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Wie früher... [beendet am 6.11. ^^]

von

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Schon seit einer halben Ewigkeit wehre ich mich dagegen aufzuwachen, die Augen zu öffnen. Fast genauso lange spüre ich deinen Blick auf mir, forschend. Was willst du wissen? Was suchst du? Sicher ist es etwas, das ich dir nicht einmal geben könnte, wenn ich wollte. Solang ich so tue, als würde ich noch schlafen, muss ich mir, Gott sei Dank, keine Gedanken darüber machen.
 

Heute kann ich nicht arbeiten. Ich will mir die Decke über den Kopf ziehen und weinen bis ich vor Erschöpfung wieder einschlafe, aber warum, weiß ich selbst nicht. Im Moment weiß ich garnichts, außer, dass ich allein sein will. All diese Gefühle machen mich verrückt, verwirren mich. Früher war alles einfacher, als ich nur mit meinen eigenen Gefühlen klar kommen musste, aber jetzt kommen deine auch noch hinzu und darüber muss ich mir auch Gedanken machen, um dich nicht noch ungewollt zu verletzen.
 

“Kyo, bist du wach?” Ich antworte nicht. Ich schlafe doch noch, schon vergessen?

“Kyo...” Gib's doch auf, ich schlafe. “Warum tust du dir immer weh?”

Ungewollt rolle ich mich bei deiner Frage noch etwas weiter ein. Na gut, vielleicht schlafe ich doch nicht mehr. Ich will nur noch unsichtbar sein. Geh, lass mich in Ruhe! Natürlich ist es unfair gerade jetzt so abweisend zu sein, auch nur solche Gedanken zu haben, deshalb versuche ich sie zu vergessen, drehe mich auf den Rücken, starre an die Decke.
 

“Stell bitte nicht solche Fragen.” Ich erschrecke selbst vor meiner Stimme, sie hört sich an, als wäre sie seit Wochen nicht mehr in Gebrauch gewesen.

“Wieso?”, gibst du zurück, siehst mich an, aber ich weigere mich standhaft deinen Blick zu erwidern, schaue weiterhin an die weiße Decke. “Es interessiert mich, also frage ich dich.”

Ein trockenes Lachen meinerseits, manchmal bist du unglaublich. “Du würdest es nicht verstehen.” Ich tu's ja selbst nicht, wie solltest du es können?
 

“Dann erklär's mir.”, forderst du nüchtern. Du raubst mir langsam den Verstand. Ohne ein weiteres Wort stehe ich auf, gehe so schnell es geht ohne zu rennen ins Bad, schließe hinter mir ab. Trotz allem zwischen uns, kann ich diese neugewonnene Gewohnheit nicht mehr ablegen. Sicher hast du das Geräusch des Schlosses gehört, beinahe bildlich kann ich mir deinen verletzten Blick vorstellen. Stur vertreibe ich dieses Bild von meinem geistigen Auge, steige unter die Dusche, mache das Wasser an. Es dauert nur wenige Minuten bis der ganze Raum in stickigen Dampf gehüllt und das Wasser so heiß ist, dass es fast die Haut verbrüht. Eigentlich hasse ich Hitze – und Feuer – aber gerade ist es mir egal. Was soll's.
 

Als ich eine halbe Stunde später in die Küche komme, hast du bereits Kaffee gekocht und sitzt rauchend am Tisch. Du schaust nichtmal auf, scheinst mich ignorieren zu wollen, aber ich weiß ohnehin, dass du das Thema früher oder später wieder aufgreifen wirst, deshalb sage ich nichts mehr. Stattdessen setze ich mich mit einer Tasse Kaffee ins Wohnzimmer, mache den Laptop an und erledige die täglichen Geschäfte. Wieder haufenweise sinnlose Mails, ein kurzer Blick zu myspace und schließlich sehe ich noch nach meinen Konten. Die letzte Gage für die vergangene Tour ist noch gestern vom Management überwiesen worden, wenigstens etwas das klappt. Du verabschiedest dich irgendwann im Laufe des Morgens, wenige Worte nur, du scheinst wirklich sauer auf mich zu sein. Erst als du weg bist, wird mir das richtig klar und es beunruhigt mich mehr, als ich eigentlich zugeben will.
 

