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Injustice and Weakness

Fortsetzung von Life and Death
von

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Kapitel 20

Titel: Injustice and Weakness

Teil: 20
 

Disclaimer: Wenn es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen gibt, ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt.
 

Jay sah sich in der staubtrockenen Wüste um sich herum um. Obwohl es war ja keine richtige Wüste, nur eine trostlose Prärie. Und er war ja auch nicht alleine, was etwas tröstlich war.

Um ihn herum waren junge Menschen damit beschäftigt Sand aus Löchern zu hieven, während ältere Menschen mit Pinseln irgendwelche Steine abputzten. Er würde Archäologie nie verstehen. Die Vergangenheit war weniger beeindruckend, als man sie sich vorstellte. Aber er war nicht hier, um sich über die Sinnlosigkeit dieses Handelns den Kopf zu zerbrechen, er wollte etwas.

Die Zeltplane zurückziehend, trat er in das weiße Zelt vor ihm ein. Es war ein großes Zelt, wie man es aus den alten Filmen kannte. Nur nahmen hier keine adeligen Briten ihren Nachmittagstee zu sich, sondern es stapelten sich noch mehr Steine oder Tonscherben auf Tischen. Vom Gesuchten gab es allerdings keine Spur. „Eresan?“

Jay spürte ihn aber auch nicht in der näheren Umgebung, anscheinend musste er sich auf die Suche nach seinem Freund begeben.

Nur ungern verließ Jay das Zelt. Auch wenn die Luft darin stickig war, so bot es doch einen Schutz vor der Sonne. Jay mochte die Sonne. In seiner Kindheit war die Sonne gleichbedeutend mit Leben gewesen. Nach vielen harten und dunklen Wintermonaten war sie immer eine Wohltat gewesen. Aber das hieß nicht automatisch, dass er auch die damit einhergehende Hitze mochte. Daran war er einfach nicht gewöhnt, schon gar nicht an solche extremen Temperaturen.

Um Zeit zu sparen, beschloss Jay einen der vielen Leute hier zu fragen. Das ging schneller, als eine Ortung mit seinen Sinnen. Natürlich nur, wenn der Betreffende im Besitz dieser Information war. So ging er zu einem älteren Mann, der ihn schon misstrauisch musterte seit der das Zelt verlassen hatte. Wahrscheinlich verdächtigte er ihn, etwas gestohlen zu haben, als ob es hier etwas von Wert gäbe. Yvonne wurde sich über so viel Misstrauen sicher freuen. Aber für ihre Seite waren Menschen sowieso guter Nährboden, Lebens Seite hatte es da viel schwerer. Aber das war in Ordnung so, sie waren ja die ‚Guten‘, da sollten sie sich ruhig etwas anstrengen. „Entschuldigung, ich suche den Leiter der Ausgrabungen.“

Das Eresan etwas anderes war, war undenkbar. Dafür war ihm jede Ausgrabung zu wichtig, diese überließ er keinen Stümpern. Etwas, das die meisten anderen Archäologen auf seinem Gebiet, für ihn waren.

Das Misstrauen in den Augen des älteren Mannes wurde nun zu Neugier. Möglicherweise hielt er ihn jetzt für einen neuen Investor. Die Hand hebend, deutete er auf einen etwas entfernten Hügel zu seiner Linken. „Er ist bei dem neuen Grabungsfeld.“

„Danke.“ Das war wirklich wesentlich schneller gewesen als er es mit seinen Fähigkeiten geschafft hätte. Noch dazu wusste Jay, dass er nicht einfach so in einem Ausgrabungsfeld herumlaufen konnte, schließlich hatte er Eresan schon oft genug besucht, um die fundamentalsten Regeln zu kennen.

Jay folgte den Anweisungen des Menschen, doch gerade als er den Hügel überqueren wollte, erschien der Gesuchte auf der Kuppe von ebendiesem. Lächelnd kam Eresan ihm entgegen, dabei benutzte er eine Fortbewegungsart, die zwischen Rutschen und Stolpern lag. Jay sah dem bewundernd zu, er wäre dabei schon längst gestürzt.

Vor ihm blieb der Andere stolpernd stehen. „Jay, was machst du hier?“

„Ich muss mit dir reden, Eresan.“

Vielleicht war es sein ernster Tonfall, aber das Lächeln des Anderen erlosch. Mit einem kurzen Blick sah er sich um und legte eine Hand auf Jays Schulter. „Okay, dann komm mit.“

Jay nickte zustimmend und ließ sich von Eresan zu einer kleinen Ansammlung von Wohnwagen führen. Vor einem blieb er stehen und nach einer wortlosen Aufforderung öffnete Jay die Tür und trat ein. Der Wohnwagen war spartanisch eingerichtet, aber der Schwarzhaarige verbrachte sicher nicht sehr viel Zeit hier. So verwunderte es Jay auch nicht, dass er nach Eresans Eintreten auch schon dessen Hand auf seiner Schulter fühlte. Die Umgebung veränderte sich und wurde zur Veranda von Eresans Ranch.

