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Because of Love...

Meine kleine Fortsetzung von Act 92 "Unexpected Love Story" (Band 16) ^^
von

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Liebe = Leid...

Am nächsten Morgen meldete sich um Punkte sechs Uhr der Handywecker von Ren zu Wort. Der Schauspieler öffnete noch völlig verschlafen seine Augen und tastete mit der rechten Hand nach dem Handy auf dem Nachttisch. Sobald er es in seinen Fingern hatte, schaltete er den Wecker aus und warf anschließend noch einen prüfenden Blick auf die Zeitanzeige. Das war nötig, nachdem sie gestern Morgen verschlafen hatten… Beruhigt von der Tatsache, dass es wirklich sechs Uhr war, legte er das Handy wieder beiseite und blickte anschließend zu dem schwarzen Haarschopf, der noch immer auf seiner Brust lag, hinunter. Er wusste nicht mehr wer von ihnen beiden zuerst eingeschlafen war, aber Kyoko lag noch immer genauso in seinem Arm wie gestern… Ihre Hand ruhte auf seiner Brust, aber jetzt nicht mehr krampfhaft mit ihren schmalen Fingern in seinem Pyjamaoberteil festgeklammert, sondern vollkommen entspannt. Er fühlte ihre angenehme Körperwärme und lauschte ihrem gleichmäßigen und ruhigen Atem, während er darin verfiel sie für einen Moment einfach nur zu beobachten. Wie sehr hätte er sich gewünscht, dass es jeden Morgen so sein konnte, dass er neben ihr aufwachte, sie direkt in den Arm nehmen konnte und das alles ohne irgendwelche Bedenken dabei haben zu müssen…
 

Ren beobachtete sie weiterhin, aber langsam schlich sich nun die Frage in seine Gedanken, wie er sie bloß wecken sollte… Sie schlief immer noch tief und fest, das Handy schien sie gar nicht gehört zu haben. Aber irgendwie wäre es ihm im Nachhinein lieber gewesen, wenn sie es gehört hätte, denn er hatte keine Ahnung, wie er sich ihr gegenüber jetzt verhalten sollte, was er sich erlauben konnte und was nicht… Er wollte sie nicht nachher unabsichtlich irgendwie bedrängen oder hervorrufen, dass sie sich bei ihm nicht mehr wohl fühlte… Wobei da eh die Frage war, ob sie sich jetzt nach seinen Worten überhaupt noch bei ihm wohl fühlen konnte… Die Tatsache, dass sie ihn letzte Nacht bei sich haben wollte, ließ auf dem Gebiet eine leichte Hoffnung in ihm aufkeimen, aber die Unsicherheit überwog noch bei Weitem…

Etwas unschlüssig blickte der Schauspieler erneut auf ihren schwarzen Haarschopf auf seiner Brust hinab, ehe er mit seiner Hand, die inzwischen um ihre Taille lag, sanft wieder ihre Schulter ergriff und sie vorsichtig drückte.
 

„Mogami-san?“, sprach er sie zusätzlich noch an und zu seiner Erleichterung reagierte sie auch gleich. Das junge Mädchen regte sich etwas, wobei ihr bereits die Frage in den Kopf kam, worauf sie hier überhaupt gerade lag… Es war warm und gemütlich, auch irgendwie weich, aber definitiv kein Kissen… Langsam drang dann auch bald das dumpfe Geräusch gleichmäßiger Herzschläge bis zu ihrem Ohr und veranlasste sie dazu, nun endlich die Augen zu öffnen. Kyoko war erst etwas überrascht, als sie den eben aufgetauchten dunkelblauen Stoff mit den gleichfarbigen Knöpfen vor ihrer Nase als Rens Pyjamaoberteil identifizieren konnte, aber langsam kamen dann auch wieder die Erinnerungen an den vorherigen Abend zurück…

Eigentlich hätte sie sich am liebsten schnell aufgerichtet und schleunigst Abstand von dem Schauspieler genommen, aber sie konnte hören, wie sein Herzschlag, nachdem sie angefangen hatte sich zu bewegen, deutlich schneller wurde… Er war nervös… Sehr nervös und damit ging es ihm nicht anders als ihr, was Kyoko ihre Reaktion überdenken ließ. Hektisch Abstand von ihm nehmen war sicher nicht das Richtige, daher hob sie erstmal nur leicht ihren Kopf, um ihn halbwegs ansehen zu können.
 

