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Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

JackxElizabeth
von

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Von Vergangeheit, Gegenwart und Zukunft

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 5 - Von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft -
 

Abertausende von Sternen erhellten das dunkle Firmament der Nacht, nur der Mond war in diesen unwirklichen Gefilden nicht zu sehen. Doch an diesen mondlosen Himmel hatte er sich mittlerweile gewöhnt und vermisste den Anblick kaum. Sein Blick schweifte von dem berauschenden Antlitz der Sterne zu dem dunklen glatten Meer, welches sich unendlich weit unter dem geöffneten Fenster an dem er stand auszubreiten schien. Er beobachtete die flachen sich kräuselnden Wellen, die das perfekte Spiegelbild des Firmaments ein wenig verzerrten und fühlte die laue Brise, die sein Gesicht entlang strich und einige seiner leichteren braunen Haare mit sich zog.

Der leichte Wind kroch ihm den Rücken hinunter und verursachte ihm einen Schauer. Ein belustigtes Lächeln huschte kurz über seine Lippen, sein Körper schien immer noch auf die Widernatürlichkeit der Brise zu reagieren. Entschlossen spannte er die Muskeln, um den Schauer zu vertreiben und wandte den Blick in die Richtung aus der die Lufthauch zu ihm wehte.

Bald würden sie kommen, die Brise kündigte sie immer an.

Es war Zeit sich der Aufgabe zu widmen, die ihm zuteil geworden war, vor so schrecklich langer zeit.

Doch obwohl er wusste, dass er seine Pflichten erfüllen musste, verweilte er ein wenig länger und wartete.
 

Bedächtig schloss er die Augen und atmete die klare reine salzige Luft ein. Für einen Moment hörte er nur die Geräusche des Schiffes, das Knarzen der Dielen, das Wackeln der Taue, das Ächzen der Wände und wartete.

Als er die Hoffnung fast aufgab und sich vom Fenster abwenden wollte, passierte es.

Eine anderer Windhauch erfüllte die Capitänskajüte und wisperte ihm zu.

Langsam öffnete er die Augen, ein milchig weißer und doch durchsichtiger Rauch schlängelte sich durch die Luft auf das Fenster zu, seidig wie Wasser.

Geschmeidig drehte er sich vom Fenster weg und trat mitten in den Raum.

Er spürte die geisterhafte Berührung als der Rauch hinter ihm näher kam.
 

Das stetige Wispern wurde lauter und klang wohlig in seinen Ohren. Gemächlich zog der Nebel nun vor ihm seine Bahnen, vorsichtig trat er näher.

So nah war er dem Wesen seit langem nicht mehr gekommen. Wenige Schritte trennten ihn noch von dem Nebel, der jetzt unstet wie das Meer hin und her wogte, als ob es aufgeregt wäre.

Langsam streckte er die Hand nach dem Nebel aus, um ihn zu berühren. Unerwartet bewegte sich nun auch der Nebel auf ihn zu und es formte sich eine Hand aus dem Rauch.

Etwas überrascht hielt er inne und blickte in den weißen Dunst.

Die weiße Hand reckte sich ihm entgegen und strich ihm sanft über die Wange und verharrte dort eine Weile.

Kurz schloss er die Augen und genoss die seidige angenehme Kühle, die die milchig weiße Hand auf seiner Haut verströmte.

Seine Hand hing immer noch in der Luft ohne Kontakt zu dem milchigem Weiß, fragend schob er die Augenbrauen zusammen und sprach leise, wie zu sich selbst: "Was bist du?"
 

Leise wisperte ihm die Antwort einer zarten weiblichen Stimme entgegen: "....später.....eure Aufgabe....vergesst sie nicht.......danach komme ich wieder......"

Kaum waren die letzten Worte verklungen, polterte es an der Tür.

Mit dem ersten Schlag der an die Tür donnerte, zersprang der milchig weiße Rauch zu nichts.

William verharrte noch einen Augenblick, dann eilte er zu Tür.

Während er seine Aufgabe erfüllte, dachte er immer wieder an den Nebel und schweifte öfters als gewollt in die Vergangenheit ab.

Vor ungefähr Sechs Jahren hatte er das Wispern das erste Mal wahrgenommen, gesehen hatte er den Nebel erst etliche Jahre später. Damals hatte ihn, wie so oft in der ersten Zeit seinem neuen Daseins, eine Woge der Niedergeschlagenheit erfasst. In solchen Augenblicken hasste er das Schiff, die Enge und Bedrücktheit mit all den Verdammten oder Seeligen, wie auch immer man die Crew der Flying Dutchman bezeichnen wollte. Der einzige Ort auf diesem Schiff, der ihm ein wenig die Bedrücktheit nahm, war das Krähennest. Dort befand er sich auch vor 6 Jahren, hatte nachgedacht und das Firmament fast flehentlich angeschaut. Erst hatte er es für das Heulen des Windes gehalten, doch da kein Lüftchen wehte, mussten die Geräusche einen anderen Ursprung haben. So hatte er das erste Mal das Wispern gehört.
 