„Geh ruhig schon rein.“ Den Cowboyhut abnehmend, klopfte sich der Rotäugige den Staub von der Hose.

Da es Vormittag war, nahm Jay nicht an das Andy da war. So ging er gleich ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Es dauerte nicht lange bis ihm sein Freund folgte.

Zwei Gläser mit Cognac füllend und eines davon vor Jay stellend, setzte er sich neben diesen. „Also?“

Es fiel Jay nicht leicht dieses Thema anzuschneiden. Auch wenn es von Anfang an klar gewesen war, das es kommen musste. Immerhin hatte er seinen Freund aufgesucht und er war nicht der Typ für Höflichkeitsbesuche. „Ria hat mich rausgeworfen. Besser sie hat mir nahe gelegt auszuziehen.“

Eresan nickte verstehend. „Ja, ersteres hätte ihr auch gar nicht ähnlich gesehen.“

Irgendwie fehlte Jay bei seinen Freunden das Mitgefühl für seine Lage. Dementsprechend missmutig war auch sein Tonfall bei seinen nächsten Worten. „Schön. Was aber nichts an meiner Situation ändert.“

„Meine Güte, Jay. Das war doch vorauszusehen.“ Der Blick mit dem der Indianer seinen Freund maß war leicht überrascht.

„Nun für mich eben nicht.“ Seine Naivität dieses Thema betreffend innerlich verfluchend, ergriff Jay das Glas. Der Alkohol tat ihm nun gut. „Ich bin mit der derzeitigen Regelung zufrieden.“

„Das ist mir klar. Aber dir muss auch klar sein, dass Ria es nicht so sieht. Sie will eben nicht immer an dich erinnert werden. Du bist nun mal nicht mehr Teil ihres Lebens. So hat es klingen mag. Lass los, Jay.“

Jedes dieser Worte war wie ein Schlag in die Magengrube. Das Schlimmste daran war, das er genau wusste, das Eresan Recht hatte mit jedem seiner Worte. Nur wollte er es nicht wahrhaben. Jay ließ entmutigt den Kopf hängen. „Es war eine solange Zeit, Eresan.“

Der Indianer nickte abermals verstehend. Mitfühlend legte er eine Hand auf dessen Schulter. „Ich weiß und vielleicht war genau das das Problem. Wir leben lange. Länger als so manche Menschen, da gewöhnt man sich aneinander. Es gibt bei uns kein: Bis das der Tod sie scheidet. Es gibt bei uns nur ein: Bis wir einander überdrüssig sind. Bei manchen tritt das früher ein, bei manchen später, das ist daran das grausame. Es gibt immer einen der als Erster nicht mehr will. Und bei Ria ist dieser Punkt nun eben erreicht.“

„Aber Andere schaffen es auch.“ Jay dachte kurz über ein Langzeitpärchen ihrer Seite nach. „Kir und Byron zum Beispiel.“

Eresan sah ihn zweifelnd an. „Ich glaube nicht, dass dies ein gutes Beispiel für eine Beziehung ist. Auch wenn es funktioniert.“

Jay seufzte leise. Als ob er das nicht wüsste. Kir hatte die Erlaubnis fremdzugehen wann immer er wollte, weswegen es kein Problem darstellte, wenn Byron in einem Wutanfall die Wohnung zerlegte. Nein, das war keine Beziehung, wie er sie wollte. Aber vielleicht funktionierte eben nur so eine Partnerschaft unter ihnen?

„Natürlich kannst du bei uns leben.“

„Danke.“ Das half Jay schon einmal weiter. Doch von seinem Freund hatte er auch nichts anderes erwartet.

„Obwohl ich nicht glaube, dass es das ist, was du längerfristig brauchst. Bei deinem Selbstmitleid wird es dir nicht helfen.“ Die Hand zurücknehmend, stand Eresan auf und ging zum Fenster. Nachdenklich blickte er auf die Landschaft vor dem Fenster.

Fragend sah Jay seinen Freund an. „Wie meinst du das?“

„Ich meine deinen Liebeskummer, Jay. Es heißt doch die beste Art über eine alte Beziehung hinwegzukommen ist eine neue.“

„Ach? Und die schüttle ich mir einfach so aus dem Ärmel, was?“ Der Sarkasmus in seinen Worten war nur schwer zu überhören. Aber Eresan schien das so einfach zu finden.

„Natürlich nicht. Aber es muss ja nicht gleich eine Beziehung, oder gar die große Liebe sein. Es reicht auch ein wenig Spaß, etwas zur Ablenkung.“ Noch immer sah er aus dem Fenster und nicht Jay an. So als hätte er Angst dem Blick des Norwegers zu begegnen.

„Was verstehst du unter Ablenkung? Obwohl ich ja glaube, dass ich in all den Jahres etwas eingerostet bin was Flirttechniken angeht.“ Immerhin hatte er keine Verwendung dafür gehabt. Für ihn war Treue in einer Beziehung eine Selbstverständlichkeit, da gab es keinen Platz für eine andere Frau. Auch wen Ria das wohl nicht so gesehen hatte. Wo kam sonst ihr neuer Freund her?

