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Big City Life

von

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[Sagas Bande] Bewunderung

So - hier endlich Kapitel 3 XD

Vielleicht wirds ja doch noch was mit meinem Vorhaben, jeden Monat ein neues Kapitel herauszubringen Oo ?

Mal schauen, wie es sich entwickelt ^^

Dann aber jetzt mal viel Spaß mit dem neuen Kapitel ^.~

Konstruktive Kritik wie immer willkommen ^-^

Und erwünscht XD
 

Titel: Big City Life

Teil: 4/?

Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^°

Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?)

Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ...
 

Viel Spaß beim Lesen!

Maya
 


 


 

Kapitel 03 – [Sagas Bande] Bewunderung
 

Rukis Kopf flog automatisch herum in Richtung Eingang und er verschluckte sich beinahe an seiner Spucke. Fünf Jungen schritten gerade durch den Eingang der Kantine und den Gang entlang in ihre Richtung.
 

In der Mitte lief ein Junge mit blondierten Haaren, die aufgestylt ein wenig abstanden, aber dennoch ihre Ordnung zu haben schienen. Die Schuluniform des Blonden war recht zweckentfremdet. Die Hemdsärmel waren hochgekrempelt und kein Knopf geschlossen. Darunter trug er ein schwarzes, bauchfreies Oberteil, was mehr enthüllte, als verdeckte. Eine seiner Schulhosen hatte dran glauben müssen und fast die kompletten Beine eingebüßt, dass sie aussah wie eine Pant. Statt Turnschuhe, wie die meisten an dieser Schule, trug er schwarze absatzlose Stiefel, die bis zu seinen Knien reichten und vorne mit Bändern zugeschnürt wurden.
 

Ruki wusste nicht wieso, aber sein Gefühl sagte ihm, dass es sich bei diesem Gott, äh, Schüler, um Saga handeln musste. Sein Auftreten war so selbstsicher, als er mit seiner Bande den Gang entlang marschierte, dass ihm einige Leute hastig aus dem Weg sprangen und ihm sogar ein ganzer Tisch geräumt wurde. Direkt neben ihrem.
 

Sein Herz flatterte und er sah sich erneut hilfesuchend zu Nao um, der dem Jungen nur einen bitteren Blick zuwarf und dann scheinbar ungerührt weiter aß. Kanon hingegen schielte kurz links über seinen Bücherrand und rutschte dann noch tiefer in seinen Sitz.
 

Ja. Das musste definitiv Saga sein. Und jetzt verstand er, was Nao mit >hoch angesehen, aber auch gefürchtet< gemeint hatte. Saga und seine Leute strahlten tatsächlich etwas aus, was mit Autorität vergleichbar war. Es war aber auch zugleich ein Hauch von Gefahr in der Luft und ließ das innere Stimmchen sofort „Vorsicht!“ schreien.
 

Um sich von den Tischnachbarn abzulenken, versuchte er seine Gedanken und Handlungen vollkommen aufs Essen zu konzentrieren, was sich angesichts seiner Aufregung und Nervosität als etwas schwierig gestaltete.
 

Während des Essens schielte er erneut zum anderen Tisch hinüber und stellte fest, dass alle in Sagas Bande solch kurze Hosen trugen. Er wollte sie eigentlich noch ein wenig weiter beobachten, als er merkte wie Nao ihm unterm Tisch leicht gegens Schienbein trat. Ruki schreckte hoch und sah, wie sein Klassenkamerad den Kopf schüttelte. Er verstand das Zeichen, blickte allerdings noch einmal kurz rüber, ehe er versuchte, sich nun gänzlich seinem Essen zu widmen.
 

Seine Ohren allerdings spitzten sich wie von selbst und lauschten den Stimmen nebenan.
 

