags mit ihren Freunden raus, aber sie musste zu hause bleiben.

Auch Diego versuchte zu vermitteln, aber das Ergebnis war, dass er sich von Charlie einen Anranzer und von Amy böse Blicke holte.

Stephan kam jeden Tag vorbei, lernte und spielte mit ihr.

Diese treue und bedingungslose Freundschaft hielt die nächsten Jahre an bis zu jenem Tag.

Die beiden waren inzwischen sechzehn. Erik, zweiundzwanzig, war in San Francisko auf der Universität.

An diesem Tag legte ein Schiff an, welches Überlebende eines Piratenangriffes an Bord hatte.

Josi und Charlie saßen gemeinsam in der Kantina als die Nachricht durch den Raum gebrüllt wurde. Alle schmissen ihre Pesos auf den Tisch und verschwanden. Nur die Frauen blieben:

„Antonio, geh ruhig und schau ob du helfen kannst.“, sagte sie dem Barkeeper und auch er verließ die Lokalität:

„Ich sehe zu hause genug Verletzungen, da muss ich mir nicht noch die von Fremden angucken.“ Ihre Freundin grinste:

„Selbst gemachtes Leid meine Liebe.“, sagte Jo.

Als später die Seefahrer in die Kantina kamen, erzählten sie Horrorgeschichten:

„Der Großteil der Besatzung war in zwei bis drei Hälften geteilt mit einem sauberen Schnitt…“

Zu diesem Zeitpunkt fuhr in die Bucht, in der auch die Klippenhöhle war, ein Schiff. Amy sah das und wunderte sich:

- Ich sehe keine Staatsflagge oder ähnliches. – In dem Moment wurde ein Beiboot zu Wasser gelassen. Nur eine Person war darin. Sie ging runter an den Strand, um den unbekannten zu beobachten. Er zog das Boot an Land und drehte sich dann zu den Klippen um.

Amy entdeckte den jungen Mann mit ungewöhnlicher Hautfarbe. Und Augen.

Er entdeckte die Gestalt und ging auf die Felsen zu. Sie versteckte sich, wusste aber, dass sie entdeckt war. Es dauerte eine scheinbare Ewigkeit und er war immer noch nicht um den Felsen. Sie wollte nachsehen, doch da war niemand mehr:

„Konichiwa Señorita.“, sagte er plötzlich auf dem Felsen sitzend. Sie erschreckte sich fast zu Tode. Er sprang direkt vor sie und verbeugte sich. Amy sah ihn verwundert an:

„Macht man das nicht so in eurem Land, um sein Gefallen auszudrücken?“, lächelte er. Sie verbeugte sich ebenfalls und jetzt wunderte er sich:

„Ist es nicht so in eurem Land Sitte, um seinen Respekt zu zeigen.“, sagte sie.

„Woher wisst ihr das?“, fragte er.

„Meine Tante hat eine Zeit lang in Japan gelebt.“

„Wie heißen sie?“

„Amy de la Vega und sie.“

„Jokijoshi Soichi.“, stellten sie sich vor.

„Warum sind sie nicht in den Hafen gefahren?“, fragte sie nun.

„Ich glaube nicht, dass wir Piraten da willkommen wären.“, lachte er.

„Ihr seid ein Pirat.“, war sie überrascht: „Für so freundlich und charmant hätte ich sie nicht gehalten.“

„Was haben sie erwartet? Einen einbeinigen, bärtigen, Säbelschwingenden Ganoven, der schmutzig ist und stinkt wie ein alter Kadaver?“ Amy schmunzelte.

Soichi und sie unterhielten sich lange und beim Verabschieden gab er ihr einen Kuss auf die Wange. Sie, geschockt und geschmeichelt, antwortete mit einer leichten Ohrfeige. Er grinste:

„Das war es mir Wert.“, meinte Jokijoshi und ging zu seinem Ruderboot.
 

Amy hatte Schmetterlinge im Bauch, war nervös und aufgeregt. Wem konnte sie von diesem neuen Freund berichten, ohne dass gleich die ganze Stadt bescheid wusste. Nachmittags erzählte sie alles ihrem besten Freund Stephan:

„… er war so nett.“, schwärmte sie.

„Und unverschämt. Du solltest ihn nicht wieder treffen.“, meinte er.

„Ach und warum nicht.“

„Er ist ein Pirat. Wer weiß denn schon, was der vorhat.“

„Du bist doch bloß neidisch.“, sagte sie und stolzierte davon.

Amy traf sich weiterhin mit dem charmanten jungen Piraten, unbemerkt davon, dass Stephan sie beobachtete.

- Nur zu ihrer eigenen Sicherheit.-, wie er glaubte.
 

An diesem Tag war Josi an der Steilküste und entdeckte das Schiff in der Bucht:

- Komisch.-, dachte sie. In dem Moment erklomm gerade jemand den Felsweg. Die beiden Menschen erblickten sich und starrten sich an:

jpn. „Kann es wirklich sein?“, fragten beide gleichzeitig auf japanisch.

„Du lebst? Wie… Wie ist das möglich? Sie hatten dein Schwert…“

„Wer hatte mein Schwert?“

„Die Südindische Handelsgesellschaft. Ich dachte sie haben dich umgebracht.“, ihr liefen Tränen übers Gesicht. Er ging auf sie zu und schloss sie in die Arme. Kurze Zeit standen sie so. Doch es war für beide ein merkwürdiges Gefühl. Waren sie sich früher so vertraut, fühlten sie sich in diesem Moment so fremd. Sie drückte sich etwas von ihm weg:

„Was tust du hier?“, fragte sie.

„Ich bin auf der Suche nach dem Mörder meiner Frau.“, sagte er.

„Der Mann, der mein Schwert hatte, hat es aus meinem Haus gestohlen. Hat Shizuka und meine Tochter Minako umgebracht. Er hat ein Blutbad angerichtet nur um dieses Schwert zu bekommen.“

„Wer hat das getan?“, fragte Jo.

„Sein Name ist Choosé. Kennst du ihn?“, fragte Makoto.

„Ja, er versucht auch meinem Mann und mir das Leben schwer zu machen.“

„Du bist auch verheiratet? Ist er es Wert?“

„Ja, ich liebe ihn sehr. Hast du weitere Kinder?“, fragte Josefine

„Einen Sohn, sein Name ist Soichi.“

Josi war glücklich Makoto lebend wiederzusehen, dennoch war es ein eigenartiges Gefühl. Er hatte ihr in der Vergangenheit alles bedeutet und mit seinem „tot“ konnte sie sich erst wieder auf eine neue Liebe einlassen. Doch sie hatte nie aufgehört ihn zu lieben. Bertuccio wusste und akzeptierte das.
 

Amy war gerade mit Jokijoshi unterwegs. Sie unterhielten sich und lachten viel. Mit einem Mal schwiegen sie und sahen sich nur in die Augen. Er näherte sich ihr und küsste sie erneut, aber leidenschaftlicher.

„Das reicht!“, stürzte Stephan aus dem Gebüsch.

Soichi schaute müde lächelnd auf ihn.

„Ist das dein Koibito*.

„Ja, ist sie.“, sprach Stephan nun das erste mal aus. Da Amy dem Japanischen nicht mächtig war, verstand sie Koibito nicht.

„Dann bleibt uns nichts übrig als gegeneinander zu kämpfen. Beide wendeten Kempo an und waren für den Moment gleichwertige Gegner:

„Du überraschst mich. Ich wusste nicht, dass du diese Kampfkunst beherrschst.“, sagte Jokijoshi. Sie kämpften, schlugen sich Fäuste und Füße um die Ohren. Von Voß wurde mehr und mehr zurück gedrängt. Schläge trafen seinen Oberkörper und sein Gesicht. Schließlich nahm Soichi einen Dolch zur Hand:

„NEEEEEEIIIIIIIN!!!!“, schrie Amy und stellte sich vor Stephan: „Lass ihn! Ich bitte dich.“, flehte sie unter Tränen und sie zitterte vor Angst: „Ich bitte dich.“

„Verschonung gehört eigentlich nicht zu meinen Stärken, aber du hast ein Riesenglück, dass die schöne Senorita hier um dein leben bittet. Nur weil mich ihr Mut beeindruckt, lasse ich dich Leben.“, er drehte sich um und ging.

„Geht es dir gut?“, lief Amy zu Stephan, der eine stark blutende Platzwunde an der Stirn hatte. Sie holte ein Taschentuch heraus und tupfte die Verletzung ab: „Warum warst du hier?“

„Zufall.“, sagte er, doch sie sah ihn wissend an: „Ich habe mir Sorgen gemacht.“, sagte er, auf den Boden schauend. Sie lachte:

„Du wirst dich wohl nie ändern... Stephan, was ist ein Koibito?“, fragte sie. Er wurde rot.

„Nun, es bedeutet... bedeutet...“

„Na was?“

„... Geliebte.“, Auch Amy wurde knallrot. Beide konnten sich vor Verlegenheit nicht in die Augen sehen.

„Ich muss jetzt Heim.“, versuchte Amy sich aus dieser peinlichen Situation zurück zu ziehen, was auch gelang, denn er sagte nur:

„Ja.“
 

Bertuccio spürte an diesem Abend, dass mit seiner Frau und seinem Sohn etwas nicht stimmte:

„Was ist los mit euch beiden?“, versuchte er sich Klarheit zu verschaffen. Doch beide starrten nur auf den Teller vor sich.

„Das heißt wohl, ihr wollt nicht reden.“, stellte er fest. Nach dem Essen ging er schließlich zu seinem Sohn:

„Erzähl mir was passiert ist.“

„Padre... ich erzähle es dir nur, wenn du nicht schimpfst.“

„Wann schimpfe ich denn?“, lächelte der Vater. Sein Sohn sah ihn an.

„Ich habe was dummes gemacht und Amy musste mich retten.“, sagte Stephan.

„Ist es nicht sonst umgekehrt? Und vor wem oder was musste sie dich retten?“, fragte Voß senior.

„Außerdem habe ich ihr gesagt, dass..., dass ich sie..., sie liebe.“

„Oh, aber warum musste sie dich retten?“

„Da ist so ein Typ, der Amy geküsst hat und ich bin dazwischen gegangen. Er hat mit mir gekämpft und gewonnen...“

„Moment, er hat dich besiegt? Wie kommt das? Ich kenne niemanden, der dir Nahkampf- mäßig das Wasser reichen kann, außer deiner Mutter.“, sagte Bertuccio verwirrt.

Das liegt vielleicht daran, dass er Japaner ist und ein Pirat noch dazu. Amy sagt er heißt Jokijoshi Soichi.“

„Was?! Wie alt ist er?“, fragte Senor Voß plötzlich aufgebracht:

„So in meinem Alter, wieso?“

„Nichts.“, Bertuccio stand auf und wollte gehen:

„Warte, was mache ich jetzt wegen Amy?“

„Ich kann dir nur einen Rat geben. Sei ehrlich zu dir und ihr. Es war gut, dass du ihr endlich die Wahrheit gesagt hast. Gute Nacht.“, meinte sein Padre und ging ins Schlafzimmer. Jo lag schon im Bett:

„Möchtest du mir vielleicht was erzählen?“, fragte er.

„Warum?“, fragte sie.

War nur ein Angebot.“

„Ich muss damit erst mal selbst fertig werden. Aber...“

„Aber was?“, fragte er.

„Ich danke dir.“ Sie gab ihm einen Kuss. Bertuccio sah seine Frau an:

„Wieso sagst du mir nicht, dass Jokijoshi noch am Leben ist.“, fragte er etwas wirsch.

„Woher...“

„Woher ich das weiß? Dein Verhalten und unser Sohn hat sich mit seinem Sohn, wegen Amy in den Haaren!“

Josi stand auf und verließ das Schlafzimmer:

- Ich weiß nicht, wie ich ihnen gegenüber treten soll. – Sie setzte sich in die Küche und wusste nicht weiter.
 

*Geliebte/ r

Die Rache von Jokijoshi

24. Die Rache von Jokijoshi

Señor von Voß wusste um die Gefühle, die seine Frau noch immer für Makoto hatte. Ihm war nicht klar wie sie über ihn selbst dachte und empfand, jetzt wo ihre alte Liebe plötzlich aufgetaucht war. Er würde um Josi kämpfen, selbst mit einem übermächtigen Gegner.

Er nahm sich den Degen, den er zum 30. Geburtstag von Diego bekommen hatte, informierte sich bei Stephan wo dieser zu finden sei und machte sich auf den Weg zu Jokijoshi.

Stephan beunruhigte das, denn er glaubte sein Vater würde sich nur wegen der Streiterei der Söhne mit dem Padre von Soichi anlegen wollen. Er sagte es seiner Mutter, diese total schockiert, machte sich auf den Weg. Sie brach mit ihrem Pferd durchs Gebüsch und sah wie Makoto gerade das Samuraischwert erhob. Bertuccio, mit einer tiefen Schnittwunde an der rechten Schulter, kniete am Boden:

„NEIN! Makoto! Tu es nicht!“, schrie Josi.

„Er wollte es nicht anders.“, sagte Jokijoshi.

„Tu ihm nichts. BITTE!“ Er sah sie aus den Augenwinkeln an:

„Warum willst du ihn retten? Seine eigene Dummheit hat ihn in diese Situation gebracht.“, meinte er böse.

„Du hättest damals auch jeden Kampf aufgenommen, um mich zu beschützen. Ich flehe dich an.“, sagte sie voller Angst.

„Er kann dich nicht beschützen. Er ist schwach.“, erwiderte Makoto.

„Nein, er ist so stark wie man es nur sein kann. Er gibt mir Kraft, so wie nur du es damals konntest. Ich bitte dich. Tu ihm nichts.“, kniete Josi jetzt vor ihm.

„Du bist schwächer geworden.“, sagte er mit einer tiefen, erbosten Stimme. Sie blickte auf.

„Das vielleicht, aber wenigstens nicht grausamer.“, stand sie nun auf und sah ihm direkt in die Augen:

„Du findest noch immer die Worte, die mir wehtun.“, gab er traurig zu und ließ das Schwert sinken.

Señora von Voß nahm ein Tuch und hielt sie an Bertuccios Schulter. Er sah sie traurig an:

„Jo, wenn du willst kannst du mit ihm gehen.“

„Wenn du nicht schon verletzt wärst, würde ich dir eine klatschen! Denkst du denn tatsächlich, ich würde dich verlassen, all die guten Zeiten vergessen, alles was du für mich getan hast? He?“, fragte sie böse: „Du…“

„Ich will nur, dass du glücklich bist.“, sagte er.

„Was könnte ich denn noch mehr vom Leben haben wollen, als dich und Stephan?“

Bertuccio schwieg. Er war so erleichtert und er liebte seine Frau mehr den je.
 

„Choosé findest du im Gebäude der Südindischen Handelsgesellschaft.“, erklärte Josi Makoto Stunden später im Hotel. Bertuccio hatte sich, nachdem seine Wunde versorgt und seine Zweifel beseitigt waren hingelegt.

„Wärst du bereit mich zu begleiten?“, fragte Jokijoshi.

„Zur Südindischen Handelsgesellschaft ja, auf deine weiteren Wege nein. Ich bin hier wirklich glücklich.“, lächelte sie ihn schüchtern an.

„Das sehe ich. Los zieh dich um.“, sagte er.

Etwas später trafen sie sich draußen:

„Hier nimm es.“, sagte `Schwarzer Schatten`: „Es ist deins.“ Sie reichte ihm das Schwert.

„Ich will es nicht.“, sagte Makoto barsch.

„Warum nicht?“

„Es war der Grund, warum Shizuka sterben musste.“

„Tut mir leid. Dann sollte ich damit wohl auch nicht kämpfen.“, meinte Josi.

„Du kannst es haben. Das Blut klebt an den Händen des Mörders, nicht am Schwert. Also kann es deine Seele nicht beschmutzen.“

Plötzlich hörten sie ein Geräusch und zogen die Schwerter:

„Wer ist da!“

„Schatten wir sind es.“ Zorro und Felidae traten hervor.

„Was wollt ihr hier?“, fragte Señora von Voß.

„Wir möchten euch Rückendeckung geben.“

„Das ist nicht nötig. Das ist eine Sache zwischen mir und Choosé.“, sagte Makoto.

(jpn.) „Du kannst dich auf sie verlassen.“, sagte Jo.

„Du verstehst sicher, dass ich nach den Erfahrungen des letzten Jahrzehntes niemanden mehr traue.“

„Und warum bist du dann mitgekommen?“

„Weil du einer der Menschen bist, dem ich noch immer vertraue.“

„Warum?“

„Du warst und bist der ehrlichste Mensch, den ich je getroffen habe.“, sagte er.

„Dann lass sie uns helfen.“, meinte der Schatten.

„In Ordnung.“ Sie machten sich auf den Weg.
 

Choosé lag in seinem weichen Bett und schlief einen sorglosen Schlaf, als zwei Gestalten zu beiden Seiten ans Bett traten. Das Ziehen der Schwerter weckte ihn:

„Wer seid ihr?! Was wollt ihr?!“, fragte er panisch.

„Erinnerst du dich nicht an mich?“, raunzte Makoto und zündete eine Kerze an:

„Jokijoshi- san, …ich …ich habe …habe versucht sie aufzuhalten.“

„Wem willst du hier was vormachen? Du hast mich und meinem Sohn zu einem Treffen bestellt. Du wusstest, ich würde ohne Schwert kommen und dass es zuhause bei Shizuka lag. Du bist zum Treffen nicht erschienen, stattdessen zu meiner Frau. Du hast sie ermordet!“

„Das ist nicht wahr!“, schrie Choosé.

„Und wie kommt dann das Schwert in ihren Besitz?“, fragte ´Schwarzer Schatten´ böse.

„Ich… Ich habe es gekauft.“, versuchte er sich rauszureden.

„Nein, Kajashi sagte, dass du es warst.“ Makoto ging mit dem Schwert im Anschlag auf ihn zu.

„Bitte, bitte nicht…“, flehte Choosé.

„Du hast seine Gnade nicht verdient.“, sagte Schatten. Er setzte das Schwert an:

„Halt! Ist das wirklich nötig?“, fragte Felidae.

„Ja.“, sagten Makoto und Josi und er stieß zu. Das Blut lief auf den Boden und bildete eine Lache.

„Lasst uns gehen.“, sagte Jo. Sie traten aus dem Gebäude und es kamen mehr und mehr Soldaten zum Haus:

„Caballeros, wird Zeit dass ihr kommt.“, sagte der Fuchs.

„Tschuldige, wir hatten noch zu tun.“, meinte Josi.

„Und wie entledigen wir uns jetzt dieser Übermacht?“, fragte Zorro.

(jpn.) „Jo, ich mach ein wenig Nebel.“ Makoto schmiss plötzlich Kugeln auf den Boden, die aufbrachen und Rauch erzeugten.

Der ´Schwarze Schatten` griff sich Felidae und Zorro und zog sie mit sich.

Etwa eine halbe Stunde später standen Josi und Makoto an den Klippen:

„Du willst wirklich nicht mitkommen?“, fragte er.

„Weißt du, es gab einige Momente in meinem Leben, da habe ich auf ein plötzliches Auftauchen von dir gehofft und ich wäre ohne zu zögern mitgekommen. Doch dies ist lange vorbei. Ich habe dich mit Leib und Seele geliebt und ich liebe die Erinnerungen an dich. Diese sind aber nicht so stark, dass ich dafür hier alles aufgebe.“, lächelte sie.

