Zum Inhalt der Seite

Summer in Konoha

NejiTen, ShikaIno, NaruHina
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Think pink

Ein paar Fetzen des Morgennebels hingen über der Wiese. Zaghaftes Vogelgezwitscher erhob sich aus dem Wald, und die Sonne tastete vorsichtig über das taufeuchte Gras, während sie die Kälte vertrieb.

Um diese Zeit waren sie sonst immer zum Trainingsplatz gegangen. Ganz egal, wie spät es gestern geworden war oder ob es Sonntag war, das Training wurde nicht aufgeschoben.

Tenten langweilte sich morgens, seit es nicht mehr so war. Nicht, dass sie es bereute. Es war schlichtweg lächerlich, wie sie sich bemüht hatte, früh genug aufzustehen, damit sie Neji nicht verpasste. Schließlich musste es ja so aussehen, als sei sie ganz zufällig da.

Von Anfang an hatte Tenten geglaubt, dass Liebe nur mit Geduld verbunden Chancen auf Langlebigkeit hatte. So, wie Sakura und Ino mit bemerkenswerter Ausdauer Sasukes Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen versuchten, hatte sie ihre Taktiken, Neji für sie zu interessieren. Sie hielt das für das einzig Richtige: würde sie ihn einfach sofort ansprechen und um ein Date bitten, würde sie sich verhaspeln und als komplette Idiotin dastehen. So hingegen sah sie ihn jeden Tag, und während des Trainings achtete er nur auf sie. Sicherlich, nur auf ihre Angriffe. Aber was noch nicht war, konnte auch noch werden.

Manchmal hatte sie auch auf dem Balkon ihres Zimmers gesessen und gewartet, dass Neji vorbeiging. Er musste das zwangsläufig, denn auch Ninja schätzten es nicht besonders, wenn man in aller Herrgottsfrühe über ihre Dächer polterte. Sie hatte ihm gewinkt und gelächelt.

"Gehst du zum Training? Warte, ich komme mit..."

Sie hatte nichts falsch gemacht, war nie aufdringlich gewesen. Und sie hatte es genossen, neben Neji durch die noch leeren Straßen zu gehen. Die wenigen, die sie sahen, hielten sie sogar manchmal für ein Pärchen.

Sobald Neji die Gerüchte lästig wurden, kam er unregelmäßig oder nahm Umwege. Tenten blieb beharrlich. Dann war sie eben schon da, wenn er den Platz erreichte. Es reichte ihr völlig, ihn freundlich zu grüßen und zu lächeln, auch wenn er nie mehr als ein kurzes Brummen von sich gab.

Am Valentinstag hatte sie sich Mühe gegeben, anonym zu bleiben, in der Hoffnung, Neji möge ein Mal ein Wort darüber verlieren. Er tat es nicht. Und offensichtlich wunderte es ihn auch nicht, dass sie nicht wie andere Mädchen Pralinen schenkte. Es war jedes Jahr etwas Anderes: ein sorgfältig bemalter Papierdrache oder ein Haarband aus zahllosen, hauchdünnen Seidenfäden, das sie selbst geflochten hatte.

Zum Chu-nin-Auswahlkampf hatte Ino sie sogar geschminkt und überredet, sich etwas Anderes als ihre gewöhnliche, unauffällige Kleidung anzuziehen, die einzig dem Trainingszweck diente.

Neji war genau wie Sasuke. Er hatte davon gar nichts bemerkt oder darauf reagiert. War das der Dank dafür, dass sie ihm immer den Rücken stärkte, dass sie Rücksicht nahm und sich bemühte, ihm einen Teil einer richtigen Familie zu ersetzen? Er nahm es genau wie der Uchiha für ganz selbstverständlich.

Tenten wusste nicht, warum sie es gerade an jenem Tag nicht mehr ausgehalten hatte. Ihr war klar, sie machte jegliche Arbeit von den vergangenen Jahren zunichte. Trotzdem... Sie hatte es satt, seine Strohpuppe fürs Training und jegliche Art von persönlichem Frust zu sein. Sollte er eben ohne sie auskommen. Sie hatte es lange genug versucht und war überzeugt, das Richtige getan zu haben. Und obwohl Inos Gefühlsausbruch sie schmerzhaft an die Vergangenheit erinnert hatte... Sie war überzeugt, dass ihre Gefühle für Neji gestorben waren.

