Zum Inhalt der Seite

Wie weit auch immer wir von einander entfernt sind...

Wir werden uns wiedersehen, weil wir Freunde sind
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wir sind Freunde

Wann auch immer, wir werden wieder zusammen sein

Wir sind Freunde
 

Der Abendwind fegte über die Dächer des Haupthauses. Er raschelte in den Blättern, aber sonst war es still. Kein Vogel sang. Irgendwo im Haus klappte eine Tür, und eine entfernte Stimme durchbrach die Stille.

„Hinata?“
 

Die Frau auf der Treppe der großen Veranda rührte sich nicht.

Sie saß bereits seit Stunden da, ein Knie angezogen, die Arme darum geschlungen und das Kinn darauf gestützt. Ihre weißen, blinden Augen starrten ins Leere. Lange, blau-schwarze Haare fielen ihr ins Gesicht, wurden vom Wind zerzaust und von ihr in einer unwillkürlichen Geste wieder hinter ihr Ohr gestrichen.

Auf den Ruf antwortete sie nicht.

Sie war weit weg mit ihren Gedanken.
 

Das Alter der Frau war nicht leicht einzuschätzen.

Sie wirkte jung und sah auch entsprechend aus, aber in ihren Augen standen Traurigkeit. Ihre Gesichtszüge zeigten eine Weisheit, welche man einer dermaßen jungen Frau nicht zugetraut hätte, aber wenn sie lächelte, dann schien es, als würde die Sonne hinter den Wolken hervorkommen und die ganze Welt mit ihrem warmen Leuchten erfüllen. Hinata Hyuuga war älter geworden, erwachsener, weiser und erfahrener.

Sie hatte in den letzten Jahren viel erreicht: den Rang einer Jou-Nin und den einer Medical Nin. Sie war nicht länger das kleine, schüchterne Mädchen, welches ihre Missionen nur mit Schwierigkeiten erledigte. Sie war nicht länger zögerlich und ängstlich.

In den letzten Jahren hatte sie viele Missionen erfolgreich bestanden und ihren Mut oft unter Beweis gestellt. Sie mochte noch immer sehr schüchtern sein, aber sie hatte gelernt, sich selbst einzuschätzen, und, am Wichtigsten, sich selbst zu schätzen.

Die Frau seufzte.

Bereits Morgen würde sie wieder auf eine neue Mission gehen. Mit ihr kommen würden ein weiterer Jou-Nin und zwei Chuu-Nin, aber sie wusste noch nicht, wer genau es sein würde. In dieser Vierergruppe würde sie die Heilerin sein, diejenige, die neben dem Teamleiter ebenfalls für ihre Kameraden verantwortlich sein würde. Diejenige mit der medizinischen Ausbildung. Das Leben der Teammitglieder lag genauso in ihrer Hand wie in der Hand des Anführers.

Hinata lächelte.

Das Heilen war etwas, in dem sie ihre Berufung gefunden hatte. Schon immer hatte sie lieber die Wunden Anderer behandelt, als zu kämpfen. Natürlich hieß das nicht, dass sie nicht dazu in der Lage war, im Gegenteil: durch ihre geerbte Kampftechnik hatte sie viele Gegner überrascht. Die zierliche Frau konnte kämpfen wie eine Löwin, wenn sie wollte, und war ein gefährlicher Gegner für jeden Feind. Sie hatte hart trainiert, um dorthin zu kommen, wo sie heute stand.

Sie mochte noch immer nicht an das Niveau ihres Cousins heranreichen, aber das machte ihr nichts. Sie hatte nie den Willen verspürt stärker zu werden um zu kämpfen und zu siegen.

Hinata wollte stärker werden, um die Personen zu beschützen, die sie liebte.

Dafür kämpfte sie. Dafür heilte sie. Sie hatte sich bemüht, sich zu verändern, damit sie die Stärke fand, die sie zu der ihr selbst gestellten Aufgabe benötigen würde. Sie hatte stärker werden wollen. Für sich – und für andere. Sie war bereit, um für das zu kämpfen, an das sie glaubte, und für die Menschen, die sie liebte und die ihre Familie darstellten.

