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Bergnebel

von

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Annäherungsversuche

Annäherungsversuche
 

Als sie das Lager erreicht hatten, waren davon nur noch ein paar schwarze Zeltstangen übrig geblieben, die taurig im Wind hin und her schaukelten. Überall lagen tote und verletzte Menschen. Schreie schallten durch das Lager und irgendjemand erschien aus dem Nichts vor ihnen und erblickte Elar.
 

„Herr! Euer Vater!“, rief er und Elar sprang sofort ab, um dem Mann zu folgen. Lienna und Lyrux folgten ihm mit schrecklichen Befürchtungen. Als sie die Stelle erreichten zu der der Elar geführt worden war, erblickten sie einen Mann mit grausamen Brandverletzungen am Boden liegen. Auch Wunden von Schwerthieben übersäten seinen Körper. Lienna stockte der Atem, als sie den Mann als König Tranûr bestätigt wusste. Elar kniete zu ihm nieder und Lienna wusste das er weinte, auch wenn sie hinter ihm stand und sein Gesicht nicht sehen konnte. Der Prinz nahm verstörrt seines Vaters Hand und blickte dann zu dem Mann auf, den er eindeutig als den Heiler erkannte.
 

„Wird er sterben?“, fragte er voller Angst.

„Nicht, solange ich es verhindern kann.“, erwiderte der Heiler. Er fuhr sich durch die nussbraunen Haare und fügte dann noch hinzu: „Ich werde mein bestes geben, um ihn wieder in Ordnung zu bringen.“ Dann wandte er sich freundlich an Lienna und Lyrux und die Zauberin freute es, das sie etwas tun kontne um Elar zu helfen.
 

„Könntet ihr mir sagen, wo es hier einen Heiler gibt? Ich brauche ein Lager und Gerätschaften für den König. Alle meine Tränke und Kräuter sind verbrannt.“, fragte er verzweifelt und Lienna merkte, dass es noch ein sehr junger Heiler war, der da vor ihr stand. In ihrem Dorf lebte nur ein alter Greis, der sich in der Kunst des Heilens verstand. Und der war um jahrzehnte älter, als dieser junge Mann.
 

„Natürlich. Sollen wir den König auf unsere Pferde setzen? Dann können wir alle gemeinsam zum Dorfheiler gehen.“, meinte Lienna rhetorisch und rief schnell Aylen zu sich, die sich mit viel Eifer daran beteiligte es dem König bequem zu machen. Nachdem sie ihn so gut es ging an Aylen festgemacht hatten, machten sie sich auf den Weg. Lienna fielen plötzlich die vielen Verletzten ein, die überall gelegen hatten.
 

„Was geschieht aus den anderen Verletzten, Herr...“, fragte sie.

„Fanor. Fanor Nelquin ist mein Name.“, erklärte der Mann, „Und wegen den Verletzten: Mein Bediensteter ist in dem Feuersturm gestorben. Ich habe niemanden, der sich um sie kümmern könnte. Meine Aufgabe ist es, den König zu retten.“ Lienna nickte verständnissvoll. Dann blickte sie zu Lyrux und meinte: „Mein Freund Lyrux könnte sich um sie kümmern. Er ist ein Mondpriester und in der Heilkunst unterrichtet worden.“ Sie lächelte noch einaml zu Lyrux, der wohl Feuer und Flamme geworden war, sich sofort auf Miors Rücken schwang und im Galopp zurück zum Lager ritt.
 

Lienna lächelte ihm verstohlen nach bis Elar, der vorher stumm gewesen war, die Stille durchbrach. „Was genau ist denn geschehen?“, wollte er wissen und Fanor begann sofort zu erklären: „Wir waren immer noch auf der Suche nach Euch, Herr. Wo Ihr wart müsst Ihr uns auch noch erzählen.“ Er verstummte kurz und Elar nickte zustimmend. Dann fuhr er fort: „Wir waren also gerade dabei im Lager ein wenig für Ordnung zu sorgen und ich saß in meinem Zelt und studierte ein paar alte Schriften, als plötzlich ein schrecklicher Lärm zu hören war. Ich und mein Diener rannten aus meinem Zelt und wir erblickten zwei gut gerüstete Zauberer mit langen Schwertern die Fackeln an die Zeltwände warfen, die sie voher irgendwie mit brennendem Zeug besprizt hatten.“ Er machte eine Pause um Luft zu holen, da sagte Lienna rasch: „Das ist ein schwieriger Zauber um ein besonders großes Feuer zu entzünden. Dazu beschwört man die brennbare Flüssigkeit auf die Gegenstände, die man anzünden möchte und dann zaubert man einfaches Feuer, was mit der Flüssigkeit in Berührung kommen muss. Fügt man sich mit diesem Feuer Verletzungen zu, können schreckliche Nebenwirkungen auftreten.“ Elar und Fanor schauten sie beunruhigt an.
 

