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Die Wahrheit

Oder - Was sich wirklich hinter Masken verbirgt....
von

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Verbündete

Im Hinterzimmer ihres Ladens starrten die Weasley – Zwillinge sich nur entsetzt an. Sie hatten Ron eine magische Wanze an seinem neuen Zauberstab befestigt und starrten gerade auf den Kristall, der das Geschehen festgehalten und gespeichert hatte.
 

„Warum tut Ron das?“
 

„Warum zieht Hermine mit?“
 

„Glauben sie den Mist etwa? Harry hätte so etwas nie getan! Harry kann keiner Fliege etwas zuleide tun! Hast du gesehen, wie er geweint hat, als Dumbledore ihn gezwungen hat, Voldemort zu töten??!“
 

„Was hat Dumbledore vor?“
 

„Ich weiß es nicht...“, gab George leise zurück. Er hatte den Mann immer bewundert, doch auf einmal begannen sich Zweifel einzuschleichen. Albus Dumbledore hatte immer so getan, als würde er Harry mögen, wenn nicht sogar den Sohn in ihm sehen, den er nie hatte und nun schien er geradezu versessen darauf, den Jungen umzubringen.
 

„Ich glaube, wir brauchen mehr von diesen Wanzen“, gab Fred schließlich leise von sich. Er war nicht minder entsetzt, als sein Ebenbild. Warum glaubte Dumbledore, bei allem, was Recht war, an Harrys Schuld?? Der Junge würde niemanden umbringen, wenn er nicht unbedingt musste, denn selbst wenn er in Gefahr war, bevorzugte der Schwarzhaarige es doch, irgendetwas Dummes zu tun, dass auch sein Gegner ‚nur’ gefangen genommen wurde, statt zu sterben!
 

„Und Kristalle. Wir werden Harry helfen!“
 

„Ich schicke eine Eule zu Bill und Charlie!“
 


 

Es war früh am nächsten Morgen, als Lucius sich zum Esszimmer auf machte, wobei Sybilla sich ihm anschloss, die gerade in dem Moment ihre Zimmer verließ.
 

„Morgen, Luc“, grinste sie, strich die eisfarbenen Haare zurück und betrachtete den blonden, gut gebauten Mann, der sich als nicht halb so arrogant herausgestellt hatte, wie er einmal gewesen war. Das war ein anderer Mensch, ein besorgter Vater und intelligenter Stratege. Ein verdammt perfekter Slytherin.
 

„Guten Morgen“, gab Lucius zurück, hob eine Augenbraue, als er den Spitznamen hörte, sagte aber nichts. Diese Frau war seine Verbündete und außerdem – er nannte sie ja auch meist nur Billa.
 

Der Blonde setzte sich auf seinen angestammten Platz. Das Essen würde noch eine Weile lang nicht serviert werden, doch er wollte die Zeitung morgens immer in Ruhe lesen, um, falls es nötig werden sollte, bestimmte Seiten verschwinden zu lassen. Aber noch war die Zeitungseule nicht hier gewesen. Sie würde in etwa fünf Minuten eintreffen.
 

„Harry hat die Tatsache, wer sein Gefährte ist, ja erstaunlich gut verkraftet.“
 

Lucius grinste: „Ja, es könnte aber auch daran liegen, dass der Junge offensichtlich schon seit dem vierten Schuljahr in Severus verliebt war.“
 

„Ach?“
 

„Ja, Draco hat es mir gestern erzählt.“
 

„Morgen.“
 

Beide wandten sich um, als Remus Lupin zu ihnen trat, erst einmal stockte und Sybilla musterte: „Was tust du hier?“, fragte er, seine Hand glitt automatisch dorthin, wo sein Ersatzzauberstab versteckt war.
 

