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Clara

von

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Clara

Sie flog durch die Luft und genoss das großartige Gefühl der Schwerelosigkeit als sie der Erde entgegen fiel. Sie öffnete die Augen und sah den Wald immer größer werden. Im letzten Moment riss sie sich aus dem Sturzflug und streifte beinahe die Baumwipfel.

Sie flog wieder hinauf, auf die hellgraue Wolkendecke zu. Sie stieß hinein und sofort fühlte sie die Feuchtigkeit auf ihrem Gesicht. Doch es dauerte nicht lange, da hatte sie die Wolken unter sich gelassen und strahle glücklich der Sonne entgegen.

Sie liebte diese Augenblicke des Alleinseins. Wenn sie hier oben war, hatte sie das Gefühl, alle ihre Sorgen, ihre Probleme und alles was sie bedrückte unten auf der Erde gelassen zu haben. Sie lächelte und atmete tief ein. Sie fühlte, wie die Sonne sie wärmte. Und auch ihr Herz blühte auf. Hier oben war sie einfach nur glücklich. Nichts störte ihre Ruhe. Eine Weile stand sie beinahe unbeweglich in der Luft und fühlte sich geborgen und sicher. Hier oben konnte ihr niemand etwas antun. Hier oben war sie in ihrem Element.

‚Jetzt muss ich nur noch auf die Flugzeuge aufpassen’, schoss es ihr durch den Kopf.

Sie lachte laut auf und konnte sich einige Zeit lang nicht mehr einkriegen.

Dann sah sie noch ein letztes Mal die Sonne an, die schon langsam unterging, seufzte tief und setzte ein zweites Mal zum Sturzflug an.

Als sie wieder unter den Wolken war, suchte sie die Lichtung, von der sie gestartet war, und landete schließlich sanft auf dem Gras.

Einmal streckte sie noch ihre riesigen weißen Flügel, und zog sie dann langsam in ihren Rücken zurück.

‚Gut, dass ich so meine Flügel verstecken kann. Wenn jemand wüsste, dass ich die Fähigkeit habe, Flügel aus meinem Rücken wachsen zu lassen, würde ich wahrscheinlich in Nullkommanichts in einem Labor landen’ dachte sie nicht zum ersten Mal.

Dann machte sie sich schweren Herzens auf den Weg nach Hause.

„Ich höre Mama jetzt schon schreien: ‚Wo warst du schon wieder?! Immer dasselbe mit dir! Kaum schaue ich mal nicht hin, schon bist du verschwunden! Und du hast immer noch nicht das gemacht, was ich dir aufgetragen habe! Los jetzt, mach dich sofort an die Arbeit!’ und meine liebe kleine Schwester lacht sich kaputt, weil ich mal wieder Ärger bekomme“, dachte sie laut.

Und tatsächlich, kaum dass sie die Haustüre geöffnet hatte hörte sie ihre Mutter rufen: „Clara? Bist du das? Wo warst du?! Es gibt so viel zu tun, und wenn man nicht ständig hinter dir her ist, dann tust du gar nichts sondern verschwindest wieder wer-weiß-wohin! Los jetzt, die Wäsche hängt sich nicht von alleine auf!“

Clara lief gemütlich zur Waschmaschine, um ihre Mutter zum Schweigen zu bringen.

„Wo warst du? Jeden Tag gehst du weg und lässt mich alleine hier! Das ist nicht nett! Ich will wissen, wo du immer hingehst!“

Clara ignorierte ihre Schwester und hängte langsam die Wäsche auf. Danach verschwand sie in ihr Zimmer und machte den PC an, um mit ihrer Freundin zu chatten.

‚Ich freue mich schon auf morgen, wenn ich hier wieder für wenigstens eine halbe Stunde verschwinden kann.’
 

Als Clara am nächsten Tag wieder auf die Lichtung kam, war alles so, wie sie es verlassen hatte. Sie blickte zum Himmel. Vereinzelt konnte man den blauen Himmel sehen, sonst war wieder alles mit Wolken verhangen.

‚Perfekt’, dachte sie.

Sie setzte sich auf einen umgestürzten Baum und atmete ruhig und tief ein und wieder aus. Dann stand sie wieder auf, und ließ ihre Flügel erscheinen.

Sie breitete sie aus und fing langsam an, mit ihnen zu schlagen. Sie fühlte, wie ihre Füße den Boden verließen und lächelte. Sie holte einmal weit aus, und ließ ihre Flügel nach unten sausen. Clara schoss dem Himmel entgegen und sofort stellte sich dieses fantastische Gefühl ein, endlich alle Sorgen los zu sein.

