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Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

JackxElizabeth
von

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Der Schmerz des Verlustes

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 3 - Der Schmerz des verlustes
 

Immer noch lag er in der Gasse, er hatte schon ein paar mal versucht sich aufzuraffen, doch das Luder hatte recht gehabt, sein Bein war gebrochen. Nun war es schon nach Mitternacht und Brian saß gegen den Zaun gelehnt da und betrachtete seinen toten Kumpan. Der Job war es nicht wert gewesen, dachte er so bei sich und seufzte.

Sie sollten den Burschen oder besser gesagt das Weib gefangen nehmen, nicht töten, was hatte sich Slice bloß dabei gedacht vom Plan abzuweichen. Einen Gefallen würden wir dem Boss tun, hatte er gesagt. Von wegen, deswegen war alles schief gelaufen, wütend schlug er mit der Faust gegen den Holzzaun.

Plötzlich tauchte ein Schatten am Eingang der Gasse auf, Brian wurde flau im Magen. Irgendwie wusste er, dass gleich etwas Schlimmes passieren musste.

Der Mann kam näher, sein Gesicht immer im Schatten. Er blieb kurz vor Slice toten Körper stehen und schaute hinunter. Verächtlich trat er Slice in die Seite, doch der Tote bewegte sich kaum. Dann sah er zu Brian hinüber.

Das einzige was Brian bekannt vorkam waren die langen nassen Haare, die ihm weit über die Schulter reichten, unter dem schwarzen Kopftuch, leicht verkrustet durch das Meerwasser. An seiner rechten Wange waren immer noch die Abdrücke des Seesterns zu sehen, der dort einmal klebte.

„Wie es aussieht… habt ihr versagt.“ Brian nahm seinen Mut zusammen und sprach: „Er war eine sie, das hättet ihr uns sagen müssen, außerdem lebt sie noch. Slice wollte sie eigentlich umlegen.“

Er kam noch ein Stück näher: „Das ändert nichts an der Tatsache, das sie immer noch frei ist, oder?!“, sagte er leise und gefährlich.

Brian bekam Angst, doch er konnte nicht flüchten. Der schwere schwarze Mantel triefte vor Meerwasser und hinterließ dunkle Tropfen auf dem sandigen Boden.

Er drehte den Kopf leicht und sagte: „Dein Bein ist gebrochen…war sie das?“

Verächtlich schnaubte Brian: „Ja wer sonst, das Biest ist mir auf den Rücken gesprungen und wir sind mit voller Wucht gegen den Zaun geknallt.“

Plötzlich schaute der Mann nach hinten und horchte, bevor er sich wieder Brian zuwandte: „Mein Captain wird dies anders regeln, hier ist dein Lohn für deine Mühe.“

Freudig gespannt wartete Brian auf das Geld, doch stattdessen trat der Mann noch ein Stück näher nahm eine der Pistolen von Slice auf und schoss Brian in das andere Schienbein. Auch hier splitterte der Knochen und Brian schrie.

Brian lag zusammengekrümmt auf dem Boden und heulte. Der andere trat Schritt für Schritt zurück und lächelte hämisch im Dunkeln: „Ich hoffe sie verheilen wieder…such dir lieber einen guten Arzt….“ Brian hörte dies nicht mehr, sondern fühlte nur den Schmerz in seinen Beinen.

Der Mann verließ die Gasse und machte sich auf den weg zurück zum Hafen. Schritt für Schritt ging er ins Wasser und war bald auf dem Schiff seines Captains angekommen, im kühlen Dunkel des Meeres.
 

Elizabeth schreckte aus dem Schlaf hoch, hatte da gerade jemand geschrieen? Sie blickte vom Bett aus hinaus durch das kleine Fenster, welches zur Straße hin gelegen war, alles schien ruhig, nur ein paar Hunde bellten aufgeregt. Irgendetwas musste passiert sein.

Plötzlich tauchte aus dem Schatten ein Mann auf, schnell machte sie sich klein, um nicht gesehen zu werden. Langsam verschwand er Richtung Hafen, er kam ihr bekannt vor, doch ihr war unheimlich genug und wollte nur weiterschlafen. Schnell glitt sie wieder in den Schlaf.
 

Schon beim ersten Sonnenstrahl war sie hellwach und räkelte sich noch einmal ausgiebig. Danach raffte sie sich auf und holte das geschnürte Bündel, das sie gestern erworben hatte, zu sich aufs Bett und friemelte den Knoten auf. Zügig hatte sie die Klamotten angelegt, der Stoff war neu und nicht so abgewetzt, wie ihre alten Sachen, die sie über den einzigen Stuhl im Zimmer zum trocknen aufgehängt hatte. Irgendetwas etwas war heut Nacht passiert, doch Elizabeth wusste nicht mehr was genau sie mitten in der Nacht beobachtet hatte.

Nach einem leichten Frühstück schnürte sie ihr Bündel und machte sich auf zum Hafen, um ein Schiff zu finden, dass sie nach Tortuga bringen konnte.

Der Weg zum Hafen war nicht mehr weit, sie konnte schon die ersten weißen Segel sehen. Nachdem sie die letzte Häuserreihe passiert hatte, die sie noch vom Hafen trennte, war sie begeistert von den majestätischen Schiffen, die hier vor Anker lagen.