Tenten rollte sich auf die andere Seite und starrte ihre Zeltwand aus. In diesem Zelt hätte sie zusammen mit Neji schlafen sollen. Nicht zu fassen. Sie konnte es Ino nicht vorwerfen – die Blonde hatte um ihre beinahe unerschütterliche Geduld mit ihm gewusst, ihr sogar geholfen, sich herauszuputzen (was Tenten erwiesenermaßen nicht lag). Da konnte sie ihr nicht von heute auf morgen klarmachen, dass da nichts mehr war. Gut, es lagen Monate dazwischen, doch Tenten hatte es auch nicht an die große Glocke hängen wollen – Neji hatte die ganze Zeit nicht gerafft, dass sie in ihn verliebt war (oder es nicht beachtet), da brauchte er es nicht noch mal hören.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als jemand gegen den Zelteingang klopfte. Tenten betrachtete misstrauisch die Silhouette. Zu schlank für einen Jungen. Gut. Falls Naruto auf die Idee kam, einen dummen Streich spielen zu müssen, wollte er nicht das Opfer sein.

Tenten wühlte sich aus ihrem Schlafsack, den sie für die kalten Morgenstunden gebraucht hatte, und öffnete den Reißverschluss ein Stück.

"Was gibt's, Ino?"

Die junge Floristin drückte den Finger auf die Lippen und schnappte sich Tentens Hand durch den Spalt. Mit einem bemerkenswerten Energieschub zerrte sie die Braunhaarige mit sich. Womit Tenten nicht unbedingt einverstanden war.

"Spinnst du?! So kann ich nicht-"

"Ach Mann, du siehst aus wie immer, nicht mal deine Frisur ist kaputt."

zischte Ino und klopfte ihr auf die zwei Haarkugeln. Tenten grummelte und betastete ihren Kopf. Tatsächlich stand nicht eine einzige Strähne ab. Zugegeben, sie hatte diese Frisur gewählt, weil sie eben so robust war, aber... Ganz einfach, sie wollte nicht so aussehen, als sei sie rund um die Uhr perfekt gestylt. Sie brauchte keinen auf sich aufmerksam zu machen, also konnte sie auch gefälligst zerknittert sein, wenn sie eine Nacht im Zelt verbracht hatte.

Ino drehte sich zu ihr um, während sie durch das nasse Gras liefen, und grinste.

"Hübsches Outfit übrigens. Warum so chinesisch? Möchtest du jemanden beeindrucken?"

"Das ist ein Geschenk von meinen Großeltern, und die wollen, dass ich beeindrucke. Und was willst du jetzt?"

Ino versicherte sich, dass sie weit genug weg waren, und stemmte die Hände in die Hüften.

"Aus Hinatas Zelt hör' ich nichts. Sie haben gestern kein einziges Wort mehr gewechselt."

"Ja, und?"

Tenten betrachtete immer noch griesgrämig ihren Schlafanzug. Eigentlich hatte sie sich gefreut, ihn anzuziehen, da sie wirklich selten mal etwas Auffälligeres anzog. Das Geschenk, mit dem ihre Großeltern sie 'interessant für nette junge Männer' machen wollten, wie sie es ausdrückten, bestand aus glatter, dunkelblauer Seide. Ihre weite Hose ging ihr gut bis zu den Knien, wofür sie momentan dankbar war, denn sonst wäre sie jetzt nass. Durch eine energische Kraftanstrengung hatte sie vor ihrem letzten Geburtstag bewirkt, dass das Oberteil nicht hauteng sondern traditionell genauso wenig figurbetonend wie die Hose war. Die Rückseite war mit weißem Faden bestickt, mit einem Drachen in Anlehnung an Tentens stärkste Kampftechnik.

Sie verzog ironisch den Mund. Damals hatte sie noch gedacht, sie würde die Sachen irgendwann für Neji anziehen.

Ino trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.

"Wenn das so weitergeht, verfallen sie wieder auf ihre alten Gewohnheiten und ihre Wege trennen sich wieder!"

"Du übertreibst."

"Wer hat die Erfahrung, ich oder ich? Eben. Und ich sage: wenn da nichts passiert, wird Hinata irgendwann so einen alten, senilen Sack heiraten müssen, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hat. Willst du das etwa?!"

Tenten schüttelte verwirrt den Kopf.

"Nein, natürlich nicht..."

"Dann kümmer' dich darum, dass Neji endlich seinen Segen gibt! Wenn er die Sache gutheißt, hat Hinata deswegen keine Gewissensbisse mehr."

Tenten verlagerte unangenehm berührt ihr Gewicht.

"Warum ich? Ich will mit ihm nichts mehr zu tun haben..."

"Weiß ich. Aber tu's für Hinata."

beharrte Ino. Tenten seufzte und ließ die Schultern hängen – ein sicheres Zeichen dafür, dass ihr Widerstand gebrochen war. Ino lächelte ihr aufmunternd zu und strich sich ihre lose Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Gehst du mit ihm trainieren?"

