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Liebe wie Gurkensushi

YUAL mit BxB-Oneshots!
von

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Fünfundzwanzig

Meiner bald bevorstehenden Quarterlife-Crisis gewidmet. Ey Leute, ich werde langsam wirklich alt!

Das ich seit kurzem verlobt bin, macht mich irgendwie auch nicht jünger. Mensch. Egal. Hier geht es nicht um mich, sondern um Frankie-Boy!
 

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Fünfundzwanzig. Diagnose Quarterlife-Crisis. Keine Lust auf irgendwas. Hallo, das bin ich.

Warum der Kummer, woher der Überdruss? Wen interessiert das schon … Mich nicht. Gar nichts interessiert mich.

Kann man sich in meinem Alter schon so fühlen, als hätte man ein ganzes Leben hinter sich? Zu schnell gelebt, zu viel erlebt, verlebt. Bitterer Lebertran.

In meinem Kopf bin ich hunderte von Jahren alt, nur mein Körper nicht. Der beharrt auf seine verkorkste Jugend. Jung sein. Jeder will doch jung sein, oder?

Jung. Jung. Jung.

War Jung nicht ein Schüler von Freud?

Freud und Jung liegen wohl nah beieinander.

Ich lache über meinen eigenen, hohlen Witz.

Ein irritierter Blick trifft mich. Ein Kommilitone von mir. Was macht er hier im Park bei diesem Scheiß kalten Wetter? Wie heißt er gleich noch? Martin, Manuel, Eugine? Ich schaue nicht rechtzeitig beiseite, er kommt zielstrebig auf mich zu.

„Ey, Frankie, wie geht’s?“

„Läuft.“

„Sag mal, hab dich länger nicht gesehen. Alles klar bei dir?“ Er setzt sich neben mich, spielt Hobby-Psychologe. Wie geht es Ihnen heute, Frank? Möchten Sie darüber sprechen?

„Sicher.“ Ich zucke mit den Schultern. Rein von den Fakten betrachtet ist alles im Butter. Fettiger, ranziger Butter.

Er nickt und bleibt sitzen. Spiele mit dem Gedanken einfach wegzugehen, rühre mich aber nicht.

„Sag mal, Eugine …“

„Alfie“, korrigiert er mich.

„Du heißt echt Alfie?“, frage ich überrascht. Ich hätte schwören können … Er grinst nur und schüttelt dabei den Kopf. „Na gut, dann eben Alfie. Hast du schon mal über das Alter nach gedacht.“

„Inwiefern?“ Er holt eine Stachel Zigarette aus seiner Jackentasche und zündet sich eine an.

„Nun ja, ganz allgemein. Wie es ist, sich alt zu fühlen. Du weißt schon.“ Auch wenn mir meine Gedanken immer klar und treffend vorkommen, mich anderen verständlich machen, kann ich nur schwer.

„Hm … alt sein.“ Alfie nimmt einen Zug von seiner Kippe. „Ich glaube, das wird ziemlich cool.“ Nickt bestätigend, als würde er das wirklich meinen. Alfie scheint voller Überraschungen zu stecken.

Ich warte, ob er seine Aussage noch näher ausführt, aber er zieht wieder nur an seiner Zigarette.

„Ich hab keinen Bock drauf“, führe ich meinen Standpunkt näher aus.

Alfie lacht. „Wundert mich nicht. Aber denk doch mal, wenn du alt bist, kannst du endlich tun und lassen, was du willst. Vor allem lassen. Ich mein, versteht doch jeder, dass man mit 70 keinen Bock mehr hat, eine neue Sprache zu lernen, oder sich in nem Fitness-Studio abzurackern. Jeder findet es okay, wenn man zuhause in seinem Garten sitzt und da gemütlich sein Bierchen schlürft. Immerhin hat man da das Leben endlich geschafft.“

„Mag kein Bier.“

„Geht auch mit Wein.“

„Was ist, wenn du Lungenkrebs hast?“

Alfie winkt ab. „Mit siebzig ist das doch auch schon egal.“

„Also ist man mit siebzig praktisch tot?“ Ist das nicht das die Quintessenz seiner Aussage?

„Nö, aber ich bin mir sicher, ich denke, in dem Alter findet man sich langsam mal mit dem Gedanken ab, das man nicht ewig lebt.“

„Habe ich jetzt schon.“ Manchmal kann ich meinen Tod kaum abwarten, einfach um zu wissen, dass das nun mein Leben gewesen ist. In voller Länge und unzensiert.

„Glaub ich nicht.“ Alfie pafft einen Rauchring in die Luft und wir beobachten, wie er sich in der Luft verliert.

„Was ist mit dir? Denkst du, du lebst ewig?“ In unserem Alter muss man sich doch mit dem Gedanken ans Sterben auseinander setzen.

„Mindestens!“ Es verpasst mir einen Stich, dass seine Aussage so glaubhaft klingt.

„Nein, ernsthaft. Was hat unser Leben denn noch zu bieten? Wir haben keine ersten Male mehr, und doch alles schon gesehen.“ Ich weiß nicht, was mich noch überraschen soll. Kriege, Katastrophen, die große Liebe, die große Trennung, alles schon gespürt, erlebt oder zumindest gesehen.

„Boah, du kannst einen ganz schön runter ziehen, weißt du das?“ Mit gerunzelter Stirn sieht er mich an.

„Ich sage nur, wie es ist.“ Außerdem hat Alfie niemand gezwungen, Hobby-Psychologe bei mir zu spielen.

„Schon mal einen Kerl geküsst?“ Alfie schnippst seine Zigarette weg. Ein Grinsen im Gesicht. Versucht er gerade mich anzubaggern?

„Bin schon längst über das Alter von sexueller Verwirrung heraus.“

„War das ein Nein?“ Sein Blick haftet nun an meinen Lippen. Wäre ich eine Frau, würde ich ihm spätestens jetzt eine Ohrfeige verpassen.

„Nein.“ Meine Stimme klingt bierernst. Er bricht in Gelächter aus. Ich beobachte, wie Lachtränen über seine Wangen läuft, während er sich fast bepisst vor Lachen. Mein Humor ist natürlich vorzüglich, aber so lustig war das dann doch nicht. Ich hoffe, er beruhigt sich bald.

Plötzlich packt er mich und presst seine Lippen auf meine. Viel zu überrumpelt, brauche ich einen Moment, bevor ich ihn von mir wegstoße.

„Ey, was sollte das?“, frage ich erbost. Ich stehe ganz und gar nicht drauf, wenn man meine persönlichen Freiraum verletzt.

„Weißt du, ich habe noch nie einen Kerl geküsst, aber ich dachte immer, es wäre mal eine Gelegenheit wert.“ Ein freches Grinsen im Gesicht. Ich schüttle den Kopf.

„Ich bin zu alt für diesen Scheiß“, brumme ich, als ich aufstehe.

„Hey, Frankie, wir sollten das mal wieder machen!“, ruft er mir hinterher, als ich davon gehe.

„Werd erstmal erwachsen!“ Ich hebe meine Hand zum Abschied, ohne mich zu ihm umzudrehen.

„Werd du weniger erwachsen!“

Meine winkende Hand formt sich zu einem 'Fuck you!' und sein anschließendes Lachen rauscht mir angenehm den Rücken runter.

Vielleicht fühle ich mich auch noch gar nicht alt, sondern nur nicht mehr ganz so jung. Und vielleicht gibt es auch erste Male, die man zum zweiten Mal erleben kann.



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