Elizabeth hatte er von all den Geschehnissen und anderen Kuriositäten, die er in der Zeit auf der Flying Dutchman erlebt hatte, nichts bei ihrem Treffen vor etwas mehr als einem Jahr berichtet. Es hatte sich irgendwie nicht richtig angefühlt, außerdem war es ihm so vorgekommen, als hätte Elizabeth damals auch Geheimnisse vor ihm gehabt. Nach der ersten stürmischen Begrüßung, hatten sie sich den Tag über kaum in die Augen schauen können. Ein grimmiges Lächeln verzerrte seine schmalen Lippen, sie hatten sich bei ihrer Begrüßung kaum umarmt, als ob der andere in stinkendem Fisch gebadet hätte. Doch selbst diese Umarmung war stürmischer als ihre Gefühlsbekundungen des restlichen Tages. Alles hatte sich so geheuchelt angefühlt. Irgendwie hatten diese 10 Jahre ihn und Elizabeth mehr gezeichnet, als sie es vor mehr als einem Jahrzehnt für möglich gehalten hatten. Selbst der kleine Junge, sein Kind, hatte ihn misstrauisch beäugt und fasste spät am Tag erst ein wenig Interesse an dem Fremden. Der Gedanke an sein Kind versetzte William einen Stich, da wo ein normaler Mann sein Herz verbarg. Er hielt einen Augenblick inne und betrachtete die vorbeiziehenden kleinen Boote mit ihren Insassen. Er sah zum Glück keinen Menschen, den er kannte. Jäh unterbrach er seine Gedanken und vollendete den Knoten, mit dem gerade begonnen hatte, danach brachte er seinen Körper aus der hockenden Position und streckte sich kurz. Nachdem er seine Gelenke wieder ein wenig gelockert hatte, wischte er sich mit den schwieligen braunen Händen den Schweiß von der Stirn. William schwenkte kurz den Blick über das Schiff und nickte unauffällig, seine Männer machten ihre Arbeit gut, er wurde hier unten im Moment nicht gebraucht.
 

Verschwitzt machte er sich auf den Weg zum Achterdeck, um das Steuerrad wieder an sich zu nehmen. doch noch während er das Schiff überquerte, wurde sein Kopf immer noch von verqueren und wirren Gedanken an seinen Sohn überschwemmt. An der Treppe angelangt, die ihn auf den oberen Teil des Schiffes brachte, lehnte er sich unauffällig an das alte dunkle Geländer und rubbelte sich mit dem Handballen über Stirn und Schläfe. Aber die Gedanken an seinen Sohn ließen sich nicht vertreiben, ganz im Gegenteil, immer neue Gedanken ergänzten den Ursprung und verzerrten ihn immer weiter, bis er zum hundertsten Mal an dem Punkt angelangt war zu glauben, dass es nicht sein Sohn war, den er vor über einem Jahr an Englands schroffer Küste bei Cornwall im Schatten seiner Mutter getroffen hatte, da er feststellen musste, dass sein Sohn kaum eine Ähnlichkeit mit ihm besaß. Selbst der Name des Kindes hatte ihn stutzig gemacht. Er hatte zwar braune Haare und braune Augen, doch hunderte Männer hätten ebenso der Vater dieses Knaben sein können.
 

Wie konnte er so naiv sein zu glauben, das Elizabeth zehn Jahre auf ihn warten würde, ohne sich anderen Menschen und vor allen Dingen Männern zu zuwenden. Grimmig seufzend schloss er kurz die Augen und rieb sich noch einmal die Schläfe. Er war von klein auf der Überzeugung gewesen, dass man einem Piraten nicht trauen konnte, meistens hatte sich dies auch bewahrheitet. Niemals hätte er gedacht, dass er auch von Elizabeth so denken könnte.

Obwohl er damals ebenfalls mit Piraten zusammengearbeitet hatte, um seine eigenen Ziele zu erreichen, hatte er nie an seinen Überzeugungen und Grundsätzen gerüttelt, ja nicht einmal gekratzt. Doch sie war die Königin der Piraten, immer noch, und die Zeit unter den Piraten hatte sie verändert, dass hatte er gespürt noch bevor er Captain der Flying Dutchman wurde, aber als er im Sturm des Gefechts um ihre Hand angehalten hatte, schwelte immer noch die Hoffnung in ihm, dass auch Elizabeth irgendwann wieder wie früher wurde. Er schüttelte leicht den Kopf, schon damals als der Kraken die Black Pearl unter sich zerschmetterte und als sie zusammen mit Brabossa und Tia Dalma Jack schließlich vom Grund des Ozeans zurückholten, hatte ihn Elizabeth mehrmals hintergangen und ihn mit ihrem Handeln teilweise tief verletzt, dass hätte die einstige Gouvaneurstochter, die er von klein auf kannte und in die er sich verliebt hatte, niemals getan. Elizabeth hatte sich zwar für ihr Handeln gerechtfertigt, doch ihre Worte klangen hohl in seinen Ohren. Sie war wirklich nicht mehr die junge anständige Frau, in die er sich verliebt hatte.

Dieser enttäuschte und wütende Gedanke mischte sich in seine Melancholie hinein und überschwemmte sie schließlich.
 

Er riss die Augen auf und starrte auf die hölzernen Stufen der kurzen Treppe, sein Griff um das Geländer wurde immer schmerzhafter und seine Knöchel stachen weiß aus der gebräunten Haut hervor.

Ob es jetzt sein leiblicher Sohn war oder nicht, er hatte das Kind akzeptiert, geliebt und sich so sehr auf weitere Treffen gefreut, wie ein Vater. Doch bittere Tatsache war, dass Elizabeth ihr einziges gemeinsames Kind umgebracht hatte. Diese Tatsache war unumstößlich. Selbst Elizabeths verquere Rechtfertigung, als sie hier auf seinem Schiff war, klang für ihn geheuchelt, ihr Schluchzen und Wimmern hatte seine Meinung nicht geändert. Da war die schwelende Hoffnung, mit der er Elizabeth damals geheiratet hatte, in Staub und kalte Asche zerfallen. Er hatte ihre Entschuldigungen und Ausflüchte so satt, diese Heuchelei. Sie würde niemals mehr die junge Gouvaneurstochter sein, sondern ein Pirat, jemand der andere hinterging, dem man nicht vertrauen konnte und der Unschuldige für die eigene Gier ermordet, wie ihren Sohn. Mehr war Elizabeth nicht für ihn.