„Sie ist hier, weil sie bisher Harry und Draco mit Severus unterrichtet hat“, schaltete Lucius sich ein. „Sie gehört zu uns, zu unserer Allianz. Sie ist mächtig und Dumbledore fürchtet sie. Das sind für mich Argumente, die gut genug sind, um ihr zu vertrauen.“
 

Remus nickte schließlich langsam, setzte sich auf einen der freien Stühle. Am Abend zuvor, nachdem Severus einen sichtlich erschütterten, unsicheren Harry aus seinem Zimmer geführt hatte, hatte der Blonde ihm die Erinnerungen seines adoptierten Gottsohnes gezeigt – die Bilder hatten ihn in seinen Alpträumen verfolgt, warum er auch um diese Zeit schon wach war. „Wann wird Harry wieder er selbst sein können?“, fragte der Werwolf schließlich leise.
 

Sybilla betrachtete den Mann überrascht: „Er selbst? Das war nie er“, gab sei zurück. „Er hat den fröhlichen, offenen Jungen immer nur gespielt und das so überzeugend, dass Albus es geglaubt hat. Unsicher war er schon immer. Er dachte, seit er ein Kleinkind war, dass er eine Abnormalität, eine Monstrosität war. Und er tut es immer noch. Jetzt, wo er zum Elf geworden ist, wahrscheinlich noch mehr, als je zuvor.“
 

„Gut. Andere Frage: Warum vertraut er Snape so? Sie haben sich gehasst! Und nun riecht der ganze Junge nach ihm! Was hat dieser Schleimball mit dem Jungen gemacht??!“
 

„Ohne Severus hätte Harry seine Transformation gar nicht überleben können!“, knurrte Lucius, der seinen Freund automatisch in Schutz nahm. „Harry und Severus sind Gefährten in Seele, Magie und Gefühl! Wie denkst du, hätte er sonst, ohne seine Mutter, überleben können?“
 

„Aber...!“
 

„Kein Aber“, schaltete Sybilla sich sanft ein. „Es ist so und glaub mir, Severus wäre nie in der Lage, Harry weh zu tun. Denk mal daran, wie Werwölfe ihre Gefährten verteidigen. Severus würde für Harry dasselbe tun.“
 

„Aber er ist kein...!“
 

„Nein, und was ich jetzt sage, wird diesen Raum nicht verlassen.“ Lucius wartete, bis Remus zögerlich nickte: „Severus ist ein natürlich geborener Vampyr, die gleich noch mehr auf das Wohl ihrer Gefährten bedacht sind.“
 

Schweigen.
 

„Ich glaub das gerade nicht“, krächzte Remus, gerade, als die Eule mit dem Tagesprophet hereinkam, die Zeitung in der Mitte des Tisches fallen ließ, in der Luft elegant wendete und wieder durch das Fenster verschwand.
 

Die Schlagzeile leuchtete ihnen entgegen und drei Hände gleichzeitig griffen danach.
 

„Das kann doch nicht...!“
 

Es war Lucius, der die Zeitung schließlich eroberte, sie auseinander rollte und auf dem Tisch ausbreitete.
 

„Doch“, meinte er nur tonlos.
 

Sybilla lehnte sich vor und las, wobei auch sie ihre Farbe verlor. „Das ist der größte Mist, den ich je gelesen habe“, stellte sie angewidert fest.
 

Harry Potter in Abwesenheit zum Dementorenkuss verurteilt!
 

Eine der ersten Akte des neuen Ministers für Magie, Albus Dumbledore, bestand darin, eine gerechte Strafe auszusprechen, die schon seit Wochen überfällig war.

Am gestrigen Tag, zu Mittag, unterzeichnete Albus Dumbledore die Papiere, um Harry Potter zum Kuss der Dementoren zu verurteilen, da der sich offensichtlich nicht nur an den Morden seiner eigenen Familie schuldig gemacht hatte, sondern eine Spur aus Blut hinterlassen haben soll, die quer durch Muggel-London geführt hat. Dabei hat er keinen Zauberstab benutzt, sondern eine Muggel-Waffe, die Pistole genannt wird.

Allein die Tatsache, dass Harry Potter, den viele vorher als Retter der magischen Welt feierten, sich nicht einem Gericht stellte, unterstützt die Schuldtheorie, die vom gesamten Ministerium getragen wird.

Man vermutet, dass der Krieg den Jungen mental krank gemacht hat und dass er nun in die Fußstapfen des ehemaligen dunklen Lords treten will. Zwar ist seine Kraft für Niemanden mehr eine Gefahr, da er keinen Zauberstab mehr besitzt, doch die Muggel-Waffe scheint nicht zu unterschätzen zu sein.

