Prolog
Traurige Augen blickten gen Himmel. Das Licht der unzähligen Sterne spiegelte sich in den
tiefblauen Iriden wieder. Schon Stunden lag die stille Beobachterin dort, im Gras des
Schlosshofes und blickte zu den Sternen hinauf. Zu Beginn hatte sie noch versucht, diese zu
zählen, hatte dies aber schnell wieder aufgegeben und zwar nicht, weil sie erkannt hätte, dass
ihr Unterfangen hoffnungslos war, nein, vielmehr hatte sie es plötzlich gar nicht mehr wissen
wollen.
Was würde es ihr denn nützen, wenn sie es wissen würde? Was würde das für sie ändern?
Nichts- außer, dass sie nie mehr die scheinbare Unendlichkeit des Nachthimmels bewundern
könnte, denn unendlich wäre er mit diesem Wissen nicht mehr für sie. Er hätte also nur
seinen Zauber verloren.
Leise raschelte das Gras, als sich eine weitere Person der stillen, im Gras liegenden
Beobachterin näherte.
Sie blickte nicht auf, als sie das Rascheln des Grases vernahm, zuckte mit keinem Muskel,
als sich die Person neben sie setzte.
“Du solltest so spät abends nicht mehr hier draußen sein. Deine Mutter macht sich schon
Sorgen.”
“Sie ist nicht meine Mutter.”, in ihrer Stimme schwang ein leicht bitterer Unterton mit.
Die eben dazugekommen Person warf ihr einen traurigen Blick aus sanften, braunen Augen
zu.
“Du solltest trotzdem nicht mehr hier draußen sein. Du brauchst deinen Schlaf.”
Lautlos seufzte die so angesprochene auf.
“Ich weis, Mia-chan. Ich frage mich nur die ganze Zeit, warum ich es bin, die gehen muss.
Warum ich nicht bleiben kann… .”
Mit einer Hand strich sich Mia eine Strähne ihres langen, pechschwarzen Haares aus dem
Gesicht, ehe sie leise antwortete.
“Du weist, warum. Es tut mir leid, dass ich es dir nie gesagt habe, obwohl ich es immer
gewusst habe, genau so wie jeder andere in diesem Schloss gewusst hat, dass es so
kommen musste. Man konnte es nur so leicht verdrängen, weist du? Du warst immer
genauso wie die anderen Kinder hier, hast genauso gespielt wie sie und auch ab und zu mal
etwas Dummes getan. Du warst kaum von ihnen zu unterscheiden…. Na ja, bis vor einigen
Tagen hätte jeder, der dich gesehen hätte, gesagt, dass du ein ganz normales Mädchen
wärst.”
“Das ist so ungerecht! Warum ausgerechnet ich?!”
Beim Sprechen hatte sie sich ruckartig aufgesetzt. Mia blickte sie daraufhin nur leicht
verwundert an und fischte ihr ein verirrtes Blatt aus den langen, blauen Haaren.
“Jetzt hadere doch nicht so mit dem Schicksal, Ruan. Irgendwann musste der Bann, den der
Hohepriester einst über dich legte, brechen. Es ist ein Wunder, dass er überhaupt so lange
gehalten hat. Du solltest dankbar dafür sein.”, versuchte Mia ihre Freundin zu trösten.
“Vielleicht hast du ja Recht, aber es ist trotzdem so… schwierig zu akzeptieren. Ich komme
mir so vor, als hätte ich mein ganzes bisheriges Leben eine Lüge gelebt…”, murmelte Ruan
leise.
“Es ist schwer für dich, ich weis. Aber versuch doch auch die anderen zu verstehen, denn
jetzt, wo dein wahres Wesen zu Tage gekommen ist, kannst du nicht mehr hier bleiben, das
geht einfach nicht!”
Traurig blickte Ruan ihre Freundin an, ehe sich das ca. 17-jährige Mädchen erhob und
wortlos verschwand. Sie wollte nicht, dass Mia die Tränen sah, die in ihr hochgekommen
waren und die nun ihre Wangen hinunterliefen. ,Warum ausgerechnet ich? Warum muss
ausgerechnet ich eine… eine Youkai sein?’
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So, hoffe der Prolog hat euch gefallen^^
Über Kommis würd ich mich immer freun^^
Bye,
_Corchen_