„Dies ist jedoch nicht immer der Fall!“, sagte sie rasch, „Der König kann auch zu der Hälfte gehören, die davon ausgeschlossen sind.“ Die Worte schienen die Beiden ein wenig zu beruhigen. Jedenfalls entspannten sich Fanor Nelquins Gesichtszüge und er erzählte weiter.
 

„Nun alles begann zu brennen und viele Menschen starben. Ich rannte verwirrt umher, auf der Suche nach Eurem Vater. Mein Diener wollte einen Mann aus seinem Zelt retten, dass eingestürzt war und kam dabei selbst ums Leben.

Glücklicherweise konnte dieser Mann gerettet werden. Er kam erst gestern ins Lager um Euch eine Nachricht zu überbringen.“ Elar hob die Augenbrauen. Wer konnte das denn gewesen sein? Fanor lass die Frage aus seinem Gesicht ab und sagte: „Er heißt Pian, mein Herr. Ich denke es ist der Sohn von Feldar und der neue Bergwächter. Ihr wisst ja, bei Notfällen dürfen die Bergwächter ihre Stellung für kurze Zeit aufgeben.“
 

„Pian!“, stieß Elar erfreut und zugleich besorgt aus, „Wo ist er Fanor?“

„Ich weiß nicht, mein Herr. Er erlitt schwere Brandverletzungen und muss sich noch im Lager befinden.“ Bei Elars besorgter Miene fügte er schnell noch hinzu: „Aber er schwebt nicht mehr in Lebensgefahr. Vielleicht wird sich der junge Herr Lyrux um ihn kümmern.“ Elar nickte, obwohl im der Gedanke, dass Lyrux seinen besten Freund behandelte missfiel.
 

„Ich suchte also nach Eurem Vater. Wie Ihr seht habe ich ihn gefunden, aber er ist schwer verwundet. Wir müssen uns beeilen, wenn wir ihn retten wollen. Und ich werde all mein Wissen dazu gebrauchen müssen.“, meinte Fanor und Lienna lächelte ihm ermutigent zu. Sie mochte diesen Heiler seit sie ihn zum ersten mal gesehen hatte und wollte ihm das durch Worte und Gesten zeigen.
 

„Ihr tragt einen edlen Namen, Fanor Nelquin. In unserer Sprache bedeutet „quin“, Licht und Fanor ist der Name eines Elfen und bedeutet soviel wie der Wegweiser. Zusammen bedeutet Euer Name also: Der den Weg zum Licht weist. Den „ne“ ist eine Vorsilbe für „Weg“. Das einfache „l“ wird benuzt um Präpositionen oder Artikel auszudrücken. Meist wird dahinter jedoch noch ein „e“ oder „a“ gesetzt, damit das ganze aussprechbar bleibt. Somit müsste man Euren Namen eigentlich „Fanor le Ne quin“ auschreiben.“, erklärte Lienna, änderte dann aber wieder zum Thema.
 

„So nun genung der Namensdeutung! Ich hoffe und ich glaube, dass Ihr es mit Hilfe unseres Heilers schaffen werdet, den König aus der Zwischenwelt wieder zurück zu holen! Ihr müsst nur Euch selbst vertrauen und an das glauben was Ihr Euch vornehmt. Gelangt nicht von Eurem vorhergesehenen Weg ab, Fanor Nelquin.“ Fanor verbeugte sich tief und Elar zischelte zu Lienna: „Könntest du mir meinen Namen auch einmal deuten? Ich meine, wenn wir meinen Vater gerettet haben?“

„Natürlich!“, erwiderte Linnna freudig übberrascht, „Ich kann dir sogar sagen, was meiner und der von Lyrux bedeutet. Aber später, später!“ Schon nach kurzer Zeit erreichten die Drei das Haus des Heilers und sparten viel Zeit, damit der König alles überstehen würde.
 

