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Bergnebel

von

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Ein ganz einfacher Zauber

Ein ganz einfacher Zauber
 

Lyrux ritt rasch an dem klaren, schnell fließenden Bach vorbei und pfiff dabei eine hübsche Melodie. Lienn und Elar folgten ihm in einiger Entfernung. Als sie zum Eingang des Waldes kamen, fragte Lyrux nach hinten: „Wo willst du denn jetzt hin, Elar? Weiß du wo das Lager deines Vaters ist?“ Es klang ein wenig netter als das Gespräch zuvor und Lienna schöpfte Hoffnung, dass Lyrux im Haus der Männer einfach schlechte Laune gehabt hatte. Elar antwortete mit der selben Freundlichkeit, auf Versöhnung aus: „Ich weiß es nicht. Ich habe mich verlaufen und kenne nur noch den Ort, wo sich das Lager befand.“ Lyrux verzog das Gesicht zu einer ärgerlichen Miene.
 

„Na dann müssen wir es wohl herausfinden.“

Langsam ritten sie auf dem unebenen Waldboden geradeaus, bis Lyrux sein Pferd plötzlich vom Weg weglenkte. Elar schaute etwas verwirrt, als habe er Angst hier versuchte schon wieder jemand, ihn zu entführen. Lienna wusste jedoch wo es hin ging. Die Pflanzen und Sträucher, die auf dem Waldboden wuchsen, standen nun dichter beieinander und wuchsen höher und voller. Es gab mehr Tiere in diesem Teil zu beobachten, da er nicht so oft von Zauberern betreten wurde. Lyrux kannte sich hier so gut aus, er könnte mit verbundenen Augen durch den Wald gehen. Nach einer Weile errecihten sie eine Lichtung, deren Boden gesäumt von roten, gelben und braunen Blättern war, die das ganze wie ein Teppich aussehen ließen. Es raschelte als die Pferde mit ihren Hufen durch das hohe Laub wühlten. Die Blätter reichten Aylen bis über die Fesseln. Als Elar das sah schaute er sich erstaunt um. Es wuchsen sehr viele Bäume, mit riesigen Blätterkronen. Aber was Elar noch mehr erstaunte war, dass eine kleine Holzhütte am Rande der Lichtung stand. Ein paar Bäume beschatteten mit ihren nur noch halb bewachsenen Zweigen das strohgedeckte Häuschen. Vor der Hütte stand eine kleine Holzbank auf der ein Hund sich seine weichen Pfoten leckte. Lyrux sprang von seinem Pferd herunter und der Hund sprang freudig auf ihn zu.
 

„He, Tukanel!“, rief Lyrux und der braune Hund bellte laut, worauf einige Vögel aus dem Unterholz in die Bäume flüchteten.

„Wie heißt dein Hund?“, fragte Elar nach.

„Tukanel. Das ist ein sehr ehrenhafter Name, Prinz. In unserer Sprache bedeutet es „Der weise Rat“. Obwohl mir Tukanel bis jetzt noch keinen weisen Rat gegeben hat. Er redet oft vom Wetter und von den Bewegungen der Sterne.“, erklärte Lyrux und hielt Aylen fest, während Lienna und Elar abstiegen. Behutsam stüzte Lienna Elar bis zu der kleinen Hütte und Lyrux öfnete sie mit einer Handbewegung. Zum Vorschein kam eine gemütlich eingerichtete kleine Wohnung, mit einer Kochstelle einem Tisch mit drei Stühlen und einem Bett. Tukanel schnellte ins Haus und sprang überglücklich auf das Bett. Lyrux schnaufte kurz, worauf Tukanel seinen eingenommenen Platz wieder verließ und sich auf einer Decke niederließ, die auf dem Boden lag.
 

„Nehmt Platz.“, sagte Lyrux und Elar und Lienna sezten sich auf die Stühle. Nachdem Lyrux ein wenig Wasser aus einem Krug in drei Tonbecher gefüllte hatte und sich gesezt hatte, sprach er: „Wir müssen jetzt also herausfinden, wo sich der Vater von Prinz Elar befindet.“
 

„Du kannst die Anrede ruhig weglassen.“, meinte Elar und Lyrux funkelte ihn an. „Es war nur gut gemeint!“, sagte der Prinz schnell und wackelte mit den Händen abwehrend vor sich herum.
 

„Ich meine, es ist wichtig sich in Höflichkeit zu üben. So kannst du mich auch Meister Lyrux nennen, oder Priester Lyrux. In unserem Volk habe ich auch eine sehr hohe Stellung.“, forderte Lyrux stolz und Lienna erwartete wieder einen Streit zwischen den Beiden. Schon spannten sich ihre Gesichtsmuskeln an, um eventuell in das Geschehen einzugreifen, doch Elar sagte schon: „Wie du meinst, Priester Lyrux. Wie wolltest du das also anstellen?“
 

Lyrux lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und antwortete: „Mit Magie.“ Elar war erstaunt und Lyrux fügte rasch hinzu: „Nun ja, wir Zauberer benutzen ja jeden Tag, Magie.“ Lienna wurde wieder etwas wütend. Schon wieder ging es in dem Gespräch darum, wer der bessere sei.
 

„Ihr seid ja auch Zauberer, ein magisches Volk. Kann ich etwas dafür, das ich ein Mensch bin?“, fragte Elar, seine Stimme wurde etwas lauter und er fixierte Lyrux angespannt.
 

„Nein kannst du nicht. Aber du bist es nun mal. Kann ich etwas dafür das ich ein Zauberer bin und mich über die Menschen stellen muss?“, fragte Lyrux mit Hohn in der Stimme zurück.
 