Jetzt musste sie nur noch jemanden finden, der wusste wohin welches Schiff fahren würde. Um nicht als Frau aufzufallen, hatte sie sich noch schnell heute Morgen ein wenig die Haare gekürzt, sodass der Zopf den sie jetzt trug, nicht weiter auffallen würde. Sie hatte sich außerdem gestern einen Hut bekauft, einen dreieckigen Braunen. Den hatte sie auch auf.

Sie beschloss niemanden zu fragen, jedenfalls nicht den Hafenvorsteher, sondern die einzelnen Captains. Als sie an das erste Schiff herantrat, fragte sie einen vorbei eilenden jungen Matrosen: „Wohin soll die Reise gehen?“

Kurz blieb der Bursche stehen und beäugte sie: „In den Süden, wohin genau weiß ich auch nicht.“

Elizabeth ging weiter nach mehreren Fehlschlägen erreichte sie das vorletzte Schiff. Ein grimmiger Seebär schnauzte Kommandos von der Kaimauer aus. Er wüsste bestimmt bescheid.

„Guten Tag, wohin geht die Reise?“, fragte Elizabeth höflich den Alten.

Als er sich zu ihr umdrehte, sah sie seine Augenklappe und die dicke Pfeife im Mund: „Söhnchen, hier brauchst du nicht anheuern, die Reise wäre eh viel zu lang und anstrengend für dich.“ Er lachte hämisch.

„Sir, ich habe nur gefragt welchen Zielhafen dieses Schiff ansteuert?“, sagte Elizabeth ein wenig trotzig.

Der Alte öffnete sein gesundes Auge noch ein Stück mehr: „Wir werden zurück nach Frankreich fahren, in die alte Welt.“

Diesem Kerl musste man alles aus der Nase ziehen: „Sir, hält dieses Schiff in Tortuga?“

Er musterte sie eindringlich: „Was will ein so junger Bursche in einem Piratennest wie diesem?“ Etwas grimmig antwortete Elizabeth: „Sir, was ich dort will ist meine Sache, ich brauche nur ein Schiff, das mich dort hinbringt. Ich kann arbeiten, ich bin nicht das erste Mal auf See.“

Erst sagte der Alte gar nichts, dann lachte er lauthals: „Na dann, willkommen an Bord, Tortuga ist der letzte und einzige Hafen, bevor wir mehrere Wochen auf See sind.“
 

Die fünf Tage auf See verliefen ohne Zwischenfälle, keiner schien bemerkt zu haben, das sie eigentlich eine Frau war und nach einem kurzen heftigen Streit mit einem Matrosen endete zu ihren Gunsten, nachdem sie ihn mit ihrem Können mit dem Säbel beeindruckt hatte. Sie hatte sich den Respekt der restlichen Männer verdient und niemand zweifelte mehr ihren Aufenthalt auf dem Schiff an. Als der Abend des fünften Tages anbrach stand Elizabeth an Deck und stütze sich auf den Mopp, mit dem sie gerade das vordere Deck schrubbte. Das nasse Deck roch stark nach Seewasser, doch die Salzkruste hatte sie zum größten Teil entfernt bekommen. Ihren Soll hatte sie erfüllt. Sie brachte den Mopp an seinen Platz und meldete sich beim Bootsmann, im Moment war nicht viel los auf dem Deck, da die Hitze des Tages immer noch schwer auf dem Schiff lag und sich kaum ein Lüftchen regte. Doch eine Flaute hatten sie auch nicht, dass Schiff bewegte sich stetig vorwärts. Der Bootsmann schien zufrieden und entließ sie aus ihrer Arbeit. Verschwitzt ging sie zurück auf das vordere Deck und kletterte ein Stück die Takelage hinauf, um doch einen Hauch von kühlen Wind zu erwischen. Doch auch auf Höhe der ersten Quermasten war kaum Wind. Seufzend wischte sie sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn und starrte nach vorne, über den Bug des Schiffes hinaus und sah seit fünf Tagen das erste Mal wieder Land. Auch die Lichter Tortugas waren schon erkennbar. Doch der Mann im Krähennest schien bei der Hitze besseres zu tun zu haben, als darauf zu achten. Da keiner sich regte, rief sie: „Land in Sicht!“

Innerhalb von wenigen Minuten waren die meisten Matrosen an Deck angelangt und schauten in Fahrtrichtung. Fast zuletzt eilte der Captain an Deck und schrie die nächsten Befehle. Alle gehorchten und binnen weniger Stunden hatten wir die letzten Segel gerafft und die letzten Taue am Kai von Tortuga festgebunden. Elizabeth packte ihr kleines Bündel zusammen. Dabei fiel aus ihrem alten Mantel die Goldmünze, welche dumpf auf die Dielen fiel. Langsam hob sie es an dem daran festgemachten Lederband auf, hängte es sich um den Hals und ließ das Goldstück unter ihrem Hemd verschwinden. Nachdem sie wieder an Deck war und sich von dem Captain verabschiedete, ging sie über den Holzsteg an Land. Noch während sie ging schaute sie sich um, im Hafen lagen einige Schiffe vor Anker, wie sie ahnte, waren es alle Piratenschiffe. Als sie den Anliegersteg betrat, schaute sie zurück in die Bucht hinaus. Dort waren schon die nächsten Schiffe, die auf Tortuga zusteuerten.

Mit aufgerissenen Augen betrachtete sie das schwarze elegante Schiff, welches allen voran in die Bucht einlief.