Auch zwei Auroren, die sich ihm in den Weg gestellt hatten, sind nun tot, erschossen von einer Metallkugel, die durch das Herz ging, da sie die magischen Schilde wie Butter durchbrochen haben soll.

Wer einen Hinweis auf den Aufenthaltsort von Harry Potter hat, soll sich sofort beim Ministerium für Magie oder bei einem Auror melden.

Harry Potter ist hochgefährlich, dies ist zu beachten. Bitte, stellen Sie sich nicht persönlich in seinen Weg! Albus Dumbledore, der Orden des Phoenix und die Auroren tun alles, um die Gefahr so rasch als möglich zu bannen, um weitere Opfer zu vermeiden.
 

Remus zitterte fast vor Wut: „Das ist erlogen! Harry würde niemals Muggels umbringen! Oder Auroren! Pah! Harry in zweiter Voldemort! Dass ich nicht lache!“
 

Lucius konnte nur nickten. Es waren lächerliche Anschuldigungen. Die Dursleys waren noch am Leben gewesen, als er Harry aus seiner Misere gerettet hatte und er war froh, dass zumindest zwei Menschen im Ministerium es wussten. Einer aus dem Englischen und eine weitere Person aus dem Französischen.
 

Was die angeblich toten Auroren anging – wenn sie existierten, war es eher wahrscheinlich, dass sie den Fehler gemacht hatten Dumbledore zu verärgern und was war schon einfacher, als einem Abwesenden die Schuld an etwas zu geben?
 

„Diese Dinge sind lächerlich und das Meiste davon können wir problemlos beweisen“, gab Lucius daher zurück. „Aber das Problem dabei ist, dass wir dann zurück nach England müssten und das wäre zum jetzigen Zeitpunkt vollkommen unangebracht. Zwar wäre Harry von dieser Schuld rein gewaschen – wenn man ihn anhören würde, heißt aber, Dumbledore würde etwas anderes finden. Wir brauchen mehr belastendes Material gegen ihn, als wissentliches Übersehen von Kindsmisshandlung.“
 

„Und meine Erinnerungen?“, fragte Sybilla schließlich langsam.
 

„Das würde Dumbledore sogar zu seinem Vorteil nutzen können. Denk nach. Ein Kind, das denkt, zu sehen, wie jemand die Persönlichkeit eines anderen Menschen tötet. Dumbledore wird behaupten, er habe versucht, der schädlichen Tendenzen in Tom Riddle Herr zu werden. Was dann?“
 

Sybilla nickte langsam. „Du hast Recht. Was dann?“
 

Diese beiden Auroren wären ein Ansatzpunkt, oder? Wenn Albus sie umgebracht hat oder hat umbringen lassen, muss er Spuren hinterlassen haben. Spuren gibt es immer.“
 

„Wobei wir wieder bei dem Problem wären, dass wir uns nicht in England befinden.“
 

„Nein, wir nicht“, stimmte Lucius mit eisiger Stimme zu, beschwor sich rasch eine Feder und Papier und begann, einige Zeilen zu schreiben. „Es wird Zeit, Resourcen zu aktivieren.“
 

„Und wen, wenn ich fragen darf?“, gab Remus ruhig zurück. Auch Sybilla sah ihn fragend an.

„Langbottom, Thomas und Lovegood. Lovegoods Eltern arbeiten selbst im Ministerium. Sie könnten etwas herausfinden und Longbottom tut immer nur so dumm, wie er ist, hat Draco gesagt. Der Junge soll hochintelligent sein, auch wenn sein magisches Potential nicht groß ist. Er könnte etwas herausfinden.“
 

„Schüler?“, fragte Sybilla vorsichtig. „Du willst Schüler da mit reinziehen?“
 

„Unter anderem“, gab Lucius zurück, während er bereits den zweiten Brief begann.
 

