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Mondscheinkinder

von

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Der Mann mit der Maske

Ein wenig blöd fand ich es schon. Ich war, weil ich Masa so oft besuchte, schon sehr viel besser geworden im Hören, aber ich konnte trotzdem nur raten, was Masa mit dem Neuen machte. Als er allerdings sagte, dass er wohl sehr hübsch wäre, wusste ich sofort, was er gemacht hatte, er hatte ihn sich angesehen. Wenn ich daran denke, wann er mich das erste Mal gesehen hatte, muss ich heut noch lachen und zugleich schäme ich mich irgendwie. Es war jedenfalls an einem Montag, weil ich Montags immer die Sporthallendusche benutze statt die im Zimmer. Und ich war in der Umkleide, als Masa auf einmal reinkam. Ich erschreckte mich ganz doll, zumal ich bis auf meine Unterhose vollkommen nackt war. Ich weiß noch, wie er fragte, ob hier der Raum vom Turnhallenwärter wäre und ich da schon merkte, dass er anscheinend einer der Blinden war, von denen es im Moment 3 hier gibt. Ich sagte nein und erklärte, wo er hin müsse. Als er dann, anstatt rauszugehen auf mich zuging und mich anfassen wollte, hätte ich am Liebsten vor Schreck aufgeschrien, zumal ich mir nichtmal mehr sicher war, ob er echt blind war oder es nur als Ausrede benutzt hatte. Allerdings konnte ich nicht schreien, da seine Hand perfekt auf meinem Mund gelandet war. Bei dem Gedanken, er könne mich sehr wohl sehen, konnte ich mich nicht rühren, auch, wenn ich Angst hatte, dass er mehr als gucken und grapschen machen würde. Allerdings tastete er nur seelenruhig mein Gesicht ab, ging dann zur Tür zurück und meinte: „Du hast ein einprägsames Gesicht, kann ich mir bestimmt gut merken und deine rechte Gesichtshälfte gefällt mir, deine Haut ist so warm.“ Dann ging er raus und ich stand nur sprachlos da. Irgendwem hat er dann später wohl mein Gesicht beschrieben und kam so in meinen Raum und irgendwie wurden wir Freunde. Zum Glück weiß er bis heute nicht, dass er mich halbnackt in der Mädchenumkleide erwischt hatte, wer weiß, was er davon denken würde, hihi.

Die Beiden unterhielten...stritten....jedenfalls redeten beide und irgendwie endete es damit, dass Masa den Neuen nach seinem Namen fragte. Ich weiß, dass die Direktorin seinen Vornamen beim Verabschieden gesagt hatte, aber er fiel mir einfach nicht mehr ein...

Kai. Genau, Kai war's gewesen. Aber sein Nachname ist komisch, aber er ist ja wie Masa aus dem Ausland hierher gekommen. „Dein Name ist lustig, woher kommst du denn?“ fragte ich ihn einfach. Er schwieg eine Weile, ehe er leise mit „Belgien.“ antwortete. Belgien. Ich hatte nie viel über Belgien gehört, ausser das es irgendwo in Westeuropa war und das die Leute da so lustige blaue Kleider und Holzschuhe trugen. „Belgien? Sag mal was auf belgisch!“ meinte ich, ich war tierisch neugierig, wie sich das wohl anhören musste, doch bevor er antworten konnte, redete Masa dazwischen. „Das heißt niederländisch, nicht belgisch, hast du in der Schule geschlafen?“ „Ich mochte nur Kunst und Bio“ verteidigte ich mich, ehe ich meine Bitte wiederholte, korrigierte mich aber auf Niederländisch. „Und was soll ich sagen?“ meinte er und klang irgendwie verwirrt, vermutlich wurde er sowas bisher noch nicht gefragt oder so. Ich überlegte, ehe ich spontan den Satz „Das Haus ist schön“ nannte. „Dat huis is mooi.“ sagte er und ich fand es einfach klasse. Die Aussprache und die lustigen Wörter. „Sei vorsichtig, mich fragt sie nach einem Jahr immer noch nach Beispielsätzen.“ meinte Masa fieserweise, aber ich trat ihm dafür auf den Fuß. Der fluchte kurz, ehe er mir gegen den Hinterkopf schlug. Sowas machten wir ständig, insofern hatte ich mich schon an seine doch sehr kräftigen Schläge gewöhnt. Eine Weile war es still, irgendwie gabs nichts, worüber wir hätten reden können, bis mir auffiel, dass ich Hunger bekam.

