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Memento of a former life

Die Vergangenheit der Akatsuki (Abstimmung)
von

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Destiny

Ein junger schwarzhaariger Mann blickte zum Horizont, wo die Sonne in einem Goldschimmer unterging. Sein langer schwarzer Mantel, der mit roten Wolken bestickt war, wehte sanft im seichten Wind. Mit einer fahrigen Handbewegung strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Itachi…es wird Zeit zu gehen.“, ertönte eine tiefe Stimme.

Hinter dem jungen Mann erschien eine groß gewachsene Gestalt, die ein gewaltiges in Verbänden gewickeltes Schwert auf dem Rücken trug. Seine stechend gelben Augen fixierten seinen Partner. Ein schiefes Grinsen legte sich auf seine Züge und offenbarte seine spitzen, haifischartigen Zähne. Insgesamt hatte der Hüne einige tierische Züge. Nicht nur, dass seine Haut einen fahlen, blassblauen Farbton hatte, sondern auch die Kiemenartigen Schlitze auf seinen Wangen, zeichneten ihn als nicht besonders menschlich aus.

Der eben als Itachi titulierte drehte sich langsam herum und musterte den unheimlichen Riesen mit seinen tiefschwarzen Augen. Leichtes Nicken gab ihm zu verstehen, dass er ebenfalls der Meinung war auf zu brechen.

„Musstest du wieder an deine Familie denken?“, fragte der Haifischartige nach einer Zeit.

Itachi schüttelte den Kopf: „Nein, Kisame. Meine Familie ist Vergangenheit und es bringt nichts in der Vergangenheit zu leben. „

Doch Kisame wusste genau, dass dies nicht stimmte. Jeder in ihrer Organisation,

den Akatsuki, konnte seine Vergangenheit nicht vergessen. Sie alle wollten sie verdrängen, doch vergessen konnten sie nicht. Auch er musste oft zurück denken.

Wenn nicht freiwillig, dann verfolgten ihn die Bilder bis hinein in seine Träume.

Bei den anderen konnte es nicht groß anders sein…

Sie alle hatten ihre Gründe, warum sie der Organisation beigetreten waren.

Niemand wusste etwas über die Vergangenheit der anderen Mitglieder, doch eines hatten sie gemeinsam. Den unbändige Schmerz, der sie alle dazu verleitete nur noch von Hass und Rachegelüste geleitet zu werden. Sie alle teilten dasselbe Schicksal…
 

Das Streben nach Macht und die Sehnsucht nach Ruhm vermögen selbst den ehrenvollsten Mann zu einem gefühlslosen und kaltherzigen Menschen zu machen. Der unwiderstehliche Rausch alles und jeden zu übertrumpfen und für sich zu beanspruchen. Ein kurzer Höhenflug, gefolgt von einem fast unendlichen Fall. Vergessen wird die Liebe, die einst das Herz erfüllte und Flügel verlieh. Vergessen die Wärme, der Familie, in der Geborgenheit und Verständnis herrschte. Und vergessen wird der Glaube. Der Glaube an das Gute in jedem Wesen, der Glaube an seiner selbst und seinen Fertigkeiten. In den Herzen der Menschen breitet Dunkelheit sich aus. Eine Dunkelheit schwärzer als die Nacht und tiefer als jedes Gewässer. Eine Dunkelheit undurchdringlicher als Diamant und kälter als Eis. Die Wurzeln des Zweifels und der Furcht verworren zu einem filigranen Netz, welches das Herz umfängt und zu erdrücken droht. Begleitet von frostigem Nebel, der alles umwabert und bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Angetrieben von der Gier verbreitet sich diese Finsternis frenetisch, ohne dass irgendetwas sie aufhalten könnte. Genährt von Furcht und Leid, vergiftet es die Herzen derer, die nur den leisesten Zweifel oder Hass hegen.

Aus dieser Dunkelheit führt kein Weg zurück…

Gefangen in der Finsternis…

Kein Weg führt zurück…

Kein einziger Weg…

Nie mehr…

Passion

So...

keine langen Worte zu Beginn.

Ich wollte nur sagen, dass ich mich wirklich über eure Kommies gefreut habt und ich hoffe ich werde euren Vorstellungen mit diesem Kappi gerecht.
 

Passion
 

Warme Sonnenstrahlen tauchten die kahlen, steilen Hänge des Iwa-Gakure in sanftes Licht, welches eine orangefarbene Tönung angenommen hatte, da der Morgen gerade erst daran war an zu brechen. Die kleinen Hütten, die in den Jahrtausend alten Stein gemeißelt waren, warfen lange Schatten auf den nur spärlich bewachsenen Boden, der selbst den feinsten und filigransten Wurzeln kaum genügend Halt gab um dort zu wachsen und zu gedeihen. Auch fehlte die nötige Menge an Flüssigkeit, die sofort in dem rissigen Boden versickerte und nicht dort verweilte, selbst wenn von den Wolken reichlich Wasser hinab regnete. Zur Überraschung viele Bewohner hatten sich trotz der niederen Bedingungen einige skurrile, grotesk gewachsene Bäume in ihrem Dorf angepflanzt, doch statt die Atmosphäre des Dorfes auf zu lockern, ließen diese morschen Skelette alles nur noch gespenstischer wirken. Auf den schmalen Wegen, die sich die Felsen hinauf wanden, waren noch keine Menschen unterwegs. Im ganzen Dorf herrschte nur reges Treiben. Ein kleiner, schwarzer Vogel landete auf einem der vertrockneten Äste. Er plusterte seine verstaubten Federn auf und öffnete seinen gelblichen Schnabel zu einem heiseren Piepsen. Dieses leise, kaum hörbare Geräusch, war immer hin laut genug, um eine Regung in einem kleinen Zimmer hervor zu rufen, welches in dem erdbraunen Haus lag, das direkt neben dem kahlen Stamm stand. Leises Rascheln ertönte und in dem Bett, das in einer Ecke des Raumes errichtet war, bewegte sich etwas unter der braunen Baumwolldecke. Nach ein paar Herzschlägen lugte ein zerzauster, blonder Haarschopf unter dem Saum der Decke hervor. Müde blinzelnd blickten sich zwei hellblaue Augen in dem Zimmer um. Der kleine Junge schlug die Decke zurück und setzte sich dann langsam auf. Verschlafen rieb er sich den Sand aus den Augen und gähnte herzhaft. Dann ließ er seine Beine von der Bettkante baumeln und richtete sein Augenmerk auf das Fenster, durch das man zu dem armseligen Bäumchen schauen konnte. Augenblicklich erhellte sich seine Miene und seine Lippen formten ein freudiges Lächeln. Vorsichtig rutschte er weiter nach vorne. Leicht schlaftrunken tapste er über den lehmigen Boden und trippelte dabei hastig, denn der kalte Boden wirkte unangenehm auf seine nackten Füße. Schließlich erreichte er das Fenster und schob sich mit einiger Anstrengung auf den schmalen Fenstersims. Sein weißes Nachthemd, welches ihn bis zu den Knöcheln reichte, wehte in einer seichten Brise, die durch das Dorf fuhr. Lächelnd kniete der kleine Junge auf dem Rahmen uns streckte seine Finger nach dem kleinen Vogel aus, der ziemlich kränklich wirkte. „Hab keine Angst.“, flüsterte der Blonde mit sanfter und ruhiger Stimme, während er den zerwuschelten Körper in seine zierlichen Hände schloss. Dann huschte er zurück ins Zimmer, setzte den Vogel auf sein Kopfkissen und krabbelte danach selbst wieder unter die wärmende Decke. Als Schritte auf dem Gang zu hören waren schaute der Blonde auf und richtete seinen Blick gen Tür. Diese gab ein leises Knarren von sich, als sie vorsichtig geöffnet wurde. Durch den Spalt, der entstanden war streckte eine junge Frau ihren Kopf. Auf ihren Zügen lag ein sanftes Lächeln und ihre pechschwarzen Haare fielen in sanften Wellen bis hinunter auf ihre Schultern. „Guten Morgen, Deidara. Schon so früh auf den Beinen mein Schatz?“, fragte sie und öffnete die Tür schließlich vollständig. Deidara nickte eifrig. Natürlich war er schon früh wach. Nicht nur wegen dem Vogel, sondern auch, weil für ihn heute ein besonderer Tag war. Schließlich war heute sein sechster Geburtstag.

Besonders, weil sein Vater ihm ein wunderbares Geschenk versprochen hatte. „Na dann komm mal runter zum Frühstück.“, meinte sie lächelnd, drückte ihn einmal kurz und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann verließ sie den Raum wieder und schloss die alte Eichenholztür. Etwas erleichtert atmete Deidara aus und blickte zu dem kleinen Vogel, der es sich in der Zwischenzeit auf dem Kopfkissen gemütlich gemacht hatte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass es seinem gefiederten Freund gut ging, sprang er aus dem Bett und huschte hinunter in die Küche. In der Luft lag ein angenehmer Duft, der von einer Pfanne ausging, die auf einer der Herdplatten stand. Deidara blickte sich einmal kurz in der Küche um. Der kleine Küchentisch, auf dem eine neue Decke ausgebreitet war, war bereits gedeckt und eine Kerze flackerte darauf. „Was gibt es denn, Mama?“, fragte der Blonde neugierig und stellte sich auf die Zehenspitzen um vielleicht einen kleinen Blick auf das Essen erhaschen zu können. „Lass dich überraschen mein Liebling.“, meinte seine Mutter jedoch nur mit einem sanften Lächeln und schob ihn zum Tisch herüber zu seinem Stuhl. Auf diesen kletterte Deidara so gleich und legte seine Arme auf den Tisch. Wenige Zeit später kam seine Mutter mit der Pfanne in der Hand zu ihm an den Tisch und hievte ihm mit einem Pfannenwender einen goldbraun gebratenen Pfannkuchen auf den Teller.

„Lecker.“, entfuhr es Deidara und seine Augen strahlten förmlich.

„Dann lass es dir schmecken.“, meinte sie.

„Und Papa?“, warf der kleine Junge ein.

„Der ist noch auf seiner Mission. Aber er kommt bestimmt bald. Schließlich hat er dir versprochen, dass er dir heute etwas ganz besonderes schenkt, oder“

„Ja. Aber ich weiß noch gar nicht was.“

„Das wirst du noch früh genug erfahren.“

Da er wohl nichts weiter aus seiner Mutter heraus bekommen würde, wandte er sich schließlich schulterzuckend seinem Pfannkuchen zu. Voller Vorfreude leckte er sich über die Lippen und griff nach seiner Gabel und dem Messer, die beide ordentlich neben seinem Teller lagen. Vorsichtig schnitt er sich ein Stückchen ab und schob es sich in den Mund. Genüsslich kauend schaute er seiner Mutter zu, die leise vor sich hin summend einen weiteren Pfannkuchen in der Pfanne wendete. Der Teig war süß und ließ Deidara nur breiter Grinsen. Es war einfach ein toller Tag. Die Sonne würde bald hoch am Himmel stehen und alles in ein warmes Licht hüllen, welches Quelle für jegliches Leben war. Schmatzend schluckte der Blauäugige den letzten Bissen hinunter, ließ jedoch unbemerkt ein kleines Stückchen in seine Hand gleiten.