Ren beobachtete in der Zwischenzeit ihr Verhalten und es beruhigte ihn unheimlich, dass sie sich nicht fluchtartig von ihm entfernte, wie er es eigentlich schon befürchtet hatte… Er nahm jetzt aber langsam wieder seine Hand von ihrer Schulter. Er wollte ja nicht aufdringlich wirken und sie außerdem auch nicht davon abhalten vollständig aufstehen zu können.
 

„Guten Morgen“, wünschte ihr der Zwanzigjährige noch, was aber nicht ganz so sicher klang, wie er es gerne gehabt hätte... Nein, irgendwie war da seine Nervosität gerade leicht herauszuhören. Es hielt sich zwar in Grenzen, aber da war es…
 

“Ihnen ebenfalls einen guten Morgen, Tsuruga-san“, erwiderte Kyoko unterdessen ebenso unsicher und spürte dabei, wie sie immer mehr Probleme damit hatte ihn direkt anzusehen… Bei jedem noch so flüchtigen Blick in seine Augen, kamen ihr immer wieder aufs Neue seine Worte in den Sinn… „Kyoko-chan… du bist diese Frau für mich…“

So etwas hatte sie noch nie gesagt bekommen… und dann noch der ehrliche und aufrichtige Ausdruck in seinen Augen… Unter anderen Umständen hätte sie sich vermutlich riesig gefreut… Aber sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte… Koon… und Ren, der Starschauspieler von LME… Sie wusste nicht, ob das gut gehen konnte… Auch wenn sie ihm eigentlich vertraute und nicht annehmen würde, dass er sie nur ausnutzen würde, wie Sho es getan hatte, sie hatte Angst davor verletzt zu werden… aber das würde sie, mindestens durch die Reaktion von den Ren-Fans, die sie nicht akzeptieren konnten oder besser wollten, und sie befürchtete, dass das eine Menge waren, wenn sie sich so ansah… „Mauerblümchen ohne Sexappeal“… Sho hatte es ja gesagt und irgendwie glaubte sie innerlich auch etwas daran… Klar, dass sie so auf keinen Fall an Ren Tsuruga’s Seite akzeptiert werden würde…
 

Während sich Kyoko nun im Bett aufsetzte und etwas unschlüssig ihre Hände auf ihrem Schoß anblickte, hatte Ren das junge Mädchen noch einen Moment gemustert. Sie wirkte nicht, als sei sie bereits soweit ihm eine Antwort geben zu können…Na ja, dann würde er wohl noch etwas warten müssen…

Der junge Schauspieler richtete sich nun auf und schlug die Bettdecke um, um sich gleich im nächsten Moment zur Seite wegzudrehen und seine Füße auf dem kühlen Boden aufzusetzen.
 

„Ich mache uns Frühstück. Yashiro kommt sicher auch bald rüber, geh du also schon mal ins Bad“, schlug Ren vor, während er sich nun von der Matratze erhob und sich noch einmal kurz zu Kyoko umdrehte. Sie konnte ihm noch immer nicht umwegslos in die Augen sehen… Stattdessen fixierte sie entweder irgendeinen imaginären Punkt direkt vor sich, oder sie blickte regelrecht an ihm vorbei…
 

„Okay“, murmelte das junge Mädchen lediglich als Antwort und machte sich dann ebenfalls daran langsam aufzustehen. Ren verließ nach ihrer Antwort direkt das Schlafzimmer und steuerte als aller erstes die Balkontür an, die er bereits im nächsten Moment öffnete, um anschließend barfuss an die noch kühle, frische Luft hinaus zutreten. Er hörte noch die leisen Fußtapsen, als Kyoko sich auf den Weg ins Badezimmer machte, und wie sie die Tür hinter sich schloss.