Diese Wut gab ihm wieder Kraft, mit schnellen Schritten war er an Deck und nahm das Ruder von seinem Vater ohne ein Wort entgegen.
 

Nachdem er nun mehrere Stunden am Steuer stand, hatte sich seine Wut ein wenig verflüchtigt.

Mittlerweile war das Schiff über den Grünen Schein hinaus und befand sich wieder in normalen Gewässern. Eine steife Brise wehte ihm um die Nase und die Mittagssonne verhüllte ihr Antlitz hinter dünnen grauen Wolken, die am Himmel nach Osten wanderten. Das diffuse Licht brachte die Wellen zum glitzern. Seevögel glitten unter den Wolken dahin, auf der Suche nach unachtsamen Fischen, die sie für ihre Brut jagen konnten.
 

Bei dem Anblick drifteten seine Gedanken endlos vor sich hin, ohne ein konkretes Ziel, bis William eine fast vergessene Erinnerung einholte. In der letzten Schlacht, in der die Flying Dutchman Seite an Seite mit der Black Pearl das Flaggschiff der Armada zerstörten, hatte er einen Mann in seine Dienste gezwungen, da er vielleicht noch von Nutzen für ihn sein konnte.

William zog einige widerspenstige Haare aus seinem Blickfeld und grinste, er hatte den Mann damals in den tiefsten Ort des Schiffes einsperren lassen und seiner Crew eingebläut, sich von diesem Kerl fern zu halten.

Seit mindestens 5 Jahren war er nicht mehr dort gewesen. Das letzte Gespräch war nicht sehr informativ für ihn gewesen und sein Gegenüber immer noch dem Hochmut verfallen, der ihn diese Situation gebracht hatte.
 

Vielleicht war es an der Zeit, den Mann in der Bilsch zu besuchen, vielleicht hatte er tatsächlich Informationen, die William helfen würden, sich in dem beginnenden Sog des Schicksals in eine gute Position zu manövrieren.

Er schüttelte bedächtig den Kopf, wusste Elizabeth überhaupt, dass die Wege, die sie beschritt niemals wieder von einem Menschen beschritten werden durften und dass sie das Rad des Schicksals erneut in Gang gesetzt hatte.

Eigentlich musste er das verhindern, hatte es auch schon mehrmals versucht, doch das Schicksal schien Elizabeth immer wieder gewogen zu sein. Sein Vater hatte ihm von dem Versagen der beiden dümmlichen Piraten erzählt, die er angeheuert hatte. Hoffentlich hatten die Meuchelmörder mehr Glück. Sie schienen viel versprechender zu sein als diese Piraten. Doch ob sie das Versprochene erhielten stand noch in Frage. Bisher hatte er keine Rückmeldung erhalten, doch bis zum nächsten Vollmond war es noch einige Tage hin.
 

Gern hätte er ausgelotet, ob Elizabeths Überleben auch für ihn vorteilhaft sein könnte, aber das Risiko war ihm zu hoch. Mit Elizabeths Tod würde alles enden und das Rad des Schicksals würde ihn verschonen. Mit ihrem Tod könnte er den seinen verhindern und diesen Preis war er bereit zu bezahlen. Dies war die einzig sichere Lösung. Alles andere würde seinen Tod bedeuten.

William presste die Lippen aufeinander und schob die Augenbrauen finster zusammen.

Sie durfte nie erfahren was er wusste, niemals durfte ihr die Geschichte zu Ohren kommen, doch er war bestimmt nicht der einzige der von der Existenz der Geschichte wusste.

Die Erkenntnis, dass er nicht der einzige war, der die Geschichte kannte, machte ihn sichtlich nervös. Jemand der schon Ewigkeiten auf See zubrachte musste diese Sage kennen. Sein Gesicht verfinsterte sich zusehends. Er kannte nur einen Piraten, der solch eine bizarre Sage aufschnappen und glauben würde: Jack Sparrow.
 

Angst mischte sich unter seinen Ärger, er musste sich beeilen, vielleicht hatte Elizabeth Jack schon längst gefunden. Vielleicht war sie mittlerweile auch schon tot, doch er wollte nichts dem Zufall überlassen, das Schicksal hatte seine Finger schon viel zu oft im Spiel. Dieses Mal würde er am Zug sein. Schnell rief er seinen Steuermann herbei und übergab ihm hastig das Ruder. Mit schnellen Sätzen verließ er das Achterdeck und verschwand durch eine schäbige Tür im Bauch des Schiffes.

William hastete weiter hinunter in die Eingeweide der Flying Dutchman, bis er die Bilsch erreichte. Kurz hielt er inne, um zur Ruhe zu kommen, dann ging er sicheren Schrittes auf die kleine Zelle zu, die im brackigen Wasser der Bilsch stand. Der Gefangene saß auf einer modrigen Holzbank und lehnte schwer an den Eisenstäben, die so dick wie zwei Männerfinger waren. Die Feuchtigkeit und die zeit hatten der Bank arg zugesetzt, nur die Stäbe glänzten matt, als wären sie frisch poliert worden. Die Luft roch abgestanden, feucht und ein wenig nach Moder. Salzige Ränder waren überall an den Schiffswänden zu sehen, wie abstrakte Landschaften zogen sie sich über die einzelnen Bretter hinweg.