„Ich geh schon mal hoch mich anziehen.“, sagte er und huschte schnell aus der warmen Küche. Schnellen Schrittes tapste er die Treppenstufen hinauf und hüpfte freudig in sein Zimmer. Nun ließ er seine Hand locker, die er den ganzen Weg von der Küche bis hierher in sein Zimmer zur Faust geballt hatte und ließ ein kleines Stückchen des Pfannkuchens, der jetzt allerdings abgekühlt war, neben das kleine Tier fallen. Dieses öffnete müde eines seiner gelben Augen und beäugte das ihm dargebotene Futter. Nach kurzem Zögern streckte der Vogel vorsichtig seinen Schnabel nach der Backware aus und brach einen kleinen Krümel ab. Eine Weile lang beobachtete Deidara das Handeln des Schwarzgefiederten und lag bäuchlings auf der Matratze. Mit den Beinen in der Luft wackelnd und den kopf auf die Hände gestützt, während seine Ellbogen ebenfalls auf dem Bett ruhten. Anschließend riss er sich von dem Anblick los und ging hinüber zu seinem Schrank, der aus hellem Holz gebaut worden war. Unschlüssig wühlte er seine Kleidungsstücke ein wenig durch, bis er das passende gefunden hatte. Ein weites, weißes T-Shirt und eine erdfarbene Hose, die an den Enden schon ziemlich aus gefranst war. Es vergingen nur wenige Minuten bis er aus dem Nachhemd heraus und in die frischen Sachen hinein geschlüpft war. Schließlich streckte er sich ungeniert und lenkte seine Schritte hinüber zum Badezimmer, das nur eine Tür weiter, als sein eigenes Zimmer war. Der Flur war noch immer ziemlich dunkel, da kein Fenster in die dicken Mauern gehauen worden war, das die Licht spendenden Strahlen hinein gelassen hätte. Auch sonst wirkte der Korridor nicht gerade einladen und wohnlich, denn die Wände waren leer und kalt. Deidara war froh, als er endlich das Badezimmer erreichte. Dieses war heller und freundlicher eingerichtet. Langsam ging er auf einen hölzernen Eimer zu, der auf dem Boden stand und in dem klares, kühles Wasser vor sich hin dümpelte.

Als er vor dem ihm angestrebten Objekt stand, ließ er sich langsam auf die Knie sinken und tauchte seine Hände in die kalte Flüssigkeit. Er rieb gerade den morgendlichen Schmutz von seinen Händen, als er unwillkürlich zusammen zuckte. Ein seltsames, unbeschreibliches Gefühl machte sich in ihm breit und es war ihm als hätte er etwas Ungewohntes auf seiner Handfläche gespürt. Augenblicklich schüttelte er das Wasser von seinen Händen und betrachtete seine Handinnenflächen mit leicht schief gelegtem Kopf. Doch nichts schien anders oder unauffällig daran zu sein. Gerade wollte er sie erneut in das kühle Nass tauchen, als er eine ungewohnte Bewegung wahrnahm. Hastig drehte er seine Handflächen nach oben, so dass er sie nun ganz genau anschauen konnte und sein Herz machte einen unangenehmen Sprung. Ungläubig blinzelte er, um sich darüber klar zu werden, dass er sich nicht verschaut hatte, dass seine Augen ihn keinen Streich gespielt hatten. Aber egal wie oft er seine Lider auch hob und senkte der Anblick blieb immer der Selbe. Aus seiner Handfläche kam doch tatsächlich eine Zunge, sie einmal über seine Hand leckte. Mit vor Schreck geweiteten Augen blickte er auf den Mund, der sich in seiner Hand geöffnet hatte. Sofort richtete er nun seinen Blick auf seine Rechte, doch auch hier spielte sich das gleiche Szenario ab. „Mama!“, stieß er nun angsterfüllt aus und versuchte sich auf zu rappeln. Gleich darauf hörte man eilige Schritte die Treppe hinauf hasten und seine Mutter stand in der Tür. Deidara rannte ihr im gleichen Moment entgegen und streckte ihr seine Hände entgegen.

„Mach das weg.“, jammerte er in einer flehenden Stimmlage und blickte seine Mutter mit leicht glasigen Augen an. Ein leises Seufzen entrang sich der Kehle der jungen Frau. Dann kniete sie sich langsam zu ihrem Sohn hinunter, zupfte ihren grauen Rock zu Recht und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Du brauchst keine Angst davor zu haben. Das ist die Überraschung von Vater.“, erklärte sie lächelnd und mit geduldiger Stimme: „Das ist das Kekkei Genkai eures Clans.“

„Kekkei Genkai?“, echote der kleine Blonde und in seiner Stimme schwang noch immer ein wenig Furcht mit.

„Hm…wie soll ich dir das am Besten erklären.“, überlegte sie während sie sich eine Strähne aus dem Gesicht strich: „Ein Kekkei Genkai ist eine besondere Fähigkeit, die nur in ganz bestimmten Familien vorkommt. Niemand anderes hat diese Gabe, man kann sie auch nicht erlernen. Außer sie ist in deinem Blut vorhanden. Ein Bluterbe.“

„Und das ist Papas Geschenk an mich?“, fragte er und schaute etwas missmutig auf die zwei Münder hinab.

„Ja. Zum Teil. Er wird dir noch zeigen, was du damit alles voll bringen kannst.“

„Also können die auch noch was anderes, als nur die Zunge heraus strecken?“

Leicht lachend erhob sich seine Mutter wieder und strich ihre Bluse glatt, die sie nur zu besonderen Ereignissen trug. Behutsam schob sie Deidara zu einer kleinen Kommode, deren Schublade sie öffnete und eine kleine Bürste hinaus zog. Unter größter Vorsicht ließ sie die Borsten durch die blonde Haarmähne ihres Sohnes gleiten, welche ich beinahe bis zur Hüfte hinunter reichte. Anschließend machte sie ihm einen kleinen Zopf, wie er sein Haar am liebsten trug. Danach gingen sie gemeinsam die Treppe hinunter und setzten sich in das an die Küche angrenzende Wohnzimmer. Immer wieder hüpfte Deidara aufgeregt zum Fenster in der Hoffnung, dass er seinen Vater auf dem Weg zu ihrem Haus erblicken würde. Jedes mal wurde er enttäuscht und er lief zurück zu seiner Mutter, neben die er sich setzte bis er wieder erwartungsvoll aufsprang. Als sich nach gut einer Stunde immer noch nichts getan hatte, erhob sich seine Mutter wieder und verließ den Raum, um ihn gleich darauf mit einem kleinen verpackten Bündel wieder zu betreten. Sie hielt es dem Jungen entgegen, der es lächelnd nahm und das alte, vergilbte Papier langsam darum weg zog. Zum Vorschein kam eine kleine Schachtel, die an einigen Stellen schon ziemlich eingedrückt war. Deidara hob den Deckel vorsichtig an und er holte ein kleines Buch heraus.

„Danke.“, sagte er freudig und umarmte seine Mutter für dieses wunderbare Geschenk. Gleich setzte er sich auf den Fenstersims und legte das Buch vor sich, das er vorsichtig durchblätterte. Auf jede Seite waren farbenfrohe, Frieden ausstrahlende Bilder gemalt. Nachdem er ungefähr die Hälfte des Buches betrachtete hatte, hörte er Schritte auf dem Pfad. Etwas widerwillig wandte er seinen Blick von einem detaillierten Bild ab, auf dem ein Einhorn über eine prächtige Blumenwiese im Abendlicht galoppierte und ein Phönix mit glitzernden Federn hinterher flog. Nun aber doch von der Neugier gepackt spähte er auf den Weg hinaus. Ein ihm unbekannter Mann, der in eine dunkle Robe gehüllt war, steuerte geradewegs auf ihre kleine Hütte zu. Da er die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, lagen seine Züge im Schatten und man konnte nur seine kurzen Bartstoppeln erkennen, die darauf schließen ließen, dass der Mann entweder nicht viel auf Äußerlichkeiten legte, oder er einige Tage unterwegs gewesen war. In einiger Entfernung folgte jemand, der ein kräftiges, braunes Pferd, das eine schwere, aus Holz gefertigte Karre hinter sich her zog, an einem Strick führte.

„Mama, wer ist das?“, wollte Deidara wissen und richtete seine Aufmerksam auf seine Mutter, die in der Zwischenzeit ebenfalls zum Fenster gekommen war. Doch statt zu antworten schluckte sie nur schwer.

„Nein…“, murmelte sie und hastete sogleich los zur Haustür, welche sie aufriss und hinaus stürmte, den Fremden entgegen. Schlitternd kam sie vor dem Vermummten zum Stehen. Einige Zeit verging in der sie sich mit gedämpften Stimmen unterhielten, bis die junge Frau plötzlich auf die Knie sank und haltlos zu schluchzen begann. Deidara, dem das Verhalten seiner Mutter fremd war, verspürte ein seltsames Ziehen in der Magengegend. Unsicheren Schrittes verließ er ihre Wohnung und steuerte auf seine Mutter zu, deren Rock schon von Tränen durchnässt und von ein wenig Staub bedeckt war. Das Pferd und sein Führer waren nun endlich auch angekommen und das rhythmische Pochen der Hufe verstummte. Schweigen umhüllte die vier, ein bedrückendes Schweigen, welches einen fast zu erdrücken schien. Der kleine Blonde stand nun neben seiner Mutter und reckte den Hals um zu sehen, was auf der Karre geladen war, doch die Ladung war mit einer alten grauen Decke vor den Blicken anderer geschützt. Mitfühlend legte der Vermummte eine Hand auf die Schulter der jungen Frau und half ihr vorsichtig auf die Beine. Er schlug seine Kapuze zurück und ein braungebranntes Gesicht mit kantigen Zügen kam zum Vorschein. Eine Narbe zog sich diagonal von seinem linken Auge bis hin zur rechten Wange, was davon zeugte, das er schon in viele Kämpfe verwickelt gewesen war. Das wurde ebenfalls von dem Stirnband mit der silbrig glänzenden Metallplatte, auf der das Zeichen Iwa-Gakures eingraviert war, bezeugt, denn es war das Zeugnis einer harten Ausbildung zum Shinobi. Keiner von ihnen schien Deidara jetzt noch zu bemerken. Gemeinsam gingen die beiden zu der Karre und der Mann, der das Pferd geführt hatte und ebenfalls in eine lange Robe gehüllt war, schlug die alte Decke zurück. Etwas Unsichtbares schien Deidara die Kehle zu zuschnüren und ihm jegliche Möglichkeit zum Atmen zu nehmen. Seine Augen begannen fast unerträglich zu brennen und schließlich rannen stumme Tränen seine Wangen hinunter. Auf der Karre lag der leblose Körper eines stattlichen Mannes. Seine strohblonden Haare waren von Blut verklebt und völlig durchnässt. Genau wie seine Kleidung, die an einigen Stellen zerrissen und ziemlich lädiert war, sah auch der muskulöse Körper des Mannes ziemlich mitgenommen aus. Aus seinen Mundwinkel war Blut geronnen, das nun bereits verkrustet war. „Papa…“, formten die Lippen des kleinen Blonden, doch kein Laut verließ seine trockene Kehle. Sofort sprang er auf die Karre und begann seinen Vater zu rütteln. „Wach auf Papa!“, schluchzte er und krallte seine kleinen Finger in den blutgetränkten Stoff des blauen Hemdes. Immer mehr Tränen rollten seine Wangen hinunter und tropften auf den Leichnam seines Vaters. Deidara vergrub sein Gesicht an dessen Brust und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Warum hatte das geschehen müssen? Warum gerade er und warum heute?