„Sage deinem Mann, er soll auf dich achten.“, sagte Makoto und gab ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange:

„Lebe wohl Koibito, lebe wohl.“, ließ er ihre Hand los und ging den Klippenweg hinunter. Sie stand am Kliff und winkte dem fortsegelnden Piratenschiff:

„So freundlich sind wir noch nie verabschiedet worden Käpt´n.“

„Nein.“, sagte Makoto gedankenverloren mit einem letzten Blick auf Josi.

Alcalde

Alcalde

Am nächsten morgen klopfte es bei Familie De la Vega an der Tür:

„Buenos diaz Stephan, Amy ist im Stall und putzt ihr Pferd.“, sagte Charlie. Er machte sich auf den Weg da hin und sah sie an ihrem braun- weißem Schecken:

„Was machst du hier?“, fragte Amy nachdem sie ihn ebenfalls entdeckt hatte.

„Ich wollte fragen, ob du Zeit hast?“

„Wenn du mitkommst ausreiten?“

„Gerne, solange ich nicht laufen muss.“ Amy grinste und ging auf ihn zu. Als sie an die hintere Box wollte hielt er sie sanft fest und sah ihr in die Augen:

„Ich... Ich liebe dich.“, gestand er ihr erneut und küsste sie. Sie war total überrascht, erwiderte dann aber seine Geste.

Während Stephan und Amy ausritten, klopfte es erneut an der Hazienda. Antonio öffnete:

„Don Erik, was machen sie denn hier?“

„Hallo, ist mein Padre da?“

„Ja, oben.“ Er rannte hoch:

„Padre?!“, rief De la Vega junior.

„Erik, was tust du hier? Solltest du nicht auf der Uni sein?“

„Wir könnten ärger bekommen.“, redete er weiter ohne auf die Frage seines Vaters zu antworten.

„Was ist los?“

„Es soll ein neuer Kommandant herkommen.“

„Und?“

„Sein Name ist Alcalde und er... er ist grausam und außerdem mit Lamas befreundet. Wenn wir beide in Kombination haben, wird das für die Menschen hier die Hölle auf Erden.“

„Woher weißt du so gut über diesen Typen bescheid?“, fragte Diego.

„Ich habe Freunde an der Uni, die aus Santa Barbera kommen. Sie haben mir einiges erzählt.“

Etwas später am Nachmittag war Erik in der Stadt unterwegs und sah, dass in die Villa schräg gegenüber der Kantina jemand einzog. Er sah wie viele indianische Bedienstete Möbel, Kisten und Koffer in das Haus trugen.

Eine Kutsche traf ein und aus dieser stieg eine Senorita. Erik war schon angetan von ihr, doch der ältere Herr, der ihr folgte, war ihm sehr unsympathisch:

- Alcalde. -, dachte er: - Was hat die junge Señorita mit diesem Unmensch zu schaffen? -, fragte er sich.

Stunden später waren Erik, Charlie und Antonio in der Kantina als der neue Kommandant die Lokalität betrat:

„Ist der Besitzer zu sprechen?!“, fragte er.

„Ich bin hier. Buenos Diaz.“, sagte Charlie freundlich.

„Señorina...“

„De la Vega.“

« Also Señorina de la Vega, diese Kantina geht in den Besitz der spanischen Armee über, mit sofortiger Wirkung ! », sprach er laut.

„Das können sie nicht machen!“, riefen Mutter und Sohn de la Vega.

„Ich kann. Ich habe eine Generalvollmacht.“ Er zückte das Papier. Charlie sah es sich an:

„Señorina, sie dürfen gerne hier weiterarbeiten, aber alle Aktivitäten und Geldfragen gehen über meinen Tisch. Ab dem heutigen Abend.“

„Ich hole meine Sachen. Erik, Antonio helft mir.“

„Stop, der Indianer bleibt. Einer muss schließlich die Gäste bedienen.“, sagte Alcalde genüsslich.

„Nein, Antonio steht in unseren Diensten. Sie können ihn nicht zwingen!“, rief Charlie. Es hatte sich inzwischen alles zu ihnen umgedreht.

„Sie werden mich nicht davon abhalten.“, sagte er.

„Sie haben vielleicht ein Papier, um mir die Kantina zu nehmen, aber sie können keinen freien Menschen in Besitz nehmen.“

Plötzlich zog er seine Pistole und schoss. Die Kugel ging an Señorina de la Vega vorbei und traf Antonio. Er fiel zu Boden:

„Nein!!!“, brüllte sie und beugte sich zu ihm runter:

„Nie hat mich jemand... mit soviel Respekt behandelt... wie ihre... ihre Familie.“, hauchte er noch und starb.

„NEIN!“, schrie sie, sprang auf und wollte auf Alcalde losgehen. Erik hielt sie davon ab, indem er sie festhielt:

„Lass mich los!“

„Nein Madre, komm.“ Sie weinte und stützte sich auf ihren Sohn. Sie legten Antonio auf die caretta und fuhren, nachdem sie auch die anderen Sachen geholt hatten nach Hause.

Als sie ankamen, warf Charlie noch einen Blick auf Antonio und ging ins Schlafzimmer. Wenig später kam Diego rein. Sie erblickte ihn, sprang auf und hämmerte mit ihren Fäusten auf seine Brust:

„Warum warst du nicht da? WARUM WARST DU NICHT DA?!!!!“, weinte und schrie sie bitterlich.
 

„Schläft sie?“, fragte Erik später in der Küche.

„Was ist passiert?“, antwortete Señor de la Vega mit einer Gegenfrage.

„Alcalde hat Madre die Kantina weggenommen, als er Antonio dort zum Arbeiten zwingen wollte, sagte sie nein. Daraufhin erschoss er ihn.“ Er schloss die Augen fest, um das Bild aus dem Kopf zu kriegen.
 

Senior de la Vega versuchte am nächsten Tag eine Grabstelle auf dem Friedhof zu besorgen:

„Tut mir leid, Señor. Kommandant Alcalde hat befohlen, dass hier keine Indianer mehr beerdigt werden dürfen.“, meinte der Friedhofswärter.

„ENTSCHULDIGEN SIE MAL! Antonio war ein Mensch und ein Christ und dann darf er hier nicht begraben werden?!“, wurde Diego etwas lauter.

„Nein, denn er war kein echter Christ.“, sagte plötzlich jemand hinter ihm. ER drehte sich um und vor ihm stand Alcalde:

„Darf ich mich vorstellen, ich bin ab jetzt hier Recht und Gesetz. Ich bin Kommandant Alcalde.“, grinste der selbstzufrieden.

„Also ihnen habe ich den Toten zu verdanken.“, sagte Diego düster.

„Also ich würde mich mehr über die verlorene Geldquelle ärgern.“

„Sie schon. Darf ich Antonio nun hier beerdigen?“

„Nein, das sagte ich doch bereits oder wollen sie sich widersetzen?“ Diego sah ihn mit einer ziemlichen Wut im Bauch an, sagte dann aber:

„Nein, möchte ich nicht.“, und ging.

„Die Gerüchte stimmen, De la Vega ist ein Feigling!“, sagte der Kommandant so laut, dass Diego ihn hören konnte.

Dieser machte sich auf den Weg zu Padre Michelangelo und organisierte die Beerdigung an einem anderen Ort. Als er schließlich nach hause kam, saß Charlie alleine im Salon:

„Wie geht es dir?“, fragte er vorsichtig.

„Nicht gut...“, sie blickte nach unten und er setzte sich zu ihr: „... Ich konnte ihn nicht schützen. Ich war so machtlos. ... Ich konnte es nicht verhindern...“ Sie weinte wieder. Ihr Mann nahm sie in die Arme :

„Charlotte.“, sagte er nur und drückte sie an sich.

Abends ließen sie Antonio am Wasserfall von Padre Michelangelo beerdigen. Familie De la Vega, von Voß und Freunde und Bekannte von Antonio waren da, alle mit tränenüberströmten Gesichtern.

Nachdem alle gegangen waren, stand Erik immer noch da. Er wusste nicht ob er hassen oder traurig sein wollte:

„Was soll ich tun? Was soll ich tun?“, fragte er.

Viktoria

Viktoria

Am Abend war Fox am Rande des Waldes unterwegs, als er plötzlich einen Schrei hörte. Eine Frau schrie und rief um Hilfe. Erik feuerte Hurrican an, um hinzukommen.

Eine junge Frau war in das Wasserloch gefallen. Sie strampelte und schrie:

„HILFE! HILFT MIR DENN KEINER?!!!“ Er sprang vom Pferd und riss das Seil vom Sattel:

„Bleiben sie ruhig. Ich werfe ihnen ein Lasso zu!“

„Helfen sie mir“

Er warf ihr das Seil zu und bekam sie in die Schlinge. Das andere Ende band er um den Sattelknauf und zog sie mit der Hilfe seines Pferdes aus dem Wasser. Fox lief zu ihr:

„Geht es ihnen gut?“

„Ja, dan...“, sie stockte, als sie erkannte wer sie gerettet hatte: „Sie... Sie sind Zorro.“

„Nein, Fox.“, lächelte er.

„Wollen sie mich ausrauben oder entführen? Haben sie mich deshalb gerettet?“, fragte sie verunsichert.

„Ich habe und werde niemanden ausrauben oder entführen.“

„In Santa Barbera wird immer erzählt Zorro und Fox seien...“

„Ich weiß schon. Kaltblütige Mörder, gottlose Diebe usw. Ihr solltet nicht alles glauben, was die Armee erzählt.“ Sie sah ihn verlegen an.

„Ich möchte euch danken. Mein Name ist Viktoria.“, hielt sie ihm ihre Hand hin. Er nahm sie und küsste diese. In dem Moment als seine Lippen ihren Handrücken berührten, ging ein heißer Schauer durch ihren Körper:

„Bleiben sie immer auf dem Weg, Señorita. Abseits von ihnen ist es gefährlich.“, verabschiedete er sich.

Sie blickte dem Fremden nach, wie er weggaloppierte. Ihr Herz schlug bis zum Hals.
 

Erik kam in den Salon, wo sein Padre auf ihn wartete:

„Erik, unsere Familie ist zu einem Fest eingeladen. Wir haben alle zu erscheinen.“

„Wenn es ein Fest ist, warum machst du dann so ein ernstes Gesicht?“, fragte der Sohn.

„Es ist eine Willkommensfeier für Alcalde.“, sagte er. Die Miene von De la Vega jr. Verdunkelte sich sofort :

„Ich werde nicht hingehen! Dieser Verbrecher hat kaltblütig Antonio erschossen.!“

„Das weiß ich, aber als ein Vega müssen wir diese Termine wahrnehmen und es steht ausdrücklich „mit Familie“.“

„Du erwartest von mir, dass ich da hingehe?“, fragte Erik aufgebracht.

„Ja, keine Chance sich da rauszuwinden. Ich kann es auch nicht.“

„Hast du Madre schon davon erzählt?“

„Allerdings, sie weiß, dass das zu den Pflichten gehört.“, sagte Diego.

„Also gut, wann ist dieses Fest?“

„Morgen abend.“

„Weißt du was, ich würde lieber als Fox hingehen und Alcalde einfach aufspießen!“, sagte Erik barsch und verschwand aus dem Zimmer.

„Du hast ja recht.“, meinte Diego.
 

Vierundzwanzig Stunden später traf die gesamte Familie Vega bei Alcalde ein. Alle Dons der Umgebung waren geladen. Auch Lamas war mit Frau und Sohn da.

„Ah, Don Vega. Ich wünsche ihnen viel Vergnügen.“, grinste ihn Lamas sr. an. Alle Vegas sahen ihn böse an.
 

„Meine sehr verehrten Dons, ich begrüße sie zu diesem kleinen Fest. Wie sie ja sicher schon gehört haben, bin ich der neue Kommandant dieser Region und ich wünsche mir eine gute Zusammenarbeit. Seien sie nun meine Gäste und amüsieren sie sich.“, hielt Alcalde seine rede.

Erik sah sich im Hof der Villa um und entdeckte die junge Frau, die er am Vorabend gerettet hatte:

„Guten Abend Señorita.“, sagte er und musterte sie: „Mein Name ist Erik de la Vega und sie sind?“

„Viktoria Alcalde.“, stellte sie sich vor.

„Was? Sie sind die Tochter dieses... Mannes?“, konnte er seine Worte noch gerade so zügeln.

„Ja.“, meinte sie stolz.

„Guten Tag.“, meinte Erik plötzlich nur und ging zu seiner Schwester.

„Erik, tanzt du mit mir? Stephan durfte ja nicht mitkommen.“

„Natürlich Amy.“, lächelte er leicht und ging mit ihr auf die Tanzfläche. Dieses „Paar“ zog mit der Zeit die Blicke und Aufmerksamkeit auf sich:

„Don Diego ist das nicht ihr Sohn?“, fragte Don Hekto.

„Ja.“

„Und wer ist diese schöne Señorita?“ Señor de la Vega lachte:

« Das ist meine Tochter.“

„Selten habe ich so ein Geschwisterpaar gesehen.“, meinte Señor Hekto.

„Ja, sie halten wie Pech und Schwefel zusammen.“

Der Tanz war beendet und beide gingen sich etwas zu trinken holen:

„Na De la Vega, kriegst du nur deine Schwester aufgefordert und keine richtige Señorita?“, griente Domenique Lamas.

„Halt die Klappe.“, meinte Erik leise.

„Ich habe gehört Antonio ist bei euch nicht alt geworden.“ Amy sah wie sich Eriks Fäuste ballten.

„Erik, lass es.“, flüsterte sie: „Das hat keinen Sinn. Der kriegt schon noch, was ihm zusteht.“, zog sie ihn von Domenique weg.
 

Viktoria hatte Erik die ganze Zeit beobachtet:

- Wieso ist er so plötzlich weggegangen als er meinen Namen erfuhr? -, fragte sie sich. Unbewusst hatte Erik ihr Interesse geweckt.

„Señorita, darf ich um diesen Tanz bitten?“, fragte Lamas jr.

„Aber gerne doch.“, sagte sie. Sie tanzten den ganzen Abend zusammen.

Plötzlich stießen sie mit den De la Vega Geschwistern zusammen:

„Entsch...“, wollte es Erik über die Lippen gehen, aber dann erkannte er Domenique.

„Was wolltest du sagen, De la Vega?“

„Señorita, verzeihen sie.“, entschuldigte er sich nur bei Viktoria.

„Eh, du hast mich angerempelt!“, brauste Lamas auf.

„Nein, ich habe dich angestoßen und es tut mir (leise)nicht (wieder laut) leid.“, sagte Amy. Sie wollte nicht, dass ihr Bruder noch in eine Schlägerei mit Lamas verwickelt wird. Sie sah Señorita Alcalde kurz an und wandte sich dann wieder Erik zu.
 

„Das Mädel sollte ihre Menschenkenntnis aufbessern.“, sagte Amy Erik beim nachhause reiten:

„Hey, was ist mit dir?“, fragte sie.

„Nichts weiter. Ich bin nur müde.“ Sie guckte ihn an:

„Was geht dir im Kopf rum?“

„Ich habe keine Ahnung, ehrlich nicht.“, sinnierte er.

„Na gut.“, meinte sie schnippisch und galoppierte vor. Erik lächelte und ritt ihr nach.

Am nächsten Morgen war Señorita Alcalde auf dem Marktplatz unterwegs. Als plötzlich ein Tumult losbrach. Es wurde geschrieen, Glas ging zu Bruch und Soldaten zogen ihre Säbel:

„Los gib das Geld her!“, hörte sie eine raue Stimme sagen:

„PENG!“, hallte es auf einmal und ein schwarzer Mustang kam auf den Platz. Auf ihm saß Fox. Er sprang vom Pferd und griff die Soldaten an:

- Das ist der, der mich neulich gerettet hat. Fox. Aber wieso greift er die Soldaten an? -, fragte sie sich.

Er setzte die Typen außer Gefecht und erblickte sie als er auf Hurrican davon ritt. Auch sie hatte es gemerkt und fühlte sich dabei ganz komisch.

- Warum tut sie nichts dagegen, wenn sie es doch sieht? Sie hätte die Macht dazu. -, fragte er sich.
 

Seit diesem Vorfall war etwa eine Woche vergangen und beide wussten nicht, was sie voneinander halten sollten, obwohl sie ständig darüber nachdachten.

„Erik, bist du anwesend?“, fragte seine Schwester.

„Amy, kannst du mir einen Gefallen tun?“

„Welchen?“

„Könntest du dieser Viktoria Alcalde mal auf den Zahn fühlen?“

„Wieso soll ich das tun? Ihr Vater hat Antonio umgebracht, hast du das schon vergessen?!“

„Ja, aber nicht sie hat abgedrückt.“

„Und außerdem tanzt sie mit Lamas!“

„Ich habe den Eindruck sie weiß von keinem der Beiden, wer die wirklich sind.“

„Was ist wenn du dich irrst?“, fragte Amy gereizt.

„Bitte.“

„Warum interessiert gerade die dich.“

„Ich frage doch auch nicht immer nach deinen Beweggründen, wenn du irgendwas brauchst.“

„Ja, weil du meine Gründe immer kennst.“, meinte Amy nun leicht grinsend: „Also gut, aber ich mache es nicht gerne.“

„Ich schulde dir was.“, sagte Erik.
 

Er war abends noch mit Hurrican ausreiten, etwas abseits von den viel belaufenen Wegen. Da an der riesigen Eiche standen eine Frau und ihr Pferd. Der Mustang fiel vom Trab in den Schritt:

„Señorita, was tun sie hier?“, fragte Fox.

„Ich habe eine Frage.“, sagte sie leise.

„Und wie lautet diese?“

„Warum… Warum greifen sie die Armee an?“

Er lächelte und schüttelte den Kopf:

„Sie haben keine Ahnung was ihr Vater tut?“

„Er gibt auf die Menschen acht.“, meinte sie überzeugt, aber leise.

„Ich muss ihnen wohl ein paar Dinge zeigen. Steigen sie auf ihr Pferd und folgen sie mir.“ Sie ritten in die ländliche Gegend von San Tasco. Hier standen heruntergekommene Häuser. Vor dem Erbärmlichsten stiegen sie ab:

„Was wollen wir hier?“, fragte sie.

„Kommen sie mit.“ Er klopfte an die Tür, die fast aus den Angeln fiel.

„Wer ist da?“, fragte eine junge Stimme.

„Ich bin es Fox.“ Sie betraten das Haus. Viktoria bekam einen Schock. Die vier Kinder saßen in zerrissenen Kleidern halb verhungert am Tisch und die Mutter lag krank und fiebrig im Bett:

„Ich habe euch etwas Medizin und etwas zu essen mitgebracht.“, sagte er traurig und reichte die Sachen rüber:

„Der Doktor sagt sie sollen dreimal täglich diese Tinktur nehmen.“

„Gott segne dich Fox.“, hauchte die Mutter. Er nahm Viktoria am Arm und führte sie wieder hinaus.

„Was sollte das?“, fragte sie.

„Weißt du, warum sie so arm sind?“ Sie zuckte mit den Schultern: „Dein Vater hat ihren ermordet, hat ihre Vorräte genommen und ihr Land an Lamas verschenkt, weil sie ihre Schulden nicht zahlen konnte. Diese Art von Enteignung und Mord ist im Moment an der Tagesordnung.“

„Du lügst!“, schrie sie, weinte aber. Erik schüttelte den Kopf:

„Die Machtgier von Armee und Lamas stürzen die Menschen in Armut und Tod.“, meinte er tot ernst: „Ich kann dir gerne noch ein paar Behausungen zeigen. Was mit den Indianern passiert erwähne ich erst gar nicht.“

„Aber die Indianer sind doch unsere Feinde.“, sagte sie aus einer Selbstverständlichkeit, die ihn wütend machte.

