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Späte Erkenntnis

Endlich doch ein Happyend?
von

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Ende

Als Georgie am nächsten Morgen erwachte, schien die Sonne bereits mit kräftigen Strahlen vom Himmel und in der Küche waren Stimmen zu hören. Schnell schwang sie sich aus dem Bett, zog sich das Kleid vom Vortag an und wusch sich flüchtig das Gesicht. Bevor sie aber das Zimmer verließ warf sie noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Mißmutig betrachtete sie die dunklen Ringe unter ihren Augen und die zerzausten Haare; sicherlich würden die anderen sofort bemerken, was mit ihr los war. Sie griff nach Abels Schleife und band sie sich flüchtig in die krausen Locken, das mußte vorerst genügen.

Als sie mit einem aufgesetzten fröhlichen Lächeln in die Küche trat, konnte man ihr keineswegs ansehen, was für eine Nacht sie hinter sich hatte: "Guten Morgen alle miteinander", als erstes fiel ihr Blick auf Abels leeren Stuhl und ihr Fröhlichkeit verblaßte etwas.

"Guten Morgen, Georgie! Setz Dich, Du kommst gerade recht zu Frühstück." Maria stand strahlend am Herd und hantierte mit einer Kaffeekanne herum. Ihre neue Aufgabe als Hausfrau und Hofherrin macht ihr anscheinend Spaß, auch wenn sie es aus ihrem früheren Leben nicht gewohnt war, sich um solche Dinge wie das Frühstück selber zu kümmern.

Bereitwillig nahm Georgie gegenüber von Arthur Platz, der herzhaft gähnte.

"Wo ist denn Abel", fragte sie so beiläufig wie möglich und versuchte dabei ein unbekümmertes Gesicht aufzusetzen, "schläft er etwa noch?"

"Nein", Arthur streckte genüßlich alle viere von sich und schob sich dann ein Stück Brot mit Marmelade in den Mund, "der ist schon vor einer Stunde zum Wäldchen gegangen, um zu sehen, inwieweit die Zäune dort noch in Schuß sind. Meinte, wir sollten ihn rufen, wenn das Frühstück fertig ist, aber er hört uns wohl nicht."

Sofort war Georgie aufgesprungen: "Ich hole ihn!" ohne darauf zu achten, daß diese Reaktion wohl reichlich wenig beiläufig gewesen war, flitzte sie wie ein Irrwisch zur Tür hinaus. Sie wußte selber nicht genau wieso, aber sie verspürte einen unbändigen Drang danach, Abel so schnell wie möglich zu sehen.

Leichtfüßig rannte sie über die große Wiese hinter dem Haus, sprang problemlos über zwei Gatterzäune hinweg und trieb die Schafe auseinander, die Arthur wohl schon aus dem Stall gelassen hatte. Es dauerte nicht lange, bis sie das Wäldchen erreichte und Abel erblickte, der lässig an eine Eiche gelehnt stand.

"Abel!" rief sie lauthals und wäre beinahe vor Schreck gestolpert, denn jetzt erkannte sie, daß Abel nicht alleine war: bei ihm stand ein Mädchen mit langen, kastanienbraunen Haaren.

Georgie spürte den Stich, den dieser Anblick ihrem Herzen versetzte und war drauf und dran, an den beiden vorbei zu rennen. Gerade als sie sich umdrehen wollte, hörte sie Abels Stimme rufen: "Georgie, ich bin hier oben!"

Widerstrebend schaute sie in seine Richtung und sah, daß er ihr gut gelaunt zuwinkte. Nun blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als sich doch zu ihnen zu gesellen, wenn sie nicht unhöflich erscheinen wollte.

Als sie näherkam, bemerkte sie, daß sich das Mädchen ein wenig von Abel entfernte und ihr nicht gerade freundlich gesonnen Blicke zuwarf. Jetzt durfte sie sich bloß nichts anmerken lassen.

"Morgen, Georgie, hast Du mich gesucht?" Abels Lächeln ließ sie für eine Sekunde vergessen, daß sie nicht alleine waren.