Die Gespräche waren recht heiter, handelten von der letzten Party, einer Begegnung mit einem gewissen >Dai< und seinen Leuten und von irgendeiner >Dummheit<, die ein Jui von ihnen begangen hatte. Scheinbar sprachen sie extra hier in der Öffentlichkeit in Rätseln, denn es wurde nicht erwähnt, was es für eine Dummheit war und was es genau mit diesem Dai auf sich hatte.
 

„Nicht so laut!“, schimpfte auf einmal einer am Nachbartisch, „Manchmal haben Wände Ohren“, meinte plötzlich dieser jemand verschwörerisch an seiner Seite, „Oder auch Nachbartische“, kicherte es dicht neben seinem Ohr und Ruki rutschte das Herz in die Hose.
 

Er war in dem Moment mehr als froh, dass Nao sich einmischte. „Lass ihn in Ruhe, Jui!“, fauchte er. Doch der Junge neben Ruki, der sich nun wieder zu seiner vollen Größe aufrichtet und einen Schritt beiseite ging, lachte nur leise. „So zickig heute, Nao-chan?“, er warf ihm einen belustigten Blick zu und sah dann wieder Ruki an, „Das ist der Neue, oder?“
 

Er lehnte sich mit der Hüfte an den Tisch der drei an und verschränkte die Arme, während er mit seinen Katzenaugen Ruki musterte.
 

Der hatte er in der Zeit auch die Gelegenheit, den anderen schnell abzuchecken. Wie Saga hatte er die Hosenbeine radikal abgeschnitten, trug schwarze Socken und flache weiße Schuhe, die irgendwie edel wirkten. Die Ärmel seines Hemdes waren ebenfalls hochgekrempelt, aber ein Knopf geschlossen, weswegen ein genauer Blick auf das weiße und leicht glitzernde Oberteil darunter verwehrt wurde. Die Frisur ließ sich schwer beschreiben. Vorne lagen sie ordentlich und glatt, reichten ihm etwa bis zum Kinn, doch hinten waren sie festgesteckt und standen fröhlich in alle möglichen Himmelsrichtungen ab. Wie er sie ohne Gel in dieser Form halten konnte war Ruki allerdings ein Rätsel. Ebenso die merkwürdige Haarfarbe, die zwischen silber, grau und blond zu schwanken schien, mit schwarzen Strähnen drin.
 

Die Augen waren aber das Auffälligste an dem Jungen. Er trug hellgrüne Kontaktlinsen und durch die grausilberne Schminke, die er geschickt an den Lidern gesetzt hatte, wirkten sie wie die einer Raubkatze.
 

Und genau so fühlte Ruki sich gerade – wie im Visier einer Raubkatze.
 

Diese bewegte sich schließlich wieder, zu seiner Erleichterung allerdings einen Schritt von ihm weg. Abschätzend legte dieser Jui den Kopf schief und grinste schließlich zu seinen Freunden rüber. „Sieht gar nicht schlecht aus, kann man was draus machen!“
 

Einer an Sagas Tisch kicherte kurz auf und trat dann neben Jui. Auch er musterte Ruki kurz, ehe er fragte: „Wie heißt du?“
 

Einen Augenblick lang dachte Ruki daran, nicht zu antworten, aber dann fielen ihm Naos Worte vom Vortag ein, die ihn davor gewarnt hatten, sich mit Saga und seinen Leuten anzulegen. Und es würde sein Gegenüber sicher verärgern, wenn dieser nicht antwortete.
 

„Matsumoto“, sagte er nur knapp – es musste ja vielleicht nicht der ganze Name sein. Etwas Distanz bewahren war sicherlich nicht verkehrt.
 

Jui nickte bedacht und drehte seinen Kopf zu seinem Freund. „Matsumoto, Matsumoto... der Name kommt mir bekannt vor!“ Meinte er und schien nachzudenken. Ruki hingegen konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, woher Jui seinen Namen kennen sollte. Nao schien ebenfalls der Meinung und mischte sich erneut ein. „Du kennst ihn sicher nicht, Jui!“, meinte er bestimmt und erlangte die Aufmerksamkeit des Größeren, „Und jetzt verzieh dich, wir wollen essen!“
 

Ruki konnte beinahe mehr spüren als hören wie die Schüler in der Kantine scharf die Luft einzogen, als Nao einen von Sagas Leuten so anfuhr.
 