Eresan gab ein zustimmendes Geräusch von sich, schwieg aber dann wieder. Erst nach einigen Minuten antwortete er. „Was ist mit Leonid?“

„Was?“ Geschockt sprang Jay auf. Der Inhalt seines Glases schwappte über den Rand, so dass er es hastig wegstellte. Wie kam sein Freund auf die Idee ihm einen solchen Vorschlag zu machen? Er wusste doch was der Andere von ihm wollte und wie sehr er Schwäches Vertreter verbscheute.

Eresan drehte sich wieder zu ihm um, scheinbar von Jays Reaktion unbeeindruckt. „Ja. Hör zu, ich sage ja nicht, dass du ihm geben musst was er will. Aber du kannst seine Annäherungsversuche ja hinnehmen. Erstens ist er ein gutes Versuchsobjekt und zweitens hilft es deinem Ego sicher, wenn dir jemand Komplimente macht. Glaub mir, das wünscht sich jeder, der verlassen wurde, dass es jemanden gibt, der an einem interessiert ist. Noch dazu weißt du genau woran du bei ihm bist. Also weißt du auch, wie weit du gehen kannst. Leonid hört sowieso nicht auf, also kannst du es genauso gut für deine Zwecke nutzen.“

Es war verrückt, doch für Jay hörte sich das Ganze logisch an. Wenn man davon absah, der Leonid der letzte Mensch auf Erden war, von dem er Avancen wollte. So schüttelte er verwirrt den Kopf. „Das ist verrückt.“

Aber es klang lange nicht so entschlossen wie es seiner Meinung nach sollte.

„Das ist es. Aber an deiner Stelle würde ich es überdenken. Was hast du noch zu verlieren?“ Du musst nur geben, was du zu geben bereit bist.“ Eresan trat wieder an den Tisch und nahm sein Glas auf.

„Wenn ich nicht wüsste, dass du auf meiner Seite bist, würde ich denken Leonid hat dich bestochen.“ Jay grinste während er sich wieder setzte und etwas zurücklehnte.

Eresan lächelte geheimnisvoll. „Vielleicht bin ich das ja nicht, Jay.“

Bei dieser Antwort runzelte Jay nur kurz die Stirn und fing dann an zu lachen. Das war ein guter Witz. Wenn es jemanden gab, dem er bedingungslos vertraute, dann waren es seine beiden Freunde. Und beide konnten Leonid nicht leiden. Taku mehr als Eresan, aber nur weil der Indianer Leonid nicht wirklich verabscheute, würde er nicht dessen Handeln gutheißen. „Das war wirklich gut. Du nicht auf meiner Seite.“

Das Glas leerend stand Jay auf. „Ich werde darüber nachdenken. Aber vielen Dank für dein Angebot, es hilft mir bei der Suche nach einer neuen Wohnung.“

Damit reichte er Eresan die Hand. „Wir sehen uns.“

„Ja.“ Der Schwarzhaarige ergriff die Hand und drückte sie kurz.

Jay lächelte und drehte sich um, um zu gehen. Kurz vor der Tür hielt ihn Eresan noch einmal auf. „Hey, Jay.“

Als sich der Norweger umdrehte, sah er etwas auf sich zufliegen und hob automatisch die Hand. Interessiert betrachtete er den Schlüssel, denn nichts anderes war das Wurfgeschoss gewesen. Fragend sah er zu Eresan, den Schlüssel etwas hochhebend. Man merkte, dass er nicht genau wusste, was er damit sollte.

„Es sind die Schlüssel für Andys Moped. Du bist damit sicher schneller als zu Fuß und für Andy ist es ein leichtes es wieder zurückzuholen.“

„Danke.“ Damit ging Jay endgültig, schließlich wurde er daheim erwartet und musste Termine einhalten. Auch wenn ihm einige davon nicht wirklich zusagten.
 

Eresan sah Jay nach als er sich über die staubige Straße entfernte. Man konnte nicht wirklich sagen, dass er seinen Freund verraten hatte. Jedoch war Jay leicht zu beeinflussen und er hatte ihm nur einen Denkanstoß gegeben. Nun, es würde sich zeigen was daraus wurde.

Es lag sicher nicht in seiner Absicht Leonid zu helfen, auch wenn sein Angebot verlockend war. Ihm ging es nur um Jay.

Und er hatte ja auch nicht gelogen. Jay wusste genau, worauf Leonid aus war und lief so nicht Gefahr zuviele Gefühle darin zu investieren. Auch wusste er genau was er nicht machen durfte, wenn er Leonid halten wollte. Ebenso stimmte es, dass Jay die Aufmerksamkeit gut tun würde. Ob daraus nun mehr wurde oder nicht, das lag nicht in seiner Macht. Sollte Leonid seinem Freund allerdings verletzen, würde er ihm zeigen, was es hieß ihn zum Feind zu haben. Denn Jay bedeutete ihm weit mehr als der Spanier und das würde er jederzeit unter Beweis stellen.



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