"Ja, das Frühstück ist fertig..." unsicher warf sie der Fremden einen abschätzenden Blick zu. Georgie mußte neidlos zugeben, daß sie ausgesprochen hübsch war. Sie hatte mandelförmige dunkelgrüne Augen, ein würdevolles, geradezu aristokratisch geschnittenes Gesicht und winzig kleine Löckchen umrahmten ihre Stirn. Sie trug ein modisches Tweed-Kleid, das ihre schmale Taille und ihren wohlgeformten Busen hervorragend zur Geltung brachten.

"Oh, ähm, wie unhöflich von mir..." Abel hüstelte kurz, "darf ich vorstellen, das ist Sindy Richards, die Enkelin von Onkel Kevin. Und das ist Georgie, meine ähm..." er stockte und konnte den Satz nicht zu Ende bringen.

'Schwester wolltest Du sagen!' schoß es Georgie durch den Kopf und der bittere Geschmack in ihrem Mund verstärkte sich. Zu gerne hätte sie gewußt, wie sich Abel aus dieser Situation heraus gewandt hätte, doch Sindy nahm ihr diese Gelegenheit: "Oh, ich weiß schon, mein Großvater hat mir von Dir erzählt, Georgie. Ihr seid so etwas wie Adoptivgeschwister, nicht wahr?" diese Frage hatte wohl herausfordernd klingen sollen, doch Georgie ging nicht darauf ein. Zuckersüß erwiderte sie: "Ja, ich denke, so kann man das wohl nennen."

Beide lächelten sich höflich an, als sie sich gespielt angetan die Hände reichten, doch ihre Blicke durchbohrten einander so haßerfüllt, daß selbst die Hölle davon zugefroren wäre.

"Abel, wir sollten jetzt gehen, sonst fangen die anderen noch ohne uns an!" Georgie ergriff eine seiner Hände und drückte sie eindringlich.

"Denk ja an heute abend, Abel!" flötete Sindy und warf ihm einen letzten schmachtenden Blick zu. Dann verschwand sie hocherhobenen Hauptes im Wald, ohne Georgie auch nur mit einem Kopfnicken bedacht zu haben.

"Willst Du tatsächlich mit ihr einen Ausflug machen?" sie blinzelte ihn schräg von der Seite an, versuchte aber so wenig Interesse wie möglich vorzutäuschen.

"Ja sicher, wieso denn nicht? Ich finde, sie ist ein nettes Mädchen..." er sah sie nicht an, sondern lächelte nur versonnen vor sich hin, während er sprach.

"Findest...", Georgie schluckte schwer, "findest Du sie hübsch?" diese Frage hatte sie viel Überwindung gekostet, aber als Belohnung dafür galt ihr nun wieder seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Mit einem überraschten Ausdruck im Gesicht blieb er stehen und ergriff ihre Schultern: "Habe ich Dir nicht gestern gesagt, daß Du das schönste Mädchen bist, das ich kenne?"

Mißtrauisch nickte sie, denn schließlich war das gewesen, bevor diese Sindy auf der Bildfläche aufgetaucht war. Und außerdem hatte sich sein Kompliment am Tag zuvor doch um einiges ehrlicher angehört; oder bildete sie sich das jetzt nur ein? Das hatte doch eben eher wie ein Trost und nicht wie ein Kompliment geklungen, seine Worte waren nicht schmeichelnd sondern brüderlich gewesen.

Georgies Hände verkrampften sich zu Fäusten. Wie sehr sie diesen Ausdruck brüderlich auf einmal hasste!
 

"Er hat nicht abgestritten, daß ich sein Adoptivschwester bin", murmelte sie verbittert, als sie sie nach dem Frühstück daran machte, den Schafstall auszumisten, "aber daß er sich selber nie als mein Bruder gesehen hat, das brauchte er dieser Sindy wohl nicht zu erzählen!"

Versonnen stützte sie sich auf ihre Heugabel: "Aber was mache ich mir eigentlich für einen Kopf um Abels Verabredung? Er muß immerhin wisse, was er tut, das geht mich nichts an." so entschlossen wie möglich versuchte sie Abel aus ihren Gedanken zu streichen und setzte ihre Arbeit übertrieben fröhlich pfeifend fort.

