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Blind Justice

von

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Verhör

Kapitel 1 - Verhör
 

Meet me later at the bar

And the devil’s dancer’s car

Sit down, wait and enter hell

Share the laughter, put a spell

On the ones that smile too much

And walk upstairs and touch the sky

And drink my tears and dance tonight
 

Er fühlte sich schrecklich. Mal wieder. Wo war er? War er in der Hölle? Und wer lachte da? Kannte er diese Stimme nicht? Aber woher?

Er wusste nichts mehr. Weder wer er war, noch wo er sich befand und warum er hier war. Auch wusste er nicht mehr, dass dieser Zustand in dem er sich befand, ihm bekannt war. Sein Kopf war wie leergefegt.

Eine Stimme erklang. Nur langsam erreichten die Worte ihn, fraßen sich in sein Gehirn. Er konnte nicht begreifen, was sie bedeuteten. Wäre er bei klarem Verstand gewesen, er wäre geschockt. Denn diese Worte betrafen ihn, jemand sprach mit ihm. Nur worüber?

Er versuchte diese Worte zu begreifen. Es war zwecklos. Die Worte an sich verstand er, den Sinn jedoch nicht. Er begriff es einfach nicht.

Doch je länger auf ihn eingeredet wurde, desto mehr kam in seinem Gedächtnis etwas zum Vorschein. Eine Erinnerung!

Er versuchte, sie zu erfassen, doch sie war schlüpfrig, wie Quecksilber. Warum gelang es ihm nicht, sie festzuhalten?

Die Stimme erstarb. Er ging fort. Aber wer ging? Er selbst? Oder derjenige, der mit ihm gesprochen hatte? Er wusste es nicht. Doch da war wieder etwas. Wieder das Lachen. Es war kalt, herzlos. Er kannte es doch irgendwoher! Aber...

Schmerz. Schmerz, der sich in seinem Kopf breit machte. Woher kam er? Warum hörte er jetzt nichts mehr? Der Schmerz in seinem Kopf erfüllte ihn ganz. Er spürte nichts anderes mehr. Er konnte nichts sehen, doch das bemerkte er nicht. Er hatte die ganze Zeit über nichts sehen können. Auch da hatte er es nicht bemerkt. Denn die Erinnerung an die Zeit, als er noch hatte sehen können, war für einen kurzen Moment ausgelöscht. Auch wenn diese Zeit nicht lange zurücklag.

Nun bemerkte er nichts mehr, auch nicht wie sein Körper fortgetragen wurde. Er schlief, doch er wusste es nicht.
 

~*~
 

„Und?“

Bakura schreckte hoch und blickte direkt in Marikus Augen. Er schüttelte den Kopf.

„Keine Chance. Der Junge saß einfach nur vor mir und hat apathisch ins Nichts gestarrt. Ich hab‘ das Gefühl, er hat nicht einmal mitbekommen, dass ich da war.“

Ungläubig blickt Mariku den jungen Polizisten an. Wie war das möglich?

Aufgrund der Akten hatte er sich ein Bild von dem Angeklagten gemacht und laut den Akten war der Junge aggressiv und unbeherrscht.

Er wäre gerne bei dem Verhör dabei gewesen, doch aufgrund einer Verhandlung, hatte dies nicht geklappt. Aus diesem Grund war er auf den Bericht seines Freundes gespannt gewesen, doch dass dieser so mager ausfiel, hätte er nicht erwartet.

Bakura sah sein enttäuschtes Gesicht und musste schmunzeln.

„Hey, keine Sorge! Du wirst ihn erleben. Der Junge landet vor Gericht, soviel ist sicher! Also ist es doch egal, ob du beim Verhör dabei warst, oder nicht!“

Mariku nickte. Ja, Bakura hatte sicher Recht.

Er blätterte in seinen Unterlagen. „Der Termin ist übermorgen. Prima. Vielleicht kann ich ihn davor noch sehen... Ich will mir nämlich persönlich ein Bild von ihm machen...“, murmelte er dabei vor sich hin.

Überrascht hob Bakura die Augenbrauen. Er wusste zwar, dass Mariku sich gerne ein persönliches Bild von den Angeklagten machte, und zwar bevor die Verhandlungen begannen, aber dass er so hartnäckig war, das war selten. Normal machte es ihm nicht allzuviel aus, wenn er die Angeklagten erst sah, wenn sie vor Gericht standen, auch wenn es ihm anders lieber war.

