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Alltag oder...

...der Tag der misshandelten Ente.
von

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...die Ente stirbt nie.

Eine Geschichte von Deepdream.

Der Autor besitzt keinerlei Rechte bezüglich der Charaktere.

Er verdient auch hiermit nichts.
 

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Alltag oder...
 

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Kapitel 1: ...die Ente stirbt nie.
 

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Hinweis: Bei der vorliegenden Fanfiktion handelt es sich um eine Geschichte, die nicht ernst genommen werden möchte. Der Autor übernimmt keine Haftung für den Hauptcharakter, dessen Verletzungen, Krankenhausrechnungen oder Gemütszustände.
 

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Seine Schuhsohlen rutschten über die regennassen Ziegel. Die Morgenluft war noch frisch und klar und die Sonne erst vor kurzem aufgegangen. Mit einem Satz katapultierte er sich geschickt von einem Dach zum nächsten. Als er aufsetzte, wanderten seine Augen abermals über die Dachfläche, beschäftigt mit der Suche nach besonders glänzenden Keramikflächen. Sie waren oftmals die rutschigsten.

Nochmals spannte er seine Oberschenkel an, beugte seine Knie und sprang. Seine Kleidung raschelte hinter ihm her wie eine Brise, während sich die Sonne auf seinen Brillengläsern spiegelte. Mit einem leisen Stöhnen landete er in der Hocke, rollte sich umgehend ab, um den Schwung zu negieren und rannte augenblicklich weiter. Auf seinem Weg durch die Nachbarschaft kitzelte die Sonne seine Haut und der Wind strich ihm durchs Haar. Seine Lippen bedeckte ein breites Grinsen.

Vor ihm wuchsen die Gebäude stetig, als er sich ihnen im schnellen Lauf näherte. Auch auf ihnen tat sich das Sonnenlicht breit, erhellte es doch die gelben und weißen Fassaden und reflektierte sich auf den Fenstern.

Mit sichtlicher Mühe kam er vor einem dieser Gebäude zum Stehen, nur um abrupt durch die angelehnte Tür hindurch zu stürmen. Sein Grinsen war breit, er zu schnell und der halbvolle Wischeimer im Weg. Linkisch fiel er über besagtes Objekt, krachte lautstark zu Boden und verschwand einen Augenblick später in seiner weiten Kleidung.

Verwirrt schüttelte er seinen Kopf und öffnete die im Schmerz geschlossenen Augen. Um ihn herum herrschte Weiß, lagen schmale Wurfmesser, einige Ketten, ein gelbes Quietschentchen – Quietschentchen? – und vier Ersatzbrillen. Vier kaputte Ersatzbrillen, um genau zu sein.

Herrlich, dachte er sich. Mürrisch quakend hüpfte er über die rasiermesserscharfen Hindernisse, wich den Glassplittern aus, duckte sich unter einem Beil hinweg und steuerte dem Ausgang entgegen. Mit einem zufriedenen Quaken, das erstaunlich nahe an ein Seufzen herankam, tapste er aus dem rechten Robenärmel heraus.

Kurz schüttelte er nochmals seinen Kopf, um diesen klar zu bekommen. Weshalb war er eigentlich so gerannt? Für einige Sekunden kräuselte er seine Stirn – ein reichlich amüsantes Unterfangen, war man eine Ente – und rieb sich die linke Schläfe mit einem Flügel.

Eine Uhr aus der Küche tickte begleitend im Hintergrund. Dann tickte sie noch ein wenig. Und noch ein wenig weiter. Noch einmal. Und noch ein bisschen.

Schließlich erinnerte sich Mu-Tsu wieder. Freudig quakend tapste er durch den Ärmel zurück in die Robe. Eifriges Scheppern, Klirren, Quietschen und Kracken begleitete die kleine Beule, die unter dem weißen Stoff wie ein irrer Pinball hin und her schoss. Wo waren sie nur? Unter dem Morgenstern? Hm, vielleicht neben den Shurriken?

„QUACK!“, äußerte sich die Ente erstaunlich laut und schmerzvoll. Nein, nicht bei den Schurriken.

Unablässig setzte er seine Reise durch die Weiten seiner Kleidung fort, begegnete Vogelkäfigen – was zum Geier? -, diversen Büchern, verhedderten Jojos und fand schlussendlich was er suchte. Zwei kleine, rosa Papierschnipsel. In winzigen, schwarzen Buchstaben, standen auf jedem eine Nummer und einige Wörter.

Die Eintrittskarten für die Spätabendsvorstellung!, er hatte doch gewusst, dass diese hier irgendwo herum liegen mussten. Mit Freudentränen in den Augen watschelte er glücklich aus seinem Ärmel und starrte dankbar hinauf zum Himmel. Immer vorausgesetzt, er hätte sich nicht im Inneren eines Gebäudes befunden. Ergo starrte er an die Zimmerdecke, was ihn jedoch nicht weiter betrübte.