„Du hast von den Indianern überhaupt keine Ahnung. Der weiße Mann, d.h. auch du und ich sind hergekommen, haben uns das Land genommen und rotten sie jetzt aus!“, schimpfte er: „An ihrer Stelle würde ich auch kämpfen!“

Sie war nun völlig eingeschüchtert. Alles was sie geglaubt hatte, was ihr Vater ihr erzählt hatte, sollte eine Lüge sein.

„Tu mir einen Gefallen und betrachte deine Umwelt mal kritisch und nicht so, wie sie dir von deinem Vater präsentiert wird.“, stieg er auf. Er brachte sie zurück zu der Stelle an der er sie getroffen hatte:

„Auf wieder sehen, Señorita. Ich hoffe, dass sie die Wahrheit erkennen.“, sagte Fox und ritt davon.

„Amy, das worum ich dich gebeten habe, brauchst du nicht mehr tun.“

„Warum nicht?“ Er berichtete es ihr

Bernado

Bernado

Erik war nach San Francisko zurückgekehrt und lauschte den Vorlesungen seines Professors. Als dieser darauf zu sprechen kam, dass Indianer und Schwarze Menschen zweiter Klasse seien, wurde ihm speiübel.

„Wie kommen sie auf so was?!“, fragte er laut.

„Señor De la Vega, jemand wie sie müsste das doch wissen.“, meinte der herablassend.

„Nein, weiß ich nicht! Sie sind Menschen. Sie haben Gefühle. Sie sind intelligent. Warum sollten sie Menschen zweiter Klasse sein? Weil sie nicht so sind wie WIR?!“, brauste Erik auf.

„Señor De la Vega, VERLASSEN SIE AUF DER STELLE DEN HÖRSAAL!“, schmiss er ihn raus.

Erik stand auf und verließ Türe knallend den Saal. Er setzte sich aufs Pferd und ritt zum Yosèmite Tal, das etwa zwei Tage entfernt lag:

„Was ist das?“, fragte er sich, als er Rauch roch. Er sah zum Himmel und sah wie dicke Rauchschwaden von einem entfernten Punkt aufstiegen. Sein Pferd wurde nervös:

„Was ist los, Amigo?“ Erik lenkte ihn von der freien Fläche in den Wald. Gerade noch rechtzeitig um von der Meute von Soldaten nicht gesehen zu werden.

Dafür sah er sie, wie sie lauthals, vor Triumph brüllten:

„DEN ROTHÄUTEN HABEN WIR ES GEZEIGT!!!“

„DIE LEGEN SICH NIE WIEDER MIT UNS AN!!!“

„AN DEN FELLEN WERDEN WIR UNS EINE GOLDENE NASE VERDIENEN!!!“

„Nein.“, flüsterte Erik in der Ahnung was die Männer getan hatten. Er machte sich auf den Weg in das brennende Indianerdorf.

Die einst stolzen und tapferen Krieger lagen im Dreck, blutverschmiert. Die Frauen geschändet und die Kinder ausgeweidet wie Tiere.

Er konnte es nicht glauben. Zweifelte an der Gerechtigkeit Gottes, an dem „Menschsein“ dieser Männer. Er saß auf dem Boden und vergoss Tränen, dann begann er die Toten zu beerdigen.

Als er schließlich dem Häuptling seine Habseligkeiten ins Grab geben wollte, fand er in einem fast zerstörten Zelt einen Jungen von etwa acht Jahren, der sich in eine Decke hüllte und ihn voller Angst anstarrte:

„Bleib ganz ruhig. Ich tu dir nichts.“ Aber das Kind zitterte nur: „Ich lass dich ja in Ruhe.“ Erik war froh, wenigstens einen Überlebenden gefunden zu haben, aber was der Arme mit ansehen musste, wollte er sich nicht mal in seinen düstersten Alpträumen vorstellen.

Er stellte ihm eine Schüssel Wasser und etwas zu essen ins Zelt, versuchte aber nicht ihn zu berühren.

Nach zwei Tagen kam der Junge das erste Mal aus dem Tippi. Erik lächelte ihn an:

„Hallo.“ Der Indianer antwortete nicht und setzte sich nur auf die andere Seite des Feuers:

„Also mein Name ist Erik. Hast du auch einen Namen?“ Kein Ton entwich dem Kind, er starrte jetzt nur auf die Gräber:

„Es tut mir leid um deine Familie.“, sprach Erik. Aber er wurde nicht wahrgenommen. Der Junge ging wieder ins Zelt. De la Vega atmete tief durch und sah auf den Boden.

- Er wird wohl nie wieder zu Menschen vertrauen aufbauen und ich kann es ihm nicht verübeln. - Er ging zu Amigo, der ohne Zaum auf der Wiese graste und streichelte seinen Hals. Der Indianer sah ihn und das tiefe Vertrauen, dass das Pferd für seinen Besitzer hatte.

Amigo spielte mit den Ohren:

„Was hast du?“, fragte Erik seinen Freund und drehte sich um. Hinter ihm stand das Kind. Er ging von Amigo ein Stück weg, so dass der Junge an das Pferd konnte. Amigo machte einen langen Hals und schnüffelte an ihm. Sie berührten sich:

„Na magst du ihn?“, fragte Erik. Er reagierte wieder nicht auf ihn, sondern streichelte nur das Pferd.

Abends am Lagerfeuer:

„Kleiner, ich muss wieder nach hause.“, sagte Erik. Er sah ihn wieder nicht an und bei De la Vega drängte sich ein Verdacht auf. Er machte ihn mit Gesten auf sich aufmerksam und deutete:

„Ich muss wieder nach hause. Wenn du willst, kannst du mitkommen.“ Der Junge starrte ins Feuer, stand dann auf und ging ins Zelt. Erik blickte ihm traurig nach.

Als er am nächsten morgen seine Sachen packte, blickte ihn der Indianer an:

„Es tut mir leid. Ich kann nicht länger bleiben.“ Im Schritt ritt er los. Der Junge blieb allein zurück. Was sollte er tun. Hier bleiben, bei den Gräbern seiner Familie oder sollte er es wagen mit einem Weißen mitzugehen. Dann entschied er sich und rannte ihm nach.

Erik hatte ihn nicht aus den Augen gelassen und drehte Amigo.
 

Auf der Hazienda De la Vega liefen Mutter und Schwester schon seit Tagen rum wie Falschgeld. Sie machten sich riesige Sorgen um Erik. Sie hatten ein Schreiben der Universität San Francisco erhalten in dem stand, dass Erik verwarnt wurde. Charlie hatte darauf Bernah da hin geschickt. Als er ohne ihn zurückkam, ohne zu wissen wo er war, machten sie sich riesige Sorgen.

Dann klopfte es spät nachts an der Tür. Ein Bediensteter öffnete:

„Don Erik, ich freue mich sie gesund wieder zu sehen.“

„Danke Enriko. Ist das Gästezimmer frei?“ Erst jetzt sah er den Jungen auf De la Vegas Armen.

„Ja, soll ich es fertig machen?“

„Bitte.“ In dem Moment öffnete sich die Schlafzimmertür seiner Eltern und seine Madre trat heraus:

„Erik! Wo in Gottes Namen warst du?“ Dann sah sie das Kind und blickte in seine Augen:

- Was hat er? Ich habe das Gefühl einem Fremden gegenüber zu stehen. Dieser Schmerz und diese Enttäuschung in seinem Blick:

„Ich bringe ihn hoch.“, bot Charlie an.

„Nein Madre. Er traut keinem. Lass mich das bitte machen.“, meinte er und ging ins Gästezimmer.

Sie sah ihm sehr verwirrt hinterher und ging wieder ins Schlafzimmer. Sie konnte machen was sie wollte, aber sie konnte nicht mehr einschlafen.

Erik saß neben seinem Bett auf einem Stuhl und bewachte seinen Schlaf.

Morgens um 7 kam sein Vater rein:

„Deine Mutter erzählte, du hast jemanden mitgebracht.“

„Ja.“, sagte Erik, sah seinen Vater aber nicht an.

„Vielleicht sollten wir uns draußen unterhalten, damit wir ihn nicht wecken.“, meinte Diego.

„Er hört uns nicht.“, sagte Erik mit enttäuschter Stimme.

- Charlie hatte Recht. Er ist total verändert. -, dachte sein Vater.

„Willst du mir erzählen was passiert ist?“, fragte er.

„Noch nicht, ich muss das erst mal anfangen zu verarbeiten.“, meinte der Sohn.

„Brauchst du was für den Kleinen?“

„Ein paar Sachen zum anziehen wären nicht schlecht.“

„Wir besorgen ihm was.“, sagte Diego und ging wieder raus. In dem Moment kam Amy aus der Küche nach oben gestürmt:

„Padre, ist Erik wirklich zurück?!“, rief sie laut.

„Ja, aber...“ Amy wollte an ihm vorbei ins Zimmer.

„Amy! Er hat einen Indianerjungen mitgebracht, also sei nicht so aufgekratzt. Du machst ihm sonst wach.“, ermahnte Senor Vega.

Seine Schwester betrat den Raum, lächelte ihn an und schloss ihn in die Arme:

„Erik, ich bin so froh, dass du wieder da bist.“ Sie sah ihn an und gab ihm eine Kopfnuss: „Ich habe mir Sorgen gemacht.“ Auch er lächelte jetzt:

„Tut mir leid, Schwesterlein. Ich hatte was zu tun.“ Sein Blick viel auf den Jungen.

„Wer ist das?“, fragte sie.

„Ich habe ihn im Yosémite Tal, zwischen seinem niedergemetzelten Volk gefunden. Er ist völlig traumatisiert, redet und hört nichts.“

„Hat er einen Namen?“

„Ich dachte an Bernado. Findest du das geht?“

„Ja, Onkel Bernah wird das sicher nicht stören.“

Die harte Wahrheit

Bernado erwachte am Morgen und sah sich ängstlich und misstrauisch um. Er versuchte aus dem Bett zu kommen und machte dabei Geräusche, die Erik, der auf einem Stuhl saß weckten:

„Hey, du bist ja wach.“ Der Kleine sah ihn an: „Es ist alles in Ordnung. Hier ist mein zuhause.“, sprach er ruhig.

In dem Moment öffnete sich die Tür. Der Indianerjunge sprang hinter Erik.

„Ah er ist wach. Ich habe ihm was zu essen gemacht.“, sagte Charlie und übergab ihm den Teller:

„Danke Madre.“ Sie verließ wieder den Raum: „Es ist alles in Ordnung Bernado. Hier, das hat meine Mutter für dich gemacht.“, er stellte ihm das Essen auf den Tisch. Doch der Kleine kam nicht:

„Gut ich lasse es hier stehen.“, sagte De la Vega jr.: „Ich werde jetzt kurz raus gehen. Ich wünsche dir guten Appetit.“ Erik verließ das Zimmer, ließ aber die Tür offen. Er sah ihm nach. Das Essen roch verführerisch, doch bevor er sich entschied hinzugehen, regte sich etwas an der nur angelehnten Tür. Eine schwarze Nase schnüffelte ins Zimmer und Lupo trat ein. Der Wolf sah zwischen ihm und dem Essen hin und her, dann ging er zum Teller und begann zu fressen:

„Lupo! Komm raus hier!“, schimpfte eine weitere ihm unbekannte Frau.

„Entschuldige Bernado, ich bringe dir etwas Neues.“, sagte Amy und lächelte ihn an, dann warf sie einen strafenden Blick auf Lupo. Der legte die Ohren an, zog den Schwanz ein, blickte wehmütig zu ihr auf und fiepte:

„Na dir kann man ja nicht lange böse sein. Los raus hier.“, Das Tier wedelte kurz mit dem Schwanz und verließ das Zimmer. Señorita de la Vega schaute auf den Kleinen, der sich hinter dem Stuhl versteckte:

„Hab keine Angst, er wird dir nichts tun und ich auch nicht.“ Sie hielt ihm ihre Hand ihn, doch er schaute nur kurz auf diese und drehte sich dann halbwegs weg von ihr:

„Amy, was tust du hier?“

„Erik, eh Lupo hat seinen Teller leer gefressen. Er hatte Angst und ich wollte ihn beruhigen.“, sagte sie schüchtern.

„Hol ihm noch eine Schüssel Chili. Ich mach euch dann bekannt.“

Fünf Minuten später war sie wieder da:

„Bernado,“ Erik sah ihn an und deutete auf seine Schwester: „Das ist Amy, meine Schwester.“ Er drehte sich jedoch wieder von ihr weg.“

„Nimm es ihm nicht übel. Er hat so schlimmes erlebt, das er überhaupt noch jemanden ein wenig vertraut, ist ein wunder. Sei einfach nett zu ihm.“

„Hey, was soll denn dieser skeptische Unterton. Ich bin doch immer nett zu allen.“, meinte sie und stolzierte raus. Erik lachte und auch Bernado hüpfte ein kleines Lächeln über die Lippen.

Nun setzte er sich doch hin und begann zu essen.

„Ich habe dir ein paar Anziehsachen mitgebracht.“ Er legte ihm Hose und Hemd auf den Stuhl.

Erik drängte ihn zu nichts, was für Bernado sehr beruhigend war. Am nächsten Morgen erwachte er. An seinem Bett hatte es sich Lupo bequem gemacht. Der Kopf des Wolfes lag mit auf seinem Kissen und er sah den Jungen an. Der Kleine konnte sich vor Schreck kaum rühren und mit einem mal schleckte ihm Lupo das Gesicht ab.

Bernado versteckte sich unter der Decke und rückte an die andere Seite der Liege. Das Tier sprang aufs Bett und legte sich ganz dicht an ihn. Nach einer Weile begann Bernado sich erst vorsichtig, dann immer an ihn zu kuscheln.

Es war inzwischen fast eine Woche vergangen und Erik hatte es endlich geschafft, ihn zum spielen zu überreden und nun suchte De la Vega ihn.

Als er auf der Koppel neben der Straße nachsah, entdeckte ihn Viktoria Alcalde. Sie lehnte sich an den Zaun:

„Haben sie etwas verloren?“, fragte sie.

„Nein, oder doch. Ich spiele gerade mit Bernado verstecken.“, meinte Erik.

„Sind sie dafür nicht schon ein wenig zu alt?“

Er lachte:

„Da könnten sie recht haben, aber ich bin froh, dass ich ihn endlich dazu überreden konnte.“

„Wie alt ist er denn, dieser Bernado?“

„Etwa acht.“

„Und einen achtjährigen müssen sie zum spielen überreden?“, wunderte sie sich. Bevor Erik darauf antworten konnte, jauelte plötzlich Lupo am Haus. Er sah erschrocken Viktoria an und wollte hoch laufen:

„Warten sie!“, rief sie.

„Wenn sie sich weiter unterhalten wollen, kommen sie mit.“ Beide liefen in Richtung Hazienda:

„Wo ist er Lupo?“ Das Tier lief auf die Rückseite des Hauses.

Die Holzscheite waren von der Wand gestürzt und hatten Bernado unter sich begraben. Er bewegte sich nicht:

„Bernado, um Gottes Willen...“ Er begann wie von Sinnen die Scheite wegzuräumen: „Señorita Alcalde, helfen sie mir!“ Sie begann ebenfalls Holz beiseite zu rollen.

Jetzt konnte Erik seinen kleinen Freund auf den Arm nehmen und trug ihn ins Haus. Sie folgte ihm.

Als Bernado im Bett lag, bemerkte Viktoria es:

„Er ist ein Indianer.“, sagte sie.

„Ja, er ist ein Mensch.“

„Wo sind seine Eltern.“ De la Vega sah sie an:

« Sie sind tot, genau wie alle anderen in seinem Dorf.“

„Was? War es ein anderer Stamm?“, fragte sie zaghaft.

„Ja, ein Stamm der spanischen Armee. Der auf ein Dorf los ist, dass keinerlei Schusswaffen besaß, dass sie geplündert haben, die Männer erschossen, die Frauen geschändet und ermordet und die Kinder ausgeweidet hatten. Es war grauenvoll. Sie haben nicht nur die Menschen und ihre Seelen entweiht, sondern auch das Land.“, berichtete er noch immer erschüttert.

„Und der Junge lief dazwischen rum?“, fragte sie geschockt.

„Nein, als ich etwas suchte was ich dem Häuptling mit ins Grab legen konnte, fand ich ihn in einem Zelt, nichts sagend, nichts hörend und völlig verängstigt.“

Viktoria nahm sich ebenfalls ein Tuch, tränkte es in Wasser und begann Bernados Schürfwunden zu säubern.

Ohne ein Wort zu sagen, verbrachten sie mehr als eine Stunde bei dem Jungen und versorgten ihn. Doch diese Zeit bei und mit De la Vega brachte ihr mehr über die Realität, Mitgefühl und Menschlichkeit bei als es ihr Vater oder die Aristokraten in ihrem Umfeld je getan hatten.

Sie verließ die Hazienda und machte sich auf den Heimweg. Es fielen ihr immer mehr Begegnungen und Situationen ein, in denen man ihren Vater als Mörder oder Sadist bezeichnet hatte. Sollte es wahr sein? Konnte sie all die Hinweise, die ihr Fox und auch unbewusst Erik gegeben hatten Wirklichkeit sein. Mit diesen Fragen betrat sie ihr Haus und ihr Zimmer und schloss hinter sich die Tür ab.

Des Nachts wurde sie von einem kühlen Luftzug geweckt. Sie wollte das Fenster schließen, aber dann sah sie jemanden, der sie beobachtete. Es war Fox, er verbeugte sich und wollte wieder gehen:

„Warten sie!“, rief Viktoria leise. Erik sah zurück. Sie warf sich einen Umhang über und schlich sich leise aus dem Haus:

„Was möchten sie?“, fragte der Maskierte.

„Ich habe eine Frage.“, sie sah ihm in die Augen. Dieser tiefe Blick löste bei ihr eine Gänsehaut aus:

„Und die ist.“

„Ist es wahr, dass...“, sie blickte nach unten: „...dass mein Vater Unschuldige ermordet? Das wir die Indianer abschlachten.“ In ihren Augen hatte sie Tränen, sie konnte nicht glauben, was sie ihrem Vater unterstellte.“ Fox sah wie sie zitterte und er seufzte:

„Señorita, es tut mir leid.“ Sie begann hemmungslos zu weinen. Viktoria war enttäuscht und entsetzt. Er schloss sie in die Arme:

„Señorita Alcalde, sie haben mit dieser Erkenntnis die Möglichkeit etwas zu ändern.“ Sie sah ihn verwirt an: „Vielleicht ist es nicht viel, aber es hat sich schon gelohnt, wenn sie nur einem Menschen helfen können.“, versuchte er zu trösten.

Viktoria blickte auf ihn:

„Glauben sie das was sie da sagen?“

„Jede gute Tat kommt auf einen zurück. In Form von Freundschaft, Liebe oder einfach nur Akzeptanz ohne Angst. Ich bin sicher, sie werden es sehen.“ Im Haus regte sich nun etwas:

„Gehen sie wieder rein, Señorita.“, sagte Fox und streichelte ihr über die Wange: „Buenos noches.“, wünschte er ihr noch und verschwand.

Verzweiflungstat

Verzweiflungstat

„Viktoria?! Wo kommst du her?!“, fragte ihr Vater laut.

„Ich hatte Kopfschmerzen und brauchte ein wenig frische Luft.“, sagte sie ohne ihn anzusehen.