Irgendwie schaffte sie es aber über den Lauf des Tages hinweg nie so ganz, ihren Vorsatz einzuhalten. Zwar ging sie Abel bestmöglich aus dem Weg, aber trotzdem drängte sich immer wieder diese unbestimmte Angst in ihr Unterbewußtsein, die sie ständig aufs Neue erschauern ließ. Und als sie Abel am Abend das Haus verlassen sah, hätte sie ihn am liebsten begleitet, um dafür Sorge zu tragen, daß Sindy immer schön auf Abstand blieb. Er trug ein weißes Hemd und eine schwarze Hose dazu, und seine sonst so wilden Haare waren ordentlich gekämmt. Man konnte schlichtweg behaupten, daß er umwerfend gut aussah!

Auf seinem Gesicht lag ein zufriedenes Grinsen, als er sich zum Abschied noch einmal umdrehte: "Was meinst Du, Georgie, wie sehe ich aus?"

Seine Selbstsicherheit und die unverkennbare Vorfreude auf die bevorstehende Verabredung schlugen dem Fass endgültig den Boden aus: "Wenn Du mich fragst, wie ein alberner Gockel!" ohne seine Reaktion abzuwarten drehte sich Georgie wieder ihrem Abwasch zu, so als handele es sich dabei um eine höchst komplexe Wissenschaft.

Sie hörte noch, wie Abel etwas unverständliches vor sich hin murmelte, dann glitt die Tür hinter ihm leise ins Schloss.

Arthur und Maria, die am Esstisch gesessen hatte, starrten sich überrascht und verständnislos an und eine unangenehme Stille breitete sich in der Küche aus. Erst als das Klappern von Pferdehufen und das Rattern von Kutschrädern verrieten, daß Abel aufgebrochen war, brach Arthur das Schweigen: "Das war nicht gerade sehr nett!"

Scheppernd ließ Georgie einen Teller ins Abwaschwasser fallen: "Das sollte es auch nicht sein!" sie setzte die trotzigste Miene auf, die man sich bei ihr nur denken konnte.

"Ich fand, daß er gut aussah..." kleinlaut linste Maria zu ihrer Freundin hinüber und merkte zu spät, daß diese kurz davor war, daß ihr der Kragen platzte: "Ich finde es nur einfach schrecklich, daß er sich wegen dieser Pute so zum Affen macht. Da muß man seine Eitelkeit nicht auch noch unterstützen."

"Ich glaube, Du hast ihn damit ganz schön verletzt, Georgie."

"Das glaube ich kaum, Arthur, der schwebte doch auf Wolke sieben und hat sowieso nicht gehört, was ich zu sagen hatte."

"Oh doch", Maria hatte noch immer nicht die Gefahr der Situation erkannt, "er hat wirklich sehr enttäuscht ausgesehen!"

Wütend fuhr Georgie herum: "Na, um so besser, dann hat es ja vielleicht sogar etwas gebracht!" hastig wischte sie sich die nassen Hände an der Schürze ab und verließ mit buchstäblich wehenden Röcken das Haus.
 

"Ich fand, daß er gut aussah..." äffte Georgie erbost die Worte von Maria nach, nachdem sie ihre Zimmertür mit einem lauten Knall zugeworfen hatte: "Es ist doch wirklich furchtbar, was für einen Zirkus er nur wegen dieser Sindy veranstaltet!"

Grimmig ließ sie sich aufs Bett sinken und stützte den Kopf in die Hände. Was war denn plötzlich nur los mit ihr? Warum störte es sie so vehement, daß Abel mit einem anderen Mädchen ausging? Er war doch nach allem immer noch ihr Bruder, oder nicht?

Und noch während sie das dachte, wurde Georgie bewußt, daß Abel für sie weitaus mehr war als nur ein Bruder. Sie hatte seine Liebe immer als selbstverständlich angesehen, aber war es ihr denn möglich, auch ohne sie zu leben? Würde sie in der Lage sein, ohne Abels Zuneigung zurecht zu kommen?