Der junge Schauspieler seufzte leicht auf und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Geländer des kleinen Balkons ab. Die Wolken der letzten Nacht hatten sich wieder verzogen und der Sonne Platz gemacht, die gerade begann die Umgebung in ihre noch schwachen, aber dennoch bereits angenehm warmen, Strahlen zu tauchen. Ein frischer Wind zog nebenher auf, der Ren in seinem Pyjama kurz frösteln ließ. Irgendwie empfand der Schauspieler die Natur, die sich ihm hier zeigte als bedrückend… Es war alles so friedlich und richtig harmonisch… Und das war genau das Gegenteil zu dem, was in seinem Inneren vorging… Dort herrschte noch immer deutlich Chaos und noch dazu eines, dass sich nicht so einfach wieder besänftigen ließ… auch von diesem eigentlich schönen Anblick und dem leisen Zwitschern der Vögel nicht…
 

Im nächsten Moment klopfte es plötzlich dreimal schnell hintereinander an der Zimmertür. Ren wandte sich von dem Ausblick ab, ging ins Zimmer zurück und auch gleich durch bis zu Tür. Er ahnte bereits, wer draußen auf dem Gang stand und mal wieder darauf aus war etwas vom Frühstück abzubekommen. Als der Schauspieler die Tür öffnete, bestätigte sich seine Vermutung. Ein anscheinend sehr gut gelaunter und über beide Ohren grinsender Yashiro stand vor ihm und begrüßte ihn freudig: „Guten Morgen, Ren!“
 

„Morgen“, erwiderte der junge Mann lediglich und das auch nicht gerade in einem überaus fröhlichen Tonfall, während er seinen Manager in das Zimmer eintreten ließ. Dieser wandte sich sofort um, nachdem er an Ren vorbeigegangen war, und sah seinen Schützling mit gekräuselter Stirn an. Was war denn los mit ihm? War er mit dem falschen Fuß aufgestanden?? Aber das war doch ziemlich unwahrscheinlich immerhin hatte er Kyoko bei sich und allein ihre Anwesenheit sorgte sonst doch schon dafür, dass er gut gelaunt war.
 

„Ist alles in Ordnung, Ren?“, erkundigte sich Yashiro daher besorgt. Der Schauspieler reagierte aber nicht wirklich darauf, ihm kam lediglich ein leiser Seufzer über die Lippen. Er schloss die Tür und ging anschließend gleich an seinem Manager vorbei und in den eigentlichen Wohnbereich zurück. Okay, das machte den jetzt noch mehr stutzig…

Yashiro betrat noch immer mit vor Grübeln gekräuselter Stirn das Wohnzimmer, doch was ihm sofort auffiel war die Tatsache, dass hier gar kein Bettzeug lag… Der junge Manager hielt nach seinem Schützling Ausschau, der inzwischen in die kleine Einbauküche verschwunden war und sich dort zu schaffen machte. Sah er das gerade richtig und er wollte das Frühstück machen?? Das war ja ganz was Neues! Und wo war Kyoko-chan…? Leicht suchend blickte er sich nach dem jungen Mädchen um, was Ren keinesfalls entging.
 

„Sie ist im Bad. Du willst doch auch wieder hier essen, also hilf mir mal“, forderte er den blondhaarigen Manager auf, worauf dieser im ersten Moment mit einem irritierten Blick reagierte. Aber dann folgte er der Aufforderung. Es herrschte einen Moment Stille zwischen ihnen, nachdem Ren ihm gesagt hatte, was er machen sollte, in der man sogar das leise Rauschen der Dusche aus dem Bad hören konnte. Yashiro fragte sich ernsthaft was mit dem Schauspieler los war… Er schien nicht wirklich bei der Sache zu sein, nein, er wirkte irgendwie abwesend und das war nicht gerade beruhigend, wenn er sich ansah, wie Ren nebenher mit einem Messer rumhantierte… Aber was konnte denn bloß los sein?? Gestern Abend war er doch noch richtig gut gelaunt gewesen. Okay, vielleicht ein klein wenig nachdenklich, weil er anscheinend noch über die Sache mit der Kette nachgrübelte, aber definitiv nicht so wie jetzt…
 

„Möchtest du darüber reden?“, erkundigte sich Yashiro vorsichtig und musterte seinen Schützling dabei ausführlich von der Seite. Er konnte sich einfach nicht erklären was los war… Okay ein Streit mit Kyoko könnte ihn so werden lassen, aber dass es zu einem kam war nun wirklich verdammt unwahrscheinlich, so gut wie sich beide im Moment verstanden…
 

„Nein“, antwortete der Zwanzigjährige mit fester Stimme und auch starrer Mimik. Sein Manager war auch eigentlich soweit das hinzunehmen, da er jetzt eh nichts aus Ren rausbekommen würde, als kurz darauf ein leises Seufzen von diesem ertönte.
 