„Wen noch?“
 

„Ich dachte an einige Kollegen, die mir etwas schulden und ihre Nasen ohnehin gern in die Angelegenheiten anderer stecken. Ach ja, und Rita Kimmkorn.“
 

„Waaaas??“
 

Lucius grinste böse. „Ich habe vor, sie zu benutzen. Ich werde ihr Bröckchen hinwerfen. Die Frau ist eine Klatschtante, aber sie ist eine der wenigen Reporterinnen, die bisher noch kein böses Wort über Harry geschrieben hatte. Wenn ich ihr einige Krümel hinwerfe, wird sie sie aufpicken. Ich kenne sie.“
 

Remus sah kurz auf: „Minerva McGonagall würde auch helfen“, warf er leise ein.
 

„Sie wird nun, wo Dumbledore Minister ist, wahrscheinlich Direktorin von Hogwarts werden“, gab Lucius nachdenklich zurück. „Und Albus war es vor ihr, wenn das Schloss sich einmal einen Direktor erwählt hat, dann kann diese Person immer die Bilder fragen und sie werden ihm Auskunft geben“, wandte er ein. „Wäre es da nicht zu gefährlich, wenn sie zu viel wüsste?“
 

Remus schüttelte den Kopf: „Da war etwas, was mir aufgefallen ist, als ich bei Dumbledore im Büro saß – die Bilder, sie haben immer nur zögernd geantwortet und sein Phoenix hat auch nicht immer auf seine Befehle reagiert, als wolle er nicht tun, was ihm gesagt worden ist.“
 

„Sie wollten ihm nicht gehorchen??“
 

„Ja.“
 

Sofort zog Lucius den beiseite gelegten Brief noch einmal hervor, fügte einige Zeilen hinzu. „Das ist ein Punkt, an dem wir ebenfalls einsetzen können. Wenn rauskommt, dass Dumbledore etwas im Schloss selbst getan hätte...!“
 

Sybilla grinste böse. Oh, die Sache begann ihr immer besser zu gefallen. „Vielleicht sollten wir mit McGonagall in Kontakt treten – irgendwie. Harry hat mir erzählt, dass sie sich immer sehr um ihn gekümmert hätte und ein fairer Mensch wäre. So habe ich sie auch noch in Erinnerung.“
 

„Wie sollen wir das tun, ohne uns selbst zu verraten?“, gab Lucius zurück. „Es wäre auch für Longbottom zu gefährlich, etwas in der Hinsicht zu verraten.“
 

Remus überlegte lange, bevor er antwortete: „Es gibt Weasleys, die sich Dumbledore nicht direkt angeschlossen haben und jederzeit Zugang zu Hogwarts haben.“
 

„Ach?“, fragte Lucius nur mit hochgezogenen Augenbrauen. Dieser Brut traute er rundheraus gar nicht.
 

„Charlie und Bill. Die beiden, die mit den Drachen arbeiten. Es wäre einen Versuch wert, sie zu testen, zu sehen, wie die beiden denken.“
 

„Mir wird schon etwas anderes einfallen“, gab Lucius ruhig zurück. „Ich will keine unnötigen Risiken in der Größenklasse eingehen. Nicht, solange es sich vermeiden lässt.“
 

Remus nickte, auch, wenn er dem nicht zustimmte. Er war sich sicher, wenn Minerva alle Fakten kennen würde, wäre sie die Erste, die ihnen helfen würde. Und er beschloss für sich, alles zu versuchen, um mit der Frau in Kontakt zu treten.
 

Sybilla sah die beiden Männer an: „Aber das da“, sie deutete auf die Überschrift, „wird vieles komplizierter machen. Irgendwann werden sie auch das Ausland durchsuchen.“
 

Lucius nickte, grinste aber dann: „Ja, nur wer würde auf die Staaten kommen? Ich denke nicht. Und selbst wenn er in seiner Verzweiflung irgendwann hier zu suchen beginnen wird, wird bis dahin genug Zeit vergangen sein, dass WIR diesen Krieg bestimmen und nach UNSEREN Regeln kämpfen werden!“
 

„Ja, das ist das Beste. Dann hat Harry genug Zeit, sich wenigstens etwas zu erholen und ein bisschen Glück zu finden“, gab Sybilla zurück.
 