Alles erschien ihm so ungerecht. Vater hatte ihm versprochen den Tag mit ihm zu verbringen, doch nun würde er nie wieder bei ihm sein. Der Verlauf der nächsten Stunden kam ihm vor wie ein Traum. Nichts schien real, alles war verschwommen und abstrus. Nach einer Weile löste der Vermummte den Griff des Blonden und trug ihn zurück ins Haus, wo er ihm ein kleines, zerknülltest Stückchen Pergament in die Hand drückte. Seine Mutter schickte ihn mit erstickter Stimme hoch in sein Zimmer und machte sich mit den beiden Männern daran, die Leiche ihres geliebten Mannes draußen zu bestatten. Oben angekommen entfaltete der Blonde das Papier mit zittrigen Fingern und ein kleines Stück Lehm fiel ihm vor die noch immer nackten Füße. Mit Tränen verschleierten Blick versuchte er die gekritzelten Buchstaben zu entziffern, die sein Vater ihm in den letzten Monaten bei gebracht hatte.
 

Mein lieber Deidara,

die Mission ist schwieriger als gedacht. Ich bin mir nicht sicher, ob wir es lebend überstehen.

Aber ich habe dir ja ein Geburtstagsgeschenk versprochen und dieses Versprechen will ich natürlich nicht brechen. Du hast sicher schon gemerkt, dass sich etwas an dir verändert hat. Mit dem sechsten Lebensjahr bekommen alle unseres Clan ihre besondere Fähigkeit. Das Stück Lehm, was diesem kurzen Brief beiliegt, das ist mein Geschenk. Nimm einfach ein wenig Lehm in deine Hand und schließe sie zur Faust, dann stell dir etwas vor. Am besten ein Tier und deine Münder werden es zu jenem formen, wenn du nur genug Übung hast.

Wenn du dann das Fingerzeichen formst, das ich dir beigebracht habe und du dein Chakra konzentrierst, dann wird dein Kunstwerk explodieren. Es tut mir wirklich leid, dass ich es dir nicht persönlich überreichen konnte.

Bitte vergiss nie, dass ich dich über alles liebe. Du bist mein Sohn und ich werde immer stolz auf dich sein.

Dein Papa…
 

Unerklärlicher Weise machte sich eine unbändige Wut in ihm breit. Er warf das Pergament auf den Boden, brach sich ein Stück Lehn ab und schloss es in die Handfläche. Was sollte das für ein Geburtstagsgeschenk sein?

Er verstand es nicht. Angestrengt überlegte er, was er sich vorstellen sollte. Schließlich fiel sein Blick auf den kleinen schwarzen Vogel, der noch immer auf dem weichen Kopfkissen vor sich hin schlummerte. Kurze Zeit später öffnete er seine Hand wieder und die Zunge schob eine kleine, nicht perfekte, aber immerhin eine zu erkennende Nachbildung des Vogels hervor. Nun legte sich doch ein schwaches Lächeln auf seine Lippen, als der Lehmvogel die Flügel ausbreitete, genau wie Deidara es sich vorstellte. Aber dann plötzlich schien die Figur sich selbstständig zu machen. Sie jagte hinter dem schwarzen Vogel her, der heiser Piepsen Schutz bei Deidara suchte. Davon ließ sich der Lehmvogel allerdings nicht ablenken. Er flog geradewegs auf das kleine Tier zu und es endete ihn einer lauten Explosion. Fast wie in Trance starrte Deidara auf die blutigen Federn, die dem Boden entgegen schwebten. Seine Augen waren Ausdruckslos und er regte sich nicht. Deidara brachte es nicht mal zu Stande sich die klebrigen Überreste des Vogels aus dem Gesicht und von dem weißen T-Shirt zu wischen.

Nur eine einzelne Träne fand ihren Weg über seine Wange hinunter zwischen die Federn seines Freundes.
 


 

Eisige Schneekristalle taumelten, wie Motten dem Licht, dem Boden entgegen. Lautlos wurden sie vom kalten Wind, der unablässig wehte, durcheinander gewirbelt und neu angeordnet, bis sie schließlich sachte auf dem Erdboden landeten, wo sie sich in die Reihen ihrer Genossen fügten und gemeinsam eine dichte Schneeschicht bildeten. Manche Schneeflocken ließen sich auch auf den umstehenden Felsen nieder und überzogen diesen mit einer weiß glitzernden Eisansammlung. Andere wieder rum verfingen sich in einem Gewirr aus blonden, langen Haaren, die zum Teil zu einem Pferdeschwanz nach oben gebunden waren. Ein Auge des Jungen wurde von den Haaren bedeckt und damit auch die Träne die seine Wange hinunter rann. Seit dem Tod seines Vaters waren nun fast 16 Monde vergangen, doch trotzdem verspürte er noch immer einen stechenden Schmerz in der Brust, wenn er an den gutmütigen Mann mit sanftem Lächeln denken musste. Mit dem Tod seines Vaters war eine Welt für ihn zusammen gebrochen. Weder das Zwitschern der Vögel noch die warmen Strahlen der Sonne konnten den Schmerz, den er tief in seinem Innersten verspürte lindern. Nichts in der Welt mochte die Leere, die in seinem Inneren herrschte, zu füllen. Die Leere, die wie ein undurchdringlicher Schleier um ihn lag und ihm fast den Atem raubte. Noch immer hatte er die Trauer über den Tod seines Vaters nicht überwunden. Er zitterte am ganzen Leib und seine Lippen, zu einem schmalen Strich gepresst, nahmen eine leichte blaue Tönung an.

„Deidara! Komm endlich rein. Du holst dir da draußen noch den Tod.“, erklang die entfernte Stimme seiner Mutter: „Außerdem ist das Essen gleich fertig.“ Etwas widerwillig warf der Junge einen letzten Blick auf das hölzerne, wettergegerbte Holzkreuz auf dem Grab seines Vaters. Dann stapfte er missmutig durch den Knöchelhöhen Schnee. Es verstrich kaum eine Minute bis er die kleine Hütte erreichte, doch seine Mutter wartete schon ungeduldig im Rahmen stehend. „Du hattest ja nicht mal eine Jacke an Deidara.“, meinte sie mit einem fast vorwurfsvollen Tonfall, doch Deidara hielt seinen Blick nur gesenkt und ging wortlos an seiner Mutter vorbei. Diese Reaktion ließ sie seufzen. Ihr Sohn hatte sich sehr verändert, seit dem Tag seines sechsten Geburtstags. Deidara zog seine Schuhe aus, stellte sie auf ihren Platz und schlurfte dann langsam in die Küche. Die Tränen hatte er getrocknet und eine fast steinerne Miene der Gleichgültigkeit aufgesetzt. Gelächelt hatte er schon lange nicht mehr noch länger war es her, dass er gelacht hatte. Nichts erschien ihm mehr Grund genug dafür zu sein. In der Küche wartete schon der Mann, der ihnen die Nachricht von Deidaras Vater überbracht hatte. Seine Mutter und Graham hatten viel Zeit mit einander verbracht. Waren stundenlang unterwegs gewesen, während Deidara alleine zu Hause saß und in seinen Gedanken versank. Schließlich hatten die beiden sich das Ja-Wort gegeben. Ohne ein Wort der Begrüßung setzte sich der Blonde an den Tisch und wartete auf seine Mutter, die nach kurzer Zeit ebenfalls die Küche betrat. Sie löste ihre Schürze und hob einen kleinen Topf auf den Tisch. Das Essen verlief ebenfalls ohne jegliche Worte, nur das leichte Kratzen der Gabel über den Teller war zu hören und das leise Geräusch des Kauens. „Sag mal Deidara.“, begann Graham: „Musst du nicht langsam zur Schule?“ Statt einer vernünftigen Antwort erhielt er nur ein kurzes Nicken und der Blonde stand auf. Er räumte seinen Teller in das Wasserbecken, verließ die Küche und lief hinauf in sein Zimmer. Nach dem er sich seine Schultasche gepackt hatte, machte er sich auf den ungefähr eine Meile langen Weg zur Schule, den er jeden Tag zurücklegte. Das Schulgebäude war nicht sonderlich groß. Vor vielen Jahren war es mal eine Kirche gewesen, doch diese hatte man schließlich aufgegeben und das sandfarbene Bauwerk kurzerhand um funktioniert. Leises Klingeln ließ ihn seine Schritte beschleunigen. Gerade noch rechtzeitig erreichte er die Eingangstür des Gebäudes, doch davor wartete schon eine Gruppe von Kindern.

„Oh seht mal. Der Kleine ist wieder da.“, lachte ein braunhaariger Junge mit Igelhaarschnitt.

„Ja…der arme kleine Deidara. Blöd und stumm zu gleich.“, fügte ein schlankes Mädchen hinzu.

„Warum kommst du überhaupt zur Schule? Du hast hier nichts verloren. Loser!“, meinte der Dritte spöttisch.

Die drei trugen alle die gleiche schwarze Hose und die gleichen schwarzen Jacken. Auf ihren Gesichtern lag ein spöttischer und böswilliger Ausdruck.

„Lasst mich durch…un…“, sagte Deidara mit leicht heiserer Stimme, als hätte er seine Stimme schon lange nicht mehr benutzt.

„Warum sollten wir…un.“, imitierte der Größte von ihnen Deidara.

Seit dem er den Vogel damals in seinem Zimmer durch seine Fähigkeit getötet hatte, hatte er begonnen jeden Satz mit einem „Un“ zu beenden. Eine seltsame Angewohnheit, die ihn nicht mehr los ließ.

„Geht zur Seite, un.“, wiederholte er geduldig und griff unwillkürlich an seine Seite, an der eine kleine Tasche mit Lehm hing. Eigentlich hatte er sich geschworen nie wieder etwas wie Lehm in die Hand zu nehmen, doch nach und nach wurde ihm bewusst, dass es ein Teil von ihm war. Das Erbe seines Vaters, seine Bestimmung.

Einer der Jungen ging auf ihn zu und wollte Deidara in den Schnee schubsen, doch dieser war schneller. Schnell hatte er seine Hand zur Faust geballt und dachte fest an eine Fledermaus, die er vor einiger Zeit durch die dunkle Nacht fliegen sah. Dann öffnete er die Hand wieder und eine Lehmfledermaus flog den Kindern entgegen.