Ein Wind strich über ihr Gesicht, und sie hob es dem Himmel entgegen, die Augen frei von der Traurigkeit, die sie noch vorher gezeigt hatten.

Sie hatte es geschafft.
 

„Hinata!“

Die Stimme war näher gekommen. Und sie weigerte sich, wegzugehen. Leicht verärgert schüttelte Hinata den Kopf, wie um die Stille aus ihren Ohren zu vertreiben, die so abrupt gestört worden war. „Auf der Treppe“, rief sie. „Am äußeren Garten.“

Schritte näherten sich, aber Hinata drehte sich nicht um. Nicht, bis die Person hinter ihr stand und sie ihre Stimme hörte.

„Guten Abend, Hinata.“

Erstaunt drehte sich die Frau um. Vor ihr stand eine Frau, die schulterlangen, rosafarbenen Haare offen und durch ein Stirnband am Herabfallen in die Stirn gehindert, mit einem Schal um die Schultern, um sich gegen den kühlen Nachtiwind zu schützen, und dem vertrauten Biltzen in den jadegrünen Augen.

„Sakura!“

Mit einem Jubelschrei fiel Hinata ihr um den Hals.

„Was machst du hier? Wo kommst du her? Seit wann bist du wieder da?“

Sakura erwiederte die Umarmung und lachte.

„Ich bin gerade erst wiedergekommen und dachte, da du von uns die Einzige bist, die gerade in Konoha ist, komme ich dich schnell besuchen....“

Die zwei jungen Frauen schauten sich an.

„Das ist nett von dir. Ich muss zugeben, es ist wirklich merkwürdig, wieder hier zu sein und zu wissen, dass keiner von den Anderen hier ist...“

„Genau.“

Hinata liess sich wieder auf die Treppe sinken, und Sakura setzte sich neben sie.

Der charakterliche Unterschied zwischen ihnen erstreckte sich über Welten.

Sakura war lebhaft, extrovertiert, zeigte gern, was sie wusste und was sie dachte und sagte jedem überaus direkt ihre Meinung. Hinata war schüchtern, in sich gekehrt und selbst die Jahre der Übung hatten ihre Angewohnheit, ihre Gedanken und Gefühle völlig für sich zu behalten, noch nicht ganz auskurieren können. Dennoch – wie die Zwei dasaßen und sich anlächelten, konnte man die tiefe Freundschaft spüren, die die Zwei verband. Sakura lehnte sich zurück und stützte ihre Hände hinter sich auf das warme Holz der Veranda. „Ich weiß noch, wie ich das erste Mal hierherkam. Es war fast so ein Abend wie heute. Nur der Mond hat sich versteckt.“