Jui allerdings schien nur für eine Sekunde entsetzt und lächelte dann wieder. „Nao-chan, wieso so gereizt?“, fragte er in übertrieben freundlicher Tonlage und ging einen Schritt näher auf ihn zu, wobei Kanon, der sich nun zwischen Nao und Jui befand, auf seinem Sitz immer kleiner machte, „Hab ich dir was getan?“
 

Nao schnaubte abfällig. „Du existierst!“ Juis Gesicht verfinsterte sich und Ruki sah, wie seine Muskeln sich anspannten, doch noch ehe etwas passieren konnte, hatte sich Saga erhoben.
 

„Jui, setz dich“, sagte er mit seiner dunklen und ruhigen Stimme, woraufhin sich Jui ohne weitere Widerworte auf seinem Platz nieder ließ und zu schmollen schien. Sein Freund folgte ihm ohne direkte Anweisung und die Spannung in der Kantine löste sich.
 

Saga kam zu ihrem Tisch rüber. Seine Bewegungen waren geschmeidig und von einer Selbstsicherheit bestimmt, die einfach das Coolste war, was Ruki je zuvor bei einem Jungen ihres Alters gesehen hatte. Und nun vom Nahen konnte er erkennen, dass er strahlendblaue Kontaktlinsen trug und ein Piercing an der Lippe hatte. Seine superweißen Zähne blendeten ihn beinahe.
 

„Nao“, sagte er schließlich in neutralem Tonfall, „Du weißt doch, dass ich in der Schule keinen Ärger will“, er legte eine kleine Kunstpause ein und wandte sich dann an Ruki, „Saga“, stellte er sich kurz und knapp vor, „Du musst Juis Auftritt entschuldigen, Matsumoto-kun, er ist zur Zeit etwas kratzbürstig.“ Mit einem einfachen „Entschuldigt die Störung“ wandte er sich ab und ging voran zum Eingang. Seine Leute erhoben sich und folgten ihm, verließen mit ihm nur wenige Sekunden später die Kantine.
 

Nachdem die fünf Jungen die Kantine verlassen hatten, entspannten sich die restlichen Schüler wieder merklich und setzten ihre Gespräche fort, als wäre nichts gewesen.
 

Ruki saß auf seinem Platz und war verwirrt. Musste er das verstehen? Er hoffte nicht. Er sah zu seinen beiden Gegenübern. Nao warf ihm kurz ein kleines Lächeln zu, meinte nur kurz „Iss“ und mampfte dann missgelaunt weiter, während Kanon hinter seinem Buch beinahe verschwunden schien und erst langsam wieder begann, gleichmäßig zu atmen.
 

Er verstand ihn gut, auch er realisierte plötzlich, dass er für kurze Zeit den Atem angehalten hatte, als Saga sie so direkt angesprochen hatte. Irgendwie fühlte er sich leicht benommen...
 

Als es zur nächsten Stunde klingelte, sah er, dass einzig Nao sein Tablett leer gegessen hatte. Kanon hatte nichts angerührt und er selbst hatte vielleicht die Hälfte geschafft. Jeder Bissen war ihm beinahe im Halse stecken geblieben und er brauchte eine Ewigkeit, bis er alles mit ausreichend Flüssigkeit hinuntergespült hatte.
 

Nachdem er noch beim Lehrerzimmer seinen Stundenplan abgeholt hatte, verliefen die nächsten beiden Unterrichtsstunden relativ ruhig und Naos Gemüt kühlte in der Zeit wieder ab. Ruki war da sehr froh drüber, denn der lachende und gut gelaunte Nao war bei weitem erträglicher und weit weniger unheimlich, als der griesgrämige Nao, der miesepetrig in die Luft starrte und kein Wort sagte. Kanon benahm sich wie schon seit Beginn der Schule. Stumm und selbst für die Lehrer scheinbar unsichtbar, saß er auf seinem Platz und löste schnell und sicher Aufgaben.
 