"Wieso gerade trainieren?! Gibt es nichts Anderes?"

Ino verschränkte die Arme und warf einen Blick über die Schulter. In den anderen Zelten regte sich keiner.

"Nichts, was ihn nicht Verdacht schöpfen lassen würde. Außerdem ist euer Gezanke unerträglich. Immerhin reißt ihr euch beide nur Hinata zuliebe am Riemen... Ich will nicht wissen, wie es sonst bei euch zugeht."

"Schlimmer als früher bei dir und Sakura."

war das Einzige, das Tenten darauf antwortete. Dann machte sie Kehrt und marschierte zu ihrem Zelt, um sich umzuziehen. Ino sah ihr nachdenklich hinterher. Die Situation hatte sie eindeutig unterschätzt – jeder Fehltritt würde die Kluft zwischen Tenten und Neji verbreitern, und freiwillig würde keiner von beiden den ersten Schritt machen.

Doch zuerst mussten Kenntnisse eingefahren werden. Immerhin war Neji nicht zu durchschauen. Ino glaubte zwar sehr an Liebe, allerdings reichte 'glauben' hier nicht. Der nächste Auftrag war also klar: Erforschung von Nejis Gefühlswelt. Ino lächelte bitter. Mit emotionalen Gletschern hatte sie wirklich zur Genüge Erfahrungen.
 

Zuerst glaubte Neji, er wäre zu Hause. Das hieß, er glaubte es, weil er es gern so hätte. Der gestrige Abend hatte ihm den Rest gegeben – er hatte keinen Nerv mehr für dieses Teeniecamp. Hanabi war als Kontrolleur besser geeignet als er. Außerdem passte Tenten auch auf seine Cousine auf. Endlich mal etwas, wozu diese Furie gut war.

Zum Glück hatte Ino auf ihrer Einladung keine Mindestdauer angegeben. Neji war Chu-nin, er konnte Aufträge annehmen, wann er dazu Lust hatte, und er brauchte dazu auch kein Team zusammenzutrommeln.

Genau wie jeden Morgen galt Nejis erste Zuwendung nicht (wie man vermuten könnte) seinem Haar oder seinen Handbandagen, sondern seiner Stirn. Gut, die anderen kannten das Zeichen für seinen untergeordneten Stand bereits, doch das war kein Grund, es offen zu zeigen. Neji wusste aus Erfahrung, dass es unwillkürlich Aufmerksamkeit auf sich zog, und neugierige Blicke konnte er nicht ausstehen.

Völlig konzentriert auf das Knoten seines Stirnbands nahm er um sich nichts wahr und zuckte erschrocken zusammen, als jemand ungeniert seinen Zeltvorhang auseinander zog. Gemäß seiner Laune begrüßte er Tenten mit einem unfreundlichen Blick, den sie ungerührt ignorierte.

"Lang' genug geschlafen. Raus da."

Sie trat zur Seite und winkte ihn ungeduldig raus. Neji war nicht gesammelt genug, um eine seiner schroffen Antworten zu geben.

"Was?"

"Deine negativen Schwingungen lassen sogar die Vögel verstummen, Hyuga. Hier in der Nähe gibt's einen geeigneten Trainingsplatz, also gib' Stoff."

So was hatte noch nie jemand zu ihm gesagt, sich nicht mal diesen dreisten Ton erlaubt. Und von Tenten hatte er es am allerwenigsten erwartet – dafür hatte sie nicht genug Mut, oder sie war zu 'vernünftig'.

Jedenfalls kein Grund, ihr tatsächlich hinterherzulaufen wie ein braver Hund. Neji kreuzte demonstrativ die Beine und verschränkte die Arme. Hatte er schon erwähnt, dass er grundsätzlich ohne Oberteil schlief?

Tenten schien das nicht verlegen zu machen, nicht im geringsten. Früher hatte sie sich morgens immer scheu in seiner Nähe verhalten, wenn sie wegen einer Mission irgendwo übernachten mussten. Woher der Sinneswandel?!

Statt diskret die Augen abzuwenden, fand sie wieder etwas, um seinen Stolz anzugreifen, und grinste spöttisch.

"Mach kein Theater, das hab ich erstens schon gesehen und zweitens gibt es wesentlich interessantere Körper als deinen. Wie verklemmt bist du?!"

Hatte sie ihre Tage oder warum änderte sich ihr Verhalten so schlagartig?