„Die Black Pearl…“, sagte Elizabeth fast flüsternd. Erst musste sie einige Dinge erledigen, danach würde sie mit Barbossa sprechen. Noch bevor die Pearl anlegte, verschwand Elizabeth in den sandigen Straßen von Tortuga Bay. Nachdem sie durch mehrere Gassen geirrt war, um Ärger aus dem Weg zu gehen, fand sie eine kleine Pension am Rande der Stadt. Die nette Frau zeigte ihr alles und gab ihr dann den Schlüssel für ihr Zimmer.

Doch lange blieb Elizabeth nicht, sondern machte sich auf um Hackler zu treffen. Schnell schlängelte sie sich durch die Massen an betrunkenen Piraten und Huren, um das kleine Backsteinhaus im östlichen Teil Tortugas zu erreichen. Trotz mehrmaligen Pöbeleien, reagierte Elizabeth nicht, sondern verzog sich schnell. Dann bog sie in eine kleine Seitengasse ein, in der es schon deutlich ruhiger war. Am Ende der Gasse lag versteckt ein kleines Gebäude mit vergitterten Fenstern und trug den Namen Gefängnis in einem abwetzten Schild über der Eingangstür. Irgendwann, vor sehr langer Zeit, schien Tortuga auch einmal ein normaler Fischerort gewesen zu sein. Kein Licht erleuchtete die Gasse, es war stockfinster. Etwas beunruhigt klopfte Elizabeth das richtige Zeichen und die Tür öffnete sich. Der Türsteher schaute sie, wie sie erwartet hatte, grimmig an und wies ihr mit einem Wink mit seinem Kopf den Weg. Schnell ging Elizabeth durch die spärlich beleuchteten Gänge, bis sie Hacklers Büro erreichte.

Die Unterredung dauerte nicht lang, sodass Elizabeth schon nach wenigen Minuten wieder die Gasse zurückging. Sie schüttelte sich, der Typ war wirklich widerlich, doch er verstand es mit Geld umzugehen.

Da sie seit langem nichts Vernünftiges gegessen hatte und die nette Dame in der Pension keine Mahlzeiten für ihre Gäste anbot, machte sie sich durch das Gedränge auf zur nächsten Kneipe. Fünf Tage am Stück nur Zwieback und Trockenfleisch waren echt eine Tortur gewesen. Sie befand sich mittlerweile wieder am Hafen und sah aus dem Augenwinkel, dass die Pearl nun fest vertäut am Kai von Tortuga lag. Sie seufzte erleichtert und ein wenig grinsend, eine Begegnung würde sich wohl nicht vermeiden lassen. Irgendwie mochte sie ja das Piratenpack der Black Pearl.

Als sie gerade die ihr am nächsten gelegene Kneipe betreten wollte, wäre sie fast in Pintel und Raghetti gestolpert, die mit jeweils einer Flasche Rum an ihr vorbeitorkelten und lallend über den Unterschied zwischen Männern und Frauen diskutierten. Elizabeth sah ihnen verdutzt nach, sie hatten sie anscheinend gar nicht bemerkt.

Ohne weiter darüber nachzudenken, betrat sie die Kneipe und kämpfte sich durch die besoffenen Männer und Frauen, bis sie endlich den Tresen erreichte.

Mit gekünstelt dunkler Stimme sprach sie den Wirt an: „ Ich brauch was Ordentliches zu essen und ein Glas Rum.“ Etwas irritiert schaute der Wirt sie an, bis er sein Putztuch weglegte und nach hinten in die Küche verschwand.

Schnell kam er mit einem dampfenden Teller mit Eintopf wieder und stellte ihn vor Elizabeth. Den Rum holte er anschließend. „Lass es dir schmecken Bursche.“, sagte er leicht grinsend, als Elizabeth ihm mehrere Schilling in die Hand drückte. Hungrig schaufelte sie den Eintopf in sich hinein. Es war köstlich. Danach nahm sie das Glas Rum in die Hand und brachte kurz den Rum darin zum rotieren, bis sie ihn in einem Zug hinunterkippte. Zufrieden und satt stellte sie das Glas wieder auf den Tresen zurück. Als sie sich umdrehen wollte um zu gehen, fiel ihr Blick sofort auf den oberen Absatz der Treppe, die hinunter in den Schankraum führte.

Allein ging er gemächlich die Stufen herunter und ließ seinen Blick schweifen. Schnell drehte sich Elizabeth um und hoffte, dass er sie nicht gesehen hatte. Da sie am äußeren Ende des Tresens saß, hielt sie die Wahrscheinlichkeit auch für viel zu gering. Ihr Herz pochte schnell und zur Beruhigung bestellte sie noch einen Rum, an dem sie nur spärlich nippte.

Doch er half nicht die Anspannung in ihr zu lösen. Völlig in Gedanken versunken, merkte Elizabeth nicht, dass er auf sie zukam und sich auf den Platz neben sie setzte. Als sie seine Stimme hörte, schreckte sie regelrecht auf. Nachdem er seinen Rum bekommen hatte lehrte er das ganz volle Glas in einem Zug und knallte das Glas auf den Tisch. Aus den Augenwinkeln sah Elizabeth zu ihm, er sah abgehetzt und müde aus, was er wohl in all den Jahren getrieben hatte? Plötzlich kam eine der Huren auf ihn zu, sie hatte feuerrote Haare und ihr Gesicht war vor Ärger verzerrt. Doch gerade als sie ihm eine Ohrfeige verpassen wollte, griff er nach ihrem Handgelenk ohne hinzusehen.

