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Diener der Nacht

von

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Kapitel 12 - Es geht aufwärts

Meine lieben Leser,
 

hier das neue Kapitel. Ich wünsch euch viel Spaß
 

Eure
 

Myrys
 

+++++++++++++++
 

Kapitel 12

Es geht aufwärts
 

Es war August. Sommer. Für Jérôme die schlimmste Zeit des Jahres. Da waren die Nächte zu kurz und seine Jagddauer beschränkt. Allerdings ließen sich potenzielle Opfer im Sommer auch besser jagen. Wie dem auch sei, es war acht Uhr morgens und er war gerade in einer Tiefschlafphase, als das Handy, das er für alle Fälle mit im Sarg hatte, klingelte. Mürrisch fischte er es aus seiner Hosentasche und hob ab.
 

"Hmmmm", brummte er.

"Du wirst es nicht glauben!", schallte ihm die übermütige Stimme Gabriels entgegen.

"Was, dass du mich aufweckst, wenn ich gerade so schön träume? Doch, glaub ich dir sofort", beschwerte sich der Vampir.

"Entschuldige, aber das musste ich dir einfach sagen. Zumal du als Manager der aufstrebenden Band "Satan's Saints", als der du dich uns ja förmlich aufgedrängt hast, als erster Bescheid wissen solltest", fuhr Gabriel gut gelaunt fort.

"Also gut, dann schieß los, bevor du platzt. Was ist los?", muffelte Jérôme.

"Was für einen Tag haben wir heute?", fragte der Musiker.

"Was spielt das für eine Rolle? Echt, Gabriel, auf Spielchen hab ich keine Lust, also komm zum Punkt."

"Un-ge-fies. Aber nur damit du's weißt: Heute ist Donnerstag und das bedeutet, es gibt die neue Ausgabe vom Billboard Magazine", erklärte Gabriel schmollend ob Jérômes Desinteresse.

"Und das bedeutet…?"
 

Gabriel atmete tief durch. Dann schrie er so laut ins Telefon, dass Jérôme meinte, ihn auch noch verstehen zu können, hätte das Teil auf dem Deckel des Sargs gelegen: "Wir sind in die Charts eingestiegen! "Servant of the night" ist auf Platz 11 eingestiegen!"

"Was?! Hab ich das gerade richtig verstanden? Die CD ist gerade mal eine Woche auf dem Markt und schon Platz 11?!", hakte Jérôme ungläubig nach.

"Hmhm", machte Gabriel und Jérôme konnte ihn förmlich nicken sehen. "Und nicht nur das. In den Albumcharts steht der Soundtrack von "Noches del Sangre" bereits auf Platz 20. Ist das nicht geil? Jérôme, wir haben's geschafft! Das heißt heute Nacht wird gefeiert! Und wehe, du bist nicht da. Wir treffen uns um neun bei Tino. Ich weiß, dass du später kommst, aber das ist kein Problem. Hauptsache, du bist da. Bis dann." Er legte auf.
 

'Na klasse, ab jetzt wird an Schlaf nicht mehr zu denken sein', dachte Jérôme. 'Dann kommen demnächst Anfragen über Anfragen, noch mehr Interviews, Foto-Shootings und Lifeauftritte.' Worauf hatte er sich da eigentlich eingelassen?
 

Ursprünglich hatte er sich als Manager der Band angeboten, um mehr mit Gabriel zusammen sein zu können, der mit steigenden Karriereplänen kaum noch Zeit für ihn hatte. So langsam jedoch schien ihm alles etwas über den Kopf zu wachsen. Er hatte diese Aufgabe gewaltig unterschätzt. Langsam kam er sich vor wie ein wandelnder Terminkalender. Er erstickte in Arbeit, doch die konnte er nur verrichten, wenn es dunkel war. Anrufe beantwortete er vom Handy aus so gut es ging, doch es war einfach nervenaufreibend. Langsam kam er sich so tot vor wie er war.
 