„… zumindest nicht jetzt…“, murmelte der Braunhaarige noch leise und senkte seinen Blick soweit, dass ihm sein Pony tief in die Augen fiel und Yashiro diese daher nicht mehr sehen konnte. Der junge Manager nickte einverstanden, ehe er sich nun wieder seiner Aufgabe zuwandte.
 

Kyoko drehte unterdessen den Wasserhahn zu. Das zuvor noch kräftig prasselnde Wasser aus dem Duschkopf versiegte und ließ nur noch ein paar wenige Tropfen auf sie hinabregnen. Das junge Mädchen fuhr sich mit den Händen über die kurzen, schwarzen Haare um das Wasser hinauszudrücken, ehe sie nach einem Handtuch griff und begann sich abzutrocknen. Sie musste sich ständig bemühen ihre Gedanken beieinander zu halten, gerade jetzt, wo sie alleine war… Aber sie wollte nicht darüber nachdenken… Darüber was sie ihm bloß antworten sollte…
 

Die junge Schauspielerin stieg aus der Dusche hinaus und tapste über den gefliesten Fußboden bis hin zum Waschbecken, über dem ein hübsch eingerahmter Spiegel hing. Sie betrachtete ihr Abbild und sie konnte es immer noch nicht verstehen… Okay, sie war nicht direkt hässlich, aber sie war auch nicht wirklich hübsch… Sie war einfach durchschnitt, wenn sie sich selbst einstufen sollte. Aber was er gestern Abend gesagt hatte… „wunderhübsche junge Frau“… Da kam doch wirklich die Frage auf, warum er ausgerechnet sie hübsch fand und vor allem auch, warum gerade sie die Person war, in die er sich verliebte… Noch dazu als erste Person, für die er diese Gefühle überhaupt entwickelte… Damals bei ihrem Gespräch mit Bou, als er erwähnte dieses besondere Mädchen sei noch eine Highschoolschülerin, da hätte sie nicht mal im Traum daran gedacht, dass er ernsthaft sie meinen könnte, aber das tat er…

Wenn sie das jetzt so im Nachhinein betrachtete… darum war wohl auch sie diejenige gewesen, die er bat ihm bei seiner Interpretation von Katsuki zu helfen. Gott, sie fragte sich, wie lange das schon so ging… Wie lange er sie schon auf diese Weise mochte… Und sie hatte die ganze Zeit nichts davon gemerkt… Als Kanae sie mal darauf ansprach hatte sie noch lauthals ihre Vermutung abgestritten und selbst als sie dieses besondere Lächeln von ihm am Ende der Testszene sah… Sie hatte in diesem Moment kurzzeitig richtiges Herzklopfen gehabt und ja, sie hatte sich die Frage gestellt, ob sie diese eine Person für ihn war, immerhin bekam sie dieses besondere Lächeln von ihm schon mehrfach zu sehen. Aber sie hatte diesen Gedanken schnell wieder als Schwachsinn abgetan. Zu Unrecht, wie sie jetzt wusste…
 

Kyoko seufzte leicht und das nicht zum ersten Mal, seit sie hier im Badezimmer war. Das würde noch zu ihrer Hauptbeschäftigung werden, wenn sie ihre Gedanken nicht endlich beisammen hielt und das Thema Ren nicht einmal ansatzweise darin aufkommen lies. Sie trocknete sich ihre Harre noch weitestgehend mit dem Handtuch, ehe sie in ihre frischen Sachen schlüpfte und den Föhn herauskramte. Mit dessen Hilfe waren ihre kurzen Haare im Nu komplett trocken und sie hatten auch wieder ein kleinwenig an Volumen gewonnen.

Als die junge Schauspielerin komplett fertig war verließ sie etwas zögerlich das Bad und brachte erstmal ihre Schlafsachen wieder weg, ehe sie mit einem mulmigen Magengefühl ins Wohnzimmer ging. Zu ihrer Überraschung war Yashiro bereits da und das lockerte sie innerlich auch ein klein wenig auf. Das Frühstück war auch schon fertig, aber an diesem Morgen schienen sie nicht alle gemeinsam zu essen... Ren seilte sich ab mit der Begründung ebenfalls noch duschen zu wollen und verschwand ins Badezimmer, während Kyoko und Yashiro am Tisch saßen. Nach kurzem Zögern begannen die Beiden dann auch mit dem Frühstück, denn so viel Zeit hatten sie nun auch nicht mehr und Kyoko wollte gerne noch die Lunchpakete für sie drei fertig machen.
 

