Verrat
Moin -^.^-
Da hab ich doch fast vergessen, das Kapitel hochzuladen. Irgendwie dachte ich die ganze Zeit, es wäre Samstag *drop* Das kommt von den Ferien. Da verliere ich immer mein Zeitgefühl.
Übrigens sagten mir nun auf verschiedenen Seiten verschiedene, dass sie verwirrt wären. Das ist beabsichtigt, weil auch Harry schließlich total beschäftigt und verwirrt ist - aber keine Sorge, es wird sich noch alles aufklären.
Kapitel XXXVI : Verrat
Beinahe wäre ich umgefallen, als Remus so abrupt stoppte, doch mit ein wenig seitlichem Herumgefuchtel meiner Arme konnte ich das Gleichgewicht noch halten.
„Was ist? Wieso bist du stehen geblieben?“ fragte ich, teils besorgt, teils misstrauisch. Natürlich hätte ich nie im Leben angenommen, dass Remus mir gegenüber etwas Böses im Sinn haben könnte, dennoch gefiel mir die ganze Situation und Stimmung hier nicht.
Remus hatte sich nicht umgewandt, also ging ich um ihn herum und neigte leicht meinen Kopf, um ihm besser in die Augen sehen zu können, denn er hielt ihn gesenkt.
„Was ist?“ wiederholte ich. Remus seufzte und hob seinen Kopf wieder, sah jedoch anders als ich angenommen hatte über die dunkle Fläche des Sees, in der sich an manchen Stellen der Mond spiegelte. Bald war wieder Vollmond.
„Ich würde gerne wissen, was da vor ein paar Tagen passiert ist.“ sagte er leise. „Zwischen dir und Professor Grey.“
Ich errötete, als ich die Zweideutigkeit dieses Satzes erkannte, auch wenn Remus diese sicher nicht beabsichtigt hatte. Doch ich schwieg. Gerade weil so viel in der Zwischenzeit passiert war, hatte ich völlig vergessen, womit Grey und Malfoy mich geschockt hatten. Ich wusste, oder hatte zumindest die Ahnung, dass es einfach nicht sein konnte, dass Grey auf Männer oder sogar auf Jungs wie Malfoy stand. Er war einfach nicht der Typ dafür.
Oder?
Ich zog die Arme zitternd um meinen Oberkörper. Ich sollte diese Angelegenheit so schnell wie möglich beenden, um mich nicht zu erkälten.
„Ich … also …“ Obwohl der Willen dazu vorhanden war, konnte ich mich einfach nicht dazu aufraffen, ihm die Wahrheit zu sagen.
„Sag‘s schon, ich werde dir sicher nicht den Kopf abreißen.“ Remus lächelte leicht. „Außerdem ist es kalt.“ Ich ignorierte die Tatsache, dass er derjenige gewesen war, der uns beide nach draußen dirigiert hatte; er hatte Recht. Er war ein Werwolf - okay, ich auch, ganz vergessen - also war er sicher alles andere als intolerant. Doch dies war ein ganz anderes Feld.
„Grey und Malfoy … ich … ich hab da was gesehen.“ Ich atmete noch einmal tief ein und aus, ehe ich Remus ins kalte Wasser schmiss. „Ich hab gesehen, wie sie miteinander … du weißt schon.“ Die Hitze schoss mir in die Wangen, rötete sie noch mehr, als sie ohnehin schon von der Kälte waren.
Remus brachte erst einmal kein Wort heraus. Ich sah, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, wie er die Stirn ungläubig und nachdenklich runzelte. Trotzdem wunderte ich mich darüber, dass er nicht im geringsten geschockt zu sein schien. Hatte er etwa davon gewusst?
„Nein.“ sagte er schließlich. „Nein. Das würde er niemals machen. - Professor Grey, meine ich. Besonders nicht mit einem Schüler, abgesehen davon, dass du mir glauben kannst, dass er mit Sicherheit nur an Frauen interessiert ist.“
In mir nagten immer noch Zweifel, dennoch beruhigten mich seine Worte ein wenig. Ich vertraute Remus. Dennoch schmerzte es mich, dass meine ganzen Hoffnungen, die ich mir gemacht hatte, tatsächlich absolut aussichtslos gewesen waren.