Das Klingeln zur nächsten Pause nahm Ruki mit gemischten Gefühlen wahr. Einerseits wollte er keinesfalls in die Kantine zurück und Sagas Leuten erneut über den Weg laufen, andererseits überrollte ihn eine Welle der Aufregung und Spannung, als er daran dachte, dem Älteren zu begegnen.
 

Ja, er gab es zu. Im Gegensatz zu Nao empfand er keine tiefe Abneigung gegen diese Leute. Was genau es war, konnte er nicht sagen, aber es kam mehr einer Faszination als direkt Bewunderung gleich, wenn er an die fünf dachte. Größtenteils lag es wohl einfach an Saga, dem Oberhaupt dieser Bande, der ihm mit seiner Selbstsicherheit und seinem starken, ruhigen Auftreten in seinen Bann gezogen hatte. Er wagte es selbst in Gedanken kaum zu atmen, als er daran dachte, wie alle die Luft angehalten hatten, als der Ältere zu sprechen begonnen hatte. Alle hatten gelauscht, was dieser Schüler zu sagen hatte, wobei viele in der Kantine älter gewesen waren.
 

Naos Schimpfen nach dem Kantinenvorfall, als sie in ihr Klassenzimmer zurück gingen, hatte er fast gänzlich ignoriert. Und er war erschrocken, als die murmelnde Stimme Kanons viel lauter in seinen Ohren schien, als Naos Meckerei, als dieser neben ihm leise verlauten ließ: „Er ist wirklich cool, oder?“
 

Dieser Satz hatte Nao einfach übertönt und alle Wortfetzen, die er von ihm aufgeschnappt hatte, in seinem Hirn beiseite gedrängt. Wie es schien, war Ruki nicht der einzige, der Saga beeindruckend fand.
 

Jetzt, in der zweiten Pause, waren die drei nicht in die Kantine gegangen. Sie hatten sich mitten auf den Schulhof gestellt und zwischen den ganzen anderen Schülern, fielen sie gar nicht weiter auf. Sie verschwanden in der Masse und waren einfach drei ganz normale Jungen wie fast alle auf dieser Schule. Mit Ausnahme vielleicht von Saga und seinen Leuten.
 

Nao hatte mittlerweile mit Schimpfen aufgehört, da er sich in den letzten beiden Stunden abreagiert hatte und erzählte nun von irgendeiner Belanglosigkeit, die wir Sirup in Rukis Hirn zu sickern schien. Er mochte Nao. Wirklich. Aber seit seiner Begegnung mit Saga, war sein Kopf einfach wie leer gefegt, weswegen er nur hin und wieder nickte und durch ein Murmeln sein Verständnis und Zuhören bestätigte. Dennoch schien Nao sehr wohl zu merken, dass Ruki in Gedanken ganz woanders war und seufzte, als er einen Themenwechsel anschnitt.
 

„Vergiss den Typen, Ruki!“, meinte er plötzlich und der Kleinere schreckte ertappt hoch, „Saga und die anderen sind so etwas wie Stars in unserer Schule. An die kommst du nicht so einfach ran – außerdem halte ich es für eine schlechte Idee.“
 

Ruki verstand nicht ganz. „Was ist eine schlechte Idee?“ Nao seufzte. „Versuch dich nicht mit ihnen anzufreunden – die sind eine Nummer zu groß für dich! Die hängen nur mit den coolen Leuten rum und dann auch nur, wenn sie sich langweilen und eine Beschäftigung suchen. So Jemand wie wir sind für die doch unsichtbar.“
 