'Ich brauch langsam ein Arbeitszimmer oder irgendwas in der Art', überlegte er. Bisher musste immer noch Gabriels Wohnzimmer herhalten, in welchem es mittlerweile ziemlich chaotisch aussah. In einer Ecke lag die Korrespondenz, in den anderen Aufnahmen von Foto-Shootings und diverser Merchandise. Mittlerweile hatte er sich auch ein Laptop angeschafft, da heutzutage viel über E-Mail lief. Noch nie in seinem ganzen - immerhin schon über achthundert Jahre dauernden – Leben hatte er so geackert, von der Zeit bei den Templern mal abgesehen.
 

Am meisten fehlte ihm jedoch Gabriel. Die Distanz zwischen ihnen war wieder beunruhigend größer geworden. Der Musiker war ständig beschäftigt. Ein Auftritt hier, dann eine Veranstaltung da. Und was wäre dann erst, wenn der Film in den Kinos anlief, was in vier Wochen der Fall sein würde? Von einer Preview zur nächsten hetzen und dann vielleicht der ganz große Durchbruch.
 

Schon ewig hatte er nicht mehr für ihn gekocht und er vermisste es. Sie unterhielten sich kaum mehr über irgendetwas anderes als Musik und die Band, sofern sie überhaupt noch miteinander redeten, denn wenn Gabriel nach Hause kam, war er so kaputt, dass er gleich ins Bett fiel und schlief wie ein Stein.
 

Hatte er damals das Richtige getan, als er ihm die Anzeige in den Pfannkuchen gesteckt hatte? Beruflich ja, aber privat? Bevor er seine Gedanken weiter vertiefen konnte, klingelte schon wieder sein Handy. Na dann, auf in den Kampf.
 

Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Der Film lief sehr erfolgreich an, was nicht zuletzt dem Soundtrack zu verdanken war. Obwohl von den Kritikern verrissen wurde er ziemlich populär. Dies war überwiegend Gabriels Verdienst. Er hatte seinen Charakter charismatisch, dramatisch, sympathisch und mit einem gewissen homosexuellen Zug versehen. Eine Mischung, die unheimlich gut ankam, selbst bei den schärfsten Kritikern.
 

Jérôme und Gabriel waren in eine größere Wohnung mit zwei Schlafzimmern gezogen. Im selben Gebäude hatten sie ein kleines Büro, von dem aus Jérôme das Management locker regeln konnte. Zumal hatte er in diesem Raum Jalousien, die er tagsüber schließen konnte, was ihm die Arbeit ungemein erleichterte.
 

Die Jungs der Band hatten erwartet, dass sie in getrennte Wohnungen ziehen würden, doch da spielte Jérôme nicht mit. Er hatte sich strickt geweigert, Gabriel zu verlassen und das war gut so gewesen, denn jetzt sahen sie sich fast gar nicht mehr außerhalb des Jobs. Jérôme hasste diesen Zustand, doch irgendwie hatte er ihn ja selbst heraufbeschworen.
 

Dennoch gab es einen freien Abend im Monat. Diese Tage sehnten sowohl Gabriel als auch Jérôme mehr als alles andere herbei, war er doch die einzige Gelegenheit, bei der sie mal ausspannen konnten. Sie hatten sich bei Tino verabredet, in Erinnerung an alte Zeiten, als der Erfolg noch weit weg war.
 

Gabriel saß schon eine halbe Stunde früher als verabredet bei Tino und plauderte mit seinem ehemaligen Arbeitgeber. Doch Tino hatte wenig Zeit und so versank der Musiker wieder in seinen Gedanken. 'Bald haben wir Jahrestag', schmunzelte er.
 

Unglaublich. Jetzt hielt er es schon fast ein ganzes Jahr mit der blonden Nervensäge aus. Und das Unglaublichste war, dass er es sich schon nicht mehr anders vorstellen konnte. Während der letzten Zeit hatte er häufig nachgedacht. Was war es eigentlich, das er für Jérôme fühlte? Hatte sich seine anfängliche Ablehnung mittlerweile in so etwas wie Liebe verwandelt? Musste wohl, denn immer, wenn er seinen Erfolgshit, der es mittlerweile auf Platz 1 geschafft hatte, sang, dachte er an ihn, ja er hatte ihn förmlich für Jérôme geschrieben. Unbewusst verglich er alles und jeden mit seinem Mitbewohner. Wenn er nicht da war, dann sehnte er sich so sehr nach ihm, dass es schon fast wehtat. Plötzlich fiel ihm ein, dass sie sich schon lange nicht mehr geküsst hatten. Bei dem Gedanken wurde er leicht rot. Vielleicht sollte er… es ihm sagen. Nein, besser doch nicht. Dazu war er einfach noch nicht sicher genug.
 