Entweder hatte der Gefangene ihn noch nicht bemerkt, oder er ignorierte William. Mit patschenden Schritten näherte sich William der Zelle, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch der Mann bewegte sich immer noch nicht.

Als William direkt vor der Tür der Zelle stand, erklang ein gackerndes Lachen.

Dunkle Augen wanden sich William zu: „Welch seltener Besuch, was verschafft mir die Ehre, Mister Turner?“
 

Die weiße Perücke, die er einst getragen hatte, besaß der Mann nicht mehr. Seine eigenen Haare, die einen dunklen Braunton durchwoben von feinen Grautönen hatten, waren nass und ungepflegt. Das halblange Haar war notdürftig mit einem alten Lederband zusammengebunden. Hier und da lösten sich Strähnen heraus. Man hatte ihn damals seiner alten Klamotten entledigt und in einfache Kleidung aus groben Leinen gesteckt. Durch das dünne feuchte Leinen des Hemdes, welches dem Mann stellenweise am Körper klebte, zeichneten sich der recht magere Körperbau und die wenig trainierten Muskeln deutlich ab. Schmutzränder, Flecken, anderer Dreck und Salzrückstände an Haut und Kleidung ließen ihn noch schäbiger aussehen. So gepflegt wie er einst war, genauso schmutzig sah er nun aus. Doch er war ein Mitglied der Crew und brauchte sich keine Sorgen um Krankheit oder Tod zu machen.

Ohne den Mann aus den Augen zu lassen, schloss William die Zelle auf und trat hinein.

Seine andere Hand lag auf dem Griff seines Säbels.

Bevor er mit seinem Gegenüber zu sprechen begann, dachte er an Jack Sparrow und verfluchte diesen elenden Piraten und hoffte inbrünstig, dass dieser sein Schandmaul bisher gehalten hatte und Elizabeth nichts wusste.
 

Anderswo...
 

Eine Maid mit langen dunkelblonden Haaren, die ihr die Augen verdeckten, beugte sich zu ihm hinunter. Sie kam immer näher, doch als sich ihre Lippen fast berührten, hielt sie inne. Er öffnete leicht die Augen und sah, dass ihr Mund leicht offen war, als wolle sie etwas sagen. Gerade als er den unterbrochenen Kuss fortführen wollte, begann die Frau zu sprechen.: „bssssssseebssssssssssebsssssssssssssssss“ Vor Schreck versuchte er sich von ihr abzuwenden, doch stattdessen fingen seine Augenlider an zu flackern und öffneten sich kurz darauf einen Spalt breit. Der Traum war vorbei.

Ein kehliges Seufzen, das mehr an ein Brummen erinnerte, drang über die Lippen des Captains und füllte seine Lungen sofort mit feucht schwüler Hitze.

Mit der rechten Hand, die er aus seinen überkreuzten Armen, die auf seiner Brust ruhten, befreite, schob er langsam seinen Hut von seinem Gesicht zurück auf den Kopf, um zu schauen wie viel Zeit er hier auf dem Stuhl seit Tagesanbruch gedöst hatte.

Gerade als er sich an die blendende Helligkeit der Mittagssonne gewöhnt hatte, entdeckte er den kleinen Störenfried, der ihn um seinen weiteren Schlaf gebracht hatte.
 

Die Fliege saß gerade auf seiner anderen Hand, die immer noch ruhig auf seiner Brust lag und putzte sich genüsslich die Flügel.

Jack Sparrows Jagdinstinkt war erwacht und er war fest entschlossen, diese Fliege für ihren Frevel ihn beim Schlafen zu stören Kiel holen zu lassen. Mit seinen Augen fixierte er die Fliege und näherte sich langsam mit der rechten Hand. Zu seinem Pech entwischte die Fliege noch bevor er den Angriff starten konnte und schwirrte wieder um seinen Kopf. Da seine Jagd, dank seiner schläfrigen Reaktion, misslungen war, fuchtelte er nun wie wild mit beiden Armen herum, in der Hoffung die Fliege möge verschwinden. Der Stuhl auf dem er saß, kippelte gefährlich. Unerwarteter Weise traf er sie wohl doch irgendwie und die Fliege stürzte ab und landete auf seiner Brust. Mit einem deutlich schnelleren Handgriff hatte er sie in der Faust gepackt und zerdrückte sie.

Das knirschende Geräusch des brechenden Fliegenkörpers ließ seinen Mundwinkel leicht noch oben schnellen.

Obwohl er wusste, was er in seiner Hand vorfinden würde, öffnete Jack die Faust und betrachtete sein Werk. Nun doch ein wenig angeekelt, wischte er sich die Überreste der Fliege an der Hose ab und rückte wieder richtig auf den Stuhl. Erst jetzt merkte er wie steif sein Körper war, seine Schulterblätter, mit denen er an der Rücklehne gedrückt geschlafen hatte, schmerzten sehr. Auch sein Nacken war steif geworden, nur mit Mühe konnte Jack den Kopf weit nach hinten oder zur Seite legen. Seine Beine, die Füße übereinander verkeilt, waren eingeschlafen und fingen langsam an zu Kribbeln, als er sie versuchte zu bewegen.
 

