Schmetterling
Still saß er am Rand der Klippe. Starrte auf das unendliche Meer. Als wartete dort draußen eine Antwort auf ihn.
Er fragte sich, warum er auf einmal so nostalgisch wurde. Lag es nur daran, was heute für ein Tag war, was heute vor 8 Jahren geschehen war? In seinen Gedanken durchlebte er alle ihre gemeinsamen Momente noch einmal.
Wie sie sich das erste Mal getroffen hatten. Er war ihm sofort aufgefallen, er strahlte eine Ruhe aus, die seine Umgebung friedlich wirken ließ. Sein Lächeln war warm und herzlich gewesen, als er ihn willkommen hieß. Er hatte sich sofort zuhause gefühlt.
Der erste Auftritt. Er war ein wenig nervös gewesen, hatte Angst, er könnte total versagen. Wieder hatten dieses warme Lächeln und der sanfte Blick ihn beruhigt, ihm alle Ängste genommen. Der Auftritt war ein voller Erfolg geworden.
Die Abende unter dem Sternenhimmel oder die Sonnenuntergänge. Sie hatten die Natur genossen und tiefsinnige Gespräche geführt. Wie sehr hatte er ihn bewundert. Stets so gelassen, so ausgeglichen… So voller Liebe für seine Umwelt und die Menschen um ihn herum. Immer mit einem offenen Ohr für alle Probleme.
Eine kleine Träne fand ihren Weg aus seinem Augenwinkel. Auf ihrem Weg die Wange hinab hielt er sie nicht auf.
Er war es gewesen, der es ihm gesagt hatte. Während Mana still daneben saß und nur stumm nickte. Wie traurig seine Stimme gewesen war. Er hatte ihm nicht in die Augen sehen können. Aber er nahm es ihm nicht übel. Sie alle waren Mana verfallen, auch er selbst. Der andere hatte keine Wahl gehabt als zu gehorchen.
Wie sie hier gesessen hatten, um ein letztes Mal den Ausblick zu genießen. Sie hatten nicht geredet, nur gesessen. Es war ein schöner Tag gewesen, so wie dieser. Er musste lächeln bei dem Gedanken an seinen Freund.
Eine Hand auf seiner Schulter riss ihn abrupt aus seinen Gedanken. „Wir müssen los.“ Es war kaum mehr als ein flüstern.
„In Ordnung. Ich komme gleich.“ Langsam erhob er sich, während er auf das Meer hinausblickte und den wolkenlosen Himmel bewunderte. Genau wie damals. Er streckte beide Arme weit von sich, legte den Kopf in den Nacken und genoss mit geschlossenen Augen die Sonne auf seinem Gesicht.
Als er die Augen wieder öffnete, sah er, wie ein Schmetterling vor seinen Augen durch die Luft schwebte und im blau des Himmels verschwand. Sanft lächelte er ihm hinterher und streckte dann die eine Hand zum Himmel. „Du wirst immer in meinem Herzen weiterleben.“