Erschrocken wichen sie zurück, wollten weglaufen. Das reichte Deidara schon. Er wollte nur die Angst in ihren Augen sehen, doch dann geschah das, wofür er sich fürchtete. Erneut verlor er die Kontrolle über seine Macht. Die Fledermaus setzte ihren Weg fort und explodierte direkt zwischen den Kindern.

Rot färbte sich nun der Schnee um sie herum. Verschwunden war die Reinheit und Unschuld.

Ungläubig starrte Deidara auf die Kinder, die ihn all die Tage zum Narren gehalten hatten. Ihre Gesichtzüge waren nicht mehr zu erkennen. Haut und Fleisch war verbrannt oder weg gerissen. Sofort wandte er seinen Blick ab. „Das wollte ich nicht, un…“, hauchte er nur völlig verzweifelt und rang mit den Tränen.

Er stand noch immer so da, als der Lehrer das Szenario erblickte. Fassungslos schaute er erst auf die drei Leichnahme und dann zu Deidara, der mittlerweile auf die Knie gesunken war.

„Was hast du getan?“, schrie der Lehrer nun fast, doch von Deidaras Seite aus war nur ein ersticktes Schluchzen zu vernehmen.
 


 

Graue Wolken bedeckten den Himmel und verweigerten jeglichen Sonnenstrahlen den Weg auf den Erdboden zu finden. Es war ein trister Morgen. Kein Vogel hatte an diesem Tag ein Liedchen angestimmt und selbst der Wind wehte nicht. Eine Spannung lag in der Luft, die man beinahe spüren konnte.

„Glaubst du wirklich es war eine gute Idee?“, fragte Deidaras Mutter leise, die in der Küche stand und gerade einen Teller in der einen Hand hielt, den sie mit einem Tuch, das sie in der anderen Hand hielt, von Essensresten säuberte. In ihren Augen lag ein trauriger Ausdruck.

„Ja. Du hast doch selbst gesehen, was er getan hat. Es wird das Beste sein. Für alle hier im Dorf.“, meinte Graham und schaute von der Zeitung auf, die er gerade las: „Außerdem wird er in guten Händen sein.“

Wie auf ein Zeichen klopfte es auch schon an der Tür. Ein großer schlaksiger Mann mit pechschwarzem Haar, das er zu einem strengen Pferdeschwanz trug, stand plötzlich mitten in der Küche. Seine Haltung war abweisend, jedoch auch selbstsicher. Die Arme verschränkt, die Beine für einen festen Stand leicht gespreizt.

Schwere Stiefel zierten seine stämmigen Beine und eine Stoff Hose, in der Mann sich ungehindert Bewegen konnte. Seinen muskulösen Oberkörper konnte man durch den Stoff seines Muskelshirts gut erkennen.

„Wo ist er?“, fragte er mit seiner tiefen Stimme, die direkt aus einem Grab zu kommen schien.

„Oben.“, brachte Deidaras Mutter nur schwach hervor und hätte beinahe den Teller fallen gelassen.

Der Fremde beachtete Graham und seine Frau nicht weiter, sondern stampfte die Treppe hinauf und stieß die Tür zu Deidaras Zimmer mit einem Knall auf. Erschrocken fuhr der Junge aus dem Schlaf und schaute sich mit großen Augen um. Als er den Fremden entdeckte zuckte er zusammen und hätte am liebsten laut geschrieen, doch irgendetwas schien ihn daran zu hindern. Nun kam der Hüne direkt auf ihn zu, fasste ihn unsanft bei den Haaren und riss ihn vom Bett herunter, so dass er schmerzhaft mit den Knien auf den Boden aufschlug.

„Pack deine Sachen!“, war der einzige Befehl des Schwarzhaarigen.

Der Kleinere schluckte schwer. Zitternd griff rappelte er sich auf und fasste unter sein Kopfkissen. Darunter hervor zog er ein Kopfkissen und das Stück Lehm, das er noch von dem Geschenk seines Vaters übrig hatte. Mehr Zeit blieb ihm auch nicht, denn der Fremde packte ihn grob am Handgelenk und zog in die Treppe hinunter. Beinahe wäre der Junge gestolpert, doch er konnte sich gerade noch halten. Als sie das Haus verließen standen Graham und seine Mutter an der Türschwelle.

„Mama! Hilf mir, un!“, rief Deidara nun und Furcht schwang in seiner Stimme mit, doch sie fiel ihrem neuen Gatten nur schluchzen in die Arme. Deidara versuchte sich während dessen aus dem eisernen Griff zu lösen, jedoch ohne jeglichen Erfolg. Sie wanderten lange Zeit. Nachdem sie schon über elf Meilen hinter sich gebracht hatte, war Deidara fast am Ende seiner Kräfte angelangt. Die Kälte wirkte lähmend auf ihn und jeder Schritt fiel ihm schwer. Noch dazu kam, dass der Fremde seine schnellen Schritte nicht zügelte und der Jüngere nur hinter her stolpern konnte. Schließlich erreichten sie eine einsame Hütte, die fast am Gipfel eines Berges lag.

An der aus Holz erbauten Hütte lehnte schon eine weitere Gestalt, doch Deidara konnte sie kaum noch wahrnehmen. Seine Gedanken überschlugen sich. War das alles nur ein böser Traum, oder hatte seine Mutter ihn wirklich diesen Fremden überlassen. Warum hatte sie ihn verraten, warum nur hatte sie sich so verändert?

Oder war er derjenige, der sich verändert hatte? Aber er hatte keine Zeit lange darüber nach zu sinnen. Der Hüne zerrte ihn weiter auf die Hütte zu, in einen dunklen Raum. Er sprach kurze Zeit gedämpft mit der zweiten Gestalt, die den beiden gefolgt war und stieß Deidara dann auf einen Stuhl. Plötzlich wurde eine Lampe entzündet und die Gestalt beugte sich über ihn, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und blickte dem verängstigten Jungen direkt in die Augen. Dann wurde er von zwei starken Händen fest gehalten.

Mit Schrecken sah er nur noch, wie die Gestalt wieder von ihm wich und mit einem spitzen Dolch wieder kam. Sie fasste seinen Kinn fest mit einer Hand und der Dolch sauste auf Deidara zu.
 


 

Der Boden, auf dem lag war hart und kalt. All seine Glieder schienen von Schmerzenswellen durchzogen zu werden, die ihn leise aufstöhnen ließen. Benommen setzte er sich auf und blinzelte, um seine Sicht wieder ein wenig auf zu klären. Er befand sich in einem dunklen Raum, der nur von einer einzelnen Fackel erleuchtet war. Deidara lehnte sich an die steinerne Wand und zog die Beine heran. Dann schlang er seine Arme um diese herum und legte seinen Kopf auf seine Knie. Sein ganzer zierlicher Körper war von Blauenflecken, Blutergüssen und kleinen Schrammen übersät. Was ist nur passiert, dachte der Junge und spürte einen brennenden Schmerz in seinem linken Auge. Vorsichtig tastete er mit einer Hand danach und wollte sich das störende Objekt aus dem Auge reiben, doch dann bemerkte er, dass nicht etwas in seinem Auge war, sondern statt seinem Auge da war.

Eine kleine Apparatur hatten die Fremden ihn dort eingesetzt.

„Na wieder wach?“, ertönte eine bekannte Stimme. Sie gehörte dem fremden Hünen.

Deidara brachte kein Wort heraus.

„Ich bin Raidon. Führer der ANBU-Truppe ‚blauer Blitz’ Du bist nun ein Teil von dieser.“, erklärte er und sprach ohne eine Antwort ab zu warten weiter: „Das Gerät, das wir dir gegeben haben, wird dir helfen deine Fähigkeiten, dein Kekkei Genkai, besser zu kontrollieren und zu nutzen. Es scheint zwar nichts Besonderes zu sein, aber du kannst damit Entfernungen messen und andere Berechnungen anstellen.“

Immer noch rührte Deidara sich nicht.

„Bist wohl nicht sehr gesprächig was? Na ja auch egal. Dein Training beginnt jetzt sofort.“

Raidon zog den Jungen auf die Beine und führte ihn nach draußen.
 


 

Das Training war hart. Jeden Tag musste Deidara Schläge, Tritte und die Wirkung verschiedener Jutsus erdulden. Er wurde darauf getrimmt mit wenig Nahrung und Wasser trotzdem das volle Maß seiner Kräfte zu entfalten. Mit jedem Tag wurde er stärker, ausdauernder und schneller. Seine Entwicklung war nicht zu verachten und selbst sein Kekkei Genkai bekam er nach fünf Jahren hartem Trainings vollkommen unter Kontrolle. Schnell stieg er in der Gruppe hoch auf, war bekannt als Shinobi der Überraschungsangriffe.

War bekannt für seine Kunst. Doch hasste er seine Kollegen. Hasste sie aus tiefsten Herzen dafür, was sie ihm angetan hatten. Das er diesen Weg hatte einschlagen müssen. All die Wut die sich in den Jahren angestaut hatte, wollte sich endlich aus ihm befreien. Endlich sollten sie dafür bezahlen, für alle die Stunden der Folter, all die Tränen die er vergossen hatte, all die Nächte, die er mit ihnen hatte verbringen müssen.

Heute sollte es soweit sein. Deidara war zu einem prächtigen Jungen Burschen von 17 Jahren heran gewachsen. Aus seinem zierlichen, zerbrechlichen Körper, war der eines Mannes geworden.

Seine Züge waren nicht länger die eines Kindes, sondern stoisch, wie die eines gnadenlosen Mörders.

Die Lippen zu einen spöttischen Lächeln verzogen brach er das kleine Stück Lehm seines Vaters in der Mitte durch und schloss es in die Faust. Eine Spinne krabbelte kurze Zeit später über den Boden zu der kleinen Hütte.

Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ die Erde erbeben und ein starker Wind ließ die Haare des Blonden wehen.

„Art is a Bang, un.“, murmelte er triumphierend und wandte sich von dem flammenden Inferno ab, aus dem nur noch ein einziger Schrei drang. Leichtfüßig machte er sich auf einen Weg ins Ungewisse.

Gefolgt von dunklen Erinnerungen. Schmerz, Trauer, Leid. Seine ständigen Begleiter.

Niemals wieder konnte es wie früher werden. Nie wieder würde er lieben können.

Nur eine Person würde er immer und fortwährend lieben. Seinen Vater, der ihn so akzeptiert hatte, wie er war.

„Vater…Siehst du mich in diesem Augenblick?“, flüsterte Deidara: „Bist du immer noch stolz auf mich? Einen Mörder und Monster?“ Er wusste die Antwort nicht.
 

Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen, als er das Foto seines Vaters betrachtete.

„Deidara komm endlich!“

„Ja Sasori-danna.“, rief er zurück, steckte das zerknickte Bild zurück in seine Tasche und rannte seinem Partner hinter her. Endlich hatte er einen Platz gefunden. Er war ein Mitglied der Akatsuki.

Er, Deidara, war Künstler der Explosionen, Meister in diesem Gebiet.

Ein einsamer von Pein gezeichneter Junge.