Hinata nickte. An diesem Abend hattte ihre Freundschaft begonnen. Zerbrechlich und klein, aber immerhin. Zwar hatten sie sich auch vorher gesehen, aber nie wirklich das Interesse an einer Freundschaft gehabt. Hinata presste ihre Lippen zusammen. Sasukes Weggang von Konoha hatte Sakura tief getroffen. Noch heute verspürte sie – die schüchterne, kleine Hinata – ab und zu Lust, den Mann einmal so richtig zu schlagen für das, was er Sakura angetan hatte. Er war immernoch vermisst, und Sakura hatte Jahre gebraucht, um seinen Verrat an ihr, seinen Weggang, und seinen Verrat am ganzen Dorf zu verkraften. Erst seit einiger Zeit konnte sie wieder lachen, nicht frei und fröhlich wie früher, aber der tieftraurige Unterton und die Sehnsucht in ihren Augen war für viele Menschen einfach nicht sichtbar. Nur Hinata konnte spüren, wie sehr Sakura litt. Aber der Vorfall um den jungen Uchiha war es auch gewesen, der die zwei jungen Frauen zum ersten Mal zusammengebracht hatte. Sakura hatte so verloren ausgesehen, wie sie vor dem Tor stand und auf Sasukes Rückkehr oder wenigstens auf ein Zeichen von ihm wartete, dass Hinata sie dort nicht einfach so allein lassen konnte. Sie hatte bis zur Abenddämmerung schweigend neben Sakura gestanden, draußen, vor dem Tor, bis der große Flügel zur Nacht geschlossen worden war, und dann hatte sie sie zu sich nach Hause mitgenommen, weil Sakura Anstalten machte, die ganze Nacht schweigend auf der Mauer stehenbleiben zu wollen. Das war das erste mal gewesen, dass sie jemanden zu sich mit nach Hause eingeladen hatte, aber von da an hatte sich zwischen ihnen ein Band gebildet, dass ihnen beiden Halt gab. Sie trafen sich auch öfter, saßen zusammen und redeten über belanglose Dinge oder schwiegen. Und Sakura nahm sie mit und stellte ihr auch Ino vor, Sakuras Lieblingsfeindin und –Freundin. Die Drei wurden richtig gute Freundinnen, und Hinata bemerkte, wie wundervoll es war, die Beiden an ihrer Seite zu haben. Merkwürdig war, dass zwischen Sakura und Ino, wenn sonst niemand dabei war, die für die Beiden yo typische Feindschaft überhaupt nicht zu spüren war. Nicht nur einmal hatte Hinata sich gefragt, welche Beziehung zwischen den Frauen eigentlich genau bestand... Aber jedes Mal, wenn sie sich den Mut zusammengerafft hatte, um Ino zu fragen, war diese ausgewichen.

Überhaupt war Ino nicht mehr so zickig, elanvoll und laut wie früher. Auch Sakura hatte dies bemerkt – aber da auch sie den Grund nicht zu kennen schien, fragte Hinata nicht weiter. Stattdessen war die dankbar dafür, dass sie so gute Freundinnen gefunden hatte...

Sie sah Sakura an.

„Ich bin froh“, sagte sie.

Sakura beantwortete den Blick nachdenklich. Dass dieser Satz keinen direkten Zusammenhang zu ihrem vorherigen Gesprächsthema haben mochte, war nicht wichtig.

„Du gehst morgen wieder, nicht wahr?“

Hinata nickte.

„Ich muss mich morgen auch bei der Hokage melden. Wir können zusammen hingehen.“

Die junge Frau mit den grünen Augen kicherte.

„Kaum zu glauben, dass ausgerechnet du eine der besten Heilerinnen Konohas bist. Wenn ich daran denke, wie du früher warst...“

Sie verstummte und blickte Hinata von der Seite an. Wie sehr sie sich doch verändert hatte. Einst hätte Sakura gesagt, dass sie ein unscheinbares, langweiliges, schwaches Mädchen war und hätte ihr keine weitere Beachtung geschenkt.

Wie sehr sie sich getäuscht hatte!

Was sie gerade gesagt hatte, war keinesfalls verletzend gemeint. Sie kannte Hinata nun besser und wusste, dass sie tiefgründiger, stärker und klüger war, als sie jemals gedacht hatte. Liebevoll lächelte sie ihr zu, und Hinata lächelte zurück. Dann schauten sie wieder hinaus in die Nacht.
 

Die Stille hielt an, bis Sakura sie wieder bracht.

„Es ist einfach ungewohnt, wenn die anderen nicht da sind...“

Hinata waren diese Gedanken auch schon gekommen. Die Anderen – das waren ihre ehemaligen Teamkollegen, die Generation von Shinobi, zu der auch sie gehörten. Die Generation, die gemeinsam ausgebildet worden war und zusammen erwachsen geworden war. Vier Mal drei Leute, vier Teams mit jeweils drei Mitgliedern.

Shikamaru Nara, Choji Akimichi, Ino Yamanaka, Shino Aburame, Kiba Inuzuka, Neji Hyuuga, Tenten, Rock Lee, Naruto Uzumaki, Sasuke Uchiha, Sakura Haruno und Hinata Hyuuga.

