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Moments

One Shot Sammlung
von

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Choji

Ruckartig wachte Choji auf. Die Nacht war bereits angebrochen und ein kalter Wind drang durch das kleine Zimmer. Seufzend erhob er sich von dem Stuhl, auf dem er saß und ging zum geöffneten Fenster. Zwischen den langsam vorbeiziehenden Wolken konnte er die fernen Sterne am Himmel sehen. Der Nachtwind wehte den Geruch der blühenden Kirschbäume Konohas zu ihm hinüber.

Wie häufig hatten Shikamaru und er um diese Zeit auf dem Dach seines Elternhauses gesessen und einfach das Leben genossen. Der Duft der Blüten, der frische Wind und seine geliebten Wolken, die über den dunklen Himmel zogen.

Einmal, als sie beiden noch klein gewesen waren, noch bevor sie Genin wurden, hatten sie einen Sternschnuppenschauer beobachtet. Der gesamte Himmel glühte über ihnen. „Weißt du was, Choji?“, hatte Shikamaru damals gesagt, „Wir sind wie zwei Sternschnuppen.“

„Warum?“, hatte er seinen Freund verwirrt gefragt und dieser hatte ihn breit angegrinst.

„Weil uns niemand aufhalten kann“, wiederholte Choji leise die damaligen Worte seines besten Freundes und schloss dann die Fenster. Langsam wandte er sich um und betrachtete das Gesicht seines Teamkameraden.

In dem fahlen Licht, das durch die Scheiben drang, sah er noch blasser aus, als er schon war. Seine Wangen waren eingefallen, unter seinen dunklen Haaren waren die noch roten Narben seiner verheilten Wunden zu erkennen, schwere Ringe lagen unter seinen geschlossenen Augen.

Traurig lächelnd nahm er seinen Platz an der Seite des Krankenbettes wieder ein. Auf dem Nachttisch standen die Blumen, die Ino ihm jeden Tag brachte. Dieses Mal waren es rote Gerbera gewesen. So rot wie Blut.

Wie das Blut Shikamarus.

Als sein Freund zu seiner Mission aufgebrochen war, hatte Choji ihn gebeten, ihn begleiten zu dürfen, doch Shikamaru hatte vehement abgelehnt. Es sei eine A-Mission und für einen Chounin wie ihn viel zu gefährlich. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin bald zurück.“

Noch immer klangen seine Worten in seinem Kopf. Ja, er war nach kurzen Zeit zurückgekommen – auf einer Bahre, mehr tot als lebendig. Das Team war in eine Falle gelockt, von Oto-nins angegriffen worden. Allein dem Medic-nin war es zu verdanken, dass Shikamaru überhaupt noch am Leben war. Hier im Krankenhaus hatte Tsunade ihm das Leben retten können, doch seitdem lag er im Koma und wachte nicht auf.

Nie war er länger als unbedingt nötig von seiner Seite gewichen. Tag und Nacht saß er hier bei ihm, erzählte ihm alle möglichen Dinge. Und er war sich sicher, dass sein Freund spürte, dass er nicht allein war, dass er an seiner Seite war. Und er würde es noch länger sein, wenn es sein musste. Auch wenn Tsunade langsam die Hoffnung verlor, Choji tat es nicht.

Er stütze den Kopf in die Hände, als die Trauer und die Verzweiflung zurückkamen. Was wäre passiert, wenn er Shikamaru begleitet hätte? Vielleicht wäre all das hier nicht passier. Vielleicht hätte er ihn beschützen können. Tief in seinem Inneren wusste er, dass er nicht Schuld war, doch die Vorwürfe blieben. Er hätte ihn begleiten müssen, so wie er es bisher immer getan hatte. Sie waren mehr als nur ein einfaches Team. Sie waren Freunde und dies machte sie auf dem Schlachtfeld so gefährlich. Sie kannten die Eigenheiten des anderen, seine Stärken und seine Schwächen. Sie waren eine Einheit, agierten wie ein Mann.

Er atmete tief ein und versuchte die düsteren Gedanken zu vertreiben, doch sie blieben. So wie sie immer blieben. Gedankenverloren strich er das weiße Laken glatt. „Morgen hat Ino Geburtstag“, sagte er schließlich und sah auf seine Knie, „Sie gibt ein großes Fest, aber ich werde nicht hingehen.“ Er blickte lächelnd auf. „Schließlich kannst du nicht der einzige sein, der nicht hingeht. Also leiste ich dir lieber Gesellschaft... Sie macht Sai immer noch schöne Augen. Oh, und in ein paar Tagen kommt der Kazekage nach Konoha. Bestimmt wird Temari ihn begleiten... Sie schreibt mir jeden Tag einen Brief und fragt, wie es dir geht.“ Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Ich glaube fast, sie steht auf dich.“

Dann schwieg er. All diese Dinge hatte er schon dutzende Male erwähnt, doch er wusste nicht, was er sagen sollte. Oder doch, eigentlich wusste er es.