Am späten Vormittag verlasse ich die Wohnung, trage nur das nötigste bei mir, die Mütze tief ins Gesicht gezogen, damit mich niemand erkennt. Mein Weg führt mich nach Shibuya, in die Takeshita Dori. Unter den ganzen bunten Vögeln hier falle ich nichtmal mit meinen blonden Haaren auf, die unter der schwarzen Wollmütze herausgucken. Einige Zeit sehe ich mir nur die Schaufenster an bevor ich mich für einen der vielen Szene-Läden entscheide und den kleinen, vollgestopften Shop betrete. Die Atmosphäre hier versetzt mich oft genug zurück in meine Jugend und auch wen der Visu-Style nicht mehr Teil meines Alltags ist, mache ich doch ab und zu noch 'Nostalgie-Käufe'. So auch heute, streife ich durch die engen Gänge, nehme immer mal wieder das ein oder andere Kleidungsstück von einem der Ständer.
 

Ich bin erst wenige Minuten hier, da ein anderer Kunde den bisher fast leeren Laden betritt. Vielleicht ist auch er einer dieser ewig jung gebliebenen, die krampfhaft an ihrer Jugend festhalten, wie auch ich es hier tue, denn er scheint kaum jünger als ich. Seine Haut ist blass, was andererseits aber auch nur an dem Kontrast liegen könnte, den seine schwarzen, schulterlangen Haare dazu bilden. Er ist ein bisschen kleiner als du und unter dem dicken, schwarzen Wollmantel scheint er sehr zierlich zu sein. Sein vollkommen ruhiges Auftreten fasziniert mich vom ersten Augenblick an.
 

Es sieht aus, als schwebe er, als er sich in Bewegung setzt, nachdem er sich am Eingang kurz umgesehen hat. Geräuschlos, fast wie eine Raubkatze und plötzlich steht er vor mir, sieht mich aus diesen dunklen, beinahe schwarzen Augen an. Einen Moment mustert er mich, lächelt dann. Sein Lächeln ist ein wenig traurig, alles andere als aufmunternd, aber gerade diese Melancholie, die von ihm ausgeht, macht ihn nur noch anziehender.

“Hi.” Seine Stimme passt perfekt zu seinem Äußeren, dunkel, tief.
 

So sehr bin ich von seinem Auftreten gebannt, dass ich fast vergesse zu antworten. “...hi...” Wieso spricht er mich an? Wir kennen uns doch nicht einmal. Warum sollte jemand wie er jemanden wie mich überhaupt beachten?

“Wollen wir etwas trinken gehn?” Hab ich mir diese Frage nur eingebildet? Nein, den er blickt mich erwartungsvoll an. Reiß dich zusammen, Kyo, du hast keinen Grund nervös zu sein und überhaupt, du bist vergeben!

Ich nicke. “Okay... wie heißt du überhaupt?” Mit jemanden was trinken gehen, dessen Name man nichtmal kennt, das sieht mir wieder ähnlich.
 

“Zero.” Schon dreht er sich um, sich offenbar darauf verlassend, dass ich ihm folge. Und genau das tue ich auch.

“Zero? Was ist denn das für ein Name?”, rutscht es mir heraus.

Er lacht leise, aber auch dieses Lachen hat eine gewisse Melancholie an sich. “Was ist Kyo für ein Name?” Er sieht mich kurz über die Schulter hinweg an, zwinkert mir zu, dann stehen wir wieder auf der überfüllten, lauten Straße.
 

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Alle Infos über Shibuya stammen nur aus nem Online-Reiseführer, ich übernehm für die Richtigkeit also keine Haftung XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KyOs_DiE
2008-06-28T17:02:37+00:00 28.06.2008 19:02
Ich finde Zero blöd oo mach ihn weg oo xD


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