„Was ist an diesem Jungen so besonders für dich?“

Mariku überlegte. „Ich weiß nicht...“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Vielleicht die Tatsache, dass er als aggressiv und mit geringer Frustattionstoleranz beschrieben wurde und laut deinen Angaben vollkommen apathisch war, obwohl das kein Stück zusammen passt.“

Bakura zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich stand er unter Schock. Bei einem Verhör sind die dümmsten Großmäuler manchmal die größten Schisser überhaupt.“ Ihn interessierte es nicht sonderlich. Für ihn zählte meist das, was er erlebte und nicht, was in irgendwelchen Akten stand. Seine Meinung war, dass das was dort irgendwer aufgeschrieben hatte, auch totaler Humbug sein konnte. Er überzeugte sich lieber immer selbst.
 

~*~
 

Er erwachte. Langsam öffneten sich seine Augen. Zuerst konnte er nur verschommen sehen, doch seine Sicht wurde immer schärfer. Müde richtete er sich auf. Er wusste, wo er sich befand, er kannte diesen Ort. Es war sein Zuhause.

Plötzlich erhielt er eine kräftige Ohrfeige.

„DU ELENDER IDIOT!!!!“ Wieder ein Schlag und noch einer. Und immer wieder diese wütende Stimme, die ihn anschrie.

„DU HAST ES TOTAL VERSAUT, WEISST DU DAS!? WARUM HAST DU EIGENTLICH NICHT DEIN VERDAMMTES MAUL AUFGEMACHT UND WAS GESAGT!!!? ERKLÄR MIR DAS!!!“

Ihm kamen die Tränen. Wie sollte er das erklären? Er wusste, was er falsch gemacht hatte. Er hatte die Erinnerung nicht zu fassen bekommen. Er hatte sich nicht genug angestrengt! Er hatte gewusst, was ihm blühte und dennoch geschwiegen!

Obwohl er sich nicht sicher war, ob er es zu dem Zeitpunkt schon gewusst hatte, oder ob ihm diese Erkenntnis eben grade gekommen war.

Er hatte auch kaum Zeit zum Nachdenken, denn er wurde am Kragen gerissen und brutal hochgezogen. Wieder ein Schlag. Wieder kamen Tränen in ihm hoch. Hatte er denn wirklich soviel falsch gemacht?!

„Lass das!“

Keine Sekunde nach diesem Ruf, lag er wieder auf der Matratze und es war ein dumpfer Schlag zu hören.

„Verdammt, kannst du noch was anderes machen außer ihn zu verprügeln?!“

Wieder ein Schlag, ein dumpfer Schmerzenslaut.

„Er mag zwar zu nichts nütze sein, aber zu Tode musst du ihn auch nicht prügeln! Und wenn du willst, dass er noch was sagen kann, dann setz die Dosis runter, verdammt! So schwer kann das ja wohl auch nicht sein! Immerhin muss er übermorgen bei diesen Deppen antanzen, nicht du!!!“

„ACH, HALT DEINE SCHNAUZE UND LASS MICH IN RUHE!!!!“

„NEIN, ICH LASS DICH NICHT IN RUHE!!! WENN ICH DICH IN RUHE LASSEN WÜRDE, WÄRE DER JUNGE SCHON LÄNGST TOT UND DU SCHON HINTER GITTERN!!!!!!! UND WENN ICH SOWAS NOCHMAL VON DIR HÖRE, SETZT’S WAS, DAS SCHWÖR ICH DIR, MEIN LIEBER! DANN WÜNSCHT DU DIR, NIE GEBOREN ZU SEIN!!!“

Ein wütendes Schnauben war zu hören, dann eine Tür, die zugeknallt wurde.

Er spürte, wie sich jemand neben ihn kniete und ihn in die Arme nahm.

Langsam öffnete er die Augen und wischte sich unbeholfen die Tränen aus dem Gesicht. „Bin ich wirklich so unnütz?“, fragte er leise und blickte den weißhaarigen Ägypter an. Dieser schüttelte leicht den Kopf. „Nein. Ein bisschen unnütz vielleicht, aber nicht so sehr, wie dein Bruder meint.“

Er lächelte leicht. Es tat gut, so etwas zu hören. Der, der ihm im Arm hielt, war einer von zwei Menschen, die manchmal nett zu ihm waren. Der andere war eigentlich immer nett, kam jedoch kaum zu ihm.