Denn Leidenschaft, egal in welcher Hinsicht, ist das was Leiden schafft…
 


 


 

Das wars erstmal von mir.

Ab jetzt läuft die Abstimmung über das zweite Kapp,

sollte es der Fall sein, das ihr noch weitere haben wollt ;)

Despair

So....da bin ich mal wieder.

Hab allerdings nur den ersten Teil des Kapps geschafft v.v

Aber der zweite folgt bald. Versprochen.

Nun viel Spaß.^^
 


 

Lauwarmer Wind strich über den Wüstenboden und schleuderte die kleinen Sandkörner in die Luft, wo sie wild durcheinander wirbelten, sich überschlugen und sich in einer Art Tanz zusammen fügten, bis sie schließlich wieder bei ihren anderen Genossen auf dem Boden landeten. Die Sonne war zwar erst vor etwa einer Stunde aufgegangen, doch trotzdem flimmerte die Luft bereits vor Wärme. Eine Wärme, die sich im Laufe des Tages noch steigern würde, aber das kümmerte hier eigentlich niemanden mehr wirklich, denn die Bewohner des Dorfes waren schon über Jahrhunderte an die Gefahren und Tücken der Wüste vertraut und hatten ihre eigenen Wege gefunden sich davor zu schützen.

Alle Häuser waren aus einer bestimmten Sandart erbaut worden, die selbst den mächtigsten Herbststürmen trotzen konnte. Da immer einer seichter Wind wehte hatte man auch jegliche Kanten und geraden Flächen beim Bau der Häuser vermieden, um weniger Angriffsfläche zu bieten.

Suna Gakure lag in Kaze no Kuni und war eine der Ninjagroßmächte und war dadurch oft in Plänkeleien der Regierung und Kriege verwickelt. Und genau in so einer Zeit befand sich das Dorf gerade. Ninja wurden immer wieder ausgeschickt um die Kämpfe auszufechten, die die Herrscher und Fürsten angezettelt hatten. Pein und Trauer bestimmten das Leben der Einwohner. Viele verloren ihre Liebsten, ihre Familien, Freunde. Niemand konnte sich sicher sein, dass er jemanden, der ihm nahe stand je wieder sehen würde. Doch auch in den finsterten Zeiten gab es kleine Lichtblicke. Besonders in Kinderaugen war der Krieg lange nicht so schlimm, wie in denen eines erfahrenen Kämpfers. Kein Kind konnte sich wirklich vorstellen, was es hieß, dass jemand einfach nicht mehr da war, was vorher selbst verständlich war. Der Krieg war für sie nicht mehr als ein Spiel, ein Abenteuer, das es zu erleben galt. So ging es auch einem kleinen Jungen, der auf einer Treppenstufe saß, die hinauf zu einem Haus führte. Seine roten, kurzen Haare, die eh schon zerzaust wirkten wurden durch den Wüstenwind nur noch mehr durcheinander gebracht. Er lehnte sich an das Geländer und seufzte. Seine braunen Augen ruhten auf einer kleinen Gruppe von Kindern, die sich lachend unterhielten. Eines der Kinder lachte und blickte sich um, als es den Rothaarigen entdeckte, verstummte das Lachen, doch ein Lächeln blieb auf den Lippen des Mädchens zurück. Sie strich sich eine Strähne des blonden Haares zurück und hob eine Hand. Dann winkte sie dem Jungen zu.

“Hey! Sasori! Komm doch auch her. Du kannst mitspielen.”, rief sie mit einer klaren Stimme, die von kleinen Glöckchen zu stammen schien.

Sasori erwachte aus seiner Starre, als er seinen Namen hörte und richtete seinen Oberkörper wieder vollständig auf. Einen Augenblick lang zuckten seine Augen nervös hin und her und ein leichter Rosé Hauch legte sich auf seine Wangen. Schließlich erhob er sich und klopfte seine langen Gewänder ab, die ihn vor der stechenden Hitze der Sonne schützen sollten. Langsamen Schrittes ging er auf die kleine Gruppe zu. Misstrauische und kalte Blicke streiften ihn, was dem kleinen keineswegs entging, doch versuchte er sie schlicht und einfach zu ignorieren und sich der Menge anzupassen.

Das braungebrannte Mädchen hatte sich seit ihrer Einladung nicht weiter gerührt, sondern hatte wie auch die anderen, die Bewegungen des kleinen Jungens verfolgt, jedoch mit einer ungewohnten Freundlichkeit. Als er endlich bei ihr angekommen war, legte sie ihm eine Hand auf die Schulter und lachte: “Du brauchst doch nicht so schüchtern zu sein. Es wird dich schon keiner beißen. Sie sehen zwar gefährlich aus und bellen ab und zu…”, sie deutete auf ihre Freunde, die allesamt die Arme vor der Brust verschränkt hatten: “Aber man weiß doch, Hunde die bellen beißen nicht, richtig?”

Sasori brachte kein Wort heraus. Seine Hals wirkte auf einmal trocken und das Atmen fiel ihm ungewöhnlich schwer. Er schluckte einmal um seine Kehle ein wenig zu befeuchten.

“Ich… ähm…”, begann Sasori, doch ein makaber aussehender Junge, von etwa fünfzehn Wintern, wie Sasori es schätzte unterbrach ihn: “Ach… Natsu. Gib’s auf. Mit dem kann man nichts anfangen. Außerdem würde er uns nur bei unserem Spiel behindern. Er ist noch zu klein.”

Nun richtete Sasori seinen Blick auf den Boden und wirkte ziemlich niedergeschlagen. Immer wieder das gleiche. Ständig war er zu klein oder zu jung für irgendetwas, aber das sollte endlich ein Ende haben. Er nahm all seinen Mut zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Dann schaute er dem Jungen, der ihn immer noch geringschätzig musterte in die Augen. “Ich bin gar nicht zu klein! Außerdem sind eure Spiele eh zu langweilig. Ihr spielt immer wieder Ninja und versteckt und sucht euch dabei bloß. Ich kenne viel bessere Spiele, was auch die Erwachsenen spielen .”, meinte Sasori stolz. Aber so schnell ließen die anderen sich nicht beeindrucken.

“Ein Spiel, das auch die Erwachsenen spielen?”, hakte Kiiro nach: “Schwindelst du auch nicht?”

Energisch den Kopf schüttelnd verneinte Sasori. “Warum sollte ich lügen?”, entgegnete er dann.

Kiiro schien auf diese unerwartete Gegenreaktion keine Antwort zu kennen und beließ es bei einem abfälligen Schnauben, das seine Abneigung gegen den Rothaarigen gut zum Ausdruck brachte.

“Die Erwachsenen spielen es zur Zeit sehr viel.”, dozierte er und unterstrich seine Worte mit passenden Handgesten: “Sie nennen es Krieg. Aber wahrscheinlich denken sie, dass wir zu klein sind um es zu spielen, deswegen halten sie es vor uns geheim. Aber immer wenn wir nicht da sind, reden sie von nichts anderem mehr.”

“Stimmt. Mein Vater hat auch darüber gesprochen.”, bezeugte ein üppig gebauter Junge.

“Ja genau. Meine Mama spielt es auch.”, berichtete nun auch ein anderes, muskulöses Mädchen mit leuchtenden Augen.

Immer mehr Zustimmung fand Sasoris Vorschlag. Immer begeisterter wurden die Stimmen der Kinder.

Auch Sasori wirkte nun nicht mehr so schüchtern wie zuvor. Die anderen Kinder scharten sich um ihn und klopften ihm anerkennend auf die Schulter. “Wirklich eine gute Idee.”, lobte Natsu und wuschelte dem kleinen durch die Haare.

Erneut errötete er sich leicht und ein Lächeln breitete sich auf seinen schmalen Lippen aus.

“Dann lasst es uns doch spielen.”, murrte Kiiro nun und warf einen Blick auf Natsu und Sasori, voller Hass und Eifersucht.

Alle nickten zustimmend. “Was brauchen wir denn dafür alles?”, wollte der Junge wissen, der sich zu erst begeistert zu Sasoris Erklärungen geäußert hatte.

“Also… ich hab mal bei meinem Vater gelauscht. Also… es gibt zwei Gruppen. Und dann muss man sich eine Strategie ausdenken, um das feindliche Heer zu vernichten und das Lager zu übernehmen. Es gibt aber verschiedene Posten glaub ich. Ähm… Frontkämpfer, Heiler, den Heerführer, Späher oder Spione und die Nachhut.”

Natsu klatschte in die Hände: “Gut, dann teilen wir uns jetzt auf. Jedes Team sucht sich ein Lager und teilt die Posten auf. In einer Stunde geht’s dann los. Kiiro und ich wählen.”

Nach und nach wurden die Kinder gewählt und gingen zu ihrer dementsprechenden Gruppe. Erst dachte Sasori nicht, dass er so schnell gewählt werden würde, doch gleich als zweites holte Natsu ihn auf ihre Seite. Nachdem alle ihre Gruppe gefunden hatte, stoben sie auseinander und suchten nach einem passenden Versteck. Schließlich fand Sasoris Gruppe dieses in einem kleinen leer stehenden Häuschens, dass eine Zeitlang als Vorratslager gedient hatte.

“So…”, ergriff Natsu das Wort: “ Ich bin unser Heerführer, Dorai und Raito sind unsere Nachhut, unser Sabakuno Sprössling.”, sie grinste und deutete auf einen Braunhaarigen Jungen: “…ist unser Heiler. Sora und Ren sind die Front und Sasori ist unser Spion. Dafür hat er nämlich genau die richtige Größe und Erfahrung.”

Sasori nickte. Alle holten ihre Holzshuriken heraus und legten sie alle in eine Kiste. Dann begannen sie ihren Stützpunkt her zu richten. Gespannt warteten alle darauf, dass ihr Spiel endlich beginnen würde und schließlich war die abgemachte Stunde verstrichen. Der Rothaarige nickte den anderen zu und machte sich schleichend auf den Weg, um das feindliche Lager zuerst zu entdecken. Fast eine Viertelstunde verging, während Sasori durch das Dorf strich und Ausschau hielt, dann entdeckte er plötzlich einen seiner Feinde. Sofort sprang er hinter eine Treppe und drückte sich eng an die Wand. Sein Herz raste und schlug ihm heftig gegen die Brust. Angestrengt versuchte er keinen Laut von sich zu geben, nicht einmal zu atmen und tatsächlich eilte sein Feind an ihm vorüber ohne Notiz. Noch einmal holte Sasori tief Luft. Anschließend heftete er sich an die Fersen des Jungen, der ihn anscheinend direkt zu ihrem Versteck führen würde. Keine weitere Minute verstrich ehe sie das Lager erreicht hatten. Sasori schlug sich die Hand vor den Mund, um nicht laut auf zu jubeln. Schnell wandte er sich in die andere Richtung, doch vor ihm stand Kiiro, breitbeinig und die Hände in die Hüften gestemmt.

“Na so was…. wen haben wir denn da?”, fragte er leicht belustigt und weidete sich an dem Erschrockenen Gesichtsausdruck des Kleinen, der panisch mit dem Augen nach einer Fluchtmöglichkeit suchte.