Yashiro wurde unterdessen immer nachdenklicher umso weiter er die Situation hier beobachtete. Ren ging Kyoko aus dem Weg… Er glaubte es kaum, aber das war mehr als eindeutig. Er sah sie auch nicht direkt an, wobei Kyoko genauso jeglichen Blickkontakt zwischen ihnen beiden zu vermeiden schien… Langsam aber sicher machte er sich richtige Sorgen darüber, was hier bloß vorgefallen sein könnte und noch mehr Sorgen machte er sich um seinen Schützling, dem es ja nicht gerade allzu gut zu gehen schien… Das wurde auch daran deutlich, dass Ren es komplett ablehnte zu frühstücken. Er hätte eigentlich noch die Zeit dafür gehabt, nachdem er wieder aus dem Bad kam, aber er verneinte nur, worauf der Manager dann doch die restlichen Sachen, die er für ihn hatten stehen lassen, wegräumte. Kyoko sagte zu seiner Überraschung auch nichts dazu, dabei hatte er eigentlich angenommen zumindest bei dem Thema würde sie sich zu Wort melden und protestieren wie immer, aber es kam nichts…
 

Kurze Zeit später machten sich die drei dann auf den Weg nach unten und nach ein paar weiteren Minuten startete dann auch schon wieder der Bus, der sie wie jeden Tag zum Drehort fuhr. Nur standen heute keine Szenenaufnahmen an, sondern Fotos für die Werbung, die demnächst noch mal verstärkt für ihren Film gemacht werden sollte. An der Stimmung änderte sich nicht viel und Yashiro wurde zunehmends ratloser. Ren hatte sich nach ganz hinten im Bus gesetzt und Kyoko nach vorne zu Itsumi. Er war natürlich Ren gefolgt, immerhin wollte er seinen Schützling nicht alleine sitzen lassen, wobei es im Nachhinein auch keinen Unterschied zu machen schien, ob er hier neben ihm saß oder nicht, denn Ren schien ihn gar nicht wirklich wahrzunehmen und war sogar noch schweigsamer als zuvor…
 

Daran änderte sich auch die folgenden Stunden nichts. Das Shooting verlief gut. Es wurden in abwechselnden Blöcken Bilder von den Hauptpersonen miteinander, oder mit verschiedenen Nebenrollen, und natürlich auch unterschiedlichen Hintergründen gemacht. Vor der Kamera sah man weder Ren noch Kyoko etwas an, da steckten sie wirklich vollkommen in ihren Rollen, aber sobald die Kamera verschwand konnte der junge Manager wieder beobachten, wie sie sich ziemlich distanziert zueinander verhielten… Die Distanz schien auch mit jedem kurzen Kontakt der Zwei größer zu werden… Also eins war klar, das konnte er sich keine Minute länger mit ansehen! Selbst Ogata und Itsumi hatten ihm schon fragende Blicke zugeworfen, aber er wusste ja auch nicht was los war und reden tat bisher immer noch keiner von den Beiden…
 

Der junge Manager war daher wirklich froh, als Ren endlich seine erste Pause hatte und in seine Garderobe verschwand um sich dort dem Plan gemäß umzuziehen und noch mal nachpudern zu lassen. Yashiro folgte ihm natürlich und konnte als er an der Tür des Raumes ankam mit ansehen, wie Ren sich in einen Sessel fallen ließ und sein Gesicht in den Händen aufstützte.

Mit langsamen Schritten trat der Fünfundzwanzigjährige in den Raum ein und schloss die Tür hinter sich, ehe er zu Ren ging und sich mit der Hüfte gegen den Tisch lehnte, der mit einem großen Spiegel versehen, vor dem Schauspieler stand.
 

„Was ist denn plötzlich los mit euch beiden?“, fragte er direkt heraus und musterte seinen Schützling dabei aufmerksam. Der Schauspieler schien nicht die Absicht zu haben sich aufzurichten, sondern blieb mit gekrümmtem Rücken und noch immer dem Gesicht in den Händen vergraben vor ihm sitzen.
 