Trotzdem löste er seine Arme wieder und griff nach seinem Stirnband. Gut, wenn sie trainieren wollte, hatte es nichts dagegen. Ihre Technik war ideal für Kaiten. Aber so würde er garantiert nicht gehen – wie peinlich ordinär, mit freiem Oberkörper und offenen Haaren. Das hatte er definitiv nicht nötig.

Tenten sah das offensichtlich anders.

"Reg' dich ab. Wir sind hier im Wald, die anderen schlafen. Da guckt dir keiner was weg, und wenn ich über dich herfallen würde, wäre ich abgrundtief verzweifelt. Bin ich nicht, also kannst du deine Accessoires dalassen."

Ohne ein weiteres Wort packte sie seinen Oberarm und zog ihn aus dem Zelt. Verdammt, er hatte vergessen, dass sie nicht nur für ein Mädchen sehr kräftig war. Ihr Griff hinterließ schon jetzt Druckstellen auf seiner Haut.

Neji hatte zwar nicht vor, sich von ihr dirigieren zu lassen, doch bei ihrer Gesprächslautstärke waren die anderen garantiert gleich wach – und wie bitte sah es aus, wenn sie hier zusammen standen, sie seinen Arm festhielt und er eher leicht bekleidet war (für Neji ist fast alles, was nicht mindestens 75% Haut bedeckt, 'leicht bekleidet')? Darüber hinaus musste er ihr nicht noch mehr Feuer geben, in die sie Öl gießen konnte.

Aus einem Spalt in ihrem Zelt beobachtete Ino, wie die beiden Richtung Wald trabten und seufzte. Schlecht, ganz schlecht. Diesen Streit hatte sie offenkundig unterschätzt.
 

Hinata starrte jetzt seit einer geschlagenen Stunde die Zeltwand an. Sie hatte sich gestern schwer getan mit dem Einschlafen, da immer, wenn ihr Herzschlag sich beruhigte und sie die Augen schloss, Naruto sich umdrehte oder sonstig auf seine Anwesenheit aufmerksam machte. So fand sie natürlich keinen Schlaf.

Als es ihr endlich gelungen war, hatte sie die morgendliche Kühle geweckt. Sie reagierte empfindlich auf Kälte und hatte im Schlaf ihre dünne Decke abgestreift. Sie hatte sich aufgesetzt, um ihr Lager wieder zu ordnen, als ihr auffiel, dass Naruto (in seiner typischen Unbesonnenheit) vergessen hatte, eine Decke zu nehmen. Es brach Hinata das Herz, wie er sich zusammengerollt hatte und die Arme um sich selbst schlang. Kurzentschlossen breitete sie ihre Decke über ihn, wobei sie darauf achtete, ihn nicht zu berühren, und sich wieder hingelegt. Ihr Yukata bot wesentlich mehr Wärme als Narutos dünne Sommerkleidung.

So, und nun lag sie da. An Schlaf war nicht mehr zu denken – wenn Naruto aufwachte und die Decke bemerkte, wie würde er reagieren? Sollte sie besser schlafen, damit er sie nicht gleich fragen konnte? Dann vergaß er es vielleicht. Oder sollte sie ihren Mut zusammennehmen und ihm erklären, warum sie die Decke hingelegt hatte? Nein, das war eine schlechte Idee. Bei der schriftlichen Prüfung des Chu-nin-Examen hatte sie auch nicht fertiggebracht, ihm ihre Hilfe zu begründen. Na ja, da war der Fall auch verschärft gewesen... Außerdem wollte sie nicht ständig darauf angewiesen sein, dass Ino und Tenten ihr assistierten.

Hinata atmete tief durch: Es war beschlossen. Sie würde Naruto die Wahrheit sagen, wenn er sie fragte. So würde sie die Vorarbeit für ein eventuelles... Geständnis leisten. Sie atmete noch einmal durch. Genau, ein Geständnis. Keine Rückzieher, kein 'Freunde bleiben'. Das hatte Ino immer wiederholt. Naruto musste wenigstens wissen, wie sie für ihn fühlte. Keine Panik, sie schaffte das schon. Sie konnte sich ändern. Und sie würde...

Naruto murmelte etwas Unverständliches und drehte sich um. Mit einem Satz war Hinata auf den Beinen, so weit es die Höhe des Zelts erlaubte. Was ein Schreck! Sie hatte gedacht, Naruto würde wach und sie fragen...

Hinata schlüpfte aus dem Zelt. Nein, sie war noch nicht bereit für... eine Erklärung. Definitiv nicht. Die junge Stammhalterin seufzte. Gar nicht so einfach. Vielleicht sollte sie Ino fragen, wie man so was durch die Blume sagte...
 