“Ein feindlicher Spion wie es aussieht. Das trifft sich gut. Dann kannst du uns ja gleich verraten, wo euer Hauptquartier ist.”

“Niemals!”, rief Sasori laut aus und wollte einfach an Kiiro vorbeistürmen, doch dieser versetzte ihm einfach einen Tritt und schleuderte ihn damit zu Boden.

Kopfschüttelnd wandte sich Kiiro an seine ’Kriegsgenossen’: “Er will es uns nicht verraten. Dann müssen wir ihn wohl zwingen!” Nun war ein gefährliches fast diabolischen Glitzern in die Augen des Jungen getreten. “Los! Bindet ihn fest!”, befahl er und deutete auf einen Stuhl. Sein Gefolge tat wie ihm geheißen und Sasori konnte sich nicht mehr rühren.

Kiiro baute sich vor ihm auf: “Also noch mal. Wo ist euer Versteck?”

Aber Sasori schwieg, ob aus Angst oder Stolz vermochte er selbst nicht zu sagen. Doch vielleicht hätte er lieber folgen sollen, denn nun verpasste Kiiro ihm eine schallende Ohrfeige.

Die Frage wurde noch einige Male wiederholt, aber jedes Mal mit der gleichen Antwort: Schweigen.

Nach und nach wurde Kiiro sichtlich zornig und sparte nun nicht mehr an Schlägen. Tränen traten bereits in Sasoris Augen, doch immer noch kam kein Wort über seine Lippen.

“Hes… Kiiro. Ich glaube das reicht. Es ist doch nur… nur ein Spiel.”, erinnerte der üppige Junge seinen Anführer, der dies jedoch nur mit einem erneuten Schnauben quittierte. Wieder schnellte seine Faust vor und traf Sasori an der linken Wange.

Stechender Schmerz machte sich in seinem ganzen Körper breit und das einzige, an das er noch denken konnte war, dass er einfach nur noch in die schützenden Arme seiner Eltern wollte.

“Kiiro!”, versuchten es nun auch die anderen. Aber ohne Wirkung. Der Junge ließ einfach nicht von Sasori ab.

Letztlich rannte eines der Kinder los, um Hilfe zu holen. Wenige Minuten später stand er auch wieder schwer atmend aber mit Natsu an seiner Seite. “Sasori!”, stieß sie besorgt hervor und eilte auf ihn zu. Mit zittrigen Fingern nestelte sie an dem Knoten des Seiles herum, das den Kleinen an den Stuhl band.

“Kiiro! Bist du vollkommen verrückt? Wie konntest du ihn nur so zurichten?!”, fuhr sie ihn an. Jedoch hörte er sich den Tadel nicht lange an und wandte sich einfach ab. Leichten Schrittes machte er sich auf den Weg nach Hause.

Natsu schüttelte den Kopf und schaute Sasori dann besorgt an. “Ist alles in Ordnung?”, wollte sie wissen.

Sasori wischte sich über die Augen und setzte ein nicht wirklich überzeugendes Lächeln auf: “Ich hab nichts verraten. Wir haben gewonnen, oder? Aber ich geh jetzt lieber nach Hause. Mama wartet sicher schon.”

Ohne eine weitere Reaktion des Mädchens abzuwarten, rannte der Rothaarige schon los und stoppte erst, als er zu Hause angekommen war. Dort warf er sich auf sein Bett und begann haltlos zu schluchzen.

Die Sonne hatten nun schon ihren Zenit erreicht und endlich hörte Sasori eine Tür ins schloss fallen.

“Sasori! Ich bin wieder da.”, erklang die Stimmer seiner Mutter, doch Sasori wagte es nicht sich zu bewegen, aus Angst davor, eine neue Woge des Schmerzes würde ihn durchfluten. “Sasori?”, echote seine Mutter, als sie keine Antwort bekam.

Schließlich betrat sie suchend sein Zimmer und ihr Lächeln verschwand.

“Ach du meine Güte. Was ist denn mit dir passiert?”, hauchte sie erschrocken und ließ sich sofort auf der Bettkante nieder.

Ihre langen, weißen Gewänder streiften ihn und ihr vertrauter, lieblicher Geruch stieg dem Jungen in die Nase.

Sie beugte sich zu ihm herunter und ihr rabenschwarzes Haar berührte ihn ebenfalls.

“Was ist denn nur passiert?”, fragte sie zum wiederholten Male, aber ihr Sohn antwortete nicht. Stattdessen setzte er sich auf und drückte sich an seine Mutter. Zärtlich strich sie ihm, über den roten Haarschopf, den er von seinem Vater geerbt hatte.

Ihr Sohn war ihr ein und alles. Das größte Glück ihres Lebens. Wie sehr hatte sie sich gefreut, als sie die Kunde erhalten hatte, dass sie ein Kind erwartete, und wie sehr schmerzte es ihn nun so zu sehen.

Die Augen gerötet, die sanften Gesichtzüge Tränen überströmt und von Schrammen und Kratzern verunstaltet. Es brach ihr beinahe das Herz ihn so Mitleid erregend weinen zu sehen. Lange verharrten sie so bis Sasori es endlich über sich brachte seiner Mutter zu erzählen was vorgefallen war.
 


 

Eine Woche später waren seine Wunden fast vollkommen verheilt und nur noch wenige blaue Flecke, zeugten von dem, was geschehen war. Der Tag zog sich schon einige Zeit hin und Sasori saß auf einem Stuhl am Esszimmertisch. Seine Beine ließ er baumeln und er schob sich die Ärmel seiner langen, dunkelblauen Robe nach oben. Eine ruhige Melodie vor sich hin summend blickte er verträumt aus dem runden Fenster. So bemerkte er auch nicht, dass ein großer, rothaariger Mann das Zimmer betreten hatte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Gesichtzüge, als er den träumerischen Blich seines Sohnes sah.

“Na mein kleiner?”, fragte er und zupfte seine weiß-grüne Robe zurecht, um sich auf einen Stuhl nieder zu lassen, der dem seines Sohnes gegenüber stand.

“Papa.”, freute Sasori sich und riss seinem Blick vom Fenster los.

“Was hast du denn da beobachtet?”, fragte er leicht belustig und lehnte sich vor um ebenfalls einen Blick aus dem Fenster zu erhaschen. Das, was er sah, ließ ihn herzhaft auflachen.

“Du beobachtest doch nicht etwa das Mädchen da unten, oder?”, neckte er seinen Sohn, welcher sofort rot anlief.

“Also… ich…”, stammelte er.

“Wer ist sie denn?”, hakte sein Vater nun nach.

“Natsu… sie wohnt nicht weit von hier. Aber sie… sie hat einen Freund also…”

“Jetzt mach dir mal keine Sorgen… Vielleicht klappt es ja trotzdem. Wer kann meinem charmanten Sohn schon widerstehen?”

“Hör auf Papa. Ich… ich will mich nicht noch mal mit Kiiro anlegen.”

“Ach der Junge.”, seufzte sein Vater und stand nun auf, um seinen Sohn, die Hand auf die Schulter zu legen: “Weißt du, wenn deine Mutter und ich von der Mission zurück sind, dann helfe ich dir, okay?”

Sasori nickte, doch dann stockte er: “Mission? Was für eine Mission denn?”

Nun trat auch seine Mutter in den Raum. Die Haare trug sie wie immer offen und es glänzte leicht bläulich.

“Das ist der Grund, warum wir mit dir reden wollten.”, erklärte sie und setzte sich auf den letzten freien Stuhl.

Sasori sprang von dem seinen und kletterte auf ihren Schoß. Anschließend sah er sie mit großen Augen an.

“Also… müsst ihr wieder auf Mission? Wie lange seid ihr denn dieses mal weg?”, nuschelte er leicht traurig.

“Das wissen wir noch nicht so genau. Aber an deinem Geburtstag sind wir sicher wieder da.”, erklärte sie.

“Genau. Schließlich wird unser Sohn dann schon Sieben Jahre alt.”, fügte sein Vater noch lächelnd hinzu.

“Versprochen, dass ihr dann wieder da seid?”, vergewisserte sich der Rothaarige. Seine Eltern nickten.

“Und so lange passt Chiyo auf dich auf, in Ordnung?”, sagte seine Mutter nun noch und hob ihren zierlichen, ja fast zerbrechlich wirkenden Sohn von ihren Knien. Er nickte nur, nicht im Stande weiteres von sich zu geben, da er mit den Tränen zu kämpfen hatte. Seine Eltern waren oft fort. Selbstverständlich war er stolz auf sie, jedoch wünschte er sich ein wenig mehr Zeit mit ihnen verbringen zu können. Seufzend stand seine Mutter auf und ging hinüber zu einem Schrank, aus dem sie drei Teller holte. Als sie diese vorsichtig auf den Tisch gestellt hatte, bedeutete sie Sasori den Laib Brot von der Fensterbank zu holen, auf die sie es zum abkühlen gestellt hatten. Sasori tapste hinüber und stellte sich auf die Zehenspitzen, um das Brot zu erreichen. Schließlich schaffte er es und hievte es hinüber zu dem Tisch.

“Soll ich es dir abnehmen, mein Großer?”, fragte sein Vater lächelnd und auf ein zustimmendes Nicken Sasoris hin, nahm er das Gebäck und platzierte es auf der Tischplatte.

Sie alle aßen gemütlich bis es an ihrer Haustür klopfte. Sofort stand die junge Frau auf und ging eiligen Schrittes durch den Korridor, damit sie ihren Gast herein lassen konnte. Neugierig, und auch schon voller Vorfreunde stopfte Sasori sich das letzte Stück seines Brotes in den ohnehin schon vollen Mund. Dann hüpfte er auch sogleich von seinem Stuhl und tapste los.

Sein Vater schüttelte nur lächelnd den Kopf und trank einen Schluck seines ziemlich starken Kaffees.

Als Sasori die Tür erreichte, hatte er auch endlich den letzten Bissen hinunter geschluckt und entdeckte seine Großmutter.

“Chiyo-baa.”, rief er freudig aus und rannte in ihre ausgestreckten Arme.

“Na Sasori?”, meinte sie lächelnd und wuschelte ihm durch die Haare: “Wir machen uns wieder eine schöne Zeit, ja?”

Der Rothaarige nickte. Er freute sich wirklich seine Großmutter zu sehen, doch trotzdem wünschte er sich, dass seine Eltern nicht schon wieder fort mussten. Gemeinsam mit der älteren Frau, die in eine weiß, graue Robe gehüllt war, ging er zurück in die Küche, wo sein Vater und seine Mutter den Tisch bereits abgeräumt hatten.

“Wir müssen jetzt gleich los.”, erklärte sein Vater und nahm Sasori noch einmal auf den Arm, während seine Mutter und Chiyo noch mit einander redeten. Zusammen schritten sie nach draußen. Nachdem sie die Treppe hinunter gegangen waren, setzte er seinen Sohn wieder ab und kniete sich zu ihm.