Der Dorfheiler hatte einen langen grauen Bart und runzelige Hände, mit denen er den Körper des Königs abtastete und nach weiteren inneren Verletzungen suchte. Glücklicherweise fand er nichts dergleichen und er und Fanor konnten damit beginnen die Schwertwunden auszuwaschen und Verbände mit Kräutermischungen darum zu wickeln. Danach behandelten sie die Brandwunden mit Salben und kalten Tüchern. Fanor lernte viel und schnell von dem alten Mann. Lange blieb ihm diese Behandlung im Sinn.
 

Als die Zeit gekommen war, in der man nur noch warten konnte, setzten Lienna und Elar sich auf eine Bank neben Tranûrs Bett. Der Dorfheiler und Fanor waren verschwunden, nachdem Lienna mit ihrem Heiler noch ein kleines Gespräch geführt hatte. Worüber hatte Elar nicht hören können, da Fanor ihm nebenbei seinen Fuß behandelt hatte, doch nun saß sie wieder neben ihm und das erfüllte ihn mit Freude. Sie begann mit ihrer Namensdeutung, die sie perfekt beherrschte.
 

„Dein voller Name ist...?“, fragte sie und Elar beendete ihren Satz sofort: „Elar Tranûr Eyin.“ Lienna nickte und überlegt kurz was die Wörter in ihrer Sprache bedeuteten. Da die Zauberer das älteste Volk von Donara waren, entsprang jede Sprache aus ihrer. Nach einer Weile erklärte sie: „“Elar“ ist das alte Wort für „Ruhe“. „Eyi“ bedeutet Wasser und in der Verbindung mit dem Buchstaben „n“, also „Eyin“, heißt es „Ursprung“ oder einfach „Quelle“. Die Silbe „tra“ wird ebenfalls als eine Präposition benutzt, meist für „von“. Die andere Silbe „nûr“, könnte ich nicht anders als mit „Kraft“ übersetzen. Dein Name bedeutet also soviel wie: Du bist ein Ursprung von Ruhe und die Kraft.“ Elar wiederholte seinen vollen Namen und danach die Übersetzung. „Danke.“, meinte er und wollte dann sofort die Deutung ihres Namens hören. Lienna lächelte ihn verstohlen an.

„Mein Name ist ziemlich albern...“, begann sie und wurde rot, doch Elar unterbrach sie und legte ihr zärtlich seine große, weiche Hand aufs Knie.
 

Schnell räusperte Lienna sich und erklärte dann: „Mein voller Name lautet Lienna Luna Elna. Obwohl Elna nur ein Beiname ist, genauso wie Luna. Da ich eine Mondpriesterin bin, trage ich diesen Namen.“ Elar nickte, weil er im Unterricht schon von den Religionen der anderen Völker gelernt hatte. Lienna fuhr leise fort, jedoch gewann ihre Stimme immer mehr an Kraft.
 

„Nun „Luna“ kann man mit Mond übersetzten und die Silbe „li“ bedeutet „Schein“. Wenn man also „li“ und „Luna“ zusammensetzt, erhält man logischerweise „Lunali“, was Mondschein bedeutet. „Enna“ bedeutet „Trauer“ oder „Trauernde“. Zum Schluss der Name „Elna“, so hieß die Schwester meines Vaters. Es bedeutet „die Schöne“. Wenn ich nun alles zusammen bringe, kann ich meinen Namen so übersetzen: Die im Mondschein Trauernde Schöne. Man müsste ihn also eigentlich so schreiben und sprechen: Lunali Enna Elna.“ Lienna ließ Elar keine Zeit um etwas über ihren Namen zu sagen, denn sie wollte sofort damit beginnen, Lyrux Namen zu erklären.
 