„Ich bin ein Idiot…“, kam lediglich als Antwort gemurmelt, was Yashiro etwas irritiert eine Augenbraue hochziehen ließ. Nicht wirklich eine passende Antwort auf seine Frage… aber immerhin war es eine und an dieser konnte er jetzt ja weiter ansetzten.
 

„Aha… verrätst du mir auch warum?“
 

Der zwanzigjährige Schauspieler seufzte leise ehe er nun seinen Kopf leicht hob und seine Hände auf dem Schoß ineinander verschränkte. Mit den Ellenbogen stützte er sich noch immer auf seinen Oberschenkeln auf und er sah seinen Manager auch nicht direkt an, sondern blickte auf die Ablagefläche des Tisches neben diesem, während er zu einer Antwort ansetzte.
 

„Ich… ich habe es ihr gesagt… Ich weiß nicht einmal warum, ich wollte es eigentlich nicht, aber irgendwie…“, ohne das Ren es wollte kam er immer wieder ins Stocken und ließ seinen Kopf nun auch wieder hängen. Es war ein Fehler gewesen, da war er sich jetzt sicher… Er hätte einfach seinen Mund halten sollen, denn inzwischen war er ihr ferner als jemals zuvor… Sie ging ihm aus dem Weg, blickte ihn nicht an. Sie sprach auch nicht mit ihm und verbrachte jede freie Minute mit Itsumi und den anderen Mädchen so weit wie möglich weg von ihm…
 

Yashiro hatte unterdessen wirklich große Augen gemacht und den jungen Schauspieler vor sich mit leicht offen stehendem Mund angestarrt. Er hatte es ihr gesagt? Hieß das Ren Tsuruga hatte ernsthaft ein Liebesgeständnis abgelegt?!? Gott, das war schon beinahe ein Schock! Eigentlich hätte er seinem Schützling so was im Moment bei weitem noch nicht zugetraut. Aber nun, das erklärte einiges… Kyoko-chan war sicher von diesem Geständnis überrumpelt und jetzt etwas durcheinander, deswegen versuchte sie seine Nähe zu meiden… Wobei das jetzt wiederum etwas war, das den Manager unsicher machte. Er war eigentlich felsenfest davon überzeugt, dass das junge Mädchen ebenfalls Gefühle für Ren hatte, aber wieso dann diese extreme Reaktion? Jedenfalls betete er im Moment dafür, dass er sich in seiner Einschätzung von Kyoko nicht geirrt hatte, sonst würde das Ganze wohl ziemlich schmerzhaft für seinen Schützling werden, schmerzhafter als jetzt schon…
 

„Verrätst du mir was genau passiert ist?“, fragte der Blondhaarige nach einem kurzen Moment und zog sich nun doch einen Stuhl heran, damit er sich ebenfalls setzten konnte. Dabei konnte er hören wie Ren ziemlich schwer durchatmete. Das war wohl nichts, was er jetzt erzählen wollte… Und gerade wegen dieser Einschätzung war er umso überraschter, als der junge Schauspieler doch zu reden begann…
 

„Es war gestern Abend. Kyoko hatte mich irgendwie doch dazu überredet mit ihr im Schlafzimmer zu übernachten, also habe ich mich zu ihr gelegt. Ich habe eigentlich versucht einzuschlafen, aber es gelang mir einfach nicht und ihr ging es da anscheinend nicht anders… Ich habe gehört und gespürt wie sie sich immer wieder auf der Matratze hin und her gewälzt hat und verschiedene Sachen vor sich hinmurmelte. Sie dachte ich würde schlafen und ich habe sie auch erstmal in dem Glauben gelassen, bis sie sich plötzlich aufgesetzt hat. Ich hatte die Befürchtung, dass sie aufstehen und sich nachher ins Wohnzimmer legen wollte, daher habe ich sie angesprochen und nun ja darüber sind wir dann irgendwie ins Gespräch gekommen…“

Ren faltete seine Hände ineinander, während er so von dem gestrigen Abend sprach. Bis dahin waren die Erinnerungen ja eigentlich noch schön gewesen… ja, auch ihr Gespräch war an sich gut verlaufen und er hatte sich sogar dazu durchgerungen ihr etwas mehr über sich selbst zu erzählen. Doch dieses „etwas mehr“ war schnell in „zu viel“ umgeschlagen…
 