„Du musst dich gar nicht über die Menschen stellen, du hirnloser Zauberer! Existiert in deinem Kopf auch noch etwas anderes, als die Frage „Welches Volk ist am Besten?“? Oder ist er zu hohl dafür?“, fragte Elar und stand auf. Auch Lyrux erhob sich und rief: „Das ist eine Beleidungung meiner Selbst! Ich habe nur die Tatsachen auf den Tisch gelegt, aber wenn du damit nicht klarkommst...“

„Ich komme mit allem klar! Ich bin sehr offen für alles was auf mich zukommt!“

„Wenn du so offen bist, dann solltest du mich auch aussprechen lassen und mich nicht dauernd unterbrechen!“, schallte Lyrux Stimme durch den kleinen Raum. Tukanel zog den Schwanz ein und verkroch sich in eine andere Ecke.

„Ich habe dich nur einmal unterbrochen und das war so wieso nicht so wichtig, Außerdem...“ Jetzt unterbrach Lienna lauthals Elars Worte und richtete sich neben den beiden Jungen auf.
 

„Schluss jetzt! Ruhe! Was seid ihr Beide für hirnlose Wesen! Merkt ihr nicht wie ihr euch durch ganz simple Anstöße zu einem Konflikt hinreißen lasst? Ich will auch gar nicht wissen wer angefangen hat, Elar. Es ist einfach so, dass ihr Beide weitergemacht habt. Wollten wir uns nicht über den Weg, Elars Vater zu finden unterhalten?“, rief sie und schaute den Beiden danach tief in die Augen. Elar nickte und sezte sich. Lyrux stand noch eine Weile entrüstet da und blickte auf den schwarzen Haarschopf ihm gegenüber hinab, dann nahm auch er Platz. „Lyrux, würdest du uns bitte erklären, was du vorhast?“, fragte Lienna wieder in der normalen Lautstärke. Lyrux holte tief Luft, dann begann er.
 

„Nun ja. Ich könnte meinen magischen Stein nehmen und Elars Erinnerungen mit ihm verschmelzen lassen. Auf der Oberfläche des Steins erscheint dann das Lager und wir können erkennen, wo es sich befindet. Dann bringen wir Elar dort hin und er kann mit seinem Vater wieder zurück in das Königreich reisen. So einfach!“ Lienna nickte. „Wenn Elar das erlaubt?“ Ganz langsam nickte Elar. Doch in seinem Innersten fühlte er sich ziemlich aufgewühlt. Konnte er wirklich hier weg? Er würde Lienna wahrscheinlich nie wiedersehen und sie würde diesen Lyrux heiraten. Ach wenn Elar Lyrux auch nur ansah kochte es in ihm und sein Herz pochte vor Angst gegen seine Brust, wenn Lyrux wieder begann ihn zu beleidigen. Doch sein Vater vermisste ihn wahrscheinlich. Und Meral, seine Schwester? Was wurde aus ihr, wenn er plötzlich nicht mehr da war? Schließlich nickte Elar zögernd. „In Ordnung.“
 

In aller Eile wurde alles vorbereitet. Lyrux sammelte die Dinge zusammen die er für den Zauber benötigte. Seinen roten magischen Stein und seine magischen Kräfte, die in ihm schlummerten. Lienna saß bei Elar und bereitete ihn auf den Eingriff mit Magie in seinen Körper vor.
 

Nachdem Lyrux alles vorbereitet hatte sezte Elar sich entspannt und mit geschlossenen Augen auf seinen Stuhl und dachte ganz fest an das Lager in welchem sie die Zeit verbracht hatten. Lyrux legte jeweils den Zeigefinger und den Mittelfinger jeder Hand an Elars Schläfen und plötzlich spürte Elar, wie die Bilder des Lagers aus seinen Gedanken verschwanden. Er sah nichts mehr. In seinem Kopf herrschte plötzlich eine tiefe Leere, wie als schaue man in einen Brunnenschacht, der nie zu enden schien. Doch an etwas anderes denken konnte Elar auch nicht, denn seine anderen Gedanken waren blockiert. Verschlossen hinter einer Tür aus Eisen ohne Schloss und Türspalt. Die Augen öffnen konnte Elar schon gar nicht, denn die hielt der Zauber zusammen. Also wartete Elar, bis sich sein Kopf aufklären würde. Es dauerte eine ganze Weile, doch Elar konnte nur still sitzen und an ein großes schwarzes Loch denken. Bis plötzlich Lyrux und Liennas Stimmen wieder an sein Bewusstsein drangen. Ein wenig später öffnete er auch schon wieder die Augen und blickte erstaunt um sich. Lyrux hielt den roten Stein in der Hand, auf dessen Oberfläche sich das Lager von König Tranûr befand. Elars Erinnerungen und Gedanken kehrten zurück und die Leere verschwand aus seinem Kopf.
 

„Das ist ja einfach!“, sagte Lyrux. „Ihr habt Euer Lager nicht weit vom Marktplatz am großen Wald aufgerichtet. Da können wir dich schnell hinbringen!“ Elar lächelte zu Lienna, die ihn besorgt fragte: „Ist alles in Ordnung? Sind alle Erinnerungen wieder zurück?“
 

„Ich denke schon.“, meinte Elar und wandte sich dann zu Lyrux. „Vielen Dank, Priester Lyrux. Das ist wirklich ein sehr schwerer Zauber, den du da ausgeführt hast! Du hast mein ganzes Denken blockiert.“
 

Lyrux lachte laut auf und sprach zu Elar: „Das ist der einfachste Zauber den es gibt! Deshalb ist er auch so gefährlich. Ich hätte dich ganz leicht außer Kontrolle sezten können und dir falsche Gedanken einflößen können. Deshalb sollte man einen Zauberer nie an seine eigenen Schläfen kommen lassen!“



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