Jack ließ den Blick schweifen und sah sich um, wie er schon bemerkt hatte, stand die Sonne im Zenit, es musste also gegen Mittag sein, das kleine ockerfarbene Haus, an dessen Hauswand er saß, war von einer grünen Wand vom Rest der Piratenhochburg getrennt. Die Palmen wiegten sich in einer lauen Brise, die nur ihre Spitzen berührte, ein leichter Duft von wilden Blumen und Früchten wehte ebenfalls herbei. Das Rascheln der Palmen übertönte das entfernte Kreischen der Möwen, ab und zu hörte man noch die zwitschernden Vögel und anderes Getier im dichten Wald. Aus der nahen Stadt war kein Laut zu hören. Auf dem Sandweg, der aus der Stadt den Hang hinauf hierher führte und auf dem Vorplatz des Hauses flimmerte die Hitze, sodass die Luft über dem Boden in unregelmäßigen Formen nach oben wabberte.

Heute schien es noch heißer zu werden als gestern.
 

Sein Blick schweifte wieder in die Ferne, er konnte von hier aus einen Teil des Hafens ausmachen und einige einlaufende Schiffe erblicken. Die schwarzen Segel der Pearl sah er durch das dichte Grün nicht, leider. Doch das Meer konnte er sehen, hellblau wie der wolkenlose Himmel und friedlich, es schien kein ordentlicher Wellengang zu herrschen.

Ohne den Blick abzuwenden, streckte sich Jack einmal und bewegte seine Füße erneut, sie kribbelten nicht mehr.

Mit einem Sprung stand er auf den Beinen und ging zur Eingangstür des Hauses. Seinen Mantel hatte er heute früh schon im Haus gelassen, da es draußen lau genug war, um ohne ihn zu schlafen. Doch selbst die wenigen Stunden, die die Sonne auf ihn geschienen hatte, hatten gereicht. Jacks Hose klebte wie eine zweite Haut an seinen Beinen, seine Füße fühlten sich glitschig und heiß in den Stiefeln an und selbst sein Hemd war klatschnass, obwohl sein Oberkörper im Schatten gewesen war. Mit einer Hand nahm er seine langen Haare zusammen und lüftete seinen heißen Nacken und wischte mit dem linken Hemdärmel den Schweiß davon.

Der Doktor hatte ihm zwar angeboten drinnen zu schlafen, doch das hatte der Captain abgelehnt. Im Haus war es trotz offener Fenster noch stickiger gewesen als draußen, außerdem hätte er bei Elizabeth im Zimmer auf dem Fußboden schlafen müssen. Er wusste, dass er dann erst recht nicht hätte schlafen können, aus welchen Gründen auch immer.

So hätte er Eindringlinge auch besser bemerken können, falls der zweite Mann in Schwarz noch leben sollte und sie verfolgt hatte, doch diese Vermutung hatte sich zum Glück bisher nicht bestätigt.

Kurz hielt er inne und blieb vor der schmalen Holztür stehen. Gedankenverloren zwirbelte er einen seiner kurzen Bartzöpfe am Kinn zwischen den Fingern und schob die eingeflochtenen farbigen Holzperlen hin und her. Normalerweise gönnte er sich eine solch offene Unachtsamkeit nur, wenn er wusste, dass niemand in der Nähe war oder er sicher sein konnte, dass er nicht hinterrücks angegriffen wurde. Doch diese echte Unachtsamkeit konnte keiner von der gespielten Unachtsamkeit, die er über die Jahre perfektioniert hatte und mit der er schon viele Menschen übertölpelt, ausgeraubt oder getötet hatte, unterscheiden.

Deshalb konnte es Jack sich auch leisten im richtigen Moment auch mal echt unachtsam zu sein, da keiner es je erfahren würde, schon gar nicht hier draußen, auf einem sandigem Fleckchen in mitten des Dschungels von Tortuga.

Noch immer stand er da und grübelte, doch wie er den Gedanken drehte und wendete, er kam zu keiner annehmbaren Lösung. Schon während er Elizabeth hier hoch geschleppt hatte, spukte dieser Gedanke in seinem Hinterkopf und drängte sich immer weiter nach vorne.

Es war fast ein Wunder, das er am frühen morgen überhaupt eingeschlafen war, so sehr hatte er sich das Gehirn zermartert. Er merkte gar nicht, wie er seine drängenden Fragen leise vor sich hin murmelte: „Wie? Wie hatte sie den Mann besiegt? ….. Denk nach Jack, denk nach verdammt! Sie war verwundet und schwach, hatte viel Blut verloren…..sie hatte kaum ihren Säbel halten können…. außerdem war er ihr körperlich weit überlegen gewesen, also wie Elizabeth, wie hast du ihn bloß besiegt?“
 

Plötzlich stieß er sich den Fuß an einem kleineren Felsen. Überrascht machte er kehrt und ging zurück zur Eingangstür. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sich vom Haus entfernt hatte. Er schüttelte leicht den Kopf und ließ die Hand von seinem Kinn sinken, er hatte sich lange genug einer so offenen Unachtsamkeit hingegeben. Seine Fragen würde ihm auch nur Elizabeth beantworten können, wenn überhaupt.

Nachdem er sein Gehirn endlich wieder im Zaum hatte, merkte er, wie schmierig ihm die Klamotten am Körper klebten und vor sich hin müffelten. Wahrscheinlich waren diese nicht die einzigen, die dringend einmal gesäubert werden mussten. Vorhin hatte er das noch nicht so wahrgenommen, aber es war wirklich mal an der Zeit zu baden.

Vor vier Tagen war die Mannschaft der Pearl bei ruhigem Wellengang im Meer gewesen, da es so heiß war und der Gestank so vieler Männer auch irgendwann wirklich ekelerregend wurde. Doch das war eindeutig zu lange her.
 