Der junge Schauspieler knetete seine Finger, während er langsam und mit ungewöhnlich leiser Stimme weiter von seiner Unterhaltung mit Kyoko erzählte. Yashiro saß wie gebannt auf dem Stuhl neben ihm und starrte ihn durchgängig an. Doch wirklich realisieren tat Ren das gar nicht, dazu driftete er mit seinen Gedanken viel zu weit in diese Erinnerungen ab… Langsam erschien alles wieder vor seinem inneren Auge, jede Situation, jedes Wort, dass sie gewechselt hatten, der Schimmer des fahlen Lichtes von draußen auf Kyokos Haut… Es fühlte sich wirklich an, als wäre er wieder in dieser Situation, aber wenn er diese Chance wirklich noch mal haben würde, würde er einiges ändern… Ja, er würde an der entscheidenden Stelle abblocken, würde sich nicht zu der Beschreibung seiner Traumfrau hinreißen lassen. Vielleicht wäre es sogar das Beste, wenn er generell nicht so auf ihre Fragen eingegangen wäre. Er hätte dem Ganzen einfach viel früher ein Ende setzten müssen… Aber es war eine Chance ihr näher zu kommen, nicht körperlich, sondern geistig, und genau das wollte er doch… Er wollte sich ihr Schritt für Schritt annähern, sie beobachten und aus ihren Reaktionen herauslesen, wann der richtige Zeitpunkt dafür war ehrlich mit ihr zu sprechen…

Aber das konnte er jetzt vergessen. Er hatte den falschen Zeitpunkt für das „ehrlich sein“ gewählt und damit vermutlich alles kaputtgemacht… Nicht nur das, was sich in den letzten Tagen zwischen ihnen aufgebaut hatte, nein vermutlich betraf das alles, ihre Freundschaftliche sowie Kollegiale Beziehung zueinander…
 

Ohne, dass es Ren aufgefallen war, hatte er mitten in seiner Erzählung gestoppt und bereits einige Sekunden einfach nur starr in die Luft vor sich geblickt, ehe Yashiro es nicht mehr aushielt und ihn ansprach.
 

„Ren, wie hast du sie beschrieben? Also Kyoko-chan, ich gehe ja mal stark davon aus, dass sie deiner Traumfrau entspricht nach all dem…“, warf der Manager ein und holte seinen Schützling damit erst wieder in die Realität zurück.
 

„Ja, das ist sie… und da sind einige Sachen bei, die auch du noch nicht weißt. Wir kennen uns nicht erst seit dem ersten Treffen in LME… Ich habe sie früher schon einmal getroffen, das ist jetzt ungefähr zehn Jahre her. Mein Vater ist damals dauernd umgezogen und hat mich jedes Mal mitgeschleift. Für ein paar Wochen sind wir dabei in Kyoto gelandet und dort bin ich ihr das erste Mal begegnet. Du kennst doch den blauen Stein, den sie immer mit sich rum trägt, oder?

Dieser Stein gehörte einmal mir, ich habe ihn ihr damals geschenkt, als ich wieder aus Kyoto weg musste. Diese Stadt war der wirklich einzige Ort innerhalb mehrerer Jahre, an dem ich mich wohl gefühlt hatte, und sie die eine Person, die ich jemals als Freund bezeichnet habe…

Dort habe ich angesetzt, ich habe von damals erzählt, von meinem Eindruck von dem Mädchen, das ich damals getroffen hatte, und auch das sie es war die meine Vorstellung einer Frau geprägt hat. Irgendwann bin ich dann zur Gegenwart übergegangen. Es war wirklich nicht meine Absicht, es kam dann einfach so und letztendlich, als ich bemerkt habe, dass sie mich erkennt, habe ich ihr direkt gesagt, dass sie diese besondere Frau für mich ist…“, erzählte der Zwanzigjährige weiter und stützte dabei nun doch wieder mit einer Hand sein Kinn, während er seine Augen zu dem Spiegel vor sich wandern ließ. Er musterte seine eigenen Gesichtszüge, seine Augen. Er sah nicht viel anders aus als immer, dabei fühlte er sich vollkommen anders. Schlechter als es jemals der Fall war mit diesem ständigen Stechen in der Brust… Aber seine Maske saß. Selbst jetzt… Selbst die Leere in seinen Augen konnten die meisten Menschen nicht erkennen, nein, das war nur für die wenigen sichtbar, die ihn näher kannten… Also auch für Kyoko…
 