Nun musste er nur noch Xian-Pu finden. Sie würde außer sich vor Freude sein. Aus zuverlässigen Quellen – Tag und Nacht hatte er sich ihrer melodischen Stimme gewidmet – wusste er, dass ihr dieser Film gefallen würde. Ha! Und er hatte Karten. Sie würde nicht anders können, als ihm in die Arme zu fallen und er würde sie, seine Xian-Pu, stolz und voller Wonne in den Kinosaal tragen.

Seine mehr oder weniger – mehr weniger – realistischen Tagträume wurden von einem konstanten Tappen durchbrochen. Irritiert suchte er nach der Geräuschquelle und fand sie auch, in einem sich auf und ab bewegenden Schuh. Vom Schuh aus wanderte sein Blick höher. Lange, schlanke Beine, eine elegante Taille, durchaus bemerkenswerte weibliche Attribute und ein Gesicht, das nur Engel geschnitzt haben könnten. Und dieser Blick.

Ja, dieser Blick mit dem sie auf ihn herunterstarrte, bereit ihn auf möglichst schmerzhafte Art wie Weise in Ente süßsauer zu verwandeln. Irgendwie gefiel ihm jener nicht sonderlich.

Etwas dümmlich kratzte er sich den Hinterkopf und wandte seine Augen dem umgekippten Eimer zu. Seelenruhig und unschuldig lag dieser dort. Nur noch Reste des Wassers befanden sich in seinem Inneren, die restlichen zwei oder drei Liter erstreckten sich über das Parkett, das bereits lustig zu quellen begann.

Oh, schlecht.

Entschuldigend spähte er zu seiner Herzensdame auf, die noch immer auf ihn herabstierte. Immerhin hatte sie aufgehört mit ihrem rechten Schuh zu tappen, dass war doch schon einmal etwas.

Dann trat sie zu und Mu-Tsu lernte, dass eine Ente auch ohne Flügelschlag fliegen konnte. Und zwar bis in die nächste Mülltonne. Irrte er sich oder hatte sie heute weniger hart zugetreten? Ha, sicherlich hatte sein Anblick ihr Herz gerührt und sie Milde walten lassen. Er wusste es doch, seine Gefühle würden nicht unerwidert bleiben.

„Dummer Fuß, tun weh den ganzen Morgen. Nun auch noch treten dumme Ente.“

Nun ja, es war sicherlich nur noch eine Frage der Zeit, bis sie es nicht mehr länger leugnen könnte. Wie könnte sie ihm auch widerstehen?

Und siehe da, er wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als er bemerkte wie sich ein Schatten über ihn senkte. Hoffnungsvoll blickte er auf und strahlte, als über ihm das Gesicht seiner Geliebten erschien. Aus dem Inneren einer Mülltonne, zwischen leeren Sardinendosen und Bananenschalen wirkte der Blick hinauf in dieses atemberaubende Gesicht – wobei nicht nur ihr Gesicht, sondern auch der Gestank seines Aufenthaltsortes dieser Eigenschaft entsprach – noch viel himmlischer. Das Indigoblau des Firmaments spannte sich hinter ihr und verfloss mit ihrer exotischen Haarfarbe zu einem phantastischen Farbenspiel. Vor lauter heillosem Erstaunen starrte er mit offenem Schnabel hinauf zu ihr, zu seinem Engel. Zumindest so lange, bis besagter Engel den Mülleimer über ihm ausleerte. Ihn trafen vier Coladosen, erkaltete Nudelreste, zwei leere Packungen Currypulver und eine – alles andere als leere – Fantaflasche.

Erstaunlich, vorher war es noch Tag, jetzt sah er schon Sterne.

Als Mu-Tsu nach einiger Zeit wieder zu sich kam, stand die Sonne bereits an ihrem Zenit. Heiß und erbarmungslos schmetterte sie ihre Strahlen auf die nach Hering stinkende Ente herab, die sich soeben aus der Mülltonne befreit hatte. Nicht nur hatte er diverse Essensreste von seinen Federn zupfen dürfen, nachdem er sich unter jenen hervorgekämpft hatte. Nein, irgendjemand hatte sich auch noch den Spaß erlaubt den Deckel zu schließen, diesen Deckel mit einer Kiste abgelaufener Essenskonserven zu beschweren und die Mülltonne drei Straßen weiter abzustellen.