“So… Sasori. Deine Mama und ich brechen jetzt auf. Dann sind wir auch bald wieder zurück. Versprochen.”, sagte er lächelnd und gab ihn einen sanften Kuss auf die Stirn. Ebenso tat es seine Mutter, die ihn aber noch zusätzlich in den Arm schloss.

“Und bitte pass auf dich auf. Leg dich nicht wieder mit den anderen an. Du weißt doch die Kraft liegt…”, begann sie.

“In der Ruhe und dem Verstand und nicht ihn Körper und Gewalt.”, beendete Sasori den Satz, den er schon früh gelernt hatte und dessen Bedeutung er nach und nach verstand, auch wenn es manchmal schmerzhaft war.

Seine Eltern wandten sich um und rannten los. Sasori sah ihnen eine ganze Weile nach, bis sie in der Ferne immer kleiner wurden und schließlich nicht mehr zusehen waren. Auf Chiyos Gesicht trat ein mitfühlender Ausdruck, als sie ihren Enkel beobachtete, der mit den Tränen zu kämpfen hatte. Immer wieder vernahm man ein leises Schniefen und Sasori wischte sich mit dem Ärmel über die glasigen Augen. Chiyo ließ es einige Minuten so geschehen bis sie meinte: “Lass uns doch rein gehen. Dann spielen wir etwas zusammen.” Ein kaum merkliches Nicken von Seiten des Rothaarigen, bekundete seine Einverständnis.

Der Tag verstrich rasch, doch Sasori saß die ganze Zeit auf dem Fenstersims und starrte in die Ferne. Er vermisste seine Eltern, wie jedes Mal, wenn sie nicht bei ihm waren. Sie waren eigentlich die einzigen, die den stillen Jungen so akzeptierten, wie er war. Als die Sonne begann sich rot zu färben und unterzugehen, sprang er von dem Fensterbrett und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Sein Blick war leer und traurig. Also beschloss er kurzerhand in das Zimmer seiner Eltern zu gehen und sich in deren Bett zu kuscheln.
 

Die Tage verstrichen und Chiyo und Sasori versuchten die Tage so gut wie ebenmöglich herum zu bekommen. Manchmal machten sie einfach ein paar Spaziergänge oder der Junge versuchte sich wieder den anderen Kindern an zu nähren, nicht aber an diesem schwülen Nachmittag. Das Atmen fiel schwerer als die Wochen zu vor. Alles deutete darauf hin, dass die Dürre, die Suna Gakure nun schon seit Monaten quälte, bald ein Ende haben würde. Vereinzelte Wolken waren am Firmament zu sehen, was nur selten der Fall war. Am heutigen Tag streifte Sasori wieder allein durch die Straßen Suna Gakures, da seine Großmutter zur Ratsversammlung erscheinen sollte. Denn erst am Morgen waren Kundschafter aus dem Kriegsgebiet zurück gekehrt. Schwer verwundet und nur noch schwach bei Bewusstsein. Der Krieg, der vorherrschte, hatte noch lange kein Ende gefunden und immer wieder ereilten schlechte Nachrichten Suna-Gakure. Zwar konnten sie die Linien halten und mit Müh und Not dem Feind trotzen, doch sie mussten auch viele Verluste hinnehmen. Viele ihrer tapfersten Shinobi ließen ihr Leben für die Sicherheit ihrer Heimat. Sasori war nervös. Er wusste nicht genau warum, aber irgendetwas wühlte sein Inneres zutiefst auf. Eigentlich war nichts vorgefallen, doch trotzdem wusste er, dass irgendetwas nicht stimmte.

Deswegen zog er es vor schnell nach Hause zu gehen und dort auf seine Großmutter zu warten. Dort angekommen öffnete er die knarrende Tür, doch außer ihm war niemand anwesend. Weder seine Großmutter noch seine Eltern. Dabei war sein Geburtstag doch bereits Morgen. Ein Seufzen entrang sich ihm und er kletterte wieder auf das Bett seiner Eltern. Auf einer hölzernen Ablage über diesem stand ein Bild. Ein schwaches Lächeln huschte über Sasoris Lippen, als er es betrachtete. Die kleine Glasscheibe spiegelte zwar etwas, doch konnte er trotzdem die drei Menschen auf dem Bild erkennen. Der junge Mann mit dem Rotenhaarschopf war seine Vater. Neben ihm stand seine Mutter und auf ihrem Arm, war ein kleines weißes Bündel. Er wusste genau, dass er auf diesem Bild zu sehen war. Vor wenigen Jahren, als er noch ein Säugling gewesen war.

Geraume Zeit saß er einfach nur da. Das Bild in den kleinen Händen halten, den Blick verträumt darauf gerichtet.

Schließlich drang ein vertrautes Knarren an seine Ohren und hastig stellte er das Bild wieder auf seinen rechtmäßigen Platz.

“Chiyo-baa?”, rief er und sprang von dem weißbezogenen Bett. Er erhielt keine Antwort.

“Chiyo-baa?”, wiederholte er etwas lauter und dann erschien seine Großmutter schließlich im Türrahmen. Auf ihrem Gesicht lagen mehr Falten als sonst und gaben ihr ein noch älteres Aussehen. Aber es waren keine Lach falten, die sooft von Glückseligkeit sprachen, dieses waren Sorgenfalten, also musste tatsächlich etwas schreckliches vorgefallen.

“Sasori… ich muss dir was sagen.”, begann sie mit ruhiger Stimme. Zu ruhig für Sasoris Geschmack, vor allem da er etwas wie Trauer heraus hörte: “Es geht um deine Eltern.”

Sasori riss die Augen auf. “Sie sind zurück?”, fragte er mit dem Anflug von Freude, doch seine Hoffnungen wurden binnen eines Herzschlages zu Nichte gemacht. Die weißhaarige Frau schüttelte den Kopf: “ Sie sind…” Sie führte ihren Satz nicht zu Ende. Sie brachte er einfach nicht übers Herz ihrem Enkel die Wahrheit zu sagen.

“Sie sind noch nicht wieder da und sie werden es wohl auch nicht zu deinem Geburtstag schaffen.”, erklärte sie, setzte sich auf die Bettkante und bedeutete Sasori sich zu ihr zu setzen, doch dieser blieb wie angewurzelt stehen. Den Blick auf den Boden gerichtet, die kleinen Händen zu Fäusten geballt.

“Aber sie haben es doch versprochen…”, sagte er weinerlich und rannte aus dem Zimmer. Hinaus aus dem Haus, einfach nur Weg um seine Wut und Trauer hinaus zu tragen. Der Rothaarige achtete nicht auf den Weg und bemerkte so auch nicht den Jungen, der nur wenige Meter vor ihm stand. Erst als er in Kiiro hinein lief und auf durch den Rückprall auf seiner Kehrseite landete. Blinzelnd schaute er nach oben und entdeckte das regelrecht gehässige Grinsen in Kiiros Gesicht, bei dem seine leicht gelben Zähne zum Vorschein kamen.

“Na Kleiner.”, lachte er: “ Weinst du etwa wegen dem, was mit deinen Eltern passiert ist?”

Sasori blickte ihn nur verwirrt an und richtete sich langsam auf. Noch hatte er den Sinn in Kiiros Worten nicht verstanden.

“Was meinst du damit?”, fragte er mit erstickter Stimme.

“Ach du weißt es gar nicht.” Man sah es dem Jungen an, wie er sich erneut an Sasoris Leid labte.

“Hat dir denn niemand erzählt, dass sie gefallen sind?”

Immer noch schaute der Rothaarige seinen Gegenüber Verständnis los an.

“Du bist anscheinend schwer von Begriff. Deine Eltern kommen nicht wieder. Nie wieder… Sie sind tot. Im Krieg gestorben. Für dich und das Dorf! Das heißt du wirst sie nie wieder sehen können.”

Auf einmal begannen Sasoris Augen zu brennen. Verzweifelt kämpfte er mit den Tränen, die in ihm aufstiegen. Das konnte nicht war sein. Es war einfach vollkommen unmöglich, dass seine Eltern nicht mehr da waren.

“Du lügst…”, hauchte er schwach.

“Konoha Shinobi haben sie ermordet. Der “White Fang” hat es getan.”

“Du lügst…”, echote er nun etwas lauter.

“Und deine Eltern hatten keine Chance gegen ihn und nun bist du allein.”

“Du lügst!”, schrie er nun aus vollem Leibe und machte auf der Stelle kehrt. Tränen fanden nun ihren Weg nach draußen und rannen seine Wangen hinunter. Auf dem heißen Sandboden angekommen verdunsteten sie augenblicklich.

Sein Herz schien geborsten zu sein. Zerbrochen in abertausende Splitter, die ihm tief in die Seele schnitten. Sie waren tot. Nicht mehr da. Sasori rannte weiter ohne zu wissen wohin seine Füße ihn tragen würden.

Schließlich hielt er an. Seine Knie zitterten und er ließ sich auf den Wüstenboden sinken. Hier ließ er seinen Gefühlen freien Lauf. Er weinte, schlug mit der Hand auf den Sandboden und schrie seinen Schmerz in den Wüstenwind hinaus, der jegliche Geräusche verschluckte.
 

Tage zogen vorüber und aus ihnen wurden Wochen, aus denen wiederum Monate und schließlich Jahre wurden.

Sasori hatte sich in dieser Zeit recht viel verändert. Er war noch introvertierter geworden, als er es ohnehin schon gewesen war. Unnahbar und gefühllos mochte er manchen nun erscheinen. Seit dem Tag, als er von dem Tod seiner Eltern erfahren hatte, hatte er keine einzige Träne mehr vergossen. Nicht einmal die leiseste Spur von Gefühlen konnte man in seinen Zügen lesen.

Chiyo hatte ihr Möglichstes gegeben, um dem Jungen etwas Freude zu bereiten. Über die Jahre hinweg hatte sie ihm all ihr wissen über die Kunst der Marionetten beigebracht. Man brauchte viel Geduld um eine solche fertigen zu können und geschickte Finger. All dies erfüllte Sasori.

Der nun 13 Jährige Junge saß wie schon so oft in seinem Zimmer, das mit den verschiedensten Puppen behangen war. Seine ausdruckslosen Augen waren auf ein paar besonders schöner Puppen gerichtet. Es waren die ersten Kunstwerke, die er vollbracht hatte. Ebenbilder seiner Eltern. Sasori zeigte es niemandem, doch er vermisste sie schrecklich. Noch immer war sein Herz gebrochen und er sah keinen Weg es zu heilen. Vielleicht hätte es noch einen Weg gegeben seine seelischen Wunden zu lindern, doch als ihm vor wenigen Tagen die Nachricht erreichte, dass Kiiro und Natsu bald den Bund der Ehe eingehen wollten, brach für Sasori der Rest seiner Welt zusammen. Warum waren Menschen nur so verletzlich?

Jedes mal versetzte es ihm einen Stich in der Herzgegend und eine unaufhaltbare Leere breitete sich in ihm aus.

Die menschliche Spezies war schwach. Gefühle machten einen schwach und verletzlich. Und verletzt sein wollte Sasori nie wieder. Nie wieder wollte er es ertragen zu müssen jemanden zu verlieren.

