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Mendicus

König Drosselbart
von

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Walter Ddollneazz der Butler des Hauses Hellsings seufzte leise hinter vorgehaltener Hand, als er die Tür von Integras Büro hinter sich schloss. Es gab Tage, da war es besonders schwer, die Loyalität und den Respekt gegenüber seiner ihm anvertrauten Herrin zu waren. Heute war so ein Tag. Er schob die Reste des Nachmittagstees, auf dem kleinen Chromwagen, in Richtung Küche. Gerade eben hatte Integra Wingates Hellsing mal wieder eindrucksvoll bewiesen, was sie von der Meinung anderer bezüglich ihres Lebensstils hielt.

Es war Samstag Nachmittag und Walter hatte versucht Integras Sozialleben ein Bisschen zu bereichern, in dem er die Cousine ihrer Mutter, Maggi Yeobright und ihren Gatten nebst deren Sohn zum Tee eingeladen hatte. Er wusste zwar, dass Integra keinen Wert auf Gesellschaft legte, da aber die Etikette mal wieder eine Zusammenkunft mit der Familie wenigsten mit dem verfügbaren Teil verlangte, hatte sie zähneknirschend zugestimmt. „Aber nur zum Tee Walter. Ich möchte diese Hyänen nicht auch noch beim Abendessen ertragen müssen.“

Um Punkt 5 Uhr war der Wagen der Familie Yeobright auf dem weißen Kies vorgefahren und Walter hatte ihnen im grünen Salon den Earl Grey mit Gurken Sandwisches serviert. Maggi und ihr Mann John vertraten den typisch englischen, viktorianischen Stil, ob in Sachen Kleidung oder politischer Ansicht, was Integra schon als Kind immer furchtbar gelangweilt hatte. Schon damals, wäre sie an diesen unausweichlichen Teenachmittagen am liebsten in die Küche zu Walter geflohen, bis diese grässlich verstaubte Familie wieder verschwunden war. Der Sohn, der seinen Eltern in Sachen Langeweile in nichts nachstand, setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Er war zwar nur ein Jahr älter als Integra, sah aber durch sein nicht zu übersehendes Übergewicht, fast genau so alt aus wie sein Vater. Dazu kam eine schwere Halbglatze, die er durch fettige übergekämmte Strähnen zu verbergen hoffte. Integra bekam bei seinem Anblick immer wieder eine Gänsehaut. Albert John Yeobright schlürfte geräuschvoll seinen Tee, während er dabei versuchte Integra schmachtende Blicke zu zuwerfen, die diese so gut es ging ignorierte, bis ihre Großtante plötzlich ein ganz neues Thema anschnitt. „Nun, meine Liebe. Wie ich sehe bewohnen du und Walter immer noch allein dieses riesige Haus?“ Ihre süffisante Stimme wurde teilweise durch das laute Glucksen ihres Sohnes übertroffen. Integra runzelte die Stirn. Fast schoss es ihr durch den Kopf, laut sagen sie „Ja, das weißt du doch, warum?“ Maggi warf ihrem Mann einen vielsagenden Blick zu, bevor sie weiter sprach „Na ja, verstehe mich bitte nicht falsch meine Liebe, aber findest du es nicht manchmal ein bisschen zu einsam hier? Ich meine sehnst du dich nicht manchmal nach ein wenig männlicher Gesellschaft?“ Integra schnaubte empört. Was erlaubten die zwei sich Gedanken über ihr Privatleben zu machen. Außerdem an männlicher Gesellschaft mangelte es in diesem Haus weiß Gott nicht, auch wenn ihr die manchmal gehörig auf die Nerven ging. „ Entschuldige bitte, aber denkst du nicht, dass das ganz alleine meine Angelegenheit ist Tante Maggi?“ versuchte sie so neutral wie möglich zu erwidern. Doch ihre Großtante ließ nicht locker. „Integra du musst mir zustimmen, dass es nicht im Sinne deiner Mutter sein kann, dass du hier dein ganzes junges Leben vergeudest.“ Sie winkte abfällig durch den Raum „Eine so hübsche, intelligente Frau wie du, sollte sich einmal über die Zukunft ihres Stammbaums Gedanken machen und über die Gründung einer Familie nach denken.“ Ihr Blick glitt zu ihrem Sohn hinüber, der mit den Krümeln des Sandwisches in den Mundwinkeln aussah wie ein zufriedenes, sattes Baby. Integra spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufrichten. Das konnte doch wohl nicht ihr ernst sein. Sie lachte böse auf. „Oh und du meinst euer überfressender Sohn wäre genau der Richtige dafür? Ich glaube nicht, dass ich mich danach sehne mit ihm noch fettere, sabbernde Kinder in die Welt zu setzen. Da heirate ich doch lieber gleich ein Warzenschwein, das kann ich wenigsten danach noch essen!“ Den Yeobrights klappte allesamt der Mund auf und Walter, der die ganze Zeit an der Tür gestanden hatte, viel der Monokel aus dem Auge. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis sich die Drei mit leicht pikierten Gesichtern verabschiedeten.
 

