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Wie früher... [beendet am 6.11. ^^]

von

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Wir sitzen uns schweigend gegenüber. Wieder einer dieser Momente in denen ich am liebsten aufstehen und mich in einer Ecke verkriechen würde, aber Kaoru würde das nicht zulassen. Er stellt sich Problemen und löst sie und läuft nicht vor ihnen davon, wie ich es seit Jahren tue. Doch alles andere habe ich verlernt, ich kann nur weglaufen.
 

“Ihr scheint beide irgendein Problem zu haben.”, fährt er fort. “Aber wenn ihr nicht miteinander darüber redet, wird es sich nicht lösen. Ich kann dir da schwer helfen, Kyo.”
 

Ich schüttle den Kopf. “Nein, Kao, du bist bereits eine große Hilfe. Danke.” Er nickt nur, schenkt mir ein kurzes Lächeln, das mir jedoch mehr bedeutet, als alle Worte dieser Welt. Solange Kaoru uns noch nicht aufgegeben hat, ist doch alles in Ordnung... alles in Ordnung... Ich muss mit dir reden, aber was soll ich sagen? Was wirst du sagen? Werden wir uns am Ende nicht wieder nur anschweigen? All die Dinge die ungesagt bleiben, kommen mir so selbstverständlich vor, du kennst mich so gut, kennst meine Gefühle, was also sollte ich dir erzählen, was du nicht schon längst weißt?
 

Endlich kommt Kaoru zu seinem Frühstück, ich trinke meine mittlerweile kalte Latte Macchiato aus. Das Café füllt sich etwas; diejenigen, die schon am frühen Morgen shoppen waren kommen sich nun hier aufwärmen, suchen Schutz vor dem Regen. Nichts hierbeitet mir Schutz. Ich fühle mich den Blicken Fremder ausgeliefert, möchte nach Hause, mich in deine Arme flüchten, nicht reden, nicht denken. Nur deine Nähe spüren.
 

“Kao... ich geh nach Haus...” Lustlos schiebe ich das leere Glas über den Tisch vor mir herum. “Vielleicht red ich mit Die...” Jeder andere wäre wahrscheinlich wütend gewesen, einfach so stehen gelassen zu werden, doch Kaoru kennt mich, er weiß, dass ich es nicht böse meine. Es ist nicht meine Art mich überschwänglich zu verabschieden. Bei Begrüßungen läuft es meist nicht anders ab. Es ist ja nicht so, als würden wir uns nicht fast jeden Tag sehen. Wozu diese ganzen Rituale?
 

Auf dem Heimweg genieße ich den Regen auf meiner Haut, wünsche mir aber nichts sehnlicher als wieder in deinen Armen zu liegen. Ich will nicht über die “wenn”'s und “vielleicht”s nachdenken, versuche sie für einige Zeit zu vergessen, aber sie kehren immer wieder; alle meine Zweifel, meine Ängste. Waren sie früher schon da? Hast du sie erst zu Tage gebracht? Werden sie wieder verschwinden, wenn...
 

Zuhause sitzt du im Wohnzimmer auf dem Teppich. Verträumt siehst du hinaus aus dem großen Fenster, neben dir steht eine Tasse aus der heißer Dampf aufsteigt. Du hast geduscht, deine Haare sind noch nass, ihre Farbe erinnert mich in diesem Moment an frisches Blut. Einige Minuten stehe ich nur im Türrahmen, beobachte dich, wie du einige Akkorde aus meiner einzigen Gitarre spielst, Noten auf ein Papier kritzelst, immer wieder etwas durchstreichst. Obwohl in meinem Hinterkopf immernoch der Gedanke herrscht, dass du mich jeden Moment fallen lassen könntest, fühle ich mich nun zurück in deiner Gegenwart viel ruhiger und wohl.
 

Wortlos gehe ich zu dir, du lächelst mich an, streichst mir über die Wange, als ich mich hinter dich setze, den Kopf an deinen Rücen lege. Wie immer sprechen wir nicht, verstehen uns ohne Worte. Du fragst nicht weiter nach, weißt, dass ich diese Freiheit brauche, zu kommen und zu gehen, wann ich möchte. Was ein Wiederspruch, bedenkt man, wie ich es genieße im Bett von dir dominiert zu werden. Aber wir haben uns wohl noch nie sehr für Logik interessiert, wenn es um unsere Beziehung geht.
 

Lange sitzen wir so, du beginnst wieder zu spielen. Unter meinem Kopf spüre ich, wie sich deine Muskeln bewegen, verfolge deine Atmung, passe mich ihr an. Auch so sind wir eins, wie letzte Nacht, doch ich will dir noch näher sein, irgendwie. Eine seltsame Idee macht sich in mir breit, sie scheint lächerlich oder auch gruselig, je nach Standpunkt, aber sie lässt mich nicht mehr los. Was sagst du wohl dazu, wenn ich es laut auspreche? Wenn ich dich frage, dich darum bitte, es zu tun?
 

“Ich liebe dich, Daidai...”, murmle ich leise in den Stoff deines Shirts, doch du hörst es trotzdem.