"Abel..." flüsterte sie unter Tränen, "was soll ich denn ohne Dich anfangen?" schnell entledigte sie sich ihres Kleides und schlüpfte, nur noch mit ihrer Unterwäsche bekleidet, unter ihre Bettdecke. Verängstigt zog sie die Beine fest an den Körper und schlief bald darauf ein.

Als sie einige Stunden später wieder erwachte, war sie von völliger Dunkelheit umgeben. Benommen erhob sie sich und stolperte schlaftrunken in die Nacht hinaus. Die Luft war mild und der Himmel sternenklar, doch Georgie hatte im Moment wenig Sinn für die Schönheit der Natur.

Vorsichtig schlich sie über die Veranda und tastete sich bis zur Küchentür vor. Im Haus war es totenstill und die ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge zeigten an, daß Arthur und Maria bereits schliefen. Leise öffnete sie die Tür zum Jungenzimmer. Der Mond schien durch eines der Fenster und Georgie hatte sofort erkannt, daß Abel noch nicht zurück war.

Sie kehrte zurück in die Küche, um eine Kerze anzuzünden. Erschrocken blickte sie auf die kleine Uhr über dem Herd; es war schon nach Mitternacht.

Ihr Herz begann wie wild zu rasen; wieso war Abel um diese Zeit noch nicht zurück? Ob ihm wohlmöglich etwas zugestoßen war?

Schnell eilte sie zum Fenster, doch weit und breit war auch nicht das kleinste Anzeichen von ihm zu erkennen.

Ihm durfte nichts passiert sein! Zitternd ließ sie sich vor der Fensterbank nieder und begann sich die schrecklichsten Dinge auszumalen, die ihm zugestoßen sein konnten. Ungeheure Gewissensbisse nahmen von ihr Besitz und machten alles noch viel schlimmer. Wenn sie doch bloß nicht so grob zu ihm gewesen wäre. Vielleicht würde sie jetzt nie wieder die Chance bekommen...

Wie ein Häufchen Elend kauerte sie dort auf der Bank, während langsam die Zeit dahin ging.

Endlich, um kurz nach eins jedoch, wurde sie aus ihren Leiden erlöst, als eine Pferdekutsche gemächlich den Pfad zu ihrer Farm hinuntergefahren kam. Erleichtert sprang Georgie auf, blies die Kerze aus und lief nach draußen. Die Kutsche kam jetzt schnell näher und hielt direkt auf die Scheune zu. Als sie darin verschwunden war, fasste sie all ihren Mut zusammen und ging mit pochendem Herzen zu dem schwachen Lichtschein hinüber. Abel hatte die Kutschlaternen noch nicht gelöscht und war gerade dabei, das Pferd auszuspannen, als sie eintrat.

"Abel..."

Es war nicht mehr als ein Flüstern gewesen, aber Abel war zusammengezuckt, als wäre eine Dampflok an ihm vorbei gefahren. Entgeistert blickte er sich um, nahm aber sofort freundlichere Züge an, als er sie erkannte: "Georgie, Du bist noch wach?"

"Wo bist Du so lange gewesen?" schüchtern trat Georgie näher heran und Abel konnte im Schein der Laternen die Konturen ihrer weißen Spitzenunterwäsche ausmachen: "Ach, Sindy und ich haben uns so gut unterhalten, daß uns irgendwie die Zeit davon gelaufen ist..." er warf einen verstohlenen Blick auf den Ansatz ihres Dekolletés und eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht, die Georgie wohl auf die Äußerung bezüglich Sindy zurückführte: "Die Zeit ist Euch davon gelaufen? Weißt Du eigentlich, wie spät es ist?"

"Natürlich weiß ich das!" peinlich berührt drehte sich Abel von ihr ab, um sich nicht weiter dem Reiz ihres Anblickes auszusetzen. Wieder verstand Georgie seine Reaktion falsch und dachte, er würde ihre Einwände einfach leichtfertig ignorieren.