„Und wie war ihre Reaktion?“, hackte Yashiro nun weiter nach. Aber sein Tonfall klang vorsichtig, er wollte Ren eigentlich nicht mit dem Thema quälen und das es ihm sehr nahe ging war ja mehr als deutlich sichtbar, aber es musste sein. Er wollte ihm schließlich helfen, nur das konnte er erst, wenn er wusste was alles passiert war. Zur Not würde er sogar mit Kyoko-chan reden, am Besten sogar sofort, aber gut im Moment war sie ja noch beim Shooting…
 

„Ihre Reaktion… Tja, nicht so wie man sich es wünscht, wenn man in der Situation ist…“, murmelte Ren als Antwort auf Yashiros Frage und wollte sich eigentlich zu einem Lächeln durchringen, aber das scheiterte kläglich… Der junge Mann wandte den Blick wieder auf seine Hände, die er nun doch wieder ineinander liegen hatte.
 

„Sie… sie hat mich erst völlig ungläubig angesehen… Beinahe als säße ein Geist vor ihr… Aber na ja als Koon war ich das wohl auch… Und dann konnte ich regelrecht in ihren Augen sehen, wie ihr alles langsam bewusst wurde. Sie hat sich im Bett aufgesetzt und die Beine ganz dicht an sich gezogen, ehe sie ihre Arme um ihre Knie verschränkte… Sie war völlig überfordert in diesem Moment, sie hat richtig gezittert, ihr standen Tränen in den Augen… Und ich saß daneben und konnte nichts tun… Absolut gar nichts…“, fuhr Ren fort, wobei sich in seiner Stimme eine richtige Wut entwickelte. Wut auf sich selbst und darauf, dass er Kyoko in so eine Situation gebracht hatte, dass sie wegen ihm so verunsichert und durcheinander war… Er hätte es besser wissen müssen, er wusste doch, dass sie in Liebesdingen noch kaum Erfahrungen hat und die wenigen, die sie hatte, waren alles andere als angenehm für sie gewesen… Dafür hatte Fuwa ja damals gesorgt…
 

Yashiro saß einen Moment einfach nur stumm vor seinem Schützling und sah ihn an, während dieser seine Hände zu Fäusten ballte und auch weiterhin seinen Blick nach unten gesenkt hatte. Der Manager wusste gerade auch nicht so recht, was er sagen sollte… Wenn er an die Geschichte mit diesem Sho Fuwa dachte, von der Ren ihm schon mal erzählt hatte, war es nicht verwunderlich, dass Kyoko-chan jetzt etwas durcheinander war, aber Tränen in den Augen? Was war der Auslöser dafür? Empfand sie nun ähnlich wie Ren, oder nicht?? Beides wäre möglich und anhand von den Sachen, die er wusste, konnte er einfach nicht sagen was wahrscheinlicher war… Nein, dazu würde er mit Kyoko-chan sprechen müssen… Und genau das hatte er auch vor! Er konnte nicht mit ansehen, wie Ren hier so niedergeschlagen saß! Nein, nicht nachdem er es war, der ihn überhaupt erst dazu angestachelt hatte mit ihr zu sprechen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  goldenchie
2007-05-01T10:39:13+00:00 01.05.2007 12:39
Oh mein Gott, ... diese völlig unnütze Verzweiflung... ^^
Tja, man merkt irgendwie, dass Rens Erfahrungen in Sachen Beziehungen auch nicht gerade üppig sind. - Es macht eben einen Unterschied, ob man es mit einer Frau wirklich ernst meint oder nicht.
NATÜRLICH ist Kyoko jetzt erstmal überfordert, schließlich hat sie in Liebesdingen ausschließlich schlechte Erfahrungen. Die Angst wieder enttäuscht zu werden, sitzt tief (wenn auch mittlerweile nicht mehr so bewusst) und in diesem Fall kommt erschwerend dazu, dass sie (in ihrer leicht geschädigten Vorstellung ^^) nun auch noch befürchtet, beim "Scheitern" gleich einen wichtigen Freund zu verlieren...
Gut, dass das nicht das Ende ist... ^^
Von:  Kyoko-Hizuri
2007-04-30T18:42:46+00:00 30.04.2007 20:42
*juchuuuuuuuuuuuuu, erster*
einfach toll
mach schnell weiter...^^


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