„Geh jetzt wieder ins Bett und das nächste Mal, sagst du bescheid, damit dich jemand begleiten kann.“

Als Erik in die Höhle kam, stand Amy da:

„Wo warst du?“, fragte sie.

„Unterwegs.“, antwortete er kurz.

„Komm mit, du musst dir dringend was ansehen.“, sagte sie und wartete noch bis er sich umgezogen hatte. Seine Schwester führte ihn ins Gästezimmer, wo Bernado und Lupo im Bett lagen und schliefen:

„Ich glaube es nicht.“, sagte Erik leise und Lupo blickte auf. Er blickte sein Herrchen an mit der Frage im Blick:

„Darf ich bitte liegen bleiben?“

„Ist das zu fasssen.“

Als Bernado am nächsten morgen erwachte, war Lupo nicht mehr da. Er stand auf und verließ das erste Mal alleine das Zimmer. Er sah auf den Flur und entdeckte den Wolf an Amys Zimmer düsen. Er hob den Kopf und freute sich als der Junge auf ihn zukam.

Der wedelnde Schwanz pochte gegen Señorita de la Vegas Tür. Verschlafen öffnete sie:

„Was´n los?“ Dann sah sie erst Bernado und danach Lupo: „Ach ihr seit das.“, lächelte sie: „Geht es dir gut?“, fragte sie ihn und deutete auf die Verbände.

Er bejahte mit einem nicken:

„Das freut mich. Ich gehe mich schnell anziehen.“ Er nickte erneut. Das Verstehen anhand von Gestik, Mimik und Lippen ablesen klappte bei ihm immer besser.

Er klatschte in die Hände um Lupo erneut auf sich aufmerksam zu machen. Das Tier folgte ihm.
 

Amy war am Nachmittag in der Stadt unterwegs. Die Soldaten liefen massenweise durch die Straßen. Das machte sie doch etwas misstrauisch:

„Was ist denn los?“, fragte sie einen Händler.

„Haben sie es nicht gehört? Die Tochter von Alcalde wurde entführt.“

„Was?“

„Ja, endlich erfährt der mal am eigenen Leib wie das ist.“, freute er sich. Aber Amy sah das nicht so:

„Was kann die Tochter für die Verbrechen des Vaters?“, fragte sie nun.

„Die Kinder der Reichen Leute müssen lernen und akzeptieren, dass das Leben hart und ungerecht ist.“, sagte er nun.

„Meine Eltern sind auch wohlhabend. Macht mich das deshalb zu einem schlechteren Menschen?“, fragte sie böse.

„Sie und ihre Familie bilden die große Ausnahme.“

„Nein, es gibt mehr Familien die, die Armen unterstützen, so gut sie können z.B. die Familie Von Voß.“, sagte sie.

„Die anderen Dons tun aber nichts. Es wird Zeit für eine Lektion.“ Kopfschüttelnd sagte sie:

„Gewalt erzeugt Gegengewalt, wann wird das endlich begriffen?“, und ging.

Eine Stunde später berichtete sie alles ihrem Bruder. Der sich als Fox auf die Suche machte.

Am Felsengefängnis spürte er Viktoria und ihre Entführer auf. Er stieg vom Pferd als sie ihn entdeckten:

„Fox?“, fragten sie misstrauisch.

„Ja, was macht ihr hier?“

„Wir zwingen Alcade unsere Frauen frei zu lassen!“

„Alles was ihr erreichen werdet sind mehr Soldaten, mehr Gewalt und dass eure Frauen leiden oder sogar sterben werden.“, sagte Erik.

„Aber was sollen wir denn tun?! Ihn einfach machen lassen!“, brüllte einer.

„Nein, ihr habt jetzt ein Sprachrohr. Ich bin sicher Señorita Alcalde wird mit ihrem Vater reden, dass er sie frei lässt.“ Fox hatte sie dabei die ganze Zeit angesehen.

„Warum sollten wir dem Zustimmen?“, fragte ein Dritter.

„Weil eure Frauen sonst keine Chance haben. Alcalde wird bald eins und eins zusammenzählen und nachdem was ich gehört habe, ist er nicht zimperlich. Señorita, wären sie so freundlich ihren Vater darum zu bitten und wenn er fragt ihm zu sagen, dass sie nicht entführt wurden, sondern sich nur mit mir unterhalten hätten.“

„Ich werde mich dafür einsetzen. Die Señores können sich darauf verlassen.“, meinte sie.

„Es ist ihre Chance. Die einzig unblutige, die ich ihnen anbieten kann.“, sagte Fox.

Ein Mann schnitt ihre Fesseln durch und sie lief zu Erik: „Wir holen sie so schnell wie möglich raus.“, sagte er noch.
 

„Vater, ist es wahr, dass du Frauen eingesperrt hast, deren Männer die Steuern nicht zahlen konnten.“, fragte Viktoria.

„Nein, woher weißt du das?“, fragte er.

„Fox hat es mir erzählt.“

„Was? Wo bist du diesem Verbrecher begegnet?!“

„Padre, bitte lasse die Frauen frei. Sie können doch nichts dafür.“, umging sie seine Frage.

„Ich denke nicht dran!“, schrie er nun.

„Dann ist alles wahr was gesagt wird? Du erpresst, unterdrückst und mordest.“

„Peng“, hatte sie eine Ohrfeige kassiert. Sie sah ihn an, weinte aber im Gegensatz zu früher nicht:

„Geh auf dein Zimmer!“, schrie er. Sie tat es und öffnete wenig später die Tür und auf dem Bett saß Fox:

„Geht es ihnen gut Señorita?“

„Nein, er wird sie nicht frei lassen.“, sagte sie enttäuscht. Er stand auf und gab ihr einen Kuss auf die Wange:

„Verzweifeln sie nicht.“, sagte er und verschwand durchs Fenster:

„Warte!“, rief sie ihm nach, aber er war schon weg.
 

„Padre, ich brauche deine Hilfe.“ Diego sah seinen Sohn an:

„Was ist denn?“

„Wir müssen die Frauen der Bauern aus dem Gefängnis befreien.“

„Wir können nichts unternehmen, solange Alcalde in der Nähe ist.“, sagte Señor Vega.

„Mmh, ich glaube ich kenne jemanden, der ihn für ein paar Stunden weglocken könnte. Weitere Hilfe könnten wir von den Ehemännern kriegen. Machst du mit?“, fragte der Sohn.

„Ja. Frag aber erstmal den Bekannten ob er auch mitmacht.“ Erik nickte.
 

Nachts klopfte es an Señorita Alcaldes Fenster:

„Wer ist da.“, fragte sie leise durchs geschlossene Glas.

„Ich bin es.“, sagte Fox und tauchte auf davor auf.

„Bist du wahnsinnig hier immer aufzutauchen.“, sagte sie halb panisch, halb geschmeichelt, das Fenster öffnend.

„Verzeihen sie mir, aber ich muss dringend mit ihnen sprechen. Kommen sie mit.“ Sie sah ihn erschrocken an, doch Erik lächelte:

„Ich werde ihnen sicher nichts tun. Ich gebe ihnen mein Wort.“ Sie zog sich ihren Morgenmantel über und er half ihr aus dem Fenster. Sie verschwanden in den Wald:

„Was möchten sie von mir?“

„Señorita Alcalde, ich muss die Frauen so schnell wie möglich aus dem Gefängnis befreien, aber das schaffe ich nicht ohne ihre Hilfe.“

„Wenn mein Vater das erfährt, wer weiß was er mit mir anstellt.“

„Ich weiß, aber die Frauen sind jetzt schon seit über drei Monaten dort und eine ist schwer krank… würden sie es für die Gerechtigkeit tun?“, fragte Fox.

„Nein… ich werde es für dich tun.“, sagte sie und küsste ihn.

„Sie müssen zurück. Ich komme morgen Nacht noch einmal.“, sagte De la Vega und verschwand.

Viktoria gelang es tatsächlich ihren Vater zu einem langen Ausritt mit Übernachtung zu überreden. Am frühen Abend legten Zorro und Fox los. Nicht nur die Bauern der Ehefrauen halfen mit, sondern auch weitere Rebellen, `Schwarzer Schatten´ und Felidae. Das Gefängnis wurde überrannt und die Frauen rausgeholt und wie Diego es geahnt hatte, waren die Soldaten ohne „Anführer“ wesentlich leichter zu überrumpeln.

Die Frauen, völlig ausgemergelt und schlapp wurden zum Felsenversteck ihrer Männer gebracht. Zorro und Fox Lebensmittel, Kleidung und Medikamente besorgt.

Verlobung

Verlobung

Am nächsten Morgen war in San Tasco sehr gute Stimmung. Die Menschen waren erleichtert, dass die Frauen endlich befreit waren und zweitens hatte man Alcalde ein Schnippchen geschlagen, was alle unterdrückten sehr befriedigte, auch einige Soldaten hatten ein Lächeln, ja fast ein Grinsen auf den Lippen.

„Du hast davon gewusst. NICHT WAHR!“, schrie Alcalde seine Tochter an.

„Nein, woher sollte ich das wissen.“, verteidigte sie sich.

„Es wird Zeit dass du es wieder lernst, dich zu benehmen! Seit du hier bist, wirst du immer ungehorsamer!“, meinte er und schloss die Tür hinter sich ab.

Sie legte sich aufs Bett, da knisterte etwas. Sie nahm die Decke weg und fand einen Zettel:

„Danke, von allen und ganz besonders von mir.“, stand drauf. Dahinter war ein Kleines Herz mit einem „F“ gezeichnet.

Familie De la Vega wurde zwei Wochen später erneut auf ein Fest von Alcalde eingeladen, auch die Von Voß´ kamen mit. Er hatte festgestellt, dass in der Gemeinde viel von ihnen gehalten wurde. Amy und Stephan tanzten den ganzen Abend, während Erik sich wunderte wo Viktoria steckte. Er fand sie schließlich weinend hinter dem Haus:

„Was ist los?“, fragte er.

„Lassen sie mich in Ruhe.“, schluchzte sie.

„Ich würde ihnen wirklich gerne helfen.“

„Sie? Ich denke sie mögen meinen Vater nicht.“

„Das hat doch nichts mit ihnen zu tun.“, sagte er voller Überzeugung. Sie sah ihn an:

„Jetzt kann mir keiner mehr helfen.“, weinte sie.

„Das glaube ich nicht. Sie haben Freunde.“

„Woher wollen sie denn das wissen?“

„Na ja zumindest haben wir einen gemeinsamen.“, sagte er jetzt sehr leise. Überrascht blickte sie auf: „Er wird nicht zulassen, dass ihnen was passiert.“

„Das kann nicht mal er verhindern.“, meinte sie, wischte sich die Augen trocken und ging. Erik schaute ihr nach und begab sich dann wieder aufs fest.

Die Musik ertönte nun und Alcalde trat aufs Podest:

„Meine lieben Dons und Gäste, ihr fragt euch sicher warum ich heute ein Fest gebe. Ich möchte hier die Verlobung meiner Tochter Viktoria mit Don Domenique Lamas bekannt geben.“ Alles klatschte außer Erik, der nur Señorita Alcalde ansah, die vom Weinen immer noch rote Augen hatte. Domenique trat neben sie und grinste.

De la Vega jr. verließ die Veranstaltung. Amy bemerkte das und ging ihm nach:

„Erik, was hast du?“

„Lass mich bitte in Ruhe.“

„Du weißt, das wird sowieso nichts, also.“

„Lass uns heute Abend zuhause darüber sprechen, ja.“, sagte er und ließ sie stehen.
 

„Wollt ihr das?“, fragte Fox, als Viktoria schon im Bett lag und schlief. Sie erwachte von der Frage. Sie erkannte ihn, sprang aus dem Bett und schlug ihn mit der Faust:

„Das dafür, das mein Padre mich zwingt Lamas zu heiraten und das ist für ihre Frage.“ Sie holte erneut aus, doch Fox hielt ihre Hand fest:

„Es tut mir leid, Señorita.“

„Verschwinden sie, bitte.“, sagte sie enttäuscht von sich und der ganzen Welt.

Erik kam in die Höhle, völlig geknickt. Amy wartete auf ihn:

„Was ist nun los?“

„Ich liebe Viktoria Alcalde.“, sagte er.

„Warum ausgerechnet die?“

„Weil sie ein gutherziger Mensch ist. Außerdem ist es nur ihr zu verdanken, dass wir neulich die Frauen rausholen konnten.“

„Liebt sie dich auch?“

„Sie ist enttäuscht von Fox und ich glaube von Erik hält sie nicht so viel.“, meinte er.

„Hat sie dir also das Feilchen verpasst.“ Er nickte: „Weil sie Lamas heiraten muss. Ich glaube da hätte ich dich auch geschlagen.“, grinste sie und sagte dann zu ihm: „Wenn du willst, denke ich mir was aus.“

„Lass mal. Ich kriege das schon irgendwie geregelt.“

„Du hörst dich echt überzeugend an.“, sagte sie sarkastisch und ging nach oben.

„Wo kommst du denn her?“, fragte Charlie ihre Tochter.

„Von unten.“

„Ist Erik auch da?“

„Ja, aber er ist nicht gut drauf… hat Liebeskummer.“

„Weswegen?“

„Viktoria Alcalde.“

„Die?!“, fragte Charlie geschockt.

„Ja, sie ist in Fox verliebt, obwohl sie nun sauer auf ihn ist und von seinem wahren ich scheint sie nicht so angetan zu sein.“, meinte Amy.

„Da hat er wirklich ein Problem. Soll ich mal mit ihm reden?“

„Du kannst es versuchen.“, zuckte ihre Tochter mit den Schultern.

Doch auch das half nichts.

Bernado spürte, dass es seinem Freund nicht gut ging. Er hatte aber inzwischen mitbekommen warum Erik traurig war und er Beschloss ihm zu helfen.

Viktoria war in diesen Wochen viel spazieren. Meist setzte sie sich dann an einsamer Stelle an einen Baum und begann zu weinen.

Plötzlich hörte sie etwas. Es war ein Knistern das von hinter dem Baum kam:

„Wer ist da?“, sprang sie auf, doch niemand meldete sich. Sie ging um den Stamm und entdeckte Bernado:

„Was machst du denn hier?“, fragte sie, sich den Schweiß von der Stirn wischend: „Hat Don Vega dich geschickt?“ Er schüttelte den Kopf: „Habt ihr euch gestritten?“ Er verneinte wieder.

Sie setzte sich dazu und fühlte sich komisch. Sie war zwar immer noch traurig, aber wenigstens war sie nicht allein. Sie trafen sich jeden morgen und freundeten sich an. Viktoria lernte auch seine Zeichensprache zu verstehen.

„Wie findest du Erik?“, fragte Bernado an diesem Tag.

„Nun, ich weiß nicht. Er scheint nett zu sein.“, meinte sie.

„Er mag dich.“

„Was? Das glaube ich nicht. Er hasst meinen Vater.“

„Magst du deinen Vater?“, meinte Bernado deutend mit einem skeptischen Gesicht.

„Ich liebe ihn, weil er mein Vater ist. Ich mag aber nicht was er den Menschen antut.“

„Du bist ein guter Mensch und Erik weiß das.“, sagte er nur noch, stand auf und lief nach hause. Sie saß da, total verdattert.
 

„Bernado, da bist du ja endlich. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“, sagte Erik.

„Im Wald.“, meinte er nur: „Komm doch morgen mal mit?“

Es war am frühen Abend des darauf folgenden Tages. Bernado hatte Erik anhand einer Skizze beschrieben wo er hin musste und ihn vor raus geschickt.

Nun stand De la Vega am Baum und wartete. Ein trabendes Pferd erregte seine Aufmerksamkeit:

„Señorita Alcalde, was tun sie denn hier?“, fragte er völlig verdutzt.

„Eh, ich wollte mich hier eigentlich mit jemanden treffen.“, sagte auch sie verwirrt.

„Ach mit ihnen ist Bernado nachmittags zusammen.“, sagte Erik und lachte.

„Warum grinsen sie so?“, fragte sie nun misstrauisch.

- Bernado ist ein Verkuppler vor dem Herren. -

„Hey, warum grinsen sie so?“, fragte sie noch mal.

„Ach nichts, vielleicht kann ich ihnen heute Anstelle von Bernado Gesellschaft leisten?“, fragte er.

„Ich weiß nicht.“, sagte sie schüchtern..

„Gut, ich setze mich an den Baum und wenn sie Lust haben, können sie sich dazu gesellen.“, meinte er.

Nach einiger Zeit setzte sie sich auf die gegenüberliegende Seite. Beide fühlten sich komisch:

„Sagen sie,“ fing Viktoria an: „kennen sie Fox?“

„Vom Sehen, wieso?“

„Nun, weil...“

„Was?“, fragte er.

„Können sie ein Geheimnis für sich bewahren?“

„Eh, ja.“

„Sie wissen doch noch, wie die gefangenen Frauen der Bauern aus dem Gefängnis befreit wurden.“, erklärte sie: „Es wäre ihnen nicht gelungen, hätte ich meinen Vater nicht an genau dem Abend weggelockt.“

„Aber sie konnten doch gar nicht wissen, dass das in dieser Nacht geschieht.“, stellte Erik sich unwissend.

„Doch, Fox hatte mich gebeten es zu tun.“

„Warum haben sie zugestimmt?“

„Wissen sie wie viel Leid es in diesem Land gibt und wie viel davon mein Vater verursacht hat?“

Erik war aufgestanden und um den Baum zu Viktoria gegangen. Sie blickte nun auf:

„Soll das heißen, wegen dieser Aktion müssen sie Lamas heiraten?“, stellte er noch mal fest. Sie senkte den Kopf:

„Ja. Ich bereue nichts von dem, aber eines schon.“

„Und was.“

„Fox kam am Abend der Verlobung in mein Zimmer und ich schlug ihn. Ich war so enttäuscht...“, weinte sie jetzt. Er setzte sich neben sie:

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das nicht persönlich genommen hat. Er hat einfach nicht geahnt, dass ihr Vater Verdacht schöpfen würde. Ich an seiner Stelle würde denken, dass ich die Ohrfeige verdient hätte.“

„Meinen sie das ernst?“

„Ja.“

„Bernado hatte recht mit ihnen. Sie sind ein guter Mensch.“, sagte sie und stand auf: „Ich muss jetzt wieder zurück und danke.“, meinte sie noch.

Heirat

Es war 23 Uhr als Viktoria zu Bett ging. Als sie das Zimmer betrat, war das Fenster geöffnet und im Rahmen saß Fox:

„Ich bin froh, dass sie doch noch mal hergekommen sind.“, sagte sie völlig erleichtert.

„Señorita, ich muss ihnen noch mal sagen, wie leid es mir tut.“

„Ist eben nicht zu ändern, aber ich habe etwas bewirkt, oder?“

„Ja, das haben sie. Die Frau, die krank war, ist auf dem Weg der Besserung.“

„Fox, können sie mir einen Gefallen tun?“

„Jeden.“, meinte er.

„Ich möchte gerne fechten lernen.“

„Warum möchte eine schöne Frau wie sie, mit so einer rauen Waffe umgehen?“

„Ich will nicht länger hilflos sein.“

„Señorita, ich weiß nicht.“

„Überlegen sie es sich, bitte.“ Sie kam auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er schloss die Augen und atmete durch:

„Vielleicht gibt es eine Möglichkeit. Ich melde mich bei ihnen.“
 

„NEIN, warum soll ich das machen?“, fragte sie aufgebracht ihren Bruder.

„Ich bitte dich.“, sagte Erik.

„Sie wird es rausfinden. Wer du bist, wer Padre ist. Das ist viel zu riskant.“, versuchte sie ihm das auszureden.

