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Stadt der Engel

Schatten und Licht, Band 1
von

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Lebendig oder tot?

In ihren Gedanken verfluchte Sophia alle Männer und deren Hochnäsigkeit. Verärgert lehnte sie sich im Eingang des Schiffes an die Hülle der Katzenpranke und sah den zwei Dutzend Soldaten zu, wie sie erst den Hof mit den drei ausgebrannten Luftschiffen sicherten und dann paarweise in den Tempel vorstießen, bis nur noch zwei Wachen am Eingang zurück blieben. Flüchtig sah sie zu dem Soldaten rüber, der mit ihr die Schiffsrampe bewachte. Nur allzu deutlich sah man ihm an, wie sehr er sein Babysitterjob hasste. Es war erst eine Minute vergangen, als die Wachen am Tempeleingang plötzlich unruhig wurden und sie sich vorsichtig ins Innere vorwagten. Während sich in Sophia Sorge und Neugierde vermischten, hörte sie den scharfen Atem des Soldaten neben ihr und den hellen Klang seines Schwertes, als sein Daumen es um wenige Zentimeter aus der Scheide schob. Plötzlich wichen die Wachen am Tempeleingang zurück. Ehe Sophia sich fragen konnte, was los war, überschwemmte eine Flutwelle aus Menschen die Soldaten und begrub sie unter sich. Ein paar Angreifer beugten sich über die hilflos schreienden Soldaten, doch der Grossteil setzte sein Weg fort und stürmte auf allen Vieren der Katzenpranke entgegen. Sophias Leibwächter fluchte und rannte die Rampe hinunter. Als er sich ein letztes Mal zu ihr umdrehte, war sein Gesicht gezeichnet von der Erkenntnis, dass er jetzt sterben würde.

„Fahren sie die Rampe hoch, Prinzessin, und lassen sie das Schiff starten! Sie müssen von hier fliehen!“, rief er ihr zu. Sophia brauchte einen Augenblick um zu verarbeiten, was er ihr eben befohlen hatte.

„Nein! Van ist noch da drinnen!“, widersprach sie.

„Hören sie…“, versuchte der Soldat sie zu überzeugen, unterbrach sich aber selbst, da die animalischen Menschen nur noch zehn Meter von ihm entfernt waren. Ohne Vorwarnung landete krachend ein grauer Guymelef mit blauem Umhang vor ihm, der elegant seine riesige Klinge kreisen ließ. Überrascht blickte Sophia zum Himmel hinauf und sah noch im letzten Moment das Heck eines roten Luftschiffes über ihr vorbeirauschen, welches zwischen zwei fliegenden Felsen eingespannt war, ehe es hinter der imposanten Gestalt der menschlich anmutenden Maschine verschwand. Immer wieder kratzte die Spitze des Schwertes über den Boden und hinterließ dabei ein Meer aus Blut und Knochen inmitten eines Nebels aus Staub und Sand. Nur wenige Angreifer schafften es hinter den Guymelef zu kommen, welche dann aus der Staubwolke hervor brachen und sich schreiend auf den Soldaten stürzten. Der jedoch hielt sie sich mit präzisen, tödlichen Schlägen vom Leib. Die Flut an Gegnern wurde allmählich weniger, ebbte schließlich ganz ab und der Nebel legte sich.

Keuchend wischte sich der Soldat den Schweiß von der Stirn. Besorgt rannte Sophia auf ihn zu und fragte, ob er in Ordnung sei. Statt ihr zu antworten starrte der Soldat mit einer Mischung aus Ekel, Angst und Fassungslosigkeit auf den Tempeleingang. Sophia folgte seinem Blick und erschrak. Vor dem Tempel standen etwa zwei Dutzend der animalischen Menschen. Sie kreischten, klopften mit ihren Fäusten auf den Boden. Es waren längst nicht so viele wie in der ersten Angriffswelle und an ihren hasserfüllten Augen und den sabbernden Mäulern hatte sich Sophia längst gewöhnt, jedoch raubte der Anblick ihrer Kleidung ihr den Atem. Diese Tiere trugen Uniformen der Soldaten aus Farnelia. Das sind unsere Männer, realisierte sie. Der Ansturm begann und der Guymelef ging in Kampfposition.

„Nein, töte sie nicht!“, schrie der Soldat verzweifelt, während er Sophia zurückstieß. „Das sind meine Kameraden.“

„Jetzt nicht mehr.“, antwortete die Maschine kalt, als jedoch die ersten Gegner in die Reichweite seines Schwertes kamen, zögerte der Pilot einen Augenblick zu lang, ehe er wieder seine Klinge kreisen ließ. Drei Bestien konnten unter den Beinen der riesigen Maschine durchschlüpfen. Da der Guymelef noch nicht allzu viel Sand aufgewirbelt hatte, konnte der Soldat sie relativ früh ausmachen, doch die Mordlust in ihren Augen raubte ihn seine Kraft. Vollkommen gelähmt sah er zu, wie seine einstigen Freunde von der Maschine niedergemäht wurden und drei von ihnen quälend langsam auf ihn zu rannten. Ein Herzschlag dauerte Minuten, ein Augenblick hielt eine ganze Ewigkeit an. Seine Kameraden kamen näher, immer näher und streckten ihre Klauen nach ihm aus. Im hintersten Winkel seines Verstandes hörte er jemanden rufen, doch die Stimmer war ganz leise, kaum mehr als ein Piepsen. Es war ein…Mädchen.