Erbost schrie die Hure ihn an: „Was soll das Jack? Die hättest du verdient und das weißt du auch!“

Er schaute sie nur aus den Augenwinkeln an: „Ich bin heut nicht in der Stimmung mich von einer Hure schlagen zu lassen. Also verschwinde, bevor ich meine guten Manieren gegenüber Frauen noch einmal überdenke. Klar soweit?“, sagte er ein wenig bedrohlich.

Etwas erstaunt und verwirrt wandte sich die Hure ab und schlenderte durch die die Menge.

Noch bevor er das Gespräch mit ihr suchen konnte, sprang Elizabeth von ihrem Hocker und drängte zur Treppe. Ohne auf andere zu achten, bahnte sie sich ihren Weg nach draußen. In der Mitte des Raumes rempelte sie einen sehr stark Angetrunkenen, der vor Schreck seine noch volle Flasche Rum fallen ließ, an. Laut zerschellte sie am Boden. Wütend über den verlorenen Alkohol, zückte er seinen Säbel und griff sie an. So entbrannte eine Kneipenschlägerei die Tortuga alle Ehre machte. Gläser und Flaschen wurden geschmissen, Stühle zerschlagen und mit Säbeln gekämpft. Schnell parierte sie alle möglichen Angriffe und arbeitete sich über die Treppe nach draußen vor. Als sie die Kneipe gerade verlassen wollte sah sie, dass Jack sich auch ins Getümmel geworfen hatte und ihr zu folgen schien. Für einen Moment blickte er hoch zu ihr. Sein Blick war undurchdringlich, sie wusste ihn nicht zu deuten. Sie griff sich an die Brust und spürte das Goldstück unter ihren Fingern. Sie spürte wie ein dumpfer Schmerz ihren Bauch ausfüllte, wie damals. Sie hatte keine Lust sich um ihre Gefühle zu kümmern. Er würde sie nicht schon wieder in ein solches Chaos stürzen. Es tat immer so weh, sie wollte es nicht, nicht schon wieder, nie wieder. Ihr Atem wurde schneller, wahrscheinlich weil sie so abgehetzt war oder der Kämpfe wegen. Noch ehe sie weiter nachdenken konnte verließ sie die Kneipe und rannte zurück zur Pension. Mit jedem Schritt spürte sie das Gewicht des Goldstückes um ihren Hals. Sie hatte es wegschmeißen wollen, schon seit langem, doch sie konnte es nicht. Nach halbem Weg in irgendeiner leblosen Gasse machte sie halt und lehnte sich an eine der Wände.

Schwer stützte sie ihre Hände auf ihre Knie und atmete heftig. Der Schweiß tropfte ihr von der Stirn und fiel auf den staubigen Boden. Der Abend war immer noch sehr heiß und schwül, was ihr das Luftholen erschwerte. Sie war so erschöpft, sodass sie kraftlos an der Wand hinunterrutschte. Sie hatte noch keinen Schlaf gehabt und die schwere Arbeit des letzten Tages auf dem Schiff, forderte ihren Tribut. Außerdem war das Wasser an Bord knapp gewesen, sie hatte seit gestern kein frisches Wasser gehabt. Sie spürte die Trockenheit in ihrem Mund, hätte sie bloß Wasser statt Rum bestellt. Wütend spuckte sie in den Sand, um den alkoholischen Geschmack los zu werden. Ihr Atem wurde nicht ruhiger, selbst nachdem sie saß. Auf einmal spürte sie ein dumpfes pochen in ihrem linkem Bein. Blut tropfte leise in den Sand. Als sie die Wunde sah, schloss sie die Augen und lehnte ihren Kopf zurück an die Wand. Verdammt, dachte sie so bei sich, wäre ich bloß nicht so hastig geflüchtet, dann wäre mir das erspart geblieben. Die Wunde war weder groß noch tief, aber da Elizabeth schon erschöpft war, behinderte die Wunde zusätzlich.

Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen gelassen und sich schlafen gelegt. Doch nicht hier. Elizabeth rappelte sich auf und ging an die Wand der Gasse gestützt weiter. Nach wenigen Metern sackte sie zusammen und blieb sitzen. Sie zog ihren Mantel aus und riss ein Stück ihres Hemdärmels ab und verband damit ihr Bein. So schnell wie möglich zog sie ihren Mantel wieder an und raffte sich auf um weiter zu gehen.

Meter für Meter ging sie vorwärts, doch sie war erschöpfter als sie gedacht hatte, wäre sie doch bloß mit knurrendem Magen ins Bett gegangen. Ärgerlich schleppte sie sich weiter.

Mittlerweile war sie in eine andere Gasse eingetaucht und ging mühsam ihren Weg. Als sie sich wieder einmal hinsetzte, um sich ein wenig auszuruhen, hörte sie Schritte aus der Richtung, aus der sie gekommen war. Ihr Herz klopfte schneller und sie versuchte sich aufzuraffen, sie würde sich nicht kampflos ergeben. Schwer an die Wand gelehnt zückte sie ihren Säbel und starrte auf den Eingang der Gasse. Die Schritte kamen immer näher, bis ein Schatten am Eingang der Gasse erschien. Er kam näher und näher, ohne ein Wort zu sagen, nur die Schritte hallten leise an den Wänden wieder. Weniger als zwei Meter blieb er vor ihr stehen, immer noch den Säbel in der Hand.