So saß er da und wartete. Und wartete. Die Zeit verging. Gut, es kam vor, dass sich der Vampir verspätete, weil gerade mal wieder kein Opfer anbiss, doch heute war er extrem spät. Und warum sagte er nicht einfach Bescheid? Genau in dem Moment klingelte Gabriels Handy.

"Gabriel, ich bin's", erklang Jérômes Stimme.

"Wo bleibst du?", fragte er sofort und klang dabei ein kleines bisschen beleidigt, was dem Vampir keineswegs entging.

"Es tut mir ganz unheimlich Leid, aber ich schaff' s wohl nicht. Weißt du, erst hat mich noch ganz kurzfristig jemand von 'ner Zeitung angerufen. Bis ich den wieder los war… Und weißt du, ich denk an nichts Böses, da meint irgend so ein Witzbold, sich direkt vor die U-Bahn werfen zu müssen und hat dabei ausgerechnet meinen Zug erwischt, dabei hatte ich noch nicht mal Zeit, mir was zu Beißen zu suchen."

"Oh Mann. Der arme Kerl. Was hat ihn wohl so fertig gemacht? Na unser Date ist jedenfalls versaut…", murmelte Gabriel.

"Sieht so aus. Moment. Sagtest du gerade Date?", erkundigte sich Jérôme überrascht.

"Weiß nicht. Hab ein echt mieses Kurzzeitgedächtnis. Und was mach ich jetzt mit dem angefangenen Abend?", wechselte der Sänger schnell das Thema.

"Du könntest ja mal deine Bandkollegen fragen was die so treiben. Wer weiß, vielleicht wird's ja ganz lustig", schlug der Vampir vor.

"Ja, gute Idee. Ich glaub, das mach ich. Wir sehen uns später, ja?"
 

Ohne ein weiteres Wort legte er auf. Komisch, aber irgendwie war er angepisst. Klar, Jérôme konnte nichts dafür, doch der einzige Abend, den sie mal für sich hatten, fiel sofort ins Wasser. Keine Sekunde später klingelte sein Handy schon wieder. Irgendwie hatte er die – absolut bescheuerte – Idee, es könnte Jérôme sein, der ihm mitteilte, ihn veräppelt zu haben um gleich darauf freudestrahlend vor ihm zu erscheinen. Doch das erwies sich als Irrtum. Es war nur Scott. Doch auch der hörte sich an, als würde er vor Freude strahlen.

"Du musst sofort kommen", sagte der Gitarrist aufgeregt.

"Und warum?", fragte Gabriel enttäuscht und merklich desinteressiert.

"Ist 'ne Überraschung. Aber du musst wirklich ganz schnell kommen, ja? Bittöööööö."

"Na gut", stimmte der Sänger schließlich zu. Immerhin hatte er nichts Besseres zu tun.
 

Eine halbe Stunde später kam er in dem Club an, in dem er sich mit den Jungs treffen wollte. Es war genau der, in dem er damals Jérôme kennen gelernt hatte. Schicksal? Sofort stürmten ihm Scott und Chester entgegen. Von Jamie und Finn war keine Spur zu sehen.
 

"Alter, wir haben voll die Hammer-Überraschung für dich!", rief ihm Chester entgegen.

"Und die wäre?", fragte ihr Bandleader gleichgültig und steckte die Hände in die Hosentaschen.

"Also, sie ist groß, blond, tolle blaue Augen…", begann Chester geheimnisvoll.

"Jérôme?", fragte Gabriel hoffnungsvoll.

"Nee, wie kommst du denn darauf?", fragte Chester entgeistert. "Jetzt überleg doch mal…"

"Hmmm, keine Ahnung."

"Aaaalso", fuhr jetzt Scott fort. "Wer war das absolut heißeste Geschoss, das uns jemals während unserer gesamten High-Schoolzeit über den Weg gelaufen ist?"
 