Und wieder verstand Ruki rein gar nichts. „Aber Jui und Saga haben doch mit dir geredet, Nao!“, warf er ein und merkte, wie er damit unbewusst versuchte, sich selbst ein wenig wichtiger zu machen, weil er ebenfalls von ihnen angesprochen worden war. Doch Nao winkte schnaubend ab. „Jui und ich kennen uns schon etwas länger, noch bevor er zu Sagas Leuten gehörte. Er wohnt auch nur ein paar Häuser weiter als ich. Und Saga kennt mich nur durch die Sache mit Jui, sonst wäre ich ebenfalls Luft für ihn. Und diese Höflichkeitsnummer ist nur so eine Tour von ihm, darauf muss man sich gar nichts einbilden.“
 

Nao schien wirklich schlecht auf diese fünf zu sprechen zu sein. Aber wie Ruki raushörte, lag es wohl an diesem Jui. Er konnte sich nicht helfen, aber er hatte den Verdacht, dass Nao ihn gar nicht so hasste. Er sagte, sie kannten sich schon länger, vielleicht waren sie sogar einmal Freunde gewesen?
 

„Zerbrich dir nicht weiter den Kopf über Saga und seine Leute, Ruki, die sind es nicht wert!“, meinte Nao noch nach einigen Sekunden und begann dann schließlich auf Kanon einzureden, der sich ausnahmsweise mal nicht an ein Buch klammerte, sondern einfach mit verschränkten Armen und hochgezogenen Schultern dastand und irgendwie fehl am Platze wirkte. Stumm lauschte er den Worten seines Freundes und Ruki dachte daran, dass dies bis gestern wohl immer so abgelaufen war – Nao erzählte und Kanon hörte zu.
 

Und Ruki musste feststellen, dass dies Kanons Glück zu sein schien, aber zugleich machte es ihn unglaublich traurig. Wenn Nao nicht wäre, würde er wahrscheinlich, in ein Buch vergraben, irgendwo alleine auf dem Schulhof sitzen. Keiner schien ihn zu beachten, er war für seine Mitschüler so etwas wie unsichtbar, nicht weiter von Bedeutung. Nao hingegen schien so einige Leute hier in der Schule zu kennen. Immer wieder liefen Jungen und Mädchen an den dreien vorbei, die ihn grüßten oder zuwinkten. Was Ruki feststellte war, dass dies aber auch meist jüngere Schüler sein mussten oder sie wirkten sehr schüchtern, wie Kanon, oder sahen aus wie Streber und allerlei andere Außenseiter.
 

Und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Nao schien so etwas wie die Anlaufstelle und helfende Hand für Verlierer und andere zu sein, die sonst keine Freunde hatten.
 

So jemand wie Kanon. So jemand... wie er.
 

Die Erkenntnis traf ihn hart und unvorbereitet. Mit einem Schlag wurde ihm klar, dass er ebenfalls nur eines von Naos kleinen Lämmchen war, die er hütete und aus reiner Herzensgüte unter seine Fittiche genommen hatte.
 

Und im ersten Moment wusste er nicht, ob er deswegen enttäuscht und sauer sein sollte oder doch eher... gerührt. Nao war nicht dazu verpflichtet, mit ihm zu reden oder mit ihm rumzulaufen, dennoch tat er es. Er schien sogar Spaß daran zu haben. Vielleicht war Nao einfach ein Mensch, der anderen gerne half und meinte es nicht beleidigend, so wie Ruki sich bis gerade eben noch für einen Moment gefühlt hatte. Und vielleicht... ja, vielleicht würden sie sogar richtig gute Freunde werden – Nao, Kanon und er.
 

Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als er mit Kanon und Nao wieder das Schulgebäude betrat, den Worten des Plappermauls lauschend und war sich sicher, dass er nicht zu den Coolen gehören musste, um als Person anerkannt zu werden. Nao schien es egal, ob jemand cool war oder nicht und das war eine Eigenschaft an ihm, die er von nun an still und heimlich bewunderte.
 

