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Digimon Legends

Der Stoff aus dem Legenden gemacht werden
von

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...die mit Eifer sucht, was Leiden schafft!

- Kapitel 12 ~ …die mit Eifer sucht, was Leiden schafft! -
 


 

Noch lag vollkommene Stille über der sonst unruhigen und hektischen Stadt. Scheinbar schliefen alle, bis auf ein paar Hunde und Katzen, die den frühen Morgen nutzten, um ungestört durch die Stadt zu streunen und Essensreste vom Vortag zu suchen, und selbst der sonst so wachsame Link ruhte mit tief ins Gesicht gezogener Mütze und verschränkten Armen in sitzender Position auf der Bank vor dem Gasthof zum Eintopf, jederzeit kampfbereit, falls ein Monster ihn wecken sollte. Auch die Digiritter machten noch keine Anstalten aufzuwachen…bis auf einen.

Tai hatte eine sehr friedlose Nacht. Die meiste Zeit lag er wach und beobachtete die silbernen Mondstrahlen, die durch das Fenster in sein Zimmer fielen, oder er lauschte dem Ticken der Turmuhr. Nur selten schlief er ein und dann träumte er auch noch schlecht und war schneller wieder wach als ihm lieb war. Den braunhaarigen blagte der Gedanke an Matt und vor allem seine Lüge. Spätestens wenn sie den blonden finden kommt mit Sicherheit heraus, dass dieser schon in Unruh war, auf Tai traf und die Stadt wegen einem Streit wieder verließ. Taichi überlegte hin und her, aber wie er es auch drehte und wendete, er kam immer auf dasselbe Ergebnis: Seine Freunde werden heraus finden, dass er sie schamlos belogen hatte! Aus Peinlichkeit! Weil er mal wieder, oder vielleicht immer noch, an der vergangenen Beziehung zwischen Sora und Yamato knabbern musste. Wieso wusste er selbst nicht genau. Wenn er ehrlich war, wäre es ihm auch lieber, wenn sie Matt nicht finden würden. Aber sie können ihn auch nicht einfach hier lassen. Und wenn die anderen dann heraus finden, dass Tai mutwillig einen Streit vom Zaun brach, obwohl sie sich in einer solch misslichen Lage befanden, dann würden seine Freunde wahrscheinlich noch wütender werden. Er seufzte tief.

Sora regte sich und kuschelte sich enger an den braunhaarigen, bei dem sie im Arm lag. Wenn er sie so betrachtete, schmerzte sein Herz bei dem Gedanken an seine Lüge. Sora sah so unschuldig und friedlich aus, wie ein Engel. In Tais Gedanken war Sora oft sein Engel. Sie war gutmütig und hilfsbereit und viel zu lieb um auf einer harten und grausamen Erde zu leben. Der Überzeugung war Tai schon seit er sie im Kindergarten kennen gelernt hatte.

Er schob seine freie Hand unter seinen Kopf und ließ seien Blick durch das Zimmer schweifen. Alle schliefen tief und fest, das konnte man hören. Seine Schwester, die mit Mimi in dem anderen Bett schlief, murmelte etwas, während sich Izzy, neben T.K. auf dem Boden schlafend, auf die andere Seite drehte. Tai blickte wieder zur Decke und drückte Sora fester an sich. Er fühlte sich schlecht, fast wie ein Verräter. Was sollte er nur tun? Der 17-jährige brauchte dringend einen Plan.

Mittlerweile war es schon hell draußen und auch wenn er die Uhr nicht sah, war er sich sicher, dass es bald sechs Uhr schlagen müsste. Tai fragte sich, wann sie wohl los zogen um die anderen zu suchen und hoffte inständig, dass sie Joe zuerst fanden und Matt möglichst die Klappe hielt, was seinen kurzen Aufenthalt in Unruh angeht. Aber dem war wohl nicht auszuweichen. Er seufzte und schloss die Augen. Sein Kopf tat von der Müdigkeit weh und er fühlte sich, als wäre er nur teilweise in seinem Körper. Tai spürte wie sich Soras Brustkorb sanft hob und wieder sank. Er roch ihren Duft und spürte, wie sein Atem allmählich abflachte und dass er wirklich sehr, sehr müde war…
 

Plötzlich riss Tai erschrocken die Augen auf und blickte direkt in das Gesicht seiner Freundin, die sich über ihn beugte und ihn anlächelte.
 

„Du bist ja schwerer zu wecken als ein Toter!“, kicherte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

Tai richtete sich auf. Im Zimmer war der reinste Trubel, alle waren total aufgeregt und unterhielten sich laut, während sie am Tisch saßen und sich ein Frühstück genehmigten. Der 17-jährige konnte nicht glauben, dass er doch noch eingeschlafen war und schnell machte sich sein Schlafentzug durch hämmernde Kopfschmerzen bemerkbar. Sora zog ihn an den Händen auf die Beine und schleifte ihn zum Tisch.
 

„Du solltest schnell was essen, wir ziehen gleich los.“
 

Die anderen begrüßten ihn munter, während er sich setzte und führten ihr Gespräch fort.
 

„Also, wenn alles glatt gehr, sind wir schon bald wieder zu Hause.“, meinte Izzy und aß ein Stück Brot.
 

„Ich frage mich, wie viel Zeit zu Hause vergangen ist.“, merkte Kari nachdenklich an. „Unsere Eltern machen sich sicher schon Sorgen.“
 

„Vielleicht…“, erwiderte T.K. verheißungsvoll und gewann so die Aufmerksamkeit aller. „Aber vielleicht ist auch schon so viel Zeit vergangen, dass wir 100 Jahre in der Zukunft ankommen und unsere ganze Familie schon längst tot ist. Und dann müssen wir feststellen, dass die Evolution rückwärts läuft und wir uns wieder in der Steinzeit befinden. Alle Städte sind nur noch verwahrloste Ruinen und Dinosaurier regieren die Welt.“

Alle bis auf Izzy und Tai lachten.
 

„Na, das wollen wir ja nicht hoffen.“, kicherte Kari. „Ich möchte schon noch meine Eltern sehen und umarmen.“
 

Es klopfte. Auf hereinbitten öffnete sich die Tür und Link betrat den Raum. Mimi lächelte ihn zuckersüß an, woraufhin Izzy genervt die Augen verdrehte.
 

„Seid ihr fertig? Wir sind in Verzug, wenn wir uns nicht beeilen, ist die Nacht hereingebrochen, bevor wir einen Unterschlupf gefunden haben. Wenn es dunkel ist, ist es nicht besonders gemütlich außerhalb der Stadtmauern.“, drängte Link besorgt. Er wusste nicht, ob sich die Digiritter selbst schützen konnten und jemanden verlieren wollte er auch nicht.
 