Wer konnte nur so grausam sein? Kopfschüttelnd watschelte die ehemals weiße Ente ein paar Schritte, betrachtete angewidert ihre neue Gelbfärbung – soviel zum Thema Fanta – und schwang experimentell seine Flügel. Doch, sie schienen noch zu funktionieren, also war nichts gebrochen. Mit einem kleinen Anlauf gewann er an Geschwindigkeit, schlug mit den Flügeln und hob langsam ab. Für einen Moment war der Kummer und Gestank vergessen und Mu-Tsu genoss einfach nur die kühle Luft und das vollkommene Gefühl der Freiheit. Dann störte ihn das Geräusch eines Motors.

Als er die Augen aufschlug, starrte er in das überraschte Gesicht eines Mannes, in einem grünen Toyota. Das Problem war, dass dieser direkt auf ihn zuhielt, ohne sich Gedanken über das Bremsen zu machen.

Panisch quakend verdoppelte sich Mu-Tsus Flügelschlagtakt und er kratzte im wörtlichen Sinne das Dach der Fahrerkabine, glitt über die Lackierung und verbrannte sich durch die Reibungswärme das Fell, pardon, die Federn.

Erleichtert atmete er die Luft aus, von der er nicht einmal wusste, dass er sie angehalten hatte. Dann drehte er seinen Kopf und quakte dem Autofahrer diverse Verwünschungen hinterher. Nicht, dass dieser sie verstanden hätte. Schließlich neigte der Amazone dazu in seiner chinesischen Mundart zu fluchen und zweitens klang seine Tirade für jeden beliebigen Passanten wie der Lockruf einer Ente in der Brunftzeit.

Als er seinen Zorn über die Unachtsamkeit mancher Menschen schließlich kundgetan hatte, starrte er erneut – diesmal jedoch unleugbar selbstzufrieden – nach vorne. Und kollidierte mit der Frontscheibe eines Lasters.

Nun muss man allerdings dem Fahrer zu gute halten, dass er sofort die Bremse betätigte und nach dem wohlmöglich verletzten Tier sah. Man konnte ja nie wissen, ob man nicht sein heutiges Abendessen angefahren hatte. Somit griff der korpulente Mann nach der Ente und hielt sie hoch, um sie besser mustern zu können. Er lächelte breit und befand, dass Ente süßsauer für heute auf dem Speiseplan stand.

Dass er das Tier jedoch zwei Sekunden später sehr rasch wieder fallen ließ, begründete sich auf zwei Tatsachen. Einerseits war ihm das nicht gerade dezente Aroma des Tieres aufgefallen, andererseits tat ein funkelndes Wurfmesser vor der Nase Wunder, die abgebrochene Diät wieder aufzunehmen. Somit ließ er das gemeingefährliche Hähnchen unsanft zu Boden plumpsen und saß Augenblicke später bereits wieder in seiner Kabine, wobei er das Gaspedal sehr entschlossen – und nicht gerade behutsam - bis zum Anschlag durchdrückte.

Nur eine behände Seitwärtsrolle rettete Mu-Tsu vor dem quietschenden Gummi, der sodann Zentimeter von seinem Kopf entfernt, passierte. Krampfhaft atmend, richtete sich die Ente mit zitternden Beinen auf.

Also irgendwie konnte er dem bisherigen Tagesverlauf nicht wirklich etwas Gutes abgewinnen. Gefressen zu werden, war eine Sache. In der Mülltonne aufzuwachen, war noch vertretbar. Von einem Laster angefahren, beinahe gefressen zu werden und dabei wie drei Tage altes Fleisch zu stinken, eine gänzlich andere. Aber immerhin konnte es jetzt nur mehr bergauf gehen. Nach einem solchen Tag konnte es einfach nicht schlimmer werden.

Das ominöse Donnergrollen aus dem strahlend blauen Himmel stimmte ihn dann allerdings doch nachdenklich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MichiruKaiou
2008-05-12T16:07:57+00:00 12.05.2008 18:07
Diese Geschichte ist dir wirklich sehr gut gelungen.
Es ist interessant, mal etwas über Mousse zu lesen und du hast ihn wirklich super getroffen. Am besten hat es mir gefallen, wie er in seinen Klamotten nach den Kinokarten gesucht hat.
Aber auch seine Tour danach war sehr schön und witzig beschrieben.

Dein Schreibstil gefällt mir wirklich total gut!
Er passt perfekt zur Story, du wählst tolle Vergleiche und deine Einschübe geben dem Ganzen immer klasse Nuancen.

Die Kurzbeschreibung find ich auch schon total gut.
Es lässt ja erwarten, dass Ryoga/P-chan noch auftaucht und ein bisschen mitleidet XD
Ich fände es wirklich toll, wenn du die Story noch irgendwann fortführen würdest!
Also ich finde auch diese Geschichte von dir wieder ganz toll^^


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