Die restlichen Schulstunden verliefen normal und als es endlich zum letzten Mal an diesem Tag für die drei klingelte, ließen sie sich etwas mehr Zeit beim Packen, als ihre Klassenkameraden. Sie wohnten alle drei nicht weit weg, hatten Zeit, mussten keinen Bus kriegen und wie Ruki festgestellt hatte, waren alle ihre Eltern nicht zu Hause. Für wen also beeilen?
 

Gemächlich schlenderten sie die Gänge entlang, die sich langsam leerten, verließen das Gebäude und machten es sich schließlich auf der runden Tischtennisplatte bequem.
 

Jeder setzte sich in eines der abgetrennten Viertel und lehnte sich mit dem Rücken in die Mitte, wo sie sich trafen. Kanon saß im Schneidersitz, die Arme um sich geschlungen, als würde er frieren, Nao ließ die Beine baumeln und Ruki hatte sie aufgestellt und hielt mit den Händen locker die Fußgelenke fest.
 

Eine Weile saßen sie einfach nur da und sagten gar nichts. Ruki mochte die Stille zwischen ihnen. Irgendwie war sie nicht unangenehm, sondern genau das Gegenteil und er fühlte sich wahnsinnig entspannt. Von seinem Platz aus konnte er zu den Fahrradständern blicken, die sich am Ende des Hofes an der Wand des Schulgebäudes befanden und entdeckte schließlich jemanden.
 

Es waren allerdings nicht Saga und seine Leute – dafür waren sie eindeutig zu bunt und zu schräg! Der Größte von ihnen hatte rote Haare und rauchte genüsslich eine Zigarette, während er sich an die Wand hinter ihm lehnte. Er schien der Anführer zu sein, denn nur auf einen kleinen Wink hin, wurde ihm von jemand anderem eine Flasche gereicht, während sich zwei andere gerade um eine zu streiten schienen. Er war cool, keine Frage – aber er strahlte nicht solche Autorität wie Saga aus... auch wenn der Hauch von Gefahr, der ihn umgab, wesentlich stärker zu sein schien.
 

„Oh nein“, seufzte da und Nao und ließ sich von der Tischtennisplatte rutschen, „Lasst uns verschwinden, ehe es Ärger gibt.“ Kanon folgte sofort, schien noch ein bisschen weiter in seinen Pullover abzutauchen und stellte sich ein wenig hinter Nao, während die beiden darauf warteten, dass Ruki es ihnen gleich tat.
 

„Wer ist das?“, fragte er irritiert, als er die Flaschen als Bier identifizieren konnte und ebenfalls schnell seine Tasche schnappte. Gemeinsam verschwanden sie durchs Schultor, gingen am Kindergarten vorbei und die Straße runter Richtung Kaufhaus.
 

Erst als die drei den Eingang erreichten und davor stehen blieben, antwortete ihm Nao. „Das mit den roten Haaren war Andou Daisuke“, meinte er eindringlich, „Halt dich von dem fern! Seine Leute schrecken vor keiner Schlägerei zurück und sind fast ständig besoffen – sie sind gefährlich, hörst du!?“, er sah ihn ernst an, klopfte ihm dann auf die Schulter und dreht sich um, „Wir sehen uns dann morgen, ihr zwei!“ Und schon überquerte er die Straße und verschwand hinter einer Ecke in Richtung Krankenhaus. Ruki erinnerte sich daran, dass er erwähnt hatte, in der Straße dahinter zu wohnen, also nur zwei weiter als er.
 

Und dann sah er rechts neben sich. Kanon stand noch immer hier, mit den typisch verschränkten Armen und den hochgezogenen Schultern. Wo wohnte er eigentlich?
 