Da fiel es Gabriel wie Schuppen von den Augen. "Carol Dean?", fragte er überrascht. Scott und Chester nickten heftig.

"Oh ja, Mann. Der steilste Zahn aller Zeiten ist hier in diesem Club. Und sie will dich sehen", grinste Chester anzüglich.

"Oh, Klasse", bemerkte Gabriel nicht sehr enthusiastisch.

"Klingt, als wärst du enttäuscht…", meinte Scott und musterte ihn durchdringend.

"Was? Oh, nein. Nicht wirklich. Nur überrascht", antwortete der Sänger und lächelte.
 

Das Mädchen, das er in der High-School mehr als alles andere begehrt hatte, war hier und wollte ihn sehen. Nach so langer Zeit war er endlich am Ziel. Wieso freute er sich dann so wenig darüber? Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
 

"Gabriel? Bist du es wirklich?", hörte er eine sanfte Frauenstimme sagen. Langsam drehte er sich um und es verschlug ihm fast den Atem. Da stand sie vor ihm wie eine Göttin. Ihre langen blonden Haare wallten ihr in kleinen Kringellocken fast bis zu den Hüften. Ihre blauen Augen strahlten und ihr unheimlich faszinierender Mund zeigte ein strahlendes Lächeln. Beim Anblick ihrer Beine, die nur von einem Minirock bedeckt wurden und ihrer weiter gewachsenen Oberweite schlug Gabriels Herz doch etwas schneller.
 

"Hi, Carol", sagte er etwas verlegen. "Du bist ja 'ne richtige Schönheit geworden. Nicht, dass du das nicht schon immer gewesen wärst", fügte er rasch hinzu.

Carol lachte hell auf. "Danke. Aber du hast dich auch ganz schön raus gewachsen, mein Lieber", stellte sie fest. Irgendwie verursachte ihm ihre Stimme immer noch eine Gänsehaut.
 

"Tja, wir lassen euch dann mal alleine", meinte Chester mit einem extrabreiten Grinsen im Gesicht und hakte Scott unter, der Gabriel jedoch noch einen zweifelnden Blick zuwarf bevor er sich von seinem Kollegen wegschleifen ließ.
 

"Und, was machst du jetzt so?", fragte Gabriel um irgendwie ein Gespräch zustande zu bekommen, während er mit Carol an die Bar schlenderte und ihr einen Drink spendierte.

"Na ja, ich arbeite in einer Werbeagentur. Im Moment habe ich gerade Urlaub und dachte mir, ich könnte ja mal New York unsicher machen. Übrigens ist dein plötzlicher Ruhm das Gesprächsthema in der Nachbarschaft, kann ich dir sagen."

"Wirklich?", fragte ihr Begleiter.

"Aber ja. Sogar dein Vater scheint ganz stolz auf dich zu sein, immerhin hat er euer Band-Logo auf der Heckscheibe seines Autos", erklärte Carol.

"Dad? Das Band-Logo von "Satan's Saints" auf der Heckscheibe seines geliebten BMW? Ich glaub, ich spinne!", entfuhr es Gabriel.

"Ist aber so", gab Carol zurück und zog am Strohhalm ihres Drinks. Gabriel wurde bei dieser Geste ganz anders. (Ja, ja, Männer sind halt schwanzgesteuert. An meine Leserinnen: Haut mich jetzt nicht für den Fortgang des Ganzen.)
 

"Sag mal, was hattest du eigentlich ursprünglich heute Abend vor?", vernahm er Carols Stimme.

"Oh, ich hatte ein Date, bin aber sitzen gelassen worden", antwortete er.

"Wie schade", grinste die Frau und plötzlich war die Spitze ihres Schuhs in seinem Hosenbein. "Wärst du auch mit mir als Date einverstanden?", fragte sie mit rauchiger Stimme.