„Amy. So hätten alle die Möglichkeit sie kennen zu lernen und da du nun mal ein Mädchen bist, würde keiner Verdacht schöpfen.“

„Du hast dir schon alles zurecht gelegt, oder?“, sagte sie forsch und würdigte ihn keines Blickes: „Liebe kann ganz schön blind machen, besonders euch Kerle.“, meinte sie in nachgebender Stimme: „Aber ich mache das Training auf meine Weise.“

„Ich habe dich lieb, Amy.“, sagte Erik seiner kleinen Schwester.
 

„Señorita Alcalde.“, sprach Amy sie wenig später in der Stadt an.

„Ich kenne sie doch, ach ja sie sind die Schwester von Don Erik. Was möchten sie?“

„Hören sie zu, ein gemeinsamer Freund hat mich gebeten ihnen etwas beizubringen.“

„Sie meinen ihn?“, fragte sie geschockt.

„Ja, ihn (den Deppen). Er sagte mir sie wollen fechten lernen. Lassen sie mich gleich klar stellen: Es wird harte arbeit.“, sagte Señorita De la Vega.

„Sie wären bereit, es mir beizubringen?“, fragte sie noch mal.

„Ja. Kommen sie heute Nachmittag zur Hazienda Vega.“ Amy drehte sich um und wollte gehen.

„Warten sie. Wie heißen sie mit Vornamen?“

„Amy.“, sagte sie kurz.

Um 15.00 Uhr erwartete Amy Viktoria am Eingang der Hazienda, wenig begeistert:

„Kommen sie mit.“, sagte sie und führte sie zu einer versteckten Wiese:

„Wir sollten es nicht unbedingt Publik machen, was ich sie lehre. Deshalb erwarte ich von ihnen absolutes stillschweigen darüber.“, stellte Amy die erste Regel auf: „Zweitens, sollte ich mitbekommen, dass sie nicht richtig trainieren wollen oder es zu den falschen Zwecken einsetzen, höre ich sofort auf und drittens: Fechten ist gefährlich, sollten sie sich nicht an meine Anweisungen halten, könnte das ziemliche Konsequenzen haben.“

„Darf ich sie was fragen? ... Warum bringen sie es mir bei? Sie können mich nicht leiden, also warum?“

„Ich bin ... Fox was schuldig. Also beginnen wir.“
 

„Über mehrere Monate trainierten sie drei mal die Woche und die beiden Frauen lernten sich mit der Zeit immer mehr schätzen. Auch wenn Amy der reinste „Sklaventreiber“ war, wenn es ums Fechten ging. Sie verstanden sich immer besser und redeten auch nach dem Training noch bei einem Glas Limonade über dies und das.

„Amy.“, sagte sie Tage später: „Morgen ist wohl das letzte mal, wo ich kommen kann.“, sagte sie traurig.

„Warum?“

„Ich werde nächste Woche verheiratet.“ Sie hatte Tränen in den Augen.

„Oh Viktoria, das hatte ich total vergessen. Gibt es da nichts, was du tun kannst?“

„Nein, ich weiß nicht was. Mein Vater wird nicht zulassen, dass ich nein sage.“

„Dann werde ich dir morgen eine kleine Überraschung geben, die dir zeigen soll, dass du niemals die Hoffnung aufgeben darfst.“, sagte Amy. Doch Señorita Alcalde blickte nur nach unten.

Zweiundzwanzig Stunden später erklomm Viktoria die kleine Anhöhe. Doch wer da stand, war nicht Amy, sondern Fox:

„Señorita.“, verbeugte er sich elegant. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht:

„Sie haben sich lange nicht sehen lassen.“, sagte sie.

„Señorita De la Vega berichtete mir von ihrem Problem. Kann ich ihnen eventuell helfen zu fliehen?“

„Ich kann nicht fliehen. Er würde mich finden. Ich muss mich wohl meinem Schicksal stellen.“

„Das Schicksal ist eine große Sache und sie müssen dem nicht alleine Gegenüber treten. Haben sie Vertrauen.“, sprach der verkleidete Erik.

„Ich könnte ihnen fast glauben, aber es gibt kein entkommen und keine Hoffnung.“ Fox trat an sie heran und streichelte ihre Wange:

„Es gibt immer Hoffnung, man darf sie nur nicht aufgeben.“, sagte er und küsste sie.

Amy die sich versteckt hatte verdrehte grinsend die Augen, dann ging sie auf die beiden zu:

„Fox, du musst gehen, bevor dich jemand entdeckt.“, sagte seine Schwester.

„Ja, auf wiedersehen Señoritas.“, verbeugte er sich noch einmal charmant. Sie sahen ihm hinterher:

„Woher wusstest du...“

„Das war nicht schwer zu erraten. Er hat mich ja auch gebeten, dir das fechten beizubringen.“, sagte Amy.

„Woher wusste er, dass du fechten kannst?“

„Ich habe mich einmal wegen einer nichtigen Sache mit ihm angelegt. Daher.“, schwindelte sie, eigentlich hatte sie sich Hunderte Male wegen Nichtigkeiten mit ihm gestritten. J

„Wie stehst du zu ihm?“, fragte Viktoria nun leicht eifersüchtig.

„Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, ich liebe Stephan.“, sagte sie ohne scheu.

„Ich wünschte ich hätte auch so ein Glück zu wissen wer der Geliebte ist.“, stöhnte sie.

„Es wird sich alles ergeben, glaube mir.“

Als sie weg war ging Amy zu ihrem Bruder:

„Du kannst ja so was von schmalzig sein. Wie willst du sie vor der Heirat bewahren?“

„Das weiß ich noch nicht. Hast du nicht eine Idee?“, fragte er.

„Seit wann muss ich mir deinen Kopf zerbrechen? Du bist doch sonst der, der Pläne macht.“, meinte sie schnippisch:

„Vielleicht hilft uns Padre Michelangelo.“

„Amy, du bist ein Genie.“, küsste er sie auf die Wange. Als Fox verkleidet ging er abends zu dem Padre. Sie zogen sich beratend in den Beichtstuhl zurück.
 

Eine Woche später war es soweit. Viktoria wurde morgens fertig gemacht. Der Festgarten war aufgebaut und Domenique schmiss sich in seinen edelsten Zwirn. Alle hochgestellten Persönlichkeiten der Gegend waren eingeladen, auch De la Vega mit Familie.

Nun standen beide am Altar und Michelangelo sprach:

„Wir haben uns heute hier versammelt, um diesen Mann mit dieser Frau zu vermählen...“

Viktoria liefen die Tränen. Sie wusste nun gab es für sie kein entkommen mehr. Sie würde alles was ihr Leben war verlieren, denn sie kannte Domenique von früher und für sie gab es keinen furchtbareren Menschen als ihn:

„... Wenn jemand einen Grund weiß warum diese beiden nicht heiraten sollten, so möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen...“

Im Eingang versammelten sich immer mehr Menschen. Michelangelo wurde auf sie aufmerksam und schaute sie an:

„Wir alle wissen einen Grund!“, rief einer laut, dass sich alle Gäste umdrehten. Erik grinste und stand auf:

„Sprecht, welchen Grund habt ihr vorzubringen?“, fragte der Padre.

„Sie liebt ihn nicht.“

„Sie wird gezwungen.“

„DAS STIMMT NICHT!!!“, schrie Kommandant Alcalde.

„Señorita Alcalde, ist das wahr?“, fragte Michelangelo. Sie sah ihren Vater an:

„Wenn du das machst, verbanne ich dich!!!“, sagte er wütend. Sie sah sich in den Menschenmengen um.

Da waren einerseits die, die sie verheiratet sehen wollten, ohne danach zu fragen, was sie gerne möchte und andererseits die, die sie retten wollten. Dann sah sie ihn, Fox. Der ihr warm zunickte. Sie drehte sich zu Padre Michelangelo:

„Aus Zwang darf niemand verheiratet werden. Wenn nicht beide dem Grund widersprechen, kann ich diese Eheschließung nicht fortsetzen.“

„Ich liebe sie aus vollsten Herzen und werde sie glücklich machen.“, sagte Lamas. Viktoria sagte erst gar nichts, dann:

„Ja, es stimmt.“, sagte sie leise.

„Was stimmt?“, fragte Michelangelo.

„Ich liebe ihn... nicht. Mein Vater hat mich hier zu gezwungen.“, weinte sie, sah kurz ihren Vater an und lief fort.

Kurze Zeit später folgte ihr Domenique.

Im Wald:

„Bleib stehen du kleine Schlampe!!!“, rief er, als er sie fast eingeholt hatte. Er packte sie am Arm und brachte sie zu Fall. Viktoria wehrte sich verzweifelt und versuchte ihn wegzustoßen:

„Um so wilder, umso besser!“, meinte er lüstern.

„Lass sie los!“, sagte plötzlich eine tiefe Stimme.

„Ah, wer kommt denn da, der Beschützer von Witwen und Waisen.“, sagte Lamas herablassend und griff seinen Degen. Sie schlichen umeinander:

„Du solltest wissen, dass mich keine sitzen lässt.“

„Dann wird Señorita Alcalde die erste sein. Mit einem Kerl wie dir, würde es keiner im Guten zwei Minuten aushalten.“

„Das reicht!“, schrie Domenique Lamas und griff Fox an.

Beide kämpften verbissen. Erik um Viktoria zu retten, Lamas um seine Ehre wieder herzustellen.

De la Vega konnte ihn schließlich entwaffnen:

„Du bist erneut geschlagen, lass es dich nicht das Leben kosten.“

„Ich werde sie bekommen und wenn ich sie habe, wird sie mich erst mal zu spüren kriegen.“, lachte er.

„Du bist es nicht wert, dein Leben geschenkt zu bekommen.“, sagte Erik voller Hass.

„Wirst schon sehen, was du davon hast.“

„Kommen sie Señorita, ich bringe sie an einen sicheren Ort.“, sagte Zorros Sohn und hob Viktoria auf Hurrican. Er dahinter und schon ritten sie los. Sie sprach während der ganzen Zeit kein Wort. Sie war noch zu sehr geschockt von Lamas Verhalten.

"Antonios"

73. Antonios

In der Höhle angekommen, stieg sie vom Pferd, dort aufgebaut stand ihr Zimmer:

„Ich habe ein paar Leute gebeten deine Sachen zu holen. Die Frauen der Bauern, die mit deiner Hilfe fliehen konnten, haben deine Anziehsachen eingepackt. Ich hoffe wir haben nichts vergessen.“ Sie schwieg und sah sich um: „Hier kannst du erst mal bleiben.“ Er wollte raus gehen:

„Fox, warte.“ Er drehte sich zu ihr um: „Weißt du Amy sagte, es wird sich alles klären, wenn die Zeit dazu gekommen ist.“

„Was meinst du?“

„Die Frage wer du bist...“, sie kam an ihn ran und berührte die Maske.

„Bitte nicht.“, bat er leise.

„Warum nicht? Ich bin dir gegenüber völlig ausgeliefert und ich vertraue dir.“ Er schloss die Augen als sie das sagte:

„Du willst wissen wer ich bin. In jedem von uns stecken zwei Seelen, die eine zeigen wir am Tag, die andere verstecken wir tief in der Nacht. Ich weiß nicht ob ich bereit bin mich dir völlig zu offenbaren...“, er kam nicht weiter, denn sie küsste ihn innig und leidenschaftlich. Ihre Hände streichelten seinen Oberkörper:

- Oh man, das macht mich total verrückt. Verrückt nach mehr, nach ihr. -

- Was tue ich hier überhaupt? Ich kann mich nicht bremsen. Er ist so warm. So voller Liebe. -,

ging beiden durch den Kopf.

Sie berührten und küssten sich immer wieder. Ein erregendes Gefühl breitete sich in ihren Körpern aus. Sich auf das Bett setzend, schmusten sie weiter. Als Viktoria mit ihrer Hand unter seine Maske wollte hielt er sie ab:

„Nein.“, flüsterte Erik leise und begann ihren Hals zu liebkosen. Beide hatten Gänsehaut und ihr Puls stieg rapide. Seine Finger ertasteten ihre linke Brust. Er knetete diese. Viktoria stöhnte leicht auf.

- Was macht er nur mit mir. Ich möchte ihn noch näher spüren. -, dieser Gedanke wurde immer stärker. Während Erik ihre Brüste verwöhnte, nahm sie ihre Hände nach hinten und öffnete die Schnüre ihres weißen Korsetts:

"Lass mich dir helfen, dich von dieser Fessel zu befreien.", flüsterte er ihr ins Ohr und drehte sie herum. Langsam lockerte er die Bänder. Erik zog es ihr über den Kopf. Sie trug darunter ein Baumwollhemd.

Auch sie blieb nicht untätig und begann sein Hemd aufzuknöpfen und strich über seine nackte Haut:

- Sie ist so atemberaubend. -, dachte er nur und öffnete ihren Rock, mit samt Reifrock. Beides fiel zu Boden. Durch das Unterhemd konnte er nun ihre Brüste berühren. Erik massierte sie vorsichtig, was sie dazu brachte, sich auf das Bett zu legen. Sie sahen sich gegenseitig in die Augen und spürten jeweils die Wärme des Anderen.

Erik entledigte sich seiner Hose. Sie schmiegten sich aneinander, küssten sich und hielten sich fest. Sie löste sich kurz und

fragte:

„Wer bist du?“, aber er antwortete nicht, sondern legte sich nur über sie:

„Ist das jetzt so wichtig?“, fragte er.

„Nein.“ Fox kam zu ihr ran und während eines Kusses, drang er in sie ein. Beide waren völlig überwältigt von dem Gefühl, obwohl es für Viktoria etwas schmerzhaft war. Sie genoss es trotzdem, doch sie hatte das Gefühl, es gebe noch eine Steigerung dieser Extase.

Völlig k.o. lagen sie jetzt nebeneinander:

„Fox, ich liebe dich.“

„Wirklich?“ Das machte Erik das Herz schwerer: - Ob sie immer nur Fox lieben wird oder wird sie auch eines Tages mich, Erik, lieben. -, fragte er sich in dem Moment.

Er gab ihr einen liebevollen Kuss und sie schlief ein.
 

Alcalde ließ seine Tochter überall suchen, aber er fand sie nicht und auch Lamas junior war „fuchs-“ teufelswild. Fox hatte ihm die Frau vor seiner Nase weggeschnappt und das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Erik musste sich jedes Mal das Grinsen verkneifen, wenn er ihn sah.

Charlie war an diesem Tag in der Stadt und sah auf ihre Kantina, die inzwischen völlig versifft war. Es brach ihr das Herz, immer wenn sie daran vorbei ging.

Zu hause wartete jedoch eine Überraschung auf sie:

„Señora de la Vega, da ist ein Brief für sie gekommen.“, deutete Bernado.

„Der ist von Kommandant Alcalde. Warum schreibt der mir?“ Sie öffnete ihn:
 

„Señora De la Vega,

Ich erwarte Sie mit ihrem Mann heute um 20.00 Uhr in der Kantina.

Kommandant Leonardo Alcalde.”
 

“Was will der von mir?”, fragte sie sich. Wuschelte Bernado über den Kopf und ging zu Diego:

„Was machen wir?“, fragte Charlotte.

„Wir nehmen unseren Anwalt mit und gehen hin.“, sagte er.

„Traust du dem?“

„Nein, ich nehme einfach an, er hat nicht das Geld rausgeholt, was er angenommen hatte.“, grinste Señor Vega.

„Ich hoffe es, aber von der Kantina zu leben ist doch gar nicht so schwer.“

„Warst du jetzt mal drin? Das Ding hat jetzt einen Flair von vergammelter Bude.“
 

Am Abend in der Kantina:

„Señor Dela Vega, kurz nach der Übernahme der Kantina durch die Armee habe ich festgestellt, dass die Kosten die Einnahmen bei weitem übersteigen. Meine Frage ist nun: Warum haben sie die Kantina bis dahin gehalten.“

„Nun...“, er sah Charlie an zum Zeichen, dass sie ruhig bleiben sollte: „Wissen sie meine Frau hängt an der Kantina. Ich weiß ja auch, dass es eine Investruine ist, aber wenn es sie glücklich macht.“

- Komm du mir nach hause, Freundchen. -, dachte sie.

„Die Staats- und Armeekasse kann sich dieses Ding nicht mehr leisten. Wollen sie es zurück?“, fragte Alcalde überheblich.

Der Anwalt nahm die beiden kurz zur Seite, dann drehte Señor De la Vega sich um:

„Unter einer Bedingung,“, sagte Diego: „Die Armee hält sich völlig aus den Angelegenheiten der Kantina raus. Sind wir uns einig?“ Diego hielt ihm die Hand hin.

„Gut.“, sagte er und der Anwalt setzte den Vertrag auf.

Die Renovierung der Kantina begann am nächsten Tag. Die Schrift über der Tür „Charlies Kantina wurde entfernt und ein neuer Name angebracht:

„Antonios“

Darauf hatte Charlie, im Gedenken an Antonio, bestanden. Das auf Vordermann bringen der Kantina nahm fast eine Woche in Anspruch. Vieles war kaputt und nicht sauber gemacht worden.

Dann war es wieder soweit, Charlie stand hinter dem Tresen IHRER Kantina. Keiner würde ihr Vorschriften machen und sie konnte sich wieder täglich mit Josi zum Kaffee treffen.

Bertuccio kam rein:

„Du bist wieder glücklich, was?“, fragte er, die Antwort wohl wissend.

„Du glaubst gar nicht wie.“

„Wie sieht es aus bei dir, morgen fünf Personen zum Frühstück?“

„Ja, schreib ich mir gleich auf. Heute Mittag kommt ihr vorbei und esst bei mir, in Ordnung.“, bot sie an.

„Na klar. Bis dann.“
 

„Charlie, unsere beiden Kinder kommen sich immer näher. Meinst du es ist gut für sie, wenn na ja, du weißt schon.“, fragte Bertuccio. Die Frauen sahen sich an und grinsten:

„Mein lieber kleiner Bruder, egal was die Beiden auch machen, verhindern können wir es eh nicht. Das einzige was wir tun können, ist mit ihnen zu sprechen.“, meinte Charlie salomonisch.

„Wart ihr in dem Alter schon derart verschossen?“

„Ja.“, sagten die Frauen und lachten.

„Kommt es mir nur so vor oder verarscht ihr mich?“, fragte er skeptisch.

„Bertuccio, die beiden Kinder, wie du sie nennst werden erwachsen. Du kannst den natürlichen Lauf der Dinge nun mal nicht aufhalten.“

„Wer hat denn was von aufhalten gesagt, nur ein wenig verzögern, reicht völlig aus.“

Josi gab ihrem Mann einen Kuss:

„Damit würden wir uns nur mehr ärger einfahren. Glaub uns.“, sagte sie dann.
 

Viktoria war in der Höhle und übte mit einem Degen im Fechtkreis und übte mit geschlossenen Augen.

Plötzlich klirrte es und sie erkannte Fox, der ihren Schlag parrierte.

„Du hast mich erschreckt.“, sagte sie leise. Er lächelte jedoch nur:

„Mach weiter.“, sagte er.

Sie trainierten jetzt schon über vierzig Minuten, dann schlug Fox ihr den Degen aus der Hand:

„Du bist gut.“, sagte er und hob ihren Degen auf und legte beide auf die Halterung.

„Was soll ich hier machen? Wie lange soll ich hier bleiben?“, fragte sie nun.