12 Shinobi, ausgebildet von den Jou-Nin Kakashi, Asuma, Kurenai und Gai.

Auch wenn sie sich schon lange kannten, sich richtig angefreundet hatten sie sich während ihrer gemeinsamen Trainingszeit und auf den nachfolgenden gemeinsamen Missionen. Shikamaru, dass taktische Genie mit einem IQ von weit über 200, dem immer alles lästig war und der zu Recht als faulster Shinobi Konohas bezeichnet werden konnte – und gleichzeitig als taktisches Genie mit der Fähigkeit, den Ausgang seiner Missionen zu fast 100% Perfekt zu timen und durchzzuplanen. Choji, der in unglaublich kurzen Zeiträumen unglaublich große Mengen an essbaren Dingen verschlingen konnte. Der von allen unterschätzt wurde, denn er war sicherlich einer der Stärksten in ihrem Kreis. Ino, ihre beste Freundin, ein scheinbar absolut hyperaktives Mädchen, welches ebenfalls in Sasuke verliebt war. Ihre Eltern führten einen kleinen Blumenladen und nichts liebte Ino so sehr wie Blumen. Abgesehen von ihren Freundinnen natürlich, und - Shikamaru zu ärgern. Zwischen den beiden bestand eine Beziehung, die Beide nicht genauer definieren konnten und es wahrscheinlich auch gar nicht wollten. Shino, der Insektenmeister. Nie ohne seine dunkle Brille zu sehen. Der geheimnisvolle Shinobi unter ihnen. Kiba, nur im Doppelpack mit seinem übergroßen Hund Akamaru zu haben, ein fröhlicher, humorvoller Mensch, der manchmal keine Kontrolle über seine eigene spitze Zunge hatte. Neji, der Eisblock, intelligent und stark, ein Genie in allen vorstellbaren Disziplinen – außer wenn es darum ging, zu sehen, was sich genau vor seinen Augen abspielte. Dass ihn zum Beispiel ein unsichtbares Band mit seiner ehemaligen Teamkollegin Tenten verband, aber in solchen Fällen erwies sich das allsehende Genie als äußerst blind. Tenten war schön, klug, Meisterin aller spitzen, stumpfen, scharfen und sonstigen Waffen – und offensichtlich genoss sie es, den unterkühlten Hyuga ab und zu auf die Palme zu bringen. Dass sie ihn in allen Lebenslagen unterstützte, war absolut klar. Jedem - außer Neji. Lee war immernoch so verrückt und trug immernoch seinen grünen Anzug, der die Freunde bereits des Öfteren verraten hatte – besonders bei Aufträgen im Gebirge oder in Suna, im Land der Wüste. Naruto. Er war unglaublich stark geworden in den letzten Jahren. Der Weggang seines besten Freundes hatte ihn verändert, genauso wie Sakura, er war verschlossener und trainierte verbissen. Insgeheim gab er sich die Schuld daran, dass er zu schwach gewesen war, um Sasuke aufzuhalten und litt darunter. Aber er hatte sich aufgerafft und trainiert und war sogar, so weit man das mit Naruto Uzumaki in Verbindung bringen konnte, verantwortungsbewusst, ruhig und vernünftig geworden. Dann waren da Sakura, Hinata, und... Sasuke. Sasuke Uchiha war ein Sonderfall, über den Hinata nicht so viel sagen konnte, Sakura dafür umso mehr.

Aber sie tat es nie.

Sasuke war weg, und dabei beliessen es alle, die Sakura nicht noch unnötig an ihn erinnern wollten. Es hatte die Frau selbst erstaunt, dass der Mann in ihrem Herzen selbst nach Jahren der Abwesenheit und nach solch einem Abschied noch einen so großen Teil ihres Herzens einnehmen konnte. Die jugendliche Schwärmerei war abgeklungen, zurückgeblieben war eine tiefe Liebe – und Einsamkeit. Doch niemand hätte sie verstanden, hätte sie behauptet, dass sie Sasuke nicht hassen konnte.