„Sicher.“, antwortete Mimi munter und sprang auf. „Es kann los gehen!“

Sie schmiegte sich an Links Arm. Dieser blickte fragend in die Runde.
 

„Ähm…ja, wir können.“, bestätigte Kari, stand auf und setzte dadurch auch die anderen in Bewegung.

Link nickte und schüttelte Mimi sachte von seinem Arm ab.
 

„Dann kommt, wir müssen uns beeilen.“
 

Die Digiritter folgten ihm, allen voran die aufgedrehte Mimi, gefolgt von den kichernden T.K. und Kari, der glücklichen Sora und dem mürrischen Izzy und Tai.
 

„Moment, geht schon mal weiter, ich habe etwas vergessen.“ Tai lief zurück zu der Kommode neben dem Bett und zog die oberste Schublade auf. Zwei Digivices lachten ihn an. Das hatte er völlig vergessen. Tai hatte ja noch Soras Digivice! Er nahm beide und verließ schnell das Zimmer.

In einer geschlossenen Gruppe verließen sie den Gasthof. Auf dem Platz vor dem Gebäude war wieder viel los, auch wenn sich der eigentliche Trubel vor dem Uhrturm abspielte. Link drehte sich zu den Digirittern um und blickte etwas besorgt in die Runde.
 

„Ok, was auch immer da draußen passieren mag, achtet nicht auf mich, sondern bringt euch gleich in Sicherheit.“ Er schaute alle eindringlich an. „Ihr Jungs, könnt ihr mit Waffen umgehen?“
 

Die angesprochenen tauschten Blicke aus.

„Ähm…naja.“, begann Taichi, wurde jedoch von T.K. unterbrochen.
 

„Sicher!“, antwortete er vergnügt.

Link nickte, war sich jedoch nicht sicher, ob er dem schlaksigen T.K. glauben sollte. Er sah für ihn nicht gerade aus, als hätte er schon einmal eine schwere Waffe gehalten.
 

„Gut, dann nehmt die hier.“ Er händigte Takeru einen Bogen und Köcher, Taichi ein extrem langes Schwert und Izzy eine Schleuder mitsamt Munitionstasche aus. Die Augen des blonden begannen zu leuchten.
 

„WOW! Ein Bogen!“ Er begutachtete das Kampfgerät und spannte probeweise die Sehne. „Ist ja abgefahren!“
 

„Ja…total.“, brummte Izzy und besah sich seine Waffe. „Das ist doch ein Spielzeug. Ich glaub der will mich verarschen!??“
 

„Du kannst deins wenigstens tragen!“, schnaufte Tai und hievte das Schwert. „Ich kann das Schwert kaum halten.“
 

„Du kannst deine Gegner erstarren lassen, wenn du die Deku-Kerne auf sie schießt!“, erklärte Link, dem Izzys Bemerkung nicht entgangen war. „Und das…“, begann er, während er Tai das Schwert abnahm und auf dessen Rücken anlegte. „…ist ein Langschwert, das hält man mit beiden Händen!“

Der rothaarige brummelte nur vor sich hin und war noch miesmutiger als vorher. Er verstaute die Schleuder und verschränkte entnervt die Arme. Tai war sich seinerseits nicht sicher, ob er das Schwert überhaupt mit zwei Händen halten konnte, ohne selbst umzufallen. Der braunhaarige hatte schon jetzt leichte Gleichgewichtsstörungen durch das Gewicht der Waffe und er trug diese nur auf dem Rücken. Er war sich fast sicher, dass wenn es zum Kampf kommen sollte, er auf jeden Fall drauf ging, weil er entweder umfallen oder gar nicht erst zum kämpfen kommen würde. Der Gurt drückte sich schwer auf seine Schulter.
 

„Wieso kriegt er überhaupt ein Schwert?“, fragte Izzy säuerlich. „Und wir nicht!“
 

„Weil er der Kräftigste von euch ist.“, antwortete Link, als sei seine Entscheidung ganz selbstverständlich und klar nachvollziehbar. „Du könntest das Schwert kaum tragen, weil es fast so groß ist wie du und er ist zwar groß genug, aber zu schlaksig.“, meinte er, mit einem Deut auf T.K.
 

„Ich bin ganz froh mit dem Bogen!“, winkte der blonde ab.

Koushiro verdrehte wahrscheinlich zum tausendsten Mal die Augen und schaute desinteressiert zur Seite.

Link wandte sich den Mädchen zu.

„Für euch habe ich etwas zur Verteidigung, so müsst ihr nicht direkt an den Kämpfen teilnehmen.“
 

„Wie aufmerksam!“, strahlte Mimi und himmelte den grünbemützten an. „Und so schlau durchdacht.“
 

„Krieg’ dich wieder ein!“, schnaufte Izzy. „Das ist ja kaum auszuhalten, was diese-“

Taichi räusperte sich sehr laut, sodass man den letzten Teil des Satzes nicht hören konnte. Dabei fing er sich einen bösen Blick des rothaarigen ein.
 

„Nun ja…“, fuhr Link fort. Er holte drei Kristalle hervor, die jeweils verschiedenfarbige kugelartige Zentren im Inneren hatten. Den mit dem roten Zentrum überreichte er Sora.

„Mit diesem magischen Kristall kannst du eine Feuerwand um dich herum erschaffen, die sich ausbreitet und alles verbrennt. Und dieser“ Er wandte sich zu Kari und reichte ihr einen Kristall mit einem blauen Zentrum. „macht dich für kurze Zeit unverwundbar. Der letzte“ Er übergab den grünen Mimi. „kann dich aus dem Geschehen heraus in Sicherheit transportieren. Die Reichweite ist zwar nicht besonders weit, aber es reicht, wenn man sich bedeckt hält.“
 

„Toll!“ Mimis Begeisterung war kaum zu stoppen.
 

„Gut, dann gehen wir.“, ordnete der grünbemützte an und ging allen voran in Richtung Uhrturmvorplatz, um durch das Osttor die Stadt in Richtung Sümpfe zu verlassen. Die Digiritter folgten ihm, teils schwärmerisch und zufrieden, teils mürrisch und missvergnügt.
 

„Siehst du.“ Mimi stieß Sora leicht in die Rippen. „Er war um mich am meisten besorgt und will nicht, dass mir etwas zustößt. Das ist so aufmerksam von ihm. Ist er nicht wundervoll!??“
 

„Ähm…ja.“, Sora versuchte zu lächeln und sah hilfesuchend zu T.K.
 

„Du, Mimi.“ Die Angesprochene wandte sich dem blonden zu. „Du weißt, dass Link viele Mädchen haben könnte.“
 

„Na und? Was willst du mir damit sagen?“, fragte sie barsch.
 