Mit leichtem Schwung schob Walter die Tür zur Küche auf und begann das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. In Sachen Charme, dachte er, bedurfte es bei Integra noch ein bisschen Nachhilfeunterricht
 

Was für ein Nachmittag! Integra griff nach dem Sherry Glas und zog, nach einem kräftigen Schluck, genussvoll am Zigarillo. Eines stand jedenfalls fest, so schnell würden sich die drei nicht mehr sehen lassen. Sie grinste. Wenigsten etwas. Dann sah sie aus dem Fenster. Die Sonne begann bereits am Horizont zu verschwinden und ihre langen, orangenen Strahlen blitzen durch das Glas. Sie hörte noch immer die Stimme ihrer Großtante „ So allein, Stammbaum, Familie.“ Ihre Stirn runzelte sich erneut. Pah! Über so einen Unsinn brauchte sie sich gar keine Gedanken zu machen. Wenn diese naiven Einfallspinsel wüssten, welche Aufgabe, welche Verantwortung sie inne hatte. Da war der Gedanke an so etwas, wie eine Zwischenmenschliche Beziehung, geradezu absurd. Ihr Blick war immer noch in die aufziehende Dämmerung gerichtet, als ein sanfter Luftzuck in ihrem Nacken sie zusammen fahren ließ „ Na, wie war die Familienzusammenkunft?“ Sie wirbelte herum und sah erstaunt in das Gesicht ihres breit grinsenden Dieners. Alucard stand direkt hinter ihr und seine rotschimmernden Augen musterten sie neugierig. Integra wich bei soviel Nähe erst einmal einen Schritt zurück. „ Wie immer.“ Sagte sie knapp und ging dann zu ihrem Schreibtisch hinüber. Er sah jetzt ebenfalls aus dem Fenster. „Wirklich? Keine besonders interessanten Gesprächsthemen?“ Sie sah ihn verärgert an „Warum fragst du, wenn du es so wie so schon weißt?“ Jetzt kicherte er leise, wobei er immer noch in die beginnende Nacht hinaus sah „ Verzeih mir, aber die Vorstellung, wie du mit diesem schnaubenden Walross den heiligen Bund der Ehe eingehst, ist einfach köstlich. Der arme Walter käme bestimmt mit dem Kochen gar nicht nach.“ „Das ist überhaupt nicht komisch und außerdem geht es niemanden was an, wie ich mein Leben gestalte und nun tu mir einen Gefallen und verschwinde. Da draußen wartet Arbeit auf dich!“ Er senkte den Kopf „Euer Wunsch ist mir Befehl Lady Integra!“ Damit war er von einer Sekunde zur anderen verblast.
 