Ruki lächelte ihn an. „Und wo musst du jetzt lang, Kanon?“ Der Junge schien kurz erschrocken, als er angesprochen wurde, antwortete dann aber auf die Frage. „Spielplatz.“ Ruki hob kurz die Augenbraue. Aber dann kam ihm eine Idee. Wo Nao wohnte, wusste er – die Straße hinter dem Krankenhaus, direkt neben der Tankstelle. Durfte ja nicht so schwer zu finden sein. Aber er wollte auch wissen, wo Kanon denn in der Stadt wohnte.
 

„Soll ich dich begleiten? Ich hab Zeit und ich weiß ja nicht, was du noch so vorhast?“ Kanon zögerte, nickte dann aber. „Muss vorher noch was besorgen“, murmelte er und schlenderte los. Ruki hinterher.
 

Sie liefen in die Richtung der Pizzeria, aber an ihr und einem CD-Laden vorbei zu einem Supermarkt. Drinnen zückte Kanon einen Zettel aus seiner Hosentasche und deutete Ruki an, ihm zu folgen. Stumm kaufte er einige Lebensmittel, zwei Zeitschriften und eine Tüte Lutscher. Hin und wieder fragte Ruki ihn etwas, um ein Gespräch zu beginnen, doch erntete er jedes Mal nicht viel mehr als ein Nicken, Kopfschütteln oder Achselnzucken. Er seufzte, der Schüchternheit des anderen wegen.
 

An der Kasse zahlte Kanon und presste die Einkaufstüte an seine Brust als er den Laden verließ, wie er es mit dem Buch in der Schule getan hatte. Scheinbar hatte er das Gefühl, sich immer und überall hinter etwas verstecken zu müssen.
 

Verstecken... nicht gesehen werden... Ruki hatte einen Geistesblitz! Viele Menschen waren zumindest ein bisschen offener, wenn man ihnen während des Gespräches nicht ins Gesicht sehen konnte, wie zum Beispiel beim Telefon... oder Computer.
 

Als sie sich auf den Rückweg machten, räusperte Ruki sich. „Sag mal, Kanon, hast du so etwas wie ICQ oder MSN? Ich würd dich gern adden, wenn du erlaubst?“ Kanon blieb stehen und sah ihn an, als hätte er nach getragener Unterwäsche gefragt. Es dauerte einige Sekunden, bis er schließlich nickte. Zu Rukis Überraschung stellte er seine Tüte ab, zog aus seiner Tasche einen Stift hervor und schien zu warten. Ruki hatte auf die Schnelle kein Stück Papier griffbereit und reichte ihm einfach mit einem Lächeln seine Hand. Kanon zögerte erneut, nahm sie dann aber vorsichtig entgegen und malte fein säuberlich eine Adresse auf den Handrücken des anderen.
 

Ruki freute sich insgeheim gerade ein Loch in den Bauch. Vielleicht war Kanon online ein wenig gesprächiger? ... Hoffentlich, denn sonst würden das wohl ziemlich einseitige Nachrichten werden...
 

Als Kanon fertig war, zog er seine Hand schnell zurück, steckte den Stift weg und hob seine Tüte erneut vor seine Brust. Der restliche Weg verlief schweigend. Ruki hatte sich nur noch einmal freundlich bei ihm für die Adresse bedankt und ihm versprochen, dass er sich melden würde.
 

Sie liefen am Krankenhaus vorbei, aber auch an der Straße, wo Nao zu wohnen schien. Weiter hinten konnte er die erwähnte Tankstelle erkennen. Sie liefen weiter an einer Doppelhaushälfte und einer Tierhandlung vorbei, bis sie ganz hinten, das letzte Haus vor Baum- und Buschwerk, erreichten, an dessen Türschild der Name >Shiroyama< stand.
 

Ein kleines nettes Einfamilienhaus mit einigen kleinen gepflegten Pflanzen im winzigen Vorgarten – alles in allem sah es sehr ordentlich und fast schon idyllisch aus.
 