„Ich weiß es nicht. Ich mache mir Sorgen, wenn dein Vater dich finden würde, weil dann du froh sein kannst wenn du „nur“ mit Lamas verheiratet wirst

„Und was ist wenn du, dass heißt dein wahres ich mir einen Antrag machen würde?“, fragte sie.

„Ich glaube ich bin bei deinem Vater nicht so beliebt wie Lamas und du hast den ja gehört. Freiwillig rückt er dich nie raus...“, sagte er traurig.

„Da ist doch noch was?“

„Ich glaube, na ja, dass du mein wahres ich nicht unbedingt schätzt.“

„Das ist doch Unsinn. Was könnte denn an dir, an deinem wahren ich so falsch sein? Ich kenne dein wahres Ich. Ich muss nur noch herausfinden wie deine Verkleidung im wahren Leben aussieht.“, sagte Viktoria. Er drehte sich um und sah zur Wand. Mit seinen Händen löste er die Maske und zog sie vom Gesicht.

Sie ging langsam um ihn rum und starrte ihn jetzt an:

„Du? Du bist Fox? Erik de la Vega? »

« Er blickte zu Boden, traurig. »

„Du bist enttäuscht, nicht wahr?“

„Ja! Enttäuscht darüber dass du mir nichts gesagt hast. Warum?“

„Ich weiß nicht.“

„Das ist eine sehr schlechte Ausrede, findest du nicht!!!“, brüllte sie ihm jetzt entgegen, knallte ihm eine und lief aus der Höhle. Er holte sie schnell wieder ein und umarmte sie von hinten:

„Es tut mir leid… Ich hatte einfach Angst.“ Sie drehte sich zu ihm um und erwiderte den Körperkontakt:

„Angst vor der Ungewissheit, dich zu verletzen.“, erklärte Erik.

Duell

74. Duell

Am nächsten Morgen begegnete Erik Lamas, der wohl auf Streit aus war:

„Na De la Vega, suchst du deinen kleinen stummen Freund?“

„Nein, mir laufen meine Freunde und Lieben nicht einfach weg.“, sagte Erik und sah ihn an.

„Willst du dich mit mir anlegen?“, fragte Domenique aggressiv.

„Du weißt, dass du den Kürzeren ziehst und hast.“, grinste er.

Da hatte Erik einen empfindlichen Punkt erwischt:

„Mit dir würde doch nicht mal eine Frau ausgehen, wenn du sie bezahlen würdest!“, schrie er.

„Du machst dich gerade selbst zum Clown. Merkst du das eigentlich?“, fragte Erik seelenruhig.

Lamas sah sich um. Es war totenstill und alles blickte auf ihn:

„Das wirst du mir büßen! Ich verlange Satisfaktion!“, sagte Lamas.

„Du willst dich duellieren? Da bist du ganz sicher?“

„Nicht mit Degen, sondern mit Pistolen.“, fauchte er.

„Mit Pistolen ist es unehrenhaft zu kämpfen.“

„Hat da etwa einer Schiss?!“ De la Vega sah ihn aus verengten Augen an.

„Nein, hat er nicht.“, sagte plötzlich jemand.

„Padre?“

„Du wirst es ihm zeigen.“, sagte Diego, die Hand auf der Schulter seines Sohnes.

„Ich sag dir noch wann und wo. Wer sind deine Sekundanten?“, fragte Domenique.

„Martin und mein Padre und deine?“

„Franchesko und Don Lamas.“
 

Abends:

„Padre, wieso hast du dem zugestimmt?“, fragte Erik wütend.

„Aus einem einfachen Grund, dass du so eine Chance bekommst mit deiner Liebe unten in der Höhle zusammen zukommen.“

„Aber ich will Lamas nicht töten!“

„Ich weiß was du meinst, aber…“, Diego geriet ins Stocken.

„Aber?“, fragte er weiter aufgebracht.

„… Es tut mir leid. Es war ein Fehler mich in deine Angelegenheiten zu mischen. Du bist erwachsen.“
 

Am 19.11. 1857 standen Erik und Domenique Rücken an Rücken mit Pistolen bewaffnet:

„Jeder von ihnen geht zehn Schritte, beim zehnten drehen sie sich um und schießen. Jeder von ihnen hat nur einen Schuss.“, erklärte Martin noch mal die Regeln:

„Eins, zwei…“, begann Franchesko zu zählen.

- Ich werde ihn abknallen wie einen räudigen Köter. -, dachte Lamas.

Erik dachte an gar nichts. Er konzentrierte sich:

„… fünf, sechs…“

- Ich zahle es ihm Heim, dass er mich im Fechten so reingelegt hat.“ (Log er sich an)

„… neun, ZEHN!“ Beide drehten sich um. Domenique schoss, aber streift nur Eriks Schulter. Er zielte seinerseits und feuerte:

„Ahhh!“, schrie Lamas jr. auf. Die Kugel traf seine rechte Hand. Er ließ die Pistole fallen:

„Männer!“, rief Lamas sr. . Niemand erschien. Er blickte sich nervös um.

Plötzlich raschelte es. Vier Personen traten aus Norden, Süden, Westen und Osten hervor. Die Hände erhoben, denn hinter ihnen standen Felidae, ´Schwarzer Schatten´, Stephan und Amy.

„Wolltest du wieder betrügen, Lamas?“, fragte Erik wissend.

„Du nichtsnutziger Stümper. Bist du denn zu nichts zu gebrauchen?“, fragte der Vater von Domenique und zog seinen Degen.

„Tun sie das nicht!“, rief Erik.

„Padre?!“, rief Lamas jr. erschrocken kurz bevor sein Vater ihn erstach.

„Nein!“, rief Erik und kam auf ihn zu gelaufen. Lamas richtete seinen Degen auf ihn und begann zu kämpfen. Er wehrte die Schläge mit der Pistole gerade so ab.

Den Nächsten hielt Diego mit seinem Degen auf:

„Wagen sie es nicht ihre Waffe noch einmal gegen meinen Sohn zu erheben.“, sagte er.

„De la Vega, es ist bekannt, dass sie nicht besonders im Fechten geübt sind. Wollen sie sich wirklich mit mir anlegen?“, fragte Lamas. Felidae musste sich sehr das Grinsen verkneifen, was ihr kaum gelang.

„Ihre Überheblichkeit wird ihnen das Genick brechen.“, sagte Diego, immer noch den Degen erhoben.

„Sie haben keine Chance!“, brüllte Lamas. De la Vega sr. konnte seinen Attacken ausweichen beziehungsweise sie abwehren. Jenes überraschte Lamas nun sehr. Diego setzte ein leichtes Lächeln auf:

„Ich hatte etwas mehr erwartet. So wie sie immer angeben.“, sagte er nun noch. Lamas drosch auf den Degen ein. Sein Gegner machte eine kurze Bewegung und er war entwaffnet. Domeniques Vater war total entsetzt und Don Vega hielt ihm die Klinge vor die Nase:

„Padre, heute ist genug Blut vergossen worden.“, sagte Erik. Diego sah seinen Sohn an und nickte:

„Du hast Recht. Gehen wir.“

Ohne ein weiteres Wort ließen sie Lamas und seine Kumpanen entwaffnet im Wald stehen. Auf dem Weg nach hause kam ihnen Viktoria entgegen:

„Was machst du denn hier draußen?“, fragte Erik.

„Ich wollte sehen ob es dir gut geht.“, sagte sie.

„Kommen sie mit auf die Hazienda, Señorita Alcalde.“

„Ist Domenique tot?“

„Ja, aber Erik hat ihn nicht erschossen…“

„Gott, du blutest ja.“, stellte sie fest. Holte ein Taschentuch raus und band es um Eriks Arm. Er lächelte:

„Danke… Viktoria, darf ich dir meinen Padre vorstellen. Diego de la Vega.“

„Es freut mich sie kennen zu lernen.“

„Ebenfalls.“ Diego nahm ihre Hand und setzte respektvoll einen Kuss drauf. Erik verdrehte die Augen und schüttelte leicht den Kopf:

„Was denn?“, fragte De la Vega sr.

„Madre hatte Recht. Du bist ein Schmeichler.“, grinste sein Sohn.

Auf der Hazienda angekommen, machte ihnen Charlie die Tür auf:

„Alles in Ordnung bei euch?“, fragte sie.

„Ja, nur ein Streifschuss. Madre, das ist Viktoria Alcalde.“ Sie sahen sich an und reichten sich die Hände:

„Buenos Diaz.“, sagte Charlie kurz. Beide wussten nicht was sie voneinander halten sollten.

„Erik, komm mit. Ich will mir deine Schulter ansehen.“, sagte sie.
 

Eine Stunde danach betrat Erik sein Zimmer:

„Wie geht es dir?“, fragte Viktoria.

„So weit ganz gut und dir?“

„Ich weiß einfach nicht was ich tun kann. Was ich tun soll. Ich bin so machtlos. Dieses Gefühl ist entmutigend.“

„Glaube mir, ich weiß wie du dich fühlst. Es geht mir oft so.“ Er setzte sich zu ihr: „Ich muss nächste Woche wieder nach San Franzisko. Wäre es ein Problem für dich, dich solange hier zu verstecken?“

„Nein, wann wirst du wiederkommen?“

„Ich denke in zwei Wochen. Ich muss erst mal die Aufhebung meiner Suspendierung erreichen.“, sagte De la Vega.

„Warum wurdest du suspendiert?“

„Ich habe einen Professor angeschrieen, weil er meinte Indianer und Schwarze seien Menschen zweiter Klasse. Da platzte mir die Hutschnur.“, berichtete er.

„Du weißt aber schon, dass das die landläufige Meinung ist.“ Erik warf ihr einen bösen Blick zu:

„Das ist sicher nicht meine Meinung.“, meinte Viktoria schnell. Beide schwiegen. Dann ging sie auf ihn zu und küsste ihn:

„Erik, ich…“ Er küsste sie weiter, während sie versuchte ihren Satz zu beenden: „… ich wollte … mich bei dir bedanken.“

„Wofür denn?“, fragte er selbstverständlich.

„Dafür… das du mich… gerettet und aufgenommen hast.“ Er berührte ihre Wange und küsste sie leidenschaftlich. Ihre Hände wanderten unter sein Hemd:

- Sie ist einfach atemberaubend. -, dachte er verliebt. Erik berührte ihre Brüste:

- Was macht er nur mit mir. Es ist so schön mit ihm. Jedes mal, er braucht nur in meine Nähe zu kommen. –

Sie verbrachten eine Nacht voller Leidenschaft. Am Morgen erwachte sie durch Eriks Kuss:

„Ich muss heut zurück. Stehst du mit mir auf?“

„Ja.“, sagte sie.
 

„Auf Wiedersehen.“, verabschiedete er sich Stunden später mit einem Kuss von ihr. Sie blickte ihm sehnsüchtig nach, wie er in der Ferne verschwand:

„Ich kenne diesen Blick.“, sagte Charlie plötzlich hinter ihr.

„Woher?“, fragte sie.

„Es ist der Gleiche, den Amy ihrem Stephan hinterher wirft, wenn er geht… Möchtest du einen Tee?“

„Gerne.“ Beide gingen in die Küche.

Als beide eine dampfende Tasse vor sich stehen hatten:

„Nun, wie kommt es eigentlich, dass… das Erik Fox ist?“, fragte Señorita Alcalde.

„Du hast sicher schon mitbekommen, dass sein Vater Zorro ist. Irgendwann ließ sich Erik nicht mehr von Abhalten ihm zu helfen. Er kann ein ziemlicher Dickkopf sein, genau wie seine Schwester. Ich weiß nicht von wem sie das haben. (A.n. ^^°) Wo ist eigentlich deine Mutter?“, fragte Señora de la Vega. Viktoria blickte traurig auf ihre Tasse:

„Sie ist tot.“

„Oh, entschuldige.“

„Das konnten sie ja nicht wissen.“ In dem Moment kam Bernado in die Küche. Señorita Alcalde blickte ihn an:

„In diesem Fall haben Bernado und ich etwas gemeinsam. Wir haben beide gesehen wie unsere Mutter starb.“, sagte sie.

„Es muss schwer für sie gewesen sein mit diesem Menschen als Vater zu leben.“

„Und trotz allem liebe ich ihn. Er ist mein Vater und bevor Fox mir die Augen geöffnet hat, war er für mich der beste Vater.“ …

„Was hast du jetzt vor?“, fragte Eriks Madre.

„Ich habe Angst was mein Vater mit mir macht, wenn ich zu ihm zurückgehe.“, meinte Viktoria verzweifelt.

„Keine Sorge, hier wird dir keiner was tun.“

„Ich danke ihnen Señora.“ Charlie lächelte:

„Die Menschenkenntnis meiner Kinder ist besser als meine und ich bin froh darüber.“ In dem Moment kam Amy rein:

„Was macht ihr hier?“, fragte sie.

„Wir unterhalten uns.“, sagte ihre Madre.

„Lust auf Training?“, stellte Amy in den Raum.

„Ja.“, sagten die Teetrinker.

„Madre, du machst mit?“

„Ja, wird Zeit das meine Tochter ebenfalls das Intensivtraining erhält.“

„Sie haben Fox das Kämpfen gelehrt?“, fragte sie überrascht.

„Nur den Feinschliff. Die meiste Arbeit hatte sein Padre.“, lächelte sie.

„Lass dir nichts erzählen, meine Madre war lange besser als die Beiden und auch jetzt sind sie nur gleichwertig.“, sagte Amy als sie auf dem Weg nach unten waren.

Charlie und Viktoria grüßten sich und schon nach drei Schlägen war Señorita Alcalde ihren Degen los.

„Wow.“, konnte sie nur sagen.

„Amy, komm her. Ihr werdet jetzt die Fechtbewegung ganz langsam ausführen.“, begann Señora de la Vega zu unterrichten.

Es war für beide hart, denn das was Viktoria noch lernen musste, darin hatten sich bei Amy Fehler eingeschlichen:

„Nein! Nein! Nein!“, rief Charlie: „Ihr müsst mehr in die Offensive gehen.“ Sie versuchten es weiter:

„Lasst es sein für heute und geht nach oben.“, sagte sie. Beide trotteten hoch:

„Ist das immer so?“, fragte Señorita Alcalde.

„Meine Madre kann der reinste Sklaventreiber sein, aber sie mag dich, sonst würde sie dich nicht trainieren. Also lasse dich nicht entmutigen. Sie hilft uns beiden.“, meinte Amy.

Sie verbrachten viele Stunden in den folgenden Wochen mit Charlie in der Höhle und lernten fechten. Erik dagegen büffelte für seine Prüfungen.

Entdeckt

75. Entdeckt

Als Erik nach seinem Diplom Heim kam, wurde er von Mutter, Schwester und Vater feierlich empfangen:

„Wo ist Viktoria?“, fragte er als er sich endlich aus der Umarmung seiner Schwester lösen konnte:

„Unten, wartet auf dich.“, flüsterte sein Vater Augen zwinkernd.

„De la Vega jr. öffnete den Kamin und ging die Treppe hinunter. Er sah sich bei den Boxen um, als ihn plötzlich jemand von den Füßen riss und umarmte:

„Hey! Hey! Hey! Lass mich leben.“, sagte Erik zu Viktoria. Sie sahen sich in die Augen und küssten sich:

„Ich habe dich vermisst.“, sagte sie.

„Ich dich auch.“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht… „Du wirst mit jedem Mal hübscher, wenn ich dich sehe.“, meinte er. Sie wurde rot:

„Du übertreibst.“, sagte sie und wendete den Kopf ab. Erik lächelte und strich die nächste Strähne hinter ihr Ohr. Leidenschaftliche Küsse folgten. Beide Körper und Seelen kamen sich immer näher. Ihre Hände berührten sich.

Plötzlich kam jemand die Treppe runter und die Beiden lösten sich schnell voneinander. Es war Bernado, wild gestikulierend:

„Erik, Alcalde ist hier. Ich glaube er weiß dass Viktoria hier ist!“

Sie stürmten hoch:

„...Vega, wenn sie meine Tochter nicht rausrücken, ist das Entführung!“

„Nicht wenn sie freiwillig mitgekommen wäre. Señorita Alcalde ist volljährig.“, sagte ihr Anwalt der „zufällig“ im Haus war. Erik kam aus dem Salon:

„Ah, der Sohn.“, sagte Alcalde genüßlich: „Wie ich hörte, haben sie Lamas um den Sohn erleichtert.“, wurde er jetzt etwas lauter in der Stimme.

„Nein, das hat Lamas sich selbst auf die Fahnen zu schreiben. Ich töte keinen, wenn es nicht sein muss.“, sagte De la Vega jr. voller Überzeugung.

„Wo ist Viktoria?“ Erik schwieg. Der Kommandant lächelte: „Gut, dann werden wir sie mitnehmen und sie solange befragen bis sie oder einer ihrer Familie was sagt.“

„Nein.“ Viktorias Schrei deckte sich mit Charlies. Seine Tochter stürzte aus dem Salon:

„Ich bin hier, Vater.“, sagte sie leise vor der Tür stehend. Er ging auf sie zu und verpasste ihr eine Ohrfeige, bevor einer der De la Vegas etwas tun oder sagen konnte:

„Du kommst jetzt mit!!!“

„Señor Alcalde, ich will ihre Tochter zur Frau.“, meinte Erik.

„Sie können froh sein, wenn sie ihre Freiheit behalten, Don Vega.“, sagte er, ergriff seine Tochter und zog sie mit raus:

„Nein.“, versperrte ihm Diegos Sohn den Weg.

„Du stellst dich mir, der Armee in den Weg! Du bist verhaftet!“

„Vater, ich werde alles tun, wenn du ihn in Freiheit lässt!“ Beide sahen sie an.

„Tu das nicht, Vicki!“, schüttelte Erik den Kopf. Ihr Padre grinste, fasste sie noch fester am Arm, so dass sie leicht aufschrie und zog sie aus dem Haus.

„Viktoriaaaa!“, brüllte er und wollte hinterher, aber die gesamte Familie hielt ihn fest:

„Wir werden sie retten, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.“, flüsterte Diego.

Alcalde ritt mit seiner Tochter in die Stadt und steckte sie in der Kaserne in eine Zelle:

„Du wirst da drin bleiben und keiner deiner neuen Freunde wird zu dir kommen!“, sagte er verächtlich.

„Erik hatte Recht mit dir!“, sagte sie.

„Wie kannst du es wagen, diesem Emporkömmling mehr Achtung entgegen zu bringen als mir!“

„Es war ganz einfach. Er ist ehrlich zu mir und knüpft seine Liebe nicht an Bedingungen!“, meinte sie.

„Du wirst das noch bitter bereuen.“, schrie er und ging hoch in sein Büro.

Eine Gruppe von vier Soldaten trat wenig später vor seinen Schreibtisch. Er sah sie nicht an, sondern schaute aus dem Fenster:

„Männer, in Zelle sechs ist eine Frau. Zeigt ihr woraus die spanische Armee gemacht ist.“, sagte er kühl. Die Männer sahen sich grinsend an und verließen das Büro. Vor dem carcel* guckten sie sich erneut an:

„Er kann unmöglich sie meinen. Du, geh hoch und frag nach.“

Als der Mann vor Alcalde trat, wurde er zur Schnecke gemacht:

„NATÜRLICH MEINE ICH SIE! IHR UNTERBELICHTETEN TROTTEL! ICH WIEDERHOLE MICH NICHT GERNE!!!“

„Aber eure Tochter...“

„DAS IST NICHT MEINE TOCHTER! Das ist eine schäbige Hure und sie wissen doch, wie wir mit so was umgehen! Jetzt tun sie ihren verdammten Job!“

Unten angekommen:

„Für den Anschiss, den ich eben gekriegt habe bin ich als erster dran!“ Er ging in die Zelle. Sie drückte sich an die Wand...