"Hast Du überhaupt eine Ahnung, was ich mir für Sorgen gemacht habe?" immerhin wäre sie beinahe vor Angst gestorben, während er sich allem Anschein nach prächtig amüsiert hatte.

"Tut mir leid..."

"Es tut Dir leid", schnitt sie ihm unbeherrscht das Wort ab, "ist das etwa alles, was Du dazu zu sagen hast?"

"Himmel Georgie", Abel griff das Pferd am Halfter und führte es hinüber in seine Box, "ich weiß gar nicht, was das ganze soll, Du wußtest doch, daß ich mit Sindy unterwegs bin." verständnislos schüttelte er den Kopf.

"Bleib gefälligst hier, wenn ich mit Dir rede!" Georgie ging ihm hinterher und wartete ungeduldig, bis er den Holzverschlag hinter sich geschlossen hatte. Noch immer vermied Abel es, sie direkt anzusehen, denn ihre momentan Abendgarderobe brachte sein Blut in Wallung: "Ich habe mich doch entschuldigt, oder nicht? Willst Du, daß ich vor Dir auf den Knien rutsche?" seine Augen schielten zu ihren nackten, schlanken Beinen hinüber und er mußte sich schwer zusammenreißen, um nicht die Kontrolle über seine Stimme zu verlieren. Georgie war so wunderschön, wußte sie denn nicht, was ihr Anblick bei ihm bewirkte?

"Hör auf dumme Witze zu machen", herrschte sie ihn unwirsch an, "Du hast kein bißchen Verantwortungsgefühl gegenüber anderen!" sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und bot so noch ein wenig besser zur Schau, was Mutter Natur ihr geschenkt hatte.

"Entschuldige bitte", Abels Tonfall nahm einen ironischen Zug an, "nachdem Du mich heute nach allen Mitteln der Kunst ignoriert hast, wäre es mir nie in den Sinn gekommen, daß gerade Du Dir Sorgen um mich machst..." er hatte es also bemerkt.

"Außerdem wäre es freundlich, wenn Du Dich etwas weniger freizügig hinstellen würdest..." nun starrte er offenkundig auf ihren Busen und versuchte seine Freude über diesen Anblick auch nicht länger zu verbergen.

Erschrocken verschränkte Georgie die Arme vor der Brust und errötete leicht: "Ich habe Dich keineswegs ignoriert..." ihr Puls begann heftiger zu schlagen als ihr plötzlich bewußt wurde, daß sie nur in Unterwäsche vor Abel stand, "ich fand es nur einfach lächerlich, wie albern Du Dich wegen dieser Pute aufgeführt hast!"

Und nun war es an Abel, die Arme in die Hüften zu stemmen: "Erstens ist Sindy keine dumme Pute, zweitens habe ich mich ihretwegen überhaupt nicht anders verhalten, als sonst und drittens..." er lehnte sich vor und fixierte Georgies Augen wie ein Adler seine Beute, "selbst wenn ich mich ihretwegen anders verhalten hätte, würde Dich das gar nichts angehen, Schwesterchen!"

"Was..." Georgie war wie vom Donner gerührt. Seit er ihr im Haus von Onkel Kevin seine Liebe gestanden hatte, war ihm dieses Wort nicht mehr über die Lippen gekommen. Und jetzt, wo er es auch noch mit soviel Sarkasmus benutzt hatte, schmerzte es mehr als tausend Nadelstiche. Ihre Augen begannen zu brennen und Georgies Stimme zitterte, als sie kaum hörbar flüsterte: "Dann bin ich also doch nichts weiter als nur Deine Schwester..." sie wollte sich umdrehen und davonlaufen, doch blitzartig hatten sich Abels Arme um ihre Handgelenke gelegt.

Energisch zog er sie ganz nah an sich, so daß sie beinahe seinen Herzschlag hören konnte, obwohl sie sicher war, daß der ihrige alles andere übertönen mußte. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte Abel sie an, mit funkelnden, angsteinflößenden Augen. Georgie fürchtete, ihre Beine würden jede Sekunden nachgeben; sie spürte seinen warmen Atem im Gesicht. Und dann legten sich seine Hände plötzlich um ihren Kopf und sie spürte, wie er seine Lippen fest auf ihren Mund preßte.