„Naja, dass du wohl kaum gegen eine Prinzessin eines ganzen Landes konkurrieren könntest!“, erklärte er. „Ich will dich ja nicht von deiner Wolke runterholen, aber im Vergleich zu Prinzessin Zelda bist du…einfach…“
 

„Jaaaa…?“ Mimis Stimme wirkte bedrohlich, fast schon Angst einflößend. Sie starrte ihn böse an.
 

„Also,…“ T.K. musste sich eingestehen, dass Mimis Strategie aufzugehen schien, und disponierte kurzerhand um. „…du…ich meine…ihr würdet ein wunderbares Paar abgeben!“

Der 13-jährige spielte seine Begeisterung und handelte sich einen vorwurfsvollen Blick von Sora ein.

„Ich, ähm, geh dann mal.“ Er lächelte ein letztes Mal und flüchtete zu Kari.
 

„Siehst du, Sora.“ Mimi hakte sich bei ihr ein. „T.K. ist genau deiner Meinung.“

Sora seufzte und stimmte ihr resigniert zu. Die braunhaarige hat sich mal wieder in eine Idee dermaßen verrannt, dass sie einfach nichts als Zustimmung hören will. Die 17-jährige hat beschlossen, dass sie dieses Mal einfach ihre Klappe hält und Mimi machen lässt, was sie für richtig hält, bis sie, hoffentlich bald, selbst darauf kommt, dass sie einer Illusion nachgejagt hatte.
 

Der Weg führte die Gruppe durch den Trubel des Uhrturmvorplatzes, vorbei an dem Wachposten des Osttors, der Tai skeptisch beäugte, worauf ihm dieser seinerseits ein eingebildetes Siegerlächeln zuwarf, und schließlich erreichten sie die Ebene von Termina. Frischer Wind wehte den Digirittern durchs Haar, es duftete nach Freiheit. Im Gegensatz zu Soras Vorstellungen und der hylianischen Steppe, war das Land grüner und saftiger wie es nicht sein könnte. Viele gesunde Büsche und Bäume zierten die Ebene, die man nun wirklich nicht mit der Steppe vergleichen konnte.
 

„Takuuros Nest liegt südöstlich und um an die Sümpfe zu gelangen, müssen wir einfach nur geradeaus gehen. Da das Nest aber näher liegt, schlage ich vor, dass wir zuerst dort suchen. Wenn wir uns beeilen, könnten wir sogar weiter bis zur Ranch gehen und da übernachten.“, erklärte Link und schaute abwartend in die Runde.
 

„Ok.“, stimmte Mimi freudig zu, ohne abzuwarten, was die anderen zu sagen hatten. „Dann los!“ Sie hielt sich an Links Arm fest. „Allerdings habe ich etwas Angst, dass wir von Monstern überfallen werden. Kannst du mich beschützen?“ Ihr Blick erinnerte stark an ein Katzenjunges, dem man wohl kaum etwas abschlagen konnte und wollte.
 

„Ähm…na klar.“ Link war sich etwas unsicher darüber, wie er Mimi behandeln sollte.
 

„Wir müssen uns beeilen, sonst wird’s ungemütlich!“, drängte Navi, die um Links Kopf schwirrte. Dieser stimmte ihr zu und forderte die anderen auf wachsam und schnell zu sein. Gemeinsam schlugen sie den Weg Richtung Takuuros Nest ein, wobei Izzy und Tai das Schlusslicht bildeten.
 

„Hey Izzy!“ Taichi setzte sich mit ihm ein wenig ab. „Was ist los mit dir?“
 

„Was meinst du?“, erwiderte dieser hart.
 

„Genau das. Du bist unausstehlich.“
 

„Dann rede doch nicht mit mir!“ Izzy wurde lauter, seine Wut stand ihm deutlich in die Augen geschrieben.
 

„Hey!“ Tai nahm seinen Freund am Arm. „Ich meine deine Stimmung, klar? Ich mache mir nur Sorgen, das ist alles.“

Izzy nickte.
 

„Tut mir leid.“
 

Kurz schwiegen sie.

„Es ist nur…“, begann Izzy. „Dieser Link, er ist der totale Schönling und wahrscheinlich der feuchte Traum der schlaflosen Nächte aller Mädchen. Und gerade mal so nebenbei ist er auch noch der Held zweier ganzer Welten, die nicht einmal in Zusammenhang miteinander stehen, jeder mag ihn und achtet ihn und seine Gegner fürchten ihn mit Sicherheit…“
 

Tai hörte ihm zu und nickte verständnisvoll.

„Und wo liegt das Problem?“ Der braunhaarige wusste es zwar ganz genau, aber er wollte es aus Izzy herauskitzeln.
 

„Naja…mit Leichtigkeit kriegt er alle Mädchen rum, einfach nur, weil er ein Held ist, da muss er sich nicht einmal anstrengen. Glaubst du nicht auch, dass er das ausnutzt?“
 

„Du meinst…!?“ Tai deutete auf Mimi. Irgendwie war es doch nicht so das, was er erwartet hatte zu hören. Er hatte wohl das Verhalten des Computerfreaks völlig falsch eingeschätzt, anscheinend machte sich ein bester Freund einfach nur Sorgen um eine beste Freundin.
 

„Ja. Was meinst du was Mimi machen würde? Sie ist so verknallt, dass sie ihn doch ohne Widerworte ranlassen würde! Und dabei würde sie noch denken, dass er sie liebt!“

Tai dachte kurz nach.
 

„Mh, weißt du, Link ist bestimmt nicht der Typ für so einen miesen Zeitvertreib. Außerdem musst du daran denken, dass wir uns hier in einem Computerspiel befinden und Link ein Held, nein, der Held ist. In solchen Spielen gibt es nur schwarz und weiß, nur Gut und Böse, es gibt keine Grauzonen. Jeden den du hier triffst, kannst du in eine der beiden Kategorien stecken. Selbst wenn jemand zu den Guten gehört und von etwas Bösem besessen ist, kannst du nicht sagen, dass dieser Grau ist. In dem Moment ist er einfach Böse und wenn der Bann gebrochen ist, ist er wieder Gut.“, versuchte der braunhaarige zu erklären und hoffte, dass es plausibel klang.
 

„So radikal läuft das hier!?“, harkte Izzy nach. Tai nickte und hatte das Gefühl, seinen Kumpel beruhigt zu haben.
 

„Mach dir keine Sorgen. Selbst wenn es soweit kommen sollte, Mimi ist in guten Händen.“ Er klopfte dem rothaarigen kameradschaftlich auf die Schulter und lächelte ihn aufmunternd an. Koushiro nickte.
 