Gerade als er die Tür öffnen wollte, schwang sie nach innen und Hanx trat nach draußen ins helle Sonnenlicht.

Etwas überrascht blickte Jack Sparrow den Mediziner an. Dieser rauschte an Jack Sparrow vorbei und der scharfe Blick aus den hellbraunen fast goldenen Augen, den er Jack zuwarf, erstickten jedes Kommentar des Piraten im Keim.

Einige Schritte weiter blieb der Medicus stehen und verschränkte schwer seufzend die Arme auf den Rücken. Nur die geballte Faust mit kalkweißen Knöcheln auf seinem Rücken verriet, wie wütend er war.

Jack wartete und blickte auf den Rücken des Mannes. Hanx war älter als er, aber nicht sehr viel, das wusste Jack. Das letzte Mal als er den Medicus gesehen hatte, trug er seine blonden Haare noch elegant zu einem Zopf im Nacken, ähnlich wie der Welpe. Doch heute waren sie kürzer, höchstens kinnlang und ein wenig zerzaust.

Sein ausgeblichenes gräulich angelaufenes Hemd war bis zum Ellenbogen hochgekrempelt, doch das Blut in den aufgerollten Ärmeln konnte man trotzdem sehen. Nun sah Jack genauer hin, auch an Hanx Fingern klebten noch Blutreste, am deutlichsten unter seinen Fingernägeln. Auch an seiner dunklen Stoffhose entdeckte Jack auffällige dunklere Flecken, er fragte sich, wie viel Blut Elizabeth in dieser Nacht wohl verloren hatte.
 

„Du hast unsere Abmachung gebrochen, Jack.“, sagte der Medicus ruhig, aber die Spannung in seiner Stimme war fast sichtbar.

Jack wandte den Blick von Hanx ab und schaute hinunter auf den Hafen und das Meer. Die Sonne schien immer noch mörderisch heiß auf ihn herab. Am liebsten hätte er sich jetzt, nicht nur um dieser Diskussion aus dem Weg zu gehen, in die kalten Fluten des Ozeans geworfen.

Doch der Wunsch musste ein Wunsch bleiben, vorerst.

„Das schien dich heute Nacht nicht besonders gestört zu haben, du hast uns mit offenen Armen aufgenommen und mir sogar angeboten drinnen zu schlafen, mein lieber alter Freund.“, sagte Jack provozierend und auch ein wenig wütend, obwohl er noch nicht so recht wusste wo diese Wut herkam. Vielleicht konnte er sich ihre alte Fehde noch irgendwie nutzbar machen, denn das was geschehen war konnte man nicht wieder rückgängig machen. Zum Glück wusste Jack, das er dem Medicus überlegen war, zumindest in körperlicher Hinsicht und er sich diese Provokationen leisten konnte. Man hätte auch auf einer anderen Ebene reden können, doch Jack hatte früh gelernt, dass ein wütender in die Enge getriebener Mensch in jedweder Hinsicht mehr von sich preisgab, als er eigentlich wollte und das solches Wissen sich vielfach als sehr nützlich erweisen kann. Viele Male schon hatten ihn solche Informationen und Details, die viele andere nicht beachteten oder übersahen, vor dem Tode oder schlimmeren bewahrt.
 

Mit einem leichten Grinsen beobachtete der Pirat aus den Augenwinkeln, wie der Medicus seine Arme von seinem Rücken löste und diese angespannt zu beiden Seiten seines Körpers ruhten.

Er ballte immer wieder die Fäuste, als ob er noch abwägen würde, mit dem Piraten eine Prügelei anzufangen.

Doch die Vernunft schien gesiegt zu haben, aber in der Stimme des Mediziners hörte man deutlich die Wut, die in ihm tobte: „Ich habe einen Eid geschworen Jack Sparrow. Ich habe geschworen jedem verletzten Menschen zu helfen. Ich würde meinen Eid nie brechen, niemals. Und das ich dir angeboten habe drinnen zu schlafen, tja, ich muss wohl sehr schlaftrunken heute Nacht gewesen sein, als du mich geweckt hast. Ich würde DIR niemals mehr anbieten in meinem Haus zu schlafen und das weißt du.“ Bevor er weiter sprach, drehte er sich zu dem Piraten um und wies auf den Weg zurück in die Stadt. Sein Gesicht war vor Wut verzogen: „ Und jetzt verschwinde von hier Jack Sparrow.“

Belustigt hob Jack seine Augenbrauen, ein leichtes Grinsen trat in sein Gesicht, am liebsten hätte er gelacht, und wie selbstverständlich legte er lässig seine linke Hand auf den Griff seines Säbels.

„Du glaubst wirklich, dass ich jetzt einfach so verschwinde..... Daniel.“, sagte der Pirat selbstsicher. Wobei er den Namen doch ein wenig vorsichtiger aussprach.

Die Züge des Medicus wurden ein wenig weicher, aber immer noch wütend und er ließ seinen Arm sinken.

Aber als er sprach, war seine Stimme genauso hart wie zuvor: „ Diesen Namen habe ich hinter mir gelassen Jack und das weißt du. Ich bin nicht mehr Daniel, schon lange nicht mehr. Und in Zukunft auch nicht, nie mehr, obwohl es schön gewesen wäre Daniel zu bleiben. Aber das, mein lieber alter Freund, hast du mir verwehrt, wie so vieles.“ Den letzten Satz spie er wie etwas Ekliges das ihn jahrelang gequält hatte aus seinem Mund heraus. Er machte eine kurze Pause, als ob er sich von der Ekelhaftigkeit eben erholen müsste, und fuhr dann fort, wobei sein Blick auf den Piraten von Wut in Bedauern wechselte.