Aus dem Gefängnistrakt waren jetzt entsetzliche Schreie zu hören.

„HÖRT SOFORT AUF!!!“, brüllte Fox, als er im Gang stand:

„Kümmert euch um ihn. Ich habe noch was zu tun.“, sagte der Typ im Kitchen. Sie hielt verzweifelt ihre kläglichen Überreste ihrer Kleidung am Körper fest.

Während Erik versuchte mit den Dreien fertig zu werden, ging der ungepflegte Typ in der Zelle auf sie zu:

„Lassen sie mich.“, weinte sie. Er kam an sie ran und riss ihr den Fetzen weg, der ihren Busen bedeckte:

„Komm her, du!“, sagte er lüstern, griff nach ihr und begrabschte ihre Brüste grob. Sie schrie wieder:

„Lass die Frau los!!!“, brüllte Fox, mit dem letzten Typen im Flur fechtend. Er erstach ihn und rannte ins carcel.

Der Soldat hatte Viktoria vor sich gestellt, umfasste sie mit einem Arm, wobei er die Hand fest an ihrer Brust hatte. In der anderen hielt er ein Messer:

„Nimm sofort die Finger von ihr“

„Tcha Kleiner. Sie ist nicht mehr unberührt.“ Er leckte ihren Hals mit der Zunge ab: „Wenn ich dich erledigt habe, bin ich der nächste.“, lachte er. Er tat ihr weh und sie schrie:

„Lass sie los und sieh, ob du auch mit einem Gleichstarken fertig wirst!“ Er schubste sie auf ihn zu. Erik fing sie auf und wehrte gleichzeitig die Attacken seines Gegners ab. Er setzte ihn außer Gefecht:

„Viktoria, bist du in Ordnung?“, Er sah auf sie. Nur bedeckt mit ein paar Fetzen kniete sie am Boden, den Oberkörper auf die Beine gelegt, schluchzend. Ihre sonst gepflegten Haare waren durchwühlt, während ihr Körper mit Blutergüssen überseht war.

Er nahm seinen Umhang ab und legte ihn ihr über:

„Komm, sehen wir dass wir hier weg kommen.“ Doch sie hockte am Boden und weinte nur. Er wusste nicht was er machen sollte, dann betrat Felidae den Kerker:

„Was ist passiert?“, fragte sie.

„Du musst Vicky unbedingt hier rausbringen.“, sagte er nur und verschwand. Er wollte zwar bei ihr bleiben, aber er musste sich um ihren Vater kümmern und trat wenig später in sein Büro.

Zorro kämpfte gerade mit ihm. Alcalde schaffte es seinen Gegner zu entwaffnen, doch bevor Leonardo irgendwas machen konnte, schritt Fox ein:

„Und was hast du für ein Problem?“

„Sie haben ihrer Tochter so viel Leid zugefügt! Sie berauben das Volk und viele Soldaten verfluchen sie!“, sagte Fox.

„Und willst du mich töten?“ Da ging Alcalde ein Licht auf:

„Jetzt weiß ich wer du bist. Du bist Erik de la Vega! »

« Ja, aber du wirst den heutigen Tag nicht überleben.“, sagte Fox und schlug ihm den Degen aus der Hand:

„Na los! Töte mich!“, lachte er.

„Hätten sie ihre Tochter gesehen, würden sie bereuen.“, meinte Fox.

„Quatsch, ich würde sie wieder runterschicken, wenn ich sie in die Finger be...“ Fox hatte ihm die Waffe ins Herz gestoßen. Er sah ihm in die Augen und dann zur Tür wo Viktoria stand. Nur bekleidet mit seinem Cape. Sie sah geschockt aus und rannte Sekunden später aus der Kaserne zum Hotel, wo sie von Amy erwartet wurde.

„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte De la Vega geschockt: „Komm rein.“ Sie brachten sie in ein Zimmer:

„Stephan, gehst du bitte raus?“, bat sie ihn.

„Warum denn?“

„Bitte.“, sagte Amy. Als er draußen war:

„Stephan, wie geht es ihr?“, fragte Erik als er in den Flur gelaufen kam.

„Wohl nicht so gut. Sie sieht schrecklich aus. Amy hat mich rausgeschickt. Was ist denn passiert?“

„Kann ich es dir später erzählen. Ich bin jetzt nicht in der Stimmung.“ Sie warteten Stunden vor dem Zimmer. Es war schon abends als Amy endlich raus kam:

„Amy.“, stand Erik nun vor ihr: „Kann ich rein gehen?“ Doch sie schüttelte den Kopf:

„Nein, ich bin froh, dass ich sie endlich zum Schlafen gekriegt habe. Sie ist völlig erschöpft und verletzt.“ Sie hatte Tränen in den Augen. Stephan kam zu ihr und nahm sie in den Arm:

„Ich werde unseren Eltern sagen, dass du hier bleibst.“, sagte Diegos Sohn mit einem Augenzwinkern.“

Er verließ das Hotel und machte sich auf den Weg zur Hazienda. Total deprimiert. Seine Madre öffnete ihm die Tür:

„Du siehst schlimm aus. Kann ich was für dich tun?“, fragte Charlie.

„Nur wenn du die Vergangenheit ändern kannst.“, sagte er.

Wut, Liebe und Tränen

Stephan und Amy saßen auf zwei Stühlen vor Viktorias Zimmer. Auch sie war, genau wie ihr Bruder, geschockt. Sie blickte schweigend auf die Tür:

„Amy,“, sprach Stephan ganz leise: „kann ich dir einen Tee machen?“

„Danke, ich habe keinen Durst.“ Er senkte den Blick, dann stand er auf und ging in die Küche des Hotels. Inzwischen hörte De la Vega etwas, sie ging durch die Tür zu Señorita Alcalde:

„Nein! Nein, tu das nicht! Fox!“, sprach Viktoria im Schlaf.

Amy, trat an sie ran:

„Ganz ruhig. Es wird dir nichts geschehen.“, sagte Amy leise.

„Nein! Töte ihn nicht!“

„Viktoria…“ Diese schlug die Augen auf, total verschwitzt und verängstigt. Sie starrte Eriks Schwester an:

„Es ist alles in Ordnung.“, sagte De la Vega. Señorita Alcalde zog die Decke etwas höher und drehte sich um:

„Er hat dich vor ihm gerettet. Hätte er deinen Vater leben gelassen, wärst du nie in Sicherheit gewesen.“, sagte Amy: „Mach ihm daraus bitte keinen Vorwurf. Er fühlt sich schon so beschissen genug.“

Alcaldes Tochter schwieg. Sie wusste nicht was sie denken sollte, wie sie sich verhalten sollte. Sie war gebrochen worden. Ihr Innerstes war schwer verletzt. Es schmerzte viel mehr als die körperlichen Verletzungen und dann war da diese Wut, die sich langsam in ihr hoch fraß.

„Schlaf wieder ein.“, sagte Amy beruhigend und ging aus dem Zimmer. Im gegenüberliegenden Raum hatte Stephan Licht entzündet und auf dem Tisch zwei Teetassen gedeckt. Sie lächelte ihn dankbar an:

„Du bist so lieb zu mir.“ Stephan nahm sie an die Hand und führte sie ins Zimmer, zu einem Stuhl:

„Ich dachte ein Tee würde dir doch ganz gut tun.“ Sie küsste ihn:

„Danke.“ Amy setzte sich und trank einen Schluck: „Mh, ein Tee á la Voß?“

„Ja.“ Sie setzten sich gegenüber, die Augen immer auf den Anderen gerichtet. Mit der Zeit hielt Amy es nicht mehr aus. Sie ging zu ihm und küsste ihn erneut, aber mit sehr viel mehr Leidenschaft als zuvor. Immer wieder berührten sich ihre Lippen und die Hände beider gingen auf Wanderschaft, um jeweils den anderen zu erforschen. Sie verbrachten Minuten voller Ekstase, bis plötzlich die Tür aufging. Es war Bertuccio:

„Was… Was macht ihr hier?“, fragte er, obwohl er eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte:

„Stephan von Voß! Du gehst sofort rüber in unser Haus!“, sagte er leise, aber tot ernst: „Amy, du bleibst hier.“ Stephan zog sich an und ging.
 

„Josi!“, rief Bertuccio seine Frau.

„Bin gleich bei dir… Was ist?“, fragte sie auf ihn zugehend.

„Hast du eine Ahnung mit wem ich Stephan eben in Zimmer drei erwischt habe, ohne seine Sachen, im Bett liegend?“

„Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und sage Amy.“

„Hast du davon gewusst?!“, fragte er sauer.

„Nicht direkt, aber geahnt habe ich das schon.“, meinte Jo.

„Und warum hast du mir nichts gesagt?!“

„Weil ich wusste, dass du dich aufregst.“, sie gab ihrem Mann einen Kuss und sagte: „Hör zu, gegen ihre Gefühle können wir sowieso nichts machen, damit handeln wir uns nur den Hass der „Kinder“ ein. Das haben Charlie und ich dir doch schon gesagt.“

„Sollen wir etwa nur zuschauen?“

„Was hast du nur für ein Problem. Amy und Stephan kennen sich seit der Geburt. Wir könnten gar nicht besser mit ihren Eltern befreundet sein und die zwei stehen für einander ein.“, sagte Josefine. Bertuccio ging und ließ seine Frau stehen.
 

Erik hatte sich nun doch wieder auf den Weg ins Hotel und in Viktorias Zimmer begeben. Er saß jetzt neben ihrem Bett:

„Es tut mir leid, Vicki. Es tut mir leid, dass ich nicht früher da war.“, sagte er leise und legte zögernd seine Hand auf ihre. Sie erwachte. Als sie ihn sah, zog sie, sie sofort weg:

„Geh, bitte.“, sagte sie voller Schmerz und Angst.

Für Erik waren diese beiden Worte und ihr Blick die schlimmste Bestrafung. Er verließ das Zimmer und ritt mit dem Gefühl nach Hause völlig versagt zu haben und eine nie gekannte Wut machte sich in ihm breit, stärker als er das je erlebt hat. Er ritt zur Höhle, stieg ab und begann sie zu zerlegen. Er schlug gegen Wände. Kippte Schränke um und drosch dann auf die Strohballen ein. Hurrican stieg und wieherte in seiner Box.

Auf der Treppe stieg nun jemand herab. Erik bemerkte ihn.

“Was hast du?“, fragte Bernado, als er seinen Freund ausflippen sah.

„Verschwinde!“, sagte er sehr grob. Der Junge zog sich sofort zurück. De la Vega tat es leid, doch fühlte sich im Moment zu machtlos, um etwas dagegen zu tun.

Amy kam an diesem Tag erst spät nachhause. Lupo freute sich als sie auf das Grundstück geritten kam und machte ihren Schecken total wuschig. Sie stieg vom Pferd und begrüßte ihn:

„Hey, ist ja gut mein Junge. Was hast du denn?“ Lupo hatte sich ein Stück Rock geschnappt und zog jetzt leicht daran:

„Lass das Dicker.“ Aber der Wolf ließ nicht los: „Ich komm ja schon.“ Er führte sie zu einem kleinen Versteck in dem Bernado saß:

„Kleiner, was machst du denn hier?“, fragte sie. Er weinte und kriegte gar nicht mit, dass jemand da war. Amy kroch in die Höhle und berührte ihn an der Schulter. Er schreckte leicht auf und erblickte dann Señorita de la Vega:

„Was ist passiert?“, fragte sie. Er antwortete nicht: „Bernado, ich kann dir nur helfen wenn ich weiß, was los ist.“, trocknete sie seine Tränen mit einem Taschentuch:

„Erik hat mich angebrüllt.“

„Was? Wie kam es dazu?“

„Er hat gerade die Höhle auseinander genommen und als ich fragte was ist, hat er sehr böse mit mir gesprochen.“, deutete er.

„Das darfst du auf keinen Fall auf dich beziehen. Weißt du Viktoria ist schlimm verletzt worden und er gibt sich die Schuld. Er ist wütend auf sich. Ich werde mit ihm reden.

Vielleicht könntest du mit Vicki sprechen. Auch sie ist verwirrt und hat Angst.“, sagte sie.

- Ich werde Erik erst mal die Leviten lesen. Einfach den Kleinen so anzubrüllen. -, dachte sie und machte sich auf den Weg in die Höhle. Dort sah es nach Schlachtfeld aus:

„Wenn du das nächste Mal jemanden anbrüllst, such dir jemanden der sich wehren kann!“, sagte Amy, als sie ihren Bruder entdeckte:

„Was willst du von mir?“

„Ich will, dass du dich bei Bernado entschuldigst. Der Arme saß vorhin in unserem Versteck und weinte sich die Seele aus dem Leib.“

„Darum kann ich mich jetzt nicht kümmern.“, sagte Erik.

„Du egoistisches Aas, glaubst du nur du leidest unter den Geschehnissen. Alle finden es furchtbar, deshalb hast du kein Recht die anzuschreien, die sich um euch sorgen!“ brüllte sie.

„Weißt du, was sie zu mir gesagt hat? Ich solle gehen. Dabei hat sie mir einen so verzweifelten und verletzten Blick zugeworfen. Ich hätte sie nicht schlimmer verletzen können. Es kommt mir vor als hätte ich ihr das angetan.“, sagte er total in sich zusammengesunken.

„Aber das hast du nicht und jetzt räum hier auf bevor Padre das sieht!“, sagte sie mürrisch und ging.

Erik stand auf und drehte sich zu Hurrikan um, der ihn mit angelegten Ohren ansah:

„Bist du jetzt auch noch sauer auf mich?“ Der Hengst schnaubte: „Na super.“, sagte Vega. Er begann die Höhle in Ordnung zu bringen.
 

Bernado kam am Hotel Fuchs an und begab sich hinein. Er ging in Señorita Alcaldes Zimmer und setzte sich. Viktoria hatte ihn die ganze Zeit beobachtet:

„Was möchtest du?“, fragte sie leise.

„Nichts, soll ich wieder gehen?“, fragte er. Sie sah ihn an. Dieses Kind, das noch einem schlimmeren Grauen ins Auge sehen musste:

„Nein, bitte bleib.“, sagte sie vertrauensvoll: „Du siehst aus, als bedrückt dich etwas?“, stellte sie fest. Er blickte zu Boden:

„Ich bin traurig.“, sagte er.

„Warum?“

„Viele Menschen behandeln ihr liebendes Gegenüber als Selbstverständlichkeit und lassen ihre Wut an ihnen aus.“, deutete er, seinem Alter weit vor raus.

„Weil er zu spät kam, wurde ich… ich…“, sie konnte nicht weiter reden.

„Aber er ist gekommen und hat dich gerettet, oder? Du lebst noch und hast Menschen um dich, denen es nicht gleichgültig ist.“

Sie begann zu weinen.

„Trauer und Schmerz sind nicht immer unsere Feinde, aber man darf ihnen nie zuviel Macht über uns geben.“, meinte Bernado und wollte gehen:

„Warte.“, aber er hatte den Blick schon von ihr abgewandt und verließ den Raum.

Sie stieg panisch aus dem Bett, plötzlich hatte sie die Angst alles und jeden zu verlieren. Sie holte ihn ein und berührte ihn sanft an der Schulter. Er blieb stehen:

„Es tut mir leid.“, flüsterte sie leise. Er hörte sie zwar nicht, aber spürte, dass sie etwas sagte.

„Uns allen tut es weh, aber wir dürfen nicht den Fehler machen es fortzusetzen.“, deutete Bernado. Sie sah ihn verzweifelt an:

„Ich habe... habe Angst, dass alles kaputt geht.“, sagte sie.

„Dann lasse es nicht so weit kommen.“ Sie sank auf die Knie und weinte, gleichzeitig umarmte sie Bernado. Er hatte sie wachgerüttelt. Sie wusste jetzt, was sie tun musste.

Der Schrecken der Vergangenheit

Erik kam erst am nächsten Morgen wieder nach Oben. Solange hatte er gebraucht, um die Höhle wieder einigermaßen auf Vordermann zu bringen und sich bei Hurrikan zu entschuldigen, am Ende halfen nur Möhren und getrocknetes Brot, um ihn versöhnlich zu Stimmen.

Nur Amy saß am Frühstückstisch, sah ihn aber absichtlich nicht an:

„Guten Morgen.“, sagte er kleinlaut. Sie antwortete nicht: „Wo ist Bernado?“

„Gestern hat dich das doch nicht interessiert.“, meinte sie immer noch sauer auf ihn.

„Entschuldige Amy, ich war gestern neben mir.“, sagte Erik.

„Neben dir? Du warst übern Pazifik...“

„Wo ist Bernado?“, wurde sie unterbrochen.

„Ich nehme an bei Viktoria.“

„Sie wird wohl genauso auf ihn reagieren, wie sie auf mich reagiert hat.“, meinte er.

„Das glaube ich nicht, im Gegensatz zu dir ist Bernado einfühlsam und nett.“, grinste sie leicht: „Übrigens ist Padre nach San Franzisko aufgebrochen. Er wird etwa drei Wochen weg sein.“, erklärte sie noch. Er drehte sich um und ging.

De la Vega jr. machte sich zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Er überlegte, was er Viktoria und Bernado sagen könnte, damit sie ihm vergeben. Fast eine Stunde brauchte er bis zum Hotel. Davor stand Bernados Pony. De la Vega ging zu ihm und streichelte ihn kurz:

- Warum musste das passieren? Ich verstehe das nicht. Ich konnte bis jetzt so vielen Menschen helfen, wieso habe ich bei Viktoria versagt? Wieso gerade bei ihr? -, fragte er sich verzweifelt.

„Willst du ewig hier draußen stehen?“, fragte plötzlich jemand.

„Stephan, was machst du hier?“, fragte er.

„Meinen Eltern gehört das Hotel, weißt du noch?“

„Natürlich.“

„Geh endlich zu ihr. Ich glaube es würde peinlich für dich werden, wenn du in die Mähne eines Ponys heulst und das in aller Öffentlichkeit.“, meinte von Voß.

„Seit wann bist du so ein Großmaul?“, fragte Vega überrascht.

„Frag deine Schwester, die ist daran schuld.“, lachte Stephan. Diegos Sohn ging in das Haus.

„Buenos Diaz, Erik.“

„Bertuccio.“, nickte er seinem Onkel zu und ging zu Viktorias Zimmer. Er tigerte minutenlang davor auf und ab und wagte nicht einzutreten. Dann öffnete sich mit einem mal die Tür einen Spalt breit und ein Stück von Bernados Gesicht war zu sehen. Erik sah ihn und atmete tief durch:

„Bernado, es war falsch dich gestern anzubrüllen und es tut mir leid.“, meinte er traurig über sein gestriges Verhalten. Der Spalt wurde größer und das ganze Gesicht war zu sehen. Er trat heraus. Erik ging mit einem Bein auf die Knie, um auf Augenhöhe mit dem Kind zu sein:

„Es tut mir leid.“, wiederholte Erik noch einmal. Bernado sah ihn bloß an und es entstand eine lange Pause:

„Wie geht es Viktoria?“

„Ich frage ob sie jemanden sehen möchte.“, deutete der Kleine und ging wieder ins Zimmer.

Minuten später:

„Sie sagte, du sollst rein kommen. Ich bleibe so lange hier.“, meinte Bernado.

Vorsichtig betrat Erik den leicht abgedunkelten Raum. Er sah Vicky mit offenen Augen im Bett.