„Guten....“
 

Alle drehten sich um, Lucius versuchte noch, die Überschrift zu verdecken, doch es war zu spät. Harry, der unbemerkt hinter sie getreten war, wurde gerade schneeweiß. Severus, der hinter dem Jungen den Raum betreten hatte, reagierte, zog Harry vom Tisch weg, drückte ihn an sich und starrte erst dann mit dunklem Blick auf die Zeitung, wobei seine Augen auf einmal, wenn auch nur für Sekunden, blutrot wurden.
 

„Warum...?“, flüsterte Harry tonlos, als er auf einen der Stühle gesetzt wurde.
 

„Weil er Angst vor dir hat“, gab Remus leise zurück, stand auf, trat vor den Stuhl und blickte Harry an. Er wollte den Jungen nur in den Arm nehmen, doch er ahnte, dass der darauf nicht gut reagiert hätte. „Weil du die Macht haben wirst, wenn du älter bist, ihn zu vernichten und ihn in seine Schranken zu weisen. Das will er natürlich nicht. Darum versucht er, dich zu vernichten, bevor du so stark werden kannst.“
 

„Warum...?“
 

Severus schüttelte nur den Kopf, warf den anderen einen bösen Blick zu. Sie hatten doch ausgemacht, vorsichtig mit der Zeitung zu sein! Und nun das hier! Das waren mit Sicherheit die nächsten WOCHEN Alpträume! „Harry, uns war klar, dass Dumbledore alles tun würde, um dich in seine Finger zu bekommen. Keine Angst, kein Dementor wird dir so nahe kommen, das verspreche ich.“
 

Harry zitterte am ganzen Körper. Der erste Kuss, der erste, richtige Kuss, der ihm versprochen wurde, war der eines Dementors. Wahrlich einem Freak würdig...
 

Severus schüttelte den Kopf. Er konnte sich schon wieder denken, was in dem undurchsichtigen Kopf vor sich ging. Unwillig hob er Harry wieder auf seine Arme: „Ich bringe ihn in sein Zimmer und rede mit ihm. Schickt mir einen Hauself hoch, ich brauche einen verdammt starken Kaffee und etwas Obst.“
 

Und schon verschwand Severus, ließ die Anderen zurück.
 

„Äh... was geht hier vor? Warum schleppt Onkel Sev einen heulenden Harry durch die Gegend? Warum zum Henker kuckt ihr so dämlich und ... Bei Merlin, was ist los! Wenn mir nicht gleich jemand sagt, was Sache ist, bekomme ich einen hysterischen Anfall, der denen von meiner zweiten Erzeugerin, wie einen Spaziergang aussehen lässt!“
 

Lucius deutete auf den Tisch: „Schau auf den Tisch, in die Zeitung und stell dir vor, dein Bruder hat es vor deinem Onkel gefunden.“
 

Irritiert warf Draco einen Blick auf den Tisch: „Autsch“, murmelte er, als er die Überschrift las. „Na großartig. Und wer glaubt den Scheiß denn? Ich meine – wir reden hier schon noch von derselben Person?“
 

Lucius verdrehte nur die Augen: „Fast die gesamte magische Welt glaubt diesen Unsinn! Sie haben ihn doch sogar schon verurteilt.“
 

Draco schüttelte den Kopf: „Das schafft nur Harry. Sein erster Kuss und das von 'nem Dementor.“ Draco schüttelte den Kopf. „Jep, das ist mein Bruder. Gott nein! Bei Merlin, das ist mein Bruder...“ Mit dem Kommentar ließ der Blonde sich fallen und schaufelte sein Essen auf den Teller.
 


 

„Harry“, sanft setzte der Tränkemeister den Jungen auf das unbenutzte Bett. „Harry, das, was da in der Zeitung stand, wird nicht geschehen.“ Er zwang Harry, ihm in die Augen zu sehen. „Das wird keiner von uns zulassen, hörst du?“, er benutzte seinen Ärmel, um die Tränen von der Wange des Jüngeren zu wischen.
 