Gabriel überlegte. Warum eigentlich nicht? Seine Wohnung war nur zwei Blocks weiter. Seine und Jérômes Wohnung, wie er sich korrigieren musste. Jérôme. Was war das für ein Gefühl, das sich da in ihm einnisten wollte, wenn er an ihn dachte? Also wenn er tatsächlich schwul war, dann war das hier die definitiv beste Möglichkeit, das ein für alle Mal herauszufinden, denn wer wäre dazu besser geeignet, als die schärfste Frau, in die er jemals verliebt gewesen war? Mit einem breiten Lächeln stimmte er zu.
 

_______________
 

Gabriel lag auf seinem Bett und grübelte – was er angesichts der Situation, in der er sich gerade befand, eigentlich nicht hätte tun sollen. Carols Lippen waren soeben auf dem Weg seinen Bauch hinab um zu einem ganz bestimmten Ziel zu kommen.
 

Ihre Lippen. Warm und weich. Sie hatten sich geküsst und es hatte sich gut angefühlt aber irgendwie nicht… richtig. Warum nur? Was hier abging war doch ganz normal, also warum fühlte er sich dann so merkwürdig dabei?
 

Carol war bei seinem Hosenbund angekommen und öffnete seine Jeans um seinen kleinen Freund zu befreien, der, ungeachtet Gabriels Gedanken, seiner natürlichen Funktion bestens nachkam. Der Blick des Musikers wanderte zu ihr nach unten als sie sich über sein Glied beugte und begann, daran zu saugen.
 

Und es war genau in diesem Moment, als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel, denn plötzlich hatte er da einen ganz anderen Blondschopf vor sich. Tiefblaue Augen blitzten ihn schelmisch an. Erinnerungen an leidenschaftliche, fordernde Küsse kreuzten seine Gedanken, Erinnerungen an Momente, in denen sie einfach nur zusammen dagesessen und sich festgehalten oder in denen sie zusammen gelacht oder auch mal geheult hatten (Ich weiß zwar nicht, worüber, aber irgendeinen Schnulzfilm werden sie schon zusammen angeschaut haben. Vielleicht Message in a bottle?) und die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Wie aus heiterem Himmel begann er, erst leise, dann lauter zu lachen.
 

"Was ist denn so witzig, Mister? Bisher hat sich jedenfalls noch keiner beschwert", meinte Carol angesäuert und blickte ihn vorwurfsvoll an.

"Entschuldige bitte, Carol", bat Gabriel nach Luft schnappend. "Es liegt nicht an dir", erklärte er. In ihrem Blick stand völliges Unverständnis. Er setzte sich auf und klopfte mit der flachen Hand neben sich aufs Bett um ihr zu bedeuten, sich neben ihn zu setzen, was sie mit skeptischem Blick tat.
 

"Weißt du", begann er, "seit der High-School hab ich mir nichts so sehr gewünscht wie das hier, aber jetzt, wo es so weit ist, wünschte ich, du wärst jemand anderes."

"Dein Date, das dich hat sitzen lassen, nicht wahr?", vermutete sie und er nickte zur Antwort während sich ein zartes Lächeln auf seine Lippen schlich.

"Oh Mann, dich hat's ganz schön erwischt, was?", sagte sie achselzuckend. "Tja, dumm für mich, aber bei einem so schwer verliebten Kerl kann ich wohl nichts machen."

"Es tut mir wirklich leid, Carol", entschuldigte er sich erneut. "Du bist wirklich eine wunderschöne Frau und verdammt sexy, aber…"

"Schon okay", lächelte sie. "Schaffst du das da unten alleine?", fragte sie dann frech grinsend im Hinblick auf Gabriels Schritt.

"Sicher. Hab ne große Portion Eiswürfel im Gefrierfach", antwortete er cool. Carol lachte auf.

"Sag mal, hast du was dagegen, wenn ich kurz bei dir unter die Dusche hüpfe?", fragte sie.

"Nein, mach ruhig", gab Gabriel zurück und tappte in die Küche um sich besagtes Eis zu holen.
 

Carol rief ihm aus dem Bad zu: "Sag mal, mit wem wohnst du hier eigentlich?"

"Mit einem guten Freund", antwortete er.

"Aha. Welches Badetuch darf ich benutzen?"

"Nicht das rote."

"Okay."
 

