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Liebe wie Gurkensushi

YUAL mit BxB-Oneshots!
von

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Divergenz

Anm.: Gegenstück zu Konvergenz.

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Es gib Leute, die begleiteten dein Leben Jahre lang, völlig unbemerkt. Du gehst mit dieser Person in den Kindergarten, in die Grundschule, auf das Gymnasium und dann, wenn du dein Abizeugnis bekommst und die Person neben dir steht, weißt du nur: Das ist Henning, früher hatte er eine Zahnspange und jetzt nicht mehr.

So war das. Henning hat mein ganzes bisheriges Leben begleitet. Er war dabei gewesen, als ich noch Pullover mit Bärchen drauf getragen habe und heulen musste, wenn ich hingefallen bin. Er kannte mich in meiner peinlichen HipHop-Phase und konnte über mich lachen, als aus mir der „harte“ Rocker wurde. Ob er tatsächlich über mich gelacht hat, wusste ich nicht. Ich hatte Henning nie groß beachtet und er mich vermutlich auch nicht. Ich wusste gar nicht, ob er auch so seltsame Phasen durchgemacht hatte. Wahrscheinlich, war eigentlich ganz normal.

Unser Freundeskreis hat es nie geschafft sich irgendwie zu überschneiden. Wir waren selten auf den gleichen Parties gewesen und hatten offensichtlich keinen Hobbies, die zueinander passten. Ich war begeisterter Gitarrist in einer Band und was Henning machte, keine Ahnung, Briefmarken sammeln?

Vermutlich könnte ich sogar an einer Hand die Sätze abzählen, die wir in unser ganzen, gemeinsamen Jahren gewechselt hatten.

„Drei.“, sagte Henning mit einem trocknen Tonfall und schob sich seine Brille auf die Nase. Er saß hier in Saal H15 in unserer Uni und war über ein Buch gebeugt. Ich hatte mich lässig an die Bank gelehnt, die Hände in meinen Hosentaschen und schielte auf die Notizen von ihm. Wenigstens hatten wir nicht das gleiche Studienfach. Sah kompliziert aus.

„Drei? Gleichzeitig?“, fragte ich erstaunt. Er schaute auf und ich fühlte mich etwas unwohl. Henning hatte manchmal einen sehr durchdringenden Blick, der durch seine Brille irgendwie verstärkt wurde. Ich wich ihm aus und er schaute wieder in das Buch. Bekam aber ein kurzes Nicken als Antwort.

„Phew, krass, siehst gar nicht so aus.“, gab ich anerkennend von mir. Henning war in keinster Weise das, was man sich unter einem Playboy vorstellte. Vielleicht war das ja seine Masche.

„Danke.“ Der Sarkasmus triefte aus jeder Silbe des Wortes.

„Ey, komm, du und drei Mädels gleichzeitig? Ich krieg ja nicht mal eine.“ Ich seufzte und fragte mich, warum Henning, Mister Briefmarken-Sammler, es schaffte, drei Frauen parallel zueinander zu managen ohne das eine was davon spitz kriegte und mich ein Mädel nicht mal mit dem Hintern anguckte. Ich bemerkte wie Henning seinen Blick abschätzend über mich gleiten ließ und ich fühlte mich in meinen abgetragnen Jeans etwas schäbig. Ich war Student und lebte nicht mehr daheim bei Muttern, da hatte man kein Geld für neue Klamotten. Und sonst war ich doch ein leckeres Kerlchen. Er sollte nicht so schauen. Ich gab ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf und er verzog nur sein Gesicht. Verdient hatte er das.

„Wenn du mich so anschaust, fühl ich mich wie ein schäbiges Insekt.“, grummelte ich.

Er lächelte leicht. „Ein Wortspiel.“

Ich verdrehte die Augen. Henning konnte irritierend sein und ich war froh, dass ich erst seit kurzem näher mit ihm zu tun hatte. Sonst hätte ich vermutlich schon in der Grundschule, die Klasse wechseln müssen, nur um nicht in seiner Nähe sein zu müssen.

„Und was ist jetzt mit dir und Stefanie?“ Das war eigentlich der Grund, warum ich mit ihm reden wollte, warum wir hier in diesem verlassenen Saal waren und ich mir Gedanken über ihn machte.

„Stefanie? Was soll mit der sein?“, fragte er desinteressiert und ich seufzte resigniert. Mit Henning zu reden, konnte wirklich anstrengend sein. Ich wollte ein Feder, um ihm Antworten rauszukitzeln.

„Hast du jetzt was mit ihr, oder nicht?“ Das war verflucht wichtig. Warum wollte er nicht mit der Sprache rausrücken?

„Mit Stefanie?“ Gah! Gleich würde ich etwas nach ihm werfen! Bescheuerte Frage.

„Nein, mit Jesus. Natürlich mit Stefanie.“ Ich verdrehte die Augen und in sein Gesicht schlich sich ein Schmunzeln, das aber in ein fieses Grinsen mutierte.

„Warum willst du das wissen?“, fragte er immer noch mit diesen bekloppten Grinsen im Gesicht.