„Meine Güte, das wäre geschafft!“ mit einem heftigen Klaps schlug Walter die Klappe der Spülmaschine zu. Müde griff er noch einmal nach dem Geschirrtuch, um die letzten Reste vom Küchentisch zu fegen. „ Alles im Griff mein lieber Walter?“ Alucards roter Schatten glitt lautlos durch die Wand. Der Diener des Hauses faste sich mit gespielter Entrüstung ans Herz. „ Meister Alucard noch ein paar Jahre und sie bringen mich damit ins Grab!“ Alucard lachte dunkel. „Na, na es bedarf wohl ein bisschen mehr um den todbringenden Walter ins ewige Himmelreich zu schicken.“ Auch Walter konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „ Nun, was verschafft mir euer unerwartetes Erscheinen, hier, in meiner bescheidenen Küche? Wohl nicht sehr Sinn nach etwas Süßem?“ In die roten Augen trat ein heller Glanz. „ Gar nicht so verkehrt geraten. Ich benötige noch Munition für den heutigen Abend. Wärest du so freundlich und würdest mir noch ein bisschen was Süßes für meine zwei Lieblinge besorgen?“ Walter verzog ein wenig das Gesicht „ Ich fürchte, ich habe es durch die Vorbereitungen für den heutigen Nachmittag versäumt, die Vorräte aufzufüllen. Pardon, aber ich werde mich gleich auf den Weg machen und ihnen die Patronen beschaffen. Es kann allerdings eine Weile dauern.“ Der Vampir zog seinen roten Hut vom Kopf. „ Keine eile Walter, ich habe Zeit.“
 

Integra drückte zum zweiten mal auf den roten Knopf an ihrem Telefon, aber auch jetzt meldete sich Walter nicht und sie runzelte verärgert die Stirn. Dann riss sie den Hörer von der Gabel. „Ich fürchte der Butler des Hauses kann deine Wünsche gerade nicht entgegen nehmen.“ Sie riss den Kopf hoch. Den Hörer dabei immer noch ans Ohr gepresst. „ Was machst du noch hier, habe ich mich gerade nicht klar und deutlich ausgedrückt?“ Der Vampir grinste unverschämt. „ Oh keine Sorge, das hast du, nur leider haben wir keine Patronen mehr im Haus und ehrlich gesagt ist es ohne ein wenig langweilig.“ Er zog die gigantische Waffe aus der Innenseite seines Mantels und legte sie vor Integra auf den Tisch. Sie sah, mit fasziniertem Blick, auf den schwarz glänzenden Lauf. Alucard legte amüsiert den Kopf schief. „Schön nicht war?“ Integra registrierte jetzt endlich den nutzlosen Hörer an ihrem Ohr und beeilte sich ihn wieder an seinen üblichen Platz zu legen. Dann stemmte sie grübelnd die Hände in die Seiten. „Schön, aber was mache ich jetzt? Wenn Walter nicht da ist kann ich nicht weg hier.“ „Wo willst du denn hin, wenn ich fragen darf?“ „Ins Vincent Casino. Sir Buckley wünscht mich wegen der nächsten Zusammenkunft zu sprechen aber ohne Walter habe ich keinen Fahrer, also werde ich absagen müssen.“ Sie wollte noch mal zum Hörer greifen, als Alucard nach ihrer Hand griff. „Ich kann dich doch hin bringen.“ Sie hob überrascht die Augenbrauen. „Du? Seit wann kannst du denn Autofahren?“ Er zwinkerte frech. „ Nur weil ein Bettler kein Pferd besitzt, ist er durch aus in der Lage eine gewaltige Distanz zu überwinden. Lass dich überraschen.“ Damit bot er ihr seinen Arm an. „ Alles was du tun musst, ist mir zu vertrauen.“ Ihr Blick glitt wieder zu seiner Waffe hinüber. Dann gab sie sich einen Ruck. „Nun gut. Warte hier, ich hole nur rasch meinen Mantel.“
 