Kurz darauf erklang das Rauschen der Dusche und überdeckte ein wenig Gabriels leicht gequältes Aufstöhnen als er die Eiswürfel zum Einsatz brachte. Immerhin zeigte diese Aktion den gewünschten Erfolg. Carol kam eine halbe Stunde später aus dem Bad, frisch geduscht, frisiert und bereit für neue Schandtaten, denn für sie war die Nacht noch jung. Sie drückte Gabriel zum Abschied ein Küsschen auf die Wange und ließ ihn allein.
 

Seufzend warf er sich auf sein Bett und döste ein. Er erwachte aber keine zwanzig Minuten später, denn Jérôme kam zurück.

"Was für 'ne Nacht", stöhnte er. "Erst der U-Bahn-Jumper und jetzt labert mich unten im Foyer noch so eine Tussi an, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr loszuziehen und dann was weiß ich noch was. Meine Güte, so ein nerviges Frauenzimmer. Möchte wissen, wo die herkam."

"War sie schlank, blond und ziemlich hübsch?", fragte Gabriel und richtete sich auf. Jérôme erschien im Türrahmen von Gabriels Schlafzimmer, lehnte sich dagegen und verschränkte die Arme während er ihn misstrauisch musterte. "Ja", antwortete er nur knapp.

"Gut, dann kann ich dir sagen, dass sie von mir kam", sagte Gabriel.

"Ach ja? Und was habt ihr gemacht?", erkundigte sich der Vampir lässig. Der leicht gefährliche Unterton in seiner Stimme entging Gabriel, sonst hätte er seine nächsten Worte mit Bedacht gewählt.

"Wonach sieht's denn aus? Wir hatten wilden, hemmungslosen Sex, was sonst?", stellte er salopp fest. Er glaubte, sein Mitbewohner würde das als eines ihrer kleinen Neckspielchen auffassen.

"Und dazu kommst du mit ihr in unsere Wohnung?" Jérôme klang nun eindeutig etwas beleidigt.

"Sag mal, warum bist du plötzlich so eingeschnappt? Ist es jetzt schon verboten, alte Schulfreundinnen mitzubringen, oder was, Herr Manager?", fragte Gabriel noch beherrscht ruhig.

"Nein, ist es nicht. Kann ich ja auch schlecht machen, ist ja immerhin auch deine Wohnung. Aber du musst es mir ja nicht gleich auf die Nase binden mit wem und wie oft du's hier treibst", konterte der Vampir heftiger.
 

"Sag mal hast du sie noch alle? Wieso tickst du denn jetzt plötzlich aus? Hab ich dir irgendwas getan?", fragte Gabriel auch etwas lauter. "Außerdem geht es dich einen Scheißdreck an, was ich mache oder nicht mache. Du hast ganz Recht, ist tatsächlich zum Teil meine Wohnung, also komm mir jetzt nicht auf die Tour." Was lief hier jetzt eigentlich schon wieder falsch? Eigentlich hatte er vorgehabt, mit Jérôme über seine Gefühle zu reden und nicht sich mit ihm zu streiten.
 

Jérôme schnaufte nur schwer, wand sich um und verschwand im Bad.

'Gut, schön. Wenn du meinst, dann spiel doch die beleidigte Leberwurst', dachte der Musiker und rollte sich auf seinem Bett zusammen.

Kurze Zeit später hörte er die Badezimmertür. Jérômes Schatten erschien an der Wand, doch Gabriel sah gar nicht ein, warum er sich zu ihm umdrehen sollte und gab vor, zu schlafen.
 

"Weißt du, Gabriel, ich schätze es nicht, angelogen zu werden, schon gar nicht von dir", vernahm er die samtige Stimme des Vampirs. "Aber in diesem Fall bin ich fast froh darüber, dass das, was du mir erzählt hast, nicht der Wahrheit entspricht."

"Woher willst du das wissen?", murmelte der Sänger trotzig unter seiner Decke hervor.

"Es hätte mir sofort auffallen müssen – es riecht nicht danach", antwortete der Vampir schlicht.

"Wir haben geduscht", stellte Gabriel fest.

"Tatsache. Das trifft aber nur auf eine Person zu."

"Sie wollte zu Hause duschen."

"Falsch. Sie hat hier geduscht und ihr hattet keinen Sex."