Sie durchflog die Wolken und sah sich wieder der Sonne entgegen. Clara lachte fröhlich und begann einen Salto nach dem anderen zu schlagen. Dann flog sie der Sonne entgegen und überlegte sich, ob sie nicht vielleicht mal die Welt erkunden sollte. Sollten sich ihre Mutter und ihre Schwester doch ohne sie durchschlagen. Damit würde sie allen einen Gefallen tun. Sie fühlte den Wind in ihrem Gesicht und dachte darüber nach, dass es eigentlich niemanden gab, der sie vermissen würde. Ihre Mutter schimpfe immer darüber, was für Arbeit sie mit ihr hatte und ihre Schwester war schon lange hinter ihrem Zimmer her. Mindestens einmal im Monat schlug sie ihrer Mutter vor, Clara solle doch endlich ausziehen, damit sie in ihr Zimmer einziehen kann.

Clara schloss die Augen und überlegte sich, ob sie das nicht wirklich machen sollte. Einfach immer der Sonne entgegen. Und irgendwann könnte sie ja mal schauen, wie es unter den Wolken aussieht. Und wenn sie einen schönen Ort entdeckt, könnte sie ja landen und sich mal umschauen.

„Hallo. Was machst du hier so ganz alleine“, sagte plötzlich eine Stimme direkt an ihrem Ohr.

Clara war so überrascht, dass sie vergaß mit den Flügeln zu schlagen und fiel.
 

Sie öffnete die Augen und blickte sich um. Neben ihr, auf dem Baumstamm saß ein Junge, der etwa in ihrem Altern war. Sie schwieg überrascht und starrte ihn nur an.

„Sorry, wenn ich dich erschreckt habe. Ich bin ein wenig durch den Wald gewandert und da habe ich dich hier mit geschlossenen Augen sitzen sehen.“

Clara schwieg noch immer.

„Was machst du hier so ganz alleine im Wald?“

„I-ich… ich …“, Clara überlegte, was sie ihm sagen sollte. Dann beschloss sie, die Wahrheit zu sagen.

„Ich… habe ein wenig vor mich hin geträumt…“

Sie sah in von der Seite an.

„Das klingt bestimmt ziemlich bescheuert“, fügte sie hinzu.

„Nein, gar nicht. Ich verstehe dich. Ich bin auch manchmal gerne alleine um nachzudenken. Kommst du öfters hierher?“, fragte der Junge.

„Ja.“

Clara blickte hinauf zum Himmel. Es war schon ziemlich dunkel geworden. Sie blickte auf ihre Uhr und sprang dann auf.

„Oh mein Gott! Schon so spät, ich muss los!“

Sie lief los und hatte den Jungen schon fast vergessen, da hörte sie von hinten: „Warte! Kommst du morgen wieder?“

Sie blieb wieder stehen und drehte sich um. Der Junge war aufgestanden und sah sie an.

Clara zögerte. Dann rief sie ihm zu: „Ja, ich bin morgen wieder zur selben Zeit hier!“, drehte sich um und lief Richtung Heimat.

Als sie in ihre Straße einbog dachte sie über die Begegnung mit dem Jungen nach.

‚Vielleicht, würde mich ja doch jemand vermissen, wenn ich weggehen würde…’, dachte sie, als sie die Haustüre aufschloss.
 


 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  FreeWolf
2010-12-02T19:59:35+00:00 02.12.2010 20:59
Hach^^ lieb^^
*lach*
Clara ist.. eine ARt Engel, oder? ^^

Ich wollt' sowas auch immer mal können *grins* So viel zu Kindheitsträumen.. naja, im Wasser kann man ja auch irgendwie "fliegen";)
Von: abgemeldet
2007-11-19T20:39:27+00:00 19.11.2007 21:39
Huhu,

du solltest die Geschichte weiter schreiben. Mich interessiert tatsächlich, wie das Verhältnis zu ihrer Mutter und ihrer Schwester ist. Dann würde mich außerdem interessieren, ob sich eine Freundschaft zwischen den Beiden entwickelt. Ich habe so viele Fragen und die wurden alle nicht beantwortet, in der kurzen Geschichte.

Okay es ist ein offenes Ende, worüber man selber nachdenken muss wie die Geschichte weiter verläuft. Aber bitte, schreib doch weiter xD

p.s ..
Dein Schreibstil gefällt mir gut, du hast eine ruhige Art zu schreiben. Ich würde sogar sagen, ich war entspannt während ich sie gelesen habe.

myn

Von: abgemeldet
2007-06-26T13:53:57+00:00 26.06.2007 15:53
ich finde du solltest die geschichte weiter schreiben...
Von:  Olschi
2007-04-19T11:50:59+00:00 19.04.2007 13:50
ich finde die geschichte gut. Kannst ganz gut beschreiben.
das mit den Flugzeugen ist lustig^^ Hach, ich wünsch mir auch manchmal fliegen zu können (nicht schnulzig werden olja-chan) Mich interessiert wer der Junge warO.ô
Von: abgemeldet
2007-04-09T12:41:23+00:00 09.04.2007 14:41
gute lektüre mit nen hauch romanze
Von: abgemeldet
2007-03-29T16:54:23+00:00 29.03.2007 18:54
hast du gut geschrieben aber das ist nicht so mein fall


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