Besagtes Mädchen war nach ihrer Unterredung mit Tenten in ihr Zelt zurückgekehrt und hatte wesentlich weniger Einschlafschwierigkeiten gehabt – immerhin hatte sie länger wachgelegen und vorausgeplant.

Ganz klar, zuerst musste Neji als Störfaktor weg. Danach war noch Zeit für Naruto und Hinata bzw. das ließ sich nebenbei einrichten. Momentan war sie jedoch zum Warten verurteilt.

Und ihr war langweilig. Nach ungefähr einer Stunde Schlaf wurde ihr allmählich kalt und sie langweilte sich. Umziehen wollte sie sich nicht – Shikamaru wachte erfahrungsgemäß immer in den ungünstigsten Momenten auf. Das war z.B. mal auf einer Mission passiert. Dieser Idiot machte in dem Moment die Augen auf, in dem sie aus der Dusche kam (samt Handtuch, aber sie hatte sich trotzdem extrem aufgeregt). Also bloß kein Risiko eingehen.

Ino setzte sich auf und schielte zu Shikamaru. Der Platz hier war viel begrenzter als in den Zelten, die sie eigentlich für zwei Personen gedacht hatte. Zumindest konnte Neji da seinen Ego völlig entfalten... Tentens negativer Einfluss machte sich bemerkbar.

Typisch Shikamaru, er löste sein Haarband nicht mal zum Schlafen. Zu mühsam, klar, nur was war das bei diesem Kerl schon nicht? Sie kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass der Bereich 'Dinge, die Shikamaru nicht nerven oder ihm zu aufwendig sind' sehr klein war. Ein Wunder, dass ihm die Haarpflege nicht auch zu mühsam war. Andererseits, irgendwo hatte Faulheit Grenzen.

Ino grinste. Und wenn schon... Sie hatte dieses Camping lange vorbereitet und war auf alles vorbereitet. Sie besaß alle erdenklichen Arten von Make-up, Körper- und Haarpflegemitteln (immerhin waren weder Hinata noch Tenten da vorbereitet), die meisten davon Familienproduktion. Denn wie sollte ein Spionageclan, bei dem sogar die Männer ihr Haar so lang wie möglich trugen, auch ohne dergleichen Hausmittel auskommen?

Zurück zum Thema. Ino erinnerte sich da an ein ganz besonderes Glanzstück, das sie mal auf einer Kostümparty benutzt hatte, als sie elf war. Es war pinker, sehr geruchsstarker Haarschaum, durchsetzt mit unzähligen glitzernden Partikeln. Wenn man davon zu viel benutzte, sah man aus wie eine rosa Discokugel. Täte Shikamaru mal ganz gut, der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu sein...

Ino zögerte einen Moment, dann sprang sie auf und durchwühlte ihr hochgeheimes Depot. Nur ein kleiner Streich... Tenten hatte ihr auch einen gespielt, und wenn Naruto gerade anderweitig beschäftigt war, konnte sie auch mal seinen Part übernehmen. Mit einem dämonischen Lächeln zog sie die Plastikflasche aus dem Chaos anderer Haarkuren und flitzte zurück ins Zelt.

Shikamaru schlief nichtsahnend. Behutsam löste sie sein Haarband und drehte ihn auf den Bauch. Er schien zwar nicht einverstanden, ließ sich jedoch letztendlich bewegen. Ino grinste und legte ihm ein Handtuch um die schultern, bevor sie die Flasche entkorkte. Durchdringender Fliederduft breitete sich sekundenschnell im ganzen Zelt auf. Shikamaru würde es riechen, bevor er es sah.

Doch das hatte noch Zeit – Shikamaru hatte offensichtlich einen gesunden Schlaf, wenn er darauf konzentriert war, Ino auszublenden. Sie schnaubte und strich sich ihre Haarsträhne hinters Ohr. Entschieden drehte sie die Flasche um und ließ glitzerndes, pinkfarbenes Haarmittel auf ihre Handfläche fließen. Der würde sich wundern...
 

Nach Shikamarus unfreiwilligem Friseurtermin wartete Ino, bis das Mittel 100%ig eingewirkt hatte, dann band sie sein Haar wieder zusammen. Es stand wie die Stacheln eines Igels und war so glitzernd pink, als hätte sie ihm den Kopf in Nagellack gehalten. Und er schlief trotzdem. Ino grinste. Der würde es nicht wagen, jetzt aufzuwachen, also konnte sie sich umziehen und die anderen zusammentrommeln. Tenten und Neji mussten zum Frühstück zurückkommen, anschließend würden sie einen schönen Picknick-Trip machen, sich zum Essen trennen und...