„Ich weiß nicht, was ihr vorhabt, aber ich gehe mir jetzt ein Stück Schokokuchen holen, bevor alle weg sind!“ Ich erhielt ein Lob von Masa für meine Idee, der Neue schwieg, wiedersprach aber auch nicht, also würde er auch mitkommen. Ich ging zur Tür, öffnete sie und trat hindurch. Es war wirklich eine klasse Idee von Masa, die Vorhänge hier immer zugezogen zu lassen, wären sie nicht da gewesen, hätten meine Augen wegen der langen Dunkelheit sonst jetzt sicher ziemlich weh getan. Masa trat neben mich und dann kam Kai. Doch er war nicht mehr so dick eingepackt, er trug zwar immer noch den Overall, die Handschuhe und die Stiefel, aber das Gesicht verdeckte nur eine braune Maske, die wie ein übergestülpter Kartoffelsack aussah und nur Löcher für die Augen, Mund und Nase hatte. Er sah aus, wie ein Gefangener. Ein bunter Gefangener. Und ich und Masa waren die Wachen, die links und rechts liefen und aufpassten, dass er nicht ausbüchst und ihn nun in die Gefangenenküche bringen.

In der Mensa war es leer, nur an zwei Tischen saßen ein paar Leute und halt die Bedienung hinter der Theke. Aber kein Wunder, heute war Ausgehtag und viele besuchten ihre Familien oder fuhren ins Kino oder sowas. Ich lieb direkt zur Bedienung und sah auch schon den herrlichen Schokoladenkuchen. Aber daneben war noch eine Erbeertorte und dahinter ein großer Haufen Donuts... Am Liebsten würde ich alles haben, aber man durfte sich nur eines aussuchen. Masa hatte sich nur einen Kaffee geholt und einen Schokodonut gekauft, der vermutlich für Kai war, er selbst aß Schokolade aus irgendeinem Grund nicht. Nach 'ner ganzen Weile gab ich schließlich der Erdbeertorte nach, allerdings nur, nachdem ich sicher gegangen war, dass es auch morgen Schokokuchen geben würde. Mit meinem Teller, wo noch ein Glas mit Orangensaft drauf war, ging ich zu dem Tisch neben einer der großen Stützsäulen. Kai hatte sich an den Platz direkt im Schatten der Säule ausgesucht, war klar und Masa saß links von ihm. Ich setze mich Masa gegenüber und begann einfach zu essen, bot Kai mal meinen Saft an, den er aber nicht wollte.

„Sag mal, wieso bist du eigentlich hier? Ich meine, wieso genau?“ fragte Masa plötzlich. „Darüber will ich nicht reden.“ antwortete Kai schnell und klang dabei, als erinnere er sich an was schlechtes. Masa seufzte nur, ehe er dann meinte „Würdest du es erzählen, wenn wir dir unsere Geschichte erzählen?“ meinte er dann ruhig. „Genau, ist doch toll. Du gibst deine und bekommst dafür gleich zwei.“ redete ich dazwischen, wobei ich aber wegen der Erdbeere im Mund nuschelte. Kai schwieg erst, er kam mir wirklich sehr nachdenklich und ruhig vor, so oft, wie er stumm dasaß oder stand.

„Am Besten, ich erzähle einfach, danach kannst du es dir ja nochmal überlegen, hm?“ Kai reagierte nicht, er nickte nicht, aber er wehrte die Möglichkeit, dass er seine Vergangenheit erzählte, auch nicht ab. Masa wartete kurz, ob dieser sich dem Vorschlag lautstark wiedersetzen würde, ehe er sich zurücklehnte, die Hände auf den Tisch gefalten und ansetzte. „Ich komme ursprünglich aus Japan...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-07-30T06:41:02+00:00 30.07.2007 08:41
Bisher dachte ich immer, in Belgien würde ausschließlich französisch gesprochen. Hm... *sich mal schlauchmacht*
Japp, Belgien ist sogar dreisprachig, ist ja interessant... bisher waren wir wohl nur im französischen Gebiet.

Nebenbei, wunderhübsche Geschichte, ist mal was ganz anderes, im Gegensatz zu den anderen Geschichten, die man hier auf animexx so vorfinden kann. Aber bei Kapitel 4 bin ich vielleicht am vorurteilen, obwohl ich das aus einem betsimmten Grund anzweifle.
*weiterles*


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