Kanon ging zur Haustür und schloss auf. Ehe er im Innern des Hauses verschwand, drehte er sich im Türrahmen noch einmal um und hob schüchtern die Hand zum Abschied. Ruki erwiderte die Geste und machte sich abschließend ebenfalls auf den Weg nach Hause. Er war mit sich zufrieden. Vielleicht schaffte er es ja später online ein bisschen mehr aus dem Jungen rauszukriegen, als nur seinen Namen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  klene-Nachtelfe
2009-04-30T18:52:26+00:00 30.04.2009 20:52
AHHHH...Kanon ist zum knuddeln!!!!^^
Also Favo-Status wurde nun spätestens bei mir erreicht^^
Weiter so!!^^
LG
Von: abgemeldet
2008-04-07T16:08:07+00:00 07.04.2008 18:08
Okay du hast ja bestimmt nichts gegen einen Neuen Fan?
Nein bestimmt nicht du hast ihn nämlich gerade gewonnen.
^^Ich liebe Saga und Ruki sowieso^^
und Kanon der soooo schüchtern ist, ist richtig süß!
bin mal gespannt was aus Rukis bewunderung für Saga wird^^
Von: abgemeldet
2008-01-16T10:58:13+00:00 16.01.2008 11:58
mach schnell weiter ><
Von:  Kouichi-chan
2007-12-29T14:11:46+00:00 29.12.2007 15:11
ouuuu ich liebe deine FF!
bitte bitte schreib schnell weiter, Ma-chan =(
das is alles sou geilo!
würd gerne noch mir über Dai und dessen typies lesen *hihi*
*kiss*
Kou (Kuh)
Von:  CaramelBiz
2007-12-27T21:17:27+00:00 27.12.2007 22:17
muah <3
moah, ich sags maL so.
dein schreibstil ist klasse, ehrlich <3
der macht irgendwie voll süchtig xDD
*nicku*
ich les die ff jetzt schon gerne <3
hoffe auf fortführung, da die story wirklich reinhaut <3
gruß
rei-sama
Von: abgemeldet
2007-12-27T19:39:06+00:00 27.12.2007 20:39
Heeey. <3

Waaah, hab' ich mich gefreut, endlich was zum Lesen. x3
Ich kann immer nur wieder sagen, dass ich deinen Schreibstil einfach göttlich finde und auch von diesem Chap einfach begeistert bin. <3
Mach' weiter so!

Küsschen, Sakura. x3
Von:  Chopperina
2007-12-27T13:53:22+00:00 27.12.2007 14:53
süß <3

Whoar~
Nao warnt Ruki ja echt vor jedem lol
Mh... Kanon is ja echt süß <333 So ruhig *__*;
Aber er taut bestimmt noch auf... hoffe ich xD

Hm... ich bin ja mal gespannt, wies weitergeht! ^__^
Von: abgemeldet
2007-12-26T23:49:55+00:00 27.12.2007 00:49
Kanon ist schüchtern ja soooo süß! Einfach Zucker!
Genau wie Rukis Reaktion auf Saga, die ich einfach geil beschrieben fand!!! Ich find Saga klasse! XD Ich freu mich schon auf die weitere Entwicklung
Aber immer noch am geilsten war Die als Schläger.... WOW! Das ist mal was neues!
Mach weiter so, ich freu mich schon aufs nächste Kapi, weil ich deinen Stil total toll finde!!!
LG Mikki
Von: abgemeldet
2007-12-26T22:24:12+00:00 26.12.2007 23:24
Ruki geht doch nicht in der masse unter *nicku* XD
Und Kanon brauch ja gar nich mal schüchtern sein ** aber ich find das überls süüß ^^
Saga.... joah der is eh ein gott, das stimmt *lach*
Wie immer gut geschrieben , ich freu mich auf meehr <3
Von: abgemeldet
2007-12-26T16:35:22+00:00 26.12.2007 17:35
oha, das mit saga war ja hammer.
und das kanon so schüchtern ist, find ich total süß.
hoffentlich ist er beim chatten etwas offener^^
mach weiter so
*keks schenk*


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