Kurze Zeit später standen sie vor der Haustür des Hellsinganwesens. Ein eisiger Wind wehte und blies Integra die blonden Strähnen aus dem Gesicht. Sie biss sich auf die Unterlippe und versuchte den Gürtel ihres Mantels noch ein Bisschen enger um den Körper zu knoten. „Ich hoffe, deine Transportmethode geht rasch, ansonsten fürchte ich friere ich hier fest.“ Er lachte und stellte sich plötzlich direkt vor sie hin. Sie wollte erneut zurück treten, doch er packte sie fest an den Schultern. Erschrocken sah sie ihn an. Doch seine Mine war ruhig. „ Vertrau mir Herrin.“ Murmelte er leise und sie spürte wie sie sich plötzlich entspannte. Er zog sie noch ein Stück näher zu sich heran. Sie konnte den Stoff seines Anzugs spüren, als sie seine Brust berührte und auf einmal machte ihr Herz einen ungewohnten Sprung. Bevor sie jedoch darüber nachdenken konnte, begann sich alles um sie herum zu drehen. Der Wind nahm zu und sie musste die Augen schließen. Es dauerte nur eine winzige Sekunde. Dann hörte sie ihn dicht an ihrem Ohr. „Wir sind da!“ Sie öffnete die Augen und war perplex. Sie standen tatsächlich vor dem Casino, wo ein freundlicher Portier mit einer tiefen Verbeugung die Gäste empfing. Sie drehte sie zu ihm um. „Wie hast du das gemacht?“ Er grinste breit und griff dann in eine seiner Manteltaschen. Hervor kam seine verspiegelte Sonnenbrille, die er mit einer flinken Bewegung auf die Nase setzte. „ Ruf mich einfach, wenn du nach Hause möchtest.“ Dann entschwand er in der Dunkelheit. Integra blieb für einen Moment starr stehen. Mit nachdenklichem Gesicht, sah sie die Straße hinunter, auf der er verschwunden war, dann raffte sie die Schultern und ging am Portier vorbei ins Casino.
 

Drinnen empfing sie allerdings nur der Butler von Sir Buckley um ihr mitzuteilen, dass dieser leider durch einen plötzlichen Fieberanfall ans Bett gefesselt war. Integra fluchte leise, als sie wieder auf die Straße trat. Das war ja ein toller Abend, voller böser Überraschungen. Sie grübelte gerade darüber nach, wann sie den Ritter des Roundtables erneut erreichen konnte, als Alucard lässig an einer Straßenlaterne gelehnt vor ihr auftauchte. „Wohl kein sehr erfolgreicher Abend was?“ Sie lachte bitter auf. „So kann man das auch sagen. Ich fürchte....“ Plötzlich hörte man ein Pferd wiehern und dann das laute Klirren von Eisen auf dem hellen Asphalt. Integra sah gerade noch aus den Augenwinkeln, wie etwas großes, schwarzes auf sie zugeschossen kam, dann wurde sie zur Seite gerissen. Dort wo sie vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte raste jetzt eine herrenlose Kutsche an ihr vorbei. Das Pferd davor schäumte und rannte mit hochgerissenem Kopf mitten durch den hupenden Verkehr. Zwei Autos konnten mit quietschenden Reifen gerade noch bremsen, doch das Dritte war nicht mehr in Lage, eine Kollision mit dem Tier zu verhindern. Dem Pferd wurden die Beine unter dem Körper weggerissen und sein schwarzer Körper schleuderte über die Motorhaube. Die Deichsel der Kutsche zersplitterte bei dem Aufprall und die Kutsche preschte ungebremst weiter in das Schaufenster eines Porzellanladens. Ein Meer von weißem Geschirr und Glas ergoss sich unter ohrenbetäubenden Kreischen auf die Straße.

Integra keuchte bei dem Anblick des zappelnden, blutenden Pferdes, das verzweifelt versuchte auf seine gebrochenen Beine zu kommen. Dann registrierte sie, dass sie sich an ihrem Diener festklammert, der sie wie ein Kind in den Armen hielt. Sie wandte den Blick ab. „Wie schrecklich! Bitte bring uns von hier weg.“ Er nickte wortlos und schon fühlte sie wieder den kalten Wind im Gesicht und sie standen wieder vor dem Haus.