Sie war von seiner mit einem Mal so groben Art so erschrocken, daß sie ihn heftig zurück stieß und sich keuchend über den Mund wischte: "Bist Du wahnsinnig geworden?" ihr Herz hämmerte schmerzlich in ihrer Brust und sie wußte nicht, ob sie vielleicht nur einen schlechten Traum hatte. Doch Abels Hand, die sich erneut fest um ihren Arm schloß bewies ihr das Gegenteil: "Hör auf, Du tust mir, weh... was ist denn auf einmal in Dich gefahren?"

Ohne Vorwarnung schleuderte Abel sie herum und sie landete sanft in dem großen Haufen Heu neben der Pferdebox: "Was in mich gefahren ist, möchtest Du wissen", theatralisch breitete er die Arme aus, "Du bist in mich gefahren! Denn ganzen Tag schmollst Du eifersüchtig herum wegen meiner Verabredung mit Sindy, hüpfst mir hier in Unterwäsche vor der Nase rum, so daß ich fast den Verstand verliere und dann... bist Du auch noch gekränkt, weil ich Dich Schwesterchen nenne!" völlig außer sich raufte er sich die Haare und Georgie konnte seinem Auftritt nur mit blankem Entsetzen zusehen.

"Wie soll ich denn nicht wahnsinnig werden, wenn Du Dich so verhältst?" Abel ließ schwer atmend die Arme sinken und versuchte, sich unter Kontrolle zu bringen. Die Wildheit aus seinen Augen war verschwand langsam und mit einem Mal meinte Georgie sogar ein leichtes Schimmern in ihnen erkennen zu können.

"Verdammt, es tut mir leid..." er ging auf den nächsten Stützbalken zu und schlug mit aller Wucht seine Faust gegen das Holz, immer und immer wieder, "es tut mir leid... es ist einfach mit mir durchgegangen..." als er ungefähr zehnmal auf den Balken eingeschlagen hatte, lehnte er matt den linken Arm dagegen und verbarg sein Gesicht. Georgie sah, daß sein Körper zitterte und im nächsten Moment hörte sie ein leises Schluchzen: "Es tut mir so leid... ich dachte, ich hätte es unter Kontrolle..."

Georgie stand mit zittrigen Beinen auf. Abels Anblick regte tiefes Mitleid in ihr und ließ sie das eben geschehene vergessen. Sanft legte sie eine Hand auf seinen linken Arm: "Abel, es ist schon in Ordnung..."

"Ach, Georgie..." Abel fuhr herum und zog sie fest an sich, noch immer konnte er sich nicht beruhigen, "ich habe mir eingebildet, daß alles wieder so werden könnte, wie früher, aber das war naiv...!" sein Griff wurde noch ein wenig fester und Georgie schoß das Blut in den Kopf. So nah war sie ihm schon lange nicht mehr gewesen. Die Berührung seiner Hände auf ihrer nackten Haut jagte ihr einen Schauer über den Rücken und ihr Magen fühlte sich an, als würden tausende von Schmetterlingen darin herumfliegen. Einen Moment lang widerstand sie dem Verlangen, seine Geste zu erwidern, doch dann schlang sie die Arme um seinen Rücken und drückte sich eng an ihn: "Das wird es Abel, solange wir nur zusammen halten..."

"Nein..." Abel schob sie sacht von sich und starrte ihr tief in die Augen, "es wird nie mehr so sein wie früher, Georgie. Ich hätte gar nicht mit Dir kommen dürfen. Ich war sicher, ich könnte meine Gefühle für Dich unterdrücken, aber es geht einfach nicht, Georgie. Ich kann es nicht." er ließ sie los und drehte sich von ihr weg: "Jedesmal, wenn ich Dich ansehe, wenn ich Dein Lachen höre... meine Gefühle gehen einfach mit mir durch und ich kann nichts dagegen tun. Solange Du in meiner Nähe bist, werde ich es niemals schaffen..."