Ino war die falsche Ansprechperson, um darüber zu sprechen, wie sehr sie ihn vermisste. Auch sie war in Sasuke verliebt gewesen und obwohl sie nie davon sprach - so rücksichtsvoll war sie Sakura zuliebe - fühlte sie für den Shinobi, der das Dorf verlassen hatte, um stärker zu werden, Etwas. Etwas, was sie selbst nicht genau beschreiben konnte, was sie aber oft weinen liess, wenn sie allein war. Also behielt Sakura ihre Gedanken für sich.
 

Die Zeit war vergangen.

Zumindest waren alle nun erwachsen und Jou-Nin, und alle waren unterwegs auf Missionen. Selten kam es vor, dass sich mehr als Drei von ihnen gleichzeitig im Dorf aufhielten. Lediglich Hinata und Sakura waren nun anwesend, von den Anderen hatten sie keinerlei Nachricht. Konoha hatte viele Missionen in letzter Zeit, da sich die Balance zwischen den Fünf Kontinenten wieder einmal gefährlich in der Schwebe befand und ein drohender Krieg hing über ihren Köpfen wie ein blitzendes Schwert. Missionen waren gefährlich und ungewiss.
 

Hinata vermisste ihre Freunde schrecklich. Sie war mit diesen Menschen aufgewachsen. Sie konnte nicht sagen, wie sehr sie es vermisste, dass, wenn sie durch die Straßen von Konoha-Gakure ging, die gewohnten Stimmen sich nicht lautstark, manchmal über Dächer hinweg, unterhielten. Sie vermisste die vertrauten Gesichter, auf Versammlungen und auf Treffen. Sie vermisste die Gespräche und das Gelächter und noch mehr vermisste sie Neji und Naruto. So, wie Sakura Sasuke vermisste und alle anderen ebenso.

„Es ist einsam ohne sie.“

„Ja. Das Dorf ist nicht das Selbe, wenn Naruto nicht herumlärmt und Unsinn macht!“

Dieser Satz kam – erstaunlicherweise – von Sakura, die deshalb entgeistert von Hinata angestarrt wurde. Dann lächelte die.

„Genau.“

Sakura musterte sie genau.

„Du bist aber fröhlich. Gerade von dir hätte ich erwartet, dass dich das besonders hart trifft. Immerhin ist Neji auch weg.“

„Ich vermisse ihn ja auch, so wie alle Anderen. Aber ich habe ihm versprechen müssen, dass ich nicht allzu traurig sein würde.“

„So?“

Sakuras Augenbrauen erreichten Maximalhöhe – ihren Haaransatz.

„Neji? Neji Hyuuga? Ich meine – sprechen wir vom selben Neji? Dem Eisblock?“

Hinata lachte leise.

„Er ist kein Eisblock. Er tut nur immer so.“

Die Frau mit rosafarbenem Haar schüttelte zweifelnd den Kopf.

„Die Welt steht Kopf. Ich wusste nicht, dass er sich um irgendwen sorgen kann – ihn selbst nicht eingeschlossen.“

„Er hat sich eben verändert.“

„Wenn du es sagst.“

Hinata lehnte sich zurück und sah in den Nachthimmel hinauf.

„Ist es nicht merkwürdig? Meine Familie lebt hier. Ich bin jeden Tag umringt von ihr und man sollte doch meinen, dass ich mit ihnen enger verbunden bin als mit irgendwem sonst. Aber dennoch....“

„Dennoch kann man sich schrecklich einsam fühlen – besonders, wenn die Anderen nicht da sind.“

„Genau das wollte ich sagen.“

Hinata dachte eine Weile nach. Sakura seufzte.

„Die Menschen in Konoha sind enger verbunden als in sonst irgendeinem Dorf, hat mir die Hokage gesagt. Ich schätze, ich weiß jetzt, was sie meinte.“

„Was denn?“

„Die Menschen in Konoha haben alle den Wunsch, das Dorf zu beschützen. Dafür kämpfen sie gemeinsam. Und irgendwie, zwischen Kriegen und Missionen und was weiß ich nicht noch alles, wachsen sie zu etwas zusammen, dass man nicht als Familie bezeichnen kann, aber auch nicht als bloße Freundschaft. Es geht tiefer.“

„Konoha ist etwas Besonderes – es ist unser Schatz. Wir kämpfen gemeinsam, um es zu beschützen. Und so wachsen wir zusammen. Wir könnten uns nicht näher sein, wenn wir eine Familie wären.“

„Und darum ist es so schlimm, wenn die Anderen weg sind. Ob sie wohl genauso fühlen, wenn sie allein hier sind?“

„Ich bezweifle, dass sie sich darüber Gedanken machen. Aber vielleicht fühlen sie sich auch einsam.“

Hinata seufzte leise, und der Wind verschluckte das Geräusch.