Wütend schaute sie ihn an: „Verschwinde Jack, ich brauche deine Hilfe nicht….“, sagte sie in einen zittrigen erstickten Tonfall.

Doch Jack antwortete nicht sondern blickte sie bloß an. Seine braunen Augen verrieten nichts. Elizabeth ging ein paar Schritte zurück, immer noch an die Wand gestützt. Immer noch lief ihr der Schweiß am Körper hinab und der alte bekannte Schmerz fraß sich in ihren Magen. Sie wollte weinen, doch konnte es nicht. Warum war er ihr gefolgt, warum war er wieder da, warum? Es endete doch eh immer gleich, es tat immer am Ende weh, ihr Herz ertrug das nicht mehr. Für den Moment waren sie immer da, doch was war mit morgen und übermorgen? Immer waren sie fort und sie allein. Mit ihm war es dasselbe.

Immer weiter ging sie zurück, den Säbel auf Jack gerichtet. Die Gasse machte einen Knick, Elizabeth verschwand um die Ecke. Sichtlich erleichtert ging sie weiter zurück, bis sie plötzlich über eine Holzkiste stolperte, die direkt hinter ihr an der Wand stand. Ohne zu schreien fiel sie zu Boden, lag auf dem Bauch, die Arme nahe am Kopf. Wütend schlug sie mit der Faust auf den Boden, die Wunde am Bein pochte schmerzhaft. Doch das war es nicht was ihr die Tränen in die Augen trieb. Ihre Gefühle schienen ein Eigenleben zu führen, heute so morgen andersherum. Sie wusste nicht mehr was sie sich selbst glauben konnte und was nicht. Hatte sie nicht den Verräter geheiratet, der sie jetzt verurteilte, für etwas, für das sie nichts konnte? Sie hatte ihre Liebsten verloren, zuerst ihren Vater, dann ihren Sohn. Ihr Leben war ein Scherbenhaufen und er hatte den ersten Riss verursacht. Eigentlich wollte sie ihn hassen, doch sie konnte es nicht. Verdammt, warum nur nicht! Nun stand er hier um die Ecke, warum. Ihre Gedanken waren so wirr und drehten sich um so viele Fragen, das ihr dabei übel wurde. Sie raffte sich auf und lehnte sich an die gegenüberliegende Wand. Die Wunde war weiter aufgeplatzt, ihr Verband durchnässt von Blut. Als sie den Verband mit zitternden Händen öffnen wollte, tropften ihre Tränen auf ihr Bein und vermischten sich mit dem Blut. Doch sie öffnete den Verband und die Tränen brannten, ja sie brannten und überdeckten den Schmerz in ihrem Herzen. Den Säbel hatte sie beiseite gelegt, doch als Jack um die Ecke kam, nahm sie ihn zitternd wieder hoch. Immer noch schaute er so undurchdringlich. Mit verheulten Gesicht schaute sie ihn an und sprach zitternd: „Warum bist du hier? Willst du mir noch mehr wehtun…glaubst du ich wüsste nicht warum du hier bist? Warum bist du nur in mein Leben getreten, WARUM! Du hast alles kaputt gemacht, ALLES!“

Ihre Stimme brach ab und sie senkte weinend den Kopf. Das Salz in ihrer Wunde brannte, doch der Schmerz in ihrem Herzen war mittlerweile noch schlimmer.

Sie hörte wie er näher kam und sich ihr gegenüberstellte, an die andere Wand. Er rutschte an der Wand runter und saß ihr nun gegenüber. Kraftlos hielt Elizabeth noch den Säbel fest, doch die Spitze lag schon längst im Sand. Sie wusste, dass die Dinge, die sie ihm an den Kopf warf nicht gerechtfertigt waren, doch ihr wäre es lieber gewesen, er streite sich mit ihr, anstatt das er gar nichts sagt. Warum war sie hier, wo war noch der Sinn in ihrem Leben, sie hatte alles verloren, was ihr etwas bedeutete. Alles, ihren Sohn, ihren Mann, ihren Vater. Und die Wut über diese Ungerechtigkeit ließ sie an ihm aus.

Noch einmal hob sie den Kopf und sprach leise: „…es, es tut mir Leid Jack, du kannst nichts dafür,…aber…“

Noch ehe sie weiter sprechen konnte, beugte sich Jack vor und nahm den letzten Rest des behelfsmäßigen Verbandes von ihrem Bein. Er griff zu einer kleinen Flasche Rum, die er in einer seiner Taschen hatte und kippte den Inhalt vorsichtig über die Wunde. Elizabeth kniff die Augen zu, es brennte höllisch. Danach riss er von seinem Hemdärmel ein Stück ab und verband ihr Bein straff.

Überrascht schaute Elizabeth ihn an und fand keine Worte. Sein Blick ruhte immer noch auf ihrem Bein bis er aufstand und seine Hand anbot, um ihr auf zu helfen.

Elizabeth wusste nicht, was sie von dieser Geste halten sollte und versuchte es allein. Sie hatte es fast geschafft, als sie an der Wand abrutschte und fiel. Doch Jack fing sie auf.