Du drehst deinen Kopf, grinst mich an. “Ich weiß!” Deine Hände liegen entspannt auf der Gitarre, es ist ein so natürliches Bild, ein Bild, dass alltäglich geworden ist, aber selbst nach all den Jahren kann ich mich nicht daran satt sehen. Bei Shinya geht es mir nicht anders, wenn er selbst bei unseren Balladen so enthusiastisch auf seine Drums schlägt, seine Haare durch die Luft fliegen. Es ist fast magisch. Aber bei dir ist es noch etwas besser, du bist in allem ein klein wenig besser als alle anderen. Für mich.
 

Sanft aber bestimmt ziehst du mich in einen leidenschaftlichen Kuss, deine Hand liegt in meinem Nacken. Alle Sorgen und Ängste sind für den Moment vergessen, das Gespräch mich Kao hat nie wirklich stattgefunden, wir sind nicht Gitarrist und Sänger einer der erfolgreichsten japanischen Rock-Bands. Es spielt keine Rolle mehr, wer wir sind, was morgen ist, was gestern war. Du bist alles, was noch von Bedeutung ist.
 

Was für ein Irrsinn... was ein Irrsinn das alles ist... Einige Tränen finden wieder einmal ihren Weg über meine Wangen, wie so oft in den letzten Tagen und Wochen, ohne dass ich etwas dagegen tun kann. Viel lieber jedoch als darüber nachzudenken, verliere ich mich in diesem Kuss, gebe mich für dich auf, selbst wenn es nur für einige Minuten sein sollte.
 

Selbst als du den Kuss löst, halte ich meine Augen geschlossen. Diese so genannte Wirklichkeit hat schon lange ihren Reiz für mich verloren, für nichts gibt es mehr Sinn, das Leben fließt einfach weiter an mir vorbei. Nicht einmal die Hälfte meines Lebens ist vorbei und schon habe ich das dumme Gefühl keine Kraft mehr zu haben, um weiter zu machen.
 

Du legst die Gitarre zur Seite, drehst dich zu mir, ziehst mich näher zu dir. Es ist das erste Mal, dass ich wirklich das Gefühl habe, dass wir in einer intakten Beziehung leben. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es meine erste feste Beziehung mit einem Mann – selbst zu einer Frau gab es erst eine längere in meinem Leben. Frauen interessieren mich schon seit Jahren nicht mehr, zumindest nicht wenn man über den Sex hinaus sieht. Überhaupt war ich noch nie ein Beziehungsmensch, habe mich nie gerne gebunden. Nachdem ich den Menschen früher zu schnell vertraute, und dieses Vertrauen jedes einzige Mal missbraucht wurde, versuche ich mich von Vornherein garnicht mehr zu binden. Aber dich kenne ich schon zu lange. Würdest du es jetzt noch wagen, mich zu verraten? Ich kann es mi nicht vorstellen. Alles was ich weiß ist, dass dieser Verrat mich umbringen würde.
 

“Die...” Meine Stimme zittert, ist rauh.

“Ja?” Beruhigend streichelst du mich, hältst mich fest, als hättest du Angst ohne Stütze würde ich fallen.

“Würdest du mich schneiden?” Ohne mich umsehen zu müssen, kann ich mir deinen Blick in diesem Moment nur zu gut vorstellen. Geschockt, vielleicht etwas ängstlich, aber vor allem verwirrt. “Es soll eine Narbe sein, die mich immer an dich und uns un diese Zeit erinnert.”

Du schluckst trocken. “Ich will dir nicht wehtun, Kyo...”
 

Ein bitteres Lachen kann ich nicht zurückhalten. “Tut mir leid, aber um sich darüber Gedanken zu machen, ist es langsam zu spät.”

“Du weißt genau, was ich meine.” Nein, das tue ich nicht. Ich habe keine Ahnung, was gerade in deinem Kopf vorgeht; oder in meinem.

“Bitte, Daisuke...” Entschlossen umfasse ich deine Hand, drücke sie fest.
 

“Du weißt, dass ich alles für dich tun würde.”, seufzt du, küsst sanft meinen Schopf. “Sogar das.” Nun schweigen wir, hängen beide unseren Gedanken nach. Der Regen scheint nicht mehr aufhören zu wollen und so verliere ich völlig das Zeitgefühl. Die Zeit spielt auch keine Rolle mehr, nicht jetzt.
 

“Magst du was essen?”, fragst du plötzlich. Beinah wäre ich wieder eingeschlafen, nur in deinen Armen kann ich zu Zeit noch Ruhe finden.

Ich schüttle den Kopf, vergrabe mein Gesicht in deiner Brust. “Können wir nicht einfach für immer so sitzen bleiben?”
 

Du lachst, streichelt meinen Kopf. “Spätestens in ein oder zwei Tagen steht Kao hier auf der Matte und zerrt uns zu Probe.” Dann wirst du wieder ernst. “Du musst aber essen, Koi!”

Koi...koibito... noch nie hat mich jemand so genannt. Geliebter. Was ist Liebe?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KyOs_DiE
2008-06-28T16:42:46+00:00 28.06.2008 18:42
das mit dem schneiden find ich so absurd, dass es schon wieder zu Kyo passt oo das is voll merkwürdig xD"
Von: abgemeldet
2007-09-27T16:00:32+00:00 27.09.2007 18:00
Narben sind eine schöne Erinnerung ^^
und das mim Vertrauensmissbrauch kenn ich gut. je näher mir jemand physisch kommt, desto mehr distanziere ich mich.
wieder mal ein tolles kapitel =D
*freu*


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