Hätte er Natsu seine Liebe doch nur eher gestanden, dann hätte sie sicherlich nicht Kiiro zum Gatten gewählt.

Warum hatte er nur gewartet. Gewartet, wie auf seine Eltern.

Er hasste es. Er hasste es zu warten und er würde auch niemals jemanden warten lassen.

Dann wandte er sich ab. Statt den üblichen Roben, trug er nun ein eng anliegendes schwarzes Shirt und eine ebenso gefärbte Hose. Seine Schritte trugen ihn hinaus aus dem Haus, direkt in das Dorf hinein.

Einige Passanten hoben die Hand zum Gruß, andere mieden den Blickkontakt mit dem Rothaarigen. Aber Sasori blieb gleichgültig. Er hatte ein Ziel, seit er von der Hochzeit gehört hatte.

Er Akasuna no Sasori, der rote Skorpion, wie man ihn in Suna-Gakure nun titulierte. Der berühmteste Marionettenspieler seit ewigen Zeiten hatte etwas atemberaubendes geschafft. Niemand hätte es für möglich gehalten, doch er hatte es geschafft.

Zielstrebig lief er durch die verworrenen Gassen, ohne sich auch nur einmal um zu drehen oder zurück zu grüßen. Dann erreichte er schließlich sein Ziel. Ein mittelgroßes Haus mit Rundenfenstern stand am Ende des Weges. Unscheinbar und nicht sonderlich prachtvoll, doch in seinem Inneren gab es etwas, was Sasori zu erledigen hatte.

Immer näher kam er der abgerundeten, leicht verwitterten Holztür. Er streckte seine Hand aus und stieß sie mit einem Ruck weit auf.

“Kiiro!”, rief Sasori mit ruhiger Stimme: “Komm raus Kiiro! Oder hast du Angst?”

Wenige Herzschläge herrschte Still, bevor ein stattlicher junger Mann den Korridor betrat, der stehen blieb, als er Sasori sah. Die kantigen Gesichtszüge mit ersten Ansätzen eines Bartes, verrieten seine Verwunderung.

“Sasori… aber… was machst du denn hier?”, stotterte er perplex.

“Was ich hier mache? Das fragst du noch? Du hast mein Leben ruiniert! Und nun werde ich es dir gleich tun. Du sollst leiden.”

Diese Worte sprach er mit einer Kälte aus, die selbst die der kalten Winterwinde übertrumpfen konnte.

“Aber…”, begann Kiiro.

Plötzlich sprang Sasori auf ihn zu. Kiiros Augen weiteten sich, als er sah, dass anstelle von Sasoris Arm nun eine Klinge an einem Ellbogen angebracht war. Mit einem kurzen Aufschrei fiel er zu Boden.

Blut sickerte auf den Boden und färbte ihn rot. Der Verwundete presste die Hand auf seine Seite und starrte Sasori fassungslos an. Im gleichen Moment, in dem Sasori dem am Bodenliegenden den Gnadenstoss versetzen wollte, erschien eine blonde Frau im Türrahmen. Auf ihren Armen hielt sie einen in Leinentücher gewickelten Säugling.

Sofort hielt Sasori inne.

“Natsu…”, flüsterte er heiser und seine Augenmerk war vollkommen auf die Frau und ihr Kind gerichtet,

Vor seinem Inneren Auge schien etwas zu explodieren und das Foto seiner Familie flackerte stroboskopisch auf.

Wie von schweren Kopfschmerzen geplagt, wich er zurück und krallte seine Hand in den roten Haarschopf.

“Sasori. Was geht hier vor und…”, sie unterbrach sich als sie Sasoris Arm und ihren verletzten Lebensgefährten am Boden liegen sah: “ Du hast dich so verändert… Sasori… was bist du eigentlich?”

Nun ergriff er die Flucht. Er musste weg. Raus aus dieser Einöde, die ihm so viel Leid gebracht hatte.

Weg von all den schmerzlichen Erinnerungen. Einfach nur fort.

Sein Weg führte ihn weit über die Grenzen des Reich des Windes hinaus. Seine Reise führte ins Ungewisse.
 

Sasori blickte zurück zu dem blonden Jungen, der seit einiger Zeit nun sein Partner war.

Seit dem er das Dorf verlassen hatte waren über 20 Jahre vergangen, doch er hatte sich kein Stück verändert. Noch immer hatte er weiche Gesichtzüge und leicht verträumte aber auch traurige Augen.

Die meiste Zeit verbrachte er nun in einer großen Marionette, um möglichst wenigen seine wahre Identität preis zu geben.

Schließlich war er verantwortlich für den Tod des Sandaime Kazekage, der nun seiner Marionettensammlung beiwohnte. Er war ein Nuke-Nin ein Verräter und Krimineller geworden. Ein Mann ohne Heimat.

Doch die hatte er bei einer Organisation Namens Akatsuki gefunden.

“Sasori no Danna. Was habt ihr da, hm?”, fragte der blonde junge Mann und beäugte misstrauisch ein Stück Papier in den Händen seines Partners.

“Gar nichts.”, entgegnete der Suna Shinobi und packte den Zettel in seine Tasche.

Schulter zuckend ging Deidara weiter. In wenig Abstand folgte Sasori. Dieser Zettel war mehr für ihn.

Das Foto, das ihn so viele Jahre getröstet hatte. Das Foto seiner Eltern.

Dann musste er an Natsu denken und ihre letzten Worte, die er von ihr vernommen hatte.

“Du hast dich so verändert Sasori… was bist du eigentlich?”

Es war eine berechtigte Frage. Sein Körper bestand nun aus Holz und Metall, Gefühle hatten schon längst ihre Bedeutung verloren, doch seine Seele würde immer menschlich bleiben.

Er war weder Mensch noch Marionette. Dabei hatte er sich immer ein normales Leben gewünscht.

Einfach auf ein Wunder gehofft, aber alles was er noch hatte war ein Leben voller Zweifel und Fragen.

Denn die Verzweiflung, die auf Hoffnung folgt, konnte vernichtend sein.
 

Puh...das war dann erst mal. ^^"

Hoffe das Kapitel gefällt euch, auch wenn ich es längst nicht so gut hin bekommen habe wie das vorherige.

Wenn ihr weitere Kapitel wollte schreibt mir einfach wieder welcher Charakter als nächstes beschrieben werden soll.

Über Anregungen und Verbesserungsvorschläge würd ich mich freuen.

Auf jeden Fall Danke fürs lesen.
 

Dat Bito ;)



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Kommentare zu dieser Fanfic (43)
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Von: abgemeldet
2010-06-06T10:44:22+00:00 06.06.2010 12:44
Schreibst du irgendwann weiter??
Hidan Kakuzu und Zetzu interessieren mich am meisten.
Mit Sasori kann man echt Mitleid haben! Aber er ist zum Knutschen!!*Sasori Knuddel*
Von:  PlanTeaWolf
2009-12-22T21:46:12+00:00 22.12.2009 22:46
Auch wenn's nicht ganz so ergreifend war wie die vorherige Story... Es war schön und traurig zugleich zu lesen. Ich finde diese gewisse Naivität, Unschuld und Schüchternheit von Sasori zu Beginn Zucker~
Gomen, aber ich bin Momentan nicht wirklich zu mehr in der Lage ^^"
Aber es hat trotzdem Spaß gemacht zu lesen. Außerdem war wieder alles wundervoll geschrieben, sodass man die Szenen wunderbar vorm inneren Auge sehen konnte.
Ich hoffe, dass du die Fic irgendwann wieder aufgreifen wirst, denn mich würde wirklich sehr interessieren, was wohl bei den anderen vorgefallen ist ^^
Gut, über Itachi und "Tobi" hat man inzwischen relativ viele Informationen, aber die anderen Akatsuki sind in der Hinsicht doch noch unbeschriebene Blätter. Ich persönlich wäre - sofern es irgendwann weiter geht - für die Reihenfolge Hidan, Kakuzu, Zetsu, Kisame und dadurch dann Itachi und Tobi.
Vielleicht schreibst du ja auch noch Kapitel über Pein und Konan? ^^
Von:  PlanTeaWolf
2009-12-22T21:15:22+00:00 22.12.2009 22:15
Hach nein, hach nein...
Der arme Deidara...
Wirklich, er tut mir Leid

Wundervoll geschrieben, wirklich atemberaubend. Ich finde die Geschehnisse wirklich sehr realistisch und nicht zuweit hergeholt. Doch eine Sache habe ich zu bemängeln, auch wenn sie nicht weiter relevant ist. Und zwar gefällt mir der Name von Deidaras Stiefvater nicht. Liegt aber auch nur daran, dass ein englischer (?) Name nicht wirklich in "Naruto" passt. Aber wie gesagt, dass ist eher irrelevant und tut der Story keinen Abbruch.
Und die war wirklich klasse, man konnte sich , meiner MEinung nach, alles sehr gut und bildlich vorstellen ^^
Von:  PlanTeaWolf
2009-12-22T19:09:40+00:00 22.12.2009 20:09
Also das erste Kap klingt ja schonmal sehr viel versprechend ^^
Dein Schreibstil ist total schön und fesselnd, ein ausschlaggebender Pluspunkt! Die anderen beiden Kapitel werd ich auf jeden Fall auch noch lesen! Auf die Favoritenliste wird das ganze auf jeden Fall schonmal gesetzt ^^
Von: abgemeldet
2009-08-31T16:57:01+00:00 31.08.2009 18:57
yippie! Deidara! Also wie ich schon im vorherigen Kappi sagte; echt klasse geschrieben!
Von: abgemeldet
2009-08-31T16:54:07+00:00 31.08.2009 18:54
Schön geschrieben. Alle drei Teile. Mein Kompliment. Du hast echt klasse vorstellungen und die umsetzung ist ja mal sowas von genial. ^^

LG sassifer95
Von:  MelissenTee
2009-05-11T19:16:36+00:00 11.05.2009 21:16
der arme Dei
=(
echt gut geschriebn.
die Akas hatten alle echt pech im leben.

Von:  Koenigsberg
2008-03-02T20:11:33+00:00 02.03.2008 21:11
armer Sasori, er tut mir Leid!!!
das war auch wieder auf diese traurige Art und Weiße cool!
dieser verträumt traurige Blick von ihm ist einfach zu geil, auch wenn man ihn hier nicht sehen kann
^/_\^ イたチ
Ps: Abstimmung fürs nächste Kapitel: würde mich über Itachi freuen!
Von:  Koenigsberg
2008-03-02T19:06:04+00:00 02.03.2008 20:06
>/_\< das war cool... auf eine traurige Art und Weiße!
Deidara tut mir Leid und der Vogel auch!
Die drei Kinder... nicht wirklich XD

^/_\^ イたチ
Von:  Koenigsberg
2008-03-02T18:24:09+00:00 02.03.2008 19:24
wow das war cool
vorallem der zweite Teil hat mir gefallen, das soll aber nicht heißen das mir der erste nicht gefallen hätte, den zweiten fand ich nur besser^^
ich wäre nie auf sowas gekommen!
^/_\^ イたチ


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