Ihr Herz pochte schon wieder…doch Elizabeth wollte es nicht, wollte ihn nicht mögen, wollte nicht das er ihr half, wollte nicht das er so nahe war…es tat immer so weh…

Als Elizabeth wieder festen Stand hatte, stand er immer noch bei ihr, so nahe, zu nahe…

Mit einer Hand an die Wand gestützt schaute Elizabeth ihn an. Sein Blick war wie damals, als sie ihn gesucht und er sie gefunden hatte.

Sie wandte den Blick ab und wollte gehen. Ihr Herz war so schwer, von all den Lügen Intrigen, dem gegenseitigen Verrat, alles was sie je für richtig hielt, verkehrte sich ins Gegenteil. Wie sollte sie wissen, ob dies nun richtig oder falsch war. Sie wurde je aus ihren Gedanken gerissen, als er ihren Hals berührte und das Band unter den Fingern spürte. Langsam zog er das Goldstück hinauf und nahm es in die Hand, um es zu betrachten.

„Wenn ihr die Sachen wirklich so meint, die ihr mir gerade an den Kopf geworfen habt Liebes, warum habt ihr das Goldstück nicht schon vor langer Zeit weggeworfen?“, fragte er ungläubig.

Elizabeth wollte gehen, doch sie konnte es nicht. Ihr Atem ging schwer und sie war immer noch schweißnass. Wieso fragte er so was, sie wusste nicht mal selbst warum sie es noch hatte. Er ließ das Goldstück wieder los und schaute sie wieder an. Sie drehte sich mit dem Rücken zur Wand und lehnte sich dagegen, um ihr Bein zu entlasten. Er würde sie nicht gehen lassen, nicht wenn er es nicht wollte.

Sein müder Blick wirkte gehetzt und sein Gesicht war ebenso schweißnass wie Ihres. Abermals verlor sie sich in seinem Blick, konnte sich nicht satt sehen. Wieso war dieser elende Pirat wieder bei ihr? Wieso war er ihr gefolgt? Sie hatte versucht ihn aus ihrem Leben auszuschließen, doch so sehr sie es versuchte, es schien immer erfolglos zu sein.
 

Sie erinnerte sich an diesen einen Tag, der schon so lange zurück lag, als sie auf der Black Pearl waren und sie Jack von den Kaperbriefen erzählte. Damals wollte sie ihn überzeugen, dass auch er eine gute Seite besaß und hätte sich fast der Versuchung ihn zu küssen hingegeben. Dann als der Kraken die Pearl so gut wie zerstört hatte, war er zurückgekommen, um sie zu retten, sie alle. Er war ein guter Mensch. Sie war von dieser Selbstlosigkeit beeindruckt gewesen und musste ihn so schrecklich hintergehen. Doch den Kuss hatte sie niemals wieder vergessen können, selbst nach so langer Zeit nicht.
 

Sein Hemd klebte an seiner Brust, anscheinend war es auch für ihn ein sehr warmer Tag gewesen. Auch auf seinem Kopftuch waren die dunklen Ränder des Schweißes sichtbar.

Wieder beugte er sich vor und sprach dicht vor ihrem Ohr: „Warum seid ihr wirklich hier, Misses Turner?“

Sie schluckte und knurrte zurück: „Ich bin nicht mehr Misses Turner…“

Eine Träne floss ihre Wange hinab, es war die Wahrheit. Sie wusste es schon lange Zeit, fürchtete sich aber immer, dass auszusprechen, was unausweichlich war. Es war keine Liebe mehr, nur noch ein Bündnis, wegen des Kindes, doch das hatte nun auch keinen Bestand mehr. Er zog sich wieder ein Stück zurück und bedachte sie mit einem viel sagendem Blick: „So so…“

Dann kam er wieder nahe an ihr Ohr und flüsterte: „Und warum seid ihr nun hier…Elizabeth?“ Ein Schauder ging über ihren Rücken. Sein heißer Atem strich über ihren Hals, seine Haare lagen schwer auf ihrer Brust und kitzelten sie am Hals. Sie sog seinen Duft ein und roch den Rum, den Schweiß und den Dreck. Ihr Herz ging schnell, zu schnell.

War es wirklich das was sie hier wollte?

Seine Nase strich an ihrer Wange entlang, dann ihren Haaransatz. Ihren Hut hatte sie längst nicht mehr auf, seit ihrem Sturz lag er im Staub neben ihr.

„Meint ihr immer noch, dass es mit uns nichts wird, Liebes?“, fragte er ruhig und ein wenig belustigt. Elizabeth legte ihm eine Hand auf die Brust und schob ihn zitternd ein Stück von sich, damit sie ihm in die Augen schauen konnte.

Ein wenig war sein Blick belustigt, aber hauptsächlich sah er sie ernst an. Ihre Hand ruhte immer noch auf seiner Brust, sie spürte den Schweiß auf seiner Haut. Sie wusste immer noch nicht ob ihre Gefühle ihr nur einen Streich spielten oder diesmal ernst waren. Doch irgendwann musste sie sich entscheiden. Ihre Beziehung zu William war so gut wie zerstört. Wer würde es ihr verdenken…

Als sie die Hand von seiner Brust nahm und sie zusammengekrampft vor ihren Bauch hielt, senkte sie den Blick nach unten. Ohne weiter darüber nachzudenken, schlüpfte sie unter seinem Arm hindurch und lehnte sich ein Stück weiter an die Wand. Schwer atmend blickte sie zu Jack und lachte gestellt: „Glaubst du ich habe zeit für so was? William denkt ich habe seinen Sohn umgebracht und werde von angeheuerten Mördern verfolgt…Ich habe wirklich andere Probleme…Jack.“