Blieb noch: wie zwang man Tenten dazu, mit Neji zu picknicken? Wenn Ino nicht aufpasste, würde das nach Geschlechtern getrennt verlaufen. Also musste sie... zuerst Naruto und Hinata nicht mehr zur Debatte stellen und Shikamaru und Neji trennen. Wenn die beiden aus Gais Team vernünftig waren, würden sie zusammen essen und sich danach auf die Suche nach den anderen machen.

So weit der Plan. Jetzt musste er umgesetzt werden.
 

Hinata hatte sich nicht getraut, ins Zelt zurückzukehren, und hatte nach Tenten sehen wollen, als sie bemerkte, dass weder Tenten noch Neji in ihren Zelten waren. Dort, wo jemand ins Gras getreten war, fehlte der Tau. Demnach mussten schon einige wach sein.

Hinata nahm es als willkommene Ablenkung von Naruto. Enger als normal beieinanderliegende Spuren führten zu Tentens Zelt. Ino hatte so einen leichten Trippelschritt, weil sie oft Röcke trug. Außerdem kamen die Spuren von ihrem Zelt. Tentens Schritte dagegen griffen weiter aus. Die beiden hatten sich vom Lager entfernt, waren dort stehen geblieben, was das plattgedrückte Gras bewies, und hatten sich dann wieder getrennt. Inos Spuren führten zurück und Tentens zu Nejis Zelt. Von dort aus hatte sie ihn ein paar Meter gezerrt, was die ungewöhnlich großen Flecken im Gras bewiesen. Kurz darauf war er freiwillig gegangen. Mit ihr. Hinata machte sich Sorgen. Stritten die beiden schon wieder?
 

Kaum zu glauben, wie sehr man über kurze Zeit einrostet. Tja, von wem erwartete man diesen Gedanken? Von Tenten. Überraschung, heute kam er aber von Neji.

Er hatte nie gedacht, es könnte ein Handicap sein, dass Tenten offensichtlich mal in ihn verknallt gewesen war. Früher hatte sie nicht damit begnügt, ihn anzugreifen, abgewehrt zu werden, wieder anzugreifen und so weiter, bis ihr das Chakra ausging. Die Zeit war auf jeden Fall vorbei.

Der 'geeignete Trainingsplatz' erwies sich als Ende eines Wasserlaufs im Wald, ein Wasserloch mit wenigen Metern Durchmesser. Dafür war es erschreckend tief und kalt.

Tenten bestand darauf, das Training auf die Wasseroberfläche zu verlegen. Sie wusste, dass Neji für Kaiten den Großteil seiner Konzentration brauchte und deshalb mit dem Chakrasammeln ein paar Schwierigkeiten hatte.

"Du musst auch lernen, an unpässlichen Orten zu kämpfen... Etwas, das Lee schon seit Jahren trainiert."

Den letzten Satz betonte sie giftig. Warum sprach sie ständig von Lee? Gut, sie hatte ihm mehr als deutlich gemacht, dass sie es hasste, wenn sich Begabte auf ihr Bluterbe verließen, weil sie sich nicht anstrengen wollten. Sie hatte eben keine Ahnung von ihm.

Das stimmte nicht, doch Neji ignorierte diesen Fakt. Mit einem nichtssagenden 'Hn' trat er aufs Wasser und verschränkte die Arme. Seine bloßen Füße bekamen schon jetzt das kalte Wasser zu spüren. Hineinzufallen wäre nicht nur äußerst peinlich, sondern auch ziemlich unangenehm.

Tenten grinste ihn spöttisch an und ging in die Knie. Im Bruchteil einer Sekunde katapultierte sie sich in die Höhe. Neji ließ sich nicht irritieren und ging in Verteidigungsstellung. Sein offenes Haar behinderte ihn – wenn er bei der Ausführung von Kaiten umherwirbeln würde, hatte er die Fusseln überall. Na ja, nicht dran denken.

Er sah Tenten genau kommen. Ein so geradliniger Angriff war mehr als primitiv. Nejis Mundwinkel zogen sich verächtlich nach oben. Soso, und so was durfte sich Chu-nin nennen.

Allerdings war er nicht der Einzige, der grinste. Er kannte dieses Funkeln ihn ihren Augen. Sie führte etwas im Schilde...

Neji erkannte ihre Absicht und begann sich zu drehen. Wenn sie dachte, als menschliche Kanonenkugel hätte sie Chancen, ihn aus der Defensive zu holen, hatte sie sich geirrt.