„Hallo. Ich wollte dir sagen, wie leid es mir tut, dass ich dich nicht beschützen konnte. Ich habe dich im Stich gelassen...“

„Hör auf! Das stimmt doch nicht.“, sagte sie plötzlich laut: „Du bist gekommen und hast mich gerettet... vor meinem Vater.“

Erik setzte sich ans Bett und hielt ihr seine Hand hin. Zögerlich nahm sie, sie.
 

In dem Moment kam Charlie ins Hotel:

„Bernado? Was machst du hier? Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du heute morgen nicht da warst.“ Schuldbewusst sah der Junge nach unten: „Ist jemand bei Viktoria?“ Er bejahte und erklärte, dass Erik gerade bei ihr war. Señora de la Vega sah durch den kleinen Schlitz der offenen Tür und schloss sie danach ganz:

„Komm erst mal mit in die Kantina, was Frühstücken.“, meinte sie zu ihm und nahm ihn bei der Hand.

Im Antonios machte Charlie ihm was zu essen. Er setzte sich an die Bar und aß die zubereiteten Brote. Hinter ihm fing ein Mann an den Kleinen zu beobachten. Als Charlie aus der Küche kam:

„Señora, wo haben sie sich den zugelegt?!“, brüllte er durch den ganzen Raum. Sie blickte ihn böse an:

„Seine ganze Familie wurde ermordet. Wir sind froh, dass wenigstens er überlebt hat.“ Bernado drehte sich darauf hin zu dem Mann um. Seine Augen erblickten ihn und die Kette, die der ungepflegte Mann trug. Er sprang vom wackligen Stuhl, so dass er umkippte. An die Bar gepresst, sah er ihn geschockt an:

„Bernado?“, De la Vega lief zu ihm und nahm ihn auf den Arm. Er klammerte sich fest:

„Was hast du, mein Kleiner?“, fragte Charlie besorgt. So aufgewühlt und verängstigt hatte sie ihn nie gesehen:

„Enrico, gehst du dich um die Gäste kümmern.“ Er tat es, während sie mit dem Jungen im Hinterzimmer verschwand. Sie setzte ihn aufs Bett:

„Was war denn?“ Bernado war immer noch kreidebleich und hyperventilierte. Sie schloss ihn noch einmal in die Arme:

„Niemand wird dir was tun. Das werden wir nicht zulassen.“ Obwohl er nicht hörte was sie sagte, spürte er ein tiefes Vertrauen für Charlie, welches seine Angst etwas linderte: „Was war eben? Kennst du den Mann?“ Er nickte kaum merklich: „Hat er dir etwas getan?“ Die Furcht fraß sich wieder in ihm hoch, ein flaues Gefühl machte sich in ihm breit. Er konnte seine Hände kaum zum Sprechen bewegen:

„Er... trägt... Kette... meiner... Mutter. War dabei... als... Familie... starb.“

„Bist du dir sicher?“, fragte auch sie nun geschockt und drückte ihn noch einmal an sich:

„Komm, ich bringe dich nach hause. Ich sage nur noch vorne bescheid. In Ordnung?“, fragte sie. Bernado nickte. Sie ging nach vorne und wenig später verließen sie die Kantina.

Der Mann sah ihnen hinterher, bezahlte und folgte ihnen unauffällig.

In dem kleinen Waldstück, das zwischen San Tasco und der Hazienda de la Vega lag, wurden sie plötzlich von fünf Männern gestoppt. Sie kreisten sie ein:

„Sie können gehen, aber das Indianerbalg bleibt!“, brüllten sie. Charlie bekam Angst. Sie hatte nichts mit, um sich zu verteidigen:

„Lassen sie uns durch. Was wollen sie von uns?“, fragte sie.

„Geben sie uns den Jungen, dann können sie gehen!“

„Nein!“, ihr Mut stieg, der Mut einer Mutter, die ihr Kind verteidigt. Die Männer kamen näher. Der aus der Kantina griff nach Bernado:

„NEIN!“ In dem Moment hallte ein Schuss durch den Wald und traf den Mann, alles drehte sich danach um. Charlie ergriff die Chance, packte Bernados Pony am Zügel und sie galoppierten los. Sie sah nicht nach hinten, hatte sie doch nur Bernados Sicherheit im Kopf. Sie blickte auf ihn. Dem Jungen war wieder sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Er schien kurz davor ohnmächtig zu werden.

Sie stoppte die Pferde, hob Bernado auf ihres und weiter ging es in Richtung Hazienda Vega. Der Kleine lag in ihren Armen, hielt sich nicht fest und war völlig schlapp. Señora de la Vega machte sich Sorgen:

„Bernah! Bernah!“, rief sie, zu hause angekommen. Niemand schien da zu sein, dann kam er doch:

„Was ist passiert?“, fragte er.

„Nimm Bernado.“, antwortete sie nicht darauf und brachte ihn, nachdem sie selbst vom Pferd gestiegen war, in sein Zimmer ins Bett. Er hatte die ganze Zeit die Augen geschlossen. De la Vega hatte das Gefühl als wäre er tot. Sie prüfte ob das Herz noch schlug und ob er atmete. Beides war vorhanden. Sie deckte ihn zu und rief Lupo.

Der Wolf kam:

„Bleib bei ihm und passe auf ihn auf.“, sagte sie und streichelte ihm über den Kopf. Sie ging in die Höhle und zog sich um.

„Hurrikan, ich brauche deine Hilfe...“, das Pferd sah sie an, nachdem es seinen Namen gehört hatte. Charlie ging zu ihm. Die beiden waren sich nicht grün, von Anfang an nicht. Seine Ohren hatten sich nach hinten gelegt. Sie ging trotzdem näher ran. Ihre Augen ruhten auf dem schwarzen Fell. Die Ohren begannen zu spielen:

„Bitte.“, sagte Felidae und berührte mit den Fingern seinen Kopf. Es war der erste Kontakt seit Jahren. Eine unerwartete Energie ging durch beide, sie respektierten sich in diesem Moment.

Sie konnte den Mustang satteln, zügeln und reiten. Sie preschten aus der Höhle. Jetzt wusste Charlie warum Erik dieses Pferd so fantastisch fand. Die weichen Gänge, das Reagieren auf jede noch so kleine Hilfe. Es war ein unglaubliches Gefühl. Sie ritt in die Stadt, um diese Typen zu finden, doch das einzige was sie fand, war ihre beschmierte Kantina auf der in großer roter Druckschrift stand:

„Indianerhure“ Ihre Wut wurde größer.

„Felidae?“, fragte Bertuccio, der gerade über den Marktplatz gelaufen war.

„Ich kam leider zu spät. Ich habe sie nur noch in Richtung Hafen laufen sehen.“ Ohne darauf zu antworten, galoppierte sie los. Ihm kam das sehr komisch vor. Normalerweise sagte seine Schwester immer danke. Doch diesmal kein Wort, kein Blick und dann war sie noch mit Hurrikan unterwegs. Er ging zu Erik.

Die Verführung der Rache

Als sie dem Hafen näher kam, sah sie Personen, die an einem Schiff standen. Sie grölten und krakelten wie faul, schmutzig und verbrecherisch doch die Indianer seien.

Im vollen Galopp kam sie auf sie zu. Den Degen bereits gezogen. Die Männer nahmen reis aus als sie, sie kommen sahen. Felidae konzentrierte sich nur auf einen. Den der die Kette von Bernados Mutter trug.

Er lief vor Hurrikan her:

„Was wollen sie!?“, brüllte er weiterlaufend. Sie antwortete ihm nicht und jagte ihn auf ein Feld, wo er fiel. Sie sprang vom Pferd und hielt ihm die Waffe an den Hals:

„Ich bin hier, um von dir Rechenschaft zu fordern.“

„Rechenschaft? Weshalb?“, fragte er zitternd.

„Ein Indianerdorf im Yosemitital. Was weißt du darüber?“, grollte sie. Dem Mann wurde schlagartig klar, was die Maskierte meinte.

„Woher wissen sie davon?“, war er erstaunt.

„Sie haben wehrlose Familien abgeschlachtet. Wie können sie sich nur im Spiegel ertragen?“, meinte sie angewidert.

„Das waren dreckige Indianer.“, stand er nun auf: „Die Kette hier, war das Wertvollste im ganzen Dorf. Sie gehörte einer Hure, die ich gleich...“, in dem Moment verstummte er. Charlie hatte ihm die Klinge ins Herz gestoßen. Im ersten Moment tat es unheimlich gut, zu sehen, wie er zusammen sackte. Sie nahm ihm die Kette ab und ritt zurück nach hause.
 

Charlie stand vor Bernados Zimmer und blickte auf die Kette in ihrer Hand. Ihr Gefühl war jetzt ganz und gar nicht mehr angenehm. Sie betrat den Raum und Lupo sah zu ihr hoch. Sein Schwanz wedelte zweimal, dann sah er sie nur an. Señora de la Vega ging an Bernados Bett und legte die Kette auf sein Kopfkissen. Tränen flossen über ihr Gesicht. Sie streichelte über Bernados Haare und verließ das Zimmer.

Plötzlich stand Erik vor ihr:

„Was ist passiert?“, fragte er ohne Umschweife. Sie wich ihm ohne ein Wort zu sagen aus. Ihr Sohn blickte ihr nach, fragend.

Bernado erwachte in jenem Augenblick und ertastete im Dunklen die Kette. Er begann auf das heftigste zu schluchzen. Lupo kam sofort an ihn heran und auch De la Vega jr. kam rein. Der Kleine umklammerte im Sitzen verzweifelt die Kette. Der Wolf hatte seinen Kopf aufs Bett gelegt und fiepte:

„Was ist hier los?“, hatte er immer noch keine Ahnung, was eigentlich passiert war. Er setzte sich zu Bernado und nahm ihn in den Arm.

Fast vier Stunden, bis zum nächsten Morgen war Erik bei ihm. Er schaffte es den Jungen ein wenig zu beruhigen, dass er, die Kette noch immer festhaltend, einschlief.

Charlie hatte die Nacht im Salon verbracht. Sie hatte nicht geschlafen, es machte sich ein tiefes Gefühl der Schuld breit. Sie hatte ein Leben genommen, nicht weil ihres in Gefahr war, sondern aus purem Hass. Die Rache war nur kurz süß, jetzt war sie ein schmerzender Zahn. Das Gefühl machte sie fertig. Nie war ihr von sich selbst so schlecht. Sie betrachtete ihre Hände:

- Ich habe immer geglaubt, ich könnte so etwas nicht tun. -, sie ekelte sich vor ihnen.

Erik kam herein, als die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster fielen:

„Madre, was ist das für eine Kette, die Bernado hat? Er hat darüber gesessen und bitterlich geweint.“

„Sie... sie gehörte seiner Mutter.“

„Was! Wer hatte sie. Der kennt sicher die, die das Dorf überfallen haben. Man könnte sie endlich vor Gericht stellen!“, war ihr Sohn überzeugt. Sie sah ihn nicht an und sagte sehr leise und langsam:

„Nein, kann man nicht. Der Mörder von Bernados Mutter ist tot.“

„Hat er dich angegriffen?“

„Er stand vor mir, unbewaffnet...“, sagte Charlie verzweifelt. Erik beobachtete entsetzt seine Madre.

„Du hast ihn ermordet? Einen Unbewaffneten? Wieso hast du das getan?“

„Ich weiß es nicht?“

„WIESO HAST DU DAS GETAN!!!?“, brüllte Erik nun. Er hatte immer zu seiner Mutter aufgesehen, die mit Herz und Verstand ihre Entscheidungen traf und entschieden gegen Rache war. Er verließ ohne ein weiteres Wort den Salon und ging wieder nach oben.

Señora de la Vega machte ihr Pferd fertig, begab sich in die Stadt und begann die Fassade sauber zu machen.

Sie machte es unwirsch und rieb sich dabei die Haut an den Händen auf:

„Hey, hey, hey, nun ist aber gut.“, sagte Josi plötzlich hinter ihr. Charlies Bewegungen froren sofort ein. Sie drehte sich nicht zu ihrer Freundin um, schloss die Augen und begann zu weinen. Von Voß legte einen Arm um sie und bugsierte sie in die Kantina.

„Was macht dich so fertig? Bertuccio sagte, du seist heute Nacht als Felidae unterwegs gewesen.“ Jo schloss die Tür ab und brachte sie zum verarzten ins Hinterzimmer. Josephine begann damit die Schürfwunden an den Händen ihrer Freundin zu säubern. Sie zuckte mehrmals, weil es schmerzte:

„Willst du mir erzählen was du getan hast?“

Charlie blickte auf die nun verbundenen Hände:

„Gestern war ein Mann hier in der Kantina. Er zog hinter Indianern her. Bernado entdeckte ihn und bekam fürchterliche Angst. Ich habe ihn ins Hinterzimmer gebracht und er sagte mir, dass dieser Mann dabei war, als sein Dorf überfallen wurde und die Kette seiner Mutter trägt. Als er sich etwas beruhigt hatte, ritten wir nach hause und wurden von ihm und ein paar Gringos überfallen. Nur mit Glück konnten wir entkommen.

Abends zog ich mich um und habe diesem Mann am Hafen auflauern können. Ich befragte ihn nach dem Dorf... Er wollte mir beschreiben, wie er über Bernados Mutter hergefallen ist, doch ich tötete ihn. Er war unbewaffnet. Es war nicht nötig... Es war der größte Fehler...“, weinte sie nun: „Erik ist sauer auf mich und ich verstehe ihn nur zu gut. Ein Leben lang habe ich ihm gesagt, dass Rache falsch sei. Aber ich habe es im ersten Moment genossen ihn sterben zu sehen.“

„Ach Charlie, du weißt, dass auch ich diesen Fehler begangen habe. Damals in Japan in diesem Badehaus. Glaube mir, das schwerste an so einer Sache ist sich selber zu verzeihen. Das braucht Zeit und Erik kriegt sich schon wieder ein. Übrigens Viktoria geht’s ein wenig besser. Wenn sie und du wollen, könnt ihr zur Hazienda zurück.“, lenkte Señora Voß vom Thema ab.

„Weißt du was das Schlimmste ist?“, fragte Charlie. Ihre Freundin schüttelte den Kopf: „Das man wirklich alles irgendwie rechtfertigen kann.“

„Willst du es denn rechtfertigen?“

„Nein, ich habe einen kaltblütigen Mord begangen.“ Jo sah sie an:

„Du magst viel sein, aber niemals kaltblütig. Dieses Schwein hat viele Indianer getötet. Du hast gesehen wie der kleine Bernado auf ihn reagiert hat und er hätte weitergemacht...“

„Willst du mir etwa sagen, es war gut ihn ermordet zu haben?“, fragte Señora Vega etwas aufgebracht.

„Das habe ich nicht gesagt.“, sie verfielen ins Schweigen.
 

Amy und Stephan waren am Abend am Strand spazieren. Arm in Arm gingen sie schweigend durch den Schein des Vollmondes:

„Hast du neulich viel Ärger bekommen, wegen der Sache im Hotel?“, fragte Amy.

„War halb so wild. Meine Mutter hat meinen Vater ein wenig beruhigt, aber wenn wir nicht bald was Ernstes draus machen, kollabiert er noch.“ Mit einem kleinen Satz stellte er sich vor sie. Señorita Vega sah das Licht des Mondes in seinen Augen und war sehr verliebt:

„Amy, würdest... würdest du...“ Sie küsste ihn plötzlich:

„Sag einfach was du möchtest.“, meinte sie an ihn geschmiegt:

„Würdest du mich...“, er war viel zu nervös um weiterreden zu können. Er zog einen Ring aus seiner Tasche. Er war aus Kupfer.

„Ich weiß, er ist nicht schön.“, er steckte ihn ihr an den linken Ringfinger. Amy sah ungläubig auf Stephans Geschenk. Als sie begriff was der Ring zu bedeuten hatte, war es für sie der Schönste auf der Welt:

„Meinst... Meinst du das wirklich ernst?“, stotterte sie jetzt. Er lächelte sie an und nickte. Sie fiel ihm um den Hals und küsste ihn innig:

„Liebend gern.“, nahm sie seinen Antrag an. Beide waren in dem Augenblick glücklich. Sie waren aufgeregt und in ihren Bäuchen kribbelte es.
 

Bernado war fast den ganzen Tag nicht aus dem Bett gekommen. Er war noch zu schockiert vom gestrigen Tag. Die Kette seiner Mutter trug er um den Hals.

Charlie kam ins Zimmer und hatte etwas zu essen für ihn:

„Wie geht es dir, Bernado?“, fragte sie ihn, als er Augenkontakt aufnahm. Er antwortete nicht, sondern sah sie nur traurig an:

„Wenn du etwas brauchst, komm zu mir...“, sie sah auf das Schmuckstück, dann auf den Boden, ebenso verzweifelt wie Bernado.

Sie blieb bei ihm bis Viktoria rein kam:

„Buenos noches.“, sagte Señorita Alcalde: „Erik hat mir erzählt was passiert ist. Ich wollte sehen, wie es Bernado geht.“ Sie sah wie Charlie auf dem Bett saß. Der Junge war nicht zu sehen:

„Er ist völlig verwirrt.“, sagte sie: „Wie geht es dir?“

„Mir tun die Knochen weh.“, sagte Vicki nur und setzte sich auf die andere Seite des Bettes und nahm Bernados Hand.

Stunden saßen die Frauen bei dem Jungen, ohne miteinander zu reden. Dann:

„Hat Erik dir auch erzählt was ich getan habe?“, fragte Charlie.

„Nein, aber er schien ziemlich wütend. Ich dachte er wäre auf die Typen sauer, wegen Bernado.“, meinte Señorita Alcalde.

„Nein, er ist auf mich sauer. Ich habe etwas Schreckliches getan.“

„Was?“, fragte Vicki.

„Ich habe den Mörder von Bernados Mutter getötet. Einfach so und im ersten Moment, tat es gut...“, sie verfiel ins schweigen.

„Gehen sie zur Beichte, es wird ihrem Gewissen helfen.“, schlug Eriks Freundin vor. Charlie antwortete darauf nicht und sah nur auf den Jungen.
 

In der Kirche, Stunden später:

„Padre Felipe?“, rief Charlie. Der Mönch kam von hinter der Orgel:

„Señora de la Vega, welche Freude sie hier zu sehen. Was kann ich für sie tun?“, fragte er freundlich.

„Ich...“, sie stoppte und sah ihn nicht an: „Ich möchte... beichten.“

„Sie?“, fragte er nun doch verwundert. Sie gingen zum Beichtstuhl:

„Beginnen sie.“, forderte der Padre auf, nachdem sie sich beide gesetzt hatten:

„Ich... habe etwas... furchtbares getan...“, weinte sie.

„Beruhigen sie sich. Man macht als Mensch Fehler.“

„Auch Fehler gegenüber seinen Überzeugungen. Ich habe aus Hass einen unbewaffneten getötet.“

Das schockte den Padre nun doch, aber er blieb ruhig:

„Wie kam es dazu?“

Charlie erzählte was geschehen war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Zeilen: "Du willst wissen wer ich bin. In jedem von uns stecken zwei Seelen, die eine zeigen wir am Tag, die andere verstecken wir tief in der Nacht." habe ich mir aus Batman forever geliehen. Ich hoffe ihr verzeiht mir. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Megumi-san33
2007-06-01T09:12:15+00:00 01.06.2007 11:12
Schon wieder kein Kommi...is ja die Höhe.....

Nun gut, ich finde es sehr spannant, vor allem als Josi gegen ihren Libsten kämpft und Diego gegen Charly....echt gut gemacht....


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