Ein Mädchen rief nach ihm und befahl mit herrischer Stimme, er solle sich verteidigen.

Es war die Prinzessin, die nach ihm rief.

Er war ihr zugeteilt…er hatte die undankbare Aufgabe diese Möchtegernheldin vor ihrer eigenen Dummheit zu bewahren.

Dabei wäre er lieber bei seinen Kameraden gewesen, bei seinen Freunden im Tempel, während sie…während sie alle niedergemetzelt wurden…als jeder einzelne von ihnen starb.

Sie sind tot!

Mit aller Kraft schwang der Soldat sein Schwert und schlitzte mit einem waagerechten Hieb die Bäuche der beiden ersten Bestien auf. Die dritte jedoch sprang hinter den beiden gefallenen hervor und biss sich in den Hals seines Opfers fest. Der Soldat versuchte verzweifelt das Tier von sich zustoßen. Von der Kraft seines Gegners überwältigt fiel er nach hinten. Auf einmal erschlaffte der Körper der Bestie und ihr Gewicht löste sich von seinem Körper. Als der Soldat seine zugekniffenen Augen wieder öffnete, sah er Sophia mit einem Blut getränktem Schwert und einem vor Panik erstarrtem Gesichtsausdruck über sich stehen. Er lächelte ihr zu und versuchte etwas zu sagen, doch als ein weiteres Biest direkt hinter ihr auftauchte, verzerrte sich seine Mine zu einer Maske des Schreckens. Sie interpretierte sein Gesichtsausdruck richtig, drehte sich schlagartig um und nutze dabei den Schwung für einen Schwertstreich, der das Tier in zwei Hälften schnitt. Wild entschlossen ihr Leben und das des Soldaten zu verteidigen stellte Sophia sich vor ihm und hielt ihr Schwert in einer defensiven Position.

Sie musste warten. Der Guymelefpilot machte seine Sache gut und lies lange Zeit, etwa eine halbe Minute, kein weiteres Biest durch. Sophia senkte schon ihr Schwert, da kam eins dieser Tiere ohne Vorwarnung aus der Wolke auf sie zugeschossen. Instinktiv trat sie einen Schritt zur Seite, führte ihre Klinge dabei in einem kompromisslosen Angriff senkrecht zum Boden hin und durchschnitt das Rückenmark der Bestie. Eine Fontäne aus Blut schoss aus der Wunde und landete auf dem Gesicht und dem Oberkörper des Soldaten. Sophia wollte sich für die Schweinerei entschuldigen, doch ihre Worte blieben ihr im Hals stecken. Angewidert beobachtete sie, wie der Verletzte genüsslich den roten Lebenssaft von seinen Lippen leckte und sich daraufhin in eine gebückte Haltung aufrichtete. Sie musste mit ansehen, wie er näher an eine der Körperhälften ihres ersten Opfers trat und begann die Eingeweide zu essen. Es dauerte nur einen weiteren Augenblick, bis das Tier auf sie aufmerksam wurde und seine Mahlzeit unterbrach. Es wollte Sophia gerade anspringen, als sie den Kopf vom Körper trennte und sich ein weiterer Blutstrom über ihre Kleidung ergoss. Mit den Nerven am Ende suchte sie sich eine unbefleckte Stelle auf der Schiffsrampe und setzte sich hin. Dann vergrub sie ihr Gesicht in ihren Handflächen und vergoss Tränen.

Der Guymelefpilot kümmerte sich nicht um sie, sondern beobachtete den Eingang des Tempels. Aus dessen Schatten trat ein glatzköpfiger Mann, bekleidet mit einer zerfledderten Uniform aus Fraid und bewaffnet mit einem schweren Eisenspeer. Der Mann sah auf, zeigte für einen Moment ein kindliches Lächeln und griff an. In weinigen Sekunden legte er die fünfzig Meter vom Tempeleingang bis zum Guymelef zurück. Davon scheinbar unbeeindruckt stach die Maschine kalt berechnend in den Boden. Die Spitze der Guymelefklinge hätte den Mann bis zur Unkenntlichkeit zerstückelt, wäre er nicht in letzter Sekunde langsamer geworden. Stattdessen nutzte er das Schwert des Guymelefs als Sprungbrett um bis auf die Höhe des Cockpits zu kommen und noch im Flug mit dem Stab seines Speeres auf das goldene Visier einzuschlagen. Von einer ungeheuren Wucht getroffen, stürzte der Guymelef mit dem Rücken voran auf die Rampe der Katzenpranke. Von dem Kampflärm aus ihrer Starre erweckt, sprang Sophia gerade rechtzeitig zur Seite über den Rand der Rampe hinweg. Geistesgegenwärtig landete sie auf beiden Füßen und rollte sich ab. Im nächsten Moment hörte sie ein mechanisches Klacken und kurz darauf das charakteristische Klingen aufeinander treffender Schwerter. Der Pilot ist ausgestiegen, schlussfolgerte sie und lief vor die Füße des Guymelefs.