Der Langhaarige sah auf, starrte seinen Gefährten an: „Das... das hat... Sirius... auch gesagt... und...und... und dann war er... tot!“
 

„Harry, das wird nicht noch einmal geschehen“, versuchte Severus den Jüngeren ein weiteres Mal zu beruhigen. „Uns allen hier stehen ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung...“
 

„Aber Dumbledore doch auch! Er... er hat die gesamte, englische, magische Welt hinter sich! Die Auroren! Und... und...!“
 

„Und trotzdem fürchtet er dich wie Longbottom mich und Seamus die Todesfeen...“, lächelte Severus, wollte dem Jungen ein anders Bild geben.
 

„Aber...!“
 

„Kein Aber Harry. Wir werden hier noch lange sicher sein, bevor Dumbledore auch nur einen Verdacht schöpfen wird und bis dahin wird er für dich kein Gegner mehr sein. Harry, wir beide gehören zu den mächtigsten Rassen, die es in dieser Welt überhaut noch gibt, neben den Drachen. Wir werden es schaffen. Wir alle.“
 

Harry sah nur auf die Wäsche, mit der das Bett überzogen war.
 

„Harry.“
 

Ein trockenes Lachen erklang: „Ich bin nur ein Freak. Der erste, richtige Kuss, der mir versprochen wird, ist der von einem Dementor. Passt doch“, gab er nur zynisch zurück. Noch bevor er sich, wie immer, wenn er sich so fühlte, unter der Decke verkriechen konnte, lagen auf einmal unerwartet weiche und warme Lippen auf den Seinen.
 

Und es fühlte sich richtig an, nicht wie bei Cho Chang, als er danach das Bedürfnis gehabt hatte, seine Lippen mit Seife zu schrubben, automatisch lehnte er sich gegen den Älteren, seine Arme legten sich wie von selbst in den Nacken seines ehemaligen Professors.
 

Severus knabberte an Harrys Unterlippe, bevor er ihren Kuss löste, strich über das noch immer tränenfeuchte Gesicht: „Dummkopf. Du bist kein Freak. Ich dachte, das hätten wir dir jetzt oft genug in deinen Sturkopf geprügelt“, seufzte er. „Und auch noch mal zum Mitschreiben: kein Dementor wird dir so nah kommen, dass er in mein Territorium kommt.“
 

Automatisch strich Harry sich über die Lippen, sah in Severus’ Augen. Seine Augen waren fast schon verschleiert. Wenn er seine schönsten Momente aufzählen müsste – der hier würde auf jeden Fall dazu gehören.
 

„Was...?“
 

„Das war ein Kuss“, lächelte Severus, strich über das fragende Gesicht. „Und ich gedenke es nicht, bei einem zu belassen.“ Seine Lippen legten sich ein weiteres Mal über Harrys: „Du bist mein Gefährte und ich liebe dich, Harry. Und du bist kein Freak. Für niemanden.“ Er zog Harry ganz auf seinen Schoß.
 

Harry dachte nicht einmal nach. Nicht darüber, wie lächerlich ihm diese Situation noch vor vier Wochen vorgekommen wäre, nicht darüber, was andere denken könnten, nicht darüber, was später geschehen würde. Er lehnte sich einfach nur in die starken Arme, die dafür sorgten, dass er sich so sicher fühlte.
 

Was spielte es schon für eine Rolle, wer es war? Severus war immer für ihn da gewesen, auch, wenn er ihn in Hogwarts so oft angegiftet hatte. Aber selbst das war für ihn eine Hilfe gewesen, denn trotz und alledem schein nun im Nachhinein selbst da ein Sinn hinter gesteckt zu haben. Severus hatte ihn nie wie etwas Besonderes behandelt, sondern wie einen ganz gewöhnlichen Jungen, der ihm auf die Nerven ging.
 

Severus lächelte, hielt den Jungen einfach fest. Inzwischen war ihm klar, was Harry am Meisten suchte und es war nur zu bereit, es auch zu geben. Sicherheit, Nähe... und Liebe. Als der Hauself schließlich ein Tablett brachte, begann er, Harry zu füttern. Er wollte dem Jungen in seinem Schoß einmal das vollkommene Gefühl von Vertrauen und Sicherheit geben, davon, geliebt zu werden, denn bis er das verstehen würde, war noch ein weiter Weg zu gehen.
 