„Wer sich mit dir einlässt, wird früher oder später daran kaputt gehen, wie ich und wie die Kleine drinnen.“

Jacks Lächeln erstarb, sein Gesicht wurde ernst und der Griff um den Säbel fester. Er bemerkte gar nicht, dass er seine lockere Haltung aufgab und mehr in eine Art Angriffsposition wechselte.

Ruhig aber drängend sagte er: „Was ist mit ihr? Sprich.“

Etwas überrascht zog der Medicus eine Augenbraue nach oben und blickte Jack skeptisch an.

„Wieso sollte ich dir sagen, was mit ihr ist? Mit sehr großer Wahrscheinlich bist DU doch Schuld an ihrem Zustand, also warum zum Teufel sollte ich dir sagen, wie es meiner Patientin geht!“, antwortete er wutschnaubend.
 

Im nächsten Moment ging alles ziemlich schnell.
 

Ohne ein Wort zu sagen, riss Jack seinen Säbel mit der linken Hand aus der Scheide, fing ihn mit der Rechten aus der Luft, hielt die rostige, aber scharfe Klinge sofort an den Hals des Medicus und drängte ihn an die Hauswand zurück.

Keuchend stand Hanx an einer Wand seines Hauses, spürte den rauen warmen Putz im Rücken. Doch was er im Augenblick noch mehr spürte, war das kalte Metall an seinem Hals, welches gegen seinen Kehlkopf gepresst war und die zarte Haut tief eindrückte aber noch nicht zerschnitt. Er traute sich nicht zu schlucken, sicher hätte er sich dann selbst aufgeschlitzt.

Jack Sparrows Gesicht war keine zwei Fußlängen von dem seinen entfernt. Der Medicus wusste nicht, was er von dem Ausdruck auf dem Gesicht des Piraten halten sollte, es war weder Wut, Ärger oder Angst, nichts von alledem. Jacks Blick bohrte sich in den seinen, doch er wagte es immer noch nicht sich zu bewegen oder zu schlucken. Flach versuchte er ein und aus atmen, ohne sich zuviel zu bewegen. Hanx bemerkte, dass ihm kalter Schweiß den Rücken hinunter lief und senkte nun seinen Blick.

Jacks braune Augen musterten ihn kurz, bevor er den Kopf ein wenig zur Seite neigte, die Augen des Medicus fixierten und leise sprach: „Nun hör mir mal gut zu..“, er machte eine kurze Bedenkpause, „..Daniel. Ich habe keinen Eid geschworen, so wie du, und könnte dir hier auf der Stelle die Kehle aufschlitzen und dich wie ein Schwein ausbluten lassen….“

Daniels Augenbrauen zogen sich finster zusammen, starrte Jack an und versuchte ein wenig zu lachen: „Was du kannst ist mir gleichgültig Jack. Du hast dich doch noch nie an irgendetwas gehalten. Nicht an deine eigenen Versprechen, nicht an Gesetzte, noch nicht mal an deine eigenen Regeln. Warum also solltest du es jetzt tun? Dir ist doch alles und jeder egal. Also, wieso tust du es denn nicht endlich! Dann bin ich von meinem Dasein erlöst. Erlöst von allem! Erlöst von dir.“, zischte der Medicus gedrückt.
 

Jacks Blick wirkte ein wenig abwesend, aber seine Stimme war immer noch leise und bedrohlich: „Hängst du wirklich so wenig an deinem Leben? Dann hier, nimm“, sagte er emotionslos und hielt dem verwunderten Medicus einen alten Dolch hin, „ und bring es selbst zu Ende.“

Gerade als sich die Finger von Hanx in die Richtung des Dolches bewegten, zog Jack ihn wieder ein wenig aus seiner Reichweite, balancierte ihn zwischen den Fingern der freien Hand und grinste den Medicus an: „Vorher allerdings, hättest du die Güte mir meine Frage von vorhin, bevor du in diese…unschöne Situation geraten bist, zu beantworten?“

Jack Sparrows Grinsen blieb, doch seine Augen zeigten immer noch diesen seltsamen Ausdruck, den Hanx nicht deuten konnte. Aber was hatte er schon zu verlieren, vielleicht könnte er so ein wenig von der Pein und dem Schmerz lindern. Sein Blick richtete sich auf den strahlend blauen Himmel, selbst hier waren sich Jack und er nie einig gewesen.

Jack hatte schon immer das Meer geliebt und er den Himmel.

Obwohl sich beides so sehr glich, so sehr unterschied es sich auch von dem anderen.

Seufzend antwortete Hanx: „Sie liegt im Wundfieber, ist aber seit ein paar Stunden auf dem Weg der Besserung. Ihre Wunden waren nicht lebensbedrohlich, aber arg verdreckt und sie hat viel Blut verloren.“

Immer noch lag die Klinge des Schwertes am Hals von Daniel, der flach und schnell atmete.
 

Plötzlich ließ der Druck an seine Kehle ein wenig nach, sodass er wieder normal atmen konnte. Aber die Klinge war noch da und schwebte nur Millimeter von seiner Haut entfernt in der flirrenden warmen Luft.

Jack hatte kurz die Augen geschlossen und wieder geöffnet und blickte den Arzt schief an:„Wie lange?“ fragte er ein wenig ungeduldig.