"Und woher willst du das nun wieder wissen, Klugscheißer?" Langsam war er echt genervt von Jérôme.

"Ganz einfach: Nur ein Badetuch war nass. Es war rot. Also meines, und es würde dir im Traum nicht einfallen, das zu benutzen."
 

"Blöde Kuh. Hab ihr extra gesagt, sie soll nicht das rote nehmen", brabbelte der Musiker in seine Decke.

"Warum eigentlich nicht?", erkundigte sich Jérôme.

"Warum was nicht?", fragte Gabriel zurück und drehte sich nun doch zu ihm um.

"Na warum ihr keinen Sex hattet. Ich dachte, du stehst auf den Typ Frau."

"Geht dich nichts an", antwortete Angesprochener pampig. Er hatte keine Lust, das Thema jetzt noch zu erörtern.

"Na gut, dann eben nicht. Aber falls du drüber reden willst…", bot Jérôme an.

"Gute Nacht", wurde er von Gabriel unterbrochen.

"Gute Nacht", antwortete der Blondschopf mit einem Lächeln.
 

Einige Stunden früher, in einem weit entfernten Land saß ein hübscher junger Mann mit schulterlangen, schwarzen Haaren vor dem kleinen Plasmabildschirm seines Laptops in einem kleinen Büro und sah sich die Aufzeichnung der diesjährigen Grammy-Verleihung an. Um ihn herum standen und lagen fast schon penibel geordnet diverse Kleinigkeiten, unter anderem ein aus schwarzem Leder gebundener Terminplaner, Kugelschreiber, Notizzettel, ein Tragbares Telefon, eine schöne Grünpflanze aber auch ein etwa zwanzig Zentimeter langer Dolch. Der Mann saß in einem großen, bequemen, schwarzen Lederdrehstuhl und hatte die Hände auf einem edlen Ebenholzschreibtisch verschränkt. Die kalten, schmucklosen, weißen Wände schimmerten leicht im Licht des Bildschirms. Der Laudator ließ gerade den Sieger der Kategorie 'Song des Jahres' verlauten, als ein zweiter, älterer, lockiger Mann hinzutrat und dem ersten über die Schulter sah.
 

"Was siehst du dir da an?", fragte er.

"Oh, das interessiert dich nicht. Rock- und Popmusik", erklärte der erste.

>Satan's Saints!< kam es von dem Laudator. Auf die Bühne trat die Siegerband und der Sänger, ein schöner Mann mit langen schwarzen Haaren und faszinierenden goldenen Augen hielt eine kurze Rede, während der ältere der beiden Männer gerade sagte: "Ich will dir ja nichts vorschreiben, aber diese Musik ist das reinste Gedankengift. Also ich bleibe da lieber bei der guten alten Volksmusik. Mit diesem Gedudel kann ich nichts anfangen. Allerdings… Wenn ich mir diesen jungen Mann da ansehe… Der wäre eine kleine Sünde wert."
 

Er rieb sich nachdenklich über den leichten Bart an seinem Kinn. Der jüngere Mann verdrehte genervt die Augen. >Besonders danken möchte ich unserem Manager, denn ohne ihn wäre das alles hier nicht möglich gewesen. Vielen Dank, Jérôme<, erklang es vom Bildschirm her.
 

Plötzlich rief der Ältere: "Halt sofort das Bild an!" Dieser Befehl wurde unverzüglich befolgt. Auf dem Bildschirm war nun das Bild eines attraktiven blonden Mannes Mitte Zwanzig zu sehen. Das Gesicht des Mannes mit den glatten Haaren gefror, während über das des Bärtigen ein breites Grinsen huschte. "Da bist du also…", murmelte er.
 

An den Mann im Stuhl gerichtet sagte er mit befehlsgewohnter Stimme: "Du weißt, was du zu tun hast. Finde alles über ihn heraus, und das so schnell wie möglich." Mit einem hinterhältigen Grinsen, bei dem strahlend weiße Zähne entblößt wurden und das ein wenig an ein Raubtier erinnerte, wand er sich ab und verließ den Raum.
 