Als Tenten mit einem Klatschen ins Wasser eintauchte, berührten Neji nur wenige Wassertropfen. Die meisten fingen seine fast unsichtbaren Hände ab. Sie würde versuchen, ihn aus dem Wasser mit Ninjutsu anzugreifen oder darauf vertrauen, dass er Kaiten stoppte, um sie auftauchen zu lassen. Trotzdem... ein eindeutiger Unterschied zu ihrem vorsichtigen Verhalten von früher.

Er hatte den Gedanken gerade zuende gedacht, als er fühlte, dass etwas nicht stimmte. Sie war noch nicht aufgetaucht... Hatte sie durch das kalte Wasser einen Kälteschock erlitten oder in der Dunkelheit die Orientierung verloren? Neji brach die Drehung ab und versuchte, das Wasser mit den Augen zu durchdringen. Es half nichts. Blieb ihm wohl nichts Anderes als Weißaugen-

Eisige Finger griffen nach seinen Fußknöcheln und zerrten daran. Neji war so überrascht, dass er die Kontrolle über seine Chakraregulierung verlor – für ihn, der nie über irgendwas die Kontrolle verlor, ein unverzeihlicher Fehler. Er verlor den Halt auf der Wasseroberfläche und wurde heruntergezogen wie eine Fliege von einem Fisch.

Prustend brachte er seinen Kopf über Wasser und hielt sich fest. Die Kälte lähmte seine Muskeln und fuhr ihm tief in die Knochen. Sein Haar klebte ihm im Gesicht.

Dass der Griff um seine Fußknöchel sich löste, spürte er kaum, er bemerkte es lediglich, als er sich ans Ufer zog. Unmittelbar danach tauchte Tenten auf und schnappte nach Luft. Sie grinste.

"Von unten hätte ich dich trotz Kaiten angreifen können, wenn du es nicht abgebrochen hättest. Deine ach-so-tolle 360°-Verteidigung hat Lücken!"

Ihre Stimme klang aus dem Brustton der Überzeugung. Neji starrte sie nur finster an.

"Das war gefährlich und lächerlich."

Tenten winkte ab.

"Tu nicht so cool. Woher sollte ich wissen, dass es dich tatsächlich interessiert, ob ich ersaufe oder nicht? Oder wolltest du Gai-sensei bloß nicht beichten müssen, wo ich abgeblieben bin?!"

Sie schüttelte sich wie ein nasser Hund. Neji konnte es egal sein, wie viel er davon abbekam – an ihm war kein trockenes Haar mehr. Besagtes Haar drückte er gerade aus und starrte düster auf das aufgewühlte Wasser.

Es war wirklich seltsam. Erst bemühte sie sich jahrelang um seine Aufmerksamkeit, dann wollte sie plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben... und nun ersetzte sie ihr eisernes Schweigen durch Spott und Stichelei. Letzteres war dennoch leichter zu ertragen als die Stille. Er wurde einfach nicht schlau aus diesem Mädchen.

Tenten schüttelte sich wieder und rieb ihre kalten Finger aneinander.

"Gehen wir... Ich will nicht Schuld sein, wenn du dich erkältest. Mit deiner Haarpracht geht das schneller als du glaubst."

Sie feixte, und es klang unernst wie gestern, als sie zusammen geangelt hatten. Neji stand auf und warf sich sein kritisiertes Haar über die Schulter. Dabei fiel ihm auf, wie Tentens Blick flüchtig über seinen von Feuchtigkeit in der Morgensonne schimmernden Oberkörper huschte. Aha, aber es gab wirklich Aufregenderes? Ein unsichtbares Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als sie sich abrupt abwandte und davon marschierte.

Irrte er sich oder stellte sich gerade ein Stück der alten Vertrautheit wieder her?
 

Was ich noch zum Schluss betonen möchte... Denken dürft ihr, was ihr wollt. Aber schreibt doch bitte nicht in den Kommentaren 'Könnte ja wirklich etwas schneller gehen mit den Pairings'. Dagegen bin ich allergisch.

Was die ENS-Benachrichtigung angeht... Es gibt Dinge, für die bin ich zu faul.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MissImpression
2006-12-10T19:53:33+00:00 10.12.2006 20:53
wow *_____*
Shika mit pinken Haaren *lach*
na das wird sicher einen heftigen streit geben...
mit Tenten und Neji wirds langsam was xD
hoffentlich kommen sie sich bald näher >////<
oh man xD Hinata ist echt ein wenig zuuu schüchtern lol
naja, kann man ja irgendwie nicht ändern^^
ich freue mich schon voll auf das nächste Kapitel
mach weiter so^^