Integra zog mit einem leichten Zittern den Haustürschlüssel aus der Tasche. Alucard musterte sie besorgt. „Alles in Ordnung?“ Sie lächelte verlegen, als sie die Tür öffnete. „Es ist nichts, nur... Ich weiß auch nicht aber bei Tieren werde ich immer... Keine Ahnung, wieso mich das so berührt.“ Sie schaute in den menschenleeren Flur. „Ist Walter noch nicht zurück?“ Der Vampir sah die Einfahrt hinunter. „Das Auto ist jedenfalls noch nicht da.“ Er folgte ihr ins Haus und half ihr aus dem Mantel. „ Wirklich alles o.k.?“ Sie nickte, dann seufzte sie. „Vielleicht wäre ein kleiner Drink das Beste.“ Er grinste „ Kein Problem! Wo darf ich ihn dir denn servieren?“ Sie musste lachen. „Ich weiß nicht.“ „Wie wäre es mit dem Salon? Da hast du doch schon sein einer Ewigkeit nicht mehr drin gesessen, oder?“ Ihre Augen wurden schmal „ Du kannst es nicht lassen was?“ Jetzt war es, der lachte „ Endschuldige, aber es war einfach zu verlockend.“ Damit verschwand er Richtung Küche, während sie in den Salon marschierte. Dort angekommen ließ sie sich erschöpft auf eines der Sofas sinken. Sie schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht woran es lag, dass seine Gesellschaft ihr heute Abend so wichtig war. Vielleicht lag es an dem Unfall oder vielleicht auch an dem Besuch ihrer Verwandtschaft. Integra runzelte die Stirn. Wieder kamen ihr die Worte ihrer Großtante in den Sinn „ Alleine in diesem Haus. Sehnsucht nach männlicher Gesellschaft.“ Sie verzog den Mund. Was davon traf zu? Alucard leises Summen riss sie aus ihren Gedanken. Er balancierte ein silbernes Tablett, auf dem zwei große, volle Gläser standen, die er jetzt vor sie hin stellte. „Bitte sehr Madam.“ Sie griff zu und als der erste Schluck ihre Kehle hinunter lief, spürte sie eine wohlige Wärme in sich aufsteigen. Dann leerte sie das halbe Glas in einem Zug. Genießerisch schloss sie die Augen. Alucard betrachtet sie mit einem zufriedenen Blick. „Na, geht es dir schon besser?“ Sie nickte mit geschlossenen Lidern. „Gibt es noch etwas, was ich für dich tun kann?“ Hörte sie seine angenehme, weiche, dunkle Stimme. Bevor sie wusste was sie tat, hörte sie sich schon sprechen. „Ja, hier bleiben.“ Erschrocken biss sie sich kurz auf die Zunge. Hatte sie das gerade gesagt? Das musste am Alkohol liegen. Sie wagte nicht die Augen zu öffnen und ihm ins Gesicht zu sehen. Doch alles, was sie hörte, war das rascheln seines Mantels, denn er wohl gerade abgelegt hatte. Dann war da wieder seine Stimme. „Nun, dein Wille geschehe.“ Sie versuchte sich erneut zu entspannen. „ Verstehe mich nicht falsch aber ich. Na ja Walter ist nicht da und ich..“ Er lachte „ Schon gut, du brauchst mir deine Beweggründe nicht zu erklären. Jeder sehnt sich mal nach ein bisschen Gesellschaft“ Jetzt öffnete sie wieder die Augen. Dabei stellte sie überrascht fest, das ein Feuer im Kamin brannte und er sich neben sie auf einen der bequemen Sessel gesetzt hatte. Das rote, weiche Licht spiegelte sich auf seinem sonst bleichen Gesicht wieder und gab ihm etwas ungewohnt sanftes und lebendiges. Sie zwinkerte verwirrt und schaute dann in ihr fast leeres Glas. Es musste einfach der Alkohol sein. Er griff nun nach dem zweiten Getränk. „Auf einen netten Abend in geselliger Runde.“ Bevor er jedoch das Glas an die Lippen setzten konnte fragte Integra „ Hast du dich nicht manchmal auch furchtbar einsam gefühlt? In all den Jahrhunderten, die du schon auf Gottes Erde wandelst?“ Er setzt noch einmal ab. „ Das hängt davon ab, ob du mir solche menschlichen Gefühle zutraust. Glaubst du das ich das kann, mich einsam fühlen? Mich nach etwas zwischenmenschlichem sehnen?“ Sie blieb für einen Augenblick stumm. Dann stellte sie entschlossen das Glas auf den Tisch. „ Entschuldige, das war eine dumme Frage von mir. Es geht mich ja auch überhaupt nichts an, genauso wenig wie meine Angelegenheiten dich etwas...“ „Warum jetzt zurück schrecken Integra? Los, wie wäre es mit einer Fragerunde? Hier an diesem vertraulichen Abend. Stell mir ruhig die Fragen, die du schon immer stellen wolltest und ich werde im Gegenzug meine stellen.“ Hätte er, wie üblich breit gegrinst, hätte sie wohl auf der Stelle das Gespräch und den Abend beendet, doch seine ernste Mine und die gespannte Atmosphäre ließen sie anders entscheiden. „O.k.“ stimmte sie zögernd zu „ Ich zu erst. Also sag mir. Fühlst du dich manchmal einsam? Zwischen all dem Vergänglichem? Sehnst du dich nach etwas?“ Er drehte das Glas in seinen Händen. „Ja, manchmal schon. Manchmal plagte mich die Einsamkeit. Doch im Moment muss ich gestehen, plagt mich eher eine andere Sehnsucht.“ Der Glanz der plötzlich in seine Augen trat, ließ ein brennendes Kribbeln auf ihrer Haut entstehen. Rasch wandte sie sich dem Feuer zu. „Habe ich deine Frage hinreichend beantwortet? Gut dann bin ich jetzt dran. Also Integra, wie steht es mit deinen Sehnsüchten und deiner Einsamkeit?“ Sie schluckte, doch obwohl sie mit einem Befehl das Ganze hätte verhindern können. Sprudelte es gerade zu aus ihr heraus, ganz so als wenn ihre Gedanken auf diese Gelegenheit der Befreiung gewartet hätten. „ Tja was soll ich sagen, auch wenn es sich merkwürdig anhört, aber immer wenn ich darüber nachdenke, ob ich einsam bin oder mir eine zwischenmenschliche Beziehung fehlt, komme ich zu dem Entschluss, dass es mir an nichts von dem fehlt.“ Der Vampir hob überrascht die Brauen, ließ sie aber weiter sprechen. „ Ich meine, ich denke darüber nach mit wem ich mein Leben teilen wollen würde, aber,“ sie lachte plötzlich auf „ keiner wäre mir gut genug. Verstehst du? Egal welche Vorzüge sie hätten, von meinem verfetten Cousin mal abgesehen, irgendwie fehlt ihnen etwas um meinen Ansprüchen zu genügen. Ich weiß das klingt furchtbar eitel.“ Über Alucards Gesicht huschte ein Lächeln. „Tatsächlich? Keiner ist also gut genug? Nicht einmal der gutaussehendeste, intelligenteste Sohn eines protestantischen Roundtablemitgliedes?“ Sie grinste ebenfalls „Nein und ich kann dir nicht mal sagen wieso.“ Er beugte ein wenig nach vorne „Wirklich nicht? Nun vielleicht kann ich dir ja weiterhelfen. Überlegen wir mal, warum die Prinzessin all die Prinzen, die sich um sie bemühen, nicht will, obwohl die Pflicht sie zu der Erhaltung ihres Stammbaumes zwingt.“ Integra runzelte wider die Stirn, sagte aber nichts. Alucards Gesicht schob sich immer weiter zu ihr herüber während er sprach. „ Warum ist keiner gut genug? Ist die Prinzessin einfach zu anspruchsvoll? Sie müsste einfach ihre Erwartungen runterschrauben, dann könnte sie vielleicht...“ „Nein!“ unterbrach sie ihn auf einmal und der merkwürdige Ausdruck in ihren Augen ließ ihn verstummen. „ Den Prinzen fehlte etwas, das sie niemals besitzen können. Sie mögen über Schlösser, Burgen, Schätze und weißen Pferden verfügen aber ihn fehlt das Entscheidende.“ Sie brach erschrocken ab, fast hätte sie ihm erzählt das.... Doch Alucard ließ nicht mehr locker. „ Was? Was fehlt den Prinzen? Integra spürte wieder ihr Herz schlagen, laut und donnernd. Es musste raus, es musste endlich raus! „ Ihnen fehlt das Dämonische, es liegt nicht in ihrer Natur!“ Erstaunt sah er sie an und ein leises Zittern schüttelte sie. Sie hatte es tatsächlich gesagt und nun. Was würde er daraufhin erwidern? Alucard lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Das Dämonische also.“ Murmelte er und sah sie an. Integras Wangen brannten auf einmal und sie stand ruckartig vom Sofa auf. „Entschuldige mich bitte, ich...“ Sie wollte an ihm vorbei zur Tür laufen. Doch als sie auf seiner Höhe war, packte er sie mit einer raschen Bewegung am Handgelenk. Sie verzog schmerzhaft das Gesicht „ Aua, was soll das, lass mich los. Sofort!“ Doch ihr Diener gehorchte nicht. Wortlos stand er auf, ihr Handgelenk immer noch fest umklammert. Integra spürte wie ihr Tränen in die Augen schossen. Ob vor Schmerz oder Scham wusste sie nicht. Alucard Stimme war plötzlich neben ihrem Ohr. „ Die Prinzessin sehnst sich wirklich nach dem Dämon, obwohl er ihr Diener ist? Ein Bettler in den Augen der andern? Nichts anders als ein domestiziertes wildes Tier? Das sie zerreißen könnte, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme? Sie wollte ihm antworten, doch er hinderte sie daran. Seine Lippen schlossen sich zärtlich mit ihren zusammen, als seine Hand ihre Brille fort wischte, die klirrend auf dem Boden aufschlug. In Integras Kopf schienen Sterne zu explodieren. Sie spürte seine Hände, die nach ihrem Gesicht griffen und die Tränen auffingen, die unter ihren Lindern hervor rannten.