„Ich meine es nicht böse, Sakura, aber obwohl du hier bist, fehlt etwas.“

Die andere Frau nickte.

„Ich weiß. Dabei ist es doch albern! Wir kennen jeden hier. Wir haben viele andere Freunde und Kollegen. Wir brauchen diesen Idioten doch nicht nachzutrauern!“

„Wen meinst du genau mit Idioten?“

„Alle von ihnen... und keinen. Ich schätze, ich bin nur sauer, dass sie nicht da sind.“

„Aber dafür können sie doch nichts.“

„Das weiß ich. Und? Sie sind immerhin zusammen. Naruto ist mit Shino und Kiba unterwegs, Neji mit seinem ganzen Team, genauso wie Ino, Choji und Shikamaru zusammen sind. Und wir sind hier. Was würde ich darum geben, selbst mit Naruto tauschen zu können!“

„Ha!“

„Na ja....“

Stille. Dann sagte Hinata: „Das Schlimmste ist, dass man nicht weiß, ob man sie wiedersehen wird, oder? Ob sie heil und gesund von ihren Missionen wiederkehren. Was, wenn wir sie nie wieder sehen? Dann werden ihre Namen auf einem Stein alles sein, was uns bleibt. Das macht mir Angst. Was dann?“
 

Ja, was? Die Frage schwebte in der lauen Nachtluft und schien den Frauen die Luft abzuschnüren. Diese Menschen, die sie von Kindesbeinen an begleitet hatten, konnten auf jeder Mission einen Unfall erleiden oder ihr Leben verlieren. Diese Menschen, die ihnen so Nahe waren - nie war es gewiss, ob sie sie wiedersehen würden. Und dennoch gingen auch Sakura und Hinata selbst auf Missionen, mit dem Wunsch, gerade diese geliebten Personen vor dem Bösen zu bewahren. Nie war die Rückkehr gewiss, nie die Zeit des nächsten Wiedersehens.

Hinata sehnte sich danach, sie wieder zu treffen, sich mit ihren eigenen Augen davon zu überzeugen, dass es ihren Freunden gut ging. Mit ihnen zu Scherzen und zu Lachen und sich zum ersten Mal seit unendlich langer Zeit nicht mehr so unendlich allein zu fühlen. Auch Sakura standen diese Gedanken ins Gesicht geschrieben. Im schweigenden Einverständnis umarmten sie einander und spendeten einander Trost, während am Abendhimmel der kalte Mond schweigend die Landschaft vor ihm erleuchtete.
 

Sakura hatte kurzerhand bei Hinata übernachtet.

Am nächsten Morgen verliessen sie zeitig das Haus, um sich bei der Fünften Generation zu melden, Hinata bereit für die nächste Mission, Sakura für die nächsten Befehle. Doch Tsunade, die Hokage, winkte bei ihrem Anblick ab.

„Ach, ihr Beiden? Nee, lasst mal. Ich habe die Mission auf Andere übertragen. Ihr geht ruhig und nehmt euch mal einen Tag frei! Geniesst ihn.“

Kopfschüttelnd schauten Hinata und Sakura sich an und verliessen den Raum. Mit einem wissenden Lächeln schaute die Fünfte Generation den Frauen nach.

Die Beiden blieben auf dem Flur stehen und wunderten sich. Was sollte das nun wieder? Sie hatte ihnen einfach frei gegeben!

„Nun ja“, Sakura zuckte die Schultern, „Wenn sie so etwas tut, wird sie schon einen Grund dafür haben.“

Von draußen vom Hof schlug Lärm zum geöffneten Fenster hinein.