„Wenn du das sagst. Dennoch ist es nicht gut, er ist ja nicht einmal eine reale Person! Und warum zur Hölle hat er mir eine verdammte Schleuder zur Verteidigung gegeben??“
 

„Das gehört sicher zu seiner Strategie.“, antwortete Tai, wobei er sich selbst nicht sicher war, warum Izzy ausgerechnet eine lausige Schleuder als Waffe bekam. Aber er hatte den rothaarigen gerade wieder einigermaßen auf den Damm gebracht, da konnte er dies nicht wieder durch ein ‚Ich weiß es nicht’ kaputt machen.
 

„Du hast Recht.“, bestätigte Izzy und lächelte zum ersten Mal seit Tagen wieder. „Du hast mich von einem üblen Trip runter geholt. Danke Tai! Du bist ein echt guter Freund.“ Er nickte ihm dankbar zu, doch bemerkte er nicht, dass er den braunhaarigen mit diesen Worten einen harten Schlag verpasste.

Guter Freund? Tai war mit Sicherheit kein guter Freund, wenn er so schamlos seine Freunde belog und einfach verheimlichte, dass er Matt fortgejagt hatte. Mit jedem Schritt den sie taten, kamen sie ihm ein Stück näher. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis alles aufgedeckt werden würde. Tai hatte Angst davor, was würden sie von ihm denken? Er war es mit Sicherheit nicht würdig den Titel eines guten Freundes zu tragen und schon gar nicht der Anführer zu sein. Obwohl Link ja nun diese Rolle übernahm. Tai blickte zu Sora, die sich gerade angeregt mit T.K. und Kari unterhielt und trotz der schlimmen Lage eigentlich relativ glücklich aussah. Er war sich sicher, dass das mit ihm zu tun hatte, so wie sie ihn in der Nacht festgehalten hatte, hätte sie wirklich nichts von ihm losreißen können. Sein schlechtes Gewissen machte sich wieder bemerkbar. Tai hatte sie gar nicht verdient, sie war immer so aufrichtig und unendlich süß.
 

„Was ist los?“ Der Computerfreak holte Tai aus seinen Gedanken zurück.
 

„Ach…ich frage mich nur, wann wir wieder zu Hause sind. Schließen wir lieber wieder zu den anderen auf, bevor wir sie verlieren.“

Izzy nickte, verstand jedoch nicht, wie sie die anderen verlieren sollten, sie waren höchstens fünf Meter hinter ihnen gegangen.
 


 

Einige Stunden lang folgten die Digiritter dem sehr ausdauernden Link, der seinem Tempo keinen Abbruch tat. Die Sonne schien hell und obwohl es anfangs gar nicht so warm war, hatten alle das Gefühl, dass die Sonne unglaublich heiß vom Himmel schien. Tais Rücken schmerzte und vor allem seine Schulter tat ihm unglaublich weh. Zu Beginn war das Schwert schon furchtbar schwer, aber jetzt hatte er beinahe das Gefühl unter der Last zusammen zu brechen. Selbst Mimi war zu geschafft um sich an Link ranzumachen. Nur T.K. und Kari schienen noch bei guter Laune, so energiegeladen wie sie sich unterhielten.
 

„Link!“ Navi suchte die Aufmerksamkeit des Helden.
 

„Was denn?“ Ungestört setzte er seinen Weg fort.
 

„Link, schau doch mal!“
 

„Mh?“, er blickte fragend zu Navi, die hinter ihn deutete. Link drehte sich um und fand einige Meter hinter sich einen müden Haufen bestehend aus sechs Digirittern, die schnauften, schwitzten und fertig aussahen.
 

„Was ist los?“, fragte er in die Runde.
 

„Können wir nicht mal eine Pause machen?“, jammerte Mimi.
 

„Wir haben’s doch gleich.“, erwiderte er motiviert.
 

„Wirklich?“, brachte Sora hoffnungsvoll hervor.
 

„Ja. Seht ihr, da hinten könnt ihr schon den Baum sehen!“ Der grünbemützte deutete nach vorn. In weiter Entfernung konnte man schemenhaft einen verdorrten, alten und großen Baum sehen, der keinerlei Blätter trug. Mimi kniff die Augen zusammen und versuchte etwas zu erkennen.
 

„Was? Du meinst…DA hinten???“
 

„Genau.“ Link lächelte sie an. „Ist nicht mehr weit, hab ich Recht?“
 

„Ich glaube seine Definition von Entfernung ist anders als unsere.“, flüsterte T.K. Kari zu.
 

„Ja, aber nur ein bisschen.“ Hikari blickte den blonden mit gespieltem Ernst an, bis beide anfangen mussten zu kichern.
 

„Bis dahin schaff ich’s nicht mehr.“ Mimi ließ sich resigniert auf den Boden sinken. „Ich kann nicht mehr.“

Link beäugte alle. Die Digiritter sahen allesamt nicht mehr ganz so fit aus.
 

„Vielleicht sollten wir eine Pause machen.“, schlug Navi vor. Der Held nickte.
 

„Dort drüben können wir rasten.“ Er deutete zu einem Baum der von hohem Gras schützend umgeben war. Alle stimmten erleichtert zu und begaben sich zur besagten Stelle. Dort angekommen ließen sich Mimi, Izzy und Sora in den Schatten des Baumes sinken, während Tai einfach nur auf den Rücken fiel.
 

„Ich hätte nie gedacht, dass ein Schwert so schwer sein kann.“, keuchte er. Der 17-jährige hatte das Gefühl, dass seine Beine ihn kein Stück mehr tragen könnten. „In Videospielen sieht das immer so leicht aus.“

Tai schloss die Augen und genoss die Ruhepause. Das einzig Positive an seinem Schmerz in der Schulter war, dass er so Matt vergaß. Was jedoch nicht bedeutete, dass sie ihn nicht finden würden. Auf irgendetwas schien er zu liegen, etwas drückte unangenehm in sein Kreuz. Er tastete unter sich den Boden ab, doch dort war nichts. Der braunhaarige erfühlte seinen Gürtel und bemerkte zwei Digivices. Das hatte er ja völlig vergessen! Schon wieder!

Tai versuchte sich schwungvoll aufzurichten, doch hielt in das Langschwert, auf dem er lag zurück. Mühsam legte er den Gurt ab und setzte sich auf.
 

„Hey, Sora.“ Er kramte nach dem Digivice und ließ sich neben ihr nieder. „Ich habe ganz vergessen, dir das zu geben.“ Tai überreichte ihr das kleine Gerät.

Sora blickte erstaunt auf dieses.
 