Der Boden unter ihr gab nach, als auf einmal ein lautes Klopfen in ihr Bewusstsein drang. Sie riss erschrocken die Augen auf, als sie Walters Stimme hörte. Alucard war fort und sie wischte sich hastig, mit dem Ärmel ihres Jacketts, über die verweinten Augen, bevor sie sich räusperte. Ihr Diener betrat mit tropfenden Mantel den Salon, eine kleine Wasserspur hinter sich her ziehend. „Endschuldigen sie Lady Integra. Ich weiß heute einfach nicht, wo mir der Kopf steht. Mir ist erst auf dem Rückweg von der Kathedrale eingefallen, dass sie ja diesen Termin mit Sir Buckley hatten. Unverzeihlich, unverzeihlich ich hoffe sie konnten die Sache irgendwie begradigen?“ In seiner Erschütterung bemerkte er gar nicht, wie fassungslos Integra war. Sie strich sich fahrig durch die Haare und bemühte sich Luft zu holen. „Äh ja Walter. Da war kein Problem. Sir Buckley hat die Grippe und konnte deshalb den Termin nicht war nehmen. Darum alles kein Problem. Sei mir nicht böse Walter, aber ich bin tot müde. Ich möchte jetzt nur noch ins Bett. Wir reden Morgen in Ordnung?“ Sie wartete gar nicht mehr auf eine Antwort, sondern marschierte schnurr stracks an ihm vorbei. Der Butler war sichtlich verblüfft. „ Nun gut Lady Hellsing. Ich werde dann mal Meister Alucard seine Patronen bringen. Ich wünsche ihnen eine angenehme Nacht.“ Doch Integra hatte schon den Fuß der Treppe erreicht und verschwand kurz darauf in ihrem Zimmer.