Kura war auch nett zu ihm, auch wenn es manchmal Zeiten gab, in denen er auch sauer auf ihn war und ihn schlug. Doch das war nicht immer so.

Er mochte Kura. Zwar mochte er den anderen Jungen, dessen Namen er nicht kannte nur seine Stimme, noch lieber, aber er hatte das Gefühl dieser mochte ihn nicht, auch wenn er nett war. Oder war es ihm mal gesagt worden, dass der andere Junge ihn nicht mochte? Er wusste es nicht mehr.

­Doch er kannte es nicht anders. Sein Leben hatte nur aus Finsternis und Schmerzen bestanden. Manchmal hatte es auch freundliche Momente gegeben, doch diese waren selten und die meisten davon lagen auch sehr weit zurück. Es waren ferne Kindheitserinnerungen.

Doch was hieß fern? Er war nun siebzehn; das alles hatte angefangen, als er etwa vierzehn war. Oder war es doch länger her? Es kam ihm vor, als wäre das alles schon ewig her.

Waren drei Jahre eine so lange Zeit? Für ihn schon. Für ihn waren diese drei Jahre voller Schmerz, Schrecken und Finsternis. Und da war noch etwas seltsames, was immer in einem unmittelbarem Zusammenhang zu der Finsternis stand, in die er manchmal versank, doch er wusste nicht, was es war.

Er wusste, dass sein Bruder dafür verantwortlich war, doch er hatte keine Ahnung, was dieser mit ihm anstellte.

Manchmal schrie Kura ihn dafür an, aber das kam selten vor. Langsam aber sicher bekam er jedoch das Gefühl, dass es etwas war, was verboten war. Doch was könnte er Verbotenes mit ihm anstellen? Was tat sein Bruder so Schlimmes?

Er konnte sich nichts vorstellen. In seinen Augen war dieser immer noch sein lieber, wenn auch aggressiver und brutaler Bruder. Vielleicht war es das, was dieser wollte?

Er selbst bemerkte nicht, wie willenlos er war. Sein Bruder hatte ihn gut geformt. Die ganzen Jahre lang war er von ihm gesteuert worden. Schon immer.

Deshalb bemerkte er die Veränderungen nicht. Außenstehende taten es, aber er... Andere Leute dachten sofort an Drogen, doch er kannte diesen Begriff nichtmal. Selbst wenn er ihn kennen sollte, er würde die Tragweite nicht begreifen. Er war nicht geistig zurückgeblieben, im Gegenteil. Würde er ein normales Leben führen, die Leute würden ihn als hochintelligent bezeichnen. Doch er führte kein normales Leben. Er ging nicht zur Schule, hatte keine Freunde. Die Behandlung seines Bruders hatten ihm seinen Willen und in gewisser Weise auch seine Intelligenz genommen. Würde man ihn aus diesen Umständen herausholen, man könnte ihn retten. Aber inzwischen wusste kaum noch jemand von ihm. Und die die es taten, konnten nichts ausrichten. Sein Bruder war zu stark.

Außerdem hätte es eh keinen Sinn gehabt. Er war abhängig. Nach was, das wusste er nicht. Er wusste ja noch nichtmal, dass er überhaupt nach etwas süchtig war. Aber er war es und das war ganz allein die Schuld seines Zwillings.
 

Kura blickte auf den schlafenden Jungen in seinen Armen. Irgendwie sah er schon niedlich aus. So unschuldig und hilflos... Er lächelte leicht und schüttelte den Kopf. Was dachte er da eigentlich?

Der Junge war einfach nur eine Puppe in dem Spiel, welches sein Bruder spielte und bei dem Kura ihm half. Eine schwache, fast schon willenlose Puppe. Doch Kura gefiel diese Situation nicht. Zwar machte er sich auch einen Spaß daraus, andere Leute unter Druck zu setzten und sie nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, doch das hier war für ihn etwas komplett anderes. Das hier war der Zwilling seines besten Freundes, der mit Methoden gefügig gemacht wurde, die Kura nicht gefielen. Das hier war nicht mehr brutal – wie er es meist vorzog – sondern einfach grausam.

Außerdem sollte dieser Junge bald vor Gericht landen, anstelle seines Bruders und dort aussagen.

Er seufzte. Wie sollte das nur ausgehen?
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-05-05T20:54:28+00:00 05.05.2007 22:54
Yay!
ich habs gelesen^^.
ein gelungenes chapter.
deine bakura-san


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