„Wie laut es heute ist“, bemerkte die Frau mit rosafarbenen Haaren. Sie schaute Hinata an.

„Das hört sich fast so an, als...“

Beide wechselten einen Blick und stürzten dann zum nächsten Fenster. Auf dem Hof herrschte großer Lärm. Shinobi waren heimgekehrt, gleich drei Gruppen auf einmal. Ungewöhnlich. Neun verstaubte und vertraute Gestalten standen auf dem Hof, in unterschiedlichen Ecken, und schienen sich gegenseitig noch nicht bemerkt zu haben.

Der Aufruhr war groß.

Ein Shinobi war in ein lautstarkes Gespräch mit Konohamaru und seinen Teamkollegen verwickelt. Einer inspizierte eine Spinne auf seinem Finger.

Einer streichelte einen riesigen Hund, der neben ihm auf dem Boden saß und hechelte.

Einer futterte Chips, während ihm eine Kuniochi einen Vortrag hielt, höchstwahrscheinlich über gesunde Ernährung.

Einer starrte in den Himmel und beobachtete die Wolken.

Eine weitere Kunoichi spielte mit einem Wurfmesser, einer hing am Hals eines älteren Shinobi, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah und heulte sich die Seele aus dem Leib, einer hatte die Arme vor der Brust gekreuzt beobachtete das ganze Geschehen passiv.

Wieder wechselten Hinata und Sakura einen Blick und die reine Freude darin war nicht zu übersehen. Wie auf ein ungesprochenes Wort hin sprinteten beide los, den Gang entlang, die Treppe hinunter und auf den Hof.
 

Alle neun Gestalten bemerkten die Zwei gleichzeitig.

Und mit ihnen ebenfalls die Anwesenheit der anderen Gruppen.

Es wurde still, als sie sich gegenseitig musterten: 11 Menschen standen sich gegenüber und sahen sich an.

Ein Lächeln breitete sich aus, welches selbst vor dem anerkannten Eisblock Neji Hyuuga nicht halt machte und erwärmte die Morgenluft.

Ohne es aussprechen zu müssen, wussten alle, dass sie sich alle gegenseitig vermisst hatten und froh waren, wieder zu Hause zu sein, wo auch die Anderen waren.

Sakura sah hinauf in den Himmel. Die Wolken zogen ruhig ihre Bahnen.

„Wenn er doch nur hierwäre...“, dachte sie. Aber der Gedanke war der Situation nicht angemessen. Die Anderen waren wieder da. Sie sollte nicht an Sasuke denken.

Aber sie hätte schwören können, dass sie ihn für einen Moment gesehen hatte, gemeinsam mit allen Anderen, die zwölfte Gestalt, mit gekreuzten Armen an einen Baum gelehnt, den nichtssagenden Gesichtsausdruck aufgesetzt, alles genau beobachtend.

Ein Lächeln überzog ihr Gesicht, ihr wahres Lächeln, welches man nur selten zu Gesicht bekam, und sie lief gemeinsam mit Hinata auf ihre Freunde zu.

Ihre Freunde.
 

Sie waren Freunde. Sie gehörten hierher. Sie gehörten zusammen.

Was auch immer geschehen würde, wie lange sie auch immer getrennt sein mussten, durch welche Missionen sie auch in weit entfernte Länder geschickt werden sollten, welche Gefahr auch immer bestehen sollte – Sie würden immer zusammengehören. Sie würden im Herzen immer zusammen sein.