„Aber, woher…?“
 

„Eines Nachts hat mein Digivice reagiert und ich bin dem Signal gefolgt, in der Hoffnung dich zu finden, allerdings…hab ich nur das Digivice gefunden.“ Tai flüsterte fast und schaute auf seine Hände während er sprach.
 

„Oh, Tai.“ Sie umarmte ihn. Es rührte sie mit welchem Gefühl er dies sagte. „Danke. Ich dachte schon, ich würde es nicht mehr wiederfinden.“ Sie küsste ihn sanft auf die Wange und strich über seine Hand.

Da war es schon wieder. Schon wieder wurde er für etwas belohnt, obwohl er es gar nicht verdient hatte. Wenn sie wüsste…
 

„Was ist los?“, fragte Sora besorgt. „Du bist schon den ganzen Tag so…komisch.“

Taichi spielte kurz mit dem Gedanken es ihr zu sagen. Dann wäre es endlich raus. Und besser von ihm, als wenn sie es erfährt, wenn sie Matt finden. Aber er war sich nicht einmal sicher, wie ihre Gefühle zu dem Sänger sind. Angst hatte er, dass sie die beiden miteinander verglich und dass er gegen Matt in diesem Wettrennen nicht ankam. Immerhin schaffte es dieser auch in kürzester Zeit Sora rumzukriegen, während Tai schon eine ganze Weile sein Glück versuchte.
 

„Ich…“, begann er.
 


 

„Sieht das nicht wunderschön aus?“, fragte Kari T.K. begeistert, während sie sich einen kleinen natürlichen Teich anschaute, der einige Meter von dem Baum, unter dem alle rasteten, entfernt lag und der einfach nur bezaubernd aussah.

Takerus Herz klopfte wild gegen seine Brust. Kari ging in die Hocke um die klare Wasseroberfläche besser beobachten zu können.
 

„Ja.“, stimmte T.K. zu. Er hatte ein Gefühl, ein sehr starkes und positives Gefühl, das ihm sagte, dass jetzt nichts mehr schief gehen kann. „Ja…so wunderschön wie du.“

Kari blickte zu ihm auf, erschrocken oder überrascht, der blonde konnte den Blick nicht genau deuten.
 

„Was?“, fragte sie etwas unsicher, als wüsste sie nicht, ob sie das nun wirklich gehört oder nur geträumt hatte.
 

„Der Teich ist wunderschön. Und…du bist auch wunderschön!“, wiederholte der Basketballer mit etwas zittriger Stimme und hoffte auf eine positive Antwort, woran er nach Karis erster Reaktion allerdings nicht mehr so sehr glaubte.
 

„Ach, Takeru…“, begann sie leise und blickte abwesend über die Wasseroberfläche. Sie erhob sich ohne ihn anzublicken und verharrte kurz. Dann wollte sie sich abwenden und weggehen, T.K. hielt sie jedoch am Handgelenk fest.
 

„Warte! Kari ich…ich halte das nicht mehr aus. Ich kann so nicht weiter machen, ich kann nicht dein Kumpel sein, wenn ich so starke Gefühle für dich habe…noch immer. Mich bringt es fast um, dich nicht berühren und küssen zu können, bitte Kari.“ Er wartete auf eine Reaktion, oder zumindest darauf, dass sie sich zu ihm drehte und ihn anblickte. Doch sie rührte sich nicht. Stattdessen seufzte das Mädchen nur.
 

„Du kannst nicht mit mir befreundet sein und ich kann nicht mit dir zusammen sein…“, flüsterte sie schon fast.
 

„Aber…warum?“
 

„Das weißt du genau, das haben wir so oft besprochen, T.K., es geht einfach nicht.“
 

„Nur, weil er alles kaputt gemacht hat!? Ich habe dir doch gesagt, wie es war! Ich habe dir alles erklärt!“ Langsam stieg Wut in ihm auf. Er wollte nicht glauben, dass alles vorbei sein sollte, nur weil dieser Idiot so einen Müll erzählt hatte. „Sieh mich an! Und sag mir, dass du keine Gefühle mehr für mich hast!“

Kari schaute ihn an, tief in die blauen Augen, sodass T.K. das Gefühl hatte, sie würde seine Seele berühren. Ihr Blick war nicht sauer oder dergleichen, dennoch ließ er nichts Gutes vermuten.
 

„Ich kann dir das nicht sagen-“
 

„Siehst du, das bedeutet-“

Kari ignorierte das was T.K. sagen wollte und fuhr einfach fort.
 

„Weil ich lüge, wenn ich das sage!“ Sie blickte ihm fest in die erschrockenen Augen. Das hatte er jetzt nicht erwartet. Dieser Satz warf ihn völlig aus der Bahn, er wusste nicht wie ihm geschah. Kari nutzte die Situation und löste sich aus T.K.s Griff. „Aber ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein, du weißt genau, dass ein Funken Wahrheit in seiner Lüge steckt!“

Entschlossen drehte sie sich um und ging zu den anderen, ließ Takeru einfach stehen, in seiner Starre und seinem kleinen Schock.

Der blonde konnte nicht fassen, was sie eben sagte. Es schien alles so einfach, aber doch so schwierig zu sein. Was eine kleine egoistische Lüge nicht alles kaputt machen kann…

Einerseits wünschte er sich, dass sie noch Gefühle für ihn hatte, aber andererseits erwartete er dies ganz und gar nicht. Das machte es für ihn noch schlimmer. Er könnte mit ihr zusammen sein, er könnte ihre Nähe spüren, er könnte sie küssen und anfassen und sie würde es sogar zulassen, es sogar wollen, weil sie ihn noch liebt, aber sie kann nicht. Sie kann nicht, weil eine kleine dumme Tat mit einer großen dummen Lüge im Weg steht.

Takeru seufzte resigniert. Er hatte es geschafft die gute Stimmung mit einem dummen Satz zu ruinieren. Mit hängenden Schultern schlurfte er zurück zu den anderen.
 

Sora massierte Tai zärtlich die Schulter, da sich dieser zuvor beschwerte, dass das Schwert so furchtbar schwer sei und seine Schulter von dem schweren Gurt schmerzte. Er setzte zwar an, es Sora zu sagen, die Situation war optimal dafür, doch hatte er nicht den Mumm dazu.
 

„Du bist völlig verspannt, versuch dich mal zu entspannen.“, schlug Sora vor.

Doch Tai wagte nicht einmal daran zu denken sich zu entspannen. Wie sehr er es auch wollte, er konnte es einfach nicht, nicht solange er das Gewicht seiner Lüge, oder seines Geheimnisses, das klang für ihn positiver, mit sich herumtragen musste.