„Lyrux heißt Lyrux Amarn Leran.“ Gerade als Lienna weiter erzählen wollte, riss jemand die Tür zu dem dunklen Raum auf und ein heller Lichtstrahl fiel auf Lienna und Elar. Erst nach einigem Male Blinzeln, gewöhnten sich Elars Augen an den hellen Schimmer. Dann erkannte er Lyrux, der in der Tür stand. Er stüzte jemanden, der viel älter und größer als er selbst war und Lyrux stöhnte unter seiner Last. Mit Freude und Sorge, erkannte Elar, dass es Pian war. So schnell er konnte war er bei den Beiden und half dem schwer verlezten Freund sich auf eine weitere Liege zu legen, die neben der seines Vaters stand. Am anderen Ende des Raumes ging nun eine weitere Tür auf, aus der Fanor und der Dorfheiler kamen. Sobald sie Pian erblickt hatten, begannen sie mit seiner Behandlung.
 

Lange schaute Elar ihnen zu, bis er sich daran erinnerte, wer den Freund gerettet hatte. Rasch drehte er sich um und sah, dass Lyrux sich ebenfalls hingelegt hatte. Lienna saß neben ihm und streichelte ihm durch die Haare. In Elar stieg ein seltsames Gefühl hoch – am liebsten hätte er Lyrux von seinem Lager hinunter geworfen! In nächstem Moment sammelte sich der junge Prinz wieder und ging schnell zu ihnen. Lienna legte den Zeigefinger an ihre Lippe, als er etwas sagen wollte.
 

„Sei leise, Elar.“, sagte sie sanft. „Lyrux hat mir gesagt, dass er alle Verlezten geheilt hat und die vom Tode gerettet hat, die er retten konnte. Er meinte, diesen jungen Mann habe er nicht mehr heilen können, da seine Kräfte erschöpft waren. Und so brachte er ihn hierher.“ Sie erhob sich und ließ Lyrux, der die Augen geschlossen hatte allein.
 

Etwas zögernd nahm sie Elars Hand und führte ihn ein Stück von den Kranken weg hinaus auf den Flur des alten Hauses.

„Er schläft jetzt.“, stellte sie leise fest und Elar nickte, ohne den Blick von ihr zu wenden. Lienna schaute auf ihre Füße, dann erhob sie den Blick wieder und sagte: „Ich muss mit dir reden.“ Elar erwiderte mit monotoner Stimme: „Natürlich, über alles was du willst, trauernde Schöne.“ Er heftete seinen Blick an ihre Lippen und Lienna senkte schnell wieder den Kopf. Der Prinz kam ihr zu nah! Wenn er noch eine Bewegung machen sollte, dann würde sie sich losreißen! Verlegen hüstelte sie ein paar Mal, dann erklärte sie endlich: „Ich habe meinem Heiler vorhin meine Wunde gezeigt. Du weißt schon, die die du auch besitzt. Und er meinte das...“ Elar kam Lienna ziemlich nah, ihre Gesichter waren nur noch eine Handlänge von einander entfernt. Lienna trat einen Schritt zurück und fuhr gedämpft fort: „Er meint, dass diese eine Zauberwunde ist. Das heißt, sie ist nicht natürlich und nur Leute, die zu etwas bestimmt sind tragen sie davon.“
 

Lange schaute Elar sie an und versuchte zu begreifen was sie im sagen wollte. Doch er hatte von Anfang an nicht zugehört. Verwirrt, weil Elar nichts erwiderte fragte Lienna: „Elar? Was ist?“ Da hatte er ihr auch schon seine Lippen auf ihre gedrückt und küsste sie lange während einer innigen Umarmung. Liennas Herz begann wild gegen ihre Brust zu schlagen und sie verspürte den Drang ihn auch zu Umarmen – seine Gefühle zu erwidern. Doch sie war so überrascht und aufgewühlt, dass sie es nicht tat.
 

Im nächsten Augenblick riss sie sich von dem Menschen los. Sie wurde rot vor Empörung und Wut: Was hatte er sich dabei gedacht!

„Was sollte das Elar Tranûr? Warum hast du das getan?“, sagte sie gedämpft doch mit einer solch wütenden und gespannten Stimme, das es ihr selbst vorkam als schreie sie. Elar starrte sie nur ausdruckslos an und erwiderte nichts. Voller Zorn gab sie ihm eine Ohrfeige. Dann ließ sie ihn allein und verließ das Haus des Heilers im schnellen Schritt. Der Prinz blieb allein im Flur stehen und biss sich auf die Lippe.
 

„Du Idiot!“, hörte er sich, jedoch wie durch eine Wand zu sich selbst sagen und verschwand im Behandlungsraum.



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