Doch wenn Grey wirklich nichts in der Richtung vorgehabt hatte, was war dann zwischen den beiden vorgefallen, dass es so ausgesehen hatte? Man lag als Lehrer schließlich nicht alle Tage auf seinem Schüler.
Ich biss mir auf die Lippe, als sich eine meiner Hände tiefer in den weichen Stoff meines Pullovers krallten. Die feuchte Kälte und der Schnee, der bald fallen würde, ließ meine Finger pochen. Ich sah auf den Boden und bemerkte einen heftigen Schmerz zwischen meinen Augen.
„Aber wieso hat er dich geohrfeigt?“ Remus‘ leise Stimme riss mich wieder aus meinen Gedanken.
„I-Ich …“ Das konnte ich ihm nicht wirklich sagen, oder? Wie würde Remus reagieren, wenn ich ihm offenbaren würde, dass ich Grey, meinen Lehrer, geküsst hatte? Einfach so, und das nicht gerade unschuldig. Als ich mich an die Szene erinnerte, fingen meine Lippen zu brennen an.
„Harry?“ Verkniffen erwiderte ich seinen Blick. „Du weißt, das du keine Geheimnisse vor mir zu haben brauchst, ja?“
Ich nickte, dennoch stand mein Entschluss fest: Remus würde nie davon erfahren. Genauso wenig wie irgendwer anderes.
„Ich geh wieder rein.“ Ich drehte mich von ihm weg und bewegte mich in Richtung Schloss. „Lass dich nicht erwischen.“
~~~~~*~~~~~
Kurz gesagt fühlte ich mich wahnsinnig schlecht.
Einerseits bot man mir an allen Ecken und Kanten Hilfe an, doch ich schlug sie aus. Wer sollte mir auch helfen können? Was nützte es, wenn ich es jemandem erzählte? Zurecht kommen musste ich damit letzten Endes allein.
Dennoch entfernte ich mich dadurch von meinen Freunden. Erst Ron, welcher so verletzt gewirkt hatte, jetzt Remus. Sicher hatte er mein schroffes Verhalten richtig interpretiert.
Ich fragte mich, wie Hermine wohl in diesem Moment dachte. Sie hatte mich zwar nicht direkt abgewiesen, dennoch hätte sie ihre Gedanken vor mir verbergen können. ‚Euch verbindet irgendwas‘ - sagte man das, wenn man damit nicht einverstanden war?
Doch Hermine war mir immer schon ein Rätsel gewesen. Eine schlaue Hexe, die man nicht belügen konnte. Sie war es damals vor vier Jahren gewesen, die als Erste herausfand, dass Remus ein Werwolf war und sie war wohl auch diejenige gewesen, die es bei mir erkannte. In so kurzer Zeit.
Vielleicht lag es daran, dass sie ein Mädchen war. Mädchen sagte man schließlich so einiges nach.
Ich schüttelte den Kopf. Ich dachte mal wieder zu viel nach.
Aber das Gefühl, dringend etwas tun zu müssen, etwas an meiner Situation ändern zu müssen, blieb und nagte sich an mir fest, bis es sich fest verwurzelt hatte.
~~~~~*~~~~~
„Harry! Harry!“ Ich nuschelte etwas im Schlaf, ließ die Augen jedoch geschlossen. „Oh Merlin, Harry!“ Es war inzwischen eine ganze Woche vergangen, in der sich die Ereignisse nicht wirklich weiterentwickelt hatten. Malfoy und ich hatten uns noch einmal getroffen, doch wir hatten nur geredet, auch wenn er sichtbar unruhig deswegen gewesen war und offensichtlich lieber anders ‚geredet‘ hätte. „Harry, wach endlich auf! Bitte!“
Endlich schlug ich die Augen auf und sah mich einer gehetzt wirkenden Hermine gegenüber, die kurz erleichtert lächelte, als ich mich gähnend auf meinem Bett aufrichtete. Doch nur eine Sekunde später verschwand es und hinterließ keinerlei Spuren.