„Ich glaube du hast zu viel auf dem Bau gearbeitet.“, kicherte Sora bei der Vorstellung, wie ein verschwitzter oberkörperfreier Tai schwere Dinge schleppen musste.
 

„Ich frage mich wen diese Jongleure gesehen haben wollen…“, murmelte Mimi vor sich hin, die im Schatten lag und ihre Augen mit dem Arm bedeckte.
 

„Was?“ Tai erschrak, was Sora etwas stutzig machte. „Was meinst du?“
 

„Diese Jongleure, die wir gefragt haben, sagten, dass jemand in seltsamer Kleidung in Unruh war, es aber schnell und aufgebracht wieder verließ. Das finde ich schon komisch.“, erklärte Mimi, die ausnahmsweise mal nicht nur an Link dachte.
 

„Ja, da hast du Recht.“, entgegnete Sora, während sie sich weiter Tais Verspannung widmete. Dieser fühlte sich arg in Bedrängnis und an die Wand getrieben, schwieg jedoch.
 

„Hast du niemanden bemerkt, Tai?“, fragte Mimi, noch immer liegend.
 

„Ich denke wenn Tai jemanden von uns gesehen hätte, wäre derjenige bei ihm geblieben.“, meinte Sora. „Oder, Tai?“

Das Herz des braunhaarigen schlug ihm bis zum Hals. Was sollte er nur sagen? Ihm schwirrte Matt und das Gespräch mit ihm im Kopf rum und dass es seine Schuld war, dass sie stritten und dass er wieder ging, er wusste nicht was er sagen sollte, er wollte nicht lügen, nicht seine Freundin und nicht den Rest seiner Freunde anlügen, doch er dachte nur an den blonden Gitarristen und Sänger, er dachte an sein Haar, seine blauen Augen, seinen Gang, seine Gitarre, sein T-Shirt, sein Name, er suchte eine Antwort, sein Kopf tat weh.
 

„Tai?“, wandte sich Sora an ihren abwesenden Freund, riss diesen aus seinen Gedanken und forderte gleichzeitig eine Antwort von ihm. Sie drängte ihn an die Wand, er musste etwas sagen, doch er dachte nur an Matt, aber sie erwarteten eine Antwort.
 

„Nein.“, begann der braunhaarige. „Ich habe Matt nicht gesehen!“

Sora stoppte ihre Massage, Mimi setzte sich auf und blickte ihn zum ersten Mal seit diesem Gespräch an und auch Izzy, der an den Baum gelehnt neben Mimi saß und das Gespräch verfolgte, schaute nun fragend zu ihm. Tai wurde bewusst, dass er etwas Falsches gesagt hatte. Nur was? Er ließ seine Antwort Revue passieren…hatte er da tatsächlich gesagt, dass er Matt nicht gesehen habe? Matt? Hat er seinen Namen gesagt? Und sich somit verraten?
 

„Ich meine…“ Schlimmer Anfang, der fast schreit, dass das eben kein Versprecher war. „…ich…“ Durch Stottern wird es auch nicht besser. Tai blickte zu Boden und bemerkte, dass er jetzt schon wieder bestätigte gelogen zu haben. Er seufzte. Innerhalb von Sekunden hatte er sich soweit hineingeritten, sodass er keine Möglichkeit mehr hatte, sich herauszureden.

„Ich habe Matt gesehen.“, gab er zu.
 

Mimi stand der Mund offen.

„Wie…du hast ihn gesehen?“, fragte sie ungläubig.
 

„Ich habe ihn gesehen, mit ihm gesprochen, wir haben gestritten und er verließ die Stadt!“, erklärte Tai kurz und prägnant. Alle schwiegen. Es war unerträglich.

Kari und T.K. kamen hinzu, bemerkten die drückende Stimmung und fragten was los sei, doch die anderen ignorierten sie und schauten weiter geschockt zu Tai.
 

„Was?“, fragte Sora.
 

„Ja, ihr habt schon richtig gehört.“ Tai stand auf und blickte in die Runde. Er spürte ihre Augen wie Messerstiche.
 

„Lasst uns weiter gehen, die Pause war lange genug.“ Link, der die ganze Zeit im Terrain um den Baum herum gestreunt war, kam hinzu und bemerkte erst jetzt die Spannung zwischen den Digirittern. Unerträgliches Schweigen lag in der Luft, bis sich einige rührten, um sich auf den zu Weg machen. Nachdem auch Mimi ging und Link schließlich der Gruppe folgte, saß nur noch Sora vor Tai und starrte diesen geschockt und sauer zugleich an. Tai erwiderte fest ihren Blick und gerade als er etwas sagen wollte, schüttelte sie nur den Kopf, stand auf und ließ ihn alleine zurück. Der braunhaarige ballte eine Faust und schaute zu Boden. Er war rasend vor Wut, Wut auf sich selbst, weil er feige war und es jetzt so, durch einen dummen Versprecher, rauskommen musste. Zwei Mal hätte er die Möglichkeit gehabt, zwei Mal hatte er sie nicht genutzt. Tränen bildeten sich in seinen Augen, während er weiter auf das saftig grüne Gras starrte und sich auf die Lippe biss. Die anderen waren nun schon ein ziemliches Stück weg. Er beschloss ihnen zu folgen, immerhin wollte er ja nach Hause, auch wenn er der Meinung war, es nicht verdient zu haben, nach Hause zu dürfen.

Er schnappte sich das schwere Schwert in der Scheide, legte es umständlich und mühsam an und setzte seinen Weg fort. Tai hatte nicht wenig Lust einfach wegzugehen und den anderen nicht zu folgen, einfach nur um nicht mit der Scham leben zu müssen, die ihm im Moment die Luft abschnürte. Der Gurt schnitt in seine Schulter, das spürte er deutlich. Er hatte das Gefühl Soras wohltuende Berührungen durch Schmerz ersetzt zu haben. Was er im Grunde auch hatte. Schlurfend ging er den anderen nach und beschloss den Abstand, den er momentan zu ihnen hatte, beizubehalten. So musste er ihre Blicke nicht spüren und ihre Worte nicht hören.

Unfassbar wie eine einzige kleine Rast so viel kaputt machen kann…
 

Es müssten Stunden vergangen sein, schon wieder, dabei schien die Entfernung zu diesem alten Baum gar nicht so weit zu sein. Oder kam es ihm nur wie Stunden vor? Er wusste es nicht genau, er wusste nur, dass sein Kopf völlig leer und seine Stimmung auf dem Nullpunkt war und es Stunden waren, in denen sich kein einziger der Digiritter zu ihm umdrehte oder auf ihn wartete. Nicht einmal seine Schwester.