Sophia staunte nicht schlecht. Eigentlich hatte sie einen zweiten Guymelef erwartet, doch auf dem sandigen Grund kämpften nur ein Soldat aus Fraid und ein Ritter aus Astoria miteinander. Der Glatzkopf kämpfte gut, sehr gut sogar. Er stach mit einer Geschwindigkeit zu, wie Sophia sie noch nie gesehen hatte. Dabei hatte sie schon bei sehr vielen Turnieren zugesehen. Sein Gegner konnte da nur mit Mühe Schritt halten. Auch seine Kraft war überwältigend. Der Soldat schwang seinen Speer teilweise nur mit einer Hand und der Ritter wich den Attacken seines Gegners meistens nur aus, anstatt sie mit seinem Schwert zu parieren. Irgendwie schaffte er es trotzdem seine Eleganz zu bewahren.

Sophia erschrak. Sie kannte den Ritter. Sein sanftes Gesicht und sein langes, blondes Haar hatten bis vor ein paar Wochen noch die Essenz ihrer Träume gestellt, bis Van in ihr Leben getreten war.

Allen Shezar, der beste Kämpfer auf ganz Gaia. Die Tatsache, dass er gerade um sein Leben rang, machte seinen Gegner noch bedrohlicher. Zu allem entschlossen zog Sophia ihr blutendes Schwert und wollte sich gerade in Kampf einschalten, als Allens Stimme sie zurückhielt.

„Nein, lauf in den Tempel und hol Van!“, rief er ihr zu, wobei Sophia eine Spur Verzweiflung in seiner Stimme wahrnahm. Bestätigend nickte sie ihm zu und lief in einem weiten Bogen um Kampfschauplatz herum auf den Tempel zu. Hinter ihr versuchte der glatzköpfige Mann sie mal kurz zu erstechen, doch Allen unterband seinen Angriff mit einem Konter.

„Ich bin dein Gegner!“, bekräftigte er.

Ohne sich umzudrehen rannte Sophia in den Tempel und kam in der Eingangshalle zum Stehen. Erst jetzt dämmerte ihr, dass sie sich im Tempel gar nicht auskannte. Wie sollte sie Van da finden? Glücklicherweise kam er gerade mit einem Jungen die Treppe hinunter gestürmt.

Sophia runzelte die Stirn. Waren sie nicht eigentlich hier, um ein Mädchen zu retten? Erst als die beiden näher kamen, musste Sophia enttäuscht feststellen, dass die Entfernung, die weite Fellkleidung und die ungewöhnlich kurzen Haare von Vans Begleiterin sie getäuscht hatten. Auch konnte bei näherer Betrachtung nicht von einem Mädchen, sondern nur von einer Frau die Rede sein. Van kam auf Sophia zu und trieb ihr mit seinem zerknautschten Gesichtsausdruck, mit dem er sie begrüßte, einen weiteren Pfahl durchs Herz.

„Was machst du hier? Ich hatte doch befohlen, man sollte dich vom Tempelinneren fernhalten. Hier ist es zu gefährlich.“

„Von den Soldaten lebt niemand mehr und die Angreifer sind auch fast alle tot. Nur Allen Shezar und ich sind noch übrig. Er kämpft gerade mit einem Soldaten aus Fraid. Es sieht nicht besonders gut für ihn aus.“, berichtete Sophia pflichtbewusst und musterte die Frau ein weiters Mal. „Hey, sie ist verletzt.“, merkte sie dann an und zeigte auf den provisorischen Verband aus Fell an Hitomis linken Arm.

„Schön, dass es wenigsten einem auffällt.“, ätzte Hitomi.

„Ich habe kein Verbandszeug mit und du hast dich doch schon selbst darum gekümmert. Ich muss ich dich wohl kaum darauf aufmerksam machen, dass du blutest.“, verteidigte sich Van mürrisch.

„Du hast Glück, dass ich auch deine guten Seiten kenne, Van, sonst würde ich dich mit einer Lichtsäule ins All schießen.“, erwiderte sie wütend. Anstatt zu antworten, wandte er sich ab.

„Ich geh und helfe Allen. Ihr beide sucht nach Merle!“, wies er die Mädchen mit mühsam herrischer Stimme an und rannte daraufhin auf den Hof. Hitomi und Sophia sahen ihm mit gelassener Mine nach.

„Ist der zu dir immer so?“, fragte Sophia.

„Nur wenn er auf ein fremdes Mädchen trifft.“, antwortete Hitomi.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Doena
2010-11-29T16:28:36+00:00 29.11.2010 17:28
er wollte sie nur mal kurz abstechen ...was für ne wort wahl XD
aber den letzten satz verstehe ich nicht
nur wenn er auf fremde mädchen trifft das passt doch gar net zur gestellten frage?


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