„Warum wohl? Das ist doch offensichtlich.“ Ich schnaubte und hatte Zweifel daran, dass ich von Henning mal noch eine klare Antwort bekommen würde. Henning hatte nur einer seiner fein geschwungen Augenbrauen nach oben gezogen und ich fühlte mich wieder wie Ungeziefer. Wie machte er das? Verdammt.

„Erklärs mir.“ Seine Stimme war ruhig und brachte mich zur Weißglut. Gleich würde ich einer seiner Stifte nehmen und ihm in die Nase schieben, einfach um ein bisschen Frust abzulassen. Ich versuchte mich zu beruhigen, in dem ich mich aufs Atmen konzentrierte.

„Ich warte.“ Er schaute mich mit diesen bescheuerten Henning-Blick an und ich griff nach einer seiner Stifte, hob ihm das Schreibgerät drohnend ins Gesicht! Ich wollte etwas sagen, die Drohung unterstreichen, aber mein Hirn war komplett leer. „Du! Du... du!“

Und Henning lachte nur. Er nahm mich in keinster Weise ernst. Das hatte er noch nie gemacht, immerhin das wusste ich über ihn. Was es nicht besser machte.

„Ach, Paul...“ Henning amüsierte sich immer noch über mich.

„Was ist mit mir?“, fragte ich giftig, endlich wieder meiner Stimme und meinen Gedanken Herr. Das war alles schon viel zu sehr eine Blamage, war es auch schon ohne die Stiftdrohnung gewesen.

„Du bist so ein Idiot.“ Er lachte und ich verstand nicht, was daran lustig war. Ich pfefferte den Stift, den ich bis eben noch umklammert hatte mit voller Wucht auf den Tisch und beobachte, wie das Ding einfach vom Tisch kullerte und sich mit dem Geräusch eines rollenden Stiftes vom Acker machte. Henning und ich starrten beide auf den Fleck, wo der Stift verschwunden war.

„Zufrieden?“, kam es von ihm.

„Ich bin kein Idiot!“, zischte ich. Und bekam nur wieder diese hochgezogene Augenbraue, die dafür sorgte, dass ich mich noch bescheuerter fühlte, als sowieso schon. Das war alles total hirnrissig. Warum war ich eigentlich hier mit diesem... Kerl?! Der hatte meine Gesellschaft doch gar nicht verdient, nicht mit dieser Art, die er an den Tag legte.

„Was bist du sonst?“ Was mich ja eigentlich am meisten wurmte, war die Tatsache das Henning sich einfach nur darüber amüsierte. Er war so verdammt gelassen. Ich hatte einfach zu viel Temperament. Ich machte einfach immer wieder einen Affen aus mir.

„Ich will nur wissen, was mit dir und Stefanie ist.“, gab ich ungewohnt defensiv zurück. Was hätte ich auch sagen sollen. Ich war ein Idiot, ich benahm mich auf jeden Fall so.

„Nichts.“ Ganz schlicht, ein kleines Wort. Ging doch, Henning.

„War das jetzt so schwer gewesen?“, knurrte ich. Für dieses Wörtchen, hatte ich jetzt sicher eine halbe Stunde auf ihn eingeredet. War es das wert gewesen? Hatte ich es nicht sowieso schon gewusst? Oder ging es um etwas ganz anderes?

„Du bist wirklich ein Idiot.“ Mit diesen Worten schlug er sein Buch zu, nahm seine Notizen und stand auf. Ich schaute ihn nur irritiert an, wie er vor mir stand, einen halben Kopf größer als ich, und mich mit diesen nervtötenden Blick anschaute.

„Bin ich nicht!“ Ich funkelte ihn an und ignorierte es, dass er mir so nahe war. Er verdrehte seine Augen, packte mich am Kragen und küsste mich aggressiv.

Idiot? Ich sollte der verdammte Idiot sein?!

Ich biss ihm in die Lippe, schmeckte sein Blut und grinste ihn provokant an, als er endlich von mir abließ. Er wischte sich über seine Lippe, dasselbe Grinsen im Gesicht.

Wir waren beides Idioten. Totale Vollidioten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  MissPaperJoker
2009-09-14T21:10:30+00:00 14.09.2009 23:10
:D die persfektive ist auf jeden fall auch interessantXD
echt niedlich, hier nochemehr als in dem gegenstückXD
ich mag henning total, und gerade weil die beiden, zwar idioten, aber sonst total unterschiedlich sind, macht es sehr spaß, ihnen in die Köpfe zu guckenXD
klasse^^
Von:  felitastic
2009-09-13T11:43:05+00:00 13.09.2009 13:43
Ich mag Henning :D Ich würde sofort mit ihm befreundet sein wollen, er aber nicht mit mir... unsere Freundeskreise würden sich auch nicht überschneiden *lach*
Von:  ReiRei-chan
2009-02-13T14:17:48+00:00 13.02.2009 15:17
Kommi: Ja, seid ihr! xD
Aber ich mag Henning! Auch wenn deutsche Namen furchtbar sind ^^" Aber Fehlerchen sind noch drin, schau mal drüber ^^ Aber echt ne gute Arbeit für die späte Zeit ^^ Respekt!


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