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Gedichte

von

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Silhouette

Ein Schritt nach vorn.
 

Ich leg den finger an die Wand,

die ach so kalte Fläche.

Bewege langsam meine Hand.

und die Kälte - als ob sie sich räche,

macht meine Fingerspitzen taub.
 

Ich ziehe weiter eine Linie,

mit Kurven, Ecken und auch Kanten.

Setz nicht ab - und weiß nicht wie -

die Oberfläche leer, das Bild nur in Gedanken,

doch in die Netzhaut eingebrannt.
 

Ein Schritt zurück.
 

Ich sehe mir mein Kunstwerk an.

Doch präsentiert sich nur deine Silhouette,

weil ich mehr nicht sehen kann.
 

Ich gehe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Desty_Nova
2011-05-28T13:50:36+00:00 28.05.2011 15:50
Vorab, bevor ich etwas weiter aushole: Ein sehr außergewöhnliches, intensives und originelles Gedicht, das den Trauer einer verlorenen Liebe gekonnt vermittelt.

Zuerst einmal ist da die kalte Wand. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dieses Symbol zu deuten. Zum einen kann sie eine kühle, tröstende und Rückhalt gebende Gegenstand sein, der einem Hilft nicht zusammenzubrechen. Du aber betonst noch ein anderes Aspekt. Du sprichst von der Kälte. In diesem Sinne kann diese möglicherweise eintönige kalte Wand auch die Verlorenheit des Hauptcharakters darstellen und seine Einsamkeit betonen. Eben in diesem Zustand versucht diese Person mit seiner Hand bzw. Finger etwas tastbares zu finden, um den Bezug zur Realität aufrecht zu erhalten. Es scheint aber, dass die Kälte auch diesen Versuch zunichte macht. In diesem Sinne schildert die erste Strophe den zerrütteten Zustand des Protagonisten - wenn man ihn oder sie so nennen darf - und den Versuch in die Wirklichkeit zurückzukehren. Denn so kann man auch den allerersten Satz mit dem Schritt nach vorn deuten. Dadurch wird der Wand, sprich die Verlorenheit und Einsamkeit, zu einer unüberwindbaren Hindernis.

Die Verlorenheit im engeren Sinne zwingt die Person zum Nachdenken, wobei die Gedanken durch die Bewegungen der Hand zum Ausdruck kommen. Dieses Verhalten haben alle Menschen gemeinsam und ist instinktiv. Da der Charakter nur an eine Sache denken kann, - ich gehe davon aus, dass es die verlorene Liebe ist - zeichnet er deren Bild anhand seiner Erinnerungen nach. Durch die ununterbrochene Linie wird darauf hingewiesen, dass die Erinnerungen eine Kontinuität besitzen und nicht nur positive (Kurven), sondern genauso negative (Ecken, Kanten) Erfahrungen darstellen. Eben diese Erfahrungen waren so prägend, dass sie seine Gedanken beherrschen (eingebrannt), womit wir wieder zurück zum Anfang dieser Absatz gelangen.

Schließlich beantworten die letzten Sätze die Frage um die Themenstellung.

Es war eine gute Entscheidung das Gedicht nicht zu sehr durch Reime dominieren zu lassen. Aus meiner Sicht hätte man sie sogar auslassen können, um das Gedicht stimmungsvoller zu gestalten, aber es passt eigentlich alles so wie es ist.

Gut zu wissen, dass du das Dichten nicht verlernt hast...



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