Sie gehörten zusammen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-02-02T22:41:04+00:00 02.02.2008 23:41
ey mann!><
ich hab schon wieder pipi in den augen!!!TT,TT
mal etwas anderes, über die freundschaft der 12 -auch wenn einer fehlt- zu schreiben...das ist dir wiedereinmal gelungen!^^

mao, die mit dem pipi in ihren augen, wenn sie deine FFs und OSs liest...
Von:  Dahlie
2007-12-08T22:16:02+00:00 08.12.2007 23:16
Boah...
am besten gefällt mir das Sasuke nicht zurück gekommen ist, das verleiht der ganzen Sache glaubwürdigkeit
*nickt*
also mir gefiel es aller erste Sahne
*dir ne eins mit sternchen gibt*
Über freundschaft findet man hier nämlich wirklich wenig und ich liebe es immer wieder darüber zu lesen
*jawohl*
Von: abgemeldet
2007-11-04T11:04:53+00:00 04.11.2007 12:04
KAWAIII!! :))))
Das ist echt toll!! ^___^
Ich finde die FF richtig einzigartig, da viele nur über Liebespairings schreiben (was ich auch sehr mag, keine Frage xD), aber eben andere Sachen vergessen: Wie Freundschaft, Rache und solche Gefühle XD
Jedenfalls ein Riesenlob für dich!
Und wunder dich nicht, dass mein Kommi so spät kommt.. ich stoße laufend auf längst vergangene FFs.. ^^°
LG, Kitaiko
Von:  Yuki-chan64
2007-05-18T19:21:11+00:00 18.05.2007 21:21
GGGGGGGEEEEEEEEIIIIIIIILLLLLLLLLL!!!!
Deine FF ist wirklich klasse.
Dickes Lob von mir.
Schreib du noch mal irgendwas???
Würd mich freuen wenn ja.

HDGDL Bye Bye
Von:  Carnidia
2007-04-18T05:20:17+00:00 18.04.2007 07:20
Ich find die FF gut so wie sie ist. Sie schließt nichts aus und ist aber auch nicht ohne jede Aussage. ^.^
Auch wie du die einzelnen Charaktere beschrieben hast, das war wirklich sehr treffend XD
Carnidia ^.^v
Von: abgemeldet
2007-03-26T16:48:12+00:00 26.03.2007 18:48
oh, das ist sooooo süss!! toll. ich mag deinen schreibstil einfach! toll. ;D mir haben vor allem die anspielungen auf shika/ino und neji/ten gefallen ;D (bin eben kitschig)
*Knuddel*
kiwi
Von:  Findemaxa
2007-03-18T19:53:07+00:00 18.03.2007 20:53
+schniffz und taschentuch zückz+
Ich bin echt gerührt.
Ich find es echt total super, dass du eine Ff zu der Freundschaft von den 11 bzw. 12 geschrieben hast - wirklich total klasse und auch noch gut beschrieben usw.
Alle Achtung.
Ich liebe solche Ff´s - echt.
Und du hast diese Freundschaft zwischen den allen finde ich wirklich gut lar gemacht - da bin ich jetzt mal richtig gerührt.
Und ich muss Skalli85 zustimmen, die Ff verdient wirkliche viele Kommis! =D

Lg Nayoko
Von:  Aliesa
2007-03-18T16:50:20+00:00 18.03.2007 17:50
ich finds voll süß wiedu alle beswchrieben hast, war lustig ^^
schade, dass du nicht weiter schreibst **heul
Find ich echt schade, den man hätte sasuke ja zurückkehren lassen können *sasusaku fähnchen schwenk*
und die sache mit neji un tenten ausbauen können *nejiten fähnchen schwenk*
aba war echt toll
schöön!
cu sara
ich hoffe natürlich auch, dass du mehr kommis bekommstz
Von:  Aliesa
2007-03-18T16:50:18+00:00 18.03.2007 17:50
ich finds voll süß wiedu alle beswchrieben hast, war lustig ^^
schade, dass du nicht weiter schreibst **heul
Find ich echt schade, den man hätte sasuke ja zurückkehren lassen können *sasusaku fähnchen schwenk*
und die sache mit neji un tenten ausbauen können *nejiten fähnchen schwenk*
aba war echt toll
schöön!
cu sara
ich hoffe natürlich auch, dass du mehr kommis bekommstz
Von:  Skalli_Otori
2007-03-18T14:46:24+00:00 18.03.2007 15:46
Hey das war ja mal eine süße FF! Ich fand die ehrlich ganz klasse! Ich hoffe du bekommst noch mehr Kommis, den die Ff hätte es echt verdient. ^^


Zurück