Cu
Tanja
Von:  Sherry-Yumi
2006-12-10T16:52:26+00:00 10.12.2006 17:52
*snief*
Scho wieder aus das Kap!!!
Ok es war wirklich super klasse!!!!
Ich liebe es wenn die kaps so lange sind!!!
Und klasse finde ich auch die Streiterein zwischen Neji und Ten oder Shika mit rosa Haaren *loool*
eine echt geile Vorstellung!!!
Also war echt klasse!!!
Ino hat echt immer geile Ideen!!!
Und auf das Picknick bin ich erst Recht total gespannt!!!
Also macht bitte ganz schnell weiter!!!
xxx Yumi
Von:  Muffinqueen
2006-12-09T12:28:39+00:00 09.12.2006 13:28
Einfach ein klasse Kappi xD
Armer Shika mit seinen neuen pinken Haaren x3
Der wird sich was freuen *ironisch* ^^
Und Hinata, die arme kleine, hat immer noch Schiss, aber das passt so gut zu ihrem Charakter, wie du sie darstellst!
TenTen und Neji sind sowieso (fast) die besten. Wie die sich ewig streiten *lol* Aber die kriegen das mit Sicherheit auch noch hin. Wie viele Kapitel soll deine FF denn etwa beinhalten?
Na ja... was soll´s, ich freu mich jedenfalls schon auf das Nächste ^^
Von:  Vanillaspirit
2006-12-08T23:43:37+00:00 09.12.2006 00:43
Könnte schneller gehen mit den Pairings - na, mieser Scherz. Ich, als erfahrener Leser, weiß es sehr zu schätzen, dass du alles langsam aufbaust, erklärst und Atmosphäre schaffst. Ist ja kein Porno, wo man sich sieht und übereinander herfällt Oo

Aber warum musstest du Shika das pinke Haar antun? Hoffentlich wird er jetzt nicht angepisst abhauen.
Hinata und Naruto sind süß zusammen, aber im Vergleich zu Tenten, Neiji und Ino eher etwas blass.
Richtig deutlich beschreibst du allerdings die Spannungen zwischen Tenten und Neiji und ich wüsste zu gern, was in seinem Kopf vorgeht. Hoffentlich kommen sie wieder auf einen einigermaßen richtigen Weg.
Werde auf das neue Kapitel warten.
Von:  LaLa
2006-12-08T23:25:47+00:00 09.12.2006 00:25
Hey.
Also, ich finde die FF voll witzig *gg* Mal was ganz Neues.
Nun, ich wollte einmal was zu dem Kommentar `Kann das mit den Pairings nicht ein wenig schneller gehen´ oder so sagen. Und zwar finde ich persönlich, dass es viel besser ist, dass es, wenn man es so will, so langsam vorrangeht. Das ist doch alles viel lustiger und spannender. Wenn alles schon so schnell passiert hat man nur halb so viel Spaß eine FF zu lesen, finde ich. Außerdem muss ich dazu sagen, dass es zu den Charakteren teilweise nicht passen würde, wenn alles zu schnell von statten geht. Nehmen wir zum Beispiel Neji: Er ist meist kühl und desinteressiert, außerdem macht er sich nicht viel aus Mädchen. Wenn er jetzt ganz plötzlich total für Tenten interessieren würde...das würde einfach nicht zu ihm passen, zu seinem Charkter. Klar, kann er sich ändern, aber das braucht halt seine Zeit. Und dann Naruto und Hinata. Hinata ist halt total schüchtern und dass Neji sie immer im Auge hat, erschwert das für sie nochmal. Und ich glaube Naruto ist einer, der auch nicht so wirklich weiß wie man mit so einer Situation umgeht. Zum Schluss noch Ino und Shikamaru. Ino ist noch nicht ganz über Sasuke hinweg und da ist es klar, dass sie sich nicht gleich Shikarmaru an den Hals wirft. Und Shikamaru empfindest zur Zeit eher nur eine freundschaftliche Beziehung für Ino. Es gab noch keine Anzeichen, dass es mehr sein könnte und es braucht eben auch eine Zeit, bis sich was zwischen den beiden entwickelt.
So, ich denke jetzt habe ich mal wieder viel zu viel gelabert, aber das musste ich jetzt loswerden. (wobei ich sagen muss, dass ich mir die anderen Kommis nicht durchgelesen habe, sondern einfach nur dein Kommentar am Ende des letzten Kaps ^^°) ich könnte jetzt auch noch was zu den Ensbenachrichtigungen sagen, wenn ich das richtig verstanden habe, aber das verkneife ich mir lieber, denn sonst komme ich ja nie zum Schluss...
Mach schön weiter wie bisher, denn das gefällt mir sehr gut ^^
Bis dann
Caro009 =)


Zurück