+++++++++++++++
 

So, liebe Leute. Ich hoffe, es hat gemundet. Bis nächstes Mal,
 

Myrys



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  silvermoonstini
2008-02-16T19:02:24+00:00 16.02.2008 20:02
Och nö! Die haben doch schon genug Probleme mit ihren Gefühlen, da muss der typ nicht auch noch nerven!
Von:  kleinYugi5000
2007-09-06T17:27:02+00:00 06.09.2007 19:27
ups...da ende hört sich ja gar net gut an **wimmer** der soll die beiden bloß in ruhe lassen sonst werde ich echt bösssssssssseeeee"!!!
**knurr**

wie auch immer war ein echt geiles kappi und ich bin echt gespanntz wie es weida geht^^

deine Soph-chan
Von:  YuMorino
2007-09-02T17:47:48+00:00 02.09.2007 19:47
HI!!^^
oh mann das kapi war mal wider super cool!!*ich suche immer noch meine augen die sind rausgefallen so schön war es*
ob die zwei mal wider zusammenkommen steht wohl in dem sternen!!^^
aber ich bin mal gespannt was die zwei für welche sind und ob das nicht ärger gibt!!
aber ich glaube ich weiß wer der eine seien könnte!!^^
ich hoffe du schreibst schnell weiter!!
bin schon sehr gespannt!!
bis dann freu mich schon *knuddel*
yu
Von:  Shereon
2007-09-02T07:32:15+00:00 02.09.2007 09:32
Wieder ein sehr gutes Kapitel!^^
Von: abgemeldet
2007-09-01T20:00:10+00:00 01.09.2007 22:00
huch, was kommt denn da auf die beiden zu. und ob die zwei das nochmals gebacken kriegen?? Ich weiß nicht, ich weiß nicht....

ich hoffe es für die beiden. freu mich aufs nächste!

lg
san
Von: abgemeldet
2007-09-01T19:29:58+00:00 01.09.2007 21:29
Wooooooooooooooow...
mal wieder ein supa Kapi bei dem es nichts auszusetzen gibt!!!!!
du schreibst wirklich unglaublich gut...
so dass man garnicht anders kann als immer wie gebant weiter zu lesen >.<
hoffe du schreibst bald weiter!!! hörst ja immer an der spannensten Stelle auf *grrrrrrrr* ich hät jetzt noch stunden so weiter lesen können... egal... hauptsache du hast spaß!!!!!!
lG malabu
Von: abgemeldet
2007-09-01T18:47:07+00:00 01.09.2007 20:47
Einfach nur geiL=P
da gibs überhaupt nix zu meckern^^ weiterso, freu mich schon soooooo auf nächste kapi, das ende is viel zu spannend^^ schnell weiterschreiben*gg*
Sag mir bescheid wenns weitergeht
baiibaii
Von: abgemeldet
2007-09-01T18:29:36+00:00 01.09.2007 20:29
ohohoh.... ich glaube das bedeutet ärger.....
hmmmmm.... die sind echt richtig ineinander verknallt, sonst würden sie nich so kratzbürstig aufeinander losfahren ^^ hihi was sich lieb das neckt sich....
hmmmm, bin ja ma gespannt wies weitegeht... oioioi, hört sich nach schwierigkeiten für die beiden an.... hoffentlich vertragen sie sich bald wieder ^^
so, schreib schnell weitaaa
cucu
Awis
Von:  BLVCKMORAL
2007-09-01T15:36:03+00:00 01.09.2007 17:36
OmG Ôo das die wegen soner kleinen Lüge gleich Streiten
oder wegen nem kleinen Scherz xD
wie die Kinder lol
das Ende ist echt spannend ><
omG ich kanns jetzt echt nicht mehr erwarten bis das nächste kommt :x
ich will garnicht solange warten aufs nächste :x
kannste das nicht schneller machen >< xD?

Von:  Kio4578
2007-09-01T13:20:32+00:00 01.09.2007 15:20
He Wow, ich hab mich zwar erstmal gewundert wann denn Jeróme Manager von Gabriel´s Band wurde, aber das wurde ja doch noch aufgeklärt. ^^ Das Ende ist mal wieder typisch, immer wenn´s interessant wird ^.~... aber trotzdem, tolles Kap. Weiter so ^^


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