 

Charlie blickte auf, als die Eule neben ihm landete. Er kannte sie. Shine. Freds Flusenfänger. Eine der neuen Erwerbungen, um den Laden in Schwung zu halten. Rasch streckte er den Arm aus, ließ die Eule darauf landen und nahm den Brief ab. Er merkte allein vom Gewicht her, dass noch etwas Anderes, als Papier darin sein musste und er betete für seine Brüder, dass nichts von ihren Scherzartikeln darin versteckt war. Sonst würde er persönlich einen der Drachen auf die beiden hetzen.
 

Er setzte sich, stellte erstaunt fest, dass die Eule auf seine Schulter stiefelte und sich ab da nicht mehr von der Stelle rührte.
 

An Bill und Charlie.
 

„Charlie!“
 

Der andere Rotschopf tauchte auf, streifte die Arbeitshandschuhe ab. „Was ist denn?“, fragte er. „Ich bin...“
 

„Fred und George haben was geschickt.“
 

„Oh nein! Wenn das Ding uns um die Ohren fliegt...!“
 

„Komm, finden wir es raus“, gab Bill zurück. „Sie haben Shine befohlen, hier zu bleiben, also werden sie eine Antwort wollen. Ich denke nicht, dass es ein Scherzartikel ist.“
 

„Meinst du, es hat was mit der Zeitung von vor zwei Tagen zu tun?“, fragte Charlie leise.
 

Bill blickte auf, sekundenlang verdunkelten sich seine Augen: „Das kann natürlich sein.“ Er öffnete den Brief. Darin waren ein gefalteter Zettel und ein Kristall, den er hochhob, worauf sich sofort eine erschreckende Szene vor ihnen abspielte.
 

„Das war... heftig...“, murmelte Bill erschüttert, während sein Bruder an ihm vorbei zu dem zusammengefalteten Papier griff.
 

„Das hier auch.“
 

„Was sagen sie?“
 

„Sie haben eine magische Wanze an Rons Stab befestigt. Ron ist einer der Frühauroren geworden, die direkt dem Minister unterstellt sind. Er war bei dem Treffen, von seiner Sicht aus wurde alles aufgezeichnet.“
 

„Wow...“
 

„Das ist nicht alles. Die beiden glauben, dass Harry unschuldig ist. In allen Punkten.“
 

„Ach?“
 

„Weil wir das ja auch nicht glauben“, knurrte Bill unleidlich. Als ob Harry, gerade Harry, jemandem etwas tun würde! Er hat sich für Drachen und Hippogreifs eingesetzt! Er...!“
 

„Nein, das meine ich nicht. Die beiden schreiben, sie waren da, wo Harry angeblich seine Verwandten umgebracht haben soll und haben in einem Zimmer Unmengen von getrocknetem Blut gefunden. Nicht das von diesen unmöglichen Muggels, sondern Harrys.“
 

„Harrys... Harrys Blut?,” fragte Bill entsetzt.
 

„Ja, in einer so großen Menge, dass, wenn er sie auf einmal verloren hätte, tot sein müsste. Außerdem waren da Spuren von dunkler Magie im Untergeschoss, kaum noch aufspürbar, aber präsent.“
 

„Was schließen sie daraus?“
 

„Sie denken, die Muggels haben Harry irgendwas angetan und Harry ist irgendwie geflüchtet. Was mit seinen Verwandten passiert ist, wissen sie nicht, aber es war definitiv nicht Harrys magische Signatur. Außerdem... haben sie Hedwig gefunden.“
 

„Die weiße Eule?“
 

„Ja. Skelettiert und mit gebrochenem Hals. Sie haben sie nur an einigen gerupften Federn erkannt. Daneben lag das Griffstück von Harrys Zauberstab. Und der wurde schon viel eher, zusammen mit der Eule verbrannt, irgendwann am Anfang der Ferien.“
 

„Was schließt du daraus?“, fragte Bill leise.
 