„Weißt du, Shikamaru, ich habe dir das noch nie gesagt, aber du fehlst mir. Du bist mein bester Freund und von einem Tag auf den anderen habe ich dich verloren. Und das schlimmste ist, dass ich nichts dagegen tun kann. Ich bin mal wieder zu nichts nutze. Ich konnte dir nicht mal helfen, als du mich so sehr gebraucht hast.“ Seine Stimme wurde leiser und sein Blick wanderte aus dem Fenster. „Selbst wenn ich einen Bruder hätte, könnte ich ihn nicht mehr lieben als dich. Es gibt auf der ganzen Welt keinen Menschen, der mir soviel bedeutet wie du. Ich...“ Tränen fielen auf seine Hände, die zu Fäusten wurden. „Ich... würde dir bis in den Tod folgen. Bis in den tiefsten Winkel der Hölle, wenn es sein muss. Für den Rest meines Lebens würde ich dir mein letztes Stück geben, wenn du nur aufwachst!“ Er vergrub sein Gesicht in den weichen Laken und weinte.

Als er aufblickte, flog eine leuchtende Sternschnuppe über den Himmel, eine zweite folgte ihr. „Hast du vergessen?“, fragte Choji, während er mit verweinten Augen aus dem Fenster sah, „Wir sind zwei Sternschnuppen.“

„Niemand kann uns aufhalten.“

Erschrocken starrte er seinen Freund an. Tränen füllten seine Augen, als Shikamaru die seinen einen Spalt öffnete. Ein schwaches Lächeln umspielte seine schmalen, blassen Lippen. „Nein, ich habe es nicht vergessen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2008-02-18T19:51:09+00:00 18.02.2008 20:51
Das war eine der schönsten Geschichten die ich gelesen haben.
WOW ein großes Lob an dich du schreibst wirklich toll.
+ Heulträne schnell wegwischt*
Du bringst die Gefühle super rein. Es passt super.
Einfach nur WOW. Sowas nennt man wahre Freundschaft
Von: abgemeldet
2008-01-19T23:35:27+00:00 20.01.2008 00:35
OMG wie süüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüß TT///TT
*heul*
Mir sind wirklich die Tränen gekommen...
*wegwisch*
Also... Atmosphären beschreiben kannst du echt einsame spitze!!!
Das war so schön traurig...
Und man kann sich so leicht in Choji hineindenken... einfach nur toll...
Und das Ende erst >///<
OMG das war einfach nur süß, total passend halt ^//^
Hach, toll, ich glaub, ich les es mir nochma durch... x33

(sry wegen dem verspäteten kommi, war voll im stress und muss soviel nachholen bezüglich FFs ^^")
Von: abgemeldet
2007-12-30T16:44:15+00:00 30.12.2007 17:44
*.* omg !!!
ich flenne mir schon wieder die augen aus xDD
es war einfach fantastisch!!! du bringst echt in jede deiner storys unglaublich viel gefühl mit!! das ist voll das talent ,wie ich finde xDD mach weiter so!!! guten rutsch ins neue jahr xDD hau rein ,schätzelein ♥
Von:  marrak
2007-12-30T08:50:15+00:00 30.12.2007 09:50
Wirklich gut geschrieben, mir gefällt es extrem gut. Du schreibst einfach extrem gut, mach weiter so.
Von:  Arua
2007-12-29T14:28:43+00:00 29.12.2007 15:28
Oh, war das schön...da bekommt man wirklich feuchte Augen bei.
Ein Glück, dass er doch noch wieder aufgewacht ist.
Gelungen hieran fand ich auch, dass es Chouji war, der an seinem Bett gewacht hat und nicht nur Ino, wie das die meisten gemacht hätten.
Chouji wird sowieso oft vergessen und außen vor gelassen.
Schön, dass du ihn mal näher beleuchtet hast!
Hat mir wieder sehr gut gefallen.
bye
Arua
Von:  Hypnopompic
2007-12-29T11:31:29+00:00 29.12.2007 12:31
Yeah, endlich wieder was von dir zu lesen :3
Hach, dieses Kapitel ist einfach toll! Du beschreibst ihre Beziehung zueinander so treffend, dass ich das gar nicht in Worte fassen kann ^____^
Du bringst die Gefühle realitätsgetreu rüber, hast ihre Charakter genau getroffen , beschreibst wie immer bildreich und die Idee ist mehr als klasse! Ich bin ein großer Fan von deinen Kurzgeschichten, mach weiter so!
LG,
Méle
Von: abgemeldet
2007-12-28T21:10:09+00:00 28.12.2007 22:10
ich kann mich meiner vorgängerin nur anschließen^^
*auch geheult hat*
schreib bald weiter...

*wink*
Yuna
Von:  ImSherlocked
2007-12-28T21:08:48+00:00 28.12.2007 22:08
boah, Heulfaktor hoch zehn, ich hab ehct angefangen zu heulen
*Tränen wegwisch*
mach imma schön so weiter, dann werden die os bestimmt noch sehr erfolgreich, du hast wirklich einen wunderschönen Schreibstil^^

Mit lieben Grüßen ^.^v
Misaki_Keiko


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