Seufzend warf sie sich rücklings gegen die Tür. Was für ein Abend. Das konnte doch alles nicht war sein. Sie ging zum Bett hinüber und begann ihre Kleider abzustreifen. Immer noch fassungslos über sich selbst schlüpfte sie unter die Bettdecke. Der kühle Stoff der Laken schien die Hitze, die in ihr brannte gut zu tun. Sie rollte sich wie ein Igel zusammen. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Wie sollte sie ihrem Diener morgen in die Augen schauen? Sie warf sich erneut herum, als sie auf einmal einen Wiederstand am Rücken spürte. Sie hielt den Atmen an, doch bevor sie sich herum werfen konnte, hört sie seine Stimme in ihrem Kopf. „Nun, verlangt die Prinzessin immer noch nach dem Dämon?“ Ihre Kehle war wie zugeschnürt, doch ihr Herz verriet ihre Gefühle erneut. Als wenn ihm das heftige Klopfen zur Antwort genügte, begannen seine Hände ihren schlanken Körper zu erforschen. Sie fingen zu erst in der Mitte ihres Rückens an und glitten dann langsam zu ihrem Nacken hinauf, wo sich ihre feinen Härchen aufrichteten. Sie konnte seinen Atem spüren, der ihr seine Erregung preisgab. Sie schloss die Augen und genoss seine Berührungen. Es war egal, es war alles so egal, wenn er nur nicht damit aufhörte und das tat er ganz und gar nicht. Als seine Hände zu ihrer Weiblichkeit fanden, stieß sie einen leisen Seufzer aus. In ihrem Kopf drehte sich alles, als er ihn sanft nach hinten bog. Die Haut an ihrem Hals spannte sich und sie konnte ihn stöhnen hören. „Gestatte mir dich noch einmal zu kosten bevor....“ Sie warf den Kopf zur Seite und er glitt mit einem heißeren Kurren zu ihrer Schlagader, deren Pulsieren ihm den Weg wies. Die aufgerichteten Eckzähne drangen schnell und präzise in sie ein und Integra schrie auf. Es war unbeschreiblich! Er trank von ihr und dieses Gefühl raubte ihr fast den Verstand. Mit jedem Tropfen, den er ihr nahm, entglitt sie der Welt, aber seine Präsens wurde dagegen immer stärker, als wenn er sie zu verschlingen drohte. Dann hörte er plötzlich auf. Ihr Kopf kippte nach vorn und sie atmete schwer, doch was er jetzt tat, übertraf das bereits da gewesene um längen. Sanft drehte er sie um und Integra konnte im Licht des Mondes der durch einen Spalt der Gardine zu ihr hinein schien, die Konturen seines Gesichtes erkennen, aus denen die glühenden roten Augen zu ihr hinunter sahen. Er beugte sich nach vorn und küsste sie. „Ich verspreche dir, du wirst es genießen.“ Integra griff in die Dunkelheit an seine Brust. Er war nackt und die Kälte seiner Haut jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Ihre Finger formten die Linien seiner Muskeln nach bis sie zu seiner Hüfte kamen, die sich vorsichtig zwischen ihre Beine schob. Er stützte sich auf seine Arme , während er sich langsam mit ihr vereinigte. Integra bäumte sich unter ihm auf. Er hatte recht. Sie genoss es, auch als er jetzt erneut zu ihrem Hals glitt und noch einmal von ihr trank. „ Würdest du mich töten?“ flüsterte sie so leise, das sie sich selbst kaum verstand. „ Nur wenn du es von mir verlangst und bereit bist mit mir zu kommen.“ Kam es ebenso leise zurück. Sie lächelte erschöpft. „Wo gingen wir hin?“ Sie spürte, wie er an ihre Wange lächelte. „ Ich würde dir die Welt zeigen, unsere Welt.“