Sie versuchte ihn standhaft und hart anzuschauen, doch die Tränen liefen trotzdem, ohne das sie etwas dagegen tun konnte. Sie versuchte die Tränen wegzublinzeln, doch es half nichts. Ihr Körper schien immer schwerer und schwerer zu werden, langsam sackte Elizabeth die Wand hinunter und schlang die Arme um sich. All der Kummer, den sie all die Wochen nach dem Tod ihres Sohnes nicht verspürt hatte kam jetzt hervor, so als hätte er die Chance erkannt und sich zwischen die anderen Gefühle gemischt und war so an die Oberfläche gelangt. Sie weinte und weinte, vergrub den Kopf zwischen den Armen, um die Welt auszublenden.
 

Als Jack mit seiner Mannschaft die Kneipe betreten hatte, musste er auch schon Scarlett abwimmeln. Kurz danach entbrach eine wilde Schlägerei, in die er unweigerlich mit hineingezogen wurde. Mitten im Getöse schienen mehrere Männer einen jungen Burschen zu rufen, der ihnen die teure Flasche Rum zerdeppert hatte. Jack war ihren Blicken gefolgt, hinauf zum Eingang der Kneipe. Für einen kurzen Moment starrte er den jungen Burschen, der eigentlich eine Frau war, an, ohne zu wissen, was er denken sollte, bis ihn Bruchteile später die Schlägerei wieder umfing.

Unkonzentriert führte er die Gefechte in der Kneipe weiter, bis er sich entschloss ihr zu folgen, falls sie es wirklich war, vielleicht hatte er sich auch getäuscht. Mittlerweile lagen die meisten der Kneipenbesucher besiegt, betrunken, oder tot herum und Captain Jack Sparrow stieg schwankend die Treppe hinauf, hinaus in die schwüle Nachtluft. Draußen angekommen drehte sich die Welt um Jack ein wenig, doch er gewann schnell die Orientierung wieder und schaute sich um. Mit einem kaum merklichen Seufzer steckte er seinen Säbel wieder in die Metallscheide zurück. Es waren nur wenige Minuten vergangen und sie konnte noch nicht allzu weit gekommen sein. Aber als er sich draußen in der überfüllten Hauptstraße umschaute, zweifelte er immer mehr daran, dass es wirklich eine Frau war, die er gesehen hatte, vielleicht war es doch bloß ein Jüngling gewesen. Jack trat nach einem kleinen leeren Holzfass und war sichtlich überrascht, wie viel Wut er in diesen Tritt gelegt hatte.

Noch einmal ließ er seinen Blick schweifen, entdeckte Huren, ihre Freier, Betrunkene und anderes Gesocks. Noch während er schaute verwarf er den Gedanken immer mehr, selbst wenn sie hier wäre, was wollte sie schon von ihm, wahrscheinlich war sie es gar nicht gewesen. Plötzlich erschien Mister Gibbs neben ihm, mit einer Flasche Rum, die Jack ihm gleich abnahm und einen großen Schluck hinunterschlang. Nachdem er sich mit dem Handrücken den Mund abgewischt hatte, reichte er Gibbs die Flasche zurück: „Ich glaube ich habe Halluzinationen Mister Gibbs.“ Er schielte Gibbs aus den Augenwinkeln an: „Ich dachte ich hätte Elizabeth Swann äh Turner gesehen. Lachhaft nicht wahr?“

Überrascht hob Gibbs die Augenbrauen: „Ganz und gar nicht Captain, ich habe sie auch gesehen. Ich stand oben an der Balustrade mit einer reizenden Dame, die sich mir näher bekannt machen wollte. Sie lief direkt an uns vorbei, schien es recht eilig zu haben. Na ja mit einer solchen Wunde am Bein wäre ich wahrscheinlich auch schnell verschwunden. Jack?“

Doch noch ehe Gibbs den letzten Satz zu Ende bringen konnte, hatte sich Jack schnellen Schrittes in die Menge gestürzt. Allzu weit konnte sie noch nicht gekommen sein. Noch während er zwischen den Leuten hindurch marschierte, fragte er sich warum er sie suchte, sie war verheiratet und glücklich. Sie wollte nichts von ihm wissen, dass hatte sie ihn mehrmals klar gemacht. Doch warum war sie hier?

Ewig ging er ziellos die Hauptstraße entlang, was hatte er sich bloß dabei gedacht sie zu suchen. Leicht verärgert stiefelte er weiter. Auf seinem Weg konnte er mehreren unachtsamen Männern Geld stehlen. Nachdem er mehrere Beutel ergattert hatte lehnte er sich an eine Hauswand, an der eine ruhige Gasse begann und lehrte die Beutel in eine einer seiner Handflächen aus. Ein breites Schmunzeln erschien auf seinem Gesicht, sodass der Goldzahn blitzte. Stück für Stück zählte er die Münzen in seinen eigenen Geldbeutel hinein. Kurz darauf kam ein Betrunkener an ihm vorbei, dem er mit viel Sprachgewandheit eine halbvolle Flasche Rum abschwatzen konnte. Zufrieden lehnte er an der Wand und genoss den Rum. Nachdem die Flasche fast leer war, streifte sein Blick die vorbeiziehenden Massen von Tortuga Bay. Ein paar mal meinte er Elizabeth zu sehen, doch der Rum spielte ihm Streiche. Innerlich seufzte er und blickte in die ruhige Gasse rechts von ihm. Doch als er so die umherstehenden Kisten und den Abfall in der Gasse sah fiel ihm noch etwas auf. Er kniff die Augen zusammen, konnte es aber nicht erkennen. Neugierig machte er einige Schritte in die Gasse hinein und erkannte schnell, dass es Blut war, welches an der Kiste klebte. Nach weiteren Blicken entdeckte er Fußspuren, die einzigen seit langem in dieser Gasse und überall auf dem sandigen Boden waren ebenfalls Blutspuren zu finden. Schnell folgte er den Spuren, ohne genau zu wissen, was ihn erwarten würde. Doch tief in seinem Innern wusste Jack wessen Spur er hier folgte, verdrängte es jedoch, denn er wusste, dass in den Gassen von Tortuga so gut wie alles lauern konnte.