Georgies Herz pochte wild gegen ihre Brust. Nervös legte sie die Hände aneinander, so als wollte sie beten und berührte ihre Lippen. Versuchte Abel gerade, ihr zu sagen, daß er noch immer etwas für sie empfand? Konnte es wahr sein, daß all ihre Ängste die ganze Zeit über unbegründet gewesen waren?

"Und Sindy..." flüsterte sie ängstlich, "ich dachte, Du... bist in sie... verliebt..."

Abel konnte den Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht sehen, denn sonst hätte er das Funkeln in ihren Augen, die plötzlich erwachte Leidenschaft in ihren Zügen erkannt: "Sindy... und wenn ich noch tausend Mädchen wie Sindy begegne, an meinen Gefühlen zu Dir wird sich nie etwas ändern..."

"Oh, Abel..." war alles was Georgie herausbrachte, denn das plötzliche Glücksgefühl schnürte ihr die Kehle zu.

"Ich weiß, Georgie, aber ich kann es nun mal nicht ändern", noch immer kehrte Abel ihr den Rücken zu, "wenn ich nur an Dich denke, ist es, als würde mein Herz in Flammen aufgehen. Das kann ich uns beiden einfach nicht länger antun..." entschlossen fuhr er herum, darauf gefaßt eine völlig aufgelöste Georgie zu sehen, "ich denke, es ist das beste, wenn ich die Farm so schnell wie möglich verlasse!" wie überrascht war er, als er Georgies seliges Lächeln sah.

"Und Du glaubst wirklich, daß ich Dich so einfach gehen lassen würde?" schüchtern ergriff sie seine Hände und schloß sie fest in die ihren, was Abel vollkommen aus der Fassung warf.

"Georgie, was..." die Überraschung gefror ihm geradewegs auf dem Gesicht, als sie sich vorbeugte und ihm einen sanften Kuß gab.

"Ich will nicht, daß Du gehst", sie schmiegte seine Hände an ihre Brust und versuchte seinem verwirrtem Blick standzuhalten, "ich würde sterben, wenn Du mich verlassen würdest... ich kann nicht ohne Dich leben, Abel!"

Ein überwältigtes Funkeln stahl sich in Abels Augen, als er seine Hände auf Georgies Schultern legte: "Ist das wirklich Dein Ernst, Georgie?"

"Mir ist noch nie im Leben etwas so ernst gewesen..." Georgie starrte unsicher auf ihre Finger, "ich... liebe Dich..."

Sie spürte, wie sich ein Finger unter ihr Kinn legte und sie sanft und bestimmt zwang aufzublicken.

"Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie lange ich mich nach diesen Worten von Dir gesehnt habe..." langsam näherte sich Abels Gesicht dem ihren und seine Lippen bedeckten ihren Mund mit einem zärtlichen Kuß. Georgie schmiegte sich wie im Traum an seine Brust: "Ich bin so froh, daß ich es Dir endlich gesagt habe...seit Du damals in diesen Brunnen gestiegen bist, um Arthur zu befreien..."

"Ach, Georgie", liebevoll strich Abel über ihre blonden Locken, während er sie noch immer mit dem anderen Arm fest an sich gedrückt hielt, "wieso hast Du nur so lange damit gewartet? Hattest Du Angst, ich könnte Dich nicht mehr lieben?"

"Ich glaube, ich habe es mir einfach nicht eingestehen wollen... vielleicht wirklich aus Angst, daß es zu spät sein konnte!"

"Aber das ist es nicht, Dummerchen", seine Umarmung war so stark, seine Streicheleinheiten so beruhigend, "wenn man sich wirklich liebt, dann ist es niemals zu spät!"

"Und Du wirst mich jetzt auch nicht alleine hier lassen?" natürlich wußte Georgie bereits, wie die Antwort ausfallen würde, doch sie wollte sie aus Abels Mund hören.

"Ich verspreche Dir, meine kleine Georgie..." er schloß ihr Gesicht fest in die Hände, um in ihre schimmernden Augen schauen zu können, "solange ich lebe, werde ich Dich nie wieder alleine lassen!" und im langsam erlöschenden Licht der Kutschlaternen verschmolzen ihre Silhouetten in einem langen und innigen Kuß.
 