Jetzt war sie es, die ihn auf den Rücken drehte. Sie spürte, wie wenig Kraft sie noch besaß, doch sie zwang sich, sich aufzurichten. „ Das ist alles was ein Bettler dir bieten kann.“ Sagte er und strich ihr eine lange Strähne aus dem Gesicht. Ihre Hände glitten über seine Brust. „ Nein kein Bettler, nur ein wahrer König besitzt diese Macht.“ Damit stieß sie einen Fingernagel in seine Haut. Ein dünner Strahl Blut schoss aus der winzigen Risswunde über die sie sich nun beugte. Er streichelte zärtlich ihren Kopf, als sie wie eine junge Katze anfing zu trinken. Unter einem leisen Stöhnen vollendete er ihre Vereinigung. Er konnte hören wie ihr Herz leiser wurde und schließlich entgültig aufhörte zu schlagen. Behutsam wickelte er die Laken um ihren Körper um sie danach sanft nach draußen auf den Balkon zu tragen. „Eine wundervolle Nacht nicht war?“ fragte er stumm und sie lächelte. Nur der Mond konnte sehen, wie er mit ihr verblasste und ein leiser Wind sie durch die Schwärze der Nacht davon trug.
 


 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-11-13T11:06:36+00:00 13.11.2006 12:06
genjal nur genjal bitte führ die irgendwann mal zu ende^^


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