Lange Zeit wanderte er von einer Gasse in die Nächste, folgte den Spuren im Sand, bis ein erschöpftes Keuchen aus einer nahen angrenzenden Gasse kam. So leise wie möglich schlich Jack weiter und linste vorsichtig um die Ecke. Gerade als er sie erblickte, riss sie sich ein Stück ihres Hemdärmels ab und verband damit ihr blutendes Bein. Selbst von hier konnte er sehen wie erschöpft sie war. Gibbs und er hatten sich nicht getäuscht, es war tatsächlich Elizabeth. Vorsichtig zog er sich zurück und lehnte seinen Kopf schwer an die Wand. Er schloss die Augen und schluckte. Noch hatte er die Möglichkeit umzukehren und den Vorfall in Rum zu ertränken, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Doch er wusste, dass es nicht funktionieren würde, bis jetzt hatte nichts geholfen, keine anderen Frauen, kein Alkohol, nicht einmal ein Abenteuer. Obwohl er Barbossa besiegt hatte und die Pearl wieder sein war, war er nicht mehr derselbe. Er hatte dagegen angekämpft, alles versucht, doch er wusste, dass es so war, auch wenn er die Wahrheit immer noch nicht akzeptieren wollte.

Er hörte wie Elizabeth sich stöhnend aufraffte und weiter die Gasse hinunterschlurfte, außer hörweite. Jack bewegte sich immer noch nicht, immer leiser wurden Elizabeths Schritte, bis er sie gar nicht mehr hörte. Doch gerade als er ihr folgen wollte, hörte Jack ein schleifendes Geräusch und leises erschöpftes Keuchen, gefolgt von einem dumpfen Aufprall auf den sandigen Boden. Ohne weiter darüber nachzudenken, wirbelte er schnell um die Ecke, den Säbel gezückt und ging eilig in die Nebengasse, in der Elizabeth gerade noch gewesen war. Ob er nun Lärm machte war ihm egal, vielleicht war ihr etwas zugestoßen. Wie von einer fremden Macht getrieben hetzte er weiter, bis er, am Ende der Nebengasse angelangt, rechts den einzig möglichen Weg einschlug und um die Ecke bog.

Dort stand sie,schwer an die Wand gelehnt, den Säbel auf ihn gerichtet.

Jack bewegte sich nicht. Jahrelange Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass selbst ein verletztes Frauenzimmer mit einem Säbel in der Hand gefährlich sein konnte.

Ihre Beschimpfungen prallten an ihm ab, er war weit aus schlimmeres gewöhnt, trotzdem beobachtete er sie aufmerksam, Frauen waren zu allem fähig.

Elizabeth raffte sich langsam auf und zog sich tiefer in die Gasse zurück und verschwand schließlich um nächste Biegung aus seinem Sichtfeld.

Wenige Sekunden verstrichen bis Jack das Knacken einer Holzkiste und einen dumpfen Aufprall aus Elizabeths Richtung hörte. Anstatt zu verschwinden, wie es ihm die ganze Zeit durch den Kopf geisterte, ging er schnellen Schrittes zur Biegung der Gasse, ohne auf das zu hören, was er eben noch über Weibsbilder gedacht hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  PuneM699
2009-04-07T22:47:01+00:00 08.04.2009 00:47
Wow, super Kapitel. Bin echt begeistert. Hat mich total gepackt und dabei muss ich morgen früh aufstehen >.< Egal, es hat sich gelohnt das Kapi noch zu lesen. Ich finde es auch richtig hammer, dass du die Situation aus der Sicht von Liz geschrieben hast und nochmal aus der Sicht von Jack, aber warum haben sie sich nicht geküsst >.<
Bin mal gespannt auf's nächste Kapi ^^
Von:  oONeverEndingHopeOo
2008-10-22T13:24:19+00:00 22.10.2008 15:24
Hi die FF ist toll.
Die 3 Kapitels sind toll geschreiben ich bin begeistert.
Es wäre toll wenn du weiter schreiben würdest, ich kann es kaum erwarten ^^

Von: abgemeldet
2008-05-29T17:47:14+00:00 29.05.2008 19:47
*-*
Tolles Kapitel.
Ist Liz umgekippt wegen des hohen Blutverlusts?
Ich kann es mir bildlich vorstellen...
Ich merke, dass du lange an dem Kap gesessen bist *nick*
Dafür ist es umso toller geworden^^
Aye...
*Rum raushol*
Falscher Zeitpunkt, wa?! xD



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