„Dass Irgendwer ein reges Interesse daran hat, Harry aus einem mir nicht erfindlichen Grund aus dem Weg zu räumen – und unser Vater, Mutter, Ron, Percy und Ginny wissen es wahrscheinlich auch noch und ziehen mit!“
 

„Warum? Warum um Himmels Willen? Ich dachte, Ron wäre mit Harry befreundet!“
 

„Du weißt so gut, wie ich, dass Ron wahnsinnige Probleme mit Eifersucht hat und immer gehabt hat“, gab Charlie leise zurück, setzte sich auf einen der Steine.
 

„Was wollen die beiden dann von uns?“
 

„Hilfe.“
 

„Was sollen wir denn ihrer Meinung nach tun?“
 

„Sie haben die Blutergebnisse und die der magischen Signatur in diese Perle“, er tastete den Umschlag ab, bis er das Stück fand, „gespeichert. Sie wollen, dass wir McGonagall einen Besuch abstatten, bevor die Schule wieder losgeht. Die Frau ist dann also noch bei sich auf ihrem Gut in Schottland.“
 

„Warum nicht zu Dumbledore?“, fragte Bill überrascht.
 

„Sie trauen ihm nicht. Er hat das Urteil in Harrys Abwesenheit gesprochen und wenn Harry gefunden wird, wird man ihn nicht einmal anhören, sondern ihn direkt zu den Dementoren bringen, das ist sein Befehl. Und ganz ehrlich – das macht ihn doch seeeehr... nun... verdächtig. Überleg doch mal, wie er Harry früher behandelt hat! Und jetzt glaubt er, dass Harry so viele Leute umgebracht hätte??“
 

Der Andere nickte, beschwor mit einer schnellen Bewegung seines Zauberstabes Zettel und eine Feder. Die Antwort bestand aus zwei Worten: Wir helfen.
 

Rasch band Bill die Nachricht an Shines Fuß und beide Brüder beobachteten, wie die Eule verschwand: „Wir stellen uns gerade gegen unsere Familie, ist dir das klar?“
 

„Wir stellen uns gegen eine himmelschreiende Ungerechtigkeit“, korrigierte Charlie. Und ich hoffe, dass unsere Eltern und Ron nicht so viel damit zu tun haben, wie es gerade aussieht. Verdammt! Wenn wir doch nur Kontakt zu Remus Lupin aufnehmen könnten!“
 

„Der ist tot. Sag mal, liest du die Zeitung eigentlich nie ganz?“, fragte Bill leise. „Er ist in Russland von einigen Werwölfen zerfetzt worden, die Schuldigen werden immer noch gejagt.“
 

„Bei Merlin! Nicht auch noch das! Ich hoffe nur, dass Harry das noch nicht mitbekommen hat!“, rief Charlie aus, wobei er grünlich anlief.
 

„Wem sagst du das“, murmelte Bill, während er einen weiteren Bogen Papier beschwor und hastig einige Zeilen niederschrieb, bevor er zu ihren eigenen Eulen lief. „Bring das hier zu Professor Minerva McGonagall, Kane“, gab er seine Instruktionen, bevor das Tier sich elegant in die Luft erhob. „Lassen wir die Verschwörung beginnen...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Artanaro
2007-07-18T19:41:51+00:00 18.07.2007 21:41
Oh Mann oh mann. Das Kapitel war aber spannend. Die älteren Weasleys sind einfach genial. Außer Percy. Klasse. Und Sev hat Harry endlich gesagt das er ihn liebt. Ich bin riesig gespannt auf die weiteren Kapitel. Schreib bitte schnell weiter
Von:  YozoraCole
2007-07-18T13:30:46+00:00 18.07.2007 15:30
ich wusste doch die drei helfen harry
*jubel*
ich hoffe mcgonnagel hilft ihnen auch
armer harry, die verurteilung war ein schock
*harry knuddel*

*autor knuddel*
Von:  wish
2007-07-18T12:01:01+00:00 18.07.2007 14:01
Das Kapitel ist wieder mal total gut, schön das die Zwillinge jetzt verbündete sind und sogar schon Beweise gefunden haben. Ich hoffe sie beweisen dadruch Harrys Unschuld.
Schreib bitte schnell weiter.
lg
wish


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