Langsam dämmerte es auch schon. Und dafür, dass Link jedem eine Waffe gab, gab es hier recht wenige Gefahren.

Tai seufzte und merkte nicht, wie er den anderen immer näher kam. Sie schienen gestoppt zu haben. Machten sie Pause? Tai konnte es nicht erkennen, die Sonne war schon zu weit untergegangen. Plötzlich erschien ein großes blaues Feuer, das umherzufliegen schien. Es bewegte sich seltsam, als würde es…kämpfen! Tais Herz blieb stehen. Er musste ihnen helfen!

So schnell seine Beine ihn mit dem Schwert tragen konnten, lief er zu seinen Freunden, hatte schon fast vergessen was vorgefallen war. Weitere Feuerbälle erschienen und je näher er kam, desto lauter hörte er Kampfgeräusche und Schreie, die ihn motivierten schneller zu laufen. Er bemerkte, dass sie den alten Baum schon erreicht hatten. Er sah sehr groß und wirklich morsch aus, als könnte er jeden Moment zusammenbrechen. Auf einem großen Ast konnte man ein großes Nest erkennen. Das war es mit Sicherheit, Takuuros Nest! Gleich hatte er seine Freunde erreicht. Tai hatte Angst, vor allem um Sora und Kari. Er musste sie beschützen. Noch mehr Feuerbälle erschienen um die Digiritter und Link, die sich gegen diese zu wehren versuchten. Tai legte seine Hand an den Griff des Schwertes, bereit es herauszuziehen und zuzuschlagen sobald er die Gruppe erreichte, doch plötzlich und ohne Vorwarnung schoss vor ihm etwas aus dem Boden, was ihn aus dem Gleichgewicht brachte, als er versuchte auszuweichen und er schließlich, sich ein paar Mal überschlagend, hinfiel.

Er hörte seltsame Geräusche als er sich wieder aufrappelte. Tai suchte das, was ihn zu Fall brachte und musste feststellen, dass es scheinbar eine riesige fleischfressende Pflanze war, die einen dünnen Stängel und einen großen blauen Kopf ohne Augen, aber mit einem riesigen Maul, hatte. Die Geräusche gingen von dieser Pflanze aus, es schien eine Art knurren oder so etwas Ähnliches zu sein. Sabber rann ihr aus dem Maul und sie ließ ihre Zunge aus diesem hängen.

Tai war ganz schön erschrocken, dass es ihn von den Füßen riss, aber die Pflanze machte nicht den Anschein, dass sie laufen könnte. Durch das hohe Gras konnte er es zwar nicht sehen, aber sie hätte ihn mit Sicherheit dann schon angegriffen. Das Biest klappte das Maul auf und zu, riss es dann bedrohlich wie eine Schlange auf und duckte sich. Sie schien sogar vor Tai zurück zu weichen. Dieser wollte sich gerade erleichtert den anderen zuwenden, als die Pflanze plötzlich nach vorne schoss und nach ihm schnappte. Der Digiritter erschrak sich wiedermals und fiel zurück, sodass die Pflanze ihn nur beinahe erwischte und er unverletzt blieb. Geschockt blickte er zu dem Viech, das ihn durch die Attacke vollgespuckt hatte. Es konnte zwar nicht laufen, aber anscheinend war seine Reichweite nicht gerade begrenzt. Tai entschloss sich einfach abzuhauen und die Situation mit der Pflanze so ruhen zu lassen. Er rutschte ohne den Blick von ihm zu wenden nach hinten, drehte sich um und stand auf, als er sicher war, dass es ihn nicht mehr erreichen konnte. Der braunhaarige eilte zu den anderen, von denen ihn keiner bemerkte, da jeder mit einem brennenden, fliegenden Totenkopf zu kämpfen hatte. Link erledigte gerade einen, indem er ihn mit dem Schwert kurzerhand in zwei Teile schnitt und drehte sich, nach einem neuen Gegner suchend, kampfbereit um. Mimi duckte sich unter einem weg.
 

„Wie funktioniert dieser verdammte Kristall?“, rief sie sich beschwerend.
 

Link kämpfte mit einem weiteren Totenkopf.

„Du musst-“ Er blockte die Attacke mit seinem Schild, woraufhin das Feuer des Totenkopfes erlosch und dieser wie ein Stein zu Boden fiel. „-seine Macht-“ Er holte mit dem Schwert über seinem Kopf aus und rammte es von oben in den Totenkopf und in den Boden. Dieser ließ einen letzten dämonischen Schrei und zerfiel in seine Einzelteile. „-heraufbeschwören!“
 

„Und wie?“, fragte Mimi, während sie sich wieder duckte. Link eilte zu ihr, half ihr auf, stellte sich hinter sie, nahm ihre Hände und schwang sie nach oben, in die Endposition eines V’s. Augenblicklich erschien eine blaue leuchtende Kugel, legte sich um beide und ließ sie verschwinden. Im selben Moment tauchten sie einige Meter weiter weg, und somit völlig aus dem Kampfgeschehen heraus, wieder auf.
 

„TAI!“

T.K. zielte mit dem Bogen auf den braunhaarigen und ehe dieser auch nur einen Gedanken fassen konnte, zischte ein Pfeil an seinem Ohr vorbei, wonach er wieder diesen dämonischen Schrei vernahm. Hinter ihm befand sich einer dieser Totenköpfe und Takeru hat ihm das Leben gerettet. Taichi nickte ihm dankend zu. Umständlich versuchte er das Schwert zu ziehen. Es war einfach viel zu lang! Er legte die Schwertscheide schnell ab, ließ sie auf den Boden fallen und zog das Schwert so mit beiden Händen heraus. Als er es schützend und kampfbereit vor sich hielt, konnte er es nicht mehr halten und ließ es nach vorne sacken.
 

„Verdammt!“, grummelte der Sportler. „Es ist viel zu schwer!“

Er beschloss die Waffe einfach hinter sich her zu schleifen und mit Schwung zuzuschlagen, wenn es notwendig wird. Tai hielt nach Sora und Kari Ausschau. Nirgends zu sehen. Es war einfach zu viel Trubel, überall diese feurigen Totenköpfe! Im Augenwinkel bemerkte er noch rechtzeitig eine Feuerwand, die auf ihn zukam, und unter der er sich im letzten Moment wegducken konnte, indem er sich auf den Boden fallen ließ. Das hohe Gras in dem er lag brannte an den Spitzen etwas, als er sich wieder aufrichtete um nach dem Quell der Attacke zu sehen. Er entdeckte Sora, die scheinbar gleich drei auf einmal erledigt hatte. Sie sah sich um und rannte zu T.K.
 

„Wo sind Mimi, Link und Kari?“, fragte sie, während er einige Totenköpfe in der Ferne erledigte.
 