„Mindestens drei Tage, dann dürfte es ihr wieder gut gehen und die Wunden müssten einigermaßen stabil sein.“
 

Schneller als Hanx gucken konnte, verschwand die Klinge von seinem Hals und glitt mit einem scharfem Ton in die Scheide zurück.

Jack machte einige Schritte zurück und warf Hanx den alten Dolch zu. Geschickt fing er in aus der Luft und richtete die Klinge auf den Piraten. Ein verschmitztes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Medicus: „Eigentlich müsste ich dich jetzt umbringen Jack.“ Doch Jack blieb gelassen und grinste zurück: „Du kannst gern versuchen mich mit diesem uralten Ding zu erstechen, aber mit dem Teil da könntest du nicht einmal einen bewusstlosen Papagei töten.“ Ohne ein weiteres Wort machte der Captain auf dem Absatz kehrt und machte sich auf den Weg zurück in die Stadt. Kurz bevor er zwischen den Bäumen verschwand, drehte er sich noch einmal zum Haus um und rief: „Wir sehen uns dann heute Abend.“
 

Daniel hatte Jacks Worte gehört, reagierte aber nicht, er starrte immer noch gebannt auf den alten Dolch. Langsam führte er die Klinge über seine Daumenspitze. Der wenige Druck reichte aus, um die Haut aufzuritzen. Blut quoll in kleinen Schüben hervor.

„Verflucht!“ zischte Hanx, während er sich den Finger in den Mund steckte, um die Blutung zu stillen. Jack hatte ihn reingelegt. Hätte er doch bloß diesen Dolch nach Jack geworfen, hätte es drauf ankommen lassen, als er mit dem Rücken zu ihm stand. Erbost blickte er auf den Dolch, an dessen Klinge kleine rote Blutstropfen hingen. Wütend schleuderte er das Stück Metall Jack hinterher. Klirrend landete der Dolch auf der harten Erde und rutschte unter die ersten Büsche des Dschungels.

Eine Weile noch behielt er den Daumen im Mund, bis sein Ärger genauso verronnen war, wie das Blut aus seinem Daumen.

Als er dann endlich ruhiger atmen konnte, warf er einen Blick auf seinem Daumen. Die Blutung hatte aufgehört. Seufzend verschränkte er die Arme vor der Brust und schaute auf den sandigen Weg, der hinab in die Stadt führte. Bis heute Abend hatte Jack gesagt, also würde er wiederkommen. Er fragte sich, warum Jack auf einmal so hartnäckig ihre Abmachung brach, schließlich hatte er Sie seit sie ausgesprochen wurde eingehalten.

Vielleicht hatte die junge Frau etwas damit zu tun, oder Jack forderte mal wieder sein Schicksal heraus. Einem Impuls folgend, ging der Medicus an den Rand des Waldes und fischte den Dolch aus dem Gestrüpp und steckte ihn sich hinten in den Bund seiner Hose. Wie dem auch sei, dachte Hanx, und blickte nun hinauf in die Sonne, sollte der Pirat doch wieder kommen.
 

Denn Jack war nicht der Einzige, der mit einer Waffe umgehen konnte. Er hatte zwar kein Schwert im Haus, doch er hatte die Lektionen nicht vergessen, die man ihm in seiner Kindheit beigebracht hatte. Und er war gar nicht so schlecht gewesen. Jack würde es noch leidtun, dass er ihn unterschätzt und zu einer Waffe verholfen hatte.

Doch seinen Racheplänen konnte er sich einem anderen Mal widmen, er war schon viel zu lange hier draußen, er musste unbedingt nach seiner Patientin sehen.

Mit schnellen Schritten war er wieder an der Haustür und verschwand schnell ins schattige Innere.
 

__________________________________
 

Info:

Im Jahre 1640 gab es noch keine "richtigen" Ärzte, wie wir sie heute kennen. Es gab zwar studierte Ärzte, doch diese haben sich in dieser zeit vielfach nur um gebrochene Knochen und Amputationen im Krieg gekümmert, oder eben mit den großen Seuchen dieser Zeit (Pest etc.). Diese studierten Ärzte nannte man Medicus.

Eben nicht vergleichbar mit heutigen Ärzten.

(Ich erhebe hierfür keinen Anspruch auf Richtigkeit, ist nur ne Schnellreschersche)



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2009-05-18T12:11:12+00:00 18.05.2009 14:11
Hi!!!
Die Geschichte ist super,mega,geil!!!!!!
Ich freu mich schon wenn du weiter schreibst.
Also schreib bitte schnell weiter.
Bis dann! Goldennugget

Von: abgemeldet
2009-05-12T05:56:48+00:00 12.05.2009 07:56
Hallo!!
Mir gefällt deine FF sehr gut ^^
Deine Charaktere kommen sehr realistisch rüber
Ich hoffe du schreibst ganz schnell weiter.
Gibst du mir per ENS bescheid, wenn das nächste Kappi da ist?

Bis bald
Weekend

Von: abgemeldet
2009-05-10T09:10:25+00:00 10.05.2009 11:10
Was schon aus???
Das war aber kurz!
Will mehr!
Bitte bitte schreib gaaaaanz schnell weiter
*hundeblickaufsetz*
Take_it_easy_Ronja

Von:  PuneM699
2009-04-10T01:00:29+00:00 10.04.2009 03:00
Mal wieder ein richtig gutes und spannendes Kapi geworden. Freu mich schon auf das nächste ^.~
Von:  _Eisblume
2009-04-07T19:24:39+00:00 07.04.2009 21:24
lannnggggggggggggggggggggggggggggggggggggggggggggg wuhaa
aber gut wirklichhhhh
hat mir gefallen *daumen hoch*


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