„Was ist los?“ Verwirrt hob ich die Augenbrauen und griff nach meiner Brille, die auf der Nachtskommode lag. Hermine biss sich auf die Lippe und sah zur Seite, als fiele es ihr schwer, ihr Anliegen in Worte zu fassen. „Hermine …“, grummelte ich gespielt böse, „erst weckst du mich so gemein und jetzt willst du mir nicht sagen, was los ist? Oder wie?“
Hermine seufzte leise. Ich sah, wie ihre Augen feucht schimmerten und bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Es schien ernst zu sein.
„Hermine?“ flüsterte ich.
„Harry, es ist schrecklich …“ flüsterte sie. „Ro- ich meine, Malfoy … er …“, stotterte sie, und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, „er liegt im Krankenflügel. E-Er wurde vergiftet …“
Ich konnte nichts mehr hören. Um mich herum war nur noch Stille; selbst Hermines Schluchzer, selbst ihren hektischen Atem, der mir sagte, dass sie zu mir gerannt sein musste, nahm ich nicht mehr wahr. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen, ehe ich sie schloss und dann fest zusammenkniff.
Der Knoten in meiner Brust, der sich auch während der vergangenen Woche nicht gelöst hatte, vertäute sich noch mehr und machte damit wieder auf sich aufmerksam.
Auch wenn ich wusste, dass ich daran keine Schuld hatte, fühlte ich mich so. Natürlich hatte Malfoy mindestens so viele Feinde wie Verehrer, genau wie ich dank meines Namens. Doch nie hatte ich erwartet, dass ihm so etwas passieren könnte.
Mir, ja. Ich war in Gryffindor, mein Gegenpart war Slytherin und ich hatte nie angenommen, dass sie es nicht fertig bringen würden, mich zu vergiften, genauso wie sie mich und unzählige andere oft genug verhext hatten.
Doch andersrum?
Ein Slytherin konnte nicht einfach so jemandem aus seinem eigenen Haus etwas antun, selbst bei den größten persönlichen Diskrepanzen. Doch wer aus Ravenclaw, Hufflepuff oder sogar Gryffindor war dazu fähig, Malfoy zu vergiften?
Langsam öffnete ich meine Augen und mich selbst damit wieder meiner Umwelt.
Hermine starrte mich an, die Wangen leicht gerötet.
„Was wirst du tun?“ fragte sie mich nach einer Weile, die sie mir netterweise noch gegeben hatte.
„Ihn besuchen, was sonst?“ antwortete ich sarkastisch. „Natürlich den Bastard herausfinden, der das getan hat!“ Ich schluckte. „Und ihm dann alle Flüche auf den Hals hetzen, die ich kenne.“
Hermine schwieg und hatte gleichzeitig wieder ihre undurchdringliche Miene aufgesetzt.
„Wie willst du das anstellen?“ fragte sie leise. Ich stutzte.
„Keine Ahnung …“ gab ich zu, war mit den Gedanken jedoch völlig woanders. Ich wusste nicht genau, was es war, dass mich aufmerksam gemacht hatte, doch irgendetwas an ihrer Sprache, ihrer Haltung, ihrer ganzen Art, wie sie sich gerade mir gegenüber verhielt, schrie danach, dass etwas nicht stimmte. Hat sie eine Vermutung?
„Hermine … weißt du etwas darüber?“ fragte ich sie nervös. Sie sah nicht auf, doch ich sah ein kurzes Zusammenzucken. „Hermine?“
Sie sprang auf.
„Ich hab noch gar nicht mit den Hausaufgaben für Binns angefangen!“ entschuldigte sie sich und rannte hals über kopf aus dem Raum.
Ich hatte sie noch gestern über den Geschichtsaufgaben gebeugt gesehen.
„Scheiße …“ flüsterte ich, zu angespannt um schreien zu können.