„Link und Mimi haben sich weggebeamt.“, antwortete stattdessen Izzy, der sich aus dem Gras erhob.
 

„Was??“, fragte Sora ungläubig.
 

„Ja, Link musste Mimi zeigen, wie der Kristall funktioniert und hat sich dadurch selbst mit ihr weggebeamt - Runter!“ Takeru warf sich mit Sora ins Gras, woraufhin ein Totenkopf über sie hinwegflog. Schnell erhoben sie sich wieder.
 

„Wir müssen alle erledigen, ansonsten kommen wir nicht mehr weiter!“, bemerkte Izzy. Sora und T.K. nickten und liefen in verschiedene Richtungen, um die dortigen Totenköpfe zu bekämpfen.

Ein dämonischer Schädel flog direkt auf Tai zu. Dieser hatte Mühe sein Schwert zu heben, doch mit letzter Kraft und den Schwung nutzend konnte er diesen entzweien. Das Schwert ging durch den Schädel wie durch Butter. Tai hätte nie im Leben erwartet, dass es so scharf sei. Ein weiterer griff an, jedoch konnte der braunhaarige das Schwert nicht richtig schwingen, sodass er den Untoten nicht mit der Schneide, sondern mit der breiten Seite der Klinge erwischte. Er prallte daran ab, im Flug erlosch sein Feuer und er landete einige Meter weiter im Gras. Tai folgte der Flugbahn und fand den Totenkopf hilflos im Gras umherhüpfen. Der Digiritter holte aus und ließ die Klinge in den Untoten sinken, wobei er sein Schwert aus Versehen noch ein ganzes Stück in den Boden rammte. Er versuchte es herauszuziehen, doch es steckte zu tief und zu fest. Mit aller Kraft zog er an ihm. Das Schwert rührte sich jedoch keinen Millimeter. Ein Schrei lenkte den 17-jährigen von der Klinge ab. Einer der Totenköpfe hatte Kari und versuchte sie zu verschleppen. Er hob sie in die Luft und schwirrte davon.
 

„HIKARIII!!!“ Tai rannte dem Totenkopf hinterher und versuchte seine Schwester zu packen, doch plötzlich schoss wieder eine Pflanze aus dem Boden und brachte ihn jäh zum stoppen. Der braunhaarige wollte an ihr vorbeilaufen, doch sie versperrte ihm den Weg.
 

„KARI!!“

T.K. hörte Tais panisches Rufen und wurde auf den Totenkopf mit Kari aufmerksam.
 

„Ich mach das!“, rief er als er an Tai vorbeizischte und dem Totenkopf hinterher rannte. Einen Moment der Unachtsamkeit handelte dem Fußballer einen harten Schlag in die Magengrube von Seiten der Pflanze ein, der an Kraft kaum zu überbieten war und Tai hart an den morschen Baum fliegen ließ. Er fiel zu Boden, der unter ihm sofort nachgab und er nur noch weg springen konnte um sich zu retten. Anscheinend war nicht nur der Baum morsch, sondern auch das Wurzelwerk und der Boden. Schon wieder schoss eine Pflanze aus dem Boden, direkt neben Tai, doch wickelte sie dieses Mal ihren langen Stängel um den Hals des Digiritters und begann ihn zu würgen. Der braunhaarige ächzte und würgte und versuchte den Stängel zu lockern, doch es gelang ihm nicht.
 

Izzy weigerte sich die Schleuder als Waffe einzusetzen. Die Monster würden mit Sicherheit über ihn lachen. Im Gras suchte er nach etwas anderem, das er als Waffe benutzen könnte, ein größerer Stein oder ein stabiler Stock würden schon reichen. Er ging durch das Gras und suchte weiter, als ihn plötzlich etwas Hartes mit Wucht am Hinterkopf traf. Izzy rieb sich die Stelle und drehte sich um, erblickte nur einige Meter weiter Sora, die einen Stock in der Hand hielt und mit den Totenköpfen anscheinend Baseball spielte.
 

„’Tschuldigung!“, rief sie etwas verlegen.

Der rothaarige blickte neben sich ins Gras, wo sich gerade der Untote, von dem er anscheinend getroffen wurde, auflöste. Er blickte wieder fragend zu Sora, rieb sich die Stelle, als ihm plötzlich schwarz vor Augen wurde und er ohnmächtig ins Gras fiel.
 

„Izzy!“ Sora war erschrocken, dass sie ihre eigenen Leute K.O. schlug und wollte zu dem Computerfreak eilen, doch tauchte direkt vor ihr ein Totenkopfschädel auf, der sie bedrohte. Sora versuchte an ihm vorbeizulaufen, doch wurde dies durch einen weiteren Schädel verhindert. Immer mehr tauchten auf und flogen bedrohlich langsam auf sie zu, drängten sie zum verdorrten Baum und ließen ihr keinen einzigen Weg zur Flucht. Sora stolperte bereits über eine Wurzel des Baumes, es kann nicht mehr lange dauern, bis sie mit dem Rücken an diesem steht. Gerade als der erste Schädel angreifen wollte, zerfiel er in seine Einzelteile, wie auch die anderen. Sora wusste nicht wie ihr geschah und was passiert war, sie jedenfalls hatte nichts damit zu tun. Wahrscheinlich hatte T.K. oder Link sie gerettet. Sie wollte sich gerade in Bewegung setzen um weiterzukämpfen, auch wenn sie keinen einzigen ihrer Freunde, dafür aber viele, viele Feinde entdecken konnte. Auf einmal legte sich ohne Vorankündigung eine unheimliche Hand auf ihren Mund und um ihre Hüfte und schleppte sie nach hinten. Sora versuchte zu schreien und sich zu wehren, doch das Monster war viel zu stark. Bedrohlich schleppte es sie humpelnd nach hinten, brachte sie zu Fall und schleifte sie in einen Hohlraum direkt unter den Baum, noch immer den Mund zuhaltend…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Raph1247
2008-03-16T16:17:33+00:00 16.03.2008 17:17
ich schliesse mich darkfiredragon komplett an.

super spannend, hoffe auch du schreibst weiter.
Von:  darkfiredragon
2008-03-16T13:30:09+00:00 16.03.2008 14:30
Suuuper Kapi und dass es so lange damit gedauert hat ist auch nicht so schlimm. (Ich schreibe selber grade Abi und weiß von daher wie wenig Zeit du nur hast.)
Omg, die arme Sora, wer verschleppt sie denn einfach so?!Und Tai tut mir irgendwie auch grade total leid.
Ich hoffe du schreibst bald weiter, es ist nämlich grade megaspannend!!!!

lg, darkfiredragon


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