So, Leute, das ist das Ende meiner Geschichte. Wenn sie Euch gefallen hat, oder auch eben nicht, dann hinterlasst mir doch bitte einen kleinen Kommentar oder mailt mir an Deed.of.Lodoss@web.de.



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Kommentare zu diesem Kapitel (24)
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Von: abgemeldet
2009-02-15T22:04:13+00:00 15.02.2009 23:04
vielen vielen dank

ich hab mir endlich alle folgen auf dvd angesehen. die ganze zeit hab ich mitgefiebert und gehofft das georgie doch noch mit abel zusammen kommt. du hast mir diesen wunsch erfüllt, dafür möchte ich dir danken.

übrigends is die ff auch wirklich gut geschrieben. man kann sich in alles genau hinein versetzen und sie ließt sich als würde man eine folge anschaun. wirklich großes kompliment von mir. beste ff die ich je gelesen hab.
Von:  Kisu09
2007-09-18T14:38:34+00:00 18.09.2007 16:38
tolle geschichte mach weiter so
liebe grüsse Kisu09
Von:  myuki-chan
2007-07-13T18:23:26+00:00 13.07.2007 20:23
Wow.. ein super kapitel alos FF^^
ich liebe Georgi.. und das sie mit able zusammen ist find ich aklsse *g*g
diese eine.. cindy..die mag ich net. Aber voll süßwe Able reagiert hat! Echt aklsse beschrieben udn so!
Der Inhalt war auch gutes material.

ohman..ich hät ne gedacht das ich mal wiedre was über gerogi lesne werde..ich hab die serie das letzte mal vor.. 8 jahre? geshen O.o jednefalls schon eine lange zeit! Deine FF hat mich wiedre auf geschmack gebracht. Du aknnst tolll schriebe das faszieniert einne Üblst!

*fav*
hdggdl myuki-chan
Von: abgemeldet
2005-07-15T12:57:36+00:00 15.07.2005 14:57
Diese Fanfic wurde mir von Sarah_Li empholen und.. mein Gott, du hast mich gefesselt. Ich hatte zwischendrin richtig bauchweh und mir war schlecht vor trauer und schmerz, ich hab gemeint, ich wär georgie.. mir ist imemrnoch seltsam zu mute. Ich würde mir wünschen, auch von dir mehr lesen zu können.
Von: abgemeldet
2005-06-08T19:20:41+00:00 08.06.2005 21:20
ich fand die geschichte voll toll^^
der ausdruck gefällt mir richig gut, dadurch hat das lesen richtig viel spaß gemacht und diese ganzen gefühle und gedanken...man konnte sich richtig gut in die charaktere hineinversetzen, respekt^^
und dann noch mein lieblingspairing abel und georgie, richtig toll^^ würde mich freuen, wenn du bald wieder ne story zu diesem tollen anime schreiben würdest ;)
dat Kazz^.~
Von: abgemeldet
2005-05-16T22:44:18+00:00 17.05.2005 00:44
Eine wirklich wunderschöne Geschichte, sie hat mir sehr gut gefallen. Sehr schön geschrieben und richtig supi!!!!^^ Einfach niedlich die beiden!
Von: abgemeldet
2005-05-08T13:45:01+00:00 08.05.2005 15:45
schreib bitte noch eine ff von georgie und abel!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2005-05-03T16:31:22+00:00 03.05.2005 18:31
diese geschichte von georgie und abel war die beste dich ich je gelesen haben!!!! bitte schreib noch eine!!!!!!
Von: abgemeldet
2005-04-21T15:59:05+00:00 21.04.2005 17:59
Die Geschichte hat mir echt gut gefallen,schreibste noch ne Vorsetzung???

Kannste dir ja auch mal meine durchlesen,würde mich freuen
Von:  Kaylean
2005-01-30T00:22:42+00:00 30.01.2005 01:22
Genial^^
Ich mag diese FF
*liebt Georgie*
herrrrrrlich~

Das Ende ist genial^^

gruß, Kalen


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